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Werkstofftechnik Maschinenbau

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Bibliothek des technischen Wissens<br />

<strong>Werkstofftechnik</strong><br />

<strong>Maschinenbau</strong><br />

Theoretische Grundlagen<br />

und praktische Anwendungen<br />

2. aktualisierte und erweiterte Auflage<br />

VERLAG EUROPA-LEHRMITTEL · Nourney, Vollmer GmbH & Co. KG<br />

Düsselberger Straße 23 · 42781 Haan-Gruiten<br />

Europa-Nr.: 52611


Autoren:<br />

Läpple, Volker Prof. Dr.-Ing. Schorndorf<br />

Drube, Berthold Dr.-Ing., Priv.-Doz. Eschweiler<br />

Wittke, Georg Prof. Dr. rer. nat. Linden<br />

Kammer, Catrin Dr.-Ing. Goslar<br />

Lektorat:<br />

Läpple, Volker Prof. Dr.-Ing. Schorndorf<br />

Illustrationen:<br />

Zeichenbüro des Verlags Europa-Lehrmittel, Ostfildern<br />

Normen wiedergegeben mit Erlaubnis des DIN Deutsches Institut für Normung e.V.<br />

Maßgebend für das Anwenden der DIN-Norm ist deren Fassung mit dem neuesten Ausgabedatum, die bei<br />

der Beuth Verlag GmbH, Burggrafenstraße 6, 10787 Berlin, erhältlich ist.<br />

Das vorliegende Buch wurde auf der Grundlage der neuen amtlichen Rechtschreibregeln erstellt.<br />

2. Auflage 2010<br />

Druck 5 4 3 2 1<br />

Alle Drucke derselben Auflage sind parallel einsetzbar, da sie bis auf die Behebung von Druckfehlern untereinander<br />

un verändert sind.<br />

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der gesetzlich<br />

geregelten Fälle muss vom Verlag schriftlich genehmigt werden.<br />

ISBN 978-3-8085-5262-9<br />

© 2010 by Verlag Europa-Lehrmittel, Nourney, Vollmer GmbH & Co. KG, 42781 Haan-Gruiten<br />

http://www.europa-lehrmittel.de<br />

Umschlaggestaltung: Michael M. Kappenstein, 60594 Frankfurt, unter Verwendung eines Fotos<br />

der Firma TRUMPF Werkzeugmaschinen GmbH & Co.KG, Ditzingen, Grafik und Sound, 50697 Köln<br />

Layout und Satz: G : L WERBEAGENTUR, Axel Ladleif, 41061 Mönchengladbach<br />

Druck: Media Print Informationstechnologie, 33100 Paderborn


Vorwort<br />

Werkstoffe hatten zu allen Zeiten eine wichtige Bedeutung für den Menschen. Dies zeigt sich insbesondere<br />

daran, dass ganze Zeitepochen, wie die Stein-, Bronze- und Eisenzeit, nach den hauptsächlich benutzten Werkstoffen<br />

benannt wurden. Ohne die Verfügbarkeit geeigneter Werkstoffe wären technologisch hoch entwickelte<br />

Produkte im Maschinen- und Anlagenbau, im Automobilbau, in der Luft- und Raumfahrttechnik sowie in der<br />

Medizin und Biotechnologie nicht denkbar. Erst die Verfügbarkeit leistungsfähiger Werkstoffe mit geeigneten<br />

Eigenschaften sowie die Fähigkeit zu ihrer wirtschaftlichen Bearbeitung ermöglichen technische Produkt -<br />

innovationen.<br />

Das vorliegende Lehrbuch „<strong>Werkstofftechnik</strong> <strong>Maschinenbau</strong>“ gibt einen umfassenden Überblick über die<br />

wichtigsten metallischen und nichtmetallischen Werkstoffe, wie<br />

� Stähle und Eisengusswerkstoffe,<br />

� Nichteisenmetalle und deren Legierungen,<br />

� Kunststoffe,<br />

� Keramische Werkstoffe sowie<br />

� Verbundwerkstoffe.<br />

Das Lehrbuch ist nach drei thematischen Schwerpunkten gegliedert:<br />

1. Aufbau und Eigenschaften von Werkstoffen: Ein beanspruchungsgerechter und wirtschaft licher Werkstoffeinsatz<br />

erfordert das Wissen um die Zusammenhänge von Struktur, Gefüge, Eigenschaften und<br />

Anwendungsgrenzen von Werkstoffen sowie die Kenntnis des Werkstoffverhaltens unter den gewählten<br />

Betriebsbedingungen. Der Werkstoffaufbau sowie die daraus resultierenden typischen Werkstoff -<br />

eigenschaften werden daher ebenso im Buch dargestellt, wie die vielfältigen Möglichkeiten ihrer gezielten<br />

Veränderung. Besonderer Wert wird auf eine anschauliche Vermittlung des Lehrstoffes gelegt. Mit zahlreichen<br />

neu entwickelten Abbildungen und Tabellen soll diesem Anspruch Rechnung getragen werden.<br />

2. Wechselwirkungen zwischen Werkstoffeigenschaften und Fertigungsverfahren: Technische Produkte<br />

müssen nicht nur ihre Funktion sicher erfüllen, in zunehmendem Maße kommt auch der Wirtschaftlichkeit<br />

der Fer tigung eine wesentliche Bedeutung zu. Daher müssen die Fertigungsverfahren optimal<br />

auf die ein gesetzten Werkstoffe abgestimmt werden. Im Lehrbuch werden daher die wichtigsten Fertigungsver<br />

fahren sowie ihre Anwendbarkeit auf bestimmte Werkstoffgruppen behandelt. Darüber hinaus<br />

wird aufgezeigt, welche Auswirkungen eine Weiterverarbeitung auf die Werkstoffeigenschaften<br />

ha ben kann.<br />

3. Werkstoffprüfung: Im Rahmen der Qualitätssicherung und Qualitätsverbesserung, zur regelmäßigen Überwachung<br />

von Bauteilen und Anlagen, zur Ermittlung von Werkstoffkennwerten sowie zur Klärung von Schadensfällen<br />

stehen vielfältige Werkstoffprüfverfahren zur Verfügung. Die wesentlichen in der Praxis angewandten<br />

Prüfverfahren für metallische und nichtmetal lische Werkstoffe stellen den dritten Schwerpunkt<br />

des Buches dar. Das Kapitel Werkstoffprüfung soll es insbesondere dem Praktiker ermöglichen, Versuche<br />

optimal zu planen und Prüfergebnisse differenziert zu bewerten.<br />

Das Lehrbuch wurde auf das Studium abgestimmt. Es kann sowohl die Vorlesung begleitend als auch im<br />

Selbststudium eingesetzt werden. Aufgrund der gut verständlichen Darstellung des werkstoffkundlichen Basiswissens<br />

und seiner Praxisnähe dient es auch dem Industriemeister und Techniker als wertvolles Nachschlagewerk<br />

und kann in der technischen Aus- und Weiterbildung eingesetzt werden. Der Leser soll dazu<br />

befähigt werden, selbst abzuschätzen, ob die geplante Werkstoffauswahl sowie das angestrebte Fertigungs -<br />

verfahren eine wirtschaftliche Herstellung und die sichere Funktion des technischen Produktes er lauben.<br />

Die 2. Auflage wurde auf den aktuellen Stand der Normung abgestimmt und um ein Verzeichnis englischer<br />

Fachbegriffe erweitert. Auf die CD wurden zusätzlich zum gesamten Bildmaterial des Buches und zu der bewährten<br />

Aufgabensammlung zwei Musterklausuren mit ausführlichen Lösungen aufgenommen.<br />

Kritische Hinweise und Vorschläge, die zur Weiterentwicklung des Buches beitragen, nehmen wir unter der<br />

Verlagsadresse oder per E-Mail (lektorat@europa-lehrmittel.de) dankbar entgegen.<br />

3<br />

Januar 2010, Autoren und Verlag


4<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

1 Werkstofftechnologie in Industrie<br />

und Wirtschaft<br />

1.1 Werkstoffe und <strong>Werkstofftechnik</strong> . . . . 11<br />

1.2 Bedeutung der <strong>Werkstofftechnik</strong> . . . . 11<br />

1.3 Wirtschaftliche Aspekte der Werk -<br />

1.4<br />

stofftechnik . . . . . . . . . . . . . . . 12<br />

Werkstoffbegriff und Werkstoffeinteilung 12<br />

1.4.1 Stoffe und Werkstoffe . . . . . . . . . . . . . . . . . 12<br />

1.4.2 Einteilung der Werkstoffe . . . . . . . . . . . . . . 13<br />

1.4.3 Entwicklung der <strong>Werkstofftechnik</strong> . . . . . . . 15<br />

1.4.4 Werkstoffprüfung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15<br />

1.5 Eigenschaften der Werkstoffe . . . . . . 16<br />

1.6 Werkstoffauswahl . . . . . . . . . . . . 17<br />

2 Grundlagen der Metallkunde<br />

2.1 Aufbau der Metalle. . . . . . . . . . . . 18<br />

2.2 Atombau und Periodensystem<br />

der Elemente. . . . . . . . . . . . . . . 18<br />

2.2.1 Bau der Atome . . . . . . . . . . . . . . 19<br />

2.2.2 Periodensystem der Elemente (PSE) . . . 20<br />

2.3 Chemische Bindungen . . . . . . . . . . 22<br />

2.3.1 Primäre chemische Bindungen. . . . . . . . . . 22<br />

2.3.1.1 Ionenbindung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23<br />

2.3.1.2 Atombindung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23<br />

2.3.1.3 Metallbindung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24<br />

2.3.2 Sekundäre chemische Bindungen . . . . . . . 25<br />

2.3.2.1 Dispersionsbindungen. . . . . . . . . . . . . . . . . 25<br />

2.3.2.2 Dipol-Dipol-Bindungen . . . . . . . . . . . . . . . . 26<br />

2.3.2.3 Dipol-Ion-Bindungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26<br />

2.3.2.4 Induktionsbindungen. . . . . . . . . . . . . . . . . . 26<br />

2.3.2.5 Wasserstoffbrückenbindungen. . . . . . . . . . 26<br />

2.4 Gitteraufbau der Metalle. . . . . . . . . 27<br />

2.4.1 Kristallgittermodelle. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27<br />

2.4.2 Entwicklung von einfachen<br />

(primitiven) Kristallgittern . . . . . . . . . . . . . . 28<br />

2.4.3 Kristallgitter von Metallen . . . . . . . . . . . . . . 29<br />

2.4.3.1 Kubisch-flächen zentriertes Gitter (kfz) . . . . 29<br />

2.4.3.2 Hexagonales Gitter dichtester<br />

Kugelpackung (hdP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30<br />

2.4.3.3 Kubisch-raum zentriertes Gitter (krz). . . . . . 30<br />

2.4.3.4 Packungsdichte der Kristallgitter . . . . . . . . 31<br />

2.4.3.5 Vergleich von kubisch-flächenz<br />

entriertem Gitter und hexagonal<br />

dichtester Kugelpackung . . . . . . . . . . . . . . . 32<br />

2.5 Realkristalle und Gitterbaufehler. . . . . 33<br />

2.5.1 Realkristalle. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33<br />

2.5.2 Gitterbaufehler . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33<br />

2.5.2.1 Nulldimensionale Gitterbaufehler . . . . . . . 33<br />

2.5.2.2 Eindimensionale Gitterbaufehler . . . . . . . . 34<br />

2.5.2.3 Zweidimensionale Gitterbaufehler. . . . . . . 37<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

2.6 Gefüge . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40<br />

2.7 Anisotropie und Textur . . . . . . . . . 42<br />

2.8 Elastische und plastische Verformung . . 42<br />

2.8.1 Elastische Verformung. . . . . . . . . . . . . . . . . 43<br />

2.8.2 Plastische Verformung. . . . . . . . . . . . . . . . . 43<br />

2.8.2.1 Mechanismus der plastischen<br />

Verformung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44<br />

2.8.2.2 Gleitebenen und Gleitsysteme . . . . . . . . . . 45<br />

2.8.2.3 Schmid’sches Schubspannungsgesetz.<br />

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46<br />

2.8.2.4 Plastische Verformung von Vielkristallen . 47<br />

2.9 Verfestigungsmechanismen . . . . . . . . . . . . 48<br />

2.9.1 Korngrenzenverfestigung . . . . . . . . . . . . . . 48<br />

2.9.2 Mischkristallverfestigung . . . . . . . . . . . . . . 49<br />

2.9.3 Teilchenverfestigung . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50<br />

2.9.4 Verformungsverfestigung<br />

(Kaltverfestigung). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52<br />

2.9.5 Überlagerung der<br />

Verfestigungsmechanismen . . . . . . . . . . . . 53<br />

2.10 Thermische aktivierte Prozesse . . . . . . . . . 54<br />

2.10.1 Diffusion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54<br />

2.10.2 Erholung und Rekristallisation . . . . . . . . . . 57<br />

2.10.2.1 Verformungsstrukturen . . . . . . . . . . . . . . . . 57<br />

2.10.2.2 Erholung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 58<br />

2.10.2.3 Rekristallisation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60<br />

2.10.2.4 Kornvergrößerung und<br />

sekundäre Rekristallisation . . . . . . . . . . . . . 63<br />

2.10.2.5 Kalt- und Warmverformung . . . . . . . . . . . . 64<br />

2.10.2.6 Teilentfestigte Zustände. . . . . . . . . . . . . . . . 64<br />

2.10.3 Kriechen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 65<br />

2.10.3.1 Kriechen und Werkstoffschädigung . . . . . . 66<br />

2.10.3.2 Primäres Kriechen (Übergangskriechen). . 66<br />

2.10.3.3 Sekundäres Kriechen<br />

(stationäres Kriechen) . . . . . . . . . . . . . . . . . 66<br />

2.10.3.4 Tertiäres Kriechen<br />

(beschleunigtes Kriechen) . . . . . . . . . . . . . . 67<br />

2.10.3.5 Warmfeste und hochwarmfeste<br />

Stähle und Legierungen . . . . . . . . . . . . . . . 67<br />

2.10.4 Sintern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 67<br />

2.10.4.1 Festphasensintern einphasiger Pulver. . . . 68<br />

2.10.4.2 Festphasensintern zwei- bzw.<br />

mehrphasiger Pulver . . . . . . . . . . . . . . . . . . 69<br />

2.10.4.3 Flüssigphasensintern. . . . . . . . . . . . . . . . . . 70<br />

2.10.4.4 Reaktionssintern. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 70<br />

3 Grundlagen der Legierungskunde<br />

3.1 Aggregatzustände und Phasen . . . . . . . . . 71<br />

3.2 Phasenumwandlungen . . . . . . . . . . . . . . . . 71<br />

3.3 Mischkristalle und Kristallgemische . . . . . 72<br />

3.3.1 Mischkristalle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 72<br />

3.3.2 Kristallgemische . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 73


Inhaltsverzeichnis<br />

3.4 Intermetallische Phasen und Überstrukturen 74<br />

3.4.1 Intermetallische Phasen . . . . . . . . . . . . . . . . 74<br />

3.4.2 Überstrukturen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 74<br />

3.5 Zustandsdiagramme . . . . . . . . . . . . . . . . . . 75<br />

3.5.1 Binäre Zustandsdiagramme . . . . . . . . . . . . 76<br />

3.5.1.1 Erstellung binärer Zustandsdiagramme . . 76<br />

3.5.1.2 Lesen binärer Zustandsdiagramme . . . . . . 77<br />

3.5.1.3 Kristallseigerung und<br />

Zonenmischkristalle. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 78<br />

3.5.2 Grundtypen binärer Zustandsdiagramme. 79<br />

3.5.2.1 Vollkommene Unlöslichkeit im<br />

festen und flüssigen Zustand . . . . . . . . . . . 79<br />

3.5.2.2 Vollkommene Löslichkeit im festen und<br />

flüssigen Zustand (Linsendiagramm) . . . . 79<br />

3.5.2.3 Vollkommene Löslichkeit im flüssigen<br />

und vollkommene Unlöslichkeit im festen<br />

Zustand (eutektisches Legierungssystem) 80<br />

3.5.2.4 Vollkommene Löslichkeit im flüssigen<br />

und begrenzte Löslichkeit im festen<br />

Zustand (eutektisches Legierungssystem<br />

mit Mischungslücke) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 81<br />

3.5.2.5 Peritektisches Zustandsdiagramm . . . . . . . 82<br />

3.5.3 Zustandsdiagramme mit<br />

Verbindungsbildung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 83<br />

3.5.4 Reale Zustandsdiagramme . . . . . . . . . . . . . 83<br />

3.5.5 Ternäre Zustandsdiagramme . . . . . . . . . . . 84<br />

4 Wechselwirkungen zwischen Werk -<br />

stoffeigenschaften und Fertigungs -<br />

verfahren<br />

4.1 Urformen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 87<br />

4.1.1 Kristallisation und Gefüge . . . . . . . . . . . . . . 87<br />

4.1.2 Gussfehler . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 89<br />

4.1.3 Gießbarkeit metallischer Werkstoffe . . . . . 91<br />

4.1.3.1 Fließ- und Formfüllungsvermögen . . . . . . 91<br />

4.1.3.2 Schwindung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 92<br />

4.1.3.3 Schmelzverhalten von Gusswerkstoffen . . 92<br />

4.1.4 Beeinflussung der Werkstoffeigenschaften<br />

beim Gießen . . . . . . . . . . . . 92<br />

4.1.5 Herstellung (Züchten) von Einkristallen. . . 94<br />

4.2 Umformen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 95<br />

4.2.1 Kaltumformung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 96<br />

4.2.2 Warmumformung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 97<br />

4.2.3 Neue Umformverfahren . . . . . . . . . . . . . . . 98<br />

4.3 Trennen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 100<br />

4.3.1 Zerteilen und Zerspanen . . . . . . . . . . . . . . 100<br />

4.3.2 Zerspanbarkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 101<br />

4.3.3 Spanformen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 101<br />

4.3.4 Automatenlegierungen . . . . . . . . . . . . . . . 101<br />

4.4 Fügen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 102<br />

4.4.1 Schweißen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 102<br />

4.4.1.1 Schweißbarkeit. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 102<br />

4.4.1.2 Einteilung der Schweißverfahren. . . . . . . 103<br />

4.4.1.3 Beeinflussung der Wekstoffeigenschaften<br />

durch das Schweißen. . . . . . . . . 104<br />

4.4.2 Löten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 113<br />

4.4.2.1 Vor- und Nachteile des Lötens . . . . . . . . . 113<br />

4.4.2.2 Einteilung der Lötverfahren . . . . . . . . . . . 113<br />

4.4.2.3 Lötmechanismus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 113<br />

4.4.2.4 Metallurgische Probleme beim Löten . . . 114<br />

4.4.2.5 Flussmittel, Lötatmosphären und<br />

Vakuum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 115<br />

4.4.2.6 Lötwerkstoffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 116<br />

4.5 Beschichten. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 118<br />

4.5.1 Beschichten aus dem flüssigen Zustand . 119<br />

4.5.1.1 Schmelztauchen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 119<br />

4.5.1.2 Emaillieren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 119<br />

4.5.1.3 Anstreichen und Lackieren . . . . . . . . . . . . 120<br />

4.5.2 Beschichten aus dem körnigen oder<br />

pulverförmigen Zustand . . . . . . . . . . . . . . 120<br />

4.5.2.1 Wirbelsintern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 120<br />

4.5.2.2 Thermisches Spritzen . . . . . . . . . . . . . . . . 120<br />

4.5.3 Beschichten durch Schweißen . . . . . . . . . 122<br />

4.5.4 Beschichten aus dem gas- oder dampfförmigen<br />

Zustand. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 123<br />

4.5.4.1 CVD-Verfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 123<br />

4.5.4.2 PVD-Verfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 124<br />

4.5.5 Beschichten aus dem ionisierten Zustand 125<br />

4.5.5.1 Galvanisches Beschichten. . . . . . . . . . . . . 125<br />

4.5.5.2 Chemisches Beschichten. . . . . . . . . . . . . . 126<br />

4.5.6 Weitere Verfahren zur Erzeugung<br />

einer Oberflächenschicht. . . . . . . . . . . . . . 126<br />

4.5.6.1 Plattieren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 126<br />

4.5.6.2 Anodische Oxidation (Eloxieren) . . . . . . . 127<br />

4.5.6.3 Phosphatieren. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 128<br />

4.5.6.4 Chromatieren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 129<br />

4.5.6.5 Brünieren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 130<br />

4.6 Stoffeigenschaften ändern . . . . . . . . . . . . 130<br />

4.6.1 Verfestigen durch Umformen . . . . . . . . . . 130<br />

4.6.1.1 Verfestigen durch Walzen . . . . . . . . . . . . . 130<br />

4.6.1.2 Verfestigen durch Ziehen. . . . . . . . . . . . . . 131<br />

4.6.1.3 Verfestigen durch Schmieden. . . . . . . . . . 132<br />

4.6.2 Wärmebehandeln. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 132<br />

4.6.2.1 Glühen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 132<br />

4.6.2.2 Härten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 132<br />

4.6.2.3 Isothermisches Umwandeln . . . . . . . . . . . 132<br />

4.6.2.4 Anlassen und Auslagern . . . . . . . . . . . . . . 133<br />

4.6.2.5 Vergüten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 133<br />

4.6.2.6 Tiefkühlen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 133<br />

4.6.2.7 Thermochemisches Behandeln . . . . . . . . 133<br />

4.6.2.8 Aushärten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 134<br />

4.6.3 Thermomechanisches Behandeln . . . . . . 134<br />

4.6.4 Sintern und Brennen . . . . . . . . . . . . . . . . . 134<br />

4.6.5 Magnetisieren. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 134<br />

4.6.6 Bestrahlen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 135<br />

4.6.7 Fotochemische Verfahren . . . . . . . . . . . . . 135<br />

5 Gewinnung, Formgebung und<br />

Recycling metallischer Werkstoffe<br />

und Legierungen<br />

5.1 Überblick zur Gewinnung metallischer<br />

Werkstoffe . . . . . . . . . . . . . . . 136<br />

5.1.1 Gewinnung metallischer Rohstoffe . . . . . 136<br />

5.1.2 Verfahren der Metallgewinnung. . . . . . . . 137<br />

5.1.3 Raffinationsverfahren . . . . . . . . . . . . . . . . 138<br />

5.1.4 Metallische Werkstoffe und deren<br />

Handelsformen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 138<br />

5


6<br />

5.2 Eisen- und Stahlerzeugung . . . . . . . 139<br />

5.2.1 Hochofenprozess . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 139<br />

5.2.1.1 Hochofen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 141<br />

5.2.1.2 Reduktionsvorgang . . . . . . . . . . . . . . . . . . 141<br />

5.2.1.3 Produkte des Hochofenprozesses . . . . . . 144<br />

5.2.2 Direktreduktionsverfahren. . . . . . . . . . . . . 145<br />

5.2.3 Stahlerzeugung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 146<br />

5.2.3.1 Sauerstoffblasverfahren . . . . . . . . . . . . . . 147<br />

5.2.3.2 Elektrolichtbogenofen-Verfahren . . . . . . . 149<br />

5.2.3.3 Stahl-Sekundärmetallurgie . . . . . . . . . . . . 150<br />

5.3 Erzeugung von Nichteisenmetallen. . . 151<br />

5.3.1 Gewinnung von Aluminium . . . . . . . . . . . 151<br />

5.3.2 Gewinnung weiterer Nichteisenmetalle . 153<br />

5.4 Legieren von Metallen . . . . . . . . . . . . . . . 153<br />

5.5 Formgebungsverfahren für metallische<br />

Werkstoffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 155<br />

5.5.1 Gießen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 155<br />

5.5.1.1 Formgießen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 155<br />

5.5.1.2 Gießen von Knetlegierungen . . . . . . . . . . 158<br />

5.5.2 Umformen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 160<br />

5.5.2.1 Walzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 161<br />

5.5.2.2 Durchdrücken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 162<br />

5.5.2.3 Freiform- und Gesenkschmieden . . . . . . . 162<br />

5.5.2.4 Ziehen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 163<br />

5.6 Recycling von metallischen Werkstoffen 164<br />

5.6.1 Recycling von Stahl und Gusseisen . . . . . 165<br />

5.6.2 Recycling von Nichtmetallen . . . . . . . . . . 165<br />

6 Eisenwerkstoffe<br />

6.1 Reines Eisen . . . . . . . . . . . . . . 166<br />

6.2 Eisen-Kohlenstoff-Legierungen . . . . . 168<br />

6.2.1 Phasenausbildungen in Eisen-<br />

Kohlenstoff-Legierungen. . . . . . . . . . . . . . 168<br />

6.2.1.1 Mischkristalle (Ferrit, Austenit und<br />

�-Ferrit) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 168<br />

6.2.1.2 Verbindungsphasen (Zementit und<br />

�-Carbid) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 170<br />

6.2.1.3 Stabile Phase (Graphit) . . . . . . . . . . . . . . . 171<br />

6.2.2 Eisen-Kohlenstoff-Zustandsdiagramm<br />

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 171<br />

6.2.2.1 Erstarrungsformen von Eisen-<br />

Kohlenstoff-Legierungen. . . . . . . . . . . . . . 172<br />

6.2.2.2 Aufbau des metastabilen Eisen-<br />

Kohlenstoff-Zustandsdiagramms. . . . . . . 173<br />

6.2.2.3 Bezeichnungen im metastabilen System. . 174<br />

6.2.2.4 Erstarrungsvorgänge im<br />

metastabilen System . . . . . . . . . . . . . . . . . 174<br />

6.2.2.5 Stahlecke des metastabilen<br />

Systems. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 178<br />

6.3 Eisenbegleiter und Legierungselemente<br />

. . . . . . . . . . . . . . . . 181<br />

6.3.1 Begleitelemente und nichtmetallische<br />

Einschlüsse. . . . . . . . . . . . . . . 182<br />

6.3.1.1 Mangan (Mn) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 182<br />

6.3.1.2 Silicium (Si). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 183<br />

6.3.1.3 Phosphor (P) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 185<br />

6.3.1.4 Schwefel (S) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 187<br />

6.3.1.5 Stickstoff (N) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 188<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

