Dossier Teil 2 - Mathematik
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untersuchen.: ist es nicht komisch, dass der Anstieg der Arbeitslosigkeit mit einem<br />
Lächeln beschrieben wird? Zahlreiche weitere Beispiele findet man im Buch von HERGET<br />
und SCHOLZ (1998).<br />
2.2.2 Modellbildung und Modellierungsaufgaben<br />
Mit Modellierungsaufgaben bzw. mit Modellbildung wird versucht, ein offeneres Bild von<br />
der <strong>Mathematik</strong> zu vermitteln – ein Bild, das der <strong>Mathematik</strong> in ihrer realen Anwendung<br />
in der Welt gerecht wird. Viele Schüler und auch Schülereltern könnten kaum Gründe<br />
dafür benennen, warum <strong>Mathematik</strong> an der Universität gelehrt wird – außer vielleicht um<br />
<strong>Mathematik</strong>lehrer auszubilden. Modellierungen sind eine Chance für den<br />
<strong>Mathematik</strong>unterricht, dieses Missverständnis auszuräumen.<br />
<strong>Mathematik</strong> durch Modellierungen zu unterrichten, bedeutet einerseits zu zeigen, wie die<br />
<strong>Mathematik</strong> in die Umwelt kommt, andererseits aufzuspüren wo uns die <strong>Mathematik</strong> im<br />
täglichen Leben gute Dienste leisten kann. Außerdem wird deutlich, dass man sich bei<br />
Modellierungen von realen Problemstellungen nicht auf passende vorgefertigte Formeln<br />
verlassen kann, sondern dass man das vorhandene mathematische Wissen geschickt<br />
vernetzen muss, um zu einem Ergebnis zu gelangen. Es findet ein ständiges<br />
fächerübergreifendes Arbeiten statt. HENN (2000) denkt bei Modellbildung an vier<br />
Kategorien.<br />
• Modelle die vorhersagen (z.B. wann Sonnenfinsternisse eintreten),<br />
• Modelle die etwas beschreiben (z.B. die Flugbahn eines Balles)<br />
• Modelle die etwas erklären (z.B. warum ein Flugzeug fliegt).<br />
• Modelle die etwas vorschreiben (z.B. das Preismodell der Deutschen Telekom).<br />
Mit der Frage der Anwendung von <strong>Mathematik</strong> und der Modellbildung beschäftigt sich<br />
auch das<br />
2.2.2.1 Das Stauproblem<br />
Es soll nun ein Beispiel aus der Kategorie „erklärendes Modell“ ausgeführt werden.<br />
Dieses Beispiel lässt sich gut im Bereich der Grundbegriffe der Differenzialrechung<br />
ansiedeln und wurde so wie beschrieben im Unterricht erprobt. Es geht um die Frage,<br />
wann bzw. wodurch ein Stau auf der Autobahn entsteht. Die Schüler nennen<br />
verschiedene Gründe: Unfall, Baustelle und zu viele Fahrzeuge. Durch kurze<br />
Überlegung kann man auch die Staugründe Unfall und Baustelle auf das Grundproblem<br />
der zu vielen Fahrzeuge zurückführen. Die Frage, die sich die angehenden jungen<br />
Autofahrer im Kurs nun stellen mögen, ist: Wie viele Fahrzeuge können überhaupt<br />
maximal auf einer Autobahn fahren. Wir vereinfachen das Problem, indem wir eine<br />
Autobahn mit nur einer Spur definieren und keine Überholvorgänge zulassen. Es gilt<br />
also Kolonnenverkehr. Kolonnenverkehr heißt aber auch, dass jedes Fahrzeug<br />
annähernd gleich viel Platz p braucht und alle Fahrzeuge mit der gleichen<br />
Geschwindigkeit v fahren. Man sieht, dass wir viele vereinfachende Modellannahmen<br />
gemacht haben. Dies ist aber ein typisches Vorgehen für eine Modellierung, um erst mal<br />
einen einfachen mathematischen Zugang zum Problem zu gewinnen. Nun ist aber<br />
zunächst einmal zu klären, was wir unter „maximal“ verstehen. „Maximal“ heißt in<br />
diesem Zusammenhang wohl: möglichst viele Autos sollen pro Zeiteinheit an einem<br />
Zählposten vorbeikommen.<br />
Diese Größe: Anzahl der Fahrzeuge pro Zeiteinheit nennen wir n. An dieser Stelle<br />
müssen einige Betrachtungen zu dem Verhältnis der Größen, n, p und v angestellt<br />
werden. Offenbar hängen sie voneinander ab. An einigen rechnerischen Beispielen und<br />
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