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Das abhängige Gehirn

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Wir dachten immer, dass Dopamin ein Belohnungssignal ist. Wenn etwas Gutes passiert, geht das<br />

Dopamin hoch. Aber es hat sich herausgestellt, dass Dopamin weniger auf die Belohnung reagiert, als<br />

auf alles, was diese Belohnung vorhersagt. Wenn es Futter gibt, wird Dopamin ausgeschüttet. Wenn aber<br />

jedes mal kurz vor der Fütterung ein Licht angeht, dann reagiert das Dopamin bald auf das Licht und<br />

nicht mehr auf das Futter selbst. Dopamin ist ein Lernsignal. Drogen kapern sozusagen einen<br />

Lernmechanismus und verstärken alle Verhaltensweisen, die mit der Droge verknüpft sind. <strong>Das</strong> ist<br />

entscheidend für die Sucht.<br />

Revolutionär nennt Jonhatan Cohen diese neue Interpretation der Sucht und damit steht er nicht allein.<br />

Jonatahn Cohen und Nora Volkow bestreiten nicht, dass sich der Genuss von Drogen, genau wie Essen<br />

oder Sex gut anfühlt. Aber diese angenehme Wirkung ist nicht entscheidend für das Entstehen der<br />

Abhängigkeit.<br />

<strong>Das</strong> subjektive Wohlbefinden wird in der Hirnrinde direkt über den Augen erzeugt. Hier liegen Nerven, die<br />

auf den Geschmack von Essen reagieren, auf Düfte und Berührungen. Ihre Reaktion ist besonders stark,<br />

wenn wir hungrig sind, und fällt ab, sobald der Magen voll ist. So erklärt sich, warum ein Schokotörtchen<br />

auf leeren Magen besser schmeckt, als nach einem fünf Gänge Menü. <strong>Das</strong> gilt im übrigen nicht nur beim<br />

Essen. Alle natürlichen Reize, neue Erlebnisse, soziale Kontakte werden nach einer Weile schal. Sie<br />

können dann weder die Zentren des subjektiven Erlebens im Stirnhirn anregen, noch Dopamin und die<br />

Lernsysteme.<br />

Dieses Abstumpfen ist für eine gesunde Verhaltenssteuerung zentral, glaubt der Suchtforscher Prof.<br />

Andreas Heinz von der Berliner Charite.<br />

Wenn Sie was weiß ich, das erste Mal indisch Essen gehen schmeckt ihnen wahnsinnig gut, dann wird<br />

genauso viel Dopamin freigesetzt aber beim zweiten oder dritten Mal ist das mit dem Dopamin zuende<br />

und so ist es sehr häufig auch, wenn sie jemand sehr interessantes kennen lernen, auch da geht das<br />

Dopamin nach einer Weile runter, bei den Drogen nicht. <strong>Das</strong> heißt es wird immer weiter freigesetzt, dann<br />

adaptiert das System dran, das heißt die Andockstellen, die Rezeptoren werden runtergefahren und das<br />

führt dazu, dass die Leute eigentlich mehr konsumieren müssen, um den alten Kick zu haben.<br />

Nach Jahren der Sucht ist der Genuss verschwunden, was bleibt ist der Zwang, immer wieder<br />

nachzulegen. Koste es was es wolle, ohne Rücksicht auf soziale Bindungen oder die Gesetze.<br />

Andererseits, auch wenn Drogen die Lernmechanismen des <strong>Gehirn</strong>s besetzten, niemand wird süchtig von<br />

einem Glas Wein, von einer Zigarette, selbst von einer Spritze Heroin.<br />

Es experimentiert wohl jeder Jugendliche mit Drogen. Gerade in der Pubertät hinterlassen neue<br />

Erfahrungen auch besonders tiefgehende Spuren. Ob sich daraus eine Sucht entwickelt hängt von<br />

mehreren Faktoren ab.<br />

Die Gene sind für etwa die Hälfte des Suchtrisikos verantwortlich. Es gibt aber nicht "DAS

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