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Friedrich Ani Tatort München - Boersenblatt.net

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Heft 1 • 2011 ISSN 0178-7241<br />

Streitschrift<br />

Publizistin Bascha<br />

Mika fordert die<br />

Frauen heraus<br />

Treffpunkt Venedig<br />

Ein Gespräch mit<br />

Michael Cunningham<br />

Kolumnistin 2011<br />

Komikerin Cordula<br />

Stratmann schreibt<br />

für das Buchjournal<br />

Fantastische Welt<br />

Zu Besuch bei<br />

Wolfgang Hohlbein<br />

SchWerpunKT<br />

^ Krimi &<br />

Thriller<br />

Bestsellerautorin<br />

Anne Holt im<br />

Porträt, Trendthema<br />

Öko-Thriller, die<br />

Faszination von<br />

Serienhelden<br />

Gewinnspiel<br />

buchjournal.de<br />

Für Sie von Ihrer Buchhandlung<br />

buch journal<br />

Weil Lesen Spaß macht<br />

<strong>Friedrich</strong> <strong>Ani</strong><br />

<strong>Tatort</strong> <strong>München</strong>


www.greenpeace.de/spenden<br />

TOD<br />

durch Öl?<br />

Woran ist dieser Deln im Golf von Mexiko<br />

gestorben – 100 Tage nach der Explosion<br />

der BP-Ölplattform? Seinen Öltod können wir<br />

nicht beweisen. Eines ist aber sicher: Der Ölunfall<br />

hat eine beispiellose Umweltkatastrophe<br />

verursacht. Obwohl das Bohrloch versiegelt<br />

ist, werden weiter Tiere an den Folgen des<br />

massiven Ölaustritts sterben. Manche Küstenabschnitte<br />

sind für Jahre erheblich geschädigt.<br />

Das ganze Ausmaß der Katastrophe wird gar<br />

nicht sichtbar. Unermüdlich hat BP Chemikalien<br />

in den Golf gekippt, um das Öl verschwinden<br />

zu lassen. Der Cocktail aus Öl und<br />

Chemie wabert unterhalb der Meeresoberfläche<br />

oder bedeckt den Meeresboden.<br />

Sicher bis zur Katastrophe<br />

Ein „weiter so“ scheint angesichts dieser<br />

Katastrophe undenkbar – und doch passiert<br />

genau das. Die Sicherheitsvorkehrungen bei<br />

Tiefseebohrungen haben sich nicht grundlegend<br />

verbessert. Alles gilt als 100% sicher,<br />

solange nichts passiert. Und so besteht die<br />

Ja, ab jetzt helfe ich regelmäßig!<br />

Ich erteile GREENPEACE eine Einzugsermächtigung<br />

und zahle einen Betrag von monatlich:<br />

5 d 10 d 15 d oder d<br />

Vorname, Name<br />

Straße, Hausnummer<br />

PLZ Wohnort<br />

Kontonummer Bankleitzahl<br />

Geldinstitut (Ihre Bankdaten geben wir nicht an Dritte weiter)<br />

Datum Unterschrift<br />

Ich möchte die CD mit aktueller Popmusik junger Künstler<br />

zugesandt bekommen: Ja (302013) Nein (302014) Greenpeace<br />

Ihre Adressdaten verwenden wir nur für Förderer-Service und -Information<br />

über unsere Aktivitäten. Eine Übermittlung der Daten erfolgt ausschließlich<br />

an Greenpeace-Organisationen und an den Tierpark Arche<br />

Warder e.V. Dieser Weitergabe können Sie jederzeit widersprechen.<br />

Gefahr für das labile Ökosystem Meer weiter<br />

– weltweit. Greenpeace ist daher überzeugt:<br />

Ölbohrungen in der Tiefsee sind nicht zu<br />

verantworten!<br />

Nichts dazugelernt?<br />

Und als wäre das Desaster von BP nicht<br />

genug, muß nun auch die Arktis dran glauben.<br />

In einer der letzten unberührten Regionen<br />

unserer Erde bohrte eine schottische<br />

Firma monatelang nach Öl. Notfallpläne<br />

– falls es sie überhaupt gibt – werden nicht<br />

offengelegt. Dabei lauert in der Arktis eine<br />

große Gefahr: Eisberge, die mit den Ölplatt-<br />

Jetzt Greenpeace-Fördermitglied werden!<br />

Diesen Abschnitt bitte als Postkarte verwenden, entlang der gestrichelten Linie ausschneiden und an Greenpeace senden.<br />

e.V., Große Elbstr. 39, 22767 Hamburg; V.i.S.d.P.: G. Wallmeyer; Stand 01/2011<br />

Ihre Spende hilft<br />

Leben retten<br />

Porto zahlt<br />

Greenpeace!<br />

Oder faxen<br />

Sie uns 040-<br />

30 618 100<br />

GREENPEACE e.V.<br />

Große Elbstraße 39<br />

22767 Hamburg<br />

©Vollmer/Greenpeace<br />

formen kollidieren können. Einige wenige<br />

Schiffe sollen das verhindern – 100% sicher<br />

soll das sein.<br />

Den Wahnsinn stoppen<br />

„Raus aus der Tiefsee“, fordert Greenpeace.<br />

Vor Grönland erkletterten Aktivisten die<br />

Ölplattform Stena Don, um Probebohrungen<br />

im Arktischen Ozean zu verhindern. Und im<br />

Golf von Mexiko hat unser Schiff, die Arctic<br />

Sunrise, drei Monate lang das Ausmaß der<br />

verheerenden Ölkatastrophe untersucht.<br />

Kommen Sie an Bord<br />

Wollen Sie sich an die Bilder toter Delfine<br />

oder ölverklebter Gefieder gewöhnen?<br />

Oder möchten Sie etwas tun? Es ist ganz<br />

einfach. Werden auch Sie Fördermitglied bei<br />

Greenpeace! Helfen Sie, die Delfine wirksam<br />

zu schützen und die Ölindustrie von ihren<br />

riskanten Plänen abzubringen.<br />

Ihre Vorteile als Fördermitglied<br />

Service-Scheckheft mit wertvollen<br />

Informationen und besonderen Angeboten,<br />

wie Trinkwasser-Analyse, Filmverleih und<br />

mehr<br />

Greenpeace-Nachrichten<br />

4 x im Jahr frei Haus<br />

Spendenbescheinigung,<br />

da steuerlich absetzbarer Förderbeitrag<br />

Jederzeit kündbare<br />

Mitgliedschaft<br />

Ihr Willkommensgeschenk:<br />

Eine CD<br />

mit aktueller Popmusik<br />

junger Künstler<br />

CD gratis!<br />

© Dermansky/Greenpeace


© Denis Stanisic<br />

Eckart Baier, Redaktionsleiter<br />

e.baier@buchjournal.de<br />

buchjournal 1/2011<br />

3<br />

Liebe Leserin,<br />

lieber Leser!<br />

K ommt<br />

Editorial<br />

sie oder kommt sie<br />

nicht? Auch wenn die<br />

Kanzlerin ihr Veto gegen die Frauenquote<br />

eingelegt hat, dürfte die Debatte<br />

um ein Gesetz bei der Besetzung von<br />

Chefposten nicht beendet sein. Zu verdanken<br />

haben wir sie nicht zuletzt<br />

Bascha Mikas Buch „Die Feigheit der Frauen“ – obwohl die Quote nur<br />

Randthema in ihrem zornigen Buch wider weiblichen Selbstbetrug ist.<br />

Buchjournal-Redakteurin Sabine Schmidt hatte Gelegenheit, mit der Publizistin<br />

über ihre provokanten Thesen zu sprechen (Seite 68).<br />

Beim größten Literatur-Event des Frühjahrs hat das Buchjournal einen<br />

großen Auftritt: Wir sind neuer Medienpartner beim renommierten<br />

Preis der Leipziger Buchmesse und mit unserem Heft stimmen wir<br />

Sie auf die Messe ein. Ans Herz legen wollen wir Ihnen natürlich auch<br />

unsere eigenen Buchjournal-Talks in Leipzig: Die Termine mit Bascha<br />

Mika, Astrid Rosenfeld und <strong>Friedrich</strong> <strong>Ani</strong> und alle anderen wichtigen<br />

Informationen zur Buchmesse lesen Sie auf Seite 12.<br />

Für unsere Titelgeschichte, die den Schwerpunkt Krimi & Thriller<br />

eröff<strong>net</strong>, habe ich in <strong>München</strong> mit <strong>Friedrich</strong> <strong>Ani</strong>, einem der besten<br />

deutschen Krimiautoren gesprochen. Eigentlich hatte er Kommissar<br />

Tabor Süden nach 14 Büchern schon vor Jahren in Pension geschickt,<br />

doch der charismatische Ermittler ließ <strong>Ani</strong> keine Ruhe: Am 14. März<br />

erscheint Krimi Nummer 15 mit dem lapidaren Titel „Süden“ (Seite 14).<br />

Lesen ist schön, selber schreiben aber auch: Wir freuen uns auf Ihre<br />

Kurzgeschichten zum Buchjournal-Schreibwettbewerb! Das<br />

Thema lautet in diesem Jahr, kurz und knapp, „Rot“. Die Teilnahmekriterien<br />

finden Sie auf Seite 95.<br />

Die Geschichte<br />

einer Liebe –<br />

feinsinnig,<br />

temperamentvoll,<br />

unvergesslich!<br />

Sechzehn Jahre haben sich Dora<br />

und Luka nicht mehr gesehen, seit<br />

sie als Kinder in Kroatien unzertrennlich<br />

waren. Als Mittzwanziger treffen<br />

sie sich nun überraschend<br />

in Paris wieder, und es ist klar:<br />

Sie gehören einfach zusammen.<br />

Nach drei glücklichen Monaten will<br />

Luka nur kurz zurück in die Heimat,<br />

um ein paar Dinge in Ordnung<br />

zu bringen – doch dann meldet er<br />

sich nicht mehr ...<br />

Gebunden, 288 Seiten, € 19,99 (D)<br />

ISBN 978-3-421-04516-4<br />

www.dva.de


Str8ts –<br />

der Sudoku-<br />

Nachfolger.<br />

Von leicht<br />

bis teuflisch –<br />

3 neue<br />

Ausgaben<br />

Str8ts St – leicht / mittel<br />

144 14 Seiten<br />

100 10 Rätsel + Lösungsteil<br />

ISBN: IS 978-3-86615-853-5<br />

9,90 9, Euro<br />

Str8ts St – schwer<br />

144 14 Seiten<br />

100 10 Rätsel + Lösungsteil<br />

ISBN: IS 978-3-86615-854-2<br />

9,90 9, Euro<br />

Str8ts St – teuflisch / extrem<br />

144 14 Seiten<br />

100 10 Rätsel + Lösungsteil<br />

ISBN: IS 978-3-86615-855-9<br />

9,90 9, Euro<br />

Sudoku war gestern. Heute spielt man STR8TS.<br />

Der Name des neuen Logik-Zahlenrätsels wird<br />

ausgesprochen wie das englische Wort „straights“<br />

und ist dabei, die Welt zu erobern. Dabei steht<br />

es seinem japanischen Vorgänger in Sachen<br />

Knobelspaß, Tiefgründigkeit und Faszination<br />

in nichts nach, sondern entwickelt den Klassiker<br />

fort. So wird es noch schöner, um die Ecke zu<br />

denken. STR8TS – das neue Zahlenrätsel mit<br />

Suchtpotenzial jetzt für 9,90 Euro pro Band<br />

im Handel.<br />

Inhalt<br />

Titel<br />

14 <strong>Friedrich</strong> <strong>Ani</strong> _ Eigentlich hatte er sich von seinem Kommissar Tabor Süden schon<br />

verabschiedet. Aber er hat ihn vermisst – und lässt ihn in seinem neuen Krimi<br />

nun doch wieder ermitteln. Wie es dazu kam, hat er dem Buchjournal erzählt.<br />

Schwerpunkt Krimi & Thriller<br />

18 Anne Holt _ Buch mit Botschaft: Norwegens Krimi-Queen will Toleranz<br />

20 Lesestoff Krimi & Thriller _ Neuerscheinungen kurz und knapp<br />

24 Wanted _ Thrillerautor Michael Connelly im Steckbrief<br />

26 Ökothriller _ Spannend und verantwortungsbewusst<br />

29 Buchjournal-Tipp _ „Sterbenskalt“ von Tana French<br />

30 Martin Maurer _ Politthriller: Wenn der Italienurlaub zum Horrortrip wird<br />

31 Dunkelkammer _ Die Krimikolumne von Tobias Gohlis<br />

32 Fortsetzung folgt _ Manchmal müssen es Serienhelden sein<br />

34 Simon Beckett _ Ermittlungen in den Sümpfen von Dartmoor<br />

36 Lieblingskrimis _ Was Prominente gern lesen<br />

Literatur<br />

12 Leipzig _ Die Buchmesse mit dem Buchjournal als neuem Medienpartner<br />

40 Familiengeschichte _ Interview mit der Frankfurter Autorin Zsuzsa Bánk<br />

42 Lesestoff Romane _ Neuerscheinungen kurz und knapp<br />

44 Midlife-Crisis _ Eine Begegnung mit Michael Cunningham in Venedig<br />

46 Erster Auftritt _ Romandebütanten bei der Leipziger Buchmesse<br />

49 Buchjournal-Tipp _ „Cherryman jagt Mr. White“ von Jakob Arjouni<br />

50 Nachgefragt _ TV-Comedian und Neu-Autor Kaya Yanar auf den Zahn gefühlt<br />

52 Frankreich _ Samuel Benchetrit erinnert sich an seine Kindheit<br />

56 Fantasy _ Zu Besuch beim Meister des Grauens: Wolfgang Hohlbein<br />

Hörbuch und Film<br />

58 Neue CDs _ Eine Auswahl für die Ohren<br />

60 Kino _ „Dschungelkind“ erzählt Sabine Kueglers Leben jetzt auf der Leinwand<br />

62 Porträt _ Die Schauspielerin und Hörbuchsprecherin Juliane Köhler<br />

Im Gespräch<br />

68 Bascha Mika _ Sie initiierte eine Mediendebatte, noch bevor ihre Streitschrift<br />

„Die Feigheit der Frauen“ erschien. Das Buchjournal traf die Publizistin zum<br />

Interview – und begeg<strong>net</strong>e einer starken, ungewöhnlichen Frau.<br />

© FinePic / Helmut Henkensiefken<br />

14<br />

4<br />

© Paul Souders / Corbis<br />

26<br />

buchjournal 1/2011


© Boris Breuer<br />

Sachbücher / Ratgeber<br />

72 Lesestoff _ Neuerscheinungen kurz und knapp<br />

74 Philosophie _ Rainer Erlinger stellt sich Gewissensfragen<br />

76 Lebensgeschichte _ Charly Graf: Sportstar, Häftling und jetzt Sozialarbeiter<br />

78 Wirtschaft _ Der Kult um die Marke: Bücher zum Thema Marketing<br />

80 Diät _ Aber bitte mit Genuss: Ruth Moschner braucht Süßes zum Abnehmen<br />

82 Interview _ Starkoch Steffen Henssler über gesundes Essen<br />

Kinder- und Jugendbuch<br />

86 Familie _ Schöne Geschichten über neue Formen des Zusammenlebens<br />

88 Lesestoff _ Neuerscheinungen zum Lesen und Vorlesen<br />

90 Sachwissen _ Informative Bücher machen den Nachwuchs fit<br />

92 Interview _ Kerstin Gier über ihre fantastischen Jugendbücher<br />

94 Lernhilfen _ Frische Ideen für Vor- und Grundschüler<br />

Service<br />

64 BuchTipps _ Neuerscheinungen im Überblick<br />

Sehen Sie rot!<br />

Rubriken<br />

Machen Sie mit beim Buchjournal-<br />

Schreibwettbewerb 2011.<br />

Mehr dazu auf Seite 95<br />

3 Editorial<br />

6 Leselust<br />

10 Schön & Gut<br />

buchjournal 1/2011 5<br />

38 Stratmanns Welt _ Die neue Buchjournal-<br />

Kolumnistin stellt sich vor<br />

54 Mediathek<br />

84 Wir lesen<br />

85 Leselotse<br />

96 Bücherköpfe<br />

97 Impressum<br />

97 Ganz oder gar nicht _ Mirjam Pressler<br />

98 Ratelust _ Das Buchjournal-Gewinnspiel<br />

© Denis Rouvre<br />

© Cordula Giese<br />

Titelbild: © FinePic / Helmut Henkensiefken<br />

52 68<br />

80<br />

© istockphoto, Manfred Baumann / Fotomontage<br />

Bücher<br />

für eine bessere We W lt<br />

Einer von drei Bänden mit Ve V rschenktexten,<br />

die in die Tiefe gehen, Alltagssituationen,<br />

Gedanke k n und Gefühle vo v n Millionen<br />

spiegeln. Auch wer Gedichte sonst<br />

nicht so sehr mag, kann sich für diese<br />

wunderschön illustrierten Bestseller von<br />

K. Allert-Wybranietz begeistern: „Immer<br />

mehr le l gen ih i re r Gefü f hle l in i di die Ti Tiefk fkühl tr truhe. Ob sie i gla l uben, da d du d rc r h di die Ha H ltbark<br />

rkeit zu ve v rl rlängern r ?“<br />

64 Seiten, traumhaft illustriert!<br />

ISBN 978-3-922028-02-4 12,50 €<br />

Eine literarische Lovestory über Gefühle,<br />

die selbst im Winter noch tanzen:<br />

Zwei grundverschiedene Menschen begegnen<br />

sich – und damit zwei gegensätzliche<br />

Welten, die in einer überraschenden<br />

Liebe aus den Fugen zu geraten drohen.<br />

Die seltsame Stimmung und eigenwillige<br />

Sprache werden Sie zutiefst berühren,<br />

wenn Sie sich auf die faszinierende Frau<br />

mit den tiefschwarzen Augen und den<br />

Tr T aumtänzer einlassen!<br />

96 Seiten, kartoniert<br />

ISBN 978-3-922028-14-7 12,50 €<br />

Postfach 11 06 · 70701 Fellbach<br />

lucy körner verlag


© Salvador Dalí, Fundació Gala – Salvador Dalí / VG Bild-Kunst, Bonn<br />

Leselust_Ab ins Museum!<br />

Tasse mit Fellbezug<br />

Es darf gern gelacht werden beim Rundgang durch die Ausstellung<br />

„Surreale Dinge. Skulpturen und Objekte von Dalí bis<br />

Man Ray“ in der Frankfurter Schirn. Noch bis zum 29. Mai ist<br />

dort Merkwürdiges zu sehen: Pelzhandschuhe, in denen noch Finger<br />

stecken, die Venus von Milo mit Schubladen in Bauch und Busen, ein<br />

Bügeleisen mit Stacheln, eine mit Fell überzogene Tasse. Was sich die<br />

Surrealisten zwischen 1925 und 1945 ausdachten, hat bis heute nichts<br />

an Witz, Esprit und der Lust an der Provokation verloren. Rund 180 ausschließlich<br />

dreidimensionale Werke von Surrealisten sind hier versammelt, von Künstlern wie Duchamp,<br />

Magritte, Dalí, Picasso und Man Ray. Ihr Ziel war es, das Banale, Schmutzige und Abseitige zum<br />

Kunstwerk umzuformen; auf der Suche nach geeig<strong>net</strong>en Dingen durchstöberten sie Dachböden<br />

und Flohmärkte. Schock, Verblüffung und Gelächter sollten die „Werke ohne Kunst“ beim Betrachter<br />

auslösen – das klappt auch noch heute, und<br />

besser als der Dichter Comte de<br />

Lautréamont könnten wir die<br />

Schau nicht loben: „Schön wie<br />

die Begegnung einer Nähmaschine<br />

mit einem Regenschirm<br />

auf einem Operationstisch.“ bai<br />

^ Ingrid Pfeiffer, Max Hollein (Hrsg.): „Sur reale<br />

Dinge. Skulpturen und Objekte von Dalí bis Man Ray“.<br />

Hatje Cantz, 288 S., 39,80 € (D) • 40,90 € (A) • 56,90 sFr.<br />

Schwarz-weiße Erinnerungen<br />

Deutschland, Deutschland über alles – Schwarz-<br />

Rot-Gold und am liebsten in Farbe. Rudolf Holtappel<br />

und Thomas Kläber sehen das anders: Sie<br />

zeigen BRD und DDR in Schwarz-Weiß. Der Westdeutsche<br />

Holtappel stellt Bilder aus dem Ruhrgebiet<br />

vor, beginnend 1959. Der Ostdeutsche Kläber<br />

präsentiert Bilder aus der DDR, beginnend 1978.<br />

Andere Zeiten und andere Länder, und doch fangen<br />

beide Fotografen ähnliche Atmosphären ein<br />

– und vermitteln nachdenkenswerte Ansichten.<br />

Zu sehen sind sie in einem Fotoband<br />

und in der Ausstellung „Deutschland,<br />

Deutschland ... Fotografi en aus zwei Ländern“<br />

im Bochumer Kubus bis 1. Mai. sc<br />

^ „Deutschland,<br />

Deutschland.<br />

Fotografi en aus<br />

zwei Ländern von<br />

Rudolf Holtappel<br />

und Thomas<br />

Kläber“. Kerber,<br />

124 S., 27,90 € (D) •<br />

28,70 € (A) • 42,– sFr.<br />

Dalís „Hummer- oder aphrodisisches Telefon“ (1936)<br />

Das Auge der Straße<br />

Sie war die „Fotogräfi n“. Zweifellos der treffendste<br />

Titel für die Fotokünstlerin Abisag<br />

Tüllmann, die bis heute als eine der bedeutendsten<br />

ihrer Zunft gilt. Als politischer Geist mit<br />

scharfem Auge hat sie die Krisenherde in Israel<br />

dokumentiert und in ihrer Wahlheimat Frankfurt<br />

die Studentenbewegung, den Häuserkampf, die<br />

Startbahn-West-Proteste. Tüllmann hatte den<br />

Fokus aber auch immer auf der Straße.<br />

Fotografi er te Arbeiter und Banker, Obdachlose,<br />

die ersten Gastarbeiter. Zu ihrem 75. Geburtstag<br />

zeigt das Historische Museum Frankfurt<br />

bis 27. März eine postume Werkschau. 1996 ist die<br />

„Gräfi n mit der Kamera“ gestorben. ana<br />

^ „Abisag Tüllmann 1935 – 1996. Bildreportagen und<br />

Theaterfotografi e“. Hatje Cantz, 304 S., 29,80 € (D) •<br />

30,60 € (A) • 43,90 sFr.<br />

»Die meisten Dummheiten der Welt<br />

muss sich wahrscheinlich ein Gemälde<br />

in einem Museum anhören«<br />

Edmond de Goncourt (1822 – 1896), französischer Schriftsteller<br />

Der umstrittene Korse<br />

Er erwarb sich im Bereich des Rechts große Verdienste,<br />

ließ aber seine Soldaten in Russland erfrieren. Wer war<br />

dieser Mann, der manch Gutes und viel Schlechtes<br />

brachte? Und was bedeutete er für den Kontinent Europa?<br />

Die Ausstellung „Napoleon und Europa. Traum<br />

und Trauma“ versucht jenseits der Klischees ein differenziertes<br />

Bild des schillernden Staatsmanns und seiner<br />

Taten zu zeichnen. Zu sehen ist sie bis 25. April in<br />

der Bundeskunsthalle in Bonn. Dazu gibt es<br />

einen prachtvollen und informativen Bildband. sc<br />

^ „Napoleon und Europa. Traum und Trauma“.<br />

Prestel, 384 S., 39,95 € (D) • 41,10 € (A) • 58,90 sFr.<br />

6<br />

buchjournal 1/2011


Männlich – was ist das eigentlich: soft oder machomäßig, elegant<br />

oder doch lieber rustikal? Überraschend vielfältige Fotografi en<br />

von Traummännern geben Stoff zum Nachdenken.<br />

Bilder von besonderen Typen<br />

S exiest<br />

man alive? George Clooney natürlich, auch wenn der aktuelle Inhaber<br />

dieses Titels ein anderer ist, nämlich Ryan Reynolds. Aber welche Frau interessiert<br />

das? Unabhängig davon, ob sie Espresso mag oder nicht. Und auch unabhängig davon,<br />

wie er so in echt und zu Hause ist. Wer will das schon wissen? George Clooney – das ist<br />

ein Bild, ein Traum (jedenfalls wenn er sich die Mühe macht, sich zu rasieren).<br />

Wenn das erst mal klargestellt ist, kann frau auch einräumen, dass es noch ein paar<br />

andere Traummänner gibt. Neben George. Zum Beispiel Brad Pitt. Daniel Craig. Oder<br />

Barack Obama. Er taucht erst einmal überraschend in dem Bildband „Traummänner“<br />

auf, in dem Starfotografen zeigen, was und wen sie wie unter diesen Begriff fassen.<br />

Hier geht es aber nicht nur um Bilder von schönen Gesichtern und Körpern, sondern<br />

auch um Träume und Visionen. Um Männlichkeit, die Verantwortung meint. Verpfl<br />

ichtung. Oder auch den Willen zur Macht. Es sind aber auch witzige, gemeine,<br />

nachdenklich stimmende Bilder dabei und solche wie das von Johnny Depp und Tim<br />

Burton (siehe unten), bei dem sich frau – und vielleicht ja auch mann – fragt, welcher<br />

Traum von einem Mann das denn sein soll. Wer vertieft nachdenken will, dem sei die<br />

Ausstellung „Traummänner“ mit etwa 100 Werken empfohlen: im Haus der Photographie<br />

in den Deichtorhallen Hamburg vom 11. März bis 22. Mai. <br />

Lesezeichen<br />

Traummänner. Starfotografen zeigen ihre Vision<br />

vom Ideal. DuMont, 224 S., 49,99 € (D) •<br />

51,40 € (A) • 70,90 sFr.<br />

Traummänner, wie sie im Buche stehen: Johnny Depp, Tim Burton und Coverboy George Clooney<br />

buchjournal 1/2011 7<br />

© Marc Hom, aus: „Traummänner. Starfotografen zeigen ihre Vision vom Ideal“, hrsg. von Nadine Barth, DuMont Buchverlag, 2011<br />

Rudolf Steiner<br />

Zwischen<br />

Ost und West<br />

Zwei Bände<br />

ISBN 978-3-86772-031-1<br />

€ 12<br />

Die<br />

Zwänge<br />

der Macht<br />

und<br />

der Geist<br />

der<br />

Wahrheit<br />

9 Vorträge<br />

1916/1917<br />

480 S.<br />

gebunden<br />

Ursachen<br />

des<br />

neuzeitlichenWeltgeschehens<br />

7 Vorträge<br />

1916/1921<br />

431 S.<br />

gebunden<br />

Ein anderes Verständnis<br />

des Jahrhunderts<br />

Band 2<br />

«Rudolf Steiner spricht<br />

Wahrheiten aus,<br />

die viele Menschen Mitteleuropas<br />

aus der Sorge vor Instrumentalisierung<br />

durch nationalistische Interessen<br />

verdrängen.»<br />

Dr. Horst G. Appelhagen<br />

im Vorwort zu Band 2<br />

www.archiati-verlag.de<br />

Band 1<br />

ISBN 978-3-86772-039-7<br />

€ 12


HEILIGE UND<br />

HELDEN FÜR<br />

JEDEN TAG<br />

Mehr als 600 Schutzpatrone<br />

Ihre Errungenschaften,<br />

Symbole, Pilgerstätten und<br />

ihr Einfluss auf unser Leben<br />

Ideales Geschenkbuch<br />

für Konfirmation, Firmung<br />

oder zum Geburtstag<br />

DAS BUCH DER HEILIGEN –<br />

Ein Schutzpatron für jeden Tag<br />

Sachbuch Geschichte, Hardcover, 336 Seiten, 500 Bilder,<br />

25,5 x 29 cm, ISBN 978-3-86690-229-9<br />

€ 39,95 (D), € 41,20 (A), sFr 69,90<br />

www.nationalgeographic.de<br />

NEU<br />

LESELUST_ JAHR DER WÄLDER<br />

Um alte Bäume ranken sich seit jeher Mythen und Legenden,<br />

wie auch die Geschichte der Ravenseiche im Dörfchen<br />

Erle im Kreis Borken zeigt: Unter dem wahrscheinlich<br />

ältesten Laubbaum Deutschlands soll, so heißt es,<br />

schon Gott Odin als Richter gesessen haben. Historisch<br />

belegt dagegen ist, dass dort bis zum Jahr<br />

1589 Verbrechen wie Mord, Raub und Meineid verhandelt<br />

wurden. Die Ravenseiche, die noch heute<br />

grüne Blätter treibt, obwohl sie bereits um<br />

1800 komplett hohl war, ist mit ihren gut 800<br />

Jahren der Methusalem unter den deutschen Bäumen und damit eines der<br />

Prachtexemplare im Bildband „Deutschlands alte Bäume“. Das kürzlich in<br />

gründlich überarbeiteter Neuaufl age erschienene Werk zeigt 200 Naturmonumente<br />

wie die Riesenlinde zu Heede, die Gerichtseiche am Junkernkopf, die<br />

Alte Ulme in Gülitz, die Malerkiefer bei Storkow und viele andere Veteranen<br />

der Botanik, in deren Schatten schon unsere Vorfahren gesessen haben. bai<br />

^ Stefan Kühn, Bernd Ullrich, Uwe Kühn: „Deutschlands alte Bäume“.<br />

blv, 192 S., 29,95 € (D) • 30,9o € (A) • 49,90 sFr.<br />

© Bernd Ullrich Veteranen der Botanik<br />

Kurioses Exemplar: die 26-stämmige Buche im Stuttgarter Solitude-Park<br />

Schattenspender am Pilgerpfad<br />

Wer den Jakobsweg pilgern will, muss nicht nach Spanien reisen, sondern kann vor der Haustür<br />

anfangen – auf dem fränkisch-schwäbischen Jakobsweg etwa. Während es an Wanderführern<br />

für den Pilgerpfad nicht mangelt, lenkt Hilde Nittinger den Blick auf die Bäume entlang des<br />

Wegs von Würzburg nach Konstanz. Mit dem übersichtlichen, in Etappen<br />

geglie derten Band führt uns die Autorin – ohne den Anspruch, exakte Tourenbeschreibungen<br />

zu liefern – zu sehenswerten Exemplaren wie der mehrhundertjährigen<br />

Kunigundenlinde bei Aub, vorbei an prächtigen Alleen und durch<br />

dichte Wälder. Sie zeigt ebenso die Naturdenkmäler wie unscheinbare Schattenspender.<br />

Der Leser wird mit zahlreichen nützlichen Informationen über Bäume<br />

versorgt und bekommt Lust, die Wanderschuhe zu schnüren. eb<br />

^ Hilde Nittinger: „Bäume am Jakobsweg. Zwischen Main und Bodensee.<br />

Baier Verlag, 232 S., 19,90 € (D) • 20,50 € (A) • 17,90 sFr.<br />

8<br />

buchjournal 1/2011


© DNY59 / istockphoto<br />

Ein Parkspaziergang<br />

Die Proteste um das Projekt Stuttgart 21 dürften<br />

auch im Frühjahr weitergehen – vor<br />

allem, wenn tatsächlich weitere rund 250<br />

alte Bäume im Schlossgarten der Kettensäge<br />

zum Opfer fallen. Höchste Zeit also,<br />

dachte sich Autor Jürgen Blümle, den<br />

Hauptakteuren der eindrucksvollen Anlage<br />

Aufmerksamkeit zu schenken. Er<br />

nimmt uns mit auf einen drei Kilometer<br />

langen Spaziergang vom Neuen<br />

Schloss im Zentrum bis zum Beginn<br />

des Rosensteinparks, vorbei an Kastanien,<br />

Stieleichen, Sumpfzypressen,<br />

Blutbuchen und durch die<br />

prächtige Platanenallee. Kein Wunder,<br />

dass der Verlust jedes einzelnen<br />

der Bäume, die nicht zuletzt das Klima<br />

im Talkessel verbessern, viele<br />

Stuttgarter schmerzen muss. eb<br />

^ Jürgen Blümle: „Bäume im Stuttgarter<br />

Schlossgarten“. Silberburg Verlag,<br />

60 S., 12,– € (D) • 12,40 € (A) •<br />

18,90 sFr.<br />

Schönste Gartenbücher<br />

buchjournal 1/2011 9<br />

Wälder unserer Erde<br />

Ein Drittel der Erdoberfl äche bedecken Wälder –<br />

wovon rund 13 Millionen Hektar jedes Jahr vernichtet<br />

werden. Ohne Bäume und Wälder können<br />

Menschen nicht leben, daher haben die Vereinten<br />

Nationen das Jahr 2011 zum Internationalen<br />

Jahr der Wälder ausgerufen. Der prachtvolle<br />

Bildband von Dominique Seytre führt eindrucksvoll<br />

vor, was Wälder biologisch, klimatisch, wirtschaftlich<br />

und kulturell leisten. Der französische<br />

Forstwirtschaftler entführt uns in den Urwald und<br />

in die Taiga, in Mangrovensümpfe und nach Mikronesien.<br />

Und wir lernen die sieben „Baumweltwunder“<br />

kennen, zu denen unter anderen die<br />

kalifornischen Mammutbäume, der Ginkgo und<br />

der Affenbrotbaum auf Madagaskar zählen. bai<br />

^ Dominique Seytre: „Bäume und Wälder der Erde“.<br />

Delius Klasing, 288 S., 39,90 € (D) • 41,10 € (A) •<br />

68,90 sFr.<br />

Das Buchjournal baut seine Medienpartnerschaften<br />

aus: Neben der Kooperation<br />

mit dem Preis der Leipziger<br />

Buchmesse (siehe Seite 12) sind wir<br />

seit diesem Jahr auch Partner<br />

beim Deutschen Gartenbuchpreis.<br />

Der Preis wird 2011 zum<br />

fünften Mal verliehen und zeich- Deutscher<br />

<strong>net</strong> in fünf Kategorien qualitativ Gartenbuchherausragende<br />

Werke der Gar-<br />

Preis®<br />

tenliteratur aus. Initiator des<br />

Preises ist Robert Freiherr von Süsskind,<br />

Hausherr von Schloss Dennenlohe<br />

bei Ansbach, einem der schönsten Barockensembles<br />

in Bayern. In der nächsten Ausgabe<br />

des Buchjournals, die am 15. April erscheint, stellen<br />

wir die preisgekrönten Gartenbücher vor. Schloss Dennenlohe: Gartenpracht in Bayern<br />

Verleihung durch<br />

Schloss Dennenlohe – gesponsert von STIHL<br />

© Schloss Dennenlohe<br />

Edition am Gutenbergplatz Leipzig.<br />

Verlag für Forschung, Lehre und Anwendung.<br />

Gegründet am 21.02.2003 im Haus des Buches<br />

in Leipzig, am Gutenbergplatz.<br />

Verlagsname abgekürzt: EAGLE bzw. EAG.LE.<br />

www.eagle-leipzig.de / tagesaktuell:<br />

www.eagle-leipzig.de/verlagsprogramm.htm<br />

2011. 1. Aufl. EAGLE 050. 2011. 1. Aufl. EAGLE 049.<br />

241 S. € 26,50. 95 S. € 18,50.<br />

ISBN 978-3-937219-50-9 ISBN 978-3-937219-49-3<br />

EAGLE 048, 049, 050 sind die ersten Bände der neuen Reihe<br />

„Leipziger Manuskripte zur Verlags-, Buchhandels-, Firmenund<br />

Kulturgeschichte“: www.leipziger-manuskripte.de<br />

Siehe: www.weiss-leipzig.de/wissenschaftsgeschichte.htm<br />

2011. 2. Aufl. EAGLE 048. 2009. 1. Aufl. EAGLE 035.<br />

110 S. € 18,50. 127 S. € 18,50.<br />

ISBN 978-3-937219-48-6 ISBN 978-3-937219-35-6<br />

Alle Titel verzeich<strong>net</strong><br />

im VLB-online.<br />

2010. 2. Aufl. EAGLE 040. 2010. 1. Aufl. EAGLE 041.<br />

148 S. € 14,50. 70 S. € 14,50.<br />

ISBN 978-3-937219-40-0 ISBN 978-3-937219-41-7<br />

2010. 1. Aufl. EAGLE 038. 2009. 2. Aufl. EAGLE 017.<br />

186 S. € 18,50. 85 S. € 12,00.<br />

ISBN 978-3-937219-38-7 ISBN 978-3-937219-96-7<br />

Bestellungen bitte an Ihre Buchhandlung.


Schön&Gut<br />

Unendlich fl exibel<br />

Geniale Würfel beantworten Buchliebhabern jetzt<br />

die oft gestellte Frage: Wie lassen sich die vielen<br />

Bücher optimal unterbringen? Cubit ist ein hochfl<br />

exibles, modulares Regalsystem, das sich mit 21<br />

Größen perfekt an diverse Buchformate anpasst.<br />

Die weiße, seidenmatte Oberfl äche verleiht dem<br />

Cubit seinen modernen Look, der zu kreativen<br />

Wohnlösungen inspiriert: Die Quader lassen sich<br />

im patentierten Stecksystem stellen, stapeln oder<br />

hängen, zum Beispiel als Wandregal, Raumteiler<br />

oder Sideboard. Es ist ständig erweiterbar und damit<br />

bestens geeig<strong>net</strong> für wachsende Bibliotheken<br />

jeder Art.<br />

^ Regalsystem Cubit, aus MDF-Holz, Modul ab 19 €.<br />

www.cubit-shop.de<br />

Leben mit<br />

Büchern<br />

Bücher stehen für Inspiration und Erlebnisse, Träume, Sehnsüchte und Erinnerungen. Für alle, die<br />

diesen Schätzen einen angemessenen Platz einräumen möchten, ist eine private Bibliothek<br />

genau das Richtige: Als Blickfang der besonderen Art vermittelt sie Weltoffenheit und Lebensart.<br />

Die maßgeschneiderten Unikate werden den individuellen Wünschen und architektonischen<br />

Besonderheiten angepasst. Vorgelagerte Schiebeelemente zum Beispiel sind wahre Raumsparwunder.<br />

Durch die handwerkliche Gestaltung können Ideen vom kleinen Bücherregal bis zur<br />

multifunktionalen Medienbibliothek umgesetzt werden.<br />

^ Privatbibliothek von Paschen & Companie, ab 5 000 €. www.paschen.de<br />

Praktisch:<br />

Pult mit<br />

Stauraum<br />

Bequem sitzen und entspannt schmökern<br />

Warum immer nur sitzend<br />

in den Lieblingsbüchern<br />

schmökern?<br />

Dieses nützliche und<br />

attraktive Lesepult im<br />

modernen Design eröff<strong>net</strong><br />

neue Blickwinkel<br />

und ist gleichzeitig<br />

ein echter Hingucker.<br />

Zur gesunden Abwechslung<br />

kann man hier im<br />

Stehen und damit rückenschonend<br />

auch großformatige<br />

Bildbände, Magazine und<br />

Zeitschriften studieren oder einfach auf der<br />

Lese- und Präsentationsfl äche aufgeklappt liegen<br />

lassen. Zwei Regalfächer schaffen Stauraum<br />

für weitere Bildbände und Stehsammler.<br />

Erhältlich ist das Lesepult aus recycelter MDF-<br />

Holzfaserplatte in den Farben Dunkelrot und<br />

Dunkelgrau.<br />

^ Steh- und Lesepult, Höhe 115 cm, Tragegriffe in<br />

75 cm Höhe, zwei Regalfächer im Format 27 x 35 cm,<br />

Lese- und Präsentationsfl äche 44 x 40 cm, 79,90 €.<br />

www.werkhaus.de<br />

Für die Lesestunde braucht man einen Lieblingsplatz – und hier sollte einfach alles<br />

stimmen: das Licht, die Atmosphäre und natürlich der individuelle Komfort. Eine<br />

(ent-)spannende Lektüre garantiert der Stressless-Bequemsessel.<br />

Durch die ausgeklügelte, automatische Gleitfunktion passt er<br />

sich jeder Körperbewegung an, Hals- und Rückenmuskulatur<br />

werden optimal gestützt. Sogar die Sitzbreite ist wählbar,<br />

von 50 bis 64 Zentimeter. Für ein Lesevergnügen,<br />

wie es im Buche steht.<br />

^ Stressless-Sessel, diverse Modelle mit einer<br />

großen Auswahl an unterschiedlichen Bezügen,<br />

ab ca. 1 465 €.<br />

www.stressless.eu<br />

© Paschen<br />

10<br />

buchjournal 1/2011<br />

© Ekornes


«Das größte Wunder ist und bleibt der Mensch: das vom<br />

Paradox getriebene Tier, das sich Fragen stellt, die es<br />

nicht beantworten kann.»<br />

Eduard Kaeser Pop Science<br />

Klassiker der humoristischen<br />

Lyrik – auf kongeniale Weise<br />

ins Englische übertragen von<br />

Max Knight.<br />

194 S., 7 Abb., br.<br />

¤ 13.80 / sFr. 19.50<br />

ISBN 978-3-7965-2693-0<br />

Vertiefte und neue Einblicke in<br />

Nietzsches Gedanken, namentlich<br />

zum Übermenschen, zum Willen<br />

zur Macht und zur ewigen Wiederkunft<br />

des Gleichen, für Fachleute<br />

und Interessierte.<br />

415 S., br. ¤ 19.90 / sFr. 28.50<br />

ISBN 978-3-7965-2682-4<br />

«Als meine Mutter lebe ich noch<br />

und werde alt.» (Nietzsche)<br />

120 S., br. ¤ 13.80 / sFr. 19.50<br />

ISBN 978-3-7965-2728-9<br />

«Wenn wir also sagen, die Lust<br />

sei das Ziel, meinen wir damit<br />

[…]: weder Schmerz im Körper<br />

noch Erschütterung in der Seele<br />

zu empfinden.» (Epikur)<br />

152 S., br. ¤ 13.80 / sFr. 19.50<br />

ISBN 978-3-7965-2691-6<br />

Machtstrukturen am Küchentisch,<br />

Herrschaftsverhältnisse im<br />

Ehebett …<br />

208 S., br. ¤ 13.80 / sFr. 19.50<br />

ISBN 978-3-7965-2739-5<br />

Die zwei schönsten Erzählungen<br />

des grossen Europäers – jetzt als<br />

Neuausgabe.<br />

93 S., br. ¤ 13.80 / sFr. 19.50<br />

ISBN 978-3-7965-2608-4<br />

«Es erscheint mir als Absurdität,<br />

dass die Gesetze, die die Tötung<br />

als verabscheuenswert erachten<br />

und bestrafen, sie selbst vollziehen.»<br />

(Beccaria)<br />

141 S., br. ¤ 13.80 / sFr. 19.50<br />

ISBN 978-3-7965-2661-9<br />

Wissenschaft in Fernsehen, Quiz<br />

und Feuilleton – Popularisierung<br />

von Expertenwissen.<br />

176 S., br. ¤ 13.80 / sFr. 19.50<br />

ISBN 978-3-7965-2607-7<br />

Die neue geisteswissenschaftliche Reihe<br />

im Schwabe Verlag Basel<br />

Schwabe Verlag Basel Tel. +41 (0)61 278 95 65 Fax +41 (0)61 278 95 66 verlag@schwabe.ch www.schwabe.ch<br />

«Nicht, «warum es den Guten<br />

schlecht» geht, sondern weshalb<br />

die «Frevler» glücklich sind,<br />

ist die Frage, die den Gläubigen<br />

quält.»<br />

87 S., br. ¤ 13.80 / sFr. 19.50<br />

ISBN 978-3-7965-2662-6<br />

Das Standardwerk zu Leben und<br />

Denken<br />

Søren Kierkegaards<br />

480 S., br. ¤ 19.90 / sFr. 28.50<br />

ISBN 978-3-7965-2740-1


LEIPZIGER BUCHMESSE<br />

Die Messe ist das Top-Ereignis<br />

des Bücherfrühlings – mit<br />

dem Buchjournal als neuem<br />

Medienpartner beim Preis<br />

der Leipziger Buchmesse.<br />

Trubel,<br />

Spannung,<br />

Leselust<br />

I n<br />

diesem Jahr gibt es in Leipzig etwas zu<br />

feiern: Zum 20. Mal lädt „Leipzig liest“ im<br />

Rahmen der Frühjahrsbuchmesse Leser und<br />

Literaturbegeisterte ein. Inzwischen ist das<br />

Lesefest Europas größtes Literaturfestival –<br />

und eine Erfolgsstory, die man 1991 kaum<br />

für möglich gehalten hätte. „Leipzig liest“<br />

war damals kaum mehr als eine Solidaritätsaktion<br />

von Verlagen, die nach der Wende der<br />

Leipziger Buchmesse die Stange hielten und<br />

sie als Pendant zur großen Schwester Frankfurt<br />

zur wichtigsten Publikums-Buchmesse<br />

machen wollten. Dass dieses Ziel längst erreicht<br />

ist, zeigen die nackten Zahlen: Mehr<br />

als 2 100 Aussteller, 1 500 Autoren, 150 000<br />

Besucher und über 2 000 Veranstaltungen<br />

machen die Leipziger Buchmesse auch 2011<br />

zum Top-Ereignis des Bücherfrühlings.<br />

Für das Buchjournal wird das Literaturevent<br />

in diesem Jahr ein besonderes sein:<br />

Wir sind neuer Medienpartner beim Preis<br />

der Leipziger Buchmesse, der jeweils am<br />

ersten Buchmesse-Nachmittag in der Glashalle<br />

– mitten im Messetrubel – in den Kategorien<br />

Belletristik, Sachbuch und Übersetzung<br />

verliehen wird; die nominierten<br />

Bücher und Autoren lesen Sie auf Seite 13.<br />

Die Auszeichnung, die mit insgesamt<br />

45 000 Euro dotiert ist, gilt als einer der renommiertesten<br />

Literaturpreise in Deutschland.<br />

Eine Kooperation mit dem Buchjournal,<br />

dem meistgelesenen Buchhandelsmagazin<br />

im deutschsprachigen Raum, dürfte<br />

© Stefan Waldek<br />

10 x 2 Karten zu gewinnen!<br />

Das Buchjournal verlost 10 x 2 Tageskarten<br />

für die Leipziger Buchmesse, die vom 17. bis<br />

20. März täglich von 10 bis 18 Uhr geöff<strong>net</strong><br />

ist. Senden Sie uns unter dem Stichwort<br />

„Leipziger Buchmesse“ eine E-Mail an<br />

leipzig@buchjournal.de oder schreiben Sie<br />

uns per Post an: Redaktion Buchjournal,<br />

Postfach 10 04 42, 60004 Frankfurt. Der<br />

Rechtsweg ist ausgeschlossen.<br />

Einsendeschluss ist der 3. März. Viel Glück!<br />

Stimmungsvolles Ambiente: Die große Treppe in<br />

der Glashalle führt hinauf in die Messehallen<br />

dem Preis eine noch breitere Wahrnehmung<br />

bescheren: „Das Buchjournal erreicht über<br />

eine Million vielseitig interessierte Leser<br />

pro Ausgabe. Mit dieser Reichweite ist das<br />

Magazin ein idealer Partner“, sagt Oliver<br />

Zille, Direktor der Leipziger Buchmesse.<br />

Welche Bücher das Rennen machen, wird<br />

sich am 17. März bei der ebenso spannenden<br />

wie unterhaltsamen Preisverleihung zeigen<br />

– und 20 Buchjournal-Leser können mit ein<br />

wenig Glück dabei sein, denn wir verlosen<br />

10 x 2 Eintrittskarten (sie he Kasten). Wer keine<br />

Gelegenheit hat, bereits am Messe-Don-<br />

12<br />

buchjournal 1/2011


Preis der Leipziger Buchmesse 2011<br />

Die Nominierungen<br />

Belletristik<br />

• Anna Katharina Fröhlich: Kream Korner.<br />

Berlin Verlag<br />

• Arno Geiger: Der alte König in seinem Exil.<br />

Hanser<br />

• Wolfgang Herrndorf: Tschick. Rowohlt Berlin<br />

• Clemens J. Setz: Die Liebe zur Zeit des Mahlstädter<br />

Kindes. Suhrkamp<br />

• Peter Stamm: Seerücken. S. Fischer<br />

Sachbuch<br />

• Henning Ritter: Notizhefte. Berlin Verlag<br />

• Andrea Böhm: Gott und die Krokodile. Eine<br />

Reise durch den Kongo. Pantheon Verlag<br />

• Karen Duve: Anständig essen. Ein Selbstversuch.<br />

Galiani Verlag<br />

• Patrick Bahners: Die Panikmacher. Die deutsche<br />

Angst vor dem Islam. Eine Streitschrift.<br />

C. H. Beck<br />

• Marie Luise Knott: Verlernen. Denkwege bei<br />

Hannah Arendt. Matthes & Seitz Verlag<br />

Übersetzung<br />

• Aus dem Russischen von Barbara Conrad:<br />

Lew Tolstoi: Krieg und Frieden. Hanser<br />

• Aus dem Portugiesischen von Maralde Meyer-<br />

Minnemann: António Lobo Antunes: Mein Name<br />

ist Legion. Luchterhand Literaturverlag<br />

• Aus dem Altfranzösischen von Ralph Dutli:<br />

Anonym: Fatrasien. Absurde Poesie des Mittelalters.<br />

Wallstein<br />

• Aus dem Ungarischen von Terézia Mora: Péter<br />

Esterházy: Ein Produktionsroman. Berlin Verlag<br />

• Aus dem argentinischen Spanisch von Dagmar<br />

Ploetz: Carlos Busqued: Unter dieser furchterregenden<br />

Sonne. Kunstmann<br />

nerstag anzureisen, kann dem Preisträger<br />

oder der Preisträgerin dann vielleicht am<br />

Freitag beim Gespräch auf dem Blauen Sofa<br />

lauschen: Das Möbelstück, auf dem sich die<br />

bekanntesten Autoren ein Stelldichein geben,<br />

ist inzwischen eine feste Institution auf<br />

den Buchmessen in Leipzig und Frankfurt.<br />

^ Und auch das Buchjournal lädt wieder<br />

zum Talk im Leipzig liest Forum (Halle 5,<br />

E 600): Am Donnerstag, 17. März, 11 Uhr ist<br />

Romandebütantin Astrid Rosenfeld zu<br />

Gast (siehe Seite 46), und am Freitag, dem<br />

18. März, stellen sich Krimiautor <strong>Friedrich</strong><br />

<strong>Ani</strong> (11 Uhr) und Publizistin Bascha Mika<br />

(15 Uhr) den Fragen der Buchjournal-<br />

Redakteure. <br />

buchjournal 1/2011 13<br />

Der tut nichts.<br />

Der will<br />

nur quälen.<br />

€ 9,99 (D) € 10,30 (A) sFr 15,90 (UVP)<br />

Auch als<br />

E-Book<br />

Nigel ist sicherlich nicht der Hellste. Aber er ist ganz glücklich. Im<br />

Büro gibt es immer etwas zu tun. Auch im ehemaligen Pub seiner<br />

Eltern, das er jetzt bewohnt, fühlt er sich wohl. Und dann ist da noch<br />

der Keller. Hier hält Nigel seine «Mitbewohner». Dass die nicht freiwillig<br />

da unten sind, stört Nigel nicht ...


