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Eine Willkommenskultur schaffen - Archiv - Personalwirtschaft

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<strong>Personalwirtschaft</strong><br />

Magazin für Human Resources<br />

www.personalwirtschaft.de G 21212 ISSN 97803868<br />

extra<br />

05 2013<br />

Round Table | Trends | Impat Management | Interkulturelles Training | Blue Card<br />

Auslandsentsendung<br />

<strong>Eine</strong><br />

<strong>Willkommenskultur</strong><br />

<strong>schaffen</strong>


Alle stöhnen über den<br />

Fach- und Führungskräftemangel,<br />

und<br />

nur wenige Unternehmen<br />

sind sich über<br />

das schlummernde<br />

Potenzial gut qualifizierter<br />

Migranten in Deutschland bewusst.<br />

Ein Großteil der Migranten arbeitet entweder<br />

in Berufen, die unterhalb ihrer Qualifikation<br />

liegen oder sind auf Transferleistungen<br />

angewiesen. Nur weil ihr<br />

Berufsabschluss aus dem Herkunftsland<br />

in Deutschland nicht anerkannt wird. Diesem<br />

Missstand soll das vor einem Jahr in<br />

Kraft getretene „Anerkennungsgesetz“<br />

entgegenwirken. Auf dieses „Zeichen der<br />

Anerkennung und der Wertschätzung der<br />

persönlichen Lebensleistung“ (O-Ton der<br />

Bildungsministerin Johanna Wanka)<br />

haben die Migranten lange gewartet.<br />

Und wieder mahlen die Mühlen der deutschen<br />

Bürokratie langsam: Erst fünf Bundesländer<br />

haben es bisher geschafft, die<br />

Anerkennungsverfahren auch landesrechtlich<br />

zu regeln. Von einer „glaubwürdigen<br />

<strong>Willkommenskultur</strong>“, wie sie der<br />

Geschäftsführer der Bundesvereinigung<br />

der Deutschen Arbeitgeberverbände Peter<br />

Clever fordert, sind wir noch weit entfernt.<br />

Da nutzt auch das „Willkommens-<br />

Editorial AUSLANDSENTSENDUNG<br />

<strong>Eine</strong> <strong>Willkommenskultur</strong> <strong>schaffen</strong><br />

Im pres sum<br />

Herausgeber: Jürgen Scholl<br />

Re dak ti on: Erwin Stickling, Chefredakteur; Elke Schwuchow,<br />

Redakteurin, Christiane Siemann, freie Mitarbeiterin<br />

Re dak ti ons an schrift: Wol ters Klu wer Deutsch land GmbH,<br />

Luxemburger Straße 449, 50939 Köln,<br />

Te le fon: 0221/94373-7653, Fax: 0221/94373-7757,<br />

E-Mail: per so nal wirt schaft@wol ters klu wer.de,<br />

www.per so nal wirt schaft.de<br />

Fach bei trä ge aus bereits erschienenen Ausgaben sind<br />

ver füg bar un ter: www.per so nal wirt schaft.de<br />

Ge schäfts füh rer: Dr. Ul rich Her mann (Vorsitz),<br />

Michael Gloss, Christian Lindemann, Frank Schellmann<br />

Anzeigen:<br />

Karin Kamphausen (Verkaufsleitung),<br />

Telefon: 0221/94373-7629,<br />

E-Mail: kkamphausen@wolterskluwer.de<br />

portal für internationale Führungskräfte“<br />

(www.make-it-in-germany.de), welches<br />

vom Arbeitsministerium ins Leben gerufen<br />

worden ist, nur wenig. Aber immerhin,<br />

es sind kleine Schritte auf dem Weg,<br />

Deutschland zu einem Einwanderungsland<br />

zu machen.<br />

Auch die Experten unseres diesjährigen<br />

Round Tables stellten sich dieses mal dem<br />

Thema „Auslandsentsendung Reverse“,<br />

also dem Impatriate Management. Lebhaft<br />

wurde darüber diskutiert, ob eine<br />

eigene Impat Policy sinnvoll ist, welche<br />

sozialrechtlichen und vergütungstechnischen<br />

Fallstricke lauern, und was den<br />

Impat denn eigentlich vom Expat unterscheidet<br />

(Seite 8). Aber über einen Punkt<br />

sind sich alle einig: Wohl fühlen werden<br />

sich Impats oder Expats nur, wenn man<br />

sie herzlich willkommen heißt.<br />

Viel Spaß bei der Lektüre unseres aktuellen<br />

Sonderheftes und beim Schaffen<br />

einer <strong>Willkommenskultur</strong> in ihrem Unternehmen.<br />

Ihre<br />

Elke Schwuchow<br />

Jörg Walter (Anzeigenverkauf), wanema media,<br />

Telefon: 0931/304699-66, E-Mail: pw@wanema.de<br />

Karin Odening (Anzeigendisposition),<br />

Telefon: 0221/94373-7836,<br />

E-Mail: kodening@wolterskluwer.de<br />

Her stel lung: Frauke Helene Hille<br />

Ge stal tung: Art + Work Köln, Lars Au ha ge, Mar tin Schwarz<br />

Fotos (S. 6–10): Hartmut Bühler<br />

ISSN 97803868<br />

Dru cke rei und Lie fer an schrift für Bei la gen:<br />

Merkur Druck GmbH & Co. KG<br />

Am Gelskamp 20, D-32758 Detmold<br />

Co py right: Luch ter hand, ei ne Mar ke von<br />

Wol ters Klu wer Deutsch land GmbH.<br />

© 2013 Wol ters Klu wer Deutsch land GmbH, Köln.


AUSLANDSENTSENDUNG Inhalt<br />

4<br />

<strong>Personalwirtschaft</strong> Sonderheft: Auslandsentsendung<br />

8 Round Table<br />

Alles eine Frage der Sichtweise<br />

Immer mehr Unternehmen rekrutieren<br />

Fachkräfte im Ausland oder holen<br />

Konzernmitarbeiter vorübergehend nach<br />

Deutschland. Brauchen Unternehmen<br />

unterschiedliche Policies für Entsendung<br />

und Aufnahme von Mitarbeitern? Diese<br />

und andere Fragen diskutierten unsere<br />

Experten beim diesjährigen Round Table.<br />

14 Impat Management<br />

14<br />

Fallstricke souverän umgehen<br />

Dank der neuen EU Blue Card hat sich<br />

das Verfahren, qualifiziertes Fachpersonal<br />

aus dem Ausland zu rekrutieren, vereinfacht.<br />

Jetzt sind die Unternehmen dran,<br />

ein professionelles Impatriate Management<br />

aufzubauen.<br />

Sonderheft 05 | 2013 www.personalwirtschaft.de<br />

18 Impat Management<br />

Arbeitsrecht und Blue Card –<br />

eine Problembeziehung?<br />

Nach ersten Zahlen bietet die Blue Card<br />

eine stabile Brücke in den deutschen<br />

Arbeitsmarkt. Wie sieht dabei die Rolle<br />

des Arbeitsrechts aus? Unser Beitrag zeigt,<br />

was Unternehmen bei der Einstellung von<br />

Blue Card-Inhabern beachten müssen.<br />

20 Umfrage<br />

Global Mobility macht<br />

wettbewerbsfähig<br />

Für den jährlichen „Global Mobility Effectiveness<br />

Survey“ befragte Ernst & Young<br />

mehr als 520 Unternehmen zu ihrer Entsendepraxis.<br />

Ein Fokus der Befragung war die<br />

Rolle von Global Mobility für den Talent<br />

Management-Prozess.<br />

26 Sozialversicherung<br />

Nach Brasilien ohne Nachteile<br />

Anfang Mai tritt das Sozialversicherungsabkommen<br />

zwischen Brasilien und Deutschland<br />

in Kraft. Damit erhalten betroffene<br />

Arbeitnehmer zukünftig einen umfangreichen<br />

sozialrechtlichen Schutz.<br />

28 Arabische Länder<br />

18<br />

Wenn der Ramadan das Leben<br />

verlangsamt<br />

Bei der Entsendung in ein arabisches Land<br />

bergen kulturelle Unterschiede großes<br />

Konfliktpotenzial. Religion nimmt einen<br />

hohen Stellenwert ein und bestimmt das<br />

private, aber auch das berufliche Leben.<br />

30 Mitarbeiterauswahl<br />

Kulturelle Prägung<br />

berücksichtigen<br />

Für deutsche Unternehmen, die in Osteuropa<br />

oder Russland Mitarbeiter rekrutieren<br />

wollen, haben sich Assessments und<br />

Management Audits bewährt. Diese müssen<br />

allerdings den kulturellen Bedingungen<br />

vor Ort angepasst werden.<br />

34 Interkulturelles Training<br />

Offenheit für andere Kulturen<br />

kann man lernen<br />

Die Übernahme von Schlüsselfunktionen<br />

im Ausland und die Konfrontation mit<br />

fremdkulturellen Denkmustern verlangt<br />

den Expatriates eine hohe Eignung ab.<br />

Diese erlangen sie nicht zuletzt durch eine<br />

systematische Vorbereitung.<br />

38 Interkulturelles Training<br />

Nicht ohne meine Familie<br />

Die familiäre Situation ist bei einer<br />

geplanten Auslandsentsendung genau<br />

zu analysieren. Es ist unerlässlich,<br />

Partner und Kinder in ein vorbereitendes<br />

und begleitendes interkulturelles Training<br />

einzubeziehen.<br />

Rubriken<br />

3 Editorial/Impressum<br />

6 News<br />

40 Marktcheck/Dienstleister<br />

Auslandsentsendung<br />

30


AUSLANDSENTSENDUNG News<br />

Kooperation im Netz<br />

Unterstützung für<br />

Expatriates<br />

Mitarbeiter, die von ihren Unternehmen ins<br />

Ausland geschickt werden, müssen vor Ort<br />

oft feststellen, dass der Alltag im fremden<br />

Land viele Fragen aufwirft. Und wenn es nur<br />

die Frage nach dem nächsten Bio-Markt oder<br />

das Verhalten nach einem Auto-Unfall ist.<br />

Das Expat-Portal „Going Global“ und das<br />

interkulturelle Business-Portal „Crossculture<br />

Academy“ haben sich nun zusammengetan,<br />

um Expatriates und deren Familienangehörigen<br />

Unterstützung in fernen Landen zu<br />

geben. „Going Global“ gibt mit Artikeln,<br />

Checklisten und Erfahrungsberichten Orientierung,<br />

informiert über Aktuelles aus<br />

Deutschland, nennt wichtige Anlaufstellen<br />

in den verschiedenen Entsendungsorten und<br />

bietet ein Forum für den Austausch mit<br />

anderen Expatriates. <strong>Eine</strong> Expertenhotline,<br />

bei der Juristen, Mediziner, Psychologen und<br />

andere Experten schnelle und kompetente<br />

Hilfe geben, egal, ob es um Wohnung, Einkauf,<br />

Kindergarten, Schule, Krankenversicherung,<br />

Handwerker oder andere Bereiche<br />

geht, steht zur Verfügung.<br />

Das Online-Portal „Crossculture Academy“<br />

bietet vor allem interkulturelle Unterstützung<br />

für das Berufsleben. Hier gibt es<br />

Tipps und Informationen in Form von Lehrfilmen,<br />

Artikeln und Links für die verschiedensten<br />

Länder und Kulturen. Auch hier<br />

steht eine Hotline für persönliche Fragen<br />

zur Verfügung. Durch die Kooperation<br />

haben Nutzer den Vorteil, die Inhalte beider<br />

Portale zu nutzen, wenn sie Mitglied bei<br />

einem Forum sind. Erfahrene und Trainer<br />

bieten im Bedarfsfall auch vorbereitende<br />

Seminare und Entsendungstrainings sowie<br />

persönliche Coachings an.<br />

6<br />

www.crossculture-academy.com<br />

www.goingglobal.de<br />

Sonderheft 05 | 2013 www.personalwirtschaft.de<br />

Initiative des BIBB<br />

Berufliche Anerkennung in Deutschland fördern<br />

Seit dem 1. April 2012 Jahr haben<br />

Migranten einen Anspruch darauf, ihren<br />

ausländischen Ausbildungs- oder Studienabschluss<br />

bewerten und anerkennen zu<br />

lassen. Ziel ist, dass sie wieder in ihrem<br />

erlernten Beruf arbeiten können. Doch<br />

bei so wichtigen Berufen wie Ingenieur,<br />

Lehrer oder Pfleger ist das oft noch nicht<br />

möglich – denn die Bundesländer hinken<br />

hinterher: Elf von 16 Bundesländern<br />

haben es noch nicht geschafft, das Bundesgesetz<br />

auf die landesrechtlich geregelten<br />

Berufe zu übertragen. Zu diesen Berufen<br />

gehören Lehrer, Erzieher, Hebammen,<br />

Fachärzte oder Apotheker. Nur in Hamburg,<br />

Niedersachen, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern<br />

und im Saarland sind<br />

die entsprechenden Gesetze schon in<br />

Kraft. Peter Clever von der Bundesvereinigung<br />

der Deutschen Arbeitgeberverbände<br />

kommentierte: „Wir brauchen in<br />

Deutschland eine glaubwürdige <strong>Willkommenskultur</strong>.“<br />

Etwa 30 000 der 300 000 Berechtigten<br />

zur Anerkennung haben seit Inkrafttreten<br />

das Gesetzes im April 2012 einen Antrag<br />

gestellt. Bis Februar 2013 gingen davon<br />

etwa 12 000 von Ärzten und Kranken-<br />

Netzwerk<br />

Know-how für den Mittelstand<br />

Internationale Personaleinsätze bergen<br />

jede Menge Fallstricke arbeitsrechtlicher,<br />

sozialrechtlicher und steuerrechtlicher<br />

Art. Aber auch Sicherheitsrisiken sind bei<br />

einer Entsendung, insbesondere in<br />

Schwellenländer, ein Thema. Jetzt haben<br />

sich fünf Unternehmen mit Erfahrung in<br />

der Vorbereitung und Begleitung von<br />

internationalen Personaleinsätzen zusammengeschlossen<br />

und ein Kompetenz-Netzwerk<br />

speziell für den Mittelstand gegründet.<br />

„Global Mobility Services“ (GMS)<br />

bietet Unterstützung in den Bereichen<br />

pflegern ein. Bei den Kammern, die für<br />

die Anerkennung ausländischer Ausbildungen<br />

zuständig sind, gingen knapp<br />

4000 Anträge ein. In 66 Prozent der Fälle<br />

wurde von den Kammern die volle Gleichwertigkeit<br />

bescheinigt, in 30 Prozent die<br />

teilweise Gleichwertigkeit. Auch diese<br />

reiche laut Bildungsministerium in der<br />

Regel aus, um Arbeitgeber vom Wert der<br />

ausländischen Qualifikation zu überzeugen.<br />

Das Ministerium hofft, dass auch die<br />

elf säumigen Bundesländer bis zum Herbst<br />

dieses Jahres das Anerkennungsgesetz<br />

auf Landesebene umgesetzt haben. Damit<br />

künftig noch mehr das Anerkennungsgesetz<br />

kennenlernen und nutzen können,<br />

hat das BIBB ab dem 1. April eine neue<br />

Informationsoffensive mit Slogans wie<br />

„Gelernt ist gelernt“ gestartet.<br />

www.anerkennung-in-deutschland.de<br />

Strategie sowie Sicherheit, Arbeits-,<br />

Sozialversicherungs- und Steuerrecht.<br />

Des Weiteren bietet es Antworten auf Fragen<br />

mitreisender Angehöriger wie beispielsweise<br />

nach dem Schulunterricht,<br />

unterstützt aber auch bei Themen wie<br />

Umzug und Relocation oder Visa und Aufenthaltsrechte.<br />

Die Netzwerk-Partner verfolgen<br />

einen ganzheitlichen Beratungsansatz<br />

und klären, wer je nach Kompetenzfeld<br />

für den Mandanten aktiv wird oder<br />

vermitteln an weitere Experten.<br />

www.global-mobility-services.de


Vergütung<br />

Internationale Gehälter im Vergleich<br />

Managergehälter unterscheiden sich trotz gleicher Berufserfahrung<br />

von Land zu Land signifikant. Was soll ein Expatriate im<br />

Ausland verdienen, damit er seinen Lebensstandard halten kann<br />

und einen Anreiz für die Entsendung hat? Ein reiner Vergleich<br />

der vor Ort üblichen Bruttogehälter ist nicht zielführend. Denn<br />

ein höheres Bruttogehalt im Entsendungsland verspricht nicht<br />

automatisch mehr Kaufkraft. Die relative Kaufkraft hängt nicht<br />

nur vom Gehalt, sondern von Steuern und Sozialabgaben, aber<br />

vor allem von den Lebenshaltungskosten ab. Unternehmen, die<br />

Manager ins Ausland entsenden, stehen vor dem Problem, das<br />

Gehalt für diese Position festzusetzen. Das Beratungsunternehmen<br />

ECA International vergleicht in seiner Studie „National<br />

Salary Comparison“ Gehälter und Kaufkraft verschiedener<br />

Management-Positionen in 55 Ländern. Dieser Vergleich zeigt<br />

Unternehmen auf einen Blick die durchschnittliche Höhe eines<br />

Gehalts zu lokalen Konditionen und wie sich die Kaufkraft eines<br />

Expatriates verändert, wenn er bei gleicher Bezahlung in einem<br />

anderen Land arbeiten soll. Der „National Salary Comparison“ ist<br />

kostenfrei erhältlich unter:<br />

www.eca-international.com/resources/white_papers<br />

Mitgliedschaft<br />

Community für Expatriates<br />

Seit Oktober gibt es für die Mitglieder im Bund der Auslands-<br />

Erwerbstätigen (BDAE) e.V. eine eigene Homepage. Unter<br />

www.bdae-ev.de finden Deutsche, die ins Ausland gehen wollen<br />

oder dort bereits leben, sämtliche Informationen rund um die<br />

Mitgliedschaftsleistungen und Formalitäten.<br />

Mitglieder erhalten beispielsweise weltweit Assistance-Leistungen<br />

(z.B. Transport ins Krankenhaus, Rücktransport ins Heimatland),<br />

sie können ein interkulturelles Training buchen und<br />

haben eine Basis-Rechtsschutzversicherung im Gepäck. Weitere<br />

Leistungen sind beispielsweise der Zugriff auf eine Online-<br />

Länderdatenbank und zahlreiche Rabatte rund um das Thema<br />

Leben und Arbeiten im Ausland. Der Beitrag für natürliche Personen<br />

beträgt 8,50 Euro pro Monat (102 Euro pro Jahr). Gegen<br />

Nachweis zahlen Schüler, Studenten und Praktikanten einen<br />

ermäßigten Beitrag in Höhe von 4,50 Euro pro Monat (54 Euro<br />

pro Jahr). Der Beitrag für juristische Personen ist abhängig von<br />

der Anzahl der gemeldeten Mitarbeiter im Ausland und beträgt<br />

sechs bis vier Euro pro Monat und Mitarbeiter.<br />

www.bdae-ev.de<br />

Sonderheft 05 | 2013 www.personalwirtschaft.de 7


AUSLANDSENTSENDUNG Round Table<br />

Alles eine Sache der Sichtweise<br />

Sie sind vorübergehend Gast im Einsatzland: Expats und Impats. Brauchen Unternehmen unterschiedliche<br />

Policies für Entsendung und Aufnahme? Professor Michael Heuser erörterte mit Experten für Global Mobility<br />

und einem Personalmanager die Praxis des Impatriate Managements.<br />

E<br />

in US-amerikanischer Impat postet in<br />

einem Expat Blog: „I had only been in<br />

Germany for one month when I was confronted<br />

by the first unfamiliar holiday: German<br />

Unity Day on October 3rd. It would be<br />

the first in a long list of holidays that would<br />

take me by surprise and leave me standing<br />

helplessly outside of a locked grocery store<br />

that I didn’t expect to find closed on a Monday”.<br />

Nun stellt ein geschlossener Supermarkt<br />

kaum ein wirkliches Problem dar.<br />

<strong>Eine</strong> andere Qualität hat die Frage, die in<br />

ähnlicher Form häufig gestellt wird: „I’m<br />

looking at taking a manager position in Düsseldorf<br />

and I’m figuring out the area and<br />

cost of life/rent, etc. Would anyone of you<br />

know what is a comfortable salary to live off<br />

of in the Düsseldorf area?”<br />

Nicht nur Impats stellt die Entsendung nach<br />

Deutschland vor etliche Fragezeichen. Auch<br />

viele Unternehmen verfügen bei der vorübergehenden<br />

Aufnahme von Mitarbeitern<br />

über keine Prozess-Routine beispielweise<br />

für Compensation, Sozialversicherung, Steuern,<br />

Integrationsmanagement und anderes.<br />

Dabei steigt die Zahl der Impats: Deutsche<br />

Firmen erwarten in den nächsten beiden<br />

Jahren einen Zuwachs von 36 Prozent, so<br />

8<br />

Sonderheft 05 | 2013 www.personalwirtschaft.de<br />

eine aktuelle Studie von Mercer Deutschland.<br />

Ebenso steigt die Zahl der Mitarbeiter,<br />

die unbefristet bleiben. „Die Umwandlung der<br />

Impat-Aufnahme in eine Dauerbeschäftigung<br />

und die sofortige Festanstellung ausländischer<br />

Arbeitnehmer nehmen zu. Sie<br />

machen der klassischen Entsendung Konkurrenz“,<br />

berichtet Jürgen Heidenreich,<br />

Experte für Internationale Beschäftigung bei<br />

der Techniker Krankenkasse (TK).<br />

Und weil Mittelständler wie Großkonzerne<br />

ihre Nachwuchskräfte zunehmend aus dem<br />

Ausland rekrutieren, entstehen dadurch<br />

Probleme, die denen der Aufnahmeprozedur<br />

von Impats sehr ähneln, vor allem in<br />

Bezug auf Sozialversicherung, Steuern und<br />

anderes, bestätigt auch Dr. Udo Bohdal-Spiegelhoff,<br />

Partner HR Advisory, Deloitte. Glücklicherweise<br />

sei die Zuwanderung ausländischer<br />

Fachkräfte mit der EU Blue Card<br />

vereinfacht worden, sodass der dauerhafte<br />

Zuzug von hochqualifizierten Fachkräften<br />

erleichtert werde. Bodahl: „Es ist sinnvoll,<br />

über eine Blue Card für Top-Manager nachzudenken,<br />

welche die rechtliche und sozialrechtliche<br />

Komplexität einer Umwandlung<br />

vom Impat zur lokalen Daueranstellung reduziert.“<br />

Ein weiterer Trend im Entsendegeschehen:<br />

Die Anzahl der Local Hires wächst. Denn<br />

Unternehmen versuchen ihre Kosten zu reduzieren,<br />

berichtet Giovanni De Carlo, Business<br />

Development Director Europe von<br />

Crown World Mobility, indem sie „local to<br />

local moves“ vornehmen, also die Mitarbeiter<br />

zu lokalen Anstellungsbedingungen am<br />

neuen Ort einsetzen.<br />

Jeder Impat ist ein Expat<br />

Die Bezeichnung Impat hört sich international<br />

an, ist aber eine deutsche Wortschöp-<br />

Der Moderator des Round Table-Gesprächs<br />

Professor Dr. Michael Heuser, Fachhochschule<br />

der Wirtschaft, Mettmann und Partner bei<br />

peopleXexpert, Schweiz.


