Werkstofftechnik Maschinenbau
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6.4 Wärmebehandlung der Stähle 243<br />
Kontinuierliche ZTA-Diagramme untereutektoider Stähle<br />
Die kontinuierlichen ZTA-Diagramme geben Aufschluss über den Ablauf des Austenitisierens bei schneller<br />
Er wärmung und unmittelbar anschließender Abkühlung (z. B. Erwärmung mittels Brenngas-Sauerstoff-<br />
Flamme, induktives Erwärmen, Erwärmung mittels Laser- oder Elektronenstrahl, Schweißen usw.) und<br />
stellen damit die Grundlage für die Ermittlung der optimalen Austenitisierungstemperatur, Abschreckhärte<br />
und Austenitkorngröße unter diesen Bedingungen dar. Man unterscheidet aufgrund der unterschiedlichen<br />
Tem peraturbereiche für das Austenitisieren ZTA-Diagramme für unter- und übereutektoide Stähle. Analog<br />
den kontinuierlichen ZTU-Diagrammen werden die konti nuier lichen ZTA-Dia gramme stets längs den<br />
(steil verlaufen den) Linien kon stanter Erwärmungs ge schwindigkeit gele sen.<br />
Die Austenitbildung der untereu tektoi den Stähle (Bild 1) beginnt nach Überschreiten der Ac 1b-Um wand -<br />
lungstemperatur. Nach ei ner Inkubationszeit entstehen Austenit keime an der Grenzfläche zwischen Ferrit<br />
und Carbid (Bild 1, Teilbild 1) . Der Austenit keim enthält dabei mehr Kohlenstoff als das ursprüng liche Ferritgitter,<br />
da im a-Ei sen be kanntlich<br />
weniger als 0,00001 % Kohlen stoff<br />
löslich ist. Das Wachsen der Austenit<br />
keime in die umge bende ferriti<br />
sche Matrix, die weitere a-g-Um -<br />
wandlung also, erfordert, dass die<br />
notwendige Koh lenstoff menge<br />
durch Diffusion an die Wachstumsfront<br />
des Aus tenit keims ge -<br />
bracht wird (Bild 1, Teilbild 2). Die<br />
Austenitbildung beginnt da her zu -<br />
nächst dort, wo Ferrit und Carbide<br />
dicht beieinander liegen, die Dif -<br />
fusi ons wege also kurz sind. Bei einer<br />
Erwärmung findet deshalb zu -<br />
erst die Umwandlung des Perlits<br />
statt. Da die Austenit keimbildung<br />
an vielen Stellen gleich zeitig beginnt,<br />
entsteht ein fein körni ges,<br />
austeniti sches Gefüge.<br />
Mit Erreichen von Ac 1e ist (definiti -<br />
onsgemäß) die Carbidauflösung<br />
abgeschlossen bzw. sind Carbide<br />
metallo graphisch nicht mehr<br />
nach weisbar und das Gefüge besteht<br />
nur noch aus Ferrit und Austenit.<br />
Da die Carbi dauflösung etwa<br />
die 100fache Zeit verglichen mit<br />
der Ferritum wandlung benötigt<br />
und zu dem viele legierte Stähle<br />
Carbid bildende Legierungselemente<br />
wie Mn, Cr usw. (z. B. 34Cr-<br />
Mo4, 15CrNi6) enthalten, weisen<br />
die Gefüge einer Reihe von<br />
Stählen auch oberhalb von Ac 1e<br />
noch Car bide im Gefüge auf. Erst<br />
oberhalb von Ac 3 sind die Carbide<br />
dann me tallographisch nicht mehr<br />
nach weisbar. In der Literatur sind<br />
dann zwei ver schiedene Dar stel -<br />
lungsar ten üblich. Entweder wird<br />
die Linie Ac 1e nicht mehr einge-<br />
Bild 1: Kontinuierliches ZTA-Diagramm mit Veränderungen im Gefüge<br />
während der Erwärmung (Stahl 34CrMo4)