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Download als PDF - Grüne Fraktion im Stadtrat Saarbrücken

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grün: konkret.<br />

Politik mit Biss <strong>im</strong> Saarbrücker <strong>Stadtrat</strong><br />

Die Themen<br />

konkret: Trockenschw<strong>im</strong>men <strong>im</strong> ehemaligen Stadtbad ++ Gorillatransport in Nacht<br />

und Nebel ++ Der Zoodirektor und die Schulden ++ Integration braucht Gestaltung<br />

++ Gegen die Koalition der Ra(d)tlosen ++ <strong>Saarbrücken</strong> braucht effizienten ÖPNV<br />

++ Langsames Umdenken in der Müllentsorgung ++ Imagefaktor Katholikentag<br />

Nr. 2 / 2005


Impressum<br />

Herausgeber: Bündnis 90/Die <strong>Grüne</strong>n<br />

<strong>Stadtrat</strong>sfraktion <strong>Saarbrücken</strong><br />

Rathaus-Carrée<br />

66104 <strong>Saarbrücken</strong><br />

Tel.: 0681/905-1207; Fax: 0681/905-1603<br />

E-Mail: fraktion.diegruenen@saarbruecken.de<br />

Internet: www.gruene-fraktion-sb.de<br />

Redaktion: Tina Schöpfer, <strong>Fraktion</strong>sgeschäftsführerin<br />

(V.i.S.d.P.)<br />

Druck: COD, <strong>Saarbrücken</strong><br />

Aufl age: 3000 Expl.<br />

Erscheinungsdatum: November 2005<br />

Titelbild: Foto/Montage Marco Kany<br />

Editorial<br />

Aus der grünen Redaktion ............................ 2<br />

Der grüne Standpunkt .................................. 2<br />

Aktuell & Brisant<br />

Gorillatransport in Nacht und Nebel ............. 3<br />

Der Zoodirektor und die Schulden ................ 5<br />

Imagefaktor Katholikentag ........................... 5<br />

Bauen & Kultur<br />

Die <strong>Grüne</strong>n vor Ort: Trockenschw<strong>im</strong>men <strong>im</strong><br />

ehemaligen Stadtbad ..................................... 6<br />

Das Krematorium wurde 75 ........................... 8<br />

Umwelt & Verkehr<br />

Grünamt trägt zur Lebensqualität bei .......... 9<br />

<strong>Saarbrücken</strong> braucht die Stadtmitte<br />

am Fluss ......................................................... 10<br />

Veloroutennetz weiter ausbauen! .............. 10<br />

Gegen die Koalition der Rad(t)losen ............11<br />

<strong>Saarbrücken</strong> braucht effi zienten ÖPNV ...... 12<br />

Lösungsansätze für opt<strong>im</strong>ale Mobilität ...... 13<br />

Langsames Umdenken in der<br />

Müllentsorgung ............................................ 14<br />

Integrativ & Sozial<br />

Integration braucht Gestaltung! ................ 15<br />

Oberirdische Grabkammern:<br />

Nun muss das Ministerium handeln ............ 15<br />

<strong>Grüne</strong> anderswo<br />

Gastbeitrag aus dem Landtag:<br />

Kampf gegen Studiengebühren .................. 16<br />

Sonderabfallentsorgung:<br />

Andienungspfl icht erhalten! ....................... 16<br />

Mehr Solardächer! .........................................17<br />

Gastbeitrag aus dem Stadtverband:<br />

<strong>Grüne</strong> wollen gentechnikfreien<br />

Stadtverband .................................................17<br />

Der Gastkommentar<br />

Deutsch ist die Saar!<br />

50 Jahre Saar-Referendum ........................... 18<br />

Die letzte Seite<br />

Glosse: Harry Potter und der grüne<br />

Daumen ......................................................... 20<br />

Neu <strong>im</strong> <strong>Fraktion</strong>sbüro:<br />

Claudia Schöpsdau stellt sich vor ................. 20<br />

2<br />

EDITORIAL<br />

INHALT<br />

grün: konkret. 2 / 2005<br />

Aus der grünen Redaktion<br />

Liebe Leserin, lieber Leser,<br />

eine turbulente Zeit liegt hinter uns. Der Sommer wurde ganz vom Wahlkampf dominiert.<br />

Für mich war diese Zeit besonders spannend, da ich für die <strong>Grüne</strong>n <strong>als</strong> Saarbrücker<br />

Direktkandidatin angetreten bin. Trotz Stress und Schlafdefi zit hat mir das sehr<br />

viel Spaß gemacht. Ich habe viele neue Leute kennen gelernt und von vielen Menschen<br />

direkt erfahren, was sie bedrückt, was die Politik besser machen soll, aber auch<br />

„Um auch ohne Wahlkampf<br />

mit Ihnen ins Gespräch<br />

zu kommen, verteilen wir<br />

grün: konkret. ab sofort<br />

auch in der Stadt.“<br />

TINA SCHÖPFER<br />

FRAKTIONSGESCHÄFTSFÜHRERIN<br />

was sie gut fi nden an <strong>Saarbrücken</strong> und<br />

der grünen Kommunalpolitik. Ähnlich<br />

ging es vielen grünen WahlkämpferInnen<br />

an den zahlreichen Informationsständen.<br />

Deshalb haben wir in der <strong>Fraktion</strong><br />

beschlossen, dass wir uns nicht nur<br />

in Wahlkampfzeiten in die Stadt stellen<br />

werden, sondern auch in ganz „norma-<br />

len“ Zeiten, um mit Ihnen ins Gespräch zu kommen. Unser <strong>Stadtrat</strong>sheft werden wir<br />

daher künftig nicht nur per Post verschicken, sondern auch in der Stadt verteilen.<br />

Eine spannende Zeit liegt hinter uns – eine spannende Zeit liegt aber auch vor uns.<br />

Im Dezember stehen wieder Haushaltsberatungen an. In Zeiten leerer Kassen keine<br />

leichte Aufgabe. Umso mehr kommt es darauf an, die richtigen Schwerpunkte zu<br />

setzen. Wir wollen nachhaltig, vernünftig und intelligent sparen. Z.B. mit kreativer<br />

Energiepolitik statt an der sozialen und kulturellen Infrastruktur. Deshalb setzen wir<br />

uns auch für eine kulturelle Mischnutzung des ehemaligen Stadtbads ein, das wir<br />

gemeinsam mit der Projektgruppe Stattbad besichtigt haben. Unsere Eindrücke schildern<br />

wir in diesem Heft. Außerdem halten wir Sie über die skandalösen Vorgänge <strong>im</strong><br />

Zoo auf dem Laufenden. In weiteren Artikeln informieren wir über unsere Anträge in<br />

den verschiedenen Ausschüssen und <strong>im</strong> <strong>Stadtrat</strong> sowie über aktuelle Diskussionen<br />

