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Einsatz von 3D-Stadtmodellen für Partizipationsverfahren - cpe ...

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Technische Universität Kaiserslautern<br />

Fachgebiet CPE I Computergestützte Planungs- und Entwurfsmethoden in Raumplanung und<br />

Architektur<br />

Fachbereich ARUBI I Architektur I Raum- und Umweltplanung I Bauingenieurwesen<br />

Diplomarbeit<br />

<strong>Einsatz</strong> <strong>von</strong> <strong>3D</strong>-<strong>Stadtmodellen</strong> <strong>für</strong><br />

<strong>Partizipationsverfahren</strong><br />

-am Beispiel der Städte Shibam und Zabid im Jemen<br />

Verfasst <strong>von</strong>:<br />

Elena Grundler Matrikelnummer 358336<br />

Annika Szczepanski Matrikelnummer 357735<br />

Studiengang Raum- und Umweltplanung<br />

April 2012<br />

Betreut durch:<br />

Prof. Dr.-Ing. Bernd Streich<br />

Dipl.-Ing. Stefan Höffken


Versicherung der selbstständigen Anfertigung der Diplomarbeit<br />

Hiermit versichere ich, dass ich die beiliegende Diplomarbeit mit meiner Partnerin<br />

selbstständig verfasst und keine anderen als die angegebenen Quellen und Hilfsmittel benutzt<br />

habe. Ich bin inhaltlich verantwortlich <strong>für</strong> Kapitel 14 der Diplomarbeit.<br />

Kaiserslautern, April 2012<br />

Annika Szczepanski<br />

Versicherung der selbstständigen Anfertigung der Diplomarbeit<br />

Hiermit versichere ich, dass ich die beiliegende Diplomarbeit mit meiner Partnerin<br />

selbstständig verfasst und keine anderen als die angegebenen Quellen und Hilfsmittel benutzt<br />

habe. Ich bin inhaltlich verantwortlich <strong>für</strong> Kapitel 15 der Diplomarbeit.<br />

Kaiserslautern, April 2012<br />

Elena Grundler


Danksagung<br />

An dieser Stelle möchte wir uns bei einigen Personen bedanken, die uns während unseres<br />

Studiums und insbesondere bei der Erstellung der Abschlussarbeit zur Seite standen. Unser<br />

erster Dank gilt Prof. Dr.- Ing. Bernd Streich, der uns am Lehrgebiet CPE diese Arbeit erst<br />

ermöglicht hat. In diesem Zuge möchten wir uns besonders bei Dipl.-Ing Stefan Höffken<br />

bedanken, der uns durch sein Engagement die Arbeit und den damit verbundenen Aufenthalt<br />

im Jemen ermöglicht hat. Ferner bedanken wir uns <strong>für</strong> seine umfangreiche Betreuung, die<br />

schier endlose Geduld und das uns entgegengebrachte Vertrauen. Dem ganzen CPE-Team,<br />

danken wir <strong>für</strong> konstruktive Gespräche, Kaffee und Motivationskekse, insbesondere Dr.-Ing.<br />

Peter Zeile, der uns bei Problemen immer gerne und engagiert weitergeholfen hat.<br />

Für die Ermöglichung des Aufenthaltes im Jemen möchten wir uns ganz herzlich bei Bernd<br />

Multhaup bedanken. Ohne ihn wäre diese spannende Reise nicht möglich gewesen. Weiterhin<br />

gilt unser Dank dem gesamten GIZ-Team in Sanaa, welches uns mit offenen Armen empfangen<br />

und uns einen umfangreichen Einblick in die Projektarbeit gegeben hat.<br />

Bei Kerstin Böhler und Seba Asaaied möchten wir uns besonders <strong>für</strong> die Bereitstellung <strong>von</strong><br />

umfangreichen, fachspezifischen Materialen bedanken, die uns an vielen Stellen<br />

weitergeholfen haben.<br />

Unser herzlichster Dank gilt David Schuster, Linda Dörrzapf, Matthias Dechert, Nina Postweiler<br />

und Teresa Schmidt <strong>für</strong> den ständigen Gedankenaustausch, das Korrekturlesen und da<strong>für</strong>, dass<br />

sie immer an uns geglaubt haben. An dieser Stelle geht unser besonderer Dank an Johannes<br />

Dechant, der uns durch besonderes Interesse an unserer Arbeit immer wieder neue<br />

Denkanstöße geliefert hat und durch seine konstruktive Kritik wesentlich zum Gelingen dieser<br />

Arbeit beigetragen hat. Ihr alle habt einen ganz besonderen Platz in unserem Leben.<br />

Abschließend möchten wir uns bei unseren Familien bedanken <strong>für</strong> die jahrelange<br />

Unterstützung und den Rückhalt auf dem Weg durch unser Studium.


Inhaltsverzeichnis<br />

Zusammenfassung .................................................................................................... 1<br />

I. Einführung ........................................................................................................ 3<br />

1 Problemstellung und Ausgangslage ...................................................................... 5<br />

2 Zielsetzung und forschungsleitende Fragestellungen ........................................... 7<br />

3 Methodik und Aufbau der Arbeit .......................................................................... 9<br />

II. Theoretische Grundlagen ................................................................................ 11<br />

4 Landesüberblick Jemen unter Berücksichtigung der politischen und historischen<br />

Entwicklung ............................................................................................................ 13<br />

4.1 Geographische Einordnung .......................................................................... 13<br />

4.2 Geschichtliche und politische Entwicklung des Landes ............................... 14<br />

4.3 Innenpolitik des Jemen ................................................................................ 15<br />

4.3.1 Staatsaufbau ......................................................................................... 15<br />

4.3.2 Parlament und Parteien ........................................................................ 15<br />

4.4 Menschenrechte .......................................................................................... 16<br />

4.5 Bedeutung der Religion in der Gesellschaft ................................................. 19<br />

4.6 Die Geschlechterrollen in der Gesellschaft .................................................. 19<br />

4.7 Zwischenfazit ................................................................................................ 20<br />

5 Planungskultur im Jemen .................................................................................... 21<br />

5.1 Stadtplanung im Jemen und anderen arabischen Ländern ......................... 21<br />

5.2 Traditionelles Bauen im Jemen .................................................................... 23<br />

5.2.1 Bauen in der Wüstenebene .................................................................. 24<br />

5.2.2 Bauen in den Küstenregionen ............................................................... 25<br />

5.3 Die Islamische Stadt ..................................................................................... 27<br />

5.4 Gegenwart und Zukunft islamisch-orientalischer Städte und die damit<br />

verbundenen Probleme ............................................................................... 29<br />

5.5 Denkmalpflege und Altstadtsanierung ........................................................ 30<br />

5.6 Planungssystem im Jemen ........................................................................... 31


5.7 Staatliche Institutionen <strong>für</strong> den Erhalt historischer Städte im Jemen ......... 32<br />

6 UNESCO Weltkulturerbe im Jemen ..................................................................... 35<br />

6.1 Die UNESCO .................................................................................................. 36<br />

6.2 Kriterien zur Aufnahme in den Welterbekatalog ......................................... 36<br />

6.3 Monitoring der Weltkulturerbestätten ........................................................ 38<br />

6.4 Bedeutung des UNESCO Weltkulturerbes <strong>für</strong> den Jemen ........................... 38<br />

7 Projektarbeit der Gesellschaft <strong>für</strong> Internationale Zusammenarbeit im Jemen .. 41<br />

7.1 Die Gesellschaft <strong>für</strong> Internationale Zusammenarbeit (GIZ) ......................... 41<br />

7.2 Die GIZ im Jemen .......................................................................................... 42<br />

7.3 Project for the Development of Historic Cities in Yemen (PDHCY) .............. 43<br />

7.4 MEDINA Project for the Economic Development of Historic Cities in Yemen .<br />

...................................................................................................................... 45<br />

8 Der Partizipationsbegriff im Kontext der Entwicklungszusammenarbeit ........... 51<br />

8.1 Typologie <strong>von</strong> Partizipation .......................................................................... 51<br />

8.2 Partizipation in der Entwicklungszusammenarbeit ..................................... 56<br />

8.3 Partizipationskonzept des BMZ <strong>für</strong> die Entwicklungszusammenarbeit ....... 56<br />

8.4 Verfahren und Ansätze in der Partizipation in der<br />

Entwicklungszusammenarbeit ..................................................................... 61<br />

8.5 Instrumente der Partizipation ...................................................................... 65<br />

8.5.1 Bürgerversammlung ............................................................................. 65<br />

8.5.2 Bürgerforum.......................................................................................... 66<br />

8.5.3 Runder Tisch ......................................................................................... 66<br />

8.5.4 Planungsbeirat ...................................................................................... 66<br />

8.5.5 Gemeinwesenarbeit .............................................................................. 67<br />

8.5.6 Neighborhood-Government ................................................................. 67<br />

8.5.7 Anwaltsplanung .................................................................................... 68<br />

8.6 Fazit zur Partizipation in der Entwicklungszusammenarbeit ....................... 69<br />

9 Möglichkeiten des <strong>Einsatz</strong>es <strong>von</strong> <strong>3D</strong>-Modellen .................................................. 71<br />

9.1 <strong>Einsatz</strong>felder und Adressaten ...................................................................... 71<br />

9.1.1 Städtebauliche Wettbewerbe ............................................................... 72


9.1.2 Lärmschutz ............................................................................................ 72<br />

9.1.3 Stadtplanung ......................................................................................... 73<br />

9.2 <strong>Einsatz</strong> <strong>von</strong> <strong>3D</strong>-Modellen im <strong>Partizipationsverfahren</strong> ................................. 73<br />

9.3 Praxisbeispiele .............................................................................................. 75<br />

9.3.1 Ovalou-Insel, Fidschi – Projekt zur Erhaltung des kulturellen Erbes .... 75<br />

9.3.2 High Springs, Florida, USA – Entwurf einer möglichen<br />

Innenstadtentwicklung ......................................................................... 77<br />

9.3.3 Amherst, USA – Entscheidung zwischen mehreren Varianten eines<br />

möglichen Parkhaus-Designs ................................................................ 78<br />

10 Bildbearbeitung, <strong>3D</strong>-Modellierung, CAD-Programme, Visualisierung ............ 81<br />

10.1 Verwendete Programme zur Erstellung der <strong>3D</strong>- Modelle ........................ 81<br />

10.1.1 Google SketchUp ................................................................................... 81<br />

10.1.2 Autodesk AutoCAD ............................................................................... 85<br />

10.1.3 Adobe Photoshop ................................................................................. 86<br />

10.1.4 Google Earth ......................................................................................... 87<br />

11 Die Untersuchungsgebiete .............................................................................. 89<br />

11.1 Shibam ...................................................................................................... 89<br />

11.1.1 Bestandsaufname ................................................................................. 89<br />

11.1.2 Geschichtliche Entwicklung <strong>von</strong> Shibam im Wadi Hadramaut ............. 91<br />

11.1.3 Analyse des Untersuchungsgebietes .................................................... 93<br />

11.2 Zabid ......................................................................................................... 97<br />

11.2.1 Bestandsaufnahme ............................................................................... 97<br />

11.2.2 Geschichtliche Entwicklung <strong>von</strong> Zabid .................................................. 99<br />

11.2.3 Analyse des Untersuchungsgebietes .................................................. 100<br />

11.2.4 Eingrenzung des Untersuchungsgebietes ........................................... 102<br />

12 Fazit der theoretischen Grundlagen .............................................................. 107<br />

III. Praktische Implementation ........................................................................... 109<br />

13 Anforderungen an die <strong>3D</strong>-Stadtmodelle ....................................................... 111<br />

13.1 Datengrundlagen Shibam ....................................................................... 113


13.2 Umsetzung der allgemeinen Anforderungen im <strong>3D</strong>-Stadtmodell Shibam...<br />

................................................................................................................ 114<br />

13.3 Datengrundlagen Zabid .......................................................................... 115<br />

13.4 Umsetzung der allgemeinen Anforderungen im <strong>3D</strong>-Stadtmodell Zabid 116<br />

14 <strong>3D</strong>-Stadtmodell Shibam ................................................................................. 119<br />

14.1 Darstellung des Gesamtstädtischen Modells ......................................... 119<br />

14.2 Landmarks .............................................................................................. 125<br />

14.3 Dokumentation der Arbeitsschritte ....................................................... 140<br />

14.3.1 Erstellung des LOD1 Modells .............................................................. 140<br />

14.3.2 Erstellung des LOD2 Modells .............................................................. 143<br />

14.3.3 Erstellung des LOD3 Modells .............................................................. 145<br />

14.4 Erstellung eines Digitalen Geländemodells (DGM) ................................ 151<br />

15 <strong>3D</strong>-Stadtmodell Zabid .................................................................................... 161<br />

15.1 Darstellung des gesamtstädtischen Modells .......................................... 161<br />

15.2 Landmarks .............................................................................................. 164<br />

15.3 Dokumentation der Arbeitsschritte ....................................................... 184<br />

15.3.1 Erstellung des LOD1 Modells .............................................................. 184<br />

15.3.2 Erstellung des LOD2 Modells .............................................................. 189<br />

15.3.3 Erstellung des LOD3 Modells .............................................................. 193<br />

16 Workflow und Bewertung <strong>für</strong> Shibam und Zabid .......................................... 199<br />

16.1 Workflow <strong>für</strong> Shibam und Zabid ............................................................. 199<br />

16.2 Bewertung .............................................................................................. 201<br />

IV. Konzeptioneller Ansatz ................................................................................. 205<br />

17 Konzeptioneller Ansatz zum <strong>Einsatz</strong> der <strong>3D</strong>-Modelle im <strong>Partizipationsverfahren</strong><br />

im Jemen ........................................................................................................... 207<br />

17.1 <strong>Einsatz</strong>bereich 1 - Auswahl eines Zielobjektes ....................................... 207<br />

17.2 <strong>Einsatz</strong>bereich 2 - Erfassung und IST-Beschreibung des Zielobjektes .... 208<br />

17.3 <strong>Einsatz</strong>bereich 3 - Simulation und Entscheidung über mögliche<br />

Planungsalternativen .............................................................................. 208<br />

17.4 <strong>Einsatz</strong>bereich 4 - Präsentation der gewählten Planungsalternative .... 209


17.5 <strong>Einsatz</strong>bereich 5 - Überarbeitung und ggf. Neupräsentation des SOLL-<br />

Zustandes bei unvorhergesehenen Abweichungen im Projektablauf ... 210<br />

17.6 <strong>Einsatz</strong>bereich 6 - Präsentation <strong>von</strong> Zwischenergebnissen ................... 210<br />

17.7 <strong>Einsatz</strong>bereich 7 - Präsentation des fertigen Ergebnisses und damit des<br />

neuen IST-Zustandes .............................................................................. 211<br />

17.7.1 Beispielhafte <strong>Einsatz</strong>möglichkeit des <strong>3D</strong>-Stadtmodells <strong>von</strong> Shibam .. 211<br />

17.7.2 Beispielhafte <strong>Einsatz</strong>möglichkeit des <strong>3D</strong>-Stadtmodells <strong>von</strong> Zabid ..... 214<br />

V. Fazit und Ausblick ......................................................................................... 219<br />

18 Fazit und Ausblick .......................................................................................... 221<br />

18.1 Mehrwert und Grenzen <strong>von</strong> digitalen <strong>3D</strong>-Modellen in der Partizipation in<br />

der Entwicklungszusammenarbeit ......................................................... 221<br />

18.2 Erkenntnisse <strong>für</strong> den Modellierungsprozess .......................................... 223<br />

18.2.1 Vorraussetzungen <strong>für</strong> die Wahl der geeigneten Visualisierungsform 224<br />

18.2.2 Einfluss der vorhandenen technischen Ausstattung .......................... 225<br />

18.3 Visualisierungsmethoden im Überblick .................................................. 226<br />

18.3.1 Visualisierung mit Google Earth.......................................................... 226<br />

18.3.2 Augmented Reality ............................................................................. 226<br />

18.3.3 Katalogisierung <strong>von</strong> Bildmaterial ........................................................ 228<br />

18.4 Eignung des <strong>Einsatz</strong>es <strong>von</strong> <strong>3D</strong>-<strong>Stadtmodellen</strong> <strong>für</strong> die GIZ ...................... 229<br />

18.5 Weiterführende Aufgabenfelder zum <strong>Einsatz</strong> <strong>von</strong> <strong>3D</strong>-<strong>Stadtmodellen</strong> <strong>für</strong><br />

<strong>Partizipationsverfahren</strong> in Shibam und Zabid ........................................ 229<br />

Glossar ................................................................................................................. 233<br />

Abbildungsverzeichnis .......................................................................................... 235<br />

Literaturverzeichnis .............................................................................................. 243<br />

Internetquellen .................................................................................................... 249<br />

Anhang ................................................................................................................ 257


Zusammenfassung<br />

Zusammenfassung<br />

<strong>3D</strong>-Stadtmodelle gewinnen in der raumplanerischen Praxis zunehmend an Bedeutung. Die<br />

Entwicklungen der letzten Jahre haben <strong>3D</strong>-Stadtmodelle als Planungsinstrument in der<br />

westlichen Hemisphäre etabliert. Dem gegenüber steht der <strong>Einsatz</strong> <strong>von</strong> <strong>3D</strong>-<strong>Stadtmodellen</strong> in<br />

Entwicklungsländern noch am Anfang. Die spezifischen Rahmenbedingungen dieser Länder<br />

begründen den <strong>Einsatz</strong> als Kommunikationswerkzeug.<br />

In der Entwicklungszusammenarbeit steht die Nachhaltigkeit der Projektarbeit an erster Stelle.<br />

So ist die Einbeziehung der Bevölkerung im Rahmen partizipatorischer Planungsprozesse<br />

Grundvoraussetzung zur Stärkung der Selbstständigkeit und der Akzeptanz gegenüber den<br />

initiierten Projekten.<br />

Die vielfältige und einzigartige Baukultur des Jemen finden u.a. in den Städten Shibam und<br />

Zabid Ausdruck, wodurch sie den Status des UNESCO Weltkulturerbes erreicht haben. Zur<br />

Erhaltung dieser einmaligen Stätten wurde <strong>von</strong> jemenitischer und internationaler Seite eine<br />

Reihe <strong>von</strong> Projekten zur Erhaltung des historischen und kulturellen Erbes initiiert.<br />

Für den zukünftigen <strong>Einsatz</strong> in <strong>Partizipationsverfahren</strong> sollen in den Gebieten Shibam und<br />

Zabid die <strong>3D</strong>-Stadtmodelle zum <strong>Einsatz</strong> kommen, welche im Rahmen dieser Arbeit als<br />

gesamtstädtische <strong>3D</strong>-Modelle entwickelt wurden.<br />

Die vorliegende Arbeit stellt die Grundlagen <strong>von</strong> Entwicklungszusammenarbeit, Partizipation<br />

und <strong>3D</strong>-Modellierung vor und verknüpft diese vor dem konkreten Hintergrund des Jemens und<br />

seiner gesellschaftlichen Struktur miteinander.<br />

Unter Anwendung der <strong>3D</strong>-Modellierungssoftware Google SketchUp werden die<br />

gesamtstädtischen <strong>3D</strong>-Modelle generiert. Dabei werden die spezifischen Anforderungen in<br />

Bezug auf das <strong>Einsatz</strong>feld im <strong>Partizipationsverfahren</strong> besonders berücksichtigt. Unter dem<br />

Aspekt der Wiedererkennbarkeit werden dabei markante Gebäude (sog. Landmarks)<br />

besonders herausgestellt.<br />

Ferner soll ein konzeptioneller Ansatz, der aus den gewonnenen Erkenntnissen der Arbeit in<br />

Shibam und Zabid resultiert, die Anwendungsmöglichkeiten <strong>von</strong> <strong>3D</strong>-<strong>Stadtmodellen</strong> in der<br />

Planungspraxis <strong>für</strong> Partizipation in der Entwicklungszusammenarbeit beispielhaft darlegen.<br />

Abschließend wird auf Methoden zur Visualisierung <strong>von</strong> <strong>3D</strong>-Modellen eingegangen.<br />

1


I. Einführung<br />

Ergänzende Anmerkungen:<br />

Gruppenzugehörigkeiten und ähnliche Begriffe stehen der sprachlichen Einfachheit<br />

halber <strong>für</strong> Frauen und Männer gleichermaßen. Die in der Diplomarbeit verwendeten<br />

Abkürzungen sowie Fremdworte werden im Glossar erläutert.<br />

Die Gesellschaft <strong>für</strong> Technische Zusammenarbeit (GTZ) heißt seit dem 01.01.2011<br />

Gesellschaft <strong>für</strong> Internationale Zusammenarbeit (GIZ). Sie ist ein Zusammenschluss der<br />

ehemaligen GTZ, dem Deutschen Entwicklungsdienst und Internationale Weiterbildung<br />

und Entwicklung (Inwent). Zur Vereinheitlichung wird in der Arbeit stets die neue<br />

Bezeichnung GIZ verwendet.<br />

3


4<br />

Einführung


1 Problemstellung und Ausgangslage<br />

Einführung<br />

<strong>3D</strong>-Stadtmodelle gewinnen in der heutigen Planungspraxis in verschiedenen <strong>Einsatz</strong>feldern in<br />

der Stadtplanung immer mehr an Bedeutung. Sie dienen der besseren Kommunikation und<br />

Veranschaulichung geplanter Maßnahmen und Projekte sowie der Unterstützung interner<br />

Arbeitsabläufe. Der <strong>Einsatz</strong> <strong>von</strong> <strong>3D</strong>-<strong>Stadtmodellen</strong> im <strong>Partizipationsverfahren</strong> verhilft Bürgern,<br />

Planern und öffentlichen Stellen zu einem besseren Verständnis der Planungsvorhaben, da <strong>3D</strong>-<br />

Modelle durch die visuelle Wahrnehmung leichter verständlich sind als 2D-Pläne oder deren<br />

dazugehörige Textfestsetzungen.<br />

Der Jemen als Entwicklungsland sieht sich konfrontiert mit einem niedrigen Entwicklungsstand<br />

durch soziale und ökonomische Probleme und einer damit verbundenen hohen<br />

Analphabetenrate. Diese Rahmenbedingungen begründen den <strong>Einsatz</strong> <strong>von</strong> <strong>3D</strong>-<strong>Stadtmodellen</strong>,<br />

da die räumlich-visuelle Wahrnehmung einen realen Bezug zu initiierten Projekten schafft.<br />

Diese Art der Wahrnehmung ist häufig verständlicher als die <strong>von</strong> 2D-Plänen mit den<br />

dazugehörigen Schriftstücken wie Legenden und Textfestsetzungen. Gerade in Gebieten mit<br />

einem hohen Analphabetenanteil schafft diese Darstellungsform eine höhere Akzeptanz <strong>von</strong><br />

Projekten.<br />

Die Republik Jemen verfügt über eine Vielzahl <strong>von</strong> Bauwerken <strong>von</strong> kulturell und historisch<br />

hoher Bedeutung. Relevant sind im Kontext der Diplomarbeit die Städte Shibam und Zabid, die<br />

den Status eines UNESCO Weltkulturerbes erlangt haben. Wegen schlechter Restaurierung und<br />

Instandhaltung steht die Altstadt <strong>von</strong> Zabid heute auf der Roten Liste des gefährdeten<br />

Welterbes.<br />

Um die Lebensqualität vor Ort zu verbessern und die Städte als UNESCO Weltkulturerbe zu<br />

erhalten, ist es <strong>von</strong> großer Bedeutung, die Bürger aktiv an der Gestaltung <strong>von</strong><br />

Planungsprozessen zu beteiligen.<br />

Die Gesellschaft <strong>für</strong> Internationale Zusammenarbeit (GIZ) spielt im Rahmen der<br />

Entwicklungszusammenarbeit im Jemen eine große Rolle. Die Republik stellt eines der<br />

Schwerpunktländer der deutschen Entwicklungszusammenarbeit dar. Seit 1969 führt die GIZ<br />

Aufträge <strong>für</strong> das Bundesministerium <strong>für</strong> wirtschaftliche Zusammenarbeit (BMZ) durch und<br />

nimmt am Aktionsprogramm der Bundesregierung zur Halbierung extremer Armut bis 2015 im<br />

Jemen teil (vgl. GIZ 2012, online).<br />

Der Jemen ist eines der am wenigsten entwickelten Länder der Erde. Es bestehen<br />

entwicklungshemmende Probleme wie ein hohes Bevölkerungswachstum, Wasserknappheit,<br />

5


6<br />

Einführung<br />

ein schlechtes Bildungssystem und damit verbunden eine hohe Analphabetenrate sowie ein<br />

schlechter Zugang zum Gesundheitssystem.<br />

Im Rahmen der Entwicklungszusammenarbeit versucht die GIZ durch zahlreiche Projekte in<br />

verschiedenen Themenfeldern zur Bewältigung dieser Probleme beizutragen. Das Projekt<br />

„Wirtschaftliche Entwicklung historischer Städte im Jemen“ beschäftigt sich mit der Ent-<br />

wicklung und dem Erhalt der historischen Städte. Neuere Ansätze der Arbeit basieren auf der<br />

engen Einbindung der Bevölkerung in den Planungsprozess.


2 Zielsetzung und forschungsleitende Fragestellungen<br />

Ziel der vorliegenden Diplomarbeit ist die Erstellung <strong>von</strong> zwei <strong>3D</strong>-<strong>Stadtmodellen</strong> <strong>für</strong> die Städte<br />

Shibam und Zabid im Jemen, die im <strong>Partizipationsverfahren</strong> eingesetzt werden sollen.<br />

Hier<strong>für</strong> werden die Grundlagen des Themenbereichs „Partizipative Planung in der<br />

Entwicklungszusammenarbeit“ erörtert. Außerdem wird der <strong>Einsatz</strong> <strong>von</strong> <strong>3D</strong>-<strong>Stadtmodellen</strong><br />

allgemein sowie anhand spezifischer Beispiele in realen <strong>Partizipationsverfahren</strong> betrachtet.<br />

Darüber hinaus werden die Funktionen und die <strong>Einsatz</strong>bereiche der verwendeten Programme<br />

beschrieben.<br />

Ein zusätzlicher Ausblick soll eine Übersicht über die Möglichkeiten eines <strong>Einsatz</strong>es <strong>von</strong> <strong>3D</strong>-<br />

<strong>Stadtmodellen</strong> im Bereich der partizipativen Planung im Kontext der Entwicklungs-<br />

zusammenarbeit bieten. Daraus resultierend wird ein konzeptioneller Ansatz entwickelt,<br />

inwiefern und an welcher Stelle <strong>3D</strong>-Stadtmodelle im <strong>Partizipationsverfahren</strong> in der<br />

Entwicklungszusammenarbeit eingesetzt werden können.<br />

Aus diesem Kontext ergeben sich folgende forschungsleitenden Fragen:<br />

- Wie wirken sich die Rahmenbedingungen des Jemen als Entwicklungsland auf partizipative<br />

Planungsmethoden aus?<br />

- Welche Möglichkeiten ergeben sich durch den <strong>Einsatz</strong> <strong>von</strong> <strong>3D</strong>-<strong>Stadtmodellen</strong> <strong>für</strong><br />

<strong>Partizipationsverfahren</strong> in der Entwicklungszusammenarbeit?<br />

- Wie kann ein konzeptioneller Ansatz aussehen, in dem <strong>3D</strong>-Modelle im partizipativen<br />

Ansatz verwendet werden?<br />

- Welche Möglichkeiten der Visualisierung <strong>von</strong> <strong>3D</strong>-<strong>Stadtmodellen</strong> gibt es vor dem<br />

Hintergrund des <strong>Einsatz</strong>es in einem Entwicklungsland?<br />

7


8<br />

Einführung


3 Methodik und Aufbau der Arbeit<br />

Einführung<br />

Der Bereich der Datenbeschaffung zur Erstellung der Diplomarbeit beinhaltet ein breites<br />

Methodenspektrum. Hierzu wurde zunächst eine umfangreiche Recherche der<br />

Sekundärquellen vorgenommen um sich erste Eindrücke über das Land und die Arbeitsweise<br />

der GIZ zu verschaffen. Sowohl durch die klassische Literaturrecherche innerhalb der<br />

Publikationen zu den Themenfeldern Partizipation in der Entwicklungszusammenarbeit und<br />

Arbeitsweise der GIZ, sowie zu den verwendeten Programmen als auch mit Hilfe der<br />

Internetrecherche konnten zahlreiche Informationen gewonnen werden. Der zweiwöchige<br />

Arbeitseinsatz im Jemen und die Mitarbeit im GIZ-Büro in Sanaa ermöglichten ein Hinzuziehen<br />

<strong>von</strong> Primärquellen in Form <strong>von</strong> offenen Expertengesprächen mit den Projektverantwortlichen<br />

der GIZ. Diese gewährten einen weitreichenden Einblick in die Projektabläufe und die<br />

Arbeitsweise der GIZ in Shibam und Zabid.<br />

Die Diplomarbeit gliedert sich nach der Einführung in vier Teile.<br />

Aufgrund der Ausgangslage und Problemstellung im ersten Teil der Arbeit erscheint es sinnvoll,<br />

im zweiten Teil „Theoretische Grundlagen“ die Rahmenbedingungen, die den Kontext der<br />

vorliegenden Arbeit prägen, zu beschreiben. In diesem Zusammenhang wird näher auf<br />

relevante Aspekte des Jemen, der konkreten Untersuchungsgebiete, des UNESCO-<br />

Weltkulturerbes sowie der GIZ eingegangen.<br />

Im dritten Teil der Arbeit „Praktische Implementation“ werden die <strong>3D</strong>-Stadtmodelle auf<br />

Grundlage der während eines zweiwöchigen Aufenthaltes im Jemen gesammelten Daten<br />

erstellt. Die Modellierung der eingegrenzten Untersuchungsgebiete erfolgt unter<br />

Berücksichtigung der spezifischen Anforderungen <strong>für</strong> ihren späteren <strong>Einsatz</strong> mit der Software<br />

Google SketchUp. Um die Datengrundlagen (Pläne und Karten) in Google SketchUp verarbeiten<br />

zu können, wurden die Programme Autodesk AutoCAD und Adobe Photoshop verwendet. Auf<br />

Grundlage der entstehenden Arbeitsschritte zur Modellierung der <strong>3D</strong>-Stadtmodelle durch die<br />

verwendeten Programme wird ein effizienter Workflow ermittelt. Aus den gewonnenen<br />

Erkenntnissen des theoretischen Teils und der praktischen Implementation wird im darauf<br />

folgenden vierten Teil ein konzeptioneller Ansatz zum <strong>Einsatz</strong> der <strong>3D</strong>-Stadtmodelle im<br />

<strong>Partizipationsverfahren</strong> in der Entwicklungszusammenarbeit entworfen. Als konkretes Beispiel<br />

dienen <strong>Einsatz</strong>möglichkeiten der entwickelten <strong>3D</strong>-Stadtmodelle in Shibam und Zabid.<br />

Im fünften Teil, der abschließenden Fazit und im Ausblick soll ein Überblick über<br />

Visualisierungsmöglichkeiten <strong>von</strong> <strong>3D</strong>-<strong>Stadtmodellen</strong> <strong>für</strong> <strong>Partizipationsverfahren</strong> gegeben,<br />

sowie weiterführende Forschungsfelder aufgezeigt werden.<br />

9


10<br />

Einführung<br />

Abb. 1: Grafische Darstellung zum Aufbau der Arbeit (eigene Darstellung)


II. Theoretische Grundlagen<br />

Theoretische Grundlagen<br />

11


12<br />

Theoretische Grundlagen


4 Landesüberblick Jemen unter Berücksichtigung der<br />

politischen und historischen Entwicklung<br />

Theoretische Grundlagen<br />

Um die Rahmenbedingungen des Jemen als Entwicklungsland zu erörtern und einen späteren<br />

Bezug zu den erstellten <strong>3D</strong>-<strong>Stadtmodellen</strong> zu ermöglichen erscheint es sinnvoll zunächst einen<br />

kurzen Einblick in das Land zu gewähren und die <strong>für</strong> die Arbeit relevanten Themengebiete zu<br />

untersuchen.<br />

Der Jemen verfügt über eine vielfältige Topographie, die sowohl Küstenregionen mit ihrem<br />

Flachland und Gebirgsformationen im Landesinneren als auch ein Hochland im Nord-Osten<br />

enthält. Das Klima ist durch die topographischen Verhältnisse geprägt. So ist ein feucht-heißes<br />

Klima in den Küstenregionen, ein mildes Klima in den Gebirgsregionen sowie starke<br />

tageszeitabhängige-Temperaturschwankungen im Hochland des Jemen vorherrschend. Die<br />

Bauweise ist an die jeweiligen topographischen und klimatischen Verhältnisse angepasst und<br />

demnach genauso vielfältig. Um das vorhandene Kulturerbe <strong>für</strong> die gesamte Menschheit zu<br />

schützen und zu erhalten, wurden drei Städte sowie eine Naturstätte <strong>von</strong> der UNESCO als<br />

Weltkulturerbe eingestuft. Zu diesen zählen Sanaa, Shibam und Zabid als UNESCO-<br />

Weltkulturerbe- und Sokotra als UNESCO-Naturerbestätte.<br />

In den folgenden Kapiteln soll eine kurze Landeskunde folgen. Es wird auf die geographische<br />

Lage eingegangen, ein kurzer geschichtlicher und politischer Überblick ab 1900 gegeben, sowie<br />

die Rolle der Religion und die Rolle der Frau in der Gesellschaft näher betrachtet. Ferner soll<br />

die arabische Planungskultur beleuchtet werden. Mit den vorgestellten Punkten kann somit<br />

ein Überblick über die landesspezifischen Eigenschaften gegeben werden, welche auf die<br />

Erstellung der <strong>3D</strong>-Stadtmodelle Einfluss haben.<br />

4.1 Geographische Einordnung<br />

Die Republik Jemen liegt am südwestlichsten Ende der Arabischen Halbinsel. Das Land wird im<br />

Osten durch das Sultanat Oman sowie im Norden durch das Königreich Saudi-Arabien<br />

begrenzt. Natürliche Grenzen sind im Osten und im Süden des Landes durch die Einfassung<br />

vom Roten Meer und dem Golf <strong>von</strong> Aden gegeben. Nach offiziellen Angaben umfasst das<br />

gesamte Staatsgebiet des Jemen etwa 537.000 km², was etwa dem 1,5-fachen der Fläche der<br />

Bundesrepublik Deutschland entspricht. (vgl. Kabasci 2008, 17). Im Jahr 2008 betrug die<br />

Einwohnerzahl 19,2 Millionen (vgl. Bevölkerungsstatistik 2012, online). Deutschland hat im<br />

Vergleich auf einer geringeren Fläche etwa 81.802.300 Einwohner (Stand 2009). (vgl.<br />

Statistisches Bundesamt 2012, online)<br />

13


14<br />

Theoretische Grundlagen<br />

Vergleicht man die Bevölkerungsdichte der beiden Länder, so liegt sie in Deutschland im Jahr<br />

2009 bei 229 EW/km², während sie im Jemen bei 48,3 EW/km² liegt. (vgl. Statistisches<br />

Bundesamt online, 2012; worldbank 2012, online)<br />

Die größte Stadt und Hauptstadt des Jemens ist Sanaa. Mit ihren ca. 2,3 Millionen Einwohnern<br />

ist sie geistliches, politisches und kulturelles Zentrum des Landes und liegt in der Gebirgsregion<br />

auf 2.200 m ü. NN.<br />

Abb. 2: Karte des Jemen und ehem. Grenze zwischen dem Nord- und Südjemen (KfW-Entwicklungsbank 2011,<br />

online, eigene Darstellung)<br />

4.2 Geschichtliche und politische Entwicklung des Landes<br />

Durch die Besetzung <strong>von</strong> Aden und der Tihama Region <strong>von</strong> britische Kolonien und der<br />

Belagerung der nördlichen Teile des Landes durch die Osmanen, kam es im Jahr 1905 zu einer<br />

Teilung des Landes (vgl.Abb. 2). (vgl. Geschichte Jemen 2012, online)<br />

Die osmanische Besetzung des Jemen endete nach dem ersten Weltkrieg. Der Imam wurde<br />

durch den Vertrag <strong>von</strong> Lausanne <strong>von</strong> den Siegermächten des ersten Weltkrieges als Oberhaupt<br />

des Nordjemen anerkannt. Die Titeländerung <strong>von</strong> Imam zu „König“ erfolgte im Jahr 1926 durch<br />

den Imam selbst.<br />

ehemalige Grenze<br />

zwischen<br />

Nord- und Südjemen<br />

Ab dem Jahr 1926 begannen die Kämpfe zwischen dem Nordjemen und dem Südjemen, da die<br />

zaiditischen Imame die englische Besetzung des Südjemens nicht anerkannten. Die zaiditischen


Theoretische Grundlagen<br />

Imame mussten sich der englischen Besetzung jedoch beugen und erkannten schließlich die<br />

Grenzsetzung zum Südjemen an.<br />

Während der Teilung des Jemen sonderte sich der Nordjemen immer weiter vom weltlichen<br />

Geschehen ab. Es gab Ein- und Ausreiseverbote <strong>für</strong> Ausländer und Jemeniten sowie einen<br />

Stopp der Handelsbeziehungen zu allen Ländern außer Ägypten und Saudi-Arabien. Die<br />

wirtschaftliche Lage des Landes verschlechterte sich in dieser Zeit zunehmend. Oppositionelle<br />

Kräfte bündelten sich, sodass sich nach einem siebenjährigen Bürgerkrieg im Nordjemen die<br />

Republikaner durchsetzen konnten und der zaiditische Imam abgesetzt wurde. Im Jahr 1970<br />

flackerte erneut ein Grenzkrieg zwischen dem Nord- und Südjemen auf. Im Mai 1990 kam es<br />

zur Vereinigung der beiden Teile des Landes und zur Gründung der Republik Jemen mit der<br />

Hauptstadt Sanaa. (vgl. ebenda)<br />

Bis heute kommt es immer wieder zu Auseinandersetzungen aufgrund der Teilung des Jemens,<br />

da sich nach der Wiedervereinigung des Landes ein Teil der südjemenitischen Bevölkerung ihre<br />

Eigenständigkeit zurück wünscht.<br />

4.3 Innenpolitik des Jemen<br />

Anfang 2011 kam es zu Protestbewegungen der Zivilgesellschaft im Jemen, welche den<br />

Rücktritt des Staatspräsidenten Ali Abdullah Saleh forderten um die Demokratisierung des<br />

Landes voranzutreiben. Die Demonstrationen fanden im ganzen Land statt, wobei gewaltsame<br />

Übergriffe <strong>von</strong> Sicherheitskräften gegenüber den Demonstranten erfolgten, die zahlreiche<br />

Todesopfer forderten.<br />

4.3.1 Staatsaufbau<br />

„Die Republik Jemen ist laut Verfassung <strong>von</strong> 1994 ein arabisch islamischer Staat, an dessen<br />

Spitze der Staatspräsident steht.“ (Auswärtiges Amt 2011, online) Dieser wurde am 23.<br />

September 1999 zum ersten Mal durch Direktwahlen bestimmt.<br />

Ali Abdullah Saleh ist seit 1978 Amtsinhaber des Staatspräsidenten des Nordjemen und konnte<br />

sich auch in den Wahlen der Jahre 1999 und 2006 erneut durchsetzen.<br />

Der Staatspräsident hält auch das Oberkommando des Militärs inne. Laut Verfassung beläuft<br />

sich seine Amtszeit seit den ersten Direktwahlen <strong>von</strong> 1999 auf maximal zwei mal sieben Jahre.<br />

4.3.2 Parlament und Parteien<br />

Das Parlament wird alle sechs Jahre gewählt und umfasst 301 Sitze. Seit der<br />

Wiedervereinigung des Jemens im Jahr 1990 wurden drei Parlamentswahlen in den Jahren<br />

15


16<br />

Theoretische Grundlagen<br />

1993, 1997 und 2003 durchgeführt. Bei den Wahlen im Jahr 2003 wurden sechs Parteien ins<br />

Parlament gewählt (Allgemeiner Volkskongress, Islah, Jemenitische Sozialistische Partei,<br />

Nasseristische Partei, Baath Partei, Al-Haq-Partei sowie mehrere parteiunabhängige<br />

Kandidaten). Die jüngsten Parlamentswahlen, welche am 27. April 2009 stattfinden sollten,<br />

wurden aufgrund politischer Unstimmigkeiten sowie einer geplanten Wahlrechtsreform um<br />

zwei Jahre verschoben. Die Parlamentswahlen wurden auch weiterhin wegen der jüngsten<br />

Geschehnisse verschoben.<br />

Neben dem Parlament besteht ein „Konsultativrat“ („Madschlis al-Schura“), welcher durch<br />

eine Volksabstimmung im Jahr 2001 und der damit beschlossenen Verfassungsänderung ins<br />

Leben gerufen wurde. Der Rat ist eine zweite Kammer, die durch eine geplante<br />

Verfassungsreform zu einem Legislativorgan werden soll. (vgl. Auswärtiges Amt 2011, online)<br />

4.4 Menschenrechte<br />

Grundsätzlich wurden vom Jemen alle internationalen Menschenrechtsinstrumente<br />

unterzeichnet, deren Umsetzung jedoch schwierig ist. Problematische Themenfelder stellen:<br />

- die Benachteiligung <strong>von</strong> Frauen,<br />

- die Vollstreckung der Todesstrafe<br />

- willkürliche Festnahmen und Misshandlungen <strong>von</strong> Passanten durch Sicherheitskräfte,<br />

- sowie Stammesgerichtsbarkeit dar.<br />

Die Menschenrechtslage verschlechtert sich zunehmend seit dem Beginn der Demonstrationen<br />

gegen den Staatspräsidenten Anfang des Jahres 2011. (vgl. ebenda)<br />

Aktuelle Entwicklung (Stand: März 2012)<br />

Nachdem der amtierende Präsident Ali Abdullah Saleh <strong>von</strong> seinem Amt zurückgetreten ist,<br />

erfolgten am 21. Februar 2012 Neuwahlen. Als einziger zur Wahl stehender Kandidat wurde<br />

Abed Rabbo Mansur Hadi zum neuen Präsidenten gewählt. Nach Angaben der<br />

Wahlkommission haben 65% der wahlberechtigten Bevölkerung an der Wahl teilgenommen<br />

und 99% haben <strong>für</strong> Hadi gestimmt. Der Ausgang des Wahlergebnisses begründet sich darin,<br />

dass Hadi ohne Konkurrenten zur Wahl angetreten ist, um weitere Konfliktsituationen im Land<br />

zu vermeiden. Der aktuelle Präsident soll übergangsweise <strong>für</strong> zwei Jahre im Amt bleiben.<br />

Anschließend sollen neue Wahlen mit mehreren Kandidaten stattfinden. (vgl. t-online<br />

nachrichten 2012, online)


Exkurs: Stammesrechte im Jemen<br />

Theoretische Grundlagen<br />

Im Jemen gibt es zahlreiche Stämme, die seit Jahrhunderten auf die politische Entwicklung<br />

des Landes Einfluss nehmen. Die meisten Jemeniten gehören einem Stamm an. Dieser stellt<br />

ein komplexes Beziehungsgeflecht dar, welche die lokale Identität und den lokalen<br />

Zusammenhalt stärkt. Stammesinteressen sind den persönlichen Interessen des Einzelnen<br />

stets übergeordnet.<br />

Durch die Organisation und eine Vielzahl <strong>von</strong> Angehörigen können sich Stämme zu mächtigen<br />

gesellschaftlichen Subsystemen entwickeln. Geschichtlich gesehen oblag bis in die 70er Jahre<br />

die Rechtsprechung sowie Handel und Verteidigung des Jemens den Stämmen. Dabei kam es<br />

häufig zu Konflikten einzelner Stämme untereinander.<br />

Bei Betrachtung der äußeren Ordnung der einzelnen Stämme stellt sich das Gefüge als schwer<br />

durchschaubar heraus, da es unter den verschiedenen Stammesgruppen einzelne Ab-<br />

spaltungen gibt. (vgl. Kabasci 2008, 114ff.)<br />

17


18<br />

Theoretische Grundlagen<br />

Abb. 3: Übersicht über die verschiedenen Stämme und deren Verteilung im Land (nachrichten-politik 2011,<br />

online)<br />

Die Abbildung zeigt eine Landesübersicht mit der Verteilung der verschiedenen Stämme. Sie<br />

sind flächendeckend über das Land verteilt.<br />

Für die politische Entwicklung des Jemen ist das Verhalten der Stämme entscheidend. Diese<br />

akzeptieren eine Zentralmacht nur unter Vorbehalt der Anerkennung <strong>von</strong> Stammesinteressen<br />

und deren gesellschaftlichen Vorstellungen.<br />

Die Stämme bilden somit einen „Staat im Staat“. So kommt es immer wieder zu Entführungen<br />

<strong>von</strong> Touristen und Mitarbeitern <strong>von</strong> Hilfsorganisationen mit dem Motiv, <strong>von</strong> der<br />

Zentralregierung bessere Infrastruktureinrichtungen oder die Freilassung inhaftierter<br />

Stammesbrüder zu erpressen.<br />

Generell wird die breite Basis islamistischer Extremisten in unzufriedenen Stämmen immer<br />

größer. (vgl. süddeutsche-zeitung 2011, online)


4.5 Bedeutung der Religion in der Gesellschaft<br />

Theoretische Grundlagen<br />

Im Jemen wird ein Großteil des Zusammenlebens über die Scharia geregelt. Diese stellt das<br />

islamische Recht dar, welches ohne Paragraphen formuliert ist. Das Recht ist also nicht fixiert.<br />

Vielmehr geht es in der Scharia um die Ermöglichung des Lebens miteinander und um die<br />

Verpflichtungen des Einzelnen gegenüber Gott. (vgl. Heesemann 2005, 4)<br />

Es werden zwei große Gruppen innerhalb der islamischen Glaubensrichtung unterschieden, die<br />

Sunniten und die Schiiten. Je nach Zugehörigkeit zu einer der Gruppen gestalten sich die<br />

Auslegung des Gesetzes und das Zusammenleben in der Gesellschaft unterschiedlich. Zur<br />

Verteilung der Religionsgruppen vgl. Abb. 3.<br />

Generell ist im weltweiten Islam die Gruppierung der Sunniten die am vorherrschende. Bei den<br />

Sunniten wird der Führer, genannt „Kalif“ (bei den Schiiten „Imam“), aufgrund seiner<br />

weltlichen Fähigkeiten gewählt. Bei den Schiiten hingegen kann nur derjenige zum Imam<br />

berufen werden, der ein rechtmäßiger Nachfolger Mohammeds ist und gleichzeitig auch<br />

Nachfolger Alis ist, dem Vetter <strong>von</strong> Mohammed. Der Unterschied der beiden Religionsgruppen<br />

besteht also in der Ausrichtung der beiden Anführer. Während der Kalif der Sunniten ein<br />

weltlicher Verteidiger des Islams ist, ist der schiitische Imam ein gottähnliches Oberhaupt und<br />

hat deswegen innerhalb der schiitischen Gemeinschaft eine größere Autorität als der<br />

sunnitische Kalif. (vgl. Kabasci 2008, 57 ff.)<br />

Die Sunnitische Lehre leitet sich aus der Sunna ab. Sie ist die Überlieferung des Lebens und<br />

Wirkens sowie der Aussprüche Mohammeds. Die Sunna tritt dabei neben den Koran und<br />

vermittelt die Werte und das Handeln der Gläubigen. (vgl. Der Islam 2008, online)<br />

Im Jahr 1994 wurde die Scharia als Gesetzesgrundlage im ganzen Jemen anerkannt.<br />

4.6 Die Geschlechterrollen in der Gesellschaft<br />

Die Unterscheidung in die beiden vorherrschenden Gruppierungen des Islam ist <strong>von</strong> großer<br />

Bedeutung, da sich ihr alltägliches Leben in verschiedene Richtungen bewegt. Generell ist die<br />

schiitische Lehre weitaus konservativer als die sunnitische. So wird auch die<br />

Geschlechtertrennung im Alltag <strong>von</strong> den schiitischen Glaubensgruppen stärker vollzogen als<br />

<strong>von</strong> den sunnitischen. (vgl. Kabasci 2008, 74ff.) In der Regel verbleiben beide<br />

Geschlechtergruppen die meiste Zeit des Tages unter sich.<br />

Im Islam herrscht das Prinzip der Verhaltensbegrenzung, welches ab der Pubertät vollzogen<br />

wird. In diesem Kontext wird der Kontakt zwischen unverheirateten Männern und Frauen auf<br />

ein Minimum begrenzt.<br />

19


20<br />

Theoretische Grundlagen<br />

Neben der Verhaltensbegrenzung als speziell islamische Grundhaltung gibt es vom Staat<br />

garantierte Rechte. Frauen werden in der jemenitischen Verfassung als „Schwestern der<br />

Männer“ gesehen. Im Jahr der Wiedervereinigung der beiden Länder sprach sich die Regierung<br />

zunächst <strong>für</strong> eine Gleichstellung <strong>von</strong> Mann und Frau aus. In späteren Reformen wurde dieser<br />

Grundsatz jedoch wieder aufgehoben (vgl. Kabasci 2008, 74ff.).<br />

Insbesondere die Rolle der Frau ist im Hinblick auf die Bauweise der Privathäuser bedeutsam.<br />

Im Islam dürfen Frauen sich nur in privaten Räumlichkeiten ohne Verschleierung bewegen.<br />

Privatsphäre gegenüber Fremden hat im Islam höchste Priorität, während die individuelle<br />

Privatsphäre in den Hintergrund tritt. Aus diesem Grund sind die Wohnhäuser in der<br />

arabischen Welt meist so gegliedert, dass private Räumlichkeiten <strong>von</strong> Fremden, d.h. nicht<br />

familienzugehörigen Personen, nicht einsehbar sind (vgl. Kap. 5.3).<br />

4.7 Zwischenfazit<br />

Der Jemen ist durch Misswirtschaft, die instabile politische Lage, die topographischen und<br />

klimatischen Verhältnisse und eine schwere Wirtschaftskrise in den 1990er Jahren eines der<br />

unterentwickeltsten Länder der Erde. Das Land kämpft mit Problemen wie Wasserknappheit,<br />

einer hohen Analphabeten-Rate, schlechtem Zugang zum Bildungs- und Gesundheitssystem,<br />

der Verarmung der ländlichen Gebiete sowie einer hohen Geburtenrate. Im Bereich der<br />

Stadtplanung kommt es häufig zu Problemen vor allem in den Bereichen Erhalt der<br />

Bausubstanz. (vgl. GIZ 2012, online)<br />

Die aktuell politisch instabile Lage erschwert die Arbeit der internationalen Organisationen<br />

enorm. Primäres Ziel muss die Stabilisierung der politischen Lage im Land sein, gefolgt <strong>von</strong> der<br />

Verbesserung der gesellschaftlichen Situation der Frauen und Mädchen. Das Verständnis der<br />

Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau unterliegt noch heute (trotz Unterzeichnung der<br />

internationalen Menschenrechtsinstrumente) den Vorschriften der Scharia. Diese rechtfertigt<br />

den Vollzug der Todesstrafe bei beispielsweise homosexuelle Handlungen oder Ehebruch <strong>von</strong><br />

Seiten der Frau. Es bleibt abzuwarten, ob sich die innenpolitische Lage im Laufe der nächsten<br />

Jahre entspannen wird und die Entwicklungen des vergangenen Jahres zu einer<br />

Demokratisierung beitragen werden.<br />

Die Globalisierung und die damit einhergehenden zunehmenden Kontakte zu<br />

Industrienationen haben im Jemen viele Veränderungen hervorgerufen, welche sowohl im<br />

politischen als auch im kulturellen Gefüge spürbar sind. (vgl. Höhfeld 1985, 1 ff.; 57 ff.) Hierzu<br />

zählen die Abwendung <strong>von</strong> traditionellen Denk-, Verhaltens- und Arbeitsweisen. Hinzu kommt<br />

die Verbesserung der Infrastruktur auch in peripheren Räumen. Dennoch stellen Urbanisierung<br />

und Landflucht sowie die Industrialisierung zunehmende Probleme im Jemen dar.


