Die Presse Schaufenster
Die Presse Schaufenster 13-06-28
Die Presse Schaufenster 13-06-28
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Sie pendelt zwischen New York und Wien, nennt den<br />
Modedesigner Helmut Lang und das österreichische<br />
Mannequin Cordula Reyer als Weggefährten<br />
und ist in Kunst und Mode zu Hause. Dass Elfie<br />
Semotan, eine der bedeutendsten heimischen<br />
Modefotografinnen der letzten Jahrzehnte, im<br />
Schatten ihrer Karriere als Profifotografin auch ein<br />
beachtliches künstlerisches Werk geschaffen hat, zeigt jetzt die<br />
Kunsthalle Krems in einer großangelegten One-Woman-Show.<br />
In zwei Wochen startet die Ihnen gewidmete große Ausstellung<br />
in der Kunsthalle Krems. Es ist – jedenfalls für österreichische<br />
Verhältnisse – ungewöhnlich, dass eine Fotografin, die vor allem<br />
durch Mode berühmt wurde, eine Einzelausstellung in einem<br />
Museum bekommt.<br />
Ich war stets mit Kunst und Künstlerinnen konfrontiert und habe<br />
mich sehr an der Kunst orientiert. Ich dachte, dass es möglich sein<br />
müsste, in der kommerziellen Welt Dinge zu platzieren, bei denen<br />
es nicht nur um den Verkauf geht, sondern auch andere Ziele.<br />
Ich habe neben meiner professionellen Arbeit Landschaften und<br />
Situationen, die mich beeindruckt haben oder mir wichtig waren,<br />
festgehalten. <strong>Die</strong> Frage „Was ist Kunst und wann ist es Kunst?“ hat<br />
sich natürlich immer wieder gestellt. Oft kristallisiert sich erst im<br />
Lauf der Zeit heraus, was Kunst ist und was nicht. Ich habe mich<br />
immer geweigert, mich als Künstlerin zu bezeichnen oder als kommerzielle<br />
Fotografin einordnen zu lassen.<br />
Bald nachdem Sie bekannt wurden, haben sich der Mode-, Lifestyle-<br />
und Kunstbetrieb aufeinander zubewegt. Wie sehr hat Sie<br />
das in Ihrer Arbeit beeinflusst?<br />
Als ich zu fotografieren begonnen habe, war das noch nicht so, oder<br />
besser gesagt: Das gab es schon sehr viel früher. Das wurde im<br />
Mumok mit der Ausstellung „Reflecting Fashion“ sehr ausführlich<br />
dokumentiert. Zu einem Trend ist es erst später geworden. Labels<br />
wie Prada und Rei Kawakubo begannen, anspruchsvolle Advertising-Fotos<br />
zu benützen. Gar nicht zu reden von Helmut Lang: Er hat<br />
Sujets gebracht, die eher seine Gesinnung gezeigt haben, als dass sie<br />
Werbung für die Kleidung gewesen wären.<br />
Ich habe mich in diesem Raum bewegt, die Positionen hinterfragt<br />
und in meinen Modeserien die Rolle der Frau offengelegt oder die<br />
bestehenden Muster zitiert und so bewusst gemacht. Ich habe<br />
Frauen, die Pelze tragen, Masken aufgesetzt, das hatte eine kurze<br />
Krise zur Folge. Heute allerdings sind alle glücklich mit dieser Serie.<br />
Bei einer anderen Kampagne habe ich ein sehr großes Modell verwendet<br />
und sie zusammen mit Studentinnen fotografiert, die sie um<br />
Kopfeslänge überragt hat, um so ihre von vornherein spezielle und<br />
außergewöhnliche Position klarzustellen und zu übertreiben.<br />
Richtig bekannt wurden Sie hierzulande mit Werbefotografien<br />
für zwei österreichische Firmen: <strong>Die</strong> Palmers-Kampagne „Trau<br />
dich doch“ sorgte in den späten 1970er-Jahren für einen Skandal.<br />
Und Mitte der 1980er halfen Ihre Fotografien mit, Römerquelle<br />
16 <strong>Schaufenster</strong><br />
