Eine Willkommenskultur schaffen - Archiv - Personalwirtschaft
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<strong>Personalwirtschaft</strong><br />
Magazin für Human Resources<br />
www.personalwirtschaft.de G 21212 ISSN 97803868<br />
extra<br />
05 2013<br />
Round Table | Trends | Impat Management | Interkulturelles Training | Blue Card<br />
Auslandsentsendung<br />
<strong>Eine</strong><br />
<strong>Willkommenskultur</strong><br />
<strong>schaffen</strong>
Alle stöhnen über den<br />
Fach- und Führungskräftemangel,<br />
und<br />
nur wenige Unternehmen<br />
sind sich über<br />
das schlummernde<br />
Potenzial gut qualifizierter<br />
Migranten in Deutschland bewusst.<br />
Ein Großteil der Migranten arbeitet entweder<br />
in Berufen, die unterhalb ihrer Qualifikation<br />
liegen oder sind auf Transferleistungen<br />
angewiesen. Nur weil ihr<br />
Berufsabschluss aus dem Herkunftsland<br />
in Deutschland nicht anerkannt wird. Diesem<br />
Missstand soll das vor einem Jahr in<br />
Kraft getretene „Anerkennungsgesetz“<br />
entgegenwirken. Auf dieses „Zeichen der<br />
Anerkennung und der Wertschätzung der<br />
persönlichen Lebensleistung“ (O-Ton der<br />
Bildungsministerin Johanna Wanka)<br />
haben die Migranten lange gewartet.<br />
Und wieder mahlen die Mühlen der deutschen<br />
Bürokratie langsam: Erst fünf Bundesländer<br />
haben es bisher geschafft, die<br />
Anerkennungsverfahren auch landesrechtlich<br />
zu regeln. Von einer „glaubwürdigen<br />
<strong>Willkommenskultur</strong>“, wie sie der<br />
Geschäftsführer der Bundesvereinigung<br />
der Deutschen Arbeitgeberverbände Peter<br />
Clever fordert, sind wir noch weit entfernt.<br />
Da nutzt auch das „Willkommens-<br />
Editorial AUSLANDSENTSENDUNG<br />
<strong>Eine</strong> <strong>Willkommenskultur</strong> <strong>schaffen</strong><br />
Im pres sum<br />
Herausgeber: Jürgen Scholl<br />
Re dak ti on: Erwin Stickling, Chefredakteur; Elke Schwuchow,<br />
Redakteurin, Christiane Siemann, freie Mitarbeiterin<br />
Re dak ti ons an schrift: Wol ters Klu wer Deutsch land GmbH,<br />
Luxemburger Straße 449, 50939 Köln,<br />
Te le fon: 0221/94373-7653, Fax: 0221/94373-7757,<br />
E-Mail: per so nal wirt schaft@wol ters klu wer.de,<br />
www.per so nal wirt schaft.de<br />
Fach bei trä ge aus bereits erschienenen Ausgaben sind<br />
ver füg bar un ter: www.per so nal wirt schaft.de<br />
Ge schäfts füh rer: Dr. Ul rich Her mann (Vorsitz),<br />
Michael Gloss, Christian Lindemann, Frank Schellmann<br />
Anzeigen:<br />
Karin Kamphausen (Verkaufsleitung),<br />
Telefon: 0221/94373-7629,<br />
E-Mail: kkamphausen@wolterskluwer.de<br />
portal für internationale Führungskräfte“<br />
(www.make-it-in-germany.de), welches<br />
vom Arbeitsministerium ins Leben gerufen<br />
worden ist, nur wenig. Aber immerhin,<br />
es sind kleine Schritte auf dem Weg,<br />
Deutschland zu einem Einwanderungsland<br />
zu machen.<br />
Auch die Experten unseres diesjährigen<br />
Round Tables stellten sich dieses mal dem<br />
Thema „Auslandsentsendung Reverse“,<br />
also dem Impatriate Management. Lebhaft<br />
wurde darüber diskutiert, ob eine<br />
eigene Impat Policy sinnvoll ist, welche<br />
sozialrechtlichen und vergütungstechnischen<br />
Fallstricke lauern, und was den<br />
Impat denn eigentlich vom Expat unterscheidet<br />
(Seite 8). Aber über einen Punkt<br />
sind sich alle einig: Wohl fühlen werden<br />
sich Impats oder Expats nur, wenn man<br />
sie herzlich willkommen heißt.<br />
Viel Spaß bei der Lektüre unseres aktuellen<br />
Sonderheftes und beim Schaffen<br />
einer <strong>Willkommenskultur</strong> in ihrem Unternehmen.<br />
Ihre<br />
Elke Schwuchow<br />
Jörg Walter (Anzeigenverkauf), wanema media,<br />
Telefon: 0931/304699-66, E-Mail: pw@wanema.de<br />
Karin Odening (Anzeigendisposition),<br />
Telefon: 0221/94373-7836,<br />
E-Mail: kodening@wolterskluwer.de<br />
Her stel lung: Frauke Helene Hille<br />
Ge stal tung: Art + Work Köln, Lars Au ha ge, Mar tin Schwarz<br />
Fotos (S. 6–10): Hartmut Bühler<br />
ISSN 97803868<br />
Dru cke rei und Lie fer an schrift für Bei la gen:<br />
Merkur Druck GmbH & Co. KG<br />
Am Gelskamp 20, D-32758 Detmold<br />
Co py right: Luch ter hand, ei ne Mar ke von<br />
Wol ters Klu wer Deutsch land GmbH.<br />
© 2013 Wol ters Klu wer Deutsch land GmbH, Köln.
AUSLANDSENTSENDUNG Inhalt<br />
4<br />
<strong>Personalwirtschaft</strong> Sonderheft: Auslandsentsendung<br />
8 Round Table<br />
Alles eine Frage der Sichtweise<br />
Immer mehr Unternehmen rekrutieren<br />
Fachkräfte im Ausland oder holen<br />
Konzernmitarbeiter vorübergehend nach<br />
Deutschland. Brauchen Unternehmen<br />
unterschiedliche Policies für Entsendung<br />
und Aufnahme von Mitarbeitern? Diese<br />
und andere Fragen diskutierten unsere<br />
Experten beim diesjährigen Round Table.<br />
14 Impat Management<br />
14<br />
Fallstricke souverän umgehen<br />
Dank der neuen EU Blue Card hat sich<br />
das Verfahren, qualifiziertes Fachpersonal<br />
aus dem Ausland zu rekrutieren, vereinfacht.<br />
Jetzt sind die Unternehmen dran,<br />
ein professionelles Impatriate Management<br />
aufzubauen.<br />
Sonderheft 05 | 2013 www.personalwirtschaft.de<br />
18 Impat Management<br />
Arbeitsrecht und Blue Card –<br />
eine Problembeziehung?<br />
Nach ersten Zahlen bietet die Blue Card<br />
eine stabile Brücke in den deutschen<br />
Arbeitsmarkt. Wie sieht dabei die Rolle<br />
des Arbeitsrechts aus? Unser Beitrag zeigt,<br />
was Unternehmen bei der Einstellung von<br />
Blue Card-Inhabern beachten müssen.<br />
20 Umfrage<br />
Global Mobility macht<br />
wettbewerbsfähig<br />
Für den jährlichen „Global Mobility Effectiveness<br />
Survey“ befragte Ernst & Young<br />
mehr als 520 Unternehmen zu ihrer Entsendepraxis.<br />
Ein Fokus der Befragung war die<br />
Rolle von Global Mobility für den Talent<br />
Management-Prozess.<br />
26 Sozialversicherung<br />
Nach Brasilien ohne Nachteile<br />
Anfang Mai tritt das Sozialversicherungsabkommen<br />
zwischen Brasilien und Deutschland<br />
in Kraft. Damit erhalten betroffene<br />
Arbeitnehmer zukünftig einen umfangreichen<br />
sozialrechtlichen Schutz.<br />
28 Arabische Länder<br />
18<br />
Wenn der Ramadan das Leben<br />
verlangsamt<br />
Bei der Entsendung in ein arabisches Land<br />
bergen kulturelle Unterschiede großes<br />
Konfliktpotenzial. Religion nimmt einen<br />
hohen Stellenwert ein und bestimmt das<br />
private, aber auch das berufliche Leben.<br />
30 Mitarbeiterauswahl<br />
Kulturelle Prägung<br />
berücksichtigen<br />
Für deutsche Unternehmen, die in Osteuropa<br />
oder Russland Mitarbeiter rekrutieren<br />
wollen, haben sich Assessments und<br />
Management Audits bewährt. Diese müssen<br />
allerdings den kulturellen Bedingungen<br />
vor Ort angepasst werden.<br />
34 Interkulturelles Training<br />
Offenheit für andere Kulturen<br />
kann man lernen<br />
Die Übernahme von Schlüsselfunktionen<br />
im Ausland und die Konfrontation mit<br />
fremdkulturellen Denkmustern verlangt<br />
den Expatriates eine hohe Eignung ab.<br />
Diese erlangen sie nicht zuletzt durch eine<br />
systematische Vorbereitung.<br />
38 Interkulturelles Training<br />
Nicht ohne meine Familie<br />
Die familiäre Situation ist bei einer<br />
geplanten Auslandsentsendung genau<br />
zu analysieren. Es ist unerlässlich,<br />
Partner und Kinder in ein vorbereitendes<br />
und begleitendes interkulturelles Training<br />
einzubeziehen.<br />
Rubriken<br />
3 Editorial/Impressum<br />
6 News<br />
40 Marktcheck/Dienstleister<br />
Auslandsentsendung<br />
30
AUSLANDSENTSENDUNG News<br />
Kooperation im Netz<br />
Unterstützung für<br />
Expatriates<br />
Mitarbeiter, die von ihren Unternehmen ins<br />
Ausland geschickt werden, müssen vor Ort<br />
oft feststellen, dass der Alltag im fremden<br />
Land viele Fragen aufwirft. Und wenn es nur<br />
die Frage nach dem nächsten Bio-Markt oder<br />
das Verhalten nach einem Auto-Unfall ist.<br />
Das Expat-Portal „Going Global“ und das<br />
interkulturelle Business-Portal „Crossculture<br />
Academy“ haben sich nun zusammengetan,<br />
um Expatriates und deren Familienangehörigen<br />
Unterstützung in fernen Landen zu<br />
geben. „Going Global“ gibt mit Artikeln,<br />
Checklisten und Erfahrungsberichten Orientierung,<br />
informiert über Aktuelles aus<br />
Deutschland, nennt wichtige Anlaufstellen<br />
in den verschiedenen Entsendungsorten und<br />
bietet ein Forum für den Austausch mit<br />
anderen Expatriates. <strong>Eine</strong> Expertenhotline,<br />
bei der Juristen, Mediziner, Psychologen und<br />
andere Experten schnelle und kompetente<br />
Hilfe geben, egal, ob es um Wohnung, Einkauf,<br />
Kindergarten, Schule, Krankenversicherung,<br />
Handwerker oder andere Bereiche<br />
geht, steht zur Verfügung.<br />
Das Online-Portal „Crossculture Academy“<br />
bietet vor allem interkulturelle Unterstützung<br />
für das Berufsleben. Hier gibt es<br />
Tipps und Informationen in Form von Lehrfilmen,<br />
Artikeln und Links für die verschiedensten<br />
Länder und Kulturen. Auch hier<br />
steht eine Hotline für persönliche Fragen<br />
zur Verfügung. Durch die Kooperation<br />
haben Nutzer den Vorteil, die Inhalte beider<br />
Portale zu nutzen, wenn sie Mitglied bei<br />
einem Forum sind. Erfahrene und Trainer<br />
bieten im Bedarfsfall auch vorbereitende<br />
Seminare und Entsendungstrainings sowie<br />
persönliche Coachings an.<br />
6<br />
www.crossculture-academy.com<br />
www.goingglobal.de<br />
Sonderheft 05 | 2013 www.personalwirtschaft.de<br />
Initiative des BIBB<br />
Berufliche Anerkennung in Deutschland fördern<br />
Seit dem 1. April 2012 Jahr haben<br />
Migranten einen Anspruch darauf, ihren<br />
ausländischen Ausbildungs- oder Studienabschluss<br />
bewerten und anerkennen zu<br />
lassen. Ziel ist, dass sie wieder in ihrem<br />
erlernten Beruf arbeiten können. Doch<br />
bei so wichtigen Berufen wie Ingenieur,<br />
Lehrer oder Pfleger ist das oft noch nicht<br />
möglich – denn die Bundesländer hinken<br />
hinterher: Elf von 16 Bundesländern<br />
haben es noch nicht geschafft, das Bundesgesetz<br />
auf die landesrechtlich geregelten<br />
Berufe zu übertragen. Zu diesen Berufen<br />
gehören Lehrer, Erzieher, Hebammen,<br />
Fachärzte oder Apotheker. Nur in Hamburg,<br />
Niedersachen, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern<br />
und im Saarland sind<br />
die entsprechenden Gesetze schon in<br />
Kraft. Peter Clever von der Bundesvereinigung<br />
der Deutschen Arbeitgeberverbände<br />
kommentierte: „Wir brauchen in<br />
Deutschland eine glaubwürdige <strong>Willkommenskultur</strong>.“<br />
Etwa 30 000 der 300 000 Berechtigten<br />
zur Anerkennung haben seit Inkrafttreten<br />
das Gesetzes im April 2012 einen Antrag<br />
gestellt. Bis Februar 2013 gingen davon<br />
etwa 12 000 von Ärzten und Kranken-<br />
Netzwerk<br />
Know-how für den Mittelstand<br />
Internationale Personaleinsätze bergen<br />
jede Menge Fallstricke arbeitsrechtlicher,<br />
sozialrechtlicher und steuerrechtlicher<br />
Art. Aber auch Sicherheitsrisiken sind bei<br />
einer Entsendung, insbesondere in<br />
Schwellenländer, ein Thema. Jetzt haben<br />
sich fünf Unternehmen mit Erfahrung in<br />
der Vorbereitung und Begleitung von<br />
internationalen Personaleinsätzen zusammengeschlossen<br />
und ein Kompetenz-Netzwerk<br />
speziell für den Mittelstand gegründet.<br />
„Global Mobility Services“ (GMS)<br />
bietet Unterstützung in den Bereichen<br />
pflegern ein. Bei den Kammern, die für<br />
die Anerkennung ausländischer Ausbildungen<br />
zuständig sind, gingen knapp<br />
4000 Anträge ein. In 66 Prozent der Fälle<br />
wurde von den Kammern die volle Gleichwertigkeit<br />
bescheinigt, in 30 Prozent die<br />
teilweise Gleichwertigkeit. Auch diese<br />
reiche laut Bildungsministerium in der<br />
Regel aus, um Arbeitgeber vom Wert der<br />
ausländischen Qualifikation zu überzeugen.<br />
Das Ministerium hofft, dass auch die<br />
elf säumigen Bundesländer bis zum Herbst<br />
dieses Jahres das Anerkennungsgesetz<br />
auf Landesebene umgesetzt haben. Damit<br />
künftig noch mehr das Anerkennungsgesetz<br />
kennenlernen und nutzen können,<br />
hat das BIBB ab dem 1. April eine neue<br />
Informationsoffensive mit Slogans wie<br />
„Gelernt ist gelernt“ gestartet.<br />
www.anerkennung-in-deutschland.de<br />
Strategie sowie Sicherheit, Arbeits-,<br />
Sozialversicherungs- und Steuerrecht.<br />
Des Weiteren bietet es Antworten auf Fragen<br />
mitreisender Angehöriger wie beispielsweise<br />
nach dem Schulunterricht,<br />
unterstützt aber auch bei Themen wie<br />
Umzug und Relocation oder Visa und Aufenthaltsrechte.<br />
Die Netzwerk-Partner verfolgen<br />
einen ganzheitlichen Beratungsansatz<br />
und klären, wer je nach Kompetenzfeld<br />
für den Mandanten aktiv wird oder<br />
vermitteln an weitere Experten.<br />
www.global-mobility-services.de
Vergütung<br />
Internationale Gehälter im Vergleich<br />
Managergehälter unterscheiden sich trotz gleicher Berufserfahrung<br />
von Land zu Land signifikant. Was soll ein Expatriate im<br />
Ausland verdienen, damit er seinen Lebensstandard halten kann<br />
und einen Anreiz für die Entsendung hat? Ein reiner Vergleich<br />
der vor Ort üblichen Bruttogehälter ist nicht zielführend. Denn<br />
ein höheres Bruttogehalt im Entsendungsland verspricht nicht<br />
automatisch mehr Kaufkraft. Die relative Kaufkraft hängt nicht<br />
nur vom Gehalt, sondern von Steuern und Sozialabgaben, aber<br />
vor allem von den Lebenshaltungskosten ab. Unternehmen, die<br />
Manager ins Ausland entsenden, stehen vor dem Problem, das<br />
Gehalt für diese Position festzusetzen. Das Beratungsunternehmen<br />
ECA International vergleicht in seiner Studie „National<br />
Salary Comparison“ Gehälter und Kaufkraft verschiedener<br />
Management-Positionen in 55 Ländern. Dieser Vergleich zeigt<br />
Unternehmen auf einen Blick die durchschnittliche Höhe eines<br />
Gehalts zu lokalen Konditionen und wie sich die Kaufkraft eines<br />
Expatriates verändert, wenn er bei gleicher Bezahlung in einem<br />
anderen Land arbeiten soll. Der „National Salary Comparison“ ist<br />
kostenfrei erhältlich unter:<br />
www.eca-international.com/resources/white_papers<br />
Mitgliedschaft<br />
Community für Expatriates<br />
Seit Oktober gibt es für die Mitglieder im Bund der Auslands-<br />
Erwerbstätigen (BDAE) e.V. eine eigene Homepage. Unter<br />
www.bdae-ev.de finden Deutsche, die ins Ausland gehen wollen<br />
oder dort bereits leben, sämtliche Informationen rund um die<br />
Mitgliedschaftsleistungen und Formalitäten.<br />
Mitglieder erhalten beispielsweise weltweit Assistance-Leistungen<br />
(z.B. Transport ins Krankenhaus, Rücktransport ins Heimatland),<br />
sie können ein interkulturelles Training buchen und<br />
haben eine Basis-Rechtsschutzversicherung im Gepäck. Weitere<br />
Leistungen sind beispielsweise der Zugriff auf eine Online-<br />
Länderdatenbank und zahlreiche Rabatte rund um das Thema<br />
Leben und Arbeiten im Ausland. Der Beitrag für natürliche Personen<br />
beträgt 8,50 Euro pro Monat (102 Euro pro Jahr). Gegen<br />
Nachweis zahlen Schüler, Studenten und Praktikanten einen<br />
ermäßigten Beitrag in Höhe von 4,50 Euro pro Monat (54 Euro<br />
pro Jahr). Der Beitrag für juristische Personen ist abhängig von<br />
der Anzahl der gemeldeten Mitarbeiter im Ausland und beträgt<br />
sechs bis vier Euro pro Monat und Mitarbeiter.<br />
www.bdae-ev.de<br />
Sonderheft 05 | 2013 www.personalwirtschaft.de 7
AUSLANDSENTSENDUNG Round Table<br />
Alles eine Sache der Sichtweise<br />
Sie sind vorübergehend Gast im Einsatzland: Expats und Impats. Brauchen Unternehmen unterschiedliche<br />
Policies für Entsendung und Aufnahme? Professor Michael Heuser erörterte mit Experten für Global Mobility<br />
und einem Personalmanager die Praxis des Impatriate Managements.<br />
E<br />
in US-amerikanischer Impat postet in<br />
einem Expat Blog: „I had only been in<br />
Germany for one month when I was confronted<br />
by the first unfamiliar holiday: German<br />
Unity Day on October 3rd. It would be<br />
the first in a long list of holidays that would<br />
take me by surprise and leave me standing<br />
helplessly outside of a locked grocery store<br />
that I didn’t expect to find closed on a Monday”.<br />
Nun stellt ein geschlossener Supermarkt<br />
kaum ein wirkliches Problem dar.<br />
<strong>Eine</strong> andere Qualität hat die Frage, die in<br />
ähnlicher Form häufig gestellt wird: „I’m<br />
looking at taking a manager position in Düsseldorf<br />
and I’m figuring out the area and<br />
cost of life/rent, etc. Would anyone of you<br />
know what is a comfortable salary to live off<br />
of in the Düsseldorf area?”<br />
Nicht nur Impats stellt die Entsendung nach<br />
Deutschland vor etliche Fragezeichen. Auch<br />
viele Unternehmen verfügen bei der vorübergehenden<br />
Aufnahme von Mitarbeitern<br />
über keine Prozess-Routine beispielweise<br />
für Compensation, Sozialversicherung, Steuern,<br />
Integrationsmanagement und anderes.<br />
Dabei steigt die Zahl der Impats: Deutsche<br />
Firmen erwarten in den nächsten beiden<br />
Jahren einen Zuwachs von 36 Prozent, so<br />
8<br />
Sonderheft 05 | 2013 www.personalwirtschaft.de<br />
eine aktuelle Studie von Mercer Deutschland.<br />
Ebenso steigt die Zahl der Mitarbeiter,<br />
die unbefristet bleiben. „Die Umwandlung der<br />
Impat-Aufnahme in eine Dauerbeschäftigung<br />
und die sofortige Festanstellung ausländischer<br />
Arbeitnehmer nehmen zu. Sie<br />
machen der klassischen Entsendung Konkurrenz“,<br />
berichtet Jürgen Heidenreich,<br />
Experte für Internationale Beschäftigung bei<br />
der Techniker Krankenkasse (TK).<br />
Und weil Mittelständler wie Großkonzerne<br />
ihre Nachwuchskräfte zunehmend aus dem<br />
Ausland rekrutieren, entstehen dadurch<br />
Probleme, die denen der Aufnahmeprozedur<br />
von Impats sehr ähneln, vor allem in<br />
Bezug auf Sozialversicherung, Steuern und<br />
anderes, bestätigt auch Dr. Udo Bohdal-Spiegelhoff,<br />
Partner HR Advisory, Deloitte. Glücklicherweise<br />
sei die Zuwanderung ausländischer<br />
Fachkräfte mit der EU Blue Card<br />
vereinfacht worden, sodass der dauerhafte<br />
Zuzug von hochqualifizierten Fachkräften<br />
erleichtert werde. Bodahl: „Es ist sinnvoll,<br />
über eine Blue Card für Top-Manager nachzudenken,<br />
welche die rechtliche und sozialrechtliche<br />
Komplexität einer Umwandlung<br />
vom Impat zur lokalen Daueranstellung reduziert.“<br />
Ein weiterer Trend im Entsendegeschehen:<br />
Die Anzahl der Local Hires wächst. Denn<br />
Unternehmen versuchen ihre Kosten zu reduzieren,<br />
berichtet Giovanni De Carlo, Business<br />
Development Director Europe von<br />
Crown World Mobility, indem sie „local to<br />
local moves“ vornehmen, also die Mitarbeiter<br />
zu lokalen Anstellungsbedingungen am<br />
neuen Ort einsetzen.<br />
Jeder Impat ist ein Expat<br />
Die Bezeichnung Impat hört sich international<br />
an, ist aber eine deutsche Wortschöp-<br />
Der Moderator des Round Table-Gesprächs<br />
Professor Dr. Michael Heuser, Fachhochschule<br />
der Wirtschaft, Mettmann und Partner bei<br />
peopleXexpert, Schweiz.