5 Planungskultur im Jemen<br />

Theoretische Grundlagen<br />

Das Stadtbild arabischer Städte ist durch die religiösen Einflüsse des Islam geprägt. Es hat sich<br />

ein eigener Stadttypus entwickelt, der in dieser Form ebenfalls in Teilen Nordafrikas<br />

vorzufinden ist.<br />

Erste Städte der arabischen Halbinsel bildeten sich an Oasen, wo Nomaden sesshaft geworden<br />

waren. Von dort aus wurden anschließend Handelsbeziehungen geknüpft. Dies hat zur Folge,<br />

dass sich nur wenige Kristallisationspunkte <strong>von</strong> Besiedelung im Jemen herausstellen sollten<br />

und es zu keiner flächendeckenden Besiedlung des Landes kam. (vgl. Zentralasien 2011, online)<br />

„Diese Art der Besiedlung ist Ausdruck des multipolaren Gesellschaftsbildes der orientalischen<br />

und später auch der islamischen Kultur. Die Bildung vieler kleiner autonomer Zellen aus denen<br />

sich mit zunehmendem Wachstum das Geflecht eines größeren Zusammenhangs ergibt, ist in<br />

räumlicher wie in gesellschaftlicher Hinsicht ein wesentliches Merkmal des kulturellen<br />

Selbstverständnisses.“ (Zentralasien 2011, online)<br />

5.1 Stadtplanung im Jemen und anderen arabischen Ländern<br />

Zum Thema Stadtplanung im Jemen sowie zu gesetzlichen Vorschriften konnten während der<br />

Erstellung dieser Diplomarbeit nur wenige Informationen gewonnen werden. Selbst <strong>für</strong><br />

Einheimische, welche zur Beantwortung der Fragen zu einem gesetzlichen Rahmen der<br />

Stadtplanung herangezogen wurden, ist das System und der Gesetzgebungscharakter<br />

undurchsichtig.<br />

Da im Rahmen dieser Arbeit dennoch ein Einblick in das Planungssystem und die Stadtplanung<br />

in arabischen Ländern gegeben werden soll, wird an dieser Stelle beispielhaft <strong>für</strong> den<br />

arabischen Raum das Planungssystem <strong>von</strong> Ägypten vorgestellt, da dieses dem jemenitischen<br />

Planungssystem am nächsten kommt.<br />

Im Jahr 1977 wurde Ägypten in sieben Planungsregionen eingeteilt. Zu diesen gehören Greater<br />

Cairo, Alexandria, Suez Canal, Delta, Northern Upper Egypt, Southern Upper Egypt und Assiut.<br />

Jede Region hat ihre eigene Planungshoheit welche unter Führung eines Planungskomitees<br />

arbeitet. (vgl. Ryser/Franchini 2008; 10 ff.)<br />

21


22<br />

Theoretische Grundlagen<br />

Abb. 4: Landesüberblick Ägypten (Ryser/Franchini 2008; 10 ff)<br />

Institutionen<br />

Hauptinstitution ist das MHUUC (Ministry of Housing Utilities and Urban Communities),<br />

welches gesetzliche Grundlagen und nationale Strategien im Bauwesen entwickelt.<br />

Als Teil des MHUUC gibt es drei weitere Institutionen welche sich mit Urbanisierungsplänen,<br />

Städtebaulichen Konzepten und Regionalplanung beschäftigen. (vgl. ebenda)<br />

Planungsinstrumente<br />

Alle Planungen in Ägypten basieren auf einem nationalen Fünfjahresplan. Der Fünfjahresplan<br />

mit der Laufzeit <strong>von</strong> 2002 bis 2007 fördert die Raumplanung <strong>von</strong> zwei Seiten. Zum einen<br />

beobachtet er die Entwicklungen in der Wüste und unterstützt die Modernisierung<br />

bestehender Städte und zum anderen fördert er die Entwicklung neuer Siedlungen in größerer<br />

Entfernung zum Nil-Delta mit dem Ziel die Bevölkerung dieser Region besser zu verteilen. In<br />

den Wüstenregionen werden Entwicklungspläne aufgestellt mit dem Ziel die unbewohnten<br />

Regionen <strong>für</strong> die nationale Wirtschaft zu integrieren.<br />

Für größere ägyptische Städte werden detaillierte Masterpläne aufgestellt, worin die<br />

Vorschläge des Fünfjahresplans integriert sind. Die Themen der Masterpläne begrenzen sich<br />

auf aktuelle Problemfelder im städtischen Kontext sowie die Bebauung <strong>von</strong> Baulücken und die<br />

Installation <strong>von</strong> Infrastruktureinrichtungen. (vgl. Ryser/Franchini 2008, 10 ff.)


Planerstellung<br />

Theoretische Grundlagen<br />

Die Masterpläne wurden <strong>von</strong> der Regierung erstellt und betrachten Aspekte wie Landnutzung,<br />

Infrastruktur, Versorgungs-, Transport-, und wirtschaftliche Aktivitäten sowie Bauordnung.<br />

Weiterhin geben die Pläne Anweisungen über die Beteiligung der Öffentlichkeit in<br />

Planungsvorhaben.<br />

Das in Ägypten vorherrschen Top-Down System in der Planung konnte in den letzten Jahren<br />

die Urbanisierung des Landes nicht aufhalten. Vor allem die Landflucht der Bevölkerung in die<br />

größeren Städte und die damit verbundenen Probleme wie Wohnraumverknappung und die<br />

Erhöhung <strong>von</strong> Grundstückspreisen sowie der Rückgang städtischer Grünflächen stellen die<br />

administrative Verwaltung des Landes vor eine große Herausforderung.<br />

Durch die Weiterentwicklung der Gesetze und den Erlass neuer Verordnungen im Bereich der<br />

Stadtentwicklung sowie die Dezentralisierung der Verwaltungsstruktur sollen den oben<br />

genannten Entwicklungen entgegengewirkt werden. Ein zukünftig ebenso wichtiges<br />

Themenfeld soll der Erhalt der historischen Bausubstanz darstellen. (vgl. ebenda)<br />

5.2 Traditionelles Bauen im Jemen<br />

Der Jemen ist geprägt durch seine traditionelle Bauweise. Charakteristisch ist der Lehmbau,<br />

welcher einzigartige Stadtbilder wie jene <strong>von</strong> Shibam oder der Altstadt <strong>von</strong> Sanaa<br />

hervorbringt.<br />

Zur Westküste des Landes hin ist der Kalkputz traditionell. Beispielhaft hier<strong>für</strong> sei die in dieser<br />

Arbeit modellierte Stadt Zabid genannt. Neben den beiden anderen angeführten Städten<br />

wurde sie aufgrund ihrer einzigartigen Bauweise und kulturell-historischer Bedeutung zum<br />

UNESCO-Weltkulturerbe ernannt.<br />

Für einen Überblick über traditionelles Bauen im Jemen werden vier Zonen unterschieden, um<br />

diesen die entsprechenden Bebauungsmerkmale zuzuweisen (vgl. Abb. 5).<br />

23


24<br />

Theoretische Grundlagen<br />

Abb. 5: Regionen und Baustoffe (eigene Darstellung nach Hirschi)<br />

Den jeweiligen Regionen werden neben typischen Baumaterialien auch verschiedene Bautypen<br />

zugeordnet. Es zeigt sich, dass es im Jemen abhängig <strong>von</strong> Region und Baustoffen völlig<br />

unterschiedliche Bautypologien gibt, welche das Land so facettenreich und einzigartig<br />

gestalteten.<br />

Abb. 6: Links: Häuserform in der Wüstenebene (Shibam); rechts: Häuserform Tihama Region (Zabid) (Böhler<br />

2007)<br />

5.2.1 Bauen in der Wüstenebene<br />

Wie in Kap. 11.1 darlegt, liegt Shibam im Hadramaut und lässt sich somit dem Bereich der<br />

Wüstenebene zuordnen. In dieser Region wird vornehmlich Lehm als Baumaterial verwendet.<br />

Die typische Bauform des Hadramaut ist das Turmhaus. Hierbei handelt es sich um


Theoretische Grundlagen<br />

Wohntürme mit drei bis neun Geschossen. (vgl. Leiermann 2005, 91 ff.) Neben Lehm wird auch<br />

behauener Naturstein zum Bauen verwendet. Die Lehmziegel können bei der Verarbeitung<br />

sowohl getrocknet als auch gebrannt sein.<br />

Traditionell waren im Erdgeschoss eines Turmhauses Stallungen untergebracht. Man findet<br />

dort heute häufig eine Empfangshalle, teilweise kleine Läden oder Werkstätten. Das darauf<br />

folgende Zwischengeschoss wird als Lager oder Abstellfläche genutzt. Je höher das Stockwerk,<br />

desto privater ist die Räumlichkeit. So sind in einem traditionellen Turmhaus hinter den<br />

Lagerräumen die Empfangsräume <strong>für</strong> Gäste angeordnet. Darauf folgen Küche sowie private<br />

Gemächer der Familie.<br />

Bei der Aufteilung der Stockwerke in den Turmhäusern gibt es allerdings Unterschiede. So ist<br />

zum Beispiel in Sanaa die höchste Etage (sog. Mafratsch) immer der Prestigeraum der Familie.<br />

Hier wird zum Tee geladen oder Qatrunden abgehalten. (vgl. Leiermann 2005, 93 ff.) Generell<br />

werden Turmhäuser immer nur <strong>von</strong> einer Familie bewohnt.<br />

Shibam wird durch seine traditionelle Bauweise <strong>von</strong> 437 Turmhäusern innerhalb der<br />

Stadtmauern auch als „Chicago der Wüste“ bezeichnet.<br />

5.2.2 Bauen in den Küstenregionen<br />

Die Bauweise der Küstenstädte unterscheidet sich zu den oben beschriebenen Turmhäusern<br />

wesentlich. Zabid liegt an der Westküste des Jemens in der Tihama Region, wo ein feucht-<br />

heißes Klima vorherrscht. Wegen der klimatischen Verhältnisse werden vorwiegend Lehm,<br />

Korallenstein und Kalk als Baumaterial verwendet, da sich diese positiv auf das Raumklima<br />

auswirken. Stroh und Holz kommt ebenfalls zum <strong>Einsatz</strong>.<br />

In der Region findet sich neben Ziegelbauten auch die klassische Tihama Hütte, welche<br />

vorwiegend aus Lehm und Stroh besteht. Die Bauweise in der Küstenregion wurde durch<br />

vielerlei kulturelle Einflüsse geprägt. Durch den florierenden Handel und die engen<br />

Handelsbeziehungen zu Indien und Afrika hinterließen Seefahrer und Händler ihre Spuren,<br />

auch im Bereich der Baukultur. Die Grundstücke werden funktional, nach dem klassischen<br />

Schema der islamischen Stadt bebaut (vgl. Kap. 5.3). So sind Kochen, Wohnen, Sanitärbereich<br />

und Schlafen getrennt <strong>von</strong>einander auf einem Grundstück angeordnet. Ein kleiner Hof bildet<br />

den Mittelpunkt des Grundstücks. Generell gibt es in der Tihama Region keine<br />

hochgeschossigen Bauwerke. Meist liegt die Höhe bei ein bis drei Geschossen. (vgl. Lingenau<br />

1989, 26 ff.)<br />

25


26<br />

Theoretische Grundlagen<br />

Die kleinste Einheit der Bauweise in der Küstenregion bildet die Thiama Hütte (vgl. Abb. 7). Sie<br />

ist angelehnt an die Ostafrikanische Bauweise. Die Hütten selbst sind außen sehr schlicht<br />

gehalten, innen jedoch reich verziert. Die Hütten werden vor allem <strong>von</strong> der ärmeren<br />

Bevölkerung bewohnt.<br />

Abb. 7: Tihama-Hütte (abenteuer-reisen 2012, online)<br />

Eine weitere typische Bauweise bildet das Rote-Meer Haus (vgl. Abb. 8). Hierbei handelt es sich<br />

um meist zweigeschossige Kaufmannshäuser aus verputzten Lehmziegeln. Durch die sichere<br />

Bauweise waren die gelagerten Waren vor Diebstahl und Witterung weitestgehend geschützt.<br />

Die Außenfassade wurde mit Holzverzierungen, als Zeichen des Wohlstandes, gestaltet. Diese<br />

Bauweise gelangte durch indische Seefahrer in die Region (vgl. ebenda).


Abb. 8: Kaufmannshaus in Zabid (Böhler 2007)<br />

Theoretische Grundlagen<br />

Zabid ist die einzige Stadt im Jemen, welche strikt nach dem Grundriss der islamischen Stadt<br />

entstanden ist. In der Stadt sind vorwiegend eingeschossige Lehmziegelhäuser mit<br />

ummauertem Innenhof zu finden. (vgl. Saliba 2004, 51).<br />

5.3 Die Islamische Stadt<br />

Ein Merkmal der islamischen Architektur ist die radikale Unterscheidung zwischen dem<br />

Außenraum und dem gebauten Innenraum.<br />

„Die archetypische Gebärde des Umschließens und Absonderns eines genau begrenzten Stück<br />

Raumes, das den geschützten Lebensbereich eines Einzelnen, einer Gruppe oder bestimmten<br />

Aktivität (Einfrieden) beinhaltet, ist als "Belebung toten Landes" im islamischen Recht erlaubt<br />

und erwünscht.“ (Zentralasien 2011, online)<br />

Innerhalb der Städte kam es durch Zuweisung einzelner Bereiche <strong>für</strong> einzelne Familien zur<br />

Quartiersbildung. Diese Quartiere wurden unter den einzelnen Familien nochmals aufgeteilt<br />

und konnten durch Tore und Pforten vom städtischen Leben nochmals abgetrennt werden. Die<br />

Bebauung einzelner Grundstücke fand <strong>von</strong> außen nach innen statt. So baute man zunächst<br />

eine Mauer oder einen Zaun um eine Parzelle und gliederte anschließend den Rest in Richtung<br />

Grundstücksmitte. (vgl. Lingenau 1989, 25 ff.)<br />

27


28<br />

Theoretische Grundlagen<br />

Betrachtet man die islamische Stadt, so erkennt man im Stadtbild eine klare Gliederung. An<br />

den Haupterschließungsachsen findet das öffentliche Leben statt. Betrachtet man sodann die<br />

dahinter gelegenen Gebiete, so gliedern sich diese immer weiter in die privaten Bereiche der<br />

einzelnen Parzellen auf, wobei die Privaträume immer in der Mitte zu finden sind. Die<br />

islamische Stadt ist deshalb in der Regel, abseits der Hauptwege, ein durch das<br />

Sackgassensystem sehr verschachteltes Gebilde.<br />

Abb. 9: Modell einer traditionellen islamisch-orientalischen Stadt (eigene Darstellung, nach: Breuer, Hallermann,<br />

Starke, Seydlitz Geographie II, entnommen aus Lappe 2005)<br />

Das Modell der islamisch-orientalischen Stadt in Abb. 9 zeigt die traditionelle Stadtstruktur<br />

arabischer Städte. Mittelpunkt der Stadt sind Suq und die Freitagsmoschee umgeben <strong>von</strong><br />

einzelnen Quartieren mit ihren eigenen kleineren Suqs. Diese wiederum werden <strong>von</strong> der<br />

Stadtmauer und der Zitadelle eingefriedet. Die Friedhöfe befinden sich außerhalb der Stadt.<br />

Städtische Raumstrukturen können anhand möglicher Modelle näher erläutert werden. Die<br />

islamische Stadt ist eine Mischform mit Elementen einer „konzentrischen Stadt“, deren Ringe<br />

aus Hauptmoschee, Bazar, Wohnquartieren, Stadtmauer und Friedhöfen bestehen. Die<br />

Subzentren der Wohnquartiere bringen zusätzlich den Aspekt der „polyzentrischen Stadt“<br />

hinzu, die neben dem Hauptkern aus Moschee und Bazar über einzelne Nebenkerne mit<br />

eigenem Markt verfügt. (vgl. Streich 2011, 90)


Theoretische Grundlagen<br />

5.4 Gegenwart und Zukunft islamisch-orientalischer Städte und die damit<br />

verbundenen Probleme<br />

Generell kann die gegenwärtige Situation islamisch-orientalischer Städte als schwierig<br />

bezeichnet werden. Dies ergibt sich zum einen durch die räumliche und soziale Beengtheit in<br />

den Altstädten, gekoppelt mit einer schlechten Infrastruktur im Bereich der Strom- und<br />

Wasserversorgung sowie der Abwasserentsorgung. Hinzu kommt, dass die Mittel- und<br />

Oberschicht, welche ehemals die Altstadthäuser bewohnte, nun nach europäischen Standards<br />

leben möchte. Dies hat zur Folge, dass im Umland der Städte neue Stadtbezirke entstehen. In<br />

die leer stehenden Häuser der Medina zieht nun die abwandernde Landbevölkerung. Diese<br />

meist sozial schwächere Schicht mit geringem bis keinem Einkommen nutzt die Altstadthäuser<br />

als Gemeinschaftswohnungen unter schlechten hygienischen Bedingungen. Das Geld <strong>für</strong> die<br />

Instandhaltung der Altstadthäuser fehlt.<br />

Ein weiteres Problem besteht im veränderten Konsumverhalten der Bevölkerung. Durch die<br />

große Nachfrage nach Importware kommt es zu einer Krise des lokalen Handwerks und somit<br />

zum Bedeutungsverlust des Suqs durch die Errichtung moderner Shopping-Malls.<br />

Somit steht die Stadtplanung vor neuen Herausforderungen, denn die ursprünglich historische<br />

und traditionelle Bau- und Lebensweise steht im Widerspruch zum Streben nach europäischer<br />

Baukultur und Lebensart. Dieser Spagat ist <strong>von</strong> den Behörden alleine nicht zu bewältigen. Mit<br />

Hilfe verschiedener Organisationen und der Initiierung <strong>von</strong> Projekten im Bereich der<br />

Bürgerbeteiligung kann erreicht werden, dass die Bevölkerung umfassend Informiert und <strong>von</strong><br />

der Wichtigkeit des Erhalts historischer Bausubstanz überzeugt wird.<br />

Die hier dargestellten Probleme sind sehr verallgemeinerte Darstellungen <strong>für</strong> islamisch-<br />

orientalische Städte. Die Lage muss <strong>für</strong> Shibam und Zabid differenziert betrachtet werden.<br />

Beispielsweise wird seit Beginn des GIZ-Projektes im Jahr 2000 den oben genannten<br />

Problemen in Shibam entgegengewirkt. In Zabid soll dies durch Übertragung der Projektinhalte<br />

<strong>von</strong> Shibam auch geschehen (vgl. Kap. 7).<br />

Somit sollen der Erhalt der traditionellen Bausubstanz und die Ausbildung <strong>von</strong> qualifizierten<br />

Arbeitskräften im Baugewerbe langfristig gesichert werden.<br />

29


30<br />

Theoretische Grundlagen<br />

5.5 Denkmalpflege und Altstadtsanierung<br />

Da neben Shibam und Zabid viele weitere Städte im Jemen vom Verfall bedroht sind erscheint<br />

es sinnvoll, die Bereiche der Denkmalpflege und Altstadtsanierung des Landes näher zu<br />

erörtern. Es gibt verschiedene Erlässe und Dekrete, die zum Teil <strong>für</strong> den ganzen Jemen<br />

maßgeblich sind. Andere Vorgaben wiederum beziehen sich nur auf die Welterbestätten, in<br />

einzelnen Teilen auch nur auf die Welterbestätte Zabid.<br />

Aufgrund des Umfangs der Schriftstücke sind auszugsweise zwei Dekrete in englischer Sprache<br />

im Anhang abgedruckt.<br />

Erlässe im Bereich Denkmalpflege und Altstadtsanierung im Jemen gibt es aus den Jahren<br />

1994, 1996, 2001 und 2006.<br />

Der Erlass <strong>von</strong> 2001 liefert Rahmenbedingungen zur Kontrolle in allen Städten im Jemen. So<br />

bedürfen alle Bautätigkeiten, vom Neubau bis hin zu Reparatur und Abbrucharbeiten einer<br />

Baugenehmigung. Diese wird <strong>von</strong> der lokalen Denkmalbehörde GOPHCY (vgl. Kap.5.7)<br />

ausgestellt. Weitere Kerninhalte sind die Bestimmungen zu Baumaterialien. Es sollen zum Bau<br />

ausschließlich regionale Baustoffe verwendet werden. Weiterhin soll sich die Bebauung stets<br />

in die Umgebung einfügen. Bei Nichteinhaltung dieser Kriterien droht der Baustopp und die<br />

Verhängung <strong>von</strong> Geldbußen oder die Wiederherstellung des ursprünglichen Zustandes eines<br />

Gebäudes.<br />

Im Bereich historischer Bauten verbietet das Dekret den Anbau an historische Bausubstanz. Ist<br />

ein Neubau geplant, so müssen die Nutzungsfunktionen mit denen historischer Gebäude<br />

übereinstimmen. Das Dekret verbietet die Zweckentfremdung historischer Gebäude,<br />

beispielsweise durch den Umbau eines Wohnhauses in ein Geschäftshaus, das sich nicht im<br />

Suq-Bereich befindet.<br />

Das Dekret stellt viele Anforderungen an die Eigentümer historischer Gebäude und lässt sehr<br />

wenige Entwicklungsmöglichkeiten.<br />

Der Erlass <strong>von</strong> 2006 richtet seine Anforderungen speziell an die Weltkulturerbestätte <strong>von</strong><br />

Zabid mit dem Ziel, dass diese Welterbestätte <strong>von</strong> der roten Liste des gefährdeten Welterbes<br />

genommen werden kann. (vgl. Kap. 6 und Kap. 6.4)<br />

Der neue Erlass ersetzt dabei jedoch nicht den <strong>von</strong> 2001, er bindet neue<br />

Denkmalpflegerichtlinien ein. So sind beispielsweise Neubauten, Umbauten und<br />

Abrissarbeiten in Zabid immer mit dem „Masterplan Zabid 2004 ( vgl. Kap. 11.2) abzustimmen.


5.6 Planungssystem im Jemen<br />

Theoretische Grundlagen<br />

Grundsätzlich ist es schwierig, Informationen zum jemenitischen Planungssystem und dessen<br />

Rechtsreglement zu erhalten. Durch Dezentralisierungsprozesse sollen politische<br />

Verwaltungsabläufe in den zwanzig Regierungsbezirken (Abyan, Aden, Al-Bayda, Al-Dali, Al-<br />

Hudaydah, Al-Jawf, Al-Mahrah, Al-Mahwit, Amran, Dhamar, Hadramaut, Hajjah, Ibb, Lahij,<br />

Marib, Raimah, Sadah, Sana'a, Shabwah und Taiz) eigenständig geregelt werden. Dieser<br />

Prozess könnte eine mögliche Erklärung <strong>für</strong> die mangelnde Datenbasis darstellen. Im<br />

arabischen Raum wird die Raumordnungspolitik bis hin zur Bauleitplanung <strong>von</strong> oberster<br />

Regierungsstufe geregelt (vgl. Kap. 5.1). Durch die noch nicht vollständig abgeschlossene<br />

Abkehr vom Top-Down Ansatz gibt es zurzeit nur wenige rechtskräftige baurechtliche<br />

Dokumente auf regionaler Ebene.<br />

31


32<br />

Theoretische Grundlagen<br />

5.7 Staatliche Institutionen <strong>für</strong> den Erhalt historischer Städte im Jemen<br />

Seit dem Jahr 1991 wurden vom jemenitischen Kulturministerium drei Organisationen<br />

eingerichtet, welche sich <strong>für</strong> den Erhalt und die Entwicklung historischer Städte im Jemen<br />

einsetzen.<br />

Abb. 10:Institutionen (eigene Darstellung)<br />

Exkurs Kulturministerium<br />

Das Kulturministerium ist verantwortlich <strong>für</strong> die Bereitstellung der Verkehrsinfrastruktur<br />

sowie <strong>für</strong> das Monitoring der Infrastrukturprojekte in historischen Städten im Jemen. Hierzu<br />

zählen unter anderem Projekte in den Bereichen Elektrizität, Wasserversorgung,<br />

Abwasserentsorgung sowie Abfallbeseitigung. Weiterhin koordiniert das Kulturministerium<br />

den touristischen Sektor, zu dem auch der Wiederaufbau und Erhalt historischer und<br />

touristischer Plätze, der Neubau und Erhalt <strong>von</strong> Museen sowie die Optimierung und der Erhalt<br />

des gesamten Tourismussektors durch die Förderung <strong>von</strong> Investitionen zählen. (vgl.<br />

worldbank 2000, 6 ff.)


Theoretische Grundlagen<br />

Im Folgenden werden die drei vom Kulturministerium eingerichteten Institutionen und deren<br />

Arbeitsweise vorgestellt.<br />

General Organisation for the Preservation of Historic Cities of Yemen (GOPHCY)<br />

GOPHCY wurde im Jahr 1984 zum Erhalt der historischen Altstadt <strong>von</strong> Sanaa ins Leben gerufen.<br />

Nach der jemenitischen Wiedervereinigung im Jahr 1990 wurde GOPHCY die gesamte<br />

Verantwortlichkeit <strong>für</strong> den Erhalt des historischen Erbes im Jemen übertragen. Seit 1991 ist die<br />

Organisation Teil des Kulturministeriums.<br />

GOPHCY ist <strong>für</strong> das Monitoring <strong>von</strong> Projekten zum Erhalt historischer Bausubstanz<br />

verantwortlich. Da es keine ausreichende Aufklärung der Bevölkerung <strong>für</strong> diese Projekte gibt,<br />

ist die Durchführung und Akzeptanzschaffung ein langwieriger Prozess. Aufgrund des<br />

fehlenden Bewusstseins <strong>für</strong> die Wichtigkeit <strong>von</strong> historischer Bausubstanz und den Erhalt des<br />

kulturellen Erbes ist die Mitarbeit der Bevölkerung an solchen Projekten bislang in vielen<br />

Gebieten noch gering.<br />

Im Zuge der Dezentralisierung der Verwaltung im Jemen wurden Denkmalbehörden in einigen<br />

kulturhistorisch wichtigen Städten niedergelassen (Shibam, Zabid, Djibbla und Aden). Durch<br />

den näheren Kontakt zur Bevölkerung erhofft man sich eine höhere Aufmerksamkeit und eine<br />

bessere Möglichkeit zur Bewusstseinsbildung der Bevölkerung bei Projekten zum Erhalt <strong>von</strong><br />

historischer Bausubstanz und dem Erhalt der Welterbestätten.<br />

GOPHCY arbeitet in diesem Zusammenhang mit der UNESCO und anderen internationalen<br />

Organisationen zusammen. Durch die Erfahrung der internationalen Organisationen bei der<br />

Umsetzung <strong>von</strong> vergleichbaren Projekten erhofft man sich einen Wissenstransfer zugunsten<br />

einer besseren Bürgerbeteiligung bei Planungsprozessen.<br />

Begonnen hat die Arbeit <strong>von</strong> GOPHCY im Zuge der Sanierung der Altstadt <strong>von</strong> Sanaa. Hier<br />

wurde bereits mit internationalen Organisationen zusammengearbeitet. Es folgten weitere<br />

Projekte in Shibam zur Revitalisierung der Altstadt in Kooperation mit der GIZ. Hier erstellte<br />

GOPHCY die Konservierungspläne mit der damit verbundenen Bestandsaufnahme der<br />

historischen Städte. (vgl. worldbank 2000, 6 ff)<br />

Eine weitere Institution ist die General Organisation for Antiquities, Monuscripts and<br />

Monuments (GOAMM). Diese Behörde ist verantwortlich <strong>für</strong> sämtliche archäologischen Funde<br />

und Ausgrabungsstätten. (vgl. ebenda)<br />

33


34<br />

Theoretische Grundlagen<br />

Die letzte der drei wichtigen Organisationen ist das General Tourism Authority Ministerium.<br />

Dieses fördert den Tourismus im Jemen und steht in enger Verbindung mit den<br />

Weltkulturerbestätten. (vgl. ebenda)<br />

Bei der Zusammenarbeit der drei Institutionen kommt es immer wieder zu Schwierigkeiten, da<br />

häufig die Aufgabenverteilungen unklar sind. Durch mangelnde Kommunikation kommt es<br />

oftmals zu Überschneidungen in einzelnen Aufgabengebieten.


6 UNESCO Weltkulturerbe im Jemen<br />

Theoretische Grundlagen<br />

Am 16. November 1972 wurde das „Übereinkommen zum Schutz des Kultur- und Naturerbes<br />

der Welt“ verfasst. Hierbei handelt es sich um ein international bedeutsames Instrument zum<br />

Schutz des natürlichen und kulturellen Erbes der Welt. Das Abkommen wurde bis heute <strong>von</strong><br />

187 Staaten ratifiziert. (vgl. Welterbe Manual 2008, 10)<br />

Die Grundidee des UNESCO-Weltkulturerbes besteht darin, Teile <strong>von</strong> Natur- und Kulturerbe als<br />

Bestandteil eines gesamten Welterbes <strong>für</strong> die ganze Menschheit zu erhalten. Hintergrund<br />

dieser Idee ist die These, dass kulturelles Erbe nicht allein dem Staat gehört, auf dessen<br />

Territorium es sich befindet, sondern der gesamten Menschheit. Man könnte somit auch <strong>von</strong><br />

einem „Menschheitserbe“ sprechen. Unterzeichnet ein Staat die Welterbekonvention,<br />

verpflichtet er sich zum Schutz und Erhalt der innerhalb seiner Grenzen liegenden Welterben.<br />

„Das ist ein Stück virtueller Souveränitätsverzicht im Geiste der internationalen Kooperation.“<br />

(Welterbe Manual 2008, 10)<br />

Um den universellen Kulturbegriff zu bestärken, sind Kooperationen zwischen den Staaten<br />

wichtig. Diese Kooperationen wiederum unterstützen den Grundgedanken der UNESCO.<br />

„Das Emblem des Welterbes verdeutlicht die<br />

Wechselbeziehung zwischen Kultur und Natur. Das<br />

zentrale Viereck symbolisiert eine vom Menschen<br />

geschaffene Form, während der Kreis die Natur darstellt;<br />

beide Formen greifen eng ineinander. Das Emblem ist rund<br />

wie die Erde, zugleich aber auch ein Symbol des Schutzes.“<br />

(UNESCO-Manual 2008, 82)<br />

Abb. 11: Logo des UNESCO-Welterbes (UNESCO-Manual 2008, 82)<br />

35


36<br />

Theoretische Grundlagen<br />

6.1 Die UNESCO<br />

Die UNESCO (United Nations Educational, Scientific and Cultural Organisation) ist eine<br />

Organisation der Vereinten Nationen. Sie ist die Kopforganisation <strong>für</strong> Bildung, Wissenschaft,<br />

Kultur und Kommunikation. Die UNESCO verfolgt mit der Förderung <strong>von</strong> internationaler<br />

Zusammenarbeit auf diesen Gebieten das Ziel, den Frieden und die Sicherheit der Welt zu<br />

unterstützen. Die UNESCO wurde am 16. November 1945 gegründet. (vgl. UNESCO-Manual<br />

2008, 46)<br />

Abb. 12: Logo der UNESCO (UNESCO-Manual 2008, 82)<br />

6.2 Kriterien zur Aufnahme in den Welterbekatalog<br />

Vor der Aufnahme in den Welterbekatalog erfolgt die Überprüfung der <strong>von</strong> verschiedenen<br />

Staaten eingereichten Aufnahmeanträge über mögliche Welterbestätten. Dies geschieht durch<br />

ein <strong>von</strong> der UNESCO eigens aufgestelltes Komitee.<br />

Erster Schritt zur Identifikation aller möglichen Welterbestätte ist die Erstellung einer so<br />

genannten „tentative list“ (Vorschlagsliste) durch die Mitgliedstaaten. (vgl. Welterbe Manual<br />

2008, 142)<br />

Das Komitee zur Überprüfung der Vorschlagslisten setzt sich aus drei Organen zusammen:<br />

- Internationaler Rat der Denkmalpflege (ICOMOS)<br />

- Internationales Studienzentrum <strong>für</strong> die Erhaltung und Restaurierung <strong>von</strong> Naturgut<br />

(ICCROM)<br />

- Weltnaturschutzunion (IUCN)<br />

Neben den Mitgliedern aus den drei oben vorgestellten Organen haben auch einige<br />

Staatenvertreter einen Sitz im Welterbekomitee.


Theoretische Grundlagen<br />

Um in das UNESCO-Weltkulturerbe aufgenommen zu werden müssen bestimmte Kriterien <strong>für</strong><br />

Welterbestätten erfüllt sein, diese sind durch die Welterbekonvention bestimmt. Exemplarisch<br />

zählen zu diesen:<br />

- „Einzigartigkeit“<br />

- „Authentizität“ (historische Echtheit des kulturellen Erbes)<br />

- „Integrität“ des natürlichen Erbes<br />

- „Erhaltungszustand“ zusammen mit ausgearbeitetem Erhaltungsplan<br />

Abb. 13: Kriterien <strong>für</strong> die Aufnahme in die UNESCO-Welterbeliste (UNESCO-Manual , 2008)<br />

Weltweit gibt es 936 Kultur- und Naturerbestätten in insgesamt 153 Staaten.<br />

Neben der Liste der Natur- und Kulturerbestätten existiert noch eine weitere Liste. Die „Liste<br />

des gefährdeten Erbes der Welt“ umfasst jene Stätten des Welterbes, die durch ernste<br />

Gefahren bedroht sind und deren Erhalt nur durch umfangreiche Maßnahmen gesichert<br />

37


38<br />

Theoretische Grundlagen<br />

werden kann. Die Liste des „gefährdeten Erbes der Welt“ umfasst circa 30 Welterbestätten<br />

(Stand 2008).<br />

Ernste Gefahren, die diese Stätten bedrohen sind Kriege, Naturkatastrophen, städtebauliche<br />

Vorhaben, private Großvorhaben oder Verfall. Mit der „Roten Liste“ verfolgt die UNESCO das<br />

Ziel, betroffene Welterbestätten in den öffentlichen Fokus zu rücken, um somit bedrohtes<br />

Welterbe zu schützen. Es ist jedoch mit keinerlei Sanktionen seitens der UNESCO verbunden.<br />

Wird eine Welterbestätte auf die „Rote Liste“ gesetzt, so wird sie erst wieder <strong>von</strong> dieser<br />

entfernt, wenn alle Gefahren abgewendet werden konnten oder sich der Zustand der Stätte<br />

nachhaltig verbessert hat. (vgl. UNESCO-Manual 2008, 22)<br />

Mit der Aufnahme einer Stätte in die Weltkulturerbeliste ist keine finanzielle Zuwendung<br />

seitens der UNESCO an die Mitgliedstaaten vorgesehen. Die einzelnen Regierungen<br />

verpflichten sich selbst zum Schutz und Erhalt ihrer Welterbestätten.<br />

Eine Einrichtung <strong>für</strong> Not- und Krisenfälle bildet der „Welterbefonds“. Dieser umfasst ein<br />

jährliches Finanzvolumen <strong>von</strong> rund 4 Mio. US$ und ist <strong>für</strong> Soforthilfe in Notlagen und <strong>für</strong> die<br />

Ausbildung <strong>von</strong> Fachpersonal gedacht. (vgl. UNESCO-Manual 2008, 24)<br />

6.3 Monitoring der Weltkulturerbestätten<br />

Nach Art. 29 des Konventionsvertrags ist eine regelmäßige Unterrichtung über den Zustand<br />

der Stätten verpflichtend. Ziele dieses Monitorings sind (vgl. UNESCO-Manual 2008, 85 ff.):<br />

- Stärken-Schwächen-Analyse<br />

- Schutz und Management der Stätten<br />

- Entwicklung <strong>von</strong> Strategien zum Schutz und Erhalt der Stätten<br />

- Schließung <strong>von</strong> Partnerschaften zwischen Institutionen und Vertragsstaaten um die<br />

finanzielle Unterstützung zum Erhalt der Welterbestätten zu sichern<br />

6.4 Bedeutung des UNESCO Weltkulturerbes <strong>für</strong> den Jemen<br />

Beide in dieser Arbeit zu bearbeitenden Städte sind in den UNESCO Weltkulturerbekatalog<br />

aufgenommen worden. Die Altstadt <strong>von</strong> Shibam und ihre Stadtmauer wurden als Kulturerbe<br />

im Jahr 1982 und die Medina <strong>von</strong> Zabid wurde als Kulturerbe im Jahr 1993 aufgenommen.<br />

Weitere Welterbestätten im Jemen sind die Altstadt <strong>von</strong> Sanaa (aufgenommen im Jahr 1988)<br />

sowie das Sokotra Archipel (aufgenommen im Jahr 2008 als Naturerbestätte).


Theoretische Grundlagen<br />

Grundlage der Aufnahme der Stadt Shibam zum UNESCO Weltkulturerbe waren die Punkte I,<br />

III, IV und V des Kriterienkatalogs zur Aufnahme in die Welterbeliste. (vgl. Organisation of<br />

World Heritage Cities 2012, online) Vergleiche hierzu auch Abb. 13.<br />

Die Stadt Zabid gehört seit 1993 dem UNESCO Weltkulterbe an. Im Jahr 2003 fand jedoch eine<br />

Expertenkommission heraus, dass ca. 40% der Stadthäuser durch „Neubauten“ ersetzt worden<br />

sind und der historische Suq <strong>von</strong> Zabid vom Zerfall bedroht ist. In Folge dessen, setzte man<br />

Zabid auf die Liste des gefährdeten Kulturerbes.<br />

In diese Liste wurde es unter anderem wegen folgender Kriterien aufgenommen:<br />

- Verschlechterung der strukturellen und ornamentalen Merkmale<br />

- Verschlechterung der architektonischen oder stadtplanerischen Zusammenhänge<br />

- Verschlechterung des ländlichen oder städtischen Raumes oder natürlichen Umgebung<br />

Weitere potentielle Gefahren wurden gesehen in:<br />

- Mangel an politischen Entwicklungsmaßnahmen<br />

- Bedrohliche Wirkung regionalplanerischer Aspekte<br />

In einem Vier-Jahresprogramm sollte diesen Mängeln zunächst entgegen gewirkt werden.<br />

Aufgrund nicht ausreichender Finanzierung konnten die geplanten Projekte des Vier-<br />

Jahresprogramms allerdings nicht umgesetzt werden. (vgl. Imandi 2009; 7ff.)<br />

39


40<br />

Theoretische Grundlagen


7 Projektarbeit der Gesellschaft <strong>für</strong> Internationale<br />

Zusammenarbeit im Jemen<br />

Theoretische Grundlagen<br />

Die im Rahmen der Diplomarbeit erstellten <strong>3D</strong>-Stadtmodelle dienen dem <strong>Einsatz</strong> im Projekt<br />

MEDINA „Project for the Economic Development of Historic Cities in Yemen“. Dieses hat eine<br />

Laufzeit <strong>von</strong> 2010 bis 2012 und ist das Nachfolgeprojekt des Projektes „Project for the<br />

Development of Historic Cities in Yemen“ (PDHCY), welches <strong>von</strong> 2000-2010 durchgeführt<br />

wurde.<br />

Um die projektbedingten Entwicklungen der Städte Shibam und Zabid sichtbar zu machen,<br />

wird in diesem Kapitel zunächst die GIZ als Träger vorgestellt. Nachfolgend werden die Inhalte<br />

der Projekte PDHCY und MEDINA erläutert.<br />

7.1 Die Gesellschaft <strong>für</strong> Internationale Zusammenarbeit (GIZ)<br />

Seit dem 1. Januar 2011 bilden die drei ehemals eigenständigen Organisationen Gesellschaft<br />

<strong>für</strong> technische Zusammenarbeit (GTZ), der Deutsche Entwicklungsdienst (DED) sowie<br />

Internationale Weiterbildung und Entwicklung (Inwent) gemeinsam die Gesellschaft <strong>für</strong><br />

Internationale Zusammenarbeit (GIZ). (vgl. GIZ 2012a, online)<br />

Die GIZ arbeitet hauptsächlich im Auftrag des Bundesministeriums <strong>für</strong> wirtschaftliche<br />

Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) und unterstützt die Bundesregierung somit bei der<br />

Verwirklichung ihrer entwicklungspolitischen Ziele. Weitere Auftraggeber sind Ministerien wie<br />

das Auswärtige Amt, das Bundesumweltministerium, das Bundesministerium <strong>für</strong> Bildung und<br />

Forschung sowie weitere öffentliche und private Institutionen.<br />

41


42<br />

Theoretische Grundlagen<br />

Exkurs Bundesministerium <strong>für</strong> wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ)<br />

Das BMZ mit Sitz in Bonn besteht seit 1961. Amtierender Bundesminister ist Dirk Niebel, der<br />

gemeinsam mit Staatssekretärin Gudrun Kopp und dem Staatssektretär Hans- Jürgen Beerfelz<br />

die leitet.<br />

Das BMZ bezieht seinen Etat aus dem Bundeshaushalt, der <strong>für</strong> das Haushaltsjahr 2012 um 164<br />

Millionen Euro aufgestockt wurde und nun bei 6,4 Milliarden Euro liegt.<br />

Aufgabe des BMZ ist es, Strategien <strong>für</strong> die internationale Entwicklungszusammenarbeit zu<br />

entwickeln, die <strong>von</strong> den Durchführungsorganisationen wie der GIZ oder der KfW umgesetzt<br />

werden. (vgl. BMZ 2012a, online)<br />

Oberstes Ziel ist dabei der Schutz der Menschen. Vor diesem Leitprinzip sollen die<br />

Lebensumstände der Menschen in den Partnerländern nachhaltig verbessert werden.<br />

Besonderes Augenmerk liegt dabei auf den Sektoren Bildung, Gesundheit, ländliche<br />

Entwicklung, gute Regierungsführung und nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung. (vgl. BMZ<br />

2010b, online)<br />

Unter dem Vorsatz der nachhaltigen Entwicklung verpflichtet sich die GIZ in Deutschland und<br />

den Partnerländern europäische Standards einzuhalten.<br />

Nach dem Verständnis der GIZ wird eine nachhaltige Entwicklung nur durch einen dauerhaften<br />

Lern- und Austauschprozess ermöglicht. Um dies zu gewährleisten erfüllt die Organisation eine<br />

Beraterfunktion auf Regierungsebene, ist aber auch bei Verbänden, der lokalen Bevölkerung<br />

und internationalen Gebern tätig. Dabei zählen die Wahrung der Menschenrechte und eine<br />

gute Regierungsführung zu den Grundprinzipien. (vgl. GIZ 2012b, online)<br />

Die GIZ beschäftigt in 130 Ländern ca. 17.000 Mitarbeiter. Etwa 70 % da<strong>von</strong> sind nationales<br />

und 30 % internationales Personal in den jeweiligen Partnerländern. (vgl. GIZ 2012c, online)<br />

7.2 Die GIZ im Jemen<br />

Die GIZ führt seit 1969 Projekte im Jemen durch und ist seit 1983 mit einem eigenen Büro in<br />

Sanaa vertreten, in welchem seit 2004 auch die KfW Entwicklungsbank mit ihrer jemenitischen<br />

Dependance einen Sitz hat. In Abstimmung mit der deutschen und jemenitischen Regierung<br />

liegen die Schwerpunkte der Entwicklungszusammenarbeit im Bereich Wasser,<br />

Allgemeinbildung, Gesundheit und gute Regierungsführung, sowie bei länderübergreifenden<br />

Programmen und Projekten der MENA- Region(Mittle East & North Afrika).


Theoretische Grundlagen<br />

Die wichtigsten Herausforderungen in der Entwicklungszusammenarbeit sind nach wie vor die<br />

Partizipation der Bevölkerung, Stärkung der Zivilgesellschaft, Konfliktbearbeitung und<br />

Gleichstellung der Geschlechter vor dem generellen Ziel der Armutsbekämpfung. (vgl. GIZ<br />

2012d, online)<br />

7.3 Project for the Development of Historic Cities in Yemen (PDHCY)<br />

Das deutsch-jemenitische Projekt setzt sich aus deutschen Entwicklungshelfern der GIZ und<br />

lokalen NGOs (u.a. Hadramaut Welfare Organization, traditionelle Institutionen,<br />

Frauengruppen, engagierte Bürger) zusammen. Den institutionellen Rahmen stellt die<br />

Zusammenarbeit mit der Behörde des Kulturministeriums zum Schutz der historischen<br />

Altstädte, mit der General Organisationen for the Preservation of Historic Cities in Yemen<br />

(GOPHCY) (vgl. Kap. 5.7) sowie mit dem lokalen Büro des Wohnungsbau- und<br />

Stadtplanungsministeriums sowie mit den gewählten Distrikträten dar. (vgl. Fiebig 2003, 44)<br />

Für die Nachwelt gilt es, die historische Altstadt <strong>von</strong> Shibam als UNESCO-Weltkulturerbe zu<br />

erhalten. Nach Auffassung der GIZ ist dies nur durch verstärktes Engagement durch die Bürger<br />

möglich. Dies wiederum kann nur erreicht werden, wenn das kulturelle Erbe der Stadt <strong>von</strong> den<br />

Einwohnern als erhaltenswert erachtet wird. Deshalb soll mit dem Projekt eine attraktivere<br />

Lebens- und Arbeitsqualität <strong>für</strong> die Einwohner geschaffen werden, um somit auch das<br />

Stadtmanagement zu verbessern. (vgl. GIZ 2012e, online) Ziel darf jedoch nicht sein, so die GIZ-<br />

Leiterin Ursula Eigel, eine „leblose Kulisse à la Disneyland im Wüstensand“ zu generieren.<br />

Vielmehr fällt der Stadtplanung nach Streich (2011, 159) bzw. Albers (1988, 163) die wichtige<br />

Aufgabe zu, neben der Erhaltung der historischen Substanz eine dazu im Einklang gebrachte<br />

Nutzung des Baudenkmals zu ermöglichen und der weiteren Entwicklung der Stadt dabei nicht<br />

im Wege zu stehen.<br />

Umsetzung<br />

Eines der Hauptanliegen des Stadtentwicklungsprojekts ist die behutsame Sanierung der<br />

historischen Lehmhochhäuser. Dadurch werden gleichzeitig die Wohnbedingungen vor Ort<br />

verbessert. (vgl. ebenda)<br />

Eine Generalüberholung eines historischen Turmhauses kostet zwischen 500.000 und einer<br />

Million jemenitischer Riyal. Das durchschnittliche Einkommen in Shibam liegt jedoch nur bei<br />

11.000 Riyal (ca. 74 Euro pro Monat). Um trotzdem Sanierungen zu ermöglichen, wurde ein<br />

Renovierungs- und Reparaturprogramm <strong>für</strong> historische Häuser in Alt-Shibam ins Leben<br />

gerufen. Projektmitarbeiter, private Architekten und Baumeister informieren im Rahmen<br />

dieses Programmes Hausbesitzer und Bürger, welche Interesse an einer empfohlenen<br />

43


44<br />

Theoretische Grundlagen<br />

Renovierung haben. Weiterhin wurde in diesem Zusammenhang ein Zuschussprogramm<br />

gegründet, welches die Renovierungsarbeiten zu 35% subventioniert. Das Projekt finanziert die<br />

baulichen Untersuchungen, sowie Schadensdiagnose und Kostenschätzung. Im Zusammenspiel<br />

mit der technischen Beratung bei der Sanierung sind die Einwohner eigenständig in der Lage,<br />

nötige Renovierungsarbeiten durchzuführen.<br />

Um dem Sanierungsprogramm Rechtsgültigkeit zu geben, wurde ein Landnutzungsplan mit<br />

Verkehrskonzept, Investitionsprogramm und Schutzzonen aufgestellt. Außerdem klärt der Plan<br />

finanzielle und rechtliche Fragen. Darüber hinaus ist festgeschrieben, wie das ökonomische<br />

Potenzial der Distrikte entwickelt und genutzt werden soll.<br />

Zur bestmöglichen Umsetzung dieses Plans ist die enge Zusammenarbeit zwischen der<br />

kommunalen Wirtschaftsförderung und Umwelt- und Infrastrukturplanung mit dem<br />

Denkmalschutz notwendig. (vgl. Fiebig 2003, 44)<br />

Gemäß Ursula Eigel, der Projektleiterin der GIZ, ist die Teilhabe der Bürger an diesem<br />

Entwicklungsprozess die Grundvoraussetzung <strong>für</strong> die Sicherung eines nachhaltigen Erfolges der<br />

Zusammenarbeit. Dabei gilt es nicht nur, die Bürger anzuregen, sondern auch die offiziellen<br />

Stellen einzubinden und zu überzeugen dass es kein Hindernis darstellt, die Bevölkerung<br />

einzubinden, sondern vielmehr eine Chance.<br />

Der erste Schritt hin zur Durchführung des Projektes waren die ersten Lokalwahlen im Jemen<br />

im Jahr 2001. Durch die Dezentralisierung erhielten die Distrikträte die Befugnis,<br />

Entscheidungen auf lokaler Ebene zu treffen. (vgl. Fiebig 2003, 45)<br />

Ergebnisse<br />

Durch aktive Ansprache der Bevölkerung konnten ein Drittel aller Wohnungsbesitzer Shibams<br />

über die Renovierungsmöglichkeiten und -förderungen informiert werden. Rund hundert der<br />

400 Häuser wurden bereits saniert.<br />

Die in der ersten Projektlaufzeit –zur Beratung der Hausbesitzer- ausgebildeten jungen<br />

Baumeister beherrschen inzwischen sowohl das traditionelle Handwerk, kennen sich jedoch<br />

auch mit neueren Techniken sehr gut aus.<br />

Mit Unterstützung des Projektes konnten Bürgerinitiativen drei Vereine gründen. Diese<br />

beschäftigen sich mit der Frauen- und Jugendförderung, dem Kulturtourismus und der<br />

initiierten Oasenbewirtschaftung mit dem generellen Ziel einer Verbesserung der<br />

Einkommenssituation der Bevölkerung.