Schwerpunkt Krimi & Thriller<br />

Tabor Süden ist zurück: <strong>Friedrich</strong> <strong>Ani</strong> lässt den charismatischen Fahnder als<br />

Privatdetektiv wiederauferstehen. Der Autor über seine späte Entdeckung des<br />

Krimigenres, über Schreibdisziplin und seine Vorliebe für Gasthäuser und Hotels.<br />

„Ich habe<br />

ihn vermisst“<br />

TEXT: ECKART BAIER • FOTOS: HELMUT HENKENSIEFKEN<br />

münchen, Westin Grand Hotel,<br />

23. Etage. Regenwolken liegen schwer über<br />

der Stadt, verhängen die Sicht auf Olympiaturm<br />

und Frauenkirche. <strong>München</strong> trägt<br />

Grau – genau der richtige Tag, um mit<br />

<strong>Friedrich</strong> <strong>Ani</strong> über seine Krimis zu reden,<br />

die in der Isarmetropole spielen, sich aber<br />

wenig um ihre glitzernde Fassade scheren.<br />

„<strong>München</strong> ist eine schöne Stadt, die mir<br />

manchmal vorkommt wie eine Schauspielerin,<br />

die so tut, als wäre alles in bester<br />

Ordnung“, sagt <strong>Ani</strong> und blickt hinunter<br />

auf die Lichter der Großstadt. „Ich interessiere<br />

mich eher für die weniger ausgeleuchteten<br />

Gegenden. Wissen Sie übrigens,<br />

dass es in <strong>München</strong> besonders<br />

viele Obdachlose gibt?“<br />

<strong>Ani</strong>s Reviere sind die dunklen<br />

Ecken, die Arbeiterbezirke, das<br />

<strong>München</strong> der kleinen Leute.<br />

Zum Beispiel Giesing. Der „Arbeiterklub“<br />

TSV 1860 <strong>München</strong><br />

ist hier zu Hause, hier<br />

steht die Haftanstalt Stadelheim,<br />

und in Giesing wurde<br />

1919 die Münchner Räterepublik<br />

niedergeknüppelt. In<br />

diesem Stadtteil wohnen<br />

<strong>Friedrich</strong> <strong>Ani</strong> – übrigens erklärter<br />

Fan des FC Bayern<br />

<strong>München</strong> – und sein Krimiheld<br />

Tabor Süden. Nach 14<br />

Büchern beendete <strong>Ani</strong> 2005<br />

die Karriere des Kommissars. Doch der charismatische<br />

Süden ließ ihm keine Ruhe.<br />

Nun feiert die Figur im Kriminalroman „Süden“<br />

(erscheint am 14. März) ihr Comeback.<br />

Und natürlich quartiert ihn <strong>Ani</strong> erst einmal<br />

in einem Hotel in Giesing ein. Die billige<br />

Absteige steht für Anonymität und Flüchtigkeit<br />

und ist damit die ideale Verbindung<br />

zum Kernthema der großartigen Serie: dem<br />

Verschwinden von Menschen.<br />

„Wesensverwandt“ fühle er sich mit dem<br />

Kommissar, keine Frage. „Süden ist mir<br />

sympathisch“, sagt <strong>Ani</strong> mit bayerischem<br />

Zungenschlag und lächelt. Und auch die<br />

Vorliebe für Hotels teilt er mit ihm. „Wenn<br />

ich es mir leisten könnte, würde ich mich<br />

auf Dauer hier einquartieren.“ <strong>Ani</strong>, ein<br />

schlanker, hochgewachsener Mann mit<br />

Dreitagebart, der mit Vorliebe Schwarz<br />

trägt, denkt gern einen Moment nach,<br />

bevor er spricht. „Du hast einen<br />

Koffer mit deinen Sachen dabei<br />

und musst dich ansonsten um<br />

nichts kümmern.“ Ihn fasziniert<br />

das Kommen und Gehen im Hotel<br />

ebenso wie das Gefühl, Reisender<br />

und Sesshafter zugleich zu<br />

sein. „Man könnte ewig bleiben, aber<br />

auch den Koffer packen und in fünf<br />

Minuten weg sein.“<br />

Als „Writer in Residence“ war der<br />

52-Jährige schon mehrfach Gast im<br />

Westin Grand Hotel, einer Nobelherberge<br />

im Stadtteil Bogenhausen.<br />

Sein bevorzugter Platz – neben der Edel-Lounge<br />

hoch oben – ist die Lobby, wo er Gäste<br />

beobachten und ihren Gesprächen lauschen<br />

kann. Auch sonst verbringt <strong>Ani</strong> seine Zeit<br />

gern in Kneipen. „Ich bin Gasthausbewohner.“<br />

Nachmittags beim Kaffee und abends<br />

bei einem Bier oder Weißwein trifft er<br />

Freunde und holt sich in der angeregten Atmosphäre<br />

Einfälle für seine Bücher.<br />

Geboren und aufgewachsen ist <strong>Ani</strong> in Kochel<br />

am See, doch schon immer fühlte er<br />

sich in <strong>München</strong> zu Hause. „Ich brauche die<br />

Großstadt, das Landleben wäre unerträglich<br />

für mich.“ Nur nach Sylt würde <strong>Ani</strong> sofort<br />

umziehen. Er schaut hinaus in den Regen.<br />

„Für ein Häuschen auf Sylt reicht mein Geld<br />

leider nicht.“ Millionenauflagen erreichen<br />

seine Bücher zwar nicht, doch <strong>Ani</strong> ist gut im<br />

Geschäft und als Autor ausgesprochen produktiv<br />

– Schreib blockaden oder die Angst<br />

vor dem leeren Blatt kennt er nicht. Im 0<br />

»Am liebsten<br />

würde ich im<br />

Hotel wohnen«<br />

14<br />

buchjournal 1/2011


Erfolgreich Für seine Kriminalromane hat<br />

<strong>Friedrich</strong> <strong>Ani</strong> zahlreiche Auszeichnungen erhalten.<br />

„Es ist die Form, in der ich meine Geschichten am<br />

besten erzählen kann“, sagt er<br />

buchjournal 1/2011 15


SCHWERPUNKT KRIMI & THRILLER<br />

0 Unterschied zu manch anderen<br />

Autoren lässt sich <strong>Ani</strong> beim Schreiben<br />

nicht einfach von der Story treiben,<br />

sondern fertigt stets ein mehrseitiges<br />

Konzept an. „Dann weiß<br />

ich, welche Richtung die Geschichte<br />

nimmt und welche<br />

Figuren ich brauche.“ Für Recherchezwecke<br />

spricht er mit<br />

„echten“ Ermittlern, holt beim Landeskriminalamt<br />

Informationen ein<br />

und erhält gelegentlich Einblick in<br />

polizeiliches Material. „Mir ist wichtig,<br />

ein realistisches Bild des Polizeiberufs<br />

wiederzugeben.“ Beim Schreiben<br />

ist der extrem uneitle Autor extrem<br />

streng mit sich selbst. „Ich<br />

schreibe sehr viel um und bin erst zufrieden,<br />

wenn ich sicher bin, das Beste<br />

herausgeholt zu haben.“<br />

Neben mehr als 20 Krimis hat <strong>Ani</strong><br />

Drehbücher, Hörspiele, Theaterstücke,<br />

Gedichte, Romane und Jugendbücher<br />

geschrieben. Seine Vorliebe<br />

für eigenwillige Ermittler, schräge Figuren<br />

und eindringliche Milieu schilde run gen<br />

haben der ARD-Reihe „<strong>Tatort</strong>“ einige der<br />

besten Folgen mit den Münchner Kommissaren<br />

Batić und Leitmayr beschert. Und<br />

auch die Figur des Tabor Süden geriet in<br />

den Blick der Fernsehmacher. Allerdings<br />

stoppte das ZDF das Projekt bereits nach<br />

zwei Folgen – trotz eines Grimme-Preises<br />

für <strong>Ani</strong>s Drehbuch. Der Autor nimmt’s<br />

sportlich – er kennt die Regeln der Branche.<br />

„Was zählt, sind Einschaltquoten.“ <strong>Ani</strong><br />

schreibt, seit er denken kann, als<br />

Elfjähriger stand sein Berufswunsch<br />

fest: „Ich wollte<br />

Schriftsteller werden.“ Als<br />

junger Mann veröffentlichte<br />

er die ersten Werke, sein<br />

Geld verdiente er aber als<br />

Zeitungsreporter. Zum Krimigenre<br />

fand <strong>Ani</strong> spät,<br />

„durch einen Zufall“, wie<br />

er sagt. „Mitte der 90er<br />

Jahre fragte mich der<br />

Verleger Hejo Emons, ob<br />

ich ihm nicht einen<br />

<strong>München</strong>-Krimi liefern<br />

könnte.“ 1996 erschien<br />

„Killing Giesing“, zwei<br />

Jahre später dann der erste<br />

Tabor-Süden-Roman – ein<br />

Wendepunkt in <strong>Ani</strong>s Leben.<br />

„Mit dieser Figur<br />

Schriftsteller <strong>Friedrich</strong> <strong>Ani</strong>: „Ich brauche die Großstadt“<br />

begann meine wahre Existenz als Schriftsteller.“<br />

Zuvor befand sich <strong>Ani</strong> in einer<br />

„Phase der Ratlosigkeit“. „Alles, was ich anfing,<br />

führte zu nichts.“ Doch dann kam ihm<br />

– natürlich in einer Kneipe – die „magische<br />

Figur“ des Tabor Süden in den Sinn, mit der<br />

er gleich ein neues Genre in der Kriminalliteratur<br />

kreierte – Vermisstenfälle, im Polizeijargon:<br />

Vermissungen.<br />

Wie <strong>Ani</strong> auf dieses Thema kam, kann er<br />

nicht genau sagen. „Als Jugendlicher war<br />

ich selbst einige Zeit für meine Angehörigen<br />

spurlos verschwunden, ich musste raus<br />

und war weg“, erinnert er sich. „Ich verstehe,<br />

wie es so weit kommen kann.“ Die Vermisstenthematik<br />

ist für ihn auch heute<br />

noch eine besondere literarische Herausforderung:<br />

„Das Spektakuläre ist nicht etwas<br />

Mörderisch-Grausames, sondern die vollkommen<br />

unerwartete Abwesenheit eines<br />

Zur Person<br />

<strong>Friedrich</strong> <strong>Ani</strong> wurde 1959 in Kochel am See geboren<br />

und lebt heute in <strong>München</strong>. Er arbeitete als Reporter,<br />

bevor er sich ganz der Schriftstellerei widmete.<br />

Seine Werke wurden mit zahlreichen Preisen<br />

ausgezeich<strong>net</strong>. 2003 erhielt er als bisher einziger<br />

Autor den Deutschen Krimipreis für drei (Tabor-<br />

Süden-)Titel gleichzeitig. 2010 wurde das Drehbuch<br />

nach seinem Roman „Süden und der Luftgitarrist“<br />

mit dem Adolf-Grimme-Preis ausgezeich<strong>net</strong>.<br />

Menschen.“ Nachdenklich streicht<br />

sich <strong>Ani</strong> das grau melierte Haar aus<br />

der Stirn. „Zu erzählen ist jetzt dessen<br />

Biografie anhand der Aussagen<br />

von Freunden und Verwandten, die<br />

schließlich in einen schöpferischen<br />

Akt des Kommissars oder Detektivs<br />

münden, der das Wesen des Abwesenden<br />

neu erfinden muss und damit,<br />

womöglich, der Wirklichkeit<br />

nahekommt.“ Als seine literarischen<br />

Vorbilder nennt er Dashiell Hammetts<br />

realistische, harte Kriminalromane,<br />

die Bücher George Simenons<br />

mit ihren eindringlichen Personenund<br />

Milieuschilderungen und <strong>Friedrich</strong><br />

Glausers 30er-Jahre-Krimis, die nicht<br />

zuletzt von der eigensinnigen Figur des<br />

Wachtmeisters Studer mit seinem Herz für<br />

Außenseiter und Gestrauchelte leben.<br />

© Friedemann Meyer<br />

<strong>Ani</strong>s starrköpfiger Kommissar Süden ist<br />

auf der Suche nach Menschen, die ohne Abschiedsbrief<br />

aus dem Leben fallen, abtauchen,<br />

unsichtbar werden. Die Ermittlungen<br />

führen ihn gelegentlich zu einer Leiche –<br />

aber meistens zu Personen, die ihr altes Leben<br />

abstreifen wollten wie einen alten Mantel.<br />

Süden bringt die Leute meist nicht kraft<br />

polizeilicher Autorität zum Reden, sondern<br />

durch sein Schweigen. „Stundenlanges Zuhören<br />

entsprach seinem Wesen“, heißt es<br />

im neuen Süden-Krimi. Dabei sind <strong>Ani</strong>s Romane<br />

reich an glänzenden Dialogen. In ihnen<br />

lässt der Autor seine Leser in Abgründe<br />

hinter glänzenden Fassaden blicken, eine<br />

vordergründig reibungslos funktionierende<br />

Beziehung entpuppt sich als zwischenmenschliche<br />

Tragödie und das vermeintlich<br />

grundlose Fortschleichen eines Ehepartners<br />

war nur letzter Schritt eines<br />

jahrzehntelangen Dramas. Häufig sind es<br />

die Zwischentöne, Andeutungen oder das<br />

Nicht-Gesagte, die den Reiz und die Spannung<br />

von <strong>Ani</strong>s Büchern ausmachen und die<br />

ihnen eine Ausnahmestellung in der deutschen<br />

Krimilandschaft verleihen.<br />

2005 hatte er mit dem Roman „Süden und<br />

der Mann im langen schwarzen Mantel“<br />

schon den Schlusspunkt unter die Süden-<br />

16<br />

»Es geht mir<br />

nicht um Mord<br />

und Totschlag«<br />

buchjournal 1/2011


* unverbind. Preisempfehlung<br />

Reihe gesetzt: Der Kommissar quittierte den<br />

Dienst und zog nach Köln. <strong>Ani</strong> suchte nach<br />

neuen Ansatzpunkten im Krimigenre, erfand<br />

mit Hauptkommissar Polonius Fischer,<br />

einem ehemaligen Mönch, und dem erblindeten<br />

Exkommissar Jonas Vogel zwei weitere<br />

unkonventionelle, faszinierende<br />

Ermittlerfi guren. Spätestens<br />

beim vorerst letzten<br />

Fischer-Krimi „Totsein verjährt<br />

nicht“ war <strong>Ani</strong> wieder<br />

bei seinem Lebensthema<br />

angekommen:<br />

Der Kommissar ermittelt<br />

im Fall eines sechs<br />

Jahre zuvor verschwundenen<br />

achtjährigen Mädchens.<br />

Der Mörder wurde<br />

damals zwar überführt,<br />

die Leiche aber nie gefunden.<br />

Und nun behauptet<br />

ein Schulfreund der Verschwundenen,<br />

das Kind auf<br />

der Straße erkannt zu haben.<br />

Grandios, wie sich <strong>Ani</strong> dem<br />

Schreckensthema Nummer<br />

eins, dem Verbrechen an<br />

Wer Verrat sät, wird<br />

ernten.<br />

einem Kind, annimmt und die Ungewissheit<br />

über das Schicksal des Mädchens dem<br />

Leser wie böse Medizin einträufelt.<br />

Auch in seinen drei Polonius-Fischer-Krimis<br />

blickt <strong>Ani</strong> wieder in <strong>München</strong>s dunkle<br />

Ecken, lässt die Außenseiter und sozial Benachteiligten<br />

zu Wort kommen. Fischer, der<br />

Sinnsucher, will Verbrecher überführen,<br />

aber auch Beweggründe für Taten ergründen<br />

– um hinter Verzweifl ung, Hass und Gewalt<br />

der Frage nach Schuld und gerechter<br />

Strafe nachzugehen. <strong>Ani</strong> erntete für seine<br />

Lesezeichen<br />

Als ein russischer Überläufer in London<br />

verschwindet, wird Geheimagent Gabriel<br />

Allon mit dem Fall betraut. Schnell merkt<br />

er, dass es hier vor allem um eines geht:<br />

gnadenlose, blutige Rache!<br />

416 Seiten. € 19.95 [D], € 20.60 [A], sFr 30.50 *<br />

<strong>Friedrich</strong> <strong>Ani</strong>: Süden.<br />

Droemer Knaur, 368 S.,<br />

19,99 € (D) • 20,60 € (A) •<br />

30,50 sFr.<br />

Erscheint am 14. März<br />

Fischer-Romane Preise, und doch klopfte<br />

eines Tages ein alter Bekannter bei ihm an:<br />

„Als ich an einem Buch nicht so recht weiterkam,<br />

war in meinem Kopf plötzlich<br />

Tabor Süden wieder da. Da wurde mir klar:<br />

Ich habe ihn vermisst.“ Im neuen Krimi ermittelt<br />

Süden in einem Vermisstenfall, der<br />

ihn selbst betrifft: Sein seit 35 Jahren verschwundener<br />

Vater hatte sich telefonisch<br />

aus <strong>München</strong> gemeldet, doch der Anruf<br />

brach unvermittelt ab. Der Exkommissar<br />

macht sich auf den Weg in die alte Heimat,<br />

heuert als Privatdetektiv an. „Einer wie Süden<br />

kann nicht auf der faulen Haut liegen.“<br />

Der Autor schmunzelt, weil erneut die<br />

Wesensverwandtschaft mit seinem Helden<br />

zur Sprache kommt: Auch <strong>Ani</strong> ist ein disziplinierter<br />

Arbeiter, der morgens um acht<br />

Uhr am Schreibtisch sitzt und dann bis in<br />

den Nachmittag hinein durcharbeitet. Die<br />

Beine hochlegen, zwei, drei Projekte im<br />

Jahr weniger realisieren, sich auf den Lorbeeren<br />

ausruhen, kommt für ihn nicht infrage.<br />

„Ich bin Schriftsteller von Beruf und<br />

aus Leidenschaft.“ Und er verspricht: Tabor<br />

Süden wird die Leser erst einmal nicht wieder<br />

so schnell verlassen.


Unsere<br />

Buchempfehlungen<br />

für<br />

Krimi- und Thrillerliebhaber<br />

Nebelhaft<br />

Ein packender Krimi, der die menschlichen<br />

Abgründe beleuchtet, die oft ganz nahe<br />

unter der glatten Oberfl äche ruhen.<br />

Carola Rudolph<br />

ISBN 978-3-86683-771-3<br />

Preis: 11,90 Euro<br />

<br />

<br />

Torsten Clauß<br />

WAGNER VERLAG ®<br />

Thriller<br />

WV<br />

Liam<br />

Ein Technologiekonzern, illegale<br />

Forschungen und menschenrechtsverletzende<br />

Experimente. Spannung ist garantiert!<br />

Torsten Clauß<br />

ISBN 978-3-86683-364-7<br />

Preis: 19,90 Euro<br />

Besuchen Sie uns auf der didacta<br />

in Stuttgart in Halle 3, Stand E 92<br />

und auf der Leipziger Buchmesse<br />

in Halle 4, Stand A 403<br />

Sie schreiben?<br />

Wir suchen Autoren, die gelesen<br />

werden wollen<br />

WAGNER VERLAG GmbH<br />

Zum Wartturm 1<br />

D-63571 Gelnhausen<br />

Telefon: (0049)-(0)6051-9779900<br />

SCHWERPUNKT KRIMI & THRILLER<br />

Sie ist prominent, lesbisch – und stand selbst schon unter<br />

öffentlichem Beschuss. Das greift Anne Holt in ihrem neuen<br />

Roman auf: Er ist ein Plädoyer für ein offeneres Miteinander.<br />

„Mehr Zurückhaltung<br />

wäre gut für uns alle“<br />

TEXT: CHRISTINA BUSSE<br />

A ls<br />

ich jung war und mich neu verliebte,<br />

war es gerade schön, sich nach<br />

und nach zu entdecken“, sagt Anne Holt.<br />

„Heute lernen sich junge Menschen auf einer<br />

Party kennen und schon am nächsten<br />

Tag wissen sie alles voneinander, weil sie<br />

auf Facebook sind.“ Für die norwegische<br />

Krimiautorin ist es eine Horrorvorstellung,<br />

ihre Person derart zu präsentieren<br />

und völlig „nackt“ dazustehen.<br />

Sie legt großen Wert auf die Wahrung ihrer<br />

Privatsphäre. Will ganz deutlich zwischen<br />

öffentlicher und privater Person unterscheiden.<br />

„Wir geben viel zu viel von<br />

uns in der Öffentlichkeit preis“, sagt sie.<br />

Ihrer 18-jährigen Nichte habe sie deshalb<br />

den Rat gegeben, ihre Facebook-Seite zu<br />

schließen.<br />

„Das Leben sollte so sein, dass nur<br />

wenige, einem nahestehende Menschen<br />

Einblick in private Angelegenheiten haben“,<br />

findet Anne Holt, die als internationale<br />

Bestsellerautorin mehr als andere im<br />

Fokus der Öffentlichkeit steht und selbst<br />

schon unangenehme Erfahrungen machen<br />

musste. „Als homosexueller Mensch über<br />

50 habe ich viele Situationen erlebt, in denen<br />

andere meinten, sie hätten das Recht,<br />

mich anzugreifen“, sagt Anne Holt, die<br />

zusammen mit Ehefrau Tine Kjaer und ihrer<br />

achtjährigen Tochter in Oslo lebt. Als<br />

vor drei Jahren in Norwegen die Heirat<br />

gleichgeschlechtlicher Paare gesetzlich<br />

gleichgestellt wurde, seien fundamentalistische<br />

christliche Gruppen sehr aktiv<br />

gewesen, die auch Anne Holt im Visier<br />

hatten.<br />

Rein äußerlich bleibt sie gelassen, wenn<br />

sie davon erzählt und die Erinnerungen<br />

Anne Holt: Respekt ist ein wichtiges Thema<br />

mit einer Handbewegung wie lästige<br />

Insekten verscheuchen will. Sie hatte Zeit<br />

genug, sich eine professionelle Miene<br />

ohne emotionale Regungen anzueignen:<br />

Die studierte Rechtswissenschaftlerin<br />

war als Journalistin tätig, als TV-Nachrichtensprecherin<br />

und als Anwältin. Für<br />

kurze Zeit war sie sogar norwegische<br />

Justizministerin. Trotzdem spürt man,<br />

dass das Thema sie innerlich aufwühlt.<br />

Dass sie sich darüber in Rage reden kann.<br />

Auch wenn sie sagt: „Ich lasse mich nicht<br />

18<br />

© Peter von Felbert<br />

»Nur wenige<br />

sollten Einblick<br />

in unser<br />

Privatleben haben«<br />

buchjournal 1/2011


»Schon viele sahen<br />

sich im Recht,<br />

mich angreifen<br />

zu können«<br />

von jedem angreifen – da bin ich wählerisch.“<br />

In „Gotteszahl“ greift sie ihre Erfahrungen<br />

auf und befasst sich mit der Erfahrung<br />

von Intoleranz. Im Küstenort Bergen<br />

nimmt eine Mordserie ihren Anfang. Die<br />

engagierte Bischöfi n Eva Karin Lysgaard<br />

wird erstochen aufgefunden, ohne erkennbares<br />

Motiv. Kommissar Yngvar Stubø<br />

sucht nach Antworten, stößt aber auf eine<br />

Mauer des Schweigens. Die Ermittlungen<br />

laufen noch, als in Oslo weitere Morde geschehen,<br />

scheinbar ohne Verbindung und<br />

in sehr rascher Folge: eine Leiche im Hafenbecken,<br />

ein toter Junkie und ein herzkranker<br />

Künstler. Dann stößt Stubø bei seinen<br />

Nachforschungen auf eine christlichfundamentalistische<br />

Bewegung: die<br />

„Gruppe 25“ – Zahlenmystiker, die, von archaischem<br />

Hass getrieben, jeden töten, der<br />

ihren religiösen Vorstellungen nicht entspricht.<br />

Die „25er“ hat Anne Holt für ihren Roman<br />

erfunden. Hintergrund sind aber real<br />

existierende Vereinigungen, die im Namen<br />

der Religion Gewalttaten verüben – bis hin<br />

zu Mord. Die Idee, die hinter der Geschichte<br />

steckt, versucht Holt so zu beschreiben:<br />

„In unserer Welt, die täglich immer mehr<br />

zusammenrückt, ist es eine große Herausforderung,<br />

miteinander klarzukommen.<br />

Der Schlüssel liegt darin, einander zu respektieren.<br />

Darum geht es mir im Buch:<br />

Man braucht andere Leute nicht zu verstehen,<br />

man muss sie nicht mögen, nicht einmal<br />

tolerieren. Aber man muss einen Weg<br />

fi nden, mit ihnen zu leben, ohne sie ständig<br />

zu beleidigen und anzugreifen. Denn<br />

sonst leistet man Gruppen, wie ich sie im<br />

Buch beschreibe, Vorschub.“<br />

Sie selbst sei in einem atheistischen Elternhaus<br />

groß geworden. Woran sie glaubt?<br />

„An den Intellekt und an die Menschenrechte<br />

als grundlegende gemeinsame Verhaltensrichtlinie.“<br />

Für Religionen habe sie<br />

„großen Respekt“, auch wenn sie wünscht,<br />

es gäbe sie nicht. „Respekt“, das ist das<br />

Wort, das sich wie ein roter Faden durch<br />

buchjournal 1/2011 19<br />

das Gespräch mit Anne Holt zieht. Und die<br />

Welt wäre besser, meint sie, wenn sich jeder<br />

etwas zurückziehen würde. Nach Hause<br />

gehen. Nicht zu allen freundlich sein.<br />

Auswählen, mit wem man spricht. Lernen,<br />

den Mund zu halten. Das sind die Maximen,<br />

die sie klar und deutlich vertritt. Die<br />

aber nicht ausschließen, in der öffentlichen<br />

Debatte Position zu beziehen.<br />

Auseinandersetzungen, Gewalt, Terror,<br />

Konfl ikte – Anne Holt fi ndet hier den Stoff<br />

für ihre Kriminalromane und Thriller, die<br />

in rund 30 Ländern veröffentlicht werden.<br />

Eine andere Seite offenbart sie als Kinderbuchautorin.<br />

Gerade ist in Norwegen der<br />

erste Titel einer Serie erschienen. „Altmodisch<br />

im Sinne von Astrid Lindgren“, sagt<br />

Holt, die in Tochter Iohanne eine kritische<br />

Testleserin hat.<br />

Die Ideen für neue Geschichten entwickelt<br />

Anne Holt vorzugsweise im Sommer.<br />

Dann nutzt sie die Chance, die sich ihr bietet,<br />

seitdem sie 1997 Vollzeit-Autorin wurde:<br />

„Ich kann mir im Sommer mehrere Wochen<br />

freinehmen und verschwinden.“ In<br />

Südfrankreich an der Riviera, in der Nähe<br />

von St. Tropez, genießt sie das Zusammensein<br />

mit Familie und Freunden, bevor sie<br />

sich den langen, norwegischen Winter<br />

über wieder in ihre Schreibstube zurückzieht<br />

und die Personen ihres nächsten Romans<br />

Gestalt annehmen. <br />

^ Anne Holt, geboren 1958 in Larvik, wuchs in Norwegen<br />

und in den USA auf. Seit 1993 veröffentlicht<br />

sie Kriminalromane, die zu internationalen Bestsellern<br />

avancierten und mit den wichtigsten Krimipreisen<br />

ihres Landes ausgezeich<strong>net</strong> wurden. Als freie Autorin<br />

lebt sie heute mit ihrer Familie in Oslo.<br />

Lesezeichen<br />

j<br />

Anne Holt: Gotteszahl. Übersetzt von Gabriele Haefs.<br />

Piper, 464 S., 19,95 € (D) • 20,60 € (A) • 30,50 sFr.<br />

Anne Holt: Gotteszahl. Gelesen von Andreas Fröhlich.<br />

Osterwoldaudio, 5 CDs, 24,95 € (D / A) • 39,90 sFr.<br />

© FinePic ® , <strong>München</strong><br />

UNTER<br />

ADRENALIN.<br />

Detective Harry Bosch lässt sich weder von Gewalt,<br />

Mord oder chinesischen Triaden schrecken.<br />

Bis seine 15jährige Tochter in Hongkong entführt wird.<br />

480 Seiten | € [D] 9,99 Auch als eBook erhältlich.


© Jošt Gantar<br />

SCHWERPUNKT KRIMI & THRILLER<br />

Urlaub in<br />

New York ...<br />

FERNSEHERFAHRUNG INKLUSIVE<br />

Raffi niert und lakonisch<br />

Bankkaufmann ist der gelernte Beruf von Jürgen<br />

Pomorin, seine Berufung indes sind Tätigkeiten<br />

als Investigativ-Journalist und Drehbuchautor für<br />

telegene Polizeiserien. Zudem schreibt der Grimme-Preisträger<br />

Krimis unter dem Pseudonym<br />

Leo P. Ard. Lakonischer Ton, raffi nierte Erzähldramaturgie<br />

und fi ndige Themenzugänge mögen<br />

dabei Kollateralnutznießereien seiner Fernsehskripterfahrung<br />

sein. In „Mein Vater, der Mörder“<br />

geht es um das Meucheln eines ohnedies dem<br />

Tode geweihten Hospizbewohners, um das verschwiegene<br />

sexuelle Vorleben eines früheren<br />

Fremdenlegionärs – und um die kluge Puzzlearbeit<br />

einer Hauptkommissarin namens Sonja<br />

Kruse. Zwischen Vietnam und Deutschland entspinnt<br />

sich die spannende,<br />

passagenweise gar dramatische<br />

Geschichte um die<br />

Bewältigung einer Vergangenheit,<br />

die nicht vergehen<br />

will. wer<br />

^ Leo P. Ard: „Mein Vater,<br />

der Mörder“. Grafi t, 281 S.,<br />

9,50 € (D) • 9,80 € (A) •<br />

15,50 sFr.<br />

EINTAUCHEN IN DIE VERGANGENHEIT<br />

Rätselhafte<br />

Entführung<br />

Einem Kurzurlaub in New York folgt der Schock: Wenige Minuten nach<br />

ihrer Ankunft in Deutschland wird Lena, die 18-jährige Freundin des Kölner<br />

Kommissars Zbigniew Meier, am Flughafen von Unbekannten in ein<br />

Auto gezerrt. Während die Polizei einen terroristischen Hintergrund der Tat vermutet,<br />

folgt Meier einer ganz anderen Spur: Er und seine Freundin wurden in New York von Samuel<br />

Weiss berg, einem pensionierten US-Polizisten, angesprochen, der sie darum bat, ihm bei der<br />

Suche nach seiner gen Ende des Zweiten Weltkriegs verschwundenen kleinen Schwester Eva behilfl<br />

ich zu sein. Lange bleibt die Entführung rätselhaft – die verschleppte Lena ist kurz darauf sogar<br />

an einem Banküberfall beteiligt – und Meyer stößt bei seinen Recherchen auf immer neue Fakten,<br />

auf die er sich keinen Reim machen kann. Doch wir kennen den eigensinnigen wie sympathischen<br />

Ermittler aus Brüggenthies’ preisgekröntem Krimi-Debüt „Der geheimnislose Junge“ und wissen:<br />

Meier bleibt dran und lässt sich bei der Suche nach seiner Freundin schon gar nicht von den eigenen<br />

Kollegen kaltstellen. Trotz der verzweigten Handlung, die in die Kunstszene New Yorks ebenso<br />

hineinführt wie in die deutsche Geschichte, ist Brüggenthies’ „Tote Schwester“ ein spannendes<br />

Lesevergnügen – und knüpft damit nahtlos an die Klasse seines Erstlings an, der für den <strong>Friedrich</strong>-<br />

Glauser-Preis 2010 in der Kategorie „Debüt“ nominiert war. bai<br />

^ Stephan Brüggenthies: „Die tote Schwester“. Eichborn, 440 S., 16,95 € (D) • 17,50 € (A) • 25,90 sFr.<br />

SCHWEDISCHE INSELIMPRESSIONEN<br />

Karg und unheimlich<br />

Auf Öland, einer kargen Insel<br />

im Südosten Schwedens,<br />

beziehen Vendela<br />

und Per im Frühjahr ihre<br />

Sommerhäuser. Doch statt<br />

Frieden in der Abgeschiedenheit<br />

zu fi nden, bestimmen<br />

Krankheit und Tod<br />

plötzlich Pers Leben und er<br />

muss herausfi nden, vor<br />

wem sein dementer Vater Angst hat. Vendela<br />

sucht nach Elfen in der großen Alvar, der kargen<br />

Heidelandschaft, und wird dabei von ihrer trostlosen<br />

Kindheit eingeholt. Im dritten Band von<br />

Johan Theorins Jahreszeiten-Quartett sprießt<br />

nach einem düsteren Herbst und einem gespenstischen<br />

Winter nur sehr zögernd das Grün, ertrinkt<br />

die Insel im Schmelzwasser und es weht<br />

nach wie vor ein rauer Wind. Der schwedische<br />

Autor ist ein Meister der subtil unheimlichen<br />

Stimmung. Seine Figuren spiegeln das Bild der<br />

Insel: schroff, eigenwillig und ohne überfl üssige<br />

Schnörkel. „Blutstein“ ist nicht nur ein Krimi, sondern<br />

auch ein fesselnder Roman über Familie,<br />

Einsamkeit und das Altern. dan<br />

^ Johan Theorin: „Blutstein“. Übersetzt von Kerstin<br />

Schöps. Piper, 448 S., 19,95 € (D) • 20,60 € (A) •<br />

30,50 sFr.<br />

NEUE SERIENHELDIN<br />

Tough und sensibel<br />

Bisweilen empfi ehlt es sich für Kriminalschriftsteller,<br />

ihren Serienhelden eine Auszeit zu gönnen.<br />

Derlei schafft im Idealfall konstruktive, womöglich<br />

gar kreative Distanz zum notorischen<br />

Protagonisten. Die Finnin Leena Lehtolainen, bislang<br />

bekannt für serielle Spannungsliteratur mit<br />

Kommissarin Maria Kallio, etabliert in „Die Leibwächterin“<br />

mit der ganzheitlich schlagfertigen<br />

Hilja Ilvereskero gleich eine neue Reihe. Dabei gewährt<br />

die Heldin, die wiederholt innere Sensibilität<br />

und toughes Auftreten ausbalancieren muss,<br />

dem Leser eindringliche Einblicke in die strapaziöse<br />

Ausbildung und das aufregende Berufsleben<br />

von Bodyguards. Der fl ott erzählte Plot handelt<br />

von der belasteten Beziehung zwischen Finnland<br />

und Russland. Die literarische Königsdisziplin namens<br />

Morden im Norden beherrscht Leena Lehtolainen<br />

ohnehin so souverän wie ihr Landsmann<br />

Matti Rönkä. Das mag auch<br />

daran liegen, dass sich beide<br />

das Privileg einer sehr<br />

kompetenten Übersetzerin<br />

teilen . wer<br />

^ Leena Lehtolainen: „Die<br />

Leibwächterin“. Übersetzt<br />

von Gabriele Schrey-Vasara.<br />

Kindler, 384 S., 19,95 € (D) •<br />

20,60 € (A) • 30,50 sFr.<br />

20<br />

buchjournal 1/2011


ZWISCHEN DEN KRIEGEN<br />

Sehr französisch, sehr noir<br />

Krieg und Frieden, Paris 1938. In der Detektei<br />

Bohmann sitzt der Ermittler Nestor Burma und<br />

grübelt über einem neuen Auftrag: Die Tochter<br />

eines Fabrikanten ist verschwunden, der Vater<br />

vermutet eine Liebesaffäre mit einem italienischen<br />

Arbeiter. Die Angelegenheit scheint<br />

nicht kriminell zu sein, und so hat es Burma<br />

zwischen Kneipen- und Cabaret-Besuchen<br />

nicht eilig, Nachforschungen anzustellen.<br />

Während sich der Privatschnüffl er seine Zeit<br />

mit Poeten, Tänzerinnen und Trinkern vertreibt,<br />

gerät die Welt um ihn herum täglich<br />

weiter aus den Fugen: Die Schreckensherrscher<br />

Hitler, Mussolini, Stalin und Franco bestimmen<br />

das politische<br />

Klima in Europa. Auch Burma<br />

wird Opfer grausamer<br />

Willkür: Er wird verdächtigt,<br />

den italienischen<br />

Liebhaber ermordet zu haben.<br />

Wie im ersten Band<br />

seiner Krimi-Trilogie über<br />

die seltsam fl irrenden Jahre<br />

zwischen den Weltkrie-<br />

buchjournal 1/2011 21<br />

Tendenz dunkel: Patrick Pécherot versetzt<br />

seine Leser in die 1930er Jahre<br />

gen führt Pécherot abermals Fiktion und historische<br />

Tatsachen klug und spannend zusammen.<br />

Ein atmosphärisch dichter Krimi, sehr<br />

französisch, sehr noir. aw<br />

^ Patrick Pécherot: „Belleville – Barcelona“.<br />

Übersetzt von Cornelia Wend. Edition Nautilus,<br />

192 S., 14,90 € (D) • 15,40 € (A) • 25,50 sFr.<br />

Er hat es<br />

wieder getan.<br />

© Peter Zureka<br />

Der neue<br />

«David Hunter»-<br />

Thriller von<br />

Simon Beckett.<br />

ALPENKRIMI<br />

Schöner Mief<br />

Ausgerech<strong>net</strong> in die steirische Krakau muss<br />

Sandra Mohr vom LKA Graz – dorthin, wo sie nicht<br />

mal tot überm Zaun hängen möchte. Hier ist sie<br />

aufgewachsen, hier lebt ihre zänkische Mutter mit<br />

Sandras Halbbruder, der mit Mitte 20 immer noch<br />

das Hotel Mama nutzt, und auch sonst zieht es die<br />

Ermittlerin nicht in die provinzielle Enge, die sie<br />

schon vor Jahren hinter sich lassen wollte. Aber<br />

die Pfl icht ruft: Eine Journalistin wurde in Sandras<br />

Heimatdorf ermordet. Verbindungen zu dem idyllischen<br />

Ort und seinen untereinander verschworenen<br />

Bewohnern scheint es nicht zu geben, Verdächtige<br />

und Motive sind nicht erkennbar – der<br />

Fall ist eine harte Nuss für die angereisten Ermittler.<br />

Zum Urlaubmachen in<br />

der schönen Alpenregion<br />

lädt der Krimi ein. Aber auch<br />

dazu, den Mief bald wieder<br />

hinter sich zu lassen und<br />

freie Stadtluft zu atmen. sc<br />

^ Claudia Rossbacher:<br />

„Steirerblut“. Gmeiner, 273 S.,<br />

9,90 € (D) • 10,20 € (A) •<br />

15,90 sFr.<br />

Zum exklusiven<br />

Interview<br />

Braun<br />

Gewinnspiel unter<br />

Malte ©<br />

www.simonbeckett.de<br />

Simon Beckett | Verwesung<br />

Aus dem Englischen von Andree Hesse<br />

22,95 (D) / 23,60 (A) / sFr. 34,90 (UVP)


Das Alte Rom<br />

zur Zeit Caesars<br />

Hans Dieter Stöver<br />

Jetzt lieferbar Band 3<br />

Zwei Romane in einem Band<br />

ISBN 978-3-939625-27-8<br />

480 Seiten<br />

€ 11,90 [D]/ € 12,20 [A]/ Sfr 19,90<br />

Bereits lieferbare C.V.T.-Romane:<br />

Band 1<br />

Mord auf der Via Appia / Die Frau des Senators<br />

ISBN 978-3-939625-07-0<br />

Band 2<br />

Ich fordere Gerechtigkeit / Skandal um Nausikaa<br />

ISBN 978-3-939625-10-0<br />

BOCOLA<br />

verlag<br />

www.bocola.com<br />

© syagci / istockphoto<br />

SCHWERPUNKT KRIMI & THRILLER<br />

SPIONAGETHRILLER<br />

Erpressung in Genf<br />

Der Kunsthistoriker Benjamin<br />

Lorant – verheiratet,<br />

vermögend und vertrauenswürdig<br />

– wird erpresst: Ein<br />

Unbekannter besitzt detaillierte<br />

Informationen über<br />

Lorants Vergangenheit als<br />

Agent des DDR-Auslandsgeheimdienstes<br />

HVA. Unter<br />

dem Namen Johann Blume<br />

in Leipzig geboren, wurde er Ende der 1980er Jahre<br />

nach Genf geschickt – doch dann fi el die Mauer<br />

und mit ihr der geplante Spionageeinsatz. Lorant<br />

alias Blume behielt die falsche Identität bei. Nun<br />

droht der Unbekannte diese Lebenslüge aufzudecken,<br />

wenn Lorant nicht umgehend vertrauliche<br />

Akten aus dem Kernforschungszentrum CERN besorgt.<br />

Dort stehen gefährliche physikalische Experimente<br />

an, in denen der Urknall simuliert werden<br />

soll. Der Schweizer Peter Zeindler, Meister des<br />

psychologischen Agententhrillers, dirigiert auch in<br />

seinem neuen Roman souverän die Mitglieder<br />

seines Erzählorchesters – „Urknall“ ist ein packender<br />

Thriller im Breitwandformat und zugleich<br />

eine gespenstische Geschichte voller leiser, subtiler<br />

Töne. aw<br />

^ Peter Zeindler: „Urknall“. <strong>Friedrich</strong> Reinhardt<br />

Verlag, 320 S., 23,– € (D / A) • 34,80 sFr.<br />

Die Bösen von Belfast ...<br />

22<br />

ABRECHNUNG MIT DER IRA<br />

Quälende Schuld<br />

Da scheint einer richtig sauer zu sein: Stuart<br />

Neville rech<strong>net</strong> in seinem engagierten Debüt<br />

mit der IRA in Belfast ab. Es war nicht viel mit<br />

Freiheitskampf, sagt er, umso mehr mit<br />

Grausamkeit, Selbstsucht, Verrat und Gemeinheit.<br />

Sichtbar macht er das an einer ungewöhnlichen<br />

Thrillerhandlung, in deren<br />

Mittelpunkt ein Antiheld steht: Gerry Fegan,<br />

ein ehemaliger, längst legendärer Kämpfer,<br />

der nach einer langen Gefängnisstrafe sein<br />

Leben versäuft. Sein Geheimnis: Zwölf Menschen,<br />

die er getötet hat, geistern durch seinen<br />

Kopf, eine Art Manifestation seiner<br />

Schuldgefühle, machen ihn fertig und rauben<br />

ihm jeden Schlaf. Ihre Forderung: Er soll<br />

sie rächen, indem er die Auftraggeber seiner<br />

Morde tötet – Männer, von denen inzwischen<br />

einige wichtige Rollen in der nordirischen<br />

Politik spielen, scheinbar Stützen der Gesellschaft,<br />

die tatsächlich aber ziemlich viel<br />

Dreck am Stecken haben. Und die den jungen<br />

Gerry vor vielen Jahren zum Killer machten.<br />

Nevilles Buch ist eine eindringliche Abrechnung<br />

mit einem Krieg, dem Gutes auf<br />

die Fahnen geschrieben<br />

war, der aber, wie alle<br />

Kriege, vor allem Leid<br />

brachte. sc<br />

^ Stuart Neville: „Die<br />

Schatten von Belfast“.<br />

Übersetzt von Armin<br />

Gontermann. Rütten &<br />

Loening, 400 S.,<br />

19,95 € (D) • 20,60 €<br />

(A) • 30,50 sFr.<br />

buchjournal 1/2011


KRIMIDEBÜT<br />

Suche nach der Schwester<br />

Auf dem Sterbebett diktiert<br />

ein italienischer Arzt einen<br />

Brief, der ein Geständnis<br />

ist: Vor 30 Jahren hat er<br />

einem Ehepaar ihr Neugeborenes<br />

weg genommen –<br />

mit der Begründung, das<br />

Mädchen habe die Geburt<br />

nicht überlebt. Für die Eltern<br />

ist der Brief ein Schock,<br />

ihre Tochter Leah, von Beruf Polizistin, macht sich<br />

nach Italien auf, um die Schwes ter aufzuspüren.<br />

Dem Vermisstenfall folgt ein Mord: Der Bruder<br />

ihres Vaters wird in Frankfurt erschossen, wo sich<br />

Polizist Louis, Leahs Exmann, ins Geschehen einschaltet.<br />

„Die verkaufte Schwester“ von Olivia<br />

Meltz – laut Verlag ein Pseudonym, hinter dem<br />

sich ein Autorenteam verbirgt – ist ein charmantes,<br />

fl ott zu lesendes Krimidebüt. Kleine handwerkliche<br />

Schwächen seien daher verziehen – die Lust<br />

auf den nächsten Leah & Louis-Krimi bleibt. eb<br />

^ Olivia Meltz: „Die verkaufte Schwester. Ein Leah &<br />

Louis Krimi“. Molden, 256 S., 19,95 € (D / A) • 30,50 sFr.<br />

GEFÄHRLICHES NORDHESSEN<br />

Miese Geschäfte<br />

27 Jahre saß Helmut Sutter<br />

für einen Dreifachmord im<br />

Kasseler Gefängnis – ein<br />

Verbrechen, das er zwar<br />

gestanden, aber nicht begangen<br />

hatte. Stockbesoffen<br />

fand man ihn damals<br />

in dem Haus, in dem ein<br />

Ehepaar und ihre fünfjährige<br />

Tochter erschossen<br />

worden waren. Obwohl Sutter sein Geständnis widerrief,<br />

brummten ihm die Richter „lebenslänglich“<br />

auf. Nun steht er wieder in Freiheit, versteht<br />

die Welt um sich herum nicht mehr – und will<br />

doch wissen, für wen er damals ins Gefängnis<br />

ging. Den Job des Schnüffl ers übernimmt für ihn<br />

ein reicher Edel-Ganove, der mit Sutter eine Weile<br />

einsaß und ihm versprach, ein wenig „im Dreck“<br />

zu wühlen. Und wie es sich für einen guten<br />

Re giokrimi gehört, geht es in Volker Schnells<br />

„Mordhessen“ um miese Geschäfte, korrupte<br />

Politiker und Leute, die um des eigenen Vorteils<br />

willen skrupellos über Leichen gehen. Fazit: solide<br />

Krimikost, an der insbesondere Nordhessen ihre<br />

Freude haben werden. bai<br />

^ Volker Schnell: „Mordhessen“. Emons, 320 S.,<br />

10,90 € (D) • 11,20 € (A) • 17,50 sFr.<br />

buchjournal 1/2011 23<br />

NOIR-TRADITION<br />

Neues vom Krimi-Poeten<br />

Lakonischer geht’s nimmer: Der Sound von Bruens<br />

Roman um einen brachialen Geldeintreiber namens<br />

Mitch gemahnt in seinem atemlosen Stakkato<br />

mehr an experimentelle Lyrik als an konventionelle<br />

Krimis: „Kerrkovian erleichterte ich um /<br />

Eine Sig Sauer .45 / Eine Brieftasche / Zigaretten /<br />

Ein Stilett / Und einen Zettel mit einer Telefonnummer,<br />

/ Die von Gant. / Dem Punk nahm ich ab: /<br />

Eine Browning / Ein dickes Bündel Geldscheine /<br />

Pfefferminzbonbons / Kondome / Koks.“ Kolossal<br />

verdichtet und sehr gewitzt sind zudem die Dialoge<br />

in „London Boulevard“. Auch dieses Prosawerk<br />

des irischen Sozialkritik-Virtuosen steht in der Noir-<br />

Tradition. Zehn Jahre nach der Veröffentlichung im<br />

englischsprachigen Raum erreicht und adelt es<br />

endlich den hiesigen Buchmarkt. Da Bruen eine<br />

ertragreiche Arbeitsbeziehung zu ausgekochten<br />

Thrillerpoeten wie Allan<br />

Guthrie und Jason Starr unterhält,<br />

dürfte für eine Renaissance<br />

der hardboiled<br />

novel gesorgt sein. wer<br />

^ Ken Bruen: „London Boulevard“.<br />

Übersetzt von Conny<br />

Lösch. Suhrkamp, 262 S.,<br />

8,95 € (D) • 9,20 € (A) •<br />

14,50 sFr.<br />

© Julius Fekete<br />

VERBOTENE FILME<br />

Mauer des Schweigens<br />

Ein Thriller für hartgesottene Leser – dies lassen<br />

zumindest die ersten Seiten vermuten: Journalist<br />

Florian Baumgartner soll eine Story über seinen<br />

früheren Freund, den berühmten und umstrittenen<br />

Regisseur David Mosbach, schreiben, der<br />

unter geheimnisvollen Umständen verschwunden<br />

ist. Seine Recherchen führen ihn in Berliner Hinterhöfe,<br />

wo verbotene Filme gezeigt werden, in denen<br />

Menschen gequält und ermordet werden und<br />

an deren Produktion Mosbach beteiligt ist. Baumgartner<br />

stößt auf eine Mauer des Schweigens –<br />

und spürt schließlich Mosbach auf, der von einer<br />

kranken Idee besessen ist. Jonas Winners Debütthriller<br />

überzeugt mit<br />

einem spannenden, ungewöhnlichen<br />

Plot, der allerdings<br />

die Erwartungen des<br />

Lesers gegen Ende nicht<br />

ganz einlösen kann. eb<br />

^ Jonas Winner: „Davids<br />

letzter Film“. dtv, 352 S.,<br />

8,95 € (D) • 9,20 € (A) •<br />

13,90 sFr.<br />

WER DIE<br />

LETZTEN SPUREN<br />

BESEITIGT<br />

WIRD ZUR ZEUGIN<br />

DER TOTEN:<br />

DIE CLEANERIN<br />

Geb. mit Schutzumschlag<br />

432 Seiten<br />

€ [D] 19,99 / € [A] 20,60 / sFr 33,90<br />

ISBN 978-3-471-35037-9<br />

www.list-verlag.de


SCHWERPUNKT KRIMI & THRILLER<br />

Zur Fahndung ausgeschrieben ist der Thrillerautor<br />

Michael Connelly. Buchjournal-Profi lerin Sabine Schmidt<br />

hat die wichtigsten Daten zusammengestellt.<br />

<br />

Michael Connelly<br />

Früher war er Reporter, der es bis zu einer Nominierung<br />

für den Pulitzer-Preis gebracht hat. Heute ist er<br />

hochdekorierter Autor<br />

Viele seiner mehr als 20 Thriller spielen in Los<br />

Angeles, praktischerweise also fast schon in Hollywood. Eine berühmte Verfi lmung – von<br />

und mit Clint Eastwood – gibt es dann auch: „Blood Work“ („Das zweite Herz“); eine weitere<br />

Verfi lmung kommt demnächst ins Kino: „Der Mandant“ – der Thriller gilt als eines der besten<br />

Bücher Connellys<br />

Zu ihnen gehört Terry McCaleb, der FBI-Agent mit dem implantierten<br />

Herzen, der es Clint Eastwood angetan hat; vor allem aber Harry – eigentlich: Hieronymus<br />

– Bosch (ja genau: wie der Maler mit den Albtraumbildern, dem Harry sich tatsächlich<br />

verbunden fühlt), ein ernster Cop mit einer düsteren Vergangenheit, Typ einsamer Wolf,<br />

einer der wirklich Guten, der sich immer wieder in seine Fälle geradezu verbeißt<br />

Gerichtsreporter Jack McEvoy. Er hat schon einmal ermittelt – in einem von<br />

Connellys berühmtesten Thrillern: „Der Poet“. Damals fand er heraus, dass der gesuchte Serienkiller<br />

zugleich FBI-Agent war und die Fahndung nach sich selbst leitete. Mit diesem spektakulären<br />

Fall wurde Jack zum Star, jetzt aber, einige Jahre später, wird er von der „L.A. Times“ gefeuert<br />

– der Top-Journalist ist den Controllern zu teuer. 14 Tage hat er noch bei der Zeitung, die<br />

er für einen Coup nutzen will, und tatsächlich kommt er wieder einem Serienkiller auf die Spur<br />

FBI-Agentin Rachel Walling. Weil sie während der Jagd auf den „Poeten“<br />

eine Affäre mit Jack hatte, ist sie buchstäblich in der Wüste gelandet: Sie wurde ins Niemandsland<br />

versetzt. Mittlerweile ist sie aber zurück – zum Glück<br />

für Jack, weil sie ihn retten muss<br />

Lesezeichen<br />

Connelly erzählt fesselnd von<br />

den weniger heiteren Seiten der Stadt der Engel, und dementsprechend<br />

sind seine Helden meist ernste Typen, die ihre Michael Connelly: Sein letzter<br />

Fälle sehr persönlich nehmen und engagiert ermitteln – so, Auftrag. Übersetzt von Sepp<br />

wie im neuen Thriller Jack McEvoy gemeinsam mit der<br />

Leeb. Heyne, 496 S., 19,99 € (D) •<br />

tou ghen Rachel. Alles andere als Durchschnittskost, dabei 20,60 € (A) • 30,90 sFr.<br />

aber Hollywood sehr nahe: absolut fesselndes Kopfkino<br />

24<br />

© Peter von Felbert; © spxChrome / istockphoto<br />

buchjournal 1/2011


Drei Generationen<br />

unter einem Dach:<br />

Ingrid Noll spinnt<br />

gekonnt ihr Netz aus<br />

guten Vorsätzen und<br />

bösen Absichten.<br />

336 Seiten, Leinen, € (D) 21.90<br />

sFr 38.90* / € (A) 22.60<br />

Auch als Hörbuch<br />

Student Max, die Buchhändlerin Petra, Ingenieur<br />

Harald und Willy Knobel, hochbetagt. Trautes<br />

Heim, Glück allein? Zwischen Maxiwindeln und<br />

mörderischer Eisenstange spielt diese bitterböse<br />

Kriminalkomödie.<br />

Der neue Fall des<br />

Kult-Kommissars<br />

Hunkeler aus Basel.<br />

Ein havariertes Hausboot auf dem Rhein. Ein verschwundener<br />

Intendant. Ein handfester Theaterskandal.<br />

Eine unwahrscheinliche Liebe. Und ein<br />

paar alte Rechnungen. Peter Hunkeler vom Kriminalkommissariat<br />

Basel ermittelt.<br />

Foto: © Isolde Ohlbaum<br />

»Der mir die<br />

Geschichte erzählt<br />

hat, in der Hoffnung,<br />

dass ich sie mir<br />

zu Herzen nehme…«<br />

192 Seiten, Leinen, € (D) 19.90<br />

sFr 35.90* / € (A) 20.50<br />

Eine Familiengeschichte über drei Generationen –<br />

über 100 Jahre und unsere Gegenwart. Sie beschreibt<br />

Ungerechtigkeit und Not, aber auch<br />

Treue, Freundschaft und die Hoffnung auf Glück.<br />

Ein Nobelpreisträger<br />

in der Krise, eine<br />

Zivilisation auf dem<br />

Prüfstand.<br />

Neue Bücher bei Diogenes<br />

240 Seiten, Leinen, € (D) 19.90<br />

sFr 35.90* / € (A) 20.50<br />

Foto: © Bastian Schweitzer / Diogenes Verlag<br />

Ein neuer Serienheld<br />

betritt die Bühne:<br />

Allmen. Genauer:<br />

Johann <strong>Friedrich</strong> von.<br />

208 Seiten, Leinen, € (D) 18.90<br />

sFr 29.90* / € (A) 19.50<br />

Auch als Hörbuch<br />

Allmen, eleganter Lebemann und Feingeist, ist<br />

über die Jahre finanziell in die Bredouille geraten.<br />

Fünf zauberhafte Jugendstil-Schalen bringen ihn<br />

und sein Faktotum Carlos auf eine Geschäftsidee:<br />

eine Firma für die Wiederbeschaffung von schönen<br />

Dingen.<br />

Foto: © Timón Solinís<br />

Foto: Copyright © Christian Kaufmann<br />

416 Seiten, Leinen, € (D) 21.90<br />

sFr 38.90* / € (A) 22.60<br />

Auch als Hörbuch<br />

Michael Beard ist Physiker – und Frauenheld.<br />

Er hat den Nobelpreis erhalten, doch ist er alles<br />

andere als nobel: Im Beruf ruht er sich auf seinen<br />

Lorbeeren aus, privat hält es ihn auf Dauer bei<br />

keiner Frau. Bis die geniale Idee eines Rivalen für<br />

Zündstoff in seinem Leben sorgt.<br />

Nach Liebesfluchten<br />

der neue Band mit<br />

Geschichten von<br />

Bernhard Schlink.<br />

288 Seiten, Leinen, € (D) 19.90<br />

sFr 35.90* / € (A) 20.50<br />

Auch als Hörbuch<br />

Lebensentwürfe, Liebeshoffnungen, Alterseinsichten<br />

– was ist Illusion, und was stimmt? Was<br />

bleibt, wenn eine Illusion zerplatzt? Die Flucht in<br />

eine andere? Sieben irritierend-bewegende Geschichten<br />

von Bernhard<br />

Schlink.<br />

Foto: © Roeland Fossen<br />

Foto: © Regine Mosimann / Diogenes Verlag<br />

* unverb. Preisempfehlung


SCHWERPUNKT KRIMI & THRILLER<br />

Eisberge schmelzen, Bäche werden zu reißenden Flüssen, und<br />

Genmanipulationen sind längst Alltag: Ökothriller befassen sich mit<br />

diesen Me<strong>net</strong>ekeln, spannend natürlich – und verantwortungsbewusst.<br />