fung, die sich nicht einmal in einem Wörterbuch<br />

befindet. „International hat sich der<br />

Begriff nicht durchgesetzt“, merkt der Leiter<br />

Internationale Krankenversicherung bei<br />

der AXA, Tobias Pape an. Dass „Impat“ in<br />

Deutschland zum Mobility-Vokabular gehört,<br />

liege daran, dass hierzulande sozialversicherungs-<br />

und steuerrechtliche Aspekte noch<br />

etwas komplizierter seien als im weltweiten<br />

Vergleich, und deshalb die Bewegungsrichtung<br />

der Entsendung durchaus eine Relevanz<br />

habe. Pape berichtet, dass immer noch<br />

viele Unternehmen die Impats lediglich über<br />

internationale Krankenversicherungen absichern.<br />

Doch diese erfüllen häufig nicht die<br />

spezifischen Anforderungen der deutschen<br />

Versicherungspflicht, die seit 2009 gesetzlich<br />

festgeschrieben ist. Außerdem haben<br />

sie den Nachteil, dass keine Arbeitgeberzuschussfähigkeit<br />

besteht. In diesem Zusammenhang<br />

wird oftmals auch die erforderliche<br />

Pflegepflichtversicherung vergessen,<br />

die ein ausländischer Versicherer nicht anbieten<br />

kann.<br />

Aus Sicht des HR Managements – so es denn<br />

international aufgestellt ist – macht es kaum<br />

einen Unterschied, ob ein Mitarbeiter aufgenommen<br />

oder entsendet wird, entgegnet<br />

Philipp Bastian, Business Development<br />

Manager Germany von AIRINC. „Die Unterscheidung<br />

zwischen Impatriate und Expatriate<br />

ist nicht wirklich relevant, da jeder Impat<br />

in Deutschland immer in irgendeinem Land<br />

ein Expat ist.“ Für Unternehmen, auch für<br />

mittelständische, sei es selbstverständlicher<br />

geworden, Mitarbeiter global einzusetzen.<br />

Deshalb „benötigen wir keine spezielle Impat<br />

Policy, sondern eben eine solche Expat Policy,<br />

die weltweit anwendbar ist, allerdings mit<br />

Regelungen, die den nötigen Freiraum für die<br />

Anpassung an lokale Gegebenheiten geben.“<br />

Auch mache eine Impat Policy keinen Sinn,<br />

weil sich nicht alle Gruppen von Mitarbeitern<br />

gleich behandeln lassen. Ein entsandter<br />

Mitarbeiter, der essentiell für den Unternehmenserfolg<br />

ist, werde anders behandelt,<br />

als ein ausländischer Mitarbeiter, der sich<br />

initiativ auf eine lokale Stelle beim Arbeitgeber<br />

bewirbt.<br />

Unter dem Gesichtspunkt der Global Workforce<br />

sind die Begrifflichkeiten „Impat“ und<br />

„Expat“ von gestern, bestätigt Udo Bohdal-<br />

Spiegelhoff, Deloitte. „Wir raten Unternehmen<br />

davon ab, diese Unterscheidungen beizubehalten.“<br />

Die separate Impat Policy ist<br />

aus seiner Sicht eine veraltete Vorgehensweise.<br />

„Die Komplexität unseres Steuer- und<br />

Sozialversicherungsrechts sollte nicht zum<br />

Korsett für internationale Trends im Bereich<br />

Entsendungen werden.“ Sonderregelungen<br />

seien ein Symptom für nicht mehr zeitgemäße<br />

Rahmenbedingungen. Stattdessen<br />

plädiert er für globale Policies, die für Impats<br />

und Expats gleichermaßen gelten.<br />

Auch die Experten von KPMG empfehlen<br />

die Anwendung von globalen Richtlinien,<br />

die Impats wie Expats abbilden, genauso wie<br />

Querverbindungen, beziehungsweise sogenannte<br />

Drittlandeinsätze. Länderspezifische<br />

Besonderheiten, die beispielsweise für Impatriates<br />

berücksichtigt werden müssen, könnten<br />

in Ländervorlagen reflektiert werden,<br />

die als Anlage zu einer globalen Richtlinie<br />

aufgenommen werden sollten.<br />

Ausnahmen im Gastland regeln<br />

„<br />

Und genau hier liegt die Herausforderung.<br />

Was lässt sich einheitlich regeln und was<br />

nicht? Zwar spielt aus unternehmensstrate-<br />

Wir sehen eine Verschiebung von<br />

der Trennung lokaler Vergütung und<br />

Auslandsentsendevergütung zu immer<br />

mehr Mischformen.<br />

Philipp Bastian, Business Development Manager<br />

Germany & Senior Manager EMEA, AIRINC<br />

„<br />

Bleiben Mitarbeiter länger als fünf Jahre,<br />

ändern sich die Regularien. Darauf müssen<br />

sich Unternehmen und unsere Sozialversicherungssysteme<br />

einstellen.<br />

Michael Braun, Leiter Health Insurance,<br />

Mercer Deutschland GmbH<br />

gischer Sicht die Bewegungsrichtung keine<br />

Rolle mehr; aus prozessualer und operativer<br />

Sicht sollte sie keine Rolle mehr spielen,<br />

aber die Gleichung „Impat identisch Expat“<br />

geht nicht 100-prozentig auf. Steuerrechtliche<br />

und sozialversicherungsrechtliche Fragen<br />

sind landesspezifisch unterschiedlich.<br />

Diese global nach einer Richtlinie zu regeln,<br />

ist kaum möglich, höchstens die Eckpunkte<br />

lassen sich festhalten, wie beispielsweise<br />

Wohnkosten, so Jürgen Heidenreich von<br />

der TK. Die sogenannten weichen Belange,<br />

die Maßnahmen, die notwendig sind, damit<br />

sich der Mitarbeiter und seine Familie in<br />

Deutschland respektive im Ausland schnell<br />

wohlfühlen und der Arbeitnehmer seine<br />

Arbeitskraft dem Unternehmen zur Verfügung<br />

stellen kann, könnten leicht in einer<br />

Policy festgehalten werden. „Die Probleme<br />

sind für alle Arbeitnehmer die gleichen, egal<br />

ob in Sao Paolo, Singapur, Detmold oder Birmingham“,<br />

so Heidenreich. Für landestypische<br />

Abweichungen könnte eine Policy beispielweise<br />

vorsehen, dass jeder Ex- und<br />

Impat einen Landeskundigen für die ersten<br />

Monate zur Seite gestellt bekommt.<br />

<strong>Eine</strong> Impat Policy kann aber durchaus nützlich<br />

sein, wenn ein Unternehmen regelmäßig<br />

Sonderheft 05 | 2013 www.personalwirtschaft.de 9


AUSLANDSENTSENDUNG Round Table<br />

Mitarbeiter für einen befristeten Zeitraum<br />

an seinen Hauptsitz versetze, wendet Giovanni<br />

De Carlo ein. Wichtig sei auf jeden<br />

Fall, die Bedingungen für den Einsatz am<br />

Hauptsitz sowie für die Zeit nach der Rückkehr<br />

schon vor der Aufnahme in ein anderes<br />

Land schriftlich zu vereinbaren. Gegen<br />

eine globale Impat Policy spricht aus Sicht<br />

von Hartmuth Posner, Leiter Human Resources<br />

der Freudenberg Gruppe, dass die Rahmenbedingungen<br />

in jedem Land unterschiedlich<br />

sind. Er rät dazu, diese Aspekte<br />

in einer eigenen Policy für Einsätze von<br />

Menschen außerhalb ihres Heimatlandes<br />

zu regeln.<br />

Impat Management ausbaufähig<br />

Zwar macht der Tenor der Diskussion deutlich,<br />

dass eine Impat Policy eher als überflüssig<br />

angesehen wird. Das bedeutet aber<br />

nicht, dass ein Impat Management fehlen<br />

darf. Wie bringt man die notwendigen Prozesse<br />

ins Rollen, nicht nur beim Mutterkonzern,<br />

sondern für die ganze Organisation?<br />

Omer Kodjo Dotou, Leiter Auslandsberatungsstelle<br />

und Internationale Mitarbeiterentsendung<br />

bei der BDAE Gruppe, berichtet,<br />

dass in vielen Unternehmen keine<br />

Definition des Begriffs Impat existiert. Deshalb<br />

sei auch unklar: „Wann brauche ich<br />

ein Impat Management? Welche Prozesse<br />

benötige ich, um ausländische Mitarbeiter,<br />

die nach Deutschland kommen, zu betreuen?<br />

Diese Fragen sind häufig nicht geklärt.“<br />

Seine Einschätzung: strukturierte Prozesse<br />

sind dringend notwendig. Die HR-Abteilungen<br />

würden klare Regelungen und Check-<br />

Listen benötigen, damit die rechtlichen<br />

Aspekte und das Umsetzen der weichen<br />

Faktoren, die das Einleben in Deutschland<br />

bestimmen, gemanagt werden könnten.<br />

Im HR Management der einzelnen Länder<br />

muss Klarheit herrschen, welche Prozesse<br />

vor Ort in Gang gesetzt und geregelt werden<br />

müssen, ergänzt Freudenberg-Personalleiter<br />

Hartmuth Posner. Vom Aufsetzen<br />

eines lokalen Arbeitsvertrags bis zur Einführung<br />

des Kollegen in die Organisation<br />

und der Familie in die Gepflogenheiten eines<br />

fremden Landes sei ein strukturiertes Vorgehen<br />

unbedingt notwendig. Für das Lösen<br />

10<br />

Sonderheft 05 | 2013 www.personalwirtschaft.de<br />

„<br />

der klassischen Probleme der Impats, die<br />

beim Einleben im neuen Land außerhalb<br />

des Arbeitsplatzes entstehen, gibt Posner<br />

eine Empfehlung: Das Geld in eine Relocationagentur<br />

vor Ort sei gut investiert, da sie dem<br />

Mitarbeiter hilft, sich schnell zu orientieren<br />

und unbelastet auf die Arbeit zu konzentrieren.<br />

Doch diesen praktikablen Lösungsweg<br />

gehen noch nicht viele Unternehmen.<br />

Die Praxis zeigt jedoch: In der Regel erhält<br />

der Impat im Heimatland einen Entsendevertrag<br />

und ein Briefing und „dann schlägt<br />

er im Einsatzland auf“, schildert Monika<br />

Kumetat, Partner, Tax, International Executive<br />

Services, KPMG: „Die Betreuungsarbeit<br />

liegt dann bei den HR-Referenten im Einsatzland<br />

und gestaltet sich wesentlich zeitaufwendiger<br />

als die Betreuung der Outbounds.“<br />

Von der Integration des Mitarbeiters<br />

sowie der Familie in das berufliche und private<br />

Umfeld des Einsatzlandes bis zu kulturellen<br />

Unterschieden, alle Aufgaben „werden<br />

oftmals in der lokalen Personalabteilung<br />

abgeladen“. Idealerweise sollen die Verantwortlichen<br />

für Impat Management möglichst<br />

erfahren sein und mit der Unterstützung<br />

von Checklisten, Welcome Packages,<br />

Die Komplexität unseres Steuer- und<br />

Sozialversicherungsrechts sollte nicht<br />

zum Korsett für internationale Trends im<br />

Bereich Entsendungen werden.<br />

Dr. Udo Bohdal-Spiegelhoff, Partner HR Advisory<br />

Services, Deloitte<br />

„<br />

Es gilt abzuwägen, ob die Entsendung<br />

aus strategischen, betrieblichen und<br />

aus finanziellen Überlegungen sinnvoll<br />

ist und sich über Jahre ausbezahlt.<br />

Giovanni De Carlo, Business Development Director<br />

Continental Europe, Crown Worldwide Mobility<br />

FAQ-Vorlagen sowie einem strukturierten<br />

HR-Arrival Briefing die Impatriate-Betreuung<br />

so effizient wie möglich gestalten.<br />

Zu den Themenfeldern, die direkt von den<br />

Personalbereichen vor Ort geklärt werden<br />

müssen und die sich nicht abschließend global<br />

regeln lassen, gehört beispielsweise die<br />

Frage nach der passenden Krankenversicherung.<br />

Die aufnehmende Organisation<br />

muss hier prüfen, ob neben der internationalen<br />

Krankenversicherung eine weitere<br />

Absicherung gesetzlich erforderlich ist, so<br />

Tobias Pape, AXA.<br />

Vom Impat zum Global Hire<br />

Nicht nur der Blick in deutsche Vorstandsetagen<br />

zeigt eine internationale Besetzung,<br />

auch Schlüsselpositionen werden zunehmend<br />

mit entsendeten Mitarbeitern besetzt.<br />

Doch tritt eine Lokalisierung ein oder verlängert<br />

sich der Aufenthalt und erreicht fünf<br />

Jahre in Deutschland, setzen sozialversicherungsrechtliche<br />

Regularien ein, die unter<br />

anderem einen Beitritt zur deutschen gesetzlichen<br />

oder privaten Krankenversicherung<br />

bedingen. Aus Impats werden plötzlich Global<br />

Hires und das ist rechtlich nicht wesentlich<br />

weniger kompliziert, als würden sie nur


zeitlich befristet hier bleiben, so Michael<br />

Braun, Leiter Health Insurance, Mercer<br />

Deutschland: „Noch fehlt es an Verständnis<br />

dafür, warum Beratung notwendig ist, was<br />

passiert, wenn die Mitarbeiter tatsächlich<br />

länger als fünf Jahre bleiben oder dies bereits<br />

im Vorfeld nicht auszuschließen ist.“ Nicht<br />

nur die Unternehmen müssten sich auf solche<br />

Gegebenheiten einstellen, sondern auch<br />

die hiesigen Sozialversicherungssysteme.<br />

Dies beginne mit kleinen Hindernissen wie<br />

fehlenden englischsprachigen Unterlagen.<br />

Für Unternehmen mit Hauptsitz in Deutschland<br />

ist die Eingliederung von Impats im<br />

Hinblick auf den Aufwand gerade noch zu<br />

managen, meint AXA-Experte Tobias Pape.<br />

Internationale Firmen hingegen, die hier<br />

eine Niederlassung gründen, „verzweifeln<br />

häufig an den umfangreiche Vorgaben und<br />

dem damit verbundenen erheblichen Verwaltungsaufwand“.<br />

Beispielsweise an der<br />

Klärung steuerrechtlicher Fragen oder an<br />

Visa-Angelegenheiten. Und auch die Absicherung<br />

des Arbeitnehmers über die passende<br />

Krankenversicherung habe eine wichtige<br />

Bedeutung, da sonst für den Arbeitgeber<br />

hohe Haftungs- und Kostenrisiken entstehen<br />

könnten.<br />

Impat Compensation orientiert<br />

am Heimatland<br />

Ein weiteres Handlungsfeld stellt für<br />

Unternehmen das Thema Entgelt dar. Aus<br />

HR-Sicht beinhaltet das Festsetzen der<br />

passenden Vergütung der Impats große<br />

Unwägbarkeiten. Liegt der Impat mit<br />

seinem Gehalt auf dem Niveau des Einsatzlandes<br />

oder sogar höher, dann ist die<br />

Rückkehr praktisch ausgeschlossen. Freudenberg-Personalleiter<br />

Hartmuth Posner<br />

verweist darauf, dass schwer einzuschätzen<br />

ist, wie sich dieser Mitarbeiter, der<br />

vorübergehend in Deutschland arbeitet,<br />

entwickelt. Wenn feststeht, dass er nach<br />

zwei Jahren wieder in sein Heimatland<br />

zurückkehrt, „müssen wir ihn so positionieren,<br />

dass er überhaupt eine Rückfahrkarte<br />

einlösen kann und wieder integrierbar<br />

ist.“ Wenn sich jedoch herausstelle,<br />

dass dieser Mitarbeiter ein Kandidat für<br />

die Lokalisierung ist, könne das Gehalts-<br />

„<br />

„<br />

niveau den örtlichen Marktgegebenheiten<br />

entsprechend entwickelt werden.<br />

Die meisten Unternehmen wenden aufgrund<br />

der Rückkehrproblematik unverändert<br />

den Heimatlandvergütungsansatz an,<br />

sagt Monika Kumetat von KPMG. Das<br />

Grundgehalt, das vor dem Auslandseinsatz<br />

Anwendung fand, findet auch während<br />

des Auslandseinsatzes Anwendung. In<br />

Ergänzung zahlen sie entsprechende Zulagen,<br />

abhängig vom Entsendeprogramm<br />

und der Länderkombination zwischen Heimat-<br />

und Einsatzland. Ein Abgleich zum<br />

Gehaltsniveau der lokalen Kollegen vor Ort<br />

hat Vor- und Nachteile. „In jedem Fall hat<br />

diese Maßnahme einen Einfluss auf die<br />

Mobilität der Mitarbeiter“, warnt Kume-<br />

Wir müssen HR-Abteilungen<br />

unterstützen, interne Prozesse für das<br />

Impat Management aufzusetzen.<br />

Omer Kodjo Dotou, Leiter Auslandsberatungsstelle &<br />

Internationale Mitarbeiterentsendung,<br />

BDAE Consult GmbH & CO. KG<br />

Auch die Umwandlung in eine<br />

Dauerbeschäftigung und eine<br />

sofortige Festanstellung ausländischer<br />

Arbeitnehmer machen der<br />

klassischen Entsendung Konkurrenz.<br />

Jürgen Heidenreich, Experte für Internationale<br />

Beschäftigung, Techniker Krankenkasse<br />

„<br />

Wir empfehlen die Anwendung von<br />

globalen Richtlinien, die Impats wie<br />

Expats abbilden. Besonderheiten<br />

können in Ländervorlagen reflektiert<br />

werden.<br />

Monika Kumetat, Partner, Tax, International<br />

Executive Services, KPMG AG<br />

tat. Denn Unternehmen wollen vermeiden,<br />

dass die Mobilität durch Faktoren wie das<br />

Gehaltsniveau des Einsatzlandes oder der<br />

dortigen Steuerlast beeinflusst wird. Arbeitgeber<br />

müssten sich also genau überlegen,<br />

welche Vergütungsphilosophie zum Unternehmen<br />

passt – unter Berücksichtigung<br />

der Entsendeströme, beziehungsweise Heimat-<br />

und Einsatzländer. Kumetat: „<strong>Eine</strong>n<br />

allgemeingültigen Ansatz für alle Unternehmen<br />

gibt es nicht.“<br />

<strong>Eine</strong>n weiteren Aspekt bringt Philipp Bastian<br />

von AIRINC ins Gespräch: Bisher lagen<br />

trotz eines standardisierten Entsendepakets<br />

die Gehälter der Impats niedriger als<br />

in der deutschen Peer Group. Deshalb wurde<br />

die Vergütung angehoben und auf deut-<br />

Sonderheft 05 | 2013 www.personalwirtschaft.de 11


AUSLANDSENTSENDUNG Round Table<br />

sches Niveau gestellt. Inzwischen gibt es<br />

aber Entsendungen, wie aus brasilianischen<br />

Tochtergesellschaften nach Deutschland,<br />

bei denen ein CFO bereits vor Entsendebeginn<br />

mehr verdient als die hiesige<br />

Top-Führungskraft, weil die Gehälter im<br />

Executive-Bereich speziell in den BRIC-<br />

Ländern extrem hoch sind. „In der Vergangenheit<br />

wurde nie darüber nachgedacht,<br />

dass ein aus Deutschland Entsandter möglicherweise<br />

ein Vielfaches von dem der<br />

Peer Group im aufnehmenden Land verdient“,<br />

so Bastian. „Bei der umgekehrten<br />

Bewegung wird es aber nicht mehr akzeptiert.“<br />

Seine Empfehlung: Unternehmen<br />

brauchen neue internationale Gehaltsstrukturen,<br />

wie eine separate Vergütungsstruktur<br />

für die internationalen „Top 100“-Mitarbeiter<br />

im Unternehmen, sonst würden<br />

Arbeitgeber zukünftig an ihre Grenzen<br />

stoßen. Bastian: „Wir sehen eine Verschiebung<br />

von der Trennung lokaler Vergütung<br />

und Auslandsentsendevergütung zu immer<br />

mehr Mischformen.“<br />

Unternehmen, die ihren internationalen<br />

Hauptsitz verlegen, fahren am besten mit<br />

einer Policy, bei welcher sie die finanziellen<br />

Unterstützungen über einen Zeitrahmen<br />

von drei bis fünf Jahren reduzieren<br />

(fade out), empfiehlt Crown Relocations-<br />

Director Giovanni De Carlo. So falle zum<br />

Beispiel die Housing Allowance nach fünf<br />

Jahren weg, dafür erhalten die Mitarbeiter<br />

erneut eine Zahlung für die Wohnungssuche,<br />

um in dem in der Zwischenzeit bekannteren<br />

Umfeld ein preiswerteres Zuhause<br />

zu finden.<br />

Hohe Erwartungen der Impats<br />

Wer vorübergehend in Deutschland arbeitet,<br />

erwartet ein „Schlaraffenland“. Allerdings<br />

weniger das komplizierte Sozialversicherungssystem,<br />

das häufig einen Kulturschock<br />

auslöst. „Themen wie Housing,<br />

Kaufkraftausgleich und Versicherungsschutz<br />

– sofern diese nicht einheitlich geregelt<br />

sind– verursachen heftige Diskussion“,<br />

berichtet Omer Kodjo Dotou, BDAE. „Impats<br />

wollen in jedem Fall eine zusätzliche Private<br />

Krankenversicherung abschließen, weil<br />

sie nicht wissen, welche Leistungen die<br />

12<br />

Sonderheft 05 | 2013 www.personalwirtschaft.de<br />

„<br />

gesetzliche abdeckt.“ Zusatzversicherungen<br />

jeder Art stehen bei Impats hoch im<br />

Kurs. Beim Thema Steuern rät Dotou, sofern<br />

der Firmensteuerberater keine Erfahrungen<br />

im internationalen Steuerrecht vorweisen<br />

kann, zu externer Expertise.<br />

Auch die Vergütung selber bietet viel Stoff<br />

für Diskussionen mit Impats, denn „die internationale<br />

Workforce denkt immer mehr in<br />

Netto-Einkommen und Kaufkraft“, weiß Philipp<br />

Bastian von AIRINC zu berichten. Das<br />

registrierten auch die Arbeitgeber. Die Vereinbarungen<br />

würden zwar noch nicht in<br />

Netto festgelegt, aber sie würden auf diesem<br />

Wege vom Mitarbeiter hinterfragt. „Auf<br />

Netto läuft auf der gedanklichen Ebene alles<br />

zu. Dabei ist nicht die Bezeichnung in den<br />

vertraglichen Rahmenbedingungen entscheidend,<br />

sondern die Frage, wie bringt<br />

ein Arbeitgeber das, was er bereit ist zu leisten,<br />

in Übereinstimmung mit den Erwartungen<br />

der mobilen Mitarbeiter.“ Mobility-<br />

Experte Jürgen Heidenreich von der TK<br />

warnt<br />

ausdrücklich vor einer tatsächlichen Nettolohn-Vereinbarung:<br />

„Das kann sehr teuer<br />

