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Literatur lässt sich seiner Beschreibung entnehmen? Welche Auffassung von Sprache<br />
vertritt Speroni in seiner Beurteilung des zeitgenössischen Toskanischen?<br />
Speroni differenziert je nach ‘Einsatzgebiet’: Während der Gelehrte sich in der damaligen<br />
Gelehrten-Sprache Latein vortrefflich ausdrückt, soll auch der Edelmann zu Hofe sich<br />
seiner ihm gemäßen Sprache bedienen, nämlich des volgare, anstatt im Latein zu<br />
dilettieren. Die Volkssprache stehe dem Latein jedoch in den Ausdrucksmöglichkeiten so<br />
gut wie nicht nach, weshalb sie sich entgegen allen möglichen Vorurteilen zur Hoch- und<br />
Literatursprache eignet. Abgesichert wird diese Aufwertung des volgare durch den Verweis<br />
auf die Werke der mustergültigen Autoren Petrarca und Boccaccio, die in beiden Sprachen<br />
(man müsste hier hinzufügen: der anvisierten Stilart entsprechend...) vorliegen. In Speronis<br />
Darstellung ist die künstlerische Vollendung eines Werkes keine Frage der gewählten<br />
Sprache, sondern des gekonnten Einsatzes der literarischen Mittel, weshalb eine<br />
Gleichrangigkeit des Toskanischen mit dem Latein postuliert wird. Genau genommen<br />
verteidigt er jedoch ein ‘gereinigtes’, an den vorbildlichen Autoren der ‘tre corone<br />
fiorentine’ geschultes Toskanisch, nicht die von zahlreichen Unvollkommenheiten<br />
gezeichnete alltägliche Umgangssprache.<br />
Aufgabe 2.13 [Zusatzmaterialien] Welche ‘Fehler’ sind im Verlauf der Überlieferungsgeschichte<br />
eines Textes denkbar?<br />
Neben Verschreibungen sind v.a. Auslassungen, Hinzufügungen, Umstellungen von<br />
Passagen oder das Verständnis erschwerende Abkürzungen als ‘Fehler’ bzw. Varianten<br />
denkbar.<br />
Aufgabe 2.14 [Zusatzmaterialien] Inwiefern erscheint Croces Position aus der Sicht der<br />
heutigen Literaturwissenschaft problematisch?<br />
Die idealistische Position Croces geht von einem emphatischen Dichtungsverständnis aus,<br />
das letztlich auf der subjektiven Gestimmtheit des (kompetenten) Lesers basiert. Diese<br />
verträgt sich nur schlecht mit den Kriterien eines auf Intersubjektivität fußenden<br />
wissenschaftlichen Austausches.<br />
Aufgabe 2.15 [Zusatzmaterialien] Welche Möglichkeiten weist Croce der Literaturkritik<br />
zu, wenn es darum geht, ein Werk zu bestimmen? Worin besteht die Verknüpfung von<br />
Literaturkritik und Literaturgeschichte? Welche Konsequenz ergibt sich aus einem solchen<br />
Ansatz für die Literaturwissenschaft als Disziplin?<br />
Für Croce steht der Literaturkritik einzig ein pauschales Urteil darüber zu, ob ein Werk<br />
Kunstcharakter hat oder ob es eben keine Kunst ist. Um jedoch ein solches Urteil fällen zu<br />
können, muss das Kunstwerk als Produkt einer historischen Entwicklung verstanden<br />
werden, die eine Verknüpfung von Literaturkritik und Literaturgeschichte erfordert: seine<br />
Beschaffenheit (“natura”) ist nur aus letzterer heraus verständlich. In der Folge kann keine<br />
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