Apokalypse<br />

jetzt!<br />

TEXT: HENDRIK WERNER<br />

A ls<br />

Mutter jüngerer literarischer<br />

Warnvisionen hierzulande darf Frank<br />

Schätzings globale Bestseller-Prosa „Der<br />

Schwarm“ gelten. Der apokalyptisch gestimmte<br />

Thriller, erschienen 2004 beim<br />

Kölner Verlag Kiepenheuer & Witsch, handelt<br />

von der Bedrohung der Menschheit<br />

durch eine maritime Lebensform von erschreckend<br />

hoher Intelligenz. Zuletzt fiel<br />

der Name des Buchs fast nur noch, wenn es<br />

um ein Phänomen von zweifelhafter Intelligenz<br />

ging: jenen Schwarm, der im Online-Lexikon<br />

Wikipedia und auf anderen<br />

Plattformen des Web 2.0 den Beweis antreten<br />

will, dass die Weisheit der Vielen qualifizierteres<br />

lexikalisches Wissen schafft als<br />

gedruckte Enzyklopädien.<br />

Da scheint es hohe Zeit, dass der begnadete<br />

Mahner Schätzing sich und die Naturkatastrophenliteratur<br />

neueren Typs wieder<br />

ins Gespräch bringt. In diesem Bücherfrühjahr<br />

tut er dies nicht mit einer eigenen<br />

Hervorbringung, sondern als Mentor:<br />

„Intelligent und rasant!“ prangt in lobender<br />

Absicht auf dem Cover von Sven Böttchers<br />

Thriller „Prophezeiung“, erschienen<br />

– ein Schelm, wer Böses dabei denkt – bei<br />

Schätzings Verlag Kiepenheuer & Witsch.<br />

„Ein Klimathriller, bei dem einem kalt und<br />

heiß wird“, schiebt der Kölner Kultautor<br />

hinterher.<br />

Obwohl die Lektüreempfehlung nach<br />

einem allenfalls lauwarmen Kalauer klingt:<br />

Recht hat der Mann – wenigstens prinzipiell.<br />

Denn obschon das Spiel mit der Lust<br />

© Paul Souders / Corbis<br />

des Lesers am Untergang keinen Anspruch<br />

auf Originalität mehr geltend machen<br />

kann, hat Sven Böttcher, Jahrgang 1964,<br />

kaum weniger brisante Prosa über die existenzielle<br />

Gefährdung unseres Pla<strong>net</strong>en vorgelegt<br />

als weiland Schätzing in seinem<br />

Maßstäbe setzenden Roman. Das liegt an<br />

Böttchers Gabe, den Niedergang der Umwelt<br />

drastisch und plastisch zu schildern –<br />

»Sven Böttcher sagt in<br />

seinem Thriller eine<br />

Katastrophe riesigen<br />

Ausmaßes voraus«<br />

26<br />

buchjournal 1/2011


und seinem auf Effekte bedachten Plot<br />

dennoch jenes Quantum wissenschaftliche<br />

Beglaubigung einzuspeisen, das es<br />

braucht, um vor Kolportagegeruch zu<br />

schützen.<br />

Wenn bei Böttcher etwa Teile von Hamburg<br />

überflutet sind und in den Hafenbecken<br />

Feuerquallen sonder Zahl dümpeln,<br />

ist das kein Unkenruf, sondern tadellos<br />

buchjournal 1/2011 27<br />

Schmelzender Eisberg: Der Klimawandel ist<br />

Thema in Unterhaltungsromanen, die mehr<br />

wollen als unterhalten<br />

hergeleitet, was die immanente Logik der<br />

Geschichte anbelangt. Und die geht anfangs<br />

so: „Prometheus“, ein geheimes und<br />

vermeintlich unfehlbares Programm zur<br />

Prognostizierung des weltweiten Klimas,<br />

sagt eine Katastrophe riesigen Ausmaßes<br />

voraus. Bis zu 800 Millionen Tote soll der<br />

Prophezeiung zufolge eine Dürre am Äquator<br />

in Tateinheit mit einem Dauermonsun<br />

in gemäßigten Breiten zeitigen.<br />

Als Mavie Heller, eine Klimaforscherin,<br />

das Me<strong>net</strong>ekel öffentlich machen will, um<br />

die drohende Katastrophe abzuwenden,<br />

muss sie feststellen, dass es potenzielle<br />

Profiteure des Schreckensszenarios gibt,<br />

denen an der Geheimhaltung der verheerenden<br />

Wetterprognose gelegen ist. Zunächst<br />

stirbt die Journalistin Helen, eine<br />

enge Freundin von Mavie; bald gerät sie<br />

selbst in Lebensgefahr.<br />

Der Übersetzer, Drehbuchautor und<br />

Schriftsteller Sven Böttcher surft mit seiner<br />

klugen und auch für politisch korrekte<br />

Ökoaktivisten unbedenklichen Spannungsliteratur<br />

auf einer bemerkenswerten<br />

Veröffentlichungswelle zum Thema Klimakatastrophe.<br />

Das ist weder ehrenrührig<br />

noch unbotmäßig auf horrende Spektakel<br />

versessen, sondern folgt dem gebotenen<br />

Krisenmanagement der Stunde. Und es<br />

geht ihm um fundierte Kassandrarufe. Damit<br />

ist er nicht allein. Derzeit boomt eine<br />

Literatur, die nicht Ängste schüren, sondern<br />

Verantwortung für den geschundenen<br />

Pla<strong>net</strong>en übernehmen will.<br />

Schon vor 20 Jahren übte sich der kanadische<br />

Autor Douglas Coupland in einer<br />

engagierten Disziplin, die Natur- und Kulturpessimismus<br />

verband. Sein zum Kultbuch<br />

avancierter Roman „Generation X“<br />

handelte von einer demotivierten Generation,<br />

die zwischen Phlegma, Fantasielosigkeit,<br />

stumpfem Fernsehkonsum und ökologischem<br />

Desinteresse schwankt. Jetzt hat<br />

Coupland noch ein defätistisches Schäufelchen<br />

draufgelegt: In „Generation A“ entwirft<br />

er das in einer nicht allzu fernen Zukunft<br />

angesiedelte Szenario einer total ver<strong>net</strong>zten<br />

Welt.<br />

Darin ist modernen Kommunikationsformen<br />

nicht mehr zu entkommen. Video-<br />

Blogs in Echtzeit und SMS-Jargon sind 0<br />

<strong>Tatort</strong> Deutschland<br />

Krimi-Highlights 2011<br />

GMEINER Original<br />

GMEINER Original<br />

GMEINER Original<br />

GMEINER Original<br />

GMEINER Original<br />

GMEINER Original<br />

CLAUDIA ROSSBACHER<br />

Steirerblut<br />

Ein Alpen-Krimi<br />

MANFRED BOMM<br />

Blutsauger Ein<br />

Schwaben-<br />

Krimi<br />

SIGRID HUNOLD-REIME<br />

Janssenhaus<br />

Kriminalroman<br />

REINHARD PELTE<br />

Inselbeichte<br />

Ein Nordfriesland-Krimi<br />

FRIEDERIKE SCHMÖE<br />

Wernievergibt<br />

Kriminalroman<br />

UWE KLAUSNER<br />

Bernstein-<br />

Connection<br />

Kriminalroman<br />

Claudia Rossbacher<br />

Steirerblut<br />

..............................................<br />

273 S. · 978-3-8392-1136-6 · € 9,90<br />

AUF HEIMATBESUCH Als die<br />

LKA-Beamtin Sandra Mohr ausgerech<strong>net</strong><br />

in ein kleines Alpen-Dorf<br />

gerufen wird, um in einem rätselhaften<br />

Mordfall zu ermitteln, ist sie alles<br />

andere als begeistert. Schließlich hat<br />

sie ihrer Heimat nicht ohne Grund<br />

vor Jahren den Rücken gekehrt …<br />

Manfred Bomm<br />

Blutsauger<br />

..............................................<br />

488 S. · 978-3-8392-1114-4 · € 11,90<br />

DIAGNOSE MORD Im schwäbischen<br />

Geislingen wird ein Mann nach<br />

einem Autounfall schwer verletzt in<br />

die Klinik eingeliefert. Kurz darauf<br />

stirbt er. Kommissar Häberle findet<br />

heraus, dass das Unfallopfer ein Arzt<br />

war, der an einer Forschungsgesellschaft<br />

für Stammzellen beteiligt war.<br />

Sigrid Hunold-Reime<br />

Janssenhaus<br />

..............................................<br />

277 S. · 978-3-8392-1123-6 · € 9,90<br />

FAMILIENBANDE Emma von<br />

Odenwald, 31-jährige Köchin aus<br />

Hannover, erfährt, dass sie nicht das<br />

leibliche Kind iher Eltern ist. Als sie<br />

diese damit konfrontiert, nennen sie<br />

ihr widerstrebend eine Adresse in<br />

Ostfriesland und gestehen, dass es<br />

keine legale Adoption war …<br />

Reinhard Pelte<br />

Inselbeichte<br />

..............................................<br />

227 S. · 978-3-8392-1122-9 · € 9,90<br />

EISHEILIGE Kriminalrat Jung,<br />

Leiter des Dezernats für unaufgeklärte<br />

Kapitalverbrechen bei der Polizeiinspektion<br />

Nord in Flensburg, hat es<br />

mit einem zehn Jahre zurückliegenden<br />

Fall zu tun: Damals verschwand ein<br />

junges Mädchen auf dem Weg vom<br />

elterlichen Hof nach Husum spurlos.<br />

Friederike Schmöe<br />

Wernievergibt<br />

..............................................<br />

276 S. · 978-3-8392-1135-9 · € 9,90<br />

TOD IM KAUKASUS Die Münchner<br />

Ghostwriterin Kea Laverde reist<br />

nach Georgien, um eine Journalistin<br />

zu treffen. Doch diese ist verschwunden.<br />

Ebenso wie die Mezzosopranistin<br />

Clara Cleveland, die als gefeierte<br />

Künstlerin der Bayerischen Staatsoper<br />

ein Konzert in Tiflis gegeben hatte …<br />

Uwe Klausner<br />

Bernstein-Connection<br />

..............................................<br />

421 S. · 978-3-8392-1113-7 · € 11,90<br />

GEHEIME KRIEGSBEUTE Berlin<br />

1953. In der Nähe von Schloss Bellevue<br />

wird eine männliche Wasserleiche<br />

entdeckt. Kurz darauf wird das<br />

Grab eines unlängst bestatteten Geschäftsmannes<br />

geschändet. Alles nur<br />

Zufall? Keineswegs, wie Kommissar<br />

Tom Sydow herausfindet …<br />

Wir machen’s spannend


SCHWERPUNKT KRIMI & THRILLER<br />

0 die Merkmale einer tendenziell totalitären<br />

Kultur, in welcher der Mensch sich<br />

zwar unentwegt austauscht – und doch so<br />

allein ist wie nie zuvor.<br />

Das liegt indes nicht nur an der Eigendynamik<br />

der Technologien, sondern vor<br />

allem am Medikament Solon, das die Angst<br />

vor der Zukunft nimmt, weil nur noch die<br />

Gegenwart zählt. Mit der riskanten Nebenwirkung,<br />

dass alle menschlichen Beziehungen<br />

zum Scheitern verurteilt sind.<br />

Noch einen Kollateralschaden zeitigt das<br />

Massenpräparat. Aus unerfi ndlichen Gründen<br />

sind alle Bienen von der Erde verschwunden<br />

– und mit ihnen sämtliches<br />

Obst und Gemüse, nicht zu vergessen: alle<br />

Blumen.<br />

Hoffnung gibt der aller Flora entwöhnten<br />

Welt eine unvermutete Bienenattacke<br />

auf fünf junge Menschen auf verschiedenen<br />

Kontinenten. Die Gestochenen,<br />

aus deren Perspektive die episodische Geschichte<br />

erzählt wird, werden zunächst in<br />

strikt isolierten Laboratorien interniert –<br />

und schließlich mit einer eigentümlichen<br />

Mission auf eine einsame Insel gebracht:<br />

Sie sollen einander Geschichten erzählen.<br />

Coupland fabuliert zumal im ersten Teil<br />

seiner Vision nahe einer vorstellbaren Realität.<br />

„Generation A“ ist eine grandiose, mit<br />

satirischen und zeitkritischen Elementen<br />

unterfütterte Dystopie.<br />

Die Fortschrittsschelte des Paul McEuen<br />

ist weniger ironisch grundiert. Kein Wunder:<br />

Der Mann ist Professor für Nanotechnologie<br />

– und veröffentlicht regelmäßig in<br />

Blättern wie „Science“. Gleichwohl ist mit<br />

»Bei Paul McEuen<br />

geht es um<br />

einen extrem<br />

gefährlichen Pilz«<br />

einem Eintreten seiner Anti-Utopie nicht<br />

so rasch zu rechnen: In dem für einen Naturwissenschaftler<br />

fl ott erzählten Thriller<br />

„Spiral“ ersinnt er einen Pilz, der die gesamte<br />

Menschheit vernichten kann. Die<br />

perfi de Massenvernichtungswaffe, die im<br />

Zweiten Weltkrieg von Japanern entwickelt<br />

wurde, bringt einen Biologen ums Leben –<br />

und dessen Bezugspersonen fast um den<br />

Verstand. Immerhin müssen sie eine Bio-<br />

Lesezeichen<br />

waffe unschädlich machen, die auf den ersten<br />

Blick denkbar harmlos anmutet.<br />

Zwei weitere Ökothriller zeigen an, wie<br />

groß die Themenbreite des Subgenres ist:<br />

In „Aquagene“ verschränkt Cord Hagen die<br />

Folgen geschmolzener Polkappen mit dem<br />

Kampf um die letzten Erdölreserven in der<br />

Arktis. In „Die Saat“ befasst sich Fran Ray<br />

mit dem Zusammenhang zwischen genmanipuliertem<br />

Gemüse, Globalisierung<br />

und Überbevölkerung.<br />

So lange sich nicht nur in empfi ndsamen<br />

Esoterikern und notorischen Naturschützern<br />

so etwas wie ein ökologisches<br />

Weltgewissen regt, sondern auch<br />

in toughen Thrillerautoren, scheint unsere<br />

Biosphäre noch nicht ganz verloren. Das<br />

macht Mut. <br />

1. Sven Böttcher: Prophezeiung. Kiepenheuer & Witsch, 400 S., 19,95 € (D) • 20,60 € (A) • 30,50 sFr.<br />

2. Douglas Coupland: Generation A. Übersetzt von Clara Drechsler und Harald Hellmann. Tropen, 332 S., 19,95 € (D) •<br />

20,60 € (A) • 29,90 sFr.<br />

3. Paul McEuen: Spiral. Übersetzt von Rainer Schmidt. Scherz, 400 S., 18,95 € (D) • 19,50 € (A) • 28,90 sFr.<br />

4. Fran Ray: Die Saat. Bastei Lübbe, 512 S., 8,99 € (D) • 9,30 € (A) • 14,50 sFr.<br />

5. Cord Hagen: Aquagene. Heyne, 512 S., 9,99 € (D) • 10,30 € (A) • 17,90 sFr.<br />

28<br />

© Floris Leeuwenberg / Corbis<br />

Ständig in Kontakt<br />

und doch einsam –<br />

und dann gibt es in<br />

Douglas Couplands<br />

Thriller auch keine<br />

Bienen mehr. Schuld<br />

ist ein Medikament<br />

buchjournal 1/2011


© Denis Stanisic<br />

Manche mögen’s schwer: Buchjournal-<br />

Redakteurin Sabine Schmidt<br />

hat keine Angst vor dicken<br />

Büchern und ernsten Themen –<br />

sie empfi ehlt „Sterbenskalt“ von<br />

Tana French.<br />

Dublins<br />

dunkle Seiten<br />

^ Darum geht es: Vor 20 Jahren wollte Frank abhauen, zusammen<br />

mit seiner großen Liebe Rosie, weg von seinem saufenden,<br />

prügelnden Vater und dem Rest seiner schrecklichen Familie.<br />

Doch Rosie kam nicht zum verabredeten Zeitpunkt, ist seitdem<br />

spurlos verschwunden, und er glaubte, dass sie ihn sitzen ließ –<br />

bis ihre Leiche im Keller eines leer stehenden Hauses in<br />

Dublin gefunden wird. Frank, der damals allein und mit<br />

gebrochenem Herzen in ein neues Leben als Polizist aufbrach,<br />

ermittelt – und ist wieder mit seiner Familie konfrontiert.<br />

^ Das ist das Besondere: „Sterbenskalt“ ist auch ein<br />

Krimi mit zwei Mordfällen und einem unkonventio-<br />

Sabine Schmidt nellen Ermittler. Aber am meisten Raum nimmt Franks<br />

Lebensgeschichte und die seiner Familie ein – und Tana<br />

French ist sehr überzeugend in dem, was sie sagen will:<br />

dass es schwer ist, sich selbst von einer kaputten Familie zu<br />

lösen; und dass es wichtig ist, es dennoch zu tun. Es ist ein Krimi,<br />

der zum Nachdenken anregt und Mut macht, die Grenzen,<br />

die einem Leben gesetzt sind, zu überwinden.<br />

^ Für wen ist das? Vor allem für hartgesottene Leser. Nicht<br />

nur, dass es mit 600 Seiten ein Backstein von einem Buch ist. Es<br />

ist auch harter Tobak mit der ganzen Familientristesse und<br />

dem Unterschichtenmist. Aber es ist ein fesselndes Buch für<br />

alle, die sich von einem Krimi nicht nur Unterhaltung versprechen,<br />

sondern sich auch mit den dunklen Seiten des Lebens<br />

auseinandersetzen wollen. <br />

^ Tana French: „Sterbenskalt“.<br />

Übersetzt von Ulrike Wasel und<br />

Klaus Timmermann. Scherz,<br />

608 S., 16,95 € (D) •<br />

17,50 € (A) • 25,90 sFr.<br />

Tana French: „Sterbenskalt“.<br />

Gelesen von Dietmar<br />

Wunder. Argon, 6 CDs,<br />

19,95 € (D) • 20,60 € (A) • 31,90 sFr.<br />

buchjournal 1/2011 29<br />

BUCHJOURNAL-TIPP<br />

j<br />

Der neue<br />

Gerichtsthriller<br />

von Joseph Teller!<br />

EMILIE RICHARDS<br />

Mrs. Wilcox und der<br />

Jahrmarkt der Eitelkeiten<br />

ISBN 978-3-89941-820-0<br />

352 Seiten / 7,95 € [D]<br />

ERICA SPINDLER<br />

Im Schatten des Mörders<br />

ISBN 978-3-89941-827-9<br />

480 Seiten / 7,95 € [D]<br />

HEATHER GRAHAM<br />

Ahnentanz<br />

ISBN 978-3-89941-811-8<br />

384 Seiten / 8,95 € [D]<br />

Band 1 der<br />

Flynn-Brother Trilogie<br />

M.J. ROSE<br />

Der Beethoven-Fluch<br />

ISBN 978-3-89941-802-6<br />

480 Seiten / 8,95 € [D]<br />

KAT MARTIN<br />

Das Schweigen der Rose<br />

ISBN 978-3-89941-803-3<br />

544 Seiten / 8,95 € [D]<br />

J.T. ELLISON<br />

Poesie des Todes<br />

ISBN 978-3-89941-791-3<br />

416 Seiten / 8,95 € [D]<br />

JOSEPH TELLER<br />

Das Gesetz der Bronx<br />

ISBN 978-3-89941-819-4<br />

384 Seiten / 8,95 € [D]<br />

COSY CRIME THRILLER<br />

THRILLER<br />

THRILLER<br />

Wir sind für Sie da!<br />

Mo bis Fr von 9 - 20 Uhr unter<br />

01802/93 76 37*<br />

* € 0,06 pro Anruf aus dem Fest<strong>net</strong>z der<br />

Deutschen Telekom (Mo bis Fr: 9 - 20 Uhr) www.mira-taschenbuch.de


Krimiland<br />

Deutschland<br />

www.emons-verlag.de<br />

978-3-89705-798-2 · 9,90 EUR<br />

978-3-89705-837-8 · 10,90 EUR<br />

978-3-89705-802-6 · 10,90 EUR<br />

978-3-89705-793-7 · 10,90 EUR<br />

erscheint im März 2011!<br />

emons: neu<br />

SCHWERPUNKT KRIMI & THRILLER<br />

Der Italien-Urlaub als Horrortrip: In Martin Maurers<br />

Politthriller „Terror“ gerät eine Familie ins Visier staatlicher Gewalt.<br />

Dunkle Machenschaften<br />

TEXT: ECKART BAIER<br />

J eder<br />

kennt wahrscheinlich<br />

Leute,<br />

die steif und fest behaupten,<br />

die Mondlandung<br />

war von der<br />

NASA nur vorgetäuscht,<br />

Paul McCartney<br />

sei tot und wurde<br />

durch einen Doppelgänger<br />

ersetzt und<br />

hinter den Anschlägen<br />

vom 11. September<br />

stecke in Wahrheit<br />

der US-Geheimdienst.<br />

Derlei Verschwörungstheorien<br />

sind<br />

wahlweise zum Lachen<br />

oder zum Heulen<br />

– und doch gibt es Ereignisse, die nie<br />

restlos aufgeklärt wurden und zu Spekulationen<br />

Anlass geben. Etwa 1980 der Anschlag<br />

auf das Münchner Oktoberfest mit 13<br />

Toten oder, im selben Jahr, das Attentat auf<br />

den Hauptbahnhof von Bologna, bei dem 85<br />

Menschen starben. Immer wieder werden<br />

die Anschläge mit einer ominösen Geheimorganisation<br />

in Verbindung gebracht: Gladio,<br />

ein staatlich sanktioniertes Terror<strong>net</strong>zwerk,<br />

hinter dem die NATO, die CIA und<br />

der britische Geheimdienst stehen sollen.<br />

Mitten hinein in diese düstere Welt katapultiert<br />

uns Martin Maurer in seinem Thriller<br />

„Terror“. Im Mittelpunkt steht der Kameramann<br />

Marc Burth, der sich zusammen mit<br />

seiner Frau und ihrer kleinen Tochter eine<br />

Auszeit in einem Bergdorf in den ligurischen<br />

Alpen gönnt. Durch Zufall wird Marco Zeuge<br />

eines brutalen Überfalls auf den marokkanischen<br />

Nachbarn, der behauptet, er werde<br />

von Carabinieri drangsaliert. Marc geht der<br />

Sache nach und stößt mithilfe eines befreundeten<br />

Journalisten auf Hinweise, dass hinter<br />

den Vorgängen keine gewöhnlichen Kriminellen<br />

stecken. Sie fi nden heraus, dass die<br />

Schläger bereits im Umfeld von Attentaten<br />

wie dem auf das Oktoberfest 1980 auftauchten<br />

und auch an den polizeilichen<br />

Übergriffen beim G-8-<br />

Gipfel in Genua 2001<br />

beteiligt waren. Zu<br />

spät erkennt Marc,<br />

dass er durch seine Recherchen<br />

ins Visier der<br />

Staatsterroristen geraten<br />

ist und er und seine<br />

Familie in höchster<br />

Gefahr schweben.<br />

Alles Hirngespinste<br />

und Verschwörungstheorien<br />

könnte man<br />

meinen und Maurers Buch lediglich als originellen<br />

und spannenden Politthriller lesen.<br />

Doch was der 42-jährige Drehbuchautor<br />

in seinem ersten Roman ausbreitet,<br />

hat einen so brisanten wie realen Hintergrund:<br />

In Italien belegen Untersuchungskommissionen,<br />

Gerichtsverfahren und<br />

Dokumente die Verstrickung von Geheimdiensten<br />

in Terroranschläge – und das<br />

Netzwerk soll auch in Deutschland aktiv<br />

gewesen sein. Die politischen Fakten zum<br />

Buch fi nden sich übrigens auf dem Blog<br />

www.prenz lauerberger.wordpress.com.<br />

Die Geschichte des Terrorismus müsse<br />

neu aufgearbeitet werden, schreibt Maurer<br />

im Nachwort. Sein brisanter Thriller könnte<br />

vielleicht Anstoß sein, die Verstrickung<br />

deutscher Behörden in verdeckte Aktionen<br />

aufzuklären – und Verschwörungstheorien<br />

damit ein Ende zu bereiten. <br />

Lesezeichen<br />

Martin Maurer: Terror.<br />

DuMont, 384 S., 19,95 € (D) •<br />

20,60 € (A) • 30,50 sFr.<br />

30<br />

© Moodboard Images<br />

Verdeckte Aktionen:<br />

Gibt es ein Netzwerk<br />

staatlichen Terrors?<br />

buchjournal 1/2011


Er ist einer der Besten – nur in Deutschland ist<br />

Elmore Leonard kaum bekannt. Höchste Zeit,<br />

dass sich das ändert.<br />

Elegant, leicht und<br />

unvorhersehbar<br />

TEXT: TOBIAS GOHLIS<br />

E r<br />

ist einer der besten lebenden Kriminalschriftsteller<br />

und dazu noch ein<br />

Mann, dessen Bücher in Hollywood heiß<br />

begehrte Ware sind. Und doch könnte es<br />

sein, dass dieser Elmore Leonard, geboren<br />

1925 in New Orleans, einfach zu gut ist für<br />

den deutschen Krimimarkt.<br />

Zu diesem Schluss kam der Kritiker Thomas<br />

Wörtche vor mehr als 16 Jahren. Wörtche<br />

damals: „‚Alligator‘ ist ein guter Roman,<br />

weil er erzählökonomisch meisterhaft<br />

gebaut ist, weil die Dialoge stimmen<br />

und Leonard verschiedene Handlungsstränge<br />

virtuos zu handhaben weiß. (...) Typologisierungen<br />

gibt es nicht. Solche uneindeutigen<br />

Verhältnisse sind wahrscheinlich<br />

auch der Grund, warum Leonards<br />

Bücher hier nicht allzu beliebt sind. Er repräsentiert<br />

keinen Standpunkt, er steht für<br />

nichts anderes als für seine dichterische<br />

Wahrheit. Und er produziert keinen Kitsch,<br />

will heißen: kein geschlossenes Weltbild<br />

nebst ideologischem Wertmaßstab.“<br />

Leider trifft das ebenfalls auf sein neues<br />

Buch zu, das der Eichborn Verlag mit der<br />

heroischen Absicht herausgebracht hat,<br />

Elmore Leonard auch in Deutschland<br />

einem breiteren Publikum bekannt zu<br />

machen. „Road Dogs“ heißt das Stück.<br />

„Road Dogs. Das war so ein Knastding.<br />

Wenn man nicht zu einer der Gangs gehörte,<br />

für die alle anderen automatisch<br />

Feinde waren, tat man sich zu zweit zusammen.“<br />

Im Knast von Miami sind es Jack Foley,<br />

der so um die 200 Banken ausgeraubt hat,<br />

und der kleine kubanische Dealer Cundo<br />

Rey. Der sucht Unterstützung beim großen<br />

coolen Bankräuber, obwohl er sie vielleicht<br />

gar nicht braucht. Denn Cundo ist<br />

so reich, das er anderen Gefälligkeiten erweisen<br />

kann. So auch Foley. Ganz ohne<br />

Not verschafft und bezahlt er ihm eine<br />

buchjournal 1/2011 31<br />

DUNKELKAMMER_DIE KRIMIKOLUMNE<br />

Tobias Gohlis<br />

schlaue Anwältin, der es im Handumdrehen<br />

gelingt, aus 30 Jahren Knast 30 Monate<br />

zu machen. Das Ergebnis: Im Abstand<br />

von nur zwei Wochen werden Cundo<br />

und Foley freikommen.<br />

Foley ist der Erste, und da er nicht weiß,<br />

was er sonst machen soll, reist er nach Venice<br />

in Kalifornien und quartiert sich in<br />

einem von Cundos Häusern ein. Im rosa<br />

Haus gegenüber wohnt Cundos Ehefrau<br />

Dawn Navarro, die geschworen hat, ihrem<br />

Gatten sieben Knastjahre lang treu zu sein.<br />

Was von dem Schwur zu halten ist, erfährt<br />

Foley am zweiten Tag. Alles kommt –<br />

und das ist große Kunst, wie Leonard über<br />

kleine Andeutungen und viel Dialog<br />

erzählt – so ein bisschen ins Rutschen: die<br />

Freundschaft der beiden Road Dogs, die<br />

Ehe, Dawns andere Liebschaften. Wer<br />

ist auf wessen Seite? Was ist wahr? Was gelogen?<br />

Foley, der es auch nicht weiß, hat eins gelernt:<br />

nur so gierig zu sein, wie er es verkraften<br />

kann. Deshalb wird er überleben. Und<br />

vielleicht auch noch einmal von George<br />

Clooney dargestellt werden, wie schon in<br />

der Verfi lmung des Vorgängerbands „Out of<br />

Sight“ (der deutsche Titel des Buchs ist „Zuckerschnute“).<br />

In seiner Eleganz, Leichtigkeit<br />

und Unvorhersehbarkeit ist „Road<br />

Dogs“ äußerst charmant. <br />

^ Tobias Gohlis ist Sprecher der<br />

KrimiWelt-Bestenliste.<br />

www.arte.tv/krimiwelt<br />

Elmore Leonard: Road Dogs.<br />

Übersetzt von Conny Lösch und<br />

Kirsten Riesselmann. Eichborn,<br />

304 S., 19,95 € (D) • 20,60 € (A) •<br />

30,50 sFr.<br />

© Marco Grundt<br />

Urknall<br />

PETER ZEINDLER liest an der<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Ab 1. März 2011 im Handel erhältlich.


SCHWERPUNKT KRIMI & THRILLER<br />

Serien scheinen etwas Magisches zu haben – nicht nur für Leser, sondern<br />

auch für Autoren. Zum Beispiel Martin Suter und Åke Edwardson: Der<br />

eine hat jetzt eine angefangen, der andere kann nicht aufhören.<br />

folgt …<br />

TEXT: SABINE SCHMIDT<br />

K aum<br />

war der Krimi geboren, erblickte<br />

auch der Serienheld das Licht – oder<br />

eher: das Dunkel – der Welt. In allen möglichen<br />

Varianten: Agatha Christies Miss<br />

Marple (tatsächlich: gleich zu Beginn eine<br />

Frau im Männergenre), Raymond Chandlers<br />

Marlowe, Georges Simenons Maigret, Henning<br />

Mankells Wallander, Donna Leons<br />

Bru<strong>net</strong>ti, Fred Vargas’ Adamsberg. Und<br />

viele, viele mehr, unter ihnen inzwischen<br />

auch (wieder) weibliche Ermittler.<br />

Was andere Autoren langweilig fi nden,<br />

nämlich immer mit demselben Typen am<br />

Schreibtisch zu sitzen, schätzen die Erfi nder<br />

von Serienhelden gerade. Und ihre Geschichten<br />

werden schwer geliebt. Vielleicht<br />

weil manche der Helden über die Jahre fast<br />

so etwas wie Freunde werden. Starke, coole,<br />

clevere, integre oder auf eine berührende Art<br />

© Anders Deros Fortsetzung<br />

angeschlagene Typen, die Gerechtigkeit<br />

wollen. Oder kauzige, schrullige Figuren,<br />

mit denen man Abstand zur Welt gewinnt.<br />

Diese letzte Variante des Serienhelden hat<br />

sich Martin Suter ausgewählt. Der Schweizer<br />

Bestsellerautor hat jetzt mit einer Krimiserie<br />

begonnen, wenn auch mit einer der etwas<br />

anderen Art: Sein Held Johann <strong>Friedrich</strong> von<br />

Allmen ist erst einmal nicht einer der Guten,<br />

sondern einer der Übeltäter. Nachdem er<br />

sein Erbe durchgebracht hat, fi nanziert er<br />

seinen ausgeprägten Hang zum Luxus, indem<br />

er Antiquitäten stiehlt. Als er aber bei<br />

einem Rendezvous mit einer Millionenerbin<br />

kostbare Jugendstilvasen mitgehen lässt,<br />

gibt es bald einen Toten, auch auf von Allmen<br />

wird geschossen – und am Ende beschließt<br />

er, nicht nur die Polizei zu unter-<br />

Schwedisch ernst:<br />

Åke Edwardson gibt Einblicke<br />

in eine gequälte Seele<br />

»Ich vermisse Winter sehr, schließlich<br />

waren wir 15 Jahre zusammen«<br />

Åke Edwardson<br />

stützen, sondern es auch selbst<br />

einmal mit Arbeit zu versuchen: Er<br />

gründet „Johann <strong>Friedrich</strong> von Allmen. International<br />

Inquiries“ – in der Hoffnung,<br />

mit Ermittlungen einen Steinway und sein<br />

auch sonst nicht unaufwendiges Leben zu<br />

fi nanzieren.<br />

In Suters Auftakt seiner Serie geht es nicht<br />

darum, dass es ein bisschen Gerechtigkeit<br />

gibt in einer ansonsten eher dunklen Welt.<br />

Sondern darum, mit einem leichten, amüsanten<br />

Gegenentwurf zum Alltag und zu den<br />

(Leistungs-)Ansprüchen einer immer verrückter<br />

werdenden Welt aus ebendiesem<br />

Alltag auszusteigen. So, wie sich auch von<br />

Allmen seine kleinen und großen Auszeiten<br />

nimmt – er selbst nennt das „Leben schwänzen“.<br />

Schwedisch ernst geht es dagegen in Åke<br />

Edwardsons Serie um den Göteborger<br />

Kommissar Erik Winter zu, auch in seinem<br />

zehnten Fall. Nach dem Mord an zwei jungen<br />

Frauen kommt er einem Täter auf die<br />

Spur, der sich für etwas rächen will, was<br />

ihm als Jugendlichem angetan wurde. Das<br />

ist die gewohnt gute Spannungsliteratur<br />

des beliebten Autors um seinen oft ein wenig<br />

depressiven, snobistischen (jedenfalls<br />

für schwedische Verhältnisse), aber auf<br />

viele Leser sympathisch wirkenden Serienhelden.<br />

Eines aber war dieses Mal anders:<br />

Der Titel des Buchs ist Programm – „Der<br />

letzte Winter“ sollte der letzte Band der<br />

Reihe und auch Edwardsons letzter Krimi<br />

werden.<br />

Der Autor fand, dass er mit seinem zehnten<br />

Band ein gutes Serienende gefunden hatte:<br />

„Hier greifen alle Themen, die mir wichtig<br />

sind, ineinander“, sagt er im Buchjour-<br />

Lesezeichen<br />

Martin Suter: Allmen und die Libellen. Diogenes,<br />

208 S., 18,90 € (D) • 19,50 € (A) • 29,90 sFr.<br />

Åke Edwardson: Der letzte Winter. Übersetzt von<br />

Angelika Kutsch. Ullstein, 512 S., 19,95 € (D) •<br />

20,60 € (A) • 33,90 sFr.<br />

32<br />

buchjournal 1/2011


nal-Interview: „dass niemand seiner<br />

Vergangenheit entkommen kann; dass Kinder<br />

schutzlos sind – ich habe selbst sehr früh<br />

herausgefunden, dass man Erwachsenen<br />

nicht trauen kann, auch denen nicht, die<br />

einem nahestehen; und dass jeder immer<br />

auch ein Opfer ist“.<br />

Es sei Zeit für Geschichten, die keine<br />

Krimis sind, meinte Edwardson. Aber er hatte<br />

nicht mit seinen Fans gerech<strong>net</strong>, die so gar<br />

nicht glücklich darüber waren, dass Schluss<br />

mit Winter sein sollte. Und er hatte auch mit<br />

sich selbst nicht gerech<strong>net</strong>: „Ich vermisse<br />

Winter sehr, schließlich waren wir 15 Jahre<br />

zusammen.“ Und dann kommt die gute<br />

Nachricht für alle Fans: „Es wird doch noch<br />

einen weiteren Band mit Erik Winter geben“<br />

– 2013 soll er in Schweden erscheinen.<br />

Auch und gerade in Edwardsons Heimat<br />

gilt also, dass etwas Magisches an der Serie<br />

ist. Aber ebenso, dass die Serienzahl, die das<br />

Überelternautorenpaar Sjöwall / Wahlöö in<br />

den 60er und 70er Jahren ihren inzwischen<br />

zahlreichen Nachfolgern vorgegeben hat –<br />

nach zehn Bänden ist Schluss –, nicht unantastbar<br />

ist. <br />

PIPER.BÜCHER, ÜBER DIE MAN SPRICHT.<br />

»Bei Theorin sind<br />

alle Lobeshymnen<br />

angebracht.« Brigitte<br />

Beklemmend und extrem spannend: der<br />

dritte Teil der Öland-Reihe – ein Kriminal -<br />

roman über die dunklen Mythen einer Insel<br />

und ein grausiges Familiengeheimnis.<br />

Aus dem Schwedischen von Kerstin Schöps.<br />

448 Seiten. Gebunden € 19.95 (D)/€ 20.60 (A)/sFr 30.50*<br />

*unverb. Preisempf.<br />

www.piper.de<br />

Kleine Auszeit:<br />

Martin Suter nimmt<br />

den Krimi leicht<br />

»Johann <strong>Friedrich</strong> von Allmen: ein<br />

Übeltäter, der das Leben schwänzen will«<br />

Martin Suter<br />

© Anna Weise


SCHWERPUNKT KRIMI & THRILLER<br />

Leichen, von denen fast nichts übrig blieb, sind David Hunters Arbeitsgebiet. Mit dem neuen<br />

Roman um den forensischen Anthropologen liefert Simon Beckett erneut harte Krimikost.<br />

Die Tote in den Sümpfen<br />

TEXT: ULRICH BARON<br />

Verwesung sei eine Frage der Umgebung,<br />

heißt es in Simon Becketts<br />

viertem Roman mit dem forensischen Anthropologen<br />

David Hunter: „Je tiefer etwas<br />

vergraben ist, desto länger wird es überdauern.“<br />

Erst recht in den sumpfi gen Böden<br />

von Dartmoor, wohin David gerufen<br />

wird, um eine Leiche zu untersuchen. Es<br />

gelingt ihm, sie als Opfer eines Serienmörders<br />

zu identifi zieren, doch die Suche nach<br />

weiteren vermissten Mädchen bleibt erfolglos.<br />

Beckett greift in die Zeit kurz vor jenem<br />

tödlichen Unfall von Hunters Frau und<br />

Tochter zurück, nach dem sich David im<br />

ersten Band „Die Chemie des Todes“ als<br />

Landarzt zurückgezogen hatte. Der Unfall<br />

lässt den Erzählfaden dann reißen, aber<br />

acht Jahre später führt der Hilferuf einer<br />

Kollegin David nach Dartmoor zurück. Der<br />

Mann, der als Mörder verurteilt worden<br />

war, ist gefl ohen. In der von Sümpfen und<br />

Bergwerkstollen durchzogenen Gegend,<br />

wo schon der Hund der Baskervilles seine<br />

Opfer fand, sieht sich David bald als Verfolger,<br />

bald als Opfer eines Mannes, der wie<br />

ein fl eischgewordener Albtraum aussieht.<br />

Der 1968 in Sheffi eld geborene Beckett<br />

entwickelt den Hintergrund seines Helden<br />

weiter, lässt Hunter dabei aber kaum Zeit,<br />

seiner Profession nachzugehen. Verwesung,<br />

aasfressende Maden und Käfer, die<br />

in „Leichenblässe“ so grässliche Spuren<br />

hinterlassen haben, leisten ihm dazu nur<br />

die Vorarbeit. Als forensischer Anthropologe<br />

wird Hunter nämlich aktiv, wenn von<br />

einer Leiche zu wenig übrig ist, um einem<br />

Gerichtsmediziner Anhaltspunkte zu liefern.<br />

Hunter untersucht Knochen; er bestimmt<br />

Größe, Geschlecht und Alter und<br />

analysiert Spuren der Gewalt, die zum<br />

Tode geführt hat.<br />

Becketts Romangestalt ist also ein Kollege<br />

der forensischen Anthropologin Kathy<br />

Reichs und ihrer Thrillerheldin Temperance<br />

Brennan. Er selbst kam als Journalist<br />

aufs Thema, was ihn mit Patricia Cornwell<br />

verbindet, die mit ihren Kay-Scarpetta-Krimis<br />

zu den Pionierinnen der literarischen<br />

Leichenbeschau zählt. Beckett reiste 2002<br />

Lesezeichen<br />

j<br />

Simon Beckett: Verwesung. Übersetzt von<br />

Andree Hesse. Wunderlich, 480 S., 22,95 € (D) •<br />

23,60 € (A) • 34,90 sFr.<br />

Simon Beckett: Verwesung. Gelesen von<br />

Johannes Steck. Argon, 24,95 € (D ) •<br />

25,70 € (A) • 39,90 sFr.<br />

© Malte Braun<br />

in den US-Bundesstaat Tennessee, um über<br />

jene „Leichenfarm“ zu berichten, die Cornwell<br />

1994 in „Body Farm“ (Hoffmann und<br />

Campe) beschrieben hat. Diese Forschungseinrichtung<br />

war 1980 von William<br />

Bass gegründet worden, um Verwesungsprozesse<br />

unter kontrollierten Bedingungen<br />

zu studieren.<br />

Simon Beckett war so beeindruckt, dass<br />

er die Body Farm zum Angelpunkt seiner<br />

Hunter-Romane machte, die in Deutschland<br />

mehr als drei Millionen Mal verkauft<br />

wurden. „Bodyfarmer“ Bill Bass wiederum<br />

hat nicht nur ein Sachbuch über seine Arbeit<br />

geschrieben („Der Knochenleser“; erschienen<br />

bei Goldmann), sondern auch<br />

Krimis. Und schon ein Veteran der forensischen<br />

Anthropologie hat ein populäres<br />

Buch veröffentlicht, das Beckett inspiriert<br />

hat – William R. Maples „Knochengefl üster“<br />

(Birkhäuser Verlag). Dessen Originaltitel<br />

klingt heute prophetisch: „Tote erzählen<br />

Geschichten“. Und das ungemein<br />

lebendig. <br />

34<br />

Simon Beckett: Die „Leichenfarm“ in<br />

Tennesse ist Angelpunkt seiner Thriller<br />

Zur Person<br />

Bevor er sich dem Schreiben widmete, arbeitete<br />

Simon Beckett als Hausmeister,<br />

Lehrer und Schlagzeuger. Seine ersten<br />

beiden Thriller um den forensischen Anthropologen<br />

Dr. David Hunter, „Die Chemie<br />

des Todes“ und „Kalte Asche“, standen<br />

in Deutschland monatelang auf der<br />

Bestsellerliste. Der 42-jährige Engländer<br />

ist verheiratet und lebt in Sheffi eld.<br />

buchjournal 1/2011


Zukunft für Kinder !<br />

JA, ICH MÖCHTE HELFEN UND PATE WERDEN!<br />

<br />

<br />

Unterstützen möchte ich gerne:


© Konrad Theiss Verlag<br />

SCHWERPUNKT KRIMI & THRILLER<br />

Eine der schwierigsten Fragen ist die nach einem Lieblingskrimi, meint Schriftstellerin<br />

Andrea Maria Schenkel. Wir haben sie ihr und drei weiteren Prominenten trotzdem gestellt.<br />

Heinrich Steinfest, seine Romane<br />

wurden vielfach ausgezeich<strong>net</strong>; kürzlich<br />

erschien Steinfests „Stuttgart 21“-Krimi<br />

„Wo die Löwen weinen“ (Theiss)<br />

HEINRICH STEINFEST<br />

Realistisch irreal<br />

»<br />

In Highsmith’ Büchern begegnen uns Menschen,<br />

deren merkwürdiges, irreales Verhalten so absolut realistisch<br />

anmutet. So sind wir nämlich: gefangen in unseren Unarten.<br />

Und dass wir das fatale Ende erkennen, nützt uns rein gar nichts. Im<br />

„Schrei der Eule“ wird das Motiv des Voyeurs radikal durchbrochen,<br />

indem Betrachter und Betrachtete die Distanz der Betrachtung und des<br />

Betrachtetwerdens restlos aufl ösen. Im Grunde wie bei einem Gemälde,<br />

bei dem Bild und Rezipient auf eine tödliche Weise eins werden.<br />

Wer das Buch liebt, sollte sich unbedingt auch die kongeniale Neuverfi<br />

lmung von Jamie Thraves ansehen. Und umgekehrt.«<br />

^ Patricia Highsmith: „Der Schrei der Eule“. Übersetzt von Irene Rumler. Diogenes,<br />

425 S., 6,– € (D) • 6,20 € (A) • 10,90 sFr.<br />

© Heiner Stöcker<br />

ANDREA MARIA SCHENKEL<br />

Ahnungsloser Held<br />

»<br />

Eine der schwierigsten Fragen ist<br />

die nach einem Lieblingskrimi.<br />

Ich bekenne mich schuldig, ich habe<br />

nicht nur ein Buch, das mir besonders<br />

am Herzen liegt, ich habe eine ganze<br />

Liste davon. Habe ich mich nach<br />

langem Überlegen und schlafl osen<br />

Andrea Maria Schenkel, Nächten für eines entschieden, ver-<br />

mit ihrem Debüt „Tannöd“ werfe ich den Gedanken am nächsten<br />

(2006) sorgte die Autorin, Tag gleich wieder. Nach zähem Ringen<br />

die bei Regensburg lebt, für<br />

bleibt letztlich doch ein Favorit übrig.<br />

Furore – es folgten die Krimis<br />

„Kalteis“ und „Bunker“ Carlo Lucarelli. Warum er? Jedes<br />

Buch ist anders, nirgends ein wiederkehrendes<br />

Muster. Lucarelli ist unglaublich vielseitig und<br />

facettenreich, und welcher andere Autor schickt schon wie<br />

Lucarelli in „Mafi a alla Chinese“ einen ahnungslosen,<br />

schwer fi ebernden Helden auf Verbrecherjagd.<br />

Ich fi nde die Idee auch nach vielen<br />

Jahren noch immer großartig.«<br />

^ Carlo Lucarelli: „Mafi a alla Chinese“. Fischer Taschenbuch,<br />

120 S. – Der Titel ist derzeit leider vergriffen<br />

36<br />

buchjournal 1/2011


VOLKER KLÜPFEL<br />

Großer Rätselspaß<br />

»<br />

Wer Rätselkrimis liebt, muss diesen (in Vergessenheit<br />

geratenen) Klassiker lesen: Ein Mord in einem verschlossenen<br />

Raum stellt für Schriftsteller und ihre<br />

Detektive immer eine besondere Herausforderung dar –<br />

auch wir haben uns an eine satirische Interpretation dieses<br />

Themas gewagt. Was Leroux jedoch daraus macht, ist<br />

atemberaubend: Der Fall scheint absolut unlösbar – und am<br />

Schluss habe ich mich doch gefragt, warum ich<br />

so vernagelt war, die Spuren, die im Laufe der<br />

Geschichte gelegt wurden, nicht richtig gedeutet<br />

zu haben. Ein großer Rätselspaß für<br />

Freunde des scharfen Detektivverstands.«<br />

<br />

^ Gaston Leroux: „Das geheimnisvolle Zimmer“. Area Verlag,<br />

256 S. Der Titel ist derzeit leider vergriffen<br />

buchjournal 1/2011 37<br />

© Peter von Felbert<br />

Volker Klüpfel, die „Kommissar<br />

Kluftinger“-Romane, die er zusammen<br />

mit Michael Kobr schreibt, sind Kult. Im Mai<br />

»<br />

erscheint ihr neuer Fall: „Schutzpatron“<br />

WÄHREND DEIN LEBEN<br />

PERFEKT SCHEINT ...<br />

LAUERT ER IM DUNKELN.<br />

HANNELORE HOGER<br />

Enorme Wut<br />

Der erste Krimi, den ich gelesen habe, war<br />

wohl ein Roman von Dostojewski –<br />

„Schuld und Sühne“ vielleicht. Um bei „Bella Block“ zu bleiben:<br />

Als mir die Rolle angeboten wurde, hatte Doris Gercke erst<br />

zwei oder drei Bücher geschrieben. Ihr erster Roman gefi el mir<br />

am besten: „Weinschröter,<br />

du musst hängen“. Ich<br />

spürte die Schubkraft der<br />

Empörung, die Wut der<br />

Autorin. Menschen, die die<br />

naive Gutgläubigkeit einer<br />

Schwächeren, eines halben<br />

Kindes, mit Grausamkeit<br />

und Demütigung beant-<br />

© Ci<strong>net</strong>ext<br />

Hannelore Hoger, populär wurde die<br />

Schauspielerin durch ihre Rolle als<br />

eigensinnige TV-Kommissarin Bella Block<br />

<br />

<br />

worten und so Hass säen.«<br />

^ Doris Gercke: „Weinschröter, du<br />

musst hängen“. Fischer Taschenbuch,<br />

128 S., 7,95 € (D) • 8,20 € (A) •<br />

12,90 sFr.


Stratmanns Welt<br />

Schlecht geschlafen, schlecht gelaunt – das fängt ja gut<br />

an mit unserer neuen Buchjournal-Kolumnistin. Ein<br />

Spaziergang am Rhein und ein selbst genähtes Kleid<br />

bringen die Autorin aber schnell wieder in die Spur – und<br />

die Rehabilitierung eines unterschätzten Satzzeichens.<br />

Jetzt; schreibe; ich;<br />

TEXT: CORDULA STRATMANN<br />

Einen wunderschönen guten Tag allerseits. Ich möchte Sie aufs<br />

Allerherzlichste begrüßen und Ihnen einen großartigen Verlauf<br />

des heutigen Tages wünschen. Das mache ich natürlich, weil<br />

ich es grundsätzlich besser fi nde, wenn man gute Tage hat und<br />

wenn es Leute gibt, die einem das auch ausdrücklich wünschen<br />

und weil Sie mich beim Lesen meiner ersten Zeilen sofort zackzack<br />

ins Herz schließen sollen. Das müsste hoffentlich geklappt haben.<br />

Den Jan Weiler können Sie nämlich vergessen. Der kommt jetzt<br />

nicht mehr. Ich mache das jetzt.<br />

Und da wäre es natürlich gut, wenn Sie den Wechsel, der ja nicht<br />

ganz leicht für uns alle ist, mithilfe meiner freundlichen Worte<br />

gleich zu Beginn harmonisch vollziehen könnten.<br />

Mir gehen nur gerade die freundlichen Worte aus, weil ich heute<br />

mit einer üblen Übellaunigkeit geschlagen bin, dass es nur so eine<br />

Art hat. Ich musste mich für die Begrüßung schon immens am<br />

Riemen reißen.<br />

Dass ich mich hier nun aber versuche unter Kontrolle zu halten,<br />

steht Ihnen ganz einfach zu, denn ich bin absolut nicht der Meinung,<br />

dass Sie außer mir auch noch Leidtragende von dem Umstand<br />

werden sollten, dass ich heute Nacht saumäßig geschlafen<br />

habe, weil mir der rechte Arm eingeschlafen war, und zwar über<br />

mehrere Stunden. Das fi nde ich für jemanden, der sich nachts verdientermaßen<br />

eine Mütze Schlaf wünscht, zwar unzumutbar, der<br />

Rezipient eines Textes aber sollte doch unbedingt von Nachteilen,<br />

mit denen der erstellende Autor zu kämpfen hatte, unbehelligt<br />

bleiben. Meine Meinung. Zumal mein Arm schon längst keine<br />

Probleme mehr macht. Meine Laune schon.<br />

Weil ich ja wusste, dass ich mich heute an diese Kolumne setze,<br />

geriet ich natürlich in Panik, als ich so schlecht ausgestattet erwachte.<br />

Ich habe sofort sämtliche Maßnahmen ergriffen, die Abhilfe<br />

schaffen sollten: Ich habe gründlich gelüftet, auch mich, indem<br />

ich erst einmal eine Runde an den Rhein gegangen bin; ich<br />

habe mir nach meiner Rückkehr einen Kaffee, einen Tee und einen<br />

Kakao mit Sahne zubereitet; ich habe mir 41 Folgen „Sopranos“ auf<br />

DVD angeschaut; ich habe mir ein Kleid genäht.<br />

Das habe ich jetzt auch an, es kneift allerdings am Bauch, weil ich<br />

den Schnitt nicht in meiner Größe dahatte. Ansonsten steht es mir<br />

sehr gut, da ich einen roten Stoff verwandt habe – und Rot hebt ja<br />

bekanntlich die Stimmung. So langsam geht es jetzt auch wieder.<br />

»Jan Weiler kommt nicht<br />

mehr, ich mache das jetzt«<br />

Was mich fast auch schon vergnüglich stimmt, ist die Tatsache,<br />

dass ich in der obigen Aufzählung dreimal ein Semikolon einsetzen<br />

konnte. Das Semikolon ist ja bei vielen sehr in Vergessenheit<br />

geraten, ist uns aber doch vor allem in längeren Texten stets<br />

ein emsiger Helfer. In Aufzählungen zum Beispiel immer nur mit<br />

Kommata zu operieren überfordert diese und ignoriert wiederum<br />

die Möglichkeiten, die uns das Semikolon bietet. Nicht umsonst<br />

besteht das Semikolon aus Punkt UND Komma. Jetzt zählen Sie<br />

mal zusammen, was für einen tollen Job das Semikolon jahrein,<br />

jahraus macht! Die beiden Kollegen können nämlich jeder nur die<br />

Hälfte! Der Punkt macht Schluss mit dem Satz, das Komma unterteilt<br />

ihn. Das Semikolon wiederum unterteilt energischer, fährt<br />

den Satz aber nicht so vor die Wand wie der Punkt.<br />

Mensch, nun bin ich aber doch froh, dass ich so drangeblieben<br />

bin und nicht gleich hingeschmissen habe, als ich heute Morgen<br />

so schief gewickelt war; so haben Sie für die Zeit bis zur nächsten<br />

Ausgabe nämlich wichtige Anregungen bekommen für das Verfassen<br />

Ihrer Texte; ich helfe gern; herzlichst; Ihre; Cordula; Stratmann.<br />

<br />

^ Cordula Stratmann, geboren 1963, zählt zu den<br />

erfolgreichsten deutschen Komikerinnen. Sie ist<br />

vielfach preis gekrönt: vom Deutschen Comedypreis<br />

über die Goldene Kamera bis zum Bayerischen Fernsehpreis.<br />

„Sie da oben, er da unten“ ist ihr erster Roman.<br />

http://cordula-stratmann.de<br />

Cordula Stratmann: Sie da oben, er da unten.<br />

Kiepenheuer & Witsch, 256 S.,<br />

13,95 € (D) • 14,40 € (A) • 21,90 sFr.<br />

38<br />

© Boris Breuer<br />

buchjournal 1/2011


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ROMANE_FAMILIENGESCHICHTE<br />