fung, die sich nicht einmal in einem Wörterbuch<br />
befindet. „International hat sich der<br />
Begriff nicht durchgesetzt“, merkt der Leiter<br />
Internationale Krankenversicherung bei<br />
der AXA, Tobias Pape an. Dass „Impat“ in<br />
Deutschland zum Mobility-Vokabular gehört,<br />
liege daran, dass hierzulande sozialversicherungs-<br />
und steuerrechtliche Aspekte noch<br />
etwas komplizierter seien als im weltweiten<br />
Vergleich, und deshalb die Bewegungsrichtung<br />
der Entsendung durchaus eine Relevanz<br />
habe. Pape berichtet, dass immer noch<br />
viele Unternehmen die Impats lediglich über<br />
internationale Krankenversicherungen absichern.<br />
Doch diese erfüllen häufig nicht die<br />
spezifischen Anforderungen der deutschen<br />
Versicherungspflicht, die seit 2009 gesetzlich<br />
festgeschrieben ist. Außerdem haben<br />
sie den Nachteil, dass keine Arbeitgeberzuschussfähigkeit<br />
besteht. In diesem Zusammenhang<br />
wird oftmals auch die erforderliche<br />
Pflegepflichtversicherung vergessen,<br />
die ein ausländischer Versicherer nicht anbieten<br />
kann.<br />
Aus Sicht des HR Managements – so es denn<br />
international aufgestellt ist – macht es kaum<br />
einen Unterschied, ob ein Mitarbeiter aufgenommen<br />
oder entsendet wird, entgegnet<br />
Philipp Bastian, Business Development<br />
Manager Germany von AIRINC. „Die Unterscheidung<br />
zwischen Impatriate und Expatriate<br />
ist nicht wirklich relevant, da jeder Impat<br />
in Deutschland immer in irgendeinem Land<br />
ein Expat ist.“ Für Unternehmen, auch für<br />
mittelständische, sei es selbstverständlicher<br />
geworden, Mitarbeiter global einzusetzen.<br />
Deshalb „benötigen wir keine spezielle Impat<br />
Policy, sondern eben eine solche Expat Policy,<br />
die weltweit anwendbar ist, allerdings mit<br />
Regelungen, die den nötigen Freiraum für die<br />
Anpassung an lokale Gegebenheiten geben.“<br />
Auch mache eine Impat Policy keinen Sinn,<br />
weil sich nicht alle Gruppen von Mitarbeitern<br />
gleich behandeln lassen. Ein entsandter<br />
Mitarbeiter, der essentiell für den Unternehmenserfolg<br />
ist, werde anders behandelt,<br />
als ein ausländischer Mitarbeiter, der sich<br />
initiativ auf eine lokale Stelle beim Arbeitgeber<br />
bewirbt.<br />
Unter dem Gesichtspunkt der Global Workforce<br />
sind die Begrifflichkeiten „Impat“ und<br />
„Expat“ von gestern, bestätigt Udo Bohdal-<br />
Spiegelhoff, Deloitte. „Wir raten Unternehmen<br />
davon ab, diese Unterscheidungen beizubehalten.“<br />
Die separate Impat Policy ist<br />
aus seiner Sicht eine veraltete Vorgehensweise.<br />
„Die Komplexität unseres Steuer- und<br />
Sozialversicherungsrechts sollte nicht zum<br />
Korsett für internationale Trends im Bereich<br />
Entsendungen werden.“ Sonderregelungen<br />
seien ein Symptom für nicht mehr zeitgemäße<br />
Rahmenbedingungen. Stattdessen<br />
plädiert er für globale Policies, die für Impats<br />
und Expats gleichermaßen gelten.<br />
Auch die Experten von KPMG empfehlen<br />
die Anwendung von globalen Richtlinien,<br />
die Impats wie Expats abbilden, genauso wie<br />
Querverbindungen, beziehungsweise sogenannte<br />
Drittlandeinsätze. Länderspezifische<br />
Besonderheiten, die beispielsweise für Impatriates<br />
berücksichtigt werden müssen, könnten<br />
in Ländervorlagen reflektiert werden,<br />
die als Anlage zu einer globalen Richtlinie<br />
aufgenommen werden sollten.<br />
Ausnahmen im Gastland regeln<br />
„<br />
Und genau hier liegt die Herausforderung.<br />
Was lässt sich einheitlich regeln und was<br />
nicht? Zwar spielt aus unternehmensstrate-<br />
Wir sehen eine Verschiebung von<br />
der Trennung lokaler Vergütung und<br />
Auslandsentsendevergütung zu immer<br />
mehr Mischformen.<br />
Philipp Bastian, Business Development Manager<br />
Germany & Senior Manager EMEA, AIRINC<br />
„<br />
Bleiben Mitarbeiter länger als fünf Jahre,<br />
ändern sich die Regularien. Darauf müssen<br />
sich Unternehmen und unsere Sozialversicherungssysteme<br />
einstellen.<br />
Michael Braun, Leiter Health Insurance,<br />
Mercer Deutschland GmbH<br />
gischer Sicht die Bewegungsrichtung keine<br />
Rolle mehr; aus prozessualer und operativer<br />
Sicht sollte sie keine Rolle mehr spielen,<br />
aber die Gleichung „Impat identisch Expat“<br />
geht nicht 100-prozentig auf. Steuerrechtliche<br />
und sozialversicherungsrechtliche Fragen<br />
sind landesspezifisch unterschiedlich.<br />
Diese global nach einer Richtlinie zu regeln,<br />
ist kaum möglich, höchstens die Eckpunkte<br />
lassen sich festhalten, wie beispielsweise<br />
Wohnkosten, so Jürgen Heidenreich von<br />
der TK. Die sogenannten weichen Belange,<br />
die Maßnahmen, die notwendig sind, damit<br />
sich der Mitarbeiter und seine Familie in<br />
Deutschland respektive im Ausland schnell<br />
wohlfühlen und der Arbeitnehmer seine<br />
Arbeitskraft dem Unternehmen zur Verfügung<br />
stellen kann, könnten leicht in einer<br />
Policy festgehalten werden. „Die Probleme<br />
sind für alle Arbeitnehmer die gleichen, egal<br />
ob in Sao Paolo, Singapur, Detmold oder Birmingham“,<br />
so Heidenreich. Für landestypische<br />
Abweichungen könnte eine Policy beispielweise<br />
vorsehen, dass jeder Ex- und<br />
Impat einen Landeskundigen für die ersten<br />
Monate zur Seite gestellt bekommt.<br />
<strong>Eine</strong> Impat Policy kann aber durchaus nützlich<br />
sein, wenn ein Unternehmen regelmäßig<br />
Sonderheft 05 | 2013 www.personalwirtschaft.de 9
AUSLANDSENTSENDUNG Round Table<br />
Mitarbeiter für einen befristeten Zeitraum<br />
an seinen Hauptsitz versetze, wendet Giovanni<br />
De Carlo ein. Wichtig sei auf jeden<br />
Fall, die Bedingungen für den Einsatz am<br />
Hauptsitz sowie für die Zeit nach der Rückkehr<br />
schon vor der Aufnahme in ein anderes<br />
Land schriftlich zu vereinbaren. Gegen<br />
eine globale Impat Policy spricht aus Sicht<br />
von Hartmuth Posner, Leiter Human Resources<br />
der Freudenberg Gruppe, dass die Rahmenbedingungen<br />
in jedem Land unterschiedlich<br />
sind. Er rät dazu, diese Aspekte<br />
in einer eigenen Policy für Einsätze von<br />
Menschen außerhalb ihres Heimatlandes<br />
zu regeln.<br />
Impat Management ausbaufähig<br />
Zwar macht der Tenor der Diskussion deutlich,<br />
dass eine Impat Policy eher als überflüssig<br />
angesehen wird. Das bedeutet aber<br />
nicht, dass ein Impat Management fehlen<br />
darf. Wie bringt man die notwendigen Prozesse<br />
ins Rollen, nicht nur beim Mutterkonzern,<br />
sondern für die ganze Organisation?<br />
Omer Kodjo Dotou, Leiter Auslandsberatungsstelle<br />
und Internationale Mitarbeiterentsendung<br />
bei der BDAE Gruppe, berichtet,<br />
dass in vielen Unternehmen keine<br />
Definition des Begriffs Impat existiert. Deshalb<br />
sei auch unklar: „Wann brauche ich<br />
ein Impat Management? Welche Prozesse<br />
benötige ich, um ausländische Mitarbeiter,<br />
die nach Deutschland kommen, zu betreuen?<br />
Diese Fragen sind häufig nicht geklärt.“<br />
Seine Einschätzung: strukturierte Prozesse<br />
sind dringend notwendig. Die HR-Abteilungen<br />
würden klare Regelungen und Check-<br />
Listen benötigen, damit die rechtlichen<br />
Aspekte und das Umsetzen der weichen<br />
Faktoren, die das Einleben in Deutschland<br />
bestimmen, gemanagt werden könnten.<br />
Im HR Management der einzelnen Länder<br />
muss Klarheit herrschen, welche Prozesse<br />
vor Ort in Gang gesetzt und geregelt werden<br />
müssen, ergänzt Freudenberg-Personalleiter<br />
Hartmuth Posner. Vom Aufsetzen<br />
eines lokalen Arbeitsvertrags bis zur Einführung<br />
des Kollegen in die Organisation<br />
und der Familie in die Gepflogenheiten eines<br />
fremden Landes sei ein strukturiertes Vorgehen<br />
unbedingt notwendig. Für das Lösen<br />
10<br />
Sonderheft 05 | 2013 www.personalwirtschaft.de<br />
„<br />
der klassischen Probleme der Impats, die<br />
beim Einleben im neuen Land außerhalb<br />
des Arbeitsplatzes entstehen, gibt Posner<br />
eine Empfehlung: Das Geld in eine Relocationagentur<br />
vor Ort sei gut investiert, da sie dem<br />
Mitarbeiter hilft, sich schnell zu orientieren<br />
und unbelastet auf die Arbeit zu konzentrieren.<br />
Doch diesen praktikablen Lösungsweg<br />
gehen noch nicht viele Unternehmen.<br />
Die Praxis zeigt jedoch: In der Regel erhält<br />
der Impat im Heimatland einen Entsendevertrag<br />
und ein Briefing und „dann schlägt<br />
er im Einsatzland auf“, schildert Monika<br />
Kumetat, Partner, Tax, International Executive<br />
Services, KPMG: „Die Betreuungsarbeit<br />
liegt dann bei den HR-Referenten im Einsatzland<br />
und gestaltet sich wesentlich zeitaufwendiger<br />
als die Betreuung der Outbounds.“<br />
Von der Integration des Mitarbeiters<br />
sowie der Familie in das berufliche und private<br />
Umfeld des Einsatzlandes bis zu kulturellen<br />
Unterschieden, alle Aufgaben „werden<br />
oftmals in der lokalen Personalabteilung<br />
abgeladen“. Idealerweise sollen die Verantwortlichen<br />
für Impat Management möglichst<br />
erfahren sein und mit der Unterstützung<br />
von Checklisten, Welcome Packages,<br />
Die Komplexität unseres Steuer- und<br />
Sozialversicherungsrechts sollte nicht<br />
zum Korsett für internationale Trends im<br />
Bereich Entsendungen werden.<br />
Dr. Udo Bohdal-Spiegelhoff, Partner HR Advisory<br />
Services, Deloitte<br />
„<br />
Es gilt abzuwägen, ob die Entsendung<br />
aus strategischen, betrieblichen und<br />
aus finanziellen Überlegungen sinnvoll<br />
ist und sich über Jahre ausbezahlt.<br />
Giovanni De Carlo, Business Development Director<br />
Continental Europe, Crown Worldwide Mobility<br />
FAQ-Vorlagen sowie einem strukturierten<br />
HR-Arrival Briefing die Impatriate-Betreuung<br />
so effizient wie möglich gestalten.<br />
Zu den Themenfeldern, die direkt von den<br />
Personalbereichen vor Ort geklärt werden<br />
müssen und die sich nicht abschließend global<br />
regeln lassen, gehört beispielsweise die<br />
Frage nach der passenden Krankenversicherung.<br />
Die aufnehmende Organisation<br />
muss hier prüfen, ob neben der internationalen<br />
Krankenversicherung eine weitere<br />
Absicherung gesetzlich erforderlich ist, so<br />
Tobias Pape, AXA.<br />
Vom Impat zum Global Hire<br />
Nicht nur der Blick in deutsche Vorstandsetagen<br />
zeigt eine internationale Besetzung,<br />
auch Schlüsselpositionen werden zunehmend<br />
mit entsendeten Mitarbeitern besetzt.<br />
Doch tritt eine Lokalisierung ein oder verlängert<br />
sich der Aufenthalt und erreicht fünf<br />
Jahre in Deutschland, setzen sozialversicherungsrechtliche<br />
Regularien ein, die unter<br />
anderem einen Beitritt zur deutschen gesetzlichen<br />
oder privaten Krankenversicherung<br />
bedingen. Aus Impats werden plötzlich Global<br />
Hires und das ist rechtlich nicht wesentlich<br />
weniger kompliziert, als würden sie nur
zeitlich befristet hier bleiben, so Michael<br />
Braun, Leiter Health Insurance, Mercer<br />
Deutschland: „Noch fehlt es an Verständnis<br />
dafür, warum Beratung notwendig ist, was<br />
passiert, wenn die Mitarbeiter tatsächlich<br />
länger als fünf Jahre bleiben oder dies bereits<br />
im Vorfeld nicht auszuschließen ist.“ Nicht<br />
nur die Unternehmen müssten sich auf solche<br />
Gegebenheiten einstellen, sondern auch<br />
die hiesigen Sozialversicherungssysteme.<br />
Dies beginne mit kleinen Hindernissen wie<br />
fehlenden englischsprachigen Unterlagen.<br />
Für Unternehmen mit Hauptsitz in Deutschland<br />
ist die Eingliederung von Impats im<br />
Hinblick auf den Aufwand gerade noch zu<br />
managen, meint AXA-Experte Tobias Pape.<br />
Internationale Firmen hingegen, die hier<br />
eine Niederlassung gründen, „verzweifeln<br />
häufig an den umfangreiche Vorgaben und<br />
dem damit verbundenen erheblichen Verwaltungsaufwand“.<br />
Beispielsweise an der<br />
Klärung steuerrechtlicher Fragen oder an<br />
Visa-Angelegenheiten. Und auch die Absicherung<br />
des Arbeitnehmers über die passende<br />
Krankenversicherung habe eine wichtige<br />
Bedeutung, da sonst für den Arbeitgeber<br />
hohe Haftungs- und Kostenrisiken entstehen<br />
könnten.<br />
Impat Compensation orientiert<br />
am Heimatland<br />
Ein weiteres Handlungsfeld stellt für<br />
Unternehmen das Thema Entgelt dar. Aus<br />
HR-Sicht beinhaltet das Festsetzen der<br />
passenden Vergütung der Impats große<br />
Unwägbarkeiten. Liegt der Impat mit<br />
seinem Gehalt auf dem Niveau des Einsatzlandes<br />
oder sogar höher, dann ist die<br />
Rückkehr praktisch ausgeschlossen. Freudenberg-Personalleiter<br />
Hartmuth Posner<br />
verweist darauf, dass schwer einzuschätzen<br />
ist, wie sich dieser Mitarbeiter, der<br />
vorübergehend in Deutschland arbeitet,<br />
entwickelt. Wenn feststeht, dass er nach<br />
zwei Jahren wieder in sein Heimatland<br />
zurückkehrt, „müssen wir ihn so positionieren,<br />
dass er überhaupt eine Rückfahrkarte<br />
einlösen kann und wieder integrierbar<br />
ist.“ Wenn sich jedoch herausstelle,<br />
dass dieser Mitarbeiter ein Kandidat für<br />
die Lokalisierung ist, könne das Gehalts-<br />
„<br />
„<br />
niveau den örtlichen Marktgegebenheiten<br />
entsprechend entwickelt werden.<br />
Die meisten Unternehmen wenden aufgrund<br />
der Rückkehrproblematik unverändert<br />
den Heimatlandvergütungsansatz an,<br />
sagt Monika Kumetat von KPMG. Das<br />
Grundgehalt, das vor dem Auslandseinsatz<br />
Anwendung fand, findet auch während<br />
des Auslandseinsatzes Anwendung. In<br />
Ergänzung zahlen sie entsprechende Zulagen,<br />
abhängig vom Entsendeprogramm<br />
und der Länderkombination zwischen Heimat-<br />
und Einsatzland. Ein Abgleich zum<br />
Gehaltsniveau der lokalen Kollegen vor Ort<br />
hat Vor- und Nachteile. „In jedem Fall hat<br />
diese Maßnahme einen Einfluss auf die<br />
Mobilität der Mitarbeiter“, warnt Kume-<br />
Wir müssen HR-Abteilungen<br />
unterstützen, interne Prozesse für das<br />
Impat Management aufzusetzen.<br />
Omer Kodjo Dotou, Leiter Auslandsberatungsstelle &<br />
Internationale Mitarbeiterentsendung,<br />
BDAE Consult GmbH & CO. KG<br />
Auch die Umwandlung in eine<br />
Dauerbeschäftigung und eine<br />
sofortige Festanstellung ausländischer<br />
Arbeitnehmer machen der<br />
klassischen Entsendung Konkurrenz.<br />
Jürgen Heidenreich, Experte für Internationale<br />
Beschäftigung, Techniker Krankenkasse<br />
„<br />
Wir empfehlen die Anwendung von<br />
globalen Richtlinien, die Impats wie<br />
Expats abbilden. Besonderheiten<br />
können in Ländervorlagen reflektiert<br />
werden.<br />
Monika Kumetat, Partner, Tax, International<br />
Executive Services, KPMG AG<br />
tat. Denn Unternehmen wollen vermeiden,<br />
dass die Mobilität durch Faktoren wie das<br />
Gehaltsniveau des Einsatzlandes oder der<br />
dortigen Steuerlast beeinflusst wird. Arbeitgeber<br />
müssten sich also genau überlegen,<br />
welche Vergütungsphilosophie zum Unternehmen<br />
passt – unter Berücksichtigung<br />
der Entsendeströme, beziehungsweise Heimat-<br />
und Einsatzländer. Kumetat: „<strong>Eine</strong>n<br />
allgemeingültigen Ansatz für alle Unternehmen<br />
gibt es nicht.“<br />
<strong>Eine</strong>n weiteren Aspekt bringt Philipp Bastian<br />
von AIRINC ins Gespräch: Bisher lagen<br />
trotz eines standardisierten Entsendepakets<br />
die Gehälter der Impats niedriger als<br />
in der deutschen Peer Group. Deshalb wurde<br />
die Vergütung angehoben und auf deut-<br />
Sonderheft 05 | 2013 www.personalwirtschaft.de 11
AUSLANDSENTSENDUNG Round Table<br />
sches Niveau gestellt. Inzwischen gibt es<br />
aber Entsendungen, wie aus brasilianischen<br />
Tochtergesellschaften nach Deutschland,<br />
bei denen ein CFO bereits vor Entsendebeginn<br />
mehr verdient als die hiesige<br />
Top-Führungskraft, weil die Gehälter im<br />
Executive-Bereich speziell in den BRIC-<br />
Ländern extrem hoch sind. „In der Vergangenheit<br />
wurde nie darüber nachgedacht,<br />
dass ein aus Deutschland Entsandter möglicherweise<br />
ein Vielfaches von dem der<br />
Peer Group im aufnehmenden Land verdient“,<br />
so Bastian. „Bei der umgekehrten<br />
Bewegung wird es aber nicht mehr akzeptiert.“<br />
Seine Empfehlung: Unternehmen<br />
brauchen neue internationale Gehaltsstrukturen,<br />
wie eine separate Vergütungsstruktur<br />
für die internationalen „Top 100“-Mitarbeiter<br />
im Unternehmen, sonst würden<br />
Arbeitgeber zukünftig an ihre Grenzen<br />
stoßen. Bastian: „Wir sehen eine Verschiebung<br />
von der Trennung lokaler Vergütung<br />
und Auslandsentsendevergütung zu immer<br />
mehr Mischformen.“<br />
Unternehmen, die ihren internationalen<br />
Hauptsitz verlegen, fahren am besten mit<br />
einer Policy, bei welcher sie die finanziellen<br />
Unterstützungen über einen Zeitrahmen<br />
von drei bis fünf Jahren reduzieren<br />
(fade out), empfiehlt Crown Relocations-<br />
Director Giovanni De Carlo. So falle zum<br />
Beispiel die Housing Allowance nach fünf<br />
Jahren weg, dafür erhalten die Mitarbeiter<br />
erneut eine Zahlung für die Wohnungssuche,<br />
um in dem in der Zwischenzeit bekannteren<br />
Umfeld ein preiswerteres Zuhause<br />
zu finden.<br />
Hohe Erwartungen der Impats<br />
Wer vorübergehend in Deutschland arbeitet,<br />
erwartet ein „Schlaraffenland“. Allerdings<br />
weniger das komplizierte Sozialversicherungssystem,<br />
das häufig einen Kulturschock<br />
auslöst. „Themen wie Housing,<br />
Kaufkraftausgleich und Versicherungsschutz<br />
– sofern diese nicht einheitlich geregelt<br />
sind– verursachen heftige Diskussion“,<br />
berichtet Omer Kodjo Dotou, BDAE. „Impats<br />
wollen in jedem Fall eine zusätzliche Private<br />
Krankenversicherung abschließen, weil<br />
sie nicht wissen, welche Leistungen die<br />
12<br />
Sonderheft 05 | 2013 www.personalwirtschaft.de<br />
„<br />
gesetzliche abdeckt.“ Zusatzversicherungen<br />
jeder Art stehen bei Impats hoch im<br />
Kurs. Beim Thema Steuern rät Dotou, sofern<br />
der Firmensteuerberater keine Erfahrungen<br />
im internationalen Steuerrecht vorweisen<br />
kann, zu externer Expertise.<br />
Auch die Vergütung selber bietet viel Stoff<br />
für Diskussionen mit Impats, denn „die internationale<br />
Workforce denkt immer mehr in<br />
Netto-Einkommen und Kaufkraft“, weiß Philipp<br />
Bastian von AIRINC zu berichten. Das<br />
registrierten auch die Arbeitgeber. Die Vereinbarungen<br />
würden zwar noch nicht in<br />
Netto festgelegt, aber sie würden auf diesem<br />
Wege vom Mitarbeiter hinterfragt. „Auf<br />
Netto läuft auf der gedanklichen Ebene alles<br />
zu. Dabei ist nicht die Bezeichnung in den<br />
vertraglichen Rahmenbedingungen entscheidend,<br />
sondern die Frage, wie bringt<br />
ein Arbeitgeber das, was er bereit ist zu leisten,<br />
in Übereinstimmung mit den Erwartungen<br />
der mobilen Mitarbeiter.“ Mobility-<br />
Experte Jürgen Heidenreich von der TK<br />
warnt<br />
ausdrücklich vor einer tatsächlichen Nettolohn-Vereinbarung:<br />
„Das kann sehr teuer<br />
werden, dann müssen Arbeitgeber alle Leistungen<br />
on top legen und jegliche Ände-<br />
Aus Sicht der Krankenversicherung<br />
ist die Unterscheidung zwischen<br />
Expat und Impat durchaus relevant.<br />
Tobias Pape, Leiter Internationale Krankenversicherung,<br />
AXA Krankenversicherung AG<br />
„<br />
Schon bevor es zu einem Kontrakt<br />
kommt, müssen Erwartungen<br />
abklärt werden, da Mitarbeiter<br />
eine Entsendung immer noch mit<br />
Karrieresprüngen identifizieren.<br />
Hartmuth Posner, Leitung Human Resources,<br />
Freudenberg Gruppe<br />
rung, etwa bei den Steuern, gehen zu seinen<br />
Lasten.“<br />
Zurück und kündigen?<br />
Von zurückkehrenden Mitarbeitern ist<br />
belegt, dass viele in einem Zeitraum von<br />
ein bis zwei Jahren das Unternehmen verlassen.<br />
Müssen sich Unternehmen in einer<br />
transnationalen Wirtschaft darauf einstellen<br />
und damit abfinden? Wollen Unternehmen<br />
eigentlich gegensteuern? Die Frage ist<br />
nicht leicht zu beantworten und unter anderem<br />
auch von der Dynamik der Organisation<br />
abhängig. Der Mitarbeiter habe mehrere<br />
Jahre in einer anderen Kultur gelebt und<br />
könne deshalb Schwierigkeiten beim Wiedereinleben<br />
in Deutschland haben. Ihn einfach<br />
auf seinen früheren Arbeitsplatz zu<br />
setzen, funktioniert in der Regel nicht, „denn<br />
der Mensch hat sich verändert, er ist nicht<br />
mehr derselbe Mitarbeiter, der diesen Posten<br />
vor einigen Jahren verlassen hat“, so Jürgen<br />
Heidenreich, TK.<br />
Ein anderes Stichwort lautet Erwartungsmanagement.<br />
„Schon bevor ein Kontrakt<br />
abgeschlossen wird, müssen wir die Erwartungen<br />
abklären. Noch immer identifizieren<br />
Mitarbeiter eine Entsendung mit Kar-
ieresprüngen. Das kann im Zeitalter flacher<br />
Hierarchien nicht funktionieren“, sagt<br />
Hartmuth Posner, Freudenberg. Die Frage,<br />
welche Position der Expat nach der Rückkehr<br />
einnehme, sollte zwingend vor der Entsendung<br />
geklärt werden. Gleichzeitig dürften<br />
die Entsandten, wie es oft geschieht, ihre<br />
Ansprechpartner nicht vernachlässigen. Ihre<br />
Aufgabe sei es, ihr Netzwerk im Heimatland<br />
zu managen und ihre Ansprechpartner aufzusuchen,<br />
„sonst bricht der Kontakt ab“.<br />
Investitionsrechnung vornehmen<br />
Rechnet sich eine Entsendung für das<br />
Unternehmen, wenn der Mitarbeiter<br />
schnell geht? Gibt es eine gefühlte oder<br />
reale Kosten-Nutzenrechnung? In der Regel<br />
nicht. Giovanni De Carlo von Crown empfiehlt<br />
Unternehmen und Expats eine ROI-<br />
Rechnung vorzunehmen, da die Gesamtkosten<br />
für Mitarbeitereinsätze im Ausland<br />
aufgrund der geleisteten Unterstützungen<br />
in der Regel drei bis fünf Mal höher sind<br />
als das Bruttojahresgehalt. „Deshalb gilt<br />
es abzuwägen, ob die Entsendung eines<br />
Mitarbeiters aus strategischen, betrieblichen,<br />
aber auch aus finanziellen Überlegungen<br />
tatsächlich sinnvoll ist und ob sie<br />
sich für den Arbeitnehmer und Arbeitgeber<br />
über die Jahre ausbezahlt.“ Auch Michael<br />
Braun, Mercer, plädiert für eine Nutzenrechnung.<br />
Diese sei umso wichtiger<br />
geworden, weil die Gründe für eine Entsendung<br />
vielfältiger sind. Lagen diese in der<br />
Ver gangen heit eher in Projekteinsätzen,<br />
deren Erfolg möglicherweise noch messbar<br />
war, so ist der Erfolg der<br />
Entsendung bei einer Talent Management-<br />