6.3.1.6 Sauerstoff (O) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 190<br />

6.3.1.7 Wasserstoff (H) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 191<br />

6.3.1.8 Zusammenfassung der Wirkungsweisen<br />

von Begleitelementen in Stählen . . . . . . . 193<br />

6.3.1.9 Nichtmetallische Einschlüsse . . . . . . . . . . 193<br />

6.3.2 Legierungselemente . . . . . . . . . . . . . . . . . 196<br />

6.3.2.1 Allgemeine Wirkungsweisen von<br />

Legierungselementen in Stählen . . . . . . . 196<br />

6.3.2.2 Wirkungsweisen ausgewählter<br />

Legierungselemente . . . . . . . . . . . . . . . . . 203<br />

6.3.2.3 Wirkungsweise mehrerer Legierungselemente<br />

im Stahl . . . . . . . . . . . . . . 211<br />

6.4 Wärmebehandlung der Stähle . . . . . 212<br />

6.4.1 Prinzip einer Wärmebehandlung<br />

6.4.2 Einteilung der<br />

Wärmebehandlungsverfahren . . . . . . . . . 214<br />

6.4.3 Glühen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 214<br />

6.4.3.1 Normalglühen von Stählen . . . . . . . . . . . . 214<br />

6.4.3.2 Weichglühen von Stählen (Glühen auf<br />

kugelige Carbide) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 216<br />

6.4.3.3 Spannungsarmglühen. . . . . . . . . . . . . . . . 218<br />

6.4.3.4 Rekristallisationsglühen. . . . . . . . . . . . . . . 219<br />

6.4.3.5 Diffusionsglühen (Homogenisie rungsglühen).<br />

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 220<br />

6.4.3.6 Grobkornglühen (Hochglühen). . . . . . . . . 222<br />

6.4.4 Härten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 222<br />

6.4.4.1 Geschichte der Stahlhärtung . . . . . . . . . . 222<br />

6.4.4.2 Ziele der Stahlhärtung . . . . . . . . . . . . . . . . 224<br />

6.4.4.3 Verfahren. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 225<br />

6.4.4.4 Härtetemperatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 225<br />

6.4.4.5 Abkühlgeschwindigkeit und<br />

Gefügeausbildung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 225<br />

6.4.4.6 Kritische Abkühlgeschwindigkeit . . . . . . . 232<br />

6.4.4.7 Kohlenstofflöslichkeit des Austenits . . . . 233<br />

6.4.4.8 Temperaturbereich der Martensitbildung.<br />

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 233<br />

6.4.4.9 Restaustenit und Tiefkühlung . . . . . . . . . . 234<br />

6.4.4.10 Abschreckhärte. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 234<br />

6.4.4.11 Härtespannungen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 235<br />

6.4.4.12 Abschrecken und Abschreckmittel . . . . . . 237<br />

6.4.4.13 Zeit-Temperatur-Umwandlungs-<br />

diagramme (ZTU-Diagramme) . . . . . . . . . 238<br />

6.4.4.14 Zeit-Temperatur-Austenitisierungs -<br />

diagramme (ZTA-Diagramme) . . . . . . . . . 242<br />

6.4.5 Anlassen und Vergüten . . . . . . . . . . . . . . . 245<br />

6.4.5.1 Innere Vorgänge beim Anlassen. . . . . . . . 246<br />

6.4.5.2 Anlassen der legierten Stähle . . . . . . . . . . 247<br />

6.4.5.3 Versprödungserscheinungen<br />

beim Anlassen von Stählen . . . . . . . . . . . 248<br />

6.4.5.4 Vergüten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 249<br />

6.4.6 Verfahren des Oberflächenhärtens. . . . . . 254<br />

6.4.6.1 Einteilung der Oberflächenhärteverfahren<br />

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 255<br />

6.4.6.2 Randschichthärteverfahren. . . . . . . . . . . . 255<br />

6.4.6.3 Thermochemisches Behandeln . . . . . . . . 260<br />

6.5 Eigenschaften und Verwendung<br />

von Stählen. . . . . . . . . . . . . . . 272<br />

6.5.1 Einteilung der Stähle . . . . . . . . . . . . . . . . . 272<br />

6.5.1.1 Einteilung der Stähle nach<br />

Haupt güteklassen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 272


Inhaltsverzeichnis<br />

6.5.1.2 Einteilung der Stähle nach dem<br />

Verwendungszweck . . . . . . . . . . . . . . . . . . 274<br />

6.5.2 Unlegierte Baustähle . . . . . . . . . . . . . . . . . 274<br />

6.5.2.1 Anwendung unlegierter Baustähle. . . . . . 275<br />

6.5.2.2 Normung und Gütegruppen<br />

unlegierter Baustähle. . . . . . . . . . . . . . . . . 275<br />

6.5.2.3 Technologische Eigenschaften<br />

unlegierter Baustähle. . . . . . . . . . . . . . . . . 276<br />

6.5.2.4 Werkstoffkundliche Besonderheiten<br />

unlegierter Baustähle. . . . . . . . . . . . . . . . . 277<br />

6.5.3 Schweißgeeignete Feinkornbaustähle . . . 277<br />

6.5.3.1 Werkstoffkundliche Grundlagen schweiß -<br />

geeigneter Feinkornbaustähle . . . . . . . . . 278<br />

6.5.3.2 Stahlsorten und Gütegruppen . . . . . . . . . 279<br />

6.5.4 Federstähle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 282<br />

6.5.4.1 Anforderungen an metallische<br />

Federwerkstoffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 283<br />

6.5.4.2 Federstahlsorten. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 283<br />

6.5.5 Vergütungsstähle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 284<br />

6.5.6 Einsatzstähle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 285<br />

6.5.7 Nitrierstähle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 285<br />

6.5.8 Warmfeste Stähle. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 285<br />

6.5.8.1 Anforderungen an warmfeste Stähle. . . . 285<br />

6.5.8.2 Werkstoffverhalten und Werkstoff -<br />

kennwerte bei erhöhter Temperatur. . . . . 285<br />

6.5.8.3 Warmfeste Stahlsorten . . . . . . . . . . . . . . . 286<br />

6.5.9 Kaltzähe Stähle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 287<br />

6.5.9.1 Werkstoffverhalten und Kennwerte<br />

bei tiefen Temperaturen. . . . . . . . . . . . . . . 287<br />

6.5.9.2 Kaltzähe Stahlsorten . . . . . . . . . . . . . . . . . 287<br />

6.5.10 Nichtrostende Stähle . . . . . . . . . . . . . . . . . 288<br />

6.5.10.1 Einteilung der nichtrostenden Stähle. . . . 289<br />

6.5.10.2 Ferritische und halbferritische<br />

Chromstähle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 289<br />

6.5.10.3 Martensitische Chromstähle . . . . . . . . . . . 291<br />

6.5.10.4 Austenitische Chrom-Nickel-Stähle . . . . . 293<br />

6.5.10.5 Schweißtechnische Verarbeitung<br />

nichtrostender Stähle. . . . . . . . . . . . . . . . . 296<br />

6.5.11 Hitze- und zunderbeständige Stähle . . . . 297<br />

6.5.11.1 Ferritische zunderbeständige Stähle . . . . 297<br />

6.5.11.2 Austenitische zunderbeständige Stähle<br />

und Nickel-Chrom-Legierungen . . . . . . . . 298<br />

6.5.12 Druckwasserstoffbeständige Stähle. . . . . 299<br />

6.5.13 Automatenstähle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 300<br />

6.5.14 Höherfeste Stähle für den<br />

Automobil-Leichtbau . . . . . . . . . . . . . . . . . 302<br />

6.5.14.1 Mikrolegierte höherfeste Stähle . . . . . . . . 303<br />

6.5.14.2 Phosphorlegierte Stähle . . . . . . . . . . . . . . 303<br />

6.5.14.3 Bake-Hardening-Stähle . . . . . . . . . . . . . . . 303<br />

6.5.14.4 IF-Stähle. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 304<br />

6.5.14.5 Dualphasen Stähle (DP-Stähle). . . . . . . . . 304<br />

6.5.14.6 Stähle mit Restaustenit . . . . . . . . . . . . . . . 305<br />

6.5.14.7 Complexphasen-Stähle . . . . . . . . . . . . . . . 305<br />

6.5.14.8 Martensit-Phasen-Stähle . . . . . . . . . . . . . . 306<br />

6.5.14.9 TWIP-Stähle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 306<br />

6.5.15 Höchstfeste Stähle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 306<br />

6.5.15.1 Höchstfeste Vergütungsstähle . . . . . . . . . 307<br />

6.5.15.2 Martensitaushärtende Stähle<br />

(Maraging Steels) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 307<br />

6.5.16 Werkzeugstähle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 309<br />

6.5.16.1 Anforderungen an Werkzeugstähle . . . . . 309<br />

6.5.16.2 Erschmelzung von Werkzeugstählen . . . . 309<br />

6.5.16.3 Einteilung der Werkzeugstähle . . . . . . . . . 309<br />

6.5.16.4 Unlegierte Kaltarbeitsstähle . . . . . . . . . . . 310<br />

6.5.16.5 Legierte Kaltarbeitsstähle . . . . . . . . . . . . . 311<br />

6.5.16.6 Warmarbeitsstähle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 312<br />

6.5.16.7 Schnellarbeitsstähle. . . . . . . . . . . . . . . . . . 314<br />

6.6 Eisengusswerkstoffe . . . . . . . . . . 320<br />

6.6.1 Einteilung der Eisengusswerkstoffe . . . . . 320<br />

6.6.2 Stahlguss. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 321<br />

6.6.2.1 Gießbarkeit von Stahlguss . . . . . . . . . . . . 322<br />

6.6.2.2 Wärmebehandlung von Stahlguss. . . . . . 322<br />

6.6.2.3 Stahlgusssorten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 322<br />

6.6.3 Gusseisenwerkstoffe . . . . . . . . . . . . . . . . . 326<br />

6.6.3.1 Erschmelzung von Gusseisenwerk stoffen 326<br />

6.6.3.2 Gusseisendiagramme . . . . . . . . . . . . . . . . 326<br />

6.6.3.3 Gusseisen mit Lamellengraphit . . . . . . . . 327<br />

6.6.3.4 Gusseisen mit Kugelgraphit . . . . . . . . . . . 333<br />

6.6.3.5 Bainitisches Gusseisen . . . . . . . . . . . . . . . 336<br />

6.6.3.6 Gusseisen mit Vermiculargraphit . . . . . . . 337<br />

6.6.3.7 Temperguss. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 338<br />

6.6.3.8 Perlitischer Hartguss . . . . . . . . . . . . . . . . . 344<br />

6.6.3.9 Sondergusseisen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 345<br />

7 Nichteisenmetalle<br />

7.1 Aluminiumwerkstoffe . . . . . . . . . . 353<br />

7.1.1 Reinaluminium . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 353<br />

7.1.2 Aluminium-Knetlegierungen . . . . . . . . . . 354<br />

7.1.3 Aluminium-Gusslegierungen . . . . . . . . . . 357<br />

7.1.4 Aluminiumschäume. . . . . . . . . . . . . . . . . . 360<br />

7.1.4.1 Aufschäumprozesse. . . . . . . . . . . . . . . . . . 360<br />

7.1.4.2 Eigenschaften von<br />

Aluminiumschäumen . . . . . . . . . . . . . . . . 361<br />

7.1.5 Aushärten von Aluminiumlegierungen . . 363<br />

7.1.5.1 Verfahren. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 363<br />

7.1.5.2 Innere Vorgänge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 364<br />

7.1.6 Verarbeitung von Aluminiumwerkstoffen 366<br />

7.1.6.1 Gießen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 366<br />

7.1.6.2 Umformen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 367<br />

7.1.6.3 Zerspanen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 367<br />

7.1.6.4 Schweißen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 368<br />

7.2 Magnesiumwerkstoffe . . . . . . . . . 368<br />

7.2.1 Eigenschaften von Magnesium . . . . . . . . 368<br />

7.2.2 Magnesiumlegierungen . . . . . . . . . . . . . . 369<br />

7.2.2.1 Magnesium-Gusslegierungen . . . . . . . . . 370<br />

7.2.2.2 Magnesium-Knetlegierungen . . . . . . . . . . 370<br />

7.2.3 Verarbeitung von Magnesiumlegierungen.<br />

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 372<br />

7.2.3.1 Gießen von Magnesiumlegierungen . . . . 372<br />

7.2.3.2 Umformen von Magnesiumlegierungen. 374<br />

7.2.4 Entwicklungstendenzen. . . . . . . . . . . . . . . 374<br />

7.3 Titan und Titanlegierungen. . . . . . . . . . . . 374<br />

7.4 Silicium . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 377<br />

7.4.1 Weitere bedeutsame Leichtmetalle . . . . . 378<br />

7.5 Kupferwerkstoffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 379<br />

7.5.1 Unlegiertes Kupfer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 379<br />

7.5.1.1 Sauerstoffhaltiges (zähgepoltes) Kupfer . 379<br />

7.5.1.2 Desoxidiertes Kupfer . . . . . . . . . . . . . . . . . 381<br />

7.5.1.3 Sauerstofffreies Kupfer<br />

hoher Leitfähigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 381<br />

7


8<br />

7.5.2 Niedriglegierte Kupferwerkstoffe . . . . . . . 383<br />

7.5.3 Kupfer-Zink-Legierungen (Messing). . . . . 385<br />

7.5.4 Kupfer-Nickel-Zink-Legierungen<br />

(Neusilber). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 387<br />

7.5.5 Kupfer-Zinn-Legierungen (Bronze). . . . . . 387<br />

7.5.6 Kupfer-Nickel-Legierungen . . . . . . . . . . . . 389<br />

7.5.7 Kupfer-Aluminium-Legierungen. . . . . . . . 390<br />

7.5.8 Kupfer-Mangan-Legierungen . . . . . . . . . . 391<br />

7.5.9 Kupfer-Blei-Legierungen (Bleibronze) . . . 391<br />

7.5.10 Kupfer-Silicium-Legierungen . . . . . . . . . . 391<br />

7.6 Nickel. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 396<br />

7.6.1 Eigenschaften von Nickel . . . . . . . . . . . . . 396<br />

7.6.2 Nickel-Legierungen und deren<br />

Anwendungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 397<br />

7.7 Zinkwerkstoffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 400<br />

7.7.1 Zink-Knetlegierungen . . . . . . . . . . . . . . . . 402<br />

7.7.2 Zink-Gusslegierungen . . . . . . . . . . . . . . . . 402<br />

7.8 Zinn . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 402<br />

7.8.1 Eigenschaften von Zinn . . . . . . . . . . . . . . . 402<br />

7.8.2 Weichlote. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 403<br />

7.8.3 Gleitlagerwerkstoffe. . . . . . . . . . . . . . . . . . 404<br />

7.9 Blei . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 404<br />

7.9.1 Gewinnung und Eigenschaften von Blei . 404<br />

7.9.2 Bleiwerkstoffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 404<br />

7.10 Technisch weniger bedeutsame Metalle. 406<br />

7.10.1 Alkali- und Erdalkalimetalle. . . . . . . . . . . . 406<br />

7.10.2 Erdmetalle oder die Bor-/Aluminium-<br />

Gruppe. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 408<br />

7.10.3 Kohlenstoff-/Silicium-Gruppe . . . . . . . . . . 408<br />

7.10.4 Metalle der 5. Hauptgruppe . . . . . . . . . . . 409<br />

7.10.5 Metalle der 6. Hauptgruppe . . . . . . . . . . . 410<br />

7.10.6 Silber und Gold. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 411<br />

7.10.7 Metalle der 2. Nebengruppe . . . . . . . . . . . 412<br />

7.10.8 Scandium, Yttrium und die Seltenerdmetalle<br />

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 412<br />

7.10.9 Metalle der 4. Nebengruppe . . . . . . . . . . . 413<br />

7.10.10 Metalle der 5. Nebengruppe . . . . . . . . . . . 414<br />

7.10.11 Metalle der 6. Nebengruppe . . . . . . . . . . . 414<br />

7.10.12 Mangan und Cobalt . . . . . . . . . . . . . . . . . . 416<br />

7.10.13 Platinmetalle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 417<br />

7.10.14 Thorium und Uran . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 417<br />

7.11 Verbundwerkstoffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . 418<br />

7.11.1 Einteilung der Verbundwerkstoffe . . . . . . 418<br />

7.11.2 Metal Matrix Composites (MMC) . . . . . . . 419<br />

7.11.2.1 Herstellung von MMC . . . . . . . . . . . . . . . . 419<br />

7.11.2.2 Eigenschaften von MMC . . . . . . . . . . . . . . 420<br />

7.11.3 Werkstoffverbunde. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 421<br />

8 Normung und Benennung<br />

metallischer Werkstoffe<br />

8.1 Stahlnormung . . . . . . . . . . . . . 422<br />

8.1.1 Stahlnormung durch Kurznamen . . . . . . 422<br />

8.1.1.1 Kennzeichnung der Stähle nach der<br />

Verwendung oder den mechanischen<br />

oder physikalischen Eigenschaften . . . . . 424<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

