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Werkstofftechnik Maschinenbau

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6.4 Wärmebehandlung der Stähle 249<br />

las sempfindlichen Stahl sorten die 500 °C-Ver sprödung, die auch als An lass ver sprödung be zeichnet wird,<br />

auf. Gefährdet sind insbesondere Cr-, Mn-, CrMn- und Cr-Ni-Stäh le ohne einen be stimm ten Zusatz an Mo -<br />

lybdän, sofern sie im Gebiet der 500 °C-Versprödung angelassen werden oder bei Abküh lung dieses Gebiet<br />

langsam durchlaufen.<br />

Auch die 500 °C-Versprödung macht sich in ei ner deutlichen Verrin ge rung der Zähigkeit so wie in einer Ver -<br />

schiebung der Über gangstempe ratur der Kerbschlagarbeit zu hö heren Temperatu ren be merk bar. Die übri -<br />

gen Kenn werte wie Zugfestigkeit, Dehn grenze oder Bruch deh nung zei gen hingegen keine Unste tigkeiten.<br />

Als maßgebliche Ursache für die 500°C- oder An lassversprödung wird angenommen, dass Phosphor,<br />

Schwefel oder Spurenele mente wie Antimon, Arsen und Zinn zu den Korn grenzen diffundieren, sich dort<br />

an rei chern und zu einer Herabsetzung der Ko häsi onskräfte führen. So können bereits Phos phor gehalte<br />

von 0,008 % die Neigung zur Anlass ver sprödung deutlich erhöhen.<br />

Die Anlassversprödung kann durch die folgenden Maßnahmen gemildert bzw. vermieden werden:<br />

� Erhöhung des metallurgischen Reinheitsgrades, d.h. geringere Konzentration der schädlichen Ele mente.<br />

� Le gieren mit Molybdän. Molybdän bindet den Phos phor und behindert die Dif fusion der schädlichen<br />

Ele mente zu den Korngrenzen. Bei Gehalten zwischen 0,2% bis 0,6% (und teilweise auch höher) kann<br />

die Anlassver sprödung vollständig unterdrückt werden. Vergütungsstähle, die auf höhere Tempera -<br />

turen an ge lassen werden, enthalten daher häufig Molybdängehalte zwischen 0,4% bis über 1% (z.B.<br />

42CrMo4).<br />

� Abschrecken nach dem Anlassen in Öl oder Wasser, so dass für die Diffusion des Phosphors und ande -<br />

rer versprödend wirkender Elemente im kritischen Temperaturbereich keine Zeit zur Verfügung steht.<br />

Bei großen Vergü tungsquerschnitten reicht allerdings die Abkühlgeschwindigkeit im Kern nicht mehr<br />

aus, um die Anlass versprödung<br />

zu unterdrücken. Außerdem besteht<br />

die Gefahr der Entstehung<br />

von Eigenspan nungen. In diesen<br />

Fällen ist auf molybdänle -<br />

gierte Stähle wie z.B. 42CrMo4<br />

zu rückzugreifen.<br />

� Kornverfeinerung (z.B. Legierungen<br />

mit Alumi nium) wirkt<br />

der Anlassversprödung entgegen,<br />

da mit zu nehmender Feinkörnigkeit<br />

die Kornober fläche<br />

er höht und damit die Anreicherung<br />

vermindert wird.<br />

Da die Anlassversprödung reversibel<br />

ist, kann sie durch eine Glü hung<br />

bei Tem pera turen über 650°C und<br />

eine anschließende schnelle Ab -<br />

kühlung im kriti schen Tempe ra -<br />

turbe reich wieder beseitigt wer den.<br />

6.4.5.4 Vergüten<br />

Vergüten ist ein kombiniertes Wär -<br />

me behand lungs verfahren aus Här -<br />

ten mit nachfol gen dem Anlassen<br />

auf hö here Tem peraturen (4. An -<br />

lass stufe zwi schen etwa 450°C bis<br />

650°C). Die An lass dauer beträgt in<br />

der Regel 1 h bis 3 h. Bild 1 zeigt<br />

den Tempe ratur-Zeit-Verlauf wäh -<br />

rend des Ver gütens. Bild 1: Temperatur-Zeit-Verlauf beim Vergüten sowie typische Gefügebilder

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