Gerhard Schwarz - Menschen für Tierrechte Bayern e.v.
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Pero Palo – Fiesta mit Esel in Villanueva de la Vera<br />
Einen wenig erfreulichen Faschingsdienstag erlebte dieses<br />
Jahr ein Esel im spanischen Dorf Villanueva de la Vera. Touristen<br />
sind in dem beschaulichen Ort normalerweise äußerst<br />
willkommen. Nur einmal im Jahr, am Fastnachtsdienstag,<br />
sollten Auswärtige den Ort unbedingt vermeiden. Dann<br />
steigt nämlich die „Fiesta del Pero Palo“. Dabei wird ein Esel<br />
über einen längeren Zeitraum enormem Stress ausgesetzt,<br />
der oft seine körperliche Leistungsfähigkeit übersteigt.<br />
Man muss sich das so vorstellen: Alkoholgeruch liegt über<br />
dem Ort. Von überall torkeln einem Betrunkene entgegen,<br />
obwohl es noch früh am Morgen ist. In den engen Gassen<br />
werden Gewehrschüsse abgegeben. Die Lautstärke ist ungeheuer.<br />
Unterhaltung artet in Geschrei aus, das kaum von<br />
den Glocken übertönt wird, die einige Leute dabei haben.<br />
Inmitten dieses Chaos wird ein Esel abgeladen und ins mit<br />
alkoholisierten <strong>Menschen</strong> voll gestopfte Foyer des Rathauses<br />
gebracht.<br />
Augenzeugen berichten, dass dem Esel dort früher hochprozentiger<br />
Alkohol eingeflößt wurde. Sicher ist, dass in<br />
dem geschlossenen Raum mit Gewehren herumgeballert<br />
wird. Ein Reiter, der so betrunken ist, dass er sich kaum auf<br />
dem Tier halten kann, wird auf den Esel gehoben und das<br />
Tier wird nun in die engen Gassen mit der dicht gedrängten<br />
<strong>Menschen</strong>menge entlassen. Der Weg, den der Esel zurücklegen<br />
muss, dauert normalerweise keine fünf Minuten. Da<br />
er jedoch kontinuierlichen Übergriffen und Lärm ausgesetzt<br />
ist, bricht er immer wieder zusammen und muss umständlich<br />
von vielen Männern auf die Beine gestellt werden. Eigentlich<br />
sollte der Esel von einem Ring von Männern vor der<br />
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feiernden Menge geschützt werden, doch auch diese tragen<br />
zu seinem Leiden bei. Sie erschrecken ihn, in dem sie wie<br />
Frösche vor ihm auf und abspringen.<br />
Bis 1986 kamen die Esel alljährlich zu Tode. Erst seit britische<br />
Tierschützer sich einmischten, überlebten die Esel die<br />
Tortur. Doch auch heute noch sieht man deutlich, dass das<br />
Tier erschreckt ist und klatschnass von Schweiß wieder in<br />
den Transporter flüchtet.<br />
Im Jahr 2003 machte sich Initiative Anti-Corrida selbst ein<br />
Bild von de Fiesta. Die Atmosphäre war äußerst gereizt.<br />
Jeder Auswärtige war automatisch verhasst, da es sich um<br />
einen potentiellen Tierschützer handeln könnte. Es kam zu<br />
körperlichen Übergriffen. Die Beobachtungen der Tierschützer<br />
bestätigten, dass es trotz des neu eingeführten Tierschutzgesetzes<br />
keinerlei Verbesserungen <strong>für</strong> das Tier gab.<br />
Leider verlief die damalige Anzeige im Sand. Ein Boykott-<br />
Aufruf <strong>für</strong> die Produkte der Region brachte nichts. Auch die<br />
alljährliche Protestwelle wurde von den Behörden vollkommen<br />
ignoriert.<br />
Am Aschermittwoch dieses Jahres berichteten die Tageszeitungen<br />
der Region, der Esel habe nicht gelitten. Er sei nicht<br />
gestürzt und es wären keine Tierschützer vor Ort gewesen.<br />
Das war ein Irrtum, denn spanische Tierschützer waren vor<br />
Ort und filmten, wie der Esel zusammenbrach. Zum Beweis<br />
stellten sie die Aufnahmen auf YouTube ein.<br />
Unser Verein half im Anschluss bei der Suche nach einem<br />
Gutachter, denn die spanische Tierrechtsorganisation Asociación<br />
Nacional Para el Bienestar y la Protección de los Animales<br />
(ANPBA) will den Vollzug des Tierschutzgesetzes der<br />
Provinz Extremadura einklagen. Auch die Übersetzung des<br />
Gutachtens in die spanische Sprache wird von uns finanziert.<br />
Wir hoffen, dass wir Ihnen in den nächsten Jahren berichten<br />
können, dass sich die Einwohner von Villanueva de la Vera<br />
dazu entschlossen haben, ganz auf ein Tier zu verzichten<br />
und statt dessen das bereits existierende lebensgroße Modell<br />
durch den Ort zerren.