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Red Sea Bewerbung .qxd - Unterwasser

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Auf dieser Untersuchung aufbauend<br />

analysierte JULIA BOLTE, ob<br />

es auch im Fressverhalten<br />

Unterschiede zwischen den<br />

Geschlechtern gibt. Als Maß für die<br />

Rate der Nahrungsaufnahme wurden<br />

Schnappfrequenzen einzelner<br />

Fische aufgenommen. Da<br />

basierend auf Voruntersuchungen<br />

tageszeitliche Unterschiede im<br />

Fressverhalten vermutet wurden,<br />

erfolgten die Beobachtungen jeweils<br />

morgens, mittags und abends.<br />

Eine 2-faktorielle ANOVA<br />

bestätigte starke tageszeitliche<br />

Unterschiede in den Schnappfrequenzen,<br />

die morgens deutlich<br />

geringer waren als mittags und<br />

abends (Abb. 2). Dagegen war der<br />

Geschlechtereffekt in dieser<br />

Analyse, vermutlich aufgrund der<br />

geringen Stichprobengrößen pro<br />

Tageszeit, nicht signifikant. Da alle<br />

Aufnahmen an unterschiedlichen<br />

Kolonien erfolgten und pro Kolonie<br />

ein Wert für männliche und weibliche<br />

Schnappfrequenz ermittelt<br />

wurde, konnte die Frage nach<br />

einem Geschlechtereffekt zusätzlich<br />

mittels eines gepaarten ttests<br />

untersucht werden. Hierbei<br />

zeigte sich deutlich, dass innerhalb<br />

einer Gruppe die Schnappfrequenzen<br />

der Männchen höher<br />

waren als die der Weibchen (t =<br />

2,675, df = 16, P = 0,017). Als<br />

Ursache für diesen Effekt vermutet<br />

BOLTE, dass Männchen zum einen<br />

aufgrund ihrer größeren Körpergröße,<br />

zum anderen aufgrund ihrer<br />

Rolle bei der Feindabwehr und der<br />

Sicherung der Gruppe einen<br />

Eine Gruppe “chocolate-dip fish” mit<br />

Fahnenbarschen in der Nähe einer<br />

Feuerkoralle.<br />

KORALLENRIFF-ÖKOLOGIE, Mangrove Bay, Ägypten, September 2004<br />

größeren Energiebedarf haben als<br />

die Weibchen.<br />

Ebenfalls in Korallenriffen weit verbreitet<br />

und unübersehbar sind die<br />

Gruppen schwarz-weißer Chromis<br />

dimidiata ("Chocolate-dip fish"),<br />

die ähnlich den Fahnenbarschen<br />

rund um Korallenköpfe leben und<br />

sich bei Gefahr dort hinein<br />

zurückziehen. ANNA BRUZINSKI<br />

beobachtete hier eine interessante<br />

potentielle Interaktion von C.<br />

dimidiata mit Putzerfischen<br />

(Labroides dimidiatus, siehe<br />

Berichte von Gunnar Husmann<br />

und Jochen Becker). C. dimidiata-<br />

Gruppen in der direkten Nähe von<br />

Putzerstationen schienen weniger<br />

stark und seltener auf die<br />

Anwesenheit eines potentiellen<br />

Räubers zu reagieren als Gruppen<br />

in größerer Distanz zur nächsten<br />

Putzerstation. Als möglichen<br />

Grund vermutete BRUZINSKI, dass<br />

Prädatoren sich meistens nur dann<br />

in der Umgebung einer Putzerstation<br />

aufhalten, wenn sie gesättigt<br />

sind und sich von Parasiten<br />

befreien lassen wollen. In dieser<br />

Situation stellen sie daher eine<br />

geringe Gefahr für C. dimidiata dar.<br />

Im Umkehrschluss würde es C.<br />

dimidiata einen großen Vorteil bringen,<br />

in der Nähe einer Putzerstation<br />

zu leben. In ihrer Untersuchung<br />

konnte BRUZINSKI keinen<br />

klaren Effekt der Nähe zur nächsten<br />

Putzerstation auf das Abwehrverhalten<br />

von C. dimidiata ermitteln.<br />

Allerdings war die Datenaufnahme<br />

dadurch erschwert,<br />

potentielle Prädatoren der C.<br />

dimidiata klar zu definieren und<br />

diese zudem akkurat zu erfassen.<br />

Es erscheint daher weiterhin<br />

lohnenswert, diesen interessanten<br />

Aspekt des Lebens in einer<br />

Gruppe in zukünftigen Studien<br />

näher zu beleuchten.<br />

Gemeinsam stark -<br />

Symbiosen im Korallenriff<br />

Symbiotische Beziehungen zwischen<br />

Lebewesen spielen im marinen<br />

Lebensraum eine große Rolle.<br />

Viele Tiere und Pflanzen haben<br />

sich zu Lebensgemeinschaften<br />

zusammengefunden, von denen<br />

beide Partner profitieren, zum<br />

Beispiel durch die Versorgung mit<br />

Nahrung, durch Schutz oder durch<br />

Tarnung. In Korallenriffen läßt sich<br />

eine Vielzahl symbiotischer<br />

Beziehungen mitunter zwischen<br />

sehr unterschiedlichen Organismen<br />

beobachten. In diesem<br />

Zusammenhang wurden vier<br />

Projekte durchgeführt, die verschiedene<br />

Aspekte von drei klassischen<br />

Beispielen für Symbiosen<br />

näher beleuchten.<br />

Putzerstationen sind wichtige und<br />

oft deutlich erkennbare Stellen des<br />

Riffs, wo sich verschiedenste<br />

Fische durch Putzerfische von<br />

Ektoparasiten, Pilzen oder<br />

Hautschüppchen säubern lassen<br />

können. Viele Fische sind regelmäßige<br />

"Kunden" der Putzerstationen<br />

und besuchen diese<br />

mehrmals am Tag.<br />

Der im Roten Meer und im Indo-<br />

Pazifik weit verbreitete<br />

Putzerfisch Labroides dimidiatus<br />

ist durch seine charakteristische<br />

Zeichnung mit blauen und<br />

schwarzen Lateralstreifen eine<br />

auffällige Erscheinung. Das Blau<br />

der Putzerfische ist als "Cleaner<br />

Blue" bekannt und unterscheidet<br />

sich in seiner Wellenlänge deutlich<br />

von dem Blau andere Fische. Die<br />

Putzerfische signalisieren durch<br />

diese besondere Farbe und durch<br />

ein tanzendes Bewegungsmuster,<br />

dass sie ihren "Kunden" zum<br />

Säubern zur Verfügung stehen und<br />

nicht fälschlicherweise als Beutetier<br />

angesehen werden sollten. Nur<br />

selten werden Putzerstationen von<br />

einem einzelnen Putzerfisch unterhalten<br />

werden: L. dimidiatus lebt<br />

und "arbeitet" sehr oft paarweise<br />

mit einem zweiten Putzerfisch<br />

zusammen an einer Station. Die<br />

beiden Partner säubern meist gleichzeitig<br />

den selben "Kunden" und<br />

arbeiten nur getrennt an verschiedenen<br />

Fischen, wenn ein<br />

besonders großer "Kundenandrang"<br />

an der Putzerstation<br />

herrscht. Aufgrund dieser<br />

Beobachtungen stellte sich JOCHEN<br />

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