Ihr Debüt „Der Schwimmer“ wurde vielfach preisgekrönt und machte die Autorin<br />

berühmt. Neun Jahre später erscheint nun Zsuzsa Bánks zweiter Roman.<br />

„Ich leide<br />

mit meinen<br />

Figuren“<br />

INTERVIEW: ANITA STRECKER<br />

I n<br />

ihrem neuen Roman „Die hellen Tage“<br />

führt Zsuzsa Bánk in die romantische<br />

Landschaft einer süddeutschen Kleinstadt,<br />

in der drei Kinder, Aja, Karl und Therese,<br />

zusammenfinden. In dieser äußerlich heilen<br />

Kinderwelt wachsen doch alle mit Traumata,<br />

Lügen und Geheimnissen auf, die sie<br />

und ihre Familien zur Schicksalsgemeinschaft<br />

zusammenschweißen. Es entsteht<br />

ein Beziehungsgeflecht, in dem alle lernen,<br />

sich zu stützen und trotz aller Verletzungen<br />

ihren Weg zu finden.<br />

Frau Bánk, wird ein Erwachsener zwangsläufig<br />

zu dem, was er als Kind erfährt?<br />

Zsuzsa Bánk: Vielleicht nicht 100-prozentig,<br />

aber bis zu einem bestimmten Grad<br />

glaube ich schon daran, dass wir später als<br />

Erwachsene das sind, was in unserer Kindheit<br />

angelegt wurde. Diese Frage habe ich<br />

auch für mich versucht zu beantworten.<br />

Oder was uns Kindern zuzumuten ist, um<br />

noch halbwegs stabil ins Erwachsenenleben<br />

zu gehen. Und wie wir es schaffen,<br />

uns davon zu befreien. Es geschieht ja<br />

beides in dem Buch.<br />

Am Ende des Romans hat man das Gefühl, alles<br />

hatte eine Zwangsläufigkeit. Hatten Sie die<br />

ganze Geschichte schon im Kopf, als Sie mit<br />

dem ersten Satz begonnen haben?<br />

Nein, das habe ich nie. Die Geschichte<br />

entwickelt sich während des Schreibens.<br />

Natürlich gibt es einige Dinge, die mir von<br />

Anfang an klar waren, die ich als Motive zu<br />

Beginn habe einfließen lassen und die immer<br />

wieder auftauchen. Aber ich webe daran,<br />

weiß noch nicht, wohin es führen wird,<br />

welche Stärke oder Relevanz sie gewinnen.<br />

Wie legen Sie Ihre Figuren an, wenn sie erst im<br />

Laufe des Schreibens erwachsen werden?<br />

Es beginnt mit einem Bild, und das sehe<br />

ich ganz deutlich. Dieses Mal war es dieser<br />

Garten, die Weizenfelder, der Bachlauf, die<br />

Schaukel, die schwingt. Ich kann mir auch<br />

Zur Person<br />

Zsuzsa Bánk, geboren 1965, arbeitete als Buchhändlerin<br />

und studierte anschließend Publizistik,<br />

Politikwissenschaft und Literatur. Für ihren ersten<br />

Roman „Der Schwimmer“ (2002) wurde sie<br />

unter anderem mit dem „aspekte“-Literaturpreis,<br />

dem Deutschen Bücherpreis und dem Chamisso-<br />

Preis ausgezeich<strong>net</strong>. Die Autorin lebt mit ihrem<br />

Mann und zwei Kindern in Frankfurt am Main.<br />

40<br />

© Alex Kraus<br />

Schriftstellerin<br />

Zsuzsa Bánk:<br />

„Es ist nicht schön,<br />

dreieinhalb Jahre<br />

in Klausur zu leben“<br />

die Hauptfiguren genau vorstellen. Ihre Art<br />

zu sein, zu empfinden und wie sie aufeinanderstoßen.<br />

Irgendwann entwickeln sie eine<br />

Eigendynamik, beginnen ein eigenes Leben<br />

zu leben. Das klingt absurd, als müsste ich<br />

dafür dann nichts mehr tun. Aber ich<br />

könnte ihnen nichts andichten, was nicht in<br />

ihren natürlichen Lauf passen würde.<br />

Welche Beziehung bauen Sie zu ihnen auf ?<br />

Ich entwickle eine ganz innige Beziehung<br />

zu ihnen. Das ist ganz entsetzlich und quälend.<br />

Ich leide mit ihnen, kann es kaum aushalten.<br />

Seit der Roman abgegeben ist, kann<br />

ich auch kaum mehr in diese 550 Seiten<br />

schauen, weil mich das so bewegt.<br />

Sie sind selbst Mutter, schauen Sie seit dem Roman<br />

auch bei Ihren Kindern genauer hin?<br />

Das Schreiben hat sehr wenig mit meinem<br />

Alltagsleben und meinen Kindern zu tun.<br />

Aber die Grundsatzfragen interessieren<br />

mich natürlich auch bei meinen Kindern.<br />

Welche Erfahrungen machen sie, welche<br />

Schmerzen haben sie, über was kommen sie<br />

nicht hinweg, was wird sie stärken?<br />

buchjournal 1/2011


Wie geht das überhaupt, Schriftstellerin sein<br />

mit zwei kleinen Kindern?<br />

Das ist immer der Kampf zwischen bürgerlichem<br />

Leben und Künstlerleben. Ich arbeite<br />

zu Hause, brauche absolute Ruhe und<br />

Stille, und das geht nur, wenn die Kinder aus<br />

dem Haus sind. Also morgens bis zum<br />

Nachmittag. Ich habe mittlerweile eine Beamtenarbeitszeit:<br />

von 8.00 bis 15.30 Uhr.<br />

Kann man sich antrainieren, genau dann auch<br />

konzentriert zu sein?<br />

Ich musste mir das nicht antrainieren.<br />

Konzentration herzustellen ist nie das Problem.<br />

Ich bin an manchen Tagen vielleicht<br />

weniger ausgeruht. Als die Kinder klein<br />

waren, ich nachts wenig Schlaf hatte und<br />

am Schreibtisch fast eingeschlafen bin,<br />

war das lange mein einziges Problem. Die<br />

Konzentration nie. Sobald alle das Haus<br />

verlassen haben, funktioniert das sofort.<br />

Ich bin einfach besessen und sehne mich<br />

danach, dass 8.03 Uhr ist und Ruhe und ich<br />

endlich weitermachen kann.<br />

Sie haben Buchhändlerin gelernt, dann Publizistik,<br />

Politik und Literatur studiert, wie<br />

buchjournal 1/2011 41<br />

kam es zu dem Beschluss, Schriftstellerin zu<br />

werden?<br />

Ich habe das nicht beschlossen, das<br />

Schreiben gehört schon immer zum Mittelpunkt<br />

meines Lebens. Bestimmt war es<br />

auch immer ein Traum, vom Schreiben leben<br />

zu können. Ich habe Kurzgeschichten<br />

geschrieben und geschaut, wo ich sie veröffentlichen<br />

könnte. So wurde der Fischer<br />

Verlag auf mich aufmerksam. Erst sind ein<br />

paar Kurzgeschichten erschienen, dann<br />

wurde ich dazu ermuntert, doch mal was<br />

Längeres zu schreiben. So ist der Schwimmer<br />

entstanden. Es war für mich ein Versuch.<br />

Ich dachte o. k., ich schreib den jetzt,<br />

Lesezeichen<br />

Zsuzsa Bánk: Die hellen Tage.<br />

S. Fischer, 544 S., 21,95 € (D)<br />

• 22,60 € (A) • 33,50 sFr.<br />

und wenn es was wird, ist gut, und wenn<br />

nicht, ist es auch in Ordnung.<br />

Ihre Eltern kommen aus Ungarn, das im<br />

„Schwimmer“ eine zentrale Rolle spielt. In „Die<br />

hellen Tage” taucht Ungarn wieder auf. Die<br />

Kindheit der drei Protagonisten spielt in den<br />

60ern wie Ihre eigene. Inwieweit ist autobiografi<br />

sche Nähe wichtig für Sie beim Schreiben?<br />

Die ist nicht wichtig. Aber es muss in einer<br />

Zeit und an einem Ort spielen, der mir<br />

in irgendeiner Form nahe ist. Ich könnte<br />

zum Beispiel keinen Roman schreiben, der<br />

vor 100 Jahren spielt. Auch keine Zukunftsromane.<br />

Ich muss mir das Leben schon<br />

sehr gut vorstellen können, muss es sehen<br />

können, ohne es selbst gelebt zu haben.<br />

Dreieinhalb Jahre waren Sie in „Die hellen<br />

Tage“ versunken. Wie geht es Ihnen jetzt, da<br />

der Roman fertig ist?<br />

Das ist eine große Befreiung. Es ist nicht<br />

schön, dreieinhalb Jahre in Klausur zu leben.<br />

Es gibt in dieser Zeit praktisch nichts<br />

anderes, ich bin wie eingesperrt. Wenn das<br />

aufhört, ist das wie eine zurückgewonnene<br />

Freiheit. <br />

Berlin 1982: Ein grandioser Großstadtroman<br />

Tanja<br />

Dückers<br />

Hausers<br />

Zimmer<br />

Roman<br />

Schöffling & Co.<br />

Schöffling & Co.<br />

www.schoeffling.de<br />

» Westen, Osten, es verging ja<br />

kein Tag ohne die bedeutungsvolle<br />

Nennung dieser Himmelsrichtungen.<br />

Ich aber wollte mit Motorradwind<br />

nach Süden.«<br />

496 Seiten. Gebunden<br />

€ 24,95 / € [A] 25,70 / SFR 37,90<br />

ISBN 978-3-89561-010-3<br />

Foto: Anton Landgraf


© Robert Simon / istockphoto Lesestoff Romane<br />

DREIECKSGESCHICHTE<br />

Eitelkeit und Eifersucht<br />

„Leben ist immer ein Problem“,<br />

stellt Serge auf der<br />

letzten Seite von Helmut<br />

Kraussers Roman „Die<br />

letzten schönen Tage“ ernüchtert<br />

fest. Seine<br />

Freundin Kati hat mit ihm<br />

endgültig Schluss gemacht,<br />

hat die Koffer gepackt<br />

und ist nun vielleicht<br />

sogar schon mit David, Serges Arbeitskollegen,<br />

zusammen, mit dem sie ihn vorher<br />

monatelang betrogen hat. Doch was heißt<br />

schon betrogen? Hat der manisch-depressive<br />

Serge nicht auch Kati hintergangen, als er ihr<br />

hinterherspionierte, ihr Handy kontrollierte und<br />

dem Liebhaber unter Katis Namen E-Mails geschrieben<br />

hat? Dass es keine absolute Wahrheit,<br />

sondern nur verschiedene Sichtweisen auf<br />

die Realität geben kann, führt Krausser in seiner<br />

virtuos komponierten Dreiecksbeziehung<br />

ebenso überzeugend wie schmerzhaft vor. Abwechselnd<br />

erzählen Serge, Kati und David, wie<br />

sie die Geschichte erleben; daraus entsteht ein<br />

dicht gewebtes Netz aus Eitelkeit und Eifersucht,<br />

Lügen und Wahn, in das sich die Protagonisten<br />

auf der Suche nach Glück und Erfüllung<br />

unlösbar verstricken. bai<br />

^ Helmut Krausser: „Die letzten schönen Tage“.<br />

DuMont, 224 S., 19,99 € (D) • 20,60 € (A) • 30,50 sFr.<br />

Rätselhafter<br />

Schreibtisch ...<br />

JÜDISCHE VERGANGENHEIT<br />

Spurensuche<br />

Während Jonathan Safran Foer derzeit mit<br />

„Tiere essen“ von sich reden macht, setzt<br />

sich seine Frau, die Schriftstellerin Nicole<br />

Krauss, erneut mit der Frage nach jüdischer<br />

Vergangenheit auseinander. Ein Kunsthändler<br />

jagt dem Familienbesitz hinterher,<br />

der seiner Familie vor dem Abtransport in<br />

ein Konzentrationslager geraubt wurde. Im<br />

Zentrum steht dabei ein Unglück bringender<br />

Schreibtisch auf seiner rätselhaften<br />

Reise zwischen New York, Chile und Israel.<br />

Daraus entspinnt sich eine berührende,<br />

komplexe Geschichte, wie nur Nicole<br />

Krauss sie schreiben kann. Sprachmächtig,<br />

intensiv und schön. Nach „Die Geschichte der<br />

Liebe“ schenkt uns die Amerikanerin einen<br />

neuen bewegenden Roman, mit dem sie auf<br />

die Shortlist des<br />

National Book<br />

Award gewählt<br />

wurde. nf<br />

^ Nicole Krauss:<br />

„Das große Haus“.<br />

Übersetzt von<br />

Grete Osterwald.<br />

Rowohlt, 384 S.,<br />

19,95 € (D) •<br />

20,60 € (A) •<br />

30,50 sFr.<br />

DEBÜTSENSATION AUS ITALIEN<br />

Fasziniert von Fanatismus<br />

Italien im Jahr 1978. Der<br />

Politiker Aldo Moro wird<br />

von den Roten Brigaden<br />

entführt und schließlich<br />

ermordet. Drei elfjährige<br />

Jungen in Palermo sind<br />

fasziniert von der kalten<br />

Kompromisslosigkeit in<br />

der Sprache der Terroristen<br />

und ihrer unbeirrten<br />

Tat. Mit überwachen Sinnen und vorpubertärem<br />

Existenz-Ekel sezieren sie ihre Lebenswelt.<br />

Da ist kein Raum für Kindlichkeit und Empathie,<br />

nur das „kreolische Mädchen“ vermittelt eine<br />

Ahnung von Emotionalität. „Infi ziert wie von<br />

einer Krankheit“, gründen die drei Jungen eine<br />

eigene Zelle, driften ab in einen Rausch aus<br />

Machtwahn und Gewalt. Für deutsche Leser<br />

drängen sich Parallelen zum Herbst 1977 und<br />

der RAF auf. Der 40-jährige Autor Giorgio Vasta<br />

öff<strong>net</strong> am Ende seines in Italien gefeierten,<br />

düsteren Debütromans über eine Fanatisierung<br />

ein schmales Fenster der Hoffnung auf läuternde<br />

Erkenntnis. jo<br />

^ Giorgio Vasta: „Die Glasfresser“. Übersetzt<br />

von Ulrich Hartmann. DVA, 320 S., 19,99 € (D) •<br />

20,60 € (A) • 30,90 sFr.<br />

JUNGENINTERNAT MIT SUCHTFAKTOR<br />

Wahnsinnszeiten<br />

Das Seabrook College in<br />

Dublin ist ein von Priestern<br />

geführtes Jungeninternat.<br />

Dort leben der ebenso geniale<br />

wie übergewichtige<br />

Ruprecht, sein Zimmernachbar<br />

Skippy, der Gelegenheitsdrogendealer<br />

Carl<br />

und frustrierte Lehrer, die<br />

zu allem fähig sind. Wie<br />

durch ein Vergrößerungsglas blickt der Ire Paul<br />

Murray seinen Figuren mitten ins Herz und macht<br />

daraus einen witzigen, ideenreichen Roman über<br />

den alltäglichen Wahnsinn, den man Erwachsenwerden<br />

nennt. Mit seiner Romantrilogie ergeht es<br />

einem wie mit einer guten Soap: Man wird süchtig<br />

danach und muss einfach wissen, wie es weitergeht.<br />

Zum Glück besteht „Skippy stirbt“ gleich aus<br />

den drei Bänden mit den bezeichnenden Titeln<br />

„Hopeland“, „Heartland“ und „Ghostland“. nf<br />

^ Paul Murray: „Skippy stirbt“. Übersetzt von<br />

Martina Tichy und Rudolf Hermstein. A. Kunstmann,<br />

782 S., 26,– € (D) • 26,60 € (A) • 39,50 sFr.<br />

42<br />

buchjournal 1/2011


FAMILIENCHRONIK<br />

Märchenhaftes Happy End<br />

Was für ein Ziegelstein von einem Buch! Und<br />

dabei hatte die junge Amerikanerin Julie Orringer<br />

erst einen Band mit Kurzgeschichten veröffentlicht,<br />

als sie begann, die dramatische Lebensgeschichte<br />

ihres Großvaters, eines in die<br />

USA emigrierten ungarischen Juden, zu einem<br />

Roman zu verarbeiten. Herausgekommen ist<br />

ein süffi ger Schmöker von 800 Seiten, eine<br />

Chronik der Liebe, der Hoffnung und des Schreckens.<br />

Orringers Großeltern überlebten wie<br />

durch ein Wunder mit ihren kleinen Kindern den<br />

Krieg, während viele enge Verwandte starben.<br />

Doch Elend und Horror<br />

des Zweiten Weltkriegs<br />

treten in Orringers Buch<br />

erst spät in Aktion. Viel<br />

Raum nimmt die Pariser<br />

Studienzeit des Großvaters<br />

und die romantische<br />

Zeit der Verliebtheit der<br />

Großeltern ein; Angst vor<br />

Kitsch kennt die schreibende<br />

Enkelin dabei<br />

WESTBERLIN IN DEN 80ER JAHREN<br />

Mädchen mit Traumtyp<br />

Eine bittersüße Coming-of-Age-Geschichte aus<br />

dem Westberlin des Jahres 1982 – liebevoll,<br />

treffsicher und mit spitzer Feder erzählt: Julika<br />

ist 14, sieht aus wie elf und lebt mit Vater Klaus,<br />

Mutter Wiebke und Bruder Falk in einem labyrinthischen<br />

Altbau voller Kunstobjekte. Klaus<br />

schreibt Kritiken, Wiebke übersetzt Bücher.<br />

Falk arbeitet daran, seinen Haschischkonsum<br />

theoretisch zu untermauern. Julika wundert<br />

sich: über ihre merkwürdig intakte Familie,<br />

in der doch jeder mit sich selbst beschäftigt<br />

ist. Über Ratten, die sich auf zugemüllten Grasfl<br />

ächen als Herren aufführen. Über hochnäsige<br />

Mitschülerinnen und kauzige Nachbarn.<br />

Vor allem über den Proleten Hauser, dessen ungezügeltes<br />

Leben sie heimlich beobachtet.<br />

Gern würde sie mit ihm auf seinem Motorrad<br />

gen Süden fahren, am<br />

liebsten bis nach Patagonien.<br />

Aber da hat sie nicht<br />

nur sich, sondern auch ihren<br />

heimlichen Helden<br />

überschätzt. ub<br />

^ Tanja Dückers: „Hausers<br />

Zimmer“. Schöffl ing, 496 S.,<br />

24,95 € (D) • 25,70 € (A) •<br />

37,90 sFr.<br />

buchjournal 1/2011 43<br />

nicht. Später wird jedoch<br />

gerade die fehlende Tiefe<br />

der Darstellung zu einer<br />

Stärke des Buchs, denn<br />

im eher seichten Fluss der<br />

Prosa kommt auch das<br />

Böse ganz natürlich in<br />

seiner alltäglichen Banalität<br />

daher. Genau wie die<br />

Romanfi guren sich an die<br />

Hoffnung klammern, verschont zu bleiben, und<br />

trotz allem versuchen, ein normales Leben zu<br />

führen, muss es auch der Leserin schwerfallen,<br />

an ein tragisches Ende zu glauben. Und tatsächlich<br />

gibt es am Schluss inmitten von Tod und<br />

Zerstörung eine Art Happy<br />

End, das, wie man aus<br />

dem Nachwort erfährt,<br />

auch noch der Wirklichkeit<br />

entspricht. gran<br />

^ Julie Orringer: „Die<br />

unsichtbare Brücke“.<br />

Übersetzt von Andrea<br />

Fischer. Kiepenheuer &<br />

Paar in Budapest: Julie Orringer erzählt von Witsch, 816 S., 24,95 € (D)<br />

furchtbaren Zeiten und einer großen Liebe • 25,70 € (A) • 37,90 sFr.<br />

© Urbanhearts - Fotolia<br />

ZERBROCHENE LIEBE<br />

Das Tagebuch als Waffe<br />

Früher konnten sie nicht<br />

ohne einander sein, jetzt<br />

fühlt sich Irene in ihrer Ehe<br />

gefangen. Ihr Mann Gil, ein<br />

indianischer Künstler, verweigert<br />

aber die Trennung.<br />

Wegen der drei Kinder und<br />

weil Irene seine Muse ist.<br />

Und so beginnt sie, sein<br />

Herz zu vergiften. Bei diesem<br />

perfi den Spiel bedient sie sich ihres Tagebuchs,<br />

von dem sie weiß, dass er es heimlich<br />

liest. Sie schreibt Dinge hinein, die nie so passiert<br />

sind, von denen sie aber sicher ist, dass sie<br />

ihn verletzen. Sozusagen als Rache dafür, dass<br />

Gil „seinen Fuß auf ihren Schatten“ gesetzt hat,<br />

als er begonnen hat, sie zu malen. Denn wer<br />

den Schatten fängt, fängt die Seele – so sagen<br />

Amerikas Ureinwohner. Die Kunst der in Minnesota<br />

lebenden Halbindianerin Louise Erdrich<br />

besteht darin, ihre Leser geradewegs ins Innere<br />

der Hauptpersonen zu verpfl anzen. Gebannt<br />

folgt man den familiären Verstrickungen bis<br />

zum Kollaps. vh<br />

^ Louise Erdrich: „Schattenfangen“. Übersetzt von<br />

Chris Hirte. Suhrkamp, 17,90 € (D) • 18,40 € (A) •<br />

27,50 sFr.<br />

VOM WILDEN<br />

UND VOM<br />

ZAHMEN LEBEN<br />

Roman<br />

gebunden, 288 Seiten<br />

ISBN 978-3-0369-5600-8, 19.90<br />

Nach Emmas Glück brilliert<br />

die Bestseller-Autorin<br />

Claudia Schreiber wieder mit<br />

einem Roman, der vor<br />

Lebenslust nur so strotzt.<br />

KEIN & ABER<br />

Foto: <strong>Ani</strong>ta Affentranger


ROMANE_MIDLIFE-CRISIS<br />

Bei seinem Welterfolg „Die Stunden“ stand Virginia Woolf Pate, bei seinem neuen Buch Thomas<br />

Mann. Eine Begegnung mit dem Pulitzer-Preisträger Michael Cunningham in Venedig.<br />

„Entspann<br />

dich, genieß<br />

das Leben“<br />

TEXT: SABINE SCHMIDT<br />

E r<br />

ist im Hotel Bauer abgestiegen, einem<br />

der elegantesten Hotels in Venedig.<br />

Michael Cunningham gibt sich aber lässig<br />

in Jeans und legerem Hemd, räkelt sich<br />

quer in einem der auf alt getrimmten Sessel,<br />

ist zurückhaltend, aber freundlich.<br />

Starallüren scheinen nicht sein Ding zu<br />

sein – ja, er ist Pulitzer-Preisträger, ein gefeierter<br />

Star nicht nur in den USA, aber er<br />

hebt deswegen nicht ab.<br />

Von seinem ganz großen Erfolg erzählt er<br />

dennoch gern: von dem Roman „Die Stunden“,<br />

einer Hommage an Virginia Woolfs<br />

„Mrs. Dalloway“. „Ich war 15, als ich den<br />

Roman das erste Mal las“, sagt Cunningham.<br />

„Ich wollte mit der Lektüre ein Mädchen<br />

beeindrucken, aber dann hat mich<br />

das Buch tatsächlich fasziniert.“ Die Faszination<br />

blieb – und schließlich ließ er sich<br />

drei Jahrzehnte später zu einem eigenen<br />

Roman anregen, den er unter dem ursprünglichen<br />

Arbeitstitel von Virginia<br />

Woolfs Roman veröffentlichte: „The<br />

Hours“. Dafür gab es 1999 den Pulitzer-<br />

Preis, und 2002 wurde sein Werk mit Starbesetzung<br />

verfilmt: mit Nicole Kidman, die<br />

einen Oscar erhielt, mit Meryl Streep und<br />

Julianne Moore.<br />

Für seinen nächsten Roman „Helle Tage“<br />

spielte der amerikanische Dichter Walt<br />

Whitman eine wichtige Rolle. Und bei seinem<br />

neuen Buch „In die Nacht hinein“<br />

stand jetzt einer der Größten Pate: Thomas<br />

Mann. Auch dieses Mal war der Schatten<br />

der Vergangenheit nicht erdrückend, son-<br />

Michael Cunningham in Venedig: In die Lagunenstadt kehrt der US-Amerikaner<br />

immer wieder gern zurück – auch wegen Thomas Manns berühmter Novelle<br />

dern anregend – Cunningham war es anfangs<br />

allerdings auch nicht bewusst, dass<br />

ihm eine andere Geschichte durch den<br />

Sinn ging. „Ich merkte erst nach einer Weile,<br />

dass ich Thomas Manns Novelle im Kopf<br />

hatte. Manche Bücher, die wir lieben, werden<br />

ein Teil von uns, und so ist es mir mit<br />

‚Tod in Venedig‘ ergangen.“<br />

Weil die Novelle ihm viel bedeutet, ist er<br />

ihr nachgegangen. Nicht bei diesem Venedigbesuch,<br />

aber bei einem früheren war er<br />

am Lido. „Damals habe ich einen kleinen,<br />

braunen Stein mitgenommen, der jetzt auf<br />

meinem Schreibtisch liegt. Und wenn es<br />

nur ist“, sagt er lächelnd, „um mich daran<br />

zu erinnern, mein Haar nicht zu färben<br />

und kein Make-up zu tragen, weil nichts<br />

Gutes dabei herauskommt.“<br />

Er spielt darauf an, dass in Manns Novelle<br />

Gustav von Aschenbach sich in den jungen<br />

Tadzio verliebt. Am Ende liegt er ge-<br />

schminkt und mit gefärbten Haaren in<br />

einem Liegestuhl, schaut dem unerreichbaren<br />

Geliebten nach und stirbt – ein Witwer,<br />

der erst spät die Neigung zu einem<br />

Jungen in sich entdeckt hat und zur Parodie<br />

eines Homosexuellen wird.<br />

Davon ist Cunningham weit entfernt –<br />

der kleine Stein vom Lido scheint seine<br />

Schuldigkeit getan zu haben. Der Autor,<br />

der seit 20 Jahren mit seinem Partner in<br />

Zur Person<br />

Michael Cunningham, geboren 1952 in Cincinnati,<br />

Ohio, lebt in New York City und Provincetown und<br />

unterrichtet Creative Writing an der Columbia<br />

University. Für „Die Stunden“ wurde er mehrfach<br />

ausgezeich<strong>net</strong>, unter anderem mit dem Pulitzerpreis<br />

und dem PEN / Faulkner-Award. „In die<br />

Nacht hinein“ ist Cunninghams vierter Roman.<br />

44<br />

buchjournal 1/2011<br />

© Getty Images


New York lebt, steht zwar dazu, dass er homosexuell<br />

ist, an Äußerlichkeiten ist es<br />

aber nicht zu merken. Er geht mit diesem<br />

Aspekt seines Lebens zurückhaltend um,<br />

und wenn er sich öffentlich äußert, dann<br />

vor allem, weil er hofft, dass seine Stimme<br />

Gewicht hat und er anderen helfen kann.<br />

Homosexualität und Erotik spielen in<br />

Cunninghams neuem Roman eine Rolle,<br />

aber sie sind, wie in Manns „Tod in Venedig“,<br />

nicht die einzigen Themen, sondern<br />

Momente unter anderen. Es geht auch um<br />

Kunst und Schönheit, um die Faszination<br />

der Jugend und darum, wie schwer es ist,<br />

das Älterwerden hinzunehmen.<br />

Hauptfi gur ist der 44-jährige Peter Harris,<br />

der mit seiner Frau Rebecca in Soho,<br />

Manhattan, lebt. Sie gibt ein Kunstmagazin<br />

heraus, er hat eine Kunstgalerie. Sie haben<br />

viel erreicht, sind zufrieden – als aber<br />

Rebeccas sehr viel jüngerer Bruder nach<br />

New York kommt und einige Tage bei ihnen<br />

unterschlüpft, gerät Peters gut eingerichtetes<br />

Leben aus den Fugen. Er verguckt<br />

sich in den begabten, gut aussehenden jungen<br />

Mann, der von seiner Familie lange als<br />

<br />

buchjournal 1/2011 45<br />

Wunderkind gefeiert wurde, jetzt aber, mit<br />

Anfang 20, Drogen nimmt und ziellos<br />

durch die Welt streift.<br />

Anders als Thomas Mann in seiner Novelle<br />

gibt Cunningham seiner Geschichte<br />

eine weniger tragische Richtung. Anstatt<br />

wie Aschenbach sterben zu müssen, kann<br />

Peter sich mit der Frage auseinandersetzen,<br />

wie viel ihm sein bisheriges Leben bedeutet.<br />

Und vielleicht – das lässt der Autor<br />

offen – kann er es zurückgewinnen, nachdem<br />

er es aufs Spiel gesetzt hat.<br />

Es scheint das Romanende eines Autors<br />

zu sein, der selbst versucht, seine Sehnsüchte,<br />

Träume und (unerfüllbaren) Wünsche<br />

im Zaum zu halten und das Gute in<br />

Lesezeichen<br />

Michael Cunningham: In die<br />

Nacht hinein. Übersetzt von<br />

Georg Schmidt. Luchterhand,<br />

320 S., 19,99 € (D) •<br />

20,60 € (A) • 33,90 sFr.<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Nach ihrem hochgelobten Debütroman ›Der Schwimmer‹<br />

schreibt Zsuzsa Bánk die bewegende Geschichte dreier<br />

Kinder, die den Weg ins Leben finden. ›Die hellen Tage‹ ist<br />

ein großes Buch über Freundschaft und Verrat, Liebe und<br />

Lüge – über eine Vergangenheit, die erst allmählich ihre<br />

Geheimnisse enthüllt, und die Sekunden, die unser Leben<br />

für immer verändern.<br />

<br />

<br />

dem zu sehen, was ist. So klingt er sehr vernünftig,<br />

wenn er über „The Hours“ spricht:<br />

„Solch einen Erfolg werde ich sicherlich<br />

nie wieder haben. Aber ich bin froh darüber,<br />

dass ich ihn hatte und er mir viele Türen<br />

öff<strong>net</strong>e.“<br />

Auch das Älterwerden versucht der<br />

58-Jährige entspannt zu nehmen. „Manchmal<br />

stelle ich mir vor, wie ich als 85-Jähriger<br />

mir heute über die Schulter schaue<br />

und sage: ‚Entspann dich, genieß das Leben<br />

– es hat immer noch viele gute Seiten.‘“<br />

Das klingt abgeklärt, fast einstudiert.<br />

Aber Cunningham scheint es ernst zu meinen:<br />

Es gibt, für ihn wie für Peter in seinem<br />

Roman, den starken Wunsch nach etwas<br />

Neuem, Aufregendem, nach dem, was das<br />

Leben durcheinanderwirbelt; es gibt aber<br />

auch die Überzeugung, dass gute Gründe<br />

dafür sprechen, mit dem zufrieden zu sein,<br />

was ist.<br />

Die Zeit des wilden jungen Mannes ist<br />

vorbei, die des reifen ist gekommen. Für<br />

junge Leser mag das wie von einem anderen<br />

Stern klingen. Für diejenigen aber, die vom<br />

Älterwerden schon betroffen sind, ist es ein<br />

tröstlicher, nachdenkenswerter Roman. <br />

€€


ROMANE_ERSTER AUFTRITT<br />

Einmal mehr beschert uns der Bücherfrühling zahlreiche Debütanten, deren erste Romane<br />

das Lesen lohnen. Und man kann die Nachwuchsautoren im Frühjahr auch live erleben:<br />

bei ihren Auftritten während der Leipziger Buchmesse und beim Lesefest „Leipzig liest“.<br />

Frisch auf den Tisch<br />

Verschlungene<br />

Lebensgeschichten<br />

Familiengeschichten liegen<br />

im Trend, doch die, die uns<br />

Astrid Rosenfeld erzählt, ist<br />

ganz und gar ungewöhnlich:<br />

In „Adams Erbe“ geht es um<br />

die jüdische Familie Cohen,<br />

genauer: um die beiden jungen<br />

Männer Edward und<br />

Adam. Edward, Ende der<br />

1970er Jahre geboren, hat seinen<br />

Vater nie kennengelernt<br />

und führt als Junge ein Vagabundenleben.<br />

Und seit er Kind<br />

ist, hört Edward immer wieder,<br />

wie er doch Adam gleicht,<br />

dem Bruder seines Großva-<br />

Astrid Rosenfeld<br />

ters. Eines Tages fi ndet Edward<br />

auf dem Dachboden, eingewickelt in Packpapier,<br />

Adams Aufzeichnungen. Den wahren Empfänger<br />

der Blätter – Adams jüdische Freundin Anna<br />

– hat das Paket nie erreicht: Sie verschwand in der<br />

Reichspogromnacht 1938. Atemlos liest Edward<br />

Adams Geschichte, wie sein Großonkel sich unter<br />

falschem Namen auf die Reise nach Polen machte,<br />

um seine Freundin zu fi nden. So viel sei verraten:<br />

Edward ist es, der die Geschichte zu einem Ende<br />

führt – Pointe und gelungener Schlusspunkt des<br />

Romans. Wir folgen staunend Adams Bericht – und<br />

bewundern, wie leichtfüßig die 33-jährige Debütantin,<br />

die ihr Geld als Casterin in der Filmbranche<br />

verdient, mit dem tiefernsten Thema umgeht.<br />

„Adams Erbe“ ist ein großartiger Roman, der die<br />

Leser zum Lachen und zum<br />

Weinen bringt. bai<br />

Leipziger Buchmesse: Astrid Rosenfeld<br />

ist Gast beim Buchjournal-Talk<br />

am 17. März, 11 Uhr (Halle 5, E 600)<br />

^ Astrid Rosenfeld: „Adams<br />

Erbe“. Diogenes, 400 S., 21,90 €<br />

(D) • 22,60 € (A) • 36,90 sFr.<br />

© Bastian Schweitzer / Diogenes Verlag<br />

© Horst Rudel<br />

Unterwegs<br />

an die Westküste<br />

Was für ein Buch kann man von einem Autor erwarten, dessen Texte im<br />

Satiremagazin „Titanic“ erscheinen? Mit der Vermutung, dass Gunnar<br />

Homanns „All exclusive“ lustiger ist als der Durchschnittsroman, liegen<br />

Sie richtig. Doch keine Angst: Trotz seines Untertitels („Ein Unterwegsroman“)<br />

und Homanns witziger Schreibe spielt das Buch in einer ganz<br />

anderen Liga als etwa Tommy Jauds Namibia-Klamotte „Hummeldumm“.<br />

Es ist die Geschichte von Viktor Hoffmann, dem Icherzähler, der<br />

nach New York fl iegt, um von dort aus an die Westküste zu trampen.<br />

Auf welchem Weg er dorthin gelangt, ist ihm egal – solange er nicht<br />

über Florida führt. Florida kann er zwar vermeiden, aber nicht die Begegnung<br />

mit der toughen deutschen Studentin Casbah Feininger, die<br />

ihn in ihrem Mietauto mitnimmt. Man reist gemeinsam, ist sich aber<br />

erst einmal herzlich unsympathisch. Homanns Roadnovel ist ironisch,<br />

witzig und mit feiner Beobachtungsgabe geschrieben<br />

– wer Wolfgang Herrndorfs „Tschick“ mag, wird<br />

„All exclusive“ lieben. bai<br />

Leipziger Buchmesse: Gunnar Homann liest am 16. März,<br />

21 Uhr im Rahmen von „Leipzig liest“ im Café Telegraph<br />

^ Gunnar Homann: „All exclusive.<br />

Ein Unterwegsroman“. DuMont, 120 S.,<br />

14,99 € (D) • 15,50 € (A) • 23,50 sFr.<br />

46<br />

Gunnar Homann<br />

buchjournal 1/2011


Ganz von vorn anfangen<br />

buchjournal 1/2011 47<br />

Constanze Petery<br />

Innensicht einer verlorenen Generation<br />

<strong>Ani</strong>ta ist eine Göttin, eine Discodiva, ein funkelndes Nachtgestirn am Himmel<br />

der Clubs. Zumindest in ihren Fantasien. In Wirklichkeit ist sie eine<br />

einsame 15-Jährige, vom Vater verlassen, von der karrierebewussten Mutter<br />

vernachlässigt. Sie schwänzt die Schule, trinkt, zieht durch Clubs und Bars,<br />

lässt sich Drinks spendieren und stellt eines Tages fest, dass sie schwanger<br />

ist: „Ich bin zwei“, lautet ihre verstörende Erkenntnis, die nur noch deutlicher<br />

macht, wie einsam sie ist. „Ich wäre gern deine perfekte Tochter geblieben“,<br />

sagt sie zum abwesenden Vater, aber das ist ebenso ins Leere<br />

gesprochen wie der Vorwurf: „Meine Mutter hat mir Liebe nie beigebracht.“<br />

Mit Auszügen aus dem Roman einer Generation, die sich schon<br />

verloren fühlt, bevor sie erwachsen ist, gewann die 1991 geborene<br />

Constanze Petery als bisher jüngste Teilnehmerin ein Literaturstipendium<br />

der Stadt <strong>München</strong>. Mit ihrem Debüt beweist sie nicht<br />

nur ein sicheres Gespür für das provozierende Pathos und die<br />

coolen Gesten, mit denen sich ihre Heldin gegen die Welt<br />

zu wappnen versucht, sondern auch für die Verzweifl ung<br />

und Hilfl osigkeit, die sich dahinter verbergen. ub<br />

Leipziger Buchmesse: Constanze Petery liest am 19. März,<br />

19 Uhr bei der Langen Leipziger Lesenacht in der Moritzbastei<br />

Rastlosigkeit sei eine Eigenschaft, die er an sich<br />

selbst nicht gern mag, gab Hubertus Meyer-<br />

Burckhardt in einem Fragebogen zu Protokoll.<br />

Nun liefert der TV-Produzent, Journalist, Professor<br />

an der Hamburg Media School und Gastgeber der<br />

„NDR Talk Show“ mit seinem ersten Roman einen<br />

weiteren Beleg für diesen Charakterzug. Das<br />

Buch ist das Psychogramm des Managers Simon<br />

Kannstatt, dessen Leben in einem Moment aus<br />

den Fugen gerät: Er wird gekündigt. Ende, aus,<br />

von hundert auf null in einer Sekunde. Meyer-<br />

Burckhardt gelingt es, diesen Zustand der Leere,<br />

der Haltlosigkeit mit großer Eindringlichkeit spürbar<br />

zu machen. Kannstatt hadert mit dem Schicksal,<br />

hat Mordfantasien, lässt sein Leben mit all<br />

seinen verpassten Chancen Revue passieren.<br />

Wenig überraschend, dass die neue Freiheit<br />

schließlich auch neue Perspektiven schafft,<br />

gleichwohl gleitet Meyer-Burckhardt nie ins Kli-<br />

Hubertus Meyer-Burckhardt<br />

scheehaft-Plakative ab. Der<br />

TV-Profi versteht auch das Handwerk des Schreibens, führt den Leser immer wieder<br />

aufs Glatteis, indem er Realität und Traum vermengt und mit Lust an ironischen<br />

Zwischentönen davon erzählt, wie es ist, noch einmal ganz neu anzufangen. bai<br />

Leipziger Buchmesse: Hubertus Meyer-Burckhardt liest am 17. März, 20 Uhr im Rahmen von<br />

„Leipzig liest“ im Festsaal des Finanzamts (Wilhelm-Liebknecht-Platz)<br />

^ Hubertus Meyer-Burckhardt: „Die Kündigung“. Ullstein,<br />

160 S., 18,– € (D) • 18,50 € (A) • 29,90 sFr. Erscheint am 11. März<br />

© Kay Blaschke<br />

^ Constanze Petery: „Eure Kraft<br />

und meine Herrlichkeit“. Heyne, 240 S.,<br />

14,99 € (D) • 15,50 € (A) • 26,90 sFr.<br />

© picture-alliance / dpa<br />

© esolla


© Marcus Gruber<br />

ROMANE_ERSTER AUFTRITT<br />

Zwischen Blizzard<br />

und Badeparty<br />

Nach Laramie, Wyoming, mit Blick auf Prärie und Rocky Mountains,<br />

verschlägt es den Gastschüler aus dem norddeutschen Flachland.<br />

Schauspieler Joachim Meyerhoff beschreibt in seinem Roman einen<br />

autobiografi sch inspirierten Icherzähler, der mit Witz und Selbstironie<br />

die fremde Kultur der christlich-amerikanischen Provinz zu entschlüsseln<br />

sucht. Er trifft auf Stinktiere und Blizzards, opulente<br />

Haarspray-Frisuren, strenge Date-Regeln und Badepartys im<br />

Schnee. „The German“ fasst Fuß als bejubeltes Mitglied des Basketballteams<br />

seiner Schule. Bis eine Nachricht aus der Heimat ihn aus<br />

seiner neu eroberten Welt reißt: Einer seiner beiden Brüder ist tödlich<br />

verunglückt. Beschrieben wird der Weg zwischen Verlust, Trauer<br />

und Selbstbehauptung des heranwachsenden Ichs. Meyerhoff, geboren<br />

1967, ist seit 2005 Mitglied des Wiener Burgtheater-Ensembles.<br />

In einem sechsteiligen Bühnenzyklus, ebenfalls „Alle Toten<br />

fl iegen hoch“ benannt, steht er bereits erfolgreich als Erzähler seiner<br />

oft skurrilen Familien- und Lebensgeschichte auf der Bühne. Ein<br />

Teil ist in den Roman eingefl ossen, der sich gemütlich-unterhaltsam<br />

herunterlesen lässt. jo<br />

Leipziger Buchmesse: Joachim Meyerhoff liest am<br />

19. März, 19.30 Uhr im Rahmen von „Leipzig liest“ im<br />

Schauspiel Leipzig<br />

^ Joachim Meyerhoff: „Alle Toten fl iegen hoch.<br />

Amerika“. Kiepenheuer & Witsch, 320 S.,<br />

18,95 € (D) • 19,50 € (A) • 29,50 sFr. Joachim Meyerhoff<br />

Geschichte zweier Königskinder<br />

Das Romandebüt der 45-jährigen Literaturdozentin, die seit 1994 in Erlangen lebt, sorgt bereits vor seinem Erscheinen für eine Sensation:<br />

Die Übersetzungsrechte wurden bisher in 21 Länder verkauft – USA, Großbritannien und Frankreich inclusive. Die Senkrechtstarterin<br />

Dragnić erzählt eine bewegende Geschichte: Als Dora das erste Mal den Kindergarten betritt, hört Luka bei ihrem Anblick<br />

vor Aufregung auf zu atmen und fällt ihn Ohnmacht. „Wach auf, mein Prinz“, sagt Dora und küsst den Fünfjährigen wach. So beginnt<br />

eine Liebe, die gegen alle Widerstände ein Leben lang<br />

halten wird. Nataša Dragnić, wie ihre Helden Dora und<br />

Luka in Kroatien geboren, hat einen Roman geschrieben,<br />

der gleichermaßen herzzerreißend wie herzerwärmend<br />

ist und große Gefühle nicht scheut. Dora und Luka<br />

verleben sorglose Kindheitssommer an der kroatischen<br />

Küste, doch Doras Familie zieht nach Paris. Luka bleibt<br />

zurück, unglücklich und einsam. Feinfühlig, mit kraftvoller,<br />

poetischer Sprache erkundet die Autorin die Seelen<br />

ihrer Protagonisten und ihre verschlungenen Lebenswege.<br />

Ein Zufall führt die beiden in der<br />

Stadt der Liebe zusammen, und ein Zufall<br />

trennt sie – beinahe für immer. br<br />

Leipziger Buchmesse: Nataša Dragnić liest am<br />

19. März, 13 Uhr im Café Europa (Halle 4, D 505)<br />

Nataša Dragnić<br />

^ Nataša Dragnic´: „Jeden Tag, jede<br />

Stunde“. DVA, 288 S., 19,99 € (D) •<br />

20,60 € (A) • 33,90 sFr.<br />

48<br />

© Julia Stix<br />

buchjournal 1/2011


© Denis Stanisic<br />

Kurz, knapp, knallhart: Jakob Arjounis<br />

Roman „Cherryman jagt Mr. White“<br />

taucht ein in die Neonazi-Szene –<br />

und beweist einmal mehr, dass<br />

er zu den besten deutschen<br />

Autoren zählt, meint Buchjournal-<br />

Redakteur Eckart Baier.<br />

Falsche Freunde<br />

^ Darum geht’s: Der 18-jährige Rick aus einem Dorf in Brandenburg<br />

glaubt, mit der Gärtnerlehre in Berlin das große Los<br />

gezogen zu haben. Die Ausbildung vermittelt haben ihm ausgerech<strong>net</strong><br />

die Freunde aus dem Dorf, die Rick gern schlagen<br />

und quälen. Außerdem ist eine Bedingung daran geknüpft:<br />

Rick soll nicht nur Beete bepfl anzen und Unkraut jäten,<br />

sondern auch einen jüdischen Kindergarten bespitzeln<br />

– für eine Neonazi-Gruppe. Rick will mit Rechtsradikalen<br />

eigentlich nichts zu tun haben, fl üchtet am liebsten<br />

in seine Comicwelt und hofft, sich irgendwie aus<br />

der Sache rauswinden zu können – ein Trugschluss.<br />

^ Das bekommen Sie: eine straff erzählte Story, die<br />

Eckart Baier sich an Nebenschauplätzen wie Ricks Liebe zur attraktiven<br />

Marilyn nicht lange aufhält. Man muss einfach<br />

immer weiterlesen, nicht zuletzt, weil man hofft, dass<br />

Rick doch noch irgendwann die Kurve kriegt und den Wahnsinn<br />

stoppt.<br />

^ Das bekommen Sie nicht: ein Happy End. Der schmale<br />

Roman könnte beinahe als Lehrstück über Rechtsradikalismus<br />

und Mitläufertum und damit gut als Schullektüre taugen –<br />

wenn nicht der Autor etwas dagegen gehabt hätte, denn am<br />

Schluss erwartet den Leser ein blutiger Showdown.<br />

^ Wer ist der Autor? Berühmt wurde Jakob Arjouni mit<br />

Anfang 20 durch seinen Frankfurt-Krimi „Happy Birthday,<br />

Türke!“. Der heute 46-Jährige schrieb danach drei weitere Bücher<br />

mit dem Detektiv Kemal Kayankaya, zeigte in Romanen<br />

wie „Magic Hoffmann“ (1996) oder „Der heilige Eddy“ (2009),<br />

dass er Sozialkritik auch ganz anders anpacken kann.<br />

Seine intelligenten, realistischen Storys, sein Humor<br />

und sein lakonischer Stil machen Arjouni zu einem<br />

der besten deutschsprachigen Autoren. <br />

^ Jakob Arjouni: „Cherryman jagt Mr. White “.<br />

Diogenes, 176 S., 19,90 € (D) • 20,50 € (A) • 33,90 sFr.<br />

buchjournal 1/2011 49<br />

BUCHJOURNAL-TIPP<br />

Ein bewegendes<br />

Familienepos und<br />

die Geschichte<br />

einer großen Liebe<br />

Die<br />

unsichtbare<br />

Brücke<br />

Roman<br />

Deutsch von Andrea Fischer. Gebunden mit Lesebändchen<br />

832 Seiten. € (D) 24,95 / € (A) 25,70 / sFr 37,90<br />

Die ergreifende Geschichte der<br />

ungarisch-jüdischen Familie Lévi<br />

vor dem Hintergrund des Zweiten<br />

Weltkriegs. Paris und Budapest<br />

sind die Schauplätze dieses beeindruckenden<br />

Romans.<br />

»Bewegend. Betörend. Mitreißend<br />

wie ›Doktor Schiwago‹.«<br />

The New York Times<br />

www.kiwi-verlag.de


© Jan-Phillip Harder; istockphoto<br />

NACHGEFRAGT<br />

Weshalb lebt es sich in<br />

Deutschland so gut?<br />

weil man hier auch wegen Nachbarschaftsstreitigkeiten<br />

um Gartenzwerge<br />

vor Gericht gehen kann<br />

weil Jungen hier gut ausgebildet<br />

werden: Es gehört zum Standardrepertoire,<br />

dass sie selbst die Namen der<br />

Ersatztorhüter von Eintracht Braunschweig<br />

seit den 1960er Jahren kennen<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Warum kochen Sie nicht gern?<br />

weil es so aufwendig ist, sich die<br />

Namen aller Produkte auf dem<br />

Wochenmarkt zu merken<br />

weil die Sprache der Kochshows<br />

so kompliziert ist, dass man sich lieber<br />

gleich eine fi nnische Sitcom im<br />

Original anguckt<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Wieso ist es toll, türkische<br />

Wurzeln zu haben?<br />

weil man als Kind jedes Jahr die<br />

Ferien in einem türkischen Kaff mitten<br />

im Nirgendwo verbringen konnte<br />

weil man auch heute noch von<br />

wohlmeinenden Deutschen dafür<br />

gelobt wird, so gut Deutsch zu<br />

sprechen<br />

<br />

<br />

<br />

Doch, er macht sich Gedanken –<br />

nicht nur auf der Bühne, sondern<br />

jetzt auch in einem Buch. Wie ist<br />

das also mit Deutschland und<br />

seinen türkischen Wurzeln, mit<br />

ihm und dem Fernsehen? Sabine<br />

Schmidt hat Comedian Kaya<br />

Yanar auf den Zahn gefühlt.<br />

Was denkst du?<br />

Ab wann hilft nicht einmal<br />

mehr Alkohol, um das deutsche<br />

TV-Programm zu ertragen?<br />

wenn Daniela Katzenberger ihre<br />

goldenen Einsichten vorträgt<br />

wenn schon Kids bei DSDS<br />

begeistert lernen, wie man sich<br />

demütigen lässt<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Lesezeichen<br />

Kaya Yanar: Made in Germany.<br />

Heyne, 288 S., 9,99 € D)<br />

• 10,30 € (A) • 16,90 sFr.<br />

50<br />

Warum haben nun auch Sie die<br />

Stadt verlassen und sind zum<br />

Landei geworden?<br />

weil es toll ist, nur „Muh“ und<br />

„Mäh“ zu hören<br />

weil hier niemand bei einem klingelt,<br />

außer den Sternsingern und den<br />

Zeugen Jehovas<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

^ Kaya Yanar wurde 1973 als<br />

Kind türkischer Eltern in Frankfurt<br />

am Main geboren. Mit seiner<br />

TV-Show „Was guckst du?“<br />

wurde er einem breiten Publikum<br />

als Comedian bekannt.<br />

buchjournal 1/2011


Die Klassik Radio Lesezeit.<br />

Sonntags von 14 bis 15 Uhr.<br />

Präsentiert von Clemens Benke.<br />

www.klassikradio.de<br />

fi nd us on


ROMANE_FRANKREICH<br />

Samuel Benchetrit, französischer<br />

Autor und Regisseur, kehrt in<br />

seinem ersten Roman in die eigene<br />

Kindheit in der Vorstadt zurück.<br />

Ein Junge<br />

aus der<br />

Banlieue<br />

TEXT: IRENE BINAL<br />

S ein<br />

Händedruck ist vorsichtig, sein<br />

Blick zurückhaltend, nur kurz erhellt<br />

ein schwaches Lächeln sein Gesicht, auf der<br />

Hand, halb unter dem langen Ärmel verborgen,<br />

lugt eine Tätowierung hervor: Samuel<br />

Benchetrit ist in Frankreich eine Berühmtheit,<br />

aber er wirkt immer noch wie<br />

der etwas schüchterne Junge, der seinem<br />

grauen Alltag in einer Pariser Banlieue mithilfe<br />

der Literatur zu entkommen sucht.<br />

„In meiner Kindheit waren wir sehr arm“,<br />

erinnert er sich. „Wir sind nie in Urlaub gefahren,<br />

bis ich 15 war, ich habe also die reale<br />

Welt erst sehr spät kennengelernt und darum<br />

habe ich sie in Büchern gesucht.“<br />

Deren Magie fasziniert ihn bis heute:<br />

„Literatur ist etwas Unglaubliches. Man<br />

kann dieselben Wörter lesen, aber man<br />

stellt sich nie dieselben Bilder vor. Sogar<br />

wenn man gemeinsam eine Seite liest, hat<br />

man zwar das gleiche Ticket, aber man<br />

macht eine ganz andere Reise.“<br />

Bücher und Filme sind Samuel Benchetrits<br />

Leben: Regisseur, Schauspieler, Drehbuchautor,<br />

Romancier – die Liste seiner<br />

Berufe ist lang. Mit Filmen wie „J’ai toujours<br />

rêvé d’être un gangster“ (zu Deutsch:<br />

Ich habe immer davon geträumt, ein<br />

Gangs ter zu sein) oder mit seiner fünfbändigen<br />

Autobiografie „Chroniques de<br />

l’asphalte“ eroberte er sich einen festen<br />

Platz in der künstlerischen Szene Frankreichs.<br />

„Als ich jünger war, wollte ich vor<br />

© Robert Kluba<br />

allem Filme machen“, erinnert er sich,<br />

„aber Dreharbeiten sind sehr kraftraubend.“<br />

Darum zieht er sich nach einem<br />

Film gern wieder zurück, um zu schreiben:<br />

„Das ist etwas sehr Intimes, nur die Worte<br />

sind meine Komplizen in der Einsamkeit.<br />

Bei der Arbeit für das Kino muss man immer<br />

mit sehr vielen Leuten kommunizie-<br />

52<br />

Samuel Benchetrit: „Nur die Worte sind<br />

meine Komplizen in der Einsamkeit“<br />

ren. Darum habe ich nach einem Film Lust,<br />

ein Buch zu schreiben, weil ich wieder allein<br />

sein möchte.“<br />

Vor allem in diesen Büchern kehrt er immer<br />

wieder in die Banlieue zurück, zuletzt<br />

in seinem Roman „Rimbaud und die Dinge<br />

buchjournal 1/2011


Zur Person<br />

Samuel Benchetrit, geboren 1973, ist Schriftsteller,<br />

Drehbuchautor, Filmemacher, Theaterregisseur<br />

und Schauspieler. Für seinen 2009 in Frankreich<br />

erschienenen Roman „Rimbaud und die<br />

Dinge des Herzens“ erhielt er den Prix Populiste.<br />

Benchetrit, der in erster Ehe mit Marie Trintignant<br />

liiert war, ist heute mit der Schauspielerin<br />

Anna Mouglalis verheiratet. Benchetrit lebt mit<br />

ihr und seinen beiden Kindern in der Nähe von<br />

Paris.<br />

des Herzens“, in dem der zehnjährige<br />

Charly sich auf die Suche nach seiner von<br />

der Polizei abgeführten Mutter macht und<br />

in dem Benchetrit ein anderes Bild der Banlieue<br />

malt: ein humorvolles und poetisches<br />

Bild, das so gar nicht zu den allgegenwärtigen<br />

Schreckensmeldungen passen will.<br />

„Natürlich gibt es dort Gewalt“, sagt er,<br />

„aber es gibt auch die Leute, die nach dem<br />

Glück suchen und versuchen, ein gutes<br />

Leben zu führen. Ich will die Banlieue<br />

nicht verherrlichen, ich würde auf keinen<br />

Fall zurückwollen. Alle, die dort leben,<br />

würden gern weggehen. Aber man muss<br />

das alles milder beurteilen und mehr Mitgefühl<br />

zeigen.“<br />

Also ein Autor und Filmemacher mit politischem<br />

Anspruch? „Ich denke“, sagt<br />

Benchetrit überzeugt, „dass die Kunst am<br />

meisten zur Entwicklung der Welt beigetragen<br />

hat. Musiker wie Bob Dylan zum<br />

Beispiel haben die Mentalität viel mehr<br />

verändert als jeder Politiker.“ Und so will<br />

auch Benchetrit etwas verändern, eine Diskussion<br />

in Gang setzen, das negative Bild<br />

der Vorstädte und ihrer Bewohner korrigieren.<br />

„Man muss die Jungen aus der Banlieue<br />

als die wahre Zukunft Frankreichs<br />

ansehen“, sagt er und nestelt an seinem<br />

Ärmel, als mache das Thema ihn nervös.<br />

„Es gibt dort enorm viele Talente. Manche<br />

Leute beginnen mittlerweile, das zu begreifen.“<br />

Er selbst hat sich aus der Tristesse der<br />

Wohntürme und Jugendgangs befreit, hat<br />

die Schule mit 15 Jahren verlassen, als Filmemacher<br />

und Autor Karriere und als Ehemann<br />

der später von ihrem Lebensgefährten<br />

erschlagenen Marie Trintignant<br />

Schlagzeilen gemacht. Aber die Erfahrungen<br />

seiner Jugend haben ihre Spuren<br />

hinterlassen: Samuel Benchetrit scheint<br />

immer auf dem Sprung, wahrt die Distanz<br />

buchjournal 1/2011 53<br />

und lächelt nur selten – vor allem nicht,<br />

wenn er fotografi ert werden soll.<br />

Höfl ich ist er und korrekt, aber gleichzeitig<br />

seltsam scheu, und Einblicke in sein<br />

Privatleben gewährt er kaum. Er schätzt<br />

ein zurückgezogenes Leben auf dem Land<br />

mit seiner zweiten Frau und seinen beiden<br />

Kindern, ein Leben ohne Fernsehen und<br />

ohne Inter<strong>net</strong>. „Ja, das ist manchmal ein<br />

bisschen kompliziert“, gibt er zu und dabei<br />

hellt sich seine Miene endlich ein wenig<br />

auf. „Wir besitzen einen Fernseher und<br />

meine Kinder verbringen Stunden davor,<br />

aber ich selbst halte es für schrecklich. Ich<br />

benutze das Gerät nur, um Filme anzusehen.“<br />

Auch das Inter<strong>net</strong> ist Benchetrit<br />

fremd geblieben. „Ich lehne es nicht ab,<br />

aber wenn ich wirklich etwas brauche,<br />

kann ich in den Computer meiner Frau<br />

schauen.“ Und sogar mit dem Telefon hat<br />

er seine Probleme. „Es ist für mich schwierig,<br />

jemanden anzurufen. Ich habe mein<br />

Handy auch schon mal verloren oder es<br />

funktioniert nicht, ich kriege das einfach<br />

nicht auf die Reihe.“ Das seltene Lächeln<br />

blitzt auf: „Aber das ist wirklich nicht<br />

schlimm, im Gegenteil, ich lebe so sehr<br />

gut.“<br />

Überhaupt scheint die moderne Wirklichkeit<br />

Samuel Benchetrit eher zu verängstigen<br />

als zu entzücken. „Alles geht viel zu<br />

schnell“, sagt er, „und die Leute lesen weniger<br />

und weniger. Die alte Welt ist dabei,<br />

einzustürzen.“ Gleichzeitig aber hat er zu<br />

alldem eine seltsam fatalistische Einstellung:<br />

„Man muss sehen, dass es früher<br />

auch nicht besser war. Als das Kino kam,<br />

dachten alle, das sei das Ende des Theaters,<br />

und irgendwann wird etwas das Inter<strong>net</strong><br />

bedrohen und dann werden meine Kinder<br />

Angst haben. Aber das ist im Grunde nicht<br />

so schlimm.“ Benchetrit ist kein Prophet<br />

des Untergangs und kein Moralapostel,<br />

nur ein Junge aus der Banlieue, der versucht,<br />

mit seiner Arbeit die Welt ein ganz<br />

klein wenig besser zu machen. <br />

Lesezeichen<br />

Samuel Benchetrit: Rimbaud<br />

und die Dinge des Herzens.<br />

Übersetzt von Olaf Matthias Roth.<br />

Aufbau, 256 S., 16,95 € (D) •<br />

17,50 € (A) • 25,90 sFr.<br />

Silberner Leopard Locarno<br />

BESTER DARSTELLER<br />

Kleine Wunder<br />

in Athen<br />

Ein Film von Filippos Tsitos<br />

Neu auf DVD!<br />

präsentiert:<br />

Nach »Kleine Verbrechen«<br />

der neue Komödienhit aus Griechenland!<br />

Eine warmherzige Komödie über einen alternden<br />

Kioskbesitzer, der seine Identität verliert<br />

und dafür einen Bruder gewinnt.<br />

Und nebenbei eine gelungene Einführung<br />

in die griechische Ökonomie.<br />

„Eine Perle in der Komödienlandschaft“ (Bayer. Rundfunk)<br />

„Ein Meisterwerk des skurrilen Humors.“ (die tageszeitung)<br />

„Schräg, hintersinnig und komisch.“ (Süddeutsche Zeitung)<br />

www.goodmovies.de


Mediathek<br />

CD-TIPPS<br />

MAHLER<br />

Glanzvolle<br />

Sinfonie<br />

2011 ist wieder Mahler-Jahr,<br />

das mit dem<br />

Orchester des Bayerischen<br />

Rundfunks<br />

und der brillanten<br />

Aufnahme der<br />

1. Sinfonie beginnt –<br />

inklusive Hörbiografi<br />

e. (BR Klassik)<br />

LIEDER<br />

Wolfs Tonkunst<br />

Hugo Wolfs 150. Geburtstag<br />

ist 2010 ein<br />

wenig untergegangen<br />

– ein Fehler, wie<br />

diese Acht-CD-Box<br />

und ihre Auswahl<br />

von Wolfs bekanntesten<br />

Liedern beweist.<br />

(EMI Classics)<br />

CHOR<br />

Raritäten<br />

Schon mal Schumanns<br />

Chorballade<br />

„Der Königssohn“<br />

gehört? Nein? Dann<br />

greifen Sie zur ersten<br />

CD-Aufnahme<br />

überhaupt – mit<br />

Stardirigent Kent<br />

Nagano. (Farao)<br />

KINO UND BUCH: „TRUE GRIT“<br />

Durch den Wilden Westen<br />

Ein Pferd und 150 Dollar: Das ist die Beute von Tom Chaney<br />

nach seinem Mord an Mattie Ross. Von den Sheriffs<br />

hat der Killer, der noch mehr Menschen auf dem Gewissen<br />

hat, wenig zu befürchten. Vor Ross’ 14-jähriger Tochter<br />

Mattie muss sich Chaney aber hüten, denn die will den<br />

Mörder ihres Vaters zur Rechenschaft ziehen. Zusammen<br />

mit dem versoffenen Ex-Marshall Rooster Cogburn (gespielt<br />

von Jeff Bridges), den sie für 100 Dollar engagiert<br />

hat, macht sich das Mädchen auf die Jagd nach Chaney.<br />

Dem ungewöhnlichen Duo schließt sich dann noch Kopfgeldjäger<br />

Texas Ranger LaBoeuf (Matt Damon) an. Nicht<br />

nur der Plot, sondern auch das Regieduo Joel und Ethan<br />

Coen garantiert einen sehenswerten Western. Mit Filmen<br />

wie „Blood Simple“, „Barton Fink“, „Fargo“ oder „No coun-<br />

DVD-TIPPS<br />

Entspannte Komödie<br />

Wer schon immer gern über die Arbeitsmoral<br />

der Griechen gespottet hat,<br />

wird sich durch den Film „Kleine<br />

Wunder in Athen“ in jeder Hinsicht<br />

bestätigt sehen: Die Hauptbeschäftigung<br />

des Ladenbesitzers Stavros ist es,<br />

mit seinen Freunden auf der Straße zu<br />

sitzen und anderen Leuten bei der Arbeit<br />

zuzusehen. Das ruhige Leben, das<br />

manche philosophisch nennen würden,<br />

ändert sich, als ein Mann namens<br />

Marengelen auftaucht, der behauptet,<br />

Stavros’ Bruder zu<br />

sein. Eine wunderbare<br />

Komödie und<br />

schöne Einführung<br />

in griechische Ökonomie.<br />

(good! movies)<br />

Auf Mörderjagd: die 14-jährige Mattie und Ex-Marshall Rooster Cogburn<br />

Oskars letzte Tage<br />

Eric-Emmanuel<br />

Schmitts gleichnamiges<br />

Buch über<br />

den todkranken<br />

Jungen Oskar rührte<br />

schon Millionen<br />

Buchleser zu Tränen.<br />

Kein Wunder, dass der französische<br />

Schriftsteller seinen Roman<br />

„Oskar und die Dame in Rosa“ auch<br />

zum Film gemacht und dabei gleich<br />

noch Regie geführt hat. Schauspieler<br />

wie Max von Sydow, Michèle Laroque<br />

und Amir in der Rolle des kleinen Oskar,<br />

der nur noch wenige Tage zu leben<br />

hat, machen den Streifen zu einem sehenswerten,<br />

familientauglichen Ereignis,<br />

das trotz aller Ernsthaftigkeit mit<br />

Humor überzeugt. (Arthaus)<br />

try for old men“ sorgten die Coen-Brüder stets für Begeisterung<br />

bei den Cineasten. Vorlage für den Kinofi lm ist<br />

übrigens Charles Portis’ gleichnamiger Roman – 1969 erstmals<br />

auf Deutsch unter dem Titel „Die mutige Mattie“ erschienen<br />

–, der bei uns nun als Taschenbuch-Neuaufl age<br />

zu haben ist. Dass der Film ein Kassenerfolg werden dürfte,<br />

dafür bürgen zehn Oscar-Nominierungen und die tollen<br />

Schauspieler: Neben den Oscar-Preisträgern Bridges<br />

und Damon sehen wir Josh Brolin in der Rolle des Tom<br />

Chaney – und die 14 Jahre alte Hailee Steinfeld als Mattie,<br />

die den Verbrecher durch die Prärie jagt. bai<br />

^ „True Grit“. Filmstart: 24. Februar<br />

Charles Portis: „True Grit“. Übersetzt von Richard K. Flesch.<br />

rororo, 224 S., 8,99 € (D) • 9,3o € (A) • 14,50 sFr.<br />

54<br />

Nostalgische Reise<br />

© Paramount Pictures<br />

Komisch, ergreifend, wunderbar – der<br />

Film „Das Konzert“ erntete überschwengliche<br />

Kritiken, als er 2009 ins<br />

Kino kam. Die Geschichte ist skurril:<br />

Andrej Filippov, einstmals Stardirigent<br />

am Bolschoi, arbeitet heute als Putzmann<br />

im Moskauer Theater. Eines Tages<br />

entdeckt er auf einem Schreibtisch<br />

ein Fax eines Pariser Veranstalters, der<br />

händeringend ein Orchester sucht. Filippov<br />

trommelt seine alten Musikerkollegen<br />

zusammen, mit denen er unter<br />

fal schem Namen<br />

in Paris auftreten<br />

will. Die Reise wird<br />

zum Desaster, das<br />

Konzert – natürlich –<br />

ein Erfolg. (Concorde<br />

Video)<br />

buchjournal 1/2011


CD-TIPPS DVD-TIPPS<br />

CROSS-OVER<br />

Barock<br />

meets Jazz<br />

Nicht das erste Mal,<br />

dass Monteverdi<br />

vom Jazz entdeckt<br />

wird. Nun wagt sich<br />

Barock-Sopranistin<br />

Roberta Mameli an<br />

den Cross-over –<br />

das Ergebnis ist der<br />

reine Hörgenuss.<br />

(Glossa)<br />

MAX RAABE<br />

Eigene Songs<br />

Zum ersten Mal veröffentlicht<br />

Sänger<br />

Max Raabe ein Album<br />

nur mit eigenen<br />

Liedern. Sein<br />

unnachahmlicher<br />

Stil wird einige seiner<br />

Songs zu Bestsellernkatapultieren.<br />

(Universal)<br />

FILMMUSIK<br />

Kino-Ohrwürmer<br />

„Der Pate“, „Herr<br />

der Ringe“ oder<br />

„Miss Marple“ – was<br />

wären Filme ohne<br />

die Musik? Eine mit<br />

Schwung gespielte<br />

Auswahl der besten<br />

Kino-Ohrwürmer.<br />

(Oehms Classics)<br />

buchjournal 1/2011 55<br />

© Ci<strong>net</strong>ext<br />

Kultserie aus England<br />

Es ist schon mehr als 40 Jahre her, dass die englische Serie „Mit Schirm,<br />

Charme und Melone“ zum ersten Mal über den Bildschirm fl immerte –<br />

und noch immer genießen die Agenten John Steed, Emma Peel und Tara<br />

King bei vielen Fans Kultstatus. Für alle, die nicht genug bekommen können,<br />

gibt es nun eine 1,5 Kilo schwere Box mit<br />

37 DVDs und üppigem Begleitmaterial. Enthalten<br />

sind unter anderem 83 Folgen von „The Avengers“<br />

(so der Originaltitel) sowie alle 26 Folgen<br />

von „The New Avengers“. (Arthaus)<br />

Zwischen zwei Männern<br />

Ungewöhnliche Dreiecksgeschichten haben nicht erst seit Tom Tykwers<br />

Kinofi lm „Drei“ Konjunktur. 2010 avancierte „Renn, wenn du kannst“ von<br />

Regie-Debütant Dietrich Brüggemann bei der Berlinale<br />

zum Publikumsliebling und gewann zahlreiche Preise.<br />

Der Film erzählt die Geschichte von Ben, der im Rollstuhl<br />

sitzt und von Zivi Christian betreut wird. Beide<br />

verlieben sich in die Cellostudentin Annika, die beide<br />

Jungs mag, sich aber nicht so recht entscheiden kann –<br />

intelligentes Unterhaltungskino. (Zorro Medien)<br />

Doppelter Mann im Mond<br />

Wer auf Science-Fiction steht, sollte sich diesen Film von Regisseur Duncan<br />