und Kampagnen.<br />

Ich wünsche Ihnen viel Spaß be<strong>im</strong> Lesen!<br />

DER GRÜNE STANDPUNKT<br />

„Wir sind die moderne,<br />

linke, ökologische Kraft<br />

der gesellschaftlichen<br />

Erneuerung.“<br />

THOMAS BRÜCK<br />

FRAKTIONSVORSITZENDER<br />

„Deutsch ist die Saar“ zitiert der Geschäftsführer<br />

der Heinrich Böll Stiftung Saarland,<br />

Erich Später, einen in diesem Land <strong>im</strong>mer<br />

noch beliebten Refrain aus der NS-Zeit.<br />

Die Böll Stiftung hat zum Thema „Saarreferendum“<br />

einen lesenswerten Gastkommentar<br />

in diesem Heft verfasst. Neben<br />

diesem bietet unser „grün: konkret.“ eine<br />

weitere Vielzahl interessanter Stadtthemen.<br />

An dieser Stelle aus gegebenem Anlass<br />

ein paar Worte zum Ausgang der letzten<br />

Bundestagswahl. Aus meiner Sicht<br />

hat diese Wahl drei entscheidende<br />

Dinge off en gelegt. Erstens, die großen<br />

Volksparteien verlieren zusehends an<br />

Zuspruch. Die Mehrheiten bröckeln.<br />

Zweitens, eine neoliberale schwarz-gelbe<br />

Koalition fi ndet in der Bundesrepublik<br />

keine Mehrheit. Drittens, es werden keine<br />

Koalitionen mehr gewählt. So fand auch<br />

rot-grün keine Mehrheit. Wobei es festzuhalten<br />

gilt, dass die <strong>Grüne</strong>n ein sehr<br />

gutes Ergebnis erreicht haben. Und das<br />

ohne Koalitionsaussage, mit einem rein<br />

sach- und themenbezogenen Wahlkampf<br />

mit grünen Argumenten.<br />

Wir Saarbrücker <strong>Grüne</strong> sehen in dem<br />

Wahlergebnis (in <strong>Saarbrücken</strong> fast 10 %)<br />

auch eine Bestätigung unserer erfolgreichen<br />

Kommunalpolitik. Wir sind in <strong>Saarbrücken</strong><br />

die moderne, linke, ökologische<br />

Kraft der gesellschaftlichen Erneuerung!<br />

Wir sind die Ideenwerkstatt in der Stadt,<br />

sei es bei der sozialen Gerechtigkeit,<br />

be<strong>im</strong> demografi schen Wandel, bei der<br />

Stadtkulturpolitik, bei Mobilitätsfragen


Zoodirektor und Verwaltung haben bewusst Informationen vorenthalten<br />

Gorillatransport in Nacht und Nebel<br />

„Ein Zoodirektor<br />

muss für alle Tiere<br />

Verantwortung<br />

tragen, <strong>als</strong>o auch für<br />

`Zuchtleihgaben´“<br />

TINA SCHÖPFER<br />

FRAKTIONSGESCHÄFTSFÜHRERIN<br />

In einer Nacht- und Nebelaktion<br />

wurde die Gorilla-Dame Quenta aus<br />

dem Saarbrücker Zoo abtransportiert.<br />

In Rotterdam wartet sie nun<br />

auf ihren Weitertransport in den<br />

chinesischen Zoo Shanghai, wo<br />

katastrophale Bedingungen herrschen<br />

sollen.<br />

Drunter und drüber geht es <strong>im</strong> Saarbrücker<br />

Zoo. Nicht nur, dass Zoodirektor<br />

Dr. Vaclav Ceska die Zoofi nanzen nicht<br />

<strong>im</strong> Griff hat, auch mit dem Tierschutz<br />

n<strong>im</strong>mt er es manchmal nicht so genau.<br />

So z.B. <strong>im</strong> Fall Quenta. Weil die Gorilla-<br />

Dame, die zehn Jahre <strong>im</strong> Saarbrücker<br />

Zoo lebte, nicht schwanger wurde, sprich<br />

nicht „gezüchtet“ hat, wie es <strong>im</strong> Fachjargon<br />

heißt, wird sie nach einem Zwi-<br />

oder der Geschlechtergerechtigkeit. Das<br />

sind und bleiben unsere grünen Themen.<br />

Wir werden sehr genau die Entwicklungen<br />

in der Bundespolitik und die Arbeit<br />

der neuen „Albaner Koalition“ in Berlin<br />

verfolgen: Sei es in der Energiepolitik, wo<br />

ab dem Jahr 2009 der Atomreaktor Biblis<br />

in Hessen vom Netz gehen muss. Sei es<br />

bei der Asylgesetzgebung, wo Äußerungen<br />

aus CSU-Kreisen nichts Gutes erwarten<br />

lassen. Sei es in der Steuerpolitik, wo<br />

wir <strong>Grüne</strong> eine Verknüpfung von Steuer-<br />

und Sozialpolitik anstreben, hin zu einer<br />

gemeinwesenorientierten Steuerpolitik.<br />

Und nicht zuletzt be<strong>im</strong> Anspruch, die<br />

Kommunen zu entlasten. Eine dringend<br />

erforderliche Gemeindefi nanzreform<br />

muss <strong>im</strong> Zusammenhang mit der „Föderalismusdebatte“<br />

auf den Tisch in Berlin.<br />

Es gibt viel zu tun. Mit den Saarbrücker<br />

<strong>Grüne</strong>n haben Sie, liebe LeserInnen, die<br />

richtigen AnsprechpartnerInnen.<br />

schenstopp in Rotterdam an den chinesischen<br />

Zoo Shanghai abgegeben. Dort<br />

sollen katastrophale Zustände herrschen,<br />

wie TierschützerInnen berichten. Zoodirektor<br />

Ceska will davon nichts wissen<br />

und versteckt sich hinter dem Europäischen<br />

Erhaltungszuchtprogramm (EEP).<br />

Das EEP ist eigentlich ein ganz sinnvolles<br />

Programm, denn es dient der Zucht und<br />

Erhaltung seltener und bedrohter Tierarten.<br />

Tiere werden zwischen den einzelnen<br />

Zoos getauscht, um die Fortpfl anzung<br />

und damit die Arterhaltung zu gewährleisten.<br />

Soweit so gut, fragt sich nur,<br />

warum dann ein Gorilla, der in <strong>Saarbrücken</strong><br />

nicht züchtet, innerhalb eines europäischen<br />

Erhaltungszuchtprogramms<br />

ausgerechnet nach China kommen soll,<br />

wo Tierschutzrichtlinien wie es sie in der<br />

Europäischen Union gibt, nicht existieren.<br />

Zumal wenn man die Hintergründe<br />

des dubiosen Gorillade<strong>als</strong>, von denen<br />

die Artenschutzorganisation Pro Wildlife<br />

berichtet, kennt. Demnach ist Quentas<br />

Schicksal kein Einzelfall. Die Saarbrücker<br />

Gorilla-Dame wird nämlich zusammen<br />

mit Gorilla-Mann Bokito aus Berlin und<br />

Gorilla-Dame Astra aus Holland zu einer<br />

Zuchtgruppe zusammengeführt und<br />

dann über den Rotterdamer Zoo <strong>als</strong> offi -<br />

zielles „holländisches Staatsgeschenk“ an<br />

den Zoo Shanghai weitergeschickt. Der<br />

Zoo Rotterdam erhält dafür einige hochbedrohte<br />

und nur noch in China lebende<br />

Gold-Stumpfennasenaff en.<br />

Endstation Shanghai<br />

Dass sich Zoodirektor Ceska<br />

be<strong>im</strong> EEP nicht für den Verbleib<br />

Quentas in einem Zoo der EU<br />

stark gemacht hat, sondern<br />

die Zustände in China<br />

schönredet, ist ein Skandal.<br />

Er macht es sich zu einfach,<br />

wenn er sich lediglich<br />

darauf<br />

AKTUELL & BRISANT<br />

beruft, dass Quenta nur eine „Zuchtleihgabe“<br />

war. Diese Argumentation ist<br />

absurd. Dann kann man auch sagen, der<br />

Saarbrücker Zoo hätte die Gorilla-Dame<br />

nicht zu füttern und zu pfl egen brauchen,<br />

denn sie war ja bloß eine „Leihgabe“.<br />

Wenn man für ein Tier Verantwortung<br />

trägt, muss man sich unserer Meinung<br />

auch darum kümmern, was es erwartet,<br />

Das Europäische Erhaltungszuchtprogramm<br />

(EEP)<br />

Das EEP gibt es seit 1985. Es<br />

betreut <strong>im</strong> Moment über 170 Tierarten.<br />

Für jede Tierart gibt es eine<br />

von den Tierhaltern gewählte Artkommission<br />

mit einem Artkoordinator<br />

an der Spitze. Er registriert alle<br />

Daten einer Tierart und ist den einzelnen<br />

Zoos be<strong>im</strong> Tiermanagement<br />

behilfl ich. Die am EEP beteiligten<br />

Zoos verzichten bei den betreffenden<br />

Arten auf ihre Besitz- und Verfügungsrechte.<br />

wenn es in einen anderen Zoo kommt.<br />

Zumal Quenta nicht der erste Saarbrücker<br />

Gorilla ist, der nach Shanghai soll.<br />

Der Gorilla-Mann Bullermann, der in<br />

<strong>Saarbrücken</strong> nicht für Nachwuchs sorgte,<br />

landete nach einer langen Odyssee<br />

über Heidelberg, Hannover, Rotterdam<br />

und Singapur<br />

schließlich<br />

<strong>im</strong><br />

grün: konkret. 2 / 2005 3<br />

FOTO: BECKER & BREDEL


AKTUELL & BRISANT<br />

4<br />

chinesischen Zoo Shanghai, wo er nach<br />

Angaben von TierschützerInnen seit<br />

11 Jahren in Einzelhaft in einem Käfi g<br />

sitzt, der ihm kein artgerechtes Leben<br />

ermöglicht. Genau dies hatte Pro Wildlife<br />

Zoodirektor Ceska in einem off enen<br />

Brief geschrieben, verbunden mit der<br />

Bitte, be<strong>im</strong> EEP zu intervenieren, damit<br />

Quenta nicht dasselbe Schicksal erleidet.<br />

Genutzt hat es, wie wir nun wissen,<br />

nichts. Wir sind der Meinung, dass Artenschutz<br />

auch bedeutet, jedes einzelne<br />

Tier einer bedrohten Tierart zu schützen.<br />

Quenta nach Shanghai abzugeben, nur<br />

weil sie sich in <strong>Saarbrücken</strong> nicht vermehrt,<br />

spricht für eine Wegwerfmentalität,<br />

die wir scharf kritisieren. Außerdem<br />

werden die schlechten Lebensumstände<br />

in China sich sicherlich nicht positiv auf<br />

den Fortpfl anzungswunsch des Gorilla-<br />

Die Chronologie der Ereignisse<br />

Dienstag, 11. Oktober: Wir bitten Kulturdezernent<br />

Walter Schwarz-Paqué<br />

per Brief um eine Sondersitzung des<br />

Werksausschusses ZGS.<br />

Mittwoch, 12. Oktober, morgens:<br />

Die Sekretärin von Herrn Schwarz-<br />

Paqué bringt uns einen Brief vorbei.<br />

Aus „Sach- und Kostengründen“ will<br />

Schwarz-Paqué auf eine Sondersitzung<br />

verzichten und legt einen Brief von<br />

Zoodirektor Dr. Vaclav Ceska bei, in<br />

dem dieser behauptet, mit dem Gorillatausch<br />

sei alles in Ordnung und die<br />

Zustände <strong>im</strong> chinesischen Zoo geprüft.<br />

Mittwoch, 12. Oktober, mittags:<br />

Wir schreiben einen Brief an Schwarz-<br />

Paqué und Ceska und fordern die<br />

beiden auf, bis zur nächsten regulären<br />

Sitzung des Werksausschusses ZGS am<br />

10. November die Abgabe von Quenta<br />

zu verhindern und mit dem Frankfurter<br />

Zoodirektor, Dr. Christian Schmidt, der<br />

<strong>im</strong> Rahmen des EEP für den Austausch<br />

der Flachlandgorillas zuständig ist, <strong>im</strong><br />

Sinne des Tierschutzes zu verhandeln<br />

und eine bessere Lösung zu fi nden,<br />

z.B. die Abgabe Quentas an einen Zoo<br />

in der Europäischen Union, für den<br />

grundlegende Tierschutzbedingungen<br />

gelten.<br />

Donnerstag, 13. Oktober, morgens:<br />

Die Pressesprecherin der Artenschutz-<br />

grün: konkret. 2 / 2005<br />

weibchens auswirken.<br />

Der Frankfurter Zoodirektor, Dr. Christian<br />

Schmidt, der <strong>im</strong> Rahmen des EEP<br />

für den Austausch der Flachlandgorillas<br />

zuständig ist, wird übrigens <strong>als</strong> Artkoordinator<br />

zurücktreten. Aus „Alters-<br />

und Zeitgründen“ wie er uns mitgeteilt<br />

hat. Die Artenschutzorganisation Pro<br />

Wildlife vermutet etwas anderes. Denn<br />

der Gorillatausch wurde auf Betreiben<br />

der TierschützerInnen auf die Tagesordnung<br />

der Jahrestagung des Dachverbands<br />

Europäischer Zoos gebracht. Und<br />

dort habe es dazu Auseinandersetzungen<br />

gegeben. Schmidt sei zurückgetreten,<br />

um seiner Abwahl zuvorzukommen.<br />

Mit dieser Angelegenheit muss sich das<br />

EEP beschäftigen. Uns interessiert mehr,<br />

wie das Chaos <strong>im</strong> Saarbrücker Zoo beseitigt<br />

werden kann.<br />

organisation Pro Wildlife, Dr. Sandra<br />

Altherr, teilt uns zunächst telefonisch<br />

und dann per offi zieller Presseinformation<br />

mit, dass der Frankfurter Zoodirektor,<br />

Dr. Christian Schmidt, <strong>als</strong> Artkoordinator<br />

des EEP zurücktreten wird. Grund<br />

dafür sei off enbar der Gorilltausch, der<br />

bei der Jahrestagung des Dachverbands<br />

Europäischer Zoos umstritten<br />

gewesen sei.<br />

Donnerstag, 13. Oktober, mittags:<br />

Wir schreiben erneut einen Brief an<br />

Schwarz-Paqué und Ceska, in dem wir<br />

mitteilen, das wir das Thema Quenta<br />

in der nächsten regulären Sitzung des<br />

Werksausschusses ZGS ausführlich<br />

behandeln möchten, sofern Schwarz-<br />

Paqué auch in Kenntnis der neuen<br />

Sachlage nicht bereit ist, eine Sondersitzung<br />

einzuberufen, und bitten bis<br />

dahin die Abgabe Quentas zu verhindern.<br />

Donnerstag, 13. Oktober, nachmittags:<br />

Das Telefon bei uns steht nicht<br />

mehr still. Wir werden von Tierschutzorganisationen<br />

und Presse darauf<br />

aufmerksam gemacht, dass Quenta<br />

bereits weg sei. Daraufhin rufen wir bei<br />

der Stadtpressestelle an. Die teilt uns<br />

mit, dass Quenta bereits am Dienstag,<br />

11. Oktober abtransportiert worden<br />

ist…<br />

Kritik an Informationspolitik<br />

von Stadtverwaltung und<br />

Zoodirektor Ceska<br />

Wir haben mehrfach be<strong>im</strong> Zoodirektor<br />

und be<strong>im</strong> für den Zoo zuständigen Kulturdezernenten<br />

Walter Schwarz-Paqué<br />

(FDP) interveniert, eine Sondersitzung<br />

des Werksausschusses ZGS beantragt<br />

und darum gebeten, dass die beiden <strong>im</strong><br />

Rahmen des EEP nochm<strong>als</strong> verhandeln,<br />

um die Abgabe Quentas nach China<br />

zu verhindern und eine Unterkunft in<br />

einem Zoo der EU mit entsprechenden<br />

Tierschutzrichtlinien zu bewirken. Vergebens.<br />

Die Sondersitzung wurde aus<br />

„Sach- und Kostengründen“ abgelehnt<br />

und neuerliche Verhandlungen keine<br />

aufgenommen. Mehr noch, die Verwaltung<br />

und der Zoodirektor haben uns<br />

bewusst nicht darüber informiert, dass<br />

die Gorilla-Dame während unseres Briefwechsels<br />

bereits auf dem Weg nach Rotterdam<br />

war. Dies ist aus unserer Sicht<br />

eine Ungeheuerlichkeit. Einen solchen<br />

Umgang lassen wir uns nicht bieten. Wir<br />

fordern eine lückenlose Aufklärung und<br />

werden in den nächsten Werksausschuss<br />

ZGS einen entsprechenden Antrag einbringen.<br />

Die Chronologie der Ereignisse<br />

können Sie auf dieser Seite genau nachlesen.<br />

Wir bedanken uns für<br />

die Briefe<br />

und E-<br />

Mails, die<br />

wir zum<br />

Fall Quenta<br />

erhalten<br />

haben. Sie<br />

haben uns<br />

gezeigt,<br />

dass der<br />

Tierschutz<br />

vielen Menschen<br />

am<br />

Herzen liegt.<br />

Unter anderem<br />

werben die<br />

Veranstalter<br />

mit diesem<br />

Plakat für den<br />

Katholikentag in<br />

unserer Stadt.