Theoretische Grundlagen<br />

Eine funktionierende Abfallentsorgung ist mittlerweile eigenständig durch die Lokalregierung<br />

<strong>für</strong> alle Siedlungen im Shibam-Distrikt eingerichtet. (vgl. GIZ 2012f, online)<br />

2009 erhielt das Entwicklungsprojekt den Aga-Khan Preis <strong>für</strong> Architektur mit der Begründung,<br />

dass Shibam dabei nicht als historische Kulisse aufgefasst wird, sondern als lebendiger<br />

Lebensraum mit Bewohnern, deren Bedürfnisse im Mittelpunkt der Entwicklungsarbeit stehen.<br />

(vgl. Leiermann 2009, Vorwort)<br />

Neben der Sanierung der historischen Bausubstanz werden weitere Projekte <strong>von</strong> der GIZ<br />

initiiert, die <strong>für</strong> Stadt und die Menschen vor Ort ein erhebliches Entwicklungspotential haben.<br />

Dabei ist eines der Hauptanliegen die Gleichstellung der Frau. Wie in Kap. 4.6 näher erörtert<br />

wird, ist die Gleichberechtigung der Frau durch die Richtlinien und Wertvorstellungen der<br />

Scharia stark eingeschränkt. Hierzu bietet die GIZ zusammen mit<br />

Nichtregierungsorganisationen Kurse zu bspw. Handwerkskunst, Computernutzung- und<br />

Alphabetisierung an, die nach anfänglicher Zurückhaltung sehr gut besucht werden. (vgl. Fiebig<br />

2003, 47)<br />

Ein weiteres Projekt stellt die Rekultivierung der Oasengärten in Zusammenarbeit <strong>von</strong><br />

Experten und Einheimischen dar. Diese Gärten sind eine wichtige Einnahmequelle <strong>für</strong> die<br />

Bauern, welche jedoch lange Zeit vernachlässigt wurden.<br />

Zur Steigerung der allgemeinen Lebensqualität wurde das Wasser- und Abwassernetz der Stadt<br />

erneuert. Der finanzielle Beitrag <strong>von</strong> deutscher Seite <strong>für</strong> das Projekt beläuft sich auf 2,5<br />

Millionen Euro. (vgl. ebenda)<br />

7.4 MEDINA Project for the Economic Development of Historic Cities in<br />

Yemen<br />

Die Durchführung des PDHCY <strong>von</strong> 2000 bis 2010 hat gezeigt, dass das Potential der Mitwirkung<br />

der Bevölkerung beim Erhalt des historischen Erbes immer noch nicht voll ausgeschöpft wurde.<br />

Die historischen Gebäude werden überwiegend als visueller Teil der Stadt wahrgenommen<br />

statt als wichtiges Element der Stadterneuerung. Durch den <strong>Einsatz</strong> <strong>von</strong> partizipatorischen<br />

Methoden in der Stadterneuerung haben sich nach der ersten Phase jedoch die<br />

Wohnsituation, sowie das Einkommen und die Beschäftigungsverhältnisse im Bausektor<br />

verbessert. Das gilt auch <strong>für</strong> das Kleinstgewerbe und die Förderung des traditionellen<br />

Handwerks. (vgl. GIZ 2012g, online)<br />

Das Projekt MEDINA läuft im Rahmen des Entwicklungsschwerpunktes „Wirtschaftsreform und<br />

wirtschaftliche Entwicklung“. (vgl. ebenda)<br />

45


46<br />

Theoretische Grundlagen<br />

Ziel<br />

Nachdem in der ersten Projektlaufzeit die Grundlagen <strong>für</strong> eine nachhaltige Stadtentwicklung<br />

geschaffen wurden, sollen in der aktuellen Projektphase bis 2012 die nationalen und lokalen<br />

Verwaltungen gemeinsam mit den Einwohnern, Handwerkern und Kleingewerbebetreibern die<br />

wirtschaftliche Entwicklung ihrer Städte sichern.<br />

Sie sollen gemeinsam Fachwissen und Ressourcen <strong>für</strong> den Schutz des städtebaulichen<br />

Kulturerbes entwickeln, um somit einen Beitrag zur lokalen Wirtschaftsförderung im Jemen zu<br />

leisten. (vgl. GIZ 2012h, online)<br />

Ziel des Projektes ist die Erfassung und Zusammenlegung der Arbeitsweisen in Shibam und<br />

Zabid sowie eine Systematisierung und Legalisierung der bereits durchgeführten Prozesse, um<br />

diese zukünftig auch in anderen Städten anwenden zu können. Ferner beabsichtigt wird<br />

außerdem die Entwicklung <strong>von</strong> Ansätzen zur nachhaltigen und partizipatorischen<br />

Stadterneuerung. Hierzu sollen auch nationale Akteure stärker eingebunden werden wie die<br />

Behörde <strong>für</strong> die Erhaltung historischer Städte (GOPHCY) und die staatliche Behörde <strong>für</strong> Boden,<br />

Vermessung und Stadtplanung (GALSUP). Durch die Bündelung dieser Kompetenzen soll die<br />

Effizienz und Wirkung der nationalen Stadtentwicklungspolitik gesteigert werden. (vgl. ebenda)<br />

Auch in dieser Projektlaufzeit ist eines der Hauptanliegen die Sanierung der historischen<br />

Gebäude.<br />

Durch unterstützende Maßnahmen, wie z.B. Wirtschaftsförderung und die Vergabe <strong>von</strong><br />

Kleinkrediten, sollen die Modernisierung und die Gründung oder Erweiterung lokaler<br />

Unternehmen gefördert werden. Bestehende Unternehmen werden durch die Förderung<br />

wettbewerbsfähiger gemacht, um nicht mehr auf externe Hilfe angewiesen zu sein und somit<br />

bessere Einkommensmöglichkeiten <strong>für</strong> die Bevölkerung zu schaffen.<br />

Ergebnisse Shibam<br />

In Shibam sind in der zweiten Projektphase (2010 bis2012) weitere historische Gebäude<br />

instand gesetzt worden. Somit sind 66% der Häuser revitalisiert. Insgesamt wurden über 300<br />

Handwerker in verschiedenen Gewerken ausgebildet. Der Bausektor im Distrikt Shibam<br />

erwirtschaftet mittlerweile 10% des Einkommens. Der Anschluss der Häuser der historischen<br />

Altstadt an die Kanalisation, das Stromnetz und das Telefonnetz haben mit 61%, 58% und 46%<br />

die Ziele der aktuellen Projektphase <strong>von</strong> 30%, 50% und 43% erreicht. Der Anschluss an das<br />

Frischwassernetz liegt zurzeit mit 5% noch unter den Zielvorgaben <strong>von</strong> 23%. (vgl. Medina<br />

Progress Report 2012, 5)


Theoretische Grundlagen<br />

Die Häusererneuerungsprogramme werden mittlerweile selbständig in den lokalen Behörden<br />

<strong>für</strong> Stadterhaltung geleitet und <strong>von</strong> der jeweiligen Gemeinde getragen. (vgl. ebenda) Die<br />

denkmalgerechte Sanierung und Modernisierung des lokalen Lehmbaus ist mittlerweile<br />

Pilotprojekt <strong>für</strong> aride Regionen in der ganzen Welt. Das Beispiel Shibam zeigt, dass traditionelle<br />

Wohnformen immer noch ein attraktives Wohnumfeld darstellen. (vgl. Hallaj, in: Leiermann<br />

2009)<br />

Das Bürgerzentrum wurde fertig gestellt und am 10. Dezember 2011 offiziell eingeweiht. Mit<br />

Hilfe lokaler Fachkräfte wurde das verfallene „Beit Lajam“ renoviert und zu einem<br />

sechsstöckigen Gebäude ausgebaut. Das Zentrum enthält Besucherräume <strong>für</strong> Ausstellungen,<br />

Arbeits- und Lagerräume <strong>für</strong> lokale (Kunst-) Handwerksgruppen sowie Büroräume. ( vgl.<br />

Medina Progress Report 2012, 9f, 22ff)<br />

Im Rahmen der Wirtschaftsförderung mit dem Ziel der nachhaltigen Verbesserung der<br />

Einnahmesituation der Bevölkerung wurden mit sieben Interessengruppen Förderungsverträge<br />

abgeschlossen. Insgesamt 166 Männer und 96 Frauen werden im Rahmen dieser Programme<br />

direkt und indirekt unterstützt. Die Frauenquote <strong>von</strong> 20% wurde damit erreicht. Es liegen keine<br />

Zahlen vor, wie viele Personen durchschnittlich in den 7.000 Haushalten des Bezirkes Shibam<br />

leben, es ist jedoch da<strong>von</strong> auszugehen, dass mit 262 Personen bislang nur ein Bruchteil der<br />

Menschen <strong>von</strong> der Förderung profitieren. Von den sieben Interessengruppen haben bislang<br />

vier die Einkommenssituation aller Mitglieder verbessern können. Zwei Gruppen erreichten<br />

dies zu 80%, eine Gruppe zu 50%. (Medina Progress Report 2012, 8)<br />

Das Programm zur Sanierung des Bewässerungssystems der Shibam umgebenden Oase wurde<br />

erfolgreich abgeschlossen. Alle Bewässerungskanäle und –anlagen wurden mit Hilfe <strong>von</strong><br />

lokalen Arbeitern wiederhergestellt. (vgl. Medina Progress Report 2012, 15)<br />

Der Stadtentwicklungsplan <strong>für</strong> Shibam, in dem die Arbeitsweisen systematisch erfasst wurden,<br />

wurde fertig gestellt. Aufgrund der aktuellen Sicherheitslage konnte dieser jedoch weder der<br />

Bevölkerung vorgestellt noch den nationalen Behörden zur Akkreditierung und damit<br />

Legalisierung vorgelegt werden. (vgl. Medina Progress Report, 15)<br />

Ergebnisse Zabid<br />

Aktuelle Probleme der Stadt Zabid bestehen vor allem durch den Verfall oder die Beseitigung<br />

historischer Bausubstanz aus dem Stadtbild. Dieser Zustand führte auch dazu, dass Zabid auf<br />

die Liste des gefährdeten Kulturerbes gesetzt werden musste (vgl. Kap. 6.4)Eine klassische<br />

historische Stadtlandschaft ist <strong>für</strong> einen Besucher in Zabid nur schwer zu finden, obwohl sie<br />

faktisch noch vorhanden ist. Viele Freiflächen wurden bebaut und zum Teil historische<br />

47


48<br />

Theoretische Grundlagen<br />

Bausubstanz durch moderne Betonstoffe ersetzt. Im Rahmen der Projekte wurden in Zabid<br />

bislang lediglich 10% der historischen Bausubstanz renoviert.<br />

Der Teamleiter der Stadtentwicklung und Denkmalpflege in Zabid, Omar Abdulazi Hallaj<br />

bestätigt hierzu in einem Interview die Projektarbeit in Zabid auf zwei Ebenen. Die erste Ebene<br />

besteht aus direkten Subventionen, welche <strong>für</strong> die Restaurierung und Konservierung <strong>von</strong><br />

Häusern in Zabid dient. Zu den direkten Subventionen und den Restaurierungs- und<br />

Konservierungsarbeiten gehören neben der Sicherstellung der Ausstellung einer<br />

Baugenehmigung auch, die Vorstellungen <strong>von</strong> lokalen Behörden mit den Anforderungen in<br />

Einklang zu bringen, welche an UNESCO-Weltkulturerbestätten gestellt sind.<br />

Die zweite Ebene der Projektarbeit in Zabid basiert auf einer Wiederbelebung der lokalen<br />

Wirtschaft. Gefördert wird diese durch die Zusammenarbeit <strong>von</strong> lokalen Zusammenschlüssen<br />

<strong>von</strong> Bürgern in den Themenbereichen Kunsthandwerk, Handwerk und Handel. Insgesamt gibt<br />

es vier Vereinigungen, die eine Förderung beantragt und bewilligt bekamen. (vgl. Medina<br />

Progress Report 2012, 13f)<br />

Durch einen Frauenanteil <strong>von</strong> über 50% der in diesen Gruppen direkt und indirekt geförderten<br />

Personen wurde die angestrebte Quote bereits erreicht. Zur Anzahl der Haushalte in Zabid<br />

liegen keine Informationen vor. Mit 598 Personen wurde jedoch bislang vermutlich nur ein<br />

kleiner Teil gefördert. Die Zielerreichung in den vier geförderten Gruppen liegt aktuell<br />

zwischen 20% und 50%. (vgl. Medina Progress Report 2012, 13f)<br />

Eine der Gruppen wird bei der Belebung des innerstädtischen Suqs unterstützt. Die<br />

Restaurierung der Gebäude des Suqs durch lokale Handwerker, welche oftmals leer stehen<br />

oder vom Verfall bedroht sind, wird mit zinsfreien Mikrokrediten gefördert. (vgl. Medina<br />

Progress Report 2012, 13f) Weiterhin berichtet Hallaj, die Pilotphase des Projektes sei bereits<br />

erfolgreich beendet und es wurden bereits 35 Verträge mit Bewohnern zur Restaurierung ihrer<br />

Häuser unterzeichnet. Weitere zwanzig Haushalte konnten <strong>von</strong> Subventionen profitieren.<br />

Im Projektverlauf wurde durch eine gestiegene Auftragslage an Baumaterialien (vor allem<br />

Ziegel, welche direkt in Zabid produziert werden) der private Sektor gestärkt, was wiederum zu<br />

einer indirekten Wiederbelebung des Suqs geführt hat. In Bezug auf die Produktion <strong>von</strong><br />

Baumaterialien vor Ort, fördern die lokalen NGOs die Ausbildung <strong>von</strong> Fachpersonal im<br />

traditionellen Handwerk. Im Zuge der Wiederbelebung des Suqs gründete sich der Verein<br />

„Marked Association“, welcher <strong>von</strong> Kaufleuten ins Leben gerufen wurde und anderen<br />

Kaufleuten bei der Eröffnung oder Umnutzung <strong>von</strong> Läden im Suq hilft.


Theoretische Grundlagen<br />

Doch der Beginn des Projektes war nicht immer positiv geprägt, so Hallaj. Er beschreibt, dass<br />

vielen Bewohnern <strong>von</strong> Zabid der Nutzen <strong>von</strong> Konservierung und Erhalt <strong>von</strong> Kulturerbe (auch im<br />

Hinblick auf den Status als UNESCO-Weltkulturerbestätte) nicht bewusst ist und die<br />

Einwohnerschaft zunächst gegen das Projekt gestimmt hat. Auch die Behörden waren zunächst<br />

gegen das Projekt aus Angst vor Einbußen bei der Wählerschaft. So gewann das Projekt nur<br />

langsam an Akzeptanz. Durch Informationsveranstaltungen konnte den Bürgern und den<br />

Behörden die Notwendigkeit und das Bewusstsein <strong>für</strong> den Erhalt <strong>von</strong> Weltkulturerbe<br />

verdeutlicht werden. (vgl. Yemenpost 2009, online)<br />

Der Stadtentwicklungsplan <strong>für</strong> Zabid, in dem die Arbeitsweisen systematisch erfasst wurden,<br />

wurde fertig gestellt. Dieser wurde den lokalen Behörden und der Bevölkerung im Rahmen<br />

einer Ausstellung und 14 Diskussionsrunden mit einzelnen Bevölkerungsgruppen vorgestellt.<br />

Eine Vorlage bei den nationalen Behörden war jedoch aufgrund der aktuellen Unruhen bislang<br />

nicht möglich. (vgl. Medina Progress Report 2012, 16)<br />

Übergreifend<br />

In Jiblah ist die partizipative Verfahren des „Runden Tisches” angewendet worden, um die<br />

Umsetzungspläne <strong>für</strong> die Stadterneuerungsmaßnahmen vorzubereiten, in denen auch<br />

zunehmend Frauen ihre Interessen vertreten können. (vgl. GIZ 2012i,online)<br />

Aufgrund der aktuellen Krisensituation hat die staatliche Behörde <strong>für</strong> Boden, Vermessung und<br />

Stadtplanung (GALSUP) ihre Arbeit eingestellt. Eine staatliche Akkreditierung des in Shibam<br />

und Zabid eingesetzten Maßnahmenplans als Voraussetzung <strong>für</strong> die Übertragung auf andere<br />

Gemeinden ist damit auf unbestimmte Zeit verschoben. (vgl. Medina Progress Report 2012,<br />

15)<br />

49


50<br />

Theoretische Grundlagen


8 Der Partizipationsbegriff im Kontext der<br />

Entwicklungszusammenarbeit<br />

Theoretische Grundlagen<br />

„Ansteckend kann Demokratie nur wirken, wenn die nicht routiniert betrieben wird oder<br />

anderen mit Gewalt aufgezwungen, sondern mit Enthusiasmus gelebt wird. Einem<br />

Enthusiasmus ohne Überheblichkeit. Wenn es darum geht die Akzeptanz westlicher<br />

Errungenschaften in der Welt ….zu befördern, kommt es darauf an, Überzeugungskraft mit<br />

Bescheidenheit zu verbinden. (…) Enthusiasmus und Respekt vereinen sich in einem<br />

unschätzbaren Gut: der Kultur selbstbewussten Freiheit.“(Lepenies 2006, zitiert in:<br />

Zimmermann 2006, 9)<br />

Partizipation ist ein sehr weitgefasster und vielfältiger Begriff. Aus diesem Grund befasst sich<br />

dieses Kapitel nach einer allgemeinen Definition und einer grundsätzlichen Typologie<br />

ausschließlich mit Partizipation im Kontext der Entwicklungszusammenarbeit im öffentlichen<br />

und politischen Bereich. Letzteres ist notwendig, da jede Form <strong>von</strong> öffentlicher Partizipation<br />

einen politischen Aspekt besitzt. (vgl. Beckmann 1997, 4) Im Hinblick auf das Thema dieser<br />

Arbeit handelt es sich dabei hauptsächlich um Partizipation auf Projektebene. Auf Partizipation<br />

der Länderebene wird nur oberflächlich eingegangen. Nach Erörterung der Grundlagen wird<br />

dargelegt, welche Beteiligungsmethoden im Jemen bereits angewandt wurden. In Deutschland<br />

gibt es mittlerweile eine Reihe <strong>von</strong> Beteiligungsverfahren und Ansätze. Sofern diese keine<br />

Relevanz <strong>für</strong> mögliche Beteiligungsmethoden im Jemen haben wird auf sie nicht näher<br />

eingegangen.<br />

Definition<br />

Der Begriff Partizipation stammt aus dem Lateinischen und ist eine Zusammensetzung aus den<br />

Worten pars (= Teil) und capere (= nehmen) und bedeutet somit Teilnahme bzw. Teilhabe. (vgl.<br />

Beckmann 1997,4)<br />

Dies bedeutet, dass Bürger an Planungsprozessen und gegebenenfalls auch bei der Umsetzung<br />

des Vorhabens beteiligt werden. Partizipation sollte institutioneller Bestandteil einer jeden im<br />

Rahmen eines demokratischen Gesellschaftsmodells agierenden Stadtplanung sein. (Streich<br />

2011, 165)<br />

8.1 Typologie <strong>von</strong> Partizipation<br />

Die Teilnahme oder Teilhabe der Bürger kann in vielen Abstufungen passieren, die <strong>von</strong> reiner<br />

Information bis hin zur unbeschränkten Übernahme <strong>von</strong> wesentlichen Entscheidungen im<br />

Planungsprozess reichen kann. Es existieren verschiedene Modelle, die <strong>von</strong> einer Einteilung<br />

<strong>von</strong> Staatsformen in die ihnen innewohnenden Partizipationsmöglichkeiten bis hin zu<br />

51


52<br />

Theoretische Grundlagen<br />

Unterscheidung <strong>von</strong> konkreten lokalen Strukturen reichen. So differenziert das <strong>von</strong> Robert<br />

Laurini entwickelte Modell Staatsformen bzw. gesellschaftspolitische Profile in vier Stufen <strong>von</strong><br />

Autokratie (Autocracy) bis Bürgergewalt (Citizenship). (vgl. Streich 2011, 169)<br />

Ein anderes Modell, die sogenannte „Leiter der Bürgerbeteiligung“ wurde <strong>von</strong> Sherry R.<br />

Arnstein im Jahr 1969 entwickelt. Dieses wird im Folgenden vorgestellt. Im Wesentlichen<br />

handelt es sich dabei um eine Typologie der Partizipation auf acht Stufen. Zu beachten ist<br />

hierbei, dass in der Praxis eine Vielzahl <strong>von</strong> Prozessen zu beobachten ist, die zwar als<br />

Bürgerbeteiligung bezeichnet werden, jedoch nur eine sehr geringe Einflussnahme der Bürger<br />

zulassen. Im Rahmen der vorliegenden Arbeit wird bei der Erläuterung partizipativer Verfahren<br />

auf die Typologie <strong>von</strong> Arnstein vergleichend zurückgegriffen.<br />

Abb. 14: A Ladder of Citizen Participation (Lithgow and Schmidt 2006a, online)<br />

Arnstein nimmt eine Einteilung <strong>von</strong> Partizipationsprozessen nach Grad der Einflussnahme in<br />

acht Stufen vor. Dabei entspricht die unterste Stufe keinerlei Einflussnahme der Bürger,<br />

während in der obersten Stufe die Gestaltungs- und Entscheidungsgewalt vollständig in der<br />

Hand der Bürger liegt. Die Typologie basiert auf dem damaligen Erneuerungsprogramm<br />

„Model Cities Program“, im Rahmen dessen 150 US-Modellstädte zusätzliche Gelder vom<br />

Ministerium <strong>für</strong> Siedlungsbau und Stadtentwicklung beziehen konnten. Das Programm sah


Theoretische Grundlagen<br />

eine Bürgerbeteiligung vor, die jedoch in den einzelnen Modellstädten unterschiedlich<br />

gestaltet werden konnte.<br />

Die unterste Stufe der Leiter bezeichnet Arnstein als „Manipulation“. In dieser Variante<br />

werden Bürger, oft in der Gestalt eines Bürgerkomitees, als Aushängeschilder eines<br />

Planungsvorhabens benutzt, die jedoch faktisch<br />

keinerlei Mitspracherecht haben. Arnstein beschreibt<br />

Beispiele, in denen den Komitees nur vorgefilterte<br />

Informationen vorgelegt wurden und somit bewusst ein<br />

unzureichendes Bild <strong>von</strong> den Auswirkungen eines<br />

Vorhabens entstand. Der Manipulationscharakter dieser<br />

Stufe besteht darin, dass den Bürgern eine tatsächliche<br />

Einflussnahme suggeriert wird und möglicherweise ein<br />

Protest gegen das Vorhaben, der ohne vermeintliche<br />

Beteiligung entstanden wäre, unterdrückt oder sogar<br />

verhindert wird. Die zweite Stufe „Therapie“ beschreibt<br />

einen Mechanismus, in dem innerhalb <strong>von</strong> Projekten,<br />

die meist der Verbesserung eines bestehenden Zustandes dienen sollen, der Fokus <strong>von</strong> einer<br />

strukturellen Veränderung der Ursachen des Missstandes auf eine Veränderung der Folgen des<br />

Missstandes verschoben wird. Dies passiert in den <strong>von</strong> Arnstein genannten Beispielen dadurch,<br />

dass der Zielgruppe Fortbildungen zur eigenständigen Linderung der Folgen des Missstandes<br />

angeboten werden. Arnstein unterstellt, dass hierdurch vom eigentlichen Missstand abgelenkt<br />

werden soll, weshalb er das Vorgehen ganz unten auf der Partizipationsleiter anordnet.<br />

Die ersten beiden Stufen fasst Arnstein unter dem Oberbegriff „Nichtpartizipation“ zusammen.<br />

Die nächsten drei Stufen werden <strong>von</strong> Arnstein als<br />

„Alibipolitik“ (aus dem Englischen: Tokenism)<br />

kategorisiert. Die dritte Stufe trägt die Bezeichnung<br />

„Information“ und bezeichnet einen in der Regel<br />

ausschließlich in eine Richtung, d.h. in die Richtung<br />

der Bürger, fließenden Informationsstrom. Ein<br />

solcher Informationsfluss kann über Flyer, Poster,<br />

oder auch Informationsveranstaltungen ohne<br />

Abstimmungsmöglichkeiten erfolgen.<br />

In der nächsten Stufe, „Konsultierung“, fasst Arnstein<br />

die Planungsprozesse zusammen, die eine Befragung<br />

der Zielgruppe, z.B. über Fragebögen, beinhalten,<br />

53


54<br />

Theoretische Grundlagen<br />

dabei jedoch die Entscheidung der Verwendung dieser Information in den Händen der z.B.<br />

städtischen Planern belassen. In einigen Fällen könnte bereits der Aufbau der Fragebögen<br />

manipulativen Charakter haben, beispielsweise durch beschränkte Wahlmöglichkeiten. Die<br />

Fälle, in denen es zwar eine in den Planungsprozess eingebundene Bürgervertretung mit<br />

Entscheidungsrechten gibt, jedoch die örtlichen Behörden die Zusammensetzung und<br />

Einflussnahme bestimmen können, werden unter dem Titel „Beschwichtigung“<br />

zusammengefasst. Mögliche Beschränkungen könnten Stimmrechte sein, die so verteilt sind,<br />

dass die Bürgervertreter keine Mehrheit erlangen können. Weitere Beispiele stellen eine<br />

Besetzung mit Personen mit Interessenkonflikten oder eine mangelnde Aufklärung der<br />

Mitglieder der Bürgervertretung über ihre Rechte dar.<br />

Die letzten drei Stufen der Partizipationsleiter beschreiben unter dem Titel „Bürgergewalt“<br />

tatsächliche Möglichkeiten der Einflussnahme.<br />

Mit der sechsten Stufe „Partnerschaft“, bezeichnet<br />

Arnstein die Vorhaben, in denen eine gemeinschaftliche<br />

Erarbeitung und Entscheidung über das Planungsziel<br />

erfolgt. Die Zusammenarbeit wird im Vorfeld auf dem<br />

Verhandlungswege strukturiert und kann <strong>von</strong> keiner der<br />

beiden Parteien während des Prozesses einseitig<br />

verändert werden.<br />

Die siebte Stufe „Delegation“ enthält solche Fälle, in<br />

denen die Entwicklung und Entscheidung über<br />

Zielalternativen eines Planungsprozesses an <strong>von</strong> den<br />

Bürgern bestimmte Dritte abgegeben wird. Dies können<br />

lokal gegründete Genossenschaftsunternehmen sein, die sich aus Vertretern der Zielgruppe<br />

und den Behörden zusammensetzen, aber auch vollständig unabhängige Dritte, die zu einer<br />

Rechenschaft gegenüber der Zielgruppe verpflichtet sind.<br />

Die finale Stufe beschreibt mit „Bürgerkontrolle“ die Abgabe der Entscheidungsgewalt sowie<br />

des Planungsprozesses an die Zielgruppe bzw. ein aus dieser gewähltes Gremium. Das<br />

Gremium entscheidet selbst darüber, welche technischen Experten heranzuziehen sind und<br />

auf welchem Wege mögliche Zielalternativen zu erarbeiten sind. Die finale Entscheidung über<br />

die Umsetzung wird ebenfalls <strong>von</strong> der Zielgruppenvertretung getroffen.<br />

Seines vereinfachenden Charakters der Einteilung in acht Stufen ist sich Arnstein bewusst.<br />

Direkt zu Beginn des Werkes wird eingeräumt, dass „… möglicherweise *auch+ 150 Stufen


Theoretische Grundlagen<br />

existieren, mit weniger scharfen und „klaren“ Unterscheidungsmerkmalen“. (Lithgow und<br />

Schmidt 2006a, online)<br />

Die Stärke des Ansatzes <strong>von</strong> Arnstein liegt in der hohen Dichte und Vergleichbarkeit seiner<br />

Erläuterungsbeispiele. Er hat einen differenzierten Blick <strong>für</strong> soziale und psychologische<br />

Prozesse sowie Ungleichgewichte in Bildung und Rhetorik. Im Fokus der Betrachtung liegen<br />

Machtverhältnisse, sodass Fragen nach Effizienz der Ergebnisse und Handlungsfähigkeit bzw.<br />

Geschwindigkeit der Prozesse untergeordneten Charakter bekommen.<br />

Ein anderes theoretisches wissenschaftliches Konzept einer Typologie, <strong>von</strong> Max Kaase nimmt<br />

Bezug auf die Kriterien Verfassung, Gesetze, öffentliche Moral und Konventionen. Ergänzend<br />

zu Arnsteins Typologie wird diese im Folgenden erklärt.<br />

Kaase unterscheidet dabei vier Formen der Partizipation:<br />

(1) Verfasste versus nicht verfasste Partizipation: Bei der verfassten Partizipation handelt<br />

es sich um eine institutionalisierte formalisierte Art der Partizipation.<br />

(2) Legale versus illegale Partizipation: Unterscheidung nach Partizipation in einem<br />

gesetzlich legitimierten Rahmen und Partizipation die nicht den gesetzlichen<br />

Regelungen entspricht und somit illegal ist.<br />

(3) Legitime versus nicht legitime Partizipation: Die Legitimität ergibt sich aus dem<br />

Kriterium, ob die Ziele und Mittel des Partizipationsprozesses berechtigt sind und <strong>von</strong><br />

der Bevölkerung akzeptiert werden. Weiter gefasst stellt sich im Zuge der Legitimität<br />

die Frage, ob die Ziele der Partizipation auf das Gemeinwohl ausgerichtet oder nur das<br />

Interesse der Planer verfolgen.<br />

(4) Konventionelle versus nicht konventionelle Partizipation: bei der konventionellen<br />

Partizipation handelt es sich um Partizipationsformen, die die Dimension der<br />

Verfasstheit mit der Legitimität verbindet. Bei institutionell nicht verfassten Methoden<br />

die eine unmittelbare Einflussnahme haben, spricht man <strong>von</strong> unkonventionellen.<br />

Je besser diese vier Ebenen abgedeckt sind, desto höher ist die Legitimität der Partizipation.<br />

(vgl. Görlitz und Prätorius 1987, 376)<br />

55


56<br />

Theoretische Grundlagen<br />

8.2 Partizipation in der Entwicklungszusammenarbeit<br />

Partizipation in der Entwicklungszusammenarbeit ist heute vor allem ein Merkmal <strong>von</strong><br />

Konzepten, die zu einer erfolgreichen Demokratisierung und Dezentralisierung führen sollen.<br />

Die deutsche Entwicklungszusammenarbeit fördert Partizipation in drei sehr eng verknüpften<br />

Themenbereichen: Die demokratische Partizipation, die Institutionalisierte und die<br />

Partizipation als Prozessbeteiligung, welche im Zusammenhang mit dem <strong>Einsatz</strong> <strong>von</strong> <strong>3D</strong>-<br />

Modellen im Beteiligungsverfahren als Hauptdimension wirkt. (vgl. Zimmermann 2006, 8)<br />

Abb. 15: Partizipationsdreieck (vgl.Zimmermann 2006, 8)<br />

8.3 Partizipationskonzept des BMZ <strong>für</strong> die Entwicklungszusammenarbeit<br />

Das Bundesministerium <strong>für</strong> wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung hat 1999 ein<br />

Konzeptpapier herausgegeben, welches die Ziele, Grundsätze, Möglichkeiten und Grenzen der<br />

internationalen Entwicklungszusammenarbeit definiert. Die wichtigsten Auszüge aus diesem<br />

Konzept und der 2002 veröffentlichen Stellungnahme der wissenschaftlichen Beiräte des BMZ<br />

zum Partizipationskonzept werden im Folgenden dargestellt.


Ziele<br />

Theoretische Grundlagen<br />

Unter dem Schlüsselbegriff „Empowerment“ sollen in der partizipativen<br />

Entwicklungszusammenarbeit alle Betroffenen an gestaltungpolitischer, wirtschaftlicher und<br />

sozialer Entwicklung beteiligt werden. (vgl. BMZ 1999, 5)<br />

„Partizipative Entwicklung wird als Prozess definiert, der Menschen aktiv und maßgeblich an<br />

allen Entscheidungen beteiligt, die ihr Leben beeinflussen.“ (vgl. BMZ 1999, 2 )<br />

Dieses Ziel setzt voraus, dass Partizipation in allen Bereichen der Politik, öffentlicher<br />

Verwaltung, Wirtschaft und Gesellschaft institutionalisiert wird. (vgl. BMZ 1999, 5).<br />

Grundsätze<br />

Im Rahmen der Entwicklungszusammenarbeit gilt die rechtzeitige Beteiligung der Zielgruppen<br />

in vollem Umfang als wichtigster Grundsatz, um eine Einbringung aller Akteure zu<br />

gewährleisten. (vgl. BMZ 2002, 5)<br />

Dabei stellt sich eine Reihe <strong>von</strong> Fragen, die auf dem Weg zu einer zielgerichteten Umsetzung<br />

beantwortet werden müssen:<br />

- Wer soll wie und in welchen Umfang beteiligt werden?<br />

- Wo liegen die Chancen und die Grenzen der Partizipation?<br />

- Welche sind die Methoden und wie können diese umgesetzt werden?<br />

Diese Fragen können nicht pauschal beantwortet werden, sondern müssen <strong>für</strong> jeden Einzelfall<br />

geklärt werden. (vgl. BMZ 2002, 6)<br />

Beteiligte und Hintergründe<br />

Die Beteiligten an einem Partizipationsprozess können in vier Gruppen unterteilt werden (vgl.<br />

BMZ 1999, 6):<br />

- Zielgruppen: bezogen auf die Gesamtheit der Gesellschaft, der die Hilfe mittel- oder<br />

unmittelbar zugutekommt,<br />

- Mittler: vermitteln den Zielgruppen die Leistungen im Rahmen der Entwicklungs-<br />

zusammenarbeit ,<br />

- Benachteiligte: die durch eine Maßnahme Schaden erleiden können sowie<br />

- Geber: bspw. das BMZ oder NGOs.<br />

57


58<br />

Theoretische Grundlagen<br />

Mittler, Geber und die Zielgruppen selbst lassen sich auch unter dem Begriff Partner<br />

zusammenfassen. (vgl. BMZ 1999, 10)<br />

Um einen gesellschaftlich akzeptierten und nachhaltigen Partizipationsprozess zu gestalten, ist<br />

es notwendig, die soziokulturellen Bedingungen zu beachten und als Rahmenbedingungen <strong>für</strong><br />

die Partizipationsförderung zu verstehen.<br />

Die soziokulturellen Bedingungen unterteilen sich in die Schlüsselbegriffe: soziokulturelle<br />

Heterogenität, Legitimität sowie Eigenverantwortung und Selbstbestimmung. (vgl. BMZ 1999,<br />

6)<br />

Unter dem Begriff der soziokulturellen Homogenität werden verschiedene ethnische und<br />

religiöse Gruppen verstanden. Damit verbunden sind auch gesellschaftliche und<br />

geschlechterspezifische Aspekte. Diese Unterteilung ist <strong>für</strong> die Zielgruppen-Festlegung im<br />

Partizipationsprozess sehr relevant, um auf die Wünsche und Ziele gesellschaftlicher Gruppen<br />

bestmöglich eingehen zu können.<br />

Der Begriff Legitimität fasst die institutionellen Strukturen eines Landes zusammen. Für den<br />

Partizipationsprozess ist es wichtig, dass die Zielgruppe Vertrauen zu dem Projektträger hat.<br />

Dabei muss auch zwischen Männern und Frauen unterschieden werden, da das Vertrauen zu<br />

einer Instanz bei beiden Geschlechtern nicht immer gleich verteilt ist.<br />

Inhalt des Begriffs der gesellschaftlichen Organisation ist die Fragestellung nach den<br />

gesellschaftlichen Möglichkeiten und Fähigkeiten der Zielgruppe. Ein nachhaltiger Erfolg der<br />

Projektmaßnahmen in der Entwicklungszusammenarbeit kann nur gesichert werden, wenn im<br />

Vorfeld untersucht wird, welche Ressourcen in einem Land existieren und aktiviert werden<br />

können. (vgl. BMZ 1999, 7)<br />

Formen der Beteiligung<br />

In Kap. 8.1 wurde bereits eine Typologie der Partizipation nach Sherry R. Arnstein dargestellt.<br />

In der EZ lassen sich auf der Projektebene vier Formen direkter Beteiligung unterscheiden: (vgl.<br />

BMZ 1999,7)<br />

- Information und Konsultation<br />

Bei dieser Beteiligungsform werden die Zielgruppen informiert und können ihre Meinung<br />

äußern, die jedoch nicht automatisch Einfluss auf die Entscheidungsprozesse hat. Nach der<br />

Typologie <strong>von</strong> Arnstein lässt sich diese Form der Partizipation in die mittlere Stufe der<br />

„Alibipolitik“ einteilen. (vgl. Kap. 8.1) Dieses Instrument wird auch als Grundlage der<br />

folgenden Beteiligungsformen angewendet.


- Mitwirkung<br />

Theoretische Grundlagen<br />

Dabei wird erweitert zu Information und Konsultation die Meinung der Zielgruppen in den<br />

Entscheidungsprozess mit einbezogen. Dies führt dazu, dass die Akzeptanz gegenüber<br />

Maßnahmen größer ist.<br />

- Mitentscheidung<br />

Die Bewertung der Maßnahmen durch die Zielgruppen hat bei dieser Form der Beteiligung<br />

erhebliches Gewicht <strong>für</strong> die Gesamtbewertung des Vorhabens. Es werden keine<br />

Maßnahmen gegen den Willen der Betroffenen durchgeführt.<br />

- Eigenverantwortung und Selbstbestimmung<br />

Dabei gestalten Zielgruppen oder Institutionen die Maßnahmen mit Unterstützung der<br />

Geberorganisation selbst, oder sie unterbreiten den Geberorganisationen Vorschläge zur<br />

Durchführung <strong>von</strong> Entwicklungsmaßnahmen.<br />

Während die Beteiligungsform der Information und Konsultation in der Typologie nach<br />

Arnstein in die mittlere Stufe der „Alibipolitik“ einzuordnen ist, sind die Beteiligungsformen<br />

Mitwirkung, Mitentscheidung und Eigenverantwortung und Selbstbestimmung in die höchste<br />

Stufe der Beteiligung, der „Bürgergewalt“ zuzuordnen (vgl. Kap. 8.1).<br />

In Partizipationsprozessen sollten nach Möglichkeit immer Beteiligungsformen gewählt<br />

werden, die die Zielgruppe umfangreich einbinden. Dennoch muss immer ein zum Vorhaben<br />

passendes Instrument gewählt werden. So kann im Einzelfall, z.B. in Bezug auf technische<br />

Fragen, eine reine Information und Konsultation genügen. (vgl. BMZ 1999, 7)<br />

Für die Bewertung der politischen Beteiligung kann das Kriterium <strong>von</strong> Buse und Nelles<br />

herangezogen werden, wonach untersucht werden soll, „ob durch eine zahlenmäßig verstärkte<br />

Beteiligung der Bürger am politischen Willensbildungsprozess nicht nur die Form des<br />

Prozessablaufs, sondern darüber hinaus auch das Ergebnis dieses Prozesses im Sinne einer<br />

verbesserten Wertberücksichtigung und Bedürfnisbefriedigung der Betroffenen verändert wird“<br />

(Buse & Nelles 1975, 45 zitiert in: Beckmann 1997, 12)<br />

Möglichkeiten und Umsetzung<br />

Ziel partizipativer Verfahren ist es, einen möglichst langfristigen Erfolg zu ermöglichen. Da<strong>für</strong><br />

ist es notwendig, das Partnerland beim Aufbau <strong>von</strong> zivilgesellschaftlichen Organisationen wie<br />

Frauenverbänden, Gewerkschaften oder Verbraucherverbänden zu unterstützen. (vgl. BMZ<br />

1999, 9)<br />

59


60<br />

Theoretische Grundlagen<br />

Darüber hinaus muss geprüft werden, ob es bereits Institutionen gibt, die durch ihre Struktur<br />

in der Lage sind, diese umzusetzen oder ob neue geschaffen werden müssen. Wenn bereits<br />

geeignete Strukturen bestehen, geht dies mit dem Vorteil einher, dass verschiedene Aufgaben<br />

der Partizipation im Rahmen der Dezentralisierung auf die kommunale Ebene übertragen<br />

werden können. Die lokalen Akteure kennen bereits die Situation vor Ort und wissen, wer<br />

angesprochen werden muss bzw. wo die Hilfe am nötigsten ist. Dies kann im selben Zuge aber<br />

auch einen Nachteil darstellen, da die Machtstrukturen in Entwicklungsländern oft sehr<br />

undurchsichtig sind und so einzelne Gruppen bei der Entscheidung über Verteilung <strong>von</strong> Gütern<br />

auf der lokalen Ebene benachteiligt werden könnten. (vgl. Abraham und Platteau 2001 in: BMZ<br />

2002, 9)<br />

Aufgabe der Entwicklungszusammenarbeit ist es, die lokalen, politischen, wirtschaftlichen und<br />

sozialen Machtverhältnisse zu untersuchen. Wenn sich bei dieser Untersuchung Mängel<br />

zeigen, sollte die Güterverteilung <strong>von</strong> zentraler Ebene ausgehen, um sicherzustellen, dass<br />

ärmere Bevölkerungsschichten gleichermaßen einbezogen werden. In diesem Fall sollte das<br />

Training der lokalen Entscheidungsträger auf Prinzipien demokratischer Prozesse und dem<br />

Funktionieren partizipativer Projektgestaltung und Durchführung ausgerichtet werden.<br />

Somit kann die Arbeit auf lokaler Ebene anschließend vermehrt auf die Stärkung <strong>von</strong> Ge-<br />

meinden und Dörfern ausgerichtet werden. (vgl. BMZ 2002, 9)<br />

Neben diesem langfristigen Prozess besteht durch die partizipative Gestaltung <strong>von</strong><br />

Programmen und Projekten die Möglichkeit, eine Beteiligung kurzfristig zu etablieren. Sie muss<br />

dabei als gemeinsamer Lernprozess verstanden werden. (vgl. BMZ 2002, 9)<br />

Für die Umsetzung der Ziele des Partizipationskonzepts müssen alle Zielgruppen unter<br />

besonderer Beachtung benachteiligter Zielgruppen ab dem ersten Planungsschritt beteiligt<br />

werden. Aus diesem Grund müssen diese Zielgruppen frühzeitig ausgewählt und definiert<br />

werden, um anschließend ihre Ziele und Erwartungen ermitteln zu können. (vgl. BMZ 2002, 10)<br />

Somit ist die Zielgruppenanalyse ein wichtiger Bestandteil <strong>von</strong> Projektprüfungen.<br />

Darüber hinaus sollte die Beteiligung formal festgelegt werden und die Durchführung mit<br />

einem Überprüfungs- und Monitoring-System gewährleistet werden (vgl. BMZ 2002, 10), in<br />

dem Geber und Partner rechenschaftspflichtig sind. Gleichzeitig ist es jedoch notwendig, dass<br />

die Prozesse flexibel und nachfrageorientiert gestaltet werden. Diese beiden konträren<br />

Kriterien müssen miteinander in Einklang gebracht werden. (BMZ 1999, 9)


Theoretische Grundlagen<br />

Abschließend lässt sich festhalten, dass <strong>für</strong> eine nachhaltige Entwicklung eine Institut-<br />

ionalisierung der Partizipation notwendig ist. Insbesondere die faire Beteiligung benachteiligter<br />

Gruppen muss rechtlich geregelt sein. (vgl. BMZ 2002, 10)<br />

Grenzen<br />

In Entwicklungsländern steht der Umsetzung <strong>von</strong> Partizipation eine Reihe <strong>von</strong> Problemen<br />

gegenüber. So ist die partizipative Gestaltung <strong>von</strong> Entwicklungsmaßnahmen nur möglich, wenn<br />

die beteiligten Partner auf allen Ebenen zum Dialog bereit und zusätzlich gewillt sind, Macht<br />

abzugeben. Das bedeutet, dass ein Mindestmaß an demokratischem Grundverständnis<br />

vorhanden sein muss, um Partizipationsprozesse dauerhaft zu installieren.<br />

Eines der Hauptprobleme auf dem Weg zur Umsetzung ist die Finanzierung. Durch parti-<br />

zipative Entwicklungszusammenarbeit kann in dörflichen Regionen der Zugang zu Krediten<br />

gewährleistet sowie die Versorgung mit Produktionsmitteln und Gütern gesichert werden. Die<br />

Beteiligungsprozesse sind mit höheren Kosten verbunden. Diese entstehen zum einen durch<br />

den Zeitaufwand bei den Initiatoren, aber auch bei den beteiligten Bürgern durch<br />

Opportunitätskosten. Das bedeutet, dass die Teilnehmer die Zeit, die sie aufbringen, um sich<br />

am Planungsprozess zu beteiligen, nicht nutzen können um ihren Lebensunterhalt zu<br />

erwirtschaften.<br />

Die Intensität der Partizipation muss <strong>für</strong> jeden Einzelfall abgewogen werden. In längeren<br />

Planungszeiträumen wird jedoch oft auf kostengünstige Methoden zurückgegriffen. Eine<br />

kostengünstige Beteiligung kann dadurch gewährleistet werden, dass die Bürger kurz und<br />

intensiv beteiligt werden, anstelle einer intensiven Beteiligung über den ganzen<br />

Planungszeitraum. (vgl. BMZ 1999, 9)<br />

Die Art der Beteiligung muss vor dem Hintergrund der jeweiligen Kultur entschieden werden.<br />

So erschwert bspw. die Rolle der Frau in vielen Entwicklungsländern den <strong>Einsatz</strong> <strong>von</strong> parti-<br />

zipativen Verfahren. In diesem Fall muss auf getrennte Veranstaltungen zurückgegriffen<br />

werden.<br />

8.4 Verfahren und Ansätze in der Partizipation in der<br />

Entwicklungszusammenarbeit<br />

Beim <strong>Einsatz</strong> partizipativer Instrumente ist in erster Linie auf eine situationsangepasste und<br />

flexible Gestaltung des <strong>Einsatz</strong>es zu achten. Nur so kann eine bestmögliche Beteiligung der<br />

Zielgruppen zu gewährleistet werden. (vgl. BMZ 1999, Anlage 1).<br />

61


62<br />

Theoretische Grundlagen<br />

Beim <strong>Einsatz</strong> partizipativer Instrumente sollte im Vorfeld überprüft werden, ob Partner und<br />

Mittler <strong>von</strong> Hilfsorganisationen die benötigten Kenntnisse im sozialen, politischen und<br />

kulturellen Umfeld haben um einen wirkungsvollen Partizipationsprozess unter Anwendung<br />

partizipativer Instrumente durchzuführen. (vgl. BMZ 1999, Anlage 1)<br />

Um die vom BMZ geforderte situationsangepasste und flexible Gestaltung des <strong>Einsatz</strong>es<br />

sicherzustellen, bedarf es neben dem jeweiligen Einzelinstrument der Partizipation wie z.B.<br />

eine Bürgerversammlung eines ganzheitlichen Ansatzes, der Hilfestellungen und Konzepte zur<br />

Verfügung stellt, wie die Instrumente eingesetzt werden können.<br />

Im Folgenden soll der PRA-Ansatz näher beschrieben werden. Dieser ist das am häufigsten<br />

angewandte partizipatorische Verfahren in der Entwicklungszusammenarbeit.<br />

Participatory Rural Appraisal (PRA)<br />

Entwickelt und begründet wurde der PRA-Ansatz hauptsächlich <strong>von</strong> Robert Chambers. Er<br />

beschreibt ihn als „*…+ a family of approaches and methods to enable rural people to share,<br />

enhance, and analyze their knowledge of life and conditions, to plan and to act“. (Chambers<br />

1994, 953; zitiert in Beckmann 1997, 80) Der Ansatz ist also kein zusammenhängendes<br />

Konzept, sondern vielmehr eine Reihe <strong>von</strong> analytischen und formalen Methoden, die<br />

überwiegend in der Projektplanung Anwendung finden, sich aber auch <strong>für</strong> Monitoring und<br />

Evaluierungszwecke eignen. Mittelpunkt der verschiedenen Methoden bildet jedoch immer die<br />

Beteiligung der Zielgruppen. Dies gilt sowohl <strong>für</strong> die Problemdefinition, der Suche nach<br />

Lösungsstrategien, Entscheidung über Eigenaktivitäten sowie auch sämtliche<br />

Projektmaßnahmen. (vgl. BMZ 1999, 17)<br />

Die Umsetzung des PRA-Ansatzes findet in Form eines Workshops statt. Dabei soll ein<br />

möglichst großer Teil der Bevölkerung angesprochen werden, wozu insbesondere auch<br />

benachteiligte Gruppen wie z.B. Frauen und Jugendliche zählen. Unter Umständen werden <strong>für</strong><br />

diese Gruppen gesonderte Workshops organisiert, um eine freie Meinungsäußerung zu<br />

ermöglichen bzw. zu verbessern. Zur Definition sozialer Zielgruppen wurden spezielle<br />

Techniken entwickelt wie z. B. die „group self selection“ (vgl. ebenda)<br />

Die Analyse setzt sich aus den folgenden Schritten zusammen:<br />

- Erstellen eines vorläufigen Bezugsrahmens<br />

- Sekundärdatenanalyse des <strong>Einsatz</strong>ortes zur Erhebung der Sozialstruktur<br />

- Vorbesuch und Interview zur Bestimmung <strong>von</strong> zentralen Problemfeldern und Zielgruppen<br />

mit Hilfe <strong>von</strong> Schlüsselfaktoren


- Erstellung eines Untersuchungsplanes <strong>für</strong> den Workshop.<br />

- Die Umsetzung ergibt sich dann aus den weiteren Schritten:<br />

- In der Feldphase weiterhin Beobachtung, Einzel- und Gruppen-Interviews<br />

Theoretische Grundlagen<br />

- Evaluierung der lokalen Verhältnisse anhand des Wissens der Gemeindemitglieder.<br />

- Sammlung <strong>von</strong> Daten durch systematische Ortsbegehung („Transekte“, „Systematische<br />

Ortbegehung“)<br />

- Diskussion und Darstellung der Ergebnisse in Gruppenarbeit, analytische Spiele, Ranking<br />

und Sorting–Techniken (Einordnung; häufig Hierarchisierung bestimmter Begriffe, Er-<br />

mittlung sozialer Schichtungen)<br />

Die wichtigsten Formen der Darstellung <strong>von</strong> Arbeitsergebnissen sind: Karten und Modelle,<br />

Kalender, Diagramme, Matrizen, Theaterstücke, Lieder, Geschichten etc. (vgl. Beckmann 1997,<br />

82)<br />

Der PRA-Ansatz verwendet neben den beschriebenen Workshops zur Beteiligung folgende<br />

Prinzipien (vgl. Schönhuth, Kievelitz 1994, 4):<br />

- Die Grundlage zur Untersuchung <strong>von</strong> lokalen Problemen und Bedürfnissen ist das<br />

„Triangulationsprinzip“ (Dreiecksprinzip). Das PRA-Team soll hier heterogen, also aus<br />

Vertretern unterschiedlicher Fachdisziplinen zusammengesetzt sein. Mit dem Prinzip<br />

sollen drei Perspektiven abgedeckt werden: „Ereignisse und Prozesse“, „Leute“ und<br />

„Orte“. Erhebungsmethoden und Dokumentationsmethoden sollen auf verschiedene<br />

Arbeitsformen zurück zu führen sein wie z.B. Diskussion, Beobachtung, Diagramme. (vgl.<br />

Beckmann 1997, 3).<br />

- Nach dem Prinzip des „Lernens in Gemeinschaft“ sollen die Teammitglieder <strong>von</strong> der<br />

lokalen Bevölkerung möglichst viel über die Situation vor Ort lernen um Ziele und<br />

Lösungen möglichst maßgeschneidert an die Probleme vor Ort anzupassen. Es soll ein<br />

gemeinsamer Lernprozess entstehen.<br />

- Ziel der „Optimalen Ignoranz“ ist die Beschränkung auf das Wesentliche. Analyse und<br />

Datenerhebung werden nur in dem Maße durchgeführt wie benötigt.<br />

Das Konzept der „Angepassten Instrumente“ bezieht sich bei auf die verschiedenen Techniken<br />

und Instrumente, die bei Datenerhebung und Analyse im Rahmen des PRA-Ansatzes ange-<br />

wendet werden. Diese müssen individuell auf den Grad der Beteiligung und der Situation vor<br />

Ort angepasst werden. So sollte z.B. bei der Erstellung <strong>von</strong> Karten, Diagrammen, etc. mit<br />

ortsüblichen Begriffen und Maßeinheiten gearbeitet werden. Die Ergebnisse der einzelnen<br />

Arbeitsschritte sollen <strong>für</strong> die Bevölkerung nachvollziehbar sein. So beinhaltet das Konzept des<br />

63


64<br />

Theoretische Grundlagen<br />

“Visual Sharing“ die verständliche Darstellung der Ergebnisse durch Karten oder Modelle. Es ist<br />

die Möglichkeit vorgesehen, sich zu den Ergebnissen zu äußern. Darüber hinaus sollen die<br />

Zielgruppen eigene Karten erstellen um ihre Sicht oder die wünschenswerten Ergebnisse<br />

darzustellen.<br />

Das Konzept der „Vor Ort - Analyse“ und der „Vor Ort - Präsentation“ sollte den ganzen Ablauf<br />

des PRA- Ansatzes begleiten. Dabei stellen die Teammitglieder am Abend die Ergebnisse der<br />

Diskussionen und Gruppenarbeit des Workshops zusammen, sodass diese am nächsten Tag<br />

noch einmal mit den Bürgern besprochen und überprüft werden können. Bei allen Schritten ist<br />

die visuelle Form der Darstellung der schriftlichen immer vorzuziehen. Am Ende sollen alle<br />

Ergebnisse noch einmal vorgestellt und darauf aufbauend Handlungsempfehlungen an die<br />

Gemeinde weitergegeben werden.<br />

Um die Nachhaltigkeit des PRA- Ansatz zu fördern, empfehlen sich Folgetreffen. In diesen wird<br />

evaluiert, ob die vereinbarten Ziele erreicht wurden und wo noch Handlungsbedarf besteht.<br />

Damit soll auch der Bevölkerung die Absicht einer längerfristigen Zusammenarbeit signalisiert<br />

werden.<br />

Im Rahmen der Anwendung des PRA- Ansatzes müssen die geeigneten Methoden an den<br />

jeweils vorliegenden Fall angepasst werden.<br />

<strong>3D</strong>-Modelle haben im Rahmen des PRA-Ansatzes folgende Vorteile:<br />

- Die intuitive visuelle Erfassung der Informationen eines <strong>3D</strong>-Modells ermöglicht einen <strong>von</strong><br />

formaler Bildung unabhängigen Austausch <strong>von</strong> Informationen über alle sozialen Schichten<br />

hinweg. Dies ist vor dem Hintergrund der Prinzipien des „Lernens in Gemeinschaft“ und<br />

dem Ziel der Repräsentation und Berücksichtigung aller Bevölkerungsschichten ein klarer<br />

Vorteil.<br />

- Vor dem Hintergrund der Präferenz des PRA-Ansatzes <strong>für</strong> ein „Visual Sharing“, d.h. einer<br />

bildlichen Darstellung <strong>von</strong> IST-Zuständen und Zielzuständen, kommt einem <strong>3D</strong>-Modell<br />

eine hohe Relevanz zu.<br />

- Ein digitales <strong>3D</strong>-Modell ist, richtig angewandt, ein sehr einfach zu veränderndes Modell.<br />

Da der PRA-Ansatz eine hohe Frequenz der Treffen mit Interessengruppen und damit eine<br />

häufige Anpassung der Darstellungen vorsieht, ist ein einfach zu überarbeitendes Modell<br />

<strong>von</strong> Vorteil.