8.1.1.2 Kennzeichnung der Stähle nach der<br />

chemischen Zusammensetzung. . . . . . . . 424<br />

8.1.2 Stahlnormung durch<br />

Werkstoffnummern . . . . . . . . . . . . . . . . . . 430<br />

8.2 Normung von Gusseisenwerkstoffen. . 432<br />

8.2.1 Normung durch Kurznamen . . . . . . . . . . . 432<br />

8.2.2 Normung durch Werkstoffnummern . . . . 433<br />

8.3 Normung von Nichteisenmetallen<br />

(NE-Metalle) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 433<br />

8.3.1 Normung von Aluminiumwerkstoffen. . . 434<br />

8.3.1.1 Aluminiumknetwerkstoffe. . . . . . . . . . . . . 435<br />

8.3.1.2 Aluminiumgusswerkstoffe . . . . . . . . . . . . 439<br />

8.3.2 Normung von Magensiumwerkstoffen . . 440<br />

8.3.2.1 Normung von Magensiumwerkstoffen<br />

nach DIN EN 1754. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 440<br />

8.3.2.2 Normung von Magensiumwerkstoffen<br />

nach ASTM . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 442<br />

8.3.3 Normung von Kupferwerkstoffen . . . . . . . 442<br />

8.3.3.1 Unlegiertes Kupfer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 442<br />

8.3.3.2 Kupferlegierungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 442<br />

9 Kunststoffe<br />

9.1 Bedeutung der Kunststoffe. . . . . . . . . . . . 445<br />

9.2 Allgemeine Eigenschaften . . . . . . . . . . . . 445<br />

9.3 Geschichtliche Entwicklung . . . . . . . . . . . 446<br />

9.4 Herstellung der Kunststoffe . . . . . . . . . . . 447<br />

9.4.1 Ausgangsstoffe zur Kunststoffherstellung<br />

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 447<br />

9.4.2 Prinzipien der Kunststoffherstellung . . . . 448<br />

9.4.2.1 Polymerisation und Polymerisate . . . . . . 448<br />

9.4.2.2 Polykondensation und<br />

Polykondensate . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 456<br />

9.4.2.3 Polyaddition und Polyaddukte . . . . . . . . . 461<br />

9.4.3 Spezialkunststoffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 462<br />

9.4.4 Faserverstärkte Kunststoffe. . . . . . . . . . . . 463<br />

9.5 Einteilung und struktureller Aufbau<br />

der Kunststoffe. . . . . . . . . . . . . 464<br />

9.5.1 Thermoplaste (Plastomere) . . . . . . . . . . . 465<br />

9.5.1.1 Amorphe Thermoplaste . . . . . . . . . . . . . . 465<br />

9.5.1.2 Teilkristalline Thermoplaste . . . . . . . . . . . 465<br />

9.5.2 Duroplaste (Duromere) . . . . . . . . . . . . . . . 469<br />

9.5.3 Elastomere . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 469<br />

9.5.4 Thermoplastische Elastomere . . . . . . . . . 469<br />

9.6 Mechanisch-thermisches Verhalten<br />

der Kunststoffe. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 470<br />

9.6.1 Charakterisierung der Zustandsbereiche. 470<br />

9.6.1.1 Energieelastischer Bereich . . . . . . . . . . . . 471<br />

9.6.1.2 Nebenerweichungsbereich (NEB) . . . . . . 471<br />

9.6.1.3 Haupterweichungsbereich (HEB) . . . . . . . 471<br />

9.6.1.4 Entropieelastischer Bereich. . . . . . . . . . . . 472<br />

9.6.1.5 Fließbereich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 472<br />

9.6.2 Amorphe Thermoplaste . . . . . . . . . . . . . . 473<br />

9.6.3 Teilkristalline Thermoplaste . . . . . . . . . . . 473<br />

9.6.4 Duroplaste. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 474<br />

9.6.5 Elastomere . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 474<br />

9.6.6 Thermoplastische Elastomere . . . . . . . . . 475


Inhaltsverzeichnis<br />

9.7 Kennwerte, Eigenschaften und Anwendung<br />

ausgewählter Kunststoffe. . . . . . . . . . . . . 475<br />

9.8 Normung und Bezeichnung<br />

von Kunststoffen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 486<br />

9.8.1 Allgemeine Kennzeichnung<br />

von Kunststoffen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 486<br />

9.8.1.1 Kurzzeichen für Homopolymere und<br />

chemisch modifizierte polymere<br />

Naturstoffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 486<br />

9.8.1.2 Copolymere und Polymergemische. . . . . 487<br />

9.8.1.3 Kennzeichnung besonderer<br />

Eigenschaften . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 487<br />

9.8.1.4 Kennzeichnung von Zusatzstoffen . . . . . . 488<br />

9.8.2 Kennzeichnung thermoplastischer<br />

Formmassen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 488<br />

9.8.3 Kennzeichnung von Duroplasten . . . . . . . 489<br />

9.8.4 Kennzeichnung von Elastomeren. . . . . . . 490<br />

9.9 Verarbeitung von Kunststoffen . . . . . . . . 491<br />

9.9.1 Zuschlagstoffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 491<br />

9.9.2 Urformen und Umformen . . . . . . . . . . . . . 491<br />

9.9.2.1 Formpressen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 492<br />

9.9.2.2 Spritzgießen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 492<br />

9.9.2.3 Extrudieren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 493<br />

9.9.2.4 Kalandrieren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 493<br />

9.9.2.5 Umformen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 494<br />

9.9.3 Mechanische Bearbeitung. . . . . . . . . . . . . 494<br />

9.9.4 Verarbeitung aus Lösungen<br />

und Dispersionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 496<br />

9.9.4.1 Lacke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 497<br />

9.9.4.2 Klebstoffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 497<br />

9.10 Kunststoffe und Umwelt. . . . . . . . . . . . . . 498<br />

10 Keramische Werkstoffe<br />

10.1 Einordnung keramischer Werkstoffe . . 500<br />

10.2 Eigenschaften keramischer Werkstoffe . 501<br />

10.2.1 Allgemeine Eigenschaften. . . . . . . . . . . . . 501<br />

10.2.2 Physikalische Eigenschaften . . . . . . . . . . . 502<br />

10.2.3 Mechanische Eigenschaften . . . . . . . . . . . 502<br />

10.2.3.1 Festigkeit und Hochtemperaturfestigkeit. 502<br />

10.2.3.2 Härte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 503<br />

10.2.3.3 Verformbarkeit und Zähigkeit . . . . . . . . . . 504<br />

10.2.4 Thermische Eigenschaften . . . . . . . . . . . . 504<br />

10.2.4.1 Wärmeausdehnung und Temperaturwechselbeständigkeit.<br />

. . . . . . . . . . . . . . . . 504<br />

10.2.4.2 Wärmeleitfähigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 505<br />

10.2.5 Elektrische und magnetische<br />

Eigenschaften . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 505<br />

10.2.5.1 Elektrische Leitfähigkeit . . . . . . . . . . . . . . . 506<br />

10.2.5.2 Dielektrisches Verhalten. . . . . . . . . . . . . . . 506<br />

10.2.6 Chemische Eigenschaften . . . . . . . . . . . . . 506<br />

10.3 Einteilung keramischer Werkstoffe . . . 507<br />

10.4 Innere Struktur und Gefüge<br />

keramischer Werkstoffe . . . . . . . . 508<br />

10.5 Silicatkeramische Werkstoffe . . . . . . 509<br />

10.5.1 Porzellan . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 510<br />

10.5.2 Steatit. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 511<br />

10.5.3 Cordieritkeramik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 511<br />

10.6 Oxidkeramische Werkstoffe . . . . . . 512<br />

10.6.1 Aluminiumoxid (Al2O3) . . . . . . . . . . . . . . . 512<br />

10.6.2<br />

10.6.3<br />

10.6.4<br />

Zirkoniumoxid (ZrO2) . . . . . . . . . . . . . . . . . 514<br />

Aluminiumtitanat (Al2TiO 5) . . . . . . . . . . . . 516<br />

Magnesiumoxid (MgO) . . . . . . . . . . . . . . . 517<br />

10.6.5 Weitere oxidkeramische Werkstoffe. . . . . 517<br />

10.7 Nichtoxidkeramische Werkstoffe . . . . 518<br />

10.7.1 Keramische Werkstoffe aus<br />

elementaren Stoffen . . . . . . . . . . . . . . . . . 520<br />

10.7.2 Metallische Hartstoffe . . . . . . . . . . . . . . . . 520<br />

10.7.2.1 Carbide . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 521<br />

10.7.2.2 Nitride . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 521<br />

10.7.2.3 Boride . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 521<br />

10.7.2.4 Silicide . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 522<br />

10.7.3 Nichtmetallische Hartstoffe. . . . . . . . . . . . 522<br />

10.7.3.1 Siliciumcarbid (SiC) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 522<br />

10.7.3.2 Siliciumnitrid (Si3N4) . . . . . . . . . . . . . . . . . 525<br />

10.7.3.3 Bornitrid (BN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 526<br />

10.7.3.4 Borcarbid (B4C) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 527<br />

10.8 Elektro- und Magnetokeramik . . . . . 527<br />

10.8.1 Elektrokeramik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 528<br />

10.8.1.1 Trägerkörper . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 528<br />

10.8.1.2 Dielektrische keramische Werkstoffe . . . . 528<br />

10.8.1.3 Kaltleiter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 529<br />

10.8.1.4 Heißleiter. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 529<br />

10.8.1.5 Piezokeramik. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 529<br />

10.8.1.6 Keramische Supraleiter . . . . . . . . . . . . . . . 530<br />

10.8.2 Magnetokeramik. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 531<br />

10.8.2.1 Dauermagnetische Ferrite (Hartferrite) . . 531<br />

10.8.2.2 Weichmagnetische Ferrite. . . . . . . . . . . . . 532<br />

10.9 Herstellungs- und Bearbeitungsver<br />

fahren für keramische Werkstoffe . . 534<br />

10.9.1 Rohstoffgewinnung . . . . . . . . . . . . . . . . . . 535<br />

10.9.2 Massenaufbereitung . . . . . . . . . . . . . . . . . 535<br />

10.9.3 Formgebung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 535<br />

10.9.4 Trocknen und Ausheizen . . . . . . . . . . . . . . 538<br />

10.9.5 Grün- und Weißbearbeitung, Vorbrand . . 538<br />

10.9.6 Sintern (Brennen) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 539<br />

10.9.7 Endbearbeitung (Hartbearbeitung) . . . . . 540<br />

10.10 Künftige Entwicklungen . . . . . . . . 540<br />

11 Korrosion und Korrosionsschutz<br />

metallischer Werkstoffe<br />

11.1 Einleitung und Übersicht. . . . . . . . . . . . . . 541<br />

11.2 Elektrochemische Korrosion. . . . . . . . . . . 541<br />

11.2.1 Lösungstension . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 542<br />

11.2.2 Elektrochemische Spannungsreihe . . . . . 542<br />

11.2.3 Stromdichte-Potential-Kurven . . . . . . . . . . 544<br />

11.2.4 Wasserstoffkorrosion . . . . . . . . . . . . . . . . . 545<br />

11.2.5 Sauerstoffkorrosion . . . . . . . . . . . . . . . . . . 545<br />

11.3 Rost . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 546<br />

11.4 Erscheinungsformen der Korrosion. . . . . 547<br />

11.5 Korrosionsschutz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 548<br />

11.5.1 Passiver Korrosionsschutz . . . . . . . . . . . . 548<br />

11.5.1.1 Überzüge mit Metalloxiden. . . . . . . . . . . . 549<br />

11.5.1.2 Überzüge mit edleren Metallen . . . . . . . . 550<br />

11.5.1.3 Überzüge mit unedleren Metallen . . . . . . 551<br />

11.5.1.4 Überzüge mit Nichtmetallen . . . . . . . . . . . 551<br />

9


10<br />

11.5.2 Aktiver Korrosionsschutz. . . . . . . . . . . . . . 551<br />

11.5.3 Konstruktive Maßnahmen. . . . . . . . . . . . . 553<br />

12 Tribologie<br />

12.1 Tribosysteme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 555<br />

12.1.1 Aufbau eines Tribosystems. . . . . . . . . . . . 555<br />

12.1.2 Funktion eines Tribosystems. . . . . . . . . . . 556<br />

12.2 Hauptgebiete der Tribologie . . . . . . . . . . . 556<br />

12.2.1 Reibung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 556<br />

12.2.1.1 Reibungsarten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 557<br />

12.2.1.2 Reibungsmechanismen bei Festkörper -<br />

reibung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 557<br />

12.2.1.3 Reibungszustände in geschmierten<br />

Gleitpaarungen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 558<br />

12.2.2 Schmierung und Schmierstoffe . . . . . . . . 559<br />

12.2.2.1 Schmieröle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 559<br />

12.2.2.2 Schmierfette . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 561<br />

12.2.2.3 Festschmierstoffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 562<br />

12.2.3 Verschleiß . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 563<br />

12.2.3.1 Verschleißmechanismen . . . . . . . . . . . . . . 563<br />

12.2.3.2 Verschleißarten. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 568<br />

12.3 Verschleißbeständige (tribotechnische)<br />

Werkstoffe. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 568<br />

12.3.1 Verwendung von Stählen bzw. Stahlguss<br />

mit hoher Verschleißbeständigkeit. . . . . . 568<br />

12.3.2 Oberflächenschutzschichten . . . . . . . . . . . 569<br />

12.3.3 Verwendung veschleißbeständiger<br />

Werkstoffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 571<br />

13 Werkstoffprüfung<br />

13.1 Einführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 572<br />

13.2 Aufgaben der Werkstoffprüfung . . . . . . . 572<br />

13.3 Einteilung der Werkstoffprüfverfahren . . 573<br />

13.4 Zerstörungsfreie Werkstoffprüfverfahren 574<br />

13.4.1 Eindringprüfung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 574<br />

13.4.2 Magnetische und induktive Prüfverfahren<br />

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 576<br />

13.4.2.1 Magnetische Streuflussverfahren . . . . . . 576<br />

13.4.2.2 Wirbelstromverfahren . . . . . . . . . . . . . . . . 577<br />

13.4.3 Ultraschallprüfung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 578<br />

13.4.4 Durchstrahlungsverfahren . . . . . . . . . . . . 585<br />

13.4.4.1 Werkstoffprüfung mit Röntgenstrahlen . . 585<br />

13.4.4.2 Werkstoffprüfung mit Gammastrahlen . . 587<br />

13.4.4.3 Nachweis von Röntgenund<br />

Gammastrahlen . . . . . . . . . . . . . . . . . 589<br />

13.4.4.4 Prüfbare Probendicken . . . . . . . . . . . . . . . 590<br />

13.4.4.5 Vergleich zwischen Röntgenund<br />

Gammastrahlen . . . . . . . . . . . . . . . . . 591<br />

13.4.5 Vergleich der zerstörungsfreien<br />

Werkstoffprüfverfahren . . . . . . . . . . . . . . . 591<br />

13.5 Mechanische Werkstoffprüfverfahren . . . 593<br />

13.5.1 Zugversuch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 593<br />

13.5.1.1 Historisches. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 593<br />

13.5.1.2 Versuchsdurchführung . . . . . . . . . . . . . . . 594<br />

13.5.1.3 Probengeometrie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 594<br />

13.5.1.4 Spannungs-Dehnungs-Diagramme . . . . . 595<br />

13.5.1.5 Ermittlung von Werkstoffkennwerten<br />

im Zugversuch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 599<br />

13.5.1.6 Bruchvorgänge, Bruchformen und<br />

Bruchflächen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 603<br />

13.5.2 Druckversuch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 606<br />

13.5.3 Biegeversuch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 608<br />

13.5.4 Torsions- oder Verdrehversuch. . . . . . . . . 609<br />

13.5.5 Scherversuch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 610<br />

13.5.6 Härteprüfung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 611<br />

13.5.6.1 Einteilung der Härteprüfverfahren . . . . . . 611<br />

13.5.6.2 Statische Härteprüfverfahren . . . . . . . . . . 612<br />

13.5.6.3 Dynamische Härteprüfverfahren . . . . . . . 622<br />

13.5.7 Zähigkeitsprüfverfahren . . . . . . . . . . . . . . 624<br />

13.5.7.1 Zähigkeitsbegriff. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 624<br />

13.5.7.2 Sicherheitsrelevanz der Zähigkeit. . . . . . . 625<br />

13.5.7.3 Spröder und zäher Gewaltbruch . . . . . . . 625<br />

13.5.7.4 Einflussfaktoren auf die Zähigkeit . . . . . . 626<br />

13.5.7.5 Verfahren der Zähigkeitsprüfung . . . . . . . 627<br />

13.5.8 Schwingfestigkeitsversuche . . . . . . . . . . . 632<br />

13.5.8.1 Entstehung von Schwingrissen . . . . . . . . 634<br />

13.5.8.2 Ermüdungbruchflächen. . . . . . . . . . . . . . . 635<br />

13.5.8.3 Versuche zum Ermüdungsverhalten . . . . 635<br />

13.5.8.4 Einstufige Schwingfestigkeitsversuche<br />

(Wöhlerversuche). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 636<br />

13.5.8.5 Betriebsfestigkeitsversuche . . . . . . . . . . . 639<br />

13.5.8.6 Schwingprüfmaschinen. . . . . . . . . . . . . . . 641<br />

13.5.9 Zeitstandversuch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 642<br />

13.5.9.1 Durchführung von Zeitstandversuchen . . 643<br />

13.5.9.2 Werkstoffkennwerte . . . . . . . . . . . . . . . . . . 644<br />

13.5.9.3 Spannungsrelaxation. . . . . . . . . . . . . . . . . 645<br />

13.6 Technologische Prüfungen . . . . . . . . . . . . 645<br />

13.6.1 Tiefungsversuch nach Erichsen . . . . . . . . 646<br />

13.6.2 Näpfchen-Tiefziehprüfung (nach Swift) . . 647<br />

13.6.3 Technologischer Biegeversuch . . . . . . . . . 648<br />

13.6.4 Stirnabschreckversuch nach Jominy . . . . 648<br />

13.7 Mechanische Prüfverfahren für<br />

Kunststoffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 650<br />

13.7.1 Zugversuch an Kunststoffen . . . . . . . . . . . 652<br />

13.7.1.1 Probengeometrie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 652<br />

13.7.1.2 Versuchsdurchführung . . . . . . . . . . . . . . . 652<br />

13.7.1.3 Kennwerte. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 653<br />

13.7.2 Härteprüfung an Kunststoffen . . . . . . . . . 654<br />

13.7.2.1 Kugeleindruckversuch . . . . . . . . . . . . . . . . 656<br />

13.7.2.2 Härteprüfung nach Shore an Kunststoffen<br />

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 656<br />

13.7.2.3 Internationaler Gummihärtegrad (IRHD) . 658<br />

13.7.3 Charpy-Schlagversuch nach ISO . . . . . . . 658<br />

Englische Fachausdrücke. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 660<br />

Sachwortverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 676<br />

Bildquellennachweis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 697<br />

Anhang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 699


1.2 Bedeutung der <strong>Werkstofftechnik</strong> 11<br />

1 Werkstofftechnologie in Industrie und Wirtschaft<br />

1.1 Werkstoffe und <strong>Werkstofftechnik</strong><br />

Werkstoffe haben zu allen Zeiten eine sehr wich tige<br />

Bedeutung für den Menschen gehabt. Dies zeigt<br />

sich daran, dass ganze Zeitepochen nach Werkstoffen<br />

benannt werden, wie die Stein-, die Bronzeoder<br />

die Eisenzeit (Bild 1).<br />

Werkstoffe müssen aus Rohstoffen gewonnen und<br />

zu Werkstücken oder Bauteilen verarbeitet werden.<br />

Einsatz und Anwendung von Werkstoffen sind vor<br />

allem von deren technologischen Eigenschaften<br />

sowie vom Preis und der Verfügbarkeit abhängig.<br />

Dabei ist es wichtig, dass mehrere Eigenschaften<br />

günstig oder optimal sind. Ein typisches Beispiel ist<br />

das Aluminium: Dieser Werkstoff hat eine niedrige<br />

Dichte bei gleichzeitig hoher Festigkeit. Daher ist er<br />

im Fahr- und Flugzeugbau sowie in der Raumfahrt- Bild 1: Nutzung wichtiger metallischer Werkstoffe<br />

technik unverzichtbar.<br />

<strong>Werkstofftechnik</strong> ist derjenige Zweig der tech nischen Wissenschaften, der sich mit der Gewinnung, den<br />

Eigenschaften und der Verwendung der Werkstoffe befasst. Nach dieser Definition ist die <strong>Werkstofftechnik</strong><br />

eine sehr alte Disziplin. Die moderne <strong>Werkstofftechnik</strong> bedient sich heute wissenschaft licher Methoden, um<br />

die Eigenschaften der Werkstoffe zu bestimmen und zu deuten, neue Werkstoffe zu entwickeln oder be ste -<br />

hende zu verbessern. Die <strong>Werkstofftechnik</strong> ist eine wichtige Basistechnik unserer Zeit. Wissenschaftliche<br />

Untersuchungen der Werkstoffe haben erheblich zum Verständnis des Werkstoffverhaltens, d. h. der Werkstoffeigenschaften<br />

beigetragen. Theoretische Erkenntnisse werden in die Praxis umgesetzt, wodurch die<br />

Werkstoffe wesentliche Verbesserungen er fahren.<br />

Auch künftige technische Entwicklungen sind abhängig<br />

von der Schaffung neuer und der Verbesserung<br />

bestehender Werkstoffe. Die <strong>Werkstofftechnik</strong> gehört<br />

daher zur Hochtechnologie. <strong>Werkstofftechnik</strong> und<br />

-wissenschaft gehören zu den Schlüsseltechnologien<br />

für andere technische Bereiche, wie Verkehrs- , Energie-<br />

und Kommunikationstechnik. Die Umsetzung<br />

tech nischer Entwicklungen ist oft nur mit geeigneten<br />

Werkstoffen möglich. Manchmal müssen vorhandene<br />

Werkstoffe den Anforderungen angepasst oder<br />

sogar neue entwickelt werden. Man spricht dann von<br />

maßgeschneiderten Werkstoffen.<br />

1.2 Bedeutung der<br />

Werk stofftechnik<br />

Bild 2 zeigt, dass der Verbrauch wichtiger Werkstoffe<br />

ständig zunimmt. Verfügbarkeit und Kenntnis ge -<br />

eigneter Werkstoffe hat die Entwicklung der Technik<br />

erst ermöglicht, dies gilt genauso für die Erfindung<br />

der Dampfmaschine wie für die Luft- und Raumfahrt<br />

oder die Computertechnik. Andererseits gehen von<br />

technischen Fragestellungen Impulse aus, welche<br />

die Werkstoffentwicklung stark beeinflussen. Es gibt<br />

Bild 2: Weltverbrauch wichtiger Werkstoffe


12<br />

Wechselbeziehungen mit der Praxis und mit anderen<br />

technischen Disziplinen. Der Konstrukteur muss<br />

für sein Bauteil einen aufgrund seiner Eigenschaften<br />

geeigneten Werkstoff auswählen und ein geeignetes<br />

wirtschaftliches Fertigungsverfahren finden.<br />

Die Entdeckung von technisch bedeutsamen Eigenschaften,<br />

wie z.B. die Hochtemperatursupraleitung<br />

(HTSL) bei einigen keramischen Stoffen, führt nicht<br />

unmittelbar zu neuen Werkstoffen. Es ist vielmehr<br />

notwendig, weitere Eigenschaften, insbesondere<br />

die Verarbeitbarkeit, so zu verbessern, dass HTSL-<br />

Werkstoffe entstehen. Die technische und wirtschaftliche<br />

Bedeutung solcher Werkstoffe wird so<br />

hoch eingeschätzt, dass Firmen zur Entwicklung<br />

von Hochtemperatursupraleitern gegründet wurden.<br />

Die Entwicklung der Werkstoffe ist so schwierig,<br />

dass zu Beginn des neuen Jahrtausends nur<br />

sehr wenige Anwendungen von Hochtemperatursupraleitern<br />

bekannt sind, wie z. B. ein 120 m langes<br />

Kabel zur Stromversorgung oder ein Elektromotor<br />

(380 kW) mit einer HTSL-Wicklung. Aber auch altbe -<br />

kannte Werkstoffe werden ständig weiterentwickelt<br />

und verbessert, um die Verwendungsmöglichkeiten<br />

zu erweitern und die Sicherheit und Verfügbarkeit<br />

technischer Systeme zu erhöhen.<br />

1.3 Wirtschaftliche Aspekte der <strong>Werkstofftechnik</strong><br />

Der Preis eines Werkstoffes entscheidet maßgeblich über seinen Einsatz und mögliche Anwendungen. So<br />

werden für Massenanwendungen meist preiswertere Werkstoffe den technisch überlegenen aber teu reren<br />

vorgezogen. Beispielsweise kann eine elektrische Leitung aus Silber nicht mit einer aus Aluminium konkurrieren.<br />

Der hohe Preis des Silbers liegt vor allem in seiner begrenzten Verfügbarkeit begründet. Da gegen<br />

ist der Rohstoff für Silicium günstiger Quarz. Die Herstellung von hochreinem Silicium ist jedoch sehr aufwändig.<br />

Insbesondere sind die Reinigungsverfahren relativ kosten- und energieintensiv, sodass der Halbleiterwerkstoff<br />

Silicium relativ teuer ist.<br />

Der Preis eines Werkstoffes muss immer im Zusammenhang mit seinem Nutzen gesehen werden. Für die<br />

Entscheidung über den Einsatz eines Werkstoffes sind in zunehmendem Maße dessen Umweltverträglichkeit<br />

und damit die Kosten für seine Entsorgung von Bedeutung. Obwohl die bereits erwähnten supraleitenden<br />

Stoffe als künftige Werkstoffe erheblich teurer sein werden als Kupfer, könnten sie trotzdem Kupfer<br />

in Generatoren ersetzen. Denn dieser Mehrpreis wird in kurzer Zeit durch die erheblich höhere<br />

Stromausbeute wettgemacht. Neu- oder Weiterentwicklungen von Werkstoffen bleiben häufig nicht begrenzt<br />

auf das Einsatzgebiet, für das sie einmal entwickelt wurden. So werden einige Werkstoffe, die für<br />

die Raumfahrt entwickelt wurden, inzwischen auch im Alltag eingesetzt. Ein typisches Beispiel dafür ist<br />

die Kunststoffsorte Polytetrafluorethylen, die auch unter dem Handelsnamen Teflon ® bekannt wurde.<br />

1.4 Werkstoffbegriff und Werkstoffeinteilung<br />

Der Begriff Stoff wird mitunter auch synonym gebraucht für Werkstoffe, sodass eine Unterscheidung der<br />

beiden Begriffe erforderlich ist.<br />

1.4.1 Stoffe und Werkstoffe<br />

1 Werkstofftechnologie in Industrie und Wirtschaft<br />

� Information<br />

Supraleitung und Supraleiter<br />

Der Stromtransport ist in einem elektrischen leitenden<br />

Festkörper (z. B. Metall) überwiegend an die Bewegung<br />

von Elektronen gebunden. Die Wechselwirkung der<br />

Elektronen mit den Atomrümpfen des Kristallgitters<br />

(Kollisionen) äußert sich dabei insgesamt als elektrischer<br />

Widerstand. Bei tiefen Temperaturen beobachtet<br />

man jedoch eine verlustfreie Leitung des elektrischen<br />

Stromes, die Supraleitung. Supraleitung findet erst unterhalb<br />

einer für den jeweiligen Stoff charakteristischen<br />

Temperatur, der Sprungtemperatur, statt.<br />

Die Sprungtemperaturen der metallischen Supraleiter<br />

(MSL) wie Nb oder Nb3Sn liegen im Bereich des flüssigen<br />

Heliums (Siedetemperatur 4,2 K). Die Erzeugung und Aufrechterhaltung<br />

derart niedriger Temperaturen erfordert<br />

einen hohen technischen Aufwand und hohe Kosten. Die<br />

Materialforschung bemüht sich daher bereits seit längerem<br />

um die Entwicklung von Werkstoffen mit höheren<br />

Sprungtemperaturen, den Hochtemperatursupraleitern<br />

(HTSL). Erst dadurch kann die Supraleitung auf breitem<br />

Gebiet wirtschaftlich eingesetzt werden. Heute kennt man<br />

über 100 HTSL-Verbindungen (Kapitel 10.8.1.6).<br />

Der Einsatz von HTSL-Werkstoffen führt zu einer starken<br />

Verringerung von Baugrößen, Gewichten und Verlusten<br />

bei elektrischen Betriebsmitteln (z. B. Kabel, Elektromotoren,<br />

Generatoren, Transformatoren usw.).<br />

Der Zusammenhang zwischen verschiedenen Stoffen wird durch menschliche und maschinelle Arbeit und<br />

durch verschiedene Produktions- und Fertigungsprozesse hergestellt und ist in Bild 1, Seite 13, dargestellt.