Maßnahme umso schwieriger zu tracken.<br />
„Hier gilt es eine praktikable Lösung im<br />
Unternehmen zu finden, denn Entsendungen<br />
sind finanziell, administrativ und emotional<br />
von großen Investitionen und Erwartungen<br />
geprägt.“ Einige Firmen nehmen<br />
eine Kosten-NutzenRechnung vor, schildert<br />
Omer Kodjo Dotou, BDAE. Das geht<br />
allerdings nur, wenn die Ziele, die sehr<br />
unterschiedlich sind, genau definiert sind.<br />
Soll der Mitarbeiter unternehmensinternes<br />
Know-how gewinnen? Oder eine Tochtergesellschaft<br />
aufbauen? „Anhand der<br />
Ziele lässt sich überprüfen, ob sich die<br />
Investition rentiert hat.“<br />
Mit einer Unterscheidung nach verschiedenen<br />
Zielausrichtungen arbeitet auch Deloitte.<br />
Der Business Value trifft Aussagen darüber,<br />
wie wichtig die Entsendung für die<br />
strategische oder operative Geschäftsentwicklung<br />
des Unternehmens ist, beschreibt<br />
Dr. Udo Bohdal-Spiegelhoff. Der Development<br />
Value beurteilt, wie wichtig die Entsendung<br />
für die Weiterentwicklung des Mitarbeiters<br />
ist. „Liegt beispielsweise der Entwicklungswert<br />
für den Mitarbeiter hoch, aber der Business<br />
Value ist gering, empfehlen wir eine abgespeckte<br />
Policy, bei der der Mitarbeiter sogar<br />
Teile der Finanzierung (gern) mitträgt.“ Zielgruppe<br />
hierfür seien die „rising stars“ in der<br />
Belegschaft an einem frühzeitigen Punkt<br />
ihrer Karriereentwicklung. Sei andererseits<br />
der Business Value sehr hoch, aber der individuelle<br />
Entwicklungsmehrwert für den Mitarbeiter<br />
eher gering, rät er zu Short Term<br />
Assignments oder projektgetriebenen Auslandseinsätzen<br />
mit einer Policy „light“. Die<br />
Auseinandersetzung, welche dieser Policies<br />
zutreffe, habe einen wesentlichen Effekt.<br />
„Unternehmen müssen sich vorab Gedanken<br />
machen, welchen Business beziehungsweise<br />
Development Value sie der Entsendung<br />
zumessen“, erläutert Bodahl. Damit<br />
verändere sich die Haltung, Planung und<br />
auch der Dialog mit dem Mitarbeiter im Kontext<br />
seiner Entsendung.<br />
Gerade vor dem Hintergrund, dass mit einem<br />
Auslandseinsatz eine beträchtliche Investition<br />
für die Unternehmen verbunden ist,<br />
sowie der Tatsache, dass der Arbeitsmarkt<br />
guten Fach- und Führungskräften offensteht,<br />
müsse die Mitarbeiterbindung noch<br />
mehr in den Fokus rücken. Auch Personalleiter<br />
Hartmuth Posner beurteilt Auslandserfahrung<br />
unter dem Aspekt der Personalentwicklung.<br />
„Mitarbeiter zu entsenden, in<br />
die man nicht investieren will, ist sinnlos.<br />
Es bleibt immer ein Restrisiko, ob sich derjenige<br />
im Unternehmen halten lässt. Beschäftigte<br />
lassen sich nicht an ihren Arbeitgeber<br />
ketten.“ Dieser Aussage mag niemand widersprechen.<br />
Und sie steht trotzdem nicht gegen<br />
eine Investitionsrechnung von Entsendungen,<br />
die letztlich Unternehmen auch mehr<br />
Transparenz über Kosten und Ziele ver<strong>schaffen</strong><br />
würde.<br />
Christiane Siemann, freie Journalistin, Bad Tölz
AUSLANDSENTSENDUNG Impat Management<br />
Fallstricke souverän<br />
umgehen<br />
Dank der neuen EU Blue Card hat sich das Verfahren,<br />
qualifiziertes Fachpersonal aus dem Ausland zu rekrutieren,<br />
vereinfacht. Personalverantwortliche sind nun in der Pflicht,<br />
neben einem Expatriate auch ein Impatriate Management<br />
aufzubauen. Vor welchen Herausforderungen sie dabei<br />
stehen, zeigt dieser Beitrag.<br />
D<br />
ie Schlagzeilen sind regelmäßig voll<br />
von dem alarmierenden Thema<br />
„Fachkräftemangel“. Deutschland will<br />
weiterhin eine Nation der Forscher, Erfinder<br />
und Global Player im weltweiten Wirtschaftssystem<br />
bleiben. Allerdings: Der<br />
zahlenmäßig knappe Nachwuchs in<br />
Deutschland braucht selbst bei bester<br />
Ausbildung Unterstützung aus dem Ausland,<br />
um den deutschen Wirtschaftsmotor<br />
weiterhin am Laufen zu halten. Nach<br />
Angaben der Bundesagentur für Arbeit<br />
fehlen bis 2025 etwa 6,5 Millionen Fachkräfte;<br />
mindestens zwei Millionen davon<br />
müssten im Ausland rekrutiert werden.<br />
Allerdings kommen bisher nur wenige<br />
Hochqualifizierte nach Deutschland. Die<br />
aktuell 16 151 Personen, die der Sachverständigenrat<br />
Deutscher Stiftungen für<br />
Integration und Migration (SVR) in seinem<br />
letzten Gutachten 2009 zählte, sind<br />
angesichts des tatsächlichen Bedarfs<br />
kaum der Rede wert. Hinzu kommt, dass<br />
es die sogenannten Millennium-Kinder,<br />
also jene nach 1980 Geborenen, mehr als<br />
jede andere Generation vor ihnen ins Aus-<br />
14<br />
Sonderheft 05 | 2013 www.personalwirtschaft.de<br />
land zieht. Auch dort droht der Bundesrepublik<br />
mittel- bis langfristig wertvolles<br />
Fachpersonal verloren zu gehen. Besonders<br />
betroffen vom Fach- und Führungskräftemangel<br />
ist der deutsche Mittelstand.<br />
Schneller Aufenthaltstitel<br />
dank EU Blue Card<br />
Es hat viel zu lange gedauert, bis die Bundesregierung<br />
reagiert hat. Bis 2005 galt<br />
noch die Prämisse, Deutschland sei kein<br />
Einwanderungsland. Inzwischen ist die<br />
Rede von der sogenannten „<strong>Willkommenskultur</strong>“.<br />
Ein Schritt zur Umsetzung dieser<br />
neuen Devise war die Einführung der<br />
EU Blue Card (auch Blaue Karte EU) im<br />
August 2012 (siehe auch Seite 18). Das<br />
Gesetz ist die Umsetzung einer entsprechenden<br />
EU-Richtlinie über Einreise und<br />
Aufenthalt von Drittstaatenangehörigen<br />
mit hoher Qualifikation (Richtlinie 2009/<br />
50/EG). Diese Regelung soll es Unternehmen<br />
erleichtern, gut ausgebildete ausländische<br />
Arbeitnehmer aus Ländern außerhalb<br />
der Europäischen Union (EU) und<br />
des Europäischen Wirtschaftsraumes<br />
(EWR) einzustellen. So erhalten EU Blue<br />
Card-Besitzer mit der Aufenthaltsgenehmigung<br />
zugleich auch eine Arbeitserlaubnis.<br />
Ihre Ehepartner können ebenfalls<br />
ohne Wartezeit und vor allem ohne Nachweis<br />
deutscher Sprachkenntnisse hierzulande<br />
arbeiten (siehe Abbildung 1). Insbesondere<br />
für kleine und mittelständische<br />
Firmen bedeutet dies eine Entlastung bei<br />
der schnellen Suche nach Fachpersonal.<br />
Ein besonderer Vorteil des neuen Aufenthaltstitels:<br />
„Durch die Festlegung der<br />
Erteilungsvoraussetzungen beispielsweise<br />
wird das Blaue-Karte-Verfahren für<br />
potenzielle Arbeitgeber besser nachvollziehbar,<br />
Prozesszeiten können sicherer<br />
eingeplant werden. Dies erleichtert die<br />
Entscheidung zur Einstellung einer qualifizierten<br />
ausländischen Fachkraft“, sagt<br />
Marius Tollenaere, Rechtsanwalt bei der<br />
auf Aufenthaltsrecht spezialisierten Kanzlei<br />
Fragomen.<br />
Was viele Unternehmen jedoch nicht wissen:<br />
Auch wenn der Name anderes suggeriert,<br />
die EU Blue Card ist keine europaweit<br />
gültige Arbeitserlaubnis. Mit ihr
EU Blue Card Abbildung 1<br />
Wer kann eine EU Blue Card beantragen<br />
Staatsangehörige eines Nicht-EU-Landes, die<br />
entweder einen deutschen oder einen anerkannten<br />
ausländischen oder einen einem<br />
deutschen Hochschulabschluss<br />
vergleichbaren ausländischen Hochschulabschluss<br />
haben oder<br />
einen Arbeitsvertrag mit einem Bruttojahresgehalt<br />
in Höhe von mindestens 44 800 Euro<br />
(3733 Euro monatlich), in sogenannten<br />
Mangelberufen (Ärzte, Naturwissenschaftler,<br />
Mathematiker, Ingenieure und IT-Fachkräfte)<br />
mit einem Entgeld in Höhe von 34 944 Euro<br />
(2912 Euro monatlich) haben.<br />
Die im August 2012 von der EU eingeführte Blue-Card regelt die Einreise und den Aufenthalt<br />
von Drittstaatenangehörigen mit hoher Qualifikation.<br />
ist lediglich die Arbeit bei nur einem<br />
Arbeitgeber im Ausstellerstaat erlaubt.<br />
Entsprechend wird sie von derjenigen<br />
Ausländerbehörde erteilt, die für den späteren<br />
Wohnsitz der Fachkraft im Einsatzland<br />
zuständig ist. Vorteile gegenüber den<br />
normalen Aufenthaltstiteln haben die<br />
Karteninhaber trotzdem: „Bei der Weiterwanderung<br />
in andere EU-Mitgliedstaaten<br />
beispielsweise wird ihnen nach 18-monatigem<br />
Vorbesitz einer Blue Card des Erstlandes<br />
die Visumpflicht erlassen“, so<br />
Rechtsanwalt Tollenaere weiter.<br />
Professionelles Impatriate<br />
Management gefordert<br />
Der EU-Vorstoß, die weltweite, länderübergreifende<br />
Rekrutierung von Arbeitskräften<br />
zu fördern und zu vereinfachen,<br />
führt dazu, dass auf der Agenda von Personalabteilungen<br />
neben einem professionellen<br />
Expatriate Management ein ebenso<br />
ausgefeiltes Impatriate Management<br />
stehen sollte. In der Theorie heißt dies,<br />
eine systematische, firmeninterne Regelungsarchitektur<br />
zu <strong>schaffen</strong>, die alle Maßnahmen<br />
der Planung, Vorbereitung und<br />
Durchführung sowie Nachbereitung eines<br />
ausländischen Mitarbeiters zusammenführt.<br />
In der Praxis bedeutet das einen<br />
immensen Organisations- und Betreu-<br />
Gültigkeit der EU Blue Card<br />
Befristung auf höchstens 4 Jahre<br />
oder für die Dauer des Arbeitsvertrages plus<br />
3 Monate<br />
Daueraufenthalt nach 33 Beschäftigungsmonaten<br />
oder nach 21 Beschäftigungsmonaten, sofern<br />
Sprachkenntnisse (Stufe B1) nachgewiesen<br />
werden<br />
Familienangehörige des EU Blue Card-Inhabers<br />
können ohne Wartezeit uneingeschränkt arbeiten<br />
Ehegattennachzug ist nicht vom Nachweis<br />
deutscher Sprachkenntnisse abhängig<br />
ungsaufwand, den die Verantwortlichen<br />
für den Impat stemmen müssen.<br />
Es gilt, Fragen zu klären, die unter anderem<br />
das Aufenthaltsrecht und die Arbeitsgenehmigung,<br />
die Sozialversicherung und<br />
steuerliche Behandlung sowie die interkulturelle<br />
Integration des ausländischen<br />
Mitarbeiters betreffen – um nur ein paar<br />
wesentliche Stichworte zu nennen (siehe<br />
Abbildung 2). „Wir holen zurzeit eine<br />
Ingenieurin aus Malaysia in unsere<br />
Niederlassung. Dass sie an unserem<br />
Wunschdatum tatsächlich bei uns anfangen<br />
kann, hängt von wahnsinnig vielen<br />
Stellen ab – sowohl intern als auch<br />
extern“, erläutert die Personalerin der<br />
Abteilung HR International eines großen<br />
Life Science-Unternehmens. „Der Druck<br />
ist entsprechend groß, denn sowohl die<br />
ausländische Fachkraft als auch die Unternehmensabteilung,<br />
in der sie anfangen<br />
soll, wollen Gewissheit, dass alles positiv<br />
verläuft“, berichtet die Personalverantwortliche<br />
weiter.<br />
Bei etlichen Behörden, darunter die Zentrale<br />
Auslandsvermittlung (ZAV), die deutsche<br />
Botschaft in Malaysia und die Ausländerbehörde,<br />
hat die HR-Fachfrau<br />
Anträge eingereicht. Besonders frustrierend<br />
sei, dass die Botschaft keine Auskünfte<br />
darüber erteilt, wie der aktuelle<br />
Quelle: BDAE-Gruppe, 2013<br />
Bearbeitungsstand ist. Um den Aufenthaltstitel<br />
für die Ingenieurin zu beantragen,<br />
ist es zudem notwendig, ein aussagekräftiges<br />
Stellenprofil zu schreiben und<br />
das Projekt, in dem der Impat eingesetzt<br />
werden soll, zu beschreiben. Hinzu kommen<br />
Übersetzungen der Zeugnisse und<br />
des Lebenslaufes aus dem Malayischen<br />
ins Deutsche. „Parallel dazu gilt es außerdem,<br />
eine Wohnung für die Mitarbeiterin<br />
zu finden und ein Willkommenspaket<br />
zu schnüren, in dem beispielsweise<br />
das Monatsabo für den öffentlichen Nahverkehr<br />
enthalten ist“, so die Impat Management-Expertin.<br />
Harte Strafen bei Fehlern<br />
im Aufenthaltsrecht<br />
Der Druck bei der Eingliederung ausländischer<br />
Mitarbeiter ist unter anderem<br />
auch deshalb groß, weil auf Fehler in der<br />
Abwicklung mehr als nur Ungemach folgt:<br />
Hat der ausländische Mitarbeiter etwa<br />
keinen korrekten Aufenthaltstitel, drohen<br />
ordnungs- oder sogar strafrechtliche<br />
Konsequenzen. So können Verstöße gegen<br />
das Aufenthaltsrecht oder gegen Visabestimmungen<br />
zur Ausweisung des Mitarbeiters<br />
und zu einer Wiedereinreisesperre<br />
gegen ihn führen. Die unerlaubte<br />
Beschäftigung eines Ausländers kann mit<br />
einer Geldbuße von bis zu einer halben<br />
Million Euro belegt werden und bis zu<br />
einem Ausschluss von öffentlichen Aufträgen<br />
für das Unternehmen gehen.<br />
Nicht zu unterschätzen bei der Einstellung<br />
ausländischer Fachkräfte in Deutschland<br />
ist auch das Thema Sozialversicherung.<br />
Ebenso wie bei der Auslandsentsendung<br />
stellt die Frage der Sozialversicherungspflicht<br />
auch beim Impat-Management<br />
Personaler vor Hürden. Unternehmen, die<br />
Mitarbeiter beispielsweise aus einer Tochtergesellschaft<br />
im Ausland nach Deutschland<br />
entsenden lassen, verlassen sich<br />
gerne darauf, dass die Sozialversicherungspflicht<br />
des Gastlandes in Deutschland „einstrahlt”<br />
und der Impat somit in seinem<br />
Heimatland sozialversicherungspflichtig<br />
bleibt – ein bequemer Weg, der jedoch nur<br />
unter ganz bestimmten Voraussetzungen<br />
Sonderheft 05 | 2013 www.personalwirtschaft.de 15
AUSLANDSENTSENDUNG Impat Management<br />
gegangen werden kann. Ob der Impat von<br />
der deutschen gesetzlichen Sozialversicherung<br />
erfasst wird, hängt hauptsächlich<br />
von seinem Herkunftsland und von<br />
den tatsächlichen Merkmalen des geplanten<br />
Einsatzes ab. Seine Staatsangehörigkeit<br />
dürfte keine Rolle spielen.<br />
Kommt der Impat aus dem vertraglosen<br />
Ausland beziehungsweise aus einem Land<br />
wie Argentinien oder Südafrika, mit dem<br />
Deutschland aufgrund des zu großen<br />
Niveauunterschieds kein Sozialversicherungsabkommen<br />
(SVA) geschlossen hat,<br />
gilt es zu prüfen, ob die tatsächlichen<br />
Merkmale der Beschäftigung in Deutschland<br />
die hiesige Sozialversicherungspflicht<br />
auslösen. So strahlt die Sozialversicherung<br />
des Gastlandes laut § 5 SGB IV<br />
nur dann ein, wenn es sich um eine Entsendung<br />
im Rahmen eines im Ausland<br />
bestehenden Beschäftigungsverhältnisses<br />
handelt und die Dauer der Beschäftigung<br />
im Voraus zeitlich befristet ist.<br />
Ist auch nur eine einzige dieser Voraussetzungen<br />
nicht erfüllt, liegt keine Einstrahlung<br />
der Sozialversicherungspflicht<br />
vor und der Impat muss komplett ins deutsche<br />
System übertreten. Erfüllt der Einsatz<br />
in Deutschland jedoch die Voraussetzungen<br />
der Einstrahlung, dürfte dies<br />
in der Regel nicht zu einer ausreichenden<br />
Absicherung in der Bundesrepublik<br />
16<br />
Ablauf Impat-Management Abbildung 2<br />
Planung<br />
Mitarbeiterauswahl<br />
Einbeziehung der lokalen Personalverantwortlichen<br />
Kostenevaluierung<br />
Beratungsgespräch<br />
Orientierungsreise (Look and see Trip)<br />
Sprachkurs (Impats ggf. Familie)<br />
Behördengänge<br />
Interkulturelles Training<br />
Wohnungssuche in Deutschland<br />
Umzugsorganisation<br />
Sonderheft 05 | 2013 www.personalwirtschaft.de<br />
Durchführung<br />
Relocation Service und Umzug<br />
Mobilität und Pkw-Regelung<br />
Maßnahmen zur Integration<br />
Behördengänge<br />
Beratungsgespräche (Sozialversicherung,<br />
Steuerrecht, Arbeitsrecht, Altersvorsorge etc.)<br />
Schulbildung der Kinder<br />
Heimaturlaub<br />
Für ein professionelles Impat Management gilt es, eine systematische, firmeninterne Regelungsarchitektur zu <strong>schaffen</strong>, die alle Maßnahmen der<br />
Planung, Vorbereitung und Durchführung sowie Nachbereitung eines ausländischen Mitarbeiters zusammenführt.<br />
führen. Da der gesetzliche Versicherungsschutz<br />
in dem Fall ausgeschlossen ist,<br />
bleibt nur der Abschluss entsprechender<br />
privater Versicherungen. Das Problem<br />
ist: Es gibt keine Behörde hierzulande,<br />
die diese Voraussetzungen prüft. Dort<br />
hilft nur noch, Experten auf dem Gebiet<br />
der internationalen Sozialversicherung<br />
ins Boot zu holen.<br />
Entsendebescheinigung für<br />
Impats nicht vergessen<br />
Unternehmen, die Impats aus den europäischen<br />
Ländern in Deutschland beschäftigen,<br />
müssen dafür sorgen, dass die ausländischen<br />
Mitarbeiter die entsprechende<br />
Entsendebescheinigung (A1-Bescheinigung)<br />
und die internationale Krankenversicherungskarte<br />
(EHIC) mitführen.<br />
Dieser Nachweis (A1), erhältlich bei der<br />
zuständigen Krankenkasse oder Behörde<br />
im entsendenden Staat, ist essentiell.<br />
Denn stellt sich bei einer Betriebsprüfung<br />
heraus, dass das Papier nicht vorliegt, so<br />
muss das Unternehmen neben den Sozialversicherungsbeiträgen<br />
im Heimatland<br />
des Impats zusätzlich und nachträglich<br />
auch Beiträge ins deutsche Sozialversicherungssystem<br />
einzahlen – ein mitunter<br />
teurer Spaß.<br />
Besonderheiten bestehen bei Entsendungen<br />
aus sogenannten Abkommensstaaten,<br />
Rückkehr<br />
Rückkehrgespräch<br />
Umzugsorganisation<br />
Behördengänge (Abmeldungen)<br />
Positionssuche<br />
also aus jenen Ländern, mit denen<br />
Deutschland ein bilaterales Abkommen<br />
über die Sozialversicherungspflicht<br />
geschlossen hat. Ob eine Entsendung nach<br />
Deutschland im Sinne des Abkommens<br />
vorliegt, prüft die ausländische zuständige<br />
Behörde und zwar nur über die vom<br />
Abkommen erfassten Versicherungszweige<br />
und stellt den entsprechenden Nachweis<br />
aus. Bei einem Impat aus Indien beispielsweise<br />
beträfe dies lediglich die<br />
Renten- und Arbeitslosenversicherung. In<br />
Sachen Kranken- und Pflegeversicherung<br />
entscheidet die deutsche Krankenkasse<br />
als Einzugsstelle, über die Unfallversicherung<br />
die zuständige Berufsgenossenschaft.<br />
Wie beim Expat Management auch, gilt<br />
für die Koordinierung der Entsendung<br />
von Impats: Personalverantwortliche sollten<br />
die Klaviatur der Rechtsvorschriften<br />
beherrschen, denn fehlende Nachweise<br />
und falsch abgeführte Beiträge führen<br />
stets zu Bußgeldern und nachträglich zu<br />
entrichtenden Beiträgen.<br />
Autor<br />
Omer Dotou, Leiter der<br />
Auslandsberatungsstelle und<br />
Internationale Mitarbeiterentsendungen,<br />
BDAE GRUPPE,<br />
Hamburg, odotou@bdae.de<br />
Quelle: BDAE-Gruppe, 2013
AUSLANDSENTSENDUNG Impat Management<br />
Arbeitsrecht und Blue Card –<br />
eine Problembeziehung?<br />
Seit dem 01.08.2012 soll die Blue Card die Beschäftigung<br />
hochqualifizierter ausländischer Fachkräfte erleichtern.<br />
Nach ersten Zahlen bildet sie eine stabile Brücke in<br />
den deutschen Arbeitsmarkt. Wie aber sieht die Rolle des<br />
Arbeitsrechts aus? Gibt es der Brücke ein stabiles Geländer<br />
oder baut es Schranken auf?<br />
D<br />
ie Blaue Karte EU, wie sie offiziell<br />
heißt, ist ein Aufenthaltstitel mit<br />
Arbeitsmarktzugang für ihren Inhaber<br />
und dessen Familienangehörige. Neben<br />
einen dem deutschen zumindest vergleichbaren<br />
Hochschulabschluss oder eine<br />
durch mindestens fünfjährige Berufserfahrung<br />
nachgewiesene vergleichbare<br />
Qualifikation muss ein Arbeitsvertrag<br />
beziehungsweise ein verbindliches Ar -<br />
beitsvertragsangebot mit einem Bruttojahresgehalt<br />
von mindestens 46400 Euro<br />
treten. In Mangelberufen (Ingenieure,<br />
Mathematiker, IT-Fachkräfte, Ärzte) reicht<br />
der ortsübliche Lohn (mindestens aber<br />
36 192 Euro) aus.<br />
Welche Gehaltsbestandteile greifen?<br />
Welche Gehaltsbestandteile für diese<br />
Grenzen zu berücksichtigen sind, ist, wie<br />
bei einer derart jungen Regelung nicht<br />
anders zu erwarten, nicht abschließend<br />
geklärt. Dass die vereinbarte Fixvergütung<br />
dazu zählt, ist unstreitig. Beim Bonus<br />
wird – auch insoweit bildet sich ein Konsens<br />
heraus – zu differenzieren sein:<br />
Garantierte Boni sind zu berücksichtigen,<br />
„echte“ variable Vergütungen nicht.<br />
Unzulässig dürfte hingegen sein, Benefits,<br />
etwa einen über den gesetzlichen Mindesturlaub<br />
hinaus gewährten Urlaub, in<br />
18<br />
Sonderheft 05 | 2013 www.personalwirtschaft.de<br />
ein finanzielles Äquivalent umzurechnen.<br />
Dies hieße die sprichwörtlichen Äpfel<br />
mit Birnen zu vergleichen. Was aber ist<br />
mit Sachvergütungen? Zählt beispielsweise<br />
der Dienstwagen mit? Stimmen in der<br />
arbeitsrechtlichen Literatur verneinen<br />
dies. Allerdings werden Sachbezüge<br />
arbeitsrechtlich grundsätzlich nicht<br />
anders behandelt als Barbezüge. Auch im<br />
Gesetz ist nicht davon die Rede, dass die<br />
genannten Gehaltsgrenzen durch eine<br />
Barvergütung erreicht werden müssen.<br />
Es spricht also viel dafür, auch fix geschuldete<br />
Sachbezüge einzubeziehen. Es geht –<br />
um im Bild zu verbleiben – gerade nicht<br />
um den Vergleich von Äpfeln mit Birnen,<br />
sondern darum, dass mehrere Äpfel verschiedener<br />
Sorten die Summe der Äpfel<br />
bilden.<br />
Was aber passiert, wenn die Blue Card<br />
trotz finanziell ausreichenden Angebots<br />
aus anderen Gründen, zum Beispiel weil<br />
sich der Aspirant in erheblicher Weise<br />
strafbar gemacht hat, nicht erteilt wird?<br />
Die Bindung an den im Beantragungsverfahren<br />
vorgelegten Vertrag/das verbind-<br />
„<br />
liche Angebot bleibt, und zwar unabhängig<br />
davon, ob eine Tätigkeit tatsächlich<br />
möglich ist. <strong>Eine</strong> Lösung ist die Vereinbarung<br />
einer aufschiebenden Bedingung,<br />
die, um nicht dauerhaft gebunden zu sein,<br />
zeitlich befristet erfolgen sollte. Nachdem<br />
der Arbeitgeber keine unmittelbare eigene<br />
Kenntnis von der Erteilung der Blue<br />
Card hat, sollte der Anknüpfungspunkt<br />
der Bedingung auch nicht das tatsächliche<br />
Vorliegen der Beschäftigungsvoraussetzungen,<br />
sondern deren Nachweis sein.<br />
Nichts ist für die Ewigkeit<br />
Ist das Arbeitsverhältnis einmal begründet,<br />
können sich die Beschäftigungsbedingungen<br />
ändern. Womöglich werden<br />
dadurch die oben angegebenen Gehaltsgrenzen<br />
unterschritten. Denkbar ist zum<br />
Beispiel, dass ein Blue Card-Inhaber<br />
sich dazu entschließt, seine Tätigkeit in<br />
Teilzeit fortzuführen oder Mutterschutz/<br />
Elternzeit in Anspruch nehmen möchte.<br />
Es würde den Zweck der Blue Card<br />
konterkarieren, wenn die bloße Inanspruchnahme<br />
arbeitsrechtlicher Schutz-<br />
Die Blaue Karte EU, wie sie offiziell heißt, ist ein<br />
Aufenthaltstitel mit Arbeitsmarktzugang für ihren Inhaber<br />
und dessen Familienangehörige.