8.5 Instrumente der Partizipation<br />

Theoretische Grundlagen<br />

Von der Partizipation als Methode und dem PRA-Ansatz als Ansatz ausgehend, gibt es eine<br />

Reihe <strong>von</strong> Instrumenten, die im Rahmen eines Partizipationsprozesses zum <strong>Einsatz</strong> kommen<br />

können. Der PRA-Ansatz nennt hier den Begriff des Workshops und gibt Hinweise, aus welchen<br />

Teilnehmern sich der Workshop zusammensetzen sollte. Es ist jedoch in der Praxis zu<br />

beobachten, dass unterschiedliche Entscheidungen über die Wahl der Teilnehmer eines<br />

Treffens oder eines Workshops getroffen werden. Im Folgenden werden verschiedene In-<br />

strumente vorgestellt, die im Rahmen eines partizipativen Verfahrens zum <strong>Einsatz</strong> kommen<br />

können. Die Entscheidung welches Instrument in der jeweiligen Phase des Prozesses zum<br />

<strong>Einsatz</strong> kommen kann, ist immer im Rahmen der Konzepte des Ansatzes zu treffen. Die<br />

folgenden Instrumente können sowohl in Industrieländern als auch in Entwicklungsländern<br />

eingesetzt werden, bieten jedoch unterschiedliche Vor- und Nachteile hinsichtlich der<br />

Transparenz und der Möglichkeit die Belange jedes Bürgers zu berücksichtigen, die gegen-<br />

einander abzuwägen sind.<br />

8.5.1 Bürgerversammlung<br />

Dieses Instrument dient der Darlegung wichtiger Angelegenheiten, die eine Gemeinde be-<br />

treffen. Den gesetzlichen Rahmen einer Bürgerversammlung legt in Deutschland die Ge-<br />

meindeordnung der Bundesländer fest. Im Jemen kann eine freiere Form gewählt werden. Eine<br />

Bürgerversammlung dient nicht nur der Behandlung eines speziellen Themas oder<br />

Planungsfalls, sondern regelt gesamtgemeindliche Angelegenheiten. Die Bürger werden über<br />

anstehende Projekte oder über Probleme innerhalb der Gemeinde informiert und haben im<br />

Anschluss die Gelegenheit zu Diskussion und gegenseitigem Austausch. Neben möglichen<br />

konstruktiven Lösungsansätzen, die während einer Bürgerversammlung diskutiert und<br />

herausgestellt werden, können einzelne Bürger auch zum Mitwirken an Projekten motiviert<br />

werden.<br />

In einer Bürgerversammlung ist es insbesondere wichtig, alle Bevölkerungsgruppen anzu-<br />

sprechen und allen Bevölkerungsgruppen die Möglichkeit zu geben, sich am Planungsprozess<br />

durch Wortmeldungen zu beteiligen. Weiterhin sollten solche Versammlungen in festen<br />

zeitlichen Abständen durchgeführt werden, um die Bürger zur weiteren Mitarbeit zu<br />

motivieren und über Zwischenergebnisse zu informieren. (vgl. Selle 1996, 356 f.)<br />

In der Bürgerversammlung können <strong>3D</strong>-Modelle einer schnellen und intuitiven Wissens-<br />

vermittlung dienen. Aufgrund der einfachen Erfassbarkeit <strong>für</strong> Bürger aller Bildungsschichten<br />

stellen <strong>3D</strong>-Modelle einen effizienten und nachhaltigen Wissenstransfer dar.<br />

65


66<br />

Theoretische Grundlagen<br />

8.5.2 Bürgerforum<br />

Dieser Partizipationsansatz dient der Verbesserung <strong>von</strong> Planungsprozessen auf kommunaler<br />

Ebene. Hierzu werden Ideen und Anregungen der verschiedenen am Planungsprozess<br />

beteiligten Gruppen zusammengeführt. Entstehen im Planungsprozess Probleme oder werden<br />

Defizite entdeckt, soll in einem Bürgerforum nach Lösungsansätzen gesucht werden. Generell<br />

kann dieses Instrument zur Informationsgewinnung genutzt werden, da die unverbindliche<br />

Partizipation einen Austausch zwischen Fachleuten, öffentlichen Trägern und betroffener<br />

Bürgerschaft zulässt. Der gegenseitige Austausch schließt allerdings jegliche Entscheidungs-<br />

gewalt <strong>von</strong> allen Seiten aus. (vgl. Beckmann 1997, 35 f.)<br />

8.5.3 Runder Tisch<br />

Der Runde Tisch ist meist Teil eines Stadt- oder Regionalforums, an dem alle <strong>von</strong> einer Planung<br />

betroffenen Akteure (Bürger, Fachleute, Träger öffentlicher Belange) teilnehmen können. Es<br />

geht um eine zielorientierte Lösungsfindung beim Auftreten <strong>von</strong> Problem oder Konflikten<br />

während eines Planungsvorhabens. Der gleichberechtigte Dialog und die Diskussion zu<br />

Sachproblemen aller Beteiligten ist Grundvoraussetzung <strong>für</strong> eine konsensorientierte Problem-<br />

lösung. (vgl. Selle 1996, 365 f.)<br />

8.5.4 Planungsbeirat<br />

Der Planungsbeirat ist ein Verfahren, welches in der Stadtplanung angewendet wird. Anders<br />

als in den vorherigen beschriebenen Verfahren handelt es sich um Bürgerbeiräte, welche<br />

keinerlei Entscheidungsfunktionen oder -befugnisse haben und lediglich beratende Aufgaben<br />

erfüllen. Der Beirat repräsentiert die Interessen der <strong>von</strong> Planungen betroffenen Bürgerschaft<br />

und informiert die Entscheidungsträger über deren Einstellungen und Bedürfnisse. Der Pla-<br />

nungsbeirat setzt sich aus Bürgern verschiedener Interessensgruppen zusammen, welche in<br />

ihrer Gruppe als Mittler wirken. Sie werden auch als „Expertenbürger“ bezeichnet. So ist die<br />

Teilnahme am Beirat nur einer bestimmten Gruppe an Bürgern zugänglich. In der<br />

Entwicklungszusammenarbeit im Jemen könnten dies Frauenvertreter, Vertreter des lokalen<br />

Handwerks, Stammesvertreter und weitere Vertreter lokaler Gruppen sein. Der Planungsbeirat<br />

unterscheidet sich vom Runden Tisch in der Beschränkung auf ausgewählte Vertreter der<br />

einzelnen Gesellschaftsgruppen.<br />

Der Planungsbeirat kann als institutionalisierte Form der direkten Bürgerbeteiligung gesehen<br />

werden. (vgl. Beckmann 1997, 34 f.)


8.5.5 Gemeinwesenarbeit<br />

Theoretische Grundlagen<br />

Die Gemeinwesenarbeit wurde in der Partizipationsarbeit in den USA entwickelt. Die ersten<br />

Ansätze wurden als „Community Organization“ oder „Community Control“ bezeichnet und<br />

später auch als „Community Development“ im entwicklungspolitischen Kontext umgesetzt. Bei<br />

der Gemeinwesenarbeit handelt es sich um eine direkte Form der Partizipation mit der<br />

Intention, Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten und damit die Lebensqualität in Wohnquartieren zu<br />

verbessern. (vgl. Beckmann 1997, 32). Aktionsformen sind dabei Haustürgespräche,<br />

aktivierende Befragungen, Versammlungen und Öffentlichkeitsaktionen. Zweck des Ansatzes<br />

ist die Befähigung und Motivation der Bevölkerung, ihre Interessen zu äußern. Eine<br />

Interessensermittlung soll somit nicht seitens der Projektleitenden vorgenommen werden. Die<br />

Interessensvertretung erfolgt dabei durch Mittler. Dabei soll ebenfalls ermittelt werden, in<br />

welchen Bereichen die Bürger bereits selbst aktiv sind. Neugier und Interesse der Bürger sind<br />

in dieser Methode die Grundbausteine <strong>für</strong> die partizipative Umsetzung zielführender Projekte.<br />

(vgl. Wegweiser Bürgergesellschaft 2012b, online)<br />

8.5.6 Neighborhood-Government<br />

Diese Partizipationsform hat zum Ziel, eine direkte Bürgerbeteiligung zu fördern. Wie bei der<br />

Gemeinwesenarbeit ist der Bürger selbst Hauptakteur des Instruments. Voraussetzung bildet<br />

die Mithilfe des Bürgers bei kommunalen Gemeinschaftsaufgaben beginnend mit der<br />

Organisation bis hin zur Ausführung. Neighborhood-Government kann somit auch als eine Art<br />

kommunale Selbstverwaltung bezeichnet werden. Damit zielt die Methode allerdings nicht auf<br />

eine Einmischung in politische Entscheidungsprozesse ab, da das Einzugsgebiet auf einen<br />

kleinen Raum begrenzt wird und nur „einfache“ Aufgaben in „Bürgerregie“ übernommen<br />

werden.<br />

Akzeptiert die Bevölkerung diese Methode der Partizipation und bringt sich aktiv in die<br />

Übernahme der anstehenden Gemeindeaufgaben ein, so können die zwischenmenschlichen<br />

Verbindungen innerhalb des Einzugsgebietes nachhaltig gestärkt werden. Allerdings kann nicht<br />

grundsätzlich da<strong>von</strong> ausgegangen werden, dass die Bevölkerung bereit ist, an partizipativen<br />

Beteiligungsprozessen teilzunehmen. Insbesondere im Rahmen der Entwicklungs-<br />

zusammenarbeit sind die hohen Opportunitätskosten der Bevölkerung eines Entwicklungs-<br />

landes ein Faktor, der die Bereitschaft zur Mitarbeit limitiert. Jedoch steigt die Beteiligungs-<br />

motivation mit steigendem räumlichem Bezug. (vgl. Beckmann 1997, 33 f)<br />

Je kleiner der zu planende bzw. zu gestaltende Raum ist, umso eher ist auch eine Einsetz-<br />

barkeit <strong>von</strong> <strong>3D</strong>-Modellen gegeben. Für Bewohner eines „Neighborhoods“ hat ein <strong>3D</strong>-Modell<br />

einen hohen Wiedererkennungswert. Sie können zudem am besten Fehler des Modells<br />

67


68<br />

Theoretische Grundlagen<br />

identifizieren und mögliche Auswirkungen <strong>von</strong> Planvorschlägen beurteilen und Verbesserungs-<br />

vorschläge geben.<br />

8.5.7 Anwaltsplanung<br />

Die Anwaltsplanung (advocacy planning) wurde vor 40 Jahren in den USA <strong>von</strong> Paul Davidoff<br />

konzipiert und findet seit 30 Jahren auch in der deutschen Planungspraxis überwiegend bei<br />

Sanierungsgebieten Anwendung. (vgl. Wegweiser Bürgergesellschaft 2012a, online)<br />

Ziel der Anwaltsplanung ist es, im Planungsprozess besonders die Interessen <strong>von</strong> sozial<br />

benachteiligten und unterprivilegierten Zielgruppen zu vertreten, die allgemein weniger oder<br />

gar keine Berücksichtigung finden. Die Mittler arbeiten im Partizipationsprozess als<br />

„Bürgeranwälte“ und sollen da<strong>für</strong> Sorge tragen, dass die Interessen ihrer „Mandanten“ bei der<br />

Entscheidungsfindung besser berücksichtigt werden. Darüber hinaus sollen die<br />

Entscheidungsprozesse <strong>für</strong> die Adressaten insgesamt transparenter gestaltet werden. Um die<br />

Position <strong>von</strong> unterprivilegierten Zielgruppen zu verbessern, muss zunächst ein besserer Zugang<br />

zu Informationen gewährleistet werden. Um die tatsächlichen Interessen vertreten zu können<br />

setzt diese Methode Interessenshomogenität innerhalb der Klientengruppe voraus.<br />

Andernfalls muss mit Moderations- und- Mediationstechniken an einem gemeinsamen<br />

Konsens gearbeitet werden. (vgl. Selle 1996, 350)<br />

Das Vertrauen zwischen „Anwalt“ und „Klientengruppe“ ist dabei Grundvoraussetzung, da die<br />

Klientengruppe kaum Möglichkeiten haben zu überprüfen, ob ihre Interessen vertreten<br />

werden.<br />

Eine Schwachstelle dieser Methode bildet die starke Position des Planungsanwalts gegenüber<br />

der Klientengruppe, was eine Gleichstellung aller Prozessbeteiligten ausschließt. Darüber<br />

hinaus kann der Einfluss der Planungsanwälte gegenüber den politischen Entscheidungsträgern<br />

zu gering sein, da die Interessen der Klientengruppen nicht ausreichend in die<br />

Entscheidungsfindung einbezogen werden. Letztendlich ist ein gewisser Grad an<br />

Institutionalisierung und juristische Absicherung notwendig, um eine erfolgreiche<br />

Anwaltsplanung mit partizipatorischem Ansatz durchzuführen. (vgl. Beckmann 1997, 32)<br />

Die Anwaltsplanung eignet sich nur bedingt <strong>für</strong> einen <strong>Einsatz</strong> in der Entwicklungs-<br />

zusammenarbeit, da das Vertrauen zwischen „Anwalt“ und „Klientengruppe“ schwierig<br />

herzustellen ist und ein falsches Verständnis <strong>von</strong> Demokratie erwecken kann. Es deckt sich<br />

nicht mit den Anforderungen des PRA-Ansatzes und wurde hier der Vollständigkeit halber<br />

aufgeführt, um einen Überblick über die Bandbreite der möglichen Instrumente zu geben.


8.6 Fazit zur Partizipation in der Entwicklungszusammenarbeit<br />

Theoretische Grundlagen<br />

Stärker als in Industrieländern ist in Entwicklungsländern die Einbeziehung aller betroffenen<br />

Gesellschaftsgruppen und –schichten wichtig. Im Jemen sind zudem die Stammesstruktur und<br />

die Beziehungen der einzelnen Stämme bzw. Familien untereinander zu beachten.<br />

Darüber hinaus müssen sozial benachteiligte und marginalisierte Gruppen einbezogen werden.<br />

Es ist in diesem Zusammenhang wichtig, diese frühzeitig zu identifizieren bzw. zu definieren.<br />

Im Fall des Jemen gehören vor allem die Frauen zum benachteiligten Teil der Gesellschaft.<br />

Der Ablauf des Partizipationsprozesses und seine einzelnen Stufen müssen klar und<br />

transparent geregelt werden. Neben der Einhaltung aller rechtsstaatlichen Anforderungen im<br />

Zielland kommt der Einhaltung der sozialen Erwartungen aller Bevölkerungsgruppen eine<br />

wichtige Rolle zu. Die sozialen Erwartungen lassen sich im Jemen einfacher identifizieren, die<br />

rechtsstaatlichen Anforderungen hingegen sind komplex und teilweise nicht nachvollziehbar.<br />

Soweit diese die Anforderungen einer schichtenübergreifenden Partizipation erfüllen, sollte in<br />

den einzelnen Schritten auf existierende institutionelle Strukturen zurückgegriffen werden. Ein<br />

Aufbauen auf existierenden Vertretungen und Institutionen erhöht die Akzeptanz, die<br />

Stabilität und damit nicht zuletzt die Nachhaltigkeit der Partizipation. Eine Etablierung neuer<br />

Institutionen ist im Vergleich zeit- und kostenaufwändiger. Mit der Dezentralisierung <strong>von</strong><br />

GOPHCY (vgl. Kap. 5.7) existieren lokale Institutionen im Jemen, die in diesem Zusammenhang<br />

genutzt werden können. Weiterhin könnten vorhandene Zusammenschlüsse und lokale<br />

Interessengruppen genutzt werden.<br />

Die gewählten Institutionen sollten im Sinne einer Dezentralisierung <strong>von</strong> Entscheidungen so<br />

lokal wie möglich sein, d.h. eine nahen Bezug zum Planungsgebiet haben. Eine gleich-<br />

berechtigte Beteiligung der Ressourcenallokationen und eine transparente Gestaltung der<br />

Rechenschaftslegungsprozesse muss jedoch sichergestellt werden. (vgl. BMZ 1999, 10).<br />

69


70<br />

Theoretische Grundlagen


9 Möglichkeiten des <strong>Einsatz</strong>es <strong>von</strong> <strong>3D</strong>-Modellen<br />

Theoretische Grundlagen<br />

<strong>3D</strong>-Stadtmodelle werden heute schon in verschiedenen Bereichen eingesetzt wie z.B. in<br />

Tourismus und Stadtmarketing, Städte- und Gemeindeentwicklung oder der Objektplanung.<br />

(vgl. Spatial Business Integration 2009, online) Es ist da<strong>von</strong> auszugehen, dass sich dieser Trend<br />

in den nächsten Jahren weiter fortsetzen wird und <strong>3D</strong>-Stadtmodelle in der Stadtplanung<br />

unverzichtbar werden. (vgl. Schildwächter 2005, 2)<br />

Aus diesem Grund werden im Folgenden die <strong>Einsatz</strong>felder <strong>von</strong> <strong>3D</strong>-Modellen beschrieben und<br />

einzelne Beispiele näher beleuchtet. Dabei soll die Frage geklärt werden, warum die<br />

Notwendigkeit des <strong>Einsatz</strong>es <strong>von</strong> <strong>3D</strong>-Modellen besteht. Als Überleitung zum <strong>Einsatz</strong> der <strong>3D</strong>-<br />

Modelle <strong>für</strong> <strong>Partizipationsverfahren</strong> im Jemen werden drei Praxisbeispiele zum <strong>Einsatz</strong> <strong>von</strong> <strong>3D</strong>-<br />

Modellen beschrieben.<br />

Definition<br />

Unter einem digitalen <strong>3D</strong>–Stadtmodell wird ein möglichst realitätsnahes Computermodell<br />

verstanden, in dem räumliche Informationen zu allen Objekten einer Stadt enthalten sind. (vgl.<br />

Lorber 1996, 20)<br />

9.1 <strong>Einsatz</strong>felder und Adressaten<br />

Im Folgenden werden anhand einer Tabelle die <strong>Einsatz</strong>felder und Adressaten <strong>von</strong> <strong>3D</strong>-<br />

Modellen veranschaulicht. Anschließend wird exemplarisch auf einzelne <strong>Einsatz</strong>felder näher<br />

eingegangen.<br />

Zielgruppen<br />

Anwendungsbereich<br />

Stadtplanung<br />

Städtebau<br />

Straßenplanung,<br />

Verkehrsplanung<br />

Straßenentwässerung<br />

Versorgung/<br />

Entsorgung<br />

Stadtwerke<br />

Abfallwirtschaft<br />

Umwelt<br />

Lärmschutz<br />

Umwelt<br />

Schadstoffausbreitung<br />

Umwelt<br />

Grundwasserschutz<br />

<strong>3D</strong>- Daten<br />

Geländemodell<br />

Stadtmodell<br />

Geländemodell<br />

Stadtmodell<br />

Geländemodell,<br />

Kein Stadtmodell<br />

DHM- Stadtmodell<br />

Geländemodell,<br />

evtl. Stadtmodell<br />

Geländemodell <strong>für</strong><br />

Deponiebetrieb<br />

Level-of<br />

Detail<br />

LOD<br />

2-4<br />

LOD<br />

3<br />

LOD<br />

0<br />

LOD<br />

3-4<br />

LOD<br />

0-1<br />

LOD<br />

0<br />

Stadtmodelle und Geländemodelle LOD<br />

2<br />

Geländemodell<br />

Stadtmodell<br />

Geländemodell<br />

(Oberfläche und Untergrund),<br />

Umwelt Bodenschutz Nur Geländemodell<br />

LOD<br />

1<br />

LOD<br />

2-3<br />

-<br />

LOD<br />

Online –<br />

Access<br />

unwichtig wichtig<br />

unwichtig wichtig<br />

unwichtig wichtig<br />

weniger wichtig wichtig<br />

weniger wichtig wichtig<br />

unwichtig wichtig<br />

unwichtig wichtig<br />

Aktualisierung<br />

(Quartalsmäßig)<br />

unwichtig weniger wichtig<br />

unwichtig Wichtig<br />

unwichtig Unwichtig<br />

71


72<br />

Theoretische Grundlagen<br />

Umwelt<br />

Landschaftsplanung<br />

Umwelt<br />

Hochwasserschutz<br />

Kommunale<br />

Wirtschaftsförderung<br />

Kommunale<br />

Tourismusförderung<br />

Sicherheitsdienste/<br />

Katastrophenschutz<br />

Katastrophenschutz/<br />

Geländemodell<br />

DHM Gebäude<br />

Deiche Vegetation<br />

Bruchkanten<br />

Gebäude/<br />

Stadtmodelle<br />

Geländemodell,<br />

Stadtmodell<br />

Gebäudemodelle<br />

Stadtmodelle<br />

Geländemodell,<br />

Feuerwehr Gebäudemodelle<br />

Denkmalschutz<br />

Geländemodell,<br />

Stadtmodell<br />

Navigation<br />

(Fahrzeugsteuerung)<br />

Navigation (Mobile<br />

Endgeräte, MMS)<br />

Professionelle<br />

Flugsimulation<br />

Telekommunikation<br />

(Funknetzplanung)<br />

Immobilien allg.<br />

Banken, Versicherungen<br />

Immobilienprojekte<br />

DHM, respektive Neigung<br />

Stadtmodell<br />

DHM<br />

Textur (Luftbild)<br />

Flughafenmodelle<br />

DHM<br />

Stadtmodelle<br />

Geländemodell als Ansichten oder<br />

virtuelle Anflüge<br />

Detailmodell,<br />

Architekturmodell<br />

Virtuelle Anflüge<br />

0<br />

LOD<br />

2<br />

LOD<br />

3-4<br />

LOD<br />

3-4<br />

LOD<br />

2-3<br />

LOD<br />

3-4<br />

LOD<br />

3-4<br />

LOD<br />

2-3<br />

LOD<br />

2<br />

LOD<br />

0 /2-3<br />

LOD<br />

1-3<br />

LOD<br />

2-4<br />

LOD<br />

4<br />

unwichtig weniger wichtig<br />

sehr wichtig wichtig<br />

weniger wichtig wichtig<br />

wichtig wichtig<br />

wichtig als Kunde wichtig<br />

Wichtig sehr wichtig<br />

Unwichtig unwichtig<br />

Wichtig<br />

-<br />

Wichtig<br />

weniger<br />

wichtig<br />

wichtig<br />

sehr wichtig<br />

wichtig<br />

wichtig<br />

wichtig<br />

wichtig<br />

Abb. 16: <strong>Einsatz</strong>felder und Zielgruppen <strong>von</strong> <strong>3D</strong>-<strong>Stadtmodellen</strong> (nach Albert, Bachmann, Hellmeier 2004)<br />

9.1.1 Städtebauliche Wettbewerbe<br />

Bei städtebaulichen Wettbewerben entsteht durch den <strong>Einsatz</strong> <strong>von</strong> <strong>3D</strong>-<strong>Stadtmodellen</strong> die<br />

Möglichkeit, die einzelnen Beiträge besser vergleichen zu können und somit eine objektivere<br />

Bewertung zu ermöglichen. Durch den <strong>Einsatz</strong> <strong>von</strong> <strong>3D</strong>-Modellen können verschiedene<br />

Planungsvarianten anschaulich aufgezeigt werden, was die Entscheidungsfindung in Bezug auf<br />

die „beste Variante“ erleichtert.<br />

Durch den <strong>Einsatz</strong> eines digitalen Geländemodells bei <strong>3D</strong>-<strong>Stadtmodellen</strong> können bauliche<br />

Veränderungen an Flüssen und anderen Wasserwegen aufgezeigt und verschiedene Szenarien<br />

durchgespielt werden. Beispielsweise kann simuliert werden, wie sich Starkregenperioden auf<br />

den Wasserstand auswirken. (vgl. Schildwächter 2005, 2)<br />

9.1.2 Lärmschutz<br />

Im Lärmschutz werden <strong>3D</strong>-Modelle zur Modellrechnung eingesetzt. Durch die Integration <strong>von</strong><br />

Lärmquellen können Auswirkungen und Radius der Schallausbreitung mit Isolinien oder<br />

Farbverläufen aufgezeigt werden. Hier genügt die Darstellung der LOD1 Ebene (vgl. Kap. 13).<br />

Sind allerdings genauere Messwerte erforderlich, so müssen größere Objekte in Bezug auf ihre<br />

Reflexionseigenschaften detaillierter dargestellt werden. (Schildwächter 2005, 2ff.)


9.1.3 Stadtplanung<br />

Theoretische Grundlagen<br />

Zeitgemäß sollten Planungsprozesse unter einer konstanten Beteiligung und Kommunikation<br />

stattfinden, was eine dreidimensionale Darstellungsform mit einschließt. Die Zusammenhänge<br />

in der Stadtplanung werden immer komplexer, wodurch sich die Anforderung ergibt, diese<br />

möglichst transparent und übersichtlich darzustellen. (vgl. Luser, Lorber 1997, 5)<br />

Unter dem Aspekt der Finanzierung sollte der Detaillierungsgrad des Modells immer dem<br />

Nutzen angepasst werden. So genügt auf der Ebene des Flächennutzungsplans meist die<br />

Darstellung der LOD1 Ebene, während bei konkreten Bauvorhaben die LOD3 und 4 Ebene<br />

Vorrausetzung ist. Ein optimierter Workflow der zu einer zielgerichteten und schnellen<br />

Erstellung des <strong>3D</strong>-Modells führen soll, kann dabei kostenreduzierend wirken. Durch den<br />

<strong>Einsatz</strong> <strong>von</strong> <strong>3D</strong>- Modellen in der Stadtplanung entsteht der positive Nebeneffekt, dass die<br />

Arbeitsgrundlage auch gleichzeitig das Präsentationsmedium in <strong>Partizipationsverfahren</strong> ist,<br />

was zur Aufwandsminimierung beiträgt. (vgl. Luser, Lorber 1997, 1 ff)<br />

Der Mehrwert <strong>für</strong> die Bürgerbeteiligung entsteht in erster Linie durch die Anschaulichkeit des<br />

<strong>3D</strong>-Modells. Städtebauliche Zusammenhänge können besser dargestellt werden und durch die<br />

Attraktivität des <strong>3D</strong>-Modells kann die Identifikation der Bürger mit dem Plangebiet sowie ihr<br />

Interesse im Beteiligungsprozess gesteigert werden. (vgl. Schildwächter 2005, 2)<br />

9.2 <strong>Einsatz</strong> <strong>von</strong> <strong>3D</strong>-Modellen im <strong>Partizipationsverfahren</strong><br />

Grundsätzlich kann ein <strong>3D</strong>-Modell als Visualisierungsmedium in allen Typen <strong>von</strong> Partizipation<br />

zur Anwendung kommen. Wenn es in Partizipationsprozessen eingesetzt wird, bildet es<br />

zumeist die Informationsgrundlage und ist somit ein Hilfsmittel zur Entscheidungsfindung.<br />

Weitere in Abschnitt 9.1 vorgestellte <strong>Einsatz</strong>möglichkeiten wie Erkenntnisgewinn durch<br />

Modellberechnungen und Durchspielen <strong>von</strong> Szenarien spielen in <strong>Partizipationsverfahren</strong> eine<br />

untergeordnete Rolle, zumindest im Hinblick auf den eigentlichen Partizipationscharakter. Im<br />

folgenden Abschnitt werden nun Überlegungen angestellt, in welchen Dimensionen <strong>3D</strong>-<br />

Modelle im <strong>Partizipationsverfahren</strong> eingesetzt werden können<br />

Der folgende Abschnitt stellt drei Projekte vor, in denen <strong>3D</strong>-Modelle in unterschiedlichen Arten<br />

<strong>von</strong> Partizipationstypen (gemäß der Einteilung <strong>von</strong> Arnstein, vgl. Kap. 8.1) zur Anwendung<br />

kommen.<br />

Welche Art <strong>von</strong> Partizipationstyp vorliegt, wird mehr durch die Verteilung <strong>von</strong> u.a.<br />

Entscheidungsgewalt und Entscheidungsprozessen bestimmt, als durch die Hilfsmittel <strong>für</strong> die<br />

Entscheidungen. Dennoch kann bereits die Art des <strong>Einsatz</strong>es des <strong>3D</strong>-Modells bestimmte<br />

Mitgestaltungsmöglichkeiten zulassen oder beschränken. In manchen Fällen kann die Art des<br />

73


74<br />

Theoretische Grundlagen<br />

<strong>Einsatz</strong>es eines <strong>3D</strong>-Modells symptomatisch <strong>für</strong> den ganzen Partizipationsprozess sein, in den es<br />

eingebettet ist.<br />

Um den Grad der Mitgestaltungsmöglichkeit zu kategorisieren, können die folgenden zwei<br />

Dimensionen zum <strong>Einsatz</strong> kommen:<br />

- Art der Visualisierung: Ein <strong>3D</strong>-Modell kann wahlweise einen IST-Zustand oder einen<br />

möglichen SOLL-Zustand eines zu planenden Raumes abbilden.<br />

- Grad der Mitgestaltung: Vereinfachend kann angenommen werden, dass die Zielgruppe<br />

der Partizipation entweder mitgestalten kann oder nur ein passiver Empfänger der<br />

Informationen des Modells ist.<br />

Durch Kombination der möglichen Ausprägungen der Dimensionen ergeben sich die folgenden<br />

vier Fälle:<br />

Fall 1: Das <strong>3D</strong>-Modell beschreibt einen IST-Zustand und wird genutzt, um die Zielgruppe über<br />

die Ausgangslage zu informieren. Eine Korrektheit, d.h. die objektiv richtige Abbildung des IST-<br />

Zustandes, sei hier vorausgesetzt.<br />

Fall 2: Ein <strong>3D</strong>-Modell beschreibt einen SOLL-Zustand und wird genutzt, um die Zielgruppe über<br />

ein geplantes Vorhaben zu informieren. Oft werden auch mehrere alternative SOLL-Zustände<br />

zum Vergleich oder als Entscheidungsgrundlage genutzt.<br />

Fall 3: Soll das <strong>3D</strong>-Modell einen IST-Zustand abbilden, wird aber <strong>von</strong> der Zielgruppe aktiv<br />

mitgestaltet, so fließt das Wissen der Zielgruppe über ihre Umgebung direkt in den Ent-<br />

scheidungsprozess ein.<br />

Fall 4: Gestaltet die Zielgruppe ein Abbild des SOLL-Zustandes mit Hilfe eines <strong>3D</strong>-Modells, so<br />

entsteht eine visuelle Manifestation der Wünsche und Bedürfnisse der Zielgruppe, die im<br />

weiteren Prozess verwendet werden kann.<br />

Modell fertig / Reiner<br />

Informationscharakter<br />

Modell in Bearbeitung /<br />

Mitgestaltung<br />

IST-Zustand SOLL-Zustand<br />

Fall 1 Fall 2<br />

Fall 3 Fall 4<br />

Abb. 17: Kategorisierung der Mitgestaltungsmöglichkeiten (eigene Darstellung)


Theoretische Grundlagen<br />

Beispielhaft sollen die beiden folgenden Szenarien zur Veranschaulichung dargestellt werden:<br />

In der untersten Stufe der Partizipationsleiter könnte im Rahmen <strong>von</strong> „Manipulation“ ein <strong>3D</strong>-<br />

Modell im ersten oder zweiten Fall auftreten. Beispielsweise könnte eine dreidimensionale<br />

Darstellung des SOLL-Zustandes im Rahmen einer einseitigen Zielgruppeninformation ohne<br />

Möglichkeit <strong>von</strong> Feedback genutzt werden, um <strong>von</strong> der eigentlichen Problematik eines<br />

Vorhabens abzulenken. Ein <strong>3D</strong>-Modell kann gesellschaftliche bzw. soziale Implikationen eines<br />

Vorhabens nicht darstellen. Durch den Fokus auf die räumlichen Aspekte könnten andere<br />

Kriterien in den Hintergrund treten.<br />

Auf der obersten Stufe könnte im Rahmen <strong>von</strong> Bürgerkontrolle der vierte Fall auftreten. Die<br />

Bürger gestalten und beschließen den SOLL-Zustand eines Planungsvorhabens mit Hilfe eines<br />

<strong>3D</strong>-Modells. Die Rolle der Mittler wäre in dieser Variante auf eine Stellung der technischen<br />

Infrastruktur und der Vermittlung des zur Bedienung nötigen Wissens beschränkt.<br />

Ein Durchspielen aller möglichen Varianten der vier Fälle in den acht möglichen<br />

Partizipationstypen nach Arnstein würde über den Umfang dieser Diplomarbeit hinausgehen.<br />

Es ist jedoch klar, dass die Fälle 1 und 2 eher den niedrigeren Stufen der Partizipationsleiter<br />

zuzuordnen sind, während die Fälle 3 und 4 auf den höheren Stufen angesiedelt werden (vgl.<br />

Kap. 8.1).<br />

9.3 Praxisbeispiele<br />

Im Folgenden werden reale Einsätze <strong>von</strong> <strong>3D</strong>-Modellen in Planungsvorhaben vorgestellt um<br />

einen Eindruck zu vermitteln, wie <strong>3D</strong>-Modelle bereits in der heutigen Planungspraxis<br />

eingesetzt werden.<br />

9.3.1 Ovalou-Insel, Fidschi – Projekt zur Erhaltung des kulturellen Erbes<br />

Ovalou ist eine der 333 Inseln des Staates Fidschi und gehört mit einer Ausdehnung <strong>von</strong> 109<br />

km² zu den kleineren der bewohnten Inseln des Landes. (vgl. fijime 2011, online) Im Rahmen<br />

eines Projektes, das u.a. vom World Wide Fund For Nature (WWF) sowie vom EU-finanzierten<br />

Technical Centre for Agricultural and Rural Cooperation (CTA) gefördert wurde, wurde im April<br />

2005 ein dreidimensionales Reliefmodell erarbeitet. Dabei handelt es sich nicht um ein<br />

digitales <strong>3D</strong>-Modell, sondern ein physisches Modell. (vgl. Iapad 2011a, online)<br />

Das Modell wurde im Rahmen eines mehrstufigen Prozesses mit Hilfe des Fachwissens <strong>von</strong><br />

Vertretern aller 27 Dörfer der Insel erstellt und bildete die Grundlage u.a. <strong>für</strong> die Einrichtung<br />

<strong>von</strong> Fischverbotszonen und die Identifizierung und Erhaltung <strong>von</strong> religiösen bzw.<br />

zeremoniellen Stätten. (vgl. Rambaldi 2006) Letzteres hat im Rahmen des Projektes eine<br />

75


76<br />

Theoretische Grundlagen<br />

besondere Bedeutung, da Ovalou einen Antrag auf Aufnahme in das Weltkulturerbe der<br />

UNESCO gestellt hat.<br />

Abb. 18: Erstellung des physischen Modells (iapad 2011, online)<br />

Gemäß der zuvor erstellten Einteilung der <strong>Einsatz</strong>arten <strong>von</strong> <strong>3D</strong>-Modellen liegt hier der Fall 3<br />

vor, d.h. der IST-Zustand der Insel wurde <strong>von</strong> den Bewohnern selbst gestaltet. Bezüglich der<br />

Einordnung auf der Partizipationsleiter ist <strong>von</strong> einer Bürgerkontrolle auszugehen, da die in der<br />

Folge getroffenen Wahl der zu errichtenden Schutzzonen im Meer und die Entscheidung über<br />

die Erhaltung bestimmter religiöser Stätten direkt aus der Entscheidung und Verhandlung der<br />

Dorfvertreter untereinander resultierte. Sie wurde nicht <strong>von</strong> der Provinzregierung oder dem<br />

WWF vorgegeben. Das Projekt wurde 2007 mit dem World Summit Award in der Kategorie E-<br />

Culture ausgezeichnet. (vgl. UNESCO World Heritage Center 2011a, online)<br />

Besonderer Wert wurde im Rahmen der Projektdurchführung auf die selbständige Steuerung<br />

des Projektprozesses durch die Zielgruppe gelegt. Die Organisatoren haben lediglich die<br />

Grundstruktur des Prozesses vorgeschlagen sowie die technische Infrastruktur und das<br />

technische Wissen vermittelt. (vgl. UNESCO World Heritage Center 2011b, online)


9.3.2 High Springs, Florida, USA – Entwurf einer möglichen<br />

Innenstadtentwicklung<br />

Theoretische Grundlagen<br />

High Springs, ein Stadt mit rund 3.600 Einwohner im Norden Floridas, unterliegt aufgrund der<br />

Lage im Einzugsgebiet <strong>von</strong> Gainesville, einem starken Wachstum und damit einhergehend<br />

Veränderungen in der Verkehrssituation zugunsten motorisierten Verkehrsmitteln. Die<br />

Stadtverwaltung hat es sich zum Ziel gesetzt, den historischen Ortskern aufzuwerten und<br />

durch eine Radfahrer- und fußgängerfreundliche Innenstadtentwicklung diese Verschiebung<br />

umzukehren oder zumindest aufzuhalten.<br />

Um einen Zielzustand zu entwickeln, wurde im Rahmen eines Projektes ein <strong>3D</strong>-Modell in<br />

Bürgerbeteiligung erarbeitet. In einem als „Visioning“ bezeichneten Planungsprozess<br />

erarbeiteten Studenten der Universität <strong>von</strong> Florida gemeinsam mit Bürgern <strong>von</strong> High Springs<br />

ein dreidimensionales Modell eines Entwicklungsziels <strong>für</strong> den ca. 61.000 m² großen Ortskern.<br />

Abb. 19: Darstellung Zielzustandes des Ortskern High Springs (Kim 2005, 39)<br />

Die Leitung des Projektes oblag Do-Hyung Kim <strong>von</strong> der Universität in Florida. Mit Hilfe der<br />

statistischen Auswertung <strong>von</strong> Fragebögen zum Projekt wurde die Überlegenheit <strong>von</strong> <strong>3D</strong>-<br />

Modellen insbesondere im Bereich der Auswahl möglicher Entwürfe zu Bauvorhaben und in<br />

der Darstellung des Zusammenspiels <strong>von</strong> Gebäuden mit ihrer Umgebung gegenüber 2D-<br />

Modellen nachgewiesen.<br />

In der Einordnung des Projektes in die <strong>Einsatz</strong>felder <strong>von</strong> <strong>3D</strong>-Modellen liegt hier der vierte Fall<br />

vor, d.h. es handelt sich um die Erstellung eines SOLL-Zustandes unter aktiver Mitarbeit der<br />

Zielgruppe. Eine Einordnung in die Partizipationsleiter ist jedoch nur bedingt möglich, da die<br />

Projektbeschreibung keine Beschreibung der weiteren Planungsschritte enthält. Die Be-<br />

77


78<br />

Theoretische Grundlagen<br />

zeichnung „Visioning“ legt jedoch die Vermutung nahe, dass es sich lediglich um eine Vision<br />

eines möglichen Entwicklungsziel handelt und der Stadtverwaltung die weitere Entscheidung<br />

obliegt, welche Vorschläge umgesetzt werden. In diesem Fall liegt eine Einordnung als<br />

„Rücksprache“ (engl. Consultation) nahe. (Kim 2005, 40 )<br />

9.3.3 Amherst, USA – Entscheidung zwischen mehreren Varianten eines<br />

möglichen Parkhaus-Designs<br />

Das Ergebnis der Untersuchung des oben genannten Projektes, dass <strong>3D</strong>-Modelle Vorteile in der<br />

Darstellung des Zusammenspiels <strong>von</strong> Objekten mit ihrer Umgebung haben, wird in einem<br />

anderen Beispiel bestätigt. Im Jahre 2002 war in der Stadt Amherst im Westen des US-<br />

Bundesstaats Massachusetts eine Entscheidung über mögliche Varianten eines zu bauenden<br />

Parkhauses in der Innenstadt zu treffen. Die Varianten wurden mit Hilfe <strong>von</strong> konventionellen<br />

Plänen vorgestellt. Aus Sorge um das Stadtbild lehnten die Bürger ein mehrstöckiges Parkhaus<br />

ab und infolgedessen wurde eine Tiefgarage gebaut. Der Tiefbau stellte sich jedoch als sehr<br />

kostenintensiv heraus und wurde <strong>von</strong> den Bürgern, möglicherweise auch wegen<br />

Sicherheitsbedenken, wenig genutzt (Google SketchUp 2011 c, online).<br />

Abb. 20: Kombiniertes <strong>3D</strong>-Modell und Satellitenfoto der realisierten Variante (GoogleEarth)<br />

fünf Jahre später stellte Amy Lash mit ihrer Diplomarbeit im Rahmen einer Untersuchung über<br />

die Effizienz <strong>von</strong> <strong>3D</strong>-Modellen in Entscheidungsfindungsprozessen dem Planungsausschuss <strong>von</strong><br />

Amherst mehrere <strong>3D</strong>-Modelle der Innenstadt vor, die ebenfalls Parkhausvarianten enthielten.


Theoretische Grundlagen<br />

Im Gegensatz zur früheren Entscheidung ergab sich jedoch nun eine hohe Präferenz <strong>für</strong> ein<br />

Modell mit Parkhaus. Es handelte sich hierbei um die gleiche Variante, die im Zuge der<br />

Verhandlungen im Jahre 2002 abgelehnt wurde, als kein <strong>3D</strong>-Modell vorlag. (vgl. ebenda)<br />

79


80<br />

Theoretische Grundlagen


Theoretische Grundlagen<br />

10 Bildbearbeitung, <strong>3D</strong>-Modellierung, CAD-Programme,<br />

Visualisierung<br />

„Unter Visualisierung versteht man die bildliche Darstellung komplexer Datenbestände. Durch<br />

die Veranschaulichung <strong>von</strong> Messungen oder Simulationen werden abstrakte Daten <strong>für</strong> den<br />

Menschen erfahrbar und können interpretiert werden“ (Schlageter 2000, 25)<br />

10.1 Verwendete Programme zur Erstellung der <strong>3D</strong>- Modelle<br />

Die Erstellung eines <strong>3D</strong>-Stadtmodells erfolgt nicht alleine durch die Verwendung einer<br />

Modellierungssoftware. Teilweise werden weitere Programme benötigt um Datengrundlagen<br />

zum Generieren <strong>von</strong> <strong>3D</strong>-Modellen verfügbar zu machen.<br />

In diesem Kapitel wird zunächst die <strong>3D</strong>-Modellierungssoftware Google SketchUp beschrieben,<br />

welche zur Erstellung der <strong>3D</strong>-Stadtmodelle <strong>für</strong> Shibam und Zabid eingesetzt wurde. Die<br />

Entscheidung <strong>für</strong> Google SketchUp aus einer Reihe anderer <strong>3D</strong>-Programme (wie bspw. 3ds<br />

Max oder Land-X-Plorer) wurde aus Gründen der Erlernbarkeit und des Kostenaufwands<br />

getroffen. Weiterhin besteht auch die Option, die Modelle später zu modifizieren und somit<br />

weiterzuentwickeln oder zu ändern, was den Wünschen der GIZ als Auftraggeber entspricht.<br />

10.1.1 Google SketchUp<br />

Google SketchUp ist eine Software zur Erstellung <strong>von</strong> dreidimensionalen Modellen. Mit dem<br />

Programm lassen sich <strong>3D</strong>-Skizzen sehr einfach anfertigen und ändern.<br />

Ursprünglich wurde das Programm <strong>für</strong> den Architekturbereich entwickelt, dann jedoch <strong>von</strong><br />

Google aufgrund der einfachen Handhabung aufgekauft mit dem Zweck, ein intuitives Tool zur<br />

Erstellung <strong>von</strong> Modellen <strong>für</strong> Google Earth zur Verfügung stellen zu können.<br />

Die Basisversion ist kostenlos erhältlich, die erweiterte Pro-Version ist kostenpflichtig und<br />

enthält Zusatzfunktionen. (vgl. Chip 2012a, online) SketchUp ist durch diverse Plugins<br />

erweiterbar und enthält eine Ruby-Programmierungsoberfläche. (vgl. Google SketchUp 2012a,<br />

online)<br />

Google SketchUp ist im Vergleich zu anderen <strong>3D</strong>-Modellierungsprogrammen auch <strong>für</strong> Laien<br />

einfach zu erlernen.<br />

Die Werkzeuge können ohne Schwierigkeiten bedient werden und sind weitestgehend<br />

selbsterklärend. Gleichzeitig ist es aufgrund des Umfangs der verfügbaren Funktionen und der<br />

Möglichkeit der Einbindung <strong>von</strong> Erweiterungen, sogenannten Plug-Ins, ein umfassendes<br />

Werkzeug <strong>für</strong> Planer. So besteht die Möglichkeit bei der Erstellung eines <strong>3D</strong>-Modells auf<br />

81


82<br />

Theoretische Grundlagen<br />

verschiedenen Ebenen (engl. Layer) zu arbeiten. Für bspw. Begrünung, Häuser, Dachformen<br />

oder Straßen können eigene Layer erstellt werden, die später unabhängig <strong>von</strong>einander an- und<br />

ausgeschaltet werden können. So lassen sich verschiedene Detaillierungsebenen (LOD- Level of<br />

Detail vgl. Kap.13) in einer einzelnen Datei übereinanderlegen.<br />

Darüber hinaus besteht die Möglichkeit <strong>von</strong> der Online-Datenbank „Google SketchUp<br />

Warehouse“ Modelle anderer Nutzer herunterzuladen, sowie der Allgemeinheit eigene<br />

Modelle zur Verfügung zu stellen. (vgl. Google SketchUp 2011b, online)<br />

Durch die Nutzung bereits existierende Modelle bzw. deren Komponenten kann ein zu<br />

bearbeitendes Modell optisch aufgewertet und der Realität näher angepasst werden.<br />

Beispielsweise enthält die Datenbank eine Vielzahl <strong>von</strong> Baum-Modellen und<br />

Straßenbegrünungen.<br />

Abb. 21: Beispielhafte Modelle (SketchUp Warehouse 2012a, online)<br />

Eine weitere Funktion <strong>von</strong> Google SketchUp ist die Simulation <strong>von</strong> Schattenwürfen zu jeder<br />

beliebigen Tageszeit. Damit ist eine Darstellung verschiedener Szenarien möglich, da<br />

Schattenwürfe auch <strong>für</strong> unterschiedliche Planungsvorhaben relevant sind, wie z.B. im Falle<br />

einer Platzgestaltung mit Sitzmöglichkeiten.<br />

Das Programm ist verfügbar unter:<br />

http://SketchUp.google.com/intl/de/download/gsu.html


Methoden zur Volumenkörpermodellierung<br />

Theoretische Grundlagen<br />

Im Folgenden werden die beiden unterschiedlichen Visualisierungsmöglichkeiten bei der<br />

Erstellung <strong>von</strong> <strong>3D</strong>-Modellen (Volumenkörpermodellierung) vorgestellt.<br />

- Boundary-Representation (B-Rep)<br />

Solche Modelle werden vornehmlich im Geo-Informations-System (GIS)-Bereich ver-<br />

wendet, da mit dieser Methode Beobachtungen und Visualisierungen der Umwelt<br />

vorgenommen werden können.<br />

- Constructive Solid Geometry (CSG)<br />

kommen im computergestützten Design, (kurz CAD <strong>für</strong> engl. Computer Aided Design) zum<br />

<strong>Einsatz</strong>, um genaue Konstruktionen an bestimmen Objekten vorzunehmen.<br />

Im Folgenden werden beide Methoden kurz näher beleuchtet:<br />

Boundary Representation<br />

Die <strong>3D</strong>-Modelle werden als akkumulative Volumenkörper erstellt. Das heißt, die Modelle<br />

setzen sich aus einzelnen Flächen zusammen und werden über ihre Oberflächengrenzen<br />

definiert. Es gibt folglich Punkte, Kanten und Flächen. Dies vereinfacht die Texturierung und<br />

liefert Modelle mit geringem Datenvolumen.<br />

Abb. 21: Boundary Representation Modell (eigene Darstellung)<br />

83


84<br />

Theoretische Grundlagen<br />

Constructive Solid Geometry<br />

Die CSD Modelle basieren im Gegensatz zu den oben beschriebenen B-Rep-Modellen aus<br />

fertigen Grundkörpern, wie Würfel, Kugeln oder Zylindern und haben daher ein größeres<br />

Datenvolumen.<br />

Abb. 22: Constructive Solid Geometry Modell (Eigene Darstellung)<br />

Generell können CSG-Modelle in B-Rep-Modelle umgewandelt werden, was mit einem<br />

Informationsverlust verbunden ist und daher auch das Datenvolumen mindert. Die<br />

umgekehrte Umwandlung <strong>von</strong> einem B-Rep Modell in ein CSG Modell ist nicht möglich, da dem<br />

B-Rep Modell notwendige Informationen zur Bildung eines generativen Volumenkörpers fehlt.<br />

(vgl. Höffken 2009, 30f.)<br />

Neben den beiden beschriebenen Methoden beschreibt Bernd Streich vier weitere Modelle<br />

zur Volumenkörpermodellierung:<br />

- Parametrisierte Objektfamilien als generative Verfahren.<br />

Diese zeichnen sich durch die Zuordnung eines jeweiligen Objektes zu einer bestimmten<br />

Geometriefamilie aus, welche über bestimmte Parameterwerte manipulierbar sind. (vgl.<br />

Streich 2011, 382)<br />

- Sweep-Modelle,<br />

ebenfalls generativ, sind Objekte welche in ihrem Ursprung zweidimensional erzeugt<br />

werden und sich durch Bewegung entlang einer Raumkurve in die dritte Dimension<br />

extrudieren. (vgl. Streich 2011, 382)<br />

- Cell Decomposition als akkumulative Modelle.


Theoretische Grundlagen<br />

Bei diesem Verfahren werden Objekte aus verschiedenen dreidimensionalen<br />

Grundkörpern zusammengesetzt. Dabei können die einzelnen Bausteine eine<br />

unterschiedliche Beschaffenheit aufweisen. (vgl. Streich 2011, 383)<br />

- Spatial Occupancy Enumeration,<br />

ebenfalls akkumulativ. Das Grundgerüst bezieht sich grob auf die Cell Decomposition,<br />

allerdings werden ausschließlich identische Zellkörper zu einem Objekt zusammengeführt.<br />

„*…+diese Art <strong>von</strong> Volumenmodellierung spielt in der Computertomographie und in einem<br />

<strong>für</strong> uns interessanten Anwendungsbezug, dem dreidimensional-räumlichen Einscannen <strong>von</strong><br />

Handgefertigten Architektur oder Städtebaumodellen mit anschließendem<br />

computergestützten Modellbau, eine wichtige Rolle.“ (Streich 2011, 383)<br />

10.1.2 Autodesk AutoCAD<br />

AutoCAD ist eine weitverbreitete CAD-Software zum Erstellen und Bearbeiten <strong>von</strong> CAD-<br />

Konstruktionen. (vgl. Baudach, Lämmer 1997, 9) Mit CAD (Computer Aided Design) wird eine<br />

digitale Konstruktion, also computergestützte Grafikerstellung, bezeichnet. (vgl. Wirtschafts-<br />

lexikon Gabler 2012, online) Daher legen CAD-Programme im Vergleich zu z.B. Google<br />

SketchUp einen viel stärkeren Fokus auf Genauigkeit und Feinjustierung.<br />

AutoCAD ist die weltweit am meisten genutzte CAD-Software. (vgl. Autodesk 2012, online).<br />

Mittlerweile umfasst das Programm neben seiner ursprünglichen Funktion der Erstellung <strong>von</strong><br />

2D-Zeichnungen auch ausgereifte <strong>3D</strong>-Funktionen zum Modellieren <strong>von</strong> Objekten. Es wird vor<br />

allem im Maschinenbaubereich, in der Architektur, <strong>von</strong> Designfachleuten und<br />

Gebäudetechnikern genutzt.<br />

Das Programm ist vektororientiert, baut also auf einfachen geometrischen Figuren wie Linien,<br />

Kreisen, Bogen und Text auf.<br />

Die AutoCAD Dateiformate DWG und DXF sind mit anderen Softwareprogrammen kompatibel.<br />

(vgl. Softonic 2012, online)<br />

Die Software ist kommerziell, jedoch ist eine kostenlose Studentenversion mit einer<br />

einjährigen Lizenz ebenfalls erhältlich.<br />

Da insbesondere mit Kommandozeilen-Befehlen gearbeitet werden muss, ist die Handhabung<br />

weitaus komplexer als die <strong>von</strong> Google SketchUp.<br />

Die Benutzung <strong>von</strong> AutoCAD ist im Rahmen der Diplomarbeit zwingend nötig, da der Großteil<br />

der vorhandenen Ausgangspläne, die <strong>für</strong> die Erstellung des <strong>3D</strong>-Modells relevant sind, im<br />

85


86<br />

Theoretische Grundlagen<br />

AutoCAD-Dateiformat vorliegen. Zwar bietet Google SketchUp bis zur Version 7 eine Import-<br />

Funktion <strong>für</strong> AutoCAD-Dateien an, jedoch ist es sinnvoll, bereits in AutoCAD eine Aufbereitung<br />

bzw. Extraktion bestimmter Daten und Layer vorzunehmen, bevor in Google SketchUp mit den<br />

vorhandenen Plänen weitergearbeitet wird, da das Übernehmen sämtlicher Layer der<br />

AutoCAD Dateien zu einem erheblichen Datenvolumen in Google SketchUp führt.<br />

10.1.3 Adobe Photoshop<br />

Adobe Photoshop ist ein kommerzielles Bildbearbeitungsprogramm des Softwarekonzerns<br />

Adobe und Teil der Adobe Creative Suite, einer Sammlung <strong>von</strong> Graphik- und<br />

Designprogrammen. Photoshop wurde vordergründig zum Bearbeiten <strong>von</strong> pixelbasierten<br />

Grafiken konzipiert. (vgl. Bauer 2008, 27) Zwar ist es auch möglich mit den Werkzeugen des<br />

Programms Vektorgrafiken zu erstellen und zu bearbeiten, der Großteil der<br />

Programmfunktionen dient jedoch der Manipulation <strong>von</strong> Pixelgrafiken. Als Pixelgrafiken oder<br />

gelegentlich auch als Rasterdaten werden Grafiken bezeichnet, die durch die Beschreibung all<br />

ihrer Bildpunkte gespeichert werden. Vektorgrafiken hingegen werden mittels der Angabe all<br />

ihrer Bildelemente wie z.B. Linien und Kreise als mathematische Formel wiedergegeben.<br />

Der Vorteil einer Vektorgrafik ist, dass sie sich beliebig skalieren lässt und eine geringe<br />

Datengröße haben kann, insbesondere bei einfachen geometrischen Figuren. Digitale Fotos<br />

sind jedoch Rasterdaten und haben je nach Auflösung der verwendeten Kamera einen<br />

erheblich größeren Datenumfang. Photoshop ist technisch in der Lage, diesen Umfang zu<br />

verarbeiten und gibt entsprechende Bearbeitungswerkzeuge an die Hand. (Kommer; Mersin<br />

2010, 18)<br />

Anders als bei Google SketchUp wurde Photoshop hauptsächlich <strong>für</strong> den professionellen Markt<br />

konzipiert, was sich auch in dem Preis <strong>von</strong> rund 1.000 Euro niederschlägt (vgl. Chip 2012b,<br />

online). Für Studenten besteht die Möglichkeit, eine wesentlich preisgünstigere<br />

Studentenversion zu erwerben.<br />

Der <strong>Einsatz</strong> des Programms im Rahmen der Diplomarbeit beläuft sich auf die Bearbeitung <strong>von</strong><br />

Bildern der Häuserfassaden in Shibam und Zabid.<br />

Mit Photoshop können Fotos entzerrt werden, störende Elemente im Bild retuschiert werden<br />

oder mehrere Bilder zu einem Bild zusammengefügt werden.<br />

Besonders im Falle <strong>von</strong> Shibam stellt das mögliche Entzerren <strong>von</strong> Bildern eine wesentliche<br />

Funktion dar. Aufgrund der Höhe der Lehmhäuser und der extremen Baudichte innerhalb der<br />

Stadt ist ein frontales Gesamtbild der Fassade oft nicht möglich. Die so korrigierten Bilder<br />

können dann als Fototextur exemplarisch in das <strong>3D</strong>- Modell eingebunden werden.