1.4 Werkstoffbegriff und Werkstoffeinteilung 13<br />

Am Anfang stehen die Naturstoffe, die durch den Menschen genutzt und dabei verändert werden. Aus<br />

den Naturstoffen werden Rohstoffe gewonnen, die zu Werkstoffen weiterverarbeitet werden. Werkstoffe<br />

sind die Basis für die Herstellung von Fertigprodukten und Gebrauchsgütern. Die Mehrzahl der Produktionsprozesse<br />

erfordert den Einsatz von Hilfsstoffen, die im Fertigprodukt jedoch nicht mehr enthalten sind.<br />

In Tabelle 1 werden die Begriffe erläutert und einige Beispiele genannt.<br />

Bild 1: Zusammenhang zwischen den Begriffen „Naturstoff“ „Rohstoff“ „Werkstoff“ und „Hilfsstoff“<br />

Tabelle 1: Stoffe in Industrie und Technik<br />

Stoffe Erklärung Beispiele<br />

Naturstoffe In der Natur vorkommende Stoffe Holz, Erdöl, Kohle, Wolle, gediegene Metalle<br />

wie Gold, Silber, Kupfer<br />

Rohstoffe Ausgangsstoffe für den Herstellungsprozess Geschlagenes Holz, abgebaute Kohle,<br />

von Werkstoffen gefördertes Erdöl, abgebaute gediegene<br />

Metalle und Erze, Altstoffe (Schrott)<br />

Werkstoffe Stoffe zur Herstellung von Werkstücken, Metalle, Nichtmetalle, Verbundwerkstoffe,<br />

Werkzeugen und Halbzeugen Kunststoffe, keramische Werkstoffe<br />

Fertigprodukte Werkstücke, Werkzeuge, Halbzeuge Motorblock, Hammer, Rohr, Blech<br />

Hilfsstoffe Stoffe, die den Prozess vom Naturstoff Schmierstoffe, Schleifmittel, Schneidöle<br />

zum Fertigprodukt aufrecht erhalten, und Kühlmittel, Treib- und Brennstoffe,<br />

aber nicht in das Fertigprodukt eingehen Härtemittel, Reinigungsmittel<br />

Werkstoffe sind für die Konstruktion nützliche, feste Stoffe. In manchen Fällen macht eine besondere physikalische<br />

Eigenschaft, einen Feststoff, zum Werkstoff. So ist beispielsweise die hohe elektrische Leitfähigkeit<br />

des Kupfers die Ursache für seine bevorzugte Verwendung als Leiterwerkstoff. Für Konstruktionen,<br />

die auf dem Erdboden ruhen, ist aufgrund seiner Druckfestigkeit Beton der günstigste Werkstoff.<br />

Treten Zugspannungen auf, dann ist Stahl wegen seiner hohen Zugfestigkeit besonders geeignet.<br />

Ein Stoff muss verschiedene Voraussetzungen erfüllen, um als Werkstoff Verwendung zu finden:<br />

1. Günstige Kombination physikalischer bzw. mechanischer Eigenschaften. So ist beispielsweise bei der<br />

Konstruktion von Fahrzeug- oder Flugzeugteilen das Verhältnis von Festigkeit zu Dichte (spezifisches Gewicht)<br />

die bestimmende Werkstoffeigenschaft.<br />

2. Gute Verarbeitbarkeit. Es muss auf einfache Weise möglich sein, den Stoff durch plastisches Umformen,<br />

Gießen, Sintern oder Zerspanen in die gewünschte Form zu bringen. Darüber hinaus ist es oft erforderlich,<br />

einzelne Teile durch geeignete Fügeverfahren wie Schweißen, Löten oder Kleben miteinander<br />

zu verbinden.<br />

3. Wirtschaftlichkeit. Ein Stoff kann trotz guter physikalischer oder mechanischer Eigenschaften als Werkstoff<br />

nicht in Frage kommen, wenn er zu teuer ist. Dabei müssen die eigentlichen Werkstoffkosten von<br />

den Kosten der Verarbeitung und – in zunehmendem Maße – auch der Entsorgung bzw. Wiederverwertung<br />

unterschieden werden. Ein preiswerter Stoff, der nur durch teure Formgebungsverfahren (z. B.<br />

Schleifen) in die endgültige Form gebracht werden kann oder der nicht schweißbar ist, muss gegebenenfalls<br />

durch einen teureren Stoff ersetzt werden, der sich jedoch preiswerter (z. B. durch Gießen) in<br />

die gewünschte Form bringen lässt.<br />

1.4.2 Einteilung der Werkstoffe<br />

In der Natur kommen Stoffe vor, die aufgrund ihrer Eigenschaften von Menschen schon immer benutzt<br />

wurden, wodurch sie zu Werkstoffen wurden. Zu diesen natürlichen Werkstoffen gehören Steine, Hölzer


14<br />

und Wolle sowie im weiteren Sinne auch die gediegen<br />

(d. h. elementar) vorkommenden Metalle Gold,<br />

Silber und Kupfer. Durch den Umgang mit diesen<br />

Stoffen wurden Erfahrungen gesammelt über deren<br />

Eigenschaften und die sich daraus ergebenden Verwendungsmöglichkeiten.<br />

Außerdem gelang es, diese<br />

Stoffe und ihre Eigenschaften zu verändern und<br />

zu verbessern. Diese Entwicklung führte schließlich<br />

Werkstofftechnologie in Industrie und Wirtschaft<br />

zu neuen Werkstoffen. Dazu gehörten zunächst aus Erzen gewonnene Metalle wie Kupfer und Eisen sowie<br />

die als Bronze bezeichneten Kupfer-Zinn-Legierungen.<br />

Die Anzahl der verfügbaren Werkstoffe nimmt ständig zu. Daraus erwächst die Notwendigkeit einer ordnenden<br />

und systematischen Betrachtung. Die Werkstoffe werden daher üblicherweise in drei Gruppen eingeteilt:<br />

metallische Werkstoffe, nichtmetallische Werkstoffe und Verbundwerkstoffe.<br />

Bild 1: Einteilung der Werkstoffe<br />

� Information<br />

Werkstoffe<br />

Werkstoffe sind für die Konstruktion nützliche feste Stoffe.<br />

Damit ein Stoff als Werkstoff verwendet wird, muss er<br />

eine günstige Kombination physikalischer Eigenschaften<br />

aufweisen, gut zu verarbeiten und wirtschaftlich zu beschaffen,<br />

sowie gut zu entsorgen sein.<br />

In Bild 1 ist eine umfassende Einteilung der Werkstoffe dargestellt. Die größte technische Bedeutung besitzen<br />

die Metalle, insbesondere aufgrund ihrer in der Regel hohen Festigkeit und ihres plastischen Verformungsvermögens.<br />

Wie Bild 2, Seite 11 zeigt, sind Stahl und Eisen, hier als Eisenmetalle oder häufig<br />

auch als Eisenwerkstoffe bezeichnet, wiederum die am häufigsten eingesetzten metallischen Werkstoffe.<br />

Üblicherweise unterteilt man die Metalle in die Eisen- und Nichteisenmetalle. Mitunter wird auch eine Einteilung<br />

in Reinmetalle und Legierungen oder in Guss- und Knetlegierungen vorgenommen. Die Nichteisenmetalle<br />

werden üblicherweise in die Leichtmetalle (Dichte ≤ 4,5 g/cm 3 ) und Schwermetalle (Dichte ˜<br />

4,5 g/cm 3 ) unterteilt.<br />

Die nichtmetallischen Werkstoffe werden eingeteilt in die organisch-nichtmetallische und die anorganischnichtmetallische<br />

Werkstoffgruppe. Die wichtigste Gruppe innerhalb der organisch-nichtmetallischen Werkstoffe<br />

sind die Kunststoffe. Von den anorganisch-nichtmetallischen Werkstoffen haben die Keramiken die


1.4 Werkstoffbegriff und Werkstoffeinteilung 15<br />

größte Bedeutung. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts hat der Einsatz von Kunststoffen stark<br />

zugenommen und derzeit ist diese Tendenz bei den Keramiken und Verbundwerkstoffen festzustellen.<br />

Verbundwerkstoffe entstehen durch eine Kombination von mindestens zwei Werkstoffen aus gleichen<br />

oder unterschiedlichen Gruppen. Dadurch sollen Eigenschaften erreicht werden, die ein Werkstoff alleine<br />

nicht oder nur nach einem wesentlich höheren Verarbeitungsaufwand aufweist. Ein Beispiel für einen Verbundwerkstoff<br />

ist Stahlbeton, der durch die Kombination von Stahl (gute Zugfestigkeit) und Beton (gute<br />

Druckfestigkeit) entsteht. Weitere Beispiele für Verbundwerkstoffe sind faserverstärkte Kunststoffe, Hartmetalle<br />

bzw. Cermets oder metalldrahtverstärktes Glas. Die Kombinationsmöglichkeiten für Verbundwerkstoffe<br />

sind überaus vielfältig.<br />

1.4.3 Entwicklung der <strong>Werkstofftechnik</strong><br />

Die <strong>Werkstofftechnik</strong> hat sich in vielen Jahrtausenden entwickelt. Zunächst wurde das Wissen über die Werkstoffe,<br />

ihre Herstellung, Verarbeitung und ihren Gebrauch nur mündlich weitergegeben. Es ist jedoch erstaunlich,<br />

dass Bronzegeräte bereits im 3. Jahrtausend v. Chr. in Ägypten oder Mesopotamien erzeugt wurden. Mit<br />

der Niederschrift dieses Wissens entwickelte sich die <strong>Werkstofftechnik</strong> zu einer Wissenschaft. 1556 erschien<br />

das erste bedeutende Buch über metallische Werk stoffe von Georgius Agricola (1474 … 1555) De re metallica.<br />

Die Beschreibung der Werkstoffe und deren Klassifizierung wurde ergänzt durch Messgrößen, wie beispielsweise<br />

die Festigkeit. Diese quantitativen Größen ermöglichen direkte Vergleiche verschiedener Werkstoffe,<br />

sodass die Auswahl eines geeigneten Werkstoffes erleichtert wird. Aus den Messgrößen werden<br />

Belastungsgrenzen für den jeweiligen Werkstoff abgeleitet, der Werkstoff wird berechenbar. Die Ermittlung<br />

der Messgrößen ist Aufgabe der Werkstoffprüfung.<br />

Die moderne <strong>Werkstofftechnik</strong> geht über das Erfassen von Messwerten hinaus, Werkstoffeigenschaften und<br />

-verhalten werden wissenschaftlich untersucht und gedeutet. Aufgrund der dabei gewonnenen Erkenntnisse<br />

können gezielt Verbesserungen oder Neuentwicklungen vorgenommen werden. Steigende Anforderungen<br />

an die Leis tungsfähigkeit der Werkstoffe erfordern eine schnelle Werkstoffentwicklung. Die Entwicklung neuer<br />

Werkstoffe bis zur Marktreife benötigt heute 10 bis 15 Jahre, da umfangreiche Testreihen, Pilotver suche und<br />

Prozessoptimierungen erforderlich sind. Somit müssen die bisher üblichen empirischen Methoden der Werkstoffentwicklung<br />

und -verbesserung durch leistungsfähigere ersetzt werden, welche die Entwicklungszeiten<br />

erheblich reduzieren. Dafür ist es erforderlich, aussagefähigere Werkstoffmodelle zu entwickeln. Um die<br />

Eigenschaften eines herzustellenden Werkstückes möglichst genau vorhersagen zu können, muss der gesamte<br />

Produktionsweg über das Gießen und Erstarren, Umformen und Wärmebehandeln sowie die wei teren<br />

Fertigungsschritte erfasst werden. Die Vorgänge und deren Einfluss auf die Eigenschaften müssen mikroskopisch<br />

exakt beschrieben werden und die aufeinander folgenden Prozess stufen durch eine Modellierung<br />

miteinander verknüpft werden, sodass mit Hilfe moderner Computer die Werkstoffentwicklung optimiert werden<br />

kann. Das Ergebnis könnten Virtuelle Werkstoffe sein, also durch Simulation am Computer verbesserte<br />

oder neu entwi ckel te Werkstoffe. In der modernen <strong>Werkstofftechnik</strong> werden aus diesem Grund bereits Methoden<br />

der Informatik genutzt. Dies wird zu einer kürzeren Entwicklungsdauer für neue Werkstoffe führen.<br />

1.4.4 Werkstoffprüfung<br />

Die Qualität eines Werkstoffes muss gewährleistet und Aussagen über seine Leistungsfähigkeit müssen<br />

dokumentiert sein. Die Eigenschaften von Werkstoffen werden bereits bei der Gewinnung sowie bei der<br />

Be- und Verarbeitung und auch noch beim Gebrauch beeinflusst. Ungünstige Veränderungen müssen vermieden,<br />

günstige Einflussmöglichkeiten genutzt werden. Die Eigenschaften der Werkstoffe müssen für den<br />

jeweiligen Anwendungsfall durch einen genau gesteuerten<br />

Fertigungsprozess optimiert werden.<br />

� Information<br />

Da jeder Werkstoff natürliche Belastungsgrenzen besitzt,<br />

müssen bei Bedarf neue Werkstoffe entwickelt<br />

und die konstruktive Gestaltung der Bauteile optimiert<br />

werden. Im Maschinen- und Stahlbau, bei der<br />

Neuentwicklung oder Verbesserung von Geräten,<br />

Anlagen oder Verfahren, muss für die Auswahl geeigneter<br />

Werkstoffe deren Verhalten unter künftigen<br />

Betriebsbedingungen vorhersagbar sein. Es muss<br />

Aufgaben der Werkstoffprüfung<br />

� Ermittlung von Werkstoffeigenschaften und -kenn -<br />

werten<br />

� Kontrolle und Überwachung von Bauteilen und<br />

Anlagen<br />

� Klärung von Schadensursachen<br />

� Gütekontrolle und Gütesteigerung im Rahmen der<br />

Qualitätssicherung


16<br />

1 Werkstofftechnologie in Industrie und Wirtschaft<br />

zum einen bekannt sein, in welcher Weise das Material beansprucht wird und zum anderen welche Beanspruchungsgrenzen<br />

das Material aufweist, damit eine sichere und zuverlässige Nutzung gewährleistet ist.<br />

Eine wichtige Aufgabe der Werkstoffprüfung (Kapitel 13) ist daher die Bereitstellung von Werkstoffkennwerten.<br />

Die Hersteller garantieren mithilfe dieser Kennwerte bestimmte Werkstoffeigenschaften und fassen<br />

in Werkstoffblättern die Eigenschaften und Anwendungsgebiete für die betreffenden Werkstoffe zusammen.<br />

Die technisch wichtigsten Werkstoffe werden außerdem in Normen beschrieben.<br />

Die zweite Aufgabe der Werkstoffprüfung ist die Bereitstellung von Verfahren zur regelmäßigen Über -<br />

wachung von Bauteilen und Anlagen. Beispielsweise dienen die Eindring- und die Ultraschallprüfung zum<br />

Nachweis von Rissen, die durch die Verarbeitung (z. B. Schweißen) oder den Betrieb (z. B. Korrosion) entstehen<br />

können.<br />

Eine dritte Aufgabe der Werkstoffprüfung ist es, die Ursachen von Schäden zu finden, damit künftig ähn -<br />

liche Schäden vermieden werden. Zu diesem Zweck stellt die Werkstoffprüfung Präparationsverfahren<br />

(z. B. Herstellung metallographischer Schliffe), Analysemethoden und mikroskopische Auswerteverfahren<br />

zur Verfügung.<br />

Letztlich wird die Werkstoffprüfung zur Gütekontrolle und Gütesteigerung im Rahmen der Qualitäts -<br />

sicherung angewandt<br />

1.5 Eigenschaften der Werkstoffe<br />

Eigenschaften kennzeichnen einen Werkstoff und entscheiden über seine Einsatz- und seine Verwendungsmöglichkeiten.<br />

Daher ist die Kenntnis der Werkstoffeigenschaften von fundamentaler Bedeutung.<br />

Die Eigenschaften der Werkstoffe hängen vom inneren Aufbau ab. Der innere Aufbau kann durch das Herstellungsverfahren<br />

und die Verarbeitung verändert, aber auch gezielt beeinflusst werden. Einige wichtige<br />

Werkstoffeigenschaften sind in der folgenden Tabelle 1 zusammengestellt.<br />

Tabelle 1: Wichtige Werkstoffeigenschaften<br />

physikalisch mechanisch chemisch technologisch umweltrelevant<br />

Dichte<br />

Wärmedehnung<br />

Wärmeleitfähigkeit<br />

elektr. Leitfähigkeit<br />

Dielektrizität<br />

Optische Eigenschaften<br />

Festigkeit<br />

– statisch<br />

– Warmfestigkeit<br />

– Schwingfestigkeit<br />

Verformbarkeit<br />

– elastisch<br />

– plastisch<br />

Härte<br />

Zähigkeit<br />

Korrosionsbeständigkeit<br />

Hitzebeständigkeit<br />

Reaktionsfähigkeit<br />

Entflammbarkeit<br />

Gießbarkeit<br />

Umformbarkeit<br />

Schweißbarkeit<br />

Härtbarkeit<br />

Zerspanbarkeit<br />

Recycelbarkeit<br />

Toxizität<br />

Die mechanischen Eigenschaften von Werkstoffen werden durch genormte Werkstoffprüfverfahren ermittelt<br />

(Kapitel 13). Bei statischer Beanspruchung und normalen Temperaturen sind als Festigkeitswerte<br />

beispielsweise die Zugfestigkeit sowie die Streck- bzw. Dehngrenze von Bedeutung.<br />

Die Zugfestigkeit ist die höchste ertragbare Spannung. Mit Überschreiten der Zugfestigkeit tritt der Bruch<br />

ein. Die Streck- oder Dehngrenze ist hingegen derjenige Kennwert, nach dessen Überschreitung die plastische<br />

Verformung des Werkstoffs einsetzt.<br />

Bei zeitlich veränderlicher Beanspruchung dient unter anderem die Dauerfestigkeit als maßgeblicher Werkstoffkennwert.<br />

Die Dauerfestigkeit ist dabei diejenige Spannungsamplitude, die vom Werkstoff beliebig oft<br />

ertragen werden kann.<br />

Für den Einsatz von Werkstoffen bei erhöhten Temperaturen ist die Warmfestigkeit von Bedeutung. Als<br />

Kenngrößen dienen die Zeitstandfestigkeit und die Zeitdehngrenze. Die Zeitstandfestigkeit ist diejenige<br />

Spannung, die bei vorgegebener Temperatur nach einer bestimmten Zeit zum Bruch führt. Unter der<br />

Zeitdehngrenze versteht man einen Spannungskennwert, der bei vorgegebener Temperatur und Dauer<br />

eine bestimmte bleibende Dehnung im Werkstoff hervorruft.<br />

Bei der Verformbarkeit unterscheidet man zwischen der elastischen Verformbarkeit (Elastizität) und der<br />

plastischen Verformbarkeit (Plastizität). Alle Werkstoffe besitzen eine elastische Verformbarkeit, eine aus


1.4 Werkstoffbegriff und Werkstoffeinteilung 17<br />

geprägte plastische Verformbarkeit weisen hingegen nur die Metalle und einige Kunststoffe auf. Sowohl<br />

der Kennwert der elas tischen Verformbarkeit (Elastizitätsmodul) als auch der der plastischen Verformbarkeit<br />

(Bruchdehnung) werden im Zugversuch (Kapitel 13.5.1) ermittelt.<br />

Für den Einsatz eines Werkstoffs bei tiefen Temperaturen und/oder schlagartiger Beanspruchung muss des -<br />

sen Zähigkeit bekannt sein, während das Verschleißverhalten u. a. durch die Härte gekennzeichnet wird.<br />

Die technologischen Eigenschaften (Tabelle 1, Seite 16) sollen die Eignung von Werkstoffen oder Halbzeugen<br />

für die Verarbeitung beschreiben. Untersucht werden unter anderem die Gieß-, die Umform -<br />

eigenschaften und die Eignung zum Schweißen, Löten oder Härten. Die Ergebnisse dieser technologischen<br />

Prüfverfahren können einfache Ja-Nein-Aus sagen oder auch Zahlenwerte sein (Kapitel 13.6). Die physika -<br />

lischen und chemischen Eigenschaften werden<br />

häufig auch in genormten Versuchen ermittelt; sie<br />

werden im Rahmen dieses Lehrbuches jedoch nicht<br />

� Information<br />

näher erläutert.<br />

Anforderungen an Werkstoffe<br />

1.6 Werkstoffauswahl<br />

Bei der Werkstoffauswahl sind in der Regel mehrere<br />

für den Verwendungszweck günstige Eigenschaften<br />

ausschlaggebend. Dabei müssen häufig<br />

Kompromisse eingegangen werden. So lässt sich<br />

die Festigkeit der reinen Metalle durch Legieren verbessern,<br />

dadurch verschlechtern sich jedoch die<br />

Verformbarkeit, die elektrische Leitfähigkeit des<br />

Stoffes und häufig die Korrosionsbeständigkeit.<br />

Werden aus Werkstoffen Bauteile konstruiert, so<br />

sind die mechanischen Eigenschaften die wichtigs -<br />

ten Kriterien bei der Werkstoffauswahl, da die Werkstücke<br />

vor allem den mechanischen Beanspruchungen<br />

standhalten müssen. Gute mechanische<br />

Eigenschaften sind aber meist nur ein Krite rium,<br />

fast immer werden weitere Anforderungen gestellt,<br />

beispielsweise gute Verarbeitbarkeit und häufig<br />

auch ein günstiger Preis. Auch die Lebensdauer des<br />

Bauteils wird bei der Auswahl eines geeigneten<br />

Werkstoffes berücksichtigt (Bild 1).<br />

Von der richtigen Werkstoffwahl hängen nicht nur<br />

die Funktion und Beanspruchbarkeit des späteren<br />

Bauteils sondern auch die zu verwendenden Fertigungsverfahren,<br />

die Dauer und Kosten der Fertigung,<br />

die Konstruktion und das Design (werkstoffgerechtes<br />

Konstruieren) sowie nicht zuletzt die<br />

Sicherheit und Verfügbarkeit des Bauteils ab (Bild 2).<br />

Aufgrund der begrenzten Ressourcen und des zunehmenden<br />

Umweltbewusstseins erlangt das<br />

Recycling von Werkstoffen eine wachsende Bedeutung.<br />

Metallische Werkstoffe wurden schon immer<br />

wieder verwertet und sind daher meistens unproblematisch<br />

zu recyceln. Kunststoffe bereiten schon<br />

größere Schwierigkeiten, besonders wenn diese<br />

mit anderen Stoffen oder untereinander vermischt<br />

sind. Am schwierigs ten sind Verbundwerkstoffe<br />

wieder zu verwerten, sodass diese bisher seltener<br />

eingesetzt werden.<br />

� Die besonderen Eigenschaften von Werkstoffen<br />

müssen für eine vorgegebene oder vereinbarte Zeit<br />

eingehalten werden.<br />

� Werkstoffe müssen preiswert sein.<br />

� Werkstoffe müssen gut und ökonomisch bearbeitbar<br />

sein.<br />

� Werkstoffe müssen recycelbar sein.<br />

Bild 1: Kriterien zur Werkstoffauswahl<br />

Bild 2: Bedeutung der Werkstoffauswahl


18<br />

2 Grundlagen der Metallkunde<br />

Schon seit vielen Jahrtausenden gibt es praktische Erfahrungen mit<br />

Metallen. Die dabei gewonnenen Erkenntnisse über die Metallgewinnung,<br />

-bearbeitung und -verarbeitung entstanden zunächst durch<br />

zufällige Beobachtungen und erst später durch planmäßige Untersuchungen.<br />

Es gab bereits eine hochentwickelte Metalltechnik, bevor<br />

die chemischen und physikalischen Zusammenhänge verstanden<br />

wurden. Die eigentliche wissenschaftliche Erforschung der Metalle<br />

begann erst vor etwa 120 Jahren, wobei die Wissenschaft zunächst<br />

hinter der Praxis zurückblieb. Erst im 20. Jahrhundert hat die wissenschaftliche<br />

Metalltechnik die praktische überholt, sodass Werkstoffe<br />

gezielt verbessert oder neue Werkstoffe entwickelt werden konnten.<br />

Die Metalltechnik wird unterteilt in Metallurgie und Metallkunde. In<br />

der Metallurgie sind die Gewinnungsverfahren zusammengefasst, in<br />

der Metallkunde werden die Eigenschaften der Metalle beschrieben.<br />

In der allgemeinen Metallkunde werden die in verschiedenen Metallen<br />

gemeinsamen Zustände und Vorgänge beschrieben und in der<br />

speziellen Metallkunde werden die Besonderheiten von bestimmten<br />

Metallen und Legierungen verdeutlicht. Die theoretische Metallkunde<br />

wird auch als Metallphysik (Teilgebiet der Festkörperphysik) bezeichnet,<br />

da diese eine enge Verflechtung mit der Physik aufweist.<br />

2.1 Aufbau der Metalle<br />

Um die Besonderheiten eines Werkstoffes und dessen Eigenschaften<br />

zu verstehen, ist es notwendig, den inneren Aufbau zu kennen. Bereits<br />

bei makroskopischer Betrachtung werden wesentliche Unterschiede<br />

zwischen Metallen und anderen Stoffen deutlich: Metalle weisen einen<br />

für sie typischen Glanz auf, haben eine gute elektrische Leitfähigkeit<br />

und sind plastisch verformbar. Aber allein aus der Betrachtung<br />

eines Bauteils (Bild 1, oben) können keine Rückschlüsse über<br />

seinen inneren Aufbau erfolgen. Mikroskopische Aufnahmen (Bild 1,<br />

Mitte) zeigen das so genannte Gefüge eines Metalls, das aus vielen<br />

kleinen Bereichen, den Körnern (Kristalliten) besteht. Das Gefüge eines<br />

metallischen Werkstücks, die Gesamtheit der im Lichtmikroskop<br />

sichtbaren Körner, beeinflusst dessen Eigenschaften, sodass Gefü-<br />

Bild 1: Strukturebenen eines Metalls<br />

geuntersuchungen von großer Bedeutung für die Metalltechnik sind.<br />

Die Körner wiederum sind aus Atomen aufgebaut, die in Form eines Kristallgitters regelmäßig angeordnet<br />

sind (Bild 1, unten). Der kristalline Aufbau eines metallischen Werkstoffs kann mithilfe von Röntgenfeinstrukturuntersuchungen<br />

betrachtet werden.<br />

Zwischen den einzelnen Körnern befinden sich die Korngrenzen, die in der Gefügeaufnahme als dunkle<br />

unregelmäßige Linien erscheinen. Die Korngrenzen erscheinen aufgrund der Größenverhältnisse als unregelmäßige<br />

Linien, da die Korndurchmesser etwa 10 000 Atomdurchmessern entsprechen und daher die<br />

atomaren Begrenzungen der Körner nicht zu sehen sind.<br />

Metalle sind polykristallin, sie bestehen aus vielen Körnern. Nur unter bestimmten Erstarrungsbedingungen<br />

können Einkristalle, also Werkstücke ohne Korngrenzen, hergestellt werden, wie z. B. Silicium-Ein -<br />

kristalle für die Halbleitertechnik.<br />

2.2 Atombau und Periodensystem der Elemente<br />

2 Grundlagen der Metallkunde<br />

Zur Erklärung und zum Verständnis der Werkstoffe ist es notwendig, einige chemische Grundlagen zu betrachten.