Jones, Sohn von David Bowie, nicht entgehen lassen: „Moon“ erzählt<br />

die Geschichte des Astronauten Sam Bell, der seit drei<br />

Jahren auf dem Mond arbeitet, um den Abbau von Helium<br />

3 zu überwachen, und kurz vor seiner Ablösung<br />

steht. Aus gesundheitlichen Gründen wird für ihn die<br />

Rückkehr auf die Erde ohnehin höchste Zeit – bis plötzlich<br />

ein Mann vor ihm steht, der so aussieht wie er<br />

selbst und behauptet, Sam Bell zu sein … (Koch Media)<br />

Max Frisch zum Geburtstag<br />

Am 15. Mai wäre der Schweizer Schriftsteller 100 Jahre alt geworden –<br />

eine gute Gelegenheit, die wichtigsten Filme von, mit und über Max<br />

Frisch Revue passieren zu lassen. Diese Box mit fünf DVDs enthält unter<br />

anderen Matthias von Guntens Porträt „Max Frisch. Citoyen“, die hochgelobte<br />

Verfi lmung „Holozän“ (1992) und natürlich Volker Schlöndorffs<br />

„Homo faber“-Adaption mit Stars wie Sam Shepard, Julie Delpy und Barbara<br />

Sukowa. (Filmedition Suhrkamp; erscheint am 31. März)<br />

Großes Kino: Sam Shepard und Julie Delpy in<br />

Volker Schlöndorffs „Homo faber“-Verfi lmung<br />

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Testsieger <br />

„Klang-Kunstwerk“ <br />

„Das neue Paradestück“ <br />

<br />

<br />

Ehrliche Lautsprecher


© Dan Morris<br />

ROMANE_FANTASY<br />

Hinter den Backsteinfassaden einer Reihenhaussiedlung<br />

lauert das Grauen: Hier schreibt Wolfgang Hohlbein –<br />

nachts, über Zombies, Vampire und andere Schattenwesen.<br />

Antje Deistler hat sich über die Schwelle getraut.<br />

Der Fürst<br />

der Finsternis<br />

Blutrünstige Fantasiewelten: Wer bei der Lektüre gern in düstere Sphären<br />

abtaucht, ist bei den Büchern von Wolfgang Hohlbein bestens aufgehoben<br />

56<br />

N euss-Hoisten,<br />

Stadtrand. Eine Reihenhauskolonie<br />

mit Blick ins niederrheinische<br />

Flachland: Äcker, Felder,<br />

ein paar Bäume, schwarzes Gekrächz von<br />

zahllosen Raben. Irgendwo hier wohnt<br />

Wolfgang Hohlbein. Backsteinfassaden<br />

dicht an dicht, eine sieht aus wie die andere.<br />

Gerade will man die Orientierung<br />

verlieren, als plötzlich alles klar ist: Vor<br />

dem Portal eines Reihenendhauses kauern<br />

zwei Steintrolle. Wer braucht Hausnummern?<br />

Nur hier kann sich der Fürst<br />

der deutschen Finsternis verbergen.<br />

Rund 200 Fantasyromane hat Wolfgang<br />

Hohlbein veröffentlicht, allein<br />

oder mit Koautoren. Seine mal märchenhaften,<br />

mal blutrünstigen Geschichten<br />

entführen in düstere Paral-<br />

leluniversen, in denen der ewige Kampf<br />

des Guten gegen das Böse tobt. Nibelungen<br />

schwingen ihre Runenschwerter,<br />

ganz normale Menschen stolpern in die<br />

Schattenwelt. Damit erreicht der<br />

57-Jährige ein riesiges, meist junges<br />

Publikum – nicht nur in Deutschland.<br />

Hohlbeins Weltauflage: 40 Millionen.<br />

In der Fantasyszene wird er wie ein<br />

Popstar verehrt, kreischende Mädchen<br />

inklusive.<br />

Doch bei ihm zu Hause ist von Ruhm<br />

oder gar Glamour nichts zu spüren. Und<br />

auch die Wohnung eines Schriftstellers<br />

stellt man sich anders vor. Wo bei anderen<br />

Vertretern seiner Branche Bücherregale<br />

bis zur Decke stehen, gucken einen<br />

in Hohlbeins Welt aus jeder Ecke die sagenhaftesten<br />

Nippesfiguren an: Monster,<br />

Ritter und Zombies aus Plastik,<br />

Holz, Gips oder Glas. Ein Drachenkopf<br />

ragt aus der Wand; unter dem Glastisch,<br />

der von einem gusseisernen Skorpion<br />

gestützt wird, schnarchen zwei übergewichtige<br />

Möpse.<br />

In eine Rauchwolke gehüllt sitzt<br />

Wolfgang Hohlbein am Esstisch und<br />

starrt in seinen Kaffeebecher. Es ist früher<br />

Nachmittag, gerade hat er sich aus<br />

dem Bett gequält. Die hüftlange Mähne<br />

zum Pferdeschwanz gebunden, die getönte<br />

Pilotenbrille aufgesetzt, erst mal<br />

eine anstecken.<br />

Zum Schreiben ist es ihm viel zu<br />

früh. Der Meister arbeitet nur im Dun-<br />

buchjournal 1/2011


uchjournal 1/2011 57<br />

© David Klammer / laif<br />

keln. Oben, in seinem Zimmer. Gegen<br />

Mitternacht trägt seine Frau Heike ihm<br />

noch ein Butterbrot und vielleicht auch<br />

die eine oder andere Idee die Wendeltreppe<br />

hinauf, dann lässt sie ihn bis<br />

zum Morgengrauen allein. Seine Bücher<br />

seien ihr immer zu brutal gewesen,<br />

sagt sie, die Thriller oder Horrorgeschichten<br />

mochte sie nicht. „Mach<br />

doch mal was Schönes“, habe sie ihn<br />

gebeten. Und mit ihm über wohligere<br />

Fantasien gesprochen. Das Resultat:<br />

„Märchenmond“ – der erste Bestseller<br />

aus der Hoistener Schreibfabrik. Bis<br />

heute steuert Heike Hohlbein zu den<br />

weniger gewalttätigen Geschichten<br />

ihres Gatten einiges bei. Wofür ihr<br />

Name später auf dem Titel erscheint,<br />

gleichberechtigt neben seinem.<br />

Das Arbeitszimmer ist so klein und<br />

so vollgestopft, dass man sich darin<br />

kaum drehen kann. Hier fi nden sich<br />

endlich auch Bücherregale, gefüllt mit<br />

den eigenen Werken. Hohlbeins in den<br />

verschiedensten Ausführungen, Sprachen<br />

und Schriftzeichen. In über 40<br />

Ländern erscheint das, was er hier niederschreibt.<br />

Nicht auf dem Computer,<br />

sondern per Hand, ganz konventionell.<br />

Scheinbar. Denn in dem Kugelschreiber<br />

befi ndet sich ein hochmoderner<br />

Chip. Per USB-Stecker lässt sich das Geschriebene<br />

in den PC einlesen und via<br />

E-Mail an die Verlage schicken.<br />

Wolfgang Hohlbein, der sich gern<br />

pseudomittelalterlich kleidet, ist ein<br />

Technikfreak. Kein Wunder, dass er mit<br />

„Wyrm“ den ersten Roman nur fürs<br />

Zur Person<br />

Wolfgang Hohlbein, geboren 1953 in Weimar, schreibt<br />

Horror-, Science-Fiction- und Fantasyliteratur. Mit 40 Millionen<br />

verkauften Büchern zählt er zu den erfolgreichsten<br />

Autoren Deutschlands. Der Durchbruch gelang dem gelernten<br />

Industriekaufmann 1982 mit „Märchenmond“.<br />

Handy geschrieben hat, und sein „Inquisitor“<br />

wurde zum Computerspiel.<br />

Nachts, wenn er schreibt, ist es ruhig<br />

bei ihm zu Hause, tagsüber aber sei immer<br />

die Hölle los. Früher mit den eigenen<br />

vier Söhnen und zwei Töchtern, heute mit<br />

deren Kindern. Und da ist er auch schon:<br />

der Auftritt der Hohlbein-Enkel. Durch<br />

die offene Gartentür rennt eine Bande<br />

sechs- bis achtjähriger Jungs herein. Sie<br />

wohnen mit ihren Eltern, Wolfgang und<br />

Heike Hohlbeins erwachsenen Kindern<br />

und deren Partnern, in den fast identischen<br />

Häuschen direkt nebenan. Darunter<br />

die 33-jährige Rebecca, die bereits eigene<br />

Fantasyromane veröffentlicht hat. Die<br />

beiden jüngsten Söhne, 20 und 22, sind<br />

noch nicht aus ihren Kinderzimmern im<br />

oberen Stock des Stammhauses ausgezogen.<br />

Wolfgang Hohlbeins Bücher mögen<br />

sich perfekt für die Flucht aus dem Alltag<br />

eignen. Doch die Hohlbeins selbst zieht<br />

es nicht in fremde Welten. <br />

Lesezeichen<br />

1. Wolfgang Hohlbein: Infi nity. Der Turm. Piper,<br />

608 S., 19,95 € (D) • 20,60 € (A) • 30,50 sFr.<br />

2. Wolfgang und Heike Hohlbein: Märchenmond.<br />

Das Buch zum Musical nach dem Bestseller. Baumhaus,<br />

208 S., 10,– € (D) • 10,30 € (A) • 15,90 sFr.<br />

3. Wolfgang Hohlbein: Wir sind die Nacht. Heyne,<br />

608 S., 19,95 € (D) • 20,60 € (A) • 33,90 sFr.<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Michelle Raven<br />

Vertraute Gefahr<br />

€ 9,95 [D] · € 10,30* [A] · sFr* 15,90<br />

ISBN: 978-3-8025-8371-1<br />

Von der<br />

Autorin der<br />

erfolgreichen<br />

Ghostwalker<br />

-Serie<br />

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* unverbindliche Preisempfehlung


© froodmat / photocase<br />

Neue Hörbücher<br />

WITZIGE WELTGESCHICHTE<br />

Nero einmal anders<br />

Geschichte ereig<strong>net</strong><br />

sich immer zweimal,<br />

wusste Hegel – und<br />

Marx ergänzte: das<br />

eine Mal als Tragödie,<br />

das andere Mal<br />

als Farce. Insofern<br />

darf, nein: muss Geschichtsschreibung auch witzig<br />

sein. Dazu freilich braucht es witzige Historiker,<br />

doch die sind selten. Große Ausnahme:<br />

Chris toph Schulte-Richtering, was sich auch daran<br />

zeigt, dass er Pointen für Prominente wie<br />

Thomas Gottschalk, Harald Schmidt und Stefan<br />

Raab schreibt. Mit „Schnick, Schnack, Schnuck“<br />

hat er ein Geschichtsbuch geschrieben, wie es<br />

kein zweites gibt: Weltgeschichte vom alten<br />

Rom bis zur Finanzkrise – nicht mit pädagogisch<br />

bemühter Lockerheit, sondern wirklich witzig erzählt.<br />

Oliver Rohrbeck trägt die Anekdoten aus<br />

2000 Jahren nicht aufgekratzt komisch, sondern<br />

zurückhaltend, mit einem gewissen Staunen in<br />

der Stimme vor, was die Sache nur noch komischer<br />

macht. Auffällig ist, dass dem Hörbuch<br />

ausgerech<strong>net</strong> das Kapitel über die Tempelritter<br />

fehlt, das dem Buch seinen kuriosen Namen gegeben<br />

hat. Ist das Teil einer Verschwörung? rma<br />

^ Christoph Schulte-Richtering: „Schnick,<br />

Schnack, Schnuck. Schulte-Richterings kleine Weltgeschichte“.<br />

Gelesen von Oliver Rohrbeck. Argon,<br />

4 CDs, 19,95 € (D) • 20,60 € (A) • 31,90 sFr.<br />

Abenteuerliche<br />

Freundschaft ...<br />

ABGEFAHREN<br />

Los geht’s in<br />

die Walachei<br />

Jeder hält Maik für einen Langweiler – sogar<br />

er selbst. Zur Schuljahresabschlussparty bei<br />

der tollen Tatjana im Haus am See ist er<br />

selbstverständlich nicht eingeladen. Harte<br />

Zeiten für einen 14-Jährigen. Aber da ist ja<br />

noch Tschick, der Russlanddeutsche, der neu<br />

ist in der Klasse und auch schon mal besoffen<br />

zum Unterricht erscheint. Tschick kriegt<br />

mit, dass Maik in den Ferien allein zu Haus<br />

ist, und drängt sich ihm ein bisschen auf. Und<br />

irgendwann haben die beiden genug vom<br />

Playstationgedaddel und fahren los: mit<br />

einem geklauten Lada von Berlin-Marzahn<br />

Richtung Walachei. Unterwegs lernen sie<br />

merkwürdige Menschen kennen – und Maik<br />

hat öfter mal die Gelegenheit, über sich hinauszuwachsen.<br />

Der junge Schauspieler Hanno<br />

Koffl er liest Wolfgang Herrndorfs abgefahrene<br />

Geschichte einer abenteuerlichen<br />

Freundschaft mit viel Gefühl. Seine Stimme<br />

ist jung, lässig, ein bisschen nasal. Dem jungen<br />

Russlanddeutschen Tschick verleiht er<br />

einen hübschen Proletensingsang. Sehr witzig<br />

– und sehr schön. rma<br />

^ Wolfgang Herrndorf: „Tschick“. Gelesen<br />

von Hanno Koffl er. Argon, 4 CDs, 19,95 € (D) •<br />

20,60 € (A) • 31,90 sFr.<br />

DUNKLE GEHEIMNISSE<br />

Liebe, Verrat und Mord<br />

Während des Zweiten<br />

Weltkriegs fand<br />

Ediths Mutter Zufl<br />

ucht auf Schloss<br />

Milderhurst. Doch<br />

warum spricht sie<br />

nicht über diese<br />

Zeit? Ein 50 Jahre zu spät zugestellter Brief führt<br />

Edith in die Vergangenheit. Im Schatten der alten<br />

Schlossmauern warten dunkle Geheimnisse<br />

darauf, gelüftet zu werden. Es geht um unerfüllte<br />

Liebe, um Verrat und Mord. Wie schon in<br />

ihrem Debütroman „Das geheime Spiel“ verwischt<br />

die Australierin Kate Morton die Grenzen<br />

zwischen Liebesgeschichte, Krimi und Familiensaga.<br />

Gelesen wird das unheimliche Verwirrspiel<br />

von Esther Schweins. Wer bei diesem Namen<br />

nur an „RTL Samstag Nacht“ denkt, wird<br />

schnell eines Besseren belehrt. Mal unheimlich,<br />

mal liebenswürdig, hochnäsig oder blasiert –<br />

die Schauspielerin verleiht jedem Charakter<br />

eine ganz eigene Stimme. nf<br />

^ Kate Morton: „Die fernen Stunden“. Gelesen<br />

von Esther Schweins. Random House Audio, 6 CDs,<br />

24,99 € (D / A) • 40,90 sFr.<br />

PSYCHOTHRILLER<br />

Beziehungsschatten<br />

Mit 17 ungewollt<br />

schwanger, kurz darauf<br />

sterben ihre Eltern<br />

auf tragische<br />

Weise: Holly hat es<br />

nicht leicht. Ein bisschen<br />

Glück, mehr<br />

erhofft sie sich gar nicht für ihr Leben. Ihr Wunsch<br />

scheint sich zu erfüllen, als sie Jack kennenlernt.<br />

Alles scheint perfekt. Aber warum hat Jack keine<br />

Freunde, keine Familie? Misstrauen und Argwohn<br />

werfen Schatten auf das junge Glück. Der Erstling<br />

der Amerikanerin Brooke Morgan ist ein Psychothriller<br />

der leisen Töne. Die Schauspielerin Valerie<br />

Niehaus schafft daraus eine dichte Atmosphäre,<br />

die immer beklemmender wird. Als Holly brilliert<br />

sie und trägt damit über kleinere Schwächen der<br />

Geschichte hinweg. Älteren Männern ihre Stimme<br />

zu leihen gehört dagegen nicht zu ihren Stärken.<br />

Das macht aber nichts, denn auch so bietet „Befl<br />

eckt“ über 370 Minuten fesselnde Spannung, die<br />

noch lange nachklingt. nf<br />

^ Brooke Morgan: „Befl eckt“. Gelesen von Valerie<br />

Niehaus. Der Audio Verlag, 5 CDs, 22,99 € (D) •<br />

23,20 € (A) • 36,90 sFr.<br />

58<br />

buchjournal 1/2011


ERINNERUNGEN AN ERICH KÄSTNER<br />

Emil und viel mehr<br />

„Ich war jung und hatte tausend Pläne. Doch der<br />

Plan, für Kinder zu schreiben, war nicht darunter“,<br />

so beginnt Erich Kästner seine Erinnerung an „Emil<br />

und die Detektive“. Auf Anraten seiner Verlegerin<br />

schrieb er dann doch für Kinder – und war damit<br />

überaus erfolgreich. Diese und andere Erinnerungen<br />

des großen Schriftstellers – sowie Gedichte,<br />

Zeitbetrachtungen und Briefe – liest der<br />

Schauspieler Walter Sittler mit ruhiger, sanfter<br />

Stimme. Aufregung ist ihr fremd, Trauer und<br />

Nachdenklichkeit dagegen liegen immer nah.<br />

„Vom Kleinmaleins des Seins“ ist die Fortsetzung<br />

der erfolgreichen Doppel-CD „Als ich ein kleiner<br />

Junge war“ (die Walter Sittler auch sehr erfolgreich<br />

als Bühnenprogramm präsentiert). Auf beiden<br />

Hörbüchern wird die vergangene Zeit zudem<br />

durch kurze Kompositionen von Libor Sima lebendig<br />

– von Tanz- bis<br />

Marschmusik. rma<br />

^ Erich Kästner:<br />

„Vom Kleinmaleins<br />

des Seins“. Gelesen<br />

von Walter Sittler.<br />

Atrium, 17,– € (D) •<br />

17,50 € (A) • 26,50 sFr.<br />

JAHRHUNDERTWERK<br />

Kafka als Hörcollage<br />

Muss das wirklich sein, noch eine weitere Audio-Fassung<br />

von Kafkas „Process“, nachdem es<br />

bereits zehn Komplettlesungen gibt? Beim Hören<br />

merkt man aber bald: Wenn überhaupt noch<br />

eine Version, dann diese. Das Fragment erfährt<br />

noch weitere Fragmentierungen, indem der Erzählfl<br />

uss aufgebrochen und der Text in kleinen<br />

Portionen auf die Sprecher verteilt wird: eine<br />

Hörcollage auf Basis der Stroemfeld-Ausgabe,<br />

die nicht willkürlich ist, sondern einer Logik des<br />

Romans folgt. Die vom Autor gestrichenen Passagen<br />

kommen geisterhaft aus dem Off des<br />

Kommando-Mikrofons. So wird die Grandiosität<br />

des Jahrhundertwerks Satz für Satz spürbar. Der<br />

ans Prager Deutsch gemahnende Akzent Samuel<br />

Finzis versetzt Josef K., den Jedermann des<br />

20. Jahrhunderts, zurück in sein historisches<br />

Sprachbiotop – ein interessanterVerfremdungseffekt.<br />

wos<br />

^ Franz Kafka: „Der<br />

Process“. Gelesen von<br />

Samuel Finzi u. a. Hörverlag,<br />

17 CDs, 69,95 €<br />

(D / A) • 105,– sFr.<br />

buchjournal 1/2011 59<br />

CD ISBN 978-3-8337-2747-4<br />

Teil 1: CD ISBN 978-3-8337-2686-6<br />

5 CD ISBN 978-3-8337-2740-5<br />

6 CD ISBN 978-3-8337-2752-8<br />

Neue HörErlebnisse<br />

»Marko Simsa – Er ist der König<br />

der Kinderkonzerte.« Fono Forum<br />

Die Original-Hörspiele zur TV-Zeichentrick-Serie<br />

im KI.KA und ZDF.<br />

TV-Serie ab April 2011<br />

»Ein Glücksfall, ein großer Wurf, ein<br />

heiter-zärtliches Vexierspiel von Liebe<br />

und Zufall.« Hellmuth Karasek<br />

CD ISBN 978-3-8337-2550-0<br />

Auf spielerische Art und Weise den<br />

Zahlenraum von 1 bis 10 entdecken.<br />

Am Anfang war das Wort. GoyaLiT<br />

Jettes fünfter Fall – ein mörderisches<br />

Katz-und-Maus-Spiel.<br />

»Als würde die beste Freundin beim Wein<br />

ihr Leben erzählen. Spitze!« life Magazin<br />

JUMBO Neue Medien & Verlag GmbH • www.jumbo-medien.de<br />

2 CD ISBN 978-3-8337-2687-3<br />

3 CD ISBN 978-3-8337-2749-8<br />

Zum<br />

Filmstart<br />

am 17.02.2011<br />

4 CD ISBN 978-3-8337-2733-7<br />

Das Original-Filmhörspiel zum<br />

großen Kinoereignis – mit den Stimmen<br />

von Michael Mittermeier u. v. a.<br />

Kinostart<br />

des Films<br />

März 2011<br />

Jacob Weigert spricht den Action-Thriller<br />

um einen jungen Außerirdischen.


KINO<br />

D ie<br />

Der kürzlich angelaufene Streifen „Dschungelkind“ erzählt das Leben von<br />

Sabine Kuegler, die sich heute für das Kinderhilfswerk World Vision engagiert.<br />

Einsatz für die ärmsten Kinder<br />

Geschichte des deutschen Mädchens,<br />

das im Dschungel aufwuchs,<br />

hat Millionen Leser fasziniert: Sabine Kueg -<br />

ler war acht Jahre alt, als sie an der Seite ihrer<br />

Eltern und ihrer beiden Geschwister in<br />

den Urwald von West-Papua ging. Als<br />

17-Jährige kehrte sie zurück nach Deutschland,<br />

kannte keine Autos, kein Fernsehen.<br />

Nur schwer fand sie sich in der „zivilisierten<br />

Welt“ zurecht und erst mit ihrem Erinnerungsbuch<br />

„Dschungelkind“, so sagte sie<br />

später in einem Interview, konnte sie den<br />

Kulturschock endgültig verarbeiten.<br />

2005 erschien das Buch, das schnell zum<br />

Bestseller und in 31 Sprachen übersetzt<br />

wurde und Kuegler berühmt machte. Die<br />

heute 37-Jährige legte noch zwei Bücher<br />

nach und stimmte schließlich auch dem<br />

Angebot zu, „Dschungelkind“ zu verfi lmen<br />

– am 17. Februar lief der Streifen in den<br />

deutschen Kinos an. In den Hauptrollen<br />

spielen unter anderen Nadja Uhl und Thomas<br />

Kretschmann. Gedreht wurde der Film<br />

allerdings nicht in Papua-Neuguinea, sondern<br />

im Urwald von Malaysia, wo auch Sabine<br />

Kuegler vor Ort war. Nicht nur, weil die<br />

bildhübsche Frau etwas vom Geschäft versteht,<br />

sondern weil sie es sich zur Aufgabe<br />

gemacht hat, ihre Bekanntheit zu nutzen,<br />

um sich für die Rechte Benachteiligter einzusetzen:<br />

für die bedrohten Ureinwohner<br />

West-Papuas und als Botschafterin der Organisation<br />

World Vision. Bei dem internationalen<br />

Kinderhilfswerk stehen Projekte<br />

für Mütter und kleine Kinder in den<br />

ärmsten Ländern der Welt im Mittelpunkt.<br />

„Mich beschäftigt als Mutter von vier<br />

Kindern schon länger, was Millionen<br />

Frauen durchmachen, die ohne ärztliche<br />

Betreuung ein Kind zur Welt bringen müssen,<br />

und wie sie darunter leiden, wenn ihr<br />

Kind bald darauf an den Folgen von<br />

Mangel ernährung, Durchfall oder schmutzigem<br />

Wasser stirbt“, erläutert Kuegler die<br />

Motivation für ihr Engagement. Die Arbeit<br />

Lesezeichen<br />

Sabine Kuegler:<br />

Dschungelkind. Droemer<br />

Knaur, 400 S., 9,99 € (D) •<br />

10,30 € (A) • 15,90 sFr.<br />

60<br />

Autorin Sabine Kuegler: nutzt ihre<br />

Popularität für soziales Engagement<br />

© Stephan Sahm; 2010 UFA Cinema<br />

von World Vision ist dringend nötig: Jedes<br />

Jahr sterben weltweit vier Millionen Neugeborene<br />

in den ersten vier Lebenswochen,<br />

fast neun Millionen Kinder erleben ihren<br />

fünften Geburtstag nicht. Abhilfe schaffen<br />

soll das Start helfer-Programm von World<br />

Vision, das neben Ernährungsschulungen<br />

therapeutische Aufbaunahrung für akut<br />

mangelernährte Kinder bereitstellt oder<br />

Impfkampagnen fördert.<br />

Das christliche Kinderhilfswerk profi -<br />

tiert in Deutschland nicht nur vom Engagement<br />

Sabine Kueglers, auch Regisseurin<br />

Caroline Link, Musiker Wolfgang Niedecken<br />

und Fußballprofi Mladen Petric gehören<br />

zu den prominenten Unterstützern von<br />

World Vision – für eine bessere Zukunft bedürftiger<br />

Kinder. <br />

buchjournal 1/2011


Kober Verlag AG<br />

Postfach 1051<br />

CH-8640 Rapperswil<br />

Das geistige Lehrwerk<br />

von Bô Yin Râ umfaßt die<br />

folgenden Titel:<br />

Das Buch der königlichen Kunst<br />

Das Buch vom lebendigen Gott<br />

Das Buch vom Jenseits<br />

Das Buch vom Menschen<br />

Das Buch vom Glück<br />

Der Weg zu Gott<br />

Das Buch der Liebe<br />

Das Buch des Trostes<br />

Das Buch der Gespräche<br />

Das Geheimnis<br />

Die Weisheit des Johannes<br />

Wegweiser<br />

Das Gespenst der Freiheit<br />

Der Weg meiner Schüler<br />

Das Mysterium von Golgotha<br />

Kultmagie und Mythos<br />

Der Sinn des Daseins<br />

Mehr Licht<br />

Das Hohe Ziel<br />

Auferstehung<br />

Welten<br />

Psalmen<br />

Die Ehe<br />

Das Gebet<br />

So sollt ihr beten<br />

Geist und Form<br />

Funken/Mantra Praxis<br />

Worte des Lebens<br />

Über dem Alltag<br />

Ewige Wirklichkeit<br />

Leben im Licht<br />

Briefe an einen und viele<br />

Hortus Conclusus<br />

Daran anschließende Werke:<br />

Kodizill zu meinem geistigen Lehrwerk<br />

Marginalien<br />

In eigener Sache<br />

Über die Gottlosigkeit<br />

Geistige Relationen<br />

Okkulte Rätsel<br />

Mancherlei<br />

Warum ich meinen Namen führe<br />

Über meine Schriften<br />

Aus meiner Malerwerkstatt<br />

Das Reich der Kunst<br />

Nachlese I<br />

Nachlese II<br />

Der Sinn des Daseins<br />

157 Seiten, Leinen<br />

Fr. 34.- / € 24.-<br />

ISBN 978-3-85767-070-1<br />

www.koberverlag.ch<br />

info@koberverlag.ch<br />

… „Du wirst erreichen, wonach du strebst,<br />

wenn du – trotz aller Freude an der Außenwelt<br />

– stets die Empfindung in dir wach erhalten<br />

kannst, daß noch ein anderes in dir<br />

lebt, das alles überragt, was je im Äußeren<br />

dir begegnen könnte, und daß du dieses ‚andere‘<br />

selber bist! – “ …<br />

Zuruf<br />

Die Sünde der Väter<br />

Das höchste Gut<br />

Der ‚böse‘ Mensch<br />

Bekundung der Lichtwelt<br />

Bedeutung des Schweigens<br />

Wahrheit und Wahrheiten<br />

Beschluß<br />

Kann das Leben auf unserm kleinen Pla<strong>net</strong>en mit seinen<br />

schwindenden Ressourcen und ständigen mörderischen<br />

Konflikten noch einen andern Sinn haben als die Erhaltung<br />

der Art, vergleichbar dem Treiben in einem Bienenstock<br />

oder dem Gewimmel in einem Ameisenhaufen? Fühlende<br />

Menschen, welche sich mit der Erklärung, ein intelligentes<br />

Tier zu sein, in ihrem tiefsten Empfinden nicht zufrieden<br />

geben können, suchen und finden Trost und Stärkung bei<br />

den grossen Religionen. Wen auch dort manches nicht zu<br />

überzeugen vermag, kann in den Büchern von Bô Yin Râ<br />

sichere Wegweisung finden. Auch in diesem Buch will<br />

Bô Yin Râ niemanden ‚bekehren‘ oder für sich gewinnen –<br />

nichts vertrüge sich schlechter mit seiner Aufgabe. In<br />

jedem nicht gänzlich verkommenen Menschen ist noch<br />

ein Funke Erinnerung an ein geistiges ewiges Leben erhalten.<br />

Um diesen Funken wieder zu Licht und Wärme zu erwecken,<br />

welche alles Elend des irdischen Daseins in Liebe<br />

überstrahlen, wurde das Buch geschrieben.<br />

In den den Büchern von Bô Yin Râ geht es nicht um eine neue<br />

religiöse Bewegung, es wird keine Gefolgschaft erwartet und<br />

nicht einmal ein Glaube ist gefordert. Es geht vielmehr um<br />

„… ein Erwecken der lebendigen geistigen Kräfte, die der Erdenmensch<br />

auch heute noch in sich selber finden kann …“.<br />

Mehr über den Autor mit dem fremd klingenden Namen erfahren<br />

Sie auf www.koberverlag.ch oder in unserem Gesamtverzeichnis,<br />

das wir Ihnen gerne zustellen, Tel. 0041 (0)55 214 11 34<br />

oder info@koberverlag.ch


HÖRBUCH_PORTRÄT<br />

Sie ist unprätentiös, pragmatisch und vielbeschäftigt. Juliane Köhler weiß, was sie<br />

kann – und was sie will. Nämlich alles, und das möglichst entspannt. Ein Besuch bei<br />

der Schauspielerin und Sprecherin in <strong>München</strong>.<br />

Handwerkerin mit Stimme<br />

TEXT: SABINE SCHWIETERT<br />

M itten<br />

im Zentrum von <strong>München</strong>s<br />

beliebtem Stadtteil Lehel wohnt<br />

Juliane Köhler. Sie hat Brötchen besorgt.<br />

Der Kaffeeautomat läuft, am großen Esstisch<br />

ist Platz für zehn. Der Raum hat Größe,<br />

locker 60 Quadratmeter. Loft würde<br />

man in Berlin dazu sagen, wäre dieses Familienzimmer<br />

nicht so gemütlich. „Früher<br />

war hier ein Yoga-Zentrum“, erklärt<br />

die 45-Jährige und sorgt sich, die Frühstücksgeräusche<br />

könnten die Aufnahme<br />

des Interviews stören.<br />

Die vielbeschäftigte Schauspielerin („Aimée<br />

und Jaguar“, „Der Untergang“, „Nirgendwo<br />

in Afrika“) kommt ohne Allüren<br />

aus, ihre Professionalität und Disziplin<br />

kommen nicht von ungefähr. „Ich habe in<br />

Amerika studiert und dort gelernt, dass<br />

dieser Beruf zu 90 Prozent Handwerk ist.“<br />

Das gilt auch für ihre Arbeit im Studio.<br />

Sprechübungen gehören für sie zur Vorbereitung<br />

dazu, Kenntnis der Buchvorlage,<br />

die ausgiebige Lektüre der Hörfassung.<br />

Ganz wichtig sei auch die körperliche Verfassung.<br />

„Ich trinke vor der Aufnahme nur<br />

Fencheltee, um Nebengeräusche zu vermeiden“,<br />

jedes kleine Glucksen würde schließlich<br />

zu unnötigen Störungen führen.<br />

Hörspiele unter der Regie von Klaus Buhlert,<br />

Gedichte, Texte von Freud und Heidegger,<br />

dicke Romane und Kindergeschichten:<br />

Die Liste ihrer Hörbücher zeich<strong>net</strong><br />

sich bisher mehr durch Vielfalt als<br />

durch Masse aus. Obwohl sie die intensive<br />

Arbeit mit Text und Stimme liebe, habe sie<br />

in Sachen Hörbuch vieles abgelehnt, sagt<br />

sie. Kein Wunder, als Filmschauspielerin<br />

und festes Ensemble-Mitglied am Residenz<br />

Theater mit zwei Töchtern im Alter von 13<br />

und acht Jahren.<br />

Zuletzt zugesagt hat sie bei „Der italienische<br />

Geliebte“ von Judith Lennox, einer<br />

Erzählerin, die weite Bögen über ver-<br />

zwickte Familienbande spannt. Ihre melodisch-warme<br />

Stimme passt perfekt, trägt<br />

Stunde um Stunde, ohne den Hörer zu ermüden.<br />

Den vielen unterschiedlichen Figuren<br />

gibt sie nur eine leicht unterschiedliche<br />

Stimmfärbung, Juliane Köhler liest,<br />

sie spielt nicht. Was man hört, ist ihre ganz<br />

normale Sprechstimme – bestens ausgebildet,<br />

selbstverständlich, aber eben ohne angestrengtes<br />

Zwerchfell und Überbetonung.<br />

Die Stimme zurückfahren, das scheint<br />

ihr Geheimnis. Schon komisch, dass Juliane<br />

Köhler sich ihre eigenen Hörbücher lieber<br />

nicht anhört. Ihr Respekt gehört Spre-<br />

cherkollegen wie Christian Brückner, Stefan<br />

Wilking und dem Rollenakrobaten<br />

Rufus Beck.<br />

Zum perfekten Studiotag gehören für sie<br />

gute Vorbereitung, fünf Stunden Lesezeit<br />

mit möglichst wenig Unterbrechungen –<br />

und ein guter Regisseur. „Wenn ich lese<br />

und selber höre, dass ich Fehler mache,<br />

aber der Regisseur es nicht merkt, dann<br />

läuft etwas schief.“ Gut ist der Mann hinter<br />

der Scheibe für sie, wenn er hellwach und<br />

konzentriert zuhören kann, die Figuren<br />

und Handlungsstränge im Kopf hat, auf<br />

62<br />

Schauspielerin Juliane<br />

Köhler: Sie ist ein Star – und<br />

kann doch unerkannt in die<br />

Münchner U-Bahn steigen<br />

© ddp images / Ruth Kappus<br />

buchjournal 1/2011


Zur Person<br />

Juliane Köhler wurde am 6. August 1965 in<br />

Göttingen geboren. Ihre Schauspielausbildung<br />

erhielt sie am H.B. Studio in New York, danach<br />

nahm sie in <strong>München</strong> Tanz- und Ballettunterricht.<br />

Mit 23 Jahren debütierte sie am Staatstheater<br />

in Hannover. International bekannt wurde<br />

Köhler durch die Rolle der Lilly Wust in dem Kinofi<br />

lm „Aimée und Jaguar“. Sie ist festes Ensemblemitglied<br />

am Münchner Residenz Theater. Am<br />

2. Juni kommt „Das Blaue vom Himmel“ in die<br />

Kinos, ein Film von Hans Steinbichler um eine<br />

Mutter-Tochter-Beziehung. Die Schauspielerin<br />

lebt mit ihrer Familie in <strong>München</strong>.<br />

die Betonungen achtet. Juliane Köhler ist<br />

für alles empfänglich, was die Sache besser<br />

macht: Dazu gehört auch, manches mehrmals<br />

zu lesen.<br />

Wie viel eigene Text interpretation in ihren<br />

Lesungen stecke, vermag Köhler nicht<br />

zu sagen. Wenn sie für Kinder liest, zum<br />

Beispiel die „Karlchen“-Geschichten von<br />

Rotraut Susanne Berner, interpretiere sie<br />

mehr, bei Lesungen für Erwachsene versuche<br />

sie „eigentlich nur, dem Autor gerecht<br />

zu werden“. Sie verhalte sich jedenfalls<br />

nicht wie ein Theaterregisseur, der<br />

den Text umkrempelt, extra gegen den<br />

Rhythmus sprechen lässt. Das erschiene<br />

ihr anmaßend.<br />

Studiotermine stehen bei der Schauspielerin<br />

derzeit nicht auf der Agenda. Dabei<br />

würde sie zu gern den Kinder-Klassiker<br />

„Pippi Langstrumpf“ lesen. Am 2. Juni<br />

Lesezeichen<br />

j<br />

buchjournal 1/2011 63<br />

kommt erst einmal Hans Steinbichlers<br />

neuer Film „Das Blaue vom Himmel“ in die<br />

Kinos, in dem Juliane Köhler die Tochter<br />

von Hannelore Elsner spielt. Gerade abgedreht<br />

sind die „Sterntaler“, sie ist hier die<br />

Königin, im Sommer beginnen die Dreharbeiten<br />

zu einem Spionagefi lm an der Seite<br />

von Liv Ullmann. Und dann braucht es ja<br />

auch Zeit für die Töchter, die Familie.<br />

Als Schauspielerin entspannt älter werden<br />

und ihren Aufgaben bei Theater, Film,<br />

Hörbuch und Familie gerecht werden – das<br />

ist es, was Juliane Köhler unter einen für sie<br />

passenden Hut bekommen will. Rote-Teppich-Geschichten<br />

in bunten Blättern gehören<br />

nicht zum Pensum. Stattdessen freut<br />

sie sich, dass sie in <strong>München</strong> unerkannt in<br />

die U-Bahn steigen kann. 2009 ist sie für<br />

ein Karl-Lagerfeld-Shooting auf der Berlinale<br />

mal auf einen Tisch gestiegen, ansonsten<br />

kommt sie in den bunten Blättern kaum<br />

vor. „Das Einzige, was steigt, wenn man<br />

sich Zeit für die Presse nimmt, ist die<br />

Gage“, sagt sie.<br />

Am Ende will man dann doch noch wissen,<br />

wie sie sich so jung und fi t hält. Die<br />

Frage löst bei ihr schallendes Gelächter<br />

aus. Sie sei weder jung noch sehe sie so aus.<br />

Sie habe ihrer Agentin versprochen, sich<br />

nicht liften zu lassen, damit es später im<br />

Film einmal Alte gibt, die auch alt aussehen.<br />

Und dann kommt eine Geschichte, bei<br />

der ein Kameramann ziemlich alt aussieht:<br />

Der hat sich bei Juliane Köhler nämlich einmal<br />

darüber beschwert, wie viele Lampen<br />

er braucht, um ältere Frauen gut auszuleuchten.<br />

Das kam gar nicht gut an. <br />

1. Isabel Allende, Marian Keyes, Charlotte Link, Maeve Binchy, Cecilia Ahern: Für immer dein. Liebesgeschichten zum<br />

Trräumen. Gelesen von Juliane Köhler, Ildikó von Kürthy u. a. Der Hörverlag, 19,99 € (D / A) • 35,20 sFr.<br />

2. Rotraut Susanne Berner: Neue Karlchen-Geschichten. Gelesen von Juliane Köhler. Der Hörverlag, 9,95 € (D / A) •<br />

16,90 sFr. Erscheint am 15. April<br />

3. Hermann Hesse: Hesse Projekt SA. „Die Welt unser Traum“. Gelesen von An<strong>net</strong>t Louisan, Till Brönner,<br />

Juliane Köhler u. a. Der Hörverlag, 10,– € (D / A) • 16,90 sFr. Erscheint am 18. März<br />

4. Judith Lennox: Der italienische Geliebte. Gelesen von Juliane Köhler. Der Hörverlag, 19,95 € (D / A) • 35,20 sFr.<br />

»Es sind immer<br />

die Frauen in<br />

unserer Familie,<br />

die den Stein ins<br />

Rollen bringen.«<br />

Warum wird über manche Begebenheiten<br />

seit Jahrzehnten geschwiegen? Woher<br />

kommen bestimmte Talente? Was wiederholt<br />

sich über Generationen hinweg?<br />

Marie Theres Kroetz Relin, Tochter des<br />

Filmstars Maria Schell und des Regisseurs<br />

Veit Relin, legt offen, was bisher über die<br />

Schells nicht bekannt war – und findet über<br />

diese Spurensuche auch zu sich selbst.<br />

360 Seiten mit zahlreichen Bildern<br />

ISBN 978-3-7844-3251-9<br />

s D 19,95 · CHF 29,90 (UVP)<br />

LangenMüller<br />

www.langen-mueller-verlag.de


Ich werde<br />

mal Ihr Chef.<br />

Aller Anfang<br />

ist Bildung.<br />

Spenden Sie heute<br />

für morgen.<br />

Spendenkonto 15 569 999<br />

HypoVereinsbank<br />

BLZ 100 208 90<br />

www.spendenbildet.de<br />

BuchTipps<br />

Belletristik | Krimi | Sachbuch | Ratgeber | Kinder- und Jugendbuch<br />

Das irrwitzige Leben<br />

am Seabrook College<br />

Ruprecht Van Doren<br />

und Daniel „Skippy“<br />

Juster teilen sich ein<br />

Zimmer im Turm des<br />

Seabrook College,<br />

einer altehrwürdigen<br />

Dubliner Institution,<br />

in der sich keiner so<br />

richtig für die beiden<br />

interessiert. Aber als<br />

Skippy sich in Lori<br />

verliebt, eine Frisbee spielende Schönheit<br />

aus der Mädchenschule gegenüber, haben<br />

auf einmal alle möglichen Leute Interesse.<br />

Eine Tragikomödie von epischer Dimension,<br />

die von großer Freundschaft und der<br />

ersten, unerwiderten Liebe erzählt – und ein<br />

grandioser Gesellschaftsroman, der uns wie<br />

durch ein Kaleidoskop die heutige Zeit<br />

entdecken lässt.<br />

<br />

<br />

Paul Murray: Skippy stirbt. 3 Bände im Schuber.<br />

Verlag Antje Kunstmann, 782 S., 26,00 € (D) •<br />

26,60 € (A) • 39,50 sFr., ISBN 978-3-88897-700-8<br />

Die kleine Seenadel –<br />

Jeder ist wichtig<br />

Eine kleine<br />

unschein bare<br />

Seenadel hat<br />

im Sturm die<br />

Kinderherzen<br />

erobert und<br />

begeistert mit<br />

ihren Abenteuergeschichten<br />

aus<br />

der Meereswelt<br />

von Nord- und Ostsee, mit 3 Büchern, 1 CD<br />

und einer Kinder Radio Serie.<br />

Heute trifft sie auf den klugen Watti Wendewurm,<br />

der ihr erklärt, dass jedes Lebewesen<br />

sehr wichtig ist. Eine Seenadelgeschichte<br />

über Ebbe und Flut, und die Kindern erzählt,<br />

wie schön es ist, einmalig zu sein.<br />

Von Psychologen empfohlen.<br />

Bereits in der 5. Aufl age! Ab 5 Jahre.<br />

Nicole Bernard / Nane Friedel (Illustrationen):<br />

Die kleine Seenadel. „Jeder ist wichtig“.<br />

fi schlandverlag, 24 S., 24 farbige Illustrationen,<br />

9,90 € (D), www.die-kleine-seenadel.de<br />

Solo mit Pink Lady –<br />

Mit 16 die Welt erobert<br />

Dies ist ein außergewöhnliches<br />

Buch von<br />

einem außergewöhnlichen<br />

Mädchen:<br />

einem „Aussie-Girl“,<br />

das die Welt zum Duell<br />

gebeten und gewonnen<br />

hat! Entwaffnend<br />

offen und mitreißend<br />

schildert die 16-jährige<br />

Australierin Jessica<br />

Watson den Verlauf<br />

ihrer Weltumsegelung in zwei Teilen und<br />

sechs Etappen. Mit ihren Lesern teilt sie<br />

Einblicke in das Innere ihrer Yacht ELLA’S<br />

PINK LADY – und in ihr eigenes Innerstes.<br />

Ein Buch, das zugleich fesselt und glücklich<br />

macht, das nicht segelnde Fans ebenso begeistert<br />

wie die technisch interessierte Fachwelt.<br />

Jessica Watson hat eines der letzten<br />

großen Abenteuer unserer Zeit erlebt.<br />

<br />

<br />

Anzeige<br />

Jessica Watson: Solo mit Pink Lady.<br />

Mit 16 die Welt erobert. Delius Klasing, 372 S.,<br />

67 Farbfotos, 19,90 € (D) • 20,50 € (A) • 31,90 sFr.,<br />

ISBN 978-3-7688-3250-2<br />

Aktueller denn je:<br />

Jesus den sie Christus nennen<br />

Den wahren Jesus<br />

haben sie zugeschüttet<br />

– gründlich! Doch<br />

wenn wir den echten<br />

Jesus ausgraben – hat<br />

der uns heute wirklich<br />

noch etwas zu sagen?<br />

Ein fundiertes Buch,<br />

das religiös Gestrige<br />

ebenso verprellt<br />

wie starre Atheisten. Bissige Kritik an<br />

Funktionären und Suche nach religiösen<br />

Erkenntnissen sind für den Autor kein<br />

Gegensatz: Jesus befreit vom Druck<br />

der Regeln und verleiht Mut zum selbst-<br />

bestimmten Tun.<br />

Und Christus? Ist der wirklich derselbe<br />

wie Jesus? Und wenn nicht, können wir<br />

trotzdem etwas mit ihm anfangen? Eine<br />

spannende Frage, ebenso spannend wie<br />

gescheit beantwortet.<br />

Günter Spitzing: JESUS den sie Christus nennen.<br />

Jesulogie der Befreiung. Asu poleng, 286 S.,<br />

26,00 € (D) • 26,80 € (A), www.asupoleng.de<br />

64 buchjournal 1/2011


BuchTipps<br />

Belletristik | Krimi | Sachbuch | Ratgeber | Kinder- und Jugendbuch<br />

Leben im Augenblick<br />

Wer wird nicht<br />

in größeren<br />

oder kleineren<br />

Abständen von<br />

der „Verschieberitis“befallen?<br />

Die einen<br />

vertagen das<br />

lästige Aufräumen, die anderen den Anruf<br />

bei den Eltern oder den Spaziergang in der<br />

Sonne. Egal, was man vor sich her schiebt,<br />

zufrieden macht es meistens nicht. Die<br />

Alternative heißt: „Lebe lieber jetzt!“<br />

Die Texte des neuen Fastenzeitkalenders von<br />

Anselm Grün, Jordana Schmidt OP, Pierre<br />

Stutz u.v.a. laden ein, die Aufmerksamkeit<br />

zu schärfen für das, was jetzt wichtig ist.<br />

„Lebe lieber jetzt!“ – eine charmante An-<br />

regung, in der Fastenzeit den Blick auf den<br />

Augenblick zu lenken und Wichtiges von<br />

Unwichtigem zu unterscheiden.<br />

<br />

<br />

Lebe lieber jetzt! Fastenzeitkalender. Hrsg.<br />

von Susanne Herzog. Matthias-Grünewald-Verlag,<br />

96 S., 9,90 € (D) •10,20 € (A) • 15,90 sFr.,<br />

ISBN 978-3-7867-2859-7<br />

„Laugenweckle zum Frühstück“<br />

– die Fortsetzung<br />

Die turbulente Beziehungskomödie<br />

aus<br />

„Laugenweckle zum<br />

Frühstück“ (über<br />

100.000 verkaufte<br />

Exemplare) geht weiter<br />

– fl ott, frech und<br />

romantisch zugleich,<br />

gespickt mit viel Situationskomik,Lokalkolorit<br />

und dem unvermeidlichenKatastrophen-Gen.<br />

Durch Leons Zuneigung<br />

scheint es zunächst deaktiviert – doch urplötzlich<br />

bricht um die liebenwerte Heldin<br />

Line wieder das Chaos aus: Ihre beste Freundin<br />

verliebt sich in den falschen Mann, die<br />

achtzigjährige Tante Dorle will doch nicht<br />

heiraten und Lines Schwester spielt mit<br />

dem Gedanken, ihre Familie zu verlassen …<br />

Endlich ein neuer Roman um Pipeline<br />

Praetorius.<br />

Elisabeth Kabatek: Brezeltango. Silberburg-<br />

Verlag, 336 S., 12,90 € (D) • 13,30 € (A),<br />

ISBN 978-3-87407-984-6<br />

buchjournal 1/2011<br />

65<br />

Die Sprache der Gefühle<br />

Liebeskummer? Oder<br />

Eifersucht? Wer kennt<br />

das nicht? Wie steht es<br />

mit Freude, Trauer oder<br />

Zorn? Manchmal sind<br />

Gefühle einfach nur<br />

wunderbar, ein anderes<br />

Mal machen sie uns zu<br />

schaffen. Und oft stellen<br />

wir uns die Frage:<br />

Was tun? Anna hat Liebeskummer. Doch die<br />

Warmherzigkeit und Lebenserfahrung von<br />

Opa Willi helfen ihr rasch auf die Sprünge:<br />

denn er weiß, woher unsere Gefühle kommen,<br />

was sie in uns auslösen und wie wir<br />

besser mit ihnen umgehen können. Mit<br />

Humor, Phantasie und viel Liebe hilft er<br />

Anna, sich und ihre Gefühle besser zu verstehen.<br />

Ein witziges und zugleich sehr nützliches<br />

Buch, das sogar bei Liebeskummer<br />

hilfreich sein kann.<br />

<br />

<br />

Anzeige<br />

Andreas Busch: Seelenwichtel. Lucy Körner<br />

Verlag, 80 S., 11,50 € (D) • 11,90 € (A) • 18,40 sFr.<br />

Bloß nicht Bestsellerautor<br />

werden!<br />

Schon mal davon geträumt,Nobelpreisträger,<br />

Rockstar, Fußballprofi<br />

oder Top-Model<br />

zu werden? Hat aber<br />

nicht geklappt? Alles<br />

halb so schlimm! Das<br />

TROSTBUCH beweist:<br />

Viel schlimmer als das<br />

Scheitern des Traums<br />

ist seine Erfüllung. 15<br />

Karriereträume werden<br />

genüsslich ausgemalt – und dann gnadenlos<br />

auseinander genommen. Herrlich komisch,<br />

wie die beiden Autoren Licht- und Schattenseiten<br />

von Ruhm und Erfolg beschreiben.<br />

„Gaw und Richter machen glücklich! Danke.“<br />

(Bastian Pastewka, Comedian). „Das vielleicht<br />

wichtigste Sachbuch des Jahres…<br />

Hut ab dafür!“ (Olli Welke, ZDF-heute-show).<br />

„Gerade rechtzeitig bin ich davor bewahrt<br />

worden, eine Karriere als Formel-1-Fahrer<br />

anzusteuern. Das Trostbuch hat mein Leben<br />

gerettet!“ (Maddin [Schneider]).<br />

Lou Richter/ Andreas Gaw: DAS TROSTBUCH.<br />

Lardon Media, 128 S., Hardcover, illustriert,<br />

14,95 € (D) • 15,40 € (A) • 25,50 sFr.<br />

Verlag sucht<br />

neue Texte!<br />

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Der FRANKFURTER LITERATURVERLAG<br />

nimmt Texte an:<br />

Gedichte, Erzählungen, Romane, Krimis,<br />

Lebenserinnerungen, Biographien,<br />

Kinder- und Jugendbücher, Theaterstücke,<br />

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Lektorat 4.0, Großer Hirschgraben 15<br />