Ceska hat offenbar den <strong>Stadtrat</strong> f<strong>als</strong>ch informiert<br />

Der Zoodirektor und die Schulden<br />

„Wenn Herr Ceska<br />

nicht zum Rückritt<br />

bereit ist, sollte über<br />

seine Beurlaubung<br />

nachgedacht werden.“<br />

KARL-HEINZ GUGGENBERGER<br />

MITGLIED IM WERKSAUSSCHUSS ZGS<br />

Der Direktor des Saarbrückers Zoos,<br />

Dr. Vaclav Ceska, hat offenbar in<br />

der letzten <strong>Stadtrat</strong>ssitzung <strong>im</strong><br />

Zusammenhang mit dem Jahresabschluss<br />

nicht die Wahrheit gesagt.<br />

Nach unserer Kritik am Jahresabschluss<br />

2003, dem wir nicht zugest<strong>im</strong>mt haben,<br />

der aber mit den St<strong>im</strong>men von CDU und<br />

FDP abgesegnet wurde, wollte Oberbürgermeisterin<br />

Charlotte Britz von Ceska<br />

in der letzten <strong>Stadtrat</strong>ssitzung wissen,<br />

warum dieser den Jahresabschluss nicht<br />

unterschrieben habe. Ceska dazu wörtlich:<br />

„Normalerweise erfolgt <strong>im</strong>mer nach<br />

einem Jahresabschluss die Endbesprechung<br />

mit der Werkleitung, dann erfolgen<br />

auch die Unterschriften, zumal diese<br />

auch zu den einzelnen Sequenzen vorhanden<br />

sind. Aber, diese Endbesprechung<br />

fand nicht statt, daher hat die<br />

Werkleitung auch nicht die Endunterschriften<br />

leisten können.“ Aus verlässlicher<br />

Quelle haben wir jedoch erfahren,<br />

dass es eine Abschlussbesprechung<br />

gegeben und Ceska daran teilgenommen<br />

hat. Auf Anfrage der Saarbrücker<br />

Zeitung hat dies sogar Finanzdezernent<br />

Frank Oran (CDU), pikanterweise ein<br />

Parteifreund von Ceska, bestätigt (Saarbrücker<br />

Zeitung vom 20.10.). Ceska hat<br />

somit den <strong>Stadtrat</strong> grob missachtet. Dies<br />

muss Konsequenzen haben. Wenn Herr<br />

Ceska nicht zum Rücktritt bereit ist, sollte<br />

die Verwaltungsspitze über eine Beurlaubung<br />

nachdenken. Und CDU und FDP<br />

müssen endlich die Augen für die Vorgänge<br />

<strong>im</strong> Zoo öff nen und aufhören, weiterhin<br />

die schützende Hand über Ceska<br />

zu halten.<br />

Der Jahresabschluss ZGS 2003<br />

Wir haben dem Zoo-Jahresabschluss<br />

2003 nicht zugest<strong>im</strong>mt, weil wir das<br />

Die Stadt unterstützt die Veranstalter des<br />

Katholikentags mit einem Zuschuss von<br />

700.000 Euro. Eine richtige Entscheidung,<br />

denn der Katholikentag wird der Stadt viele<br />

Dauer- und Tagesgäste bescheren.<br />

Der 96. Katholikentag fi ndet vom 24. bis 28. Mai<br />

nächsten Jahres in <strong>Saarbrücken</strong> statt. Die Werbekampagne<br />

für das Laientreff en, das unter dem<br />

Motto „Gerechtigkeit vor Gottes Angesicht“ steht,<br />

ist gerade angelaufen. Die Veranstalter rechnen<br />

mit rund 20.000 DauerbesucherInnen und mehreren<br />

tausend Tagesgästen. Eine derart attraktive<br />

Großveranstaltung bietet <strong>Saarbrücken</strong> die<br />

Möglichkeit, viel für das Image der Stadt zu tun<br />

und sich den BesucherInnen von der besten<br />

Seite zu zeigen – <strong>als</strong> tolerante, weltoff ene und<br />

gastfreundliche Stadt. Deshalb ist es wichtig,<br />

die Veranstalter zu unterstützen. Die Stadt tut<br />

dies mit 700.000 Euro, das Land schießt 1 Mil-<br />

AKTUELL & BRISANT<br />

Geschäftsgebaren von Herrn Dr. Ceska<br />

für unverantwortlich halten. Kritikwürdig<br />

sind aus unserer Sicht insbesondere<br />

die folgenden Punkte:<br />

1. Das Konto des Zoos war durchgehend<br />

mit mehr <strong>als</strong> einer Million Euro<br />

belastet.<br />

2. Die Möglichkeit, Kassenkredite aufzunehmen,<br />

die zu einem niedrigen Zinssatz<br />

am Markt angeboten wurden,<br />

wurde nicht wahrgenommen. Bei<br />

der Aufnahme von Kassenkrediten<br />

hätten nach Aussage der WirtschaftsprüferInnen<br />

Zinsen in einer Größenordnung<br />

von ca. 10.600 Euro eingespart<br />

werden können.<br />

3. Zeitweise wurden Tageseinnahmen<br />

von über 41.000 Euro <strong>im</strong> Zoo-Tresor<br />

aufbewahrt.<br />

4. Über einen längeren Zeitraum wurden<br />

keine Tagesabschlüsse erstellt.<br />

5. Die WirtschaftsprüferInnen bemängeln,<br />

dass die Kommunikation mit<br />

der Werkleitung schwierig ist.<br />

<strong>Saarbrücken</strong> braucht Großveranstaltungen – Wirtschaft ist in der Pfl icht<br />

Imagefaktor Katholikentag<br />

lion zu. In der fi nanziellen Verantwortung sehen<br />

wir aber auch die Unternehmen, die vom Katholikentag<br />

profi tieren. Der Katholikentag wird viel Prominenz<br />

aus Kirche und Politik nach <strong>Saarbrücken</strong><br />

führen. Bereits jetzt sind einige Hotels ausgebucht.<br />

Auch auf lange Sicht kann die Veranstaltung positive<br />

Wirkungen entfalten. Wem es am Katholikentag<br />

in <strong>Saarbrücken</strong> gefallen hat, der wird auch<br />

danach vielleicht wieder <strong>als</strong> Gast hierher kommen.<br />

Außerdem gibt es eine erhebliche Multiplikatorenwirkung,<br />

wenn Gäste des Katholikentags zuhause<br />

von ihren Erlebnissen berichten.<br />

Diese Chance für <strong>Saarbrücken</strong>, aber auch für die<br />

gesamte Region muss unbedingt genutzt werden.<br />

Das aktuelle Tourismusbarometer belegt, dass<br />

selbst Tagesgäste in der Region 28,70 Euro ausgeben<br />

und damit dem Saarland einen Jahresumsatz<br />

von 890 Millionen Euro beschert haben.<br />

CLAUDIA WILLGER-LAMBERT<br />

FRAKTIONSVORSITZENDE<br />

grün: konkret. 2 / 2005 5


6<br />

BAUEN & KULTUR<br />

Die <strong>Grüne</strong>n vor Ort<br />

Trockenschw<strong>im</strong>men <strong>im</strong><br />

ehemaligen Stadtbad<br />

„Die kulturelle Nutzung<br />

des ehemaligen<br />

Stadtbads würde unserer<br />

Stadt einen sehr großen<br />

Imagegewinn bringen.“<br />

TINA SCHÖPFER<br />

FRAKTIONSGESCHÄFTSFÜHRERIN<br />

Die Projektgruppe Stattbad engagiert<br />

sich seit 2002 für eine kulturelle<br />

Bestandsnutzung des denkmalgeschützten<br />

ehemaligen Stadtbads.<br />

Eine kulturelle Nutzung kommt <strong>im</strong><br />

Plan der Landesentwicklungsgesellschaft<br />

(LEG) praktisch nicht vor. Die<br />

will das alte Bad zum Großteil abreißen<br />

und dort Wohnungen bauen.<br />

Eine ausschließliche Wohnnutzung<br />

lehnen wir ab, denn das ehemalige<br />

Stadtbad eignet sich hervorragend<br />

für Kultur, wie wir bei einem Rundgang<br />

nochm<strong>als</strong> festgestellt haben.<br />

Die Besichtigung haben wir zusammen<br />

mit Martin Heuer von der Projektgruppe<br />

Stattbad und der Künstlerin Astrid Wichmann<br />

unternommen. Mit von der Partie<br />

war auch Herr Schiff vom Gebäudemanagementbetrieb<br />

der Stadt (GMS). Alle<br />

Besichtigungen müssen seit kurzem<br />

vom Baudezernenten Dieter Ehrmanntraut<br />

abgesegnet werden, der auch aus<br />

„sicherheitstechnischen Gründen“ keine<br />

Zwischennutzung mehr zulässt.<br />

Unser Streifzug durch das Bad beginnt<br />

in der großen Schw<strong>im</strong>mhalle, einer Stahlbetonstützenkonstruktion<br />