2.2 Atombau und Periodensystem der Elemente<br />

2.2.1 Bau der Atome<br />

Die ersten Überlegungen zum Aufbau der Materie stellten griechische Philosophen bereits im Altertum an.<br />

Demokrit (460 bis 371 v. Chr.) entwickelte aus den Ideen seines Lehrers Leukipp (ca. 450 bis 370 v. Chr.) die<br />

Vorstellung, Materie ist nicht beliebig teilbar. Die Teilung von Materie führt schließlich zu nicht mehr<br />

zerlegbaren Urbestandteilen, den Atomen (griech.: atomos = unteilbar). Diese Vorstellungen wurden zu<br />

Beginn der Neuzeit zur Erklärung physikalischer und chemischer Vorgänge und Reaktionen zuerst von<br />

John Dalton (1766 … 1844) wieder herange zogen.<br />

Dalton stellte durch verschiedene Experimente fest, dass sich bei einer chemischen Reaktion zwei Stoffe<br />

immer in einem bestimmten konstanten Massenverhältnis verbinden (z. B. 2 g Wasserstoff +16 g Sauerstoff<br />

zu 18 g Wasser). Dieses Gesetz der konstanten Proportionen erklärte er mit Hilfe seiner Atomhypothese.<br />

Zum besseren Verständnis und zur Beschreibung dieser Hypothese entwickelte er ein Atommodell.<br />

Danach entsprechen Atome Kugeln mit einem für jedes Element bestimmten, konstanten Durchmesser<br />

und spezifischer Masse (Dalton’sches Atommodell).<br />

Die Atome wurden bis zum Ende des 19. Jahrhunderts als unteilbar angesehen. Als aber Teilchen entdeckt<br />

wurden, die offensichtlich Bestandteile der Atome sind, musste die Dalton’sche Atomhypothese weiterentwickelt<br />

werden. So entstanden im Laufe der Zeit beispielsweise die Atommodelle von Rutherford, Bohr<br />

und Sommerfeld. Aber das einfache Daltonmodell kann zur Veranschaulichung von einigen atomaren Phänomenen,<br />

wie beispielsweise der Kristallstruktur von Metallen, immer noch benutzt werden. Andere Erscheinungen<br />

erfordern modernere Atommodelle.<br />

Das Rutherford’sche Atommodell (Sir Ernest Rut -<br />

herford, 1871 … 1957) (Bild 1) ist anschaulich und<br />

gestattet es, die Werkstoffeigenschaften und die<br />

Bindungsverhältnisse zwischen Atomen zu erklären.<br />

Es soll daher näher erläutert werden. Atome<br />

bestehen nach dieser einfachen Modellvorstellung<br />

aus Elementarteilchen: den Protonen, Neutronen<br />

und Elektronen. Die elektrisch positiv geladenen<br />

Protonen und die neutralen Neutronen bilden den<br />

Kern eines Atoms (Atomkern) und die negativ geladenen<br />

Elektronen die Hülle (Elektronenhülle). Im<br />

Kern ist nahezu die gesamte Masse des Atoms konzentriert:<br />

Protonen und Neutronen besitzen fast die<br />

gleiche Masse, die Elektronen hingegen nur 1⁄1836<br />

der Masse eines Protons (Tabelle 1).<br />

Nach dem Atommodell von Rutherford bewegen<br />

sich die Elektronen auf Kreisbahnen um den Atomkern,<br />

vergleichbar mit der Bewegung der Planeten<br />

um die Sonne. Das Atommodell von Rutherford<br />

wird daher auch als „Kern-Hülle-Modell“ bezeichnet.<br />

Jedes Element hat eine spezifische Atommasse und<br />

eine bestimmte Anzahl von Elektronen, die bei neutralen<br />

Atomen gleich der Anzahl der Protonen ist. Bei<br />

positiv geladenen Atomen (Kationen) ist die Elektronenzahl<br />

kleiner als die Protonenzahl und bei einem<br />

negativ geladenen Atom (Anion) ist sie größer. Die<br />

Protonenzahl oder Kernladungszahl wird auch als<br />

Ordnungszahl bezeichnet (siehe Perio den system).<br />

Die Zahl der Neutronen eines Atoms kann unterschiedlich<br />

sein. Atome eines Elementes unterschiedlicher<br />

Neutronenzahl werden als Isotope bezeichnet.<br />

Eine einfache Schreibweise besteht aus<br />

dem chemischen Zeichen (oder Elementnamen)<br />

� Information<br />

Verschiedene Atommodelle<br />

Im Bereich der <strong>Werkstofftechnik</strong> können zur Deutung<br />

von verschiedenen Phänomenen unterschiedliche<br />

Atom modelle eingesetzt werden:<br />

� Atommodell von Dalton: Kristallstruktur<br />

� Atommodell von Bohr: Bindungsarten (Kapitel 2.3)<br />

� Atommodell von Sommerfeld: elektrische Leit -<br />

fähigkeit<br />

Bild 1: Atommodell nach Rutherford (die Neutronen<br />

wurden erst 1930 entdeckt)<br />

Tabelle 1: Eigenschaften der Elementarteilchen<br />

Ladung<br />

Ruhemasse<br />

1<br />

Elektron (e) Proton (p) Neutron (n)<br />

negativ (– e)<br />

–1,602 ·10 –19 positiv (+ e)<br />

As +1,602 ·10 –19 As<br />

9,11 ·10 –31 kg<br />

= 0,00055 u<br />

1,6725 ·10 –27 kg<br />

= 1,00728 u<br />

neutral<br />

0 As<br />

1,6748 –27 kg<br />

= 1,00867 u<br />

1) 1 u = atomare Masseneinheit. Sie ist festgelegt als 1 ⁄12 der absoluten<br />

Masse des Kohlenstoffisotops 12 C (1 u = 1,6606 · 10 –27 kg).<br />

19


20<br />

und der Massenzahl (Zahl der Protonen und Neutronen<br />

im Atomkern), die vor- und hochgestellt<br />

wird, wie z. B. 60Co. Die Atommasse eines Elements<br />

ergibt sich aus der Summe der prozentualen (konstanten)<br />

Anteile der Isotopen als Dezimalzahlen. So<br />

beträgt beispielsweise die Atommasse von Kohlenstoff<br />

12,011 u, da Kohlenstoff immer die gleichen<br />

Anteile der Isotope 12C, 13C und 14C enthält. Elemente<br />

unterscheiden sich dadurch, dass ihre Atom -<br />

masse und Ordnungszahl (Protonenzahl) verschieden<br />

sind.<br />

Bei chemischen Vorgängen treten stets nur Veränderungen<br />

in der Elektronenhülle der Atome ein,<br />

während die Atomkerne völlig unverändert bleiben.<br />

Der Bau und das Verhalten der Elektronenhülle ist<br />

daher für die Chemie und somit auch für die Werkstoffkunde<br />

von besonderer Bedeutung. Der Feinbau<br />

der Elektronenhülle kann durch das einfache<br />

Bohr’sche Atommodell als auch durch das moderne<br />

und leitungsfähigere wellenmechanische Modell<br />

oder Orbitalmodell beschrieben werden.<br />

Für den Feinbau der Elektronenhülle wurde im Jahr<br />

1913 von dem dänischen Physiker Nils Bohr (1885 …<br />

1962) das nach ihm benannte „Bohr’sche Atommodell“<br />

entwickelt. Nach dieser Modellvorstellung bewegen<br />

sich die Elektronen auf räumlichen Schalen<br />

um den Atomkern, ähnlich wie die Planeten unseres<br />

Sonnensystems um die Sonne. Das Modell wird daher<br />

mitunter auch als „Planetenmodell“ bezeichnet.<br />

Die Elektronenbahnen entsprechen bestimmten<br />

Energieniveaus, wobei die äußeren Schalen energiereicher<br />

sind als die inneren.<br />

Jede Schale kann nur eine bestimmte Zahl von<br />

Elektronen aufnehmen. Die maximal mögliche Anzahl<br />

der Elektronen e max auf der n. Schale (n = Schalennummer<br />

vom Atomkern aus gezählt, s. Bild 1)<br />

lässt sich nach der Formel: e max = 2 n 2 berechnen.<br />

Die 1. Schale (n = 1) kann somit maximal 2 · 1 2 =<br />

2 Elektronen aufnehmen, die 2. Schale 2 · 2 2 = 8<br />

Elektronen, die 3. Schale 2 · 3 2 = 18 Elektronen usw.<br />

Ein besonders stabiler Zustand wird erreicht, wenn<br />

die äußere Schale mit acht Elektronen besetzt ist. Dies ist der Fall bei den Edelgasen, wie Helium, Neon,<br />

Argon, Krypton, Xenon und Radon, die aus dem genannten Grund nur in Ausnahmefällen chemische Verbindungen<br />

eingehen. Auch die anderen Elemente streben diesen Edelgaszustand an.<br />

Zur Deutung von komplexen Bindungsverhältnissen reicht auch das Bohr’sche Atommodell nicht mehr<br />

aus; man muss stattdessen das weniger anschauliche wellenmechanische Modell oder Orbitalmodell verwenden.<br />

Hierauf soll jedoch nicht näher eingegangen werden.<br />

2.2.2 Periodensystem der Elemente (PSE)<br />

2 Grundlagen der Metallkunde<br />

� Information<br />

Atombau<br />

Atome bestehen aus Protonen (p), Neutronen (n) und<br />

Elektronen (e). Protonen und Neutronen bilden den<br />

Atomkern, die Elektronen die Atomhülle.<br />

Protonen sind positiv und Elektronen negativ geladen.<br />

Im elektroneutralen Atom kompensieren sich die Ladungen.<br />

Neutronen besitzen keine Ladung.<br />

Atome werden zu Ionen, wenn sie Elektronen abgeben<br />

(Kationen, positiv geladen) oder aufnehmen (Anionen,<br />

negativ geladen).<br />

Bild 1: Bohr’sches Modell der Elektronenhülle (bis zur 4p-<br />

Unterschale dargestellt<br />

� Information<br />

Ordnungszahl, Massenzahl, Isotop<br />

Die Ordnungszahl gibt die Anzahl der Protonen im<br />

Atomkern an.<br />

Die Massenzahl (m) ist die Summe der Protonen (p) und<br />

Neutronen (n) im Atomkern: m = p + n<br />

Isotope sind Atome des gleichen Elementes mit unterschiedlicher<br />

Neutronenzahl bzw. Massenzahl, wie z. B.:<br />

12 C 13 C 14 C oder 235 U 238 U.<br />

Die Ähnlichkeiten zwischen einzelnen Elementen und die Kenntnisse über den Atomaufbau sind Grundlage<br />

für ein Ordnungssystem der Elemente, das Periodensystem der Elemente, abgekürzt als PSE (Bild 1, Seite<br />

21). Im Periodensystem werden alle bisher bekannten Elemente nach steigender Ordnungszahl angeordnet.<br />

Beispielsweise hat das Element Gold die Ordnungszahl 79; ein Goldatom besitzt somit 79 Protonen und 79


2.4 Gitteraufbau der Metalle<br />

(intra mole ku lare Wasserstoffbrückenbindung), oder zwi schen den Molekülen, wie z. B. zwi schen Wasser -<br />

molekülen (intermolekulare Wasser stoffbrückenbindung).<br />

Die Stärke der H-Brücken liegt etwa um den Fak tor 10 über der Stärke einer Dispersionsbindung (Tabel -<br />

le 1, Seite 25). Im Ver gleich zu einer primären chemischen Bin dung (Kapitel 2.3.1) beträgt die Bindungsstärke<br />

je doch nur etwa 1 % bis 10 %.<br />

2.4 Gitteraufbau der Metalle<br />

Wie im vorhergehenden Kapitel gezeigt wurde, stellen sich aufgrund der Wechselwirkung von anziehenden<br />

und abstoßenden Kräften zwischen den Metallatomen bestimmte Gleichgewichtsabstände ein. Dies<br />

führt zur Ausbildung einer inneren Ordnung, dem Kristallgitter. Die Kristallstruktur kann man bei Mineralien<br />

mitunter bereits makroskopisch an der äußeren Gestalt erkennen, bei Metallen jedoch nicht ohne Hilfsmittel<br />

wie Röntgen- oder elektronenmikroskopischen Beugungsaufnahmen. Zum besseren Verständnis und<br />

zur an schaulichen Beschreibung des Kristallaufbaus metallischer Werkstoffe nimmt man Modelle zu Hilfe.<br />

2.4.1 Kristallgittermodelle<br />

Die Kristallstruktur wird als ein dreidimensionales<br />

Punktgitter beschrieben, in dem jeder Gitterpunkt<br />

den Mittelpunkt eines Atoms darstellt (Bild 1). Dieses<br />

Modell ist nur ein kleiner Ausschnitt der realen<br />

Metallkristalle, in denen das Gitter sich über einige<br />

tausend Gitterpunkte bis zu natürlichen (Wachstums-)Grenzen<br />

fortsetzt, das heißt bis zu einer<br />

Gefäß- oder Kokillenwand oder aber auch nur bis<br />

zu einem benachbarten Kristallit.<br />

Die Gesetzmäßigkeit der Atomanordnung kann am<br />

Beispiel des in Bild 1 dargestellten kubisch-pri mi ti -<br />

ven Gitters bereits durch die acht besonders markier -<br />

ten Metallionen beschrieben werden. Diese acht Mit -<br />

telpunkte begrenzen die Elementarzelle, die kleins te<br />

Einheit des Raumgitters. Die Elementarzelle beschreibt<br />

die Gesetzmäßigkeit der Atomanordnung in<br />

den drei Raumrichtungen und ist für die weiteren Betrachtungen<br />

meist ausreichend. Diese Ele men tar -<br />

zelle ist geometrisch beschrieben ein Wür fel (lat. Ku-<br />

Tabelle 1: Kennwerte ausgewählter Gebrauchsmetalle<br />

Bild 1: Elementarzelle im kubisch-primitiven Gitter<br />

Chemi- Atom- Atomdurch- Gitterkonstan- Elastizi- Schmelz- Dichte<br />

Metall sches masse Gitter 1) messer te a bzw. a/c 7) tätsmodul temperatur<br />

Symbol u nm 2) nm GPa 3) °C kg/dm 3<br />

Aluminium Al 26,98 kfz 0,2864 0,4049 60 … 80 660 2,69<br />

Kupfer Cu 63,55 kfz 0,2556 0,3615 125 1083 8,94<br />

Nickel Ni 58,69 kfz 0,2492 0,3524 214 1453 8,90<br />

Blei Pb 207,19 kfz 0,3500 0,4950 14 327 11,35<br />

Chrom Cr 51,99 krz 0,2498 0,2884 160 1860 7,21<br />

α-Eisen 4) α-Fe 55,85 krz 0,2483 0,2867 210 1536 7,86<br />

Magnesium Mg 24,31 hdP 0,3209 0,3209/0,5211 40 … 45 649 1,74<br />

α-Titan 5) α-Ti 47,88 hdP 0,2896 0,2950/0,4679 112 … 130 1670 4,51<br />

Zink Zn 65,39 hdP 6) 0,2615 0,2665/0,4947 100 419 7,13<br />

1) (Kristall-)Gitter: kfz = kubisch-flächenzentriert, krz = kubisch-raumzentriert, 4) bis 911 °C<br />

hdP = hexagonal dichteste Packung 5) bis 882 °C<br />

2) –9 nm = Nanometer, 1 nm = 10 m<br />

6) vom geometrisch regelmäßigen Aufbau abweichend (gestreckt).<br />

3) 9 GPa = Gigapascal., 1 GPa = 10 Pa = 1000 MPa<br />

7) siehe Seite 28, Bild 2 und 3<br />

27


28<br />

bus). Die jeweils zu einem Punkt<br />

gehörenden Metallionen sind au -<br />

ßerdem Teil der angrenzenden<br />

Elementarzellen, das bedeutet, sie<br />

ge hören nur zu einem Achtel zu<br />

jeder Elementarzelle.<br />

Die Gleichgewichtsabstände zwischen<br />

den Metallionen sind sehr<br />

stabil, sodass diese durch mechanische<br />

Einwirkung von außen<br />

kaum geändert werden können.<br />

Die Atomabstände (wie in Bild 1,<br />

Seite 27) werden als Gitter kon -<br />

stante bezeichnet und entsprechen<br />

hier geometrisch der Länge<br />

der Wür felkanten. Die Grö ße der<br />

Gitter konstanten beträgt für die<br />

Mehrzahl der Metalle 2,5 · 10 –10 m<br />

bis 5 · 10 –10 m. In Tabelle 1, Seite<br />

27, sind die Gitterkonstanten sowie<br />

einige weitere Kennwerte<br />

ausgewählter Gebrauchsmetalle<br />

zusammengestellt.<br />

2.4.2. Entwicklung von<br />

einfachen (primitiven)<br />

Kristallgittern<br />

Zur (geometrischen) Entwicklung<br />

von Kristallgittern genügt die Vorstellung,<br />

dass reine Metalle gleiche<br />

Metallionen besitzen, daher<br />

müssen auch deren Modelle, die<br />

Kugeln, gleich groß sein (Dalton’sches<br />

Atommodell). Der kürzeste<br />

Abstand zwischen zwei Kugeln<br />

und somit auch zwischen zwei<br />

Atomen bzw. Metallionen liegt<br />

dann vor, wenn diese sich be -<br />

rühren. Dies entspricht der Tat -<br />

sache, dass sich aufgrund des<br />

Gleichgewichts zwischen anziehenden<br />

und abstoßenden Kräften<br />

diese Atomabstände einstellen.<br />

Wie man aus Erfahrung weiß,<br />

kann man mit Kugeln ein Gefäß<br />

nicht vollständig füllen, es verbleiben<br />

Hohlräume zwischen den<br />

einzelnen Kugeln (Metallionen).<br />

Bereits in einer Ebene (Bild 1) sind<br />

zwischen vier Kreisen Lücken<br />

(nach dem Modell sind diese Kreise<br />

die Draufsicht einer Atomebe-<br />

� Information<br />

2 Grundlagen der Metallkunde<br />

Richtungen und Flächen in Kristallen<br />

Neben den Würfelkanten sind auch die Flächen- und Raumdiagonalen wichtige<br />

kristallographische Richtungen, darauf ergeben sich jedoch andere<br />

Atomabstände. Daher sind viele Eigenschaften auch richtungsabhängig,<br />

(Kapitel 2.7). Ebenso gibt es außer den Würfelflächen noch weitere kristallographisch<br />

bedeutsame Ebenen (vgl. Kapitel 2.8.2.2 Gleitsysteme), in denen<br />

sich eine andere Atomanordnung ergibt.<br />

Bild 1: Modelle von Atomebenen<br />

a) Quadratische Atomanordnung, b) Dreieckige Atomanordnung<br />

Bild 2: Kubisches Kristallsystem<br />

Bild 3: Hexagonales Kristallsystem


2.4 Gitteraufbau der Metalle 29<br />

ne mit vier dargestellten Atomen), wobei die Mittelpunkte der vier Kreise die Eckpunkte eines Quadrates<br />

bilden. In der sechseckigen Atomanordnung entsprechen drei Kreise den Ecken eines gleichseitigen Dreieckes<br />

(Bild 1b, Seite 28). Ordnet man zwei „Quadrate“ senkrecht über einander an, erhält man einen Würfel<br />

(Bild 2, Seite 28). Ersetzt man die Kugeln durch<br />

Atome, erhält man einen kubischen Kristallaufbau.<br />

Das hier gezeigte Kristallgitter wird als kubischprimitiv<br />

bezeichnet, da es im kubischen System<br />

noch andere Kristallgitter gibt (siehe unten). In Bild<br />

2, Seite 28, bedeuten a = Gitterkonstante (Kantenlänge<br />

des Wür fels) und R = Atom radius (Kugelradius).<br />

Ku bisch-primitive Kris talle haben keine praktische<br />

Bedeutung für metallische Werkstoffe, deren<br />

Modelle sind aber für das weitere Verständnis oft<br />

recht nützlich.<br />

Auch aus dem Modell der sechseckigen Atom -<br />

ordnung in Bild 3, Seite 28, kann ein weiteres<br />

Kristallsystem entwickelt werden. Werden zwei<br />

Sechsecke über einander gelegt, so entsteht ein<br />

sechsseitiges oder hexagonales Prisma. Im rechten<br />

Teil des Bildes sind wieder nur die Kugelmittelpunkte<br />

des Prismas, die hexagonale Elementarzel- Bild 1: Modell eines kubisch-primitiven Gitters<br />

le, gezeichnet.<br />

Außer dem kubischen und dem hexagonalen<br />

System gibt es noch fünf weitere Kristallsysteme<br />

(Anhang Tabelle A4: Elementarzellen der 14 Bravais-Gitter),<br />

die allerdings wegen der geringen Bedeutung<br />

für Metalle hier nicht besprochen werden.<br />

Die oben beschriebenen kubisch- primitiven und hexagonalen<br />

Kristallsysteme treten bei Metallen sehr<br />

selten auf. Begründen kann man dies u.a. mit der<br />

schlechten Raumerfüllung (Pa ckungs dichte) dieser<br />

Kris tallgitter. So beträgt der von Materie erfüllte<br />

Raum im kubisch-primitiven Gitter nur 52 % (Kapitel<br />

2.4.3.4). Es entsteht vor allem in der Mitte dieser<br />

Raumzelle eine Gitterlücke. Auch im hexagonalen<br />

Prisma (Bild 3, Seite 28) ist wegen der vielen Hohl-<br />

räume im Inneren der Elementarzelle die Raumerfüllung ungünstig. Eine schlechte Raum ausnutzung ist<br />

energetisch ungünstig, und es ist ein Naturgesetz, dass Elementarzellen möglichst einen Zustand niedriger<br />

Energie, also eine höhere Packungsdichte, zu erreichen versuchen.<br />

2.4.3 Kristallgitter von Metallen<br />

Bild 2: Entstehung einer stabileren kubischen Atom -<br />

anordnung<br />

Der Aufbau eines energetisch günstigeren Kristallgitters lässt sich mit Hilfe eines Baukastens gut<br />

demonstrieren. Es werden zweimal vier gleich große Kugeln zu je einem Quadrat zusammengesteckt und<br />

senkrecht übereinander gestapelt, so dass sich ein kubisch-primitives Gittermodell ergibt (Bild 1).<br />

2.4.3.1 Kubisch-flächen zentriertes Gitter (kfz)<br />

Die Anordnung der beiden (Kugel-)Quadrate senkrecht übereinander ist instabil, da schon durch eine geringe<br />

seitliche Kraft das obere Quadrat ver schoben wird. Die vier Kugeln nehmen dann eine neue, stabilere<br />

Lage ein, die durch eine Erweiterung der unteren Kugelebene von vier auf neun Kugeln besser zu<br />

demonstrieren ist (Bild 2). In der neuen Lage befinden sich die Kugeln der oberen Ebene jeweils senkrecht<br />

über den großen Lücken der unteren Ebene, die zwischen vier Kugeln (Schnittpunkt der Diagonalen)<br />

bestehen. Dabei verringert sich die Höhe (Abstand der beiden Ebenen), was auf eine bessere<br />

Raumausnutzung hinweist.


