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leichter erregen lassen. Sinneseindrücke verändern sich, Nichtigkeiten bekommen Bedeutung.<br />
Alkohol dagegen beeinflusst die GABA-Rezeptoren, die die Aktivität bestimmter Nerven<br />
herunterregulieren. Zu erst sind davon Kontrollzentren des <strong>Gehirn</strong>s betroffen, es kommt zu einer<br />
Enthemmung, man fühlt sich frei, der Stress, die Schüchternheit, die Angst sind nicht mehr so wichtig.<br />
Dann lassen sich die Muskeln lassen nicht mehr exakt ansteuern, die Sprache wird verwaschen, der Gang<br />
unsicher. Auf Dauer dämpft Alkohol das ganze Erleben bis zur Bewusstlosigkeit.<br />
Nikotin wirkt über Acetylcholin-Rezeptoren aktivierend auf die Nervenzellen, die Aufmerksamkeit steigt,<br />
man ist kurzfristig wacher und leistungsfähiger. Ähnlich verhält es sich beim Kokain.<br />
Die biochemischen Wirkungen der Drogen sind unterschiedlich. Letztlich gibt es aber Verbindungen<br />
zwischen den jeweils beeinflussten Nervenschaltkreisen. So kommt es, dass beispielsweise Alkohol<br />
indirekt dieselben Rezeptoren aktiviert, über die auch Hasch und Heroin wirken. <strong>Das</strong> trägt zur positiven<br />
Stimmung im Rausch bei. Entscheidend ist, dass alle Drogen letztlich eine Nervengruppe aktivieren, die<br />
zentral für die Steuerung des Verhaltens ist.<br />
Unser <strong>Gehirn</strong> ist nicht entstanden, um auf Drogen zu reagieren. <strong>Das</strong> <strong>Gehirn</strong> hat Nervensysteme<br />
entwickelt, die sicherstellen, dass wir alles tun, um zu überleben, dass wir zum Beispiel essen. Drogen<br />
greifen in diese Systeme ein und aktivieren sie viel stärker, als das Nahrung kann, oder Sex und so<br />
kommt es letztendlich zur Sucht.<br />
Dr. Nora Volkow, die Direktorin des amerikanischen nationalen Forschungsinstitutes zum<br />
Drogenmissbrauch in Bethesda, untersucht seit Jahren, wie das <strong>Gehirn</strong> von natürlichen Genüssen aber<br />
eben auch von Drogen beeinflusst wird. Der wichtigste Schauplatz des Geschehens ist eine Region tief im<br />
Inneren des <strong>Gehirn</strong>s, der Nucleus Accumbens. Hier wirkt der Botenstoff Dopamin.<br />
Ein leckeres Essen, Sex, ein positives Gespräch, all das führt zur Ausschüttung von Dopamin und damit<br />
zur Aktivierung des Nucleus Accumbens. Begleitet wird das Ganze von lustvollen Empfindungen und die<br />
sind ein wirksamer Weg, um das Verhalten zu beeinflussen. <strong>Das</strong> zeigen Versuche mit Ratten, denen<br />
Elektroden ins <strong>Gehirn</strong> implantiert wurden. Die Tiere drücken so begeistert einen Schalter, der den<br />
Nucleus Accumbens stimuliert, dass sie darüber sogar das Fressen vergessen. Kein Wunder, dass die<br />
Wissenschaftler lange vom Belohnungssystem sprachen. Sie glaubten, dass Dopamin eine Art<br />
Wohlfühlbotenstoff sei, der Dinge angenehm erscheinen lässt und so den Menschen oder die Ratte dazu<br />
bringt, immer wieder den gedeckten Tisch oder den Partner aufzusuchen. Wenn das stimmt, machen<br />
Drogen süchtig, weil sie eine besonders starke Dopaminreaktion auslösen und sich deshalb eben<br />
besonders gut anfühlen.<br />
Doch diese Sicht der Dinge greift zu kurz, argumentieren Forscher wie Dr. Jonatahn Cohen von der<br />
Princton Universität. Der Psychologe versucht die Wirkung des Dopamin mit mathematischen Modellen<br />
des <strong>Gehirn</strong>s nach zu vollziehen. Dabei kommt er zu dem Schluss, dass es bei der Sucht weniger um<br />
direkte positive Empfindungen geht, als um Lernvorgänge.