mit umlaufender<br />

Zuschauerempore. Eine Treppenanlage<br />

mit Sprungturm befi ndet sich an<br />

der Schm<strong>als</strong>eite. Die Längsseiten haben<br />

große Fensterfl ächen, so dass viel Licht<br />

in die Halle fällt. An den Betonstützen<br />

befi nden sich die berühmten Mosaike<br />

des Saarbrücker Künstlers Fritz Zolnhofer.<br />

Sie zählen zu den qualitätvollen Beispielen<br />

von „Kunst am Bau“ der 50er Jahre <strong>im</strong><br />

Saarland. Deshalb haben sie auch Denkmalwert.<br />

Ganz schön tief ist das leere<br />

Becken. Schon seit vier Jahren schwappt<br />

grün: konkret. 2 / 2005<br />

dort kein Wasser mehr. Wo der Sprungturm<br />

steht, ginge es sechs Meter in die<br />

Tiefe, erklärt Herr Schiff . Ein guter Grund,<br />

sich in sicherer Entfernung vom Beckenrand<br />

aufzuhalten. Derweil betritt Martin<br />

Heuer <strong>im</strong> früheren Nichtschw<strong>im</strong>merbereich<br />

das Becken, das er künftig gerne <strong>als</strong><br />

Kunstbecken sehen würde. Es erinnert<br />

in seiner Form an einen in den Boden<br />

eingelassenen Theatersaal und genau<br />

dafür würde die Stattbadgruppe das<br />

Becken gerne nutzen. Konzerte, Sprechtheater,<br />

Tanzperformances, Jazz-Sessions<br />

und vieles mehr kann sich Heuer hier<br />

vorstellen. Man sieht, dass er sich wohl<br />

fühlt <strong>im</strong> Stadtbad, hat das Gefühl, dass<br />

er am liebsten gleich mit der Umsetzung<br />

seiner Ideen beginnen würde. Ein<br />

bisschen vergammelt und dreckig sieht<br />

das Bad mittlerweile allerdings aus. Ob<br />

hier auch Pazza Caglia aufgetreten sind,<br />

will ich wissen. Von deren Auff ührung<br />

der Oper Scipione africano gibt es tolle<br />

Hochglanzfotos. Darauf wirkt das Bad<br />

irgendwie ganz anders. Die Augen von<br />

Martin Heuer beginnen zu leuchten. Ja,<br />

das sei genau hier und ein großer Erfolg<br />

gewesen, von dem man, wie vom Gastspiel<br />

der Perspectives in der kleineren<br />

Halle, <strong>im</strong>mer noch spreche. Da hätte es<br />

aber auch schon die ersten sicherheitstechnischen<br />

Probleme gegeben, wirft<br />

Herr Schiff vom Gebäudemanagementbetrieb<br />

ein. In Berlin, wo das Oderberger<br />

Stadtbad kulturell genutzt wird, läge<br />

deshalb das Risiko alleine bei den Betreibern.<br />

Die Gefahr, dass die Stadt <strong>im</strong> Falle<br />

eines Unfalls verklagt wird, sei zu hoch.<br />

Okay, so ganz ungefährlich sieht das hier<br />

nicht aus. Wie gesagt, an einigen Stellen<br />

geht es ganz schön in die Tiefe. Wie<br />

dieses Problem lösen? Absperrgitter wie<br />

bei Fußballspielen oder Promiauftritten<br />

von Politikern? Zugegeben, das mit den<br />

Sicherheitsmaßnahmen ist nicht ganz so<br />

einfach. Nicht auszudenken, wenn aus<br />

irgendeinem Grund Panik ausbrechen<br />

würde, die ZuschauerInnen gegen das<br />

Gitter drücken und ins Becken fallen. Da<br />

ist <strong>als</strong>o was dran. Aber deshalb gleich<br />

das kulturelle Konzept fallen zu lassen,<br />

ist der f<strong>als</strong>che Weg, die Sache mit der<br />

mangelnden Sicherheit eine billige Ausrede.<br />

Schließlich könnte man mit kreativen<br />

Ideen feste Sicherheitsvorkehrungen<br />

installieren, bei denen garantiert<br />

niemand ungewollt <strong>im</strong> leeren Becken<br />

landet. In anderen Städten geht es doch<br />

auch.<br />

Ideenlosigkeit der LEG-Pläne<br />

Nachdem Martin Heuer das Becken<br />

wieder verlassen hat, machen wir uns<br />

auf den Weg in die kleine Schw<strong>im</strong>mhalle.<br />

Diese öff net sich mit großer Fensterfront<br />

zum Innenhof, der geradezu nach Außengastronomie<br />

schreit. In der Halle gibt es<br />

keramische Boden- und Beckenbeläge,<br />

eine Zuschauerempore sowie mosaikverkleidete<br />

Wandbänke und einen Sprungturm.<br />

Im Becken - das wie das große<br />

Becken von Staub bedeckt ist - liegen<br />

noch alte Bälle herum. Die Wasserball-Ära<br />

dürfte aber schon geraume Zeit zurückliegen.<br />

An der Schm<strong>als</strong>eite zieht das<br />

große, wandfüllende Mosaik von Zolnhofer<br />

die BesucherInnen in seinen Bann. Ein<br />

bunter Fischschwarm zieht darauf seine<br />

Kreise. Vor dem Mosaik soll nach den<br />

Plänen der LEG, für die das Architekturbüro<br />

Wandel Hoefer Lorch gearbeitet hat,<br />

ein Parkhaus entstehen. Auf den ersten<br />

Blick ist das natürlich konsequent, denn<br />

wo Wohnungen sind, müssen baurecht-<br />

Kultur <strong>im</strong> Stadtbad<br />

FOTO: PAZZACAGLIA<br />

FOTOS: MARTIN HEUER,


CHRISTIAN SAIBER, GRÜNE STADT- RATSFRAKTION<br />

lich auch Parkplätze vorhanden sein. Das<br />

Ganze ist aber wenig sinnvoll, wenn man<br />

sich mal überlegt, was die Mehrzahl der<br />

Leute so macht, während das Auto auf<br />

dem Parkplatz oder in der Garage steht:<br />

Zeit in der Wohnung verbringen, einkaufen,<br />

spazieren oder andere Dinge,<br />

jedenfalls nicht vom Auto aus Mosaike<br />

betrachten. Hinzu kommt, dass man ja<br />

vom Mosaik gar nichts mehr sieht, wenn<br />

die Parkplätze belegt sind. Ein denkmalgeschütztes<br />

Mosaik <strong>als</strong> Hintergrund für<br />

einen Parkplatz zu degradieren ist mehr<br />

<strong>als</strong> ein architektonischer Fauxpas und ein<br />

deutlicher Beleg für die Ideenlosigkeit<br />

der LEG-Pläne, bei deren Ausarbeitung<br />

die Projektgruppe Stattbad nicht beteiligt<br />

war, obwohl der <strong>Stadtrat</strong> beschlossen<br />

hatte, dass eine kulturelle Nutzung<br />

bei den Planungen der LEG berücksichtigt<br />

werden soll. Die Stattbadgruppe<br />

hat nämlich eine sinnvollere Idee: Heuer<br />

kann sich dort einen veritablen Multifunktionssaal<br />

für Ausstellungen, Konferenzen,<br />

Feste, Kino und Wochenmärkte<br />

für das gesamte Viertel vorstellen.<br />

Schätze <strong>im</strong> Keller<br />

Von der kleinen Schw<strong>im</strong>mhalle aus geht<br />

es in den Keller des Bades, in dem noch<br />

ein weiteres Schw<strong>im</strong>mbecken und eine<br />

intakte Badelandschaft bestehen. Da wir<br />

nur eine Taschenlampe für sechs Leute<br />

haben, wird es von nun an düster und<br />

wir geben uns alle Mühe, nicht zu stürzen.<br />

Martin Heuer geht mit der Taschenlampe<br />

voraus, während die Künstlerin<br />

Astrid Wichmann hoff t, nicht mit einer<br />

Ratte Bekanntschaft zu machen. „<strong>Fraktion</strong>schef,<br />

umweltpolitischer Sprecher und<br />

Geschäftsführerin verschollen“ formuliert<br />

Guido Vogel <strong>im</strong> Scherz eine Schlagzeile<br />

für den nächsten Tag. So schl<strong>im</strong>m<br />

ist es dann aber doch nicht. Wir kommen<br />

alle ohne großes Stolpern voran und entdecken<br />

interessante Dinge. So z.B. schalldichte<br />

Räume, die opt<strong>im</strong>al geeignet<br />

wären <strong>als</strong> Proberäume für MusikerInnen.<br />

Auch Werkräume könne er sich dort vorstellen,<br />

meint Martin Heuer. Dann zeigt<br />

er auf die sauber verlegten Stromleitungen,<br />

die in den Hauptschaltraum führen.<br />

Damit entkräftet er das Argument des<br />

Gebäudemanagementbetriebs, der den<br />

Stattbadleuten mitgeteilt hatte, eine kul-<br />

Die <strong>im</strong>posanten<br />

Zolnhofermosaike stehen<br />

unter Denkm<strong>als</strong>chutz<br />

turelle Nutzung sei auch aufgrund nicht<br />

mehr vorhandener Stromanschlüsse<br />

unmöglich. Die Kabel sind da – das sehen<br />

wir alle und die Kontaktbrücken wären<br />

in 15 Minuten wieder drin. Richtig beeindruckt<br />

sind wir vom Kesselhaus. Weil<br />

es der Kern des ersten Fernwärmeverbundssystems<br />

der Stadt und somit von<br />

technikgeschichtlicher Bedeutung ist,<br />

steht es ebenfalls unter Denkm<strong>als</strong>chutz.<br />

Das wäre ein toller Ort für Erlebnisgastronomie<br />

und Lesungen, fi ndet unser <strong>Fraktion</strong>schef<br />

Thomas Brück. Ich denke an die<br />

Hochöfen in Neunkirchen. Dort befi nden<br />

sich inzwischen Kinos und Kneipen.<br />

Auf dem ehemaligen Hüttenareal<br />

gibt es den Sommer über verschiedene<br />

Konzerte und sogar ein eigenes Musical.<br />

Also, es geht doch. Warum eigentlich<br />

nicht in der Landeshauptstadt? Gerade<br />

in Großstädten spielt Kultur eine wichtige<br />

Rolle. Auch in ökonomischer Hinsicht.<br />

Denn Kultur ist ein wichtiger Standortfaktor.<br />

Geschäftsleute, ManagerInnen,<br />

aber auch Studierende – sie machen ihre<br />

Entscheidung für oder gegen eine Stadt<br />

auch vom kulturellen Angebot abhängig.<br />

Deshalb darf man sich Kultur nicht nur<br />

in guten Zeiten leisten. Heuer weist in<br />

diesem Zusammenhang auf den Imagegewinn,<br />

den die Stadt durch den außergewöhnlichen<br />

Veranstaltungsort hätte,<br />

hin. Das Kesselhaus hat übrigens auch<br />

eine Tür zur Mozartstraße hin. Es ist der<br />

Hintereingang des Stadtbads.<br />

Tagen oder wohnen?<br />

Zum Abschluss unseres Rundgangs<br />

schauen wir uns den ehemaligen Verwaltungstrakt<br />

<strong>im</strong> Obergeschoss an. Wir<br />

