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Den capocomico reizt am vom padre unterbreiteten Vorschlag in erster Linie die Aussicht<br />
auf ein neuartiges und damit Erfolg versprechendes Stück. Die Schauspieler hingegen wollen<br />
sich nicht von ihrer autorisierten Textvorlage lösen und wittern ein improvisierendes<br />
Spiel im Sinne des italienischen Stegreiftheaters, das ohne ausformulierte Dialoge auskommt<br />
und ganz andere schauspielerische Techniken erfordert.<br />
Aufgabe 7.9 Weshalb kann der Schauspieldirektor die von den personaggi gegebene Szene<br />
in dieser Form nicht für seine Inszenierung übernehmen? Welche Dramenauffassung ist<br />
hinter dieser Position erkennbar? Um welche Form der Rede handelt es sich bei seiner längeren<br />
Antwort auf die Vorwürfe der Schwiegertochter?<br />
Die von der Stieftochter mit Nachdruck vorgebrachte ‘Wahrheit’ der Verführungsszene<br />
zwischen dem padre und ihr ist in den Augen des capocomico zu anstößig, als dass er sie<br />
dem Publikum auf der Bühne präsentieren könnte. In einer Tirade pocht er im Weiteren<br />
darauf, dass die Stieftochter sich nicht zu Lasten der anderen einseitig profilieren dürfe<br />
und sich in den Rahmen des – aus moralischer Sicht – Darstellbaren einzupassen habe.<br />
Gegenüber ihrer impulsiven Selbstdarstellung vertritt der capocomico also ein Theater der<br />
professionellen Oberflächlichkeit, das auf die Erwartungen des Publikums ausgerichtet ist,<br />
um dessen Geschmack zu treffen und so zum Erfolgsstück zu werden.<br />
Aufgabe 7.10 [Zusatzmaterialien] Welcher Gegensatz kennzeichnet die beiden Schauspielerinnen?<br />
Weshalb wird die Nebenhandlung um Ortensia und Dejanira von Goldoni<br />
überhaupt in die Komödie eingeführt bzw. welches grundlegende Motiv des Stückes wird<br />
dadurch betont? Inwiefern betrifft dies gerade auch die Figur Mirandolina?<br />
Während Ortensia mit vollem Ernst in die Rolle einer Adligen schlüpft und diese vor<br />
Mirandolina zu spielen versteht, fällt ihre Freundin Dejanira immer wieder aus dieser<br />
Rolle heraus und verrät sich durch unbeherrschtes Lachen aus Belustigung über die<br />
Unwahrscheinlichkeit der eigenen Verstellung. Beide Schauspielerinnen illustrieren somit<br />
das Motiv der Verstellung, das in besonderer Weise für Mirandolina bedeutsam ist: Bei ihr<br />
wird die Liebe zum Cavaliere zum Gegenstand der listigen Täuschung, ihr selbstbewusstes<br />
Auftreten steht in Analogie zum Beruf der Schauspielerin.<br />
Aufgabe 7.11 [Zusatzmaterialien] Beschreiben Sie die sich wandelnde Rollenverteilung<br />
zwischen aktivem und passivem Redepart im Dialog. Untersuchen Sie die Funktion der<br />
Regieanweisungen im Hinblick auf die Handlung. Worauf basiert die Komik in der<br />
vorliegenden Szene?<br />
Zu Beginn des Dialogs hat der Cavaliere die Initiative ergriffen und bedrängt Mirandolina<br />
mit seinen Fragen, während diese nur abweisend und knapp antwortet. Danach geht sie<br />
zum Angriff über und schockiert den Cavaliere mit ihrer zurückweisenden Haltung,<br />
woraufhin er in die Defensive gerät. Schließlich unternimmt er einen erneuten Anlauf und<br />
versucht, Mirandolina doch noch zur Annahme des Geschenks zu bewegen.<br />
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