gesetze zum Wegfall der Aufenthaltsberechtigung<br />
führen würde.<br />
Auch in den einschlägigen rechtlichen<br />
Bestimmungen ist ein Widerruf der Blue<br />
Card nur vorgesehen, wenn ihr Inhaber<br />
zu ungünstigeren Arbeitsbedingungen<br />
als vergleichbare deutsche Arbeitnehmer<br />
beschäftigt wird, nicht jedoch, wenn die<br />
Arbeitsbedingungen weniger günstig werden<br />
als sie am Anfang waren. Solange das<br />
reduzierte Entgelt immer noch oberhalb<br />
der aufenthaltsrechtlichen Entgeltgrenzen<br />
liegt, ist dies folglich kein Problem.<br />
Gleiches gilt, wenn das Verhältnis zwischen<br />
Leistung und Gegenleistung im<br />
Arbeitsverhältnis unangetastet bleibt, also<br />
beispielsweise bei einer Teilzeittätigkeit<br />
die Vergütung nur entsprechend der Reduzierung<br />
der Arbeitszeit angepasst wird.<br />
Auch im Falle von Mutterschutz und<br />
Elternzeit sind Befürchtungen wohl unbegründet:<br />
Das Gesetz sieht eine Widerrufsmöglichkeit<br />
zwar für den Fall des Bezugs<br />
von Sozialleistungen vor. Hierzu zählt<br />
Elterngeld aber gerade nicht. Auch darüber<br />
hinausgehenden Vertragsänderungen<br />
zum Nachteil des Betroffenen steht<br />
das Arbeitsrecht nicht mehr im Wege, wie<br />
bei allen anderen Arbeitnehmern auch.<br />
Sie können allerdings das Aufenthaltsrecht<br />
gefährden. Insoweit ist immer eine<br />
Rücksprache mit der zuständigen Arbeitsagentur<br />
beziehungsweise Ausländerbehörde<br />
angebracht.<br />
Alles hat ein Ende<br />
Die Blue Card wird für die Dauer des<br />
Arbeitsverhältnisses, maximal jedoch für<br />
vier Jahre, erteilt. Selbstverständlich ist<br />
es – auch vorher – arbeitsrechtlich mit<br />
den gleichen Gründen kündbar, wie jedes<br />
andere Arbeitsverhältnis auch. Besonders<br />
notwendig kann dies werden, wenn die<br />
Karte im Laufe des Arbeitsverhältnisses<br />
entzogen wird. Es bleibt dann keine andere<br />
Möglichkeit, als die Arbeitskraft nicht<br />
weiter zu beschäftigen. Wer ohne Erlaubnis<br />
Ausländer beschäftigt, verhält sich<br />
ordnungswidrig. Die vertragliche Bindung<br />
endet aber nicht automatisch. Be -<br />
fürchtungen, in einer solchen Situation<br />
„ Die Blue Card wird für die Dauer des Arbeitsverhältnisses,<br />
maximal jedoch für vier Jahre, erteilt.<br />
auch noch Lohn bezahlen zu müssen, sind<br />
indes unangebracht. Voraussetzung für<br />
die Zahlung von Annahmeverzugslohn ist<br />
die rechtliche Möglichkeit der Beschäftigung.<br />
Diese existiert ohne Arbeitser laubnis<br />
aber gerade nicht. Komfortabel ist diese<br />
Situation gleichwohl nicht. Solange das<br />
Arbeitsverhältnis noch besteht, bleibt, ähnlich<br />
wie bei einem Dauerkranken, bei dem<br />
stetig mit dessen Rückkehr gerechnet werden<br />
muss, die Gefahr, dass der Ex-Blue<br />
Card-Inhaber noch nach langer Zeit die<br />
Erfüllung des immer noch bestehenden<br />
Arbeitsverhältnisses verlangt.<br />
Wie aber kann ein solches Arbeitsverhältnis<br />
beendet werden? Selbstverständlich<br />
wäre an eine (personenbedingte) Kündigung<br />
zu denken. Neben den formalen Hürden<br />
(Betriebsratsanhörung, Sonderkündigungsschutz<br />
etc.) bleibt die Gefahr der<br />
kündigungsschutzrechtlichen Unwirksamkeit.<br />
Ähnlich wie bei anderen Beschäftigungshindernissen,<br />
beispielsweise Dauerkranken<br />
oder Untersuchungshaft, ist<br />
die tatsächliche Verhinderung an sich<br />
kein Kündigungsgrund, solange dem<br />
Arbeitgeber ein Warten (noch) zugemutet<br />
werden kann. Hat der Arbeitnehmer<br />
zum Beispiel einen weiteren Antrag<br />
gestellt oder wurde Widerspruch gegen<br />
eine ablehnende Entscheidung eingelegt,<br />
wird die Zeit bis zur Entscheidung häufig<br />
abgewartet werden müssen.<br />
Vorsorge ist besser als Kündigung<br />
Die Kündigung des Arbeitsverhältnisses<br />
ist daher eine durchaus risikobehaftete<br />
Alternative. Umso wichtiger ist es daher,<br />
schon bei der Vertragsgestaltung Vorsorge<br />
zu treffen. Die Befristung des Arbeitsverhältnisses<br />
für die Dauer der Blue Card-<br />
Inhaberschaft mag für viele der erste<br />
Gedanke sein. Diese ist aber unwirksam.<br />
Sie wäre nur zulässig, wenn zum Zeitpunkt<br />
des Vertragsschlusses zuverlässig prognostiziert<br />
werden könnte, dass die Beschäftigungsmöglichkeit<br />
bei Befristungsende<br />
entfällt. Die Blue Card soll aber gerade<br />
einen dauerhaften Aufenthalt in Deutschland<br />
einleiten. Bereits nach 33 Monaten,<br />
bei entsprechenden Sprachkenntnissen<br />
sogar bereits nach 21 Monaten, kann eine<br />
zeitlich unbegrenzte Niederlassungserlaubnis<br />
erteilt werden.<br />
Was bleibt ist die Vereinbarung einer auflösenden<br />
Bedingung. Zwar hat das LAG<br />
Köln – dies allerdings im Jahre 1997 –<br />
eine solche Bedingung für den Fall des<br />
Entzugs einer Arbeitserlaubnis noch verneint.<br />
Das Bundesarbeitsgericht hat in<br />
einer Entscheidung aus dem Jahre 2008<br />
allerdings angedeutet, dass der personenbedingte<br />
Wegfall der Beschäftigungsmöglichkeit<br />
– nicht der bloße Verlust einer<br />
bestimmten Arbeitserlaubnis - eine auflösende<br />
Bedingung rechtfertigen dürfte.<br />
Auch hier gibt das Arbeitsrecht den Unternehmen<br />
ausreichende Werkzeuge in die<br />
Hand.<br />
Über die Brücke gehen<br />
Arbeitsrechtliche Gründe, die das Arbeitsverhältnis<br />
mit Blue Card-Inhabern als für<br />
das Unternehmen besonders „gefahrgeneigt“<br />
erscheinen lassen, sind also nicht<br />
ersichtlich. Die durch die Blue Card gebaute<br />
Brücke zu nutzen, um dringend benötigte<br />
hochqualifizierte Fachkräfte zu gewinnen,<br />
fällt arbeitsrechtlich gut beratenen<br />
Unternehmen leicht.<br />
Autor<br />
Karl Geißler,<br />
Fachanwalt für Arbeitsrecht,<br />
Tschöpe/Schipp/Clemenz<br />
Arbeitsrechtskanzlei, Gütersloh,<br />
karl.geissler@t-s-c.eu<br />
Autorin<br />
Dr. Kathrin Schulze Zumkley,<br />
Fachanwältin Arbeitsrecht,<br />
Tschöpe/Schipp/Clemenz<br />
Arbeitsrechtskanzlei,<br />
kathrin.schulzezumkley@t-s-c.eu<br />
Sonderheft 05 | 2013 www.personalwirtschaft.de 19
AUSLANDSENTSENDUNG Umfrage<br />
Global Mobility macht<br />
wettbewerbsfähig<br />
Zum fünften Mal in Folge hat Ernst & Young den jährlichen<br />
„Global Mobility Effectiveness Survey“ herausgegeben.<br />
Im Rahmen der Studie wurden mehr als 520 Unternehmen<br />
in Europa, Nord- und Südamerika, Asien und Afrika aus<br />
verschiedenen Branchen befragt. Ein Fokus der Befragung<br />
war die Rolle von Global Mobility für den Talent Management-<br />
Prozess.<br />
N<br />
eben der Bedeutung neuer Wachstumsmärkte,<br />
aktuellen Entwicklungen<br />
und Trends in der Entsendepolitik<br />
sowie der Frage, wie sich die Unternehmen<br />
anpassen, um in diesen Wachstumsregionen<br />
weiterhin wettbewerbsfähig zu<br />
sein, widmet sich der jüngste Survey insbesondere<br />
der Rolle von Global Mobility<br />
im Talent Management-Prozess leistungsstarker<br />
Unternehmen. Denn neben den<br />
Folgen aus der überstandenen Finanzund<br />
Wirtschaftskrise stellen der demografische<br />
Wandel in den gesättigten Märkten<br />
und die voranschreitende Globalisierung<br />
die Unternehmen heute vor neue<br />
Herausforderungen, denen sich insbesondere<br />
die HR-Abteilungen stellen müssen.<br />
Expansion steht im Vordergrund<br />
Ein Unternehmen ist nur so gut wie seine<br />
Mitarbeiter. Soll heißen, keiner kennt<br />
die Unternehmenskultur, die Produktpalette<br />
und Unternehmensziele so gut wie<br />
das Stammpersonal. Mitarbeitermobilität<br />
ist und bleibt daher ein wichtiger Faktor<br />
für eine erfolgreiche Unternehmens-<br />
20<br />
Sonderheft 05 | 2013 www.personalwirtschaft.de<br />
expansion über die eigenen Landesgrenzen<br />
hinaus. Entsprechend nennt ein Drittel<br />
(31 Prozent) der befragten Unternehmen<br />
die Expansion in neue Märkte als<br />
Hauptgrund für die Entsendung eines<br />
Mitarbeiters ins Ausland. Nach wie vor<br />
gilt für Auslandseinsätze das Erreichen<br />
der festgelegten Unternehmensziele als<br />
oberste Priorität.<br />
Doch neben der Expansion des Unternehmens<br />
in neue Märkte zielen Auslandseinsätze<br />
auch darauf ab, spezielle Projekte<br />
erfolgreich abzuwickeln beziehungsweise<br />
eine Position zu besetzen, für die<br />
spezifische technische Fähigkeiten erforderlich<br />
sind. Zudem spielen vermehrt Personalentwicklungsmaßnahmen,<br />
wie die<br />
Ausstattung von Führungskräften mit<br />
internationaler und interkultureller Kompetenz,<br />
eine bedeutende Rolle (siehe auch<br />
Abbildung 1).<br />
Auch heute zeigen sich Wachstumsmärkte<br />
wie Brasilien, China, Indien, Russland<br />
sowie Afrika von der zurückliegenden<br />
Finanzkrise beinahe unbeeindruckt. Noch<br />
immer wird dies – auch mit Blick auf die<br />
Zukunft – als einer der Hauptgründe angesehen<br />
werden, warum Unternehmen vermehrt<br />
in diese Märkte investieren. Auch<br />
für die anstehenden Jahre ist mit einem<br />
Anstieg zu rechnen. 60 Prozent der Befragten<br />
gehen davon aus, dass Entsendungen<br />
in Wachstumsmärkte in den kommenden<br />
zwei bis drei Jahren im Vergleich zu anderen<br />
Ländern weiter zunehmen werden.<br />
Talent Management und<br />
Global Mobility<br />
Heute wie zukünftig hat einen dauerhaften<br />
Wettbewerbsvorteil, wer langfristig<br />
zur richtigen Zeit über die richtigen Mitarbeiter<br />
am richtigen Ort zu den richtigen<br />
Kosten verfügen kann. Besonders der<br />
Wettbewerb um qualifizierte Mitarbeiter<br />
führt dazu, dass Global Mobility zur Unterstützung<br />
von Talent Management im Vergleich<br />
zu den Vorjahren weiter an strategischer<br />
Bedeutung gewinnt. 68 Prozent<br />
der Unternehmen geben an, dass die Mitarbeiter<br />
aus Gründen langfristiger Karriereentwicklung<br />
für einen Auslandseinsatz<br />
ausgewählt werden (siehe auch
Abbildung 1). <strong>Eine</strong> Entwicklung, die verständlich<br />
ist, nimmt Global Mobility doch<br />
im Talent Management-Prozess als systematische<br />
Maßnahme gewissermaßen eine<br />
Doppelfunktion ein. <strong>Eine</strong>rseits können<br />
global vakante Positionen zeitnah besetzt<br />
werden und so den Wissenstransfer<br />
zwischen den Standorten ermöglichen.<br />
Andererseits wird die Entwicklung der<br />
High Potentials durch das Einbinden in<br />
anspruchsvolle Projekte gefördert und<br />
die Bindung zwischen Unternehmen und<br />
Mitarbeiter gefestigt (siehe Abbildung 2).<br />
Nichtsdestotrotz, die Einbeziehung von<br />
Global Mobility in das Talent Management<br />
ist ein strategischer Schritt. Derzeit<br />
beziehen lediglich 51 Prozent der befragten<br />
Unternehmen Global Mobility in den<br />
Talent Management-Prozess tatsächlich<br />
ein, Tendenz allerdings stark steigend.<br />
Aus Talent Management-Perspektive ist<br />
die Entsendung zunehmend ein wichtiger<br />
Baustein in der Karriereentwicklung.<br />
Damit diese weiter erfolgreich verläuft,<br />
muss die Reintegration gelingen und die<br />
Möglichkeit gegeben werden, die im Ausland<br />
erworbenen Kenntnisse und Erfahrungen<br />
erfolgreich einzubringen.<br />
Flexible Programme und Richtlinien<br />
Konkrete Regeln vermeiden langwierige<br />
Diskussionen. Vor allem führen einheitliche<br />
Entsenderichtlinien („Entsende-<br />
Policy“ oder „Expatriate Guidelines“) zu<br />
Fairness. Der administrative Aufwand<br />
lässt sich verringern, Kosten werden<br />
gesenkt, steuerliche und sozialversicherungsrechtliche<br />
Probleme vermieden.<br />
Inhalt und Umfang richten sich nach den<br />
Entsendekategorien des Unternehmens.<br />
Auch spielt es eine Rolle, ob die Richtlinie<br />
nationale oder globale Gültigkeit<br />
haben soll.<br />
In der Praxis haben sich zwischenzeitlich<br />
unterschiedliche Policy-Typen etabliert<br />
und bewährt. 87 Prozent der befragten<br />
Unternehmen vertrauen bei langfristigen<br />
Einsätzen auf Long-Term Policies. Für<br />
kurzfristige Einsätze haben 80 Prozent<br />
der Unternehmen eine gesonderte Policy<br />
(Short-Term Policy).<br />
Beweggründe von Mitarbeitereinsätzen im Ausland<br />
Main policy drivers in your company for sending people across borders<br />
Managerial/strategic<br />
Project based<br />
Developmental<br />
Employee driven<br />
Ein Drittel der befragten Unternehmen nennt die Expansion in neue Märkte als Hauptgrund für<br />
die Entsendung eines Mitarbeiters ins Ausland.<br />
Neben der Dauer der Entsendung spielt<br />
der Grund für die Entsendung (Projekteinsatz,<br />
Personalentwicklung etc.) eine<br />
zunehmend bedeutende Rolle für die Weiterentwicklung<br />
der Policies.<br />
Unter dem Motto „flexibility to move<br />
talent“ treibt insbesondere der Wunsch<br />
nach anpassungsfähigen, jedoch im Einklang<br />
mit der Unternehmenspolitik stehenden<br />
Entsenderichtlinien, 80 Prozent<br />
der befragten Unternehmen dazu, ihre<br />
Entsendepolitik zu überdenken. Diese<br />
Entwicklung zeichnete sich bereits in den<br />
Vorjahren ab. Entsprechend kristallisierte<br />
sich heraus, dass Flexibilität beispielsweise<br />
durch einen modularen Aufbau von<br />
Policies zu erreichen ist. Auch mehrere<br />
Policies, die sich an den unterschiedlichen<br />
Entsendegründen orientieren, helfen<br />
den Unternehmen, sich den ständig<br />
wechselnden Rahmenbedingungen anzupassen,<br />
und ermöglichen die unterschiedlichen<br />
Business Cases für Entsendungen<br />
zu unterstützen.<br />
Insbesondere jüngere Mitarbeiter erwarten,<br />
dass ihnen ein Auslandsaufenthalt<br />
ermöglicht wird und sehen diesen als<br />
Karrieresprungbrett. Die Unternehmen<br />
reagieren darauf mit sogenannten „Deve-<br />
First<br />
Second<br />
Third<br />
Fourth<br />
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80%<br />
Abbildung 1<br />
lopmental Policies“, die weniger entsendebedingte<br />
Zulagen und Kostenerstattungen<br />
vorsehen. Ließ sich ein derartiger<br />
Trend bereits deutlich in 2011 verspüren,<br />
besitzen heute bereits 27 Prozent der<br />
befragten Unternehmen eine Developmental<br />
Policy, während 14 Prozent derzeit<br />
dabei sind, eine solche Policy zu implementieren.<br />
Herausforderungen steigen weiter<br />
In vielen Unternehmen gelten der Transfer<br />
von Fach- und Führungskräften und<br />
die Bewährung des jeweiligen Arbeitnehmers<br />
im Ausland als unverzichtbare Maßnahmen<br />
beim Aufbau einer internationalen<br />
Führungsmannschaft. Wohl auch im<br />
Hinblick auf den zunehmenden Fachkräftemangel<br />
wuchsen in den Unternehmen<br />
in den letzten Jahren die Bemühungen,<br />
sich rechtzeitig um den anschließenden<br />
Karriereverlauf ihres Expatriates zu kümmern.<br />
Entsprechend halten 31 Prozent<br />
der befragten Unternehmen den Aspekt<br />
der Wiedereingliederung (Repatriation)<br />
für sehr wichtig. 63 Prozent wirken möglichen<br />
Wiedereingliederungsproblemen,<br />
welche sowohl beruflich als auch privat<br />
begründet sein können, mit standardi-<br />
Sonderheft 05 | 2013 www.personalwirtschaft.de 21<br />
Quelle: Ernst & Young, 2012
AUSLANDSENTSENDUNG Umfrage<br />
sierten Prozessen entgegen. <strong>Eine</strong> durchaus<br />
positive Entwicklung, wurden die<br />
Herausforderungen der Repatriation in<br />
der Vergangenheit doch häufig unterschätzt.<br />
Obwohl Unternehmen im Rahmen der<br />
eigenen Personalpolitik stark bemüht<br />
sind, die vorhandenen Barrieren insbesondere<br />
im Hinblick auf Langzeitentsendungen<br />
zu beseitigen, stellen familiäre<br />
und häusliche Gründe (61 Prozent), wie<br />
die Trennung von der Familie, das Karriererisiko<br />
des Partners oder die Ausbildung<br />
der Kinder noch vor Gehalts- und<br />
Vergütungsfragen (45 Prozent) und der<br />
Attraktivität des Einsatzortes (34 Prozent)<br />
das größte Hindernis für einen Auslandseinsatz<br />
dar.<br />
Auslandseinsätze weiterhin im<br />
Visier der Finanzbehörden<br />
Wenn es um Einreise, Arbeitserlaubnis,<br />
Steuern und Sozialversicherung geht, sind<br />
Unternehmen – insbesondere die Personalabteilungen<br />
– gefordert, die rechtlichen,<br />
sich stetig wandelnden Rahmenbedingungen<br />
mehrerer Staaten zu<br />
beachten und sie im Interesse des Unternehmens<br />
und des Arbeitnehmers miteinander<br />
in Einklang zu bringen. Der Trend,<br />
dass Auslandsentsendungen zunehmend<br />
im Visier der Finanzverwaltungen im Inund<br />
Ausland sind, hält an. 70 Prozent der<br />
Unternehmen haben daher die steuerliche<br />
Compliance im Heimat- und Entsendeland<br />
als vordringlichsten Risikobereich identifiziert.<br />
Kaum verwunderlich, zählt das<br />
Steuerrecht doch generell zu den schwierigsten<br />
und schnelllebigsten Rechtsgebieten,<br />
welches in seiner Komplexität noch<br />
zunimmt, insbesondere wenn Steuerrechtsgebiete<br />
verschiedener Staaten aufeinandertreffen.<br />
Auch die sogenannten „Accidental Expatriates“<br />
(Short-Term Business Travelers),<br />
Mehr zum Thema<br />
Interessenten können den Global Mobility<br />
Effectiveness Survey 2012 per E-Mail an<br />
hc-newsletter@de.ey.com anfordern.<br />
22<br />
Sonderheft 05 | 2013 www.personalwirtschaft.de<br />
Verknüpfung von Global Mobility und Global Talent<br />
Management (Mehrfachnennungen möglich)<br />
What is the link between global mobility and the global talent management agenda within your<br />
organization?<br />
On a case by case basis individuals are<br />
selected for certain assignments because<br />
of their planned long-term career paths<br />
The global talent management team designs<br />
assignment programs to that will serve as<br />
future leaders of our organization<br />
Global mobility in our organization is about<br />
meeting the needs of the business today,<br />
you cannot plan long-term regarding talent<br />
We are only involved in deploying services<br />
Other, please specify<br />
Besonders der Wettbewerb um qualifizierte Mitarbeiter führt dazu, dass Global Mobility zur<br />
Unterstützung von Talent Management im Vergleich zu den Vorjahren weiter an strategischer<br />
Bedeutung gewinnt.<br />
das heißt Mitarbeiter, die zwar an keinem<br />
Entsendungsprogramm teilnehmen, sich<br />
aber gleichwohl im Rahmen von Dienstreisen<br />
längerfristig im Ausland aufhalten,<br />
stellen Unternehmen heute vor<br />
immense Herausforderungen und Risiken,<br />
sowohl steuerlicher als auch aufenthaltsrechtlicher<br />
Natur. Verständlich, dass<br />
die Unternehmen deshalb diesem Bereich<br />
zunehmend Aufmerksamkeit widmen und<br />
Prozesse implementieren, um das Risiko<br />
zu reduzieren. Auch hier wird in Zukunft<br />
jedoch weiterer Handlungsbedarf nötig<br />
sein. Trotz der möglichen Gefahren finden<br />
in lediglich 35 Prozent der befragten<br />
Unternehmen derzeit die erforderlichen<br />
Tracking-Prozesse Anwendung.<br />
Die Welt wird nicht global,<br />
sie ist es bereits<br />
Das Thema Globalisierung hat heute Einzug<br />
in fast jedes wachstumsorientierte<br />
Unternehmen gefunden und fordert nicht<br />
nur Unternehmen als solche, sondern<br />
auch deren Global Mobility-Funktion täglich<br />
aufs Neue heraus. Neben den Compliance-Themen<br />
und aufenthaltsrechtlichen<br />
Fragestellungen, die zu bewälti-<br />
68%<br />
40%<br />
27%<br />
17%<br />
6%<br />
Abbildung 2<br />
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80%<br />
gen sind, kommen zunehmend auch strategische<br />
Themen hinzu. Fragen wie: „Warum<br />
entsenden wir?”, „Wen entsenden<br />
wir?”, „Unter welchen Konditionen entsenden<br />
wir?”, „Und wie kann uns Global<br />
Mobility bei unserem Talent Management<br />
unterstützen?”, gewinnen zunehmend an<br />
Bedeutung.<br />
Autorin<br />
Ulrike Hasbargen,<br />
Partnerin, Leiterin Human<br />
Capital Deutschland, Ernst &<br />