werden, dann müssen Arbeitgeber alle Leistungen<br />

on top legen und jegliche Ände-<br />

Aus Sicht der Krankenversicherung<br />

ist die Unterscheidung zwischen<br />

Expat und Impat durchaus relevant.<br />

Tobias Pape, Leiter Internationale Krankenversicherung,<br />

AXA Krankenversicherung AG<br />

„<br />

Schon bevor es zu einem Kontrakt<br />

kommt, müssen Erwartungen<br />

abklärt werden, da Mitarbeiter<br />

eine Entsendung immer noch mit<br />

Karrieresprüngen identifizieren.<br />

Hartmuth Posner, Leitung Human Resources,<br />

Freudenberg Gruppe<br />

rung, etwa bei den Steuern, gehen zu seinen<br />

Lasten.“<br />

Zurück und kündigen?<br />

Von zurückkehrenden Mitarbeitern ist<br />

belegt, dass viele in einem Zeitraum von<br />

ein bis zwei Jahren das Unternehmen verlassen.<br />

Müssen sich Unternehmen in einer<br />

transnationalen Wirtschaft darauf einstellen<br />

und damit abfinden? Wollen Unternehmen<br />

eigentlich gegensteuern? Die Frage ist<br />

nicht leicht zu beantworten und unter anderem<br />

auch von der Dynamik der Organisation<br />

abhängig. Der Mitarbeiter habe mehrere<br />

Jahre in einer anderen Kultur gelebt und<br />

könne deshalb Schwierigkeiten beim Wiedereinleben<br />

in Deutschland haben. Ihn einfach<br />

auf seinen früheren Arbeitsplatz zu<br />

setzen, funktioniert in der Regel nicht, „denn<br />

der Mensch hat sich verändert, er ist nicht<br />

mehr derselbe Mitarbeiter, der diesen Posten<br />

vor einigen Jahren verlassen hat“, so Jürgen<br />

Heidenreich, TK.<br />

Ein anderes Stichwort lautet Erwartungsmanagement.<br />

„Schon bevor ein Kontrakt<br />

abgeschlossen wird, müssen wir die Erwartungen<br />

abklären. Noch immer identifizieren<br />

Mitarbeiter eine Entsendung mit Kar-


ieresprüngen. Das kann im Zeitalter flacher<br />

Hierarchien nicht funktionieren“, sagt<br />

Hartmuth Posner, Freudenberg. Die Frage,<br />

welche Position der Expat nach der Rückkehr<br />

einnehme, sollte zwingend vor der Entsendung<br />

geklärt werden. Gleichzeitig dürften<br />

die Entsandten, wie es oft geschieht, ihre<br />

Ansprechpartner nicht vernachlässigen. Ihre<br />

Aufgabe sei es, ihr Netzwerk im Heimatland<br />

zu managen und ihre Ansprechpartner aufzusuchen,<br />

„sonst bricht der Kontakt ab“.<br />

Investitionsrechnung vornehmen<br />

Rechnet sich eine Entsendung für das<br />

Unternehmen, wenn der Mitarbeiter<br />

schnell geht? Gibt es eine gefühlte oder<br />

reale Kosten-Nutzenrechnung? In der Regel<br />

nicht. Giovanni De Carlo von Crown empfiehlt<br />

Unternehmen und Expats eine ROI-<br />

Rechnung vorzunehmen, da die Gesamtkosten<br />

für Mitarbeitereinsätze im Ausland<br />

aufgrund der geleisteten Unterstützungen<br />

in der Regel drei bis fünf Mal höher sind<br />

als das Bruttojahresgehalt. „Deshalb gilt<br />

es abzuwägen, ob die Entsendung eines<br />

Mitarbeiters aus strategischen, betrieblichen,<br />

aber auch aus finanziellen Überlegungen<br />

tatsächlich sinnvoll ist und ob sie<br />

sich für den Arbeitnehmer und Arbeitgeber<br />

über die Jahre ausbezahlt.“ Auch Michael<br />

Braun, Mercer, plädiert für eine Nutzenrechnung.<br />

Diese sei umso wichtiger<br />

geworden, weil die Gründe für eine Entsendung<br />

vielfältiger sind. Lagen diese in der<br />

Ver gangen heit eher in Projekteinsätzen,<br />

deren Erfolg möglicherweise noch messbar<br />

war, so ist der Erfolg der<br />

Entsendung bei einer Talent Management-<br />

Maßnahme umso schwieriger zu tracken.<br />

„Hier gilt es eine praktikable Lösung im<br />

Unternehmen zu finden, denn Entsendungen<br />

sind finanziell, administrativ und emotional<br />

von großen Investitionen und Erwartungen<br />

geprägt.“ Einige Firmen nehmen<br />

eine Kosten-NutzenRechnung vor, schildert<br />

Omer Kodjo Dotou, BDAE. Das geht<br />

allerdings nur, wenn die Ziele, die sehr<br />

unterschiedlich sind, genau definiert sind.<br />

Soll der Mitarbeiter unternehmensinternes<br />

Know-how gewinnen? Oder eine Tochtergesellschaft<br />

aufbauen? „Anhand der<br />

Ziele lässt sich überprüfen, ob sich die<br />

Investition rentiert hat.“<br />

Mit einer Unterscheidung nach verschiedenen<br />

Zielausrichtungen arbeitet auch Deloitte.<br />

Der Business Value trifft Aussagen darüber,<br />

wie wichtig die Entsendung für die<br />

strategische oder operative Geschäftsentwicklung<br />

des Unternehmens ist, beschreibt<br />

Dr. Udo Bohdal-Spiegelhoff. Der Development<br />

Value beurteilt, wie wichtig die Entsendung<br />

für die Weiterentwicklung des Mitarbeiters<br />

ist. „Liegt beispielsweise der Entwicklungswert<br />

für den Mitarbeiter hoch, aber der Business<br />

Value ist gering, empfehlen wir eine abgespeckte<br />

Policy, bei der der Mitarbeiter sogar<br />

Teile der Finanzierung (gern) mitträgt.“ Zielgruppe<br />

hierfür seien die „rising stars“ in der<br />

Belegschaft an einem frühzeitigen Punkt<br />

ihrer Karriereentwicklung. Sei andererseits<br />

der Business Value sehr hoch, aber der individuelle<br />

Entwicklungsmehrwert für den Mitarbeiter<br />

eher gering, rät er zu Short Term<br />

Assignments oder projektgetriebenen Auslandseinsätzen<br />

mit einer Policy „light“. Die<br />

Auseinandersetzung, welche dieser Policies<br />

zutreffe, habe einen wesentlichen Effekt.<br />

„Unternehmen müssen sich vorab Gedanken<br />

machen, welchen Business beziehungsweise<br />

Development Value sie der Entsendung<br />

zumessen“, erläutert Bodahl. Damit<br />

verändere sich die Haltung, Planung und<br />

auch der Dialog mit dem Mitarbeiter im Kontext<br />

seiner Entsendung.<br />

Gerade vor dem Hintergrund, dass mit einem<br />

Auslandseinsatz eine beträchtliche Investition<br />

für die Unternehmen verbunden ist,<br />

sowie der Tatsache, dass der Arbeitsmarkt<br />

guten Fach- und Führungskräften offensteht,<br />

müsse die Mitarbeiterbindung noch<br />

mehr in den Fokus rücken. Auch Personalleiter<br />

Hartmuth Posner beurteilt Auslandserfahrung<br />

unter dem Aspekt der Personalentwicklung.<br />

„Mitarbeiter zu entsenden, in<br />

die man nicht investieren will, ist sinnlos.<br />

Es bleibt immer ein Restrisiko, ob sich derjenige<br />

im Unternehmen halten lässt. Beschäftigte<br />

lassen sich nicht an ihren Arbeitgeber<br />

ketten.“ Dieser Aussage mag niemand widersprechen.<br />

Und sie steht trotzdem nicht gegen<br />

eine Investitionsrechnung von Entsendungen,<br />

die letztlich Unternehmen auch mehr<br />

Transparenz über Kosten und Ziele ver<strong>schaffen</strong><br />

würde.<br />

Christiane Siemann, freie Journalistin, Bad Tölz


AUSLANDSENTSENDUNG Impat Management<br />

Fallstricke souverän<br />

umgehen<br />

Dank der neuen EU Blue Card hat sich das Verfahren,<br />

qualifiziertes Fachpersonal aus dem Ausland zu rekrutieren,<br />

vereinfacht. Personalverantwortliche sind nun in der Pflicht,<br />

neben einem Expatriate auch ein Impatriate Management<br />

aufzubauen. Vor welchen Herausforderungen sie dabei<br />

stehen, zeigt dieser Beitrag.<br />

D<br />

ie Schlagzeilen sind regelmäßig voll<br />

von dem alarmierenden Thema<br />

„Fachkräftemangel“. Deutschland will<br />

weiterhin eine Nation der Forscher, Erfinder<br />

und Global Player im weltweiten Wirtschaftssystem<br />

bleiben. Allerdings: Der<br />

zahlenmäßig knappe Nachwuchs in<br />

Deutschland braucht selbst bei bester<br />

Ausbildung Unterstützung aus dem Ausland,<br />

um den deutschen Wirtschaftsmotor<br />

weiterhin am Laufen zu halten. Nach<br />

Angaben der Bundesagentur für Arbeit<br />

fehlen bis 2025 etwa 6,5 Millionen Fachkräfte;<br />

mindestens zwei Millionen davon<br />

müssten im Ausland rekrutiert werden.<br />

Allerdings kommen bisher nur wenige<br />

Hochqualifizierte nach Deutschland. Die<br />

aktuell 16 151 Personen, die der Sachverständigenrat<br />

Deutscher Stiftungen für<br />

Integration und Migration (SVR) in seinem<br />

letzten Gutachten 2009 zählte, sind<br />

angesichts des tatsächlichen Bedarfs<br />

kaum der Rede wert. Hinzu kommt, dass<br />

es die sogenannten Millennium-Kinder,<br />

also jene nach 1980 Geborenen, mehr als<br />

jede andere Generation vor ihnen ins Aus-<br />

14<br />

Sonderheft 05 | 2013 www.personalwirtschaft.de<br />

land zieht. Auch dort droht der Bundesrepublik<br />

mittel- bis langfristig wertvolles<br />

Fachpersonal verloren zu gehen. Besonders<br />

betroffen vom Fach- und Führungskräftemangel<br />

ist der deutsche Mittelstand.<br />

Schneller Aufenthaltstitel<br />

dank EU Blue Card<br />

Es hat viel zu lange gedauert, bis die Bundesregierung<br />

reagiert hat. Bis 2005 galt<br />

noch die Prämisse, Deutschland sei kein<br />

Einwanderungsland. Inzwischen ist die<br />

Rede von der sogenannten „<strong>Willkommenskultur</strong>“.<br />

Ein Schritt zur Umsetzung dieser<br />

neuen Devise war die Einführung der<br />

EU Blue Card (auch Blaue Karte EU) im<br />

August 2012 (siehe auch Seite 18). Das<br />

Gesetz ist die Umsetzung einer entsprechenden<br />

EU-Richtlinie über Einreise und<br />

Aufenthalt von Drittstaatenangehörigen<br />

mit hoher Qualifikation (Richtlinie 2009/<br />

50/EG). Diese Regelung soll es Unternehmen<br />

erleichtern, gut ausgebildete ausländische<br />

Arbeitnehmer aus Ländern außerhalb<br />

der Europäischen Union (EU) und<br />

des Europäischen Wirtschaftsraumes<br />

(EWR) einzustellen. So erhalten EU Blue<br />

Card-Besitzer mit der Aufenthaltsgenehmigung<br />

zugleich auch eine Arbeitserlaubnis.<br />

Ihre Ehepartner können ebenfalls<br />

ohne Wartezeit und vor allem ohne Nachweis<br />

deutscher Sprachkenntnisse hierzulande<br />

arbeiten (siehe Abbildung 1). Insbesondere<br />

für kleine und mittelständische<br />

Firmen bedeutet dies eine Entlastung bei<br />

der schnellen Suche nach Fachpersonal.<br />

Ein besonderer Vorteil des neuen Aufenthaltstitels:<br />

„Durch die Festlegung der<br />

Erteilungsvoraussetzungen beispielsweise<br />

wird das Blaue-Karte-Verfahren für<br />

potenzielle Arbeitgeber besser nachvollziehbar,<br />

Prozesszeiten können sicherer<br />

eingeplant werden. Dies erleichtert die<br />

Entscheidung zur Einstellung einer qualifizierten<br />

ausländischen Fachkraft“, sagt<br />

Marius Tollenaere, Rechtsanwalt bei der<br />

auf Aufenthaltsrecht spezialisierten Kanzlei<br />

Fragomen.<br />

Was viele Unternehmen jedoch nicht wissen:<br />

Auch wenn der Name anderes suggeriert,<br />

die EU Blue Card ist keine europaweit<br />

gültige Arbeitserlaubnis. Mit ihr


EU Blue Card Abbildung 1<br />

Wer kann eine EU Blue Card beantragen<br />

Staatsangehörige eines Nicht-EU-Landes, die<br />

entweder einen deutschen oder einen anerkannten<br />

ausländischen oder einen einem<br />

deutschen Hochschulabschluss<br />

vergleichbaren ausländischen Hochschulabschluss<br />

haben oder<br />

einen Arbeitsvertrag mit einem Bruttojahresgehalt<br />

in Höhe von mindestens 44 800 Euro<br />

(3733 Euro monatlich), in sogenannten<br />

Mangelberufen (Ärzte, Naturwissenschaftler,<br />

Mathematiker, Ingenieure und IT-Fachkräfte)<br />

mit einem Entgeld in Höhe von 34 944 Euro<br />

(2912 Euro monatlich) haben.<br />

Die im August 2012 von der EU eingeführte Blue-Card regelt die Einreise und den Aufenthalt<br />

von Drittstaatenangehörigen mit hoher Qualifikation.<br />

ist lediglich die Arbeit bei nur einem<br />

Arbeitgeber im Ausstellerstaat erlaubt.<br />

Entsprechend wird sie von derjenigen<br />

Ausländerbehörde erteilt, die für den späteren<br />

Wohnsitz der Fachkraft im Einsatzland<br />

zuständig ist. Vorteile gegenüber den<br />

normalen Aufenthaltstiteln haben die<br />

Karteninhaber trotzdem: „Bei der Weiterwanderung<br />

in andere EU-Mitgliedstaaten<br />

beispielsweise wird ihnen nach 18-monatigem<br />

Vorbesitz einer Blue Card des Erstlandes<br />

die Visumpflicht erlassen“, so<br />

Rechtsanwalt Tollenaere weiter.<br />

Professionelles Impatriate<br />

Management gefordert<br />

Der EU-Vorstoß, die weltweite, länderübergreifende<br />

Rekrutierung von Arbeitskräften<br />

zu fördern und zu vereinfachen,<br />

führt dazu, dass auf der Agenda von Personalabteilungen<br />

neben einem professionellen<br />

Expatriate Management ein ebenso<br />

ausgefeiltes Impatriate Management<br />

stehen sollte. In der Theorie heißt dies,<br />

eine systematische, firmeninterne Regelungsarchitektur<br />

zu <strong>schaffen</strong>, die alle Maßnahmen<br />

der Planung, Vorbereitung und<br />

Durchführung sowie Nachbereitung eines<br />

ausländischen Mitarbeiters zusammenführt.<br />

In der Praxis bedeutet das einen<br />

immensen Organisations- und Betreu-<br />

Gültigkeit der EU Blue Card<br />

Befristung auf höchstens 4 Jahre<br />

oder für die Dauer des Arbeitsvertrages plus<br />

3 Monate<br />

Daueraufenthalt nach 33 Beschäftigungsmonaten<br />

oder nach 21 Beschäftigungsmonaten, sofern<br />

Sprachkenntnisse (Stufe B1) nachgewiesen<br />

werden<br />

Familienangehörige des EU Blue Card-Inhabers<br />

können ohne Wartezeit uneingeschränkt arbeiten<br />

Ehegattennachzug ist nicht vom Nachweis<br />

deutscher Sprachkenntnisse abhängig<br />

ungsaufwand, den die Verantwortlichen<br />

für den Impat stemmen müssen.<br />

Es gilt, Fragen zu klären, die unter anderem<br />

das Aufenthaltsrecht und die Arbeitsgenehmigung,<br />

die Sozialversicherung und<br />

steuerliche Behandlung sowie die interkulturelle<br />

Integration des ausländischen<br />

Mitarbeiters betreffen – um nur ein paar<br />

wesentliche Stichworte zu nennen (siehe<br />

Abbildung 2). „Wir holen zurzeit eine<br />

Ingenieurin aus Malaysia in unsere<br />

Niederlassung. Dass sie an unserem<br />

Wunschdatum tatsächlich bei uns anfangen<br />

kann, hängt von wahnsinnig vielen<br />

Stellen ab – sowohl intern als auch<br />

extern“, erläutert die Personalerin der<br />

Abteilung HR International eines großen<br />

Life Science-Unternehmens. „Der Druck<br />

ist entsprechend groß, denn sowohl die<br />

ausländische Fachkraft als auch die Unternehmensabteilung,<br />

in der sie anfangen<br />

soll, wollen Gewissheit, dass alles positiv<br />

verläuft“, berichtet die Personalverantwortliche<br />

weiter.<br />

Bei etlichen Behörden, darunter die Zentrale<br />

Auslandsvermittlung (ZAV), die deutsche<br />

Botschaft in Malaysia und die Ausländerbehörde,<br />

hat die HR-Fachfrau<br />

Anträge eingereicht. Besonders frustrierend<br />

sei, dass die Botschaft keine Auskünfte<br />

darüber erteilt, wie der aktuelle<br />

Quelle: BDAE-Gruppe, 2013<br />

Bearbeitungsstand ist. Um den Aufenthaltstitel<br />

für die Ingenieurin zu beantragen,<br />

ist es zudem notwendig, ein aussagekräftiges<br />

Stellenprofil zu schreiben und<br />

das Projekt, in dem der Impat eingesetzt<br />

werden soll, zu beschreiben. Hinzu kommen<br />

Übersetzungen der Zeugnisse und<br />

des Lebenslaufes aus dem Malayischen<br />

ins Deutsche. „Parallel dazu gilt es außerdem,<br />

eine Wohnung für die Mitarbeiterin<br />

zu finden und ein Willkommenspaket<br />

zu schnüren, in dem beispielsweise<br />

das Monatsabo für den öffentlichen Nahverkehr<br />

enthalten ist“, so die Impat Management-Expertin.<br />

Harte Strafen bei Fehlern<br />

im Aufenthaltsrecht<br />

Der Druck bei der Eingliederung ausländischer<br />

Mitarbeiter ist unter anderem<br />

auch deshalb groß, weil auf Fehler in der<br />

Abwicklung mehr als nur Ungemach folgt:<br />

Hat der ausländische Mitarbeiter etwa<br />

keinen korrekten Aufenthaltstitel, drohen<br />

ordnungs- oder sogar strafrechtliche<br />

Konsequenzen. So können Verstöße gegen<br />

das Aufenthaltsrecht oder gegen Visabestimmungen<br />

zur Ausweisung des Mitarbeiters<br />

und zu einer Wiedereinreisesperre<br />

gegen ihn führen. Die unerlaubte<br />

Beschäftigung eines Ausländers kann mit<br />

einer Geldbuße von bis zu einer halben<br />

Million Euro belegt werden und bis zu<br />

einem Ausschluss von öffentlichen Aufträgen<br />

für das Unternehmen gehen.<br />

Nicht zu unterschätzen bei der Einstellung<br />

ausländischer Fachkräfte in Deutschland<br />

ist auch das Thema Sozialversicherung.<br />

Ebenso wie bei der Auslandsentsendung<br />

stellt die Frage der Sozialversicherungspflicht<br />

auch beim Impat-Management<br />

Personaler vor Hürden. Unternehmen, die<br />

Mitarbeiter beispielsweise aus einer Tochtergesellschaft<br />

im Ausland nach Deutschland<br />

entsenden lassen, verlassen sich<br />

gerne darauf, dass die Sozialversicherungspflicht<br />

des Gastlandes in Deutschland „einstrahlt”<br />

und der Impat somit in seinem<br />

Heimatland sozialversicherungspflichtig<br />

bleibt – ein bequemer Weg, der jedoch nur<br />

unter ganz bestimmten Voraussetzungen<br />

Sonderheft 05 | 2013 www.personalwirtschaft.de 15


AUSLANDSENTSENDUNG Impat Management<br />

gegangen werden kann. Ob der Impat von<br />

der deutschen gesetzlichen Sozialversicherung<br />

erfasst wird, hängt hauptsächlich<br />

von seinem Herkunftsland und von<br />

den tatsächlichen Merkmalen des geplanten<br />

Einsatzes ab. Seine Staatsangehörigkeit<br />

dürfte keine Rolle spielen.<br />

Kommt der Impat aus dem vertraglosen<br />

Ausland beziehungsweise aus einem Land<br />

wie Argentinien oder Südafrika, mit dem<br />

Deutschland aufgrund des zu großen<br />

Niveauunterschieds kein Sozialversicherungsabkommen<br />

(SVA) geschlossen hat,<br />

gilt es zu prüfen, ob die tatsächlichen<br />

Merkmale der Beschäftigung in Deutschland<br />

die hiesige Sozialversicherungspflicht<br />

auslösen. So strahlt die Sozialversicherung<br />

des Gastlandes laut § 5 SGB IV<br />

nur dann ein, wenn es sich um eine Entsendung<br />

im Rahmen eines im Ausland<br />

bestehenden Beschäftigungsverhältnisses<br />

handelt und die Dauer der Beschäftigung<br />

im Voraus zeitlich befristet ist.<br />

Ist auch nur eine einzige dieser Voraussetzungen<br />

nicht erfüllt, liegt keine Einstrahlung<br />

der Sozialversicherungspflicht<br />

vor und der Impat muss komplett ins deutsche<br />

System übertreten. Erfüllt der Einsatz<br />

in Deutschland jedoch die Voraussetzungen<br />

der Einstrahlung, dürfte dies<br />

in der Regel nicht zu einer ausreichenden<br />

Absicherung in der Bundesrepublik<br />

16<br />

Ablauf Impat-Management Abbildung 2<br />

Planung<br />

Mitarbeiterauswahl<br />

Einbeziehung der lokalen Personalverantwortlichen<br />

Kostenevaluierung<br />

Beratungsgespräch<br />

Orientierungsreise (Look and see Trip)<br />

Sprachkurs (Impats ggf. Familie)<br />

Behördengänge<br />

Interkulturelles Training<br />

Wohnungssuche in Deutschland<br />

Umzugsorganisation<br />

Sonderheft 05 | 2013 www.personalwirtschaft.de<br />

Durchführung<br />

Relocation Service und Umzug<br />

Mobilität und Pkw-Regelung<br />

Maßnahmen zur Integration<br />

Behördengänge<br />

Beratungsgespräche (Sozialversicherung,<br />

Steuerrecht, Arbeitsrecht, Altersvorsorge etc.)<br />

Schulbildung der Kinder<br />

Heimaturlaub<br />

Für ein professionelles Impat Management gilt es, eine systematische, firmeninterne Regelungsarchitektur zu <strong>schaffen</strong>, die alle Maßnahmen der<br />

Planung, Vorbereitung und Durchführung sowie Nachbereitung eines ausländischen Mitarbeiters zusammenführt.<br />