betreten einen großen lichtdurchfl uteten<br />

Raum. Der wäre doch ideal für Seminare,<br />

meint unser baupolitischer Sprecher<br />

Guido Vogel. Ein Seminar- und Tagungszentrum<br />

in unmittelbarer Nähe des<br />

zukünftigen Eurobahnhofs wäre sicherlich<br />

sinnvoll. Das hat die Stattbadgruppe<br />

bereits vorgeschlagen. Wir gehen weiter<br />

und schauen uns die anderen Räume an.<br />

Heuer fi ndet es <strong>im</strong> Übrigen wenig sinnvoll,<br />

das interessante Ensemble für den<br />

Neubau viergeschossiger Wohnblocks<br />

abzureißen. Da müssen wir ihm Recht<br />

geben. Besonders ältere Menschen sollen<br />

nach den Plänen der LEG die Wohnun-<br />

BAUEN & KULTUR<br />

gen beziehen.<br />

FOTO: MARCO KANY<br />

Wir schauen<br />

aus dem Fenster.<br />

Draußen<br />

rauschen die<br />

Autos vorbei.<br />

Wohnen, das<br />

kann sich<br />

hier keiner<br />

von uns so<br />

recht vorstellen.<br />

Und<br />

wir sind alle<br />

noch recht<br />

jung. Was<br />

werden die<br />

Seniorinnen<br />

und Senioren<br />

dazu sagen?<br />

Ich erinnere<br />

mich, dass ich vor dem Rundgang sportlich<br />

über die Straße gefl itzt bin und trotzdem<br />

fast überfahren wurde. Eine ältere<br />

Frau mit Gehhilfe auf dieser Straße – ich<br />

will es mir lieber nicht vorstellen.<br />

Einmalige Atmosphäre sinnvoll<br />

nutzen<br />

Nach einer Stunde Rundgang sind wir<br />

beeindruckt. Unser Fazit: Das Stadtbad<br />

eignet sich hervorragend für eine kulturelle<br />

Nutzung. Martin Heuer bekommt<br />

schon jetzt hochinteressante Mietwünsche<br />

für Veranstaltungen in dieser einmaligen<br />

Atmosphäre. Er gibt aber auch<br />

ehrlich zu, dass das Stadtbad mit seinen<br />

über 4000 Quadratmetern an bebauter<br />

Fläche zu groß ist, um alleine von der<br />

Stattbadgruppe projektiert zu werden.<br />

Deshalb hält er eine Mischnutzung<br />

bestehend aus Kultur, Wohnen, Gewerbe<br />

und Wissenschaft für die beste Lösung.<br />

Wir werden uns in den entsprechenden<br />

Ausschüssen weiterhin dafür stark<br />

machen und sehen auch den Kulturdezernenten<br />

Walter Schwarz-Paqué in der<br />

Pfl icht, der sich <strong>im</strong>mer wieder dezidiert<br />

für eine kulturelle Nutzung ausgesprochen<br />

hat. Die Zeit drängt: 2007 wird <strong>Saarbrücken</strong><br />

„Europäische Kulturhauptstadt“.<br />

Dafür braucht die Stadt unbedingt innovative<br />

Konzepte. Die Stattbadgruppe<br />

hat ein solches vorgelegt, das unserer<br />

Stadt helfen würde, ein wichtiges Stück<br />

Geschichte und Zukunft zu sichern.<br />

Ke<br />

grün: konkret. 2 / 2005 7


8<br />

BAUEN & KULTUR<br />

Veränderung der Strukturen darf nicht zu Gebührenerhöhung führen<br />

Das Krematorium wurde 75<br />

„Die Zahl der Feuerbestattungen<br />

n<strong>im</strong>mt<br />

zu. Wir fordern, dass<br />

die Gebührenstabilität<br />

gewährleistet wird.“<br />

KARIN BURKART<br />

MITGLIED IM WERKSAUSSCHUSS FBS<br />

In diesem Jahr besteht das Krematorium<br />

in <strong>Saarbrücken</strong> seit 75 Jahren.<br />

Dieses Jubiläum hat auch die<br />

Geschichte der Feuerbestattung, die<br />

eine lange Tradition hat, wieder in<br />

den Blickpunkt gebracht. Deshalb<br />

ein Blick zurück und nach vorne.<br />

Die Feuerbestattung breitete sich in der<br />

letzten Epoche der Steinzeit nach Nordeuropa<br />

aus. Während der Eisenzeit, um<br />

1000 vor Christus, wurde sie ein wesentlicher<br />

Bestandteil der griechischen Bestattungskultur,<br />

später auch der römischen.<br />

Persönlichkeiten wie Cäsar oder Augustus<br />

wurden nachweislich eingeäschert. Unter<br />

den Christen, die den ärmeren Bevölkerungsschichten<br />

angehörten, blieb die traditionelle<br />

Erdbestattung die bevorzugte<br />

Bestattungsform. Dieser Brauch wurde<br />

lange beibehalten. Karl der Große verbot<br />

785 sogar die Einäscherung von Leichen<br />

bei Todesstrafe, da er sie für einen heidnischen<br />

Brauch hielt. Ein Umdenken<br />

setzte erst mit der Französischen Revolution<br />

ein. Das erste europäische Krematorium<br />

wurde 1876 <strong>im</strong> katholischen Italien<br />

in Mailand erbaut. 1887 folgte das<br />

erste deutsche Krematorium in Gotha.<br />

Es blieb lange Zeit die einzige Anlage in<br />

Deutschland, erst 1891 folgte eine weitere<br />

Einrichtung in Heidelberg. Langsam<br />

gewann diese Bestattungsart <strong>im</strong>mer<br />

mehr AnhängerInnen.<br />

Auch <strong>im</strong> Saarland setzte sich der Feuerbestattungsverein<br />

bereits seit 1911<br />

für den Bau eines Krematoriums ein. Bis<br />

zum endgültigen Bau und der Fertigstellung<br />

des Saarbrücker Krematoriums, das<br />

schließlich auf dem Hauptfriedhof entstand,<br />

dauerte es noch rund zwei Jahrzehnte.<br />

Im Juli 1930 ging die Anlage<br />

in Betrieb. Heute ist die Aschebeisetzung<br />

eine absolut akzeptierte und mittlerweile<br />

sogar die bevorzugte Bestat-<br />

grün: konkret. 2 / 2005<br />

tungsform. Viele Menschen suchen nach<br />

neuen Bestattungsarten, die ihrem ganz<br />

persönlichen Lebensmodell entsprechen,<br />

und die Zahl der Feuerbestattungen<br />

n<strong>im</strong>mt daher stetig zu.<br />

Beitrag zur Kostendeckung<br />

In diesem Geschäftsjahr wurde das Krematorium<br />

umgebaut, die Einäscherungslinien<br />

wurden saniert und auf den<br />

neuesten technischen Stand gebracht.<br />

Dadurch konnte die Kapazität der Verbrennungslinie<br />

auf 4.500 Einäscherungen<br />

pro Jahr erhöht werden. Eine fl exible<br />

Reaktion auf Marktveränderungen wird<br />

hierdurch auch für die Zukunft gewährleistet.<br />

Trotz zunehmender privater und<br />

grenznaher Konkurrenz leistet das Krematorium<br />

einen wichtigen Beitrag zur<br />

Kostendeckung bei der Unterhaltung<br />

der Saarbrücker Betriebe.<br />

Der Friedhofs- und Bestattungsbetrieb<br />

(FBS) bietet die unterschiedlichsten<br />

Möglichkeiten zur letzten Ruhestatt<br />

an. Auf dem Hauptfriedhof in <strong>Saarbrücken</strong><br />

spricht man von einer „Urnen-Themenpark-Anlage“<br />

<strong>als</strong> Alternative zur herkömmlichen<br />

Urnenbestattung. Hierbei<br />

sind Gemeinschaftsanlagen mit Gedenktafeln<br />

in verschiedene Umgebungen eingebettet.<br />

Im Denkmalpark fi ndet man<br />

historische Grabdenkmale, die ursprünglich<br />

vom Alt-Saarbrücker Friedhof stammen<br />

und nach ihrer Entwidmung vor<br />

dem Zerfall bewahrt werden konnten. In<br />

einer Gruppierung mit der Urnenanlage<br />

wird den Denkmälern eine neue Bedeutung<br />

gegeben.<br />

Der Regenbogenpark bietet in allen<br />

Regenbogenfarben gestaltete Blumenbeete.<br />

Dies ermöglicht eine Bestattung<br />

in einer Anlage der Lieblingsfarbe. Alle<br />

Beisetzungen erfolgen in einer Gemeinschaftsanlage<br />

und beinhalten die gärtnerische<br />

Pfl ege über die gesamte Ruhefrist.<br />

Auch Verstorbene, die nicht EinwohnerInnen<br />

der Landeshauptstadt <strong>Saarbrücken</strong><br />

waren, können hier beigesetzt<br />

werden.<br />

In Zukunft gibt es auch die Möglichkeit,<br />

sich unter Mammutbäumen beerdigen<br />

zu lassen. Der Mammutbaum<br />

zählt zu den eindrucksvollsten, ältesten<br />

FOTO: FBS<br />

und mächtigsten Bäumen der Erde. Als<br />

wahrer Gigant der Pfl anzenwelt kann er<br />

über 100 Meter hoch und mehr <strong>als</strong> 3.000<br />

Jahre alt werden. Vier dieser in Deutschland<br />

äußerst seltenen Bäume befi nden<br />

sich auf dem Hauptfriedhof. Mit dieser<br />

bundesweit einzigartigen Form der Beisetzung<br />

bietet der FBS eine weitere Form<br />

der Bestattung an.<br />

Gegenüber der herkömmlichen, anonymen<br />

Urnenbestattung können bei den<br />

neuen Formen Namen und Daten der<br />

Verstorbenen auf einer gemeinsamen<br />

Gedenktafel verzeichnet werden. So bleiben<br />

die Identität und die Erinnerung an<br />

einen geliebten Menschen erhalten.<br />

Zahlreiche Investitionen<br />

Die Investitionsschwerpunkte lagen <strong>im</strong><br />

vergangenen Geschäftsjahr in erster<br />

Linie auf der Fertigstellung des neuen<br />

Werkstattgebäudes, dem Umbau des<br />

Krematoriums, der Sanierung der Personalunterkünfte<br />

auf dem Hauptfriedhof,<br />

dem Projekt „Urban“ in Dudweiler,<br />

der Einführung einer neuen Finanzbuchhaltung<br />

sowie der Beschaff ung neuer<br />

Maschinen und Geräte und dem Ausbau<br />

des Wege- und Kanalnetzes auf verschiedenen<br />

Friedhöfen.<br />

Die Kürzung des Geschäftsentsorgungsentgeltes<br />

bei hoheitlichen Aufgaben<br />

sehen wir <strong>als</strong> f<strong>als</strong>ch an. Die verschärfte<br />

Finanzlage der Landeshauptstadt<br />

zwingt alle Beteiligten <strong>im</strong> Übrigen<br />

zum Umdenken <strong>im</strong> Hinblick auf bestehende<br />

Strukturen. Welche neue Gesellschaftsform<br />

dabei auch herauskommt,<br />

eines muss klar sein: es darf nicht zu<br />

einer Verschlechterung für die Bürgerinnen<br />

und Bürger, sprich einer Gebührenerhöhung<br />

kommen.


