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Straßburger Gültbuch
110 strassBurG – ittenheiM erneuWerunG, gemeinen Gültgutts.
anno 1604. 34 beschriebene seiten. folio. sehr schöner originaleinband, bestehend aus
einem pergamentblatt einer lateinischen Missale-handschrift um 1460. vierzeiliges
notensystem in rot mit braunen Quadratnoten. Gotische textura und Minuskel mit
roten hervorhebungen. drei große initialen in rot und Blau mit rotem und grünem
rankenwerk. (straßburg) 1604. € 850.–
die sehr sauber geschriebene handschrift verzeichnet zinspflichtige Besitzungen in ortschaften,
die westlich nahe an straßburg liegen. Genannt werden u. a. die orte ittenheim, achenheim, handschuheim,
osthoffen, schaffolsheim, Molsheim, Bergheim; ferner werden straßburger klöster
erwähnt und ihren auf dem land befindlichen Besitz. es sind dies st. catharinen, st. peter und das
große spital. ausgestellt ist das dokument am 14. März 1604 von dem (straßburger?) notar Johann
heinrich Meyer. das im titel genannte Gültgut sind zinspflichtige höfe und ackerland, abgeleitet
vom mittelhochdeutschen Gülte = Zahlung, schuld, abgabe (vgl. Grimm, deutsches Wörterbuch
9, sp. 1074, spez. 1082). – Buchblock gelockert; titelrückseite mit kleinem exlibris mit initiale k,
einfasst von einer kordel. – vorzüglich erhalten.
111 struve, christian auGust, versuch über die kunst, scheintodte zu
beleben, und über die rettung in schnellen todesgefahren. Xii, 1 Bl., 159 seiten. Mod.
halblederband mit goldgepr. rückentitel und reicher rückenvergoldung. hannover,
Gebrüder hahn, 1797. € 500.–
einzige ausgabe. – früher und wertvoller Beitrag zur notfallmedizin. – angeregt durch hufelands
schrift „über die ungewißheit des todes“ (1791) hat sich struve in mehreren schriften mit
der Wiederbelebung befasst. dazu erfand er später noch einen „Galvanodesmus“, einen lebensprüfer
„zum Bestimmen des wahren von dem scheintode, um lebendigbegraben zu verhüten“. –
struve (1767–1807) war arzt in Görlitz und verfasser zahlr., zumeist populärwissenschaftlicher
Werke, die nach hirsch „zu den gediegensten ihrer art“ zählen. – teilw. unbeschnitten (ränder
stellenw. etw. angestaubt), etw. stockfl. – Waller 9390. hirsch-h. v, 463. – nicht bei Wellcome.
112 struve, Gustav, Weltgeschichte in neun Büchern. achte bis auf die neueste
Zeit fortgeführte stereotypausgabe. 5 Bände. Mit 9 falttabellen. halbleinen mit
goldgepr. rückentitel. coburg, streit, 1865-67. € 450.–
struve (1805–1870) war streitbarer demokrat und radikaler republikaner und kämpfte während
der revolution von 1848 an der seite heckers. sein politisches engagement brachte ihn schon früh
und zeitlebens in konflikte mit Zensur und obrigkeit, die ihm neben mehreren Gefängnisaufenthalten
und landesverweisen schließlich in Bayern ein todesurteil einbrachten. seine „Weltgeschichte“,
die er selbst als sein hauptwerk bezeichnete, entstand im amerikanischen exil und ist
struves sonstigem engagement entsprechend sozialrevolutionärem denken verpflichtet. – die
Bände enth. im einzelnen: Bd. i: von anfang der Geschichte bis 1095; Bd. ii: 1095–1517; Bd. iii:
1517–1648; Bd. iv: 1648–1789; angebunden: nachträge i und ii: die Zeit von 1848 bis 1863 bzw.
1866; Bd. v: behandelt das revolutionszeitalter, im ersten teil die Zeit von 1789 bis 1815, im zweiten
von 1815 bis 1848. – vgl. adB 36, 681-687. – Gutes exemplar.
Aus der Bibliothek von Georg Kloß (1787–1854)
113 torrentinus, herMann (eiGentlich herMann van Beeck
oder van der Beeke), elucidarius carminum & historiarum, vel vocabularius
poeticus, continens fabula, historias, provincias, urbes, insulas, fluvios & montes illustres.
holzschnitt-titelbordüre von hans Baldung Grien. 60 nn. Bll. alter pappband.
straßburg, r. Beck, 1514. € 850.–