Theoretische Grundlagen<br />

Ausschlaggebend <strong>für</strong> die Verwendung <strong>von</strong> Photoshop war zum einen der große Umfang an<br />

pixelbasierten Bildbearbeitungs-Funktionen bei gleichzeitig einfacher Bedienung des<br />

Programms. Zum anderen ist Photoshop der Marktführer im Bereich der professionellen<br />

Bearbeitung <strong>von</strong> Pixeldaten und bietet daher in der Studentenversion ein gutes Preis- /<br />

Leistungsverhältnis.<br />

10.1.4 Google Earth<br />

Das Programm Google Earth ist in seiner Basisversion kostenlos erhältlich. In der Software wird<br />

der Globus durch Satelliten-, Luft- und Bodenaufnahmen in hoher Auflösung zusammengefügt,<br />

wodurch eine <strong>3D</strong>-Karte <strong>von</strong> fast allen Bereichen der Erde dargestellt werden kann.<br />

Neben der kostenfreien Version gibt es mit Google Earth Plus und Google Earth Pro auch<br />

erweiterte und kostenpflichtige Versionen der Software.<br />

Die „Pro“ -Version enthält zusätzliche Funktionen wie z.B. eine höhere Auflösung beim Druck,<br />

der Möglichkeit zum Messen <strong>von</strong> Flächen, Radius und Umfang auf dem Boden sowie das<br />

Erstellen <strong>von</strong> Offline-Filmen. (vgl. Google Earth 2011a, online)<br />

Die Bilddaten <strong>von</strong> Google Earth lassen sich mittlerweile auch unter Google Maps ansehen. (vgl.<br />

Google Earth 2011b, online) Beide Programme können auch als Routenplaner eingesetzt<br />

werden.<br />

Aufgrund der vielen Erhebungsdaten und Overlay-Funktionen <strong>von</strong> Google Earth können<br />

Informationen über beliebige Orte gesammelt oder Bilder historischer Bauwerke angesehen<br />

werden. Darüber hinaus können Informationen z.B. über die lokale Dienstleistungs-<br />

infrastruktur eingeholt werden. (vgl. ebenda)<br />

Die Software verwendet neben den Rasterdaten <strong>von</strong> Objekten auch zahlreiche<br />

Vektordatensätze über bspw. Ländergrenzen, Ortschaften oder Verkehrsnetzen, die manuell<br />

eingeblendet werden können.<br />

Daneben können eigene Ortsmarkierungen (Placemarks) gesetzt oder Pfade angelegt werden.<br />

(vgl. Google Earth Hilfe 2011, online)<br />

Die Software arbeitet mit dem KML (Keyhole Markup Language)-Format. Nutzer können somit<br />

mit anderen Programmen auch eigene Geodaten und Bilder als Overlay in diesem Format<br />

speichern und in Google Earth einbinden. (vgl. Google Earth 2010c, online)<br />

Auf diesem Prinzip aufbauend können auch Google SketchUp Modelle implementiert werden<br />

und somit <strong>für</strong> andere Nutzer zur Verfügung gestellt werden.<br />

87


88<br />

Theoretische Grundlagen<br />

Im Rahmen der Diplomarbeit wird das Modell in Google Earth implementiert, um es im<br />

Kontext der natürlichen Umgebung zu zeigen. Durch eine dauerhafte Implementierung<br />

entsteht die Möglichkeit, das Modell der Bevölkerung, unter der Voraussetzung eines<br />

Internetzugangs, zugänglich und sichtbar zu machen.<br />

Zudem kann eine Kamerafahrt durch das Modell angelegt und aufgezeichnet werden. (vgl.<br />

Google Earth 2010d, online d)<br />

Der Internetauftritt <strong>von</strong> http://www.google.com/intl/de/earth/learn bietet eine Reihe <strong>von</strong><br />

Anleitungen zur Arbeit mit Google Earth.<br />

Das Programm steht unter http://www.google.com/intl/de/earth/download/ge kostenfrei zur<br />

Verfügung.


11 Die Untersuchungsgebiete<br />

Theoretische Grundlagen<br />

Im folgenden Kapitel werden die beiden Projektgebiete Shibam und Zabid vorgestellt und<br />

analysiert. Hierdurch soll ein Überblick über den Ist- Zustand der Städte gegeben werden.<br />

Darüber hinaus erfolgt eine Eingrenzung der, <strong>für</strong> die Erstellung der <strong>3D</strong>-Stadtmodelle,<br />

relevanten Untersuchungsgebiete<br />

11.1 Shibam<br />

11.1.1 Bestandsaufname<br />

Die Region Hadramaut liegt im Südosten des Jemen und wird im Süden durch den Golf <strong>von</strong><br />

Aden begrenzt, im Osten durch den Oman und im Norden durch die Wüste Rub-al-Chali.<br />

Shibam liegt im Hinterland der Region, die grundsätzlich wüstenartig geprägt ist aber <strong>von</strong><br />

fruchtbaren Tälern durchzogen ist.<br />

Der Siedlungsort Shibam liegt am Fuße einer sich markant in das Wadi vorschiebenden<br />

Felsformation, die Khubba genannt wird. (vgl. Leiermann 2009, 47)<br />

Abb. 23: Lage <strong>von</strong> Shibam im Hadramaut (KfW-Entwicklungsbank 2011, online; eigene Darstellung)<br />

Das alte Zentrum der Stadt besteht aus 437 bis zu 30 Meter hohen noch bewohnbaren<br />

Lehmhochhäusern und ist aufgrund dessen mit keiner anderen Stadt der Welt vergleichbar. In<br />

dem Distrikt Shibam leben derzeit 50.000 Menschen, da<strong>von</strong> 3.000 in der Altstadt.<br />

89


90<br />

Theoretische Grundlagen<br />

Da sich das Untersuchungsgebiet nur auf die Altstadt <strong>von</strong> Shibam bezieht, wird im Folgenden<br />

lediglich auf diese eingegangen.<br />

Die Grundform der Altstadt erstreckt sich auf 350 mal 250 Metern (vgl. Leiermann 2009, 1)<br />

und bildet eine rechteckige Form, deren Kanten an den vier Himmelsrichtungen ausgerichtet<br />

sind. Shibam wird <strong>von</strong> einer Stadtmauer umschlossen. Durch die Dichte der Bauweise und der<br />

einheitlichen Architektur, wirkt das Stadtbild sehr geschlossen und homogen.<br />

Von außen betrachtet ist die Topographie der Stadt relativ eben, innerhalb der Stadt ist das<br />

Relief sehr unruhig. Da ein Gefälle zur Entwässerung immer erwünscht war, ist das ganze<br />

Stadtgefüge teilweise leicht geneigt. (vgl. Leiermann 2009, 47)<br />

Aufgrund der unbefestigten Oberfläche ist die Topographie immer im Wandel, und wird <strong>von</strong><br />

Erosionen, Regenfällen sowie den ständigen Staubverwehungen beeinflusst.<br />

Städtebaulichen Analysen zufolge bestehen die rechteckige Grundform der Stadtmauer und<br />

die Siedlungsstruktur bereits seit mehr als 2000 Jahren. Die Lehmhäuser lassen sich zum Teil<br />

bis 1700 Jahre zurück datieren. (vgl. Leiermann 2009, 2)<br />

Die Geschossflächenzahl (GFZ) 1 der Stadt liegt bei 3,5 (Leiermann 2009, 2), Im Vergleich zu<br />

Frankfurt-Nordweststadt (GFZ 0,85) oder Berlin-Gropiusstadt (GFZ 1,28) (vgl. Reinborn 1996,<br />

240) lässt sich feststellen, dass Shibam eine Stadt mit extrem hoher Dichte ist. Es gibt keine<br />

Gärten oder Höfe, lediglich kleine Lichtschächte und Terrassen an den Häusern. (vgl.<br />

Leiermann 2009, 2)<br />

Das 200 Meter breite (meist trockene) Flussbett bildet den Eingang der Stadt. Zu Zeiten der<br />

saisonalen Hochwasserfluten bildet die Stadt eine Insel im gefluteten Flussbett. (vgl.<br />

Leiermann 2009, 6)<br />

In der Bauweise <strong>von</strong> Shibam sind Einflüsse südarabischer Städte erkennbar. Diese lassen sich<br />

jedoch schwer belegen, da wenig datiert ist und es keine nennenswerten Baumeister gibt.<br />

Insgesamt lässt sich kein stringentes Raster innerhalb der Stadt erkennen. Im östlichen Teil ist<br />

das Gassennetz prinzipiell orthogonal organisiert. Zwischen den Hauptplätzen am Tor und vor<br />

der Freitagsmoschee sind die Hauptgassen in Längs- und Querrichtung ausgerichtet, es gibt<br />

zudem eine periphere Gasse entlang der Außenbebauung. Eine Differenzierung in primäre-<br />

und sekundäre Straßen ist jedoch zu erkennen.<br />

1 Errechnung der GFZ aus dem Verhältnis der gesamten Gesamtfläche aller Vollgeschosse der baulichen Anlagen auf<br />

einem Grundstück zu der Fläche des Baugrundstückes (§20 BauNVO)


Theoretische Grundlagen<br />

Abb. 24: Straßensystem Shibam (eigene Darstellung nach Urban Conservation Plan of Shibam, Thematic Map 10<br />

„Tourism & Administrative Related Activities”, GIZ) )<br />

Ansonsten ist das Bild unklar und es lässt sich kein ursprüngliches Planungsschema erkennen.<br />

(vgl. Leiermann 2009, 9ff)<br />

11.1.2 Geschichtliche Entwicklung <strong>von</strong> Shibam im Wadi Hadramaut<br />

Zu Beginn des ersten Jahrtausends vor Christus bildete sich in den südlichen Bergländern der<br />

arabischen Halbinsel eine eigene Hochkultur heraus, die regional sehr unterschiedliche<br />

Kulturen hervorbrachte. Der Wadi Hadramaut hat diese kulturelle Eigenständigkeit bis heute<br />

erhalten.<br />

Zwischen dem siebten und zweiten Jhd. v. Chr. erlangte der Hadramaut als „Weihrauchland“<br />

große politische und wirtschaftliche Bedeutung. Das in Dhofar (heute Oman), Somlia und<br />

Sokrota gesammelte Harz des Weihrauchbaums wurde über Land nach Shabwa, der damaligen<br />

Hauptstadt des Hadramaut transportiert, wo sich der Handel konzentrierte. Im ersten Jhd.<br />

nach Chr. eroberten die Römer den Hafen <strong>von</strong> Quana am Roten Meer infolgedessen die<br />

Weihrauchstraße als eine der ältesten Handelsrouten der Welt ihre Bedeutung verlor. Der<br />

Transport des Weihrauchs fand <strong>von</strong> nun an auf dem Wasserweg statt. (vgl. Leiermann 2009,<br />

23)<br />

91


92<br />

Theoretische Grundlagen<br />

Abb. 25: Route der Weihrauchstraße (Neue Züricher Zeitung 2008, online)<br />

Im Gegensatz zu der Region Hadramaut lässt sich die Entstehung der Stadt Shibam nicht genau<br />

datieren. Wegen Funden <strong>von</strong> Inschriften aus sabäischer Zeit ist gesichert, dass seit dem vierten<br />

Jhd. v. Chr. eine bedeutende Siedlung mit dem Namen Shibam in der Nähe des heutigen<br />

Shibam existierte. Neuste Funde lassen auf ein noch früheres Bestehen der Stadt schließen.<br />

(vgl. Leiermann 2009, 25)<br />

Die organische topographisch angepasste Grundform der Stadt in Rechtecksform lässt auf eine<br />

vormittelalterliche Herkunft schließen (vor 500 n. Chr.) und ist in antiken südarabischen<br />

Städten häufig zu finden. So folgen die Bebauung, Straßen und Plätze einem lockeren<br />

Orthogonalitätsprinzip, dessen zellenartige Ausprägung an ein Wabensystem erinnert. Der<br />

Aufbau unterscheidet sich markant <strong>von</strong> mittelalterlichen Altstädten in der Region wie z.B.<br />

Tarim oder Seyun, die sich durch eine unregelmäßige, meist runde Stadtmauer<br />

charakterisieren und deren innerer Aufbau organischen Prinzipien entspricht. (vgl. Leiermann<br />

2009, 26)<br />

Die Hadramaut-Region gehörte dem bis 1990 sozialistisch geprägtem Südjemen an. Bis zur<br />

Wiedervereinigung wurden Neuplanungen durchgeführt, wodurch sich viele Veränderungen<br />

im Stadtbild ergaben. Der markanteste Einschnitt entstand durch den Bau der Landstraße<br />

entlang der Südseite der Stadtmauer. Der Schlossplatz wurde zu einem öffentlichen Forum des<br />

sozialistischen Gemeinwesens umgebaut. Außerhalb der Stadtmauer wurde ein neuer Suq<br />

angelegt und ein Hotel gebaut. Neben den beiden Sultanspalästen, in denen die


Theoretische Grundlagen<br />

Stadtverwaltung Einzug nahm, wurde eine neue Grundschule eingerichtet. 1980 wurden Teile<br />

des historischen Suqs verlegt und der Fleischverkauf in typische Markthallen verlegt.<br />

11.1.3 Analyse des Untersuchungsgebietes<br />

Im Rahmen des Urban Conservation Plan of Shibam wurde eine Reihe <strong>von</strong> Plänen erstellt (vgl.<br />

Kap. 11.1) die auf den Ist- Zustand des Untersuchungsgebiets hin analysiert werden können.<br />

Für die vorliegende Arbeit wurden einzelne Aspekte der Conservation Maps extrahiert und in<br />

der LOD1-Ebene auf das SketchUp-Modell übertragen. Diese Modelle können sowohl im<br />

Beteiligungsprozess als auch als Diskussionsgrundlage des IST-Zustands eingesetzt werden um<br />

darauf aufbauend einen SOLL-Zustand zu entwickeln. Dabei kann sowohl das gesamtstädtische<br />

Modell benutzt als auch einzelne Abschnitte daraus extrahiert werden. Ändert sich die<br />

Klassifizierung eines Hauses, (bspw. durch Sanierungsmaßnahmen an einem Haus, die zu<br />

einem besseren Erhaltungszustand und damit einer anderen Kategorie führen) kann dies durch<br />

die Modifizierbarkeit des Modells schnell und einfach aktualisiert werden.<br />

Abb. 26: Anzahl an Personen pro Haus (eigene Darstellung nach Urban Conservation Plan of Shibam,<br />

Conservation Map A-F, GIZ)<br />

93


94<br />

Theoretische Grundlagen<br />

Abb. 26 zeigt die Bewohnerzahl in Shibams Altstadt pro Haus. 24 % der 437 Häuser lassen sich<br />

der Kategorie „3-5 Personen pro Haus“ zuordnen, weitere 28% der Kategorie „6-10 Personen<br />

pro Haus“. 52% der Häuser werden also <strong>von</strong> drei bis zehn Personen bewohnt. Die restlichen<br />

Haushalte sind <strong>von</strong> mehr Personen bewohnt; 5% haben mehr als 16 Bewohner. Auffällig ist,<br />

dass zum Zeitpunkt der Bestandsaufnahme im Jahre 2009 58 Häuser (entspricht 13%)<br />

Leerstände waren.<br />

Abb. 27: Erhaltungszustand <strong>von</strong> Gebäuden (eigene Darstellung nach Urban Conservation Plan of Shibam,<br />

Synthesis Map F „State of Conservation of Individual Buildings and Monuments“, GIZ)<br />

Abb. 27 zeigt, dass über die Hälfte der Gebäude in einem mittleren Erhaltungszustand sind.<br />

Der Häuseranteil in sehr gutem und gutem Zustand beläuft sich auf knapp 30%. Relevant sind<br />

jedoch insbesondere die restaurierten Gebäude im Rahmen des PDHCY sowie des teilweisen<br />

oder kompletten Wiederaufbaus <strong>von</strong> Ruinen in den letzten 15 bis 20 Jahren. So lässt sich<br />

feststellen, dass bis zum Arbeitsstand 2009 Sanierungsmaßnahmen an fast der Hälfte aller<br />

Gebäude durchgeführt wurden und 32 der 437 Gebäude wieder aufgebaut wurden


Theoretische Grundlagen<br />

Abb. 28: Öffentliche Plätze, Suq und andere Geschäfte (eigene Darstellung nach Urban Conservation Plan of<br />

Shibam, Thematic Map 9 „ Existing Services and Commercial Aktivities“, GIZ)<br />

Die Abb. 28 lässt erkennen, dass es in der Altstadt eine Vielzahl <strong>von</strong> Einkaufsmöglichkeiten <strong>für</strong><br />

den täglichen, mittelfristigen und sogar langfristigen Bedarf wie z.B. Teppiche oder Schmuck<br />

gibt. Ebenfalls vorhanden sind medizinische Einrichtungen sowie eine Apotheke. Unweit vor<br />

der Stadtmauer findet sich darüber hinaus auch ein größeres Shoppingcenter. Die Vielfalt der<br />

Versorgungsmöglichkeiten ist ein wichtiger Indikator <strong>für</strong> die Lebensqualität in der Stadt.<br />

Darüber hinaus zeigt die Abbildung den historischen Suq und den heute noch genutzten Teil,<br />

der sich über einen Großteil des historischen Suqs erstreckt<br />

95


96<br />

Theoretische Grundlagen<br />

Abb. 29: Architektonischer Wert <strong>von</strong> Gebäuden (eigene Darstellung nach Urban Conservation Plan of Shibam,<br />

Synthesis Map E „Architectual Valus of protected Buildings”, GIZ)<br />

Die Abb. 29 zeigt den architektonischen Wert der Gebäude in der Altstadt. Es zeigt sich, dass<br />

mehr als die Hälfte der Gebäude einen guten architektonischen Wert haben und rund ein<br />

Viertel einen hohen architektonischen Wert. Dies lässt sich vor allem durch die Einzigartigkeit<br />

der Bauweise begründen. Bei den Gebäuden mit durchschnittlichem Wert handelt es sich<br />

überwiegend um Ruinen.


11.2 Zabid<br />

11.2.1 Bestandsaufnahme<br />

Theoretische Grundlagen<br />

Die Stadt Zabid liegt in der Region Tihama (Tihama Flachland) zwischen der Westküste und<br />

dem Bergland. Sie liegt an der Hauptverkehrsachse <strong>von</strong> Hodeidah nach Taiz.<br />

Abb. 30: Lage <strong>von</strong> Zabid (KfW-Entwicklungsbank 2011, online; eigene Darstellung)<br />

Zabid gehört zum Regierungsbezirk Hodeidah und ist dort eine der größten Ansiedlungen. Die<br />

Einwohnerzahl liegt laut dem Masterplan <strong>von</strong> Zabid (2004) bei 230.091 Personen. Diese Daten<br />

beziehen sich sowohl auf die Stadt selbst, als auch auf das Umland. Innerhalb der Stadtmauern<br />

selbst leben circa 28.000 Einwohner. Die Haushaltsgröße liegt im Schnitt bei 8,3 Personen (vgl.<br />

Masterplan Zabid 2004). Zabid ist eine sehr „junge“ Stadt; 47% der Einwohner sind unter 15<br />

Jahre alt. Die Arbeitslosenquote liegt bei etwa 30% (Masterplan of Zabid 2004, Conservation<br />

Map, 2004).<br />

97


98<br />

Theoretische Grundlagen<br />

Exkurs Masterplan Zabid<br />

Der Masterplan <strong>von</strong> Zabid wurde im Jahr 2004 vom Ministry of Public Works and Highways<br />

(MOPWH) aufgestellt und dient als Nachfolgeplan des Masterplan Zabid <strong>von</strong> 1983.<br />

Der Masterplan besteht aus drei Teilen:<br />

- Plan 1: Conservation Plan<br />

Teilt die Stadt in sogenannte „protection zones“ ein und gibt Handlungsempfehlungen <strong>für</strong><br />

jede Zone unter Berücksichtigung der Stadtgestalt, Umgebung, Umwelt und privatem<br />

Raum.<br />

- Plan 2: Entwicklungsplan<br />

Zeigt die funktionelle Entwicklung der protection zones, der Altstadt sowie der<br />

Pufferzone um die Stadt.<br />

- Plan 3: Neue Entwicklungsbereiche<br />

Neben neuen Entwicklungsbereichen zeigt dieser Plan das vorhandene Straßennetz sowie<br />

die Grenzen der Wohnbebauung zum öffentlichen Raum.<br />

Die Planer vor Ort haben Ziele zur Erhaltung <strong>von</strong> Zabid ausgearbeitet, welche in zwei<br />

unterschiedliche Richtungen wirken. Zum einen soll die wirtschaftliche Entwicklung nachhaltig<br />

gestärkt und zum anderen das vorhandene kulturelle Erbe gerade im Hinblick auf die UNESCO<br />

Weltkulturerbe-Problematik erhalten und gesichert werden.<br />

Die Bevölkerungsstruktur <strong>von</strong> Zabid ist aufgrund der zahlreichen Ethnien und Einflüsse anderer<br />

Kulturen heterogen. Einige Familien stammen aus dem afrikanischen und arabischen Raum,<br />

außerdem gibt es Einflüsse aus der Türkei (durch die türkische Eroberung) und Indien (durch<br />

die ehemaligen Handelsbeziehungen). Durch diese Vielfalt der kulturellen Einflüsse bestehen<br />

verschiedene Auffassungen über die Lehre und Lebensweise des Islam. Aus diesem Grund<br />

existiert eine Vielzahl <strong>von</strong> Moscheen und Koranschulen in Zabid. Bis ins 20. Jahrhundert gab es<br />

zwei Freitagsmoscheen <strong>für</strong> die beiden im Islam vorherrschenden Hauptgruppen der Schiiten<br />

und Sunniten. (vgl. Böhler nach <strong>von</strong> Rabenau 2007, 68 f.). Zur Unterscheidung der beiden<br />

Gruppierungen des Islams vgl. Kapitel 4.5.


11.2.2 Geschichtliche Entwicklung <strong>von</strong> Zabid<br />

Theoretische Grundlagen<br />

Über das Gründungsdatum der Stadt Zabid gibt es verschiedene Datierungen und Meinungen.<br />

In der Fachliteratur werden im Wesentlichen zwei Positionen vertreten. Die erste Version geht<br />

<strong>von</strong> einer Gründung durch den Bau der ersten Moschee im Jahre 631 n. Chr. aus. Der zweite<br />

Ansatz geht <strong>von</strong> der Annahme aus, dass Zabid 819 n. Chr. <strong>von</strong> dem abasidischen Statthalter<br />

„Abdullah <strong>von</strong> Ziyad“ gegründet wurde. Er soll im Zuge seiner Durchquerung der Tihama<br />

Region eine befestigte Stadt im Wadi Zabid errichtet haben.<br />

Der Stadtaufbau <strong>von</strong> Zabid ist der einzige in ganz Jemen, welcher auf dem Modell der<br />

islamischen Stadt (vgl. Kap. 5.3) beruht. Die Stadt war durch die Universität (Gründung im Jahr<br />

819) über die Ländergrenzen hinaus bekannt und wurde zum politischen und kulturellen<br />

Zentrum der islamischen Welt. Zabid pflegte durch die Lage am Roten Meer intensive<br />

Handelsbeziehungen zu Indien und Afrika. Deren kulturelle Einflüsse prägen das Stadtbild und<br />

die Architektur Zabids bis heute. Des Weiteren ließen sich Textilgewerbe und Indigo-<br />

Färbereien an der Küste der Tihama-Region nieder. Diese Färbereien gab es bis in die 70er<br />

Jahre in Zabid.<br />

Nach der Teilung des Jemens gehörte die Tihama-Region zum Nordjemen. Seit der<br />

Wiedervereinigung des Landes im Jahr 1990 und der Demokratisierung sowie<br />

Dezentralisierung verlor Zabid weiter an politischer und ökonomischer Eigenständigkeit.<br />

Durch neue Produktionsweisen und Transporttechniken spielt Zabid <strong>für</strong> die Versorgung des<br />

Umlandes keine größere Rolle mehr. Die wirtschaftliche Weiterentwicklung der Stadt wird<br />

durch verschiedene führende Familien selbst limitiert, da politische Entscheidungen nicht zum<br />

Wohle der Gesamtbevölkerung getroffen werden, sondern oftmals egoistisch motiviert sind.<br />

(nach Böhler 2007, 70)<br />

99


100<br />

Theoretische Grundlagen<br />

11.2.3 Analyse des Untersuchungsgebietes<br />

Stadtstruktur<br />

Wie oben erwähnt, richtet sich der Aufbau der Stadt als einzige im Jemen nach dem Aufbau<br />

der typisch islamischen Stadt.<br />

Zabid erfüllt alle Kriterien einer islamischen Stadt:<br />

- Suq im Zentrum<br />

- Sackgassenartiger Grundriss<br />

- Freitagsmoschee<br />

- Hauptverkehrswege vom Suq zu den Stadttoren<br />

- Innenhofhäuser<br />

- Stadtmauer mit Verteidigungsanlage (Zitadelle)<br />

- Friedhöfe sind außerhalb der Stadt angeordnet<br />

Die Stadt hat einen ovalen Grundriss mit ca. 1,35 km² Grundfläche. (vgl. UNESCO 2007, aus<br />

Böhler 2007, 73) Die Bebauung der Stadt liegt auch heute noch weitestgehend innerhalb der<br />

Stadtmauern, wobei nur einige Neubauten außerhalb der Stadt errichtet wurden.<br />

Es finden sich sowohl eingeschossige Hütten als auch einige zwei- bis drei-geschossige<br />

Handelshäuser. Zabid ist eine flach gebaute Stadt, es gibt keine Turmhäuser wie bspw. in<br />

Shibam (vgl. Kap.11.1). Die verwendeten Hauptbaustoffe sind wie in Kap. 5.2 beschrieben<br />

Backstein und Korallenstein. (vgl. Kabasci 2008, 128 f.)<br />

Die Stadt kann entlang der Stadttore in vier Wohnquartiere aufgeteilt werden. Die östlich<br />

gelegenen Viertel werden größtenteils <strong>von</strong> der einkommensschwächeren Schicht bewohnt. Die<br />

ärmste Bevölkerung lebt in klassischen Tihama-Hütten in der Peripherie der Stadt. Die beiden<br />

westlich gelegenen Stadtviertel sind geprägt durch eine dichte Bebauung mit großen,<br />

verzierten Fassaden sowie großen Innenhöfen.


Theoretische Grundlagen<br />

Abb. 31: Einteilung Zabids in Stadtviertel entlang der Stadttore (eigene Darstellung nach UNESCO 2007)<br />

Nachfolgend werden die einzelnen Stadtviertel charakterisiert.<br />

Al-A´LA (Nord-Ost; siehe Abb. 31 Nr.1)<br />

- Viertel mit größter Bautätigkeit und damit verbunden den häufigsten Verstößen gegen<br />

historische Bausubstanz<br />

Al-Mujanbadh (Süd-Ost; siehe Abb. 31 Nr. 2)<br />

- Zitadelle liegt in diesem Viertel<br />

- Zentrum weltlicher Macht<br />

- Alle Institutionen sind vertreten<br />

Al-Jamni (Nord-West, siehe Abb. 31 Nr. 3)<br />

- große Moschee<br />

- Ansiedlung reicher Familien (sichtbar anhand der reich verzierten Häuser)<br />

Al-Jiz (Süd-West; siehe Abb. 31 Nr. 4)<br />

- vorwiegend große Häuser, die teilweise den gesamten Block einnehmen<br />

101


102<br />

Theoretische Grundlagen<br />

- Blöcke überwiegend gleich konstruiert<br />

- viele Familien indischer Abstammung<br />

- sehr viele traditionelle Häuser<br />

vgl. UNESCO 2007<br />

Alle Viertel sind in verschiedene Baublöcke unterteilt, welche dem städtischen Raum ihre<br />

Struktur verleihen. Ein Baublock umfasst zehn bis 15 benachbarte Wohneinheiten, deren<br />

Bewohner meist miteinander verwandt sind.<br />

11.2.4 Eingrenzung des Untersuchungsgebietes<br />

In Kooperation mit der GIZ wurde im Februar 2011 das Untersuchungsgebiet <strong>für</strong> die Erstellung<br />

des <strong>3D</strong>-Stadtmodells eingegrenzt.<br />

Das Modell soll im <strong>Partizipationsverfahren</strong> eingesetzt werden und muss daher leicht<br />

verständlich und modifizierbar bleiben. Da eine gesamtstädtische Darstellung aufgrund der<br />

Anzahl der Gebäude zu umfangreich wäre, einigte man sich auf verschiedene „Points of<br />

Interest“ sowie ein Kubaturenmodell, welches die Stadt in private und öffentliche Bereiche<br />

einteilt und so einen Überblick über die Stadtstruktur zulässt. Zunächst wurde das<br />

Kubaturenmodell erstellt, in das sukzessiv einzelne detaillierte ausformulierte Gebäude<br />

eingepflegt werden, welche <strong>für</strong> die Bevölkerung einen gewissen Wiedererkennungswert<br />

besitzen. Weiterhin können in das Kubaturenmodell Planungsvarianten und –vorschläge<br />

eingearbeitet werden, welche schließlich im <strong>Partizipationsverfahren</strong> bewertet werden.<br />

Da es kein konkretes Projekt bei der Erstellung des Stadtmodells zu beachten gibt, werden<br />

zunächst die Zitadelle, der Suq und verschiedene Moscheen (Iskanderya, Ghusainiya und<br />

Freitagsmoschee) sowie zwei Stadttore (Bab al Quturb, Bab al Sihâm) in das Kubaturenmodell<br />

eingepflegt. Daneben ist es möglich, Sichtbeziehungen zwischen einzelnen Gebäuden<br />

herzustellen und private <strong>von</strong> öffentlichen Räumen abzugrenzen. Ein im Detail ausformuliertes<br />

Wohnbeispiel zeigt exemplarisch wie private Bereiche in Zabid aussehen können.


Analyse des Suqbereiches<br />

Theoretische Grundlagen<br />

Da der Suq im <strong>3D</strong>-Stadtmodell <strong>von</strong> Zabid am differenziertesten ausgestaltet ist wird dieser<br />

einer Analyse unterzogen.<br />

Der innerstädtische Suq kämpft gegen Leerstände und Verfall. Dies wird hervorgerufen durch<br />

den Wandel des Konsumverhaltens der Bevölkerung, was sich im Bau <strong>von</strong> Einkaufszentren<br />

außerhalb der Stadtmauern <strong>von</strong> Zabid wiederspiegelt. Hier ist das Warenangebot um ein<br />

Vielfaches größer als auf dem innerstädtischen Markt. Ein weiteres Problem, welchem der Suq<br />

und darüber hinaus die gesamte Medina gegenübersteht, ist das fehlende Bewusstsein der<br />

Bevölkerung über den Erhalt <strong>von</strong> historischer Bausubstanz sowie den fehlenden finanziellen<br />

Mitteln zur Restaurierung der Gebäude.<br />

Abb. 32: Funktionale Aufteilung Suq (GIZ, eigene Darstellung)<br />

Abbildung Abb. 32 zeigt die funktionale Aufteilung des Suq-Bereichs. Problematische Bereiche<br />

sind die Ruinen im Zentrum und am nördlichsten Rand des Suq. Weiterhin fällt auf, dass eine<br />

Reihe <strong>von</strong> Gebäuden nicht nur dem Handel, sondern auch der Wohnnutzung dient. Auch der<br />

Suq verfügt, wie typisch <strong>für</strong> islamische Städte, über seine eigenen städtischen Funktionen. So<br />

gibt es neben der Ansiedlung <strong>von</strong> Verwaltungsgebäuden auch eine Moschee sowie weitere<br />

religiös zugeordnete Gebäude wie Hamams und Koranschulen.<br />

103


104<br />

Theoretische Grundlagen<br />

Abb. 33: Gebäudezustand Suq (GIZ, eigene Darstellung)<br />

Die obige Abbildung beschreibt den Gebäudezustand des Suq. Im Wiederspruch zu Abbildung<br />

32 sind weniger Ruinen vorhanden. Generell wird den meisten Gebäuden ein guter Gebäude-<br />

zustand zugesprochen.


Abb. 34: Gebäudeauslastung Suq (GIZ, eigene Darstellung)<br />

Theoretische Grundlagen<br />

Trotz der in Abbildung 34 positiv dargestellten Umstände des Suq wird anhand dieser<br />

Abbildung deutlich, dass sich die Leerstandsproblematik verbessert hat, dennoch viele Ge-<br />

bäude nicht besetzt sind.<br />

Durch die Initiierung eines Projektes zu Revitalisierung des Suqs <strong>von</strong> Zabid, kann die<br />

Entwicklung des Suq als durchaus positiv angesehen werden. Zwar gibt es verschiedene<br />

Problembereiche mit denen der Marktbereich zu kämpfen hat, welche aber durch weiter-<br />

führende Projekte in der Zukunft behoben werden können.<br />

105


106<br />

Theoretische Grundlagen


12 Fazit der theoretischen Grundlagen<br />

Theoretische Grundlagen<br />

In der Praxis werden <strong>3D</strong>-Modelle <strong>für</strong> die Stadtentwicklung bereits genutzt, sowohl als<br />

physisches als auch als digitales Modell. Die beschriebenen Eignungen im Rahmen der<br />

Partizipation sind hier sowohl ausschlaggebend wie auch die einfache Lesbarkeit <strong>für</strong> z.B.<br />

Analphabeten. Als Entwicklungsland mit entsprechenden Entwicklungsdefiziten kann der<br />

Jemen <strong>von</strong> Projekten mit Partizipationsinstrumenten, die auf <strong>3D</strong>-Modellen aufbauen,<br />

profitieren. Die internationale Sichtbarkeit <strong>von</strong> Shibam und Zabid als UNESCO-Weltkultur-<br />

erbestätten ist hierbei zusätzlich zu berücksichtigen. Insbesondere in der Interaktion zwischen<br />

der deutschen GIZ mit hohen technischen Kapazitäten und der lokalen Bevölkerung im Jemen<br />

kann der <strong>Einsatz</strong> <strong>von</strong> <strong>3D</strong>-Modellen die erwünschten Effekte <strong>von</strong> Partizipation in der<br />

Entwicklungszusammenarbeit begünstigen.<br />

107


108


III. Praktische Implementation<br />

Theoretische Grundlagen<br />

109


110<br />

Praktische Implementation


13 Anforderungen an die <strong>3D</strong>-Stadtmodelle<br />

Praktische Implementation<br />

Um die gewünschte Beschaffenheit der fertigen Modelle zu definieren, muss man sich<br />

zunächst die Anforderungen (vgl. Abb. 35) aus den verschiedenen Bereichen bewusst machen.<br />

Anschließend werden aus diesen Anforderungen der Detaillierungsgrad und die Relevanz der<br />

Inhalte der spezifischen Modelle <strong>für</strong> die Städte Shibam und Zabid abgeleitet.<br />

Abb. 35 Anforderungen an die <strong>3D</strong>-Stadtmodelle (eigene Darstellung)<br />

Die verschieden definierten Anforderungen erforderten differenzierte Darstellungsstufen im<br />

fertigen Modell.<br />

Obwohl das Open Geospatial Consortium im Rahmen der Geography Markup Language eine<br />

konkrete Empfehlung <strong>für</strong> die Systematisierung der Detaillierungsstufen gibt, so muss jedoch<br />

die <strong>für</strong> den jeweiligen Anwendungsfall sinnvollste Einstufung verwendet werden. Der<br />

normierende Charakter existierender LOD-Systematiken kann nach Streich (2011, 353) nicht<br />

<strong>für</strong> jede denkbare Anwendung <strong>von</strong> städtebaulichen Methoden geeignet sein.<br />

Es sollte nur der <strong>für</strong> das gewünschte <strong>Einsatz</strong>gebiet minimal benötigte Detaillierungsgrad<br />

verwendet werden. Gleichzeitig sollte das Modell die Möglichkeit einer späteren Verfeinerung<br />

zulassen.<br />

111


112<br />

Praktische Implementation<br />

Abb. 36: Detaillierungsstufen <strong>von</strong> <strong>3D</strong>-Modellen (Initiative Geodaten Infrastruktur NRW, 3, eigene Darstellung)<br />

Abb. 36 zeigt eine Einteilung in die, in den <strong>Stadtmodellen</strong> Shibam und Zabid verwendeten<br />

Detaillierungsgrade. Hierbei ist zu erwähnen, dass durch verschiedene Projektstände der<br />

beiden Städte nicht <strong>von</strong> einer identischen Einteilung in die verschiedenen LOD-Stufen


Praktische Implementation<br />

ausgegangen werden kann. Vielmehr entscheiden vor allem die vorhandenen<br />

Datengrundlagen über die Möglichkeiten der Darstellung in den einzelnen LOD-Stufen.<br />

Shibam ist räumlich kleiner als Zabid. Daher kann das <strong>3D</strong>-Stadtmodell <strong>von</strong> Shibam detaillierter<br />

ausformuliert werden als das <strong>von</strong> Zabid. In Zabid sind meist die LOD1 oder 2 –Stufen<br />

verwendet worden, um die Stadtstruktur darzustellen. Darüber hinaus wird <strong>für</strong> ausgewählte<br />

Gebäude die LOD3 Stufe modelliert.<br />

13.1 Datengrundlagen Shibam<br />

Im Rahmen des zweiwöchigen Aufenthaltes im Jemen wurde u.a. <strong>von</strong> der GIZ eine Reihe <strong>von</strong><br />

Datengrundlagen zur Verfügung gestellt, die im Rahmen der <strong>3D</strong>-Modellierung relevant sind.<br />

Als besonders nützlich erwies sich ein Grundlagenplan mit allen existierenden Häusern,<br />

Moscheen und der Stadtmauer. Dieser Plan existiert in mehreren Varianten, die im Rahmen<br />

des Masterplans <strong>von</strong> Shibam entwickelt wurden und stellt folgendes dar:<br />

- sämtliche Häuser mit durchgängiger Nummerierung in vier Abschnitten (A bis D) und<br />

Kennzeichnung der Gebäudehöhen<br />

- Höhendaten zur Geländebeschaffenheit<br />

- Häuser mit innerer Aufteilung und Lichtschächten<br />

- Straßennetz in der Unterteilung Primär- und Sekundärstraßen<br />

- Suq-Bereich und weitere Häuser, in denen Geschäfte und Dienstleistungen untergebracht<br />

sind<br />

- Ruinen<br />

- Religiöse Gebäude (Moscheen)<br />

- Gebäude der öffentlichen Verwaltung<br />

- im Rahmen des Häuserprogramms renovierte Gebäude, sowie eine Einteilung nach dem<br />

qualitativen Zustand der Häuser<br />

- Einteilung nach der architektonischen Qualität der Gebäude<br />

- historische und öffentliche Plätze<br />

- Häuserfronten mehrerer Straßenzüge<br />

Darüber hinaus wurde eine Auswahl <strong>von</strong> Fotomaterial zur Verfügung gestellt. Besonders<br />

hilfreich waren im Zusammenhang mit der <strong>3D</strong>-Modellierung Fotos, die den spezifischen<br />

Häusern durch Nummerierung zugeordnet sind. Dabei sind oft nur einzelne Elemente der<br />

113


114<br />

Praktische Implementation<br />

Häuser und besondere Details im Innenraum zu sehen. Dennoch ist es dadurch möglich, einen<br />

Eindruck des Gebäudes zu gewinnen. Zwar waren Teile der Bilder nicht <strong>von</strong> verwertbarer<br />

Qualität und die Mehrheit der Moscheen nicht abgebildet. Dennoch war das vorhandene<br />

Fotomaterial ausreichend, um sich einen guten Gesamtüberblick über die Stadt zu verschaffen.<br />

13.2 Umsetzung der allgemeinen Anforderungen im <strong>3D</strong>-Stadtmodell Shibam<br />

LOD0<br />

Wie in Kap. 11.1 bereits erläutert, ist die Topographie in Shibam sehr uneben. Aus diesem<br />

Grund wurde <strong>für</strong> die Altstadt bis zu den Grenzen der Stadtmauer ein digitales Geländemodell<br />

aus den vorhandenen Kartengrundlagen generiert (vgl. Kap. 13.1 ).<br />

LOD1<br />

Die Altstadt <strong>von</strong> Shibam erstreckt sich auf einer Fläche <strong>von</strong> 250 mal 350 Metern und beinhaltet<br />

437 Häuser. Aufgrund der geringen Größe ergibt sich eine detaillierte Darstellung aller<br />

Gebäude zunächst als Kubaturenmodell.<br />

Charakteristisch <strong>für</strong> Shibam sind die bis zu 30 Meter hohen Lehmhäuser, die teilweise seit 500<br />

Jahren bestehen. Um die realen Dimensionen der Stadt zu vermitteln wurden alle Gebäude in<br />

ihrer realen Höhe dargestellt (vgl. Abb. 81).<br />

LOD2<br />

Ausgehend <strong>von</strong> einen reinen Kubaturenmodell wurden im nächsten Schritt einfache Details<br />

weiter ausgearbeitet. Dazu gehören das Stadttor und die Stadtmauer.<br />

Die Häuser in Shibam sind auf den höher liegenden Stockwerken und Dächern mit Terrassen<br />

ausgestattet. Da es keinerlei Höfe oder Gärten gibt, stellen sie einen wichtigen Lebensraum<br />

innerhalb der Stadt dar und werden aus diesem Grund im Modell dargestellt. Bei der<br />

Lehmtextur und bei dem weißen Kalkanstrich („ Noura“)wurde mit generischen Texturen<br />

gearbeitet (vgl. Abb. 85).<br />

LOD3<br />

In dieser Ebene wurden die Häuser exemplarisch mit Fenstern und Türen versehen, die der<br />

Identifikation der Bürger mit dem Modell dienen sollen. Die Darstellung der Fassaden mit<br />

Fototexturen erwies sich als schwierig, da nur wenig verwertbares Fotomaterial (vgl. Kap.13.1)<br />

vorhanden ist. Um dennoch die Möglichkeit aufzuzeigen, wie Fototexturen an Häuserfassaden<br />

im <strong>3D</strong>-Modellen eingesetzt werden können, werden die Häuser an der Südseite der Mauer mit<br />

dem vorhandenen Fotomaterial texturiert (vgl. Abb. 88).


Praktische Implementation<br />

Darüber hinaus werden die sieben Moscheen innerhalb der Stadt und der Sultanspalast<br />

modelliert. Abschließend wurde das Stadtmodell beispielhaft in das erstellte digitale<br />

Geländemodell integriert (Abb. 94).<br />

Grenzen<br />

Die Darstellung des <strong>3D</strong>-Stadtmodells <strong>von</strong> Shibam musste den formulierten Anforderungen<br />

entsprechen, darüber hinaus aber auch im Zeitrahmen der Diplomarbeit zu bewältigen sein.<br />

Aus diesem Grund wurde die meist konisch zulaufende Grundform der Häuser nicht<br />

dargestellt, sondern mit klaren geometrischen Grundformen gearbeitet.<br />

Die Darstellung der Fenster erfolgte exemplarisch. Da die Fenster handgearbeitet und damit<br />

Unikate sind, wurde lediglich eine Auswahl <strong>von</strong> Fenstern aus einer vorhandenen CAD-Datei<br />

zusammengestellt und im Modell eingesetzt.<br />

Weiterhin wurden die Moscheen mit dem Ziel der Wiedererkennbarkeit modelliert, da die<br />

Darstellung der zahlreichen Details und Verzierungen innerhalb des Modells den begrenzten<br />

Zeitrahmen überschritten hätten.<br />

13.3 Datengrundlagen Zabid<br />

Die vorhandenen Datengrundlagen wurden im Rahmen des Masterplans <strong>von</strong> Zabid erstellt.<br />

Weiterhin wurde Bildmaterial zu den erstellten Landmarks-, sowie Analysepläne mit<br />

objektbezogenen Informationen zum Erhaltungszustand des Suqs durch die GIZ zur Verfügung<br />

gestellt.<br />

Bei den vorhandenen CAD-Plänen handelt es sich um gesamtstädtische Darstellungen zu den<br />

Themen:<br />

- Landnutzung<br />

- Öffentliche Plätze<br />

- Leerstehende Gebäudeblöcke (ohne objektbezogene Daten)<br />

- Gebäudezustand/ Verfall<br />

- Maßnahmenplan<br />

- Kategorisierung <strong>von</strong> vier Strukturbereichen <strong>für</strong> städtebauliche Planungen<br />

- Verkehrsplan<br />

115


116<br />

Praktische Implementation<br />

Die vorhandenen CAD Pläne mussten zunächst mit Hilfe <strong>von</strong> AutoCAD umgewandelt werden,<br />

um den Grundlagenplan in Google SketchUp verarbeiten zu können. Danach waren alle<br />

gewünschten Linien in Google SketchUp sichtbar und konnten bearbeitet werden.<br />

13.4 Umsetzung der allgemeinen Anforderungen im <strong>3D</strong>-Stadtmodell Zabid<br />

Bei der Erstellung eines <strong>3D</strong>-Stadtmodells <strong>für</strong> die Stadt Zabid war gefordert, zunächst ein<br />

Kubaturenmodell der Gesamtstadt zu erstellen, in dem lediglich bebaute <strong>von</strong> unbebauten<br />

Bereichen differenziert dargestellt sind. Im nächsten Schritt wurde <strong>für</strong> einige Teilbereiche (Suq,<br />

Zitadelle, einige Moscheen, ein Beispiel zur Wohnbebauung sowie zwei Stadttore) eine<br />

detaillierte Ausformulierung in der Stufe der LOD3-Ebene vorgenommen. Je nach<br />

Datengrundlage ist aber eine Ausformulierung in der LOD2-Ebene gewählt worden (vgl. Kap.<br />

13). Im Gesamtmodell der LOD1-Ebene ist die Stadtmauer dargestellt. Diese ist in der Realität<br />

nicht komplett existent, wurde jedoch an vielen Stellen bereits wiederaufgebaut oder<br />

restauriert. Um die Stadt einzugrenzen und den Wiedererkennungswert der Stadtform zu<br />

schaffen, wurde die Stadtmauer ihrem Grundriss entsprechend komplett in der LOD1-Ebene<br />

dargestellt.<br />

Die Ausformulierung der Gebäude in der LOD2 und 3-Ebene ist <strong>für</strong> die partizipative Planung<br />

und Projektarbeit der GIZ in Zabid zunächst ausreichend, da eine fotorealistische<br />

Innenraumgestaltung im Kontext dieser Arbeit nicht gefordert war.<br />

Grundsätzlich besteht die Möglichkeit, das Gesamtmodell bspw. durch seine Implementierung<br />

in Google Earth in seiner realen Umgebung darzustellen. Durch die dargestellten Gebäude<br />

sowie ihrer Höhen können städtische Dimensionen und das innerstädtische Gesamtgefüge<br />

erkannt werden. Insbesondere im Hinblick auf die Stadtstrukturen klassisch islamischer Städte<br />

werden Einsichten ermöglicht. Weiterhin ist es möglich, Sichtbeziehungen zwischen einzelnen<br />

Gebäuden oder Gebäudeensembles herzustellen.