30<br />

Diese Gesetzmäßigkeit der Anordnung der Kugeln<br />

führt wieder zu einem Würfel, wenn die untere Würfelebene<br />

auf ein Quadrat aus fünf Kugeln reduziert<br />

wird, wobei sich auf den Flächendiagonalen jeweils<br />

drei Kugeln berühren. Darüber wird ein Quadrat aus<br />

vier Kugeln stabil über die Lücken gelegt und in einer<br />

dritten Ebene darüber wieder ein Quadrat aus<br />

fünf Kugeln wie unten (Bild 1). Der so entstandene<br />

Würfel besteht also aus 14 Kugeln und diese Anordnung<br />

der Kugeln (Atome) wird als kubischflächenzentriert<br />

(kfz) bezeichnet, denn im Zentrum<br />

jeder Würfelfläche befindet sich ein Metallion. Die<br />

Atome dieses Kristallgitters berühren sich nicht<br />

mehr auf den Würfelkanten, sondern auf den Diagonalen<br />

der Würfelflächen.<br />

Die Entstehung des kubisch-flächenzentrierten Kristallgitters<br />

aus dem primitiven kann auch so beschrieben<br />

werden, dass in alle (sechs) Lücken der<br />

Würfelflächenmitten eine gleich große Kugel eingefügt<br />

wird, sodass die Eckatome auseinander<br />

rücken müssen. Dies führt ebenfalls dazu, dass die<br />

Kugeln sich auf den Flächendiagonalen berühren.<br />

2.4.3.2 Hexagonales Gitter dichtes ter Kugelpackung<br />

(hdP)<br />

Auch das oben beschriebene sechsseitige Prisma<br />

ist instabil. Legt man zwischen die beiden Sechsecke<br />

ein Dreieck, so ergibt sich eine stabile Lage,<br />

sofern die Atome der mittleren Ebene (Dreieck)<br />

über den Lücken, gebildet von jeweils drei Kugeln<br />

der unteren Ebene, angeordnet sind (Bild 2). Das<br />

zweite Sechseck befindet sich dann in einer stabilen<br />

Lage genau senkrecht über der untersten Ebene.<br />

Dies lässt sich entsprechend mit Kugeln aus<br />

dem Baukasten demonstrieren. Die Höhe zwischen<br />

zwei Ebenen nimmt ebenso ab, die Raumerfüllung<br />

wird verbessert, das Modell ist mechanisch stabil.<br />

Das diesem Modell entsprechende Kristallgitter<br />

wird als hexagonal dichteste Kugelpackung (hdP)<br />

bezeichnet.<br />

2.4.3.3 Kubisch-raumzentriertes Gitter (krz)<br />

Im kubisch-primitiven Gitter ist, wie bereits erwähnt,<br />

in der Raummitte eine große Gitterlücke.<br />

Wenn nun in die Raummitte ein weiteres gleich<br />

großes Metallion eingebaut wird, so müssen alle<br />

übrigen ein klein wenig auseinander rücken. Die<br />

Atome berühren sich nicht mehr entlang den Würfelkanten,<br />

sondern auf den Raumdiagonalen (Bild<br />

3). Auf diese Weise entsteht ein kubisch-raumzentriertes<br />

Kristallgitter (krz), das ebenfalls zahlreiche<br />

Gitterlücken enthält, beispielsweise auf den Würfelkanten,<br />

wobei die Lücken nicht von Materie ausgefüllt<br />

sind.<br />

2 Grundlagen der Metallkunde<br />

Bild 1: Modell eines kubisch-flächenzentrierten Gitters<br />

Bild 2: Modell einer hexagonal dichtesten Kugel -<br />

packung<br />

Bild 3: Modell eines kubisch-raumzentrierten Gitters


2.4 Gitteraufbau der Metalle<br />

2.4.3.4 Packungsdichte der<br />

Kristallgitter<br />

Mit Packungsdichte (P) oder Raum -<br />

erfüllung (RE) bezeichnet man das<br />

von Materie ausgefüllte Volumen<br />

bezogen auf das Gesamtvolumen<br />

der Elementarzelle.<br />

Die Raumerfüllung im kubischflächenzentrierten<br />

Gitter und in<br />

der hexagonal dichtesten Kugel -<br />

pa ckung beträgt 74%, im kubischraumzentrierten<br />

Gitter 68%. Eine<br />

bessere Raumausnutzung als 74%<br />

ist bei gleich großen Kugeln oder<br />

Atomen nicht möglich. Auch das<br />

kubisch-flächenzentrierte Gitter<br />

wird daher häufig als dichteste<br />

Kugelpackung bezeichnet. Die un -<br />

günstige Raumerfüllung im kubisch-raumzentrierten<br />

Gitter beruht<br />

vor allem darauf, dass die<br />

Zahl der Gitterlücken größer ist<br />

als in den beiden anderen Gittern.<br />

Die kubisch-primitive Elementarzelle<br />

enthält acht Atome auf den<br />

Ecken eines Würfels. Jedes Eck -<br />

atom gehört jedoch zu acht verschiedenen Elementarzellen, sodass nur 1 Bild 1: Elementarzelle des kubisch-raumzentrierten Gitters<br />

Bild 2: Elementarzelle des kubisch-flächenzentrierten Gitters<br />

⁄ 8 seines Volumens zu einer Elementarzelle<br />

gehört. Die Anzahl der (vollständigen) Metall ionen pro Elementarzelle beträgt demnach:<br />

1<br />

n = 8 · –– = 1 (Anzahl der Metallionen im kubisch-primitiven Gitter)<br />

8<br />

Die kubisch-raumzentrierte Elementarzelle besitzt ebenfalls acht Metallionen an den Würfelecken, die zu<br />

1<br />

⁄8 ihres Volumens zur Elementarzelle gehören. Zusätzlich befindet sich noch ein Metallion im Zentrum. Die<br />

Anzahl der Metallionen pro Elementarzelle beträgt dementsprechend:<br />

1<br />

n = 8 · –– + 1 = 2 (Anzahl der Metallionen im krz-Gitter)<br />

8<br />

Im kubisch-flächenzentrierten Gitter (Bild 2) ergibt sich auf analoge Weise:<br />

1 1<br />

n = 8 · –– + 6 · –– = 4 (Anzahl der Metallionen im kfz-Gitter)<br />

8 2<br />

Die Packungsdichte P wird berechnet, indem man das Produkt aus Atomvolumen V A und Anzahl der Atome<br />

pro Elementarzelle n durch das Volumen der Elementarzelle V Z dividiert :<br />

n ·V A<br />

P = –––––– mit VA =–– · p · R 3 und VZ = a3 VZ 4<br />

3<br />

Für das kubisch-primitive Gitter ergibt sich dann mit n = 1 und a = 2R (Atome berühren sich auf der Würfel<br />

kante):<br />

4<br />

· p · R 3 · p · R 3 p<br />

P = ––––––––– = ––––––––– = –– ≈ 52 %<br />

a3 (2 R) 3 3<br />

3<br />

6<br />

Für das kubisch-raumzentrierte Git ter folgt mit n = 2 und a = 4 R/ 3 (Atome berühren sich auf der Raumdiagonalen):<br />

P ≈ 68 %<br />

4<br />

31


32<br />

Für das kubisch-flächenzentrierte Gitter folgt mit<br />

n = 4 und a = 4 R/ 2 (Atome berühren sich auf der<br />

Flächendiagonalen):<br />

P ≈ 74 %<br />

Wie auf den Bildern 1 und 2, Seite 31, zu erkennen<br />

ist, sind auf den Würfelkanten der beiden kubischen<br />

Gitter Lücken vorhanden. Der Durchmesser d L dieser<br />

Gitterlücken beträgt zwar formelmäßig in bei -<br />

den Gittern d L = a – 2 R, die Berechnung der relativen<br />

Größe ergibt aber große Unterschiede:<br />

Für das kubisch-raumzentrierte Gitter ergibt sich<br />

mit a = 4 R/ 3:<br />

4 R<br />

d L = a – 2 R = –––– – 2 R = 0,309 R<br />

3<br />

Für das kubisch-flächenzentrierte Gitter folgt hingegen<br />

mit a = 4 R/ 2 :<br />

4 R<br />

d L = a – 2 R = –––– – 2 R = 0,828 R<br />

2<br />

2 Grundlagen der Metallkunde<br />

Die unterschiedliche Größe der Gitterlücken hat bedeutende Auswirkungen auf die Löslichkeit von Fremd<br />

atomen. So kristallisiert beispielsweise reines Eisen bei nie drigen Temperaturen krz und bei hohen Tempe<br />

raturen kfz. Die größere Gitterlücke im kubisch-flächenzentrierten Gitter ist der Hauptgrund für die erheblich<br />

bessere Löslichkeit von Kohlenstoff im kubisch-flächenzentrierten g-Eisen (Austenit) (Kapitel<br />

6.2.1.1).<br />

In Tabelle 1 sind die wichtigsten Metalle der drei Gittertypen zusammengestellt. Über 80 % aller Metalle<br />

kristallisieren entweder kfz, krz oder in Form von hexagonal dichtester Kugelpackung (hdP).<br />

Tabelle 1: Kristallgitter der wichtigsten Metalle<br />

Kubisch-flächenzentriert (kfz) Kubisch-raumzentriert (krz)<br />

Ag, Al, Au, Ca, a-Co, Cu, g-Fe, Ni,<br />

Pb, Pd, Pt<br />

Ba, Cr, a-Fe, K, Li, Mo, Nb, Ta,<br />

b-Ti, V, W<br />

2.4.3.5 Vergleich von kubisch-flächenzentriertem<br />

Gitter und hexagonal dichtester<br />

Kugelpackung<br />

Bild 1: Entfernung eines Eckatoms im kubischflächenzentrierten<br />

Gitter; Sichtbarmachung<br />

einer Oktaederebene<br />

Hexagonal dichteste<br />

Kugelpackung (hdP)<br />

Be, Cd, Mg, Re, a-Ti, Zn<br />

Die Packungsdichte P der hexagonal dichtesten<br />

Kugelpackung ist mit 74% genauso groß wie die<br />

Packungsdichte der kfz-Kristalle. Die gleiche Raum -<br />

ausnutzung beider Kristallgitter lässt vermuten,<br />

dass diese Kristallgitter ähnlich aufgebaut sind.<br />

Dies lässt sich besonders gut zeigen, wenn man<br />

beim kubisch-flächenzentrierten Gitter ein Eckatom<br />

der Elementarzelle entfernt (Bild 1). Dann wird eine<br />

Oktaederebene sichtbar, die von den Atomen<br />

aus den drei sichtbaren Flächendiagonalen gebildet<br />

wird. Die Oktaederflächen des kubisch-flächenzentrierten<br />

Gitters sind genauso aufgebaut wie die<br />

Basisflächen des hexa gonalen Kristall gitters. Bild 2: Anordnung von Atomen und Lücken in Basis- und<br />

Oktaederebenen (schematisch)


166<br />

6 Eisenwerkstoffe<br />

Als Eisenwerkstoffe bezeichnet man alle Stahlsor -<br />

ten einschließlich Stahlguss sowie die Gusseisen -<br />

werkstoffe.<br />

6.1 Reines Eisen<br />

Eisen ist mit einem Anteil von etwa 5,1 % in der Erd -<br />

kruste das nach Alu minium (7,5 %) am häufigsten<br />

vorkommende Metall (Bild 1). Rei nes Eisen ist sehr<br />

weich und daher als Konstruktionswerkstoff für<br />

technische Bauteile nicht verwendbar. Es wird je -<br />

doch in großem Um fang in der Elektrotechnik zur<br />

Herstellung von Blechpaketen für Joche, Polschuhe,<br />

Ständer und Rotorkörper verarbeitet. Bild 2 zeigt<br />

ein Schliffbild von rei nem Eisen. In Tabelle 1 sind<br />

ausgewählte Kennwerte von reinem Eisen zu -<br />

sammengestellt.<br />

Eisen ist ein polymor phes Metall (Bild 2, Seite 167).<br />

Es kristallisiert in Ab hängigkeit von der Tempera tur<br />

(und vom Druck) in unterschied li chen Kristall gittern.<br />

Bei Er wärmung oder Ab kühlung finden bei be -<br />

stimmten Temperaturen Git ter umwand lun gen statt.<br />

Bei Temperaturen unter 911 °C besitzt das reine<br />

Eisen ein ku bisch-raum zentriertes Kristallgit ter<br />

(�-Ei sen). Zwischen 911 °C und 1392 °C liegt eine<br />

ku bisch-flä chenzen trier te Gitterstruktur vor (�-Ei -<br />

sen). Ober halb von 1392 °C bis zum Schmelzpunkt<br />

bei 1536 °C beobachtet man wiederum ein kubischraumzentriertes<br />

Kristall gitter (�-Ei sen). Die Git ter -<br />

konstante ist im d-Ei sen mit a = 2,932 · 10 –10 m (bei<br />

1392 °C) al lerdings et was grö ßer als im a-Ei sen<br />

(a = 2,867 · 10 –10 m bei 20 °C) (Tabelle 1). Das kfz-<br />

Gitter ist dichter gepackt (Kapitel 2.4.3.4). Die Umwandlung<br />

des a-Eisens zu g-Eisen führt da mit zu<br />

einer Volumenkontraktion, die mit Hilfe eines Dila -<br />

trometers (Längenmessgerät) als Längen ände rung<br />

nachweisbar wird (Bild 1, Seite 167). Diese Modi -<br />

fikati ons wechsel sind für Bauteile aus reinem Eisen<br />

un er wünscht. Bei Erwärmung bildet sich auf der<br />

Bau tei loberfläche eine Oxidschicht (Zunder), die<br />

durch ei nen fortwährenden Modifikationswechsel<br />

ge lockert wird und schließlich abplatzt. Das Bauteil<br />

erleidet ei nen zunehmenden Masseverlust. Reines<br />

Eisen ist daher nicht hitzebeständig.<br />

Bild 2, Seite 167, zeigt die Ab küh lungs- und Erwär -<br />

mungs kurve von reinem Ei sen so wie die zum jewei -<br />

ligen Tem pera turintervall gehö rende Gitter struktur.<br />

Bei der Er starrungstemperatur von 1536 °C geht das<br />

Eisen unter Bildung eines ku bisch-raumzentrierten<br />

6 Eisenwerkstoffe<br />

Bild 1: Anteile der wichtigsten Elemente in der Erdkruste<br />

Bild 2: Gefügebild von reinem Eisen<br />

Tabelle 1: Ausgewählte Kennwerte von reinem<br />

Eisen<br />

Atomare Daten<br />

Ordnungszahl<br />

Atommasse<br />

Atomdurchmesser<br />

Kristallgittertyp 1)<br />

Physikalische Kennwerte (20 °C)<br />

Dichte r<br />

Schmelztemperatur h S<br />

Wärmedehnung a<br />

Wärmeleitfähigkeit l<br />

Elektr. Leitfähigkeit k<br />

Mechanische Kennwerte 2)<br />

Zugfestigkeit R m<br />

Dehngrenze R p0,2<br />

Bruchdehnung A<br />

Elastizitätsmodul E<br />

26<br />

55,85 u<br />

2,483 · 10 –10 m<br />

a-Fe (< 911 °C): krz<br />

g-Fe (911 ... 1392 °C): kfz<br />

d-Fe (1392 ... 1536 °C): krz<br />

7,86 kg/dm 3<br />

1536 °C<br />

12 · 10 –6 1/K (bei 20 °C)<br />

80,3 W/(m · K)<br />

10,3 m/(O · mm 2 )<br />

200 ... 300 MPa<br />

50 ... 120 MPa<br />

40 ... 50 %<br />

197 GPa<br />

1) krz = kubisch-raumzentriert; kfz = kubisch-flächenzentriert<br />

2) Die Kennwerte sind von der chemischen Zusammensetzung (Reinheit)<br />

sowie vom Gefügezustand (z. B. geglüht, kaltverfe stigt, usw.) abhängig.<br />

Die Angaben sind daher als Orientie rungswerte zu verstehen.<br />

Tabelle 2: Modifikationen des Eisens<br />

Bezeichnung Beständig- Gitter- Gitterder<br />

Modifikation keit konstante 1) typ<br />

°C 10 –10 m<br />

a-Eisen (a-Fe) < 911 2,867 krz<br />

g-Eisen (g-Fe) 911 ... 1392 3,646 kfz<br />

d-Eisen (d-Fe) 1392 ... 1536 2,932 krz<br />

1) Für a-Fe bei 20 °C, für g-Fe bei 911 °C und für d-Fe bei 1392 °C


6.1 Reines Eisen 167<br />

Kri stallgitters (krz) vom flüssigen in den fe sten Ag -<br />

gre gatzu stand über (d-Eisen). Die dabei frei wer -<br />

dende Kri stallisationswärme wird als Halte punkt in<br />

der Ab kühl kurve sichtbar. Die Länge der Haltepunkte<br />

gibt dabei einen Hinweis auf den Betrag der frei<br />

werden den bzw. aufgenommenen Wärme menge.<br />

Bei weiterer Abkühlung wandelt sich das kubischraumzentrierte<br />

Kristallgit ter des d-Eisens bei einer<br />

Tempe ratur von 1392 °C in das kubisch-flä chenzen -<br />

trierte Kristallgit ter (kfz) des g-Ei sens um. Da bei<br />

dieser Umgitte rung ebenfalls Wärme frei wird, tritt<br />

ein weiterer, mit Ar 4 bezeichne ter Haltepunkt in Er -<br />

scheinung. Bei einer Temperatur von 911 °C wandelt<br />

sich das kubisch-flächen zen trierte Kri stall gitter<br />

des g-Ei sens in das kubisch-raumzen trierte Kris tall -<br />

git ter des a-Ei sens um. Die dabei frei werdende<br />

Bild 1: Ausdehnungsverhalten von reinem Eisen<br />

bei Erwärmung<br />

Wärme macht sich eben falls wie der als Haltepunkt (Ar 3) in der Ab küh lungskurve be merkbar. Am vierten<br />

Haltepunkt (Ar 2) bei 769 °C (Curietemperatur) findet keine Gitter um wand lung statt. Hier wird das bislang<br />

ferromagneti sche Eisen unmagnetisch (paramagne tisch).<br />

Die Unter scheidung in a-Eisen (< 769 °C) und b-Eisen (769 °C ... 911 °C) ist historisch bedingt und geht auf<br />

eine Zeit zurück, als noch nicht bekannt war, dass sich das ferro- und paramagnetische Eisen in ihren übri -<br />

gen Eigen schaften nicht un terscheiden. Heute wird bis 911 °C die Bezeichnung a-Eisen ver wendet. Die frei<br />

wer dende Wärme ent stammt Verände run gen in der Elektronen hülle. Der Halte punkt Ar 4 ist jedoch nur wenig<br />

ausgeprägt, da relativ wenig Wärme frei wird. Bei einer Erwärmung laufen die beschriebe nen Vorgänge<br />

in um gekehrter Rei hen folge ab.<br />

Die Umwandlungstemperaturen sind keine Materialkonstanten, sondern hängen vielmehr von der<br />

Geschwindigkeit der Temperaturänderung ab. Die angegebenen Werte gelten nur für das thermodynamische<br />

Gleichgewicht, also für unendlich langsame Abkühlung bzw. Erwärmung. Schnellere Tempe ratur -<br />

änderun gen verschieben diese Umwandlungstemperaturen (Kapitel 6.4.4.13). In der älteren Literatur finden<br />

sich daher häufig abweichende Werte.<br />

Bild 2: Abkühlungs- und Erwärmungskurven sowie Haltepunkte des reinen Eisens


6.2 Eisen-Kohlenstoff-Legierungen 169<br />

ße der verfügbaren Gitterlücken ergeben sich unter schiedli che Löslich -<br />

keiten (Kapitel 2.4.3.4), die für eine Reihe von Wärme be hand lungs ver -<br />

fahren des Stahls eine sehr große Rolle spie len (Kapitel 6.4).<br />

Gitterlücken im �- und �-Eisen<br />

Das kubisch-raumzentrierte a-Ei sen bzw. d-Eisen weist zwei Typen<br />

von Zwischengitterplätzen auf, in die kleinere Atome wie H, B, C oder<br />

N eingelagert werden können. Die größere Lücke im krz-Gitter be -<br />

findet sich an der Würfeloberfläche im Innern eines aus vier Eisen -<br />

atomen gebildeten unregelmäßigen Te traeders (Bild 1, oberes Teil -<br />

bild), den Te traeder lücken. Der Abstand zu den vier nächstgelegenen<br />

Gitteratomen beträgt jeweils a · 15 /4 (0,559·a), wo bei a die Gitter kon -<br />

stante ist (bei a-Eisen: a = 2,867 · 10 –10 m = 0,2867 nm bei 20 °C). Die<br />

zweite, kleinere Gitterlücke, befindet sich in der Mitte eines unsym -<br />

me tri schen (eingedrückten) Ok taeders bzw. geometrisch gleichwertig<br />

auf den Mitten der Wür felkanten (Bild 1, unteres Teilbild), den<br />

Oktaeder lücken. Der Abstand zu den nächsten Gitteratomen ist nur<br />

in eine Richtung minimal (Abstand a/2). In die beiden anderen Richtun<br />

gen beträgt er a/12 (= 0,707 · a).<br />

In die Oktaederlücke eines kubisch-raumzentrierten Kristallgitters<br />

kann ein Fremdatom nur bis zu einem maximalen Durchmesser von<br />

d Okrz= d · (2/13 – 1) = 0,155 · d (mit d = Durchmesser des Gitteratoms),<br />

im Falle des a-Eisens also bis zu d O krz = 0,038 nm (bei 20 °C) eingelagert<br />

werden, ohne das Gitter zu verzerren. Die Tetraederlücke hingegen<br />

erlaubt, im Falle des a-Eisens, die Einlagerung eines Fremdatoms<br />

bis zu einem maximalen Durchmesser von d T krz = 0,065 nm (bei 20 °C).<br />

Den noch werden im krz-Gitter vorzugsweise die Oktaederlüc ken von<br />

den einzulagernden Fremdato men (z. B. vom Kohlenstoff) be setzt.<br />

Die Ursache ist darin zu sehen, dass die Einlage rungsatome, deren<br />

Atom durchmesser stets etwas größer ist als die Lücke selbst (Kohlen -<br />

stoff: d C = 0,155 nm, Bor: d B = 0,159 nm, Wasser stoff: d H = 0,074 nm,<br />

Stick stoff: d N = 0,140 nm), die am nächsten lie gen den Gitteratome zur<br />

Seite schieben müs sen, das Kri stallgitter also verzerren. Auf den Oktaeder<br />

plätzen müssen nur zwei Atome im nächsten Ab stand (und vier<br />

zweit nächste Nachbarn in größerem Ab stand) ver schoben wer den,<br />

auf den Tetraederplät zen hingegen vier Gitteratome in gleichem Abstand.<br />

Die interstitielle Einla gerung auf Ok taederplätzen führt daher<br />

zu einer ins gesamt geringeren Gitter verzer rung, da nur zwei Gittera -<br />

tome eine nennenswerte Lage verschiebung erlei den. Dies ist im Falle<br />

des a-Ei sens die Erklärung, weshalb Kohlenstoff in die kleine ren Ok -<br />

taeder lücken und nicht in die größeren Tetraeder lücken einge lagert<br />

wird.<br />

Gitterlücken im g-Eisen<br />

Das kubisch-flächenzentrierte Kristallgitter weist eben falls Oktaederund<br />

Tetraederlücken zur Einla gerung kleinerer Fremdatome auf<br />

(Bild 2). In die Ok taederlücke lassen sich Fremdatome bis zu ei nem<br />

ma ximalen Durchmesser von dO kfz = d · (2/12 – 1) = 0,414 · d, im Falle<br />

des g-Eisen also etwa bis zu dO kfz = 0,103 nm einlagern. In die Tetraederlücke<br />

können Fremdatome hinge gen nur bis zu einem maximalen<br />

Durchmesser von dT kfz = 0,058 nm eingelagert werden, ohne das<br />

Kristallgitter zu ver zerren. Die Einla gerung kleine rer Fremdatome in<br />

das kfz-Gitter des g-Eisens erfolgt daher mit Aus nahme des Wasser -<br />

stoffs stets auf Oktaederplätzen.<br />

Bild 1: Tetraeder- und Oktaederlücken<br />

im krz-Kristallgitter<br />

Bild 2: Tetraeder- und Oktaederlücken<br />

im kfz-Kristallgitter


236<br />

Die Nacharbeit eines gehärteten Werkstücks ist mit<br />

hohen Kosten verbunden, da ein mar ten siti sches<br />

Ge füge in der Regel nur noch durch Schleifen bear -<br />

beitet wer den kann. Eine wirt schaftli che Fertigung<br />

verlangt daher ein verzugsarmes Härten. Dies kann<br />

auf un terschiedli che Weise erreicht werden:<br />

1. Verwendung von legierten Stählen in Verbindung<br />

mit milden Abschreckmitteln (Kapi tel 6.4.4.6).<br />

2. Richtiges Eintauchen des Werkstücks sowie rich -<br />

tiges Bewegen in der Abschreckflüssigkeit. Auf die -<br />

se Weise kann eine rasche Ablösung der Dampf -<br />

blasen auf der Werkstück ober fläche er reicht<br />

wer den (Bild 1, Seite 237). Anhaf tende Dampf bla -<br />

sen wirken wär me däm mend und ver hindern dadurch<br />

eine gleich mä ßige Abküh lung. Für das richtige<br />

Eintau chen in die Ab schreckflüs sigkeit gelten<br />

die folgenden Regeln (Bild 2):<br />

� Stabförmige Bauteile in Längsrichtung eintau -<br />

chen,<br />

� Werkstücke mit dem größten Quer schnitt vor<br />

aus eintauchen,<br />

� Werkstücke mit Grundbohrungen müs sen mit<br />

der Öffnung nach oben einge taucht wer den,<br />

damit die Dampfblasen entweichen können,<br />

� flache Werkstücke werden mit der schmalen<br />

Seite voraus eingetaucht.<br />

Bild 1: Entstehung von Härterissen<br />

6 Eisenwerkstoffe<br />

3. Wahl eines geeigneten Härteverfahrens:<br />

Beim normalen Härten (auch als konti nu ierli ches<br />

Härten, einfa ches Härten oder direk tes Härten<br />

be zeichnet) wird das Werkstück aus der Ab -<br />

schreck temperatur kon tinuier lich ab ge kühlt (Bild<br />

3a). Da bei können ins be son dere bei ho hen Ab -<br />

kühl ge schwindigkeiten durch einen un voll stän -<br />

digen Tempe ra tur aus gleich zwi schen Rand und<br />

Bild 2: Richtiges Eintauchen beim Abschrecken<br />

Kern des Werk stücks Wärme span nungen und<br />

damit Verfor mungen oder gar Risse (Härte risse)<br />

auf treten. Mit die sem Verfahren sollen da her nur geo metrisch ein fa che Werkstücke gehär tet werden<br />

bzw. es muss auf le gierte Stähle zu rückge grif fen wer den, da bei diesen Stählen die not wendige Ab -<br />

kühlge schwin digkeit zur Martensitbildung niedri ger ist.<br />

Bild 3: Temperatur-Zeit-Verlauf unterschiedlicher Härteverfahren


6.4 Wärmebehandlung der Stähle 237<br />

Beim gebrochenen Härten wird der Stahl zuerst schroff (meist in Wasser) ab ge schreckt. Nach Er rei chen<br />

einer bestimm ten Abfangtemperatur (etwa 300°C bis 400°C) wird das Werk stück ent nommen und in Öl<br />

weiter bis auf Raum temperatur abge kühlt (Bild 3b, Seite 236). Das gebrochene Härten ver bindet die Vorteile<br />

des schnel len Abküh lens (führt zu mehr oder weniger voll ständiger Mar ten sitbil dung) mit einer geringen<br />