<strong>Grüne</strong> für Erhalt des Grünamtes<br />

Grünamt trägt zur Lebensqualität bei<br />

„<strong>Saarbrücken</strong> braucht<br />

Grün in der Stadt, um<br />

mit anderen Städten<br />

und Regionen konkurrieren<br />

zu können.“<br />

CLAUDIA WILLGER-LAMBERT<br />

FRAKTIONSVORSITZENDE<br />

Im Dezember stehen wieder Haushaltsberatungen<br />

an. Hoffen wir,<br />

dass die Koalitionäre diesmal nicht<br />

wieder auf solch absurde Ideen<br />

kommen wie z.B. die Schließung<br />

des Grünamts vorzuschlagen ohne<br />

sich über die Folgen für die Lebensqualität<br />

in <strong>Saarbrücken</strong> Gedanken<br />

zu machen.<br />

Wir stehen jedenfalls zum Grün in der<br />

Stadt. Denn Blumenwiesen <strong>im</strong> Deutsch-<br />

Französischen Garten, südländischer Blumenschmuck<br />

an den Brücken und satte<br />

Grünfl ächen in den Parks – all das macht<br />

unser Stadtbild attraktiv und erhöht die<br />

Lebensqualität in der Stadt. Dieses Grün<br />

bedarf aber auch einer gewissenhaften<br />

Pfl ege. Auf eben diese wollten CDU<br />

und FDP verzichten - um den Haushalt<br />

zu sanieren. Das Amt für Grünanlagen,<br />

Forsten und Landwirtschaft sollte dicht<br />

gemacht und das Personal des Amtes<br />

in den Friedhofs- und Bestattungsbetrieb<br />

verschoben werden, um allmählich<br />

alle Planstellen abzubauen. Vom Tisch<br />

ist dieser Plan noch nicht, aber CDU und<br />

FDP mussten einsehen, dass sie darüber<br />

nicht befi nden dürfen, sondern die Oberbürgermeisterin,<br />

die für die Organisation<br />

der Ämter zuständig ist.<br />

Das Grünamt hat umfangreiche<br />

Aufgaben<br />

Nach den Plänen von CDU und FDP<br />

soll der Friedhofs- und Bestattungsbetrieb,<br />

der viel weniger MitarbeiterInnen<br />

beschäftigt, künftig für die Pfl ege der<br />

Grünfl ächen z.B. <strong>im</strong> Deutsch-Französischen<br />

Garten und am Staden zuständig<br />

sein. Ein absurder Vorschlag, der weder<br />

sinnvoll noch nachhaltig ist. Denn die<br />

FriedhofsgärtnerInnen müssten sich<br />

dann zusätzlich mit der Planung, dem<br />

Bau und der Unterhaltung der städti-<br />

schen Freiräume beschäftigen. Genau<br />

dies sind nämlich die Aufgaben des<br />

Grünamtes. 73 öff entliche Parkanlagen<br />

mit einer Gesamtfl äche von rund 180<br />

Hektar, 22 Hektar grüne Stadt-, Fest- und<br />

Dorfplätze, rund 14 Kilometer Alleen, 70<br />

Hektar Verkehrsgrün, alle Rasensportplätze<br />

und weit über 150 öff entliche Spiel-<br />

und Bolzplätze sowie Außenanlagen an<br />

städtischen Gebäuden werden derzeit<br />

vom Grünamt systematisch unterhalten<br />

und weiterentwickelt. Daneben bewirtschaftet<br />

das Amt den mehr <strong>als</strong> 2.100<br />

Hektar großen Stadtwald, wozu u.a. auch<br />

zwei Wildparks und ein umfangreiches<br />

Wanderwegenetz gehören, und ist verantwortlich<br />

für alle stehenden und fl ießenden<br />

Gewässer außer der Saar. Diese<br />

Aufgabe ist eine gesetzliche Pfl ichtaufgabe.<br />

Dabei arbeitet das Grünamt übrigens<br />

<strong>als</strong> einziges Amt der Stadtverwaltung<br />

mit betriebswirtschaftlicher Kostenrechnung<br />

und ständigem Controlling.<br />

Die Fa. KGST Consult hat dem Amt erst<br />

vor zwei Jahren eine effi ziente Arbeitsweise<br />

bescheinigt.<br />

UMWELT & VERKEHR<br />

Sollte das Grünamt geschlossen<br />

werden, hätte dies langfristig höchst<br />

negative Auswirkungen für die Landeshauptstadt.<br />

Denn viele Umfragen bestätigen<br />

die Bedeutung des Grüns für ein<br />

Leben in der Stadt. Die Menschen wollen<br />

auch in der Stadt gestaltete Natur vorfi<br />

nden. Fehlen private oder öff entliche<br />

Grünfl ächen <strong>im</strong> Wohnumfeld der<br />

Städte, ziehen die Menschen ins Umland.<br />

Gerade angesichts des demografi schen<br />

FOTO: IRIS MAURER<br />

Das Grünamt ist zuständig für 180 ha<br />

Parkanlagen, 22 ha Fest- und Dorfplätze,<br />

14 km Alleen, 70 ha Verkehrsgrün,<br />

150 Spiel- und Bolzplätze und alle<br />

Rasenplätze, 2.100 ha Stadtwald, 2 Wildparks<br />

und alle stehenden und fl ießenden<br />

Gewässer <strong>im</strong> Stadtgebiet außer der Saar.<br />

Wandels können und dürfen wir uns das<br />

nicht leisten. <strong>Saarbrücken</strong> braucht Grün<br />

in der Stadt, um sich <strong>im</strong> Wettbewerb der<br />

Städte und Regionen zu behaupten. Eine<br />

nachhaltige Kommunalpolitik muss dies<br />

beherzigen.<br />

grün: konkret. 2 / 2005 9


UMWELT & VERKEHR<br />

10<br />

BürgerInnen müssen an der Planung beteiligt werden<br />

<strong>Saarbrücken</strong> braucht<br />

die Stadtmitte am Fluss<br />

Wie der Förderkreis „Stadtmitte<br />

am Fluss“ mitteilt, sind die<br />

Gespräche über die Finanzierung<br />

des Großprojektes ins Stocken<br />

geraten. Wir machen uns weiterhin<br />

für das Projekt stark.<br />

Deshalb haben wir uns <strong>im</strong> Bau- und Verkehrsausschuss<br />

vom 21.09.05 off ensiv für<br />

die Umgestaltung der Berliner Promenade<br />

ausgesprochen und die anderen <strong>im</strong><br />

<strong>Stadtrat</strong> vertreten Parteien eindringlich<br />

aufgefordert, über ihren eigenen Schatten<br />

zu springen und mit einer mutigen<br />

Investitionsentscheidung den Weg für<br />

die Umgestaltung der Berliner Promenade<br />

freizugeben. Denn es ist wichtig,<br />

dass wir Flagge zeigen, um den anderen<br />

EntscheidungsträgerInnen <strong>im</strong> Land<br />

Wo bleiben die Radspuren in der Dudweilerstraße?<br />

Veloroutennetz weiter ausbauen!<br />

Der Vermögenshaushalt 2005 ist<br />

verabschiedet. Er beinhaltet auch<br />

die Neuanlage von Radwegen in der<br />

Dudweiler Straße. Grund genug, <strong>im</strong><br />

nächsten Bau- und Verkehrsausschuss<br />

nachzuhaken, wie der Stand<br />

der Planungen ist.<br />

Für den Bau von Radspuren in der Dudweiler<br />

Straße, eine Maßnahme aus dem<br />

Veloroutenprogramm, haben wir uns<br />

schon mehrfach <strong>im</strong> Bau- Und Verkehrsausschuss<br />

stark gemacht. Dort und in<br />

Briefen der Verwaltung wurde uns mitgeteilt,<br />

dass die Weiterführung und<br />

Umsetzung der Maßnahmen aus dem<br />

Veloroutenprogramm vom Mai 2002<br />

von der Bereitstellung der Haushaltsmittel<br />

abhänge. Nun ist der Vermögenshaushalt<br />

2005 beschlossen, mit dem Bau<br />

von Radspuren in der Dudweiler Straße<br />

könnte begonnen werden. Denn <strong>im</strong> Einzelplan<br />

6 gibt es den Titel 9512.6722 mit<br />

dem schönen Namen „Dudweilerstraße -<br />

Fahrbahndeckenerneuerung und Neuanlage<br />

von Radwegen“. Außerdem hat<br />

grün: konkret. 2 / 2005<br />

sowie auf Bundes- und Europaebene<br />

deutliche Zeichen zu geben,<br />

dass „die neue Stadtmitte am<br />

Fluss“ nicht nur eine verschwommene<br />

Utopie ist, sondern konkrete<br />

Planungsschritte erfordert.<br />

Nach einer ersten Ideenrunde mit<br />

den vier Architektengruppen, die<br />

auch schon bis jetzt an den Planungen<br />

beteiligt waren, soll bald<br />

mit der Umgestaltung der ehemaligen<br />

Flaniermeile Berliner Promenade<br />

begonnen werden. Für uns ist es allerdings<br />

klar, das die Berliner Promenade<br />

nur dann attraktiv sein wird, wenn auf<br />

der gegenüber liegenden Saarseite die<br />

Autobahn in einem Tunnel verschwindet.<br />

Erst dann haben wir eine neue attraktive<br />

Stadtmitte am Fluss. An den Planun-<br />

Veloroutennetz: Trotz Machbarkeit<br />

wird der Lückenschluss in der<br />

Dudweilerstraße von der<br />

CDU-FDP-Koalition blockiert<br />

die Verwaltung in einem von uns angeforderten<br />

Bereicht vom 19. Mai dieses<br />

Jahres bereits darauf hingewiesen, dass<br />

die Machbarkeitsstudie die Möglichkeit<br />

für Radspuren in der Dudweilerstraße<br />

aufzeigt. Und: Eine Ausführungsplanung<br />

weise nach, dass sich die Lösung für den<br />

Radverkehr mit den Belangen des motorisierten<br />

Individualverkehrs, <strong>als</strong>o denen<br />

der AutofahrerInnen, verträgt. In dem<br />

Brief hat die Verwaltung auch darauf<br />

hingewiesen, dass mit der Aufbringung<br />

einer neuen Fahrabahndecke in der Dudweilerstraße<br />

die Lösung für den Radverkehr<br />

markiert werden „könnte“. Na <strong>als</strong>o.<br />

Wir sind gespannt auf die Antworten<br />

der Verwaltung und die Reaktion der<br />

schwarz-gelben Koalition, die bisher einseitig<br />

die Interessen der AutofahrerInnen<br />

vertreten hat.<br />

GUIDO VOGEL<br />

VERKEHRSPOLITISCHER SPRECHER<br />

Die Stadtmitte am Fluss: Die neue<br />

Berliner Promenade in einem Modell<br />

des Architektenwettbewerbs.<br />

gen hierzu müssen die Bürgerinnen und<br />

Bürger aktiv beteiligt werden.<br />

GRAFIK: MICHAEL BURR<br />

FOTO: GRÜNE, STADTRATSFRAKTION<br />

SAARBRÜCKEN<br />

GUIDO VOGEL<br />

BAUPOLITISCHER SPRECHER


UMWELT & VERKEHR<br />

Radtour mit dem ADFC zeigt Lücken und Schwachstellen <strong>im</strong> Radwegenetz<br />

Gegen die Koalition der Rad(t)losen<br />

Grün wirkt gegen die Koalition der<br />

Rad(t)losen. Im Gegensatz zur CDU-<br />

FDP-Koalition setzen wir uns<br />

konsequent für die Förderung des<br />

Radverkehrs in <strong>Saarbrücken</strong> ein.<br />

Während CDU und FDP sich ausschließlich<br />

für die Interessen der<br />

AutofahrerInnen stark machen,<br />

wollen wir die verschiedenen<br />

Verkehrsträger intelligent miteinander<br />

vernetzen.<br />

Im Sommer haben wir eine Radtour in<br />

<strong>Saarbrücken</strong> unternommen. Thomas<br />

Fläschner, Vorstandssprecher des Allgemeinen<br />

Deutschen Fahrradclubs Saarland<br />

(ADFC), hat uns begleitet und auf<br />

die Schwachstellen <strong>im</strong> Saarbrücker Radwegenetz<br />

aufmerksam gemacht. Und<br />

das sind einige. Starke Nerven waren<br />

gefordert bei riskanten Spurwechseln<br />

über stark befahrene Hauptstraßenspuren,<br />

be<strong>im</strong> Ausweichen von Autos, die<br />

auf Radwegen geparkt hatten, und Vollbremsungen<br />

wegen Bügeln mitten auf<br />

dem Fahrradweg. So schwer haben<br />

es die RadfahrerInnen in vielen anderen<br />

deutschen Städten nicht.<br />

Während sich in Freiburg 30<br />

Prozent der Menschen für das<br />

Fahrrad <strong>als</strong> Verkehrsmittel <strong>im</strong><br />

Alltag entscheiden, sind es in<br />

<strong>Saarbrücken</strong> nur drei bis fünf<br />

Prozent. Kein Wunder bei den<br />

Gefahren, denen die RadfahrerInnen<br />

tagtäglich ausgesetzt<br />

sind.<br />

Auf unser Drängen hin<br />

wurden Teile des Veloroutennetzes,<br />

das <strong>im</strong> Rahmen<br />

der Lokalen Agenda entwickelt<br />

wurde, verwirklicht. Planungen<br />

für die Hauptrouten<br />

wurden beauftragt und das<br />

Geld für ihren Ausbau bereitgestellt.<br />

Für die derzeitige<br />

Koalition aus CDU und FDP<br />

spielt das Veloroutennetz<br />

keine Rolle mehr. Die CDU hat<br />

<strong>im</strong> Verkehrsausschuss angekündigt,<br />

dass sie das Radewegekonzept<br />

generell in Frage<br />

stellt. Der Lückenschluss in<br />

der Dudweilerstraße wird von der CDU-<br />

FDP-Koalition blockiert. Die Pläne liegen<br />

seit Sommer 2004 auf dem Tisch und<br />

könnten nach Aussagen der Stadtverwaltung<br />

verwirklicht werden.<br />

Radverkehr ist kostengünstig<br />

und umweltfreundlich<br />

Das Rad bietet <strong>im</strong> Alltagsverkehr viele<br />

Vorteile. Studien zeigen beispielsweise,<br />

dass auf einer Strecke von 400 Metern bis<br />

sechs Kilometern das Rad das schnellste<br />

Verkehrsmittel ist. Das Umweltbundesamt<br />

hat ausgerechnet, dass der Ausbau<br />

des Radverkehrs für die Kommunen sehr<br />

viel günstiger ist <strong>als</strong> der motorisierte<br />

Individualverkehr. Dass in <strong>Saarbrücken</strong><br />

der Radetat gestrichen wurde, ist ein<br />

Skandal. In anderen Städten ist man bei<br />

der Vernetzung der einzelnen Verkehrsträger<br />

viel weiter. In Leipzig gibt es beispielsweise<br />

einen Grundsatzbeschluss,<br />

dass ein best<strong>im</strong>mter prozentualer Anteil<br />

des Verkehrsetats für jede Maßnahme<br />

für den Radverkehr ausgegeben werden<br />

muss.<br />

GUIDO VOGEL<br />

VERKEHRSPOLITISCHER SPRECHER<br />

In <strong>Saarbrücken</strong> haben es die<br />

RadfahrerInnen schwer.<br />

Rücksichtslos auf Radwegen<br />

abgestellte Werbetafeln sind<br />

neben f<strong>als</strong>ch geparkten Autos ein<br />

gefährliches Hindernis wie hier in der<br />

Mainzer Straße.<br />

FOTOS: GRÜNE, STADTRATSFRAKTION SAARBRÜCKEN<br />

grün: konkret. 2 / 2005 11


UMWELT & VERKEHR<br />

FOTO: GRÜNE SAAR<br />

12<br />

Keine Privatisierung des Saarbrücker Nahverkehrs-Systems durch „Salami-Taktik“<br />

<strong>Saarbrücken</strong> braucht ein<br />

effi zientes ÖPNV-Angebot!<br />

„Wir brauchen eine<br />

Grundsatzdebatte, um<br />

den umweltfreundlichen<br />

Verkehrsträger<br />

weiterzuentwickeln.<br />

GUIDO VOGEL<br />

VERKEHRSPOLITISCHER SPRECHER<br />

Damit das Schlagwort der liebens-<br />

und lebenswerten Stadt <strong>Saarbrücken</strong><br />

nicht nur eine unerfüllte<br />

Hoffnung bleibt, muss insbesondere<br />

die städtische Verkehrspolitik dafür<br />

Sorge tragen, dass das öffentliche<br />

Nahverkehrssystem nicht nur<br />

verwaltet, sondern auch gezielt<br />

ausgebaut und opt<strong>im</strong>iert wird.<br />

Besonders die Stadtwerke tragen<br />

hier neben dem Rat der Stadt eine<br />

besondere Verantwortung.<br />

Für ein gleichberechtigtes Nebeneinander<br />

der verschiedenen Verkehrsträger<br />

Wir sind davon überzeugt, dass nur ein<br />

gut entwickeltes und ständig an den<br />

Bedürfnissen der BürgerInnen ausgerichtetes<br />

Nahverkehrssystem dafür sorgen<br />

kann, dass insbesondere die Saarbrücker<br />

Innenstadt nicht nur <strong>als</strong> Einkaufs- und<br />

Gewerbestandort wahrgenommen wird,<br />

sondern zunehmend auch <strong>als</strong> Wohnstadt<br />

ihre Bedeutung (zurück)erhält.<br />

Wir sind uns bewusst, dass die Forderung<br />

nach einem hochwertigen ÖPNV in<br />

Zeiten knapper Kassen nicht <strong>im</strong>mer leicht<br />

umzusetzen ist, wir glauben aber auch,<br />

grün: konkret. 2 / 2005<br />

dass die Politik gerade deshalb durch<br />

klare Vorgaben knappe Ressourcen<br />

bündeln und zielgerichtet für eine Stärkung<br />

der umweltfreundlichen Verkehrsträger<br />

einsetzen muss. Dies heißt konkret<br />

übersetzt auf die Saarbrücker Verhältnisse:<br />

Zur Querfi nanzierung der Verkehrs-<br />

durch die Energieversorgungsbetriebe<br />

<strong>im</strong> Geschäftsbereich der Stadtwerke<br />

gibt es solange keine Alternative,<br />

wie kein anderes tragfähiges öff entliches<br />

Finanzierungskonzept gefunden ist.<br />

Ein attraktives Nahverkehrssystem wird<br />

<strong>im</strong>mer ein Verlustgeschäft bleiben, welches<br />

durch andere rentablere Geschäftsbereiche<br />

ausgeglichen werden muss.<br />

Dies um so mehr, <strong>als</strong> dass der Europäische<br />

Gerichthof grundsätzlich nichts<br />

gegen diese „Inhausgeschäfte“ hat.<br />

Alle Bestrebungen, den schwarze<br />

Zahlen schreibendenEnergieversorgungsbereich<br />

von einem<br />

attraktiven, aber<br />

defi zitären Nahverkehrabzukoppeln,erteilen<br />

wir eine<br />

klare Absage.<br />

Ein nicht öff entlich<br />

fi nanzierter<br />

ÖPNV kann in<br />

der Konsequenz<br />

nur die attraktiven Linien bedienen und<br />

zieht sich damit aus der (Stadt-)Fläche<br />

zurück. Unter diesem grundsätzlichen<br />

Gesichtspunkt sind auch alle Entscheidungen<br />

zu betrachten, die momentan<br />

in den Stadtwerken zum Thema ÖPNV<br />

gefasst werden.<br />

BürgerInnenbeteiligung bei der<br />

Liniennetzopt<strong>im</strong>ierung<br />

Seit Mitte des Jahres liegt den <strong>Fraktion</strong>en<br />

<strong>im</strong> <strong>Stadtrat</strong> ein Liniennetzopt<strong>im</strong>ierungskonzept<br />