Young GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft,<br />
München,<br />
ulrike.hasbargen@de.ey.com<br />
Autorin<br />
Annette Moog,<br />
Senior Consultant Human<br />
Capital, Ernst & Young GmbH<br />
Wirtschaftsprüfungsgesellschaft,<br />
Stuttgart,<br />
annette.moog@de.ey.com<br />
Quelle: Ernst & Young, 2012
AUSLANDSENTSENDUNG Sozialversicherung<br />
Nach Brasilien ohne Nachteile<br />
Nach jahrelanger Verzögerung tritt Anfang Mai das Sozialversicherungsabkommen<br />
zwischen der Föderativen Republik Brasilien und der Bundesrepublik<br />
Deutschland in Kraft. Damit erhalten betroffene Arbeitnehmer<br />
zukünftig einen umfangreicheren sozialrechtlichen Schutz. Zugleich<br />
müssen sich deutsche Unternehmen bei Mitarbeiterentsendungen nach<br />
Brasilien auf neue Regelungen einstellen.<br />
A<br />
m 01.05.2013 tritt das Sozialversicherungsabkommen<br />
zwischen der Föderativen<br />
Republik Brasilien und der Bundesrepublik<br />
Deutschland in Kraft. Mit dem<br />
deutsch-brasilianischen Sozialversicherungsabkommen<br />
wird unter anderem das<br />
Ziel verfolgt, die Doppelversicherung und<br />
die damit einhergehende doppelte Beitragszahlung<br />
der entsandten Arbeitnehmer in<br />
Deutschland und Brasilien durch entsprechende<br />
Entsenderegelungen zu vermeiden.<br />
Dadurch können erhebliche Einsparpotenziale<br />
sowohl bei Unternehmen als<br />
auch bei Arbeitnehmern erzielt werden.<br />
Zudem bietet das Abkommen deutschen<br />
Unternehmen einen deutlich vereinfachten<br />
Prozess, die Absicherung ihrer nach<br />
Brasilien entsandten Mitarbeiter sicherzustellen.<br />
Zum Schutz vor doppelter<br />
Beitragszahlung<br />
Das Sozialversicherungsabkommen gilt<br />
unabhängig von der Staatsangehörigkeit<br />
der entsandten Arbeitnehmer und erstreckt<br />
sich im sachlichen Anwendungsbereich<br />
gemäß Art. 2 des Abkommens auf die<br />
gesetzlichen Sozialversicherungszweige<br />
der Rentenversicherung und der Unfallversicherung<br />
sowie über das Schlussprotokoll<br />
(Nr. 8a) auch auf die Arbeitslosenversicherung.<br />
Wurde in der Vergangenheit ein Arbeitnehmer<br />
von seinem deutschen Unternehmen<br />
nach Brasilien entsandt, musste<br />
26<br />
Sonderheft 05 | 2013 www.personalwirtschaft.de<br />
zunächst geprüft werden, ob die strengen<br />
Voraussetzungen der Ausstrahlung nach<br />
§ 4 SGB IV gegeben waren. Der Begriff<br />
Ausstrahlung bedeutet eine Weitergeltung<br />
des deutschen Sozialversicherungsrechts<br />
bei Tätigkeit im Ausland. Dies scheiterte<br />
jedoch sehr häufig an der steuerrechtlich<br />
gebotenen Gehaltskostenweiterbelastung<br />
von der deutschen an die brasilianische<br />
Gesellschaft. Somit verblieb dem deutschen<br />
Unternehmen beziehungsweise dem entsandten<br />
Arbeitnehmer nur die Möglichkeit,<br />
getrennt für jeden Sozialversicherungszweig<br />
zu prüfen, ob eine Absicherung<br />
über das deutsche Sozialversicherungssystem<br />
auf Antrag weiterhin möglich und<br />
auch sinnvoll war (freiwillige Versicherungen,<br />
Antragspflichtversicherungen, Anwartschaftsversicherungen,<br />
private Versicherungen<br />
etc.).<br />
Fallbeispiel: Entsendung<br />
Doch auch wenn aufgrund der Ausstrahlung<br />
oder freiwillig auf Antrag die Möglichkeit<br />
auf einen (teilweisen) Verbleib in<br />
der deutschen Sozialversicherung bestanden<br />
hätte, mussten im Regelfall Beiträge an<br />
die brasilianische Sozialversicherungskasse<br />
INSS (Instituto Nacional do Seguro<br />
Social) entrichtet werden. In vielen Fällen<br />
kam es somit zu einer Doppelversicherung<br />
und demzufolge zu einer doppelten Beitragszahlung.<br />
Aufgrund des Sozialversicherungsabkommens<br />
besteht nun ab dem 01.05.2013 für<br />
entsandte Arbeitnehmer die Möglichkeit<br />
des Verbleibs im heimatlichen Sozialversicherungssystem<br />
bei gleichzeitigem<br />
Schutz vor einer doppelten Beitragszahlung.<br />
Das setzt allerdings voraus, dass die<br />
im Art. 7 (Entsendung) oder in Art. 9 (Ausnahmevereinbarung)<br />
des Abkommens defi-<br />
Herr Müller wird zeitlich befristet ab dem 01.05.2013 für drei Monate nach Brasilien entsandt. Zu diesem<br />
Zweck wird eine Entsendevereinbarung zusätzlich zu seinem seit längerem bestehenden deutschen<br />
Arbeitsvertrag abgeschlossen. Sein Gehalt wird aufgrund der geringen Dauer der Entsendung<br />
und damit einhergehender mangelnder Integration in die brasilianische Gesellschaft weiterhin von der<br />
deutschen Gesellschaft ausgezahlt und auch nicht an die brasilianische Gesellschaft weiterbelastet.<br />
Da die Tätigkeit in Brasilien dem Tätigkeitsbereich von Herrn Müller in Deutschland entspricht, sind<br />
die Voraussetzungen der Entsendung im Sinne des Abkommens erfüllt. Herr Müller unterliegt während<br />
seiner Tätigkeit in Brasilien weiterhin der deutschen gesetzlichen Renten-, Unfall- und Arbeitslosenversicherung<br />
und ist von der Pflicht zur Zahlung der entsprechenden Sozialversicherungsbeiträge in<br />
Brasilien befreit. Lediglich für den Bereich der Kranken- und Pflegeversicherung sind zusätzlich die<br />
Voraussetzungen der Ausstrahlung zu prüfen.
Fallbeispiel: Ausnahmevereinbarung<br />
Herr Müller wird von seinem deutschen Arbeitgeber zeitlich befristet ab dem 01.05.2013 für<br />
zwölf Monate nach Brasilien entsandt. Zu diesem Zweck wird der deutsche Arbeitsvertrag ruhend<br />
gestellt und ein neuer lokaler Arbeitsvertrag - befristet für ein Jahr - mit der brasilianischen<br />
Tochtergesellschaft geschlossen. Zwar liegen aufgrund des lokalen Arbeitsvertrages in Brasilien<br />
die Voraussetzungen der Entsendung im Sinne des Abkommens nicht vor, Herr Müller kann aber<br />
angesichts der weiterhin bestehenden arbeitsrechtlichen Anbindung an seinen deutschen Arbeitgeber<br />
eine Ausnahmevereinbarung beantragen. Sofern diese Vereinbarung gewährt wird, unterliegt Herr<br />
Müller dann während seiner Tätigkeit in Brasilien weiterhin der deutschen gesetzlichen Renten-,<br />
Unfall- und Arbeitslosenversicherung und ist von der Pflicht zur Zahlung der entsprechenden Sozialversicherungsbeiträge<br />
in Brasilien befreit.<br />
Vor Inkrafttreten des Abkommens wäre für Herrn Müller nur die Beantragung von freiwilligen gesetzlichen<br />
oder privaten Versicherungen in Deutschland in Betracht gekommen, denn eine Ausstrahlung<br />
nach § 4 SGB IV läge in diesem Fall nicht vor. Demnach hätte Herr Müller eine doppelte Beitragszahlung<br />
in Deutschland und Brasilien in Kauf nehmen müssen.<br />
Bilaterales Abkommen über soziale Sicherheit zwischen<br />
Deutschland und Brasilien<br />
persönlicher Geltungsbereich: ohne Rücksicht auf die Staatsangehörigkeit<br />
erfasste Versicherungszweige: Renten-, Unfall- und Arbeitslosenversicherung<br />
maximale Entsendedauer: 24 Monate<br />
Ausnahmevereinbarungen: möglich, Höchstdauer steht noch nicht fest<br />
Inkrafttreten: 01.05.2013<br />
Besonderheiten: sog. Leistungsexport in der Rentenversicherung<br />
nierten Regelungen für eine Arbeitnehmerentsendung<br />
nach Brasilien eingehalten<br />
werden. Andernfalls greift nach Art. 6<br />
Abs. 1 das sogenannte „Territorialprinzip“,<br />
wonach ein Arbeitnehmer den Sozialversicherungsvorschriften<br />
des Staates unterliegt,<br />
in dem er seine Beschäftigung ausübt.<br />
Voraussetzungen für eine<br />
Arbeitnehmerentsendung<br />
Nach Art. 7 Abs. 1 des Sozialversicherungsabkommens<br />
liegt eine Arbeitnehmerentsendung<br />
aus Deutschland nach Brasilien<br />
vor, wenn der Arbeitnehmer im Rahmen<br />
seines inländischen Beschäftigungsverhältnisses<br />
zeitlich befristet für maximal<br />
24 Monate in Brasilien tätig wird. Dabei<br />
muss die Entsendungsdauer im Vorfeld<br />
festgelegt werden. Da das Abkommen zum<br />
Begriff des inländischen Beschäftigungsverhältnisses<br />
keine weiteren Erläuterungen<br />
enthält, ist unter Berücksichtigung der<br />
innerstaatlichen Regelungen (§ 4 SGB IV –<br />
siehe oben) zu beurteilen, ob es sich hier-<br />
bei um eine Entsendung im Sinne des<br />
Abkommens handelt. Aus diesem Grund ist<br />
zum Beispiel die Gehaltskostentragung<br />
während des Auslandsaufenthaltes durch<br />
das entsendende Unternehmen von zentraler<br />
Bedeutung.<br />
Konkretisiert werden die Voraussetzungen<br />
der Entsendung ferner in der Nr. 10 des<br />
Schlussprotokolls. <strong>Eine</strong> Entsendung liegt<br />
demnach nur vor, wenn die Tätigkeit des<br />
entsandten Arbeitnehmers im Zielland seinem<br />
Tätigkeitsbereich im Entsendeland<br />
entspricht. Sofern eine Person zum Zwecke<br />
der Entsendung eingestellt wurde, muss<br />
diese zum Zeitpunkt der Einstellung ihren<br />
gewöhnlichen Aufenthalt im Entsendeland<br />
haben. Für den Fall, dass ein Arbeitnehmer<br />
erneut entsandt werden soll, muss er<br />
zuvor wieder mindestens sechs Monate im<br />
Ursprungsland tätig gewesen sein. Schließlich<br />
sieht das Schlussprotokoll vor, dass<br />
das entsendende Unternehmen eine nennenswerte<br />
geschäftliche Tätigkeit im Entsendeland<br />
ausüben muss (Vermeidung von<br />
Missbrauch durch sogenannte „Briefkasten-<br />
firmen“) und kein illegaler Arbeitnehmerverleih<br />
vorliegen darf (siehe auch Fallbeispiel<br />
auf Seite 26).<br />
Sollten die engen Voraussetzungen der Entsendung<br />
nach Art. 7 Abs. 1 des Abkommens<br />
nicht erfüllt sein, besteht nach Art. 9<br />
Abs. 1 die Möglichkeit zum Abschluss einer<br />
Ausnahmevereinbarung. Dies käme infrage,<br />
wenn etwa aufgrund der Gehaltskostentragung<br />
durch die aufnehmende Gesellschaft<br />
keine Entsendung im Rahmen eines<br />
inländischen Beschäftigungsverhältnisses<br />
vorliegt oder die Entsendehöchstdauer von<br />
24 Monaten überschritten wird. <strong>Eine</strong> Vereinbarung<br />
zum Verbleib in der heimatlichen<br />
Sozialversicherung ist aber auch dann<br />
denkbar, wenn z. B. aufgrund des Abschlusses<br />
eines lokalen Arbeitsvertrages in Brasilien<br />
bei gleichzeitiger Ruhendstellung<br />
des deutschen Arbeitsvertrages die oben<br />
genannten Voraussetzungen der Entsendung<br />
nicht gegeben sind (siehe auch Fallbeispiel<br />
links oben).<br />
Kein neues Steuerabkommen geplant<br />
Im Gegensatz zu den aktuellen Entwicklungen<br />
in der Sozialversicherung ist derzeit<br />
kein neues Steuerabkommen geplant,<br />
das anstelle des zum 01.01.2006 gekündigten<br />
Doppelbesteuerungsabkommens zwischen<br />
Brasilien und Deutschland treten<br />
würde. Insoweit verbleibt es hinsichtlich der<br />
Besteuerung der nach Brasilien entsandten<br />
Arbeitnehmer mit Wohnsitz in Deutschland<br />
lediglich bei der Möglichkeit, die Doppelbesteuerung<br />
über die Anrechnung der<br />
in Brasilien gezahlten Steuer gemäß § 34c<br />
EStG auszugleichen – es sei denn die Voraussetzungen<br />
des sogenannten „Auslandstätigkeitserlasses“<br />
sind gegeben, was eine<br />
Freistellung des Arbeitslohns unter Progressionsvorbehalt<br />
zulässt. Meist müssen<br />
jedoch Arbeitnehmer aufgrund der niedrigeren<br />
Steuersätze in Brasilien mit einer<br />
deutlichen Mehrbelastung rechnen.<br />
Autor<br />
Frank Dissen,<br />
Senior Manager,<br />
Global Expatriate Services,<br />
WTS Beratungsgruppe,<br />
frank.dissen@wts.de<br />
Sonderheft 05 | 2013 www.personalwirtschaft.de 27
AUSLANDSENTSENDUNG Arabische Länder<br />
Wenn der Ramadan das<br />
Leben verlangsamt<br />
Wer seine Mitarbeiter auf die Entsendung in ein arabisches Land<br />
vorbereitet, muss nicht nur bürokratische Hürden nehmen. Kulturelle<br />
Unterschiede bergen großes Konfliktpotenzial. Sprachliche und<br />
interkulturelle Trainings erleichtern den Einstieg und sind für den<br />
Aufbau erfolgreicher Geschäftsbeziehungen unerlässlich.<br />
V<br />
iele deutsche Unternehmen operieren<br />
weltweit. Zudem schicken sie Mitarbeiter<br />
ins Ausland, damit diese dort<br />
neue Niederlassungen aufbauen oder im<br />
Projektmanagement tätig sind. Auch die<br />
aktuelle Eurokrise führt dazu, dass Firmen<br />
ihre Fühler verstärkt in Richtung<br />
der Märkte jenseits der EU ausstrecken.<br />
Reiche Öl- und Gasvorkommen, gewaltige<br />
Bauprojekte und Investitionen locken<br />
viele Unternehmen in die Golfstaaten und<br />
nach Ägypten, wo sich die Situation nach<br />
dem Arabischen Frühling für Geschäftsleute<br />
weitgehend normalisiert hat.<br />
Expatriates, die auf ihre Entsendung in ein<br />
arabisches Land vorbereitet werden sollen,<br />
müssen sich nicht nur mit den gesellschaftlichen<br />
Normen und Werten, sondern<br />
vor allem mit der Religion des Islam auseinandersetzen.<br />
Sie bestimmt das alltägliche<br />
Leben genauso wie den Umgang mit<br />
Geschäftspartnern. Und dies umso mehr,<br />
wenn dieser Partner weiblich ist.<br />
„Nach Auffassung des Kulturwissenschaftlers<br />
Geert Hofstede sind 50 Prozent unseres<br />
Verhaltens kulturell bedingt, daher<br />
sollte jemand, der mehrere Jahre im Ausland<br />
verbringen will, sich vorher mit dem<br />
kulturellen Hintergrund, der diesem Verhalten<br />
zugrunde liegt, vertraut machen“,<br />
sagt Magdy Abdel Koddous, interkultureller<br />
Trainer und Geschäftsführer der<br />
Arab World IC GmbH in Hamburg.<br />
28<br />
Sonderheft 05 | 2013 www.personalwirtschaft.de<br />
„Schon in der ersten halben Stunde kann<br />
ein Expat so viele Fehler machen, dass<br />
der weitere Kontakt zu seinem arabischen<br />
Geschäftspartner erheblich erschwert<br />
wird“, sagt Abdel Koddous, der selbst<br />
gebürtiger Ägypter ist.<br />
Erster Kontakt entscheidend<br />
So solle der entsandte Mitarbeiter bei der<br />
Begrüßung darauf achten, dass er den<br />
Ranghöchsten, in der Regel ist dies der<br />
Älteste, zuerst begrüße, die Regel „Ladies<br />
first“ gelte nicht. Die Hand seines arabischen<br />
Geschäftspartners solle er nicht zu<br />
fest drücken, sondern lieber länger schütteln<br />
und die Visitenkarte keinesfalls mit<br />
der linken Hand übergeben oder entgegennehmen,<br />
da diese als unreine Hand gilt.<br />
Das passende Gastgeschenk spiele ebenfalls<br />
eine Rolle. Moselwein oder Schwarzwälder<br />
Schinken seien völlig unangebracht,<br />
denn Muslimen ist der Genuss<br />
von Alkohol und Schweinefleisch untersagt.<br />
Anders als in westlichen Ländern gibt es<br />
keine Unterteilung in Vor- und Nachnamen.<br />
Jeder Ägypter trägt einen eigenen<br />
Vornamen gefolgt vom Vornamen des<br />
Vaters, des Großvaters und so fort. Daher<br />
dürfe man sich über die Anrede mit Titel<br />
und Vornamen nicht wundern („Mr.<br />
Hans“). Da ein Titel benutzt wird, gilt dies<br />
als Siezform. „Wenn sich der Expat direkt<br />
nach der Ankunft aus Deutschland über<br />
die Hitze in Dubai beschwert, wird der<br />
Emirati das persönlich nehmen, denn im<br />
Gegensatz zu einem Westeuropäer unterscheidet<br />
er nicht zwischen Sach- und<br />
Beziehungsebene.“<br />
Die Beziehungsebene steht immer<br />
an erster Stelle. Berufliches und Privates<br />
werden miteinander verbunden. <strong>Eine</strong> gute<br />
Geschäftsbeziehung zu arabischen Partnern<br />
setzt daher eine gute persönliche<br />
Beziehung voraus. Expats sollten sich<br />
darauf einstellen, dass ihr arabischer<br />
Gesprächspartner während einer Besprechung<br />
Privatgespräche entgegennimmt<br />
und möglicherweise einen Teil seiner Freizeit<br />
mit dem ausländischen Kollegen verbringen<br />
möchte.<br />
Auch wenn Smalltalk zur Pflege der Beziehungsebene<br />
sehr wichtig ist, sollten die<br />
Themen Politik und Religion besser gemie-<br />
„<br />
Der Tagesablauf im Büro orientiert sich<br />
stark an den Gebetszeiten. Da werden Meetings<br />
auch schon mal unterbrochen.<br />
Stephan Rauer, Senior Referent Geologie im Bereich Feldesentwicklung Europa, RWE Dea
den werden – und das, obwohl die Regeln<br />
des Islam im Alltag überall präsent sind.<br />
Religion bestimmt das Leben<br />
Daher darf sich ein Expat, der seine<br />
Geschäftsbeziehungen in einem arabischen<br />
Land während des Fastenmonats<br />
Ramadan aufnimmt, über unkonzentrierte<br />
und schlecht gelaunte Geschäftspartner<br />
nicht wundern. Denn jemand der<br />
tagsüber nicht isst und trinkt, zeigt sich<br />
für gewöhnlich weniger verhandlungsfreudig<br />
als üblich. Unhöflich wäre es<br />
während dieser Zeit auch, vor den Augen<br />
des arabischen Geschäftspartners oder<br />
in der Öffentlichkeit zu essen, zu trinken<br />
oder zu rauchen.<br />
Das Verhalten gegenüber dem anderen<br />
Geschlecht wird ebenfalls stark von der<br />
Religion des Islam bestimmt. „Gemäß<br />
eines Spruches des Propheten Mohammed<br />
darf ein Muslim bei enger Auslegung<br />
weder mit einer fremden Frau allein<br />
im Fahrstuhl fahren noch allein mit ihr<br />
bei verschlossener Tür in einem Büro sitzen.<br />
Wenn er sich gerade die Hände gewaschen<br />
hat, um sich auf das Gebet vorzubereiten,<br />
wird er einer Frau auch nicht<br />
die Hand geben“, sagt Abdel Koddous,<br />
„das hat bei weiblichen Expats schon häufig<br />
für Verwirrung gesorgt.“<br />
Befremdlich ist anfangs auch die arabische<br />
Sprache. Wer kein Arabisch spricht, sollte<br />
neben der Begrüßung „As-Saalam-Aleikum“<br />
(„Friede sei mit dir“) zumindest<br />
einige arabische Wörter wie „Ja“, „Nein“,<br />
„Bitte“ und „Danke“ beherrschen. Dabei<br />
kommt es weniger auf die korrekte Aussprache<br />
an, als vielmehr auf das Bemühen<br />
und den Respekt, der dem Gastgeber<br />
damit erwiesen wird.<br />
Familie miteinbeziehen<br />
„Wenn die Familie mitreist, sollte diese<br />
unbedingt an dem interkulturellen Training<br />
teilnehmen“, rät Abdel Koddous,<br />
„denn in den Fällen, in denen eine Entsendung<br />
scheitert, liegt es häufig nicht<br />
am Expat, sondern an seiner Familie, die<br />
sich nicht wohl fühlt und vorzeitig zurück<br />
in das Heimatland möchte.“ Ehepartner<br />
„<br />
Schon in der ersten halben Stunde kann ein<br />
Expat so viele Fehler machen, dass der weitere<br />
Kontakt zu seinem arabischen Geschäftspartner<br />
erheblich erschwert wird.<br />
Abdel Koddous, Geschäftsführer, Arab World IC GmbH<br />
sollten sich darüber Gedanken machen,<br />
welche neuen Erfahrungen sie dort<br />
machen könnten. Für Ägypten böten sich<br />
als Hobbys zum Beispiel Reiten, Tauchen<br />
oder Golf an. Auch einheimische Kinder<br />
besuchen internationale Schulen, darüber<br />
können ebenfalls neue Kontakte entstehen.<br />
Ein Engagement bei Stiftungen<br />
oder Vereinen wäre – abgesehen von<br />
einem Sprachkurs – auch eine Möglichkeit,<br />
die Auslandsjahre sinnvoll zu gestalten.<br />
Das gelang auch Stephan Rauer und seiner<br />
Familie. Dank eines dreitägigen interkulturellen<br />
Trainings und eines Sprachkurses<br />
blieb ihm ein größerer Kulturschock<br />
erspart. Der 42-jährige Geologe<br />
wurde von dem Unternehmen RWE Dea<br />
2007 für drei Jahre nach Kairo entsandt,<br />
um vor Ort Erdgas- und Erdölbohrungen<br />
zu planen und durchzuführen. Acht<br />
Wochen vor der eigentlichen Abreise flog<br />
Rauer auf Wunsch des Arbeitgebers erstmals<br />
nach Kairo, um sich dort eine Wohnung<br />
auszusuchen und erste Eindrücke<br />
zu sammeln. „Auf diesem einwöchigen<br />
Look and See Trip habe ich gleich gemerkt,<br />
dass die ägyptische Welt eine völlig andere<br />
ist. Der Verkehr ist chaotisch, das Klima<br />
völlig anders und die Menschen sind<br />
ausgesprochen freundlich und offen“, erinnert<br />
er sich.<br />
Die Uhren ticken anders<br />
Während Rauer beruflich eingebunden<br />
war, hat sich seine Frau, die ebenfalls an<br />
dem interkulturellen Training teilgenommen<br />
hatte, um den zweijährigen Sohn<br />
gekümmert. Als dieser dann in den Kindergarten<br />
kam, nahm sie an Sprach- und<br />
Malkursen teil. Ein engmaschiges Expat-<br />