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(Interview/Lesung)<br />

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Literarisches Schreiben<br />

Wenn Sie Freude am Schreiben haben, wenn Sie Ihre<br />

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Keine Zulassungsvoraussetzungen,<br />

Persönliche Betreuung durch einen einzeln<br />

abgestellten Lektor.<br />

Von Verlagsleitern u. Lektoren empfohlen!<br />

Ihre Leseprobe bitte an die<br />

CORNELIA GOETHE AKADEMIE<br />

vormals Deutsche Autorenakademie DAA<br />

Großer Hirschgraben 15, D-60311 Frankfurt/M.<br />

Tel. 069-13377-177, Fax-175, www.cornelia-goethe-akademie.de<br />

Gedichtwettbewerb<br />

der BRENTANO-GESELLSCHAFT<br />

FRANKFURT/M. MBH<br />

Die Themen lauten: Frei wählbares<br />

Thema (Klasse A), Der Jahrestag (Klasse<br />

B) und Die Reise (Klasse C).<br />

Ausgewählte Gedichte erscheinen im Standardwerk<br />

deutschsprachiger Lyrik, der Frankfurter<br />

Bibliothek.<br />

Einsendeschluß: 1. Oktober 2011. Sie können ein<br />

Gedicht über das Inter<strong>net</strong> oder per Post einreichen. Das<br />

eingesandte Gedicht darf 20 Zeilen nicht überschreiten;<br />

es muss maschinenschriftlich und mit Rückporto (3x EUR<br />

0,55) eingereicht werden (dem Autor entstehen außer dem Porto<br />

keine Kosten). Bitte geben Sie bei Ihrer Einsendung Ihr Geburtsjahr<br />

an. Dieses wird ggf. mitveröffentlicht. Es darf<br />

nur ein einziges Gedicht eingereicht werden.<br />

Redaktion der Frankfurter Bibliothek<br />

Brentano-Gesellschaft Frankfurt/M. mbH<br />

Großer Hirschgraben 15, D-60311 Frankfurt/M.<br />

Tel. 069-13377-177, Fax-175, www.brentano-gesellschaft.de


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und -autoren auf dem Laufenden. Damit<br />

mehr Zeit zum Lesen bleibt!<br />

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BuchTipps<br />

Belletristik | Krimi | Sachbuch | Ratgeber | Kinder- und Jugendbuch<br />

Zuhörer begeistern mit einer<br />

straffen Rede!<br />

Eine straffe Rede ist<br />

nicht unbedingt kurz,<br />

aber immer kurz-<br />

weilig. Reden straffen<br />

heißt, dass dem Zuhörer<br />

eine halbe Stunde<br />

wie fünf Minuten<br />

vorkommt. Dass er<br />

gefesselt ist, statt<br />

gelangweilt.<br />

Straffe Reden sind<br />

authentisch, emotional, unterhaltsam,<br />

spannend wie ein Krimi. Sie überraschen<br />

mit Fakten, nutzen Bilder, verzichten auf<br />

eine komplizierte Sprache und Floskeln,<br />

begeistern die Zuhörer, werden frei gehalten<br />

und machen Spaß. Den Zuhörern UND dem<br />

Redner.<br />

Katja Kerschgens, „Die Redenstrafferin“,<br />

öff<strong>net</strong> mit diesem Buch erstmals ihre Trickkiste<br />

für straffe Reden.<br />

<br />

Katja Kerschgens: Reden straffen statt<br />

Zuhörer strafen. GABAL, circa 144 S.,<br />

2-farbige Illustrationen von Timo Wuerz,<br />

19,90 € (D) • 20,50 € (A) • 30,50 sFr.<br />

Mit Armbrust & Pfl öcken:<br />

Sissi die Vampirjägerin<br />

Um Sissi ranken sich<br />

zahllose Legenden<br />

und Mythen. Aber<br />

von diesem Geheimnis<br />

wissen wohl nur die<br />

wenigsten…<br />

Wien. Es ist die Zeit<br />

des sogenannten<br />

„rothosigen Leutnants“,<br />

Franz-Joseph<br />

I., Soldat, Kaiser und:<br />

Vampir! Herzog Max<br />

Joseph in Bayern bildet seine beiden<br />

Töchter Helene und Elisabeth insgeheim<br />

im Kampf gegen die Untoten aus. Sie sollen<br />

direkt in das Herz der Vampir-Monarchie<br />

vorstoßen und sie vernichten. Dabei könnte<br />

die zunächst unscheinbare Romanze der<br />

jungen Elisabeth das Fundament einer<br />

ganzen Welt erschüttern. Ein wahrhaft<br />

majestätisches Horror-Satire-Vergnügen!<br />

<br />

Claudia Kern: Sissi die Vampirjägerin.<br />

Scheusalsjahre einer Kaiserin. Panini Verlags<br />

GmbH, 320 S., 12,95 € (D) • 13,40 € (A)<br />

Ein Haus, zwei Frauen,<br />

zwei Geheimnisse<br />

Ein kleines altes Haus<br />

am Rande der Großstadt<br />

und zwei Frauen,<br />

wie sie verschiedener<br />

nicht sein könnten:<br />

Jelisaweta ist 23 und<br />

für ein paar Wochen<br />

aus Smolensk nach<br />

Deutschland gekommen,<br />

um Wilhelmine<br />

zu pfl egen, die seit<br />

einem Unfall an ihr<br />

Bett gefesselt ist.<br />

Doch was als scheinbar ideales Arrangement<br />

beginnt, gerät bald außer Kontrolle und wird<br />

zu einem Kleinkrieg. Am Ende wird jede auf<br />

die Frage zurückgeworfen, was man mit sich<br />

anfängt, nachdem man der Wahrheit ins<br />

Auge gesehen hat. Eine zarte, kraftvolle<br />

und hoch spannende Geschichte von Schuld,<br />

Verdrängung und Verantwortung.<br />

<br />

<br />

Anzeige<br />

Eva Baronsky: Magnolienschlaf. Aufbau Verlag,<br />

224 S., Geb. mit Schutzumschlag, 17,95 € (D) •<br />

18,50 € (A) • 27,50 sFr., ISBN 978-3-351-03338-5<br />

Ein Insiderbericht aus der Société<br />

Générale<br />

Sonntag, 20. Januar<br />

2008: Die Leitung der<br />

Société Générale entdeckt,<br />

dass Jérôme<br />

Kerviel im Namen der<br />

französischen Großbank<br />

mit 50 Milliarden<br />

Euro spekuliert hat.<br />

Hugues Le Bret, selbst<br />

ehemaliger leitender<br />

Bankmanager der<br />

Société Générale,<br />

schildert, wie es gelang, den Bankrott ab-<br />

zuwenden. Zusammen mit der Finanzaufsicht<br />

– aber ohne Einschaltung der Politik –<br />

arbeiten sie an der Rettung des Weltfi nanzsystems;<br />

die Rechnungseinheit ist eine<br />

Milliarde Euro. Ein wesentlicher Beitrag zum<br />

Verständnis der Finanzkrise, ein persönliches<br />

Zeugnis, eine rückhaltlose Selbstprüfung.<br />

Hugues Le Bret: Die Woche, in der Jérôme<br />

Kerviel beinahe das Weltfi nanzsystem<br />

gesprengt hätte. Verlag Antje Kunstmann,<br />

296 S., 18,00 € (D) • 18,40 € (A) • 27,90 sFr.<br />

66 buchjournal 1/2011


BuchTipps<br />

Belletristik | Krimi | Sachbuch | Ratgeber | Kinder- und Jugendbuch<br />

Originell und spannend<br />

<br />

Ella Theiss: Die Spucke des Teufels.<br />

Historischer Roman. Grafi t Verlag, 286 S.,<br />

8,99 € (D) • 9,30 € (A) • 14,50 sFr.<br />

Wanderparadies Mallorca<br />

<br />

<br />

Mitreißend erzählt Ella<br />

Theiss in ihrem Debüt-<br />

roman von der kürzlich verwitweten<br />

Wirtin Lisbeth,<br />

die für ihre Unabhängigkeit<br />

über Leichen geht, und von<br />

den Bemühungen <strong>Friedrich</strong>s<br />

II., seinem Volk die<br />

Kartoffel nahezubringen.<br />

Sonnige Olivenhaine, spektakuläreKüstenlandschaften<br />

und aussichtsreiche<br />

Gipfel – 35 Touren laden ein,<br />

das „andere“ Mallorca zu<br />

entdecken. Mit empfehlenswertenEinkehrmöglichkeiten,<br />

ganz nach dem Motto<br />

„Wandern & Genießen“.<br />

Meyrinks Novellen werden<br />

in dieser Ausgabe in 3 Bänden<br />

zusammengefaßt.<br />

Sie vereinigen in sich die<br />

Hauptaspekte in seinem<br />

Schaffen – das Satirische<br />

geht eine Synthese ein mit<br />

dem Mystischen, Übersinnlichen,<br />

Esoterischen.<br />

Gustav Meyrink: Des deutschen Spießers Wunderhorn.<br />

3 Bde. i. Schuber. WFB Verlagsgruppe,<br />

164, 156, 164 S., 24,00 € (D) • 24,70 € (A)<br />

Dieses Buch zeigt die erfolgreiche<br />

Verbindung zwischen<br />

Hightech-Medizin und<br />

Naturheilverfahren. Wissenschaftlich<br />

fundiert wird<br />

veranschaulicht, wie beide<br />

Disziplinen in der Therapie<br />

sinnvoll miteinander kombiniert<br />

werden können.<br />

buchjournal 1/2011 67<br />

<br />

<br />

Anzeige<br />

Nach Lektüre der lustigen<br />

Erlebnisse des Landarztes<br />

Dr. Krieg wird jeder Leser<br />

zugeben: Er ist wirklich der<br />

Beste. Achtung: Es besteht<br />

Gefahr für Ihre Lachmuskeln,<br />

was weder Ihr Arzt<br />

noch Apotheker verhindern<br />

sollte.<br />

Dr. med. Helmuth Krieg: Ich bin einfach der<br />

Beste. medicus media verlag (Calw),135 S.,<br />

illustriert, 14,80 € (D), ISBN 978-3-9813964-0-9<br />

In einer Hinterhofmoschee<br />

explodiert eine Bombe: ein<br />

Anschlag der Rechten oder<br />

ein verunglücktes Attentat<br />

fanatischer Moslems?<br />

„Eckert braucht den Vergleich<br />

zu Grisham und John<br />

le Carré nicht zu scheuen.“<br />

hr2 Kultur<br />

Tradition der Phantastischen Literatur Leibspeisen aus Omas Küche<br />

Neue Wege in der Krebstherapie!<br />

<br />

Rolf Goetz: Mallorca. Wandern & Genießen.<br />

35 Touren. Bergverlag Rother, 192 S., 100 Farbabb.,<br />

19,90 € (D) • 20,50 € (A) • 30,50 sFr.<br />

Gustav Dobos / Sherko Kümmel: Gemeinsam<br />

gegen Krebs. Zabert Sandmann, 304 S., 24,95 €<br />

(D) • 25,70 € (A) • 37,90 sFr., www.zsverlag.de<br />

Ich bin einfach der Beste!<br />

Ein hochaktueller Politthriller<br />

<br />

Für alle, die sich nach den<br />

guten alten Klassikern<br />

sehnen! Über 80 Rezepte<br />

machen Lust auf jede Menge<br />

traditionelle Leibgerichte<br />

aus Omas Küche, wie Maultaschen,<br />

Schupfnudeln,<br />

Rote Grütze, Arme Ritter<br />

und vieles mehr.<br />

Birgit Hamm, Linn Schmidt: Heimwehküche.<br />

Dorling Kindersley, 192 S., über 100 Farbfotos,<br />

19,95 € (D) • 20,60 € (A) • 36,90 sFr.<br />

Stuttgarter Krimipreis 2011<br />

<br />

Horst Eckert: Sprengkraft. Thriller. Grafi t Verlag,<br />

413 S., 10,99 € (D) • 11,30 € (A) • 17,50 sFr.<br />

Beim Bau der Stuttgarter<br />

Fildermesse wird ein Toter<br />

gefunden. Die Ermittlunen<br />

führen in die Welt der Bauwirtschaft<br />

– einer Branche,<br />

in der ruinöser Preiskampf<br />

und die Skrupellosigkeit<br />

von Wirtschaftsbossen an<br />

der Tagesordnung sind.<br />

Birgit Hummler: Stahlbeton. Ein Stuttgart-Krimi.<br />

Silberburg-Verlag, 464 S., 12,90 € (D) • 13,30 € (A),<br />

ISBN 978-3-87407-988-4<br />

Der demokratische Kapitalismus, eine der<br />

größten Kräfte der Zivilisation, ist an den Rand<br />

seiner Existenz gedrängt worden. Eine neue<br />

Weltwirtschaftsordnung, die nicht länger von<br />

der Geldherrschaft und dem Kreditsystem der<br />

Banken abhängig ist, muss durch kluge Entscheidungen<br />

der Politik Wirklichkeit werden.<br />

Verfasst von einem internationalen Währungsexperten<br />

und einem globalen Wirtschaftswissenschaftler,<br />

eröff<strong>net</strong> Geldherrschaft einen<br />

ungeschönten Blick auf die Probleme, denen<br />

wir in der gegenwärtigen Krise gegenüberstehen.<br />

Die Autoren zeigen Lösungen auf, die<br />

Geldherrschaft zu zähmen, das Weltwährungssystem<br />

zu retten und den Kapitalismus zu<br />

seiner Rolle als Wachstums- und Innovationsmotor<br />

zurückzuführen.<br />

Wird die Zukunft ein Ende der Geldherrschaft<br />

und eine neue Welt des wirtschaftlichen<br />

Wachstums für alle bereithalten oder<br />

weiterhin Schauplatz einer unermüdlichen<br />

Abwärtsspirale von wirtschaftlichen Krisen<br />

sein? Wilhelm Hankel und Robert Isaak weisen<br />

den Weg in eine bessere Zukunft. Der Rest liegt<br />

allein in unseren Händen.<br />

Der Autor und Währungsexperte Wilhelm<br />

Hankel ist in der Öffentlichkeit durch seine Klagen<br />

gegen den Euro bekannt geworden. Sein<br />

Co-Autor Robert Isaak ist Globalisierungs- und<br />

Wirtschaftexperte. Diskutieren Sie mit beiden<br />

in Ihrem Blog:<br />

http//geldherrschaft.blogspot.com/<br />

Hankel, W. / Isaak, R.<br />

Geldherrschaft<br />

Ist unser Wohlstand noch zu retten?<br />

2011. Ca. 248 Seiten, ca. 8 Abbildungen.<br />

Gebunden. € 19,90


Im Gespräch<br />

Es ist höchste Zeit, dass Frauen sich nicht mehr (ihren) Männern unterordnen,<br />

meint Bascha Mika. Die ehemalige Chefredakteurin der „taz“ provoziert –<br />

und hat eine Mission: Selbstbestimmung und echte Gleichberechtigung.<br />

„Kämpfen macht Spaß“<br />

INTERVIEW: SABINE SCHMIDT • FOTOS: CORDULA GIESE<br />

nein, der sanftmütige, sich zurücknehmende<br />

Frauentyp ist sie nicht. Bascha<br />

Mika will und kann sich durchsetzen – und<br />

sie will provozieren, nicht zuletzt mit ihren<br />

Büchern. Mit ihrem ersten, „Alice Schwarzer.<br />

Eine kritische Biographie“, das sie<br />

schrieb, kurz bevor sie 1998 Chefredakteurin<br />

der Zeitung „taz“ wurde. Und jetzt wieder<br />

mit einem Buch: „Die Feigheit der<br />

Frauen“. Das entstand, nachdem sie als<br />

Chefredakteurin zurückgetreten war, um<br />

sich eigenen Projekten widmen zu können.<br />

Ein halbes Jahr hat sie an der Streitschrift<br />

gearbeitet, unter „klosterähnlichen Bedingungen“,<br />

sagt sie: sieben Tage die Woche<br />

und so versunken, dass sie im Januar, als das<br />

Buch fertig war, ihre Freunde zu einer „Doch<br />

– ich lebe noch“-Party einlud.<br />

Konflikte mag sie, kämpfen, provozieren.<br />

Aber die Frau, die die Tür zu ihrer geschmackvoll<br />

eingerichteten Dachgeschosswohnung<br />

in Berlin-Charlottenburg<br />

öff<strong>net</strong>, wirkt nicht aggressiv. Die 57-Jährige<br />

ist freundlich, offen, kommunikativ.<br />

Frischer Tee wird aufgebrüht, es gibt Plätzchen<br />

und Pralinen, Kaffee wäre auch zu haben<br />

oder Espresso. Auch sonst passt Bascha<br />

Mika nicht in das Bild, das gern von Feministinnen<br />

gezeich<strong>net</strong> wird, um sie zu diffamieren:<br />

verbissen und unattraktiv. Sie ist<br />

geschminkt, wie fast immer, trägt schönen<br />

Schmuck, schöne Kleidung und elegante<br />

Schuhe mit Absätzen. Zierlich, sportlich,<br />

nicht sonderlich groß – 1,54 ohne Absätze<br />

–, selbstbewusst, souverän, temperamentvoll.<br />

Insbesondere kaum zu bremsen, wenn<br />

es um das Buch geht, dem sie ein halbes<br />

Jahr ihres Lebens gewidmet hat.<br />

Frau Mika, was meinen Sie mit dem Buchtitel<br />

„Die Feigheit der Frauen“?<br />

Bascha Mika: Es geht mir um die vielen<br />

Frauen, die gleich und frei sein wollen und<br />

dann doch in die typisch weibliche Kiste<br />

klettern. Wir wissen aus Umfragen, dass ein<br />

großer Teil der Frauen, insbesondere der<br />

jungen, gut ausgebildeten alles haben will:<br />

eine partnerschaftliche Beziehung, Kinder<br />

und einen Job. Aber es ordnen sich auch<br />

schon junge Frauen ihren Freunden unter,<br />

sie nehmen zum Beispiel großartige Jobangebote<br />

nicht an, weil sie dann in einer anderen<br />

Stadt arbeiten würden als er, und<br />

wenn Kinder kommen, sind es erst recht die<br />

Frauen, die komplett zurückstecken.<br />

Warum ist das feige?<br />

Früher hatten Frauen keine Wahl, sie waren<br />

gezwungen, sich in vielen Punkten un-<br />

Zur Person<br />

Bascha Mika wurde 1954 in Polen geboren und siedelte<br />

mit ihrer Familie 1959 in die Bundesrepublik<br />

über. Nach einer Banklehre studierte sie Germanis<br />

tik, Philosophie und Ethnologie. Sie arbeitete<br />

als Redakteurin und Journalistin und veröffentlichte<br />

1998 eine kritische Alice-Schwarzer-Biografie,<br />

die für großes Aufsehen sorgte. Von 1998 bis<br />

2009 war sie Chefredakteurin der „taz“. Heute ist<br />

sie Honorarprofessorin an der Universität der<br />

Künste, Berlin, und freie Publizistin.<br />

terzuordnen, sie waren gesetzlich dazu<br />

verpflichtet, bis in die 1970er Jahre. Der<br />

Mann hatte an vielen Punkten die Entscheidungsbefugnis<br />

über das Leben seiner Frau,<br />

über das Vermögen, die Kinder. Er konnte<br />

sogar die Arbeitsstelle seiner Frau ohne ihr<br />

Wissen kündigen. Wir aber können heute<br />

selbst über unser Leben bestimmen. Dennoch<br />

scheint es für viele Frauen leichter zu<br />

sein, in die alte Rolle zu schlüpfen, zu<br />

einem Mann aufzuschauen und die Verantwortung<br />

sogar für das eigene Leben abzugeben,<br />

als für das einzustehen, was ihnen<br />

wichtig ist. Ja, es gibt einen starken Druck,<br />

einen starken Sog hin zu den alten Rollen<br />

– aber wer nicht Nein sagt, wer sich dagegen<br />

nicht wehrt, der hat für mich nicht den<br />

Mut, zu sich selbst zu stehen, zu einem<br />

weiblichen Ich, das auf Augenhöhe mit jedem<br />

Mann ist. Wenn man dem Druck nachgibt,<br />

auch wenn er noch so stark ist, dann<br />

ist man, finde ich, feige.<br />

Spätestens wenn eine Frau schwanger wird,<br />

wird der Druck aber massiv: Frauen, die ihren<br />

Kindern keinen 24-Stunden-Service bieten, gelten<br />

in Deutschland als schlechte Mütter. Und es<br />

ist ja auch kein Zuckerschlecken, Beruf und Familie<br />

unter einen Hut zu bekommen.<br />

Ja, da sind wir uns einig: Die männlich<br />

dominierten Gesellschaftsstrukturen insgesamt,<br />

aber auch spezielle Regelungen<br />

wie die Kinderbetreuung sind Mist. Zum<br />

Beispiel die 35 Prozent, die jetzt für 2013 an<br />

Kita-Plätzen für Kinder unter drei Jahren<br />

versprochen werden – 35 Prozent, das ist<br />

absolut lächerlich. Aber die Frage ist doch<br />

auch, wie Frauen damit umgehen. Die 0<br />

68<br />

buchjournal 1/2011


uchjournal 1/2011 69<br />

Powerfrau „Wenn ich einen Berg sehe, will ich nach oben“, sagt Bascha Mika.<br />

Hindernisse schrecken sie nicht, sondern geben ihr ein intensives Lebensgefühl


IM GESPRÄCH<br />

meisten ziehen sich den Kinderschuh<br />

völlig allein an.<br />

0 »Natürlich ist die<br />

Welche Alternativen sehen Sie?<br />

Warum teilt sich ein Paar nicht die Elternzeit?<br />

Wenn ein Elternpaar sich dafür entscheidet,<br />

dass das Kind die ersten zwei Jahre<br />

zu Hause bleiben soll, finde ich das völlig<br />

verständlich, ich würde das wahrscheinlich<br />

auch so machen. Dass die Frau zuerst zu<br />

Hause bleibt, ist auch klar, der Mann kann<br />

nun mal nicht stillen. Aber was kommt<br />

dann? Warum übernimmt der Mann nicht<br />

die zweite Hälfte der Elternzeit? Weil es ihm<br />

beruflich schadet, sagt er. Aber was ist mit<br />

dem Beruf der Frau? Und auch wenn er mehr<br />

Geld verdient als sie, ist es letztlich eine<br />

idiotische Rechnung, weil es doch auch um<br />

ihre Versorgungsansprüche geht. Und es<br />

geht zugleich um mehr als Geld: Es geht<br />

auch darum, dass die Frauen in der Welt<br />

sind, dass sie sich bewähren und Anerkennung<br />

finden und nicht emotional abhängig<br />

sind von ihren Männern.<br />

Dennoch: Wenn Mütter erwerbstätig bleiben,<br />

ist es extrem anstrengend, Kinder und Beruf<br />

zu vereinbaren, selbst wenn der Partner mitzieht.<br />

Ja, so ist es leider. Aber wir haben doch<br />

jetzt lange genug abgewartet, um zu erkennen,<br />

dass sich nichts tut. Wir müssen<br />

schon selbst dafür kämpfen, sonst passiert<br />

eben nichts. Nur wenn wir Frauen das<br />

Quote eine Krücke,<br />

aber eine, die<br />

wirklich hilft«<br />

männlich geprägte System nicht mehr unterstützen,<br />

wird sich etwas ändern.<br />

Wie ist das bei Ihnen: Sind Sie auch manchmal<br />

in Versuchung, nachzugeben und in eine typische<br />

Frauenrolle zu schlüpfen?<br />

Na klar. Es gibt eine starke Anziehungskraft<br />

der alten Rollen, wir sind ja auch alle<br />

auf sie hinsozialisiert. Deswegen rede ich in<br />

meinem Buch auch immer wieder von „wir“:<br />

weil ich glaube, dass fast alle Frauen die Verführungskraft<br />

der alten Rollen kennen.<br />

Es gibt aber auch Frauen, die nicht in den alten<br />

Rollen leben und die öffentlich sichtbar sind.<br />

Angela Merkel, Ursula von der Leyen, Anne<br />

Will oder Bascha Mika. Ist das nicht ein Zeichen<br />

dafür, dass alles bestens ist – jede Frau wählt<br />

sich eben das Leben aus, das sie haben will?<br />

Nein, es ist nicht alles bestens. Wenn<br />

viele Frauen, die eigentlich den Anspruch<br />

haben, gleich und frei zu sein, ihr Leben<br />

einem Mann unterordnen, ist das nicht in<br />

Ordnung. Und auch die Zahl der Frauen in<br />

Führungspositionen ist ein Witz.<br />

Was halten Sie von der Quote?<br />

Sehr viel. Sie ist eine Krücke, aber eine,<br />

die wirklich hilft. Wie sehr, habe ich bei<br />

der „taz“ erlebt: Sie war der erste Betrieb<br />

in Deutschland, der eine 50 : 50-Quote<br />

hatte. Es gibt in Deutschland über 300<br />

Zeitungstitel, und als ich Chefredakteurin<br />

wurde, hatte ich drei Kolleginnen im<br />

Regionalbereich, überregional keine. Als<br />

ich nach elf Jahren aufhörte, war die Situation<br />

unverändert, während ich bei der<br />

„taz“ schon die dritte Frau an der Spitze<br />

war, und nach mir kam eine weitere Chefin.<br />

Ich finde es wahnsinnig dumm, wenn<br />

Frauen gegen die Quote sind – sie hilft,<br />

und schließlich kommen Männer ja auch<br />

nicht nur durch Leistung und Engagement<br />

an die Spitze. Der einzige Unterschied<br />

ist, dass die Quote der Männerbünde<br />

inoffiziell ist.<br />

War es ein Ziel, ein Wunsch von Ihnen, Chefredakteurin<br />

zu werden, oder ist Ihnen das irgendwie<br />

passiert?<br />

Eine Führungsposition zu haben, entscheiden<br />

zu können, war immer mein Ziel.<br />

Ich war immer Klassensprecherin, und<br />

Ehrgeiz war für mich selbstverständlich.<br />

Dennoch, und das ist typisch feige Frau,<br />

hätte ich mich nicht in der Redaktion hingestellt<br />

und laut gesagt, dass ich Chefredakteurin<br />

der „taz“ werden will, auch<br />

wenn ich es wollte. Ich wurde gefragt.<br />

Aber Sie haben auch nicht Nein gesagt, obwohl<br />

die Chefredaktion damals ein Kamikaze-Unternehmen<br />

war: Sie waren die Nummer<br />

13 in acht Jahren. Warum haben Sie sich<br />

darauf eingelassen?<br />

Mich reizt das Risiko, und eine Sache,<br />

die ein bisschen gefährlich riecht, finde<br />

ich gut.<br />

70<br />

buchjournal 1/2011


Wie war es, als Sie Chefi n wurden?<br />

Ich war damals schon zehn Jahre bei der<br />

„taz“, ich war beliebt – und ich wusste, dass<br />

sich das sofort ändern würde, auch deshalb,<br />

weil die Chefredaktion damals geradezu<br />

verhasst war. Aber nach einem Jahr hatte ich<br />

mir durch meine Arbeit und mein Engagement<br />

so viel Respekt erworben, dass die<br />

massiven Konfrontationen aufhörten.<br />

Wie sind Sie mit dem Druck fertiggeworden?<br />

Das Leben ist nicht immer einfach, aber<br />

deswegen ist es doch nicht schlecht. Sehr<br />

viel Arbeit schreckt mich nicht, und ich<br />

kann auch Druck aushalten. Ich bin eine<br />

Kämpfernatur. Kämpfen macht Spaß – das<br />

ist auch etwas, was ich mit meinem Buch<br />

sagen möchte. Natürlich sind Konfl ikte<br />

nicht immer einfach, man kann auch Pech<br />

haben und auf die Schnauze fallen. Aber es<br />

prickelt doch auch, wenn man Herausforderungen<br />

annimmt, es macht einen wach<br />

– es ist ein intensives Lebensgefühl.<br />

Viele Frauen sind eher keine Kämpfernaturen,<br />

nicht zuletzt auch deshalb, weil das Mädchen<br />

auch heute noch geradezu ausgetrieben wird.<br />

Wie kommt es, dass Sie anders ticken?<br />

Meine Familie spielt sicherlich eine<br />

große Rolle. Ich habe einen älteren Bruder,<br />

wir mochten uns supergern, aber wir ha-<br />

Lesezeichen<br />

Bascha Mika: Die Feigheit der<br />

Frauen. Rollenfallen und<br />

Geiselmentalität. Eine Streitschrift<br />

wider den Selbstbetrug.<br />

C. Bertelsmann, 256 S., 14,99 €<br />

(D) • 15,50 € (A) • 24,90 sFr.<br />

buchjournal 1/2011 71<br />

Erleichterung, weil das<br />

Buch fertig ist – und schon<br />

geht es weiter: mit der<br />

Überzeugungsarbeit<br />

im Gespräch<br />

ben uns ständig geschlagen, und es ging<br />

bei uns beiden immer darum, wer gewinnt.<br />

Wie viele Geschwister haben Sie?<br />

Wir sind fünf, und weil ich das älteste<br />

Mädchen war, wurde ich sehr früh in die<br />

Verantwortung genommen – und ich habe<br />

wohl bei meinen jüngeren Geschwistern<br />

alle meine Muttergefühle ausgetobt. Meine<br />

Mutter ist Hilde, eines der Fallbeispiele aus<br />

meinem Buch: die 78-jährige Bankerin,<br />

Mutter von fünf Kindern, die ihr ganzes Leben<br />

lang hart gearbeitet hat. Sie hat das<br />

nicht nur getan, um uns Kindern eine gute<br />

Ausbildung zu fi nanzieren und das Haus<br />

bezahlen zu können, sondern sie wollte das<br />

auch. Gleichzeitig habe ich aber einen sehr<br />

traditionellen Vater, was Rollen angeht. Er<br />

hat mich immer schon als kleines Mädchen<br />

mit klassischen Klischees geärgert.<br />

Es ist oft so, dass hinter einem erfolgreichen<br />

Mann eine Frau steht, die ihm den Rücken freihält.<br />

Wie war das bei Ihnen – mussten Sie sich<br />

die Unterstützung Ihres Partners erkämpfen?<br />

Nein, ich könnte auch nicht mit einem<br />

Mann zusammen sein, bei dem ich mir<br />

das erkämpfen müsste. Für mich funktioniert<br />

eine Beziehung nur partnerschaftlich<br />

und während meiner Zeit als Chefredakteurin<br />

hat mein Liebster mir tatsächlich<br />

sehr viel abgenommen. Das heißt<br />

nicht, dass ich den Job sonst nicht hätte<br />

machen können, aber mit weniger Lebensqualität.<br />

Allerdings war mir immer<br />

bewusst, dass das ein Privileg war. Vielen<br />

der Frauen in Führungspositionen, denen<br />

ich begeg<strong>net</strong> bin, geht es nicht so gut.<br />

Und hier sind wir wieder beim Thema<br />

meines Buchs: Ich fi nde, sie sollten auch<br />

etwas für sich selbst tun und dafür kämpfen,<br />

dass es besser wird. <br />

Führungskraft<br />

mit Leib<br />

und Seele<br />

Eigene unternehmerische Quali-<br />

âtäten und Fähigkeiten entdecken<br />

Eigene Ideen einbringen – unter-<br />

ânehmerisch aktiv gestalten<br />

Eigenen Bewegungsspielraum im<br />

âUnternehmen stärken<br />

Ca. 220 Seiten, € 24,90 (D) /<br />

6 € 25,60 (A) / sFr 37,90<br />

ISBN 978-3-86936-173-4<br />

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Tel. 069 830066-0 · Fax 069 830066-66


Lesestoff Sachbücher<br />

SCHLICHT UND EINFACH<br />

Crashkurs zum Mitreden<br />

Im Konzert gelangweilt,<br />

Theaterstück nicht verstanden<br />

und kein Kommentar<br />

zur Ausstellung „Moderne<br />

Kunst“? Damit wir demnächst<br />

mitreden können,<br />

geben Markus Reiter und<br />

Tim Schleider einen Crashkurs<br />

in Sachen westliche<br />

Kultur. Ob Architektur oder<br />

Malerei, Film, Theater und Oper, Musik oder Literatur,<br />

aber auch Philosophie und Religion: Dieser<br />

Kulturführer für zwischendurch ist leicht und verständlich<br />

geschrieben, und am Ende eines jeden<br />

Kapitels geben Top-Ten-Listen einen Überblick,<br />

welche Bücher, Theaterstücke oder Filme am besten<br />

für den Einstieg geeig<strong>net</strong> sind. Wer schnell<br />

wissen möchte, wie das mit den verschiedenen<br />

Säulenarten war oder dem Goldenen Schnitt, was<br />

eine Operette oder gute Literatur ausmacht, der<br />

fi ndet hier kompakte Antworten. nf<br />

^ Markus Reiter, Tim Schleider: „Kultur für<br />

Banausen. Alles, was Sie wissen müssen, um<br />

mitreden zu können“. Ehrenwirth, 320 S.,<br />

16,99 € (D) • 17,50 € (A) • 25,90 sFr.<br />

LEBENDIGE GESCHICHTE<br />

Impressionen aus der Türkei<br />

Geschichtliche Entwicklungen<br />

einprägsam zu vermitteln<br />

– das gelingt dem<br />

Essayband „Hundert Jahre<br />

Türkei“ vortreffl ich. Denn<br />

die Herausgeberinnen, eine<br />

Literatur- und eine Islamwissenschaftlerin,<br />

lassen<br />

Zeitzeugen erzählen, Politiker,<br />

Intellektuelle, Journalisten,<br />

Schriftsteller. So fügt sich aus Tagebüchern,<br />

Reden und Zeitungsartikeln mosaikartig<br />

ein authentisches Bild von der Entstehung des<br />

türkischen Staats und kulturellen Umbrüchen,<br />

das Probleme wie Nationalismus, Frauenemanzipation<br />

und Re-Islamisierung einschließt. Das<br />

Werk bildet den Abschluss der 20-bändigen „Türkischen<br />

Bibliothek“ des Unionsverlags, das Meilensteine<br />

türkischer Literatur von 1900 bis heute<br />

versammelt. hc<br />

^ Hülya Adak, Erika Glassen (Hrsg.): „Hundert Jahre<br />

Türkei. Zeitzeugen erzählen“. Unionsverlag, 544<br />

S., 24,90 € (D) • 25,60 € (A) • 37,90 sFr.<br />

© Yakobchuk / istockphoto<br />

AUS DEM NÄHKÄSTCHEN GEPLAUDERT<br />

Live bei der Gallen-OP<br />

Eine Biografi e der anderen Art: Chronologisch<br />

geord<strong>net</strong>e Berichte und Aufzeichnungen rekonstruieren<br />

Ereignisse aus dem Leben des österreichischen<br />

Schriftstellers Robert Musil und beleuchten<br />

diesen besonderen, berühmten Autor<br />

aus ganz eigenen Perspektiven. Der Leser ist<br />

live bei Musils Gallenoperation dabei, erfährt,<br />

dass sich der Dichter im Frankfurter Goethe-<br />

Haus nicht für die Bibliothek, sondern für die<br />

gusseisernen Öfen interessierte und dass Bertolt<br />

Brechts Kommentar zu Musils Komödien-<br />

Manuskript „Vinzenz“ schlicht „Scheiße“ lautete.<br />

Amüsant ist auch die Geschichte jenes Verehrers,<br />

der Musil im Sprechzimmer der Österreichischen<br />

Nationalbibliothek nicht erkannte –<br />

vermutlich hatte er eine stattlichere Erscheinung<br />

als den 1,64 Meter großen kahlköpfi gen<br />

Mann erwartet. Prominente wie Elias Ca<strong>net</strong>ti,<br />

Ignazio Silone oder Ninon Hesse wechseln mit<br />

unbekannteren Augenzeugen, und so wird<br />

während der Lektüre aus<br />

dem Autor des Klassikers<br />

„Der Mann ohne Eigenschaften“<br />

ein Mann mit vielen<br />

Eigenschaften. hc<br />

^ Karl Corino: „Erinnerungen<br />

an Robert Musil.<br />

En face – Texte von Augenzeugen“.<br />

Nimbus, 280 S., 36,– €<br />

(D) • 37,10 € (A) • 48,– sFr.<br />

Das Gehirn auf<br />

Abwegen ...<br />

72<br />

NEUROLOGIE<br />

Wahre<br />

Geschichten<br />

Die Fallgeschichten des englischen, seit Langem<br />

in New York lebenden Neurologen<br />

Oliver Sacks entführen in Welten, die auch<br />

Dr. House noch überraschen dürften: Da ist<br />

eine Pianistin, die keine Noten mehr erkennt;<br />

ein Autor, der Worte nicht mehr wahrnimmt;<br />

Menschen, die Gesichter nicht mehr<br />

zuordnen können. Mit Menschenfreundlichkeit,<br />

Witz, Leichtigkeit und Klarheit versteht<br />

es Sacks, von rätselhaften neurologischen<br />

Ausfällen des Gehirns zu erzählen. Besonders<br />

berührend sind die zwei letzten Kapitel,<br />

in denen Sacks zu seinem eigenen Objekt<br />

wird: Er berichtet von einer schweren Augenerkrankung,<br />

die ihm, dem erfahrenen<br />

Mediziner, unkontrollierbare, ja geradezu panische<br />

Angst eingefl ößt hat. Infolge eines<br />

bösartigen Tumors verfügt er heute nur noch<br />

über ein stark eingeschränktes Gesichtsfeld,<br />

die rechte Hälfte fehlt ganz. Eindringlich<br />

schildert er den Schrecken, wenn Menschen<br />

urplötzlich aus seinem Blick verschwinden<br />

und ebenso jäh wieder auftauchen. So verwundert<br />

es nicht, dass er sich im Schlussessay<br />

mit Blinden auseinandersetzt, die zäh<br />

ganz unterschiedliche Kompensationswege<br />

einschlugen. Und auf sehr individuelle, erstaunliche,<br />

mutige Art und Weise ein erfülltes<br />

Leben führen. ky<br />

^ Oliver Sacks: „Das innere Auge. Neue<br />

Fallgeschichten“. Übersetzt von Hainer Kober.<br />

Rowohlt, 288 S., 19,95 € (D) • 20,60 € (A) •<br />

30,50 sFr.<br />

buchjournal 1/2011


EINSICHTEN EINES EINFLUSSREICHEN<br />

Neue Diplomatie<br />

Der 1977 in Indien geborene und heute in New<br />

York lebende Politologe Parag Khanna gilt als<br />

einer der ausgewiesenen Experten für Internationale<br />

Beziehungen und für die Entwicklung von<br />

Zukunftsszenarien in einer globalisierten Welt.<br />

Welche Rolle die Diplomatie in Zukunft spielen<br />

kann, sagt Khanna, laut dem Magazin „Esquire“<br />

einer der „75 einfl ussreichsten Menschen des<br />

21. Jahrhunderts“, in seinem neuen Buch. Nicht<br />

erst seit den spektakulären Wikileaks-Enthüllungen<br />

wissen wir, dass die diplomatischen Gepfl<br />

ogenheiten in einer zusehends öffentlicher<br />

werdenden Welt sich<br />

zwangsläufi g ändern. Die<br />

Diplomatie, wie wir sie<br />

kennen, so prophezeit<br />

Khanna, hat ausgedient.<br />

Basierend auf den Erfahrungen<br />

der Jahrhunderte<br />

entwickelt er die Theorie<br />

einer „Mega-Diplomatie“,<br />

die sich in folgendem<br />

Satz zusammenfassen<br />

DER ETWAS ANDERE BENIMM-GUIDE<br />

Wie peinlich!<br />

Gesprächsrüpel, Gefühlsautisten, Danebenbenimmkünstler:<br />

Für alle, die „Knigge“ erst googeln<br />

müssen, gibt es nun den viel lustigeren<br />

„Anti-Knigge“. Die Werbetexterin Nina Puri hat<br />

einen wunderbar genau dem zeitgenössischen<br />

Menschenzoo abgelauschten Peinlichkeits-Guide<br />

zusammengestellt, mit dem zukünftig kein Fettnapf<br />

mehr auszulassen ist, ob im Büro, im Restaurant<br />

oder im Straßenverkehr. Blamagen bei<br />

Begrüßung, Kinderaufzucht, E-Kommunikation<br />

oder Paarungsanbahnung werden so unvermeidlich.<br />

Treffsicher handelt sie bestürzend lustige<br />

wie realistische Szenen ab. Doch das Lächeln<br />

friert bald ein, das Lachen bleibt im Hals<br />

stecken. Denn: Habe ich nicht gestern auf genau<br />

diese Weise jemanden begrüßt? Bin ich nicht<br />

vorgestern selber kopfüber und beidfüßig in diesen<br />

Fauxpas-Topf gesprungen<br />

(was ich erst jetzt erkenne)?<br />

Und: Exakt das<br />

habe ich ja auch gesagt –<br />

wie peinlich! ky<br />

^ Nina Puri: „Tischlein, leck<br />

mich. Wie man sich anständig<br />

danebenbenimmt“. Droemer<br />

Knaur, 240 S., 14,99 € (D) •<br />

15,50 € (A) • 23,50 sFr.<br />

buchjournal 1/2011 73<br />

lässt: „Global regieren, lokal<br />

handeln.“ Denn die<br />

entscheidenden Konfl ikte,<br />

von denen wir uns zukünftig<br />

herausgefordert<br />

sehen, erkennt Khanna in<br />

den jeweiligen Regionen,<br />

von wo aus sie sich zu<br />

globaler Bedeutung ausweiten:<br />

Über bevölkerung,<br />

religiöser Fundamentalismus, Ressourcenknappheit.<br />

„Die Revolution in der Informationstechnologie“,<br />

so Khanna, „befähigt Menschen<br />

zu eigenmächtigem Handeln, und dies wird uns<br />

in eine Welt wechselseitiger Beziehungen zwischen<br />

zahllosen Gemeinschaftenunterschiedlicher<br />

Größe führen.“<br />

^ Parag Khanna: „Wie<br />

man die Welt regiert. Eine<br />

neue Diplomatie in Zeiten<br />

der Verunsicherung“.<br />

Übersetzt von Thorsten<br />

Schmidt. Berlin Verlag,<br />

cs<br />

Die neuen Medien verändern die Welt – 336 S., 26,– € (D) •<br />

und die Art, wie über sie verhandelt wird 26,80 € (A) • 38,90 sFr.<br />

© Joachim Wendler - Fotolia<br />

INSIDER-BERICHT<br />

Eine Stadt und ihr Trauma<br />

Jochen Kalka ist Journalist,<br />

Vater von zwei Kindern, er<br />

wohnt in Winnenden – und<br />

er hat ein Buch über den<br />

Schul-Amoklauf vom 11.<br />

März 2009 in der Stadt nahe<br />

Stuttgart geschrieben. Damals<br />

kamen 15 Menschen<br />

und der Amokläufer ums<br />

Leben. Kalka hat sein Buch<br />

aus subjektiver Insider-Perspektive verfasst – seine<br />

zwei Töchter kannten Schüler, die mit einigen<br />

der Getöteten befreundet waren –, und er liefert<br />

andere Einsichten und Beobachtungen als Psychologen,<br />

Professoren oder Geistliche. Es ist ein an<br />

keiner Stelle abstrakter, sondern ein fast durchgehend<br />

ergreifender, oft wütender und stets auf genauen<br />

Beobachtungen gründender Bericht über<br />

eine Stadt, die sich verändert hat. Über Schüler,<br />

die noch lange danach Albträume hatten. Über<br />

leere Versprechungen und Apathie. Über zynische<br />

und oberfl ächliche Medien. Und vor allem über ein<br />

erschreckend lasches Waffenrecht, das weitere<br />

Amokläufe begünstigen könnte. ky<br />

^ Jochen Kalka: „Winnenden. Ein Amoklauf und<br />

seine Folgen“. DVA, 240 S., 17,99 € (D) • 18,50 € (A) •<br />

27,90 sFr.<br />

DER<br />

CASSIUS<br />

CLAY VOM<br />

WALDHOF<br />

„Deutschlands Sozialarbeiter<br />

Nummer eins.“<br />

welt am sonntag<br />

Hardcover mit Schutzumschlag<br />

192 Seiten<br />

mit vielen Fotos<br />

ca. € 19,90 [D] / € 20,50 [A] / sfr 30,50<br />

ISBN 978-3-8436-0015-6<br />

Er wächst auf in einer Mannheimer Barackensiedlung,<br />

wird als Star der deutschen<br />

Box-Szene gefeiert, rutscht ab ins kriminelle<br />

Milieu und verbringt zehn Jahre hinter<br />

Gittern. Nun arbeitet Charly Graf, die Boxlegende,<br />

als Lehrer für schwer erziehbare<br />

Jugend liche. Er bringt ihnen das Boxen<br />

bei und hilft ihnen, einen Weg zu gehen,<br />

der nicht von Gewalt, sondern von Selbstvertrauen<br />

bestimmt ist. Einen<br />

Weg, für den man immer wieder<br />

kämpfen muss.<br />

www.patmos.de


In Frankfurt gekauft, nach Hamburg<br />

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SACHBUCH_PHILOSOPHIE<br />

Darf ich lügen, wenn es die Situation<br />

erfordert, schwarzfahren, wenn der<br />

Automat kaputt ist, und soll ich Bettlern<br />

Geld spenden? „SZ“-Kolumnist Rainer<br />

Erlinger hat dem Thema Moral im Alltag<br />

nun ein ganzes Buch gewidmet.<br />

Kant<br />

im Kopf<br />

TEXT: ELISABETH GRÜN<br />

U -Bahn.<br />

Plötzlich schiebt eine ärmlich<br />

gekleidete Gestalt dem Fahrgast einen<br />

abgegriffenen Pappzettel unter die Nase:<br />

„Bin gehörlos. Bitte Geld.“ Sofort sieht sich<br />

der Adressat dieser Bitte bei der Moral gepackt<br />

und fragt sich: Spende ich? Die Antwort<br />

moralischer Institutionen glaubt man<br />

zu kennen: Ja! – Allerdings melden sich<br />

auch Gegenargumente: Niemand kann so<br />

häufig spenden, wie Menschen in der Berliner<br />

U-Bahn betteln!<br />

Über die Steuern fi-<br />

»Moralische Maximalforderungen<br />

überfordern<br />

den Menschen«<br />

nanziert man schon<br />

Sozialhilfe für Bedürftige!<br />

Und unterstützt<br />

man nicht mit mancher<br />

Spende das System<br />

skrupelloser Betrüger<br />

und Wucherer?<br />

Wie also mit dieser<br />

Situation moralisch korrekt umgehen? Derlei<br />

„Gewissensfragen“ behandelt der promovierte<br />

Mediziner und Jurist Rainer Erlinger<br />

seit 2002 in einer Kolumne im Magazin<br />

der „Süddeutschen Zeitung“. Nun legt der<br />

Autor nach drei Kolumnensammlungen<br />

eine grundsätzliche Auseinandersetzung<br />

mit Moral im Alltag vor: „Moral. Wie man<br />

richtig gut lebt“ (erscheint am 10. März).<br />

Richtig und fair handeln gegenüber anderen,<br />

dabei selber gut leben? Schon sind<br />

wir mitten in der Philosophie, bei Aristo-<br />

teles. Der beschrieb ethische Tugend als<br />

Entscheidung „in der Mitte zwischen dem<br />

Übermaß und dem Mangel“, kurz: Mit moralischen<br />

Maximalforderungen ist der<br />

Mensch in der Regel überfordert. Denn wer<br />

ist schon heilig? Leicht und undogmatisch<br />

wägt Erlinger im ersten Kapitelbündel seines<br />

Buchs vermeintlich sichere Moralvorstellungen<br />

– nicht egoistisch zu sein, nicht<br />

zu lügen, Toleranz zu zeigen – auf ihre tatsächlichen<br />

Werte, aber<br />

auch Gefahren ab und<br />

74<br />

erklärt daran philosophische<br />

Hintergründe.<br />

Auf diese Weise schält<br />

er eine Handvoll Grundsätze<br />

heraus: Kants Diktum,<br />

der Mensch solle<br />

niemals als Mittel gebraucht<br />

werden, Kants kategorischen Imperativ<br />

(„Handle nur nach derjenigen Maxime,<br />

durch die du zugleich wollen kannst, dass<br />

sie ein allgemeines Gesetz werde!“). Oder die<br />

Sentenz des US-Juristen Oliver Wendell<br />

Holmes junior: „Das Recht, meine Faust zu<br />

schwingen, endet dort, wo die Nase des<br />

Nächsten anfängt.“ Diese Grundsätze bilden<br />

die Richtschnur für die Beurteilungen der<br />

Alltagssituationen des zweiten Buchteils:<br />

Höflichkeit, Sex, Mülltrennung und Biohähnchen<br />

– mit Kant im Kopf ist alles sauber<br />

buchjournal 1/2011


© Agentur Ostkreuz<br />

© Denis Pepin - Fotolia<br />

Spenden oder<br />

vorübergehen?<br />

Moralische Fragen des<br />

Alltags begegnen<br />

einem auf Schritt und Tritt<br />

zu lösen. Hingegen greifen die überkommenen<br />

Moralvorstellungen nicht mehr,<br />

sondern müssen überprüft werden: „Die<br />

Aufklärung, der Ausgang des Menschen aus<br />

seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit,<br />

hat unser Leben erreicht.“<br />

Das sehen auch andere Autoren so. War<br />

das originär Philosophen und Theologen<br />

angestammte Feld der Moral länger markiert<br />

durch radikale Forderungen wie<br />

„Schluss mit lustig“ (Peter Hahne) oder<br />

reine Textsammlungen wie <strong>Friedrich</strong><br />

Schorlemmers „Buch der Werte“, beschäftigen<br />

sich nun auch wieder Vertreter anderer<br />

Disziplinen damit, „Wie die Evolution<br />

die Moral hervorbrachte“ (Frans de<br />

Waal), oder denken über „Aufrichtigkeit<br />

im Kapitalismus“ (Wolfgang Engler) nach.<br />

Moral, das subakute Dauerthema, hat offenbar<br />

mit der Banken- und Finanzkrise<br />

und aktuellen interkulturellen Konfl ikten<br />

äußerst fruchtbaren Dünger erhalten.<br />

buchjournal 1/2011 75<br />

Lesezeichen<br />

j<br />

Rainer Erlinger: „Moral. Wie man richtig gut lebt“.<br />

S. Fischer, 368 S., 19,95 € (D) • 20,60 € (A) • 30,50 sFr.<br />

Erscheint am 10. März<br />

Rainer Erlinger: „Moral. Wie man richtig gut lebt“.<br />

Gelesen von Axel Milberg. Der Hörverlag,<br />

19,95 € (D / A) • 31,90 sFr. Erscheint am 18. März<br />

Die wachsende Anzahl der neueren Publikationen,<br />

in denen vorsichtig eine Ethik als<br />

Refl exion darüber formuliert wird, wie Moral<br />

aussehen kann, zeugt womöglich vom<br />

Einsickern eines anderen Umgangs mit Moral<br />

in den Zeitgeist. So will auch Erlinger<br />

„nicht versuchen, für alle Fälle des Lebens<br />

Handlungsanweisungen zu geben“, sondern<br />

bietet im dritten Teil seines Buchs mit<br />

den Begriffen Achtung, Verständnis und<br />

Rücksicht bewegliche Prinzipien für eine<br />

Ethik von heute, statt Moral von gestern.<br />

Einen stark appellativen Charakter hat Erlingers<br />

Buch dennoch. Aber das dürfte an<br />

der Dringlichkeit einvernehmlicher Ordnungen<br />

fürs menschliche Miteinander liegen:<br />

Wir brauchen Moral, keine Frage. Daher<br />

ist der Imperativ der Moral gewissermaßen<br />

eingeboren, ob er nun wie bei Sloterdijk lautet<br />

„Du mußt dein Leben ändern“ oder eben<br />

eher empfehlend daherkommt: „Wie man<br />

richtig gut lebt“. Offen allerdings bleibt bei<br />

diesen aufklärerischen Konzepten, wie Menschen<br />

ohne ausreichendes Refl exionsvermögen<br />

ihre Ethik bilden können. Und bei Erlinger<br />

ausgespart ist die Arbeitswelt, in der eine<br />

solche Ethik, beruhend auf der Kunst des<br />

Hinterfragens, gerade heute oft nicht einmal<br />

erwünscht ist. <br />

^ Rainer Erlinger, geboren 1965, ist promovierter Mediziner und Jurist.<br />

Nach Tätigkeiten als wissenschaftlicher Mitarbeiter, Arzt und Rechtsanwalt<br />

arbeitet er jetzt als Publizist vor allem auf dem Gebiet der Ethik.<br />

Bekannt ist Erlinger durch seine Kolumne „Die Gewissensfrage“, die<br />

allwöchentlich im Magazin der „Süddeutschen Zeitung“ erscheint.<br />

Irrtum und Preisänderungen vorbehalten.<br />

Manfred Spitzer<br />

Dopamin & Käsekuchen<br />

Hirnforschung à la carte<br />

In den neuesten Essays von Manfred Spitzer, die<br />

wieder einmal ebenso wissenschaftlich fundiert<br />

wie amüsant sind, geht es nicht nur um käsekuchensüchtige<br />

Ratten. Daneben nimmt er viele<br />

andere Fragen aufs Korn, die uns schon lange<br />

beschäftigen: Wir alle wissen, dass zuviel Zucker<br />

einen negativen Effekt auf den Leibesumfang<br />

hat, aber wussten Sie auch, dass Zucker hilft,<br />

unsere Zukunft zu planen? Oder dass auch Väter<br />

Schwangerschaftsdepressionen bekommen?<br />

2011. 228 Seiten, 57 Abb., 3 Tab., kart.<br />

€ 19,95 (D) / € 20,60 (A) • ISBN 978-3-7945-2813-4<br />

Heinz Hilbrecht<br />

Meditation und Gehirn<br />

Alte Weisheit und moderne Wissenschaft<br />

Seit über 2500 Jahren meditieren Menschen<br />

und erleben die verblüffenden Wirkungen der<br />

Meditation auf Gehirnleistungen, den Abbau<br />

von Stress oder Ängsten und die Entwicklung<br />

der Persönlichkeit. Viele dieser Phänomene sind<br />

durch neurowissenschaftliche Methoden nachvollziehbar<br />

und können immer besser verstanden<br />

werden.<br />

2010. 229 Seiten, kart.<br />

€ 19,95 (D) / € 20,60 (A) • ISBN 978-3-7945-2795-3<br />

Herausgegeben von Wulf Bertram


SACHBUCH_LEBENSGESCHICHTE<br />

Der Sport brachte ihm Erfolg – aber dann stürzte Charly Graf ab. Heute ist der Ex-<br />