für das Stadtbussystem vor. Das<br />

von der Karlsruher Firma Planung Transport<br />

Verkehr (PTV) vorgestellte Konzept<br />

macht Vorschläge, wie die vorhandenen<br />

Potenziale des Busliniensystems in <strong>Saarbrücken</strong><br />

besser genutzt werden können.<br />

Insgesamt sollen durch die angestrebten<br />

Maßnahmen ca. 1,5 Mio. Euro eingespart<br />

werden.<br />

Wir verweigern uns nicht grundsätzlich<br />

diesem Ansatz. Jedes System muss auf<br />

Effi zienzsteigerung untersucht werden.<br />

Dass z.B. auch in <strong>Saarbrücken</strong> historisch<br />

gewachsene „Zick-Zack-Buslinien“<br />

„begradigt“ werden müssen, können wir<br />

nachvollziehen und fi ndet unsere Unterstützung.<br />

Dass auf der anderen Seite<br />

aber innovative Ideen wie ein jugendfreundliches<br />

Nachtbussystem aus topografi<br />

schen Gründen abgelehnt wird, ist<br />

für uns nicht nachvollziehbar und steigert<br />

nur bedingt das Vertrauen in die<br />

Kompetenz der Karlsruher Planungsgesellschaft.<br />

Grundsätzlich bemängeln wir, dass bei<br />

der Konzeptentwicklung die BürgerInnenmeinung<br />

zu wenig berücksichtigt<br />

wurde. Maßnahmen wie das „kleinteilige<br />

Bürgerbeteiligungsmodell“ könnten<br />

hier maßgeblich dazu beitragen, dass<br />

der Opt<strong>im</strong>ierungsprozess nicht nur von<br />

den SaarbrückerInnen nachvollzogen<br />

werden kann, sondern auch aktiv mitgetragen<br />

wird.<br />

Insgesamt haben wir aber auch die<br />

Befürchtung, dass die Liniennetzopt<strong>im</strong>ierungsdiskussion<br />

von VertreterInnen<br />

der schwarz-gelben Koalition genutzt<br />

wird, um sich durch eine Art „Salamitaktik“<br />

vom ungeliebten weil defi zitären<br />

ÖPNV-System schrittweise zu verabschieden.<br />

Hier könnten die sich verändernden<br />

europäischen Rahmenbedingungen<br />

zum Anlass genommen werden,<br />

um Lohn- und Sozialdumping durchzusetzen.<br />

Äußerungen in den entsprechenden<br />

Gremien und Räten legen diese Vermutung<br />

nahe. Vorsicht ist <strong>als</strong>o geboten.<br />

Saarbahn – ÖPNV nutzt der<br />

Grenzregion<br />

Nachdem sich die Anzeichen mehren,<br />

dass Völklingen mit der Linie 2 über die<br />

Rotfeldkurve nicht mit der Saarbahn


angefahren wird, stellt sich die Frage,<br />

wie mit der unter fi nanziellen Aspekten<br />

sicherlich nicht günstigen Saarbahn<br />

langfristig umgegangen wird. Unsinnig<br />

ist unserer Meinung nach die Strategie,<br />

ein solch aufwendiges System erst in der<br />

Stadt zu etablieren, dann aber nur teilweise<br />

zu nutzen. Wir fordern nach wie<br />

vor <strong>als</strong> Grundsystem die Kreuzstruktur<br />

mit Abzweigungen nach Nord, Süd, Ost<br />

und West. Was soll z.B. eine solch aufwendige<br />

Infrastruktur wie der viergleisige<br />

Umsteigebahnhof am Hauptbahnhof,<br />

wenn diese dann nur für die Linie 1<br />

genutzt wird? Was soll eine Einfädelung<br />

auf die Gleise der Deutschen Bahn AG in<br />

Richtung Frankreich, wenn diese dann<br />

nur zwe<strong>im</strong>al <strong>im</strong> Jahr für die Saarmesse<br />

und die Welt der Familie genutzt wird?<br />

Die Vernunft gebietet, dass man zumindest<br />

mit dem Bau für die Teilstrecke nach<br />

Schafbrücke beginnt und so auch symbolisch<br />

die Linie 2 auf den Weg bringt.<br />

Perspektivisch fordern wir die Saarbahnbetreiber<br />

auf, zu der Linie 2 nach<br />

Völklingen Alternativkonzepte auszuarbeiten.<br />

Hier scheint uns besonders die<br />

Linie nach Forbach untersuchungswürdig.<br />

Gerade die Linie 1 nach Saargemünd<br />

hat deutlich gezeigt, wie ein hochwertiges<br />

ÖPNV-System sich auf das Zusammenwachsen<br />

der Grenzregion auswirkt.<br />

Auch scheint uns die Förderungswürdigkeit<br />

in einer solchen europäischen Kernregion<br />

durch die EU gegeben.<br />

Grundsatzdebatte zum ÖPNV<br />

Wir meinen, dass es an der Zeit ist, sich<br />

<strong>im</strong> Rat der Stadt mit der Weiterentwicklung<br />

des ÖPNV-Systems strategisch auseinanderzusetzen.<br />

Der Prozess der Weiterschreibung<br />

des Verkehrsentwicklungsplans<br />

der momentan von Oberbürgermeisterin<br />

Charlotte Britz und Baudezernent<br />

Dieter Ehrmantraut getätigt<br />

wird, sollte vom Rat zum Anlass genommen<br />

werden, sich in einer Grundsatzdebatte<br />

mit dem Thema ÖPNV unter dem<br />

Gesichtspunkt der Qualitätserhaltung<br />

und Qualitätssteigerung zu befassen.<br />

Jede der <strong>im</strong> <strong>Stadtrat</strong> vertretenen Parteien<br />

hat dann die faire Chance, sich zu<br />

einem langfristig leistungsfähigen ÖPNV-<br />

System zu bekennen oder eine Abwicklungsstrategie<br />

<strong>im</strong> Sinne einer Salamitaktik<br />

das Wort zu reden.<br />

<strong>Grüne</strong>s Hearing zu Verkehrspolitik<br />

Vier Referate zum Thema Verkehrspolitik<br />

standen bei unserem zweiten<br />

<strong>Grüne</strong>n Hearing, an dem rund<br />

50 interessierte Bürgerinnen und<br />

Bürger in der Stadtgalerie teilnahmen,<br />

auf dem Programm. Die<br />

Referate haben gezeigt, dass<br />

opt<strong>im</strong>ale Mobilität nur mit intelligenten,<br />

flexiblen und vernetzten<br />

Verkehrsmitteln möglich ist.<br />

Dr. Peter Häckelmann, Verkehrsplaner <strong>im</strong><br />

Stadtplanungsamt <strong>Saarbrücken</strong>, berichtete<br />

über den neuesten<br />

Stand des Verkehrsmanagement<br />

Saarland<br />

und entwarf verschiedene<br />

Szenarien für die<br />

Verkehrsentwicklung<br />

in <strong>Saarbrücken</strong>.<br />

Der Vorstandssprecher<br />

des ADFC Saar,<br />

Thomas Fläschner,<br />

machte deutlich, wo<br />

es <strong>im</strong> Saarbrücker Radwegesystem<br />

hakt. Er<br />

bemängelte insbesondere<br />

die Diskrepanz<br />

zwischen der Förderung des Radtourismus<br />

auf der einen und eines spärlich<br />

ausgebauten Alltagsradwegenetzes<br />

auf der anderen Seite. Die CDU zeige<br />

ein widersprüchliches Verhalten. Während<br />

der Abgeordnete Martin Karren <strong>im</strong><br />

Landtag für ein saarländisches Alltagsradwegenetz<br />

st<strong>im</strong>me, sei er <strong>als</strong> <strong>Fraktion</strong>svorsitzender<br />