Abb. 37: Übersicht zu den detaillierten Darstellungen in Zabid (eigene Darstellung)<br />

Praktische Implementation<br />

In Zabid variieren die Höhendaten innerhalb der Stadtmauern zwischen +/- 1-3 Metern. Da es<br />

keine großen Geländesprünge oder Anhöhen gibt, welche <strong>für</strong> Sichtbeziehungen und das<br />

Stadtbild relevant sind, besteht kein <strong>3D</strong>-Geländemodell.<br />

Ziel <strong>für</strong> die Weiterentwicklung des Modells vor Ort war in Absprache mit den Experten der GIZ<br />

schrittweise, je nach Projektentwicklung und -stand, die Vervollständigung des gesamt-<br />

städtischen Modells im LOD3 sowie die Einbindung des Modells in aktuelle Planungsprozesse.<br />

Grenzen<br />

Die Darstellung des Stadtmodells <strong>von</strong> Zabid musste den zu Beginn des Kapitels beschriebenen<br />

Anforderungen entsprechen.<br />

Zur Betrachtung der Stadt Zabid wäre ein kleinteiliges, detailreich ausformuliertes <strong>3D</strong>-Modell<br />

den Anforderungen der GIZ-Projektarbeit nicht gerecht geworden. Auf solch eine Darstellung<br />

musste wegen der Gesamtgröße der Stadt <strong>von</strong> etwa 135 ha und einem nahezu Fünffachen der<br />

Häuserzahl Shibams verzichtet werden.<br />

Des Weiteren enthalten die vorhandenen CAD-Pläne Informationen zur Gesamtstadt.<br />

Objektbezogene Daten sind nicht in ausreichender Form vorhanden, wie zum Beispiel<br />

Informationen zu Gebäudehöhen und Geschossigkeit der einzelnen Gebäude, welche <strong>für</strong> die<br />

detaillierte Erstellung eines <strong>3D</strong>-Stadtmodells notwendig sind.<br />

117


118<br />

Praktische Implementation


14 <strong>3D</strong>-Stadtmodell Shibam<br />

Praktische Implementation<br />

Im Folgenden soll zunächst ein Überblick über das gesamtstädtische <strong>3D</strong>-Modell Shibam<br />

gegeben werden. Um die Stadt Shibam in ihrer natürlichen Umgebung darzustellen wurde<br />

Google-Earth als Visualisierungsmedium herangezogen. Im Anschluss daran werden die<br />

einzelnen Arbeitsschritte erläutert sowie die Erstellung des digitalen Geländemodells be-<br />

schrieben.<br />

14.1 Darstellung des Gesamtstädtischen Modells<br />

Abb. 38: Panorama <strong>von</strong> Shibam (GIZ)<br />

Abb. 39: Südfront <strong>von</strong> Shibam in Google Earth (eigene Darstellung)<br />

119


120<br />

Praktische Implementation<br />

Abb. 40: Südost- Seite <strong>von</strong> Shibam entlang der Mauer in Google Earth (eigene Darstellung)<br />

Abb. 41: Blick auf Shibam <strong>von</strong> oben in Google Earth (eigene Darstellung)


Abb. 42: Blick auf die Nordseite <strong>von</strong> Shibam in Richtung Süden (eigene Darstellung)<br />

Abb. 43: Blick <strong>von</strong> Osten nach Westen über Shibam (eigene Darstellung)<br />

Praktische Implementation<br />

121


122<br />

Praktische Implementation<br />

Abb. 44: Blick <strong>von</strong> Südosten auf Shibam (eigene Darstellung)<br />

Abb. 45: Ost Seite <strong>von</strong> Shibam entlang der Stadtmauer (eigene Darstellung)


Abb. 46: Blick <strong>von</strong> der Al-Jamas Moschee (Freitagsmoschee) Richung Süden (eigene Darstellung)<br />

Abb. 47: Blick über die Al-Jamas Moschee Richtung Osten (eigene Darstellung)<br />

Praktische Implementation<br />

123


124<br />

Praktische Implementation<br />

Abb. 48: Blick vom Stadttor auf die Stadt Shibam (eigene Darstellung)<br />

Abb. 49: Bebauungsdichte in den Gassen <strong>von</strong> Shibam (eigene Darstellung)


Abb. 50: Schlossplatz in Shibam (eigene Darstellung)<br />

14.2 Landmarks<br />

Praktische Implementation<br />

Für die Identifikation der Bürger mit dem <strong>3D</strong>-Stadtmodell ist der Wiedererkennungswert <strong>von</strong><br />

hoher Bedeutung. Um diesen zu erreichen, wurden markante Gebäude innerhalb der Stadt<br />

Shibam, so genannte „Points of Interest“ oder „Landmarks“ näher ausgestaltet. In Shibam sind<br />

das die insgesamt sieben Moscheen (Maruf-al-Jamal, Al-Jamas, Al-Khoqah, Bathajb, Bajarisch,<br />

Moschee des Ibn Ahmad, Al Hara), der Sultanspalast und das Stadttor.<br />

Die Moscheen in Shibam trennen in etwa die Wohnviertel und Nachbarschaften, ohne scharfe<br />

Abgrenzung. (Leiermann 2009, 209)<br />

125


126<br />

Praktische Implementation<br />

Abb. 51: Landmarks in Shibam (eigene Darstellung)<br />

Abb. 52: Maruf al-Jamal Moschee ,gerendert (eigene Darstellung)


Abb. 53: Maruf al-Jamal Moschee im gesamtstädtischen Kontext (GIZ)<br />

Abb. 54: Maruf al-Jamal Moschee und Sultanspalast im gesamtstädtischen Kontext (GIZ)<br />

Praktische Implementation<br />

127


128<br />

Praktische Implementation<br />

Abb. 55: Maruf al-Jamal Moschee im städtebaulichen Kontext, gerendert (eigene Darstellung)<br />

Die erste Moschee hinter dem Stadttor ist die Maruf al-Jamal Moschee. (vgl. Abb. 57) Sie<br />

wurde im Jahre 1396 n. Chr. Auf dem Schlossplatz durch die Stiftung des Mystikers Maruf Ba<br />

Jamal errichtet.<br />

1990 wurde die Moschee durch eine Sanierungsmaßnahme optisch verändert. Die sich zum<br />

Schlossplatz hin treppende Grundform blieb dabei jedoch erhalten. (vgl. ebenda )<br />

Abb. 56: Al-Jamas Moschee (Freitagsmoschee), gerendert (eigene Darstellung)


Abb. 57: Al-Jamas Moschee (Freitagsmoschee) im gesamtstädtischen Kontext (GIZ)<br />

Praktische Implementation<br />

Abb. 58: Al-Jamas Moschee (Freitagsmoschee) im städtebaulichen Kontext, gerendert (eigene Darstellung)<br />

129


130<br />

Praktische Implementation<br />

Die Freitagsmoschee (Al-Jamas) wurde dem Anschein nach in der Regierungszeit des<br />

abbasidischen Kalifen Harun ar-Rashid (789-809 n. Chr.) errichtet. Die Grundform der Moschee<br />

ist seit dieser Zeit unverändert.<br />

In den 1990er Jahren wurde durch eine holländische Komission eine Baubestandsaufnahme<br />

der Moschee gemacht, um darauf aufbauend eine behutsame Modernisierung durchzuführen.<br />

Aus unbekannten Gründen wurde <strong>von</strong> dieser Sanierungsmaßnahme jedoch abgesehen. Dies<br />

führte in der Folge dazu, dass bei der durchgeführten Renovierung die historische Gestalt der<br />

Moschee nahezu überbaut wurde. Die Ursache da<strong>für</strong> liegt hauptsächlich an der mangelnden<br />

Erfahrung in Bezug auf den Umgang mit fachgerechter Sanierung historischer Bausubstanz.<br />

(Leiermann 2009, 210)<br />

Abb. 59: Al-Koqah Moschee, gerendert (eigene Darstellung)<br />

Im städtebaulichen Aufbau befindet sich hinter der Maruf al-Jamal Moschee, die Al-Koqah<br />

Moschee. (vgl. Abb. 60) Sie wurde im zweiten Jahrhundert in der islamischen Frühzeit<br />

errichtet. Durch zahlreiche Umbaumaßnahmen besteht sie heute weitestgehend als Neubau.<br />

(vgl. Leiermann 2009, 209)


Abb. 60: Al-Khoqah Moschee im gesamtstädtischen Kontext (GIZ)<br />

Abb. 61: Al-Khoqah Moschee im städtebaulichen Kontext, gerendert (eigene Darstellung)<br />

Praktische Implementation<br />

131


132<br />

Praktische Implementation<br />

Abb. 62: Bathajb Moschee, gerendert (eigene Darstellung)<br />

Abb. 63: Bathajb Moschee im gesamtstädtischen Kontext (GIZ)


Abb. 64: Bathajb Moschee im gesamtstädtischen Kontext, gerendert (eigene Darstellung)<br />

Abb. 65: Bajarisch Moschee, gerendert (eigene Darstellung)<br />

Praktische Implementation<br />

133


134<br />

Praktische Implementation<br />

Abb. 66: Bajarisch Moschee im gesamtstädtischen Kontext (GIZ)<br />

Abb. 67: Bajarisch Moschee im städtebaulichen Kontext, gerendert (eigene Darstellung)


Abb. 68: Moschee des Ibn Ahmad, gerendert (eigene Darstellung)<br />

Abb. 69: Moschee des Ibn Ahmad im gesamtstädtischen Kontext (GIZ)<br />

Praktische Implementation<br />

135


136<br />

Praktische Implementation<br />

Abb. 70: Moschee des Ibn Ahmad im städtebaulichen Kontext, gerendert (eigene Darstellung)<br />

Abb. 71: Al-Hara Moschee, gerendert (eigene Darstellung)


Abb. 72: Al-Hara Moschee (GIZ)<br />

Abb. 73: Minarett der Al-Hara Moschee vor- und nach der Renovierung durch das PDHCY (GIZ)<br />

Praktische Implementation<br />

137


138<br />

Praktische Implementation<br />

Abb. 74: Al-Hara Moschee im städtebaulichen Kontext, gerendert (eigene Darstellung)<br />

Die Al-Hara Moschee (vgl. Abb. 80) wurde vor 200 Jahren ursprünglich als Koranschule<br />

gegründet und galt im Wadi Hadramaut als bedeutende Bildungseinrichtung.<br />

Das Minarett wurde durch das PDHCY restauriert Abb. 73.<br />

Von den Moscheen Ibn Ahmed; Baithajb, Al- Hara und Maruf al-Jamal sind heute lediglich die<br />

Minarette in ihrer historischen Form erhalten. Die Gebäude wurden durch diverse Renovie-<br />

rungsarbeiten im Laufe der Jahre verändert. ( Leiermann 2009, 209)


Abb. 75: Stadttor <strong>von</strong> Shibam im gesamtstädtischen Kontext (GIZ)<br />

Abb. 76: Eingangsbereich Stadttor im gesamtstädtischen Kontext, gerendert (eigene Darstellung)<br />

Praktische Implementation<br />

139


140<br />

Praktische Implementation<br />

14.3 Dokumentation der Arbeitsschritte<br />

Im folgenden Abschnitt werden die Arbeitsschritte zur Erstellung des digitalen Stadtmodells<br />

„Shibam“ im Einzelnen erläutert. Dabei wurde hauptsächlich mit der <strong>3D</strong>-Modellierungs-<br />

software Google SketchUp gearbeitet, darüber hinaus kamen auch die Programme Autodesk<br />

AutoCAD und Adobe Photoshop zum <strong>Einsatz</strong>.<br />

14.3.1 Erstellung des LOD1 Modells<br />

Wie in Kap. 13.1 erläutert, lagen verschiedene Grundlagenkarten im AutoCAD-eigenen DWG-<br />

Format vor, welche die Grundrisse der Häuser beinhalteten. Aus einer dieser Karten wurde der<br />

Grundriss extrahiert und in Google SketchUp importiert. Die Möglichkeit DWG-Dateien<br />

einzuladen, besteht bei der kostenfreien Version nur bis Google SketchUp 7. Aus diesem Grund<br />

wurde mit zwei Versionen gearbeitet. Die Erstellung des <strong>3D</strong>-Stadtmodells wurde anschließend<br />

mit Google SketchUp 8 durchgeführt.<br />

Abb. 77: Grundriss der Altstadt Shibams (eigene Darstellung, GIZ)<br />

Zusammen mit dem Grundriss wurde eine Reihe <strong>von</strong> Ebenen aus der DWG-Datei importiert,<br />

die zusätzliche Informationen über die Altstadt enthalten.


Praktische Implementation<br />

Die vorhandenen Häusergrundrisse wurden nun im nächsten Schritt mit dem Werkzeug „Stift“<br />

umrandet und mit dem Werkzeug „Drücken/Ziehen“ auf die gewünschte Höhe extrudiert.<br />

Die vorhandenen Häusergrundrisse wurden nun im nächsten Schritt mit dem Werkzeug „Stift“<br />

umrandet und mit dem Werkzeug „Drücken / Ziehen“ auf die gewünschte Höhe extrudiert.<br />

Abb. 78: Beispiel Extrudieren eines Hauses (eigene Darstellung)<br />

Als Referenzquelle <strong>für</strong> die Gebäudehöhen diente eine separate AutoCAD-Datei, in der die<br />

Anzahl der Stockwerke aller Häuser verzeichnet war.<br />

141


142<br />

Praktische Implementation<br />

Abb. 79: Karte mit Informationen über Anzahl Stockwerke (GIZ)<br />

In Absprache mit Tom Leiermann, Experte der GIZ <strong>für</strong> die Stadt Shibam, wurde sich auf<br />

Mittelwerte <strong>für</strong> die Höhe des jeweilige Stockwerkes aller Häuser verständigt, da die Höhe der<br />

Stockwerke verschiedener Häuser variiert.<br />

Erdgeschoss 2,9 m<br />

Erster Stock 2,65 m<br />

Zweiter Stock 3,1 m<br />

Dritter Stock 2,9 m<br />

Vierter Stock 2,8 m<br />

Fünfter Stock 2,65 m<br />

Sechster Stock 2,5 m<br />

Siebter Stock 2 m<br />

Achter Stock 2 m<br />

Neunter Stock 1,8 m<br />

Abb. 80: Maßangaben <strong>für</strong> modellhafte Stockwerke (GIZ)<br />

Mit Abschluss dieses Arbeitsschrittes erhält man ein erstes Kubaturenmodell <strong>von</strong> Shibam der<br />

Stufe LOD1.


Abb. 81: <strong>3D</strong>-Modell der Stufe LOD1 (eigene Darstellung)<br />

14.3.2 Erstellung des LOD2 Modells<br />

Praktische Implementation<br />

Im nächsten Schritt wurden die Häuser mit einer generischen Lehm-Textur im oberen Bereich<br />

bzw. einer Textur eines weißen Kalkanstriches im Bereich des Erdgeschosses und des Daches<br />

versehen, die aus einer der Häuser-Fotografien ausgeschnitten wurde.<br />

Abb. 82: links Lehm-Textur, rechts Kalk-Textur (eigene Darstellung)<br />

Darüber hinaus wurden die Oberseiten der Häuser-Kuben mit parzellenartigen Flachdächern<br />

versehen. Je ein Dach ist in zwei bis acht einzelne vertiefte Abschnitte aufgeteilt, die durch<br />

hüfthohe Mauern <strong>von</strong>einander getrennt sind.<br />

143


144<br />

Praktische Implementation<br />

Abb. 83: Beispielhafte Dachstruktur in Shibam (GIZ)<br />

Dies wurde dadurch realisiert, dass zunächst mit dem SketchUp-Werkzeug „Versatz“ eine zur<br />

Dachkante um rd. 30 cm nach innen versetzte Linie erstellt wurde. Diese Umrandung wurde<br />

mit Hilfe des Linien-Werkzeugs ggf. um eine der Anzahl der gewünschten Parzellen<br />

entsprechenden Unterteilung erweitert. Die so entstandenen Bereiche wurden nun mit dem<br />

Werkzeug „Drücken/Ziehen“ nach unten gedrückt, sodass pro Parzelle eine rd. 0,3 bis 1,5<br />

Meter hohe Vertiefung entstand.<br />

Die Zuweisung der Dachformen zur LOD2 Ebene ist nicht eindeutig, da die Häuser in Shibam<br />

generell Flachdächer besitzen und eine exakte Ausdifferenzierung dieser der LOD3-Ebene<br />

zuzuordnen wäre. Da die Dachstrukturen aber nicht bis ins kleinste Detail ausgestaltet wurden,<br />

fiel die Wahl im vorliegenden Fall auf die LOD2-Ebene.


Abb. 84: Dachstruktur gezeigt im LOD3 Modell in Google SketchUp (eigene Darstellung)<br />

Praktische Implementation<br />

Die LOD1-Darstellung der Häuser erweitert um Texturen und Dachformen bildet die LOD2-<br />

Ebene des Modells.<br />

Abb. 85: <strong>3D</strong>-Modell der Stufe LOD2 (eigene Darstellung)<br />

14.3.3 Erstellung des LOD3 Modells<br />

Im nächsten Arbeitsschritt wurden die Häuser des Modells mit einer Textur belegt. Aufgrund<br />

der enormen Höhe der Häuser und der Enge der Straßen existieren keine frontalen Aufnahmen<br />

aller Häuser. Daher wurde nur eine ausgewählte Anzahl <strong>von</strong> Häusern an der Südseite der<br />

Altstadt mit einer aus einer Fotographie der Front ausgeschnittenen Fototextur belegt. Das<br />

145


146<br />

Praktische Implementation<br />

jeweilige Foto des Hauses wurde mit Hilfe des Programms Adobe Photoshop entzerrt und in<br />

Google SketchUp importiert und auf die Fassade gelegt.<br />

Abb. 86: Häuserfassaden (GIZ)<br />

Abb. 87: Entzerrte Version der Fassade (eigene Darstellung)


Abb. 88: Häuserfassade mit Fototextur im <strong>3D</strong>-Modell, gerendert (eigene Darstellung)<br />

Praktische Implementation<br />

Anschließend wurden die Moscheen der Altstadt detaillierter ausgestaltet. Dabei wurden<br />

markante Details nach Abgleich mit vorhandenem Bildmaterial nachgebaut, mit dem Ziel einen<br />

Wiedererkennungswert der Moschee zu schaffen. Zu beachten war, dass <strong>von</strong> keiner der sieben<br />

Moscheen Fotos der rückwärtigen Seiten vorhanden sind. Daher mussten diese Seiten frei<br />

nach dem Kontext der Fronten gestaltet werden.<br />

Abb. 89: Vorlage und Modell einer Moschee (GIZ, eigene Darstellung)<br />

147


148<br />

Praktische Implementation<br />

Nach diesem Arbeitsschritt wurden die Fassaden der Wohnhäuser mit Fenstern versehen. Dies<br />

erfolgt beispielhaft anhand sich wiederholender Fensterformen. Eine vorhandene AutoCAD-<br />

Datei enthält zweidimensionale Linien-Modelle der Fenster und Häuserformen einzelner<br />

Straßenzüge.<br />

Abb. 90: Zweidimensionales Fassadenmodell (GIZ)<br />

Da dieses Fassadenmodell nur <strong>für</strong> wenige Straßenzüge existierte und zudem nur mit hohem<br />

Aufwand an das existierende <strong>3D</strong>-Modell der Stufe LOD2 angepasst werden konnte, wurden<br />

typische, sich wiederholende Fenstertypen identifiziert. Nach Import des Fassadenmodells in<br />

Google SketchUp wurden diese Fenstertypen isoliert und als separate Datei abgespeichert.<br />

Insgesamt wurden 27 typische Fensterformen in Vorlagen umgewandelt.<br />

Um diese Fensterformen im nächsten Schritt auf das LOD2 Modell zu übertragen wurde die<br />

Komponentenfunktionalität <strong>von</strong> Google SketchUp verwendet. Diese erlaubte sodann, separate<br />

SketchUp-Dateien, in diesem Fall Fenster, als sich wiederholende Elemente in ein Modell<br />

einzubinden. Neben der Ersparnis <strong>von</strong> Speicherplatz bestand somit die weitere Möglichkeit,<br />

alle gleichartigen Komponenten im Nachhinein simultan zu verändern.


Abb. 91: Arbeiten mit Komponenten (eigene Darstellung)<br />

Praktische Implementation<br />

Von dieser Möglichkeit wurde zusätzlich Gebrauch gemacht, um die Arbeitsgeschwindigkeit zu<br />

erhöhen. Mit zunehmender Detaillierung des Modells erhöht sich der notwendige Arbeits-<br />

speicher bzw. die Geschwindigkeit, in der sich das Modell bearbeiten lässt.<br />

Daher wurde im ersten Schritt das einfache Linienmodell der Fenster auf das existierende<br />

Modell auf das LOD2 Modell der Altstadt gelegt.<br />

Abb. 92: Linienmodell eines Fensters (eigene Darstellung)<br />

149


150<br />

Praktische Implementation<br />

Nachdem alle Häuser im Modell mit Fenstern versehen wurden, wird das jeweilige<br />

Linienmodell des Fensters mit Hilfe der Ersetzen-Funktion der Komponentenfunktionalität<br />

durch ein detailliertes dreidimensionales Modell des Fensters ersetzt.<br />

Abb. 93: Detail-Modell eines Fensters (eigene Darstellung)<br />

An den zur Stadtgrenze ausgerichteten Seiten und an größeren Plätzen werden die Fenster in<br />

Abgleich mit vorhandenem Bildmaterial positioniert.<br />

Im Stadtinneren des <strong>3D</strong>-Modells wurden aufgrund <strong>von</strong> teilweise fehlendem Bildmaterial und<br />

aufgrund des hohen Zeitaufwandes die Fenster nur beispielhaft eingebunden.


Abb. 94: <strong>3D</strong>-Modell der Stufe LOD3 (eigene Darstellung)<br />

14.4 Erstellung eines Digitalen Geländemodells (DGM)<br />

Praktische Implementation<br />

Die Stadt Shibam hat ein sehr unregelmäßiges Relief und liegt zudem auf einem inselartig<br />

erhöhten Felsplateau. Um die realen Dimensionen der Stadt darzustellen wird ein digitales<br />

Geländemodell konstruiert.<br />

Wie in Kap. 13.1 erläutert, lagen Höhendaten in Form einer AutoCAD-kompatiblen DWG-Datei<br />

vor. Diese enthielt auf verschiedenen Ebenen Daten über Vermessungspunkte. Daneben<br />

enthielt die Datei außerdem Daten über Abwassersysteme und Fundamente der Häuser, die<br />

aber im vorliegenden Fall <strong>für</strong> die Modellierung des Geländes keine Relevanz hatten.<br />

151


152<br />

Praktische Implementation<br />

Abb. 95: Höhendaten als zweidimensionales Modell (GIZ, eigene Darstellung)<br />

Die relevanten Ebenen enthalten 20.045 Datenpunkte, die X- und Y-Koordinaten der<br />

zugehörigen Vermessungspunkte beinhalten. Die <strong>für</strong> die Höhenbestimmung essenzielle<br />

Information über die Z-Koordinate ist jedoch in einem Textfeld enthalten, das sich direkt<br />

neben dem entsprechenden Datenpunkt befindet. Mittels einer AutoLISP-Routine, der<br />

Programmiersprache <strong>von</strong> AutoCAD, wurde eine Funktion geschrieben, die diese Vermessungs-<br />

punkte ausliest.<br />

Bei der Funktion handelt es sich um zwei Schleifen, die ineinander geschachtelt sind. Die<br />

äußere Schleife läuft über alle Punkte und die innere Schleife über alle Textfelder. Für jeden<br />

Punkt in der äußeren Schleife werden alle Textfelder durchsucht, bis das Textfeld gefunden<br />

wurde, was an derselben Position liegt. Die Höheninformation wird ausgelesen und dem Punkt<br />

zugewiesen. Danach fährt die äußere Schleife mit dem nächsten Punkt fort, bis alle Punkte<br />

bearbeitet sind.


Arbeitsschritte<br />

Arbeitsschritt Befehl<br />

Zur Definition der Funktion, die "umwandeln" heißen soll, müssen zunächst alle<br />

Argumente und lokalen Variablen festgelegt werden. Da die Funktion im Rahmen<br />

einer geöffneten AutoCAD-Datei ausgeführt wird, bedarf es keiner Argumente.<br />

Somit werden nur die Variablen definiert<br />

Zum Auslesen der relevanten Punkte in der CAD-Datei wird im ersten Schritt die<br />

Variable "punktFilter" bestückt, die die Attribute der relevanten Punkte enthält.<br />

Dies sind die Eigenschaft "POINT" zu sein sowie auf der Ebene "__Punkte 1" zu<br />

liegen.<br />

Der Filter wird mit Hilfe der Funktion "ssget" auf die Zeichnungsdatenbank<br />

angewendet, um alle Punkte mit den oben definierten Eigenschaften in die<br />

Variable "punktliste" zu laden. "ssget" liefert jedoch einen Auswahlsatz zurück,<br />

der einen eigenen Datentyp darstellt und nicht mit den normalen Listenbefehlen<br />

angesprochen werden kann.<br />

AA1 soll als Schleifenbegrenzung dienen und wird daher mit der Anzahl der<br />

Punkte gleichgesetzt.<br />

Das Pendent zum Punktfilter ist der Filter <strong>für</strong> die Objekte, die Textfelder sind und<br />

auf der gleichen Ebene liegen.<br />

Praktische Implementation<br />

(defun umwandeln (/ punktFilter punktliste i<br />

punktname textFilter textliste j textname<br />

groupcodetext neuehoehe AA1 AA2 AA3<br />

AA4 AA5)<br />

(setq punktFilter(list (cons 0 "POINT")(cons 8<br />

"__Punkte 1")) ) ;<br />

(setq punktliste(ssget "X" punktFilter) )<br />

(setq AA1(sslength punktliste))<br />

(setq textFilter(list (cons 0 "TEXT")(cons 8<br />

"__Punkte 1")) ) ;<br />

Nun werden die entsprechenden Textfelder in eine eigene Variable eingelesen. (setq textliste(ssget "X" textFilter) )<br />

AA3 ist die Variable, die die Anzahl der Textfelder enthält. (setq AA3(sslength textliste))<br />

Die Laufvariable i wird auf 0 gesetzt. (setq i 0)<br />

Die äußere Schleife wird über alle Punkte laufen. (while (< i AA1);<br />

Auswahlsätze enthalten nicht das eigentliche Objekt, sondern nur eine Art Namen<br />

des Objektes. Daher wird im ersten Schritt der Name des i-ten Elements der (setq punktname(ssname punktliste i) )<br />

Punktliste ausgelesen.<br />

Der Variable "groupcodepunkt" wird nun das tatsächliche Objekt zum zuvor<br />

ausgewählten Namen zugewiesen.<br />

(setq groupcodepunkt(entget punktname) )<br />

Interessant ist nun die räumliche Position des Punktes, also die (X,Y,Z)-Koordinate.<br />

Diese ist im Gruppencode 10 enthalten, dessen Element in die Variable AA2 (setq AA2(assoc 10 groupcodepunkt))<br />

eingelesen wird. Diese Variable wird die Grundlage zum Vergleich mit den<br />

Textfeldern bilden<br />

Für die Textfeld-Schleife soll die Laufvariable j genutzt werden, die hier auf 0 (setq j 0)<br />

gesetzt wird.<br />

Hier beginnt die innere Schleife über alle Textfelder. (while (< j AA3)<br />

Es wird zunächst der Name des j-ten Textfelds ausgelesen. (setq textname(ssname textliste j) )<br />

Damit wird das j-te Textfeld in die Variable "groupcodetext" gelesen. (setq groupcodetext(entget textname) )<br />

Interessant ist ersten Schritt die Position des Textfeldes. (setq AA4(assoc 10 groupcodetext))<br />

Sind die Position des i-ten Punktes und des j-ten Textfeldes identisch, so ist das<br />

gesuchte Paar gefunden und die Schleife kann ihren eigentliche Aufgabe (if (equal AA2 AA4)<br />

vornehmen:<br />

Dieser Befehl ist nötig, da in if-Klauseln normalerweise nur ein einzelner Befehl<br />

ausgeführt werden darf.<br />

(progn<br />

Aus dem Textobjekt wird nun der eigentliche Textinhalt ausgelesen. Dieser hat<br />

den Gruppencode 1. Da die Gruppencode-Nummer, also die Zahl 1 nicht<br />

interessant ist, wird sie mit "cdr" abgeschnitten und nur der eigentliche Text in die<br />

Variable "neuehöhe" eingelesen.<br />

Naheliegenderweise enthalten Textfelder Inhalte in einem Datentyp <strong>für</strong> Texte,<br />

somit muss die Höhe noch in einen Datentyp <strong>für</strong> Zahlen umgewandelt werden,<br />

bevor sie weiterverwendet werden kann.<br />

Die Variable AA5 wird nun aus den bereits vorliegenden Höheninformationen des<br />

Punktes sowie der Information über die Höhe aus dem Textfeld<br />

zusammengeschnitten. AA5 besteht also aus den vier Elementen Gruppencode-<br />

Nummer (sprich 10), der X-Koordinate, der Y-Koordinate und der neuen Z-<br />

Koordinate.<br />

Die alte Höheninformation wird schließlich durch die in AA5 zusammengestellte<br />

neue Höhenfunktion überschrieben. Der zweidimensionale Punkte wird damit in<br />

die Ebene "emporgehoben".<br />

Der Befehl "entmod" stellt sicher, dass diese Veränderung nicht nur auf lokaler<br />

AutoLISP-Ebene passiert, sondern die Veränderung auch in der AutoCAD-<br />

Zeichendatenbank übernommen wird.<br />

Um weitere unnötige Schleifendurchläufe zu vermeiden und Rechenleistung zu<br />

(setq neuehoehe(cdr(assoc 1<br />

groupcodetext)))<br />

(setq neuehoehe(atof neuehoehe))<br />

(setq AA5 (list (nth 0 AA2) (nth 1 AA2) (nth 2<br />

AA2) neuehoehe))<br />

(setq groupcodepunkt(subst AA5 (assoc 10<br />

groupcodepunkt) groupcodepunkt) )<br />

(entmod groupcodepunkt)<br />

153


154<br />

Praktische Implementation<br />

sparen, wird j im Anschluss auf den maximalen Wert gesetzt, so dass die innere<br />

Schleife vorerst beendet wird und die äußere Schleife den nächsten Punkt<br />

untersucht.<br />

Waren die Position des i-ten Punktes und des j-ten Textfeldes nicht identisch, wird<br />

j um Eins erhöht und die Schleife prüft das nächste Textfeld.<br />

Ist die innere Schleife vollständig durchlaufen, setzt die äußere Schleife ihre<br />

Prüfung jeweils mit dem i+1-ten Punkt fort.<br />

(setq j AA3)<br />

)<br />

(setq j(+ j 1))<br />

)<br />

(setq i(+ i 1))<br />

Abb. 96: Erstellung des DGM (eigene Darstellung nach autolisp tutorials 2002, online)<br />

Als Ergebnis erhält man somit alle notwendigen Informationen.<br />

Abb. 97: Höhendaten als <strong>3D</strong>-Punktewolke in AutoCAD (eigene Darstellung)<br />

So wurde aus den 2D-Datenpunkten eine <strong>3D</strong>-Punktewolke. Diese wurde danach in Google<br />

SketchUp importiert.<br />

Im Kontext der Erstellung eines digitalen Geländemodells war jedoch nicht die Punktewolke<br />

interessant, sondern vielmehr die Erstellung eines kontinuierlichen Geländes. Dieser Prozess<br />

der Entwicklung eines Geländemodells aus einzelnen Datenpunkten nennt sich<br />

Datenregionalisierung. Streich (2011, 246) nennt vier mögliche Methoden der Daten-<br />

regionalisierung. Im vorliegenden Fall wurde sich <strong>für</strong> die Methode der Triangulation<br />

entschieden, da diese dem originären Datenmodell <strong>von</strong> Google Sketchup am nächsten kam.<br />

Google SketchUp speichert programmintern Flächen durch die Beschreibung deren Endpunkte,<br />

sodass es naheliegt, die Datenpunkte als Eckpunkte <strong>von</strong> Dreiecken aufzufassen. Vor diesem<br />

Hintergrund existieren bereits Implementierungen dieser Methode als frei verfügbare Plugins<br />

<strong>für</strong> SketchUp. Im vorliegenden Fall wurde das Plugin „Point Triangulation“ des Autors Didier


Praktische Implementation<br />

Bur verwendet. Dies legte der Methode der Triangulation folgend ein Netz aus Dreiecken über<br />

die Punktewolke. Es entstand somit ein sogenanntes unregelmäßiges Dreiecksnetz (engl.:<br />

Triangular Irregular Network, kurz TIN). Dieses Netz wirkte auf den ersten Blick sehr kantig und<br />

konnte daher mit der Google SketchUp Funktion „Kanten abmildern“ geglättet werden.<br />

Abb. 98: fertiges TIN in SketchUp (eigene Darstellung)<br />

Anschließend wurde das Häusermodell importiert. Zunächst musste die Orientierung des<br />

Häusermodells an die des Geländes angepasst werden. Um mit Hilfe des Google SketchUp<br />

Plugins „Sandbox“ das Häusermodell in das Gelände einzupassen, wurde das Häusermodell im<br />

<strong>3D</strong>-Raum über dem Gelände zum „Schweben“ gebracht.<br />

155


156<br />

Praktische Implementation<br />

Abb. 99: Grundriss über geglätteten Geländemodell schwebend (eigene Darstellung)<br />

Im ersten Schritt wurde der Grundriss des Häusermodells mit Hilfe der „Sandbox“-Funktion<br />

„Formen abbilden“ in das Geländemodell gestempelt. Hierbei wurde <strong>für</strong> jeden Häuserblock ein<br />

einzelnes Plateau in das existierende Gelände geschnitten. Anschließend konnte der Häuser-<br />

block durch die Funktion „Verschieben“ auf die Ebene des Plateaus verschoben werden und<br />

befand sich somit auf dem Gelände.<br />

Abb. 100: Haus wird auf dem schwebenden Grundriss platziert (eigene Darstellung)


Praktische Implementation<br />

Abb. 101: Bodenplatte wird vorbereitet, um sie auf dem Geländemodell zu platzieren (eigene Darstellung)<br />

Abb. 102: Bodenplatte wird in das Gelände geschnitten (eigene Darstellung)<br />

157


158<br />

Praktische Implementation<br />

Abb. 103: Haus wird auf der Bodenplatte platziert (eigene Darstellung)<br />

Abb. 104: Häuser exemplarisch auf dem Gelände platziert (eigene Darstellung)


Praktische Implementation<br />

159


Praktische Implementation<br />

160


15 <strong>3D</strong>-Stadtmodell Zabid<br />

Praktische Implementation<br />

Im folgenden Kapitel wird das <strong>3D</strong>- Stadtmodell der Stadt Zabid dargestellt. Neben der<br />

Präsentation des gesamtstädtischen Modells, werden die Landmarks im Einzelnen gezeigt. Im<br />

Anschluss daran werden die Arbeitsschritte erläutert. Als Visualisierungsmedium wurde, wie<br />

auch in Shibam, Google-Earth gewählt.<br />

15.1 Darstellung des gesamtstädtischen Modells<br />

Abb. 105: Gesamtstädtisches Modell <strong>von</strong> Zabid mit Landmarks, gerendert (eigene Darstellung)<br />

161


162<br />

Praktische Implementation<br />

Abb. 106: Gesamtstädtisches Modell <strong>von</strong> Zabid mit Landmarks in Google Earth (eigene Darstellung)<br />

Abb. 107: Gesamtstädtisches Modell <strong>von</strong> Zabid in LOD1, gerendert (eigene Darstellung)


Praktische Implementation<br />

Abb. 108: Teilausschnitt gesamtstädtisches Modell Zabid mit Blick auf den Nordteil der Stadt, gerendert (eigene<br />

Darstellung)<br />

Abb. 109: Teilausschnitt gesamtstädtisches Modell Zabid mit Blick auf den Westteil der Stadt, gerendert (eigene<br />

Darstellung)<br />

163


164<br />

Praktische Implementation<br />

15.2 Landmarks<br />

Damit sich die Bürger <strong>von</strong> Zabid mit dem <strong>3D</strong>-Modell identifizieren können, ist es wichtig,<br />

Wiedererkennungswerte zu schaffen. Wie in den Anforderungen <strong>für</strong> das Stadtmodell <strong>von</strong> Zabid<br />

bereits beschrieben wurde, wurden aus diesem Grund verschiedene „Landmarks“ („Points of<br />

Interest“) herausgearbeitet. Dies sind die Moscheen Al Jamal al Kabir, Iskanderya und<br />

Ghusainiya, der innerstädtische Suq, die Zitadelle, die Stadttore „Bab al Quturb“, „Bab al<br />

Siham“ sowie ein <strong>für</strong> die Stadt typisches Wohnbeispiel.<br />

Abb. 110: Die Landmarks und ihre Lage im Stadtbild (GIZ, eigene Dartsellung)


Freitagsmoschee – Al Jamal al Kabir-Moschee<br />

Abb. 111: Freitagsmoschee im gesamtstädtischen Kontext, gerendert (eigene Darstellung)<br />

Praktische Implementation<br />

Abb. 111 zeigt die Al Jamal al Kabir- Moschee (Freitagsmoschee) in ihrem gesamtstädtischen<br />

Kontext. Sie wurde im 8 Jahrhundert v. Chr. gegründet und war zunächst die ursprüngliche<br />

Universität <strong>von</strong> Zabid. Die Moschee liegt am östlichsten Ende des Suq.<br />

165


166<br />

Praktische Implementation<br />

Abb. 112: Freitagsmoschee im gesamtstädtischen Kontext 2, gerendert (eigene Darstellung)<br />

Abb. 113: Freitagsmoschee mit Minarett und Blick auf den Innenhof, gerendert (eigene Darstellung)


Abb. 114: Freitagsmoschee mit Blick vom Innenhof auf Minarett, gerendert (eigene Darstellung)<br />

Abb. 115: Freitagsmoschee , gerendert (eigene Darstellung)<br />

Praktische Implementation<br />

167


168<br />

Praktische Implementation<br />

Südliches Stadttor – Bab al Quturb<br />

Das Bab al Quturb bildet das südliche Eingangstor <strong>von</strong> Zabid und wurde bereits einer auf-<br />

wändigen Restaurierungsmaßnahme unterzogen.<br />

Abb. 116: Bab-al-Quturb Rückseite (GIZ)


Abb. 117: Bab-al-Quturb Front (GIZ)<br />

Abb. 118: Bab al Quturb Frontansicht, gerendert (eigene Darstellung)<br />

Praktische Implementation<br />

169


170<br />

Praktische Implementation<br />

Abb. 119: Fensterfront Bab al Quturb, gerendert (eigene Darstellung)<br />

Abb. 120: Frontansicht Bab al Quturb 2, gerendert (eigene Darstellung)


Abb. 121: Rückansicht Bab al Quturb, gerendert (eigene Darstellung)<br />

Praktische Implementation<br />

Abb. 122: Bab-al-Quturb im gesamtstädtischen Kontext, Ansicht Front auf Stadtmauer (nicht realitätsgetreu),<br />

gerendert (eigene Darstellung)<br />

171


172<br />

Praktische Implementation<br />

Suq<br />

Abb. 123: Blick in den Suq 1, gerendert (eigene Darstellung)<br />

Der Medina <strong>von</strong> Zabid bildet das Herzstück der Stadt. Sie liegt zwischen dem östlichen und<br />

westlichen Stadttor <strong>von</strong> Zabid und grenzt westlich an die große Freitagsmoschee. Die<br />

Geschäfte im Suq sind auf kleinster Fläche untergebracht und werden meist durch Metalltore<br />

verschlossen. In Abb. 123 sieht man die Hauptstraße des Suq. Bis heute kämpft der Suq gegen<br />

Leerstände. Von eigentlichen 320 nutzbaren Geschäften ist weniger als die Hälfte besetzt. (vgl.<br />

Imandi 2004)


Abb. 124: Sicht auf den Suq im gesamtstädtischen Kontext, gerendert (eigene Darstellung)<br />

Abb. 125: Blick in den Suq 2, gerendert (eigene Darstellung)<br />

Praktische Implementation<br />

173


174<br />

Praktische Implementation<br />

Abb. 126: Blick in den Suq 3, gerendert (eigene Darstellung)<br />

Abb. 127: Blick in den Suq 3, gerendert (eigene Darstellung)


Nördliches Stadttor – Bab al Siham<br />

Praktische Implementation<br />

Das Bab al Siham bildet den nördlichen Eingangsbereich <strong>von</strong> Zabid und wurde wie auch das<br />

Bab al Quturb einer aufwändigen Restaurierung unterzogen.<br />

Abb. 128: Bab-al-Siham Fronansicht (Böhler, 2007)<br />

Abb. 129: Bab al Siham Rückansicht, gerendert (eigene Darstellung)<br />

175


176<br />

Praktische Implementation<br />

Abb. 130: Bab al Siham Rückansicht 2, gerendert (eigene Darstellung)<br />

Abb. 131: Frontansicht Bab al Siham, gerendert (eigene Darstellung)


Praktische Implementation<br />

Abb. 132: Rückansicht Bab al Siham mit eingefügtem Hintergrund, gerendert (eigene Darstellung)<br />

177


178<br />

Praktische Implementation<br />

Wohnen in Zabid<br />

Die folgenden Abbildungen stehen beispielhaft <strong>für</strong> eine bebaute Parzelle in Zabid. Dargestellt<br />

wird die Gliederung der Parzelle <strong>von</strong> außen nach innen mit dem zentralen Innenhof.<br />

Abb. 133: Gebäude der Wohnparzelle (Böhler, 2007)<br />

Abb. 134: Wohnbeispiel, gerendert (eigene Darstellung)


Abb. 135: Wohnbeispiel 2 (auf sandigem Untergrund), gerendert (eigene Darstellung)<br />

Abb. 136: Wohnbeispiel 3 (auf sandigem Untergrund), gerendert (eigene Darstellung)<br />

Praktische Implementation<br />

179


180<br />

Praktische Implementation<br />

Abb. 137: Wohnbeispiel 4 (auf sandigem Untergrund), gerendert (eigene Darstellung)<br />

Iskanderya – Die Moschee an der Zitadelle<br />

Abb. 138: Moschee: Iskanderya (GIZ)


Abb. 139: Moschee Iskanderya, gerendert (eigene Darstellung)<br />

Moschee al Ghusainiya<br />

Abb. 140: Blick in den Innenhof der Moschee al Ghusainiya (GIZ)<br />

Praktische Implementation<br />

181


182<br />

Praktische Implementation<br />

Abb. 141: Moschee Ghusainiya im gesamtstädtischen Kontext mit Blick auf die Zitadelle, gerendert (eigene<br />

Darstellung)<br />

Abb. 142: Moschee Ghusainiya, gerendert (eigene Darstellung)


Zitadelle<br />

Abb. 143: Blick <strong>von</strong> der Zitadelle auf die Moschee Iskanderya, real (GIZ)<br />

Praktische Implementation<br />

Abb. 144: Zitadelle mit Blick auf Iskanderya im gesamtstädtischen Kontext mit Blick Richtung Norden, gerendert<br />

(eigene Darstellung)<br />

183


184<br />

Praktische Implementation<br />

Abb. 145: Zitadelle mit Blick auf Iskanderya, gerendert (eigene Darstellung)<br />

15.3 Dokumentation der Arbeitsschritte<br />

Der folgende Abschnitt beschreibt die Arbeitsschritte zur Erstellung des <strong>3D</strong>-Stadtmodells <strong>für</strong><br />

die Stadt Zabid mit Hilfe des Programms Google SketchUp. Außerdem wurden die Programme<br />

Autodesk AutoCAD sowie Adobe Photoshop zur Bearbeitung der vorhandenen<br />

Datengrundlagen verwendet.<br />

15.3.1 Erstellung des LOD1 Modells<br />

Um die in Kap. 13.3 erläuterten Grundlagendaten in Google SketchUp verwenden zu können,<br />

musste das in AutoCAD dargestellte Kartenmaterial, welches im DWG-Format vorlag,<br />

bearbeitet werden. Die Daten der Conservation Maps der GIZ liefern den Grundriss aller<br />

Gebäude Zabids innerhalb der Stadtmauern. Das Augenmerk zur Erstellung des LOD1 Modells<br />

lag auf den groben Umrissen der Gebäudeblöcke, um private <strong>von</strong> öffentlichen Bereichen


Praktische Implementation<br />

differenzieren zu können. Weiterhin sind in der Grundlagenkarte alle Moscheen, Koranschulen<br />

und Hamams verzeichnet. Ein wichtiges Detail zur Erstellung des Grundmodells war ebenfalls,<br />

dass nur Gebäude berücksichtigt wurden, welche „legal“, d. h. mit Baugenehmigung vor 1960<br />

errichtet wurden. Diese Information befand sich auf einer separaten Ebene der Ausgangskarte.<br />

Abb. 146: Grundriss der Stadt Zabid mit allen dargestellten Layern (eigene Darstellung)<br />

Mit Google SketchUp der Version 7 ist es möglich, DWG-Dateien in SketchUp zu importieren.<br />

Das weitere Modell wurde anschließend in der aktuellsten Version <strong>von</strong> Google SketchUp, der<br />

Version 8 erstellt. Nachdem der Grundlagenplan im DWG-Format in Google SketchUp geladen<br />

wurde, mussten die einzelnen Layer bearbeitet werden. Die verwendbaren Daten blieben im<br />

Modell vorhanden, alle anderen Layer wurden aufgrund des ansonsten zu groß werdenden<br />

Datenumfangs gelöscht.<br />

Durch das Importieren einer DWG-Datei in Google SketchUp 7 konnten <strong>für</strong> das Modell<br />

relevante Linien einzeln angewählt und verändert werden, was zu einer hohen Zeitersparnis<br />

beim Schließen der Gebäudeflächen beitrug.<br />

185


186<br />

Praktische Implementation<br />

Abb. 147: Grundriss der Stadt Zabid mit allen sichtbaren Layern (eigene Darstellung)<br />

Abb. 148: Benötigte Layer (eigene Darstellung)<br />

Im nächsten Schritt wurden Grundrisse der Häuserblocks mit dem Werkzeug „Stift“ umrandet<br />

und anschließend mit dem Werkzeug „Drücken / Ziehen“ in die dreidimensionale Ebene<br />

extrudiert.


Praktische Implementation<br />

Da die Gebäudehöhen in den einzelnen Blocks trotz der eingeschossigen Bauweise etwas<br />

variieren, wurde als Ausgangswert eine Gebäudehöhe <strong>von</strong> vier Metern eingestellt.<br />

Abb. 149: Umrandeter Block (eigene Darstellung)<br />

Die hellblau dargestellten Flächen liegen mit der Innenseite nach oben im Modell. Um spätere<br />

Komplikationen bei der Darstellung und Texturierung zu vermeiden, mussten alle hellblauen<br />

Flächen mit der Funktion „Flächen umkehren“ zunächst auf die Außen-Seite gedreht werden.<br />

187


188<br />

Praktische Implementation<br />

Abb. 150: Flächen umkehren (eigene Darstellung)<br />

Abb. 151: <strong>3D</strong>-Körper nach dem Extrudieren (eigene Darstellung)<br />

Hat man sämtliche Gebäudeblöcke extrudiert erhält man ein erstes Kubaturenmodell <strong>von</strong><br />

Zabid in der Stufe LOD1. (vgl. Kap.13)<br />

In der LOD1 Stufe <strong>von</strong> Zabid sind weiterhin Standorte <strong>von</strong> Moscheen, Koranschulen sowie<br />

Hamams farblich markiert. Um Elemente ein- und ausblenden zu können, muss während aller


Praktische Implementation<br />

Arbeitsschritte darauf geachtet werden, Flächen und Linien im gewünschten Layer zu<br />

platzieren. Erfolgt dies nicht, kommt es später zu Komplikationen, wenn einzelne<br />

Gebäudebereiche, wie zum Beispiel alle religiösen Gebäude, ein- oder ausgeblendet werden<br />

sollen.<br />

Abb. 152: LOD1 der Stadt Zabid (eigene Darstellung)<br />

15.3.2 Erstellung des LOD2 Modells<br />

Da Zabid mehr als 2.000 Gebäude besitzt, ist ein LOD2 Modell <strong>für</strong> die Gesamtstadt nicht<br />

angedacht. Vielmehr sollen an dieser Stelle die Landmarks näher ausformuliert werden. Zum<br />

Teil ließ die Datenbasis nur eine Darstellung im LOD2 zu.<br />

Grundsätzlich wird bei der Erstellung eines <strong>3D</strong>-Körpers im LOD2 eine Texturierung<br />

vorgenommen. Beispielhaft <strong>für</strong> Zabid soll ein typisches Thiama Wohnhaus im LOD2 werden.<br />

Als Datenbasis dient ein Häusergrundriss <strong>von</strong> Kerstin Böhler, die eine Masterarbeit zum Thema<br />

„Revitalisierung <strong>von</strong> Zabid“ erstellt hat. Frau Böhler stellte ebenfalls die Fotos zur<br />

Fassadentextur zur Verfügung.<br />

189


190<br />

Praktische Implementation<br />

Abb. 153: Gebäudegrundriss eines einfachen Wohnhauses in Zabid (Böhler 2007)<br />

Abb. 154: Gebäude im LOD1 (eigene Darstellung)


Abb. 155: Frontansicht eines Wohnhauses in Zabid (Böhler 2007)<br />

Praktische Implementation<br />

Ein Foto der Fassade des Gebäudes wurde mit dem Programm Adobe Photoshop entzerrt, um<br />

es schließlich an das Modell angepasst auf die Flächen aufzubringen. Zum Teil war es<br />

notwendig, einzelne Bereiche mit dem Retuschierpinsel in Adobe Photoshop zu bearbeiten,<br />

um störende Elemente wie beispielsweise Palmblätter, Schatten oder Ecken der im<br />

Vordergrund stehenden Liege zu entfernen. Nach der Entzerrung und Bearbeitung konnte die<br />

Textur in Google SketchUp verwendet werden, indem sie als Textur in das Modell geladen und<br />

alle gewünschten Flächen mit ihr einfärbt wurden. Dabei ist zu beachten, dass Texturen nicht<br />

automatisch auf die Flächen angepasst werden. Man muss sie mittels der Funktion „Textur<br />

bearbeiten“ manuell einstellen und anschließend im Modell selbst platzieren.<br />

191


192<br />

Praktische Implementation<br />

Abb. 156: Mit Adobe Photoshop entzerrte und retuschierte Fassade (eigene Darstellung)<br />

Weiterhin besteht die Möglichkeit, die Palme auf dem Foto durch eine entsprechende Palme<br />

des Google SketchUp Warehouse zu ersetzen. Die Arbeit mit Google SketchUp lässt sich<br />

wesentlich vereinfachen, indem man beim Modellieren auf Teile des Google Warehouse<br />

zurückgreift. Unter der Web-Adresse:<br />

http://SketchUp.google.com/3dwarehouse ist es möglich, in einer Datenbank nach schon<br />

vorhandenen Gebäuden oder Gebäudeteilen zu suchen. Hilfreich ist die Datenbank ebenfalls<br />

bei der Suche nach Mobiliar und Pflanzen.