Schwergewichtsmeister und Ex-Häftling Sozialarbeiter: Er leitet Boxkurse für Jugendliche.<br />

„Ich sehe<br />

mich nicht<br />

als Vorbild“<br />

INTERVIEW: ALEXANDER KLUY<br />

E s<br />

ist eine außergewöhnliche Lebensgeschichte<br />

mit einigen Höhen und heftigen<br />

Abstürzen. Geboren wurde Charly<br />

Graf als unehelicher Sohn der Arbeiterin<br />

Elisabeth Graf und des schwarzen US-amerikanischen<br />

Gefreiten Charles Blackwell,<br />

der kurz nach der Geburt seines Sohnes in<br />

die USA zurückkommandiert wurde. Am<br />

14. November 1969 gab der „Ali vom Waldhof“<br />

sein Debüt als Profi boxer. Nach ersten<br />

Erfolgen trieb es ihn ins Mannheimer Rotlichtmilieu.<br />

Wegen Glücksspiels, Zuhälterei<br />

und Körperverletzung saß er mit Unterbrechungen<br />

sechseinhalb Jahre in Haft, wo<br />

er den RAF-Terroristen Peter-Jürgen Boock<br />

kennenlernte. Boock ermunterte Graf, wieder<br />

mit dem Boxen anzufangen. Nach seiner<br />

Haftentlassung arbeitete er zwölf Jahre<br />

lang in verschiedenen Berufen, unter anderem<br />

als Lastwagenfahrer und bei einem<br />

Viehauktionator. Der zweimal geschiedene<br />

Vater von drei Kindern engagierte sich ehrenamtlich<br />

an mehreren Schulen als Laienlehrer,<br />

unter anderem für schwer erziehbare<br />

Jugendliche, und lebte von Sozialhilfe.<br />

Die Stadt Mannheim stellte ihn<br />

schließlich am 1. April 2008 als Betreuer für<br />

sozial auffällige Jugendliche fest an. Über<br />

sein Leben hat er nun ein Buch geschrieben<br />

– und mit dem Buchjournal über seine Erfahrungen<br />

gesprochen.<br />

Herr Graf, Sie leiten heute Boxkurse für gefährdete<br />

Jugendliche. Wie geht es Ihnen damit –<br />

fi nden Sie sich in den Jugendlichen wieder?<br />

Charly Graf: Ja, und vor allem anfangs<br />

war das auch eine Art Selbsttherapie für<br />

© Gudrun-Holde Ortner<br />

mich. Es hat immer wieder Déjà-vu-Erlebnisse<br />

gegeben, weil ich aus ähnlichen familiären<br />

Strukturen komme wie viele der<br />

Jungs, mit denen ich heute zusammenarbeite.<br />

Wie sie wurde ich nicht wirklich erzogen,<br />

und wie sie habe ich nur aus der Ferne<br />

mitbekommen, wie es ist, positiven<br />

Werten zu folgen.<br />

Sind Sie für die Jugendlichen ein Vorbild?<br />

Ich versuche, den Jungs und Mädchen<br />

viel von meinem Leben zu erzählen, von<br />

der Gefängniszeit. Manchmal sitzen wir<br />

zusammen und reden stundenlang miteinander.<br />

Viele sind schon vor mir in Tränen<br />

ausgebrochen – als ich über mich erzählte<br />

^ Charly Graf, geboren 1951, wuchs in der Mannheimer<br />

Obdachlosensiedlung „Benzbaracken“ auf. 1985<br />

wurde er Deutscher Schwergewichtsmeister im Boxen.<br />

Er war mehrere Male im Gefängnis, unter anderem<br />

wegen Körperverletzung.<br />

Heute ist er Sozialarbeiter.<br />

Charly Graf mit Armin Himmelrath:<br />

Kämpfe für dein Leben. Der Boxer<br />

und die Kinder vom Waldhof.<br />

Patmos, 200 S., 19,90 € (D) •<br />

20,50 € (A) • 30,50 sFr.<br />

76<br />

Boxen – und Spaß haben: Charly Graf will<br />

„seine“ Kids auf neue Wege bringen<br />

und sie sich darin erkannten. Das,<br />

wovon ich rede, habe ich auch erlebt.<br />

Daher kann ich mich gut in<br />

bestimmte Situationen einfühlen.<br />

Und ich präsentiere mich so, dass<br />

ich kein Vorbild sein kann. Meistens<br />

sage ich, dass meine Gewalttaten<br />

in jungen Jahren nur mit<br />

meiner Angst zu tun hatten. Dass<br />

ich ein sehr ängstlicher Junge<br />

war, der versuchte, das durch den<br />

Sport zu kompensieren. Im Grunde<br />

genommen sind Gewalttäter<br />

Angsthasen. Und das möchte keiner<br />

sein.<br />

Setzen Sie das Boxen auch deshalb bei<br />

Ihrer Arbeit mit den Jugendlichen<br />

ein, weil es dort Regeln gibt?<br />

Boxen ist eine besondere Stresssituation.<br />

In dieser Anspannung Regeln einzuhalten<br />

ist wichtig. Für die meisten der Jungs<br />

ist das etwas Neues.<br />

Gab es auch Fehlschläge, Enttäuschungen?<br />

Natürlich. Es ist ja nicht so, dass Sie<br />

durch Boxen sofort ein besserer Mensch<br />

werden. Manchmal stoße ich an meine<br />

Grenzen. Aber die Tendenz ist sehr positiv.<br />

Vor 14 Tagen war ich in einem Supermarkt,<br />

ein junger Mann in Anzug und Krawatte<br />

sprach mich an. Er war ein Schüler von<br />

mir, galt als hochgradig aggressiv und als<br />

hoffnungsloser Fall. Heute ist er der Filialleiter.<br />

Kommen gewaltbereite Jugendliche auch deshalb<br />

zu Ihnen, um besser kämpfen zu lernen,<br />

und nicht nur, weil sie mit ihren Aggressionen<br />

anders umgehen wollen?<br />

Einige kamen wohl mit diesem Vorsatz.<br />

Die merkten aber schnell, dass Boxen anstrengendes<br />

Konditionstraining und richtig<br />

hart ist. Am Anfang war auch tatsächlich<br />

umstritten, ob man gewaltbereiten<br />

Jungs auch noch eine Boxtechnik beibringen<br />

soll. Aber gerade bei den schwierigen<br />

Jugendlichen ist das Gegenteil eingetreten:<br />

Sie bauten ihre Aggressionen ab. <br />

buchjournal 1/2011


2011. 224 Seiten. € 19,90<br />

Werden<br />

Sie,<br />

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sind!<br />

Tagträumerin.<br />

Selberfahrer.<br />

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© Lou Dematteis / Reuters / Corbis<br />

SACHBUCH_WIRTSCHAFT<br />

Wenn Konsumgüter zum Objekt der Begierde werden, hat das<br />

Marketing ganze Arbeit geleistet. Doch nicht immer klappt der<br />

Weg vom Produkt zur Marke – oft geht Werbung nach hinten los.<br />

W ir<br />

Der Kult um<br />

die Marke<br />

TEXT: ECKART BAIER<br />

Apple-Produkte genießen Kultstatus – zumindest mit Steve Jobs als Zeremonienmeister<br />

machen den Weg frei“, „Nogger<br />

dir einen“, „Bauknecht weiß, was<br />

Frauen wünschen“, „Mars macht mobil“:<br />

Es gibt Slogans, die sind unverwüstlich,<br />

auch wenn sie schon längst nicht mehr für<br />

die Werbung benutzt werden. Und wenn<br />

sich Menschen noch nach Jahrzehnten an<br />

Sprüche wie „Durst macht Spaß mit Fanta“<br />

oder „Der Tag geht, Johnnie Walker<br />

kommt“ erinnern, haben die Werbemacher<br />

ganze Arbeit geleistet, sprich: Sie haben<br />

ihre Produkte nachhaltig in den Köpfen der<br />

Verbraucher verankert.<br />

Heute gelingt dies allerdings erheblich<br />

seltener als noch vor 30, 40 Jahren, als es<br />

noch kein Inter<strong>net</strong> und nur wenige Fernsehprogramme<br />

gab, schreibt Martin Lindstrom<br />

in seinem Buch „Brand Sense“:<br />

„Marketing funktioniert nicht mehr. Neue<br />

Produkte scheitern in erschreckender Zahl.<br />

Die wenigsten Werbekampagnen hinterlassen<br />

beim Verbraucher bleibenden Eindruck.“<br />

Dabei pumpen die Firmen immer<br />

mehr Geld in Kampagnen – doch immer<br />

weniger Slogans bleiben im Gedächtnis<br />

haften. Lindstrom führt dem Leser einleuchtend<br />

und unterhaltsam vor, wie es<br />

Marken und Produkten dennoch gelingt,<br />

Köpfe und Gefühle von Verbrauchern zu erobern.<br />

Vor allem müssen sie alle fünf Sinne<br />

ansprechen – starke Marken lassen sich<br />

fühlen, riechen, schmecken, hören und sehen,<br />

schreibt Lindstrom, der schon Konzerne<br />

wie McDonald’s, Mercedes-Benz und<br />

Nestlé beraten hat.<br />

Zu den 20 Topmarken, die die Sensorik<br />

der Konsumenten am effektivsten ansprechen,<br />

gehören unter anderen Nike, Coca-<br />

Cola, Prada, Marlboro, Harley-Davidson,<br />

Nokia und Mercedes-Benz. Die beiden ersten<br />

Plätze dieser exklusiven Liste gehen allerdings<br />

an Apple und, ja, Singapore Airlines.<br />

Die Marketingstrategen dieser Unternehmen<br />

haben über Jahre alles richtig<br />

gemacht, meint Lindstrom. Sie haben es<br />

geschafft, ihre Produkte als etwas Exklusives,<br />

Einzigartiges zu präsentieren; Käufer<br />

dieser Marken sind mehr als simple Kunden,<br />

sie haben „eine Bindung entwickelt,<br />

die an eine Glaubensbeziehung erinnert“.<br />

»Starke Marken<br />

kann man fühlen,<br />

riechen, schmecken,<br />

hören und sehen«<br />

Wer kennt sie nicht, die Leute, die sich<br />

stets das neueste iPhone, den schicksten<br />

iPod und das schnellste MacBook zulegen<br />

und dem Tag des iPad-Verkaufsstarts im<br />

Mai vorigen Jahres entgegenfieberten? Die<br />

Produkte mit dem Apfel-Symbol haben für<br />

sie Kultstatus – selbst wenn unabhängige<br />

Warentests belegen, dass gelegentlich der<br />

Wurm drin ist.<br />

Häufig sind es die Kleinigkeiten, an denen<br />

die Markenmacher feilen: So richtete Mercedes<br />

beispielsweise vor Jahren eine eigene<br />

Abteilung ein, die am perfekten Klang einer<br />

zuschlagenden Autotür tüftelte. Auch der<br />

Crunch von Kellogg’s Cornflakes – die der<br />

wahre Genießer selbstverständlich von allen<br />

anderen Frühstücksflocken unterscheiden<br />

kann – wurde im Soundlabor ersonnen. Und<br />

Rolls Royce hat für die Entwicklung des unvergleichlichen<br />

Dufts seines „Silver Cloud“-<br />

Modells in den 60er Jahren Hunderttausende<br />

Dollar ausgegeben – „ein kleines Meisterwerk<br />

des sensorischen Brandings“, wie<br />

Lindstrom feststellt.<br />

Werbung und der Versuch von Markenbildung<br />

kann aber auch schiefgehen – bestenfalls<br />

hat der Verbraucher den Werbe-<br />

78<br />

buchjournal 1/2011


spot nach wenigen Sekunden wieder vergessen.<br />

Schlimmer ist es, wenn der Schuss<br />

nach hinten losgeht. Nicht selten liegt es<br />

an banalen Sprachhürden – der doofe Kunde<br />

will den tollen englischen Slogan einfach<br />

nicht richtig verstehen, wie uns Bernd<br />

Samland in seinem Buch „Übersetzt du<br />

noch oder verstehst du schon?“ klarmacht.<br />

„Come in and fi nd out“ der Parfümeriekette<br />

Douglas war so ein Fall: 54 Prozent der<br />

Befragten in Deutschland übersetzten den<br />

Spruch mit „Komm rein und fi nde wieder<br />

heraus“.<br />

Ein ähnlicher Rohrkrepierer war die „live<br />

unbuttoned“-Kampagne des Klamotten-<br />

Fabrikanten Levi’s. Nur 14 Prozent der Befragten<br />

übersetzten den Slogan („Lebe ungezwungen“)<br />

auch nur annähernd richtig,<br />

lesen wir in Samlands amüsantem Streifzug<br />

durchs Werbe-Englisch. Die meis ten<br />

vermuteten dahinter ein knopfl oses Leben<br />

oder glaubten, dass man Levi’s-Jeans künftig<br />

nicht zuknöpfen solle. Einige der Befragten<br />

waren völlig auf dem Holzweg und<br />

verwechselten „button“ (engl. Knopf ) mit<br />

„bottom“ (engl. Boden, auch Gesäß). Für sie<br />

buchjournal 1/2011<br />

79<br />

lautete die korrekte Übersetzung von<br />

„live unbuttoned“ demnach: ohne Hintern<br />

zu leben oder – noch besser – keinen<br />

Arsch in der Hose zu haben.<br />

Lesezeichen<br />

1. Martin Lindstrom: Brand Sense. Warum wir starke<br />

Marken fühlen, riechen, schmecken, hören und sehen<br />

können. Campus, 212 S., 24,90 € (D) • 25,60 € (A) •<br />

37,90 sFr.<br />

2. Hinrich Lührssen: 25 Prozent auf alles ohne Stecker.<br />

Werbung beim Wort genommen. rororo, 240 S.,<br />

8,99 € (D) • 9,30 € (A) • 14,50 sFr.<br />

3. Bernd M. Samland: Übersetzt du noch oder<br />

verstehst du schon? Werbe-Englisch für Anfänger.<br />

Herder, 160 S., 12,– € (D) • 12,40 € (A) • 18,90 sFr.<br />

Das neue Kochbuch von Jamie Oliver...<br />

Jamie Oliver<br />

Jamie unterwegs…<br />

Geniale Rezepte gegen Fernweh<br />

€ 24,95 (D) / € 25,70 (A) / sFr. 42,90 (UVP)<br />

360 Seiten, mehr als 500 Farbfotografien<br />

ISBN 978-3-8310-1845-1<br />

www.dorlingkindersley.de<br />

Während Samland dem Werbe-Englisch<br />

auf den Zahn fühlt, stellt Hinrich Lührssen<br />

für sein Buch „25 Prozent auf alles ohne<br />

Stecker“ die Werbesprache auf den Prüfstand<br />

– und nahm Reklame beim Wort. An<br />

der Wursttheke im Supermarkt verlangte<br />

er das Angebot von 200 Gramm Kalbsleberwurst<br />

– wohlgemerkt 200 und nicht etwa<br />

194 oder 211 Gramm. Bei der Imbisskette<br />

„Nordsee“ vertilgte Lührssen beim nachmittäglichen<br />

„All you can eat“-Angebot<br />

acht Portionen Grillfi sch für insgesamt<br />

5,95 Euro, und in mehreren Reisebüros forderte<br />

er hartnäckig den vom Veranstalter<br />

TUI angepriesenen „Urlaub auf Pump“.<br />

Trotz intensiver Recherchen konnten die<br />

genervten Reiseverkäufer die gesuchte Insel<br />

Pump auf keiner Landkarte fi nden.<br />

Dass in der Werbung gemogelt wird, ist<br />

zwar keine echte Neuigkeit, doch ist man<br />

bei der Lektüre von Lührssens Buch immer<br />

wieder überrascht, welch hanebüchenen<br />

Unsinn sich Verbraucher bisweilen unterjubeln<br />

lassen – und welchen Effekt Werbung<br />

haben kann: Bei einem Wettbewerb 1995<br />

sollten 40 000 Schulkinder eine Kuh ausmalen:<br />

Jedes dritte Kind griff zur Farbe Lila.


RATGEBER_DIÄT<br />

Genuss statt selbstquälerisches Kalorienzählen:<br />

Ruth Moschners Tipps sind für alle, die auf entspannte<br />

Weise schlanker werden wollen.<br />

Abnehmen –<br />

mit Schokolade!<br />

TEXT: SABINE SCHMIDT<br />

E s<br />

klingt wie ein Traum – vor dem Essen nascht man Schokolade,<br />

und danach muss man auch nicht auf viel verzichten:<br />

Drei Mahlzeiten am Tag sollten es schon sein. Ruth Moschner,<br />

die von sich selbst sagt, dass es keine Diät gibt, die sie nicht<br />

selbst schon erlitten hat, plädiert dafür, sich nicht zu kasteien.<br />

Besser sei es doch, meint sie, es sich gut gehen zu lassen,<br />

auch dann noch, wenn man das Hüftgold und den<br />

dicken Hintern loswerden will.<br />

Es gibt Wichtigeres als eine Waage – wer dennoch,<br />

auch ohne das Foltergerät, abnehmen will,<br />

muss bei Ruth Moschner zwar nicht auf jeden Genuss<br />

verzichten, sich allerdings dann doch auch etwas<br />

mit dem Thema Essen befassen. Vor den Mahlzeiten<br />

ist dunkle Schokolade erlaubt, um den Appetit zu zügeln,<br />

und das Essen sollte vernünftig zusammengestellt sein.<br />

Neben Genuss sind gesunde, ausgewogene Ernährung und<br />

Bewegung die wichtigsten Stichworte der TV-Moderatorin.<br />

Jede Menge Tipps und Rezepte liefert sie in ihrem launig geschriebenen<br />

Buch gleich mit. Und gibt einen deutlichen Hinweis,<br />

der (leider) immer wichtiger wird: Niemand sollte sich an<br />

Model-Maßen messen – viel wichtiger ist es, mit sich selbst im<br />

Reinen zu sein. <br />

^ TV-Moderatorin Ruth Moschner liebt lustvolles Essen,<br />

veröffentlichte schon 2006 eigene Pralinenrezepte („Süße<br />

Märchen“), gibt jetzt Tipps für genussvolles Abnehmen und<br />

moderiert auf dem Online-Portal bild.de eine eigene Kochshow.<br />

Ruth Moschner: Die Schoko-Diät. Endlich schlank mit Genuss.<br />

Krüger, 256 S., 14,95 € (D) • 15,40 € (A) • 23,50 sFr.<br />

Schokoholic Ruth Moschner: Ein bisschen Verführung darf sein<br />

80<br />

buchjournal 1/2011<br />

© istockphoto, Manfred Baumann / Fotomontage


Diät-Variationen<br />

Es geht auch anders – mit Büchern, in denen Süßes eher verpönt ist<br />

Hungern is’ nich. Auch hier<br />

kann man zuschlagen – am besten<br />

bei Obst und Gemüse.<br />

^ Martin Kunz: „Mehr essen –<br />

weniger wiegen:<br />

Die Volumetrics-Diät“.<br />

Goldmann,<br />

250 S., 7,99 €<br />

(D) • 8,30 € (A)<br />

• 14,50 sFr.<br />

Schoko-Fragen an<br />

Ruth Moschner:<br />

Zartbitter oder Vollmilch?<br />

Für mich muss Schokolade mindestens 65 Prozent Kakao enthalten,<br />

je mehr desto besser. Aktuell nasche ich eine Schokolade aus 100-prozentig<br />

kalt gerösteten Kakaobohnen, der absolute Wahnsinn!!!!<br />

Nougat oder Marzipan?<br />

Mit Marzipan kann man mich foltern, absolut ekelhaft – Nougat dagegen<br />

ist lecker, am liebsten aus Mandeln oder Pistazien.<br />

Riegel oder Tafel?<br />

Riegel fi nde ich toll, da hat man die passende Portion schon eingeteilt<br />

und sie passen sehr gut in die Handtasche. Ich liebe aber auch<br />

überdimensionale Schokotafeln. Die geben einem das beruhigende Gefühl,<br />

nicht so schnell „ohne“ dazustehen.<br />

Heimlich oder bekennend?<br />

Ich bin bekennende Schokoholikerin und Schokolistin: Ich teile nur, wenn es<br />

unbedingt sein muss, und mit Leuten, die das auch zu schätzen wissen.<br />

Fitnessstudio oder Couch?<br />

Man kann das Wohnzimmer in ein Fitnessstudio umwandeln. Für die<br />

tägliche Dosis Bauch-Beine-Po sollte es keine Ausrede geben. 15 Minuten<br />

Training gehen einfach immer und überall.<br />

buchjournal 1/2011 81<br />

Kopfsache. Jeden Tag eine Gewohnheit<br />

ändern: beim Essen,<br />

Bewegen und Alltagsverhalten.<br />

^ Patric Heizmann: „Ich bin dann<br />

mal schlank: das<br />

Erfolgsprogramm“.<br />

Gräfe<br />

und Unzer,<br />

176 S., 19,99 €<br />

(D) • 20,60 € (A)<br />

• 34,50 sFr.<br />

Nimm’s leicht. Dick war er,<br />

lustig ist Bernd Stelter immer<br />

noch, wenn er von seinem Abnehmen<br />

erzählt. Tipps inklusive.<br />

^ Bernd Stelter:<br />

„Wer abnimmt,<br />

hat mehr Platz<br />

im Leben“. Bastei<br />

Lübbe, 304 S.,<br />

18,– € (D) • 18,50<br />

€ (A) • 27,90 sFr.<br />

Für jeden<br />

Geschmack<br />

So wird<br />

Abnehmen<br />

zum Erfolg<br />

Neue Rezepte für jedes Zeitbudget<br />

Ursula Summ<br />

Trennkost: Das Minuten-Kochbuch<br />

144 Seiten, 40 Abb.<br />

€ 17,95 [D] · ISBN 978-3-8304-3871-7<br />

Kalorien sparen und keiner merkts!<br />

Schierz/Vallenthin<br />

Lowfett 30: Das große Kochbuch<br />

144 Seiten, 50 Abb.<br />

€ 19,95 [D] · ISBN 978-3-8304-3824-3<br />

Dauerhaft abnehmen ohne Hunger<br />

Sabine Wacker<br />

Basenfasten: Das große Kochbuch<br />

140 Seiten, 143 Abb.<br />

€ 17,95 [D] · ISBN 978-3-8304-3685-0<br />

Weitere Bücher zum Thema:<br />

www.trias-verlag.de


FIT UND GESUND_INTERVIEW<br />

Gern wird über mangelnde Qualität von Lebensmitteln geklagt, doch die Verbraucher<br />

haben eine Mitschuld, weil alles möglichst billig sein soll, meint Starkoch Steffen Henssler.<br />

Qualität hat zwar ihren Preis, doch auf gutes und gesundes Essen muss niemand verzichten.<br />

„Mit ‚bio‘<br />

isst man<br />

besser“<br />

INTERVIEW: MEIKE DANNENBERG<br />

Gentechnik, Gammelfleisch, Dioxin – haben<br />

Sie noch Vertrauen in die Lebensmittel, die Sie<br />

kaufen?<br />

Steffen Henssler: Der jüngste Skandal<br />

um dioxinbelastete Nahrungsmittel<br />

stimmt mich schon nachdenklich. Trotzdem<br />

esse ich noch Eier! Für mich war es<br />

aber schon immer wichtig, die Herkunft<br />

der Produkte zu kennen. Ich weiß, dass<br />

mein Fisch aus Norwegen, Dänemark oder<br />

Frankreich kommt. Die Norweger zum Beispiel<br />

kontrollieren ihre Lachszuchten sehr<br />

genau, weil das ein großer und wichtiger<br />

Markt für sie ist.<br />

Achten Sie bei dem Fisch, den Sie verarbeiten,<br />

denn auch auf nachhaltige Fischerei?<br />

Es gibt eine Liste vom WWF, auf der<br />

steht, welche Arten gefährdet sind und<br />

welche sich gerade erholen, aus welcher<br />

Region man kaufen darf und aus welcher<br />

nicht. Biolachs aus Norwegen kann man<br />

bedenkenlos kaufen. Thunfisch ist für ein<br />

Sushi-Sashimi-Restaurant immer ein<br />

schwieriges Thema, aber wir haben den<br />

Verbrauch reduziert und ich habe ja auch<br />

eine wirtschaftliche Verantwortung meinen<br />

Mitarbeitern gegenüber.<br />

Kaufen Sie denn ausschließlich Bioprodukte?<br />

Nein, es gibt so viele Siegel, bei denen<br />

man gar nicht genau weiß, was „bio“ eigentlich<br />

bedeutet. Chemische Tests konnten<br />

teilweise keinen Unterschied zwischen<br />

herkömmlichem Huhn und Biohuhn feststellen.<br />

© Marc Eckardt<br />

Soll das heißen: Da man es ohnehin nicht kontrollieren<br />

kann, braucht man gar nicht erst<br />

Lebens mittel mit der Bezeichnung „bio“ zu<br />

kaufen?<br />

Nein, so würde ich das nicht sagen. Trotzdem<br />

hat „bio“ eine gewisse Beliebigkeit bekommen.<br />

Beim gezüchteten Steinbutt vom<br />

Fischmarkt bedeutet „bio“ zum Beispiel,<br />

dass auf dem Boden des Fischbeckens Sand<br />

gelegen hat – was ändert das denn jetzt am<br />

Produkt? Dennoch glaube ich, dass man<br />

sich mit „bio“ grundsätzlich besser ernährt<br />

als mit herkömmlichen Produkten.<br />

Nicht jede Familie kann sich die hochwertige<br />

Wurst aus dem Ökoladen leisten …<br />

Das ist zwar richtig, andererseits ist in<br />

den meisten Fällen genug Geld da, um sich<br />

einen neuen Computer zu kaufen und immer<br />

online zu sein. Ich bin überzeugt, dass<br />

an der mangelnden Qualität von Lebensmitteln<br />

die Verbraucher nicht ganz unschuldig<br />

sind – für die meisten gilt doch<br />

das Prinzip „Hauptsache, billig!“. Für Elektromärkte<br />

mag das ja richtig sein. Aber<br />

sich zu freuen, dass man die Butter beson-<br />

Zur Person<br />

Steffen Henssler, 1972 in Neuenbürg im Schwarzwald<br />

geboren, wurde in einem Sternelokal zum<br />

Koch ausgebildet und besuchte die renommierte<br />

California Sushi Academy in Los Angeles, die er<br />

als erster Deutscher mit Bestnote abschloss. 2001<br />

eröff<strong>net</strong>e er in Hamburg gemeinsam mit seinem<br />

Vater das Restaurant Henssler & Henssler, 2009<br />

folgte das Ono. Seit 2004 ist Henssler regelmäßig<br />

Gast in TV-Kochshows und moderiert seit August<br />

2010 das Kochquiz „Topfgeldjäger“ im ZDF. Sein<br />

jüngstes Buch „Hauptsache lecker!“ enthält kreative<br />

Rezeptideen für 100 leichte Gerichte.<br />

ders günstig kriegt, ist falsch. Das ist ja sozusagen<br />

das eigene Benzin. Ein Vergleich:<br />

Beim eigenen Auto tankt man Super Plus,<br />

damit es schneller fährt, sich selbst zieht<br />

man aber das miese Verbleite rein!<br />

Aber weiß der Verbraucher denn immer, was er<br />

kauft – und wird er von den Herstellern nicht<br />

auch gelegentlich in die Irre geführt?<br />

82<br />

buchjournal 1/2011


TV-Koch Henssler:<br />

„Es gibt Kinder,<br />

die denken, das<br />

Schnitzel kommt<br />

vom Schnitzeltier“<br />

Natürlich werden die Verbraucher in die<br />

Irre geführt! Es ist ja schon schwierig, Produkte<br />

zu fi nden, die gesund sind. Es gibt<br />

fünf Biosiegel und bei der Kalorien-Ampel<br />

steht auch nur die Hälfte drauf. Es liegt an<br />

uns Verbrauchern: Wenn wir Druck machen<br />

würden, dann müsste die Industrie<br />

schnell umdenken. Wenn zehn Leute am<br />

Tag nach der Herkunft des Fleischs fragen,<br />

dann wird sich der Händler schon erkundigen,<br />

wo das Tier herkam. Etwas anderes ist,<br />

wenn man gleich beim lokalen Händler<br />

kauft, der weiß in der Regel, wo das Rind<br />

auf der Weide stand. Aber bei den meisten<br />

Verbrauchern läuft es so: Sieht gut aus, so<br />

fi t und fröhlich verpackt, das nehm’ ich<br />

mal. Wenn wir den Einheitsgeschmack mit<br />

Geschmacksverstärker hinnehmen, dann<br />

wird sich daran nichts ändern!<br />

Wie kann man Kinder wieder in ein natürliches<br />

Verhältnis zu Lebensmitteln bringen?<br />

Vor allem sie mitkochen lassen, sie ’ranholen!<br />

Auch etwas schneiden dürfen und<br />

die Produkte in die Hand nehmen. Es ist<br />

wichtig, Mahlzeiten frisch zuzubereiten.<br />

buchjournal 1/2011 83<br />

Viele Menschen sagen, sie hätten fürs Kochen<br />

keine Zeit …<br />

Das „Keine Zeit“-Argument gab es ja<br />

schon immer. Aber wir haben die Zeit, auf<br />

Facebook zu schreiben, dass wir gerade die<br />

Treppe raufgegangen sind und müde sind.<br />

Wir haben Zeit, uns Apps rauf und runter<br />

zu laden. In meiner Sendung mache ich ein<br />

einfaches Pfannengericht in fünf, sechs<br />

Minuten. Das Argument zieht also nicht.<br />

Brokkoli in den Topf, Deckel drauf. Keine<br />

große Kochkunst, aber allemal besser als<br />

Fertiggerichte.<br />

Sie meinen, wir nehmen uns auch zu wenig<br />

Zeit, den Kindern gute Ernährung beizubringen?<br />

Bei der Stiftung Mittagskinder, bei der<br />

ich mitarbeite, sehe ich ja, wie ahnungslos<br />

einige sind. Da sind Kinder, die denken, das<br />

Schnitzel kommt vom Schnitzeltier und<br />

Fischstäbchen ist ein Fisch. Sie können im<br />

Alter von sechs, sieben Jahren noch kein<br />

Butterbrot schmieren. Ich denke, Ernährung<br />

müsste Thema in der Schule werden.<br />

Aber vor allem die Eltern sind gefragt, ihr<br />

Wissen weiterzugeben.<br />

Haben wir eine Zwei-Klassen-Kochgesellschaft?<br />

Die einen mit hochgerüsteten Hightech-Küchen,<br />

teuren, natürlichen Lebensmitteln<br />

und bei den anderen gibt es nur noch Convenience<br />

aus der Mikrowelle?<br />

Ich glaube, die mit den Superküchen, die<br />

kochen am wenigsten. Und es wird auch<br />

immer Menschen geben, die sich die teuersten<br />

Lebensmittel gönnen. Aber man<br />

kann auch mit einfachen Mitteln etwas zubereiten,<br />

das schnell geht und lecker<br />

schmeckt. Für einen Karotteneintopf brauche<br />

ich fünf Minuten! Ich würde nie sagen,<br />

man sollte immer nur Äpfel und Möhren<br />

essen, auf die Wurst vom Imbiss verzichten<br />

und keine Schokolade konsumieren. Man<br />

muss eine gute Mischung fi nden. Aber es<br />

geht einem natürlich besser, wenn man<br />

sich gesund ernährt! <br />

Lesezeichen<br />

Steffen Henssler: Hauptsache<br />

lecker. Dorling Kindersley,<br />

224 S., 24,95 € (D)<br />

• 25,70 € (A) • 42,90 sFr.<br />

Leben - frei von Zivilisationskrankheiten<br />

zivilisatoselos<br />

4.<br />

Auflage<br />

Die modernen Zivilisationskrankheiten<br />

gelten z.Zt. als unheilbar. Nach den Autoren<br />

dieses Buches gibt es allerdings sehr<br />

wohl Möglichkeiten zu ihrer Vermeidung<br />

als auch zu ihrer Überwindung.<br />

Am Beispiel der 60 am häufigsten auftretenden<br />

Krankheiten erklären die beiden<br />

Autoren logisch und verständlich deren<br />

Ursachen und weisen gleichzeitig anhand<br />

verblüffender Erkenntnisse und Erfolge der<br />

Naturheilkunde den Weg aus dem Irrgarten<br />

der Zivilisatose.<br />

Dr. h. c. Peter Jentschura · Josef Lohkämper<br />

374 Seiten · Fadenheftung, fester Einband<br />

ISBN: 978-3- 933874-30-6 · € 39,50<br />

Leseproben im Inter<strong>net</strong>:<br />

www.verlag-jentschura.de<br />

Verlag Peter Jentschura<br />

D-48163 Münster · Tel. +49 (0 ) 25 36 - 34 29 90


© privat<br />

j<br />

Wir lesen<br />

Spannung garantiert<br />

Klar: Krimis und Thriller sollen fesseln,<br />

möglichst so, dass man nicht von ihnen<br />

loskommt. Die richtig guten sind aber<br />

nicht nur spannend, sondern erzählen<br />

auch interessante Geschichten.<br />

HARTNÄCKIG UND CLEVER<br />

Toller Ermittler<br />

David Hoenig (12)<br />

war vom Hörbuch<br />

„Theo Boone“<br />

gefesselt<br />

Der 13-jährige Theo Boone ist vom Justizwesen<br />

begeistert. Seine Eltern sind beide Anwälte, und<br />

so hat er öfter mal Gelegenheit, bei Gerichtsprozessen<br />

dabei zu sein. Theo kann sich nichts<br />

Spannenderes vorstellen; auch er will später<br />

Richter oder Anwalt werden und für die Gerechtigkeit<br />

kämpfen. Da wird in seiner kleinen Stadt<br />

eine Frau ermordet, Hauptverdächtiger ist ihr<br />

Mann. Nur reichen die Beweise nicht aus, um<br />

ihn zu überführen. Doch Theo spürt einen Augenzeugen<br />

auf, dessen Aussage den Prozess<br />

entscheidend beeinfl ussen<br />

könnte, der sich aber nicht<br />

traut auszusagen. Ich habe<br />

mir die vier CDs ohne Pausen<br />

hintereinander<br />

angehört, weil die Geschichte<br />

superspannend ist und Theo mutig,<br />

clever, beharrlich und schlagfertig. Genau das<br />

Richtige für Krimifans. Es ist das erste Jugendbuch<br />

des Bestsellerautors John Grisham, der sich<br />

schon weitere Abenteuer mit Theo ausdenkt.<br />

^ John Grisham: „Theo Boone und der unsichtbare<br />

Zeuge“. Gelesen von Oliver Rohrbeck. cbj audio,<br />

4 CDs, 16,99 € (D / A) • 28,50 sFr.<br />

© Stefan Hauck<br />

© Franky De Meyer / istockphoto<br />

ZEIT FÜR DIE WAHRHEIT<br />

Eine Tote meldet sich zurück<br />

84<br />

Atem anhalten – und weiterlesen!<br />

Hannah Baker hat vor ihrem Tod sieben Kassetten besprochen, um<br />

13 Gründe für ihren Selbstmord zu nennen und damit 13 Menschen<br />

anzuklagen, die ihren Anteil daran tragen. Clay ist unter ihnen. Entsetzt<br />

muss er sich der Wahrheit stellen, da Hannah deutlich macht,<br />

dass die Botschaften öffentlich werden würden, sollten sie nicht an<br />

den Nächsten auf der beigelegten Liste weitergereicht werden. Für Isabella Lüderwald (14)<br />

Clay beginnt eine Reise durch die Nacht mit Hannahs mag Tiefgang<br />

Stimme im Ohr, bei der er erfährt, wie es so weit<br />

kommen konnte. Das Buch ist sensibel und packend geschrieben. Man wird mit<br />

einem realen Problem konfrontiert und dazu animiert, darüber nachzudenken.<br />

^ Jay Asher: „Tote Mädchen lügen nicht“. Übersetzt von Knut Krüger.<br />

cbt, 288 S., 9,99 € (D) • 10,30 € (A) • 17,90 sFr.<br />

THRILLER MIT MANIPULIERTEN JUNGS<br />

Rauskriegen, wer man ist<br />

Ein Junge wacht in der Wüste auf – und kann sich an nichts mehr erinnern. Er<br />

weiß nicht, wer er ist, noch wo er hinwill. Den einzigen Hinweis hört er auf<br />

seiner Mailbox –- mit seiner eigenen Stimme: „Geh nicht zur Polizei!“ Allein<br />

dieser Anfang hat mich zum Lesen gereizt. Schon<br />

nach den ersten Seiten fesselt das Buch, der Leser tastet sich mit dem<br />

Icherzähler an die Wahrheit heran, sucht nach möglichen Erklärungen.<br />

Etwas Science-Fiction-mäßig wird es, als herauskommt, dass eine Reihe<br />

„Boys“ durch eingepfl anzte Mikrochips manipuliert und zu Einbrüchen<br />

gezwungen wird, damit eine Geheimorganisation zu Macht und Geld<br />

kommt. Wer sich das vorstellen kann, fi ndet einen mitreißenden Thriller.<br />

Felix Gerlach (15)<br />

empfi ehlt „Boy 7“<br />

^ Mirjam Mous: „Boy 7. Vertraue niemandem. Nicht einmal dir selbst“.<br />

Arena, 288 S., 12,99 € (D) • 13,40 € (A) • 19,90 sFr.<br />

buchjournal 1/2011<br />

© privat


© Anke Kuhl<br />

buchjournal 1/2011 85<br />

LeseLotse<br />

Bestes aus dem Büchermeer für Kids Die LeseLotse-Jury empfi ehlt neue Bücher<br />

BILDERBUCH<br />

KINDERBUCH<br />

JUGENDBUCH<br />

FÄLLT AUS DEM RAHMEN<br />

COMIC<br />

Schön schräg<br />

Mit Lust am Reim spielt sich Krimiautor Wolf<br />

Haas durch seinen ersten Bilderbuchtext um<br />

einen Fuchs mit Haarproblemen und eine ausgefuchste<br />

Gans, die Hilfe verspricht.<br />

^ Wolf Haas, Teresa Präauer (Ill.): „Die Gans<br />

im Gegenteil“. Hoffmann und Campe, 40 S.,<br />

16,– € (D) • 16,50 € (A) • 25,90 sFr., ab 8<br />

Familie ist nicht einfach<br />

Eine fesselnde Familiengeschichte um den<br />

Vierling Sophie – von einer Autorin, die viel<br />

von Kindern versteht und ohne Schnörkel erzählt,<br />

wie schwierig das Leben sein kann.<br />

^ Marjaleena Lembcke: „Die Füchse von<br />

Andorra“. Nagel & Kimche, 128 S., 12,90 € (D) •<br />

13,30 € (A) • 19,90 sFr., ab 9<br />

Freunde fürs Leben<br />

Eine ruhige, realistische Geschichte über<br />

zwei Außenseiter, die es schaffen, ihr problembeladenes<br />

Leben zu gestalten. Beeindruckendes<br />

Coming-of-Age-Debüt aus England.<br />

^ Robert Williams: „Luke und Jon“. Berliner<br />

Taschenbuch Verlag, 192 S., 8,95 € (D) •<br />

9,20 € (A) • 14,50 sFr., ab 12<br />

Wunderbare Bilderreise<br />

In der Nähe von Florenz steht ein Haus, das viel<br />

gesehen und etlichen Generationen Schutz geboten<br />

hat. Dann ist es zerfallen – und schließlich zu neuem Leben<br />

erweckt worden. Eine meisterhaft inszenierte Bilderreise<br />

durch die Geschichte, an der Illustrator Roberto Innocenti<br />

drei Jahre lang gearbeitet hat.<br />

^ J. Patrick Lewis, Roberto Innocenti (Ill.): „Ein Haus erzählt“.<br />

Sauerländer, 64 S., 24,90 € (D) • 25,60 € (A) • 39,90 sFr., ab 6<br />

Tolle Trolle<br />

Neben den Kinderbüchern ließ Tove Jansson<br />

ihre liebenswerten Mumins auch in einer Comicserie<br />

auftreten. Zum ersten Mal erscheinen<br />

diese Comicstrips bei uns in einer Gesamtausgabe.<br />

Ein funkelndes Fundstück.<br />

^ Tove Jansson: „Mumins 3“. Reprodukt,<br />

112 S., 24,– € (D) • 24,70 € (A) • 37,– sFr., ab 6<br />

Selbstständig werden<br />

Jippie, zum ersten Mal darf Mia bei ihrer<br />

Freundin übernachten! Doch dann wird es<br />

gar nicht so supertoll, wie Mia sich das ausgemalt<br />

hat ...<br />

^ Pija Lindenbaum: „Mia schläft woanders“.<br />

Oetinger, 40 S., 12,95 € (D) • 13,40 € (A) •<br />

19,90 sFr., ab 4<br />

Cool, Mann!<br />

Kai hat einen Begleiter namens Coolman, den<br />

nur er sehen kann – ein Aufschneider, der Kai<br />

dauernd in Schwierigkeiten bringt. Ein<br />

Comic roman zum Dauerglucksen.<br />

^ Rüdiger Bertram, Heribert Schulmeyer (Ill.):<br />

„Coolman und ich“. Oetinger, 208 S., 12,– € (D) •<br />

12,40 € (A) • 18,90 sFr., ab 10<br />

Wilder Trip nach Schottland<br />

Kenny, Slim und Blake stehlen die Urne<br />

ihres verstorbenen Kumpels Ross, um ihm<br />

ein Begräbnis zu verschaffen, wie es ihm gefallen<br />

hätte. Die Reise führt durch Schottland<br />

und zu einer schrecklichen Erkenntnis.<br />

^ Keith Gray: „Ostrich Boys“. rororo rotfuchs,<br />

320 S., 12,95 € (D) • 13,40 € (A) • 20,50 sFr., ab 14<br />

Die Jury<br />

Stefan Hauck Börsenblatt-Redakteur, Mitglied<br />

in verschiedenen Jurys<br />

Verena Hoenig Kulturjournalistin und<br />

Kinderliteratur-Expertin<br />

Katrin Maschke Buchhändlerin in <strong>München</strong>,<br />

Jurymitglied des Dt. Jugendliteraturpreises<br />

Ralf Schweikart Journalist und Literaturkritiker<br />

Liebe in Türkis<br />

Im Schwimmbad kommen sich ein wenig<br />

sportbegeisterter junger Mann und eine Athletin<br />

nahe. Die faszinierende Geschichte ist<br />

ganz in türkis-blau-grüne Farbtöne getaucht.<br />

^ Bastien Vivès: „Der Geschmack von Chlor“.<br />

Reprodukt, 144 S., 18,– € (D) • 18,50 € (A) •<br />

32,40 sFr., ab 14


KINDER- UND JUGENDBÜCHER<br />

© Barbara Nascimbeni<br />

Tolle Bücher mit schönen Bildern –<br />

Geschichten, die trösten, Verständnis<br />

zeigen oder einfach nur Spaß machen:<br />

„Wir haben dich immer lieb“ (oben),<br />

„Wann gehen die wieder?“ (links unten),<br />

„Die wichtigen Dinge“ (rechts unten)<br />

© Ute Krause<br />

Die Familienformen haben sich verändert – und das<br />

spiegelt sich auch in Büchern wider: in Mut machenden<br />

und herzerfrischenden Geschichten und Bildern.<br />

Jetzt wird’s bunt<br />

TEXT: MARION KLÖTZER<br />

Vater, Mutter, Kind – das ist die klassische<br />

Bilderbuchfamilie. Dabei<br />

sieht die Realität ganz anders aus: Da gibt es<br />

Patchwork- , Scheidungs- oder Adoptionsfamilien,<br />

schmerzhafte Trennungen, Alleinerziehende<br />

und neue Partnerschaften<br />

samt Stief- oder Halbgeschwistern – ein<br />

nicht unproblematisches Geflecht an Beziehungen,<br />

das nun erfreulicherweise auch<br />

verstärkt im Kinderbuch verhandelt wird.<br />

Sensibel und offenherzig widmet sich<br />

das Bilderbuch „Wir haben dich immer<br />

lieb“ dem Thema Trennung. Fällt der kleine<br />

Ben doch aus allen Wolken, als Papa seinen<br />

Auszug ankündigt. Sicher, in letzter<br />

Zeit war der Vater wenig zu Hause, aber<br />

sind Ben und er nicht ein fabelhaftes Team?<br />

Und was soll das bedeuten, dass Papa und<br />

Mama Abstand voneinander brauchen?<br />

Wie gut, dass die Eltern seine Fragen, Sorgen<br />

und Ängste ebenso ernst nehmen wie<br />

dieses Buch: Mit klaren Worten und farbenfrohen<br />

Illustrationen bietet es Trennungskindern<br />

eine gelungene Gesprächsgrundlage.<br />

Auch in dem Buch „Die wichtigen Dinge“<br />

geht es um den Verlust des Vaters. Doch der<br />

ist schon so lange weg, dass Christopher<br />

sich gar nicht mehr an ihn erinnern kann.<br />

Nur ein paar alte Sachen sind von ihm übrig<br />

geblieben: ein Heft voller Klaviernoten, ein<br />

alter Hut, ein Paar Pantoffeln. Die packt<br />

Christophers Mutter eines Tages in einen<br />

Karton und bringt sie zum Trödler. Aber wie<br />

seltsam, dass all diese Dinge nach und nach<br />

wieder auftauchen. Ist es Zauberei oder die<br />

Sehnsuchtskraft eines Jungen, der nicht alles<br />

verlieren möchte? Eine kleine, aber eindrückliche<br />

Geschichte darüber, wie wichtig<br />

das Erinnern ist.<br />

Um eine mutige Vatersuche dreht sich der<br />

Roman „Immer diese Weiber“. Weil Rune die<br />

Nase voll hat von all den Frauen in seinem<br />

zwölfjährigen Leben, will er jetzt endlich seinen<br />

unbekannten Erzeuger kennenlernen.<br />

Doch je näher er seinem Ziel kommt, umso<br />

größer wird seine Angst vor Enttäuschung:<br />

Was ist, wenn sein Vater ein Säufer ist? Oder<br />

ein kompletter Idiot? Oder wenn er gar keine<br />

Lust hat auf einen Sohn? Um dieses heikle<br />

Gefühlswirrwarr offenzulegen und doch den<br />

richtigen Ton für männliche Leser zu finden,<br />

greift die Autorin zu einem genialen Trick:<br />

Sie lässt Kumpel Eddie erzählen, und das tut<br />

er mit so viel Einfühlungsvermögen, Humor<br />

und schnoddriger Ehrlichkeit, dass einem<br />

beim Lesen glatt das Herz aufgeht.<br />

Auch in Juma Kliebensteins neuem Roman<br />

„Speed-Dating mit Papa“ geht es um<br />

den Traum von der Bilderbuchfamilie, nur<br />

fehlt hier die geeig<strong>net</strong>e Mutter. Dabei geht<br />

es Jonas und seinem Vater in ihrem Männerhaushalt<br />

richtig gut, auch ohne Frau. Das<br />

sieht Tante Birgit allerdings anders und so<br />

besuchen die beiden Männer bald eine Reihe<br />

äußerst seltsamer Single-Veranstaltungen<br />

86<br />

© Peter Carnavas<br />

buchjournal 1/2011


voller schräger Flirts, Verkupplungsversuche<br />

und Missverständnisse. Dass die Liebe<br />

manchmal so kompliziert ist wie ein Fußballspiel<br />

und so einfach wie eine Schüssel<br />

Bratkartoffeln, berichtet Jonas mit Tempo,<br />

Coolness und viel Situationskomik.<br />

Wie haarig das Leben in einer Patchworkfamilie<br />

sein kann, zeigt das Bilderbuch<br />

„Wann gehen die wieder?“. Denn dass Papa<br />

Räuberhauptmann auszieht, nachdem zu<br />

Hause immer öfter böse Worte und sogar<br />

Bratpfannen fl ogen, verstehen seine Räuberkinder<br />

gut. Aber als er sich dann ausgerech<strong>net</strong><br />

eine Prinzessin mit vielen rosaroten<br />

Sprösslingen anlacht, ist die Bande extrem<br />

sauer. Ute Krause packt das emotionale<br />

Chaos aus Wut, Eifersucht und Verlustangst<br />

in freche und sehr komische Bilder.<br />

Weil das Thema Familie alles in allem<br />

ganz schön verwirrend sei kann, kommen<br />

gute Sachbücher gerade recht:<br />

Denn wie können lesbische Frauen eigentlich<br />

Kinder kriegen? Wieso habe<br />

ich Opas Nase geerbt? Und muss man<br />

unbedingt blutsverwandt sein, um sich als<br />

Familie zu fühlen? - „Alles Familie“ schafft<br />

hier Aufklärung – mit umwerfenden Bildern<br />

von Anke Kuhl im Comicstil, die mit<br />

viel Witz und Einfühlungsvermögen die<br />

knackigen Texte kommentieren und so<br />

ganz unverkrampft zum Gespräch einladen.<br />

Rundum gelungen!<br />

Sehr viel konventioneller illustriert, aber<br />

nicht weniger offen ist „Du gehörst dazu –<br />

das große Buch der Familien“ (Sauerländer),<br />

das zu Themen wie „Arbeit“, „Hobbys“ oder<br />

Lesezeichen<br />

buchjournal 1/2011 87<br />

„Essen“ ein Kaleidoskop an Lebensformen<br />

präsentiert: Da gibt es große und kleine Familien,<br />

laute und leise, reiche und arme,<br />

christliche und muslimische. Ein lockerer<br />

Seitenaufbau mit prägnanten Bildern und<br />

klaren Texten bietet viele Möglichkeiten,<br />

die eigene Familie wiederzufi nden oder<br />

Neues zu entdecken. Das schmökert sich<br />

ausgesprochen interessant und blickt dabei<br />

über den deutschen Tellerrand in eine multikulturelle<br />

Wirklichkeit hinaus. <br />

1. Christine Merz, Barbara Nascimbeni (Ill.): Wir haben dich immer lieb. Sauerländer, 32 S., 14,95 € (D) •<br />

15,40 € (A) • 24,90 sFr., ab 4<br />

2. Peter Carnavas: Die wichtigen Dinge. Boje, 32 S., 12,99 € (D) • 13,40 € (A) • 20,50 sFr., ab 4<br />

3. Kristin A. Sandberg, Philip Waechter (Ill.): Immer diese Weiber. Carlsen, 104 S., 9,95 € (D) • 10,30 € (A) •<br />

15,90 sFr., ab 11<br />

4. Juma Kliebenstein, Alexander Bux (Ill.): Speed-Dating mit Papa. Oetinger, 160 S., 12,– € (D) • 12,40 € (A) •<br />

18,90 sFr., ab 10<br />

5. Ute Krause: Wann gehen die wieder? Berlin Verlag, 32 S., 13,90 € (D) • 14,30 € (A) • 21,90 sFr., ab 4<br />

© Barbara Nascimbeni<br />

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Lesestoff Kinder- und Jugendbuch<br />