führen. Da der gesetzliche Versicherungsschutz<br />

in dem Fall ausgeschlossen ist,<br />

bleibt nur der Abschluss entsprechender<br />

privater Versicherungen. Das Problem<br />

ist: Es gibt keine Behörde hierzulande,<br />

die diese Voraussetzungen prüft. Dort<br />

hilft nur noch, Experten auf dem Gebiet<br />

der internationalen Sozialversicherung<br />

ins Boot zu holen.<br />

Entsendebescheinigung für<br />

Impats nicht vergessen<br />

Unternehmen, die Impats aus den europäischen<br />

Ländern in Deutschland beschäftigen,<br />

müssen dafür sorgen, dass die ausländischen<br />

Mitarbeiter die entsprechende<br />

Entsendebescheinigung (A1-Bescheinigung)<br />

und die internationale Krankenversicherungskarte<br />

(EHIC) mitführen.<br />

Dieser Nachweis (A1), erhältlich bei der<br />

zuständigen Krankenkasse oder Behörde<br />

im entsendenden Staat, ist essentiell.<br />

Denn stellt sich bei einer Betriebsprüfung<br />

heraus, dass das Papier nicht vorliegt, so<br />

muss das Unternehmen neben den Sozialversicherungsbeiträgen<br />

im Heimatland<br />

des Impats zusätzlich und nachträglich<br />

auch Beiträge ins deutsche Sozialversicherungssystem<br />

einzahlen – ein mitunter<br />

teurer Spaß.<br />

Besonderheiten bestehen bei Entsendungen<br />

aus sogenannten Abkommensstaaten,<br />

Rückkehr<br />

Rückkehrgespräch<br />

Umzugsorganisation<br />

Behördengänge (Abmeldungen)<br />

Positionssuche<br />

also aus jenen Ländern, mit denen<br />

Deutschland ein bilaterales Abkommen<br />

über die Sozialversicherungspflicht<br />

geschlossen hat. Ob eine Entsendung nach<br />

Deutschland im Sinne des Abkommens<br />

vorliegt, prüft die ausländische zuständige<br />

Behörde und zwar nur über die vom<br />

Abkommen erfassten Versicherungszweige<br />

und stellt den entsprechenden Nachweis<br />

aus. Bei einem Impat aus Indien beispielsweise<br />

beträfe dies lediglich die<br />

Renten- und Arbeitslosenversicherung. In<br />

Sachen Kranken- und Pflegeversicherung<br />

entscheidet die deutsche Krankenkasse<br />

als Einzugsstelle, über die Unfallversicherung<br />

die zuständige Berufsgenossenschaft.<br />

Wie beim Expat Management auch, gilt<br />

für die Koordinierung der Entsendung<br />

von Impats: Personalverantwortliche sollten<br />

die Klaviatur der Rechtsvorschriften<br />

beherrschen, denn fehlende Nachweise<br />

und falsch abgeführte Beiträge führen<br />

stets zu Bußgeldern und nachträglich zu<br />

entrichtenden Beiträgen.<br />

Autor<br />

Omer Dotou, Leiter der<br />

Auslandsberatungsstelle und<br />

Internationale Mitarbeiterentsendungen,<br />

BDAE GRUPPE,<br />

Hamburg, odotou@bdae.de<br />

Quelle: BDAE-Gruppe, 2013


AUSLANDSENTSENDUNG Impat Management<br />

Arbeitsrecht und Blue Card –<br />

eine Problembeziehung?<br />

Seit dem 01.08.2012 soll die Blue Card die Beschäftigung<br />

hochqualifizierter ausländischer Fachkräfte erleichtern.<br />

Nach ersten Zahlen bildet sie eine stabile Brücke in<br />

den deutschen Arbeitsmarkt. Wie aber sieht die Rolle des<br />

Arbeitsrechts aus? Gibt es der Brücke ein stabiles Geländer<br />

oder baut es Schranken auf?<br />

D<br />

ie Blaue Karte EU, wie sie offiziell<br />

heißt, ist ein Aufenthaltstitel mit<br />

Arbeitsmarktzugang für ihren Inhaber<br />

und dessen Familienangehörige. Neben<br />

einen dem deutschen zumindest vergleichbaren<br />

Hochschulabschluss oder eine<br />

durch mindestens fünfjährige Berufserfahrung<br />

nachgewiesene vergleichbare<br />

Qualifikation muss ein Arbeitsvertrag<br />

beziehungsweise ein verbindliches Ar -<br />

beitsvertragsangebot mit einem Bruttojahresgehalt<br />

von mindestens 46400 Euro<br />

treten. In Mangelberufen (Ingenieure,<br />

Mathematiker, IT-Fachkräfte, Ärzte) reicht<br />

der ortsübliche Lohn (mindestens aber<br />

36 192 Euro) aus.<br />

Welche Gehaltsbestandteile greifen?<br />

Welche Gehaltsbestandteile für diese<br />

Grenzen zu berücksichtigen sind, ist, wie<br />

bei einer derart jungen Regelung nicht<br />

anders zu erwarten, nicht abschließend<br />

geklärt. Dass die vereinbarte Fixvergütung<br />

dazu zählt, ist unstreitig. Beim Bonus<br />

wird – auch insoweit bildet sich ein Konsens<br />

heraus – zu differenzieren sein:<br />

Garantierte Boni sind zu berücksichtigen,<br />

„echte“ variable Vergütungen nicht.<br />

Unzulässig dürfte hingegen sein, Benefits,<br />

etwa einen über den gesetzlichen Mindesturlaub<br />

hinaus gewährten Urlaub, in<br />

18<br />

Sonderheft 05 | 2013 www.personalwirtschaft.de<br />

ein finanzielles Äquivalent umzurechnen.<br />

Dies hieße die sprichwörtlichen Äpfel<br />

mit Birnen zu vergleichen. Was aber ist<br />

mit Sachvergütungen? Zählt beispielsweise<br />

der Dienstwagen mit? Stimmen in der<br />

arbeitsrechtlichen Literatur verneinen<br />

dies. Allerdings werden Sachbezüge<br />

arbeitsrechtlich grundsätzlich nicht<br />

anders behandelt als Barbezüge. Auch im<br />

Gesetz ist nicht davon die Rede, dass die<br />

genannten Gehaltsgrenzen durch eine<br />

Barvergütung erreicht werden müssen.<br />

Es spricht also viel dafür, auch fix geschuldete<br />

Sachbezüge einzubeziehen. Es geht –<br />

um im Bild zu verbleiben – gerade nicht<br />

um den Vergleich von Äpfeln mit Birnen,<br />

sondern darum, dass mehrere Äpfel verschiedener<br />

Sorten die Summe der Äpfel<br />

bilden.<br />

Was aber passiert, wenn die Blue Card<br />

trotz finanziell ausreichenden Angebots<br />

aus anderen Gründen, zum Beispiel weil<br />

sich der Aspirant in erheblicher Weise<br />

strafbar gemacht hat, nicht erteilt wird?<br />

Die Bindung an den im Beantragungsverfahren<br />

vorgelegten Vertrag/das verbind-<br />

„<br />

liche Angebot bleibt, und zwar unabhängig<br />

davon, ob eine Tätigkeit tatsächlich<br />

möglich ist. <strong>Eine</strong> Lösung ist die Vereinbarung<br />

einer aufschiebenden Bedingung,<br />

die, um nicht dauerhaft gebunden zu sein,<br />

zeitlich befristet erfolgen sollte. Nachdem<br />

der Arbeitgeber keine unmittelbare eigene<br />

Kenntnis von der Erteilung der Blue<br />

Card hat, sollte der Anknüpfungspunkt<br />

der Bedingung auch nicht das tatsächliche<br />

Vorliegen der Beschäftigungsvoraussetzungen,<br />

sondern deren Nachweis sein.<br />

Nichts ist für die Ewigkeit<br />

Ist das Arbeitsverhältnis einmal begründet,<br />

können sich die Beschäftigungsbedingungen<br />

ändern. Womöglich werden<br />

dadurch die oben angegebenen Gehaltsgrenzen<br />

unterschritten. Denkbar ist zum<br />

Beispiel, dass ein Blue Card-Inhaber<br />

sich dazu entschließt, seine Tätigkeit in<br />

Teilzeit fortzuführen oder Mutterschutz/<br />

Elternzeit in Anspruch nehmen möchte.<br />

Es würde den Zweck der Blue Card<br />

konterkarieren, wenn die bloße Inanspruchnahme<br />

arbeitsrechtlicher Schutz-<br />

Die Blaue Karte EU, wie sie offiziell heißt, ist ein<br />

Aufenthaltstitel mit Arbeitsmarktzugang für ihren Inhaber<br />

und dessen Familienangehörige.


gesetze zum Wegfall der Aufenthaltsberechtigung<br />

führen würde.<br />

Auch in den einschlägigen rechtlichen<br />

Bestimmungen ist ein Widerruf der Blue<br />

Card nur vorgesehen, wenn ihr Inhaber<br />

zu ungünstigeren Arbeitsbedingungen<br />

als vergleichbare deutsche Arbeitnehmer<br />

beschäftigt wird, nicht jedoch, wenn die<br />

Arbeitsbedingungen weniger günstig werden<br />

als sie am Anfang waren. Solange das<br />

reduzierte Entgelt immer noch oberhalb<br />

der aufenthaltsrechtlichen Entgeltgrenzen<br />

liegt, ist dies folglich kein Problem.<br />

Gleiches gilt, wenn das Verhältnis zwischen<br />

Leistung und Gegenleistung im<br />

Arbeitsverhältnis unangetastet bleibt, also<br />

beispielsweise bei einer Teilzeittätigkeit<br />

die Vergütung nur entsprechend der Reduzierung<br />

der Arbeitszeit angepasst wird.<br />

Auch im Falle von Mutterschutz und<br />

Elternzeit sind Befürchtungen wohl unbegründet:<br />

Das Gesetz sieht eine Widerrufsmöglichkeit<br />

zwar für den Fall des Bezugs<br />

von Sozialleistungen vor. Hierzu zählt<br />

Elterngeld aber gerade nicht. Auch darüber<br />

hinausgehenden Vertragsänderungen<br />

zum Nachteil des Betroffenen steht<br />

das Arbeitsrecht nicht mehr im Wege, wie<br />

bei allen anderen Arbeitnehmern auch.<br />

Sie können allerdings das Aufenthaltsrecht<br />

gefährden. Insoweit ist immer eine<br />

Rücksprache mit der zuständigen Arbeitsagentur<br />

beziehungsweise Ausländerbehörde<br />

angebracht.<br />

Alles hat ein Ende<br />

Die Blue Card wird für die Dauer des<br />

Arbeitsverhältnisses, maximal jedoch für<br />

vier Jahre, erteilt. Selbstverständlich ist<br />

es – auch vorher – arbeitsrechtlich mit<br />

den gleichen Gründen kündbar, wie jedes<br />

andere Arbeitsverhältnis auch. Besonders<br />

notwendig kann dies werden, wenn die<br />

Karte im Laufe des Arbeitsverhältnisses<br />

entzogen wird. Es bleibt dann keine andere<br />

Möglichkeit, als die Arbeitskraft nicht<br />

weiter zu beschäftigen. Wer ohne Erlaubnis<br />

Ausländer beschäftigt, verhält sich<br />

ordnungswidrig. Die vertragliche Bindung<br />

endet aber nicht automatisch. Be -<br />

fürchtungen, in einer solchen Situation<br />

„ Die Blue Card wird für die Dauer des Arbeitsverhältnisses,<br />

maximal jedoch für vier Jahre, erteilt.<br />

auch noch Lohn bezahlen zu müssen, sind<br />

indes unangebracht. Voraussetzung für<br />

die Zahlung von Annahmeverzugslohn ist<br />

die rechtliche Möglichkeit der Beschäftigung.<br />

Diese existiert ohne Arbeitser laubnis<br />

aber gerade nicht. Komfortabel ist diese<br />

Situation gleichwohl nicht. Solange das<br />

Arbeitsverhältnis noch besteht, bleibt, ähnlich<br />

wie bei einem Dauerkranken, bei dem<br />

stetig mit dessen Rückkehr gerechnet werden<br />

muss, die Gefahr, dass der Ex-Blue<br />

Card-Inhaber noch nach langer Zeit die<br />

Erfüllung des immer noch bestehenden<br />

Arbeitsverhältnisses verlangt.<br />

Wie aber kann ein solches Arbeitsverhältnis<br />

beendet werden? Selbstverständlich<br />

wäre an eine (personenbedingte) Kündigung<br />

zu denken. Neben den formalen Hürden<br />

(Betriebsratsanhörung, Sonderkündigungsschutz<br />

etc.) bleibt die Gefahr der<br />

kündigungsschutzrechtlichen Unwirksamkeit.<br />

Ähnlich wie bei anderen Beschäftigungshindernissen,<br />

beispielsweise Dauerkranken<br />

oder Untersuchungshaft, ist<br />

die tatsächliche Verhinderung an sich<br />

kein Kündigungsgrund, solange dem<br />

Arbeitgeber ein Warten (noch) zugemutet<br />

werden kann. Hat der Arbeitnehmer<br />

zum Beispiel einen weiteren Antrag<br />

gestellt oder wurde Widerspruch gegen<br />

eine ablehnende Entscheidung eingelegt,<br />

wird die Zeit bis zur Entscheidung häufig<br />

abgewartet werden müssen.<br />

Vorsorge ist besser als Kündigung<br />

Die Kündigung des Arbeitsverhältnisses<br />

ist daher eine durchaus risikobehaftete<br />

Alternative. Umso wichtiger ist es daher,<br />

schon bei der Vertragsgestaltung Vorsorge<br />

zu treffen. Die Befristung des Arbeitsverhältnisses<br />

für die Dauer der Blue Card-<br />

Inhaberschaft mag für viele der erste<br />

Gedanke sein. Diese ist aber unwirksam.<br />

Sie wäre nur zulässig, wenn zum Zeitpunkt<br />

des Vertragsschlusses zuverlässig prognostiziert<br />

werden könnte, dass die Beschäftigungsmöglichkeit<br />

bei Befristungsende<br />

entfällt. Die Blue Card soll aber gerade<br />

einen dauerhaften Aufenthalt in Deutschland<br />

einleiten. Bereits nach 33 Monaten,<br />

bei entsprechenden Sprachkenntnissen<br />

sogar bereits nach 21 Monaten, kann eine<br />

zeitlich unbegrenzte Niederlassungserlaubnis<br />

erteilt werden.<br />

Was bleibt ist die Vereinbarung einer auflösenden<br />

Bedingung. Zwar hat das LAG<br />

Köln – dies allerdings im Jahre 1997 –<br />

eine solche Bedingung für den Fall des<br />

Entzugs einer Arbeitserlaubnis noch verneint.<br />

Das Bundesarbeitsgericht hat in<br />

einer Entscheidung aus dem Jahre 2008<br />

allerdings angedeutet, dass der personenbedingte<br />

Wegfall der Beschäftigungsmöglichkeit<br />

– nicht der bloße Verlust einer<br />

bestimmten Arbeitserlaubnis - eine auflösende<br />

Bedingung rechtfertigen dürfte.<br />

Auch hier gibt das Arbeitsrecht den Unternehmen<br />

ausreichende Werkzeuge in die<br />

Hand.<br />

Über die Brücke gehen<br />

Arbeitsrechtliche Gründe, die das Arbeitsverhältnis<br />

mit Blue Card-Inhabern als für<br />

das Unternehmen besonders „gefahrgeneigt“<br />

erscheinen lassen, sind also nicht<br />

ersichtlich. Die durch die Blue Card gebaute<br />

Brücke zu nutzen, um dringend benötigte<br />

hochqualifizierte Fachkräfte zu gewinnen,<br />

fällt arbeitsrechtlich gut beratenen<br />

Unternehmen leicht.<br />

Autor<br />

Karl Geißler,<br />

Fachanwalt für Arbeitsrecht,<br />

Tschöpe/Schipp/Clemenz<br />

Arbeitsrechtskanzlei, Gütersloh,<br />

karl.geissler@t-s-c.eu<br />

Autorin<br />

Dr. Kathrin Schulze Zumkley,<br />

Fachanwältin Arbeitsrecht,<br />

Tschöpe/Schipp/Clemenz<br />

Arbeitsrechtskanzlei,<br />

kathrin.schulzezumkley@t-s-c.eu<br />

Sonderheft 05 | 2013 www.personalwirtschaft.de 19


AUSLANDSENTSENDUNG Umfrage<br />

Global Mobility macht<br />

wettbewerbsfähig<br />

Zum fünften Mal in Folge hat Ernst & Young den jährlichen<br />

„Global Mobility Effectiveness Survey“ herausgegeben.<br />

Im Rahmen der Studie wurden mehr als 520 Unternehmen<br />

in Europa, Nord- und Südamerika, Asien und Afrika aus<br />

verschiedenen Branchen befragt. Ein Fokus der Befragung<br />

war die Rolle von Global Mobility für den Talent Management-<br />

Prozess.<br />

N<br />

eben der Bedeutung neuer Wachstumsmärkte,<br />

aktuellen Entwicklungen<br />

und Trends in der Entsendepolitik<br />

sowie der Frage, wie sich die Unternehmen<br />

anpassen, um in diesen Wachstumsregionen<br />

weiterhin wettbewerbsfähig zu<br />

sein, widmet sich der jüngste Survey insbesondere<br />

der Rolle von Global Mobility<br />

im Talent Management-Prozess leistungsstarker<br />

Unternehmen. Denn neben den<br />

Folgen aus der überstandenen Finanzund<br />

Wirtschaftskrise stellen der demografische<br />

Wandel in den gesättigten Märkten<br />

und die voranschreitende Globalisierung<br />

die Unternehmen heute vor neue<br />

Herausforderungen, denen sich insbesondere<br />

die HR-Abteilungen stellen müssen.<br />

Expansion steht im Vordergrund<br />

Ein Unternehmen ist nur so gut wie seine<br />

Mitarbeiter. Soll heißen, keiner kennt<br />

die Unternehmenskultur, die Produktpalette<br />

und Unternehmensziele so gut wie<br />

das Stammpersonal. Mitarbeitermobilität<br />

ist und bleibt daher ein wichtiger Faktor<br />

für eine erfolgreiche Unternehmens-<br />

20<br />

Sonderheft 05 | 2013 www.personalwirtschaft.de<br />

expansion über die eigenen Landesgrenzen<br />

hinaus. Entsprechend nennt ein Drittel<br />

(31 Prozent) der befragten Unternehmen<br />

die Expansion in neue Märkte als<br />

Hauptgrund für die Entsendung eines<br />

Mitarbeiters ins Ausland. Nach wie vor<br />

gilt für Auslandseinsätze das Erreichen<br />

der festgelegten Unternehmensziele als<br />

oberste Priorität.<br />

Doch neben der Expansion des Unternehmens<br />

in neue Märkte zielen Auslandseinsätze<br />

auch darauf ab, spezielle Projekte<br />

erfolgreich abzuwickeln beziehungsweise<br />

eine Position zu besetzen, für die<br />

spezifische technische Fähigkeiten erforderlich<br />

sind. Zudem spielen vermehrt Personalentwicklungsmaßnahmen,<br />

wie die<br />

Ausstattung von Führungskräften mit<br />

internationaler und interkultureller Kompetenz,<br />

eine bedeutende Rolle (siehe auch<br />

Abbildung 1).<br />

Auch heute zeigen sich Wachstumsmärkte<br />

wie Brasilien, China, Indien, Russland<br />

sowie Afrika von der zurückliegenden<br />

Finanzkrise beinahe unbeeindruckt. Noch<br />

immer wird dies – auch mit Blick auf die<br />

Zukunft – als einer der Hauptgründe angesehen<br />

werden, warum Unternehmen vermehrt<br />

in diese Märkte investieren. Auch<br />

für die anstehenden Jahre ist mit einem<br />

Anstieg zu rechnen. 60 Prozent der Befragten<br />

gehen davon aus, dass Entsendungen<br />

in Wachstumsmärkte in den kommenden<br />

zwei bis drei Jahren im Vergleich zu anderen<br />

Ländern weiter zunehmen werden.<br />

Talent Management und<br />

Global Mobility<br />

Heute wie zukünftig hat einen dauerhaften<br />

Wettbewerbsvorteil, wer langfristig<br />

zur richtigen Zeit über die richtigen Mitarbeiter<br />

am richtigen Ort zu den richtigen<br />

Kosten verfügen kann. Besonders der<br />

Wettbewerb um qualifizierte Mitarbeiter<br />

führt dazu, dass Global Mobility zur Unterstützung<br />

von Talent Management im Vergleich<br />

zu den Vorjahren weiter an strategischer<br />

Bedeutung gewinnt. 68 Prozent<br />

der Unternehmen geben an, dass die Mitarbeiter<br />

aus Gründen langfristiger Karriereentwicklung<br />

für einen Auslandseinsatz<br />

ausgewählt werden (siehe auch


Abbildung 1). <strong>Eine</strong> Entwicklung, die verständlich<br />

ist, nimmt Global Mobility doch<br />

im Talent Management-Prozess als systematische<br />

Maßnahme gewissermaßen eine<br />

Doppelfunktion ein. <strong>Eine</strong>rseits können<br />

global vakante Positionen zeitnah besetzt<br />

werden und so den Wissenstransfer<br />

zwischen den Standorten ermöglichen.<br />

Andererseits wird die Entwicklung der<br />

High Potentials durch das Einbinden in<br />

anspruchsvolle Projekte gefördert und<br />

die Bindung zwischen Unternehmen und<br />

Mitarbeiter gefestigt (siehe Abbildung 2).<br />

Nichtsdestotrotz, die Einbeziehung von<br />

Global Mobility in das Talent Management<br />

ist ein strategischer Schritt. Derzeit<br />

beziehen lediglich 51 Prozent der befragten<br />

Unternehmen Global Mobility in den<br />

Talent Management-Prozess tatsächlich<br />

ein, Tendenz allerdings stark steigend.<br />

Aus Talent Management-Perspektive ist<br />

die Entsendung zunehmend ein wichtiger<br />

Baustein in der Karriereentwicklung.<br />

Damit diese weiter erfolgreich verläuft,<br />

muss die Reintegration gelingen und die<br />

Möglichkeit gegeben werden, die im Ausland<br />

erworbenen Kenntnisse und Erfahrungen<br />

erfolgreich einzubringen.<br />

Flexible Programme und Richtlinien<br />

Konkrete Regeln vermeiden langwierige<br />

Diskussionen. Vor allem führen einheitliche<br />

Entsenderichtlinien („Entsende-<br />

Policy“ oder „Expatriate Guidelines“) zu<br />

Fairness. Der administrative Aufwand<br />

lässt sich verringern, Kosten werden<br />

gesenkt, steuerliche und sozialversicherungsrechtliche<br />

Probleme vermieden.<br />

Inhalt und Umfang richten sich nach den<br />

Entsendekategorien des Unternehmens.<br />

Auch spielt es eine Rolle, ob die Richtlinie<br />

nationale oder globale Gültigkeit<br />

haben soll.<br />

In der Praxis haben sich zwischenzeitlich<br />

unterschiedliche Policy-Typen etabliert<br />

und bewährt. 87 Prozent der befragten<br />

Unternehmen vertrauen bei langfristigen<br />

Einsätzen auf Long-Term Policies. Für<br />

kurzfristige Einsätze haben 80 Prozent<br />

der Unternehmen eine gesonderte Policy<br />

(Short-Term Policy).<br />

Beweggründe von Mitarbeitereinsätzen im Ausland<br />

Main policy drivers in your company for sending people across borders<br />

Managerial/strategic<br />

Project based<br />

Developmental<br />

Employee driven<br />

Ein Drittel der befragten Unternehmen nennt die Expansion in neue Märkte als Hauptgrund für<br />

die Entsendung eines Mitarbeiters ins Ausland.<br />

Neben der Dauer der Entsendung spielt<br />

der Grund für die Entsendung (Projekteinsatz,<br />

Personalentwicklung etc.) eine<br />

zunehmend bedeutende Rolle für die Weiterentwicklung<br />

der Policies.<br />

Unter dem Motto „flexibility to move<br />

talent“ treibt insbesondere der Wunsch<br />

nach anpassungsfähigen, jedoch im Einklang<br />

mit der Unternehmenspolitik stehenden<br />

Entsenderichtlinien, 80 Prozent<br />

der befragten Unternehmen dazu, ihre<br />

Entsendepolitik zu überdenken. Diese<br />

Entwicklung zeichnete sich bereits in den<br />

Vorjahren ab. Entsprechend kristallisierte<br />

sich heraus, dass Flexibilität beispielsweise<br />

durch einen modularen Aufbau von<br />

Policies zu erreichen ist. Auch mehrere<br />

Policies, die sich an den unterschiedlichen<br />

Entsendegründen orientieren, helfen<br />

den Unternehmen, sich den ständig<br />

wechselnden Rahmenbedingungen anzupassen,<br />

und ermöglichen die unterschiedlichen<br />

Business Cases für Entsendungen<br />

zu unterstützen.<br />

Insbesondere jüngere Mitarbeiter erwarten,<br />

dass ihnen ein Auslandsaufenthalt<br />

ermöglicht wird und sehen diesen als<br />

Karrieresprungbrett. Die Unternehmen<br />

reagieren darauf mit sogenannten „Deve-<br />

First<br />

Second<br />

Third<br />

Fourth<br />

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80%<br />

Abbildung 1<br />

lopmental Policies“, die weniger entsendebedingte<br />

Zulagen und Kostenerstattungen<br />

vorsehen. Ließ sich ein derartiger<br />

Trend bereits deutlich in 2011 verspüren,<br />

besitzen heute bereits 27 Prozent der<br />

befragten Unternehmen eine Developmental<br />

Policy, während 14 Prozent derzeit<br />

dabei sind, eine solche Policy zu implementieren.<br />

Herausforderungen steigen weiter<br />

In vielen Unternehmen gelten der Transfer<br />

von Fach- und Führungskräften und<br />

die Bewährung des jeweiligen Arbeitnehmers<br />

im Ausland als unverzichtbare Maßnahmen<br />

beim Aufbau einer internationalen<br />

Führungsmannschaft. Wohl auch im<br />

Hinblick auf den zunehmenden Fachkräftemangel<br />

wuchsen in den Unternehmen<br />

in den letzten Jahren die Bemühungen,<br />

sich rechtzeitig um den anschließenden<br />

Karriereverlauf ihres Expatriates zu kümmern.<br />

Entsprechend halten 31 Prozent<br />

der befragten Unternehmen den Aspekt<br />

der Wiedereingliederung (Repatriation)<br />

für sehr wichtig. 63 Prozent wirken möglichen<br />

Wiedereingliederungsproblemen,<br />

welche sowohl beruflich als auch privat<br />

begründet sein können, mit standardi-<br />

Sonderheft 05 | 2013 www.personalwirtschaft.de 21<br />

Quelle: Ernst & Young, 2012


AUSLANDSENTSENDUNG Umfrage<br />

sierten Prozessen entgegen. <strong>Eine</strong> durchaus<br />

positive Entwicklung, wurden die<br />

Herausforderungen der Repatriation in<br />

der Vergangenheit doch häufig unterschätzt.<br />

Obwohl Unternehmen im Rahmen der<br />

eigenen Personalpolitik stark bemüht<br />

sind, die vorhandenen Barrieren insbesondere<br />

im Hinblick auf Langzeitentsendungen<br />

zu beseitigen, stellen familiäre<br />

und häusliche Gründe (61 Prozent), wie<br />

die Trennung von der Familie, das Karriererisiko<br />

des Partners oder die Ausbildung<br />

der Kinder noch vor Gehalts- und<br />

Vergütungsfragen (45 Prozent) und der<br />

Attraktivität des Einsatzortes (34 Prozent)<br />

das größte Hindernis für einen Auslandseinsatz<br />

dar.<br />

Auslandseinsätze weiterhin im<br />

Visier der Finanzbehörden<br />

Wenn es um Einreise, Arbeitserlaubnis,<br />

Steuern und Sozialversicherung geht, sind<br />

Unternehmen – insbesondere die Personalabteilungen<br />

– gefordert, die rechtlichen,<br />

sich stetig wandelnden Rahmenbedingungen<br />

mehrerer Staaten zu<br />

beachten und sie im Interesse des Unternehmens<br />

und des Arbeitnehmers miteinander<br />

in Einklang zu bringen. Der Trend,<br />

dass Auslandsentsendungen zunehmend<br />

im Visier der Finanzverwaltungen im Inund<br />

Ausland sind, hält an. 70 Prozent der<br />

Unternehmen haben daher die steuerliche<br />

Compliance im Heimat- und Entsendeland<br />

als vordringlichsten Risikobereich identifiziert.<br />

Kaum verwunderlich, zählt das<br />

Steuerrecht doch generell zu den schwierigsten<br />

und schnelllebigsten Rechtsgebieten,<br />

welches in seiner Komplexität noch<br />

zunimmt, insbesondere wenn Steuerrechtsgebiete<br />

verschiedener Staaten aufeinandertreffen.<br />

Auch die sogenannten „Accidental Expatriates“<br />

(Short-Term Business Travelers),<br />

Mehr zum Thema<br />

Interessenten können den Global Mobility<br />

Effectiveness Survey 2012 per E-Mail an<br />

hc-newsletter@de.ey.com anfordern.<br />

22<br />

Sonderheft 05 | 2013 www.personalwirtschaft.de<br />

Verknüpfung von Global Mobility und Global Talent<br />

Management (Mehrfachnennungen möglich)<br />

What is the link between global mobility and the global talent management agenda within your<br />

organization?<br />

On a case by case basis individuals are<br />

selected for certain assignments because<br />

of their planned long-term career paths<br />

The global talent management team designs<br />

assignment programs to that will serve as<br />

future leaders of our organization<br />

Global mobility in our organization is about<br />

meeting the needs of the business today,<br />

you cannot plan long-term regarding talent<br />

We are only involved in deploying services<br />

Other, please specify<br />

Besonders der Wettbewerb um qualifizierte Mitarbeiter führt dazu, dass Global Mobility zur<br />

