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eobachtet, was im <strong>Gehirn</strong> von trockenen Alkoholikern und von Kontrollpersonen passiert, wenn sie<br />
Bilder betrachten. Und zwar entweder Fotos von Bierflaschen, von Spritzen oder von neutralen<br />
Landschaften.<br />
Was sie sehen können ist, dass bestimmte Regionen des <strong>Gehirn</strong>s nur bei Suchtkranken anspringen und<br />
nur auf diese Alkoholreize nicht auf Drogenreize die man nicht konsumiert und nicht auf andere<br />
emotionale Reize und das sind im Wesentlichen, vielleicht nicht überraschend, Regionen der<br />
Aufmerksamkeitssteuerung. <strong>Das</strong> ist aber in sofern wichtig, weil das in Situationen gezeigt wurde, wo die<br />
Leute entgiftet sind und gar keine Drogen konsumieren können und wollen und wenn dann trotzdem ein<br />
Bild reicht, um ihr Aufmerksamkeitssystem zu beschäftigen, dann kann man den Patienten gut glauben<br />
dass doch einige berichten, dass sie durch Alkoholreklame durcheinander gebracht werden oder motiviert<br />
werden wieder Alkoholverlangen zu entwickeln wenn sie zum Beispiel alleine Zuhause vor dem Fernseher<br />
sitzen, wo sie immer getrunken haben.<br />
Auch im Tiermodell lässt sich das Suchtgedächtnis studieren. Im englischen Cambridge gibt Dr. Jonathan<br />
Lee Ratten Gelegenheit, mit Kokain zu experimentieren. Wenn die Tieren einen Schalter drücken,<br />
leuchtet ein Licht, gleichzeitig erhält die Ratte eine Infusion der Droge. Nach einigen Tagen und<br />
mehreren hundert Räuschen sind die Tiere abhängig, sie nehmen große Mühen auf sich, um den<br />
nächsten Kick zu erreichen. Nach einem Entzug genügt schon das Aufleuchten der Lampe, um die Tiere<br />
sofort wieder in das Verhaltensmuster der Abhängigkeit zurückfallen zu lassen.<br />
Dieses Suchtgedächtnis versucht Johnathan Lee zu löschen. Hintergrund ist ein ganz neues Konzept der<br />
Gedächtnisforschung. Danach sind Erinnerungen im <strong>Gehirn</strong> nicht stabil verankert. Jedes mal, wenn sie<br />
abgerufen werden, müssen sie erneut ins Langzeitgedächtnis abgelegt werden. Und dabei sind sie<br />
verwundbar.<br />
Um das Suchtgedächtnis zu beeinflussen, müssen wir den Ratten nur erneut das Licht zeigen. Sie<br />
erinnern sich und gleichzeitig wird diese Erinnerung instabil. <strong>Das</strong> gibt uns die Chance einzugreifen und zu<br />
verhindern, dass die Erinnerung erneut abgespeichert wird. Wir blockieren dazu ein Gedächtniseiweiß im<br />
<strong>Gehirn</strong>. Unsere Experimente zeigen, dass schon ein einzige Behandlung ausreicht, um das<br />
Suchtgedächtnis dauerhaft zu löschen. Kein einziges Mal sind die Ratten in die alten Verhaltensmuster<br />
zurückgefallen. Die Behandlung ist so wirksam, dass theoretisch ein einziger Besuch beim Arzt<br />
ausreichen sollte, um das Suchtgedächtnis für lange Zeit abzuschwächen.<br />
Jonathan Lee ist optimisitsch. Allerdings muss er seinen Ratten den Gedächtnisblocker direkt ins <strong>Gehirn</strong><br />
spritzen. Diese Prozedur eignet sich wohl kaum für die Suchttherapie. In der verwundbaren Phase nach<br />
dem Wiedererinnern lassen sich Gedächtnisinhalte aber auch ganz normalen und gut verträglichen<br />
Medikamenten beeinflussen, etwa mit Betablockern.<br />
In New York und Montreal laufen zur Zeit erste Studien an Patienten, die unter beängstigenden<br />
Erinnerungen an ein schreckliches Erlebnis leiden, etwa an einen Autounfall oder an ein Gefecht im Krieg.<br />
Im Rahmen einer Therapie werden die traumatischen Bilder wieder heraufbeschworen, gleichzeitig