Abb. 157: Texturiertes Gebäude mit Palme aus dem Warehouse (eigene Darstellung)<br />

Praktische Implementation<br />

Die beschriebenen Schritte zeigen den Verlauf einer Kubatur im LOD1 bis zum fertig<br />

texturierten LOD2 Modell.<br />

15.3.3 Erstellung des LOD3 Modells<br />

In diesem Abschnitt wird die detaillierte Modellierung verschiedener Moscheen und des<br />

Stadttores Bab al Quturb in Zabid beschrieben. Als Grundlage zur Erstellung des LOD3 Modells<br />

dienen die Bildgrundlagen, welche <strong>von</strong> der GIZ zur Verfügung gestellt wurden. Die<br />

vorhandenen Bilder zeigen die Moschee und der Stadttore in verschiedenen Ansichten.<br />

Fehlten Ansichten <strong>von</strong> den Seiten oder <strong>von</strong> der Rückseite wurden sie ähnlich des verfügbaren<br />

Materials gestaltet.<br />

193


194<br />

Praktische Implementation<br />

Abb. 158: Iskanderya (GIZ)<br />

Abb. 159: Iskanderya in SketchUp (eigene Darstellung)


Abb. 160: Frontansicht Bab al Quturb (GIZ)<br />

Abb. 161: Frontansicht Bab al Quturb in Google SketchUp (eigene Darstellung)<br />

Praktische Implementation<br />

Um den Suq detailliert zu modellieren dienten Fassadenpläne als Grundlage, welche als JPG-<br />

Bilddatei vorhanden waren. Diese Fassaden wurden in Google SketchUp nachgezeichnet und<br />

als Komponenten zunächst auf die Fassaden gelegt. Um ein realitätsnahes Bild zu erstellen<br />

mussten die Komponenten mit dem Modell verschnitten werden um sie anschließend mit dem<br />

„Drücken/ Ziehen“ Werkzeug anzupassen. Da es kein ausreichendes Bildmaterial zu den<br />

Fassaden des Suqs gibt, wurden die Gebäude nach freiem Empfinden eingefärbt. Das<br />

entstandene Modell entspricht somit nicht exakt der Realität, kann aber dazu verwendet<br />

werden, um Sichtbeziehungen und Größendimensionen im Straßenraum zu verdeutlichen.<br />

195


196<br />

Praktische Implementation<br />

Abb. 162: Frontansichten des Suq (GIZ)<br />

Abb. 163: Erstellte Komponenten der Frontansichten des Suq (eigene Darstellung)


Abb. 164: modellierter und eingefärbter Bereich (eigene Darstellung)<br />

Praktische Implementation<br />

Sind alle gewünschten Gebäude im LOD3 modelliert worden, wird ein Gesamtmodell erstellt.<br />

Hierzu werden alle einzeln angefertigten Gebäude sowie der Suq in das Gesamtmodell auf der<br />

LOD1-Ebene importiert und auf den vorgesehenen Flächen platziert.<br />

Um zu große Datenmengen zu vermeiden, wurden alle Gebäude zunächst in separaten Dateien<br />

erstellt. Diese wurden schließlich zum Grundmodell hinzugefügt unter Beachtung der<br />

separaten Layer. Hierzu mussten die Gebäude zunächst gruppiert werden, um die einzelnen<br />

Objekte im Ganzen bewegen zu können. Somit konnten die Objekte mit dem „Verschieben“-<br />

Werkzeug an ihre gewünschte Position gebracht werden.<br />

Bei der Texturierung der einzelnen Gebäude wurden zum Teil nur einfache Farbkomponenten<br />

verwendet, welche dem Gebäude in der Realität ähnlich sind, da nicht <strong>von</strong> allen Gebäuden<br />

Rundum-Ansichten verfügbar waren. Weiterhin wurde auf die ornamentreiche Verzierung der<br />

Fassaden weitestgehend verzichtet, da dies <strong>für</strong> den Rahmen dieser Diplomarbeit zu aufwendig<br />

wäre. Außerdem sind Fassadendetails <strong>für</strong> die Verwendung des Modells in Projekten zur<br />

Beteiligung der Bevölkerung nicht relevant.<br />

197


198<br />

Praktische Implementation


16 Workflow und Bewertung <strong>für</strong> Shibam und Zabid<br />

Praktische Implementation<br />

Beim <strong>Einsatz</strong> <strong>von</strong> <strong>3D</strong>-Modellen im <strong>Partizipationsverfahren</strong> ist es allein mit der Erstellung des<br />

Ausgangsmodells nicht getan. Häufig müssen Modelle aktualisiert werden z.B. als Ergebnis <strong>von</strong><br />

Workshops, Verbesserungsvorschlägen oder entwickelten Planungsalternativen. Dies<br />

bedeutet, dass es vorteilhaft ist, einen klar definierten Workflow festzulegen, um jederzeit mit<br />

einem minimalen Zeitaufwand zum gewünschten Ergebnis zu gelangen. Deshalb wird im<br />

Folgenden auf Grundlage der Erarbeitung der <strong>3D</strong>-Stadtmodelle Shibam und Zabid ein all-<br />

gemeiner Workflow erläutert, um dieses Ziel möglichst effizient umzusetzen.<br />

16.1 Workflow <strong>für</strong> Shibam und Zabid<br />

Bevor man mit dem eigentlichen Modellieren beginnt, ist es notwendig, dass die Anforderung<br />

an das Modell definiert werden, die sich aus dem späteren Anwendungsfeld ergeben. Es ist der<br />

gewünschte Detaillierungsgrad (LOD-Stufen) festzulegen. Es sollte nur der <strong>für</strong> das gewünschte<br />

<strong>Einsatz</strong>gebiet minimal benötigte Detaillierungsgrad verwendet werden. Gleichzeitig sollte das<br />

Modell die Möglichkeit einer späteren Verfeinerung zulassen.<br />

Bei der Bearbeitung der Ausgangsdaten (sowohl Bilddaten als auch Plangrundlagen) sollte<br />

darauf geachtet werden, dass diese <strong>für</strong> die endgültige Nutzung verwendet werden können, da<br />

spätere Nachbesserung meist sehr zeitaufwendig sind.<br />

Bei der Erstellung der <strong>3D</strong>-Modelle mit Google SketchUp sollten die Funktionen des Programms<br />

möglichst effizient genutzt werden. Neben der allgemeinen Werkzeugpalette verfügt Google<br />

SketchUp über eine Reihe <strong>von</strong> Funktionalitäten, die die Arbeit erheblich vereinfachen können<br />

und zeitsparend sind. Im Rahmen der Erstellung der <strong>3D</strong>- Modelle <strong>für</strong> Shibam und Zabid waren<br />

diese insbesondere:<br />

Verwendung <strong>von</strong> Tastaturkürzeln<br />

Durch Zuweisen <strong>von</strong> Tastaturkürzeln können häufige Wechsel zwischen Werkzeugen verkürzt<br />

und unnötige Mausklicks vermieden werden.<br />

199


200<br />

Praktische Implementation<br />

Abb. 165: Voreinstellungen zur Verwendung <strong>von</strong> Tastenkürzeln (eigene Darstellung)<br />

Verwendung des Referenzsystems<br />

Google SketchUp bietet ein umfangreiches Referenzsystem, das ermöglicht, beim Erstellen <strong>von</strong><br />

Linien und Flächen auf bereits existierende Objekte zu verweisen und gewünschte Eigen-<br />

schaften wie Höhe, Länge oder Winkel zu übernehmen.<br />

Bildung <strong>von</strong> Komponenten <strong>für</strong> häufig verwendete Objekte<br />

Wie bereits im Abschnitt 16.1 erläutert, können häufig verwendete Objekte wie z.B.<br />

Fensterformen oder Fassaden als Komponenten eingebunden werden. Dies spart Speicherplatz<br />

und lässt eine nachträgliche Bearbeitung gleichartiger Objekte zu.<br />

Erweiterungen (Plug-Ins)<br />

Zu Google SketchUp gibt es eine Vielzahl, häufig kostenloser, Erweiterungen, mit denen dem<br />

Programm bestimmte Funktionalitäten hinzugefügt werden können. So können mit<br />

„MakeFaces“ alle geschlossenen Liniensysteme automatisch mit Flächen gefüllt werden oder<br />

mit „JointPushPull“ können mehrere Flächen gleichzeitig extrudiert werden.<br />

Zu den verwendeten Plug-Ins zur Erstellung der <strong>3D</strong>-Stadtmodelle gehören<br />

- „Make Faces“ erkennt geschlossene Liniensysteme und füllt diese als Flächen


- „JointPushPull“ erleichtert das Extrudieren mehrerer Flächen gleichzeitig<br />

- „Podium“ kann zur Erstelleng <strong>von</strong> gerenderten Ansichten genutzt werden<br />

Abb. 166: Internetseite zum Herunterladen <strong>von</strong> Plug-Ins (crai.archi 2012, online)<br />

Nutzen des Ebenensystems zur thematischen Abgrenzung<br />

Praktische Implementation<br />

Soweit wie möglich, sollten thematisch gruppierte Objekte in eigenen Ebenen abgelegt<br />

werden. So könnte es mit Hinblick auf spätere Darstellungsziele sinnvoll sein, bereits<br />

restaurierte Gebäude in einer getrennten Ebene zu speichern als noch zu renovierende<br />

Häuser.<br />

16.2 Bewertung<br />

Im Anschluss erfolgt die Bewertung <strong>für</strong> das Erstellen der <strong>3D</strong>-Stadtmodelle <strong>von</strong> Shibam und<br />

Zabid mit der Modellierungssoftware Google-SketchUp. Wie bereits beschrieben ist der<br />

Modellierungsprozess <strong>für</strong> beide Stadtmodelle analog. Daher kann eine gemeinsame<br />

Bewertung <strong>für</strong> die Handhabung der Software abgegeben werden.<br />

Wie bereits in Kap. 10.1.1 beschrieben wurde, handelt es sich bei Google SketchUp um ein<br />

leicht zu erlernendes Programm, was sich bei der praktischen Umsetzung bestätigte. Trotz der<br />

Vorteile, die das Programm bietet, gibt es auch verschiedene Schwachstellen. So muss z.B. bei<br />

der Arbeit mit verschiedenen Ebenen akribisch darauf geachtet werden, dass man auf dem<br />

richtigen Layer arbeitet, da ein nachträgliches verschieben der Flächen zwischen einzelnen<br />

Layern zwar grundsätzlich möglich ist, aber sehr zeitintensiv, da man die Flächen und Linien<br />

zum Verschieben alle einzeln angewählt werden müssen. Eine weitere Schwierigkeit beim<br />

201


202<br />

Praktische Implementation<br />

Arbeiten mit verschiedenen Layern ist, dass sich Flächen in einzelnen Elementen<br />

überschneiden. So zum Beispiel wenn zwei direkt aneinander grenzende Gebäude auf<br />

verschiedenen Layern liegen, sich aber eine Wand teilen. Möchte man nun einen der beiden<br />

Layer ausschalten, so fehlt einem der beiden Gebäude eine Wand. Darüber hinaus kann<br />

Google-SketchUp die Wand mit beiden Layern nicht genau zuordnen und legt beide Gebäude<br />

nochmals auf einem separaten Layer ab. So erhält man schlussendlich eine Fläche welche<br />

gleichzeitig auf zwei aktiven Layern abgelegt ist.<br />

Darüber hinaus ist die Präzision des Programms ein weiterer Schwachpunkt. Dies zeigt sich vor<br />

allem beim Platzieren einzelner Objekte, da es sich teilweise als sehr schwierig erwies, diese<br />

millimeter-genau an der gewünschten Stelle zu platzieren. Sichtbar wird dies auch beim<br />

Zeichnen <strong>von</strong> Linien, die eine geschlossene Fläche bilden sollen, da es immer wieder passieren<br />

kann, dass sich einzelne Flächen nicht schließen lassen. Ursache ist meist, dass die<br />

geometrische Struktur an einer Stelle eine winzig kleine Lücke aufweist, die in der normalen<br />

Vergrößerung nicht sichtbar ist.<br />

Die Tatsache, dass Google SketchUp bzw. der verwendete Rechner Probleme mit großen<br />

Datenmengen haben kann, stellt ein weiteres Problem dar. Je nach Rechnerleistung lassen sich<br />

komplexe Modelle, deren Dateigröße einen zweistelligen Megabyte-Bereich erreicht hat, nur<br />

noch schwer bearbeiten, da das Programm aufgrund des benötigten Arbeitsspeichers<br />

wesentlich langsamer wird. Insbesondere <strong>für</strong> den <strong>Einsatz</strong>ort im Jemen spielt dies eine wichtige<br />

Rolle, da die technische Ausstattung vor Ort nicht zwangsläufig auf dem neusten Stand ist.<br />

In Bezug auf das Thema Dateigröße, hatte man bei der Erstellung des <strong>3D</strong>-Stadtmodells <strong>von</strong><br />

Zabid nur geringe Schwierigkeiten, da der meist der kleinstmögliche Detailierungsgrad zur<br />

Erstellung des Modells verwendet wurde (LOD1 oder LOD2). Die Leistungsfähigkeit des<br />

Programms ließ erst bei dem Zusammensetzen des gesamtstädtischen Modells mitsamt Points<br />

of Interest nach beziehungsweise bei der Implementierung in Google Earth.<br />

Bei der Erstellung <strong>von</strong> Flächen kann es passieren, dass Flächen „verkehrt herum“ orientiert<br />

sind, ohne dass dies gewünscht ist. Google SketchUp unterscheidet zwischen Innen- und<br />

Außenflächen <strong>von</strong> Gebäuden und versieht diese mit unterschiedlichen Texturen. In diesem Fall<br />

müssen die entsprechenden Flächen im Nachhinein manuell gedreht werden, was einen<br />

größeren Zeitaufwand mit sich bringt.<br />

Trotz dieser Mängel überwiegen die positiven Eigenschaften <strong>von</strong> Google SketchUp eindeutig<br />

und das Programm erfüllt die <strong>für</strong> den geplanten <strong>Einsatz</strong> gewünschten Anforderungen wie<br />

einfache Bedienbarkeit, nachträgliche Modifizierbarkeit und dass es sich um kostenlose und<br />

frei zugängliche Software handelt. Zwar darf nicht außer Acht gelassen werden, dass der


Praktische Implementation<br />

Modellierungsprozess trotz eines optimierten Workflows je nach Detaillierungsgrad einen<br />

erheblichen Zeitaufwand bedeutet, dennoch handelt es sich bei der Modellierung mit Google<br />

SketchUp um eine einfache und effiziente Art der digitalen <strong>3D</strong>-Stadtmodellierung.<br />

203


204<br />

Praktische Implementation


IV. Konzeptioneller Ansatz<br />

Konzeptioneller Ansatz<br />

205


206<br />

Konzeptioneller Ansatz


17 Konzeptioneller Ansatz zum <strong>Einsatz</strong> der <strong>3D</strong>-Modelle im<br />

<strong>Partizipationsverfahren</strong> im Jemen<br />

Konzeptioneller Ansatz<br />

Im Folgenden soll ein Ansatz entwickelt werden, wie die erstellten <strong>3D</strong>-Modelle im Rahmen der<br />

Aktivitäten des MEDINA-Projektes bzw. weiterer Projekte zum <strong>Einsatz</strong> kommen können.<br />

Gemäß Kap. 9.2 können die <strong>Einsatz</strong>varianten <strong>von</strong> <strong>3D</strong>-Modellen beispielhaft in vier Fälle<br />

aufgeteilt werden, die sich anhand der Dimensionen IST- ggü. SOLL-Zustand und Partizipation<br />

definieren. Der Fall 3 (IST-Zustandsbeschreibung unter Mitarbeit der Zielgruppe) und der Fall 4<br />

(SOLL-Zustands Entwicklung unter Mitarbeit der Zielgruppe) sind hier im Sinne der<br />

Partizipation bevorzugte <strong>Einsatz</strong>varianten.<br />

Im Ablauf <strong>von</strong> Einzelprojekten, die einen Transformationsaspekt <strong>von</strong> lokaler Bausubstanz<br />

enthalten, gibt es folgende Projektphasen, in denen die <strong>3D</strong>-Modelle zum <strong>Einsatz</strong> kommen<br />

können:<br />

(1) Auswahl eines Zielobjektes<br />

(2) Erfassung und IST-Beschreibung des Zielobjektes<br />

(3) Simulation und Entscheidung über mögliche Planungsalternativen<br />

(4) Präsentation der gewählten Planungsalternative<br />

(5) Überarbeitung und ggf. Neupräsentation des SOLL-Zustandes bei unvorhergesehenen<br />

Abweichungen im Projektablauf<br />

(6) Präsentation <strong>von</strong> Zwischenergebnissen<br />

(7) Präsentation des fertigen Ergebnisses und damit des neuen IST-Zustandes<br />

17.1 <strong>Einsatz</strong>bereich 1 - Auswahl eines Zielobjektes<br />

In Projekten, in denen das Zielobjekt noch nicht feststeht, kann das bereits existierende <strong>3D</strong>-<br />

Modell eine Hilfestellung in Form eines Gesamtüberblickes liefern. Es stellt alle existierenden<br />

Gebäude eines begrenzten Bereiches in ihrer physischen Ausprägung dar und enthält<br />

Informationen über Erhaltungszustand, Anzahl der Stockwerke und weitere Parameter, die <strong>für</strong><br />

eine Auswahl des Zielobjektes entscheidend sein können. Für den Fall, dass das Modell die<br />

aktuelle Situation des Auswahlgebietes nicht exakt wiedergibt z.B. aufgrund zwischenzeitlicher<br />

Veränderungen, so ist zu prüfen, ob der Aufwand einer Neumodellierung des Zielgebietes<br />

sinnvoll ist. Hier sei insbesondere auf den folgenden <strong>Einsatz</strong>bereich zwei verwiesen.<br />

Die Entscheidung über das Zielobjekt im Rahmen <strong>von</strong> Partizipation kann über<br />

unterschiedlichste Instrumente erfolgen. Denkbar sind Bürgerversammlung oder Bürgerforum<br />

207


208<br />

Konzeptioneller Ansatz<br />

als Mittel zur Einbindung eines möglichst großen Ausschnitts der betroffenen Bevölkerung.<br />

Hier könnte die Faustregel gelten, dass je größer die Anzahl der späteren Nutzer des Objektes<br />

ist, desto umfassender sollte das gewählte Instrument der Partizipation sein.<br />

17.2 <strong>Einsatz</strong>bereich 2 - Erfassung und IST-Beschreibung des Zielobjektes<br />

Ist das Zielobjekt wie z.B. ein zu sanierendes Gebäude identifiziert, was idealerweise unter<br />

Einbeziehung der späteren Nutzer des Zielobjektes geschehen sollte, so sollte zunächst mit der<br />

Beschreibung des IST-Zustandes des Objektes begonnen werden. Mit dem im Rahmen dieser<br />

Arbeit entstandenen <strong>3D</strong>-Modell liegt ein flexibles Grundmodell vor, auf dem aufgesetzt<br />

werden kann. Es muss jedoch ein Abgleich mit den tatsächlichen Gegebenheiten, möglichst<br />

unter Einbeziehung der Bevölkerung, erfolgen. So kann durch eine zwischenzeitliche<br />

Verschlechterung des Zustandes der Bausubstanz der IST-Zustand <strong>von</strong> der Darstellung im<br />

existierenden Modell abweichen. Es besteht zudem die Möglichkeit, dass das existierende<br />

Modell in einzelnen Details fehlerhaft ist oder der Detaillierungsgrad (Level of Detail) <strong>für</strong> das<br />

Projektvorhaben unzureichend ist.<br />

Beim Abgleich des existierenden Modells mit dem Zustand des Zielobjektes ist der runde Tisch<br />

als Partizipationsinstrument zu empfehlen. Es sollten sich ehemalige Bewohner des Objektes,<br />

zukünftige Nutzer, lokale Fachkräfte wie z.B. Handwerker, lokale Politiker und die Mittler<br />

zusammensetzen um gemeinsam den IST-Zustand zu beschreiben. Neben strukturellen<br />

Informationen über z.B. Statik und verwendetes Baumaterial im Zielobjekt sollte das Ergebnis<br />

dieser Phase ein überarbeitetes <strong>3D</strong>-Modell des IST-Zustands sein. In der genannten<br />

Kategorisierung handelt es sich somit um den Fall 3 des <strong>Einsatz</strong>es eines <strong>3D</strong>-Modells.<br />

17.3 <strong>Einsatz</strong>bereich 3 - Simulation und Entscheidung über mögliche<br />

Planungsalternativen<br />

Die nächste <strong>Einsatz</strong>möglichkeit des <strong>3D</strong>-Modells entlang des Projektzyklus ist die Simulation <strong>von</strong><br />

möglichen Planungsalternativen des Zielobjektes. Beinhalten mögliche Planungsalternativen<br />

eine visuelle Komponente, so kann das <strong>3D</strong>-Modell einen Eindruck <strong>von</strong> den Auswirkungen der<br />

jeweiligen Entscheidung bieten. Als Beispiel könnte die Entscheidung über die Anzahl der zu<br />

bauenden Stockwerke eines Gebäudes sein. Für jede gewünschte Alternative könnte das<br />

existierende IST-Modell des Gebäudes in einen SOLL-Zustand mit entsprechender Anzahl <strong>von</strong><br />

Stockwerken überführt werden. Anhand der Simulation lässt sich nun u.a. beurteilen, wie sich<br />

das Gebäude in den existierenden Straßenzug eingliedert oder welche möglichen Schatten im<br />

Tagesverlauf geworfen werden.


Konzeptioneller Ansatz<br />

Ein anderes Beispiel wäre die Wahl eines Materials <strong>für</strong> den Putz eines Gebäudes. Neben der<br />

Verwendung <strong>von</strong> lokalen Rohstoffen und Berücksichtigung der Gesamtkosten könnten auch<br />

optische Überlegungen eine Rolle spielen. Die visuellen Auswirkungen verschiedener<br />

Materialien lassen sich mit dem <strong>3D</strong>-Modell gut simulieren.<br />

Das in diesem <strong>Einsatz</strong>bereich zu empfehlende Partizipationsinstrument ist der Planungsbeirat.<br />

Vertreter der einzelnen Interessengruppen sollte es möglich sein, Vorschläge <strong>für</strong> mögliche<br />

Planungsalternativen zu machen.<br />

Der Planungsbeirat sollte als Vertretung der Interessengruppen auch maßgebliche<br />

Entscheidungen über die Wahl der gewünschten Ziel-Alternative treffen können. Ist dies<br />

sichergestellt, so handelt es sich hierbei um den Fall 4 des <strong>Einsatz</strong>es eines <strong>3D</strong>-Modells.<br />

17.4 <strong>Einsatz</strong>bereich 4 - Präsentation der gewählten Planungsalternative<br />

Wurden alle relevanten Entscheidungen über den Zielzustand des Objektes getroffen, so ist<br />

dies in einem abschließenden SOLL-Modell festzuhalten. Es empfiehlt sich der Bevölkerung die<br />

Ergebnisse der Planungsphase in Form eines Projektplans vorzustellen. In diesem<br />

Zusammenhang kann das <strong>3D</strong>-Modell als Darstellung des Ziel-Zustandes genutzt werden.<br />

Didaktisch empfiehlt es sich, den IST-Zustand und den Soll-Zustand gegenüber zu stellen, damit<br />

der Zielgruppe das Ausmaß des Planungsprozesses bewusst wird. In größeren oder<br />

längerfristigen Projekten kann auch die Visualisierung <strong>von</strong> Zwischenschritten der Trans-<br />

formation sinnvoll sein. Darüber hinaus kann in Projekten, die eine Umnutzung des Ziel-<br />

objektes beinhalten, mit Hilfe <strong>von</strong> thematischen <strong>3D</strong>-Karten die Einbindung des Objektes in die<br />

existierende Struktur der Umgebung aufgezeigt werden.<br />

Das geeignete Instrument der Partizipation zur Präsentation des Projektplans ist die<br />

Bürgerversammlung. An ihr können alle Bürger der unterschiedlichen Interessengruppe<br />

teilnehmen und damit auch Information über die Entscheidungen des sie vertretenden<br />

Planungsbeirats erlangen.<br />

Der Aufgabe des Versammlungsleiters kommt eine hohe Bedeutung zu. Er muss stringent<br />

durch die Versammlung führen und den Projektplan <strong>für</strong> jeden verständlich erklären.<br />

Gleichzeitig muss es jedoch die Möglichkeit <strong>für</strong> Fragen und Vorschläge der Bürger geben.<br />

Äußert sich klare Kritik an dem vorgestellten Planungsziel, so muss diese berücksichtigt<br />

werden. Je nach Ausmaß des Feedbacks der Bevölkerung und der Möglichkeit des<br />

Planungsteams, diese zu berücksichtigen kann es sich hier um Fall 2 oder Fall 4 des <strong>Einsatz</strong>es<br />

eines <strong>3D</strong>-Modells handeln.<br />

209


210<br />

Konzeptioneller Ansatz<br />

17.5 <strong>Einsatz</strong>bereich 5 - Überarbeitung und ggf. Neupräsentation des SOLL-<br />

Zustandes bei unvorhergesehenen Abweichungen im Projektablauf<br />

Kommt es im Laufe des Projekts zu unvorhergesehenen Abweichungen wie<br />

Budgetüberschreitungen, Nichtverfügbarkeit <strong>von</strong> Baumaterial oder anderen Ereignissen, die<br />

eine teilweise Neuplanung erfordern, so kann der <strong>Einsatz</strong> des <strong>3D</strong>-Modells analog zum<br />

<strong>Einsatz</strong>bereich 2 Entscheidungshilfen liefern. Das zu wählende Instrument der Partizipation<br />

sollte auch hier der Planungsbeirat sein, möglichst in der gleichen Zusammensetzung wie in<br />

der ursprünglichen Planungsphase, um eine Konsistenz der Entscheidungen sicherzustellen.<br />

Auch hier liegt dann Fall 4 des <strong>Einsatz</strong>es eines <strong>3D</strong>-Modells vor.<br />

Gegebenenfalls sollte bei elementaren Änderungen eine erneute Bürgerversammlung<br />

einberufen werden, um eine Transparenz des Prozesses sicherzustellen. Eine Abweichung des<br />

Zielzustandes vom zunächst präsentierten Modell kann zu Verunsicherung der Bevölkerung<br />

und zu Vertrauensverlust führen. Dabei ist unerheblich, ob das Ereignis, das eine Neuplanung<br />

erforderlich machte, vom Planungsteam zu vertreten ist oder nicht. Die Wahl der<br />

Präsentationsform sollte sich an der zuvor gewählten Darstellung orientieren. Zumeist liegt<br />

hier der Fall 2 des <strong>Einsatz</strong>es eines <strong>3D</strong>-Modells vor.<br />

17.6 <strong>Einsatz</strong>bereich 6 - Präsentation <strong>von</strong> Zwischenergebnissen<br />

Es kann sinnvoll sein, Zwischenergebnisse zu präsentieren, insbesondere wenn sich die<br />

Planungsarbeiten über einen längeren Zeitraum erstrecken.<br />

Die zu wählende Form ist hier individuell zu entscheiden. In kürzeren Projekten kann dies<br />

durch einen Aushang erfolgen, bei längerfristigen Projekten oder solchen, die ein hohes<br />

Interesse der Bevölkerung genießen, kann auch eine erneute Bürgerversammlung einberufen<br />

werden. Neben Fotos vom Baufortschritt sollte das <strong>3D</strong>-Modell des aktuellen IST-Zustandes<br />

gezeigt werden. Auch hier kann es didaktisch sinnvoll sein, den Ausgangszustand sowie den<br />

Zielzustand ebenfalls zu zeigen, um eine visuell nachvollziehbare Beschreibung des<br />

Planungsfortschrittes<br />

In den meisten Fällen wird es sich hier, nicht zuletzt aus Zeitgründen, um den Fall 1 des<br />

<strong>Einsatz</strong>es eines <strong>3D</strong>-Modells handeln. Es ist denkbar, dass die an der Transformation beteiligten<br />

lokalen Akteure im Rahmen eines Planungsbeirates oder eines runden Tisches an der<br />

Beschreibung des aktuellen Zwischenzustandes mitwirken. In diesem Fall würde der Fall 3<br />

vorliegen. Dies sollte aber nur erfolgen, wenn die positiven Auswirkungen den zeitlichen und<br />

kostenwirksamen Mehraufwand übersteigen.


Konzeptioneller Ansatz<br />

17.7 <strong>Einsatz</strong>bereich 7 - Präsentation des fertigen Ergebnisses und damit des<br />

neuen IST-Zustandes<br />

Die Präsentation der abgeschlossenen Planung sollte eine Begehung des Zielobjektes<br />

beinhalten. Es empfiehlt sich jedoch zur Stärkung des Selbstbewusstseins und des<br />

Verständnisses <strong>für</strong> demokratische Prozesse der Bevölkerung auch eine rückblickende<br />

Präsentation des Planungsprozesses anzubieten. Dies gilt umso mehr beim <strong>Einsatz</strong> <strong>von</strong> lokalen<br />

Fachkräften, Rohmaterial und Know-How. Das zentrale Element sind zumeist Fotos vom<br />

Baufortschritt. Das <strong>3D</strong>-Modell kann hier zusätzliche Darstellungsmöglichkeiten bieten,<br />

insbesondere bei Blickwinkeln, die nicht oder nicht ohne weiteres photographisch festzuhalten<br />

sind wie Luftaufnahmen oder als Kameraflug durch das Gebäude.<br />

Hier handelt es sich ähnlich wie bei der Präsentation <strong>von</strong> Zwischenergebnissen zumeist um den<br />

Fall 1 des <strong>Einsatz</strong>es eines <strong>3D</strong>-Modells. Das zu wählende Instrument der Partizipation sollte das<br />

gleiche Instrument wie bei der Präsentation des SOLL-Zustandes sein.<br />

Wichtig ist die Erstellung des finalen <strong>3D</strong>-Modelles auch deshalb, weil es mit dem Abschluss<br />

eines Projektzyklus die Datengrundlage <strong>für</strong> neue Projekte liefert. Im Rahmen der finalen<br />

Evaluation des Projektes ist zudem festzustellen, ob Verbesserungsmöglichkeiten beim <strong>Einsatz</strong><br />

des <strong>3D</strong>-Modells bestehen. Im Sinne eines effizienten Workflows gemäß, sollten Erkenntnisse<br />

eines Projektes auf zukünftige Projekte übertragen werden. Als Beispiele <strong>für</strong> einen<br />

Anwendungsfehler ist hier ein zu niedriger oder zu hoher Detaillierungsgrad zu nennen.<br />

Ersteres kann zu Fehleinschätzungen bei der Wahl <strong>von</strong> Planungsalternativen im <strong>Einsatz</strong>bereich<br />

3 führen. Ein zu hoher Detaillierungsgrad, soweit er bei der Erfassung im <strong>Einsatz</strong>bereich 2 zu<br />

modellieren ist, kann das Projekt aufgrund des damit verbundenen Zeitaufwandes verzögern.<br />

17.7.1 Beispielhafte <strong>Einsatz</strong>möglichkeit des <strong>3D</strong>-Stadtmodells <strong>von</strong> Shibam<br />

Projekttitel<br />

Einrichtung eines Ladenlokals zum Vertrieb regionaler Produkte unter Einbeziehung eines<br />

Gebäudes im historischen Suq in Shibam.<br />

Hintergrund<br />

Im Zuge der Projektarbeit der GIZ in Shibam wurden die Oasengärten vor der Stadt<br />

revitalisiert, der Suq wurde verlegt und es wurden Handarbeitskurse <strong>für</strong> Frauen ins Leben<br />

gerufen.<br />

211


212<br />

Konzeptioneller Ansatz<br />

Ziel des Beispiel-Projektes ist die Eröffnung eines Ladenlokals im historischen Suq, in dem die<br />

gewonnenen Produkte aus den Handarbeitskursen sowie die Erträge der Oasengärten<br />

vertrieben werden sollen.<br />

Beteiligungsverfahren<br />

u.a. Bürgerversammlung (vgl. 8.5).<br />

Inhalt und Ablauf<br />

Erster Schritt des Projektes ist die Durchführung einer Bürgerversammlung, bei der alle<br />

Beteiligten (regionale Bauern, Frauengruppen und alle engagierten Bürger) über das Projekt in<br />

Kenntnis gesetzt werden sollen und die Möglichkeit haben, Anregungen und Kritik zu äußern.<br />

Im Rahmen der Versammlung oder mit Hilfe eines Planungsbeirats kann die Entscheidung über<br />

ein geeignetes Objekt gefällt werden. Soweit eine Renovierung des gewählten Lokals nötig ist,<br />

kann mit Hilfe eines Planungsbeirates oder eines runden Tisches die Entscheidung über die<br />

Ausgestaltung und den Ablauf der Renovierungsarbeit getroffen werden. Sowohl bei der<br />

Auswahl des Objektes (vgl. Kap.17.1) als auch bei der Bewertung <strong>von</strong> Auswirkungen der<br />

Renovierungsarbeiten (vgl. Kap. 17.3) kann das <strong>3D</strong>-Modell gemäß dem konzeptionellen Ansatz<br />

genutzt werden.<br />

Bei der Präsentation kommt das erstellte <strong>3D</strong>-Stadtmodell ebenfalls zum <strong>Einsatz</strong>, in dem das<br />

Gebäude im Ist-Zustand sowie im Ziel-Zustand präsentiert wird (vgl. Kap. 16.4). Weiterhin kann<br />

durch die auf das Modell übertragenen thematischen Karten der Zustand des Gebäudes und<br />

die umgebenden Nutzungen aufgezeigt werden.<br />

Vorgabe ist, dass der erwirtschaftete Ertrag der Frauengruppe sowie den zuliefernden Bauern<br />

zugutekommt.<br />

Es erfolgt ein Aushang zum Termin und Thema der Bürgerversammlung im Aushangkasten des<br />

GIZ-Büros in Shibam. Weiterhin werden Einladungen an den regionalen Bauernverband sowie<br />

die Teilnehmerinnen der Handarbeitskurse gesendet.<br />

In einer ersten Bürgerversammlung soll das Projekt unter Zuhilfenahme des <strong>3D</strong>-Modells<br />

vorgestellt werden. Es werden Arbeitsgruppen gebildet, in denen zunächst das <strong>3D</strong>-Modell<br />

angesehen wird und weiterhin eine Auswahl an Vorschlägen <strong>von</strong> geeigneten Gebäuden an die<br />

Hand gegeben wird. Im Anschluss werden die Ergebnisse jeder Arbeitsgruppe gesammelt und<br />

<strong>von</strong> den Projektleitern der GIZ analysiert und bewertet. Eine Woche später wird eine neue<br />

Versammlung angesetzt, in der das ausgewählte Gebäude mit ersten Planungsvorschlägen


Konzeptioneller Ansatz<br />

vorgestellt wird. Die Auswahl des Gebäudes ergibt aus dem Gruppenkonsens. Dabei handelt es<br />

sich um das Gebäude A 123, welches sich in Besitz der AWGAF befindet.<br />

Abb. 167: Auswahlbereich des Suq (eigene Darstellung)<br />

Es wurden im Rahmen der Projektarbeit bereits Sanierungsmaßnahmen durchgeführt, was zu<br />

einem guten architektonischen Gesamtwert beiträgt. Das Haus wird <strong>von</strong> 6-10 Personen<br />

bewohnt. In unmittelbarer Nachbarschaft befinden sich zwei Juweliere, ein Geschäft <strong>für</strong><br />

Computerspiele sowie ein Textilgeschäft. Diese Informationen erschließen sich aus den<br />

vorliegenden thematischen Karten.<br />

Für die Umsetzung des Projektes werden regionale Handwerker beauftragt. Wie schon im<br />

gesamten Projektverlauf der GIZ werden regionale Baustoffe verwendet. In weiteren Ver-<br />

sammlungen wird der konkrete Ablaufplan der Umbaumaßnahmen präsentiert. Parallel hierzu<br />

sollen die Bürger noch einmal beteiligt werden um die Organisation des Ladenlokals selbst in<br />

die Hand zu nehmen und umzusetzen.<br />

In einer abschließenden Versammlung soll das neue Ladenlokal innerhalb des <strong>3D</strong>- Stadtmodells<br />

präsentiert werden. In diesem Zusammenhang muss die Nutzungsänderung in den the-<br />

matischen Karten kenntlich gemacht werden. (vgl. Kap.17.7)<br />

213


214<br />

Konzeptioneller Ansatz<br />

Ziele des Projektträgers<br />

- Bürgerbeteiligung<br />

- regionale Wirtschaftsförderung<br />

- Gleichstellung der Frau<br />

- Identifikation der Bürger mit ihrem Wohnort<br />

Ziele <strong>für</strong> die Teilnehmer<br />

- Eigenverantwortliches Arbeiten<br />

- Aktive Teilnahme an Planungsprozessen<br />

- Schaffung <strong>von</strong> Arbeitsplätzen und Einkommenssteigerung<br />

- Identifikation mit dem eigenen Wohnort<br />

Zeit und Kosten<br />

Zeit- und Opportunitätskosten der Teilnehmer und Projektträger sowie anfallende Kosten des<br />

Umbaus sollen durch Subventionen der Projektträger gedeckt werden. Diese sollen durch<br />

<strong>Einsatz</strong> <strong>von</strong> regionalen Baustoffen sowie die Beschäftigung <strong>von</strong> regionalen Handwerkern auf<br />

ein Minimum begrenzt werden.<br />

Zeitlich soll das Ladenlokal innerhalb <strong>von</strong> drei Monaten instand gesetzt und eröffnet werden.<br />

Zur Überprüfung der erfolgreichen Umsetzung des Projektes müssen die verantwortlichen<br />

Mitarbeiter des Ladenlokals alle sechs Monate Bericht über den Verlauf und der Annahme des<br />

Ladenlokals in der Bevölkerung an die GIZ liefern.<br />

17.7.2 Beispielhafte <strong>Einsatz</strong>möglichkeit des <strong>3D</strong>-Stadtmodells <strong>von</strong> Zabid<br />

Projekttitel<br />

Gemeinschaftshaus <strong>für</strong> Frauen<br />

Hintergrund<br />

Im Rahmen der Übertragung der Projektarbeit <strong>von</strong> Shibam auf Zabid sollen neben der<br />

Revitalisierung des Suqs auch die Eigeninitiative und wirtschaftliche Unabhängigkeit der<br />

Frauen vor Ort gestärkt werden. Hierzu soll im vorliegenden Projektvorschlag ein leer-<br />

stehendes Gebäude im innerstädtischen Suq in ein Gemeinschaftshaus <strong>für</strong> Frauen


Konzeptioneller Ansatz<br />

umgewandelt werden. Im Gemeinschaftshaus können unter Abstimmung mit den Frauen<br />

Handarbeitskurse, Sprach- und Schreibkurse sowie eine Rechtsberatung angeboten werden.<br />

Beteiligungsverfahren<br />

Gemeinwesenarbeit (vgl. Kap.8.5)<br />

Inhalt und Ablauf<br />

Unter dem <strong>Einsatz</strong> des partizipatorischen Instruments der Gemeinwesenarbeit soll eine Hilfe<br />

zur Selbsthilfe gegeben werden. In diesem Projekt bedeutet dies, dass zunächst der<br />

Projektträger Räumlichkeiten, Finanzierung, sowie Beratungsleistungen stellt und eine erste<br />

Versammlung organisiert. Im Folgenden wird die Frauengruppe aktiv, welche mit den<br />

Mitbürgerinnen Wünsche und Bedürfnisse bezüglich der späteren Nutzung des Gebäudes<br />

abstimmt. Die Frauen sollen eigenständig entscheiden, welche Kurse angeboten werden und<br />

wie Weiterbildungsmöglichkeiten vor Ort aussehen könnten.<br />

Der in der ersten Projektlaufzeit gegründete Verein <strong>von</strong> Kaufleuten „Market Association“ kann<br />

den Frauen helfen, ein geeignetes Gebäude im Suq zu finden und sie weiterhin in Fragen der<br />

Gebäudeumnutzung beraten.<br />

Ist ein geeignetes Gebäude gefunden, wird in Absprache mit den Projektpartnern ein<br />

vorläufiger Projektplan entwickelt. Der Projektplan hält alle Planungsaktivitäten fest und dient<br />

dazu, zeitliche Vorgaben zu machen. Weiterhin werden in ihm Zwischentreffen festgelegt, um<br />

in gewissen Zeitabständen über das Planungsvorhaben zu unterrichten. In einer an-<br />

schließenden Versammlung wird der konkrete Projektverlauf anhand des <strong>3D</strong>-Modells <strong>von</strong><br />

Zabid der breiten Bürgerschaft vorgestellt. Der Projektverlauf soll als Simulation des<br />

gewünschten Soll-Zustandes präsentiert werden.<br />

215


216<br />

Konzeptioneller Ansatz<br />

Abb. 168: Übersicht der genutzten und ungenutzten Gebäude des Suq mit Abgrenzung des Bereichs, in dem sich<br />

das Gemeinschaftshaus später befinden soll (GIZ, eigene Darstellung)<br />

Der erste Schritt besteht in der Einladung der Frauengruppe zu einer Versammlung im GIZ-<br />

Büro mit der Bitte, alle interessierten Bürgerinnen über die Teilnahme zu informieren. Parallel<br />

erfolgt ein Aushang im Schaukasten vor dem GIZ-Büro. Die Projektverantwortlichen der GIZ<br />

informieren in der Versammlung die Bürgerinnen über das Projektvorhaben und stellen den<br />

Kontakt zur „Market-Association“ her. Weiterhin werden aus der Frauengruppe zwei<br />

Projektleiterinnen ausgewählt, welche fortan verantwortlich <strong>für</strong> den Projektverlauf und<br />

Ansprechpartner <strong>für</strong> die Bürgerinnen sind. Diese sollen als Planungsbeirat dienen und<br />

gemeinsam mit dem Projektträger, mit Hilfe des <strong>3D</strong>-Modells, das Objekt auswählen (vgl.<br />

Kap.17.1).<br />

Abschließend wird in einer Sitzung mit den Projektverantwortlichen der GIZ und den<br />

Projektleiterinnen ein Termin vereinbart, bei dem das ausgewählte Gebäude sowie die<br />

angebotenen Kurse vorgestellt werden, um einen verbindlichen Projektplan zu entwickeln. Der<br />

Projektplan sieht vor, <strong>für</strong> den Umbau des Gebäudes regionale Handwerker zu beschäftigen<br />

sowie regionale Baustoffe zu verwenden. Nach der Umsetzung des Projektplans wird <strong>von</strong> den<br />

Projektverantwortlichen der GIZ das vorhandene <strong>3D</strong>-Stadtmodell modifiziert, d.h. das<br />

umzunutzende Gebäude wird im Zielzustand dargestellt.<br />

Das <strong>3D</strong>-Modell wird in der abschließenden Versammlung der gesamten Bürgerschaft<br />

präsentiert (vgl. Kap. 17.4)<br />

Ziele der Projektträger<br />

- Stärkung der Rolle der Frau in der Gesellschaft<br />

- Verbesserung des Bildungsstand der Frauen<br />

- Förderung <strong>von</strong> Eigeninitiative


- Förderung der regionalen Wirtschaft<br />

- Schaffung <strong>von</strong> Arbeitsplätzen<br />

Ziele <strong>für</strong> die Teilnehmer<br />

- Aktive Beteiligung der Frauen am Planungsprozess<br />

- Eigenverantwortliches Arbeiten<br />

- Möglichkeiten der Weiterbildung<br />

- Einkommenssteigerung<br />

Zeit und Kosten<br />

Konzeptioneller Ansatz<br />

Opportunitätskosten der Teilnehmer und Projektträger, anfallende Kosten, die durch die<br />

Umnutzung und Umbau des Gebäudes entstehen, sollen durch die Entwicklungsorganisation<br />

subventioniert werden. Durch Beschäftigung lokaler Handwerker und <strong>Einsatz</strong> <strong>von</strong> regionalen<br />

Baumaterialien sollen die Kosten niedrig gehalten werden.<br />

Die angesetzte Projektlaufzeit beträgt 12 Monate.<br />

Ausblick<br />

Bei erfolgreichem Projektverlauf besteht in der Zukunft die Möglichkeit, die Rolle der Frau in<br />

der Gesellschaft weiter zu stärken. Dies könnte durch Projekte erfolgen, in denen Männer und<br />

Frauen als gleichberechtigte Partner teilnehmen. Denkbar wäre beispielsweise die Initiierung<br />

eines EDV-Kurses, an dem Frauen und Männer gleichermaßen teilnehmen. Die Kurse könnten<br />

im Gemeinschaftshaus stattfinden. Darüber hinaus ist das Frauenzentrum Treffpunkt und<br />

Zufluchtsort <strong>für</strong> Mädchen und Frauen. Hier können sie sich treffen und frei <strong>von</strong> sozialer<br />

Kontrolle durch die Männer austauschen. Zudem besteht über die Weiterbildungskurse die<br />

Möglichkeit das Einkommen der Frauen und damit ihrer Familien zu erhöhen.<br />

217


218


V. Fazit und Ausblick<br />

Fazit und Ausblick<br />

219


220<br />

Fazit und Ausblick


18 Fazit und Ausblick<br />

Fazit und Ausblick<br />

Partizipation ist <strong>für</strong> die Projektarbeit in der Entwicklungszusammenarbeit ein wichtiges<br />

Element, das neben der Nachhaltigkeit des jeweiligen Projektergebnisses auch <strong>für</strong> eine<br />

Erhöhung des Selbstbewusstseins und der Eigenständigkeit der Bevölkerung sorgen soll. Durch<br />

beispielhaftes Integrieren demokratischer Prozesse in das jeweilige Projekt soll das<br />

Eigenengagement der Zielgruppen gefördert und in den vorliegenden Fällen <strong>von</strong> Shibam und<br />

Zabid zu erhöhtem Bewusstsein <strong>für</strong> die Notwendigkeit des Erhalts des kulturellen Erbes führen.<br />

Nur so kann im vorliegenden Beispiel erreicht werden, dass der Status der Stätten als UNESCO-<br />

Weltkulturerbe erhalten bleibt bzw. im Fall <strong>von</strong> Zabid, die Altstadt wieder <strong>von</strong> der Roten Liste<br />

des gefährdeten Weltkulturerbes entfernt werden kann (vgl. Kap.6.4).<br />

Für Partizipation in der Projektarbeit der Entwicklungszusammenarbeit ist es wichtig,<br />

Informationen über die Planungsalternativen schnell und intuitiv vermitteln zu können.<br />

Hintergrund ist zum einen der niedrige Bildungsstand in Entwicklungsländern wie dem Jemen<br />

(vgl. Kap. 4) und zum anderen die Tatsache, dass aufgrund der vorherrschenden Armut die<br />

Opportunitätskosten sehr hoch sind (vgl. Kap. 8.4). Ein digitales <strong>3D</strong>-Modell ist <strong>für</strong> den<br />

Informationsaustausch im Planungsverfahren ein geeignetes Mittel, wenn intuitives<br />

Verständnis und vom Bildungsstand unabhängige Erfassung <strong>von</strong> möglichen Planungs-<br />

alternativen eine hohe Priorität genießen.<br />

18.1 Mehrwert und Grenzen <strong>von</strong> digitalen <strong>3D</strong>-Modellen in der Partizipation in<br />

der Entwicklungszusammenarbeit<br />

An ein Visualisierungsmodell werden seitens aller Akteure im Planungs- bzw.<br />

<strong>Partizipationsverfahren</strong> (vgl. Kap. 8.2) unterschiedlichste Anforderungen gestellt. Diese reichen<br />

<strong>von</strong> technisch-organisatorischen Themen, wie einer einfachen Modifizierbarkeit des Modells<br />

bis hin zu inhaltlichen, bspw. einer detaillierten Darstellung z.B. des Sanierungszustands<br />

einzelner Gebäude (vgl. Kap.13 ).<br />

Gegenüber 2D-Plänen weisen <strong>3D</strong>-Modelle Vorteile im Bereich der Darstellung des<br />

Zusammenspiels des Planungsobjektes bzw. möglicher Planungsalternativen mit der<br />

Umgebung auf. Mit dem Praxisbeispiel aus Kapitel 9.3.2 lassen sich die Vorteile der <strong>3D</strong>-<br />

Modelle belegen. Trotz seiner vielfältigen <strong>Einsatz</strong>möglichkeiten, kann ein <strong>3D</strong>-Modell den<br />

klassischen 2D-Plan nicht ablösen. Das <strong>3D</strong>-Modell kann nicht in allen Bereichen die In-<br />

formationen eines 2D-Plans vermitteln. Beispielsweise wären eine dreidimensionale<br />

Darstellung eines großräumigen Masterplans und dessen Informationsgehalt <strong>für</strong> die Planung in<br />

den hier vorgestellten Zielregionen nicht relevant.<br />

221


222<br />

Fazit und Ausblick<br />

Es kann da<strong>von</strong> ausgegangen werden, dass ein <strong>3D</strong>-Modell intuitiver erfasst werden kann als ein<br />

2D-Plan. Im Kontext der Partizipation in der Entwicklungszusammenarbeit im Jemen konnte<br />

mit dem alleinigen <strong>Einsatz</strong> <strong>von</strong> 2D-Plänen kein nachhaltiger Planungserfolg erzielt werden.<br />

Gründe hier<strong>für</strong> sind der niedrige Bildungsstand sowie mangelnde Erfahrung mit dem <strong>Einsatz</strong><br />

<strong>von</strong> 2D-Plänen in der Planungspraxis im <strong>Partizipationsverfahren</strong>. Ein intuitives Erfassen und die<br />

damit verbundene Identifikation in Kombination mit der Möglichkeit sich selbst in den<br />

Planungsprozess einzubringen, haben bereits beim <strong>Einsatz</strong> <strong>von</strong> physischen <strong>3D</strong>-Modellen zu<br />

hohen Akzeptanz-Raten geführt.<br />

Neben den positiven Wirkungen die ein <strong>3D</strong>-Modell in der Bürgerbeteiligung erzielen kann,<br />

kann es auch die internen Arbeitsabläufe der GIZ beeinflussen und vereinfachen. Durch das<br />

Arbeiten in verschiedenen Layern (vgl. Kap.16) können zahlreiche Informationen in einem<br />

Modell gespeichert werden und nach Bedarf sichtbar gemacht werden. So ist es nicht mehr<br />

nötig eine Vielzahl an Plänen und Daten <strong>für</strong> einen Projektzyklus anzulegen. Darüber hinaus<br />

erleichtert die intuitive Erfassung eines <strong>3D</strong>-Modells auch die interne Projektarbeit der GIZ.<br />

Die im Rahmen dieser Arbeit erstellten <strong>3D</strong>-Modelle (vgl. Kap. 15 und 16) konnten bislang nicht<br />

in der Praxis eingesetzt werden, da diese erst nach dem Aufenthalt vor Ort entstanden.<br />

Zum einen zeigt jedoch die konzeptionelle Entwicklung <strong>von</strong> <strong>Einsatz</strong>möglichkeiten in Kapitel 17<br />

dass sich ein digitales <strong>3D</strong>-Modell entlang des kompletten Projektzyklus eines<br />

Planungsvorhabens einsetzen lässt und somit ein Werkzeug in der Partizipation in der<br />

Entwicklungszusammenarbeit darstellt. Zum Anderen zeigen die in Kapitel 17.7.1 und 17.7.2<br />

erarbeiteten beispielhaften Projektvorschläge, dass sich die Modelle sehr gut in mögliche<br />

weitere Einzelprojekte des Projektes MEDINA der GIZ einbinden lassen und die weitere<br />

Partizipation positiv beeinflussen können.<br />

Mit Google SketchUp (vgl. Kap. 10.1.1) existiert eine kostenfreie und einfach zu bedienende<br />

Software zur Modellierung <strong>von</strong> digitalen <strong>3D</strong>-Modellen. Dank der in Kapitel 16 vorgestellten<br />

Funktionalitäten des Programms wie z.B. Komponenten, lässt sich ein <strong>3D</strong>-Modell in einem<br />

effizienten und schnellen Workflow erstellen.<br />

Bei der Modellierung <strong>von</strong> Shibam zeigte sich, dass es nur mit sehr umfangreichem Bildmaterial<br />

möglich ist, das komplette Modell mit Fototexturen der Fassaden zu versehen (vgl. Kap. 16.2) .<br />

Einen vergleichbaren optischen Wiedererkennungswert lässt sich bereits mit einer<br />

Materialtextur und Fenstern bzw. Türen als Komponenten in Google SketchUp erreichen. Vor<br />

dem Hintergrund, dass im Rahmen <strong>von</strong> Entwicklungszusammenarbeit eine Präferenz <strong>für</strong><br />

kostenfreie Programme besteht, kann wenn eine Fototexturierung nicht ausdrücklich<br />

erwünscht ist, sicherlich auf z.B. Adobe Photoshop verzichtet werden.