Netzwerk ermöglichte ihr einen regelmäßigen<br />
Austausch mit anderen mitgereisten<br />
Kollegenfrauen.<br />
„Durch die vorherigen Trainings fühlte<br />
ich mich gut vorbereitet, was mich dennoch<br />
überrascht hat, war der große Einfluss<br />
der älteren Kollegen. Bei fachlichen<br />
Diskussionen kam es nicht auf die besseren<br />
Argumente an, sondern auf das<br />
Alter des Vortragenden. Je älter jemand<br />
ist, desto gewichtiger seine Argumente“,<br />
sagt Rauer. Wer wann etwas sagen dürfe,<br />
folge strengen Regeln. „Der Tagesablauf<br />
im Büro orientiert sich außerdem<br />
stark an den Gebetszeiten. Da werden<br />
Meetings auch schon mal unterbrochen“,<br />
so Stephan Rauer, dessen Ausflüge in<br />
die Wüste ihn stark beeindruckt haben.<br />
Als besonders hat er auch den Ramadan<br />
erlebt. „Während dieser Zeit sind viele<br />
offizielle Stellen gar nicht besetzt, Entscheidungen<br />
dauern wesentlich länger<br />
und überhaupt verlangsamt sich das<br />
ganze Leben in der Stadt“, erzählt er rückblickend<br />
und ergänzt, dass Expats den<br />
Ramadan natürlich auch respektiert und<br />
beispielsweise tagsüber nur außer Sichtweite<br />
der ägyptischen Kollegen gegessen<br />
haben. „Während man im Büro anfänglich<br />
eher als fremd wahrgenommen wird, vereinfacht<br />
sich die Kommunikation mit der<br />
Zeit. <strong>Eine</strong> echte Freundschaft zu einem<br />
Ägypter setzt allerdings viel Toleranz auf<br />
beiden Seiten voraus“, so Rauer, der<br />
bereits seine nächste Entsendung nach<br />
Norwegen vorbereitet.<br />
Ginge es nach Abdel Koddous, würden<br />
auch die einheimischen Mitarbeiter vor<br />
dem Eintreffen der Expats an einem interkulturellen<br />
Training teilnehmen. „Das<br />
fördert eine erfolgreiche Zusammenarbeit<br />
und die Toleranz gegenüber der anderen<br />
Kultur.“<br />
Petra Schreiber, freie Journalistin, Hamburg<br />
Sonderheft 05 | 2013 www.personalwirtschaft.de 29
AUSLANDSENTSENDUNG Mitarbeiterauswahl<br />
Kulturelle Prägung<br />
berücksichtigen<br />
Firmen, die in Osteuropa eine Niederlassung oder Filiale<br />
gründen, müssen vor Ort qualifizierte Mitarbeiter und<br />
Führungskräfte finden. Ein Instrument hierfür sind<br />
Assessment Center und Management Audits. Diese müssen<br />
den kulturellen Bedingungen und den Marktbedingungen<br />
vor Ort angepasst werden, um erfolgreich zu sein.<br />
F<br />
ür deutsche Unternehmen, die in Osteuropa<br />
oder Russland Fuß fassen wollen,<br />
haben sich Assessments und Management<br />
Audits als Instrumente für die<br />
Personalsuche und -auswahl bewährt. Beim<br />
Gestalten des Assessment-Prozesses müssen<br />
jedoch einige Besonderheiten beachtet<br />
werden.<br />
Im deutschsprachigen Raum basieren fast<br />
alle modernen, maßgeschneiderten Assessment-Prozeduren<br />
auf dem Kompetenzprofil<br />
von Werner Sarges. Das Kompetenzprofil<br />
für Fachkräfte und Experten besteht<br />
hiernach aus den vier Hauptblöcken „Persönlichkeit<br />
und soziale Kompetenz“, „Fachkompetenz<br />
und Leistung“, „kognitive und<br />
methodische Kompetenz“ sowie „Kommunikation<br />
und Soft Skills“. Das Kompetenzprofil<br />
für Manageraufgaben ist differenzierter.<br />
Es besteht aus den gleichen Blöcken<br />
wie das für Fachkräfte, aber mit einem anderen<br />
Fokus, und schließt den Führungskräfteblock<br />
„Führungskompetenz und Motivation<br />
zu führen“ ein.<br />
Die Kompetenzblöcke werden jeweils auf<br />
definierte Kriterien heruntergebrochen. So<br />
kann das Kompetenzprofil für bestimmte<br />
Aufgaben auf verschiedenen Ebenen beur-<br />
„<br />
30<br />
Sonderheft 05 | 2013 www.personalwirtschaft.de<br />
teilt werden. Beispielsweise umfasst der<br />
Kompetenzblock „Kognitive und methodische<br />
Kompetenz“ unter anderem Parameter<br />
zu den Bereichen Entscheidungsfindung,<br />
Problemlösung, Lernfähigkeit, Konzentration,<br />
Ursache-Wirkungs-Analyse sowie Kreativität<br />
und Wahrnehmung. Jeder dieser<br />
Aspekte wird weiter auf einzelne Verhaltensanker<br />
heruntergebrochen; das hilft den<br />
Beobachtern, die Leistung der Kandidaten<br />
zu evaluieren und zu beurteilen.<br />
Diese Evaluation der Kompetenzen liefert<br />
valide und objektive Ergebnisse im deutschsprachigen<br />
Raum. Doch wie sieht es hiermit<br />
in den osteuropäischen Ländern und<br />
in Russland aus? Assessment-Prozesse und<br />
Management Audits in Osteuropa und Russland<br />
laufen schief, wenn sie sich auf eben<br />
die genannten Hauptblöcke beschränken.<br />
Weitere Kriterien müssen in jedem Fall<br />
berücksichtigt werden.<br />
Wirtschaftlicher Hintergrund<br />
Ein zusätzliches Untersuchungskriterium<br />
ist der „wirtschaftliche Hintergrund“. Ein<br />
Assessment der Faktoren, die die Profitabilität<br />
eines Unternehmens bestimmen, ist<br />
sehr wichtig. Denn einige Generationen im<br />
Osten neigen dazu, diese Parameter zu ignorieren.<br />
Die ältere Generation (geboren zwischen<br />
1950 und 1965) zeigt einen Mangel an<br />
Bewusstsein für ökonomische Belange. Dies<br />
ist zum einen der früheren Planwirtschaft<br />
geschuldet, in der kein Wert auf Profitabilität<br />
gelegt wurde, zum anderen dem Statusbewusstsein<br />
dieser Generation. Denn es<br />
ist eine Tradition, seinen Reichtum zu zeigen<br />
und sich teure Dinge zu kaufen, die<br />
man sich kaum leisten kann, was eine<br />
Kosten-Nutzen-Kalkulation entbehrlich<br />
macht.<br />
Die „Perestroika“-Generation (geboren zwischen<br />
1965 und 1975) hat gelernt, Geld in<br />
einem sich ändernden Umfeld zu verdienen.<br />
Sie versucht häufig, „schnelles Geld“<br />
zu machen, das gleichbedeutend ist mit<br />
„erzieltem Gewinn“. In Polen, Russland und<br />
der Slowakei sind beispielsweise die meisten<br />
wegen Steuerhinterziehung oder Betrug<br />
mit Firmen mit Sitz im Ausland verurteilten<br />
Personen zwischen 46 und 58 Jahre alt.<br />
Die junge Generation (geboren zwischen<br />
1975 und 1990) ist sich der finanziellen<br />
Belange bewusst, da sie dieses Wissen<br />
bereits in der Schule und der Universität<br />
Für deutsche Unternehmen, die in Osteuropa oder Russland Fuß<br />
fassen wollen, haben sich Assessments und Management Audits als<br />
Instrumente für die Personalsuche und -auswahl bewährt.
vermittelt bekam. Dieses bleibt jedoch häufig<br />
sehr theoretisch, da die Firmen in der<br />
Regel keine Analyse der finanziellen Zusammenhänge<br />
und Abhängigkeiten auf der<br />
untergeordneten Hierarchieebene betreiben.<br />
Die Expatriate-Zielgruppe verfügt über das<br />
größte Bewusstsein für diesen Faktor.<br />
Trotzdem ist selbst in dieser Gruppe das<br />
Bewusstsein für die finanziellen Belange<br />
häufig gering, insbesondere bei den Spezialisten<br />
mit überwiegend technischem<br />
Fachwissen.<br />
Verständnis von<br />
Projektmanagement<br />
Ein professionelles Projektmanagement<br />
verlangt unter anderem folgende Fähigkeiten:<br />
Projektkonzipierung, Entwurf eines<br />
Projektplans, Ressourcenplanung, Zeitdisziplin,<br />
Termintreue und Durchführung<br />
von Kommunikationsplänen. In Osteuropa<br />
und Russland müssen beim Assessment-<br />
Prozess und im Management Audit folgende<br />
generationsbedingten Besonderheiten<br />
beachtet werden:<br />
Die ältere Generation zeigt Verständnis für<br />
große Projekte mit einer langen Laufzeit.<br />
Mittelfristige und kurzfristige Projekte hingegen<br />
werden häufig als weniger wichtig<br />
angesehen und die meisten Kandidaten<br />
sind nicht motiviert, diese umzusetzen.<br />
Die „Perestroika“-Generation verfügt über<br />
eine sehr pragmatische, manchmal sogar<br />
intuitive Herangehensweise im Umgang<br />
mit Projekten; man improvisiert gern, hat<br />
aber keine strukturierten Projektfähigkeiten.<br />
Die junge Generation zeigt recht gute Projektmanagementfähigkeiten,<br />
doch häufig<br />
unterschätzt sie die Bedeutung der Planungsphase.<br />
Zunächst wird ohne viel Planung<br />
und detaillierte Analyse agiert, und<br />
führt das nicht zum Ziel, wird das Projekt<br />
umdefiniert und überarbeitet. Mehrausgaben<br />
bei den Ressourcen und Veränderungen<br />
im Zeitrahmen sind die Folge. Daher<br />
ist das Assessment dieser Fähigkeit in dieser<br />
Zielgruppe besonders wichtig.<br />
Die Expatriate-Zielgruppe verfügt aufgrund<br />
ihrer Arbeitserfahrung in westlichen Firmen<br />
meist über gute Projektmanagementfähigkeiten.<br />
Trotzdem kann eine gewisse<br />
Ermüdung („Das haben wir ja schon so oft<br />
gemacht“) beobachtet werden mit der Folge,<br />
dass der persönliche Vorteil höher eingeschätzt<br />
wird als das Projektergebnis.<br />
Interkulturelle Kompetenz<br />
Interkulturelle Kompetenz ist die Kompetenz<br />
zum Kommunizieren, Betreiben und<br />
Erreichen von Ergebnissen in einem länderübergreifenden<br />
Umfeld. Dazu gehören<br />
auch kognitive Aspekte, etwa die Fähigkeit<br />
zu lernen, die Bereitschaft, andere Lebens-,<br />
Arbeits- und Verhaltensweisen zu akzep-
AUSLANDSENTSENDUNG Mitarbeiterauswahl<br />
„ Die osteuropäischen Kulturen prägen die Arbeit und<br />
das Arbeitsumfeld der Menschen und müssen in die<br />
Beurteilung der Zielgruppen miteinfließen.<br />
tieren, sich anzupassen, also insgesamt<br />
offen zu sein. Bei diesem Zusatzkriterium<br />
für Osteuropa und Russland gibt es ebenfalls<br />
generationsbedingte Besonderheiten<br />
des Assessment-Prozesses und des Management<br />
Audits.<br />
Die ältere Generation hat wenig Gefühl für<br />
interkulturelle Kompetenz. In der Sowjetzeit<br />
war Russland das bestimmende Land,<br />
und die ältere Generation pflegt noch immer<br />
diese Einstellung und erwartet von anderen,<br />
sich anzupassen. Das Verständnis für<br />
verschiedene Kulturen ist gering. Deshalb<br />
muss besonders bei dieser Zielgruppe diese<br />
Fähigkeit gemessen und beurteilt werden.<br />
Die „Perestroika“-Generation hat auf die<br />
harte und praktische Weise gelernt, diesen<br />
Aspekt im geschäftlichen Umgang mit Ausländern<br />
zu beachten – durch Fehler und<br />
verlorene Aufträge. Niemand vermittelte<br />
ihnen das diesbezügliche Wissen, es ließ<br />
sich nur aus Erfahrungen beziehungsweise<br />
intuitiver kognitiver Kompetenz sowie<br />
aus menschlichen Interaktionen ableiten.<br />
Das Assessment dieser Kompetenz ist deshalb<br />
in dieser Gruppe von besonderem<br />
Interesse.<br />
Die junge Generation betrachtet diese Fähigkeit<br />
als vorhanden, solange sie nicht mit<br />
ernsthaften Projekten auf einem internationalen<br />
Level konfrontiert wird. Wenn die<br />
Vertreter dieser Generation diese Fähigkeit<br />
als selbstverständlich annehmen, sind sie<br />
häufig von den gemachten Erfahrungen<br />
frustriert. Beim Auditieren dieser Kompetenz<br />
ist zu prüfen, wie sie mit Frustration<br />
umgehen, wie sie lernen und ob sie motiviert<br />
sind, fortzufahren und ihre Ziele zu<br />
erreichen.<br />
Die Expatriate-Zielgruppe zeigt eine komplett<br />
andere Tendenz als die ältere Generation.<br />
Ihr Bezugswert wird durch den Standard<br />
in westlichen Ländern, in denen sie<br />
arbeiteten, charakterisiert. Sie erwarten,<br />
dass die lokalen und nativen Kulturen sich<br />
32<br />
Sonderheft 05 | 2013 www.personalwirtschaft.de<br />
entsprechend anpassen und ihr Verhalten<br />
ändern. Das führt zu zahlreichen Konflikten,<br />
in denen sie Hartnäckigkeit und wenig<br />
Kompromissbereitschaft zeigen.<br />
Zusatzkriterium „Einfluss der Kultur“<br />
Des Weiteren sind beim Planen, Gestalten<br />
und Durchführen von Assessments und<br />
Audits folgende Spezifikationen und<br />
Beschränkungen der osteuropäischen Kultur<br />
zu beachten.<br />
Beziehungsorientierte Geschäftskultur:<br />
Anders als westeuropäische Länder agieren<br />
Firmen in Osteuropa und Russland<br />
nicht auf Basis einer zielgerichteten<br />
Geschäftskultur, sondern einer beziehungsorientierten.<br />
Statt Motivation und Effizienz<br />
aus dem Erreichen eines Ziels zu ziehen,<br />
ziehen sie ihre Effizienz und Motivation<br />
aus einer guten persönlichen Beziehung.<br />
Das bedeutet: Ein Projekt geht langsam<br />
voran, solange keine Beziehung aufgebaut<br />
ist, und es gewinnt an Effizienz, wenn eine<br />
Beziehung besteht. Bezogen auf das Assessment<br />
übt dies Einfluss auf Aspekte wie<br />
„Umgang mit Informationen“, „Umgang mit<br />
Fehlern“ und, aus der Motivationsperspektive<br />
betrachtet, „Mut zu Entscheidungen“<br />
aus.<br />
Information als Instrument der Machtausübung:<br />
Information wird in Osteuropa<br />
oft als Instrument der Machtausübung eingesetzt.<br />
Daher erhalten viele Angestellte<br />
keine Informationen und wissen auch nicht,<br />
warum sie bestimmte Aufgaben erledigen.<br />
Das führt zu einem Verlust an Effizienz und<br />
zur Durchführung falscher Tätigkeiten. Es<br />
gibt keinen Raum für Fehler und häufig<br />
werden die Angestellten für Fehler bestraft.<br />
Deshalb treffen sie Entscheidungen nicht<br />
selbst, sondern verlagern diese auf die<br />
nächsthöhere Managementebene. Das<br />
macht den Entscheidungsfindungsprozess<br />
langsam und ineffizient. Dieses Verhalten<br />
sollte bei allen Teilnehmern beurteilt werden.<br />
Unsicherheitsvermeidung: Die Menschen<br />
streben nach Sicherheit. Das macht es für<br />
die Unternehmen einfach, ihre Angestellten<br />
durch Stabilität und sicheres Einkommen<br />
an sich zu binden. Es bedeutet aber<br />
gleichzeitig ein geringes Interesse am Unternehmertum<br />
und eine geringe Bereitschaft<br />
zu Veränderungen. Diese Dimension sollte<br />
beim Assessment und beim Audit berücksichtigt<br />
werden. Sie kann heruntergebrochen<br />
und unter Aspekten wie „Bereitschaft<br />
zu Veränderung“, „Bereitschaft, sich anzupassen“<br />
und „Bereitschaft, aktiv die Umwelt<br />
zu gestalten“ analysiert werden.<br />
Motivation nur durch Sicherheit: Motivationsaspekte<br />
spielen in den östlichen Ländern<br />
eine sehr große Rolle, da viele Menschen<br />
nur nach einer sicheren Arbeit<br />
suchen und durch diese Sicherheit motiviert<br />
sind. Die Motivation, aktiv den Prozess<br />
zu gestalten, ist gering. Daher sind wichtige<br />
Aspekte wie „Bereitschaft zu lernen“,<br />
„proaktive Erweiterung der Erfahrung“ und<br />
„Mut zur Entscheidungsfindung“ von größter<br />
Wichtigkeit beim Assessment und Audit.<br />
Abweichendes Führungsverständnis: Die<br />
Erwartungen an den Führungsstil variieren<br />
im Osten sehr deutlich. In Polen, Tschechien,<br />
Ungarn, Slowenien und der Slowakei ist die<br />
individuelle Leistung wichtiger als die der<br />
Gruppe. In Russland, Rumänien und Bulgarien<br />
hingegen wird die Leistung des<br />
Teams höher bewertet als die Leistung des<br />
Einzelnen. Diese Faktoren können mit den<br />
Aspekten „Teamkompetenz“ und „Kooperationsfähigkeit“<br />
gemessen werden.<br />
Deutsche Firmen, die im östlichen Ausland<br />
Fuß fassen und geeignete Mitarbeiter sowie<br />
Führungskräfte finden und binden wollen,<br />
müssen den Assessment-Prozess und ihre<br />
Management Audits modifizieren. Denn<br />
die osteuropäischen Kulturen prägen die<br />
Arbeit und das Arbeitsumfeld der Menschen<br />
und müssen in die Beurteilung der<br />
Zielgruppen miteinfließen.<br />
Autor<br />
Dr. Michael Finkelstein,<br />
Senior Berater für den Leadership<br />
Development-Bereich<br />
der Unternehmensberatung<br />
Dr. Kraus & Partner, Bruchsal,<br />
info@krauspartner.de
AUSLANDSENTSENDUNG Interkulturelles Training<br />
Offenheit für andere Kulturen<br />
kann man lernen<br />
Entsendungen von Expatriates sind im Rahmen einer internationalen Expansionsstrategie nahezu unerlässlich.<br />
Die Übernahme von Schlüsselfunktionen im Ausland, die Konfrontation mit fremdkulturellen Denkmustern<br />
und widerstrebenden Interessen verlangt dabei nach Kandidaten mit hoher Eignung, die zudem auf ihren<br />
Auslandseinsatz systematisch vorbereitet werden sollten.<br />
I<br />
n einer kürzlich veröffentlichten Studie<br />
(Groenewald/Stein, 2012) wird ein<br />
Benchmarking zu zentralen Aussagen der<br />
Entsendungsrichtlinien 38 führender<br />
deutscher Unternehmen präsentiert. Zu<br />
ihnen zählen Schwergewichte wie Daimler,<br />
Siemens, Lufthansa, BASF und Henkel,<br />
aber auch Hidden Champions aus<br />
dem Bereich des Mittelstands. Neben allen<br />
übrigen relevanten Regelungen (z. B. Vergütung,<br />
soziale Absicherung, Transferkonzepte)<br />
wurden dabei auch die verschiedenen<br />
Vorgaben analysiert, die die<br />
systematische Vorbereitung angehender<br />
Expatriates auf Auslandseinsätze regeln.<br />
Die meisten Richtlinien stellen auf drei<br />
zentrale Bausteine einer Auslandsvorbereitung<br />
ab, nämlich die Vermittlung<br />
(fremd)sprachlicher Kompetenzen, ein<br />
interkulturelles Training und eine vorbereitende<br />
Kurzreise in das Einsatzland –<br />
meist als „Look and see Trip“ bezeichnet.<br />
In jüngerer Zeit nimmt der Anteil der<br />
34<br />
Sonderheft 05 | 2013 www.personalwirtschaft.de<br />
Unternehmen zu, die als vierten Baustein<br />
zusätzlich ein Sicherheitstraining in die<br />
Auslandsvorbereitung einbeziehen. Nachfolgend<br />
soll skizziert werden, wie diese<br />
Maßnahmen angelegt sind und wie sich<br />
deren Verwendung gemäß den Aussagen<br />
der betrachteten Unternehmen darstellt.<br />
Sprachtraining – Barrieren<br />
überwinden und Netzwerke knüpfen<br />
Damit sich der Expatriate im Einsatzland<br />
besser einleben und effizienter arbeiten<br />
kann, sollten bereits vorab Sprachkenntnisse<br />
vorhanden sein oder durch intensiven<br />
Sprachunterricht erworben werden.<br />
Häufig empfiehlt es sich, dieses Training<br />
vor Ort fortzusetzen. Gleiches gilt für den<br />
Partner, insbesondere wenn dieser aufgrund<br />
der Position des Expatriates auch<br />
Repräsentationspflichten zu übernehmen<br />
hat, sowie für schulpflichtige Kinder.<br />
Wenn in der neuen Umgebung möglichst<br />
zügig soziale Netzwerke geknüpft wer-<br />
den sollen, müssen Sprachbarrieren nach<br />
und nach überwunden werden.<br />
Die sprachliche Kompetenz des Expatriates<br />
dürfte gerade in Ländern, in denen ein<br />
mitarbeiterorientierter Führungsstil erwartet<br />
wird und/oder zwischenmenschliche<br />
Beziehungen von zentraler Bedeutung sind,<br />
ein wesentlicher Erfolgsfaktor sein. Bei<br />
fehlender Beherrschung der jeweiligen<br />
Landessprache drohen zudem Kontrollprobleme,<br />
da viele Aktivitäten der lokalen<br />
Mitarbeiter nicht im erforderlichen Umfang<br />
erfasst und überwacht werden können<br />
(Festing/Dowling/Weber/Engle, 2011, S.<br />
331).<br />
Viele global tätige Unternehmen versuchen,<br />
Kommunikationsprobleme im Ausland<br />
zu reduzieren, indem sie weltweit<br />
eine einheitliche „Konzernsprache“ (etwa<br />
Englisch) nutzen. Die eben angedeuteten<br />
Probleme können so aber nur teilweise<br />
verhindert werden. Als Fazit bleibt festzuhalten:<br />
Selbst exotische Sprachen soll-
ten zumindest rudimentär erlernt werden<br />
(unter anderem auch, weil eine strikte<br />
Weigerung des Expatriates, die Sprache<br />
des Entsendungslandes zu lernen,<br />
bei Einheimischen das Gefühl der Geringschätzung<br />
ihrer Kultur aufkommen lassen<br />
kann).<br />
Die Untersuchung der Entsendungsrichtlinien<br />
hat gezeigt, dass 34 der 38 Unternehmen<br />
das Angebot von Sprachtrainings<br />
betonen, 29 Hinweise beziehen Partner<br />
jeweils ausdrücklich ein, für begleitende<br />
Kinder gilt dies nur in 23 Fällen. Der<br />
Umfang des Sprachtrainings wird in fast<br />
der Hälfte aller Fälle gemäß Bedarfseinschätzung<br />
der angehenden Expatriates<br />
festgelegt, häufig erscheinen 100, 120<br />
oder 150 Stunden als angemessen. Die<br />