Ver zugs- und Rissnei gung, da unterhalb der Abfangtemperatur lang sam abge kühlt wird und damit<br />

ein besse rer Tempera tur aus gleich zwi schen Rand und Kern stattfinden kann.<br />

Beim Warmbadhärten, auch als iso thermes Härten bezeichnet, wird der Stahl zunächst in einem Warmbad<br />

(Warmbadhärteöle, Salz- oder Metallschmelzen, Wirbelbetten), des sen Tempera tur ge ring fügig<br />

über der Temperatur des Mar tensit-Startpunk tes (M S-Tem pera tur) liegt, abge schreckt. Nach ei ner gewis<br />

sen Haltezeit auf Bad tem peratur, die dem Tem peratur ausgleich zwischen Rand und Kern des Werk -<br />

stücks dient, er folgt die mit einer Martensitbil dung verbun dene wei tere Abküh lung an ru hender Luft<br />

oder in Öl bis auf Raum temperatur (Bild 3c, Seite 236). Für das Warmbadhärten sind in der Regel nur<br />

Werkstücke mit kleinen Quer schnitten geeignet,<br />

da das Warm bad dem Werk stück die Wärme we -<br />

sent lich langsamer ent zieht als bei spiels weise Öl<br />

oder Wasser.<br />

6.4.4.12 Abschrecken und Abschreckmittel<br />

Nach dem Austenitisieren und einem zweck ent -<br />

spre chenden kurzen Halten wird das Werk stück mit<br />

ei ner für die geforderte Härtung entsprechenden<br />

Ge schwindigkeit abgekühlt. Die Abkühlung muss<br />

dabei so erfolgen, dass die Perlit- und Bainitbildung<br />

unter drückt wird und eine weitgehende Umwandlung<br />

des Austenits in der Martensitstufe erfolgt.<br />

Hier zu muss die Abkühlgeschwindigkeit in den betreffenden<br />

Be reichen des Werk stücks größer sein<br />

als die obere kritische Abkühlgeschwindigkeit (Kapitel<br />

6.4.4.6). Er folgt die Abkühlung schneller als an<br />

ruhender Luft, dann spricht man nach DIN EN 10052<br />

von Ab schrecken.<br />

Die am häufigsten verwendeten flüs sigen Ab -<br />

schreck mittel (z.B. Was ser oder Öl) ent ziehen dem<br />

Bau teil die Wärme nicht gleich mä ßig. In flüssigen<br />

Ab schreckmitteln, de ren Siede temperatur unterhalb<br />

der Härte tempe ratur liegt, läuft der Abkühl vor -<br />

gang in drei Phasen ab (Bild 1):<br />

1. Dampfhautphase: Unmittelbar nach dem Eintau -<br />

chen bildet sich auf der Werk stücko berflä che ein<br />

wärme isolierender Dampf man tel (Leidenfrost-<br />

Phänomen). Die Ab kühlwir kung ist dement spre -<br />

chend ge ring,<br />

2. Kochphase,<br />

3. Konvektionsphase.<br />

Bild 2 zeigt, dass mit der Wahl des Ab schreck -<br />

mit tels der Tempe raturbe reich der drei Ab kühl -<br />

phasen (Bild 1), insbeson dere die Lage der maximalen<br />

Abschreckge schwindigkeit, festge legt wird.<br />

Mit Hilfe der verfügbaren Abschreckmittel (s.u.)<br />

können Ab schreck geschwindigkeiten im Be reich<br />

von etwa 2 K/s bis zu 3000 K/s na hezu be lie big ein -<br />

ge stellt werden. Das optimale Ab schreckmit tel sollte<br />

bei Temperatu ren im Be reich der Perlitstufe (etwa<br />

Bild 1: Abkühlphasen in flüssigen Abschreckmitteln<br />

Bild 2: Vergleich der Abschreckwirkung flüssiger<br />

Abschreckmittel


6.4 Wärmebehandlung der Stähle 243<br />

Kontinuierliche ZTA-Diagramme untereutektoider Stähle<br />

Die kontinuierlichen ZTA-Diagramme geben Aufschluss über den Ablauf des Austenitisierens bei schneller<br />

Er wärmung und unmittelbar anschließender Abkühlung (z. B. Erwärmung mittels Brenngas-Sauerstoff-<br />

Flamme, induktives Erwärmen, Erwärmung mittels Laser- oder Elektronenstrahl, Schweißen usw.) und<br />

stellen damit die Grundlage für die Ermittlung der optimalen Austenitisierungstemperatur, Abschreckhärte<br />

und Austenitkorngröße unter diesen Bedingungen dar. Man unterscheidet aufgrund der unterschiedlichen<br />

Tem peraturbereiche für das Austenitisieren ZTA-Diagramme für unter- und übereutektoide Stähle. Analog<br />

den kontinuierlichen ZTU-Diagrammen werden die konti nuier lichen ZTA-Dia gramme stets längs den<br />

(steil verlaufen den) Linien kon stanter Erwärmungs ge schwindigkeit gele sen.<br />

Die Austenitbildung der untereu tektoi den Stähle (Bild 1) beginnt nach Überschreiten der Ac 1b-Um wand -<br />

lungstemperatur. Nach ei ner Inkubationszeit entstehen Austenit keime an der Grenzfläche zwischen Ferrit<br />

und Carbid (Bild 1, Teilbild 1) . Der Austenit keim enthält dabei mehr Kohlenstoff als das ursprüng liche Ferritgitter,<br />

da im a-Ei sen be kanntlich<br />

weniger als 0,00001 % Kohlen stoff<br />

löslich ist. Das Wachsen der Austenit<br />

keime in die umge bende ferriti<br />

sche Matrix, die weitere a-g-Um -<br />

wandlung also, erfordert, dass die<br />

notwendige Koh lenstoff menge<br />

durch Diffusion an die Wachstumsfront<br />

des Aus tenit keims ge -<br />

bracht wird (Bild 1, Teilbild 2). Die<br />

Austenitbildung beginnt da her zu -<br />

nächst dort, wo Ferrit und Carbide<br />

dicht beieinander liegen, die Dif -<br />

fusi ons wege also kurz sind. Bei einer<br />

Erwärmung findet deshalb zu -<br />

erst die Umwandlung des Perlits<br />

statt. Da die Austenit keimbildung<br />

an vielen Stellen gleich zeitig beginnt,<br />

entsteht ein fein körni ges,<br />

austeniti sches Gefüge.<br />

Mit Erreichen von Ac 1e ist (definiti -<br />

onsgemäß) die Carbidauflösung<br />

abgeschlossen bzw. sind Carbide<br />

metallo graphisch nicht mehr<br />

nach weisbar und das Gefüge besteht<br />

nur noch aus Ferrit und Austenit.<br />

Da die Carbi dauflösung etwa<br />

die 100fache Zeit verglichen mit<br />

der Ferritum wandlung benötigt<br />

und zu dem viele legierte Stähle<br />

Carbid bildende Legierungselemente<br />

wie Mn, Cr usw. (z. B. 34Cr-<br />

Mo4, 15CrNi6) enthalten, weisen<br />

die Gefüge einer Reihe von<br />

Stählen auch oberhalb von Ac 1e<br />

noch Car bide im Gefüge auf. Erst<br />

oberhalb von Ac 3 sind die Carbide<br />

dann me tallographisch nicht mehr<br />

nach weisbar. In der Literatur sind<br />

dann zwei ver schiedene Dar stel -<br />

lungsar ten üblich. Entweder wird<br />

die Linie Ac 1e nicht mehr einge-<br />

Bild 1: Kontinuierliches ZTA-Diagramm mit Veränderungen im Gefüge<br />

während der Erwärmung (Stahl 34CrMo4)


6.4 Wärmebehandlung der Stähle 249<br />

las sempfindlichen Stahl sorten die 500 °C-Ver sprödung, die auch als An lass ver sprödung be zeichnet wird,<br />

auf. Gefährdet sind insbesondere Cr-, Mn-, CrMn- und Cr-Ni-Stäh le ohne einen be stimm ten Zusatz an Mo -<br />

lybdän, sofern sie im Gebiet der 500 °C-Versprödung angelassen werden oder bei Abküh lung dieses Gebiet<br />

langsam durchlaufen.<br />

Auch die 500 °C-Versprödung macht sich in ei ner deutlichen Verrin ge rung der Zähigkeit so wie in einer Ver -<br />

schiebung der Über gangstempe ratur der Kerbschlagarbeit zu hö heren Temperatu ren be merk bar. Die übri -<br />

gen Kenn werte wie Zugfestigkeit, Dehn grenze oder Bruch deh nung zei gen hingegen keine Unste tigkeiten.<br />

Als maßgebliche Ursache für die 500°C- oder An lassversprödung wird angenommen, dass Phosphor,<br />

Schwefel oder Spurenele mente wie Antimon, Arsen und Zinn zu den Korn grenzen diffundieren, sich dort<br />

an rei chern und zu einer Herabsetzung der Ko häsi onskräfte führen. So können bereits Phos phor gehalte<br />

von 0,008 % die Neigung zur Anlass ver sprödung deutlich erhöhen.<br />

Die Anlassversprödung kann durch die folgenden Maßnahmen gemildert bzw. vermieden werden:<br />

� Erhöhung des metallurgischen Reinheitsgrades, d.h. geringere Konzentration der schädlichen Ele mente.<br />

� Le gieren mit Molybdän. Molybdän bindet den Phos phor und behindert die Dif fusion der schädlichen<br />

Ele mente zu den Korngrenzen. Bei Gehalten zwischen 0,2% bis 0,6% (und teilweise auch höher) kann<br />

die Anlassver sprödung vollständig unterdrückt werden. Vergütungsstähle, die auf höhere Tempera -<br />

turen an ge lassen werden, enthalten daher häufig Molybdängehalte zwischen 0,4% bis über 1% (z.B.<br />

42CrMo4).<br />

� Abschrecken nach dem Anlassen in Öl oder Wasser, so dass für die Diffusion des Phosphors und ande -<br />

rer versprödend wirkender Elemente im kritischen Temperaturbereich keine Zeit zur Verfügung steht.<br />

Bei großen Vergü tungsquerschnitten reicht allerdings die Abkühlgeschwindigkeit im Kern nicht mehr<br />

aus, um die Anlass versprödung<br />

zu unterdrücken. Außerdem besteht<br />

die Gefahr der Entstehung<br />

von Eigenspan nungen. In diesen<br />

Fällen ist auf molybdänle -<br />

gierte Stähle wie z.B. 42CrMo4<br />

zu rückzugreifen.<br />

� Kornverfeinerung (z.B. Legierungen<br />

mit Alumi nium) wirkt<br />

der Anlassversprödung entgegen,<br />

da mit zu nehmender Feinkörnigkeit<br />

die Kornober fläche<br />

er höht und damit die Anreicherung<br />

vermindert wird.<br />

Da die Anlassversprödung reversibel<br />

ist, kann sie durch eine Glü hung<br />

bei Tem pera turen über 650°C und<br />

eine anschließende schnelle Ab -<br />

kühlung im kriti schen Tempe ra -<br />

turbe reich wieder beseitigt wer den.<br />

6.4.5.4 Vergüten<br />

Vergüten ist ein kombiniertes Wär -<br />

me behand lungs verfahren aus Här -<br />

ten mit nachfol gen dem Anlassen<br />

auf hö here Tem peraturen (4. An -<br />

lass stufe zwi schen etwa 450°C bis<br />

650°C). Die An lass dauer beträgt in<br />

der Regel 1 h bis 3 h. Bild 1 zeigt<br />

den Tempe ratur-Zeit-Verlauf wäh -<br />

rend des Ver gütens. Bild 1: Temperatur-Zeit-Verlauf beim Vergüten sowie typische Gefügebilder


304<br />

lassen sich durch Streck- und Tiefziehen gut verformen<br />

und erfahren durch das automobiltypische<br />

Lackeinbrennen nach der plastischen Verformung<br />

eine Erhöhung der Streckgrenze (Bild 2, Seite 303).<br />

Bei dieser als „Bake-Hardening“ bezeichneten speziellen<br />

Form der Festigkeitssteigerung diffundieren<br />

Kohlenstoffatome zu den Versetzungen und blo -<br />

ckieren diese (Alterungsverfestigung).<br />

Der Bake-Hardening-Effekt wird nicht nur bei den<br />

namensgleichen Stählen genutzt, sondern verleiht<br />

auch den mehrphasigen Stählen (s. u.) eine zusätzliche<br />

Festigkeitssteigerung.<br />

6.5.14.4 IF-Stähle<br />

IF-Stähle (IF = Interstitial Free) besitzen ein rein ferritisches<br />

Gefüge ohne interstitiell (auf Zwischengitterplätzen)<br />

gelöste Kohlenstoff- oder Stickstoffatome.<br />

Das Gefüge dieser Stähle besteht daher praktisch<br />

ausschließlich aus Ferrit (Bild 1). Die Abbindung von<br />

Kohlenstoff und Stickstoff erfolgt in der Regel durch<br />

Titan oder Niob. Aufgrund ihres Gefügeaufbaus besitzen<br />

die IF-Stähle eine niedrige Streckgrenze und<br />

daher eine extrem gute Umformbarkeit bei dennoch<br />

hoher Zugfestigkeit (starke Kaltverfestigung), Bild 1,<br />

Seite 305.<br />

Bild 1: Ferritisches Gefüge eines IF-Stahls<br />

6 Eisenwerkstoffe<br />

6.5.14.5 Dualphasen-Stähle (DP-Stähle)<br />

Dualphasenstähle (DP-Stähle) sind untereutektoide<br />

Stähle mit einem Kohlenstoffgehalt von 0,02 % ...<br />

Bild 2: Gefüge eines Dualphasenstahles (DP600)<br />

0,1 %. Das Gefüge der Dualphasenstähle besteht<br />

aus einer ferritischen Grundmasse in die kleine Martensitinseln meist an den Tripelpunkten des Ferrits (10<br />

Vol.-% ... 30 Vol.-%) gleichmäßig eingelagert sind (Bild 2). Die Martensitinseln haben zueinander keine Verbindung<br />

(keine netzartige Anordnung), da sonst die Verformbarkeit des Stahles herabgesetzt wäre. Neben<br />

Ferrit und Martensit können Dualphasenstähle außerdem noch geringe Mengen an Bainit und ggf. Restaustenit<br />

aufweisen.<br />

Die Gefügeeinstellung der Dualphasenstähle erfolgt durch eine Glühung (Glühtemperatur hDP) im Zweiphasengebiet<br />

Austenit und Ferrit (zwischen A1 und A3) mit anschließendem Abschrecken. Dabei wandelt<br />

sich der Austenit in Martensit und ggf. Bainit um, während der Ferrit unbeeinflusst bleibt (Bild 3).<br />

Die mechanischen Eigenschaften<br />

der Dualphasenstähle können einerseits<br />

über die Glühtemperatur<br />

(hDP) und damit die Menge an Aus -<br />

tenit vor dem Abschrecken (Hebelgesetz)<br />

sowie über die Legierungs -<br />

zusammensetzung ein gestellt<br />

werden. Je höher die Glühtemperatur<br />

(zwischen A1 und A3), umso<br />

höher der Anteil Austenit vor und<br />

damit auch der Martensitanteil<br />

nach dem Abschrecken. Die Zugfestigkeiten<br />

der Dualphasenstähle<br />

lassen sich somit zwischen etwa<br />

400 MPa und 1000 MPa variieren. Bild 3: Einstellung des Dualphasengefüges


6.5 Eigenschaften und Verwendung von Stählen 305<br />

Die Bruchdehnungen der Dualphasenstähle sind<br />

mit 20 % ... 40 % mit denen der unlegierten Stähle<br />

niedriger Festigkeit vergleichbar, jedoch deutlich<br />

höher im Vergleich zu Feinkornbaustählen mit gleicher<br />

Zugfestigkeit (Bild 1).<br />

Durch Legieren mit Mangan, Molybdän, Chrom<br />

oder Vanadium wird die kritische Abkühlgeschwindigkeit<br />

vermindert und damit eine Gefahr der Gefügeumwandlung<br />

in der Perlitstufe (Entstehung von<br />

Ferrit und Perlit anstelle von Martensit) vermieden.<br />

Die Ferritbildner Silicium und Phosphor beschleunigen<br />

die Diffusion von Kohlenstoff aus dem Ferrit<br />

in den Austenit und begünstigen damit ebenfalls<br />

das Umwandlungsverhalten.<br />

Während der weiche Ferrit für die gute Verformbarkeit<br />

verantwortlich ist, steigert die hohe Härte des<br />

Martensits die Festigkeit des Dualphasenstahls. Die<br />

aufgrund der Martensitumwandlung entstehenden<br />

Eigenspannungen im Ferrit erzeugen dort (bewegliche) Versetzungen, die letztlich für das günstige Verformbarkeitsverhalten<br />

verantwortlich sind d.h. ein plastisches Fließen bereits bei niedrigen Spannungen<br />

(200 ... 500 MPa) erlauben. Andererseits besitzen die Dualphasenstähle ein starkes Verfestigungsver mögen<br />

d.h. einen hohen Verfestigungsexponenten, insbesondere bei niedrigen Umformgraden (< 5 %), sodass<br />

hohe Zugfestigkeiten erreicht werden (400 ... 1000 MPa), Bild 1. Hierdurch ist auch das extrem niedrige<br />

Streckgrenzenverhältnis (R p0,2/R m) der Dualphasenstähle von etwa 0,5, d. h. eine niedrige Dehngrenze bei<br />

relativ hoher Zugfestigkeit, zu erklären.<br />

6.5.14.6 Stähle mit Restaustenit<br />

TRIP-Stähle (TRIP = Transformation Induced Plasticity)<br />

besitzen ein Gefüge aus Ferrit und Bainit mit<br />

definierten Anteilen an metastabilem Restaustenit<br />

(Bild 2). Wird ein TRIP-Stahl umgeformt, dann wandelt<br />

sich der Austenit in harten Verformungsmartensit<br />

um. TRIP-Stähle weisen eine gleichmäßige<br />

Verformbarkeit auf, da örtliche Verfestigungen<br />

durch Bildung von verformungsinduziertem Martensit<br />

abgebaut werden (TRIP-Effekt) und somit die<br />

bislang noch nicht verformten Bereiche weiter verformt<br />

werden können.<br />

TRIP-Stähle haben sehr gute Festigkeitseigenschafen<br />

(R m bis 800 MPa) bei gleichzeitig hervor ragender<br />

plastischer Verformbarkeit (A bis 35 %; Bild 1, Seite<br />

306).<br />

Bild 1: Spannungs-Dehnungs-Verhalten von Dualphasenstählen<br />

Bild 2: Gefüge eines TRIP-Stahles (TRIP 700)<br />

Die Herstellung der TRIP-Stähle erfolgt durch eine thermomechanische Behandlung indem ein metastabiles<br />

austenitisches Gefüge bei niedrigen Temperaturen, jedoch oberhalb der Martensitstarttemperatur für<br />

Verformungsmartensit (M D), umgeformt und anschließend auf Raumtemperatur abgeschreckt wird.<br />

6.5.14.7 Complexphasen-Stähle<br />

Die Complexphasen-Stähle (CP-Stähle) stellen eine Weiterentwicklung der Dualphasenstähle, insbesondere<br />

im Hinblick auf die Festigkeit (Rm = 800 ... 950 MPa) dar. Das Gefüge der Complex-Phasen-Stähle besteht<br />

im wesentlichen aus sehr feinkörnigem Bainit und Martensit, mit geringen Anteilen an kohlenstoffarmem<br />

Ferrit. Zusätzlich finden sich im Gefüge sehr feine Carbid- und Nitridausscheidungen. Die<br />

Gefügebestandteile lassen sich nur noch elektronenmikroskopisch voneinander unterscheiden.


340<br />

Bild 1: Wärmebehandlung zur Erzeugung von weißem Temperguss<br />

Aufgrund der Wanddickenabhängigkeit des Gefüges<br />

(Bild 1 und Bild 2, Seite 341) sind auch die mechani<br />

schen Eigenschaften von wei ßem Tem -<br />

perguss wanddickenabhängig und werden durch<br />

die chemi sche Zu sam mensetzung sowie die Glühbehandlung<br />

einge stellt.<br />

Die wichtigste Eigenschaft von weißem Tem per -<br />

guss ist seine teilweise gute Schweißbarkeit, die<br />

auf die entkohlte, ferritische Randschicht zu rück -<br />

zuführen ist. Eine besondere Bedeutung hat dabei<br />

die Sorte GJMW-360-12, die so legiert ist, dass sie<br />

tief ent kohlt. Bild 4, Seite 341, zeigt eine hoch be an -<br />

spruchte Schweißverbindung an einem Hin ter achs-<br />

Schräglenker für einen Pkw der oberen Lei stungs -<br />

klasse. Die Lenkeraugen (links) und der Radträger<br />

(rechts) bestehen aus GJMW-360-12, die mit der<br />

Mittel schale aus Stahl verschweißt wur den.<br />

6 Eisenwerkstoffe<br />

Bild 2: Weißer Temperguss (EN-GJMW-400-5).<br />

Temperkohle (schwarz) mit Ferrithöfen (weiß)<br />

in perlitischer Matrix.<br />

Weißer Temperguss (GJMW) enthält einen etwas höheren C-Gehalt im Vergleich zu schwarzem Tem -<br />

perguss (GJMB), da durch die entkohlende Glü hung, zumindest im Bereich der Randschicht, eine Entkohlung<br />

eintritt. Dadurch ist die Gießbar keit von GJMW besser im Vergleich zu GJMB.


