Werkstofftechnik Maschinenbau
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2.4 Gitteraufbau der Metalle 29<br />
ne mit vier dargestellten Atomen), wobei die Mittelpunkte der vier Kreise die Eckpunkte eines Quadrates<br />
bilden. In der sechseckigen Atomanordnung entsprechen drei Kreise den Ecken eines gleichseitigen Dreieckes<br />
(Bild 1b, Seite 28). Ordnet man zwei „Quadrate“ senkrecht über einander an, erhält man einen Würfel<br />
(Bild 2, Seite 28). Ersetzt man die Kugeln durch<br />
Atome, erhält man einen kubischen Kristallaufbau.<br />
Das hier gezeigte Kristallgitter wird als kubischprimitiv<br />
bezeichnet, da es im kubischen System<br />
noch andere Kristallgitter gibt (siehe unten). In Bild<br />
2, Seite 28, bedeuten a = Gitterkonstante (Kantenlänge<br />
des Wür fels) und R = Atom radius (Kugelradius).<br />
Ku bisch-primitive Kris talle haben keine praktische<br />
Bedeutung für metallische Werkstoffe, deren<br />
Modelle sind aber für das weitere Verständnis oft<br />
recht nützlich.<br />
Auch aus dem Modell der sechseckigen Atom -<br />
ordnung in Bild 3, Seite 28, kann ein weiteres<br />
Kristallsystem entwickelt werden. Werden zwei<br />
Sechsecke über einander gelegt, so entsteht ein<br />
sechsseitiges oder hexagonales Prisma. Im rechten<br />
Teil des Bildes sind wieder nur die Kugelmittelpunkte<br />
des Prismas, die hexagonale Elementarzel- Bild 1: Modell eines kubisch-primitiven Gitters<br />
le, gezeichnet.<br />
Außer dem kubischen und dem hexagonalen<br />
System gibt es noch fünf weitere Kristallsysteme<br />
(Anhang Tabelle A4: Elementarzellen der 14 Bravais-Gitter),<br />
die allerdings wegen der geringen Bedeutung<br />
für Metalle hier nicht besprochen werden.<br />
Die oben beschriebenen kubisch- primitiven und hexagonalen<br />
Kristallsysteme treten bei Metallen sehr<br />
selten auf. Begründen kann man dies u.a. mit der<br />
schlechten Raumerfüllung (Pa ckungs dichte) dieser<br />
Kris tallgitter. So beträgt der von Materie erfüllte<br />
Raum im kubisch-primitiven Gitter nur 52 % (Kapitel<br />
2.4.3.4). Es entsteht vor allem in der Mitte dieser<br />
Raumzelle eine Gitterlücke. Auch im hexagonalen<br />
Prisma (Bild 3, Seite 28) ist wegen der vielen Hohl-<br />
räume im Inneren der Elementarzelle die Raumerfüllung ungünstig. Eine schlechte Raum ausnutzung ist<br />
energetisch ungünstig, und es ist ein Naturgesetz, dass Elementarzellen möglichst einen Zustand niedriger<br />
Energie, also eine höhere Packungsdichte, zu erreichen versuchen.<br />
2.4.3 Kristallgitter von Metallen<br />
Bild 2: Entstehung einer stabileren kubischen Atom -<br />
anordnung<br />
Der Aufbau eines energetisch günstigeren Kristallgitters lässt sich mit Hilfe eines Baukastens gut<br />
demonstrieren. Es werden zweimal vier gleich große Kugeln zu je einem Quadrat zusammengesteckt und<br />
senkrecht übereinander gestapelt, so dass sich ein kubisch-primitives Gittermodell ergibt (Bild 1).<br />
2.4.3.1 Kubisch-flächen zentriertes Gitter (kfz)<br />
Die Anordnung der beiden (Kugel-)Quadrate senkrecht übereinander ist instabil, da schon durch eine geringe<br />
seitliche Kraft das obere Quadrat ver schoben wird. Die vier Kugeln nehmen dann eine neue, stabilere<br />
Lage ein, die durch eine Erweiterung der unteren Kugelebene von vier auf neun Kugeln besser zu<br />
demonstrieren ist (Bild 2). In der neuen Lage befinden sich die Kugeln der oberen Ebene jeweils senkrecht<br />
über den großen Lücken der unteren Ebene, die zwischen vier Kugeln (Schnittpunkt der Diagonalen)<br />
bestehen. Dabei verringert sich die Höhe (Abstand der beiden Ebenen), was auf eine bessere<br />
Raumausnutzung hinweist.