27.06.2013 Aufrufe

Die Presse Schaufenster

Die Presse Schaufenster 13-06-28

Die Presse Schaufenster 13-06-28

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Sie pendelt zwischen New York und Wien, nennt den<br />

Modedesigner Helmut Lang und das österreichische<br />

Mannequin Cordula Reyer als Weggefährten<br />

und ist in Kunst und Mode zu Hause. Dass Elfie<br />

Semotan, eine der bedeutendsten heimischen<br />

Modefotografinnen der letzten Jahrzehnte, im<br />

Schatten ihrer Karriere als Profifotografin auch ein<br />

beachtliches künstlerisches Werk geschaffen hat, zeigt jetzt die<br />

Kunsthalle Krems in einer großangelegten One-Woman-Show.<br />

In zwei Wochen startet die Ihnen gewidmete große Ausstellung<br />

in der Kunsthalle Krems. Es ist – jedenfalls für österreichische<br />

Verhältnisse – ungewöhnlich, dass eine Fotografin, die vor allem<br />

durch Mode berühmt wurde, eine Einzelausstellung in einem<br />

Museum bekommt.<br />

Ich war stets mit Kunst und Künstlerinnen konfrontiert und habe<br />

mich sehr an der Kunst orientiert. Ich dachte, dass es möglich sein<br />

müsste, in der kommerziellen Welt Dinge zu platzieren, bei denen<br />

es nicht nur um den Verkauf geht, sondern auch andere Ziele.<br />

Ich habe neben meiner professionellen Arbeit Landschaften und<br />

Situationen, die mich beeindruckt haben oder mir wichtig waren,<br />

festgehalten. <strong>Die</strong> Frage „Was ist Kunst und wann ist es Kunst?“ hat<br />

sich natürlich immer wieder gestellt. Oft kristallisiert sich erst im<br />

Lauf der Zeit heraus, was Kunst ist und was nicht. Ich habe mich<br />

immer geweigert, mich als Künstlerin zu bezeichnen oder als kommerzielle<br />

Fotografin einordnen zu lassen.<br />

Bald nachdem Sie bekannt wurden, haben sich der Mode-, Lifestyle-<br />

und Kunstbetrieb aufeinander zubewegt. Wie sehr hat Sie<br />

das in Ihrer Arbeit beeinflusst?<br />

Als ich zu fotografieren begonnen habe, war das noch nicht so, oder<br />

besser gesagt: Das gab es schon sehr viel früher. Das wurde im<br />

Mumok mit der Ausstellung „Reflecting Fashion“ sehr ausführlich<br />

dokumentiert. Zu einem Trend ist es erst später geworden. Labels<br />

wie Prada und Rei Kawakubo begannen, anspruchsvolle Advertising-Fotos<br />

zu benützen. Gar nicht zu reden von Helmut Lang: Er hat<br />

Sujets gebracht, die eher seine Gesinnung gezeigt haben, als dass sie<br />

Werbung für die Kleidung gewesen wären.<br />

Ich habe mich in diesem Raum bewegt, die Positionen hinterfragt<br />

und in meinen Modeserien die Rolle der Frau offengelegt oder die<br />

bestehenden Muster zitiert und so bewusst gemacht. Ich habe<br />

Frauen, die Pelze tragen, Masken aufgesetzt, das hatte eine kurze<br />

Krise zur Folge. Heute allerdings sind alle glücklich mit dieser Serie.<br />

Bei einer anderen Kampagne habe ich ein sehr großes Modell verwendet<br />

und sie zusammen mit Studentinnen fotografiert, die sie um<br />

Kopfeslänge überragt hat, um so ihre von vornherein spezielle und<br />

außergewöhnliche Position klarzustellen und zu übertreiben.<br />

Richtig bekannt wurden Sie hierzulande mit Werbefotografien<br />

für zwei österreichische Firmen: <strong>Die</strong> Palmers-Kampagne „Trau<br />

dich doch“ sorgte in den späten 1970er-Jahren für einen Skandal.<br />

Und Mitte der 1980er halfen Ihre Fotografien mit, Römerquelle<br />

16 <strong>Schaufenster</strong><br />

auf dem Markt zu platzieren. Wie weit konnten Sie dabei Ihre<br />

eigenen Ideen realisieren?<br />

<strong>Die</strong> Palmers-Kampagne fand zu einer Zeit statt, zu der ich noch nicht<br />