AB 4 BILDERBUCH<br />

Sehnsüchtig warten<br />

Nadine Brun-Cosme braucht nur wenige<br />

Worte, um zu erzählen, wie<br />

eines Tages der kleine Wolf über die<br />

Hügel kam und sich unter den<br />

Baum des großen Wolfs gesetzt<br />

hat. Wie er wieder verschwunden<br />

ist, wie der große Wolf lange gewartet und<br />

sich riesig gefreut hat, als der kleine Wolf zurückkam.<br />

Kurze prägnante Sätze, die ebenso viel<br />

über Gefühle aussagen wie Oliver Tallecs farbintensive<br />

Bilder mit pastosem Strich: Die Kinder<br />

spüren sofort, was in den Tieren vor sich geht.<br />

Das sehnsüchtige Warten auf einen, den man<br />

zum Freund gewinnen möchte, ist Kindern nur<br />

allzu bekannt – ein Buch, das beim Betrachten zu<br />

Gesprächen über Emotionen führt.<br />

^ Nadine Brun-Cosme, Oliver Tallec: „Großer Wolf<br />

& kleiner Wolf. Vom Glück, zu zweit zu sein“. Gerstenberg,<br />

32 S., 12,95 € (D) • 13,40 € (A) • 19,90 sFr.<br />

AB 4 MÄRCHEN<br />

Teilen lernen<br />

Alles will der große Gungatz für sich allein, selbst<br />

den Teich des Entchens. Von den Dienern verjagt,<br />

will das mutige Entchen den Gungatz empört zur<br />

Rede stellen, und auf dem Weg dorthin begleiten<br />

es ein Fuchs, ein Bach und eine Leiter, die<br />

ihm beistehen – und den Gungatz verjagen. Wiederkehrende<br />

Reime treiben die Handlung des<br />

französischen Märchens dramatisch voran, in mit<br />

Collagen und Übermalungen arbeitenden Zeichnungen<br />

karikiert Alicia Sancha farbprächtig Boshaftigkeit<br />

wie Unerschrockenheit. Bis am Ende<br />

das Entchen in der Sommerhitze dem Gungatz<br />

ein Bad im Teich erlaubt: „Er ist groß<br />

genug für dich und mich.“<br />

^ Käthe Recheis, Georg Bydlinski,<br />

Alicia Sancha: „Das Entchen und der<br />

große Gungatz“. Dom, 48 S.,<br />

14,90 € (D / A) • 27,30 sFr.<br />

AB 5 BALLADE<br />

Rhythmus, wo man mitmuss<br />

Das hat sich schon lange keiner mehr getraut:<br />

eine Erzählung in Balladenform zu schreiben. Die<br />

Rhythmen der Verse entwickeln eine eigene Dynamik,<br />

ziehen den Leser in die Geschichte zweier<br />

Jungen: Von Tieren und drei Hexen genau be-<br />

© panthermedia<br />

TEXT: STEFAN HAUCK, VERENA HOENIG<br />

Schmöker-<br />

Stunden<br />

Manche Geschichten<br />

sind so spannend, dass man<br />

gar nicht mehr aufhören<br />

möchte. Zehn Lesetipps<br />

für freie Minuten.<br />

obachtet, wird der eine von einer Elfe zum Träumen<br />

verleitet, während sein Bruder weiterzieht.<br />

Die poetischen Reime, die Loschütz wie ein Hörspiel<br />

arrangiert, eignen sich wunderbar zum Vorlesen<br />

– am besten spricht der Erzähler mit mehreren<br />

Stimmen. Nur zum Schauen wünschte man<br />

sich von Philipp Waechters<br />

zartfühlenden Illustrationen<br />

noch viel, viel mehr.<br />

^ Gert Loschütz, Philipp<br />

Waechter: „Auf der Birnbaumwiese“.<br />

Schöffl ing, 80 S., 14,95 €<br />

(D) • 15,40 € (A) • 23,50 sFr.<br />

AB 9 COMIC<br />

Hinreißende Erlebnisse<br />

Slapstick mit Tiefgang bieten die Lou-Bände des<br />

französischen Zeichners Julien Neel: Jede Seite<br />

erzählt in unterschiedlich großen, farbigen Panels<br />

eine mit einer Pointe endende Episode, sodass<br />

nach und nach die Geschichte entsteht. Bei<br />

„Sonnenschein & Rosenkohl“ erleben Lou, ihre<br />

Katze und die durchgeknallte Mama die Sommerferien<br />

bei der schrulligen Oma in der Provinz.<br />

Alltagsprobleme, Missverständnisse, Sehnsüchte<br />

werden mit leichtem Strich in Szene gesetzt,<br />

Situationskomik erzeugt beim<br />

Leser Lachen, aber auch<br />

Nachdenklichkeit. Denn:<br />

Viele der gezeigten Erfahrungen<br />

dürften den präpu-<br />

bertären Kindern ziemlich vertraut sein. Die teils<br />

kleine Schrift in den Sprechblasen garantiert,<br />

dass Erwachsene nicht ungehindert mitschmökern<br />

– obwohl auch sie jede Menge Spaß daran<br />

haben werden.<br />

^ Julien Neel: „Lou! Bd. 2: Sonnenschein & Rosenkohl“.<br />

Tokyopop, 48 S., 9,95 € (D) • 10,30 € (A) • 17,50 sFr.<br />

AB 10 GESCHICHTEN ZU FAKTEN j<br />

Stechmücken und Blutsauger<br />

Sein neuer Fall führt Privatdetektiv Frank Faust<br />

junior nach Rumänien, wo er einen Sarg ausgraben<br />

soll … Wird er darin tatsächlich Draculas<br />

Braut vorfi nden? Ingo Naujoks<br />

spricht den etwas trotteligen<br />

Faust so überzeugend,<br />

dass man aus dem Kichern<br />

nicht mehr herauskommt. Das<br />

Autorenduo Preger und Erdenberger<br />

spinnt aus Fakten mitreißende<br />

Kinderkrimis. Das Besondere: Die Wissenschaftler<br />

sprechen ihren Part an realen Orten jeweils<br />

selbst. So kommt neben anderen Constantin<br />

Balasceanu zu Wort, der nicht nur Professor in Bukarest<br />

ist, sondern auch ein Nachfahre von Vlad<br />

III. Draculea. Am Ende hat der Hörer auf höchst<br />

unterhaltsame Weise viel über die Hintergründe<br />

des Vampir-Aberglaubens erfahren.<br />

^ Ralph Erdenberger, Sven Preger: „Wahre<br />

Vampire“. Gelesen von Ingo Naujoks u. a.<br />

Aktive Musik, 12,95 € (D) • 13,10 € (A) • 19,90 sFr.<br />

88<br />

buchjournal 1/2011


AB 10 HÖRSPIEL j<br />

Regenwald zum Miterleben<br />

Theresia Singer hat von ihren<br />

Recherchen in Costa Rica Tonaufnahmen<br />

aus dem grünen Paradies<br />

mitgebracht: Man lauscht<br />

knackenden Baumriesen, Regentropfen,<br />

Vogelkreischen. Solche<br />

Höreindrücke lassen den fremden Lebensraum<br />

greifbar werden. Mitreißend erzählt Singer von<br />

ihren Erlebnissen im tropischen Regenwald, der<br />

als größte Apotheke der Welt gilt. Sie hat auch<br />

den österreichischen Musiker Michael Schnitzler<br />

besucht, der sich in Costa Rica dafür einsetzt,<br />

dass in einem Naturschutzgebiet der Regenwald<br />

gerettet und durch Wiederbewaldungsprojekte<br />

sogar vergrößert wird. Und am Ende weiß der<br />

Hörer, warum es im Regenwald selbst während<br />

der Trockenzeit reg<strong>net</strong>.<br />

^ Theresia Singer, Daniela Wakonigg: „Der Regenwald.<br />

Erforschung eines Paradieses“. Gelesen von<br />

Frauke Poolman u. a., Headroom, 12,90 € (D / A) •<br />

24,– sFr.<br />

AB 10 FANTASY j<br />

Junge ohne Vergangenheit<br />

Ein Junge, der keinen Schlaf<br />

braucht und alle Sprachen lesen<br />

kann, ein Wal mit U-Boot<br />

auf dem Rücken und ein<br />

Brief, der sich selbst verbrennt:<br />

Wer es geheimnisvoll<br />

mag und actiongeladene Handlungen liebt,<br />

ist mit dem Auftakt der Trilogie „Die Bücher von<br />

Umber“ bestens bedient. Da versuchen Lord Umber,<br />

ein einhändiges Mädchen und der starke<br />

Oakes, der immerzu die Wahrheit sagen muss,<br />

das Rätsel um Hap zu lösen: Der hat keine Erinnerung,<br />

wer er ist. „Ein-Mann-Orchester“ Rufus<br />

Beck gelingt es wieder, die Ohren seiner Zuhörer<br />

dauergespitzt zu halten.<br />

^ P. W. Catanese: „Die Bücher von Umber. Der<br />

gefundene Junge“. Gelesen von Rufus Beck,<br />

cbj audio, 4 CDs, 19,99 € (D / A) • 32,90 sFr.<br />

AB 12 MITMACH-KRIMI<br />

Mysteriöses Gift-Attentat<br />

Mit der Reihe „Bernstein Akte“ öff<strong>net</strong> sich für Krimifans<br />

ein neues Kapitel: Ein Aktenordner mit<br />

E-Mails, Aussageprotokollen, Notizen und Beweismaterial<br />

wie Kassenzettel lädt zum Lesen,<br />

Blättern und Kombinieren ein. Im „Fall Piranha“<br />

kümmern sich Technik-Freak Smut, Logikexper-<br />

buchjournal 1/2011 89<br />

tin Birke, Spurensucher Morten und Forensikprofessor<br />

Bernstein um ein rätselhaftes Gift-Attentat,<br />

das im Zoo-Aquarium auf Fische verübt worden<br />

ist. Wen das Detektivfi eber befallen hat, der<br />

kann sich am gleichzeitig erschienenen „Fall<br />

Picasso“ versuchen. Dort geht es um ein scheinbar<br />

wertloses Gemälde, das<br />

einem Museum abhandengekommen<br />

ist.<br />

^ Christian Tielmann: „Der<br />

Fall Piranha“. Meyers, 14,95 €<br />

(D) • 15,40 € (A) • 24.90 sFr.<br />

AB 14 SCHWANGERSCHAFT<br />

Alles muss einen Sinn haben<br />

Arztpraxen, Wohnzimmer, Bürgersteige in Paris,<br />

Supermärkte – Murail konzentriert sich auf wenige<br />

Drehorte, um ihren Roman mit Tempo voranzutreiben.<br />

Jawohl, Drehorte – denn Murails Bücher<br />

sind wie kleine Soaps angelegt, mit klaren<br />

Strukturen, fl ießenden Dialogen, Zoom. Die<br />

Hauptpersonen: eine ichbezogene 17-Jährige, ein<br />

arbeitsmüder Arzt-Vater mit unbeschwert jungem<br />

Kollegen, eine gute Freundin, alle von großer<br />

Unsicherheit getragen. Mit leichter Hand packt<br />

Murail das schwierige Thema Schwangerschaft<br />

an, zeigt, wie der Alltag zunehmend<br />

kippt – ein All-Age-Buch<br />

mit unterhaltsamen Einsichten.<br />

^ Marie-Aude Murail: „So oder so<br />

ist das Leben“. Fischer Schatzinsel,<br />

256 S., 13,95 € (D) • 14,40 € (A) •<br />

21,90 sFr.<br />

AB 14 ALLTAG IN DER DIKTATUR<br />

Von der Realität geschlagen<br />

Erst geht der Vater in den Westen, dann die Mutter,<br />

und es braucht seine Zeit, bis Agnes im siebenbürgischen<br />

Rumänien kapiert, dass sie nun<br />

allein zurechtkommen muss. Karin Bruder versteht<br />

es, das Leben unter Ceaușescu bis zur Revolution<br />

1989 eindringlich zu schildern. Mangelwirtschaft,<br />

Tauschhandel, die allmächtige Securitate<br />

– vor diesem Hintergrund durchlebt Agnes<br />

die Pubertät, verliebt sich in einen Studenten, der<br />

heimlich Flugblätter druckt und verhaftet wird.<br />

Bruder erzählt nüchtern, realitätshart, zeigt, wie<br />

sich Agnes Gefühle erobern muss, weil Vertrauen<br />

für sie fremd geworden ist. Ein starker Roman,<br />

der durch die Wucht der<br />

Wirklichkeit fesselt.<br />

^ Karin Bruder: „Zusammen<br />

allein“. dtv, 272 S., 12,95 € (D) •<br />

13,40 € (A) • 19,90 sFr.<br />

Was wäre,<br />

wenn du in der<br />

Tiefsee leben<br />

könntest?<br />

www.rufdertiefe.de<br />

Was wäre,<br />

wenn du Wasser<br />

wie Sauerstoff<br />

atmen könntest?<br />

Was wäre,<br />

wenn du dort unten<br />

eine gigantische<br />

Katastrophe entdecken<br />

würdest?<br />

Finde es heraus.<br />

416 S., gebunden, a 16,95. ISBN 978-3-407-81082-3


KINDER- UND JUGENDBUCH_SACHWISSEN<br />

Von Backpulver-Vulkanen bis zur<br />

Radioaktivität: Neue Sachbücher<br />

machen den Nachwuchs mit<br />

Wissen fi t.<br />

Einblicke in<br />

die Welt<br />

TEXT: STEFAN HAUCK<br />

D as<br />

Leben auf einem Bauernhof mit vielen<br />

Tieren interessiert fast jedes Kind,<br />

entsprechende Bücher sind beliebt. Aber<br />

was passiert dort eigentlich in der Nacht?<br />

Ein Pappband aus der Reihe „Licht an!“ erzählt,<br />

was die Tiere machen, wenn die Menschen<br />

schlafen gehen. Da kommt der Igel aus<br />

seinem Versteck, ein Kälbchen wird geboren,<br />

Ferkel liegen unter der Wärmelampe<br />

und im Stall sind die Hühner in Sicherheit<br />

vor dem streunenden Fuchs. Mit einem weißen<br />

Pappekegel können sich die Betrachter<br />

auf Überraschungsfolien dann selbst auf<br />

Entdeckungstour begeben.<br />

Ein altes Bauernhaus steht auch im Mittelpunkt<br />

des neuen Buchs von Sprachspieler<br />

Lewis und Bilderzauberer Innocenti, die vor<br />

acht Jahren mit „Hotel zur Sehnsucht“ ein<br />

wunderbares kulturgeschichtliches Puzzle<br />

mit Zitaten aus Literatur und Film geschaffen<br />

haben. In „Ein Haus erzählt“ (Sauerländer,<br />

ab 6) erleben wir in großformatigen, detailreichen<br />

Bildern die Geschichte eines 1656<br />

erbauten italienischen Bauernhauses. Im<br />

Lauf der Jahrhunderte erfährt es Sommer<br />

und Winter, Freud und Leid, Armut und<br />

Reichtum, Pest und Faschismus, Krieg und<br />

Frieden, Landfl ucht und beginnenden Zerfall,<br />

Wiederinstandsetzung durch wohlhabende<br />

Städter. Innocenti bietet eine grandiose<br />

Zeitreise in Bildern, die allerdings eines<br />

historischen Wissens bedürfen. Am besten<br />

lässt sich das Bilderbuch mit Erwachsenen<br />

gemeinsam betrachten, denn beim Schauen<br />

und Blättern entstehen Entdeckungen und<br />

Nachfragen. Neben den einleitenden Versen<br />

kann sich der Vorleser einbringen – und wer<br />

könnte das hier besser als Großeltern mit ihren<br />

Erinnerungen an früher? –, kann mit<br />

dem Kind gemeinsam den Personen und<br />

Handlungen nachspüren und sich Gedanken<br />

machen. Nur so erschließt sich die Vielschichtigkeit<br />

der Bilder.<br />

Gemälde sind auch das Thema von „Natur<br />

pur“ (Horncastle, ab 10). Mona Horncastle<br />

hat sich mit Fünftklässlern jede Menge Gedanken<br />

zu Landschaftsbildern von Dürer bis<br />

Lesezeichen<br />

1. Licht an! Nachts auf dem Bauernhof. Meyers,<br />

24 S., 8,95 € (D) • 9,20 € (A) • 15,90 sFr., ab 4<br />

2. Maja Nielsen: Marie Curie. Die Entdeckung der<br />

Radioaktivität. Gerstenberg, 64 S., 12,90 € (D) •<br />

13,30 € (A) • 22,50 sFr., ab 11<br />

3. Karin Feuerstein-Praßer, Karin Schneider-Ferber:<br />

Da hielt die Welt den Atem an. Ravensburger, 192 S.,<br />

22,95 € (D) • 23,60 € (A) • 36,90 sFr., ab 13<br />

90<br />

© ullstein bild - Reuters<br />

© Alex Kraus<br />

Brisante Themen<br />

im Fokus: Das<br />

Sachbuch „Da hielt<br />

die Welt den Atem an“<br />

behandelt auch die<br />

Attentate vom<br />

11. September 2001<br />

Magritte gemacht. Sie berichtet locker über<br />

das, was man auf den Bildern sieht, und verbindet<br />

sie mit kreativen Aufträgen an die<br />

Leser. So lässt sie zu Turners Dampfer K<strong>net</strong>boote<br />

schwimmen, zu Cézannes Bergen<br />

Backpulvervulkane speien und zu van Goghs<br />

Sternennacht Luftwirbel entstehen.<br />

„Forscher aufgepasst!“ heißt ihr Appell,<br />

der auch für Maja Nielsens Buch über Marie<br />

Curie gilt. Leicht verständlich bereitet Nielsen<br />

einen schwierigen Stoff auf: Anhand der<br />

packend erzählten Lebensgeschichte von<br />

Curie, der einzigen Frau mit zwei Nobelpreisen,<br />

zeigt sie die Entdeckung der Radioaktivität,<br />

die Fluch und Segen gleichermaßen<br />

nach sich zieht. Selbst wer mit Chemie und<br />

Physik nichts am Hut hat, wird nach der<br />

Lektüre ein kleiner Experte sein.<br />

Die Erkenntnisse der rastlosen Forscherin<br />

wurde in Kriegen aber auch unheilvoll eingesetzt:<br />

„Da hielt die Welt den Atem an“ berichtet<br />

von gewaltsamen Auseinandersetzungen,<br />

vom Kalten Krieg, dem Völkermord<br />

in Ruanda, dem 11. September oder der problematischen<br />

Situation in Afghanistan. Das<br />

Buch erklärt 13 weltgeschichtliche Entwicklungen<br />

seit 1945 und informiert über die<br />

Hintergründe, unterstützt durch zahlreiche<br />

Fotos und Stichwortkästen. Die Lektüre jener<br />

politischen Brennpunkte ist kein Spaziergang<br />

– aber die nüchterne Kenntnis der<br />

Realität ist entscheidend, um sich ein eigenes<br />

Urteil bilden zu können. <br />

buchjournal 1/2011


AnyBook DRP-4000D<br />

GESCHICHTEN<br />

ERZÄHLER<br />

Kinder sollten Märchen und Geschichten zusammen mit ihren<br />

Eltern oder Großeltern erleben. Manchmal fehlt aber die Zeit,<br />

den Kleinen vorzulesen.<br />

Mit dem AnyBook nehmen Eltern und Großeltern Bücher auf.<br />

Die Kinder können dann selbstständig, mit der vertrauten Stimme<br />

der Erwachsenen, die Geschichten weiter erleben. Um dabei<br />

immer auf der richtigen Seite zu sein, werden ablösbare<br />

Sticker in das Buch geklebt. Das AnyBook scannt die Sticker<br />

und weiß genau, welcher Abschnitt gerade gelesen werden<br />

soll. Dadurch funktioniert das AnyBook wirklich mit jedem<br />

Buch. Kinder lernen schneller den Umgang mit dem Medium<br />

Buch, sie können entweder nur zuhören oder auch mitlesen.<br />

Und das so oft sie wollen.<br />

Das AnyBook gibt es in zwei Varianten:<br />

mit 15 oder mit 60 Stunden Aufnahme- und Wiedergabekapazität.<br />

www.franklin.com/de/anybook<br />

Achten Sie auf die<br />

Produktvorführung bei<br />

Ihrem Buchhändler!<br />

In jeder Sprache zu Hause


JUGENDBUCH_INTERVIEW<br />

Sie ist witzig, sie schreibt gern über die Liebe – und sie mag die Abwechslung: Mal<br />

sind Kerstin Giers Bücher für erwachsene, dann wieder für jüngere Leser. Jetzt ist<br />

mit „Smaragdgrün“ der dritte Band ihrer Edelstein-Trilogie erschienen.<br />

„Oft schreibe<br />

ich fieberhaft<br />

Tag und Nacht“<br />

INTERVIEW: MEIKE DANNENBERG<br />

K erstin<br />

Gier blickt von ihrer Schreibstube<br />

auf ihr Heimatdorf, in dem etwa<br />

so viele Kühe, Schafe und Pferde leben wie<br />

Menschen. Weiden säumen die Straße, die<br />

zu dem weißen Einfamilienhaus mit dem<br />

idyllischen Garten führt. Hier lebt sie mit<br />

ihrem zehnjährigen Sohn und ihrem<br />

Mann. Die Autorin ist Vielschreiberin: Sie<br />

hat seit ihrem ersten Roman von 1996,<br />

„Männer und andere Katastrophen“, über<br />

30 Bücher veröffentlicht, etliche davon unter<br />

Pseudonym. Mit ihrer humorvollen<br />

Frauenliteratur hat sie sich eine umfangreiche<br />

Fangemeinde erschrieben, und mit<br />

ihrer Edelstein-Trilogie um die Zeitreisende<br />

Gwendolyn begeistert sie viele junge Leser.<br />

Nach „Rubinrot“ und „Saphirblau“ ist<br />

jetzt deren dritter Band erschienen: „Smaragdgrün“,<br />

der sofort auf Platz 1 der Bestsellerlisten<br />

einstieg. Das Buchjournal<br />

sprach mit Kerstin Gier über ihre Bücher<br />

und ihre Lust am Schreiben.<br />

Frau Gier, Sie haben vor der Edelstein-Trilogie<br />

schon viele erfolgreiche Frauenromane verfasst.<br />

Fühlt es sich trotzdem an wie ein Durchbruch,<br />

dass alle drei Titel Ihrer Trilogie gleichzeitig auf<br />

der Bestsellerliste waren?<br />

Eigentlich nicht. Mit den Taschenbuchauflagen<br />

habe ich bisher sehr viel<br />

mehr Leser erreicht, ich glaube fast drei<br />

Millionen, und vorletztes Jahr hat „In<br />

Wahrheit wird viel mehr gelogen“ es auch<br />

schon auf Platz elf der Bestsellerliste ge-<br />

© Olivier Favre<br />

schafft. Von den Jugendbüchern wurden<br />

weniger verkauft – aber Platz eins war natürlich<br />

... ziemlich toll!<br />

Wie kamen Sie auf die Idee mit den Zeitreisen<br />

in der Edelstein-Trilogie?<br />

Die ursprüngliche Idee kam von meinem<br />

Verleger Albrecht Oldenbourg. Man sollte<br />

mal eine Persiflage über Zeitreisen schreiben,<br />

sagte er. Wir haben das dann wie ein<br />

Aufsatzthema in Erwägung gezogen. Aber<br />

Persiflagen schreibe ich nicht, sondern es<br />

sollte eine romantische Liebeskomödie<br />

sein. Und beim Planen der Geschichte habe<br />

ich völlig verdrängt, dass die Idee „Zeitreise“<br />

eigentlich von Herrn Oldenbourg war.<br />

Sie haben sich auf dem ausgebauten Dachboden<br />

Ihres Hauses eine Schreibstube eingerichtet.<br />

Entstehen dort die Romane?<br />

Der Raum unter dem Giebel ist sehr schön<br />

geworden – nichts für Leute über 1,70 Meter,<br />

aber für mich ideal. Dort schreibe ich die<br />

Bücher, mit Bergen von Notizbüchern und<br />

bisher erstaunlich wenig Kleinkram, gebastelten<br />

Figuren oder Mut machenden Sinn-<br />

Unbedingt Grün – Farben haben es Kerstin Gier angetan. Und<br />

das Schreiben – mindestens ein Buch pro Jahr muss sein<br />

»Meine Geschichte<br />

über Zeitreisen<br />

sollte eine<br />

Liebeskomödie sein«<br />

sprüchen an der Wand. Das ist alles im Arbeitszimmer<br />

geblieben, dort mache ich jetzt<br />

nur noch Inter<strong>net</strong>recherchen. Und Steuerkram.<br />

Dafür braucht man definitiv auch Beschützerfiguren.<br />

Wann schreiben Sie?<br />

Eigentlich morgens, wenn mein Sohn in<br />

der Schule ist. Aber es läuft doch oft auf ein<br />

fieberhaftes Tag-und-Nacht-Schreiben hinaus<br />

– sehr ungesund und wenig kompatibel<br />

mit einem Familienleben.<br />

Sind Sie also eine manische Vielschreiberin?<br />

Ich versuche viel zu planen, auch Raum<br />

für Privates und Erholung. Wenn ich mei-<br />

92<br />

buchjournal 1/2011


Zur Person<br />

Kerstin Gier, geboren 1966, wollte immer schon<br />

Schriftstellerin werden. Mit 28 begann sie, diesen<br />

Plan in die Tat umzusetzen. Seitdem hat sie<br />

sehr erfolgreich mehr als 30 humorvolle Frauenbücher<br />

veröffentlicht, „Männer und andere Katastrophen“<br />

wurde mit Heike Makatsch verfi lmt.<br />

Auch ihre Jugendbücher sind sehr erfolgreich,<br />

zuletzt „Smaragdgrün“, der dritte Teil ihrer<br />

Edelstein-Trilogie. Kerstin Gier lebt mit Mann,<br />

Sohn und Katze in einem kleinen Dorf<br />

im Bergischen Land.<br />

nen Zeitplan im Beruf nicht einhalte, geht<br />

das immer zulasten des Privaten, und das<br />

ist sehr schade. Einen Roman im Jahr zu<br />

schreiben, dazu noch Lesereisen – das kann<br />

man auch schaffen, ohne ein manischer<br />

Vielschreiber oder Workaholic zu sein.<br />

Theoretisch – aber dann kommt es doch<br />

eben oft wieder anders.<br />

Kommen Sie mit Ihren jungen Fans in Kontakt?<br />

Oh ja. Auf Lesungen, und dann sind es leider<br />

auch seeehr viele auf einmal. Das klingt<br />

jetzt gemein, so meine ich das auch nicht.<br />

Aber ich war geblendet wie ein Kaninchen<br />

von den Blitzen der Fotoapparate und ich<br />

möchte nicht wissen, was für gruselige Bilder<br />

jetzt von mir bei Facebook kursieren.<br />

Außerdem, wenn sie sich anstellen, um zu<br />

signieren, dann sind sie ganz schüchtern<br />

und nuscheln so, dass ist sehr niedlich, aber<br />

wenn ich zum fünften Mal einen Namen<br />

nicht verstehe, ist mir das schon peinlich.<br />

Und sie haben teilweise so fantasievolle Namen,<br />

Korintiana oder Liabella! (lacht) Ich<br />

bekomme auch ganz viele Bilder und selbst<br />

geschriebene Geschichten und rund 80 E-<br />

Mails am Tag. Die kann ich kaum noch alle<br />

beantworten. Aber ich fi nde, wer sich so viel<br />

Mühe macht und etwas malt oder schreibt,<br />

der soll auch eine Antwort bekommen. Inzwischen<br />

gibt es zudem eine Website zur<br />

Edelstein-Trilogie, die von zwei ganz zauberhaften<br />

Studentinnen aufgebaut wurde,<br />

und hier gibt es dann auch Informationen.<br />

Was wollen die Fans von Ihnen wissen?<br />

Meist ist es das Gleiche: Ob es einen<br />

vierten Band gibt und ob sie im Film Gwendolyn<br />

spielen dürfen! Da muss ich leider zu<br />

beidem Nein sagen. Es gibt keinen vierten<br />

Band und auf die Auswahl der Gwendolyn<br />

habe ich keinen Einfl uss!<br />

buchjournal 1/2011 93<br />

Wie geht es mit den Plänen zur Verfi lmung der<br />

Trilogie voran? Die Rechte sind ja längst verkauft.<br />

Die Mühlen im Filmgeschäft mahlen<br />

langsam ... die ersten Drehbuchfassungen<br />

sind fertig, aber wie weit die anderen Planungen<br />

gediehen sind, weiß ich nicht. Da<br />

habe ich keinerlei Mitspracherecht und<br />

freue mich schon über jede Information.<br />

Die Umsetzung liegt ganz in den Händen<br />

der Filmcrew.<br />

Planen Sie schon das nächste Buch?<br />

Zurzeit arbeite ich an einer Komödie für<br />

Erwachsene, die sich mit der großen Frage<br />

nach der perfekten Beziehung beschäftigt.<br />

Sie wird auch ein winzig kleines magisches<br />

Element erhalten. Und anschließend würde<br />

ich gern ein neues Jugendbuchprojekt<br />

angehen.<br />

Planen Sie die Bücher ganz durch? War Ihnen<br />

zum Beispiel das überraschende Ende Ihrer Trilogie,<br />

der Clou, den ich hier natürlich nicht verraten<br />

möchte, von Anfang an klar?<br />

Sie meinen, dass Gwendolyn ... ist? Das<br />

stand von Anfang an fest, allerdings<br />

wusste ich noch nicht genau, wie ich es<br />

lösen würde. Und beim Schreiben von<br />

„Smaragdgrün“ gab es für mich selber<br />

auch noch einige Überraschungen, die zu<br />

Änderungen geführt haben.<br />

Setzt Sie der Erfolg bei der Ideenfi ndung unter<br />

Druck oder ist es eher ein Ansporn, dass die<br />

Menschen Ihre Werke so gern lesen?<br />

Beim Ausdenken der Geschichte denke<br />

ich noch gar nicht an den Leser, das kommt<br />

erst beim Schreiben. Aber klar! Es ist auf<br />

jeden Fall ein Ansporn, zu wissen, dass<br />

viele Menschen das Buch lesen werden. <br />

Lesezeichen<br />

j<br />

Kerstin Gier: Smaragdgrün. Arena, 496 S.,<br />

18,95 € (D) • 19,50 € (A) • 29,50 sFr.<br />

Kerstin Gier: Smaragdgrün. Gelesen von Josefi ne Preuß.<br />

Arena, 6 CDs, 22,99 € (D) • 23,20 € (A) • 34,90 sFr.<br />

978-3-589-22500-2<br />

15-Punkte-<br />

Reihe:<br />

Basiswissen fürs Abi<br />

978-3-589-22495-1<br />

978-3-589-22467-8<br />

Das Abi-Wissen im Griff:<br />

Je Band<br />

€ (D) 8,95<br />

, Basiswissen für die Klassen<br />

11 bis 13<br />

, Das Wesentliche für<br />

15 Fächer kompakt und<br />

optimal aufbereitet<br />

, Mit Schaubildern, vielen<br />

Beispielen und Übersichten<br />

, Im handlichen<br />

Pocket-Format 10x16 cm<br />

, Jeder Band ca. 240 Seiten<br />

Cornelsen Verlag | 14328 Berlin | www.cornelsen.de<br />

978-3-589-22494-4<br />

978-3-589-22498-2


LERNHILFEN<br />

Am besten lernen Kinder, wenn der Spaßfaktor stimmt: Spiele, Rätselblöcke,<br />

Lesestift – wir haben für Sie ein paar frische Ideen für Vor- und Grundschüler.<br />

Spielerisch<br />

durchs ABC<br />

TEXT: KATHARINA HORST<br />

B evor<br />

Kinder eingeschult werden, haben<br />

sie in der Regel bereits Formen,<br />

Farben, Zahlen und erste Buchstaben kennengelernt.<br />

Viele fi nden sich im Straßenverkehr<br />

zurecht und manche können sogar<br />

schon die Uhr lesen. Bücher, Spiele und Vorschulblöcke<br />

sind beliebte Hilfsmittel, um<br />

Kindern Wissen zu vermitteln, doch spielerisches<br />

Lernen kann auch anders gehen: mit<br />

dem Tiptoi, einem neuen elektronischen<br />

Lesestift aus dem Hause Ravensburger.<br />

Tippt der Stift auf ein Bild oder einen<br />

Text, erklingen Geräusche, Sprache oder<br />

Musik. Der besondere Clou: Die codierten<br />

Flächen sind gleich mehrfach belegt. So<br />

spielt der Stift bei der zweiten Berührung<br />

oftmals eine andere Sounddatei ab als beim<br />

ersten Mal. Damit soll der Entdeckergeist<br />

der Kinder geweckt werden. Bislang sind<br />

zehn Titel lieferbar: vier Bücher aus der<br />

Reihe „Wieso? Weshalb? Warum?“, fünf<br />

Lernspiele und ein Globus-Puzzleball. Bei<br />

den Lernspielen übernimmt der Stift zugleich<br />

die Rolle des Spielleiters. Er gibt Anweisungen,<br />

zählt die Punkte der Spieler<br />

und merkt auch, wenn ein Kind zum Beispiel<br />

beim Rechnen etwas schwächer ist –<br />

dann bekommt es beim nächsten Mal einfach<br />

eine etwas leichtere Aufgabe.<br />

Am besten lernen Kinder, wenn der Spaßfaktor<br />

stimmt – zum Beispiel mit den „Spiel<br />

dich schlau!“-Spielen, die Duden und Haba<br />

gemeinsam entwickelt haben. Mit Würfel,<br />

Spielfi gur und Legeplättchen werden auf<br />

dem Spielfeld fast nebenbei Formen gelegt,<br />

Buchstaben erkannt. Wer schon lesen kann<br />

und mehr über die Welt lernen möchte, öff<strong>net</strong><br />

die Brainbox aus dem Moses Verlag, die<br />

Wissen als Gedächtnisquiz aufbereitet.<br />

Auch die „Snäp“-Kombinationsspiele,<br />

ebenfalls von Moses, vermitteln Grundrechenarten<br />

und Sachthemen.<br />

Eine solide Vorbereitung auf den Schulstart<br />

bieten bewährte Reihen wie „Jetzt lerne<br />

ich …“ (Duden), „Die kleinen Lerndrachen“<br />

(Klett) oder „Der kleine Lernzauberer“ (Ravensburger).<br />

Für die notwendige Portion<br />

Spaß bei der Vorbereitung auf den Ernst des<br />

Lebens sorgen die Duden Vorschulblöcke,<br />

die es unter anderem zum Thema Konzentration<br />

gibt. Peppig gemacht sind auch die<br />

Ravensburger-Blöcke „Auf die Plätze ...<br />

Schulanfang!“ und „Ri-Ra-Rätselspaß für<br />

Lesezeichen<br />

Soll den kindlichen Entdeckergeist wecken: der elektronische Lesestift Tiptoi<br />

die Vorschule“, mit Mini-Sudoku, Fehlersuchbildern<br />

und Reimpaar-Suchspielen.<br />

Der spielerische Umgang mit Sprache<br />

lässt sich auch schon bei den Kleinsten fördern<br />

– etwa mit dem neuen „Wimmel-Wörterbuch“<br />

von Duden für Kinder ab drei. Eine<br />

raffi nierte Gucklochtechnik hilft, den Wortschatz<br />

zu erweitern. Kinder mit Migrationshintergrund,<br />

die ihre Sprachkompetenz<br />

verbessern sollten, seien mehrsprachige Bücher<br />

empfohlen, etwa die Geschichte „Der<br />

Farbenverdreher“ (Edition bi:libri), die in<br />

sieben verschiedenen Sprachen zu haben ist<br />

– Hör-CD für die Aussprache inklusive. <br />

1. Tiptoi: Puzzeln, Entdecken, Erleben – Die Ritterburg. Ravensburger, 11,99 € (D / A) • 19,90 sFr.<br />

2. Spiel dich schlau! Das große Abc-Spiel. Duden, Haba. 19,95 € (D / A) • 34,50 sFr.<br />

3. Brainbox Deutschland. Moses, 14,95 €<br />

4. Ulrike Rylance, Jessica Störmer: Der Farbenverdreher. Edition bi:libri, 32 S., 15,95 € (D) • 16,40 € (D) • 24,70 sFr.<br />

94<br />

buchjournal 1/2011<br />

© Ravensburger


SCHREIBWETTBEWERB 2011<br />

Sie schreiben gern und haben tolle, ungewöhnliche Ideen? Dann<br />

schicken Sie uns eine Kurzgeschichte. Einzige Voraussetzung ist:<br />

Sehen Sie rot!<br />

M öglicherweise<br />

fließt Blut. Weil Sie die<br />

Idee zu einem schrägen Krimi haben,<br />

in dem nicht nur Ihr Goldfisch eine<br />

zentrale Rolle spielt. Oder Sie erfinden das<br />

Vampirgenre neu. Vielleicht sehen Sie aber<br />

auch in anderer Hinsicht rot und Sie bringen<br />

Wut, Hass und Rache zu Papier. Oder<br />

Sie gehen es gefühlvoll an und sehen Rot als<br />

die Farbe der Liebe. Beim Buchjournal-<br />

Schreibwettbewerb 2011 ist Ihrer Fantasie<br />

nur eine Grenze gesetzt: Lassen Sie sich vom<br />

Thema „Rot“ inspirieren. Und dann legen<br />

Sie los: dramatisch, witzig, leidenschaftlich,<br />

wütend – wie immer Sie mögen. Beurteilt<br />

werden Ihre Geschichten von einer Jury,<br />

zu der neben den Buchjournal-Redakteuren<br />

unter anderen Cordelia Borchardt, Lektorin<br />

beim S. Fischer Verlag, und Ines Thorn, Autorin<br />

historischer Romane, gehören.<br />

Für den Sieger oder die Siegerin gibt es einen<br />

BücherScheck über 250 Euro – und die<br />

Geschichte wird im Oktoberheft des Buchjournals<br />

veröffentlicht. An den Zweit- und<br />

Drittplatzierten gehen BücherSchecks über<br />

150 Euro. Weitere 17 von unserer Jury Ausgewählte<br />

erhalten einen BücherScheck über<br />

buchjournal 1/2011 95<br />

50 Euro. Die 20 besten Geschichten werden<br />

ab 12. September unter www.buchjournal.de<br />

zu lesen sein – ebenso die beste Geschichte<br />

junger Autoren.<br />

Mit dem Sonderpreis für Kinder und Jugendliche<br />

sind insbesondere auch junge<br />

Autorinnen und Autoren eingeladen, sich<br />

am Wettbewerb zu beteiligen. Wir freuen<br />

uns, wenn Ihr eine spannende, fantastische<br />

oder abgedrehte Geschichte zum Thema<br />

„Rot“ einreicht! Bitte gebt in Eurer E-Mail<br />

Euer Alter an, damit wir wissen, dass Ihr<br />

Euch für diesen Sonderpreis bewerbt. <br />

Info<br />

© doga yusuf dokdok / istockphoto<br />

Bitte nehmen Sie<br />

Platz – und lassen<br />

Sie Ihren Fantasien<br />

freien Lauf. Thema<br />

des Buchjournal-<br />

Schreibwettbewerbs<br />

2011 ist „Rot“<br />

Schreiben Sie Ihre Buchjournal-Kurzgeschichte<br />

zum Thema „Rot“. Der<br />

Prosa-Beitrag darf maximal 10 000 Zeichen<br />

umfassen (inklusive Leerzeichen)<br />

und muss bislang unveröffentlicht und<br />

frei von Rechten Dritter sein. Einsendungen<br />

– bitte nur per E-Mail – unter<br />

schreibwettbewerb@buchjournal.de.<br />

Einsendeschluss: 31. Mai 2011.<br />

Weniger Fehler.<br />

Bessere Noten.<br />

978-3-507-23207-5<br />

Jeder Band:<br />

10,95 €<br />

978-3-507-23202-0<br />

Das Aktiv-Training<br />

gegen typische Fehler<br />

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NEU<br />

Leicht verständliche Erklärungen<br />

Übungsaufgaben zu allen<br />

Fehlerschwerpunkten<br />

Fehler-Checks zur Sicherung<br />

des Lernerfolgs<br />

Gibt es für die Fächer Deutsch,<br />

Englisch und Mathematik<br />

Schroedel. Gut gemacht.


© Manuel Andrack<br />

Bücherköpfe<br />

Manuel Andrack<br />

13 Jahre lang war er Redaktionsleiter bei Harald<br />

Schmidt, acht Jahre mit ihm auf der Bühne – als<br />

Gesprächspartner, nicht selten auch als Punchingball.<br />

Vielleicht auch deshalb zog es den bekennenden<br />

Fußball- und Bierfan oft in die freie Natur:<br />

zum Durchatmen, Abschalten und zum Wiederaufbau<br />

der verletzten Seele. Als Manuel<br />

Andrack 2008 seinen Job bei Harald Schmidt aufgab,<br />

begann er Kolumnen, Reportagen und Bücher<br />

zu schreiben, und jetzt ist ein neuer Titel<br />

über seine Lust am mehr oder weniger sportlichen<br />

Gehen erschienen: „Das neue Wandern“<br />

(Berliner Taschenbuch Verlag) lädt Anfänger wie<br />

auch Fortgeschrittene ein, sich selbst auf die Socken<br />

zu machen. Mal kürzer, mal länger, wie es<br />

beliebt, aber immer auf der Suche nach der perfekten<br />

Wanderung, wobei der Experte verspricht,<br />

den rechten Weg zu weisen. Das ist gesund und<br />

steht, Andrack sei Dank, längst nicht mehr unter<br />

Spießerverdacht. <br />

Er kennt den Weg: Manuel Andrack gibt Tipps für<br />

die perfekte Wanderung<br />

Bertina Henrichs<br />

Die Wahl-Pariserin hat erlebt, wovon jede Autorin,<br />

jeder Autor träumen dürfte – ihr erster Roman,<br />

„Die Schachspielerin“, war ein Überraschungserfolg:<br />

Bestseller in Deutschland und Frankreich,<br />

Corine-Buchpreis für das<br />

beste Debüt, und das<br />

Buch wurde verfi lmt: 2010<br />

kam „Die Schachspielerin“<br />

in die Kinos. Und natürlich<br />

schreibt Bertina Henrichs<br />

weiter. 2009 erschien ihr<br />

zweiter Roman „That’s all<br />

right, Mama“, jetzt gibt es<br />

wieder Nachschlag: „Ein<br />

Garten am Meer“ (Hoff- Traumstart:<br />

mann und Campe). Bertina Henrichs<br />

© Ulf Andersen / laif<br />

© Thomas Morice / ZDF<br />

Marietta Slomka<br />

Eine perfekte Erscheinung im ZDF-<br />

Studio – so kennen viele Zuschauer<br />

die „heute journal“-Moderatorin Marietta<br />

Slomka. Die Journalistin sitzt<br />

aber nicht nur vor der Kamera und<br />

übermittelt die Nachrichten, die ihre<br />

Kollegen aus aller Welt zusammentragen.<br />

Sie ist auch selbst unterwegs,<br />

voriges Jahr auf dem schwarzen Kontinent,<br />

Anlass war die Fußball-WM 2010. Sie<br />

hat mit ihrem Team die ZDF-Dokumentation<br />

„Afrikas Schätze“ gedreht, um den Zuschauern<br />

neben den vielen Bildern, die es zu den<br />

Sportereignissen gab, auch Eindrücke des<br />

Kontinents jenseits der Stadien zu vermitteln.<br />

Über diese Reise, die sie durch mehrere Länder<br />

führte, über die Begegnungen mit vielen<br />

Christoph Maria Herbst<br />

TV-Ekel Stromberg ist seine Paraderolle, und als er<br />

das Angebot bekam, den Sascha Hehn der so<br />

ganz anders gelagerten ZDF-Serie „Traumschiff“<br />

zu geben, lehnte er dann auch entschieden ab.<br />

Als er aber hörte, was er verpassen würde – „die<br />

Reise geht die komplette südamerikanische<br />

Westküste entlang mit Panama, Costa Rica, Ecuador,<br />

Peru und Chile und von da fl iegen die in die<br />

Südsee nach Bora Bora“ – gab Christoph Maria<br />

Herbst nach. Und war erst einmal begeistert (oder<br />

tat zumindest so): „Das Traumschiff ist neben der<br />

‚Sendung mit der Maus‘ und dem Leopard-Panzer<br />

der größte deutsche Exportschlager. Ein Dampfer<br />

von Weltruf. Und ich fahre mit. Det is’n Kracha!“<br />

Die Ernüchterung kam dann aber erwartungsgemäß<br />

bald: „Mit schwerer Breitseite hatte ich Text<br />

© picture-alliance / dpa<br />

Menschen und ihre Eindrücke hat sie<br />

auch geschrieben: „Mein afrikanisches<br />

Tagebuch“. Wenn sie jetzt<br />

von diesen Erfahrungen in Afrika erzählt<br />

und zugleich über die Vergangenheit<br />

und Gegenwart der bereisten<br />

Länder informiert, geht es ihr vor<br />

allem darum, unterschiedliche Bilder<br />

eines vielfältigen Kontinents zu zeigen.<br />

Denn – das ist eine ihrer Hauptbotschaften:<br />

„Afrika ist so viel mehr als exotische<br />

Kulisse für Herzschmerzfi lme einerseits oder<br />

Hort der Finsternis andererseits.“ sc<br />

^ Marietta Slomka: „Mein afrikanisches<br />

Tagebuch. Reise durch einen Kontinent im<br />

Aufbruch“. C. Bertelsmann, 256 S., 17,99 € (D) •<br />

18,50 € (A) • 30,90 sFr.<br />

abzusondern, den ich im Normalfall nicht mal lesen<br />

würde.“ Die drei Wochen Ernstfall mit der<br />

„schwimmenden Schwarzwaldklinik“ hat der Comedian<br />

schließlich mit therapeutischem Schreiben<br />

verarbeitet. Herausgekommen ist „eine Art<br />

Roman“: „Ein Traum von einem Schiff“ (Scherz).<br />

Ziemlich schräg: Herbst hatte erholsame Sonnentage<br />

und anschließend genügend Zeit, Serie und<br />

Mitstreiter durch den Kakao zu ziehen. <br />

96<br />

Ein Lächeln für die Kamera: Im<br />

Fernsehstudio ist Marietta<br />

Slomka zu Hause, voriges Jahr<br />

war sie aber auch unterwegs –<br />

auf dem schwarzen Kontinent<br />

Christoph Maria<br />

Herbst ging an<br />

Bord – und gibt<br />

das Ekel vom<br />

Traumschiff<br />

buchjournal 1/2011


uchjournal 1/2011 97<br />

14 FRAGEN AN<br />

Mirjam Pressler<br />

Beatles oder Beethoven? Sowohl als auch.<br />

Obere oder untere Brötchenhälfte? Vollkornbrot mit Käse und<br />

dazu Weintrauben.<br />

Margeriten oder Rosen? Löwenzahn sieht auch schön aus.<br />

Brief oder E-Mail? Bücher, Bücher, Bücher.<br />

Schokolade oder Popcorn? Popcorn nie, Schokolade selten.<br />

Was gibt’s noch?<br />

Rot oder ...? Schwarzwälder Kirschtorte.<br />

Italien oder Alaska? Sonne, blauer Himmel und Spaghetti.<br />

Tanzen oder Gläserschwenken? Sowohl als auch.<br />

Fahrrad oder Auto? Fahrräder haben keine Sitzheizung.<br />

Stadt oder Land? Je nach Wetter, Lust und Laune.<br />

Hund oder Katze? Hund und Katze und Ziege und Ratte<br />

und so weiter. Und Fische nur aus der Pfanne.<br />

Morgen oder übermorgen? Heute.<br />

Ans Meer oder in die Berge? Warmer Sand, Muscheln, Krabben und<br />

Austern. Im Überfl uss bitte.<br />

Frühaufsteher oder Langschläfer? Kennen Sie deutsche Hotels?<br />

Impressum<br />

Herausgeber<br />

Börsenverein des Deutschen Buchhandels e.V.<br />

Redaktionsleiter<br />

Eckart Baier, e.baier@buchjournal.de ......................................................-373<br />

Redakteurin<br />

Dr. Sabine Schmidt, s.schmidt@buchjournal.de ...................................... -278<br />

Grafi k<br />

Denis Stanisic, d.stanisic@mvb-online.de ...............................................-398<br />

Schlussredakteurin<br />

Dr. Andrea Rinnert, a.rinnert@mvb-online.de<br />

Redaktionsservice<br />

Yvonne Messer, y.messer@mvb-online.de ..............................................-468<br />

Verlag<br />

MVB Marketing- und Verlagsservice des Buchhandels GmbH<br />

Geschäftsführer<br />

Ronald Schild<br />

Verlagsleiter<br />

Dr. Torsten Casimir<br />

Anschrift des Verlags und der Redaktion<br />

Großer Hirschgraben 17 – 21, 60311 Frankfurt am Main<br />

Postfach 10 04 42, 60004 Frankfurt am Main<br />

Tel.: 069 / 1306-0 • Fax: 069 / 1306-424<br />

mail@buchjournal.de, www.buchjournal.de<br />

Anzeigen<br />

Dr. Jörg Gerschlauer (verantwortlich)<br />

Florian Böhler, f.boehler@mvb-online.de ................................................ -219<br />

Stefanie Fries, s.fries@mvb-online.de ..................................................... -213<br />

Daniele Kahl, d.kahl@mvb-online.de ...................................................... -237<br />

Jessica Klein, j.klein@mvb-online.de ....................................................... -218<br />

Marisa Wirth, m.wirth@mvb-online.de ...................................................-612<br />

Fax: 069 / 13 06-209; anzeigen@mvb-online.de<br />

Anzeigen-Preisliste<br />

Es gilt Tarif Nr. 64 vom 1.1.2011<br />

Marketing & Vertrieb<br />

Serviceline, serviceline@mvb-online.de..................................................-550<br />

Fax: 069 / 13 06-255<br />

Litho und Druck<br />

Druckhaus Main-Echo GmbH & Co. KG, Aschaffenburg<br />

Durchwahl<br />

Sie wählen 069 / 1306 und die angegebene Durchwahl, dann sind Sie<br />

gleich direkt verbunden.<br />

GANZ ODER GAR NICHT<br />

^ Mirjam Pressler, 1940 geboren, ist Schriftstellerin und<br />

hat viele Bücher aus dem Hebräischen, Englischen und<br />

Niederländischen übersetzt, unter anderem das Tagebuch<br />

der Anne Frank. 2010 erhielt sie den<br />

Deutschen Jugend literaturpreis für<br />

ihr Gesamtwerk.<br />

Mirjam Pressler: Ein Buch für Hanna.<br />

Beltz, 352 S., 17,95 € (D) •<br />

18,50 € (A) • 27,90 sFr.<br />

Erscheint am 7. März<br />

Die Rubrik Buchtipps ist von Verlagen fi nanziert. Eine Verwertung der urheberrechtlich<br />

geschützten Zeitschrift und aller in ihr enthaltenen Beiträge<br />

und Abbildungen, insbesondere durch Vervielfältigung oder Verbreitung,<br />

ist ohne vorherige schriftliche Zustimmung des Verlages unzulässig<br />

und strafbar, soweit sich aus dem Urheberrechtsgesetz nichts anderes ergibt.<br />

Insbesondere ist eine Einspeicherung oder Verarbeitung der auch in<br />

elektronischer Form vertriebenen Zeitschrift in Datensystemen ohne Zustimmung<br />

des Verlages unzulässig.<br />

Preisangaben in redaktionellen Beiträgen und im Anzeigenteil erfolgen<br />

ohne Gewähr, die mit € gekennzeich<strong>net</strong>en Preise für Bücher sind die in<br />

Deutschland geltenden gebundenen Ladenpreise. Preisangaben deutscher<br />

Verlage in € (A) sind unverbindliche Preisempfehlungen gemäß<br />

österreichischem Preisbindungsgesetz. Preisangaben in Schweizer Franken<br />

sind unverbindliche Preisempfehlungen.<br />

Abonnement: Inland 30,– €, Ausland 40,50 € pro Jahr inkl. Versandkosten<br />

und MwSt.<br />

Das Buchjournal erscheint sechsmal im Jahr und ist in etwa 2500 Buchhandlungen<br />

in Deutschland, Österreich und der Schweiz erhältlich.<br />

Das Buchjournal ist Mitglied der Informationsgemeinschaft<br />

zur Feststellung der Verbreitung von Werbeträgern e.V. (IVW).<br />

© picture-alliance / Frank May


© Klaus J.A. Mellenthin<br />

Ratelust<br />

extrem<br />

Haftzeherechse<br />

Pampasstrauß<br />

dt.<br />

Krimiautor<br />

griech.<br />

Philosoph<br />

der<br />

Antike<br />

dt.<br />

Fantasyautor<br />

Schauspieler<br />

vertreten<br />

tätiger<br />

Vulkan<br />

auf<br />

Sizilien<br />

Zahlenglücksspiel<br />

5<br />

Atoll<br />

in der<br />

Südsee<br />

Quantum,<br />

Menge<br />

ein<br />

Bindewort<br />

1 2 3 4 5 6<br />

6<br />

deutsche<br />

Vorsilbe<br />

Initialen<br />

der<br />

Bachmann<br />

kampfunfähig<br />

(Abk.)<br />

lateinisch:<br />

Erde<br />

Zigarettenpapierrolle<br />

Hochgebirgsweide<br />

Kindertrompete<br />

stechen<br />

(ugs.)<br />

australischesBeuteltier<br />

4<br />

Tropenkrankheit<br />

(Kala-...)<br />

Uhr<br />

orientalischer<br />

Nomade<br />

schwed.<br />

Krimiautor<br />

Kobold<br />

Teil des<br />

Heeres<br />

dt.<br />

Komikerin<br />

(Cordula)<br />

biblischer<br />

König<br />

folglich,<br />

somit<br />

italienischer<br />

Name<br />

des Ätna<br />

Anregung<br />

ägyptisches<br />

Gewicht<br />

(449 kg)<br />

eingedickterFruchtsaft<br />

Abk.<br />

für ein<br />

Hohlmaß<br />

Strom<br />

durch<br />

Gerona<br />

(Span.)<br />

Auerochse<br />

Impfstoffe<br />

ängstlich,<br />

besorgt<br />

98<br />

3<br />

Wort am<br />

Gebetsende<br />

wissenschaftliche<br />

Arbeit<br />

Senden Sie Ihre Lösung per Postkarte an: Redaktion Buchjournal, Postfach 10 04 42, 60004 Frankfurt / Main, oder per<br />

E-Mail an raetsel@buchjournal.de. Bitte teilen Sie uns dabei mit, in welcher Buchhandlung Sie das Buchjournal erhalten<br />

haben. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Einsendeschluss: 1. April 2011<br />

1. Preis Zwei Nächte mit<br />

Halbpension für zwei<br />

Personen im Hotel Kleber<br />

Post in Bad Saulgau.<br />

Das 2009 renovierte Vier-<br />

Sterne-Hotel liegt im Herzen<br />

Oberschwabens und<br />

ist idealer Ausgangspunkt<br />

für Ausfl üge in die Region.<br />

Im Wellnessbereich fi nden Gäste Ruhe und Erholung. Die<br />

„Bar47“ des Traditionshotels erinnert an das Treffen der<br />

berühmten Schriftstellerrunde „Gruppe 47“ im Jahr 1963.<br />

www.kleberpost.de<br />

Wie heißt der Kommissar?<br />

Sein Metier ist es, Vermisstenfälle<br />

aufzuklären; Krimiautor<br />

<strong>Friedrich</strong> <strong>Ani</strong> hat den charis -<br />

matischen Ermittler erdacht.<br />

Sollten Sie mit der Zusendung weiterer Informationen des Buchjournals per E-Mail nicht einverstanden sein, teilen Sie uns dies bitte in Ihrer Einsendung<br />

mit. Der Zusendung des Newsletters können Sie jederzeit unter newsletter@buchjournal.de widersprechen. Die Teilnahme am Gewinnspiel ist von der<br />

Erklärung Ihres Einverständnisses unabhängig. Einsendungen, die unter Zuhilfenahme von automatisierten Systemen erstellt werden, die dem massenhaften<br />

Ausfüllen und Einsenden von Lösungskarten dienen, werden nicht berücksichtigt.<br />

j<br />

6. – 10. Preis Je ein BücherScheck<br />

im Wert von<br />

25,– €. Deutschlandweit<br />

einlösbar in 2 500 Buchhandlungen.<br />

www.buchschenkservice.de<br />

Kellner<br />

2. – 5. Preis Je ein Exemplar der Hörbuchfassung<br />

von Günter Grass’ Novelle<br />

„Im Krebsgang“ (erschienen bei Goya<br />

Lit) – in einer Box mit sechs CDs, gelesen<br />

vom Autor selbst!<br />

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schweiz.<br />

Schriftsteller<br />

Tropenstrauch<br />

Kosewort<br />

für<br />

Großmutter<br />

Düsenflugzeuge<br />

englisch:<br />

nach,<br />

zu<br />

orientalischeKopfbedeckung<br />

2<br />

1<br />

Elan,<br />

Schwung<br />

schmal<br />

DEIKE-PRESS-1812-1<br />

Das nächste<br />

Buchjournal<br />

erscheint am<br />

15. April<br />

getrock<strong>net</strong>e<br />

Traube<br />

Aschengefäß<br />

Aufl ösung aus Heft 6 / 2010<br />

A L U I O N<br />

F A N T A S Y L I N D E N B E R G<br />

E S C H E R M U R A K A M I R<br />

T E W A B E I N G A I O<br />

H A N S E<br />

A N O D E<br />

M M P I<br />

T U N E S<br />

F A S T L<br />

F L E S<br />

E E E N S F S E E L E<br />

M E L O D R A M T A T L I L<br />

P I N L P I C O U L T S A<br />

N J E E P E S S R E I T E R<br />

S P A R S A M<br />

REINHARD JIRGL<br />

S T E I N F E S T<br />

Wir empfehlen die<br />

besten historischen<br />

Romane, sagen Ihnen,<br />

mit welchen Ratgebern<br />

Sie Ihren Garten<br />

auf Vordermann bringen.<br />

Und wir wecken<br />

Urlaubsgefühle – in<br />

unserem Schwerpunkt<br />

„Reise und Sprachen“.<br />

buchjournal 1/2011


Mit der Roman-Werkstatt erfüllen<br />

Sie sich Ihren Wunsch: von der<br />

ersten Idee zum vollendeten Roman!<br />

Sie wollen einen Roman schreiben? Dann tun<br />

Sie es! Für viele Menschen, vielleicht auch für<br />

Sie? – ist es der Lebenstraum schlechthin. Die<br />

Roman-Werkstatt bietet Ihnen die Möglichkeit,<br />

auf professionellem Niveau das Handwerk des<br />

Romanschreibens zu erlernen – und das am<br />

„lebenden“ Objekt. Denn Sie lernen mit uns<br />

nicht nur die hohe Kunst des Romanschreibens,<br />

sondern Sie schreiben mit intensiver Studienbetreuung<br />

gleichzeitig an Ihrem Roman.<br />

Was beim Schreiben am meisten zählt<br />

ist nicht nur Talent!<br />

Wissen Sie, warum viele Menschen an einem<br />

Roman scheitern? Einen Roman schreiben Sie<br />

nämlich, anders als eine kurze Erzählung, nicht<br />

mal eben so. Wenn Ihnen jemand erzählt, er<br />

hätte in zwei Tagen und Nächten einen Roman<br />

geschrieben, werden Sie misstrauisch!<br />

Ein guter Roman, das wird Ihnen jeder Schriftsteller<br />

bestätigen, braucht Zeit, Ausdauer, Motivation<br />

und natürlich das Wissen um die richtigen<br />

Erzähltechniken.<br />

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Das heißt: Nicht Talent ist für das Schreiben<br />

eines Romans das Wichtigste. Wenn Sie Briefe<br />

und Tagebücher von berühmten Schriftstellern<br />

lesen, ist dort selten von „Genie“ und „Talent“<br />

zu lesen, sondern Sie werden immer wieder auf<br />

eine Botschaft stoßen:<br />

Romanschreiben hat sehr viel<br />

mit Handwerk zu tun!<br />

Dieses spezielle Handwerk vermittelt Ihnen die<br />

Roman-Werkstatt. Sie müssen z.B. sehr gut<br />

mit Dramaturgie vertraut sein, stilistische<br />

Feinheiten beherrschen und wissen, wie Sie Ihre<br />

Leser über mindestens 150 Seiten lang fesseln.<br />

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Roman auch tatsächlich gelingt und Sie nicht<br />

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