Unterstützung von Talent Management im Vergleich zu den Vorjahren weiter an strategischer<br />

Bedeutung gewinnt.<br />

das heißt Mitarbeiter, die zwar an keinem<br />

Entsendungsprogramm teilnehmen, sich<br />

aber gleichwohl im Rahmen von Dienstreisen<br />

längerfristig im Ausland aufhalten,<br />

stellen Unternehmen heute vor<br />

immense Herausforderungen und Risiken,<br />

sowohl steuerlicher als auch aufenthaltsrechtlicher<br />

Natur. Verständlich, dass<br />

die Unternehmen deshalb diesem Bereich<br />

zunehmend Aufmerksamkeit widmen und<br />

Prozesse implementieren, um das Risiko<br />

zu reduzieren. Auch hier wird in Zukunft<br />

jedoch weiterer Handlungsbedarf nötig<br />

sein. Trotz der möglichen Gefahren finden<br />

in lediglich 35 Prozent der befragten<br />

Unternehmen derzeit die erforderlichen<br />

Tracking-Prozesse Anwendung.<br />

Die Welt wird nicht global,<br />

sie ist es bereits<br />

Das Thema Globalisierung hat heute Einzug<br />

in fast jedes wachstumsorientierte<br />

Unternehmen gefunden und fordert nicht<br />

nur Unternehmen als solche, sondern<br />

auch deren Global Mobility-Funktion täglich<br />

aufs Neue heraus. Neben den Compliance-Themen<br />

und aufenthaltsrechtlichen<br />

Fragestellungen, die zu bewälti-<br />

68%<br />

40%<br />

27%<br />

17%<br />

6%<br />

Abbildung 2<br />

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80%<br />

gen sind, kommen zunehmend auch strategische<br />

Themen hinzu. Fragen wie: „Warum<br />

entsenden wir?”, „Wen entsenden<br />

wir?”, „Unter welchen Konditionen entsenden<br />

wir?”, „Und wie kann uns Global<br />

Mobility bei unserem Talent Management<br />

unterstützen?”, gewinnen zunehmend an<br />

Bedeutung.<br />

Autorin<br />

Ulrike Hasbargen,<br />

Partnerin, Leiterin Human<br />

Capital Deutschland, Ernst &<br />

Young GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft,<br />

München,<br />

ulrike.hasbargen@de.ey.com<br />

Autorin<br />

Annette Moog,<br />

Senior Consultant Human<br />

Capital, Ernst & Young GmbH<br />

Wirtschaftsprüfungsgesellschaft,<br />

Stuttgart,<br />

annette.moog@de.ey.com<br />

Quelle: Ernst & Young, 2012


AUSLANDSENTSENDUNG Sozialversicherung<br />

Nach Brasilien ohne Nachteile<br />

Nach jahrelanger Verzögerung tritt Anfang Mai das Sozialversicherungsabkommen<br />

zwischen der Föderativen Republik Brasilien und der Bundesrepublik<br />

Deutschland in Kraft. Damit erhalten betroffene Arbeitnehmer<br />

zukünftig einen umfangreicheren sozialrechtlichen Schutz. Zugleich<br />

müssen sich deutsche Unternehmen bei Mitarbeiterentsendungen nach<br />

Brasilien auf neue Regelungen einstellen.<br />

A<br />

m 01.05.2013 tritt das Sozialversicherungsabkommen<br />

zwischen der Föderativen<br />

Republik Brasilien und der Bundesrepublik<br />

Deutschland in Kraft. Mit dem<br />

deutsch-brasilianischen Sozialversicherungsabkommen<br />

wird unter anderem das<br />

Ziel verfolgt, die Doppelversicherung und<br />

die damit einhergehende doppelte Beitragszahlung<br />

der entsandten Arbeitnehmer in<br />

Deutschland und Brasilien durch entsprechende<br />

Entsenderegelungen zu vermeiden.<br />

Dadurch können erhebliche Einsparpotenziale<br />

sowohl bei Unternehmen als<br />

auch bei Arbeitnehmern erzielt werden.<br />

Zudem bietet das Abkommen deutschen<br />

Unternehmen einen deutlich vereinfachten<br />

Prozess, die Absicherung ihrer nach<br />

Brasilien entsandten Mitarbeiter sicherzustellen.<br />

Zum Schutz vor doppelter<br />

Beitragszahlung<br />

Das Sozialversicherungsabkommen gilt<br />

unabhängig von der Staatsangehörigkeit<br />

der entsandten Arbeitnehmer und erstreckt<br />

sich im sachlichen Anwendungsbereich<br />

gemäß Art. 2 des Abkommens auf die<br />

gesetzlichen Sozialversicherungszweige<br />

der Rentenversicherung und der Unfallversicherung<br />

sowie über das Schlussprotokoll<br />

(Nr. 8a) auch auf die Arbeitslosenversicherung.<br />

Wurde in der Vergangenheit ein Arbeitnehmer<br />

von seinem deutschen Unternehmen<br />

nach Brasilien entsandt, musste<br />

26<br />

Sonderheft 05 | 2013 www.personalwirtschaft.de<br />

zunächst geprüft werden, ob die strengen<br />

Voraussetzungen der Ausstrahlung nach<br />

§ 4 SGB IV gegeben waren. Der Begriff<br />

Ausstrahlung bedeutet eine Weitergeltung<br />

des deutschen Sozialversicherungsrechts<br />

bei Tätigkeit im Ausland. Dies scheiterte<br />

jedoch sehr häufig an der steuerrechtlich<br />

gebotenen Gehaltskostenweiterbelastung<br />

von der deutschen an die brasilianische<br />

Gesellschaft. Somit verblieb dem deutschen<br />

Unternehmen beziehungsweise dem entsandten<br />

Arbeitnehmer nur die Möglichkeit,<br />

getrennt für jeden Sozialversicherungszweig<br />

zu prüfen, ob eine Absicherung<br />

über das deutsche Sozialversicherungssystem<br />

auf Antrag weiterhin möglich und<br />

auch sinnvoll war (freiwillige Versicherungen,<br />

Antragspflichtversicherungen, Anwartschaftsversicherungen,<br />

private Versicherungen<br />

etc.).<br />

Fallbeispiel: Entsendung<br />

Doch auch wenn aufgrund der Ausstrahlung<br />

oder freiwillig auf Antrag die Möglichkeit<br />

auf einen (teilweisen) Verbleib in<br />

der deutschen Sozialversicherung bestanden<br />

hätte, mussten im Regelfall Beiträge an<br />

die brasilianische Sozialversicherungskasse<br />

INSS (Instituto Nacional do Seguro<br />

Social) entrichtet werden. In vielen Fällen<br />

kam es somit zu einer Doppelversicherung<br />

und demzufolge zu einer doppelten Beitragszahlung.<br />

Aufgrund des Sozialversicherungsabkommens<br />

besteht nun ab dem 01.05.2013 für<br />

entsandte Arbeitnehmer die Möglichkeit<br />

des Verbleibs im heimatlichen Sozialversicherungssystem<br />

bei gleichzeitigem<br />

Schutz vor einer doppelten Beitragszahlung.<br />

Das setzt allerdings voraus, dass die<br />

im Art. 7 (Entsendung) oder in Art. 9 (Ausnahmevereinbarung)<br />

des Abkommens defi-<br />

Herr Müller wird zeitlich befristet ab dem 01.05.2013 für drei Monate nach Brasilien entsandt. Zu diesem<br />

Zweck wird eine Entsendevereinbarung zusätzlich zu seinem seit längerem bestehenden deutschen<br />

Arbeitsvertrag abgeschlossen. Sein Gehalt wird aufgrund der geringen Dauer der Entsendung<br />

und damit einhergehender mangelnder Integration in die brasilianische Gesellschaft weiterhin von der<br />

deutschen Gesellschaft ausgezahlt und auch nicht an die brasilianische Gesellschaft weiterbelastet.<br />

Da die Tätigkeit in Brasilien dem Tätigkeitsbereich von Herrn Müller in Deutschland entspricht, sind<br />

die Voraussetzungen der Entsendung im Sinne des Abkommens erfüllt. Herr Müller unterliegt während<br />

seiner Tätigkeit in Brasilien weiterhin der deutschen gesetzlichen Renten-, Unfall- und Arbeitslosenversicherung<br />

und ist von der Pflicht zur Zahlung der entsprechenden Sozialversicherungsbeiträge in<br />

Brasilien befreit. Lediglich für den Bereich der Kranken- und Pflegeversicherung sind zusätzlich die<br />

Voraussetzungen der Ausstrahlung zu prüfen.


Fallbeispiel: Ausnahmevereinbarung<br />

Herr Müller wird von seinem deutschen Arbeitgeber zeitlich befristet ab dem 01.05.2013 für<br />

zwölf Monate nach Brasilien entsandt. Zu diesem Zweck wird der deutsche Arbeitsvertrag ruhend<br />

gestellt und ein neuer lokaler Arbeitsvertrag - befristet für ein Jahr - mit der brasilianischen<br />

Tochtergesellschaft geschlossen. Zwar liegen aufgrund des lokalen Arbeitsvertrages in Brasilien<br />

die Voraussetzungen der Entsendung im Sinne des Abkommens nicht vor, Herr Müller kann aber<br />

angesichts der weiterhin bestehenden arbeitsrechtlichen Anbindung an seinen deutschen Arbeitgeber<br />

eine Ausnahmevereinbarung beantragen. Sofern diese Vereinbarung gewährt wird, unterliegt Herr<br />

Müller dann während seiner Tätigkeit in Brasilien weiterhin der deutschen gesetzlichen Renten-,<br />

Unfall- und Arbeitslosenversicherung und ist von der Pflicht zur Zahlung der entsprechenden Sozialversicherungsbeiträge<br />

in Brasilien befreit.<br />

Vor Inkrafttreten des Abkommens wäre für Herrn Müller nur die Beantragung von freiwilligen gesetzlichen<br />

oder privaten Versicherungen in Deutschland in Betracht gekommen, denn eine Ausstrahlung<br />

nach § 4 SGB IV läge in diesem Fall nicht vor. Demnach hätte Herr Müller eine doppelte Beitragszahlung<br />

in Deutschland und Brasilien in Kauf nehmen müssen.<br />

Bilaterales Abkommen über soziale Sicherheit zwischen<br />

Deutschland und Brasilien<br />

persönlicher Geltungsbereich: ohne Rücksicht auf die Staatsangehörigkeit<br />

erfasste Versicherungszweige: Renten-, Unfall- und Arbeitslosenversicherung<br />

maximale Entsendedauer: 24 Monate<br />

Ausnahmevereinbarungen: möglich, Höchstdauer steht noch nicht fest<br />

Inkrafttreten: 01.05.2013<br />

Besonderheiten: sog. Leistungsexport in der Rentenversicherung<br />

nierten Regelungen für eine Arbeitnehmerentsendung<br />

nach Brasilien eingehalten<br />

werden. Andernfalls greift nach Art. 6<br />

Abs. 1 das sogenannte „Territorialprinzip“,<br />

wonach ein Arbeitnehmer den Sozialversicherungsvorschriften<br />

des Staates unterliegt,<br />

in dem er seine Beschäftigung ausübt.<br />

Voraussetzungen für eine<br />

Arbeitnehmerentsendung<br />

Nach Art. 7 Abs. 1 des Sozialversicherungsabkommens<br />

liegt eine Arbeitnehmerentsendung<br />

aus Deutschland nach Brasilien<br />

vor, wenn der Arbeitnehmer im Rahmen<br />

seines inländischen Beschäftigungsverhältnisses<br />

zeitlich befristet für maximal<br />

24 Monate in Brasilien tätig wird. Dabei<br />

muss die Entsendungsdauer im Vorfeld<br />

festgelegt werden. Da das Abkommen zum<br />

Begriff des inländischen Beschäftigungsverhältnisses<br />

keine weiteren Erläuterungen<br />

enthält, ist unter Berücksichtigung der<br />

innerstaatlichen Regelungen (§ 4 SGB IV –<br />

siehe oben) zu beurteilen, ob es sich hier-<br />

bei um eine Entsendung im Sinne des<br />

Abkommens handelt. Aus diesem Grund ist<br />

zum Beispiel die Gehaltskostentragung<br />

während des Auslandsaufenthaltes durch<br />

das entsendende Unternehmen von zentraler<br />

Bedeutung.<br />

Konkretisiert werden die Voraussetzungen<br />

der Entsendung ferner in der Nr. 10 des<br />

Schlussprotokolls. <strong>Eine</strong> Entsendung liegt<br />

demnach nur vor, wenn die Tätigkeit des<br />

entsandten Arbeitnehmers im Zielland seinem<br />

Tätigkeitsbereich im Entsendeland<br />

entspricht. Sofern eine Person zum Zwecke<br />

der Entsendung eingestellt wurde, muss<br />

diese zum Zeitpunkt der Einstellung ihren<br />

gewöhnlichen Aufenthalt im Entsendeland<br />

haben. Für den Fall, dass ein Arbeitnehmer<br />

erneut entsandt werden soll, muss er<br />

zuvor wieder mindestens sechs Monate im<br />

Ursprungsland tätig gewesen sein. Schließlich<br />

sieht das Schlussprotokoll vor, dass<br />

das entsendende Unternehmen eine nennenswerte<br />

geschäftliche Tätigkeit im Entsendeland<br />

ausüben muss (Vermeidung von<br />

Missbrauch durch sogenannte „Briefkasten-<br />

firmen“) und kein illegaler Arbeitnehmerverleih<br />

vorliegen darf (siehe auch Fallbeispiel<br />

auf Seite 26).<br />

Sollten die engen Voraussetzungen der Entsendung<br />

nach Art. 7 Abs. 1 des Abkommens<br />

nicht erfüllt sein, besteht nach Art. 9<br />

Abs. 1 die Möglichkeit zum Abschluss einer<br />

Ausnahmevereinbarung. Dies käme infrage,<br />

wenn etwa aufgrund der Gehaltskostentragung<br />

durch die aufnehmende Gesellschaft<br />

keine Entsendung im Rahmen eines<br />

inländischen Beschäftigungsverhältnisses<br />

vorliegt oder die Entsendehöchstdauer von<br />

24 Monaten überschritten wird. <strong>Eine</strong> Vereinbarung<br />

zum Verbleib in der heimatlichen<br />

Sozialversicherung ist aber auch dann<br />

denkbar, wenn z. B. aufgrund des Abschlusses<br />

eines lokalen Arbeitsvertrages in Brasilien<br />

bei gleichzeitiger Ruhendstellung<br />

des deutschen Arbeitsvertrages die oben<br />

genannten Voraussetzungen der Entsendung<br />

nicht gegeben sind (siehe auch Fallbeispiel<br />

links oben).<br />

Kein neues Steuerabkommen geplant<br />

Im Gegensatz zu den aktuellen Entwicklungen<br />

in der Sozialversicherung ist derzeit<br />

kein neues Steuerabkommen geplant,<br />

das anstelle des zum 01.01.2006 gekündigten<br />

Doppelbesteuerungsabkommens zwischen<br />

Brasilien und Deutschland treten<br />

würde. Insoweit verbleibt es hinsichtlich der<br />

Besteuerung der nach Brasilien entsandten<br />

Arbeitnehmer mit Wohnsitz in Deutschland<br />

lediglich bei der Möglichkeit, die Doppelbesteuerung<br />

über die Anrechnung der<br />

in Brasilien gezahlten Steuer gemäß § 34c<br />

EStG auszugleichen – es sei denn die Voraussetzungen<br />

des sogenannten „Auslandstätigkeitserlasses“<br />

sind gegeben, was eine<br />

Freistellung des Arbeitslohns unter Progressionsvorbehalt<br />

zulässt. Meist müssen<br />

jedoch Arbeitnehmer aufgrund der niedrigeren<br />

Steuersätze in Brasilien mit einer<br />

deutlichen Mehrbelastung rechnen.<br />

Autor<br />

Frank Dissen,<br />

Senior Manager,<br />

Global Expatriate Services,<br />

WTS Beratungsgruppe,<br />

frank.dissen@wts.de<br />

Sonderheft 05 | 2013 www.personalwirtschaft.de 27


AUSLANDSENTSENDUNG Arabische Länder<br />

Wenn der Ramadan das<br />

Leben verlangsamt<br />

Wer seine Mitarbeiter auf die Entsendung in ein arabisches Land<br />

vorbereitet, muss nicht nur bürokratische Hürden nehmen. Kulturelle<br />

Unterschiede bergen großes Konfliktpotenzial. Sprachliche und<br />

interkulturelle Trainings erleichtern den Einstieg und sind für den<br />

Aufbau erfolgreicher Geschäftsbeziehungen unerlässlich.<br />

V<br />

iele deutsche Unternehmen operieren<br />

weltweit. Zudem schicken sie Mitarbeiter<br />

ins Ausland, damit diese dort<br />

neue Niederlassungen aufbauen oder im<br />

Projektmanagement tätig sind. Auch die<br />

aktuelle Eurokrise führt dazu, dass Firmen<br />

ihre Fühler verstärkt in Richtung<br />

der Märkte jenseits der EU ausstrecken.<br />

Reiche Öl- und Gasvorkommen, gewaltige<br />

Bauprojekte und Investitionen locken<br />

viele Unternehmen in die Golfstaaten und<br />

nach Ägypten, wo sich die Situation nach<br />

dem Arabischen Frühling für Geschäftsleute<br />

weitgehend normalisiert hat.<br />

Expatriates, die auf ihre Entsendung in ein<br />

arabisches Land vorbereitet werden sollen,<br />

müssen sich nicht nur mit den gesellschaftlichen<br />

Normen und Werten, sondern<br />

vor allem mit der Religion des Islam auseinandersetzen.<br />

Sie bestimmt das alltägliche<br />

Leben genauso wie den Umgang mit<br />

Geschäftspartnern. Und dies umso mehr,<br />

wenn dieser Partner weiblich ist.<br />

„Nach Auffassung des Kulturwissenschaftlers<br />

Geert Hofstede sind 50 Prozent unseres<br />

Verhaltens kulturell bedingt, daher<br />

sollte jemand, der mehrere Jahre im Ausland<br />

verbringen will, sich vorher mit dem<br />

kulturellen Hintergrund, der diesem Verhalten<br />

zugrunde liegt, vertraut machen“,<br />

sagt Magdy Abdel Koddous, interkultureller<br />

Trainer und Geschäftsführer der<br />

Arab World IC GmbH in Hamburg.<br />

28<br />

Sonderheft 05 | 2013 www.personalwirtschaft.de<br />

„Schon in der ersten halben Stunde kann<br />

ein Expat so viele Fehler machen, dass<br />

der weitere Kontakt zu seinem arabischen<br />

Geschäftspartner erheblich erschwert<br />

wird“, sagt Abdel Koddous, der selbst<br />

gebürtiger Ägypter ist.<br />

Erster Kontakt entscheidend<br />

So solle der entsandte Mitarbeiter bei der<br />

Begrüßung darauf achten, dass er den<br />

Ranghöchsten, in der Regel ist dies der<br />

Älteste, zuerst begrüße, die Regel „Ladies<br />

first“ gelte nicht. Die Hand seines arabischen<br />

Geschäftspartners solle er nicht zu<br />

fest drücken, sondern lieber länger schütteln<br />

und die Visitenkarte keinesfalls mit<br />

der linken Hand übergeben oder entgegennehmen,<br />

da diese als unreine Hand gilt.<br />

Das passende Gastgeschenk spiele ebenfalls<br />

eine Rolle. Moselwein oder Schwarzwälder<br />

Schinken seien völlig unangebracht,<br />

denn Muslimen ist der Genuss<br />

von Alkohol und Schweinefleisch untersagt.<br />

Anders als in westlichen Ländern gibt es<br />

keine Unterteilung in Vor- und Nachnamen.<br />

Jeder Ägypter trägt einen eigenen<br />

Vornamen gefolgt vom Vornamen des<br />

Vaters, des Großvaters und so fort. Daher<br />

dürfe man sich über die Anrede mit Titel<br />

und Vornamen nicht wundern („Mr.<br />

Hans“). Da ein Titel benutzt wird, gilt dies<br />

als Siezform. „Wenn sich der Expat direkt<br />

nach der Ankunft aus Deutschland über<br />

die Hitze in Dubai beschwert, wird der<br />

Emirati das persönlich nehmen, denn im<br />

Gegensatz zu einem Westeuropäer unterscheidet<br />

er nicht zwischen Sach- und<br />

Beziehungsebene.“<br />

Die Beziehungsebene steht immer<br />

an erster Stelle. Berufliches und Privates<br />

werden miteinander verbunden. <strong>Eine</strong> gute<br />

Geschäftsbeziehung zu arabischen Partnern<br />

setzt daher eine gute persönliche<br />

Beziehung voraus. Expats sollten sich<br />

darauf einstellen, dass ihr arabischer<br />

Gesprächspartner während einer Besprechung<br />

Privatgespräche entgegennimmt<br />

und möglicherweise einen Teil seiner Freizeit<br />

mit dem ausländischen Kollegen verbringen<br />

möchte.<br />

Auch wenn Smalltalk zur Pflege der Beziehungsebene<br />

sehr wichtig ist, sollten die<br />

Themen Politik und Religion besser gemie-<br />

„<br />

Der Tagesablauf im Büro orientiert sich<br />

stark an den Gebetszeiten. Da werden Meetings<br />

auch schon mal unterbrochen.<br />

Stephan Rauer, Senior Referent Geologie im Bereich Feldesentwicklung Europa, RWE Dea