6.6 Eisengusswerkstoffe 341<br />

Bild 1: Schnitt durch ein Bauteil aus weißem Temperguss.<br />

Das von der Wanddicke abhängige Gefüge ist gut<br />

erkennbar.<br />

In Bild 3 ist das Eigenschaftsprofil der ver schie -<br />

denen weißen Tempergusssorten vergleichend zu -<br />

sammengestellt.<br />

Weißer Temperguss wird bevorzugt verwendet:<br />

� für kleine, dünnwandige Bauteile (bis etwa<br />

25 mm), wie zum Beispiel Rohrverbinder (Bild 5)<br />

� falls eine gute Schweißbarkeit gefordert wird<br />

(Sor ten EN-GJMW-360-12 und EN-GJMW-400-5),<br />

beispielsweise Teile für Radaufhängun gen (Bild 4),<br />

� für Bauteile, die auch bei tieferen Temperaturen<br />

eingesetzt werden (bis – 60 °C), beispielsweise<br />

tra gende Teile von Kraftfahrzeugen oder Bau teile<br />

für den Gerüst- und Schalungsbau,<br />

� falls eine gute Gießbarkeit gefordert wird,<br />

� falls die Bauteile einer schlagartigen oder schwin -<br />

genden Beanspruchung ausgesetzt sind (z. B.<br />

Pkw-Anhängerkupplung).<br />

Bild 3: Eigenschaftsprofil weißer Tempergusssorten<br />

Die wichtigsten weißen Tempergusssorten nach DIN EN 1562 sind in Tabelle 1, Seite 342, zusammen -<br />

gestellt.<br />

Bild 4: Schweißverbindung von weißem Temperguss<br />

(EN-GJMW-360-12) und Stahl an einem hochbeanspruchten<br />

Hinterachs-Schräglenker eines Pkw<br />

Randzone: Ferrit<br />

Übergangszone: Perlit + Ferrit + Temperkohle<br />

Kernzone: Perlit + Temperkohle<br />

Bild 2: Gießkeilprobe zur Beurteilung der Wanddicken -<br />

abhängigkeit der Gefügeausbildung bei GJMW<br />

Bild 5: Rohrverbinder (Fittings) als typische<br />

Gussstücke aus weißem Temperguss<br />

(EN-GJMW-400-5)


7.3 Titan und Titanlegierungen 375<br />

schwerend, so dass der aus TiCl 4 gewonnene Titan -<br />

schwamm im Vakuum umgeschmolzen werden<br />

muss. Titan besitzt bei Temperaturen oberhalb<br />

882 °C eine kubisch-raumzentrierte Struktur (b-Phase)<br />

und darunter, also auch bei Raumtemperatur, eine<br />

hexagonale (a-Titan). Wegen des hexagonalen<br />

Gitters ist die Kalt- und wegen geringer Korrosionsbeständigkeit<br />

bei hohen Temperaturen ist die<br />

Warmformbarkeit erschwert. Titan löst in beträchtlichem<br />

Maße Sauerstoff bei höheren Temperaturen,<br />

es entstehen Ti-O-Mischkristalle. Daraus folgt,<br />

dass entweder Wärmebehandlungen in einer sauerstofffreien<br />

Atmosphäre durchgeführt werden<br />

müssen oder aber die entstandene sauerstoffhaltige<br />

Schicht spanend entfernt werden muss, da diese<br />

versprödend wirkt.<br />

Bei Raumtemperatur bildet sich auf Titan eine dünne<br />

Oxidschicht, die sehr korrosionsbeständig ist, so<br />

dass auch unlegiertes Titan ein technisch genutzter<br />

Werkstoff ist. In der Norm DIN 17 850, eine europäische<br />

Norm liegt noch nicht vor, werden vier Titansorten,<br />

Ti1 bis Ti4 (Ti > 99 %) mit zunehmendem<br />

Gehalt an Verunreinigungen (Eisen, Sauerstoff,<br />

Kohlenstoff und Wasserstoff) unterschieden. Mit<br />

steigendem Gehalt an Verunreinigungen nimmt die<br />

Festigkeit von mindestens 290 MPa auf höchstens<br />

Bild 1: Werkstoffkosten wichtiger Metalle. Die Preise hängen<br />

in hohem Maße von der Erzeugnisart sowie<br />

der Abnahmemenge ab (Quellen: London Metal<br />

Exchange und andere)<br />

740 MPa zu und die Bruchdehnung von 30 % auf 15 % ab (Tabelle 1). Diese Werkstoffe werden vor allem<br />

im chemischen Apparatebau eingesetzt, da sie sogar gegen Königswasser (HCl + HNO 3) beständig sind.<br />

Außerdem ist Titan ein wichtiges Legierungselement für Stahl (Kapitel 4.4.1.3 und Kapitel 6.5.10.4) und in<br />

geringerem Maße für Nickel und Zink.<br />

Titanlegierungen (Tabelle 1) werden auch im chemischen und verfahrenstechnischen Apparatebau sowie<br />

für medizinische Geräte und Implan tate eingesetzt. Außerdem werden sie in der Luft- und Raumfahrt sowie<br />

in geringem Maße auch im Fahr zeug bau verwendet.<br />

Tabelle 1: Titanlegierungen nach DIN 17 850 und 17 860<br />

Kurzzeichen<br />

Zug -<br />

festigkeit<br />

R m<br />

MPa<br />

0,2-%-Dehn -<br />

grenze<br />

R p 0,2<br />

MPa<br />

Dehnung<br />

A %<br />

Härte Gefüge<br />

HB<br />

Eigenschaften, Verwendung<br />

Ti1<br />

Ti4<br />

290...410<br />

540...740<br />

180<br />

390<br />

24<br />

16<br />

120<br />

200<br />

a<br />

a<br />

Sehr beständig gegen oxidierende und chlorid -<br />

haltige Medien.<br />

Ti1Pd<br />

TiNi0,8Mo0,3<br />

290...410<br />

> 480<br />

180<br />

345<br />

24<br />

16<br />

120<br />

170<br />

a<br />

a<br />

Beispiele: Tanks, Wärmetauscher, Entsalzungs -<br />

anlagen, chemische und medizinische Apparate.<br />

TiAl5Sn2,5 > 830 780 10 300 a<br />

Warmfest, kaltzäh<br />

Beispiel: Hydraulikrohre<br />

TiAl6V4 910 840 10 a + b Wärmebehandelbar.<br />

TiAl6V6Sn2 > 950 920...1000 10 320 a + b Wärmebehandelbar<br />

Beispiel: verfahrenstechnische Apparate.<br />

TiV13Cr11Al3 1350 1200 5 b Hochfeste Bauteile.<br />

Aufgrund der unterschied lichen Kristallstruktur werden drei verschiedene Legierungstypen unterschieden:<br />

Die beiden ein pha sigen a- bzw. b-Legierungen und die zweiphasigen a + b-Legierungen.


380<br />

Bild 1: Sauerstoffhaltiges Kupfer nach hoher Umformung<br />

(Kupferdraht)<br />

7 Nichteisenmetalle<br />

Bild 2: Kupfer mit hohem Sauerstoffgehalt im Guss -<br />

zustand<br />

streckt. Mit zunehmendem Umformgrad wird das Netzwerk weiter aufgespalten, bis schließlich in dünnen<br />

Drähten oder Blechen die Cu 2O-Phasen gleichmäßig in der Kupfermatix verteilt vorliegen (Bild 1).<br />

Bei hohem Sauerstoffgehalt d. h. in übereutektischen Kupfer-Sauerstoff-Legierungen (O > 0,39 %) scheiden<br />

sich zunächst primäre Dendriten aus Cu 2O aus, die in ein Cu-Cu 2O-Eutektikum eingebettet sind (Bild 2).<br />

Tabelle 1: Unlegierte Kupfersorten nach DIN EN 1976 und DIN EN 12163<br />

Unlegierte Kupfersorten Mechanische Eigenschaften 1) Physikalische<br />

Eigenschaften<br />

DIN EN 1976 2) DIN 1708 3)<br />

Kurz -<br />

zeichen<br />

Numerisch Kurzname Werkstoffnr.<br />

R p0,2<br />

MPa<br />

R m<br />

MPa<br />

Sauerstoffhaltiges (zähgepoltes) Kupfer<br />

A<br />

% (min.)<br />

elektrische<br />

Leitfähigkeit<br />

m/(O · mm 2 )<br />

Cu-ETP CR004A E1-Cu58 2.0061 120 ... > 350 200 ... > 360 3 ... 45 ≥ 58 ≥ 393<br />

Wärmeleitfähigkeit<br />

Cu-ETP1 CR003A – – – – – ≥ 58,58 –<br />

Cu-FRHC CR005A E2-Cu58 2.0062 – – – ≥ 58 –<br />

Cu-FRHP CR006A F-Cu 2.0080 – – – – –<br />

Desoxidiertes Kupfer<br />

Cu-DLP CR023A SW-Cu 2.0076 80 ... 330 200 ... > 350 5 ... 35 ≥ 52 ≥ 364<br />

W/(m · K)<br />

Cu-DHP CR024A SF-Cu 2.0090 80 ... 330 200 ... > 350 5 ... 35 41 ... 52 293 ... 364<br />

Cu-DXP CR025A – – – – – – –<br />

Cu-PHC CR020A SE-Cu 4) 2.0070 120 ... > 350 200 ... > 360 3 ... 45 ≥ 58 ≥ 386<br />

Cu-HCP CR021A SE-Cu 5) 2.0070 120 ... > 350 200 ... > 360 3 ... 45 ≥ 57 ≥ 386<br />

Cu-PHCE CR022A – – – – – ≥ 58 –<br />

Sauerstofffreies Kupfer hoher Leitfähigkeit<br />

Cu-OF CR008A OF-Cu 2.0040 – – – ≥ 58 –<br />

Cu-OF1 CR007A – – – – – ≥ 58,58 ≥ 393<br />

Cu-OFE CR009A – – – – – ≥ 58,58 –<br />

1) Kennwerte abhängig vom Werkstoffzustand. Untergrenze der Festigkeit bzw. Obergrenze der Bruchdehnung im weichgeglühten Zustand. Obergrenze<br />

der Festigkeit bzw. Untergrenze der Bruchdehnung im kaltverfestigten Zustand.<br />

2) Bezeichnung siehe Kapitel 8.3.3. 3) Norm zurückgezogen (alte Werkstoffbezeichnungen).<br />

4) Falls die spezifische elektrische Leitfähigkeit mindestens 58 m/O · mm 2 beträgt, der Cu-Gehalt > 99,95 % ist und als Desoxidationsmittel Phosphor<br />

verwendet wurde.<br />

5) Falls der Cu-Gehalt > 99,95 % ist und als Desoxidationsmittel Phosphor verwendet wurde.


476<br />

Sorte und<br />

Strukturformel<br />

Polyethylen 8)<br />

(Polyethen)<br />

ISO-<br />

Kurzzeichen<br />

Dichte<br />

kg/dm 3<br />

Festigkeit 2)<br />

MPa<br />

Dehnung 3)<br />

%<br />

Teilkristalline Thermoplaste<br />

PE-LD 0,92 ... 0,94 s y: 8 ... 15 e y:20<br />

e B: ≈ 600<br />

PE-HD 0,94 ... 0.96 s y: 20 ... 30 e y: 8 ... 10<br />

e B: 400...800<br />

Polypropylen PP 0,90 ... 0,92 sy: 20 ... 35<br />

Strukturformel PP<br />

sB: 40<br />

Polytetrafluor ethylen PTFE 2,15 ... 2,20 sy: 10<br />

Strukturformel PTFE<br />

sB: 20 ... 40<br />

e y: 10 ... 20<br />

e B: 800<br />

Polyamid12) PA6 1,13 sy: 35 ... 9013) ey: 6 ... 2014) eB: 25...5015) Strukturformel PA-x<br />

PA12 1,02 sy: 35 ... 5013) ey: 8 ... 2814) eB: 40 ... 4515) PA66 1,14 sy: 55 ... 9013) ey: 5 ... 2014) eB: 25 ... 5015) Kerbschlagzähigkeit<br />

4)<br />

kJ/m 2<br />

Kugeldruckhärte<br />

MPa<br />

9 Kunststoffe<br />

Tabelle 1: Typische Eigenschaften (Anhaltswerte) und Anwendungen ausgewählter Thermoplaste 1)<br />

Strukturformel PE<br />

PA6, PA11, PA12<br />

Charakt.<br />

Temperaturen<br />

°C 5)<br />

k. Br. ≈ 15 9a) h gK: –110 ... –20<br />

h m: 105 ... 110<br />

6 ... k. Br. ≈ 50 9a) h gK: –110 ... –20<br />

h m: 130 ... 135<br />

4 ... 12 65 ... 85 9a) h gK: –25 ... –5<br />

h m: 160 ... 170<br />

e B: 350...550 13 ... 16 25 ... 30 h gK: –150 ... –110<br />

h m: 327 ... 330<br />

25 ... k. Br. 14) 709b) hgK: 40 ... 7516) hm: 215 ... 225<br />

10 ... k. Br. 14) 709b) hgK: ≈ 4016) hm: 175 ...185<br />

3 ... 2014) 909b) hgK: 35 ... 9016) hm: 250 ... 265<br />

Polyethylenterephthalat PET 1,38 sy: 50 ... 75 ey: 3 ... 4 3 1509a) hgK: 60 ... 90<br />

Strukturformel PET<br />

hm: 255 ... 265<br />

1) Zahlenwerte sind abhängig von Art und Menge des Füll- und ggf. Verstärkungsstoffes k.Br. = kein Bruch<br />

2) sy: Streckspannung; sM: Zugfestigkeit; sB: Bruchspannung (Kapitel 13.7.1)<br />

3) ey: Streckdehnung; eM: Dehnung bei Zugfestigkeit; eB: Bruchdehnung (Kapitel 13.7.1)<br />

4) nach DIN 53453 (zurückgezogen) bei 20 °C; k. Br. = kein Bruch<br />

5)<br />

hgK: Glasübergangstemperatur des teilkristallinen Thermoplasten; hm: Schmelztemperatur bzw. -bereich<br />

6) Linearer Wärmeausdehnungskoeffizient zwischen 20 °C und 80 °C<br />

7) Chemikalienbeständigkeit siehe Tabelle 1, Seite 485<br />

8) weitere Sorten: PE-LLD, PE-X, PE-HD-UHMW<br />

9a) 9b) 30s-Wert 60s-Wert


9.7 Kennwerte, Eigenschaften und Anwendungen ausgewählter Kunststoffe 477<br />

Ge brauchs -<br />

tempera tur<br />

°C (max)<br />

Längendehnung<br />

6)<br />

10 –6 1/K<br />

Wärmeleitfähigkeit<br />

W/(m · K)<br />

60 ... 75 10)<br />

80 ... 90 11) 170 ≈ 0,35<br />

70 ... 80 10)<br />

90 ... 120 11) 200 ≈ 0,43<br />

100 10)<br />

140 11) 100 ... 200 ≈ 0,22<br />

250 10)<br />

300 11) 100 ≈ 0,25<br />

80 ... 10010) 11) 80 0,29<br />

140 ... 180<br />

70 ... 80 10)<br />

140 ... 150 1) 150 0,23<br />

80 ... 12010) 11) 80 0,23<br />

170 ... 200<br />

100 10)<br />

200 11)<br />

70 0,29<br />

Typische Eigenschaften 7)<br />

Teilkristalline Thermoplaste<br />

niedrige Dichte<br />

hohe Zähigkeit<br />

gute Beständigkeit gegenüber verdünnten<br />

Säuren, Laugen, Salzlösungen und<br />

Benzin (nur PE-HD)<br />

gute Chemikalienbeständigkeit<br />

sehr gutes elektr. Isolationsvermögen<br />

sehr geringe Wasseraufnahme<br />

gute Ver- und Bearbeitbarkeit<br />

relativ preiswert<br />

höhere Festigkeit und Härte als PE<br />

höhere Wärmeformbeständigk. als PE<br />

niedrigste Dichte aller Kunststoffe<br />

gute Beständigkeit gegenüber schwachen<br />

anorganischen Säuren und Laugen,<br />

Alkohol und einigen Ölen<br />

gutes elektrisches Isolationsvermögen<br />

beständig gegenüber nahezu allen Chemikalien<br />

unlöslich in allen bekannten Lösungsmitteln<br />

(< 300°C)<br />

geringe Adhäsionsneigung und niedriger<br />

Reibungsbeiwert<br />

hohe Wärmeformbeständigkeit<br />

kaltzäh (bis – 270°C einsetzbar)<br />

gute Witterungsbeständigkeit<br />

sehr gutes elektr. Isolationsvermögen<br />

hohe Festigkeit und Härte<br />

hoher E-Modul<br />

hohe Beständigkeit gegenüber Lösemitteln,<br />

Kraftstoffen und Schmiermitteln<br />

hohe Verschleißbeständigkeit, gute<br />

Gleit- und Notlaufeigenschaften<br />

gute Wärmeformbeständigkeit<br />

gutes elektrisches Isolationsvermögen<br />

gesundheitlich unbedenklich<br />

hohe Festigkeit<br />

hoher E-Modul<br />

harte, polierfähige Oberfläche<br />

günstiges Gleit- und Verschleißverhalten<br />

gutes elektrisches Isolationsvermögen<br />

hohe Chemikalienbeständigkeit<br />

hohe Transparenz 17)<br />

hohe Zähigkeit 17)<br />

10) dauernd, an Luft, 20 °C<br />

11) kurzzeitig, an Luft, 20 °C<br />

12) weitere Sorten: PA64; PA69; PA610; PA612; PA11<br />

13) luftfeucht ... trocken<br />

14) trocken ... luftfeucht<br />

15) trocken<br />

16) abhängig vom Feuchtegehalt<br />

17) durch Einbau comonomerer Bausteine (Senkung des Kristallinitätsgrades)<br />

18) Folien<br />

Handels -<br />

namen<br />

(Beispiele)<br />

Baylon ®<br />

Hostalen ®<br />

Lupolen ®<br />

Vestolen A ®<br />

HostalenPP ®<br />

Vestolen P ®<br />

Luparen ®<br />

Novolen ®<br />

Teflon ®<br />

Hostaflon TF ®<br />

Ultramid B ®<br />

Durethan B ®<br />

Grilamid ®<br />

Vestamid ®<br />

Nylon ®<br />

Perlon ®<br />

Ultramid A ®<br />

Rynite ®<br />

Hos ta-<br />

® 18) phan<br />

Hostadur E ®<br />

Strukturformel PA-xy<br />

PA46, PA66, PA610, PA612<br />

Anwendungsbeispiele<br />

Folien<br />

Sektkorken<br />

Kabelisolation<br />

Eimer und Fässer<br />

Kraftstofftanks<br />

Surfbretter<br />

Abwasserrohre<br />

Trinkwasserdruckrohre<br />

Heißwasserbehälter<br />

Infusionsbehälter<br />

Abwasserrohre<br />

Einweggeschirr<br />

Faservliese<br />

künstlicher Rasen<br />

Folien und Säcke<br />

Leitungen für Fußbodenheizungen<br />

Batteriegehäuse<br />

Kolbenringe<br />

Kabelummantelungen<br />

Auskleidungen<br />

plattenförmige Gleitlager<br />

Faltenbälge<br />

Dichtungen<br />

Wälzlagerkäfige<br />

wasserabweisende Beschich<br />

tungen<br />

Zahnräder<br />

Wälzlagerkäfige<br />

Gleitlager und Lagerbuchsen<br />

Schrauben<br />

Beschichtungen<br />

Motorradhelme<br />

Radblenden<br />

Angelschnüre, Seile,<br />

Fasern<br />

Laufrollen<br />

Gleitlager<br />

Zahnräder<br />

Steuer- und Kurvenscheiben<br />

Bügeleisengriffe<br />

glasklare Getränke flaschen<br />

Gehäuse für Küchengeräte


512<br />

10 Keramische Werkstoffe<br />

rohren für elektrische Durchlauf erhitzer ein ge setzt (Bild 2, Seite 511). In der Fahr zeug technik verwendet<br />

man Cordierit als Katalysatorträger für PKW. Cor dieritkeramik stellt auch die Grundlage für flammfestes<br />

und tem pera turwechselbeständiges Geschirr dar. Wichtige mechanische und physikalische Eigenschaften<br />

ausgewählter Silicatkeramiken zeigt Tabelle 1, Seite 511. Die herausragenden Eigenschaften sind fett<br />

gedruckt.<br />

10.6 Oxidkeramische Werkstoffe<br />

Oxidkeramische Werkstoffe sind im Gegensatz zu den Silicatkerami ken (z. B. Porzellan oder Steatit) na hezu<br />

oder gar völlig frei von SiO2 und bestehen im Wesentlichen nur aus einem Metalloxid. Außerdem dominiert<br />

bei den Oxidkeramiken die kristalline Phase. So beträgt beim Aluminiumoxid (Al2O3) der kri stalline<br />

Anteil zwischen 80 % und 99 %. Oxidkeramische Werk stoffe werden ausschließlich aus synthe ti schen Rohstoffen<br />

hergestellt.<br />

Die oxidkeramischen Werkstoffe zeigen allgemein die folgenden vorteilhaften Eigenschaften:<br />

� Hohe Festigkeit<br />

� Hohe Temperaturbeständigkeit<br />

� Hohe Härte und Verschleißbeständigkeit<br />

� Chemische Resistenz<br />

� Gute elektrische Isolationsfähigkeit<br />

10.6.1 Aluminiumoxid (Al 2O 3)<br />

Aluminiumoxid ist aufgrund seiner universellen Ei -<br />

gen schaften und seines guten Preis-Leistungsver -<br />

hältnis ses der technisch wichtigste oxidkeramische<br />

Werk stoff. Bei den Aluminiumoxiden unterscheidet<br />

man nach DIN EN 60 672-1 vier genormte Werkstoffgruppen:<br />

C 780: 80 ... 86 % Al2O3 Festigkeit steigt,<br />

C 786: 86 ... 95 % Al2O3 Wärmeleitfähigkeit<br />

C 795: 95 ... 99 % Al2O3 steigt<br />

C 799: > 99 % Al2O3 Der Rest sind Verunreinigungen wie SiO2, Fe2O3 und Na2O. Weitere, nicht genormte Al2O3-Werkstof fe sind verfügbar.<br />

Zur Herstellung von Bauteilen aus Aluminiumoxid<br />

wird das entsprechende Al2O3-Pulver mit geeigneten Plastifi zie rungs -<br />

mitteln wie Ton bzw. Kaolin bei nied rigem und Mg-Verbindungen bei<br />

hohem Al2O3-Ge halt sowie mit Sinterhilfsmitteln (zur Verringerung<br />

der Porosität) versetzt. Nach der Formgebung er folgt dann bei 1500<br />

°C bis 1700 °C die Sinterung.<br />

Aluminiumoxid-Keramiken haben üblicherweise ein einphasiges Gefüge<br />

mit Korngrößen von 10 µm ... 30 µm (Bild 1). Durch Verringe -<br />

rung der Korn größe auf 1 µm ... 3 µm kann eine deutliche Fe stig -<br />

keitsstei gerung (z. B. Biege festigkeit sbB von un ter 300 MPa auf bis zu<br />

800 MPa) erreicht werden.<br />

Dicht gesintertes Aluminiumoxid hat eine Reihe vorteilhafter Eigenschaften<br />

(Ta belle 1, Seite 513):<br />

� Hohe Festigkeit und Härte, die über einen großen Temperatur -<br />

bereich annähernd konstant bleibt (Bild 2, Seite 502)<br />

� Gute Temperaturbeständigkeit (z. T. bis 1950 °C). Damit 3- bis 10fach<br />

höher im Vergleich zu den Fe- und Ni-Basiswerkstof fen<br />

Bild 1: Gefüge von Aluminiumoxid<br />

Bild 2: Kugelkopf und Pfannen insert<br />

aus Al 2O 3 einer Hüftgelenk -<br />

prothese


542<br />

11.2.1 Lösungstension<br />

Taucht man ein Metall (z. B. Eisen) in eine wäss rige<br />

Lösung (Elekt roly t), dann haben die Metall-Ionen<br />

(Me) das Be stre ben, das Me tall gitter zu verlassen<br />

und in Lösung zu ge hen. Dieser Me tallauflösungs -<br />

prozess ist die anodi sche Teilre aktion der elektro -<br />

chemischen Korrosion und wird als Lösungsten -<br />

sion bezeichnet (Bild 1).<br />

Die Ionen verschiedener Me talle haben eine unter -<br />

schiedli che Tendenz in Lösung zu ge hen d. h. eine<br />

unterschiedliche Lösungstension.<br />

Durch das in-Lösung-gehen po si tiver Metall-Io nen<br />

bleibt eine äquivalente An zahl Elektronen im Me tall -<br />

gitter zurück. Das Me tall lädt sich zuneh mend nega -<br />

tiv auf. Aufgrund elektrostati scher An zie hungs kräfte<br />

zwischen Metallgitter und po sitiv geladenen Metall-<br />

Io nen können jedoch zu nehmend weniger Ionen das<br />

Gitter verlassen. Gleichzeitig scheiden sich auf der<br />

Metalloberflä che in zunehmen dem Maße Metall-Io -<br />

nen aus der Lösung wieder ab so dass sich letztlich<br />

zwi schen diesen beiden Vor gängen ein dy nami -<br />

sches Gleichgewicht einstellt (Bild 1):<br />

Me Me z+ + z · e –<br />

Beispiel: Fe Fe 2+ + 2 · e –<br />

Der anodische Teilstrom der Metallauflösung d. h.<br />

der Oxidationsreaktion (I A) entspricht dem katodi -<br />

schen Teilstrom (I K) aus der Reduktionsreaktion.<br />

Durch die im Mittel im Kristallgitter verbleibenden<br />

Elektro nen lädt sich das Metall negativ auf. Dieses<br />

Gleichge wichtspotenzial lässt sich messen. Hierzu<br />

verbin det man die Probe (Arbeitselekt rode) über ein<br />

Volt meter mit ei nem Prüf normal. Das Gleich ge -<br />

wichts poten zial lässt sich dann als Potenzial diffe -<br />

renz (Spannung) zu diesem Prüf normal er mitteln.<br />

Um die Messungen zu standardisieren, verwendet<br />

man als Prüfnormal in der Regel eine Normalwas -<br />

ser stoff elekt rode (mit Wasserstoff gas um spültes<br />

Platin blech (Bild 2). Der dort ablaufenden Reaktion:<br />

2 H2O + H2 H3O + + 2 e –<br />

hat man aus praktischen Gründen willkürlich das Normal-<br />

oder Standard po tenzial E° = 0 V zugeordnet.<br />

11.2.2 Elektrochemische<br />

Spannungsreihe<br />

11 Korrosion und Korrosionsschutz metallischer Werkstoffe<br />

Bild 1: Anodische Teilreaktion (Metallauflösung) der elektrochemischen<br />

Korrosion<br />

Bild 2: Prinzip der Messung von Gleichgewichtspotenzialen<br />

mit Hilfe einer Normalwasserstoffelektrode<br />

Führt man die beschriebene Messung des Nor malpoten zials mit vielen Metallen durch und ordnet die ge -<br />

gen Nor malwasserstoffelektrode ermittelten Potenzialdifferenzen der Größe nach, dann erhält man die<br />

elektroche mische Spannungs reihe der Metalle (Tabelle 1, Seite 543). Sie hat eine große Be deutung für das<br />

Ver ständnis und die Vorher sage von Korrosi onsprozessen. Je höher das Normal potential ei nes Me talls,<br />

desto edler ist es, desto weniger unterliegt es der Korrosion.<br />

Alle Metalle mit negativem Normalpotenzial werden als unedel, diejenigen mit positivem Normalpotenzial<br />

werden als edel bezeichnet.

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