Download - BUND Rhein-Neckar-Odenwald
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30<br />
Bei der Erhaltung oder Neuentstehung von temporären<br />
Stillgewässern (insbesondere Pioniergewässer)<br />
kann dagegen stärker auf die natürlichen<br />
Prozesse gesetzt werden. So können beispielsweise<br />
Wildschweinsuhlen neue temporäre Tümpel schaffen<br />
(auf wasserundurchlässigen Böden auch permanente),<br />
wogegen sich in Wurzeltellerlöchern<br />
(Sturmwurf) i.d.R. ephemere Gewässer bilden (Bild<br />
34). Diese natürlichen Vorgänge lassen sich auch<br />
nachahmen. Dies kann beispielsweise durch Fahrspuren<br />
geschehen, die im Rahmen der Holzernte<br />
nahezu unvermeidbar sind. Für nicht so anspruchsvolle<br />
Arten wie die Gelbbauchunke (Bild 30) sind<br />
diese neuen Kleingewässer hervorragend geeignet.<br />
Viele andere Arten temporärer Gewässer haben<br />
aber sehr lebensraumspezifische Ansprüche und<br />
können sich nur schwer von Gewässer zu Gewässer<br />
ausbreiten. Daher sollte das Hauptaugenmerk auf<br />
der Erhaltung vorhandener temporärer Tümpel liegen.<br />
Zum Schutze temporärer Gewässer kann eine<br />
Kartierung sehr hilfreich sein, da diese oft gar nicht<br />
erkannt werden. Anhand leicht bestimmbarer Arten<br />
kann es auch dem ungeübten Waldbesitzer oder<br />
Naturfreund ermöglicht werden, naturschutzfachlich<br />
wertvolle temporäre Gewässer von für den<br />
Artenschutz unwichtigen "Pfützen" zu unterscheiden.<br />
Zu diesen "Zeiger-Arten" zählen bei den Fließgewässern<br />
vor allem die Eintagsfliegen Metreletus<br />
balcanicus (RL 1) der Familie Ameletidae und<br />
Bild 35: Zweigestreifte Quelljungfer (Cordulegaster<br />
boltonii).<br />
Bild 36: Plattbauch-Libelle (Libellula depressa).<br />
Siphlonurus armatus (RL 2) aber auch Libellen wie<br />
die Zweigestreifte Quelljungfer (Cordulegaster boltonii,<br />
Bild 35). Bei den Stillgewässern sind neben<br />
verschiedenen Wasserkäfern vor allem die Plattbauch-Libelle<br />
(Bild 36) und die Blaugrüne Mosaikjungfer<br />
charakteristische, einen naturschutzfachlichen<br />
Wert anzeigende Arten. Häufig findet man<br />
diese Arten jedoch nicht gleich auf Anhieb, so dass<br />
für eine Einschätzung des naturschutzfachlichen<br />
Wertes eines temporären Gewässers meist mehrere<br />
Begehungen notwendig sind.<br />
Handlungsvorschläge:<br />
l Grundsätzlich besondere Rücksichtnahme bei der<br />
Waldbewirtschaftung (vgl. Kasten 4). Hilfreich ist<br />
hier die Waldbiotopkartierung 22 . Entsprechende<br />
Hinweise sollten den Waldarbeitern und Forstunternehmern<br />
im Arbeitsauftrag mitgeteilt werden.<br />
l Rückegassen, die Fahrspurtümpel aufweisen, sollen<br />
vom 1. April bis 30. September möglichst<br />
nicht befahren werden.<br />
l Wiederherstellung und Zulassen von natürlicher<br />
Dynamik (z.B. verursacht durch den Biber). Bei<br />
natürlich entstandenen Kleingewässern sollte die<br />
natürliche Sukzession nicht unterbunden werden.<br />
l Erdwege (z.B. Rückegassen) sollten möglichst<br />
nicht befestigt werden.