den werden – und das, obwohl die Regeln<br />

des Islam im Alltag überall präsent sind.<br />

Religion bestimmt das Leben<br />

Daher darf sich ein Expat, der seine<br />

Geschäftsbeziehungen in einem arabischen<br />

Land während des Fastenmonats<br />

Ramadan aufnimmt, über unkonzentrierte<br />

und schlecht gelaunte Geschäftspartner<br />

nicht wundern. Denn jemand der<br />

tagsüber nicht isst und trinkt, zeigt sich<br />

für gewöhnlich weniger verhandlungsfreudig<br />

als üblich. Unhöflich wäre es<br />

während dieser Zeit auch, vor den Augen<br />

des arabischen Geschäftspartners oder<br />

in der Öffentlichkeit zu essen, zu trinken<br />

oder zu rauchen.<br />

Das Verhalten gegenüber dem anderen<br />

Geschlecht wird ebenfalls stark von der<br />

Religion des Islam bestimmt. „Gemäß<br />

eines Spruches des Propheten Mohammed<br />

darf ein Muslim bei enger Auslegung<br />

weder mit einer fremden Frau allein<br />

im Fahrstuhl fahren noch allein mit ihr<br />

bei verschlossener Tür in einem Büro sitzen.<br />

Wenn er sich gerade die Hände gewaschen<br />

hat, um sich auf das Gebet vorzubereiten,<br />

wird er einer Frau auch nicht<br />

die Hand geben“, sagt Abdel Koddous,<br />

„das hat bei weiblichen Expats schon häufig<br />

für Verwirrung gesorgt.“<br />

Befremdlich ist anfangs auch die arabische<br />

Sprache. Wer kein Arabisch spricht, sollte<br />

neben der Begrüßung „As-Saalam-Aleikum“<br />

(„Friede sei mit dir“) zumindest<br />

einige arabische Wörter wie „Ja“, „Nein“,<br />

„Bitte“ und „Danke“ beherrschen. Dabei<br />

kommt es weniger auf die korrekte Aussprache<br />

an, als vielmehr auf das Bemühen<br />

und den Respekt, der dem Gastgeber<br />

damit erwiesen wird.<br />

Familie miteinbeziehen<br />

„Wenn die Familie mitreist, sollte diese<br />

unbedingt an dem interkulturellen Training<br />

teilnehmen“, rät Abdel Koddous,<br />

„denn in den Fällen, in denen eine Entsendung<br />

scheitert, liegt es häufig nicht<br />

am Expat, sondern an seiner Familie, die<br />

sich nicht wohl fühlt und vorzeitig zurück<br />

in das Heimatland möchte.“ Ehepartner<br />

„<br />

Schon in der ersten halben Stunde kann ein<br />

Expat so viele Fehler machen, dass der weitere<br />

Kontakt zu seinem arabischen Geschäftspartner<br />

erheblich erschwert wird.<br />

Abdel Koddous, Geschäftsführer, Arab World IC GmbH<br />

sollten sich darüber Gedanken machen,<br />

welche neuen Erfahrungen sie dort<br />

machen könnten. Für Ägypten böten sich<br />

als Hobbys zum Beispiel Reiten, Tauchen<br />

oder Golf an. Auch einheimische Kinder<br />

besuchen internationale Schulen, darüber<br />

können ebenfalls neue Kontakte entstehen.<br />

Ein Engagement bei Stiftungen<br />

oder Vereinen wäre – abgesehen von<br />

einem Sprachkurs – auch eine Möglichkeit,<br />

die Auslandsjahre sinnvoll zu gestalten.<br />

Das gelang auch Stephan Rauer und seiner<br />

Familie. Dank eines dreitägigen interkulturellen<br />

Trainings und eines Sprachkurses<br />

blieb ihm ein größerer Kulturschock<br />

erspart. Der 42-jährige Geologe<br />

wurde von dem Unternehmen RWE Dea<br />

2007 für drei Jahre nach Kairo entsandt,<br />

um vor Ort Erdgas- und Erdölbohrungen<br />

zu planen und durchzuführen. Acht<br />

Wochen vor der eigentlichen Abreise flog<br />

Rauer auf Wunsch des Arbeitgebers erstmals<br />

nach Kairo, um sich dort eine Wohnung<br />

auszusuchen und erste Eindrücke<br />

zu sammeln. „Auf diesem einwöchigen<br />

Look and See Trip habe ich gleich gemerkt,<br />

dass die ägyptische Welt eine völlig andere<br />

ist. Der Verkehr ist chaotisch, das Klima<br />

völlig anders und die Menschen sind<br />

ausgesprochen freundlich und offen“, erinnert<br />

er sich.<br />

Die Uhren ticken anders<br />

Während Rauer beruflich eingebunden<br />

war, hat sich seine Frau, die ebenfalls an<br />

dem interkulturellen Training teilgenommen<br />

hatte, um den zweijährigen Sohn<br />

gekümmert. Als dieser dann in den Kindergarten<br />

kam, nahm sie an Sprach- und<br />

Malkursen teil. Ein engmaschiges Expat-<br />

Netzwerk ermöglichte ihr einen regelmäßigen<br />

Austausch mit anderen mitgereisten<br />

Kollegenfrauen.<br />

„Durch die vorherigen Trainings fühlte<br />

ich mich gut vorbereitet, was mich dennoch<br />

überrascht hat, war der große Einfluss<br />

der älteren Kollegen. Bei fachlichen<br />

Diskussionen kam es nicht auf die besseren<br />

Argumente an, sondern auf das<br />

Alter des Vortragenden. Je älter jemand<br />

ist, desto gewichtiger seine Argumente“,<br />

sagt Rauer. Wer wann etwas sagen dürfe,<br />

folge strengen Regeln. „Der Tagesablauf<br />

im Büro orientiert sich außerdem<br />

stark an den Gebetszeiten. Da werden<br />

Meetings auch schon mal unterbrochen“,<br />

so Stephan Rauer, dessen Ausflüge in<br />

die Wüste ihn stark beeindruckt haben.<br />

Als besonders hat er auch den Ramadan<br />

erlebt. „Während dieser Zeit sind viele<br />

offizielle Stellen gar nicht besetzt, Entscheidungen<br />

dauern wesentlich länger<br />

und überhaupt verlangsamt sich das<br />

ganze Leben in der Stadt“, erzählt er rückblickend<br />

und ergänzt, dass Expats den<br />

Ramadan natürlich auch respektiert und<br />

beispielsweise tagsüber nur außer Sichtweite<br />

der ägyptischen Kollegen gegessen<br />

haben. „Während man im Büro anfänglich<br />

eher als fremd wahrgenommen wird, vereinfacht<br />

sich die Kommunikation mit der<br />

Zeit. <strong>Eine</strong> echte Freundschaft zu einem<br />

Ägypter setzt allerdings viel Toleranz auf<br />

beiden Seiten voraus“, so Rauer, der<br />

bereits seine nächste Entsendung nach<br />

Norwegen vorbereitet.<br />

Ginge es nach Abdel Koddous, würden<br />

auch die einheimischen Mitarbeiter vor<br />

dem Eintreffen der Expats an einem interkulturellen<br />

Training teilnehmen. „Das<br />

fördert eine erfolgreiche Zusammenarbeit<br />

und die Toleranz gegenüber der anderen<br />

Kultur.“<br />

Petra Schreiber, freie Journalistin, Hamburg<br />

Sonderheft 05 | 2013 www.personalwirtschaft.de 29


AUSLANDSENTSENDUNG Mitarbeiterauswahl<br />

Kulturelle Prägung<br />

berücksichtigen<br />

Firmen, die in Osteuropa eine Niederlassung oder Filiale<br />

gründen, müssen vor Ort qualifizierte Mitarbeiter und<br />

Führungskräfte finden. Ein Instrument hierfür sind<br />

Assessment Center und Management Audits. Diese müssen<br />

den kulturellen Bedingungen und den Marktbedingungen<br />

vor Ort angepasst werden, um erfolgreich zu sein.<br />

F<br />

ür deutsche Unternehmen, die in Osteuropa<br />

oder Russland Fuß fassen wollen,<br />

haben sich Assessments und Management<br />

Audits als Instrumente für die<br />

Personalsuche und -auswahl bewährt. Beim<br />

Gestalten des Assessment-Prozesses müssen<br />

jedoch einige Besonderheiten beachtet<br />

werden.<br />

Im deutschsprachigen Raum basieren fast<br />

alle modernen, maßgeschneiderten Assessment-Prozeduren<br />

auf dem Kompetenzprofil<br />

von Werner Sarges. Das Kompetenzprofil<br />

für Fachkräfte und Experten besteht<br />

hiernach aus den vier Hauptblöcken „Persönlichkeit<br />

und soziale Kompetenz“, „Fachkompetenz<br />

und Leistung“, „kognitive und<br />

methodische Kompetenz“ sowie „Kommunikation<br />

und Soft Skills“. Das Kompetenzprofil<br />

für Manageraufgaben ist differenzierter.<br />

Es besteht aus den gleichen Blöcken<br />

wie das für Fachkräfte, aber mit einem anderen<br />

Fokus, und schließt den Führungskräfteblock<br />

„Führungskompetenz und Motivation<br />

zu führen“ ein.<br />

Die Kompetenzblöcke werden jeweils auf<br />

definierte Kriterien heruntergebrochen. So<br />

kann das Kompetenzprofil für bestimmte<br />

Aufgaben auf verschiedenen Ebenen beur-<br />

„<br />

30<br />

Sonderheft 05 | 2013 www.personalwirtschaft.de<br />

teilt werden. Beispielsweise umfasst der<br />

Kompetenzblock „Kognitive und methodische<br />

Kompetenz“ unter anderem Parameter<br />

zu den Bereichen Entscheidungsfindung,<br />

Problemlösung, Lernfähigkeit, Konzentration,<br />

Ursache-Wirkungs-Analyse sowie Kreativität<br />

und Wahrnehmung. Jeder dieser<br />

Aspekte wird weiter auf einzelne Verhaltensanker<br />

heruntergebrochen; das hilft den<br />

Beobachtern, die Leistung der Kandidaten<br />

zu evaluieren und zu beurteilen.<br />

Diese Evaluation der Kompetenzen liefert<br />

valide und objektive Ergebnisse im deutschsprachigen<br />

Raum. Doch wie sieht es hiermit<br />

in den osteuropäischen Ländern und<br />

in Russland aus? Assessment-Prozesse und<br />

Management Audits in Osteuropa und Russland<br />

laufen schief, wenn sie sich auf eben<br />

die genannten Hauptblöcke beschränken.<br />

Weitere Kriterien müssen in jedem Fall<br />

berücksichtigt werden.<br />

Wirtschaftlicher Hintergrund<br />

Ein zusätzliches Untersuchungskriterium<br />

ist der „wirtschaftliche Hintergrund“. Ein<br />

Assessment der Faktoren, die die Profitabilität<br />

eines Unternehmens bestimmen, ist<br />

sehr wichtig. Denn einige Generationen im<br />

Osten neigen dazu, diese Parameter zu ignorieren.<br />

Die ältere Generation (geboren zwischen<br />

1950 und 1965) zeigt einen Mangel an<br />

Bewusstsein für ökonomische Belange. Dies<br />

ist zum einen der früheren Planwirtschaft<br />

geschuldet, in der kein Wert auf Profitabilität<br />

gelegt wurde, zum anderen dem Statusbewusstsein<br />

dieser Generation. Denn es<br />

ist eine Tradition, seinen Reichtum zu zeigen<br />

und sich teure Dinge zu kaufen, die<br />

man sich kaum leisten kann, was eine<br />

Kosten-Nutzen-Kalkulation entbehrlich<br />

macht.<br />

Die „Perestroika“-Generation (geboren zwischen<br />

1965 und 1975) hat gelernt, Geld in<br />

einem sich ändernden Umfeld zu verdienen.<br />

Sie versucht häufig, „schnelles Geld“<br />

zu machen, das gleichbedeutend ist mit<br />

„erzieltem Gewinn“. In Polen, Russland und<br />

der Slowakei sind beispielsweise die meisten<br />

wegen Steuerhinterziehung oder Betrug<br />

mit Firmen mit Sitz im Ausland verurteilten<br />

Personen zwischen 46 und 58 Jahre alt.<br />

Die junge Generation (geboren zwischen<br />

1975 und 1990) ist sich der finanziellen<br />

Belange bewusst, da sie dieses Wissen<br />

bereits in der Schule und der Universität<br />

Für deutsche Unternehmen, die in Osteuropa oder Russland Fuß<br />

fassen wollen, haben sich Assessments und Management Audits als<br />

Instrumente für die Personalsuche und -auswahl bewährt.


vermittelt bekam. Dieses bleibt jedoch häufig<br />

sehr theoretisch, da die Firmen in der<br />

Regel keine Analyse der finanziellen Zusammenhänge<br />

und Abhängigkeiten auf der<br />

untergeordneten Hierarchieebene betreiben.<br />

Die Expatriate-Zielgruppe verfügt über das<br />

größte Bewusstsein für diesen Faktor.<br />

Trotzdem ist selbst in dieser Gruppe das<br />

Bewusstsein für die finanziellen Belange<br />

häufig gering, insbesondere bei den Spezialisten<br />

mit überwiegend technischem<br />

Fachwissen.<br />

Verständnis von<br />

Projektmanagement<br />

Ein professionelles Projektmanagement<br />

verlangt unter anderem folgende Fähigkeiten:<br />

Projektkonzipierung, Entwurf eines<br />

Projektplans, Ressourcenplanung, Zeitdisziplin,<br />

Termintreue und Durchführung<br />

von Kommunikationsplänen. In Osteuropa<br />

und Russland müssen beim Assessment-<br />

Prozess und im Management Audit folgende<br />

generationsbedingten Besonderheiten<br />

beachtet werden:<br />

Die ältere Generation zeigt Verständnis für<br />

große Projekte mit einer langen Laufzeit.<br />

Mittelfristige und kurzfristige Projekte hingegen<br />

werden häufig als weniger wichtig<br />

angesehen und die meisten Kandidaten<br />

sind nicht motiviert, diese umzusetzen.<br />

Die „Perestroika“-Generation verfügt über<br />

eine sehr pragmatische, manchmal sogar<br />

intuitive Herangehensweise im Umgang<br />

mit Projekten; man improvisiert gern, hat<br />

aber keine strukturierten Projektfähigkeiten.<br />

Die junge Generation zeigt recht gute Projektmanagementfähigkeiten,<br />

doch häufig<br />

unterschätzt sie die Bedeutung der Planungsphase.<br />

Zunächst wird ohne viel Planung<br />

und detaillierte Analyse agiert, und<br />

führt das nicht zum Ziel, wird das Projekt<br />

umdefiniert und überarbeitet. Mehrausgaben<br />

bei den Ressourcen und Veränderungen<br />

im Zeitrahmen sind die Folge. Daher<br />

ist das Assessment dieser Fähigkeit in dieser<br />

Zielgruppe besonders wichtig.<br />

Die Expatriate-Zielgruppe verfügt aufgrund<br />

ihrer Arbeitserfahrung in westlichen Firmen<br />

meist über gute Projektmanagementfähigkeiten.<br />

Trotzdem kann eine gewisse<br />

Ermüdung („Das haben wir ja schon so oft<br />

gemacht“) beobachtet werden mit der Folge,<br />

dass der persönliche Vorteil höher eingeschätzt<br />

wird als das Projektergebnis.<br />

Interkulturelle Kompetenz<br />

Interkulturelle Kompetenz ist die Kompetenz<br />

zum Kommunizieren, Betreiben und<br />

Erreichen von Ergebnissen in einem länderübergreifenden<br />

Umfeld. Dazu gehören<br />

auch kognitive Aspekte, etwa die Fähigkeit<br />

zu lernen, die Bereitschaft, andere Lebens-,<br />

Arbeits- und Verhaltensweisen zu akzep-


AUSLANDSENTSENDUNG Mitarbeiterauswahl<br />

„ Die osteuropäischen Kulturen prägen die Arbeit und<br />

das Arbeitsumfeld der Menschen und müssen in die<br />

Beurteilung der Zielgruppen miteinfließen.<br />

tieren, sich anzupassen, also insgesamt<br />

offen zu sein. Bei diesem Zusatzkriterium<br />

für Osteuropa und Russland gibt es ebenfalls<br />

generationsbedingte Besonderheiten<br />

des Assessment-Prozesses und des Management<br />

Audits.<br />

Die ältere Generation hat wenig Gefühl für<br />

interkulturelle Kompetenz. In der Sowjetzeit<br />

war Russland das bestimmende Land,<br />

und die ältere Generation pflegt noch immer<br />

diese Einstellung und erwartet von anderen,<br />

sich anzupassen. Das Verständnis für<br />

verschiedene Kulturen ist gering. Deshalb<br />

muss besonders bei dieser Zielgruppe diese<br />

Fähigkeit gemessen und beurteilt werden.<br />

Die „Perestroika“-Generation hat auf die<br />

harte und praktische Weise gelernt, diesen<br />

Aspekt im geschäftlichen Umgang mit Ausländern<br />

zu beachten – durch Fehler und<br />

verlorene Aufträge. Niemand vermittelte<br />

ihnen das diesbezügliche Wissen, es ließ<br />

sich nur aus Erfahrungen beziehungsweise<br />

intuitiver kognitiver Kompetenz sowie<br />

aus menschlichen Interaktionen ableiten.<br />

Das Assessment dieser Kompetenz ist deshalb<br />

in dieser Gruppe von besonderem<br />

Interesse.<br />

Die junge Generation betrachtet diese Fähigkeit<br />

als vorhanden, solange sie nicht mit<br />

ernsthaften Projekten auf einem internationalen<br />

Level konfrontiert wird. Wenn die<br />

Vertreter dieser Generation diese Fähigkeit<br />

als selbstverständlich annehmen, sind sie<br />

häufig von den gemachten Erfahrungen<br />

frustriert. Beim Auditieren dieser Kompetenz<br />

ist zu prüfen, wie sie mit Frustration<br />

umgehen, wie sie lernen und ob sie motiviert<br />

sind, fortzufahren und ihre Ziele zu<br />

erreichen.<br />

Die Expatriate-Zielgruppe zeigt eine komplett<br />

andere Tendenz als die ältere Generation.<br />

Ihr Bezugswert wird durch den Standard<br />

in westlichen Ländern, in denen sie<br />

arbeiteten, charakterisiert. Sie erwarten,<br />

dass die lokalen und nativen Kulturen sich<br />

32<br />

Sonderheft 05 | 2013 www.personalwirtschaft.de<br />

entsprechend anpassen und ihr Verhalten<br />

ändern. Das führt zu zahlreichen Konflikten,<br />

in denen sie Hartnäckigkeit und wenig<br />

Kompromissbereitschaft zeigen.<br />

Zusatzkriterium „Einfluss der Kultur“<br />

Des Weiteren sind beim Planen, Gestalten<br />

und Durchführen von Assessments und<br />

Audits folgende Spezifikationen und<br />

Beschränkungen der osteuropäischen Kultur<br />

zu beachten.<br />

Beziehungsorientierte Geschäftskultur:<br />

Anders als westeuropäische Länder agieren<br />

Firmen in Osteuropa und Russland<br />

nicht auf Basis einer zielgerichteten<br />

Geschäftskultur, sondern einer beziehungsorientierten.<br />

Statt Motivation und Effizienz<br />

aus dem Erreichen eines Ziels zu ziehen,<br />

ziehen sie ihre Effizienz und Motivation<br />

aus einer guten persönlichen Beziehung.<br />

Das bedeutet: Ein Projekt geht langsam<br />

voran, solange keine Beziehung aufgebaut<br />

ist, und es gewinnt an Effizienz, wenn eine<br />

Beziehung besteht. Bezogen auf das Assessment<br />

übt dies Einfluss auf Aspekte wie<br />

„Umgang mit Informationen“, „Umgang mit<br />

Fehlern“ und, aus der Motivationsperspektive<br />

betrachtet, „Mut zu Entscheidungen“<br />

aus.<br />

Information als Instrument der Machtausübung:<br />

Information wird in Osteuropa<br />

oft als Instrument der Machtausübung eingesetzt.<br />

Daher erhalten viele Angestellte<br />

keine Informationen und wissen auch nicht,<br />

warum sie bestimmte Aufgaben erledigen.<br />

Das führt zu einem Verlust an Effizienz und<br />

zur Durchführung falscher Tätigkeiten. Es<br />

gibt keinen Raum für Fehler und häufig<br />

werden die Angestellten für Fehler bestraft.<br />

Deshalb treffen sie Entscheidungen nicht<br />

selbst, sondern verlagern diese auf die<br />

nächsthöhere Managementebene. Das<br />

macht den Entscheidungsfindungsprozess<br />

langsam und ineffizient. Dieses Verhalten<br />

sollte bei allen Teilnehmern beurteilt werden.<br />

Unsicherheitsvermeidung: Die Menschen<br />

streben nach Sicherheit. Das macht es für<br />

die Unternehmen einfach, ihre Angestellten<br />

durch Stabilität und sicheres Einkommen<br />

an sich zu binden. Es bedeutet aber<br />

gleichzeitig ein geringes Interesse am Unternehmertum<br />

und eine geringe Bereitschaft<br />

zu Veränderungen. Diese Dimension sollte<br />

beim Assessment und beim Audit berücksichtigt<br />

werden. Sie kann heruntergebrochen<br />

und unter Aspekten wie „Bereitschaft<br />

zu Veränderung“, „Bereitschaft, sich anzupassen“<br />

und „Bereitschaft, aktiv die Umwelt<br />

zu gestalten“ analysiert werden.<br />

Motivation nur durch Sicherheit: Motivationsaspekte<br />

spielen in den östlichen Ländern<br />

eine sehr große Rolle, da viele Menschen<br />

nur nach einer sicheren Arbeit<br />

suchen und durch diese Sicherheit motiviert<br />

sind. Die Motivation, aktiv den Prozess<br />

zu gestalten, ist gering. Daher sind wichtige<br />

Aspekte wie „Bereitschaft zu lernen“,<br />

„proaktive Erweiterung der Erfahrung“ und<br />

„Mut zur Entscheidungsfindung“ von größter<br />

Wichtigkeit beim Assessment und Audit.<br />

Abweichendes Führungsverständnis: Die<br />

Erwartungen an den Führungsstil variieren<br />

im Osten sehr deutlich. In Polen, Tschechien,<br />

Ungarn, Slowenien und der Slowakei ist die<br />

individuelle Leistung wichtiger als die der<br />

Gruppe. In Russland, Rumänien und Bulgarien<br />

hingegen wird die Leistung des<br />

Teams höher bewertet als die Leistung des<br />

Einzelnen. Diese Faktoren können mit den<br />

Aspekten „Teamkompetenz“ und „Kooperationsfähigkeit“<br />

gemessen werden.<br />

Deutsche Firmen, die im östlichen Ausland<br />

Fuß fassen und geeignete Mitarbeiter sowie<br />

Führungskräfte finden und binden wollen,<br />

müssen den Assessment-Prozess und ihre<br />

Management Audits modifizieren. Denn<br />

die osteuropäischen Kulturen prägen die<br />

Arbeit und das Arbeitsumfeld der Menschen<br />

und müssen in die Beurteilung der<br />

Zielgruppen miteinfließen.<br />

Autor<br />

Dr. Michael Finkelstein,<br />

Senior Berater für den Leadership<br />

Development-Bereich<br />

der Unternehmensberatung<br />

Dr. Kraus & Partner, Bruchsal,<br />

info@krauspartner.de


AUSLANDSENTSENDUNG Interkulturelles Training<br />

Offenheit für andere Kulturen<br />

kann man lernen<br />

Entsendungen von Expatriates sind im Rahmen einer internationalen Expansionsstrategie nahezu unerlässlich.<br />

Die Übernahme von Schlüsselfunktionen im Ausland, die Konfrontation mit fremdkulturellen Denkmustern<br />

und widerstrebenden Interessen verlangt dabei nach Kandidaten mit hoher Eignung, die zudem auf ihren<br />