auf dem Markt zu platzieren. Wie weit konnten Sie dabei Ihre<br />
eigenen Ideen realisieren?<br />
<strong>Die</strong> Palmers-Kampagne fand zu einer Zeit statt, zu der ich noch nicht<br />
so viel Bewegungsfreiheit hatte. <strong>Die</strong> Plakate sind ein Zitat der Pinup-Zeichnung<br />
und Fotografie der 1950er-Jahre, wobei die Frauen in<br />
einer sehr selbstbewussten Pose gezeigt wurden. Für den Text hatte<br />
ich schon Reinhard Prießnitz gewonnen, ich war sicher, er würde<br />
die richtigen Worte finden, um der Kampagne eine zweite poetische<br />
Ebene zu geben. Dazu kam es leider nicht. Ich hätte mir damals<br />
andere Worte gewünscht.<br />
<strong>Die</strong> Römerquelle-Werbung zeigte als roten Faden eine Dreierkonstellation.<br />
Es war wichtig, neben den Models auch Menschen zu fotografieren,<br />
die dem Werbeideal sicher nicht entsprochen haben und<br />
auch keine Profis waren, aber eine eigene Attraktivität und Schönheit<br />
besaßen: Edek Bartz etwa, Beat Furrer oder Franz Kogelmann.<br />
Würde so ein Ansatz heute noch funktionieren?<br />
Heute werden für viele Kampagnen Stars gebucht. Ich habe diese<br />
Personen damals fotografiert, weil sie auf eine sehr persönliche<br />
Weise gut aussahen, eine starke Ausstrahlung hatten und glaubwürdig<br />
wirkten. <strong>Die</strong>ser Ansatz war ungewöhnlich und hatte großen<br />
Erfolg. Damals haben die Agenturen ihre Kampagnen – zumindest<br />
für Palmers und Römerquelle – langfristiger angelegt. <strong>Die</strong> Entscheidungen<br />
wurden von einzelnen Personen getragen und nicht, wie<br />
heute, von großen Teams. Das macht einen großen Unterschied.<br />
Wie sind Sie zur Mode gekommen?<br />
Ich komme ursprünglich vom Modedesign. 1960 war Mode in Österreich<br />
nicht vorhanden, es gab keine Modefotografen, auch keine<br />
Modezeitschriften. So bin ich mit zwanzig Jahren und 700 Schilling<br />
in der Tasche nach Paris gegangen. Ich musste schnell etwas finden,<br />
womit ich Geld verdienen konnte – das war das Modeln. Ich habe<br />
alle Haute-Couture-Salons angerufen und gefragt, ob sie jemanden<br />
brauchen könnten, Lanvin hat Ja gesagt, am nächsten Tag begann<br />
ich, dort zu arbeiten. Ich habe dann neun Jahre in Paris gelebt. Ende<br />
der 1960er-Jahre bin ich aufgrund privater Umstände wieder nach<br />
Österreich zurückgekehrt.<br />
Wann haben Sie zu fotografieren begonnen?<br />
Ich war einige Zeit mit dem Fotografen John Cook zusammen, während<br />
dieser Zeit habe ich zu fotografieren begonnen. Anfangs habe<br />
ich alle Jobs, die er fotografiert hat, in meinem Badezimmer entwickelt,<br />
voller Panik, etwas zu verpatzen oder die Filme zu ruinieren.<br />
Jedenfalls habe ich auf diese Weise sehr schnell fotografieren<br />
gelernt, vor allem, mit Licht umzugehen. Es war wichtig, sehr genau<br />
zu wissen, welches Licht notwendig ist, sonst musste ich das mit<br />
Nacharbeit in der Dunkelkammer teuer bezahlen.<br />
Welche Möglichkeiten zu arbeiten hatten Sie nach Ihrer Rückkehr<br />
nach Wien? Konnten Sie Modestrecken fotografieren?<br />
Ich bin immer wieder nach Paris gereist, um für französische, deutsche<br />
und Schweizer Zeitschriften zu fotografieren. Hier gab es später<br />
einige Magazine und Firmen, die Kataloge produzierten.<br />
Wie verhalten sich für Sie Modefotografie und Werbefotografie?