Kosten werden in der Regel bis zu einem<br />
definierten Betrag firmenseitig übernommen,<br />
die Deckelungen liegen zum Beispiel<br />
bei 1385, 1500 oder 2000 Euro.<br />
Interkulturelles Training – für das<br />
Gastland sensibilisieren<br />
Die Integration in die anderskulturell<br />
geprägte Arbeitswelt und das gesellschaftliche<br />
Umfeld wird für Expatriates und<br />
begleitende Partner umso schwieriger, je<br />
deutlicher landeskulturelle Unterschiede<br />
zwischen Heimat- und Einsatzland ausgeprägt<br />
sind. Der erfolgreiche Umgang mit<br />
diesen Unterschieden und die Art und<br />
Weise der Anpassung an die Gastlandkultur<br />
beeinflussen das Gelingen des Auslandseinsatzes<br />
in deutlicher Weise.<br />
Dem tragen international engagierte<br />
Unternehmen mehrheitlich Rechnung,<br />
indem sie mit speziellen Trainingsmaßnahmen<br />
versuchen, die interkulturelle<br />
Kompetenz der zu entsendenden Mitarbeiter<br />
zu entwickeln. Erste Maßnahmen<br />
bemühen sich darum, Einsichten in und<br />
Verständnis für kulturelle Verschiedenheit<br />
zu fördern; im Endergebnis sollte der<br />
Expatriate in der Lage sein, mit kultureller<br />
Verschiedenheit angemessen und produktiv<br />
umzugehen. Ein Dax-Konzern<br />
formuliert dies in seinen Entsendungsrichtlinien<br />
sinngemäß so: „Der Mitarbeiter<br />
wird durch interkulturelles Training<br />
03 |2013 www.personalwirtschaft.de 35
AUSLANDSENTSENDUNG Interkulturelles Training<br />
in die Lage versetzt, die zukünftigen<br />
Geschäftspartner und Mitarbeiter in<br />
ihrem jeweiligen kulturellen und sozialen<br />
Umfeld zu verstehen. Ferner schärft dieses<br />
Training das Bewusstsein des Expatriates<br />
für kulturelle Unterschiede bei<br />
Verhandlungen und in der Mitarbeiterführung.“<br />
31 der in die Studie einbezogenen Unternehmen<br />
erwähnen in ihren Richtlinien<br />
ausdrücklich Trainingsangebote zur interkulturellen<br />
Vorbereitung, nur sieben<br />
äußern sich nicht. Inhalte, Methoden und<br />
Umfang des Trainings werden von der<br />
Kultur des Einsatzlandes, früheren Erfahrungen<br />
des Expatriates, aber auch von<br />
den speziellen Herausforderungen in der<br />
dort einzunehmenden Position abhängen.<br />
Im Regelfall dürfte die Sensibilisierung für<br />
die Gastlandkultur auf den zu entsendenden<br />
Mitarbeiter abzielen, in 27 Texten<br />
werden aber auch die begleitenden Partner<br />
und in 20 Fällen Kinder genannt.<br />
Look and see Trips –<br />
Atmosphäre schnuppern<br />
Nahezu alle international engagierten<br />
Unternehmen laden potenzielle Expatriates<br />
im Vorfeld eines langfristigen Auslandseinsatzes<br />
zu einem Besuch der Auslandsniederlassung<br />
ein, 31 der 38 analysierten<br />
Richtlinien weisen ausdrücklich darauf<br />
hin. In 28 Fällen werden auch die Partner,<br />
in zehn Fällen selbst die Kinder einbezogen.<br />
Teilweise wird die zeitliche Dauer<br />
dieses Orientierungsbesuches angespro-<br />
36<br />
Mehr zum Thema<br />
Festing, M./Dowling, P./Weber, W./Engle, A.:<br />
Internationales Personalmanagement, 3. Aufl.,<br />
Wiesbaden 2011.<br />
Groenewald, H./Stein, V.: Auslandsentsendung<br />
aktuell. Benchmarkingstudie zu den<br />
Entsendungsrichtlinien 38 führender deutscher<br />
Unternehmen, Siegen 2012.<br />
Thomas, A./Schroll-Machl, S.: Information<br />
und Training als Vorbereitung für den Auslandseinsatz,<br />
in: Berthel, J./Groenewald, H. (Hrsg.):<br />
Personalmanagement. Zukunftsorientierte<br />
Personalarbeit, Loseblattwerk,<br />
19. Nachlieferung, Landsberg 1995.<br />
Sonderheft 05 | 2013 www.personalwirtschaft.de<br />
chen, sie kann deutlich variieren: Sieben<br />
Unternehmen sehen eine Begrenzung auf<br />
eine Woche vor, fünf gewähren maximal<br />
fünf Tage, sechs höchstens drei Tage.<br />
Dabei differenzieren neun Unternehmen<br />
ausdrücklich zwischen Inter- und Intrakontinental-Reisen<br />
(fünf bis sieben versus<br />
drei bis fünf Tage).<br />
Der Look and see Trip erfolgt gelegentlich<br />
vor dem Abschluss eines Entsendungsvertrages.<br />
Dann dient dieser häufig (auch)<br />
der Entscheidungsfindung der aufnehmenden<br />
Gesellschaft und/oder des potenziellen<br />
Expatriates. Mehrheitlich geht es<br />
aber darum, nach erfolgter Auswahlentscheidung<br />
und Vertragsunterzeichnung<br />
dem zukünftigen Expatriate die Auslandsniederlassung<br />
(soweit noch nicht bekannt)<br />
sowie zukünftige Vorgesetzte und Kollegen<br />
vorzustellen (Festing/Dowling/Weber/<br />
Engle, 2011, S. 330). Gemeinsam mit der<br />
Familie sollen die allgemeinen Lebensbedingungen<br />
und die Wohn- und Schulsituation<br />
erkundet werden, vereinzelt werden<br />
hinsichtlich der Wahl der Wohnung<br />
und der Schule schon erste Vorentscheidungen<br />
getroffen.<br />
In vielen Fällen sind zusätzliche dienstliche<br />
Aspekte des Trips relevant: Sieben<br />
Unternehmen bestehen auf einer gemeinsamen<br />
Planung der Reise zusammen mit<br />
dem zukünftigen Arbeitgeber im Einsatzland.<br />
Sinnvoll erscheinen Regelungen,<br />
nach denen der Auslandsentsandte eine<br />
gewisse Zeit mit einem Manager der Auslandsgesellschaft<br />
oder sogar mit der zu<br />
ersetzenden Person verbringen muss.<br />
<strong>Eine</strong> genaue Dokumentation der Reise<br />
verlangen immerhin drei der in der Studie<br />
vertretenen Unternehmen.<br />
Sicherheitstraining<br />
In verschiedenen Regionen der Welt drohen<br />
neben mehr oder weniger verbreiteten<br />
kriminellen Übergriffen gelegentlich<br />
weitere unkalkulierbare Risiken, man<br />
denke an Naturkatastrophen oder innere<br />
Unruhen. Darauf bezogen werden von vielen<br />
Unternehmen im Vorfeld von Entsendungen<br />
kurze Sicherheitsbriefings oder<br />
ausführlichere Sicherheitstrainings durch-<br />
geführt. Sie dienen der Information über<br />
Sicherheitsvorkehrungen in der Auslandsniederlassung,<br />
beinhalten häufig aber<br />
auch eine Vorbereitung auf die Sicherheitslage<br />
im Einsatzland. Für bestimmte<br />
Einsatzregionen und Zielgruppen (z. B.<br />
CEOs) kann ein solches Sicherheitstraining<br />
verpflichtend sein.<br />
Letztlich ist es für jeden Expatriate, aber<br />
auch für die begleitenden Familienmitglieder<br />
wichtig, ein gesundes Gefahren- und<br />
Sicherheitsbewusstsein zu entwickeln,<br />
Schwachstellen im eigenen Umfeld zu<br />
erkennen und sicherheitsgerechtes Verhalten<br />
an den Tag zu legen. Die Tatsache,<br />
dass etwa die Hälfte der untersuchten Richtlinien<br />
überhaupt keine Angaben zu Sicherheitstrainings<br />
macht, lässt diesbezüglich<br />
aber noch Regelungslücken vermuten.<br />
Individuelle Anpassung<br />
Die skizzierten Konzepte der Vorbereitung<br />
auf Auslandseinsätze werden in vielen<br />
Fällen in Kombination eingesetzt,<br />
dabei allerdings in unterschiedlicher Ausgestaltung.<br />
So zwingen zum Beispiel Entsendungen,<br />
die unter Zeitdruck vorgenommen<br />
werden müssen, häufig zu<br />
reduzierten Kompromissen. Andererseits<br />
wird das oben beschriebene Spektrum<br />
häufig auch noch um fachlich ausgerichtete<br />
Trainingsmaßnahmen ergänzt, etwa<br />
wenn im Auslandseinsatz ein weiter gefächertes<br />
Aufgabenspektrum zu betreuen<br />
ist als im Stammland. Verschiedentlich<br />
erhalten die zukünftigen Expatriates vorab<br />
die Möglichkeit zu vorgeschalteten<br />
Informationsdurchläufen durch andere<br />
Abteilungen und/oder Standorte in<br />
Deutschland, um so auch in fachlicher<br />
Hinsicht bestens gewappnet zu sein.<br />
Autor<br />
Prof. Horst Groenewald<br />
lehrte an der Universität<br />
Siegen Allgemeine BWL und<br />
Personalmanagement mit<br />
dem Schwerpunkt Auslandsorientierte<br />
Personalarbeit,<br />
horst.groenewald@t-online.de
AUSLANDSENTSENDUNG Interkulturelles Training<br />
Nicht ohne meine Familie<br />
Wenn Partner und Familie Entsendete ins Ausland<br />
begleiten, stellen zahlreiche Herausforderungen den<br />
Erfolg der Entsendung auf die Probe. Die familiäre<br />
Situation ist daher im Vorfeld genau zu analysieren<br />
und es ist unerlässlich, Partner und Kinder in ein<br />
vorbereitendes und begleitendes interkulturelles<br />
Training einzubeziehen.<br />
I<br />
nterkulturelles Training beginnt schon<br />
vor der Entsendung und reicht bis zur<br />
Unterstützung im Zielland: Da sich Fachund<br />
Führungskräfte heute differenziert<br />
auf den Weltmärkten bewegen – oft in<br />
verschiedenen Kulturräumen und in<br />
Begleitung von Partner und Familie –<br />
greifen länderspezifische eintägige Schulungen<br />
zu kurz. Denn die einmalige Vorbereitung<br />
schafft noch lange keine interkulturelle<br />
Kompetenz. Gefordert ist<br />
vielmehr individuelles interkulturelles<br />
Training, welches die ganze Familie so<br />
langfristig und so umfassend wie möglich<br />
bei der Herausforderung Auslandsentsendung<br />
begleitet.<br />
Persönliche Situation<br />
berücksichtigen<br />
Nicht berufs- und aufgabenbezogene, sondern<br />
persönliche Gründe sind entscheidend<br />
für den Erfolg einer Auslandsentsendung,<br />
so die Ergebnisse des Ernst &<br />
Young „Global Mobility Effectiveness Sur-<br />
38<br />
Sonderheft 05 | 2013 www.personalwirtschaft.de<br />
vey“ (siehe auch Seite 20). Rund 95 Prozent<br />
der im Rahmen der Studie befragten<br />
Mitarbeiter räumen ein, dass ihre<br />
Erwartungen an den Auslandsaufenthalt<br />
sowie die Vorbereitung auf die neue Umgebung<br />
und Kultur nicht erfüllt worden seien.<br />
Insbesondere gilt dies in Bezug auf<br />
die begleitenden Partner und Familien,<br />
so die Studie. „Interkulturelles Training<br />
muss darum die gesamte berufliche und<br />
persönliche Situation der Entsendeten<br />
miteinbeziehen – und das schon bei<br />
der Konzeption der Maßnahmen“, sagt<br />
Michael Kern, Geschäftsführer der Kern<br />
AG IKL, die Fach- und Führungskräfte<br />
mit maßgeschneidertem interkulturellen<br />
Training auf Auslandseinsätze vorbereitet<br />
und den Relocation-Prozess mit<br />
Sprachentraining begleitet.<br />
<strong>Eine</strong> zeitlich und inhaltlich knapp bemessene<br />
Schulung, die vor allem Faktenwissen<br />
zu Land und Leuten vermittelt, kann Expatriats<br />
und ihre Familien nicht ausreichend<br />
auf die tiefgreifenden Veränderungen in<br />
der gesamten Lebenswelt sowie die Herausforderungen<br />
im interkulturellen Umfeld<br />
vorbereiten, auf die sie nach ihrer Ankunft<br />
im Zielland sicher stoßen werden.<br />
Prozessorientiert statt kurzfristig<br />
Um das zu verhindern, fragt die Kern AG<br />
IKL bei der Konzeption des maßgeschneiderten<br />
interkulturellen Trainings Personalverantwortliche<br />
zum Beispiel, welche<br />
Kompetenzen der Teilnehmer und seine<br />
Familie mitbringen und welche sie noch<br />
brauchen, um sich optimal vorzubereiten.<br />
„Welche Aufgaben und Herausforderungen<br />
erwarten die Familie vor, während<br />
und nach der Auslandsentsendung? Inwiefern<br />
können die Partner ihren Beruf im<br />
Zielland ausüben? Welche Schritte müssen<br />
sie unternehmen, um sich beruflich<br />
zu verwirklichen? Das sind Fragen, die<br />
schon bei der Konzeption beantwortet<br />
werden müssen“, erklärt Michael Kern.<br />
Der konkrete Trainingsbedarf wird<br />
zunächst hinsichtlich individueller, sozia-
ler, fachlicher und strategischer Kompetenzen<br />
festgestellt. Das interkulturelle<br />
Training ermöglicht es den Teilnehmern<br />
dann, ihre persönlichen Kompetenzen auf<br />
den spezifischen interkulturellen Kontext<br />
zu übertragen. Um einen nachhaltigen<br />
Effekt zu erzielen, werden verschiedene<br />
Trainingsmaßnahmen wie zum<br />
Beispiel länderspezifische Trainings, Planspiele,<br />
interkulturelles Coaching und Beratung<br />
für jede Familie individuell kombiniert.<br />
Emotionale Herausforderung<br />
auffangen<br />
Neben der Sprachbarriere ist die Veränderung<br />
der Lebensumstände, sowohl bei<br />
der Entsendung als auch bei der Reintegration,<br />
für alle Familienmitglieder meist<br />
eine emotionale Herausforderung. Häufiger<br />
als noch vor einigen Jahren steht auch<br />
die Karriere des begleitenden Partners<br />
im Mittelpunkt. „Kulturstress und Kulturschock<br />
werden von Eltern und Kindern,<br />
beschäftigtem und erziehendem<br />
Partner unterschiedlich wahrgenommen.<br />
Fühlt sich die Familie nicht wohl, ist dies<br />
oft so belastend, dass eine Auslandsentsendung<br />
frühzeitig abgebrochen wird“,<br />
erzählt Michael Kern. Um interkulturelle<br />
Handlungsfähigkeit auch für die Partner<br />
und die Kinder der Entsendeten zu<br />
sichern, erfolgt das Training in drei Phasen.<br />
Im Verlauf der Sensibilisierungsphase<br />
soll die interkulturelle Lernbereitschaft<br />
erreicht werden, die während einer Aufbauphase<br />
mit Kulturinfos, praktischen<br />
Hinweisen und Tipps untermauert wird<br />
und in einer verhaltensbezogenen Phase<br />
mit dem erfolgreichen Aufbau von Beziehungen<br />
zu fremdkulturellen Interaktionspartnern<br />
angewendet wird (siehe<br />
Abbildung).<br />
Cultural Awareness als<br />
Schlüsselkompetenz<br />
„Interkulturelle Trainer sollten vor,<br />
während sowie nach der Auslandsentsendung<br />
persönliche Berater sein, Probleme<br />
offen ansprechen, und helfen, die Veränderungen<br />
als Chance wahrzunehmen“,<br />
Interkulturelles Training in drei Phasen Abbildung<br />
Die Sensibilisierungsphase vermittelt interkulturelle Lernbereitschaft, die während einer Aufbauphase<br />
mit Kulturinfos und Tipps untermauert wird und in einer verhaltensbezogenen Phase mit dem<br />
erfolgreichen Aufbau von Beziehungen zu fremdkulturellen Interaktionspartnern angewendet wird.<br />
Leben in Thailand<br />
Wo stehen meine Familie und ich vor der Entsendung? Kann die gemeinsame Erfahrung unsere<br />
Beziehung stärken? Wie viel Abschiedsschmerz ist normal? Und wie können wir den Aufenthalt auch<br />
als persönliche Chance nutzen? Diese Fragen stellte Marc Appelt, Chief Financial Officer für die<br />
Region Asia Pacific der MAN Truck & Bus AG, der in Thailand eine neue Aufgabe wahrnehmen sollte.<br />
Gemeinsam mit der Münchner Personalentwicklung des Fahrzeugbauers hat die Kern AG IKL ein<br />
Trainingsprogramm für die ganze Familie entworfen. Um die Führungskraft umfassend auf die<br />
Entsendung vorzubereiten, wurden die Maßnahmen auf das familiäre Umfeld des Mitarbeiters<br />
abgestimmt. Im Fokus des Trainingsprogramms standen nicht nur die beruflichen Aufgaben des<br />
Expatriates, sondern vor allem die privaten Herausforderungen, die auf seine ganze Familie<br />
zukommen würden. „Gemeinsam mit allen Familienmitgliedern wurden die Phasen der Entsendung,<br />
vom Abschied aus Deutschland über den Umzug nach Thailand, die Anfangszeit im neuen Land<br />
und die Phase der Stabilität in Rollenspielen erprobt“, berichtet Michael Kern. Und das Konzept<br />
scheint aufgegangen zu sein: „Insbesondere unsere Kinder können schon jetzt erstaunlich viel des<br />
Gelernten anwenden: Sie beherrschen nicht nur die Grundlagen der Sprache, sondern haben auch<br />
viele der Überlebenstipps verinnerlicht. Und noch viel wichtiger: Wir sprechen jetzt sehr viel über die<br />
bevorstehenden, großen Veränderungen für unsere Familie“, reflektiert Marc Appelt.<br />
rät der Geschäftsführer. Erst das Bewusstsein<br />
der Entsendeten, dass die eigene<br />
Wahrnehmung auch durch das kulturelle<br />
Erbe mitbestimmt wird, ist die Grundlage<br />
dafür, interkulturelle Konflikte zu<br />
vermeiden oder erfolgreich zu meistern.<br />
Nur durch ein fundiertes Verständnis der<br />
Kultur des jeweiligen Geschäftspartners<br />
kann der erfolgreiche Umgang mit Problemen<br />
bei interkulturellen Kontakten<br />
erreicht werden. Dies ermöglicht den Teilnehmern,<br />
erfolgreiche Strategien für den<br />
Alltag im Ausland zu entwickeln – sowohl<br />
im geschäftlichen als auch im privaten<br />
Umfeld. „Trotz zunehmender globaler<br />
Best Practice<br />
Interaktionen wird es immer Unterschiede<br />
geben, die wie eine unsichtbare Hand<br />
unser Handeln bestimmen“, sagt Michael<br />
Kern. „Wer diese kennt und akzeptiert,<br />
kann das Wissen im neuen Alltag konkret<br />
anwenden.“<br />
Autor<br />
Heiko Spahn,<br />
Projektleiter interkulturelle<br />
Konzepte und Management<br />
Skills, KERN AG IKL, Business<br />
Language Training & Co. KG,<br />
Frankfurt am Main,<br />
heiko.spahn@kerntraining.com<br />
Sonderheft 05 | 2013 www.personalwirtschaft.de 39<br />
Quelle: Kern AG IKL, 2013
AUSLANDSENTSENDUNG Markt-Check<br />
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Interkulturelle Trainings<br />
Berner Straße 36<br />
60437 Frankfurt am Main<br />
Tel. 069/67733404<br />
tanja.steinbrech@averto.com<br />
www.averto.com<br />
AXA Krankenversicherung AG<br />
Colonia-Allee 10-20<br />
51067 Köln<br />
Tel. 0221/14822098<br />
expat-service@axa.de<br />
www.axa.de<br />
BDAE Gruppe<br />
Kühnehöfe 3<br />
22761 Hamburg<br />
Tel. 040/30687445<br />
beratung@bdae.de<br />
www.bdae.com<br />
Carl Duisberg Centren<br />
Hansaring 49-51<br />
50670 Köln<br />
Tel. 0221/1626-262<br />
satta@cdc.de<br />
www.carl-duisberg-interkulturellestraining.de<br />
cinco.systems - consulting for<br />
international collaboration<br />
Glockengießerwall 26<br />
20095 Hamburg<br />
Tel. 040/809081552<br />
office@cinco-systems.de<br />
www.cinco-systems.de<br />
compass international gmbh<br />
Epplestraße 5 a<br />
70597 Stuttgart<br />
Tel. 0711/284709-0<br />
info@compass-international.de<br />
www.compass-international.de<br />
Crown Worldwide GmbH, Geschäftsbereich<br />
Crown World Mobility<br />
Am Seedamm 44<br />
60489 Frankfurt am Main<br />
Tel. 069/15394000<br />
gdecarlo@crownww.com<br />
www.crownworldmobility.com<br />
Culture Options - Dr. Cornelius Görres<br />
Heinrich-Heine-Straße 13<br />
80686 München<br />
Tel. 089/48999838<br />
info@culture-options.de<br />
www.culture-options.de<br />
Culture Waves<br />
Friedenweg 32<br />
53332 Bornheim<br />
Tel. 02227/9086252<br />
contact@culturewaves.com<br />
www.culturewaves.com<br />
Deloitte<br />
Schwannstraße 6<br />
40476 Düsseldorf<br />
Tel. 0211/87720<br />
www.deloitte.de<br />
ECA International<br />
New Brook Buildings, 16 Great Queen Street<br />
London WC2B 5DG<br />
Tel. +44/20/7351-5000<br />
eca.uk@eca-international.com<br />
www.eca-international.com<br />
©2013 <strong>Personalwirtschaft</strong>, Quelle: Eigenauskünfte der Befragten, Rücklauf 36 von 54 Aussendungen, kein Anspruch auf Vollständigkeit<br />
40<br />
Auslandskrankenversicherung<br />
Sonderheft 05 | 2013 www.personalwirtschaft.de<br />
Relocation, Interkulturelles Training, Beratung,<br />
Länderexperten, Immigration Services<br />
Administration, Internationale Krankenversicherungslösungen<br />
Interkulturelles Training, Beratung, Administration,<br />
Länderexperten, Sozialversicherungs-Expertisen<br />
und alternative Versicherungslösungen,Vereinsmitgliedschaft<br />
für Expatriates<br />
Interkulturelles Training, Beratung, Administration,<br />
Länderexperten<br />
Interkulturelles Training, Beratung, Internationale<br />
Strategische Personalentwicklung<br />
Relocation, Interkulturelles Training, Beratung,<br />
Länderexperten<br />
Relocation, Interkulturelles Training, Beratung,<br />
Administration, Länderexperten,<br />
Partner Career Support Unterstützung des<br />
Lebenspartners bei der beruflichen Neuorientierung<br />
Interkulturelles Training, Beratung, Länderexperten,<br />
Diversity-Beratung / -Training,<br />
Re-Integration<br />
Interkulturelles Training, Beratung, Länderexperten,<br />
Teamentwicklungsworkshops,<br />
internationale HR und Leadership Development<br />
Programme, Virtuelles Coaching, interkulturelle<br />
Kompetenz-Tools; international<br />
Präsentieren und Verhandeln; Welcome-to-<br />