Auslandseinsatz systematisch vorbereitet werden sollten.<br />

I<br />

n einer kürzlich veröffentlichten Studie<br />

(Groenewald/Stein, 2012) wird ein<br />

Benchmarking zu zentralen Aussagen der<br />

Entsendungsrichtlinien 38 führender<br />

deutscher Unternehmen präsentiert. Zu<br />

ihnen zählen Schwergewichte wie Daimler,<br />

Siemens, Lufthansa, BASF und Henkel,<br />

aber auch Hidden Champions aus<br />

dem Bereich des Mittelstands. Neben allen<br />

übrigen relevanten Regelungen (z. B. Vergütung,<br />

soziale Absicherung, Transferkonzepte)<br />

wurden dabei auch die verschiedenen<br />

Vorgaben analysiert, die die<br />

systematische Vorbereitung angehender<br />

Expatriates auf Auslandseinsätze regeln.<br />

Die meisten Richtlinien stellen auf drei<br />

zentrale Bausteine einer Auslandsvorbereitung<br />

ab, nämlich die Vermittlung<br />

(fremd)sprachlicher Kompetenzen, ein<br />

interkulturelles Training und eine vorbereitende<br />

Kurzreise in das Einsatzland –<br />

meist als „Look and see Trip“ bezeichnet.<br />

In jüngerer Zeit nimmt der Anteil der<br />

34<br />

Sonderheft 05 | 2013 www.personalwirtschaft.de<br />

Unternehmen zu, die als vierten Baustein<br />

zusätzlich ein Sicherheitstraining in die<br />

Auslandsvorbereitung einbeziehen. Nachfolgend<br />

soll skizziert werden, wie diese<br />

Maßnahmen angelegt sind und wie sich<br />

deren Verwendung gemäß den Aussagen<br />

der betrachteten Unternehmen darstellt.<br />

Sprachtraining – Barrieren<br />

überwinden und Netzwerke knüpfen<br />

Damit sich der Expatriate im Einsatzland<br />

besser einleben und effizienter arbeiten<br />

kann, sollten bereits vorab Sprachkenntnisse<br />

vorhanden sein oder durch intensiven<br />

Sprachunterricht erworben werden.<br />

Häufig empfiehlt es sich, dieses Training<br />

vor Ort fortzusetzen. Gleiches gilt für den<br />

Partner, insbesondere wenn dieser aufgrund<br />

der Position des Expatriates auch<br />

Repräsentationspflichten zu übernehmen<br />

hat, sowie für schulpflichtige Kinder.<br />

Wenn in der neuen Umgebung möglichst<br />

zügig soziale Netzwerke geknüpft wer-<br />

den sollen, müssen Sprachbarrieren nach<br />

und nach überwunden werden.<br />

Die sprachliche Kompetenz des Expatriates<br />

dürfte gerade in Ländern, in denen ein<br />

mitarbeiterorientierter Führungsstil erwartet<br />

wird und/oder zwischenmenschliche<br />

Beziehungen von zentraler Bedeutung sind,<br />

ein wesentlicher Erfolgsfaktor sein. Bei<br />

fehlender Beherrschung der jeweiligen<br />

Landessprache drohen zudem Kontrollprobleme,<br />

da viele Aktivitäten der lokalen<br />

Mitarbeiter nicht im erforderlichen Umfang<br />

erfasst und überwacht werden können<br />

(Festing/Dowling/Weber/Engle, 2011, S.<br />

331).<br />

Viele global tätige Unternehmen versuchen,<br />

Kommunikationsprobleme im Ausland<br />

zu reduzieren, indem sie weltweit<br />

eine einheitliche „Konzernsprache“ (etwa<br />

Englisch) nutzen. Die eben angedeuteten<br />

Probleme können so aber nur teilweise<br />

verhindert werden. Als Fazit bleibt festzuhalten:<br />

Selbst exotische Sprachen soll-


ten zumindest rudimentär erlernt werden<br />

(unter anderem auch, weil eine strikte<br />

Weigerung des Expatriates, die Sprache<br />

des Entsendungslandes zu lernen,<br />

bei Einheimischen das Gefühl der Geringschätzung<br />

ihrer Kultur aufkommen lassen<br />

kann).<br />

Die Untersuchung der Entsendungsrichtlinien<br />

hat gezeigt, dass 34 der 38 Unternehmen<br />

das Angebot von Sprachtrainings<br />

betonen, 29 Hinweise beziehen Partner<br />

jeweils ausdrücklich ein, für begleitende<br />

Kinder gilt dies nur in 23 Fällen. Der<br />

Umfang des Sprachtrainings wird in fast<br />

der Hälfte aller Fälle gemäß Bedarfseinschätzung<br />

der angehenden Expatriates<br />

festgelegt, häufig erscheinen 100, 120<br />

oder 150 Stunden als angemessen. Die<br />

Kosten werden in der Regel bis zu einem<br />

definierten Betrag firmenseitig übernommen,<br />

die Deckelungen liegen zum Beispiel<br />

bei 1385, 1500 oder 2000 Euro.<br />

Interkulturelles Training – für das<br />

Gastland sensibilisieren<br />

Die Integration in die anderskulturell<br />

geprägte Arbeitswelt und das gesellschaftliche<br />

Umfeld wird für Expatriates und<br />

begleitende Partner umso schwieriger, je<br />

deutlicher landeskulturelle Unterschiede<br />

zwischen Heimat- und Einsatzland ausgeprägt<br />

sind. Der erfolgreiche Umgang mit<br />

diesen Unterschieden und die Art und<br />

Weise der Anpassung an die Gastlandkultur<br />

beeinflussen das Gelingen des Auslandseinsatzes<br />

in deutlicher Weise.<br />

Dem tragen international engagierte<br />

Unternehmen mehrheitlich Rechnung,<br />

indem sie mit speziellen Trainingsmaßnahmen<br />

versuchen, die interkulturelle<br />

Kompetenz der zu entsendenden Mitarbeiter<br />

zu entwickeln. Erste Maßnahmen<br />

bemühen sich darum, Einsichten in und<br />

Verständnis für kulturelle Verschiedenheit<br />

zu fördern; im Endergebnis sollte der<br />

Expatriate in der Lage sein, mit kultureller<br />

Verschiedenheit angemessen und produktiv<br />

umzugehen. Ein Dax-Konzern<br />

formuliert dies in seinen Entsendungsrichtlinien<br />

sinngemäß so: „Der Mitarbeiter<br />

wird durch interkulturelles Training<br />

03 |2013 www.personalwirtschaft.de 35


AUSLANDSENTSENDUNG Interkulturelles Training<br />

in die Lage versetzt, die zukünftigen<br />

Geschäftspartner und Mitarbeiter in<br />

ihrem jeweiligen kulturellen und sozialen<br />

Umfeld zu verstehen. Ferner schärft dieses<br />

Training das Bewusstsein des Expatriates<br />

für kulturelle Unterschiede bei<br />

Verhandlungen und in der Mitarbeiterführung.“<br />

31 der in die Studie einbezogenen Unternehmen<br />

erwähnen in ihren Richtlinien<br />

ausdrücklich Trainingsangebote zur interkulturellen<br />

Vorbereitung, nur sieben<br />

äußern sich nicht. Inhalte, Methoden und<br />

Umfang des Trainings werden von der<br />

Kultur des Einsatzlandes, früheren Erfahrungen<br />

des Expatriates, aber auch von<br />

den speziellen Herausforderungen in der<br />

dort einzunehmenden Position abhängen.<br />

Im Regelfall dürfte die Sensibilisierung für<br />

die Gastlandkultur auf den zu entsendenden<br />

Mitarbeiter abzielen, in 27 Texten<br />

werden aber auch die begleitenden Partner<br />

und in 20 Fällen Kinder genannt.<br />

Look and see Trips –<br />

Atmosphäre schnuppern<br />

Nahezu alle international engagierten<br />

Unternehmen laden potenzielle Expatriates<br />

im Vorfeld eines langfristigen Auslandseinsatzes<br />

zu einem Besuch der Auslandsniederlassung<br />

ein, 31 der 38 analysierten<br />

Richtlinien weisen ausdrücklich darauf<br />

hin. In 28 Fällen werden auch die Partner,<br />

in zehn Fällen selbst die Kinder einbezogen.<br />

Teilweise wird die zeitliche Dauer<br />

dieses Orientierungsbesuches angespro-<br />

36<br />

Mehr zum Thema<br />

Festing, M./Dowling, P./Weber, W./Engle, A.:<br />

Internationales Personalmanagement, 3. Aufl.,<br />

Wiesbaden 2011.<br />

Groenewald, H./Stein, V.: Auslandsentsendung<br />

aktuell. Benchmarkingstudie zu den<br />

Entsendungsrichtlinien 38 führender deutscher<br />

Unternehmen, Siegen 2012.<br />

Thomas, A./Schroll-Machl, S.: Information<br />

und Training als Vorbereitung für den Auslandseinsatz,<br />

in: Berthel, J./Groenewald, H. (Hrsg.):<br />

Personalmanagement. Zukunftsorientierte<br />

Personalarbeit, Loseblattwerk,<br />

19. Nachlieferung, Landsberg 1995.<br />

Sonderheft 05 | 2013 www.personalwirtschaft.de<br />

chen, sie kann deutlich variieren: Sieben<br />

Unternehmen sehen eine Begrenzung auf<br />

eine Woche vor, fünf gewähren maximal<br />

fünf Tage, sechs höchstens drei Tage.<br />

Dabei differenzieren neun Unternehmen<br />

ausdrücklich zwischen Inter- und Intrakontinental-Reisen<br />

(fünf bis sieben versus<br />

drei bis fünf Tage).<br />

Der Look and see Trip erfolgt gelegentlich<br />

vor dem Abschluss eines Entsendungsvertrages.<br />

Dann dient dieser häufig (auch)<br />

der Entscheidungsfindung der aufnehmenden<br />

Gesellschaft und/oder des potenziellen<br />

Expatriates. Mehrheitlich geht es<br />

aber darum, nach erfolgter Auswahlentscheidung<br />

und Vertragsunterzeichnung<br />

dem zukünftigen Expatriate die Auslandsniederlassung<br />

(soweit noch nicht bekannt)<br />

sowie zukünftige Vorgesetzte und Kollegen<br />

vorzustellen (Festing/Dowling/Weber/<br />

Engle, 2011, S. 330). Gemeinsam mit der<br />

Familie sollen die allgemeinen Lebensbedingungen<br />

und die Wohn- und Schulsituation<br />

erkundet werden, vereinzelt werden<br />

hinsichtlich der Wahl der Wohnung<br />

und der Schule schon erste Vorentscheidungen<br />

getroffen.<br />

In vielen Fällen sind zusätzliche dienstliche<br />

Aspekte des Trips relevant: Sieben<br />

Unternehmen bestehen auf einer gemeinsamen<br />

Planung der Reise zusammen mit<br />

dem zukünftigen Arbeitgeber im Einsatzland.<br />

Sinnvoll erscheinen Regelungen,<br />

nach denen der Auslandsentsandte eine<br />

gewisse Zeit mit einem Manager der Auslandsgesellschaft<br />

oder sogar mit der zu<br />

ersetzenden Person verbringen muss.<br />

<strong>Eine</strong> genaue Dokumentation der Reise<br />

verlangen immerhin drei der in der Studie<br />

vertretenen Unternehmen.<br />

Sicherheitstraining<br />

In verschiedenen Regionen der Welt drohen<br />

neben mehr oder weniger verbreiteten<br />

kriminellen Übergriffen gelegentlich<br />

weitere unkalkulierbare Risiken, man<br />

denke an Naturkatastrophen oder innere<br />

Unruhen. Darauf bezogen werden von vielen<br />

Unternehmen im Vorfeld von Entsendungen<br />

kurze Sicherheitsbriefings oder<br />

ausführlichere Sicherheitstrainings durch-<br />

geführt. Sie dienen der Information über<br />

Sicherheitsvorkehrungen in der Auslandsniederlassung,<br />

beinhalten häufig aber<br />

auch eine Vorbereitung auf die Sicherheitslage<br />

im Einsatzland. Für bestimmte<br />

Einsatzregionen und Zielgruppen (z. B.<br />

CEOs) kann ein solches Sicherheitstraining<br />

verpflichtend sein.<br />

Letztlich ist es für jeden Expatriate, aber<br />

auch für die begleitenden Familienmitglieder<br />

wichtig, ein gesundes Gefahren- und<br />

Sicherheitsbewusstsein zu entwickeln,<br />

Schwachstellen im eigenen Umfeld zu<br />

erkennen und sicherheitsgerechtes Verhalten<br />

an den Tag zu legen. Die Tatsache,<br />

dass etwa die Hälfte der untersuchten Richtlinien<br />

überhaupt keine Angaben zu Sicherheitstrainings<br />

macht, lässt diesbezüglich<br />

aber noch Regelungslücken vermuten.<br />

Individuelle Anpassung<br />

Die skizzierten Konzepte der Vorbereitung<br />

auf Auslandseinsätze werden in vielen<br />

Fällen in Kombination eingesetzt,<br />

dabei allerdings in unterschiedlicher Ausgestaltung.<br />

So zwingen zum Beispiel Entsendungen,<br />

die unter Zeitdruck vorgenommen<br />

werden müssen, häufig zu<br />

reduzierten Kompromissen. Andererseits<br />

wird das oben beschriebene Spektrum<br />

häufig auch noch um fachlich ausgerichtete<br />

Trainingsmaßnahmen ergänzt, etwa<br />

wenn im Auslandseinsatz ein weiter gefächertes<br />

Aufgabenspektrum zu betreuen<br />

ist als im Stammland. Verschiedentlich<br />

erhalten die zukünftigen Expatriates vorab<br />

die Möglichkeit zu vorgeschalteten<br />

Informationsdurchläufen durch andere<br />

Abteilungen und/oder Standorte in<br />

Deutschland, um so auch in fachlicher<br />

Hinsicht bestens gewappnet zu sein.<br />

Autor<br />

Prof. Horst Groenewald<br />

lehrte an der Universität<br />

Siegen Allgemeine BWL und<br />

Personalmanagement mit<br />

dem Schwerpunkt Auslandsorientierte<br />

Personalarbeit,<br />

horst.groenewald@t-online.de


AUSLANDSENTSENDUNG Interkulturelles Training<br />

Nicht ohne meine Familie<br />

Wenn Partner und Familie Entsendete ins Ausland<br />

begleiten, stellen zahlreiche Herausforderungen den<br />

Erfolg der Entsendung auf die Probe. Die familiäre<br />

Situation ist daher im Vorfeld genau zu analysieren<br />

und es ist unerlässlich, Partner und Kinder in ein<br />

vorbereitendes und begleitendes interkulturelles<br />

Training einzubeziehen.<br />

I<br />

nterkulturelles Training beginnt schon<br />

vor der Entsendung und reicht bis zur<br />

Unterstützung im Zielland: Da sich Fachund<br />

Führungskräfte heute differenziert<br />

auf den Weltmärkten bewegen – oft in<br />

verschiedenen Kulturräumen und in<br />

Begleitung von Partner und Familie –<br />

greifen länderspezifische eintägige Schulungen<br />

zu kurz. Denn die einmalige Vorbereitung<br />

schafft noch lange keine interkulturelle<br />

Kompetenz. Gefordert ist<br />

vielmehr individuelles interkulturelles<br />

Training, welches die ganze Familie so<br />

langfristig und so umfassend wie möglich<br />

bei der Herausforderung Auslandsentsendung<br />

begleitet.<br />

Persönliche Situation<br />

berücksichtigen<br />

Nicht berufs- und aufgabenbezogene, sondern<br />

persönliche Gründe sind entscheidend<br />

für den Erfolg einer Auslandsentsendung,<br />

so die Ergebnisse des Ernst &<br />

Young „Global Mobility Effectiveness Sur-<br />

38<br />

Sonderheft 05 | 2013 www.personalwirtschaft.de<br />

vey“ (siehe auch Seite 20). Rund 95 Prozent<br />

der im Rahmen der Studie befragten<br />

Mitarbeiter räumen ein, dass ihre<br />

Erwartungen an den Auslandsaufenthalt<br />

sowie die Vorbereitung auf die neue Umgebung<br />

und Kultur nicht erfüllt worden seien.<br />

Insbesondere gilt dies in Bezug auf<br />

die begleitenden Partner und Familien,<br />

so die Studie. „Interkulturelles Training<br />

muss darum die gesamte berufliche und<br />

persönliche Situation der Entsendeten<br />

miteinbeziehen – und das schon bei<br />

der Konzeption der Maßnahmen“, sagt<br />

Michael Kern, Geschäftsführer der Kern<br />

AG IKL, die Fach- und Führungskräfte<br />

mit maßgeschneidertem interkulturellen<br />

Training auf Auslandseinsätze vorbereitet<br />

und den Relocation-Prozess mit<br />

Sprachentraining begleitet.<br />

<strong>Eine</strong> zeitlich und inhaltlich knapp bemessene<br />

Schulung, die vor allem Faktenwissen<br />

zu Land und Leuten vermittelt, kann Expatriats<br />

und ihre Familien nicht ausreichend<br />

auf die tiefgreifenden Veränderungen in<br />

der gesamten Lebenswelt sowie die Herausforderungen<br />

im interkulturellen Umfeld<br />

vorbereiten, auf die sie nach ihrer Ankunft<br />

im Zielland sicher stoßen werden.<br />

Prozessorientiert statt kurzfristig<br />

Um das zu verhindern, fragt die Kern AG<br />

IKL bei der Konzeption des maßgeschneiderten<br />

interkulturellen Trainings Personalverantwortliche<br />

zum Beispiel, welche<br />

Kompetenzen der Teilnehmer und seine<br />

Familie mitbringen und welche sie noch<br />

brauchen, um sich optimal vorzubereiten.<br />

„Welche Aufgaben und Herausforderungen<br />

erwarten die Familie vor, während<br />

und nach der Auslandsentsendung? Inwiefern<br />

können die Partner ihren Beruf im<br />

Zielland ausüben? Welche Schritte müssen<br />

sie unternehmen, um sich beruflich<br />

zu verwirklichen? Das sind Fragen, die<br />

schon bei der Konzeption beantwortet<br />

werden müssen“, erklärt Michael Kern.<br />

Der konkrete Trainingsbedarf wird<br />

zunächst hinsichtlich individueller, sozia-


ler, fachlicher und strategischer Kompetenzen<br />

festgestellt. Das interkulturelle<br />

Training ermöglicht es den Teilnehmern<br />

dann, ihre persönlichen Kompetenzen auf<br />

den spezifischen interkulturellen Kontext<br />

zu übertragen. Um einen nachhaltigen<br />

Effekt zu erzielen, werden verschiedene<br />

Trainingsmaßnahmen wie zum<br />

Beispiel länderspezifische Trainings, Planspiele,<br />

interkulturelles Coaching und Beratung<br />

für jede Familie individuell kombiniert.<br />

Emotionale Herausforderung<br />

auffangen<br />

Neben der Sprachbarriere ist die Veränderung<br />

der Lebensumstände, sowohl bei<br />

der Entsendung als auch bei der Reintegration,<br />

für alle Familienmitglieder meist<br />

eine emotionale Herausforderung. Häufiger<br />

als noch vor einigen Jahren steht auch<br />

die Karriere des begleitenden Partners<br />

im Mittelpunkt. „Kulturstress und Kulturschock<br />

werden von Eltern und Kindern,<br />

beschäftigtem und erziehendem<br />

Partner unterschiedlich wahrgenommen.<br />

Fühlt sich die Familie nicht wohl, ist dies<br />

oft so belastend, dass eine Auslandsentsendung<br />

frühzeitig abgebrochen wird“,<br />

erzählt Michael Kern. Um interkulturelle<br />

Handlungsfähigkeit auch für die Partner<br />

und die Kinder der Entsendeten zu<br />

sichern, erfolgt das Training in drei Phasen.<br />

Im Verlauf der Sensibilisierungsphase<br />

soll die interkulturelle Lernbereitschaft<br />

erreicht werden, die während einer Aufbauphase<br />

mit Kulturinfos, praktischen<br />

Hinweisen und Tipps untermauert wird<br />

und in einer verhaltensbezogenen Phase<br />

mit dem erfolgreichen Aufbau von Beziehungen<br />

zu fremdkulturellen Interaktionspartnern<br />

angewendet wird (siehe<br />

Abbildung).<br />

Cultural Awareness als<br />

Schlüsselkompetenz<br />

„Interkulturelle Trainer sollten vor,<br />

während sowie nach der Auslandsentsendung<br />

persönliche Berater sein, Probleme<br />

offen ansprechen, und helfen, die Veränderungen<br />

als Chance wahrzunehmen“,<br />

Interkulturelles Training in drei Phasen Abbildung<br />

Die Sensibilisierungsphase vermittelt interkulturelle Lernbereitschaft, die während einer Aufbauphase<br />

mit Kulturinfos und Tipps untermauert wird und in einer verhaltensbezogenen Phase mit dem<br />

erfolgreichen Aufbau von Beziehungen zu fremdkulturellen Interaktionspartnern angewendet wird.<br />

Leben in Thailand<br />

Wo stehen meine Familie und ich vor der Entsendung? Kann die gemeinsame Erfahrung unsere<br />

Beziehung stärken? Wie viel Abschiedsschmerz ist normal? Und wie können wir den Aufenthalt auch<br />

als persönliche Chance nutzen? Diese Fragen stellte Marc Appelt, Chief Financial Officer für die<br />

Region Asia Pacific der MAN Truck & Bus AG, der in Thailand eine neue Aufgabe wahrnehmen sollte.<br />

Gemeinsam mit der Münchner Personalentwicklung des Fahrzeugbauers hat die Kern AG IKL ein<br />

Trainingsprogramm für die ganze Familie entworfen. Um die Führungskraft umfassend auf die<br />

Entsendung vorzubereiten, wurden die Maßnahmen auf das familiäre Umfeld des Mitarbeiters<br />

abgestimmt. Im Fokus des Trainingsprogramms standen nicht nur die beruflichen Aufgaben des<br />

Expatriates, sondern vor allem die privaten Herausforderungen, die auf seine ganze Familie<br />

zukommen würden. „Gemeinsam mit allen Familienmitgliedern wurden die Phasen der Entsendung,<br />

vom Abschied aus Deutschland über den Umzug nach Thailand, die Anfangszeit im neuen Land<br />

und die Phase der Stabilität in Rollenspielen erprobt“, berichtet Michael Kern. Und das Konzept<br />

scheint aufgegangen zu sein: „Insbesondere unsere Kinder können schon jetzt erstaunlich viel des<br />

Gelernten anwenden: Sie beherrschen nicht nur die Grundlagen der Sprache, sondern haben auch<br />

viele der Überlebenstipps verinnerlicht. Und noch viel wichtiger: Wir sprechen jetzt sehr viel über die<br />

bevorstehenden, großen Veränderungen für unsere Familie“, reflektiert Marc Appelt.<br />

rät der Geschäftsführer. Erst das Bewusstsein<br />

der Entsendeten, dass die eigene<br />

Wahrnehmung auch durch das kulturelle<br />

Erbe mitbestimmt wird, ist die Grundlage<br />

dafür, interkulturelle Konflikte zu<br />

vermeiden oder erfolgreich zu meistern.<br />

Nur durch ein fundiertes Verständnis der<br />

Kultur des jeweiligen Geschäftspartners<br />

kann der erfolgreiche Umgang mit Problemen<br />

bei interkulturellen Kontakten<br />

erreicht werden. Dies ermöglicht den Teilnehmern,<br />

erfolgreiche Strategien für den<br />

Alltag im Ausland zu entwickeln – sowohl<br />

im geschäftlichen als auch im privaten<br />

Umfeld. „Trotz zunehmender globaler<br />

Best Practice<br />

Interaktionen wird es immer Unterschiede<br />

geben, die wie eine unsichtbare Hand<br />

unser Handeln bestimmen“, sagt Michael<br />

Kern. „Wer diese kennt und akzeptiert,<br />

kann das Wissen im neuen Alltag konkret<br />

anwenden.“<br />

Autor<br />

Heiko Spahn,<br />

Projektleiter interkulturelle<br />

Konzepte und Management<br />

Skills, KERN AG IKL, Business<br />

Language Training & Co. KG,<br />

Frankfurt am Main,<br />

heiko.spahn@kerntraining.com<br />

Sonderheft 05 | 2013 www.personalwirtschaft.de 39<br />

Quelle: Kern AG IKL, 2013


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Richard-Reitzner-Allee 1<br />

85540 Haar<br />

Tel. 089/43607280<br />

service@april-medibroker.de<br />

www.april-medibroker.de<br />

averto GmbH - Relocation &<br />

Interkulturelle Trainings<br />

Berner Straße 36<br />

60437 Frankfurt am Main<br />

Tel. 069/67733404<br />

tanja.steinbrech@averto.com<br />

www.averto.com<br />

AXA Krankenversicherung AG<br />

Colonia-Allee 10-20<br />

51067 Köln<br />

Tel. 0221/14822098<br />

expat-service@axa.de<br />

www.axa.de<br />

BDAE Gruppe<br />

Kühnehöfe 3<br />

22761 Hamburg<br />

Tel. 040/30687445<br />

beratung@bdae.de<br />

www.bdae.com<br />

Carl Duisberg Centren<br />

Hansaring 49-51<br />

50670 Köln<br />

Tel. 0221/1626-262<br />

satta@cdc.de<br />

www.carl-duisberg-interkulturellestraining.de<br />

cinco.systems - consulting for<br />

international collaboration<br />

Glockengießerwall 26<br />

20095 Hamburg<br />

Tel. 040/809081552<br />

office@cinco-systems.de<br />

www.cinco-systems.de<br />

compass international gmbh<br />

Epplestraße 5 a<br />

70597 Stuttgart<br />

Tel. 0711/284709-0<br />

info@compass-international.de<br />

www.compass-international.de<br />

Crown Worldwide GmbH, Geschäftsbereich<br />

Crown World Mobility<br />

Am Seedamm 44<br />

60489 Frankfurt am Main<br />

Tel. 069/15394000<br />

gdecarlo@crownww.com<br />

www.crownworldmobility.com<br />

Culture Options - Dr. Cornelius Görres<br />

Heinrich-Heine-Straße 13<br />

80686 München<br />

Tel. 089/48999838<br />

info@culture-options.de<br />

www.culture-options.de<br />

Culture Waves<br />

Friedenweg 32<br />

53332 Bornheim<br />

Tel. 02227/9086252<br />

contact@culturewaves.com<br />

www.culturewaves.com<br />

Deloitte<br />

Schwannstraße 6<br />

40476 Düsseldorf<br />

Tel. 0211/87720<br />

www.deloitte.de<br />

ECA International<br />

New Brook Buildings, 16 Great Queen Street<br />

London WC2B 5DG<br />

Tel. +44/20/7351-5000<br />

eca.uk@eca-international.com<br />

www.eca-international.com<br />

©2013 <strong>Personalwirtschaft</strong>, Quelle: Eigenauskünfte der Befragten, Rücklauf 36 von 54 Aussendungen, kein Anspruch auf Vollständigkeit<br />

