Schaumwein - Markant Handels und Service GmbH
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<strong>Markant</strong>es<br />
LEBENSMITTELHANDEL IMPULS DROGERIEMARKT BAU / GARTEN / TECHNIK CASH UND CARRY<br />
12<br />
Steigende Preise für Lebensmittel<br />
sind folglich nur eine Frage der<br />
Zeit. Doch wie können sich alle beteiligten<br />
Akteure künftig vor weiteren<br />
Rohstoff-Krisen schützen? Der<br />
weltweite Bedarf wird aufgr<strong>und</strong><br />
der steigenden Bevölkerungszahl<br />
immer größer. Langfristig helfen<br />
laut BVE-Geschäftsführerin Sabine<br />
Eichner nur zusätzliche Investitionen<br />
in den Agrarsektor.<br />
Umstrittene Energiequelle<br />
Die Weltbevölkerung mit<br />
Weizen, Soja <strong>und</strong> Mais ausreichend<br />
zu versorgen <strong>und</strong> diese<br />
Rohstoffe gleichzeitig als ökologische<br />
Energielieferanten in<br />
Biogasanlagen nutzen zu können,<br />
scheint jedoch eine äußerst optimistische<br />
Rechnung. Letztlich entscheidet<br />
der Verbraucher über deren<br />
Verwendung. Fakt ist: Je mehr<br />
Rohstoffe zur Energiegewinnung<br />
genutzt werden, umso mehr wird<br />
das Preisgefüge im Lebensmittelsektor<br />
beeinflusst. „Wir brauchen<br />
eine Versachlichung der Teller-oder-Tank-Diskussion“,<br />
fordert<br />
vor diesem Hintergr<strong>und</strong> BVE-Geschäftsführerin<br />
Sabine Eichner.<br />
Die Europäische Union hat bereits<br />
eine Rolle rückwärts vollzogen<br />
<strong>und</strong> will sich überraschend von Biokraftstoffen<br />
aus Getreide verabschieden.<br />
Einem Gesetzentwurf<br />
zufolge sollen die Subventionen für<br />
Sprit aus Raps, Mais oder anderen<br />
Rohstoffen der Nahrungsmittelproduktion<br />
bis zum Ende des Jahrzehnts<br />
ganz gestrichen werden.<br />
INFO<br />
MARKANT<br />
Aktuelle Marktübersichten <strong>und</strong> Reports zur<br />
Entwicklung auf den Rohstoffmärkten<br />
bietet die MARKANT-Dienstleistung<br />
MARKANT Rohstoff-Monitoring, die<br />
das MARKANT <strong>Handels</strong>Magazin in der<br />
kommenden Ausgabe vorstellt.<br />
INTERVIEW<br />
Agravis Raiffeisen AG<br />
„Preissteigerung ist unumgänglich“<br />
Jens Ripken, Generalbevollmächtigter Agrarerzeugnisse bei Agravis Raiffeisen AG,<br />
zur Preisentwicklung im LEH <strong>und</strong> der künftigen Verwendung von Agrarrohstoffen.<br />
Herr Ripken, die weltweiten<br />
Getreidemärkte sind angespannt.<br />
Welche Auswirkungen<br />
hat dies auf Deutschland?<br />
International wird Getreide in Dollar<br />
gehandelt. Deshalb befl ügelt<br />
ein schwacher Euro den Export<br />
von Getreide. Europa ist strukturell<br />
seit vielen Jahren ein Nettoexporteur<br />
von Brotgetreide, in diesem Jahr<br />
vermutlich mit noch mehr Mengen als in<br />
den Vorjahren. Konträr zu der Entwicklung<br />
in den USA <strong>und</strong> in den ehemaligen GUS-<br />
Ländern konnten wir in Deutschland eine<br />
gute Durchschnittsernte einfahren. Damit<br />
aber die Exporte nicht zu stark zunehmen,<br />
müssen sich auch die regionalen Preise<br />
dem Weltmarkt anpassen. Denn nur dann<br />
ist eine Versorgungssicherheit gegeben.<br />
Wie fällt die Ernte von Brot- <strong>und</strong> Futtergetreide<br />
in diesem Jahr in Europa aus?<br />
Europa wird eine normale Durchschnittsernte<br />
einfahren – jedoch mit unterschiedlicher<br />
Ausprägung in den Regionen. So hat<br />
das trockene Wetter in Südeuropa <strong>und</strong> auf<br />
dem Balkan Spuren hinterlassen. Die Erntemengen<br />