Germany-Trainings und Workshops für Inpatriates<br />
und Repatriates<br />
Beratung, Administration<br />
Beratung, Administration<br />
Umfassende Unterstützung bei der Wahl der Krankenversicherung für Expatriates:<br />
Beratung von der Angebotserstellung bis hin zur Tarifwahl, firmenspezifische<br />
Gruppenverträge, professionelle Betreuung<br />
Destination Services, Departure Services, Immigration Services, Entsendungsmanagement,<br />
Interkulturelle Trainings<br />
Umfassender und weltweit gültiger Krankenversicherungsschutz für Expatriates,<br />
Impatriates und deren Familienangehörige; mehrsprachige 24/7-<br />
Hotline für entsandte Mitarbeiter; praktische Online-Services für Arbeitnehmer<br />
und Arbeitgeber; sämtliche Assistance-Leistungen erfolgen durch<br />
Unternehmen der AXA-Gruppe; maßgeschneiderte Versicherungslösungen;<br />
Option auf Weiterversicherung<br />
Länderspezifische Beratung: Infos über Sozialversicherung, Visabestimmungen,<br />
Einreise-, Aufenthalts- und Arbeitserlaubnis, Beratung der Expats und<br />
Familie; Administration: Unterstützung beim Abwickeln des internationalen<br />
Personalmanagements, Erarbeitung von individuellen SV-Lösungen, Vertragsgestaltung,<br />
Vergütungsfragen, Steuern; Internationale Entsenderichtlinien und<br />
-verträge in Abstimmung mit der allgemeinen Personalpolitik des Unternehmens;<br />
Auslandsversicherung für Expatriates; Interkulturelles Training<br />
Cultural Awareness Training; Kultur- und länderspezifische Vorbereitung auf<br />
Auslandseinsätze; The International Profiler (TIP): Assessment interkultureller<br />
Kompetenz; Intensivseminar für Personalfachleute: Gestaltung von Mitarbeiterverträgen<br />
bei Entsendung; Projektberatung und Begleitung, Einzelund<br />
Gruppencoaching; Carl Duisberg Competence: Interkulturelle Handlungskompetenz<br />
in Global English; Training & Coaching vor, während und<br />
nach der Entsendung; Trainerzertifizierung für interkulturelle Kompetenz<br />
Coaching zur beruflichen und persönlichen Standortbestimmung bei internat.<br />
Aufgaben; Kompetenztrainings für Auslandseinsätze; Teambuilding und<br />
Moderation internat. Projektteams; Konfliktcoaching bei Auslandeinsätzen;<br />
Führungskräfteentwicklung für internat. Tätigkeiten; Organisationsberatung<br />
für ausländische Standorte; Aufbau internat. Personalentwicklungsstrategien<br />
Interkulturelle Trainings sowohl inbound als auch outbound für Entsendete,<br />
Ehepartner und Kinder; Re-Patriation-Seminare, Relocation vor Ort in<br />
Deutschland bzw. Vermittlung geeigneter Relocation-Partner im Ausland;<br />
Spouse Coaching mit Schwerpunkt auf Karrierechancen in Deutschland<br />
Maßgeschneiderte Lösungen im Entsendungsmanagement: Programm<br />
Management, Beratung in der Relocation Policy, Vergütung und Ausgaben<br />
Management, Umzugslogistik, Wohnungs- und Schulsuche, Unterstützung<br />
des Lebenspartners bei der beruflichen Neuorientierung, interkulturelle<br />
Trainings<br />
Beratung - Coaching - Training: Vorbereitung Auslandseinsatz weltweit,<br />
Welcome to Germany, Re-Integration, internationale Teams; Kooperation<br />
mit zuverlässigen Anbietern von Relocation, Rechtsberatung und weiteren<br />
relevanten Services.<br />
Länderspezifische Vorbereitung für Expatriates und ihre Familien; Interkulturelles<br />
Kompetenzprofil mit Online-Entwicklungsinstrumenten wie z. B.<br />
dem Tool „The International Profiler“ durch lizensierte Berater,<br />
Coaching/Beratung vor Ort und virtuell; Re-Entry Trainings- und Workshops<br />
nach der Auslandsentsendung; Interkulturelle Trainings und Workshops<br />
unter Einbeziehung der (Ex-) Expatriates; Hotline-Beratung für Expatriates<br />
und Zusammenstellungen von Praxisleitfäden für das Leben und Arbeiten<br />
im Ausland<br />
Einkommenssteuerplanung, Hypothetische Steuerberechnungen, Bruttolohnbesprechung,<br />
Nettolohnhochrechnung, Erstellung der Einkommenssteuererklärung<br />
im Heimat- und Gastland, Entwicklung von Steuerausgleichsmodellen,<br />
Design und Implementierung von eigenkapitalbasierten<br />
Vergütungssytemen, Erstellung von Gehaltsabrechnungen, Lohnsteuerliche<br />
Beratung, Nachberechnung von SV-Beiträgen und Unterstützung von SV-<br />
Prüfungen, Entwicklung unternehmensweiter Entsendungstrategien<br />
Services und Beratungsleistungen u.a.: Daten für internationale Vergütung<br />
(z.B. Kalkulation von Standort- und anderen Zulagen); Entwicklung und<br />
Redesign von Entsendungs- und Mobilitätsrichtlinien; Vorbereitung und<br />
Management von Auslandsentsendungen, Repatriierung; Tools und Software<br />
zur Berechnung von Gehaltspaketen, Steuern, Zulagen u.v.m.; internationales<br />
HR-Training und Networking<br />
weltweit<br />
weltweit<br />
weltweit<br />
weltweit<br />
weltweit<br />
Argentinien, Brasilien,<br />
Chile, Golfstaaten, Dubai,<br />
Frankreich, UK, Indien,<br />
Indonesien, Italien,<br />
Nahost, Kanada, Mexiko,<br />
Russland, Spanien, USA<br />
weltweit<br />
weltweit<br />
weltweit<br />
Nord-Amerika, Latein-<br />
Amerika, Mittel-/Ost-<br />
Europa, Nord-Europa,<br />
West-/Süd-Europa,<br />
Magreb, Naher Osten,<br />
Süd- u. Ostafrika,<br />
Ostasien, Südostasien,<br />
Südasien, Australien<br />
weltweit<br />
weltweit
Anbieter Schwerpunkte Leistungen Länderspezialisierung<br />
Ernst & Young GmbH<br />
Wirtschaftsprüfungsgesellschaft<br />
Arnulfstraße 59<br />
80636 München<br />
Tel. 089/14331-0<br />
ulrike.hasbargen@de.ey.com<br />
www.de.ey.com<br />
EXPAT CONSULT GmbH<br />
Wichmannstraße 4<br />
Haus 11<br />
22607 Hamburg<br />
Tel. 040/8972616-0<br />
info@expat-consult.de<br />
www.expat-consult.de<br />
HALLESCHE Krankenversicherung aG<br />
Reinsburgstraße 10<br />
70178 Stuttgart<br />
Tel. 0711/66030<br />
service@hallesche.de<br />
www.hallesche.de<br />
HEUSER & COLLEGEN, Rechtsanwälte,<br />
Steuerberatung<br />
Am Kiekenbusch 15<br />
47269 Duisburg<br />
Tel. 0203/4799920<br />
achim.heuser@heuser-collegen.de<br />
www.heuser-collegen.de<br />
IAC Unternehmensberatung GmbH<br />
Winkelweg 6<br />
34466 Wolfhagen<br />
Tel. 05692/997720-0<br />
info@i-a-c.de,<br />
www.i-a-c.de<br />
ICM Consulting<br />
Postfach 1126<br />
85078 Gaimersheim<br />
Tel. 08458/6032810<br />
info@icm-consulting.com<br />
www.icm-consulting.com<br />
ICUnet.AG<br />
Fritz-Schäffer-Promenade 1<br />
94032 Passau<br />
Tel. 0851/9886660<br />
info@icunet.ag<br />
www.icunet.ag<br />
IFIM Institut für Interkulturelles<br />
Management GmbH<br />
Maarweg 48<br />
53619 Rheinbreitbach<br />
Tel. 02224/9495-0<br />
info@ifim.de<br />
www.ifim.de<br />
KERN AG IKL<br />
Leipziger Straße 51<br />
60487 Frankfurt am Main<br />
Tel. 069/75607390<br />
kern.frankfurt@kerntraining.com<br />
www.kerntraining.com<br />
l.a.s. lateinamerika service<br />
Steinhammerstraße 156<br />
44379 Dortmund<br />
Tel. 0231/7948910<br />
info@las-latainamerikaservice.com<br />
www.las-latainamerikaservice.com<br />
Management Mobility Consulting Sarl,<br />
Zweigstelle Frankfurt<br />
Bettinastraße 30<br />
60325 Frankfurt am Main<br />
Tel. 069/97461-191<br />
mm@relocation-frankfurt-main.de<br />
www.relocation-frankfurt-main.de<br />
Relocation, Beratung, Administration, Länderexperten<br />
Beratung, Administration, Länderexperten,<br />
länderspezifische Sozialversicherungsberatung,<br />
Seminare und Workshops, Auslandsversicherung,<br />
Business-Visa- und<br />
Arbeitserlaubnis Management<br />
Krankenversicherung<br />
Beratung, Administration<br />
Interkulturelles Training, Beratung, Administration,<br />
Länderexperten, Sozialversicherungsrecht,<br />
Einreise- und Aufenthaltsrecht,<br />
Entsendegesprächsführung, Prozessgestaltung,<br />
Gehaltsabrechnung, Länderprofile,<br />
Inhouse-Seminare und<br />
Workshops<br />
Interkulturelles Training, Beratung, Länderexperten<br />
Relocation, Interkulturelles Training, Beratung,<br />
Länderexperten<br />
Interkulturelles Training, Beratung<br />
Interkulturelles Training, Beratung,<br />
Länderexperten, Sprachentraining,<br />
Kommunikationstraining, Ex- und Impatriatetraining,<br />
Coaching für internationale<br />
Führungskräfte und Teams<br />
Interkulturelles Training, Beratung,<br />
Länderexperten, Interkulturelle<br />
Teamtrainings, Interkulturelle Mediation<br />
Relocation, Management der internationalen<br />
Mobilität von Mitarbeitern<br />
Steuerliche- und sozialversicherungsrechtliche Beratung, Unterstützung im<br />
Bereich Immigration, Global Mobility Management mit end to end Lösung,<br />
Cost Estimates, Assignment Policies/Benchmarks, Prozessoptimierung,<br />
Risikomanagement, Beratung von Top Executives<br />
Management von Mitarbeiterentsendungen: Beratung zur Sozialversicherung,<br />
Unterstützung beim Antragswesen; Vergütungs- und Vertragsgestaltung,<br />
Entsenderichtlinien; Informationen zur Mitarbeiterbesteuereung, Darstellung<br />
ausländischer Steuer- und Sozialversicherungssysteme; Entwicklung<br />
individueller Sozialversicherungslösungen für das Ausland; Beantragung<br />
von Geschäfts-/Arbeitsvisa<br />
Spezielle Krankenversicherungsprodukte für kurzfristige Dienstreisen und<br />
langfristige Entsendungen weltweit inklusive Schutz für ausländische Mitarbeiter<br />
in Deutschland<br />
Rechtliche Prüfung mit Expatriate-memo, Arbeits- und Aufenthaltserlaubnis,<br />
Personalkostentragung, Sozialversicherung, privater Versicherungsschutz,<br />
Steuern, Vertragsgestaltung, Payroll, Gründung Tochtergesellschaft/Betriebsstätte/Repräsentanz,<br />
sonstige Abwicklungsschritte der Auslandsentsendung<br />
Angebot von individuellen Beratungsleistungen und Komplettlösungen, von<br />
der Vorbereitung bis hin zur Reintegration, Kernkompetenzen: Strategische<br />
Ausrichtung, Prozessgestaltung, Einreise- und Aufenthaltsrecht, Sozialversicherungs-,<br />
Steuer- u. Arbeitsrecht, Payrollservices, Interkulturelle Kompetenz<br />
Interkulturelle Workshops, länderspezifische Coachings für alle Ebenen,<br />
Leadership Transition Coaching speziell für Führungskäfte<br />
Ausarbeitung einer Mobilitätsstrategie, Beratung für Expatriates, Übernahme<br />
von Behördengängen (z.B. Visum, Arbeits- und Aufenthaltsbewilligung),<br />
Umzugsorgaisation, Bereitstellung von Mietwohnungen (auch möbliert), Hilfe<br />
bei der Einschulung, Kindergarten etc., Eingliederungshilfe, Partner<br />
Career Support, interkulturelle Qualifizierung (Beratung, Trainings etc.),<br />
Potentialanalyse<br />
Interkulturelle Ausreisetrainings für Auslandsmitarbeiter/innen und Mitausreisende,<br />
interaktiv, verhaltensorientiert, praxisnah mit bi-kulturellem Trainerteam;<br />
individuelle Ausreiseberatung für Auslandsmitarbeiter/innen und<br />
Mitausreisende; Trainings und Beratung für ausländische Impats in<br />
Deutschland<br />
Kultur- und länderspezifische Vorbereitung auf Auslandseinsätze, kulturübergreifendes<br />
Training, interkulturelle Sensibilisierung, Einzel- und Gruppencoaching,<br />
Ex- und Impatriatetraining, Reintegrationstraining, Kompetenz-<br />
und Skillstraining (internationales Teambuilding, Projektmanagement,<br />
Präsentieren, Verhandeln), alle Trainings auf Wunsch auch im Virtual Classroom<br />
Interkulturelle Trainings, Beratung und Begleitung vor Ort, Interkulturelles<br />
Coaching, Interkulturelle Teamentwicklung, Interkulturelle Mediation<br />
Unterstützung beim Entsendungsmanagement in mehr als 90 Ländern:<br />
Relocation, Immigration, interkulturelle Auswahlverfahren, Betreuung vor<br />
Ort bis hin zur Unterstützung bei Rückkehr und Reintegration der Auslandsmanager<br />
weltweit<br />
weltweit<br />
weltweit<br />
weltweit<br />
weltweit<br />
USA, Japan, Korea,<br />
China, Indien, UAE<br />
weltweit<br />
Japan, Korea, China,<br />
Taiwan, Thailand,<br />
Vietnam, Malaysia, Indonesien,<br />
Singapur, Indien,<br />
arabische Länder,<br />
Russland, Türkei,<br />
Brasilien, USA<br />
weltweit<br />
Nord-, Mittel- und<br />
Südamerika<br />
weltweit<br />
Sonderheft 05 | 2013 www.personalwirtschaft.de 41
AUSLANDSENTSENDUNG Markt-Check<br />
Dienstleister Auslandsentsendung<br />
Anbieter Schwerpunkte Leistungen Länderspezialisierung<br />
Mercer Deutschland GmbH<br />
Lyoner Straße 36<br />
60528 Frankfurt am Main<br />
Tel. 069/689778-0<br />
info.de@mercer.com, www.mercer.de<br />
NetExpat<br />
An der Welle 4<br />
60322 Frankfurt<br />
Tel. 069/75938429<br />
info@netexpat.com, www.netexpat.com<br />
PwC PricewaterhouseCoopers<br />
Friedrich-Ebert-Anlage 35-37<br />
60327 Frankfurt am Main<br />
Tel. 069/9585-0<br />
webkontakt_anfragen@de.pwc.com<br />
www.pwc.de<br />
PROGEDO relocation GmbH & Co. KG<br />
Rathausufer 10<br />
40213 Düsseldorf<br />
Tel. 0211/569422-0<br />
info@progedo.de, www.relocation.de<br />
Professional Organizing Relocation<br />
Consult GmbH<br />
Wiesenstraße 18<br />
65843 Sulzbach im Taunus<br />
Tel. 06196/5946-0<br />
welcome@proforg.com, www.proforg.com<br />
Rödl Rechtsanwaltsgesellschaft Steuerberatungsgesellschaft<br />
mbH<br />
Äußere Sulzbacher Straße 100<br />
90491 Nürnberg<br />
Tel. 0911/91 93 0<br />
susanne.hierl@roedl.com www.roedl.de<br />
RSB Deutschland GmbH<br />
Dreieichstraße 59<br />
60594 Frankfurt am Main<br />
Tel. 069/6109470<br />
info@rsb-relocation.de<br />
www.rsb-relocation.de<br />
Start-Up Services<br />
Stefan-George-Ring 2<br />
81929 München<br />
Tel. 089/93945215<br />
info@start-up-services.de<br />
www.start-up-services.de<br />
Sydney Migration International GmbH<br />
Kaiserswerther Straße 115<br />
40880 Düsseldorf-Ratingen<br />
Tel. 02102/1457781<br />
contact@sydney-migration.com.au<br />
www.sydney-migration.de<br />
Techniker Krankenkasse<br />
Bramfelder Straße 140<br />
22305 Hamburg<br />
Tel. 0800/4225585<br />
vertrieb@tk.de, www.tk.de<br />
ti communication GmbH<br />
Königsstraße 4<br />
93047 Regensburg<br />
Tel. 0941/59938770<br />
regensburg@ticommunications.eu<br />
www.ticommunications.eu<br />
Towers Watson<br />
Wettinerstraße 3<br />
65189 Wiesbaden<br />
Tel. 0611/794-255<br />
ernst.schmandt@towerswatson.com<br />
www.towerswatson.de<br />
WTS<br />
Thomas-Wimmer-Ring 1-3<br />
80539 München<br />
Tel.089/28646-0<br />
info@wts.de, www.wts.de<br />
42<br />
Sonderheft 05 | 2013 www.personalwirtschaft.de<br />
Beratung, Administration, Länderexperten,<br />
Vergütungsberatung<br />
Interkulturelles Training, Beratung, Dual<br />
Career Service, Expat-Assessment<br />
Beratung, Administration, Prozesse, IT-<br />
Anwendungen, Training, weltweites Netzwerk<br />
Relocation, Beratung, Kosten- und Vertragsmanagement<br />
für Mitarbeiter-Immobilien<br />
und Gehälter<br />
Relocation, Interkulturelles Training, Beratung,<br />
Administration, Länderexperten,<br />
Relocation Management<br />
Administration, Länderexperten<br />
Relocation, Interkulturelles Training,<br />
Beratung, Administration, Immigration<br />
Relocation, Immigration, Group Moves<br />
Relocation, Interkulturelles Training, Beratung,<br />
Administration, Länderexperten,<br />
Visa- und Konsularservices für Australien<br />
und Neuseeland<br />
Relocation, Administration, Experten rund<br />
um das Thema Sozialversicherung<br />
Interkulturelles Training, Beratung, Länderexperten,<br />
Interkulturelle Personal-,<br />
Team- u. Organisationsentwicklung, Konfliktmanagement,<br />
Mitarbeiterführung,<br />
Meetings, Kundenbetreuung, Präsentation,<br />
Remote Leadership, Verhandlungsführung,<br />
Moderation, Projektmanagement<br />
Beratung, Administration, Länderexperten,<br />
Marktinformationen über Vergütung und<br />
Benefits in über 60 Ländern<br />
Beratung, Administration, Länderexperten<br />
Bereitstellung umfassender globaler Daten zum Thema Mobility (u. a.<br />
Lebenshaltungskosten, Lebensqualität, steuerliches Umfeld); Unterstützung<br />
bei der Entwicklung von Entsenderichtlinien und Vergütungsstrategien für<br />
verschiedene Auslandsstandorte; Beratungsleistungen zum Thema internationale<br />
Krankenversicherungspläne und medizinische Assistanceleistungen<br />
Dienstleistungen im Bereich Training, Beratung und Coaching von Expatriates<br />
und deren Lebenspartnern in 61 Ländern, Entwicklung des ExpAdviser©<br />
Weltweite Unterstützung von Firmen aller Größen bei Planung und Durchführung<br />
von Auslandsentsendungen: Beratung rund um Steuern, SV,<br />
Arbeitserlaubnis/Aufenthalts- und Arbeitsrecht, Erstellung von Anträgen und<br />
Erklärungen, Kommunikation mit ausländischen Behörden<br />
Alle üblichen Relocation Services wie u.a. Immobiliensuche, Erledigung<br />
sämtlicher Formalitäten, Umzugskoordination und Kostenmanagement<br />
Betreuung von Versetzungen mit Relocation, Immigration, Group Moves,<br />
Trainings, Projekten und Beratung; Dienstleistungen für den gesamten Entsendezyklus<br />
aus einer Hand<br />
Interdisziplinäre Beratung aus einer Hand für alle Problemstellungen; Angebot<br />
des gesamten Leistungsspektrums von der Vorbereitung des Auslandseinsatzes<br />
bis zur Rückkehr in steuerlicher, arbeitsrechtlicher und sozialversicherungsrechtlicher<br />
Hinsicht (insbesondere Erstellung von Entsenderichtlinien,<br />
Stellungnahmen, Workshops etc.)<br />
Prüfung der Voraussetzungen hinsichtlich Visa und Arbeitserlaubnissen;<br />
Beschaffung der entsprechenden Erlaubnisse und Dokumente; interkulturelle<br />
Vorbereitung; Koodination von: Orientierungsreise vor Ort, Wohnraumsuche<br />
und Hilfe beim Einleben im Ausland über Netz von Kooperationspartnern;<br />
FLEX Pat = Vertrag, Steuern, Sozialversicherung und Relocation zentral<br />
koodiniert<br />
Professioneller Relocation und Immigration Service, Departure Services,<br />
kulturelle Orientierung, interkulturelles Training, Self-Managed Relocation-<br />
Programme für z.B. Young Professionals oder Berufseinsteiger, Pre-Departure<br />
Programme, Niederlassungsbau in Deutschland<br />
Komplettlösungen zu allen Visum- und Konsularangelegenheiten für Australien<br />
und Neuseeland, nationalitätenunabhängig für alle Unternehmens-<br />
Standorte<br />
Beratung und Unterstützung bei sozialversicherungsrechtlichen Fragestellungen,<br />
Spezielles Seminarangebot „Internationale Beschäftigung“ für<br />
Unternehmen, umfassende Informationsangebote über das deutsche Sozialversicherungssystem,<br />
Deutschland allgemein sowie Fragen rund um die<br />
Gesundheit für ausländische Fachkräfte in vielen Sprachen<br />
Angebot von Entsende- und Rückkehrvorbereitung von Einzelpersonen und<br />
Familien, Erarbeitung unternehmensinterner Strategien zur Begleitung von<br />
Expatriates (persönlich und virtuell), betriebsinterne train-the-trainer Konzepte<br />
Umfasssende Beratung zur strategischen und methodischen Konzeption<br />
des Gesamtvergütungspaketes und wirtschaftlich effizienter Lösungen für<br />
Administration, Altersversorgung und Versicherungsschutz; Beratung zu<br />
klassischen Expat-Lösungen und Lösungen für „Global Nomads" (internationale<br />
Pensionspläne, Global Employment Company usw.)<br />
Betreuung von Unternehmen und Privatpersonen in rechtlichen und steuerlichen<br />
Fragen, einschließlich arbeits- und sozielversicherungsrechtliche<br />
sowie länderspezifische Fachberatung, Beantragung von Aufenthalts- und<br />
Arbeitsgenehmigungen, Konzeption von Entsenderichtlinien und Betriebsstättenerklärungen,<br />
Erstellung von Steuererklärungen für Expatriates etc.<br />
weltweit<br />
weltweit<br />
weltweit<br />
weltweit in 87 Ländern<br />
tätig als Teil des internationalen<br />
Relocation Service<br />
GRS<br />
weltweit über Netzwerk<br />
und Partner vor Ort tätig,<br />
bundesweit vertreten<br />
weltweit<br />
weltweit<br />
deutschlandweit, Österreich<br />
(Tirol und Salzburger<br />
Land), weltweit<br />
durch Partnernetz<br />
Australien und<br />
Neuseeland<br />
weltweit<br />
weltweit<br />
weltweit<br />
weltweit