40<br />

Auslandskrankenversicherung<br />

Sonderheft 05 | 2013 www.personalwirtschaft.de<br />

Relocation, Interkulturelles Training, Beratung,<br />

Länderexperten, Immigration Services<br />

Administration, Internationale Krankenversicherungslösungen<br />

Interkulturelles Training, Beratung, Administration,<br />

Länderexperten, Sozialversicherungs-Expertisen<br />

und alternative Versicherungslösungen,Vereinsmitgliedschaft<br />

für Expatriates<br />

Interkulturelles Training, Beratung, Administration,<br />

Länderexperten<br />

Interkulturelles Training, Beratung, Internationale<br />

Strategische Personalentwicklung<br />

Relocation, Interkulturelles Training, Beratung,<br />

Länderexperten<br />

Relocation, Interkulturelles Training, Beratung,<br />

Administration, Länderexperten,<br />

Partner Career Support Unterstützung des<br />

Lebenspartners bei der beruflichen Neuorientierung<br />

Interkulturelles Training, Beratung, Länderexperten,<br />

Diversity-Beratung / -Training,<br />

Re-Integration<br />

Interkulturelles Training, Beratung, Länderexperten,<br />

Teamentwicklungsworkshops,<br />

internationale HR und Leadership Development<br />

Programme, Virtuelles Coaching, interkulturelle<br />

Kompetenz-Tools; international<br />

Präsentieren und Verhandeln; Welcome-to-<br />

Germany-Trainings und Workshops für Inpatriates<br />

und Repatriates<br />

Beratung, Administration<br />

Beratung, Administration<br />

Umfassende Unterstützung bei der Wahl der Krankenversicherung für Expatriates:<br />

Beratung von der Angebotserstellung bis hin zur Tarifwahl, firmenspezifische<br />

Gruppenverträge, professionelle Betreuung<br />

Destination Services, Departure Services, Immigration Services, Entsendungsmanagement,<br />

Interkulturelle Trainings<br />

Umfassender und weltweit gültiger Krankenversicherungsschutz für Expatriates,<br />

Impatriates und deren Familienangehörige; mehrsprachige 24/7-<br />

Hotline für entsandte Mitarbeiter; praktische Online-Services für Arbeitnehmer<br />

und Arbeitgeber; sämtliche Assistance-Leistungen erfolgen durch<br />

Unternehmen der AXA-Gruppe; maßgeschneiderte Versicherungslösungen;<br />

Option auf Weiterversicherung<br />

Länderspezifische Beratung: Infos über Sozialversicherung, Visabestimmungen,<br />

Einreise-, Aufenthalts- und Arbeitserlaubnis, Beratung der Expats und<br />

Familie; Administration: Unterstützung beim Abwickeln des internationalen<br />

Personalmanagements, Erarbeitung von individuellen SV-Lösungen, Vertragsgestaltung,<br />

Vergütungsfragen, Steuern; Internationale Entsenderichtlinien und<br />

-verträge in Abstimmung mit der allgemeinen Personalpolitik des Unternehmens;<br />

Auslandsversicherung für Expatriates; Interkulturelles Training<br />

Cultural Awareness Training; Kultur- und länderspezifische Vorbereitung auf<br />

Auslandseinsätze; The International Profiler (TIP): Assessment interkultureller<br />

Kompetenz; Intensivseminar für Personalfachleute: Gestaltung von Mitarbeiterverträgen<br />

bei Entsendung; Projektberatung und Begleitung, Einzelund<br />

Gruppencoaching; Carl Duisberg Competence: Interkulturelle Handlungskompetenz<br />

in Global English; Training & Coaching vor, während und<br />

nach der Entsendung; Trainerzertifizierung für interkulturelle Kompetenz<br />

Coaching zur beruflichen und persönlichen Standortbestimmung bei internat.<br />

Aufgaben; Kompetenztrainings für Auslandseinsätze; Teambuilding und<br />

Moderation internat. Projektteams; Konfliktcoaching bei Auslandeinsätzen;<br />

Führungskräfteentwicklung für internat. Tätigkeiten; Organisationsberatung<br />

für ausländische Standorte; Aufbau internat. Personalentwicklungsstrategien<br />

Interkulturelle Trainings sowohl inbound als auch outbound für Entsendete,<br />

Ehepartner und Kinder; Re-Patriation-Seminare, Relocation vor Ort in<br />

Deutschland bzw. Vermittlung geeigneter Relocation-Partner im Ausland;<br />

Spouse Coaching mit Schwerpunkt auf Karrierechancen in Deutschland<br />

Maßgeschneiderte Lösungen im Entsendungsmanagement: Programm<br />

Management, Beratung in der Relocation Policy, Vergütung und Ausgaben<br />

Management, Umzugslogistik, Wohnungs- und Schulsuche, Unterstützung<br />

des Lebenspartners bei der beruflichen Neuorientierung, interkulturelle<br />

Trainings<br />

Beratung - Coaching - Training: Vorbereitung Auslandseinsatz weltweit,<br />

Welcome to Germany, Re-Integration, internationale Teams; Kooperation<br />

mit zuverlässigen Anbietern von Relocation, Rechtsberatung und weiteren<br />

relevanten Services.<br />

Länderspezifische Vorbereitung für Expatriates und ihre Familien; Interkulturelles<br />

Kompetenzprofil mit Online-Entwicklungsinstrumenten wie z. B.<br />

dem Tool „The International Profiler“ durch lizensierte Berater,<br />

Coaching/Beratung vor Ort und virtuell; Re-Entry Trainings- und Workshops<br />

nach der Auslandsentsendung; Interkulturelle Trainings und Workshops<br />

unter Einbeziehung der (Ex-) Expatriates; Hotline-Beratung für Expatriates<br />

und Zusammenstellungen von Praxisleitfäden für das Leben und Arbeiten<br />

im Ausland<br />

Einkommenssteuerplanung, Hypothetische Steuerberechnungen, Bruttolohnbesprechung,<br />

Nettolohnhochrechnung, Erstellung der Einkommenssteuererklärung<br />

im Heimat- und Gastland, Entwicklung von Steuerausgleichsmodellen,<br />

Design und Implementierung von eigenkapitalbasierten<br />

Vergütungssytemen, Erstellung von Gehaltsabrechnungen, Lohnsteuerliche<br />

Beratung, Nachberechnung von SV-Beiträgen und Unterstützung von SV-<br />

Prüfungen, Entwicklung unternehmensweiter Entsendungstrategien<br />

Services und Beratungsleistungen u.a.: Daten für internationale Vergütung<br />

(z.B. Kalkulation von Standort- und anderen Zulagen); Entwicklung und<br />

Redesign von Entsendungs- und Mobilitätsrichtlinien; Vorbereitung und<br />

Management von Auslandsentsendungen, Repatriierung; Tools und Software<br />

zur Berechnung von Gehaltspaketen, Steuern, Zulagen u.v.m.; internationales<br />

HR-Training und Networking<br />

weltweit<br />

weltweit<br />

weltweit<br />

weltweit<br />

weltweit<br />

Argentinien, Brasilien,<br />

Chile, Golfstaaten, Dubai,<br />

Frankreich, UK, Indien,<br />

Indonesien, Italien,<br />

Nahost, Kanada, Mexiko,<br />

Russland, Spanien, USA<br />

weltweit<br />

weltweit<br />

weltweit<br />

Nord-Amerika, Latein-<br />

Amerika, Mittel-/Ost-<br />

Europa, Nord-Europa,<br />

West-/Süd-Europa,<br />

Magreb, Naher Osten,<br />

Süd- u. Ostafrika,<br />

Ostasien, Südostasien,<br />

Südasien, Australien<br />

weltweit<br />

weltweit


Anbieter Schwerpunkte Leistungen Länderspezialisierung<br />

Ernst & Young GmbH<br />

Wirtschaftsprüfungsgesellschaft<br />

Arnulfstraße 59<br />

80636 München<br />

Tel. 089/14331-0<br />

ulrike.hasbargen@de.ey.com<br />

www.de.ey.com<br />

EXPAT CONSULT GmbH<br />

Wichmannstraße 4<br />

Haus 11<br />

22607 Hamburg<br />

Tel. 040/8972616-0<br />

info@expat-consult.de<br />

www.expat-consult.de<br />

HALLESCHE Krankenversicherung aG<br />

Reinsburgstraße 10<br />

70178 Stuttgart<br />

Tel. 0711/66030<br />

service@hallesche.de<br />

www.hallesche.de<br />

HEUSER & COLLEGEN, Rechtsanwälte,<br />

Steuerberatung<br />

Am Kiekenbusch 15<br />

47269 Duisburg<br />

Tel. 0203/4799920<br />

achim.heuser@heuser-collegen.de<br />

www.heuser-collegen.de<br />

IAC Unternehmensberatung GmbH<br />

Winkelweg 6<br />

34466 Wolfhagen<br />

Tel. 05692/997720-0<br />

info@i-a-c.de,<br />

www.i-a-c.de<br />

ICM Consulting<br />

Postfach 1126<br />

85078 Gaimersheim<br />

Tel. 08458/6032810<br />

info@icm-consulting.com<br />

www.icm-consulting.com<br />

ICUnet.AG<br />

Fritz-Schäffer-Promenade 1<br />

94032 Passau<br />

Tel. 0851/9886660<br />

info@icunet.ag<br />

www.icunet.ag<br />

IFIM Institut für Interkulturelles<br />

Management GmbH<br />

Maarweg 48<br />

53619 Rheinbreitbach<br />

Tel. 02224/9495-0<br />

info@ifim.de<br />

www.ifim.de<br />

KERN AG IKL<br />

Leipziger Straße 51<br />

60487 Frankfurt am Main<br />

Tel. 069/75607390<br />

kern.frankfurt@kerntraining.com<br />

www.kerntraining.com<br />

l.a.s. lateinamerika service<br />

Steinhammerstraße 156<br />

44379 Dortmund<br />

Tel. 0231/7948910<br />

info@las-latainamerikaservice.com<br />

www.las-latainamerikaservice.com<br />

Management Mobility Consulting Sarl,<br />

Zweigstelle Frankfurt<br />

Bettinastraße 30<br />

60325 Frankfurt am Main<br />

Tel. 069/97461-191<br />

mm@relocation-frankfurt-main.de<br />

www.relocation-frankfurt-main.de<br />

Relocation, Beratung, Administration, Länderexperten<br />

Beratung, Administration, Länderexperten,<br />

länderspezifische Sozialversicherungsberatung,<br />

Seminare und Workshops, Auslandsversicherung,<br />

Business-Visa- und<br />

Arbeitserlaubnis Management<br />

Krankenversicherung<br />

Beratung, Administration<br />

Interkulturelles Training, Beratung, Administration,<br />

Länderexperten, Sozialversicherungsrecht,<br />

Einreise- und Aufenthaltsrecht,<br />

Entsendegesprächsführung, Prozessgestaltung,<br />

Gehaltsabrechnung, Länderprofile,<br />

Inhouse-Seminare und<br />

Workshops<br />

Interkulturelles Training, Beratung, Länderexperten<br />

Relocation, Interkulturelles Training, Beratung,<br />

Länderexperten<br />

Interkulturelles Training, Beratung<br />

Interkulturelles Training, Beratung,<br />

Länderexperten, Sprachentraining,<br />

Kommunikationstraining, Ex- und Impatriatetraining,<br />

Coaching für internationale<br />

Führungskräfte und Teams<br />

Interkulturelles Training, Beratung,<br />

Länderexperten, Interkulturelle<br />

Teamtrainings, Interkulturelle Mediation<br />

Relocation, Management der internationalen<br />

Mobilität von Mitarbeitern<br />

Steuerliche- und sozialversicherungsrechtliche Beratung, Unterstützung im<br />

Bereich Immigration, Global Mobility Management mit end to end Lösung,<br />

Cost Estimates, Assignment Policies/Benchmarks, Prozessoptimierung,<br />

Risikomanagement, Beratung von Top Executives<br />

Management von Mitarbeiterentsendungen: Beratung zur Sozialversicherung,<br />

Unterstützung beim Antragswesen; Vergütungs- und Vertragsgestaltung,<br />

Entsenderichtlinien; Informationen zur Mitarbeiterbesteuereung, Darstellung<br />

ausländischer Steuer- und Sozialversicherungssysteme; Entwicklung<br />

individueller Sozialversicherungslösungen für das Ausland; Beantragung<br />

von Geschäfts-/Arbeitsvisa<br />

Spezielle Krankenversicherungsprodukte für kurzfristige Dienstreisen und<br />

langfristige Entsendungen weltweit inklusive Schutz für ausländische Mitarbeiter<br />

in Deutschland<br />

Rechtliche Prüfung mit Expatriate-memo, Arbeits- und Aufenthaltserlaubnis,<br />

Personalkostentragung, Sozialversicherung, privater Versicherungsschutz,<br />

Steuern, Vertragsgestaltung, Payroll, Gründung Tochtergesellschaft/Betriebsstätte/Repräsentanz,<br />

sonstige Abwicklungsschritte der Auslandsentsendung<br />

Angebot von individuellen Beratungsleistungen und Komplettlösungen, von<br />

der Vorbereitung bis hin zur Reintegration, Kernkompetenzen: Strategische<br />

Ausrichtung, Prozessgestaltung, Einreise- und Aufenthaltsrecht, Sozialversicherungs-,<br />

Steuer- u. Arbeitsrecht, Payrollservices, Interkulturelle Kompetenz<br />

Interkulturelle Workshops, länderspezifische Coachings für alle Ebenen,<br />

Leadership Transition Coaching speziell für Führungskäfte<br />

Ausarbeitung einer Mobilitätsstrategie, Beratung für Expatriates, Übernahme<br />

von Behördengängen (z.B. Visum, Arbeits- und Aufenthaltsbewilligung),<br />

Umzugsorgaisation, Bereitstellung von Mietwohnungen (auch möbliert), Hilfe<br />

bei der Einschulung, Kindergarten etc., Eingliederungshilfe, Partner<br />

Career Support, interkulturelle Qualifizierung (Beratung, Trainings etc.),<br />

Potentialanalyse<br />

Interkulturelle Ausreisetrainings für Auslandsmitarbeiter/innen und Mitausreisende,<br />

interaktiv, verhaltensorientiert, praxisnah mit bi-kulturellem Trainerteam;<br />

individuelle Ausreiseberatung für Auslandsmitarbeiter/innen und<br />

Mitausreisende; Trainings und Beratung für ausländische Impats in<br />

Deutschland<br />

Kultur- und länderspezifische Vorbereitung auf Auslandseinsätze, kulturübergreifendes<br />

Training, interkulturelle Sensibilisierung, Einzel- und Gruppencoaching,<br />

Ex- und Impatriatetraining, Reintegrationstraining, Kompetenz-<br />

und Skillstraining (internationales Teambuilding, Projektmanagement,<br />

Präsentieren, Verhandeln), alle Trainings auf Wunsch auch im Virtual Classroom<br />

Interkulturelle Trainings, Beratung und Begleitung vor Ort, Interkulturelles<br />

Coaching, Interkulturelle Teamentwicklung, Interkulturelle Mediation<br />

Unterstützung beim Entsendungsmanagement in mehr als 90 Ländern:<br />

Relocation, Immigration, interkulturelle Auswahlverfahren, Betreuung vor<br />

Ort bis hin zur Unterstützung bei Rückkehr und Reintegration der Auslandsmanager<br />

weltweit<br />

weltweit<br />

weltweit<br />

weltweit<br />

weltweit<br />

USA, Japan, Korea,<br />

China, Indien, UAE<br />

weltweit<br />

Japan, Korea, China,<br />

Taiwan, Thailand,<br />

Vietnam, Malaysia, Indonesien,<br />

Singapur, Indien,<br />

arabische Länder,<br />

Russland, Türkei,<br />

Brasilien, USA<br />

weltweit<br />

Nord-, Mittel- und<br />

Südamerika<br />

weltweit<br />

Sonderheft 05 | 2013 www.personalwirtschaft.de 41


AUSLANDSENTSENDUNG Markt-Check<br />

Dienstleister Auslandsentsendung<br />

Anbieter Schwerpunkte Leistungen Länderspezialisierung<br />

Mercer Deutschland GmbH<br />

Lyoner Straße 36<br />

60528 Frankfurt am Main<br />

Tel. 069/689778-0<br />

info.de@mercer.com, www.mercer.de<br />

NetExpat<br />

An der Welle 4<br />

60322 Frankfurt<br />

Tel. 069/75938429<br />

info@netexpat.com, www.netexpat.com<br />

PwC PricewaterhouseCoopers<br />

Friedrich-Ebert-Anlage 35-37<br />

60327 Frankfurt am Main<br />

Tel. 069/9585-0<br />

webkontakt_anfragen@de.pwc.com<br />

www.pwc.de<br />

PROGEDO relocation GmbH & Co. KG<br />

Rathausufer 10<br />

40213 Düsseldorf<br />

Tel. 0211/569422-0<br />

info@progedo.de, www.relocation.de<br />

Professional Organizing Relocation<br />

Consult GmbH<br />

Wiesenstraße 18<br />

65843 Sulzbach im Taunus<br />

Tel. 06196/5946-0<br />

welcome@proforg.com, www.proforg.com<br />

Rödl Rechtsanwaltsgesellschaft Steuerberatungsgesellschaft<br />

mbH<br />

Äußere Sulzbacher Straße 100<br />

90491 Nürnberg<br />

Tel. 0911/91 93 0<br />

susanne.hierl@roedl.com www.roedl.de<br />

RSB Deutschland GmbH<br />

Dreieichstraße 59<br />

60594 Frankfurt am Main<br />

Tel. 069/6109470<br />

info@rsb-relocation.de<br />

www.rsb-relocation.de<br />

Start-Up Services<br />

Stefan-George-Ring 2<br />

81929 München<br />

Tel. 089/93945215<br />

info@start-up-services.de<br />

www.start-up-services.de<br />

Sydney Migration International GmbH<br />

Kaiserswerther Straße 115<br />

40880 Düsseldorf-Ratingen<br />

Tel. 02102/1457781<br />

contact@sydney-migration.com.au<br />

www.sydney-migration.de<br />

Techniker Krankenkasse<br />

Bramfelder Straße 140<br />

22305 Hamburg<br />

Tel. 0800/4225585<br />

vertrieb@tk.de, www.tk.de<br />

ti communication GmbH<br />

Königsstraße 4<br />

93047 Regensburg<br />

Tel. 0941/59938770<br />

regensburg@ticommunications.eu<br />

www.ticommunications.eu<br />

Towers Watson<br />

Wettinerstraße 3<br />

65189 Wiesbaden<br />

Tel. 0611/794-255<br />

ernst.schmandt@towerswatson.com<br />

www.towerswatson.de<br />

WTS<br />

Thomas-Wimmer-Ring 1-3<br />

80539 München<br />

Tel.089/28646-0<br />

info@wts.de, www.wts.de<br />

42<br />

Sonderheft 05 | 2013 www.personalwirtschaft.de<br />

Beratung, Administration, Länderexperten,<br />

Vergütungsberatung<br />

Interkulturelles Training, Beratung, Dual<br />

Career Service, Expat-Assessment<br />

Beratung, Administration, Prozesse, IT-<br />

Anwendungen, Training, weltweites Netzwerk<br />

Relocation, Beratung, Kosten- und Vertragsmanagement<br />

für Mitarbeiter-Immobilien<br />

und Gehälter<br />

Relocation, Interkulturelles Training, Beratung,<br />

Administration, Länderexperten,<br />

Relocation Management<br />

Administration, Länderexperten<br />

Relocation, Interkulturelles Training,<br />

Beratung, Administration, Immigration<br />

Relocation, Immigration, Group Moves<br />

Relocation, Interkulturelles Training, Beratung,<br />

Administration, Länderexperten,<br />

Visa- und Konsularservices für Australien<br />

und Neuseeland<br />

Relocation, Administration, Experten rund<br />

um das Thema Sozialversicherung<br />

Interkulturelles Training, Beratung, Länderexperten,<br />

Interkulturelle Personal-,<br />

Team- u. Organisationsentwicklung, Konfliktmanagement,<br />

Mitarbeiterführung,<br />

Meetings, Kundenbetreuung, Präsentation,<br />

Remote Leadership, Verhandlungsführung,<br />

Moderation, Projektmanagement<br />

Beratung, Administration, Länderexperten,<br />

Marktinformationen über Vergütung und<br />

Benefits in über 60 Ländern<br />

Beratung, Administration, Länderexperten<br />

Bereitstellung umfassender globaler Daten zum Thema Mobility (u. a.<br />

Lebenshaltungskosten, Lebensqualität, steuerliches Umfeld); Unterstützung<br />

bei der Entwicklung von Entsenderichtlinien und Vergütungsstrategien für<br />

verschiedene Auslandsstandorte; Beratungsleistungen zum Thema internationale<br />

Krankenversicherungspläne und medizinische Assistanceleistungen<br />

Dienstleistungen im Bereich Training, Beratung und Coaching von Expatriates<br />

und deren Lebenspartnern in 61 Ländern, Entwicklung des ExpAdviser©<br />

Weltweite Unterstützung von Firmen aller Größen bei Planung und Durchführung<br />

von Auslandsentsendungen: Beratung rund um Steuern, SV,<br />

Arbeitserlaubnis/Aufenthalts- und Arbeitsrecht, Erstellung von Anträgen und<br />

Erklärungen, Kommunikation mit ausländischen Behörden<br />

Alle üblichen Relocation Services wie u.a. Immobiliensuche, Erledigung<br />

sämtlicher Formalitäten, Umzugskoordination und Kostenmanagement<br />

Betreuung von Versetzungen mit Relocation, Immigration, Group Moves,<br />

Trainings, Projekten und Beratung; Dienstleistungen für den gesamten Entsendezyklus<br />

aus einer Hand<br />

Interdisziplinäre Beratung aus einer Hand für alle Problemstellungen; Angebot<br />

des gesamten Leistungsspektrums von der Vorbereitung des Auslandseinsatzes<br />

bis zur Rückkehr in steuerlicher, arbeitsrechtlicher und sozialversicherungsrechtlicher<br />

Hinsicht (insbesondere Erstellung von Entsenderichtlinien,<br />

Stellungnahmen, Workshops etc.)<br />

Prüfung der Voraussetzungen hinsichtlich Visa und Arbeitserlaubnissen;<br />

Beschaffung der entsprechenden Erlaubnisse und Dokumente; interkulturelle<br />

Vorbereitung; Koodination von: Orientierungsreise vor Ort, Wohnraumsuche<br />

und Hilfe beim Einleben im Ausland über Netz von Kooperationspartnern;<br />

FLEX Pat = Vertrag, Steuern, Sozialversicherung und Relocation zentral<br />

koodiniert<br />

Professioneller Relocation und Immigration Service, Departure Services,<br />

kulturelle Orientierung, interkulturelles Training, Self-Managed Relocation-<br />

Programme für z.B. Young Professionals oder Berufseinsteiger, Pre-Departure<br />

Programme, Niederlassungsbau in Deutschland<br />

Komplettlösungen zu allen Visum- und Konsularangelegenheiten für Australien<br />

und Neuseeland, nationalitätenunabhängig für alle Unternehmens-<br />

Standorte<br />

Beratung und Unterstützung bei sozialversicherungsrechtlichen Fragestellungen,<br />

Spezielles Seminarangebot „Internationale Beschäftigung“ für<br />

Unternehmen, umfassende Informationsangebote über das deutsche Sozialversicherungssystem,<br />

Deutschland allgemein sowie Fragen rund um die<br />

Gesundheit für ausländische Fachkräfte in vielen Sprachen<br />

Angebot von Entsende- und Rückkehrvorbereitung von Einzelpersonen und<br />

Familien, Erarbeitung unternehmensinterner Strategien zur Begleitung von<br />

Expatriates (persönlich und virtuell), betriebsinterne train-the-trainer Konzepte<br />

Umfasssende Beratung zur strategischen und methodischen Konzeption<br />

des Gesamtvergütungspaketes und wirtschaftlich effizienter Lösungen für<br />

Administration, Altersversorgung und Versicherungsschutz; Beratung zu<br />

klassischen Expat-Lösungen und Lösungen für „Global Nomads" (internationale<br />

Pensionspläne, Global Employment Company usw.)<br />

Betreuung von Unternehmen und Privatpersonen in rechtlichen und steuerlichen<br />

Fragen, einschließlich arbeits- und sozielversicherungsrechtliche<br />

sowie länderspezifische Fachberatung, Beantragung von Aufenthalts- und<br />

Arbeitsgenehmigungen, Konzeption von Entsenderichtlinien und Betriebsstättenerklärungen,<br />

Erstellung von Steuererklärungen für Expatriates etc.<br />

weltweit<br />

weltweit<br />

weltweit<br />

weltweit in 87 Ländern<br />

tätig als Teil des internationalen<br />

Relocation Service<br />

GRS<br />

weltweit über Netzwerk<br />

und Partner vor Ort tätig,<br />

bundesweit vertreten<br />

weltweit<br />

weltweit<br />

deutschlandweit, Österreich<br />

(Tirol und Salzburger<br />

Land), weltweit<br />

durch Partnernetz<br />

Australien und<br />

Neuseeland<br />

weltweit<br />

weltweit<br />

weltweit<br />

weltweit

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