so viel Bewegungsfreiheit hatte. <strong>Die</strong> Plakate sind ein Zitat der Pinup-Zeichnung<br />

und Fotografie der 1950er-Jahre, wobei die Frauen in<br />

einer sehr selbstbewussten Pose gezeigt wurden. Für den Text hatte<br />

ich schon Reinhard Prießnitz gewonnen, ich war sicher, er würde<br />

die richtigen Worte finden, um der Kampagne eine zweite poetische<br />

Ebene zu geben. Dazu kam es leider nicht. Ich hätte mir damals<br />

andere Worte gewünscht.<br />

<strong>Die</strong> Römerquelle-Werbung zeigte als roten Faden eine Dreierkonstellation.<br />

Es war wichtig, neben den Models auch Menschen zu fotografieren,<br />

die dem Werbeideal sicher nicht entsprochen haben und<br />

auch keine Profis waren, aber eine eigene Attraktivität und Schönheit<br />

besaßen: Edek Bartz etwa, Beat Furrer oder Franz Kogelmann.<br />

Würde so ein Ansatz heute noch funktionieren?<br />

Heute werden für viele Kampagnen Stars gebucht. Ich habe diese<br />

Personen damals fotografiert, weil sie auf eine sehr persönliche<br />

Weise gut aussahen, eine starke Ausstrahlung hatten und glaubwürdig<br />

wirkten. <strong>Die</strong>ser Ansatz war ungewöhnlich und hatte großen<br />

Erfolg. Damals haben die Agenturen ihre Kampagnen – zumindest<br />

für Palmers und Römerquelle – langfristiger angelegt. <strong>Die</strong> Entscheidungen<br />

wurden von einzelnen Personen getragen und nicht, wie<br />

heute, von großen Teams. Das macht einen großen Unterschied.<br />

Wie sind Sie zur Mode gekommen?<br />

Ich komme ursprünglich vom Modedesign. 1960 war Mode in Österreich<br />

nicht vorhanden, es gab keine Modefotografen, auch keine<br />

Modezeitschriften. So bin ich mit zwanzig Jahren und 700 Schilling<br />

in der Tasche nach Paris gegangen. Ich musste schnell etwas finden,<br />

womit ich Geld verdienen konnte – das war das Modeln. Ich habe<br />

alle Haute-Couture-Salons angerufen und gefragt, ob sie jemanden<br />

brauchen könnten, Lanvin hat Ja gesagt, am nächsten Tag begann<br />

ich, dort zu arbeiten. Ich habe dann neun Jahre in Paris gelebt. Ende<br />

der 1960er-Jahre bin ich aufgrund privater Umstände wieder nach<br />

Österreich zurückgekehrt.<br />

Wann haben Sie zu fotografieren begonnen?<br />

Ich war einige Zeit mit dem Fotografen John Cook zusammen, während<br />

dieser Zeit habe ich zu fotografieren begonnen. Anfangs habe<br />

ich alle Jobs, die er fotografiert hat, in meinem Badezimmer entwickelt,<br />

voller Panik, etwas zu verpatzen oder die Filme zu ruinieren.<br />

Jedenfalls habe ich auf diese Weise sehr schnell fotografieren<br />

gelernt, vor allem, mit Licht umzugehen. Es war wichtig, sehr genau<br />

zu wissen, welches Licht notwendig ist, sonst musste ich das mit<br />

Nacharbeit in der Dunkelkammer teuer bezahlen.<br />

Welche Möglichkeiten zu arbeiten hatten Sie nach Ihrer Rückkehr<br />

nach Wien? Konnten Sie Modestrecken fotografieren?<br />

Ich bin immer wieder nach Paris gereist, um für französische, deutsche<br />

und Schweizer Zeitschriften zu fotografieren. Hier gab es später<br />

einige Magazine und Firmen, die Kataloge produzierten.<br />

Wie verhalten sich für Sie Modefotografie und Werbefotografie?

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!