dort enttäuschten. Nordeuropa<br />
konnte die Situation wieder ausgleichen.<br />
Wie ist die Versorgungslage für die<br />
Lebensmittelindustrie hierzulande?<br />
Gut, allerdings ist das Preisniveau aufgr<strong>und</strong><br />
der internationalen Nachfrage erheblich höher<br />
als zuletzt. Dies wird zunächst auch so<br />
bleiben müssen, da sonst die Gefahr besteht,<br />
dass die Getreidemärkte – bedingt<br />
durch die internationale Nachfrage – den<br />
heimischen Markt „leerfegen“.<br />
Lassen sich die Preise Ihrer Meinung<br />
nach auf den Verbraucher abwälzen?<br />
Egal, ob die Rohstoffpreise fallen oder steigen:<br />
Zeitversetzt ist eine Anpassung der<br />
Lebensmittelpreise unumgänglich. Der Verbraucher<br />
entscheidet letztendlich durch sein<br />
Konsumverhalten, welchen Wert Agrarrohstoffe<br />
tatsächlich haben. Augenblicklich<br />
sind die Mastbetriebe sowie Eier- <strong>und</strong><br />
Milcherzeuger in einer schwierigen Situation<br />
<strong>und</strong> können dauerhaft im Umfeld dieser<br />
Rohstoffpreise nicht wirtschaftlich arbeiten.<br />
Es ist schwer zu sagen, ob sich diese<br />
Preise beim Verbraucher durchsetzen lassen.<br />
Allerdings haben die Lebensmittel-<br />
produzenten keine Alternative.<br />
Die Verbraucher sollten akzeptieren,<br />
dass die Preiserhöhungen<br />
den gestiegenen Rohstoffpreisen<br />
geschuldet sind. Zudem kann<br />
sich die Situation wieder schnell<br />
entspannen, wenn das Angebot<br />
durch eine – hoffentlich – weltweit<br />
gute Ernte wieder steigt.<br />
Was erwarten Sie allgemein für die<br />
kommenden Wochen?<br />
Die Situation kann <strong>und</strong> wird sich zunächst<br />
weiter zuspitzen. Jedoch ist der Ausblick für<br />
die Ernten in 2013 – unter dem Vorbehalt<br />
von normalem Wetter – gut, so dass die<br />
Preise das Potenzial haben, im kommenden<br />
Jahr wieder zu fallen. Natürlich nur, wenn<br />
es keine Wetterkapriolen gibt.<br />
Die Verwendung von Mais zur Energiegewinnung<br />
in Biogasanlagen steht in<br />
der Kritik. Dies wirke sich verheerend<br />
auf die Welternährungssituation aus.<br />
Teilen Sie diese Einschätzung?<br />
Es ist faktisch richtig, dass weltweit zig Millionen<br />
Hektar Fläche unter Bewirtschaftung<br />
stehen, deren Früchte einzig der Produktion<br />
von Energie gewidmet sind. Diese Mengen<br />
senken das Angebot für den Lebensmittelsektor<br />
drastisch <strong>und</strong> beeinfl ussen das<br />
Preisgefüge vehement.<br />
Wer kann die angespannte Situation<br />
auf den Getreidemärkten entschärfen?<br />
Aktuell existiert keine Lösung, um die Rohstoffpreise<br />
zu senken. Der Bedarf steht<br />
einem knappen Angebot gegenüber. Es sei<br />
denn, die energetische Verwendung wird<br />
unverzüglich massiv eingeschränkt.<br />
Brauchen wir mehr Ackerbaufl ächen?<br />
Langfristig kann die Agrarwirtschaft versuchen,<br />
mehr zu produzieren. Es ist aber unsere<br />
Gesellschaft, die entscheiden muss,<br />
ob wir zu Gunsten von Energie aus nachwachsenden<br />
Rohstoffen <strong>und</strong> zu Lasten<br />
des Angebotes für Lebensmittel weltweit<br />
Ackerbau betreiben. An dieser Stelle sind<br />
Politik <strong>und</strong> Bürger gefragt: Sie müssen entscheiden,<br />
wie Landwirte <strong>und</strong> Unternehmen<br />
sich künftig aufstellen sollen. Langfristig<br />
betrachtet wird es jedoch kaum möglich<br />
sein, der menschlichen Ernährung das<br />
Getreide vorzuenthalten.<br />
Fotos: Fotolia/G. Andrushko/farbkombinat, Unternehmen