18.2 Erkenntnisse <strong>für</strong> den Modellierungsprozess<br />

Fazit und Ausblick<br />

Für den Prozess der Modellierung gilt, dass die Entscheidung über den Detaillierungsgrad und<br />

den zu verwendenden Workflow große Auswirkungen auf die weitere Modellierung und den<br />

<strong>Einsatz</strong> des Modells hat. Ein hoher Detaillierungsgrad kann die Identifikation der Bevölkerung<br />

mit dem Modell und den Wiedererkennungswert zu Beginn des Projektzyklus begünstigen.<br />

Gleichzeitig ist die Modifizierbarkeit in einem komplexen Modell schwieriger sicherzustellen als<br />

in einem einfacheren Modell. Dies würde sich jedoch erst an einer späteren Stelle im<br />

Planungsprozess auswirken. Hier sind beide Faktoren gegeneinander abzuwägen und der<br />

gewünschte Detaillierungsgrad festzulegen.<br />

Im Rahmen der Arbeit zeigte sich, dass die Berücksichtigung einzelner physischer<br />

Eigenschaften des zu modellierenden Gebietes bestimmten technischen Beschränkungen<br />

gegenübersteht. So war es einfacher und zeitsparender, die in der Realität konischen Häuser<br />

<strong>von</strong> Shibam im Modell als rechtwinklig darzustellen (vgl. Kap.14.3.1). Auch diese Kompromisse<br />

sollten früh in der Modellierungsphase getroffen werden. Es zeigte sich als sinnvoll, zu Beginn<br />

die Modellierung über alle LOD-Stufen an einem Beispielobjekt wie einem Haus komplett<br />

durchzuspielen, um so einen Eindruck <strong>von</strong> möglichen Fragen zu bekommen, die sich im<br />

weiteren Modellierungsprozess stellen können.<br />

Es zeigte sich im Laufe der Modellierung, dass das Thema der Dateigröße nicht unterschätzt<br />

werden darf. Insbesondere vor dem Hintergrund, dass ein hoher Standard der bereitgestellten<br />

Technik im Entwicklungsland nicht immer vorausgesetzt werden kann, sollte hierauf Rücksicht<br />

genommen werden. Auch Google Earth als Visualisierungsmedium (vgl. Kap.10.1.4) beschränkt<br />

die Größe der zu importierenden Objekte.<br />

Ein weiteres Fazit der Erstellung der vorliegenden Modelle ist dass es, beschränkte<br />

Zeitressourcen vorausgesetzt, sinnvoll ist, bei der Modellierung nur das Projektgebiet zu<br />

modellieren. So wurde auf Vorgabe der GIZ das gesamte Stadtgebiet <strong>von</strong> Zabid in der Stufe<br />

LOD1 modelliert. Zur Wiedererkennung und Identifikation der Bürger wurden die Landmarks<br />

<strong>von</strong> Zabid genauer modelliert, d.h. in den Stufen LOD2 und 3. Der Suq wurde ebenfalls in einer<br />

höheren Detaillierung modelliert. Somit lässt sich abschließend sagen, dass das Gesamtmodell<br />

das Projektgebiet nicht zu weit überschreiten sollte. Es scheint sinnvoller, innerhalb des<br />

Projektgebietes Points of Interest zu identifizieren und zu modellieren, als das Gesamtmodell<br />

unnötig auszuweiten, damit es markante Landmarks enthält.<br />

Insgesamt ist festzuhalten, dass digitale <strong>3D</strong>-Modelle einen deutlichen Mehrwert <strong>für</strong> die<br />

Partizipation in der Entwicklungszusammenarbeit darstellen. Sie können die Akzeptanz und<br />

den Informationsaustausch mit der Bevölkerung während eines kompletten Planungsprozess-<br />

223


224<br />

Fazit und Ausblick<br />

zyklus positiv beeinflussen. Neben dem positiven Einfluss in der Partizipation liefern sie<br />

wertvolle visuelle Entscheidungshilfen bei Planungsalternativen und können lokale Beson-<br />

derheiten und das Zusammenspiel <strong>von</strong> Objekten in ihrer Umgebung gut darstellen. Der<br />

Modellierungsprozess und der Workflow der Modellierung müssen jedoch klar definiert und an<br />

die Anforderungen des jeweiligen Modells angepasst sein.<br />

Der <strong>Einsatz</strong> <strong>von</strong> <strong>3D</strong>-Modellen in der Entwicklungszusammenarbeit stellt ein <strong>für</strong> die Zukunft<br />

tragfähiges Kommunikationswerkzeug dar. Bei einem dem Projektgebiet und Projektziel<br />

angepasstem <strong>Einsatz</strong>, können sie <strong>für</strong> die Planungspraxis in der Entwicklungszusammenarbeit<br />

einen Mehrwert in Bezug auf Nachhaltigkeit der Planung sowie Bewusstseinsbildung der<br />

Bevölkerung besitzen.<br />

Für den Jemen konkret bedeutet der modellhafte <strong>Einsatz</strong> <strong>von</strong> <strong>3D</strong>-<strong>Stadtmodellen</strong> <strong>für</strong><br />

<strong>Partizipationsverfahren</strong> einen weiteren Schritt in Richtung Demokratisierung, da die Be-<br />

teiligung im <strong>Partizipationsverfahren</strong> allen Bevölkerungsgruppen offen steht. Vor dem Hinter-<br />

grund der jüngsten politischen Entwicklungen im Land ist eine Basis <strong>für</strong> demokratische<br />

Entscheidungen geschaffen worden, welche sich positiv auf künftige Planungen auswirken<br />

kann.<br />

Des Weiteren ermöglicht der <strong>Einsatz</strong> digitaler Medien einen Schritt in Richtung Modernisierung<br />

<strong>von</strong> Planung. So können digitale <strong>3D</strong>-Stadtmodelle international verglichen und veranschaulicht<br />

werden und sprechen ein breites Publikum an. Die Möglichkeit der Informationspräsentation<br />

kann über die vielfältige und einzigartige Baukultur im Jemen informieren und ein stärkeres<br />

Bewusstsein <strong>für</strong> Themenfelder wie Erhalt <strong>von</strong> historischer Bausubstanz oder Konservierung<br />

<strong>von</strong> Weltkulturerbe erzielen.<br />

Auch <strong>für</strong> die UNESCO stellt der <strong>Einsatz</strong> <strong>von</strong> digitalen Medien vielfältige Möglichkeiten dar um<br />

zu informieren, katalogisieren und die Bewusstseinsbildung gegenüber unser aller<br />

„Menschheitserbe“ zu stärken.<br />

18.2.1 Vorraussetzungen <strong>für</strong> die Wahl der geeigneten Visualisierungsform<br />

Die Frage nach der gewählten Visualisierungsform des digitalen <strong>3D</strong>-Modells ist anhand der<br />

folgenden Aspekte zu betrachten:<br />

- Größe der Zielgruppe der Visualisierung<br />

- Technische Gegebenheiten am Ort der Visualisierung<br />

- Einfluss der Größe der Zielgruppe


Fazit und Ausblick<br />

Vor einer größeren Zielgruppe empfiehlt es sich, eine vorab fest gewählte Präsentationsform<br />

zu bestimmen wie beispielsweise ein Video, in dem ein „Flug“ durch das <strong>3D</strong>-Modell gezeigt<br />

wird. Alternativ könnte mit Hilfe der Szenen-Funktionalität in Google SketchUp, die<br />

Animationen zwischen einzelnen gespeicherten Blickwinkeln (sog. Szenen) generiert, eine<br />

vorher definierte Abfolge <strong>von</strong> Gebäuden gezeigt werden. Gegebenenfalls kann auch eine<br />

Abfolge <strong>von</strong> Bildschirmfotos des Modells gezeigt werden, die visuelle Flexibilität eines <strong>3D</strong>-<br />

Modells geht jedoch hierbei verloren. Ein Moderator sollte durch die einzelnen Szenen des<br />

Modells führen bzw. das Video an geeigneter Stelle im Veranstaltungsablauf starten. Benötigt<br />

werden hierzu ein Beamer, eine Leinwand sowie ein Rechner mit der entsprechenden<br />

Software.<br />

Einer kleineren Zielgruppe kann das Modell direkt an einem Rechner mit Bildschirm präsentiert<br />

werden. Es besteht in diesem Fall die Möglichkeit, dass sich einzelne Personen mit Hilfe der<br />

Computer-Maus selbstständig durch das Modell orientieren. Eine entsprechend intuitiv zu<br />

benutzende Software bzw. ein unterstützender Betreuer sollte vorhanden sein. Im Rahmen<br />

einer Ausstellung könnte auch ein Terminal-Rechner mit Touchscreen genutzt werden.<br />

Entsprechende Schutz-Einstellungen gegen Manipulation des Modells vorausgesetzt, kann der<br />

Betreuer hier entfallen.<br />

18.2.2 Einfluss der vorhandenen technischen Ausstattung<br />

Die vor Ort vorhandene Technik beeinflusst die Möglichkeiten der Visualisierung stark.<br />

Insbesondere in Entwicklungsländern kann nicht <strong>von</strong> westlichen Visualisierungs-Standards<br />

ausgegangen werden.<br />

Vorausgesetzt ein Beamer und eine Leinwand sind vorhanden, spielen die technische<br />

Ausstattung des vorhandenen Rechners bei Präsentationen vor großen Gruppen eine zentrale<br />

Rolle. Eine Foto-Software zur Präsentation einer Bilderschleife gehört zur Grundausstattung<br />

<strong>von</strong> fast jedem Rechner. Ein Großteil der Rechner verfügt auch über die Fähigkeit Videos<br />

abzuspielen, so dass die oben genannte vorgefertigte Animation des Modells möglich wäre.<br />

Lässt die Ausstattung des Rechners die Installation <strong>von</strong> Google Earth zu, so kann das<br />

exportierte Modell in diesem Programm gezeigt werden und der Moderator kann individuelle<br />

Aspekte des Modells vorführen. Eine Veränderung oder Anpassung des Modells ist hier jedoch<br />

nicht möglich. Um das <strong>3D</strong>-Modell zu exportieren, muss zunächst der Geostadtort festgelegt<br />

werden. Dadurch wird das Modell auf exakter Position im Google Earth platziert. Durch die<br />

Festlegung des Geostandortes kann das Modell, bei nachträglicher Modifizierung schnell<br />

wieder in Google Earth geladen werden. Ein neues Verorten ist nicht notwendig. Da die<br />

Einarbeitung <strong>von</strong> Veränderungen vor Ort sehr zeitintensiv ist, bietet es sich zumeist an, die<br />

225


226<br />

Fazit und Ausblick<br />

Rückmeldungen der Gruppe zu sammeln und das überarbeitete Modell in einer separaten<br />

Veranstaltung zu präsentieren.<br />

18.3 Visualisierungsmethoden im Überblick<br />

Wie in der Arbeit bereits beschrieben wird, ist die erste einfache Visualisierungsmöglichkeit<br />

der Modelle deren Implementation in Google Earth.<br />

18.3.1 Visualisierung mit Google Earth<br />

Google Earth liefert umfangreiche Visualisierungsmöglichkeiten <strong>für</strong> <strong>3D</strong>-Stadtmodelle. Neben<br />

dem klassischen Verorten der Modelle und dem Setzen <strong>von</strong> Placemarks ist es darüber hinaus<br />

möglich, spezifische Informationen zu einzelnen Gebäuden oder Abschnitten einzufügen.<br />

Außerdem kann ein Kameraflug als KMZ-Datei gespeichert und weitergegeben werden. (vgl.<br />

Google Earth a 2012, online)<br />

Wie auch Google SketchUp ist Google Earth eine kostenlose Software. Dies ist <strong>für</strong> den <strong>Einsatz</strong><br />

in einem Entwicklungsland vorteilhaft, da diese über eingeschränkte Ressourcen verfügen und<br />

somit auf einfache und kostengünstige Alternativen angewiesen sind. Einziges Hindernis zur<br />

Nutzung <strong>von</strong> Google Earth stellt die Verfügbarkeit einer schnellen Internet-Verbindung dar. Im<br />

Jemen ist das Internetnetz zurzeit noch sehr lückenhaft. Lediglich 10% der Bevölkerung besitzt<br />

einen Internetzugang. (vgl. worldbank 2011, online)<br />

Durch eine dauerhafte Implementierung der <strong>3D</strong>-Stadtmodelle in Google-Earth haben die<br />

Bewohner der Städte Shibam und Zabid die Möglichkeit, im Falle einer ausreichenden<br />

Internetverbindung, diese digital zu erforschen.<br />

Ferner kann das Modell in Google Earth bei Informationsveranstaltungen dazu dienen, durch<br />

die visuelle Erlebbarkeit, das Interesse an bevorstehenden Planungen zu wecken. Dies hat <strong>für</strong><br />

den Partizipationsprozess, durch das gestiegene Interesse positive Auswirkungen,<br />

Neben der Visualisierung mit der Software Google Earth gibt es eine Reihe weiterer<br />

Visualisierungsmöglichkeiten <strong>für</strong> <strong>3D</strong>-Stadtmodelle. Im Folgenden wird ein Ausblick in Bezug auf<br />

erstellte digitale <strong>3D</strong>-Stadtmodelle <strong>für</strong> <strong>Partizipationsverfahren</strong> in der Entwicklungs-<br />

zusammenarbeit gegeben.<br />

18.3.2 Augmented Reality<br />

Unter Augmented Reality (kurz: AR) bezeichnet man die Überlagerung <strong>von</strong> meist in Echtzeit<br />

wiedergegebenem Bildmaterial mit zusätzlichen Informationen und Einblendungen. Dem<br />

Abbild der Wirklichkeit (engl. Reality) werden somit weitere Informationen hinzugefügt (engl:


Fazit und Ausblick<br />

to augment). Voraussetzung zur Darstellung <strong>von</strong> AR-Inhalten ist neben einer digitalen<br />

Sammlung <strong>von</strong> Informationen über die Wirklichkeit eine Videokamera und ein<br />

Softwaresystem, dass die in der Videokamera erfasste Szenerie richtig erfasst, mit den<br />

digitalen Informationen abgleicht und die auf die gezeigte Szenerie zutreffenden Sachverhalte<br />

einblendet.<br />

Meist sind die Hardwarekomponenten (tragbare Computereinheiten wie PDAs und<br />

Smartphones) an eine Datenbrille angeschlossen, an der eine Mini-Videokamera angebracht<br />

ist. Die Datenbrille arbeitet mit zwei verschiedenen Systemen:<br />

- „see through“-Systeme<br />

Dies sind semi-transparente Displays in welche generierte Informationen eingespielt<br />

werden können<br />

- „video-see-through“-Systeme<br />

Das live Bild der Videokamera wird auf einem Display dargestellt und mit <strong>3D</strong>-Elementen<br />

überlagert.<br />

Die Videokamera ist bei beiden Systemen <strong>für</strong> das so genannte „Tracking“ verantwortlich.<br />

Hierbei registriert die Kamera Sichtposition und -orientierung in Bezug zur Umgebung. Dies<br />

führt zu einer Erfassung der Sicht des Anwenders und einer Echtzeitverarbeitung der Live<br />

Bilder der Videokamera. Durch eine Extrahierung <strong>von</strong> bestimmten Merkmalen aus den Bildern<br />

werden charakteristische Merkmale der Umgebung erfasst (Landmarks). Das System hat<br />

hierbei zwischen statischen (feststehenden) und dynamischen (beweglichen) Elementen zu<br />

unterscheiden. (vgl. Bullinger, 150ff.)<br />

Die Landmarks werden entweder in Bezug zu vorherigen Videobildern gesetzt oder mit<br />

digitalen <strong>3D</strong>-Modellen in realer Umgebung verbunden. Das Tracking ist hier<strong>für</strong> das wichtigste<br />

Element zur lagerichtigen Überlagerung <strong>von</strong> virtuellen und realen <strong>3D</strong>-Modellen. (vgl. Bullinger,<br />

150ff.)<br />

Diese Art der Visualisierung hat den Vorteil, dass der Betrachter unmittelbar den<br />

Zusammenhang zwischen dem IST-Zustand einer Szenerie und den zusätzlichen Informationen<br />

(nicht sichtbare Sachverhalte) herstellen kann. Der Nachteil ist jedoch der hohe technische<br />

Aufwand zur Erstellung des Modells sowie die hohen Anforderungen an die zur Präsentation<br />

vorhandene Technik. Noch dazu ist zu be<strong>für</strong>chten, dass Menschen mit wenig Berührungs-<br />

punkten zu moderner Technik <strong>von</strong> der Informationsfülle eines AR-Modells überfordert bzw.<br />

zeitweise vom eigentlichen Ziel der Darstellung abgelenkt werden. Die Eignung im Rahmen <strong>von</strong><br />

Partizipation in Entwicklungsländern ist somit eingeschränkt.<br />

227


228<br />

Fazit und Ausblick<br />

Eine einfache Methode zur Visualisierung <strong>von</strong> <strong>3D</strong>-<strong>Stadtmodellen</strong> im Kontext der Augmented<br />

Reality ist die Nutzung des AR-Media Google-SketchUp Plug-Ins. Das Plug-In ermöglicht mit<br />

Hilfe einer einfachen Webcam und einem ausgedruckten QR-Codes die Darstellung eines <strong>3D</strong>-<br />

Modells in einer physischen Umgebung. In Bezug auf den <strong>Einsatz</strong> <strong>von</strong> <strong>3D</strong>-<strong>Stadtmodellen</strong> im<br />

<strong>Partizipationsverfahren</strong> in Entwicklungsländern kann im Rahmen einer Bürgerbeteiligung das<br />

Modell einfach „auf den Tisch“ gebracht werden, um es <strong>von</strong> allen Seiten zu betrachten.<br />

Weiterhin besteht die Möglichkeit während der Präsentation die einzelnen Layer des Modells<br />

ein- beziehungsweise auszublenden ohne dass ein Neuladen des Modells aus dem Quellcode<br />

erforderlich ist.<br />

Abb. 169: Darstellung eines Gebäudes mit dem AR-Media Google-SketchUp Plugin (inglobetechnologies 2012,<br />

online)<br />

18.3.3 Katalogisierung <strong>von</strong> Bildmaterial<br />

Eine weitere Möglichkeit der Visualisierung der <strong>3D</strong>-Stadtmodelle ist die Darstellung durch<br />

Fotomaterial. Bei dieser Methode sind die Anforderungen an technische Standards weitaus<br />

geringer als bei digitalen Visualisierungen. Gerade im Hinblick auf die Anforderungen <strong>von</strong> <strong>3D</strong>-<br />

Modellierungen <strong>für</strong> Entwicklungsländer ist die klassische Darstellung in Form <strong>von</strong> gedruckten<br />

Bildern, die unkonventionellste Methode die <strong>3D</strong>-Modelle zu visualisieren. Die Bilder können im<br />

<strong>Partizipationsverfahren</strong> einfach eingesetzt werden. Zwar ist die visuelle Erlebbarkeit der Stadt<br />

im digitalen Raum eingeschränkt, dennoch werden die eigentlichen Vorstellungen und Ziele<br />

einer Planungsalternative sichtbar. Um das Bildmaterial so realistisch wie möglich aussehen zu


Fazit und Ausblick<br />

lassen bieten sich Photorenderings an. Diese sind <strong>für</strong> Google SketchUp als Plug-Ins durch<br />

geringe Investitionskosten zu erhalten.<br />

18.4 Eignung des <strong>Einsatz</strong>es <strong>von</strong> <strong>3D</strong>-<strong>Stadtmodellen</strong> <strong>für</strong> die GIZ<br />

Für die GIZ eignet sich der <strong>Einsatz</strong> <strong>von</strong> <strong>3D</strong>-<strong>Stadtmodellen</strong> bestens, da sie als<br />

Präsentationsmedium sowohl in der nationalen- wie auch in der internationalen<br />

(beispielsweise bei Projektvorstellungen) Kommunikation eingesetzt werden können. Des<br />

Weiteren dienen sie auch zur Verbesserung der Kommunikation zwischen Behörden, in denen<br />

nicht alle Beteiligten fachkundig sind.<br />

18.5 Weiterführende Aufgabenfelder zum <strong>Einsatz</strong> <strong>von</strong> <strong>3D</strong>-<strong>Stadtmodellen</strong> <strong>für</strong><br />

<strong>Partizipationsverfahren</strong> in Shibam und Zabid<br />

Vergleicht man die beiden erstellten <strong>3D</strong>-Stadtmodelle <strong>von</strong> Shibam und Zabid, so lässt sich ein<br />

Unterschied im Detaillierungsgrad feststellen. Durch den vorangeschrittenen Projektverlauf<br />

der GIZ und der räumlichen Größe <strong>von</strong> Shibam sind zahlreiche detaillierte Informationen<br />

(Pläne; Bildmaterial etc.) zu einzelnen Objekten vorhanden. Dies erleichtert ein detailliertes<br />

Modellieren mit Google SketchUp. Durch den vielfach größeren Planungsraum und eine<br />

Vielzahl an Gebäuden in Zabid, verbunden mit einem jungen Projektstatus, ist die Datenbasis<br />

weniger ausgereift als die <strong>von</strong> Shibam. Des Weiteren erschwert die verschachtelte Bauweise<br />

der Gebäudeblöcke eine detaillierte objektbezogene Bestandsaufnahme. Um ein detailliertes<br />

<strong>3D</strong>-Stadtmodell <strong>für</strong> Zabid zu generieren gibt es somit <strong>für</strong> die Zukunft weiteren<br />

Handlungsbedarf um die Datengrundlagen auszubauen. Für die Weiterverwendung des im<br />

Rahmen dieser Arbeit erstellten <strong>3D</strong>-Stadtmodells <strong>von</strong> Zabid empfiehlt sich zunächst die<br />

Modifizierung im Rahmen eines konkreten Projektes in der Entwicklungszusammenarbeit. Dies<br />

ermöglicht eine sukzessive Bearbeitung <strong>von</strong> Teilbereichen des Modells und dessen <strong>Einsatz</strong> im<br />

<strong>Partizipationsverfahren</strong>. Im Laufe der Zeit entsteht so ein gesamtstädtisches Modell in der<br />

LOD3 Ebene.<br />

Das erstellte digitale <strong>3D</strong>-Stadtmodell <strong>von</strong> Shibam, mit seiner detaillierten Ausgestaltung, eignet<br />

sich künftig <strong>für</strong> den <strong>Einsatz</strong> in städtebaulichen Projekten. Dabei sollte in Betracht gezogen<br />

werden, im Hinblick auf die Datenmenge der <strong>3D</strong>-Ausgabedatei in Verbindung mit der zur<br />

Verfügung stehenden Hardware vor Ort, nur den Bereich der Stadt im <strong>3D</strong>-Modell zu<br />

bearbeiten, welcher <strong>für</strong> das Projekt Relevanz hat. Durch den <strong>Einsatz</strong> des <strong>3D</strong>-Modells im<br />

<strong>Partizipationsverfahren</strong> ist eine Evaluierung des nachhaltigen Erfolges der durchgeführten<br />

Planungen -unter <strong>Einsatz</strong> des entwickelten Modells anzustreben. Dieser Ansatz kann<br />

grundsätzlich auf andere Projekte und Länder der Entwicklungszusammenarbeit übertragen<br />

werden.<br />

229


230<br />

Fazit und Ausblick<br />

Ferner ist zu überprüfen ob der <strong>Einsatz</strong> <strong>von</strong> Visualisierungsmethoden in Echtzeit (vgl. hierzu<br />

Kap. 18.3.2) einen Mehrwert <strong>für</strong> Bürgerbeteiligungsverfahren liefern könnte oder ob eine rein<br />

bildliche Darstellung der Modelle in Form <strong>von</strong> Rendering-Bildern zum <strong>Einsatz</strong> ausreichend ist.<br />

Die dauerhafte Implementation der Modelle in Google-Earth ist in zweierlei Hinsicht sinnvoll.<br />

Zum einen kann das Stadtmodell <strong>für</strong> Visualisierungszwecke in seinem gesamträumlichen<br />

Kontext dargestellt werden und zum anderen spricht es durch die freie Zugänglichkeit eine<br />

breite Masse an Internetnutzern an. Letzteres ist, eine zukünftige stabile innenpolitische Lage<br />

vorausgesetzt, ein interessanter Ansatzpunkt beispielsweise <strong>für</strong> die Vermarktung des Jemen im<br />

Tourismusbereich. Google-Earth bietet die Möglichkeit durch Placemarks weiterführende<br />

Informationen in den Raum zu integrieren. Ein Fotovergleich zwischen Realität und erstelltem<br />

<strong>3D</strong>-Stadtmodell wäre hier denkbar. Darüber hinaus wäre auch das Einfügen <strong>von</strong><br />

weiterführenden Informationen zu den erstellten Landmarks oder zu bevorstehenden<br />

Planungen möglich. So können Informationen zu verschiedensten Themenbereichen einem<br />

internationalen Publikum verfügbar gemacht werden.


231


232


Glossar<br />

<strong>3D</strong> Dreidimensional<br />

BMZ Bundesministerium <strong>für</strong> wirtschaftliche Zusammenarbeit und<br />

Entwicklung<br />

GIZ Gesellschaft <strong>für</strong> internationale Zusammenarbeit<br />

EZ Entwicklungszusammenarbeit<br />

GALSUP General Autoritiy of Lands, Survey and Urban Planning<br />

GOAMM General Organisation for the Antiquities, Monuscripts and<br />

Monuments<br />

Glossar<br />

GOPHCY General Organisation for the Preservation of historic Cities of<br />

Yemen<br />

MEDINA Project for the Economic Development of historic Cities in Yemen<br />

Kubaturenmodell Volumenkörpermodell<br />

LOD Level of Detail<br />

Medina bedeutet Altstadt<br />

MHUUC Ministry of Housing, Utilities and Urban Communities<br />

MOPWH Ministry of Public Works and Highways<br />

NGO Non Governmental Organization<br />

PDHCY Project for the Development of historic Cities in Yemen<br />

Qat Strauch, der im Jemen als leichtes Rauschmittel konsumiert wird<br />

Rendering Übertragung einer <strong>3D</strong>-Szene in eine <strong>3D</strong>-Computergrafik<br />

Suq Marktbereich<br />

Texturierung Bildmaterial, dass im Modell (z. B. Häuserfassaden) integriert<br />

wird<br />

233


234<br />

Glossar<br />

UNESCO United Educational Scientific and cultural Organization<br />

Wadi Flussbett


Abbildungsverzeichnis<br />

Abbildungsverzeichnis<br />

Abb. 1: Grafische Darstellung zum Aufbau der Arbeit (eigene Darstellung) ................................................................ 10<br />

Abb. 2: Karte des Jemen und ehem. Grenze zwischen dem Nord- und Südjemen (KfW-Entwicklungsbank 2011,<br />

online, eigene Darstellung) .......................................................................................................................................... 14<br />

Abb. 3: Übersicht über die verschiedenen Stämme und deren Verteilung im Land (nachrichten-politik 2011, online)<br />

..................................................................................................................................................................................... 18<br />

Abb. 4: Landesüberblick Ägypten (Ryser/Franchini 2008; 10 ff) .................................................................................. 22<br />

Abb. 5: Regionen und Baustoffe (eigene Darstellung nach Hirschi) ............................................................................. 24<br />

Abb. 6: Links: Häuserform in der Wüstenebene (Shibam); rechts: Häuserform Tihama Region (Zabid) (Böhler 2007)<br />

..................................................................................................................................................................................... 24<br />

Abb. 7: Tihama-Hütte (abenteuer-reisen 2012, online) ............................................................................................... 26<br />

Abb. 8: Kaufmannshaus in Zabid (Böhler 2007) ........................................................................................................... 27<br />

Abb. 9: Modell einer traditionellen islamisch-orientalischen Stadt (eigene Darstellung, nach: Breuer, Hallermann,<br />

Starke, Seydlitz Geographie II, entnommen aus Lappe 2005) ...................................................................................... 28<br />

Abb. 10:Institutionen (eigene Darstellung) .................................................................................................................. 32<br />

(UNESCO-Manual 2008, 82) ......................................................................................................................................... 35<br />

Abb. 11: Logo des UNESCO-Welterbes (UNESCO-Manual 2008, 82) ........................................................................... 35<br />

Abb. 12: Logo der UNESCO (UNESCO-Manual 2008, 82) ............................................................................................. 36<br />

Abb. 13: Kriterien <strong>für</strong> die Aufnahme in die UNESCO-Welterbeliste (UNESCO-Manual , 2008) .................................... 37<br />

Abb. 14: A Ladder of Citizen Participation (Lithgow and Schmidt 2006a, online) ........................................................ 52<br />

Abb. 15: Partizipationsdreieck (vgl.Zimmermann 2006, 8) .......................................................................................... 56<br />

Abb. 16: <strong>Einsatz</strong>felder und Zielgruppen <strong>von</strong> <strong>3D</strong>-<strong>Stadtmodellen</strong> (nach Albert, Bachmann, Hellmeier 2004) ............... 72<br />

Abb. 17: Kategorisierung der Mitgestaltungsmöglichkeiten (eigene Darstellung) ....................................................... 74<br />

Abb. 18: Erstellung des physischen Modells (iapad 2011, online) ............................................................................... 76<br />

Abb. 19: Darstellung Zielzustandes des Ortskern High Springs (Kim 2005, 39) ............................................................ 77<br />

Abb. 20: Kombiniertes <strong>3D</strong>-Modell und Satellitenfoto der realisierten Variante (GoogleEarth) ................................... 78<br />

Abb. 21: Beispielhafte Modelle (SketchUp Warehouse 2012a, online) ....................................................................... 82<br />

Abb. 21: Boundary Representation Modell (eigene Darstellung) ................................................................................ 83<br />

Abb. 22: Constructive Solid Geometry Modell (Eigene Darstellung) ............................................................................ 84<br />

Abb. 23: Lage <strong>von</strong> Shibam im Hadramaut (KfW-Entwicklungsbank 2011, online; eigene Darstellung) ....................... 89<br />

Abb. 24: Straßensystem Shibam (eigene Darstellung nach Urban Conservation Plan of Shibam, Thematic Map 10<br />

„Tourism & Administrative Related Activities”, GIZ) ) .................................................................................................. 91<br />

235


236<br />

Abbildungsverzeichnis<br />

Abb. 25: Route der Weihrauchstraße (Neue Züricher Zeitung 2008, online) ............................................................... 92<br />

Abb. 26: Anzahl an Personen pro Haus (eigene Darstellung nach Urban Conservation Plan of Shibam, Conservation<br />

Map A-F, GIZ) ............................................................................................................................................................... 93<br />

Abb. 27: Erhaltungszustand <strong>von</strong> Gebäuden (eigene Darstellung nach Urban Conservation Plan of Shibam, Synthesis<br />

Map F „State of Conservation of Individual Buildings and Monuments“, GIZ) ............................................................ 94<br />

Abb. 28: Öffentliche Plätze, Suq und andere Geschäfte (eigene Darstellung nach Urban Conservation Plan of Shibam,<br />

Thematic Map 9 „ Existing Services and Commercial Aktivities“, GIZ) ......................................................................... 95<br />

Abb. 29: Architektonischer Wert <strong>von</strong> Gebäuden (eigene Darstellung nach Urban Conservation Plan of Shibam,<br />

Synthesis Map E „Architectual Valus of protected Buildings”, GIZ) ............................................................................. 96<br />

Abb. 30: Lage <strong>von</strong> Zabid (KfW-Entwicklungsbank 2011, online; eigene Darstellung) .................................................. 97<br />

Abb. 31: Einteilung Zabids in Stadtviertel entlang der Stadttore (eigene Darstellung nach UNESCO 2007) .............. 101<br />

Abb. 32: Funktionale Aufteilung Suq (GIZ, eigene Darstellung) ................................................................................. 103<br />

Abb. 33: Gebäudezustand Suq (GIZ, eigene Darstellung)........................................................................................... 104<br />

Abb. 34: Gebäudeauslastung Suq (GIZ, eigene Darstellung) ...................................................................................... 105<br />

Abb. 35 Anforderungen an die <strong>3D</strong>-Stadtmodelle (eigene Darstellung)...................................................................... 111<br />

Abb. 36: Detaillierungsstufen <strong>von</strong> <strong>3D</strong>-Modellen (Initiative Geodaten Infrastruktur NRW, 3, eigene Darstellung) .... 112<br />

Abb. 37: Übersicht zu den detaillierten Darstellungen in Zabid (eigene Darstellung) ............................................... 117<br />

Abb. 38: Panorama <strong>von</strong> Shibam (GIZ) ........................................................................................................................ 119<br />

Abb. 39: Südfront <strong>von</strong> Shibam in Google Earth (eigene Darstellung) ........................................................................ 119<br />

Abb. 40: Südost- Seite <strong>von</strong> Shibam entlang der Mauer in Google Earth (eigene Darstellung) ................................... 120<br />

Abb. 41: Blick auf Shibam <strong>von</strong> oben in Google Earth (eigene Darstellung) ................................................................ 120<br />

Abb. 42: Blick auf die Nordseite <strong>von</strong> Shibam in Richtung Süden (eigene Darstellung) .............................................. 121<br />

Abb. 43: Blick <strong>von</strong> Osten nach Westen über Shibam (eigene Darstellung) ................................................................ 121<br />

Abb. 44: Blick <strong>von</strong> Südosten auf Shibam (eigene Darstellung) ................................................................................... 122<br />

Abb. 45: Ost Seite <strong>von</strong> Shibam entlang der Stadtmauer (eigene Darstellung) ........................................................... 122<br />

Abb. 46: Blick <strong>von</strong> der Al-Jamas Moschee (Freitagsmoschee) Richung Süden (eigene Darstellung).......................... 123<br />

Abb. 47: Blick über die Al-Jamas Moschee Richtung Osten (eigene Darstellung) ...................................................... 123<br />

Abb. 48: Blick vom Stadttor auf die Stadt Shibam (eigene Darstellung) .................................................................... 124<br />

Abb. 49: Bebauungsdichte in den Gassen <strong>von</strong> Shibam (eigene Darstellung) ............................................................. 124<br />

Abb. 50: Schlossplatz in Shibam (eigene Darstellung) ................................................................................................ 125<br />

Abb. 51: Landmarks in Shibam (eigene Darstellung).................................................................................................. 126<br />

Abb. 52: Maruf al-Jamal Moschee ,gerendert (eigene Darstellung) .......................................................................... 126<br />

Abb. 53: Maruf al-Jamal Moschee im gesamtstädtischen Kontext (GIZ) ................................................................... 127<br />

Abb. 54: Maruf al-Jamal Moschee und Sultanspalast im gesamtstädtischen Kontext (GIZ) ...................................... 127


Abbildungsverzeichnis<br />

Abb. 55: Maruf al-Jamal Moschee im städtebaulichen Kontext, gerendert (eigene Darstellung) ............................. 128<br />

Abb. 56: Al-Jamas Moschee (Freitagsmoschee), gerendert (eigene Darstellung) ...................................................... 128<br />

Abb. 57: Al-Jamas Moschee (Freitagsmoschee) im gesamtstädtischen Kontext (GIZ) ............................................... 129<br />

Abb. 58: Al-Jamas Moschee (Freitagsmoschee) im städtebaulichen Kontext, gerendert (eigene Darstellung) ......... 129<br />

Abb. 59: Al-Koqah Moschee, gerendert (eigene Darstellung) .................................................................................... 130<br />

Abb. 60: Al-Khoqah Moschee im gesamtstädtischen Kontext (GIZ) ........................................................................... 131<br />

Abb. 61: Al-Khoqah Moschee im städtebaulichen Kontext, gerendert (eigene Darstellung) ..................................... 131<br />

Abb. 62: Bathajb Moschee, gerendert (eigene Darstellung) ...................................................................................... 132<br />

Abb. 63: Bathajb Moschee im gesamtstädtischen Kontext (GIZ) ............................................................................... 132<br />

Abb. 64: Bathajb Moschee im gesamtstädtischen Kontext, gerendert (eigene Darstellung) ..................................... 133<br />

Abb. 65: Bajarisch Moschee, gerendert (eigene Darstellung) .................................................................................... 133<br />

Abb. 66: Bajarisch Moschee im gesamtstädtischen Kontext (GIZ) ............................................................................. 134<br />

Abb. 67: Bajarisch Moschee im städtebaulichen Kontext, gerendert (eigene Darstellung) ....................................... 134<br />

Abb. 68: Moschee des Ibn Ahmad, gerendert (eigene Darstellung) .......................................................................... 135<br />

Abb. 69: Moschee des Ibn Ahmad im gesamtstädtischen Kontext (GIZ) ................................................................... 135<br />

Abb. 70: Moschee des Ibn Ahmad im städtebaulichen Kontext, gerendert (eigene Darstellung) ............................. 136<br />

Abb. 71: Al-Hara Moschee, gerendert (eigene Darstellung) ...................................................................................... 136<br />

Abb. 72: Al-Hara Moschee (GIZ) ................................................................................................................................. 137<br />

Abb. 73: Minarett der Al-Hara Moschee vor- und nach der Renovierung durch das PDHCY (GIZ) ............................ 137<br />

Abb. 74: Al-Hara Moschee im städtebaulichen Kontext, gerendert (eigene Darstellung) ......................................... 138<br />

Abb. 75: Stadttor <strong>von</strong> Shibam im gesamtstädtischen Kontext (GIZ) .......................................................................... 139<br />

Abb. 76: Eingangsbereich Stadttor im gesamtstädtischen Kontext, gerendert (eigene Darstellung) ........................ 139<br />

Abb. 77: Grundriss der Altstadt Shibams (eigene Darstellung, GIZ) ........................................................................... 140<br />

Abb. 78: Beispiel Extrudieren eines Hauses (eigene Darstellung) .............................................................................. 141<br />

Abb. 79: Karte mit Informationen über Anzahl Stockwerke (GIZ) .............................................................................. 142<br />

Abb. 80: Maßangaben <strong>für</strong> modellhafte Stockwerke (GIZ) .......................................................................................... 142<br />

Abb. 81: <strong>3D</strong>-Modell der Stufe LOD1 (eigene Darstellung) .......................................................................................... 143<br />

Abb. 82: links Lehm-Textur, rechts Kalk-Textur (eigene Darstellung) ........................................................................ 143<br />

Abb. 83: Beispielhafte Dachstruktur in Shibam (GIZ) ................................................................................................. 144<br />

Abb. 84: Dachstruktur gezeigt im LOD3 Modell in Google SketchUp (eigene Darstellung) ....................................... 145<br />

Abb. 85: <strong>3D</strong>-Modell der Stufe LOD2 (eigene Darstellung) .......................................................................................... 145<br />

Abb. 86: Häuserfassaden (GIZ) ................................................................................................................................... 146<br />

237


238<br />

Abbildungsverzeichnis<br />

Abb. 87: Entzerrte Version der Fassade (eigene Darstellung) .................................................................................... 146<br />

Abb. 88: Häuserfassade mit Fototextur im <strong>3D</strong>-Modell, gerendert (eigene Darstellung) ........................................... 147<br />

Abb. 89: Vorlage und Modell einer Moschee (GIZ, eigene Darstellung) .................................................................... 147<br />

Abb. 90: Zweidimensionales Fassadenmodell (GIZ) ................................................................................................... 148<br />

Abb. 91: Arbeiten mit Komponenten (eigene Darstellung) ........................................................................................ 149<br />

Abb. 92: Linienmodell eines Fensters (eigene Darstellung) ....................................................................................... 149<br />

Abb. 93: Detail-Modell eines Fensters (eigene Darstellung) ...................................................................................... 150<br />

Abb. 94: <strong>3D</strong>-Modell der Stufe LOD3 (eigene Darstellung) .......................................................................................... 151<br />

Abb. 95: Höhendaten als zweidimensionales Modell (GIZ, eigene Darstellung) ........................................................ 152<br />

Abb. 96: Erstellung des DGM (eigene Darstellung nach autolisp tutorials 2002, online) ........................................... 154<br />

Abb. 97: Höhendaten als <strong>3D</strong>-Punktewolke in AutoCAD (eigene Darstellung) ....................................................... 154<br />

Abb. 98: fertiges TIN in SketchUp (eigene Darstellung) ............................................................................................. 155<br />

Abb. 99: Grundriss über geglätteten Geländemodell schwebend (eigene Darstellung) ............................................ 156<br />

Abb. 100: Haus wird auf dem schwebenden Grundriss platziert (eigene Darstellung) ............................................. 156<br />

Abb. 101: Bodenplatte wird vorbereitet, um sie auf dem Geländemodell zu platzieren (eigene Darstellung) ......... 157<br />

Abb. 102: Bodenplatte wird in das Gelände geschnitten (eigene Darstellung) .......................................................... 157<br />

Abb. 103: Haus wird auf der Bodenplatte platziert (eigene Darstellung) .................................................................. 158<br />

Abb. 104: Häuser exemplarisch auf dem Gelände platziert (eigene Darstellung) ...................................................... 158<br />

Abb. 105: Gesamtstädtisches Modell <strong>von</strong> Zabid mit Landmarks, gerendert (eigene Darstellung) ............................ 161<br />

Abb. 106: Gesamtstädtisches Modell <strong>von</strong> Zabid mit Landmarks in Google Earth (eigene Darstellung) .................... 162<br />

Abb. 107: Gesamtstädtisches Modell <strong>von</strong> Zabid in LOD1, gerendert (eigene Darstellung) ....................................... 162<br />

Abb. 108: Teilausschnitt gesamtstädtisches Modell Zabid mit Blick auf den Nordteil der Stadt, gerendert (eigene<br />

Darstellung) ................................................................................................................................................................ 163<br />

Abb. 109: Teilausschnitt gesamtstädtisches Modell Zabid mit Blick auf den Westteil der Stadt, gerendert (eigene<br />

Darstellung) ................................................................................................................................................................ 163<br />

Abb. 110: Die Landmarks und ihre Lage im Stadtbild (GIZ, eigene Dartsellung) ........................................................ 164<br />

Abb. 111: Freitagsmoschee im gesamtstädtischen Kontext, gerendert (eigene Darstellung) ................................... 165<br />

Abb. 112: Freitagsmoschee im gesamtstädtischen Kontext 2, gerendert (eigene Darstellung) ................................ 166<br />

Abb. 113: Freitagsmoschee mit Minarett und Blick auf den Innenhof, gerendert (eigene Darstellung) ................... 166<br />

Abb. 114: Freitagsmoschee mit Blick vom Innenhof auf Minarett, gerendert (eigene Darstellung) .......................... 167<br />

Abb. 115: Freitagsmoschee , gerendert (eigene Darstellung) .................................................................................... 167<br />

Abb. 116: Bab-al-Quturb Rückseite (GIZ) ................................................................................................................... 168<br />

Abb. 117: Bab-al-Quturb Front (GIZ) .......................................................................................................................... 169


Abbildungsverzeichnis<br />

Abb. 118: Bab al Quturb Frontansicht, gerendert (eigene Darstellung)..................................................................... 169<br />

Abb. 119: Fensterfront Bab al Quturb, gerendert (eigene Darstellung) ..................................................................... 170<br />

Abb. 120: Frontansicht Bab al Quturb 2, gerendert (eigene Darstellung) .................................................................. 170<br />

Abb. 121: Rückansicht Bab al Quturb, gerendert (eigene Darstellung)...................................................................... 171<br />

Abb. 122: Bab-al-Quturb im gesamtstädtischen Kontext, Ansicht Front auf Stadtmauer (nicht realitätsgetreu),<br />

gerendert (eigene Darstellung) .................................................................................................................................. 171<br />

Abb. 123: Blick in den Suq 1, gerendert (eigene Darstellung) .................................................................................... 172<br />

Abb. 124: Sicht auf den Suq im gesamtstädtischen Kontext, gerendert (eigene Darstellung) ................................... 173<br />

Abb. 125: Blick in den Suq 2, gerendert (eigene Darstellung) .................................................................................... 173<br />

Abb. 126: Blick in den Suq 3, gerendert (eigene Darstellung) .................................................................................... 174<br />

Abb. 127: Blick in den Suq 3, gerendert (eigene Darstellung) .................................................................................... 174<br />

Abb. 128: Bab-al-Siham Fronansicht (Böhler, 2007) ................................................................................................. 175<br />

Abb. 129: Bab al Siham Rückansicht, gerendert (eigene Darstellung) ....................................................................... 175<br />

Abb. 130: Bab al Siham Rückansicht 2, gerendert (eigene Darstellung) .................................................................... 176<br />

Abb. 131: Frontansicht Bab al Siham, gerendert (eigene Darstellung) ...................................................................... 176<br />

Abb. 132: Rückansicht Bab al Siham mit eingefügtem Hintergrund, gerendert (eigene Darstellung) ....................... 177<br />

Abb. 133: Gebäude der Wohnparzelle (Böhler, 2007) ............................................................................................... 178<br />

Abb. 134: Wohnbeispiel, gerendert (eigene Darstellung) .......................................................................................... 178<br />

Abb. 135: Wohnbeispiel 2 (auf sandigem Untergrund), gerendert (eigene Darstellung) .......................................... 179<br />

Abb. 136: Wohnbeispiel 3 (auf sandigem Untergrund), gerendert (eigene Darstellung) .......................................... 179<br />

Abb. 137: Wohnbeispiel 4 (auf sandigem Untergrund), gerendert (eigene Darstellung) .......................................... 180<br />

Abb. 138: Moschee: Iskanderya (GIZ) ........................................................................................................................ 180<br />

Abb. 139: Moschee Iskanderya, gerendert (eigene Darstellung) .............................................................................. 181<br />

Abb. 140: Blick in den Innenhof der Moschee al Ghusainiya (GIZ)............................................................................. 181<br />

Abb. 141: Moschee Ghusainiya im gesamtstädtischen Kontext mit Blick auf die Zitadelle, gerendert (eigene<br />

Darstellung) ................................................................................................................................................................ 182<br />

Abb. 142: Moschee Ghusainiya, gerendert (eigene Darstellung) ............................................................................... 182<br />

Abb. 143: Blick <strong>von</strong> der Zitadelle auf die Moschee Iskanderya, real (GIZ) ................................................................. 183<br />

Abb. 144: Zitadelle mit Blick auf Iskanderya im gesamtstädtischen Kontext mit Blick Richtung Norden, gerendert<br />

(eigene Darstellung) ................................................................................................................................................... 183<br />

Abb. 145: Zitadelle mit Blick auf Iskanderya, gerendert (eigene Darstellung) ........................................................... 184<br />

Abb. 146: Grundriss der Stadt Zabid mit allen dargestellten Layern (eigene Darstellung) ........................................ 185<br />

Abb. 147: Grundriss der Stadt Zabid mit allen sichtbaren Layern (eigene Darstellung)............................................. 186<br />

239


240<br />

Abbildungsverzeichnis<br />

Abb. 148: Benötigte Layer (eigene Darstellung) ........................................................................................................ 186<br />

Abb. 149: Umrandeter Block (eigene Darstellung) .................................................................................................... 187<br />

Abb. 150: Flächen umkehren (eigene Darstellung) .................................................................................................... 188<br />

Abb. 151: <strong>3D</strong>-Körper nach dem Extrudieren (eigene Darstellung) ............................................................................. 188<br />

Abb. 152: LOD1 der Stadt Zabid (eigene Darstellung) ................................................................................................ 189<br />

Abb. 153: Gebäudegrundriss eines einfachen Wohnhauses in Zabid (Böhler 2007).................................................. 190<br />

Abb. 154: Gebäude im LOD1 (eigene Darstellung) ..................................................................................................... 190<br />

Abb. 155: Frontansicht eines Wohnhauses in Zabid (Böhler 2007) ........................................................................... 191<br />

Abb. 156: Mit Adobe Photoshop entzerrte und retuschierte Fassade (eigene Darstellung) ..................................... 192<br />

Abb. 157: Texturiertes Gebäude mit Palme aus dem Warehouse (eigene Darstellung) ............................................ 193<br />

Abb. 158: Iskanderya (GIZ) ......................................................................................................................................... 194<br />

Abb. 159: Iskanderya in SketchUp (eigene Darstellung) ............................................................................................ 194<br />

Abb. 160: Frontansicht Bab al Quturb (GIZ) ............................................................................................................... 195<br />

Abb. 161: Frontansicht Bab al Quturb in Google SketchUp (eigene Darstellung) ...................................................... 195<br />

Abb. 162: Frontansichten des Suq (GIZ) ..................................................................................................................... 196<br />

Abb. 163: Erstellte Komponenten der Frontansichten des Suq (eigene Darstellung) ................................................ 196<br />

Abb. 164: modellierter und eingefärbter Bereich (eigene Darstellung) ..................................................................... 197<br />

Abb. 165: Voreinstellungen zur Verwendung <strong>von</strong> Tastenkürzeln (eigene Darstellung) ............................................. 200<br />

Abb. 166: Internetseite zum Herunterladen <strong>von</strong> Plug-Ins (crai.archi 2012, online) ................................................... 201<br />

Abb. 167: Auswahlbereich des Suq (eigene Darstellung) ........................................................................................... 213<br />

Abb. 168: Übersicht der genutzten und ungenutzten Gebäude des Suq mit Abgrenzung des Bereichs, in dem sich das<br />

Gemeinschaftshaus später befinden soll (GIZ, eigene Darstellung) ........................................................................... 216<br />

Abb. 169: Darstellung eines Gebäudes mit dem AR-Media Google-SketchUp Plugin (inglobetechnologies 2012,<br />

online) ........................................................................................................................................................................ 228


Abbildungsverzeichnis<br />

241


242


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253


254<br />

Internetquellen


Internetquellen<br />

255


256


Anhang<br />

Merkmale islamisch-orientalischer Städte mit Vergleich zur europäischen Stadt<br />

Anhang<br />

Name Eigenschaften Besonderheiten im Vergleich zur<br />

europäischen Stadt<br />

Freitagsmoschee - Hofmoschee nach Vorbild des<br />

Wohnhauses des Propheten<br />

- Innenraum als multifunktionale<br />

Fläche, später auch als<br />

selbstständiges Element<br />

ausgegliedert (Bsp.: Koranschule)<br />

Elemente:<br />

- Gebetsraum<br />

- Brunnen/ Wasseranschluss<br />

- Minarett<br />

- In Städten zusätzlich Hamams<br />

(öffentliche Badehäuser)<br />

Suq - Trennung <strong>von</strong> Wohnen und<br />

Arbeiten<br />

- Kann nach Öffnungszeiten separat<br />

verschlossen werden<br />

- Warenangebot folgt Hierarchie:<br />

Gold/ Silber, Textilien, Gewürze in<br />

der Nähe des Suq; störende oder<br />

geruchsintensive Gewerbe in<br />

peripherer Lage<br />

- Raum öffentlichen Lebens, so auch<br />

ausgestattet mit Moscheen,<br />

Hamams, Brunnen, Kaffeehäusern<br />

und Garküchen<br />

Quartiere - Stadträumliche Abgrenzung und<br />

eigenständig verwaltete Einheit<br />

inmitten des urbanen<br />

Gesamtgefüges<br />

- Gefahren nicht nur <strong>von</strong> außerhalb,<br />

auch innerhalb der Quartiere<br />

bestehen Gefahren durch<br />

rivalisierende Bevölkerungsgruppen<br />

- Basierend auf<br />

Familiengemeinschaften, ethnischer<br />

und religiöser Zughörigkeit<br />

- Eigene Infrastruktur, kleiner als die<br />

der Medina (Altstadt)<br />

Sackgassensystem - Hauptstraßen als Verbindungsglied<br />

zwischen Toren, Stadtmauer,<br />

Hauptmoschee und Suq<br />

- Breite ca. 4-8 Meter<br />

- Hauptstraße dient auch als<br />

- Trennung erfolgte erst<br />

nach Industrialisierung<br />

- Funktionale Ähnlichkeit<br />

mit europäischem<br />

Geschäftszentrum,<br />

strukturell jedoch<br />

erhebliche Unterschiede<br />

- nicht gleichzusetzen mit<br />

europäischem<br />

Stadtviertel<br />

- europäische Stadtviertel<br />

sind durch soziale<br />

Unterschiede und<br />

Durchmischung geprägt<br />

- kein gradliniger Straßenverlauf<br />

in islamischen Städten<br />

257


258<br />

Anhang<br />

Müllsammelstraße, da dies<br />

öffentlicher Raum ist<br />

- Verbindungsstraßen zwischen<br />

Quartieren oder in Quartieren selbst<br />

sind privat und Unbefugten ist der<br />

Zutritt grundsätzlich nicht gestattet<br />

- Wege zu Wohnhäusern enden in<br />

Sackgassen<br />

Innenhofhaus - Introvertierte Bauweise<br />

- Von außen nach innen<br />

- Raumfolge ebenfalls <strong>von</strong> außen<br />

(den öffentlichen Bereichen) nach<br />

innen<br />

- Innenhofhaus <strong>für</strong> Jemen typisch,<br />

Ausnahme sind die Turmhäuser in<br />

den Bergregionen und im<br />

Hadramaut<br />

- In Turmhäusern sind die privaten<br />

Räumlichkeiten immer in den<br />

höheren Stockwerken angeordnet<br />

Stadtmauer,<br />

Stadttore, Zitadelle<br />

Alle Angaben vgl. Böhler 2007, 18 ff.<br />

- Bau einer Stadtmauer zur<br />

Verteidigung<br />

- Stadtmauer bildet Grenze zwischen<br />

Stadt und Land und ist<br />

Prestigeobjekt<br />

- Besondere architektonische<br />

Gestaltung<br />

- Einziger Zugang zur Stadt<br />

- Kürzester Weg in den Suq<br />

- Umschlagpunkt <strong>für</strong> Waren<br />

- Zitadelle liegt immer an oder in der<br />

Stadtmauer<br />

- Dient als Rückzugsort bei Angriffen<br />

und spiegelt Herrschaftszeichen der<br />

Machthaber wieder


Erlässe zur Denkmalpflege 2001 und 2006<br />

PRIME MINISTER'S DECREE NO. (27) OF 2001<br />

REGARDING THE REGULATION ON CONSTRUCTION CONTROLS AND<br />

The Prime Minister:<br />

After perusal of:<br />

VIOLATIONS IN HISTORICAL CITIES<br />

Anhang<br />

- The Constitution of the Republic of Yemen;<br />

- Republican Decree in the Law No. (20) of 1991 regarding the Council of Ministers;<br />

- Republican Decree in the Law No. (17) of 1994 regarding the General Provisions on<br />

Violations;<br />

- Republican Decree No. (129) of 1997 regarding the Establishment of the General<br />

Organization for Preservation of Historical Cities (GOPHC); and<br />

- Republican Decree No. (46) of 2001 regarding the Formation of the Government and<br />

Naming of its Members; and<br />

-<br />

After the approval of the Council of Ministers, as based on a proposal by the Minister of<br />

Culture:<br />

Resolves as follows:<br />

Chapter (1)<br />

Citation and Objectives<br />

Article 1): This Regulation shall be cited as "Regulation on Construction Controls and<br />

Violations in Historical Cities".<br />

Article 2): This Regulation aims at realizing the following objectives:<br />

a- Protection and preservation of historical cities, landmarks and sites;<br />

b- Preservation of buildings and their cultural historical features;<br />

c- Prohibiting impingement upon, demotion of and construction in historical cities with<br />

materials else than traditional materials permitted by GOPHC.<br />

259


260<br />

Anhang<br />

Article 3):<br />

Chapter (2)<br />

Construction Restriction in Historical Cities<br />

a- No construction, repair and demolition works may be carried out in buildings, sites and<br />

landmarks in historical cities without first obtaining a written permit from GOPHC;<br />

b- The applicant for construction, repair or demolition work in a historical city shall have<br />

to submit a bank guarantee at not less than YR50.000 as security to adhere to the<br />

construction and repair conditions and controls in historical cities.<br />

Article 4): The owner of a historical building, landmark or site shall pursue the sound<br />

techniques when carrying out any construction and repair works, the execution of which shall<br />

have to be under the supervision of GOPHC and adherence to the following controls:<br />

1- Use of traditional materials in construction and repair works of historical<br />

buildings and landmarks, compatible with general surroundings that prevail in<br />

the historical city;<br />

2- Stoppage of construction works, demotion of such works and reconstruction of<br />

the demolished historical buildings, unless constructed in the same traditional<br />

materials and architectural style of the historical city;<br />

3- Maintaining the spaces between the buildings, non-construction of appended<br />

structures and preserving the green areas (such as gardens and farms), which<br />

form a significant component of the historical city, its architectural style and<br />

cultural landmarks.<br />

4- Maintaining the functions of the historical buildings and landmarks and<br />

avoiding assigning any other functions to them that may prove detrimental to<br />

their characteristics or style.<br />

5- Preserving the nature and kind of activities of the traditional suqs (markets) in<br />

the historical cities;<br />

6- Stopping creation, or opening, of any commercial shops in the residential areas<br />

of historical cities and their surrounding areas, as shall be identified by<br />

GOPHC;<br />

7- Stopping any additions to historical buildings that may lead to change in their<br />

architectural style.<br />

Chapter (3)<br />

Restricted Acts<br />

Article 5): It shall be prohibited to undertake any of the following works:<br />

1- Addition of structures or appurtenances or extension of a building, neither vertically nor<br />

horizontally, that may deform the architectural style or features of a historical city;<br />

2- Demolition, deformation, changes or damages to historical buildings and landmarks;<br />

3- Use of construction mate4rials else than the traditional ones, such reinforced cement<br />

concrete or metal doors instead of the wooden doors or aluminum windows instead of


Anhang<br />

the wooden windows or other materials that may lead to deformation of, and change to,<br />

the traditional architectural style of the historical city;<br />

4- Malicious destruction or demolition of landmarks, facilities and buildings in historical<br />

sites and cities;<br />

5- Demolition, change or erasure of any inscriptions or decoration on historical buildings;<br />

6- Erection of new structures appended to a historical building or landmark;<br />

7- Undertaking any construction works in the campus of historical cities, landmarks and<br />

sites;<br />

8- Building in public areas, opens spaces or green areas (such as gardens and farms);<br />

uprooting trees or using any of the above areas as solid waste dumping sites, regardless<br />

of who owns or acquires them;<br />

9- Carrying out any alterations or changes to the features of buildings and landmarks in<br />

historical cities, detaching any part of them or sticking posters and advertisements on<br />

their facades.<br />

10- Creation of commercial or non-commercial openings in the residential areas of<br />

historical cities;<br />

11- Changing the function of a historical building or part thereof without obtaining a written<br />

consent from GOPHC;<br />

12- Deforming or covering bricks with deforming colors , such as paint …etc.<br />

Chapter (4)<br />

Penalties<br />

Article 6): Without prejudice to any severer penalty provided for under the effective Laws,<br />

whosoever violates the provisions of this Regulation shall be penalized with the following fines:<br />

1- Financial fine not exceeding YR10.000, together with removal of the object of<br />

violation, whosoever violates the provision of paragraph (a) of Article (3) of this<br />

Regulation;<br />

2- Financial fine of YR10.000, together with removal of the object of violation and<br />

restoring the situation to the state in which it was before committing the violation,<br />

whosoever violates any provision of those indicated under Article (5) of this<br />

Regulation;<br />

Chapter (5)<br />

Final Provisions<br />

Article 7): The bank guarantee indicated under item 3-b of this regulation shall be returned to its<br />

owner after confirming his adherence to the construction and repair controls and soundness of<br />

execution of work.<br />

261


262<br />

Anhang<br />

Article 8): GOPHC may, in coordination with the Public Prosecution, implement the demolition<br />

decision to the account of the violating party, in the event of refraining of such party from<br />

removing the violation.<br />

Article 9): Engineers and Inspectors of GOPHC shall, in coordination with the Public<br />

Prosecution, follow up and monitor the violations committed in historical cities.<br />

Article 10): GOPHC may stop any construction or repair works that are in contravention with<br />

the provisions of this Regulation;<br />

Article 11): This decree shall come into force with effect from the date of its issue and shall be<br />

published in the official gazette.<br />

Issued in Chairmanship of the Council of Ministers in 2001.<br />

Signed:<br />

Prime Minister Minister of Culture<br />

Abdulkader Ba-Gammal Abdulwahab Mohammed Al-Rowhani


Anhang<br />

263

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