Werkstofftechnik Maschinenbau
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304<br />
lassen sich durch Streck- und Tiefziehen gut verformen<br />
und erfahren durch das automobiltypische<br />
Lackeinbrennen nach der plastischen Verformung<br />
eine Erhöhung der Streckgrenze (Bild 2, Seite 303).<br />
Bei dieser als „Bake-Hardening“ bezeichneten speziellen<br />
Form der Festigkeitssteigerung diffundieren<br />
Kohlenstoffatome zu den Versetzungen und blo -<br />
ckieren diese (Alterungsverfestigung).<br />
Der Bake-Hardening-Effekt wird nicht nur bei den<br />
namensgleichen Stählen genutzt, sondern verleiht<br />
auch den mehrphasigen Stählen (s. u.) eine zusätzliche<br />
Festigkeitssteigerung.<br />
6.5.14.4 IF-Stähle<br />
IF-Stähle (IF = Interstitial Free) besitzen ein rein ferritisches<br />
Gefüge ohne interstitiell (auf Zwischengitterplätzen)<br />
gelöste Kohlenstoff- oder Stickstoffatome.<br />
Das Gefüge dieser Stähle besteht daher praktisch<br />
ausschließlich aus Ferrit (Bild 1). Die Abbindung von<br />
Kohlenstoff und Stickstoff erfolgt in der Regel durch<br />
Titan oder Niob. Aufgrund ihres Gefügeaufbaus besitzen<br />
die IF-Stähle eine niedrige Streckgrenze und<br />
daher eine extrem gute Umformbarkeit bei dennoch<br />
hoher Zugfestigkeit (starke Kaltverfestigung), Bild 1,<br />
Seite 305.<br />
Bild 1: Ferritisches Gefüge eines IF-Stahls<br />
6 Eisenwerkstoffe<br />
6.5.14.5 Dualphasen-Stähle (DP-Stähle)<br />
Dualphasenstähle (DP-Stähle) sind untereutektoide<br />
Stähle mit einem Kohlenstoffgehalt von 0,02 % ...<br />
Bild 2: Gefüge eines Dualphasenstahles (DP600)<br />
0,1 %. Das Gefüge der Dualphasenstähle besteht<br />
aus einer ferritischen Grundmasse in die kleine Martensitinseln meist an den Tripelpunkten des Ferrits (10<br />
Vol.-% ... 30 Vol.-%) gleichmäßig eingelagert sind (Bild 2). Die Martensitinseln haben zueinander keine Verbindung<br />
(keine netzartige Anordnung), da sonst die Verformbarkeit des Stahles herabgesetzt wäre. Neben<br />
Ferrit und Martensit können Dualphasenstähle außerdem noch geringe Mengen an Bainit und ggf. Restaustenit<br />
aufweisen.<br />
Die Gefügeeinstellung der Dualphasenstähle erfolgt durch eine Glühung (Glühtemperatur hDP) im Zweiphasengebiet<br />
Austenit und Ferrit (zwischen A1 und A3) mit anschließendem Abschrecken. Dabei wandelt<br />
sich der Austenit in Martensit und ggf. Bainit um, während der Ferrit unbeeinflusst bleibt (Bild 3).<br />
Die mechanischen Eigenschaften<br />
der Dualphasenstähle können einerseits<br />
über die Glühtemperatur<br />
(hDP) und damit die Menge an Aus -<br />
tenit vor dem Abschrecken (Hebelgesetz)<br />
sowie über die Legierungs -<br />
zusammensetzung ein gestellt<br />
werden. Je höher die Glühtemperatur<br />
(zwischen A1 und A3), umso<br />
höher der Anteil Austenit vor und<br />
damit auch der Martensitanteil<br />
nach dem Abschrecken. Die Zugfestigkeiten<br />
der Dualphasenstähle<br />
lassen sich somit zwischen etwa<br />
400 MPa und 1000 MPa variieren. Bild 3: Einstellung des Dualphasengefüges