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Tierheim Landsberg Zeitung 2013

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Von Ansprüchen<br />

und hohen Erwartungen<br />

Eine der wichtigsten, wenn nicht die wichtigste Eigenschaft<br />

im Umgang mit Tieren ist Geduld. Eine Charaktereigenschaft<br />

über die ich verfüge und die sich bei<br />

meiner Arbeit im <strong>Tierheim</strong> als überlebensentscheidend<br />

herausgestellt hat.<br />

Für mich gibt es täglich Situationen die sich lebensgefährlich<br />

auf<br />

meinen Blutdruckauswirken<br />

könnten.<br />

Adrenalin-<br />

Schübe<br />

schwappen<br />

bedenklich<br />

tosend durch<br />

meine Hirnwindungen<br />

und auch das<br />

leichte Zittern<br />

meiner Hände<br />

verrät einiges<br />

über den Gemütszustand.<br />

Dabei stehe<br />

ich in solchen<br />

Situationen<br />

nicht einem<br />

zähnefletschenden<br />

Vierbeiner gegenüber - was weniger nervenaufreibend<br />

wäre - der Grund warum ich Nervenstränge<br />

brauche die so dick wie Ankertaue sind, ist der tägliche<br />

Umgang mit den lieben Zweibeinern.<br />

Ich kenne keine Tätigkeit, an die so hohe Erwartungen<br />

gestellt werden, wie an den Tierschutz. Wir müssen für<br />

die Tiere alles möglich machen und das sofort. Und auf<br />

keinen Fall darf es etwas kosten.<br />

Es geht ja um die Tiere und ihr seid die Tierschützer!<br />

Wobei kein Mensch darüber nachdenkt, das wir die<br />

einzigen sind die sich darum kümmern. Der Rest der<br />

Menschheit nutzt die Tiere aus und verdient Milliarden<br />

daran. Wir Tierschützer dagegen dürfen dankbar sein,<br />

dass man uns großzügig erlaubt uns der Tiere anzunehmen,<br />

für die keiner Verwendung hat. Und aus denen<br />

sich keine Profite mehr<br />

erwirtschaften lassen.<br />

Ein kurzer Anruf, eine mail an den Tierschutz genügen<br />

und schon hat man die Verantwortung in andere Hände<br />

gelegt.<br />

Wie wir das machen sollen interessiert in wahrsten Sinne<br />

des Wortes kein Schwein. Das Wort „Notfall“ klebt<br />

mir von Morgens bis Abends an den Hacken und gibt<br />

nicht mal im Schlaf Ruhe. Es tönt aus dem Telefon-<br />

Seite 25<br />

apparat, steht vor dem <strong>Tierheim</strong>tor und greift aus dem<br />

Computer nach mir. Da kann leider nur sagen - bitte<br />

hinten anstellen, es sind noch ungefähr hundert Probleme<br />

vor Ihnen dran. Bitte ziehen sie eine Nummer!<br />

Oooommm, Weber, kein Adrenalin, fasse dich in Geduld!<br />

Und um das mal ganz glasklar zu sagen - das<br />

sind alles Probleme die ich nicht verursacht habe. Ich<br />

habe das Tier nicht falsch erzogen, ich habe keine<br />

Probleme mit Vermietern oder Nachbarn, bin nicht<br />

geschieden oder wohnungslos, ich muss nicht in die<br />

Psychiatrie oder habe eine Allergie. Es sind nicht meine<br />

Kinder die die Kaninchen nicht versorgen, ich habe<br />

nicht vor auszuwandern und meine Ersparnisse reichen<br />

dazu aus eine Katze kastrieren zu lassen und ihr Futter<br />

zu kaufen . Ach ja - und ich bin definitiv auch nicht<br />

schwanger…<br />

Wenn es Probleme mit einem vermittelten Tier gibt ist<br />

die Schuldfrage bereits im Vorfeld geklärt. Da stellt niemand<br />

mehr die Frage nach dem Vorbesitzer - das<br />

Problem kommt aus dem <strong>Tierheim</strong> und damit ist der<br />

Schuldige sofort identifiziert. Entweder „ballern“ wir die<br />

Tiere zu schnell raus oder wir wollen keine Tiere<br />

„loswerden“.<br />

Dass wir für unsere Schützlinge auch noch eine Schutzgebühr<br />

verlangen (die nicht mal die Tierarztkosten<br />

deckt) ist eine Unverschämtheit, dass man die Tiere<br />

nicht reservieren kann bis der Interessent in sechs Monaten<br />

umgezogen ist, empfindet man als Anmaßung.<br />

Und das ein Tier im Laufe seines Lebens auch mal<br />

krank wird, hat natürlich mit dem Aufenthalt im<br />

<strong>Tierheim</strong> zu tun. Dazu wird man täglich belogen, angepöbelt<br />

und erpresst.<br />

Wenn Sie das jetzt nicht nehmen setz ich es aus - ich<br />

finde das eine großartige Argumentation bei der sich<br />

eine Frage aufdrängt - wer trägt die Verantwortung für<br />

sein Tier? Der Tierschutz oder derjenige der sich ein Tier<br />

anschafft? Die landläufige Meinung ist tatsächlich -<br />

der Tierschutz!<br />

www.tierheim-landsberg.de

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