der CDU-<strong>Stadtrat</strong>sfraktion<br />

maßgeblich an der Streichung des<br />

Fahrradetats beteiligt. Dieses Verhalten<br />

ist uns bekannt, aber nicht nachvollziehbar.<br />

Im Gegensatz zur CDU vertreten wir<br />

in Stadt und Land einheitliche Positionen.<br />

Im Landtag haben wir <strong>als</strong> erste <strong>Fraktion</strong><br />

einen Antrag für ein alltagstaugliches<br />

Velo-Konzept für das Saarland eingebracht,<br />

der bei Enthaltung der CDU<br />

einst<strong>im</strong>mig verabschiedet wurde.<br />

Auf die Vorteile von CarSharing machte<br />

Roland Jahn, Geschäftsführer von cambio<br />

Aachen und <strong>Saarbrücken</strong>, aufmerksam.<br />

UMWELT & VERKEHR<br />

Lösungsansätze für<br />

opt<strong>im</strong>ale Mobilität<br />

Mit CarSharing sei Autokomfort gezielt<br />

und fl exibel einsetzbar, kostengünstig<br />

und weniger umweltbelastend zu haben.<br />

Wer kein eigenes Auto besitze, überlege<br />

sich gut, für welche Fahrten er sich ein<br />

Auto miete und welche Wege er zu Fuß,<br />

mit dem Rad oder mit öff entlichen Verkehrsmitteln<br />

zurücklege. Hemmnisse für<br />

CarSharing in <strong>Saarbrücken</strong> seien u.a. die<br />

Autofreundlichkeit der Stadt, die sich an<br />

der großen Anzahl von Parkplätzen zeige,<br />

und die <strong>im</strong> Vergleich zu anderen Städten<br />

geringe Nutzung von CarSharing durch<br />

FOTO: GRÜNE, STADTRATSFRAKTION SAARBRÜCKEN<br />

<strong>Grüne</strong>s Hearing: „Wahlfreiheit für die<br />

Verkehrswende“ in der Stadtgalerie.<br />

Von links: Dr. Peter Häckelmann,<br />

Prof. Dr. Heiner Monhe<strong>im</strong>, Tina Schöpfer,<br />

Guido Vogel, Thomas Fläschner, Roland Jahn.<br />

Ämter und Behörden. Heiner Monhe<strong>im</strong>,<br />

Professor für Angewandte Geographie/<br />

Raumentwicklung und Landesplanung,<br />

plädierte für eine Entideologisierung der<br />

Verkehrspolitik orientiert an der Logik<br />

der Effi zienzsteigerung. Monhe<strong>im</strong> will in<br />

der Verkehrspolitik außerdem die Unternehmen<br />

stärker in die Pfl icht nehmen. In<br />

den Niederlanden gäbe es z.B. ein Gesetz,<br />

das Betriebe mit mehr <strong>als</strong> 50 MitarbeiterInnen<br />

veranlasst, so genannte betriebliche<br />

Mobilitätskonzepte aufzustellen, in<br />

denen sie Lösungen für die Verkehrsprobleme<br />

rund um ihre Firmenstandorte<br />

entwickeln.<br />

TINA SCHÖPFER<br />

FRAKTIONSGESCHÄFTSFÜHRERIN<br />

grün: konkret. 2 / 2005 13


UMWELT & VERKEHR<br />

14<br />

Wer Müll spart, spart auch Gebühren<br />

Langsames Umdenken<br />

in der Müllentsorgung<br />

Im Bereich der Müllgebühren<br />

bewegt sich so langsam etwas. Für<br />

2007 wird eine grundsätzliche<br />

Änderung der gesamten Gebührenstruktur<br />

in Erwägung gezogen.<br />

Wir begrüßen die neuesten Tendenzen<br />

<strong>im</strong> Bereich der Müllgebühren. So langsam<br />

aber sicher beginnt sich das Prinzip<br />

„Weniger Müll = niedrigere Gebühren“,<br />

für das wir uns <strong>im</strong>mer wieder eingesetzt<br />

haben, off enbar durchzusetzen.<br />

Dies zeigt sich<br />

an der geplanten<br />

Einführung<br />

einer Grund- und<br />

Leistungsgebühr.<br />

Die Grund- und Leistungsgebühr ist ein<br />

erster kleiner Schritt in die richtige Richtung,<br />

nämlich die Belohnung von Müllvermeidung.<br />

Am Ende dieses Weges<br />

kann dann die Müllverwiegung stehen,<br />

welche die konsequenteste Art der Müllvermeidung<br />

darstellt. Die Müllverwiegung<br />

ist die ökonomisch und ökologisch<br />

sinnvollste Variante der Müllentsorgung<br />

Das hat u.a. das Lebacher Pilotprojekt<br />

gezeigt. Nicht umsonst werden die<br />

Kommunen Eppelborn und St. Wendel in<br />

Kürze diesem Beispiel folgen.<br />

grün: konkret. 2 / 2005<br />

„Die Einführung einer Grund- und<br />

Leistungsgebühr ist ein erster Schritt<br />

auf dem Weg zur Müllverwiegung.“<br />

FOTO: GRÜNE SAAR<br />

Wir waren in diesem Sommer in Lebach<br />

und haben uns vor Ort ausführlich über<br />

die Müllverwiegung informiert. Das<br />

Gespräch hat erneut deutlich gemacht,<br />

wie unseriös es ist, mit dem Gespenst der<br />

illegalen Müllablagerungen die Angst<br />

vor der Müllverwiegung zu schüren. Das<br />

Lebacher Pilotprojekt hat zwar gezeigt,<br />

dass am Anfang die illegalen Ablagerungen<br />

leicht gestiegen sind. Das Interessante<br />

daran ist aber, dass es sich dabei<br />

nach den Aussagen der Verantwortli-<br />

chen vorwiegend um<br />

Sperrmüll handelte<br />

und dass dieser in<br />

Lebach sogar kostenlos<br />

abgeholt wird und<br />

gar nichts mit dem Hausmüll zu tun hat!<br />

Im Verlauf des Projekts wurden die Müllmengen<br />

hingegen drastisch reduziert. Es<br />

wurde beobachtet, dass z.B. Fliesen nicht<br />

einfach in die Tonne gekippt, sondern<br />

zum Wertstoff hof gebracht wurden.<br />

Durch die entsprechende technische<br />

Ausstattung wie z.B. Chipsysteme an<br />

den Mülltonnen (Identsystem) kann man<br />

außerdem dafür sorgen, dass der Müll<br />

dem jeweiligen Verursacher zugerechnet<br />

wird. Für Familien mit kleinen Kindern<br />

und ältere Menschen mit Inkontinenz<br />

kann durch besondere Regelungen<br />

dafür Sorge getragen werden, dass<br />

sie durch die Müllverwiegung nicht<br />

benachteiligt werden. Insgesamt hat das<br />

Lebacher Pilotprojekt gezeigt, dass die<br />

Gebühren durch die Müllverwiegung<br />

deutlich gesenkt werden können.<br />

In den letzten Jahren sind in <strong>Saarbrücken</strong><br />

in die Technik der Müllverwiegung<br />

schon über 1,5 Millionen Euro investiert<br />

worden. Es ist für uns deshalb nicht<br />

nachvollziehbar, warum dann das Projekt<br />

nicht endlich umgesetzt wird. CDU und<br />

FDP müssen sich fragen lassen, ob sie<br />

durch ihre Blockadehaltung gegenüber<br />

der Müllverwiegung nicht dazu beitragen,<br />

dass die Müllgebühren auf hohem<br />

Niveau verbleiben bzw. weiter steigen.<br />

GUIDO VOGEL<br />

UMWELTPOLITISCHER SPRECHER<br />

<strong>Grüne</strong> kämpfen um das Zuwand<br />

Integration<br />

„Bevor es das ZIB gab,<br />

war Integrationsarbeit<br />

in <strong>Saarbrücken</strong> ein<br />

Flickenteppich.“<br />

THOMAS BRÜCK<br />

FRAKTIONSVORSITZENDER<br />

„Integrationspolitik muss ein gesamtstädtisches<br />

und gesamtpolitisches<br />

Anliegen sein“, lautet die zentrale<br />

Forderung des Ausländerbeirates.<br />

Das sehen wir genauso. Um kommunale<br />

Integrationspolitik voranzubringen<br />

brauchen wir Strukturen.<br />

Verschiedene Träger innerhalb und<br />

außerhalb der Stadtverwaltung, interkulturelle<br />

Vereine und Institutionen müssen<br />

miteinander in Kontakt gebracht und<br />

vernetzt werden. Arbeitskreise und Projekte<br />

müssen koordiniert werden. Denn<br />

Integration braucht Gestaltung. Sie<br />

braucht neue Ideen und Impulse. Genau<br />

dies leistet das Zuwanderungs- und Integrationsbüro<br />

(ZIB), auf dessen Einrichtung<br />

wir gedrängt und das dam<strong>als</strong> mit<br />

den St<strong>im</strong>men der CDU eröff net wurde.<br />

Es gestaltet tagtäglich Integration und<br />

wird sowohl von Migrantinnen und Migranten,<br />

<strong>als</strong> auch von Migrantenorganisationen,<br />

Fachämtern und <strong>Fraktion</strong>en, die<br />

Informationen zu Themen der kommunalen<br />

Integrationspolitik möchten, gut<br />

angenommen. Wir haben damit in <strong>Saarbrücken</strong><br />

gut funktionierende Strukturen,<br />

die zum Beispiel auch dabei helfen, das<br />

Zuwanderungsgesetz gut umzusetzen.<br />

CDU und FDP wollen nun eben dieses<br />

Büro, das bundesweit Vorbildcharakter<br />

hat, zerschlagen. Dieser Einsparvorschlag,<br />

der nicht mal ein echter Einsparvorschlag<br />

ist, ist vollkommen verantwortungslos<br />

und gegen den bundesweiten<br />

Trend. In vielen anderen Städten ist man<br />

gerade dabei, mehr solcher Stabsstellen<br />

zu eröff nen und zwar unabhängig von<br />

der jeweiligen politischen Konstellation,<br />

weil ein solches Büro bei der Umsetzung<br />

des Zuwanderungsgesetzes von herausragender<br />

Bedeutung ist. So z.B. in Wiesbaden.<br />

Dort gibt es die klare Order, dass<br />

es sinnvoller ist, in Strukturen zu inves-


erungs- und Integrationsbüro<br />

braucht Gestaltung!<br />

tieren statt in Projektmittel. 10 Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter kümmern sich<br />

in der hessischen Landeshauptstadt um<br />

den Bereich Integration. Bei uns gibt es<br />

dafür zwei Vollzeitstellen und eine halbe<br />

Stelle. Das ZIB ist <strong>als</strong>o gemessen an der<br />

Leistung und der Bedeutung, die es für<br />

die Integration hat, noch nicht mal teuer.<br />

Im Gegenteil, es wäre eine Verschwendung<br />

von Steuergeldern, wenn das ZIB<br />

geschlossen würde und die MitarbeiterInnen<br />

in ein anderes Amt kämen, in dem<br />

<strong>Stadtrat</strong> beschließt Resolution für oberirdische Grabkammern<br />

Nun muss das Ministerium handeln<br />

Geht es nach dem Wunsch des<br />

Saarbrücker <strong>Stadtrat</strong>s, können in<br />

Deutschland lebende Italienerinnen<br />

und Italiener ihre Angehörigen<br />

schon bald in oberirdischen Grabkammern,<br />

die sie aus ihrem He<strong>im</strong>atland<br />

gewohnt sind, bestatten.<br />

Das Einstellen von Särgen in oberirdischen<br />

Grabkammern ist in Italien weit<br />

verbreitet. Im Ausländerbeirat hatten ItalienerInnen<br />

auf den Wunsch ihrer Landsleute<br />

aufmerksam gemacht. Wir haben<br />

uns für das Anliegen der ItalienerInnen<br />

eingesetzt und gefordert, dass alle <strong>Fraktion</strong>en<br />

hierzu eine gemeinsame Erklärung<br />

unterschreiben. Der Ausländerbeirat<br />

nahm unseren Vorschlag auf und verfasste<br />

einen „Initiativantrag zu oberirdischen<br />

Grabkammern“, der eine Änderung<br />

des Bestattungsgesetzes fordert. Dieser<br />

wurde <strong>im</strong> Ausländerbeirat einst<strong>im</strong>mig<br />

beschlossen und am 21. Juni dem <strong>Stadtrat</strong><br />

vorgelegt. Auch dort haben sich alle<br />

sie ihre berufl ichen Fähigkeiten nicht<br />

adäquat einbringen könnten, während<br />

die so wichtige Integrationsarbeit liegen<br />

bleibt. Die Argumentation des FDP-Stadtverordneten<br />

Manfred Ziegler, der in einer<br />

Sitzung des Ausländerbeirats zu Protokoll<br />

gegeben hat, dass es ihm bewusst<br />

sei, dass man gute Strukturen zerschlage,<br />

aber aufgrund der Spardiskussion dazu<br />

gezwungen sei, ist daher völlig irrational.<br />

Die Integration von Zugewanderten ist<br />

eine der größten Herausforderungen für<br />

<strong>Fraktion</strong>en für den Bau der oberirdischen<br />

Grabkammern ausgesprochen und eine<br />

gemeinsame Resolution dazu verabschiedet.<br />

Diese Resolution wurde dem<br />

Landtag und der Landesregierung vorgelegt,<br />

damit diese auf die Änderung des<br />

Gesetzes hinwirken. Im Juli hatte Gesundheitsminister<br />

Josef Hecken (CDU) zugesagt,<br />

nach der parlamentarischen Sommerpause<br />

eine entsprechende Ergänzung<br />

des Bestattungsgesetzes, das<br />

bisher keine oberirdischen Bestattungen<br />

zulässt, anzuregen. Nun,<br />

die Sommerpause ist seit geraumer<br />

Zeit vorbei, getan hat sich<br />

noch nichts. Die Geschäftsführerin<br />

des Ausländerbeirats, Christine<br />

Altmann-Hahn, hat auf Nachfrage<br />

be<strong>im</strong> Ministerium erfahren, dass<br />

noch nicht klar sei, wann ein entsprechender<br />

Entwurf in den Landtag<br />

eingebracht werde, dies aber<br />

dieses Jahr noch passieren soll.<br />

Eine wenig zufrieden stellende<br />

INTEGRATIV & SOZIAL<br />

die Kommunen. CDU und FDP verspielen<br />

leichtsinnig die Chancen einer sinnvollen<br />

Integrationspolitik und sparen<br />

auf Kosten der Minderheitsgesellschaft.<br />

Diese Rechnung wird nicht aufgehen<br />

und viel höhere Kosten nach sich ziehen,<br />

<strong>als</strong> die Koalition jetzt glaubt einsparen zu<br />

können.<br />

Integration sorgt für ein<br />

faires Miteinander. Wie es z.B.<br />

diese Kinder <strong>im</strong> ehemaligen Kindergarten<br />

Gärtnerstraße erleben konnten.<br />

FOTO: IRIS MAURER<br />

Auskunft. Sollte der Minister nicht bald<br />

tätig werden, werden wir uns an unsere<br />

grünen Kollegen <strong>im</strong> Landtag wenden,<br />

damit diese beantragen, dass das Thema<br />

endlich <strong>im</strong> Landtag behandelt wird.<br />

Denn so zögerlich darf ein Minister nicht<br />

mit einem einst<strong>im</strong>migen <strong>Stadtrat</strong>sbeschluss<br />

umgehen.<br />

THOMAS BRÜCK<br />

FRAKTIONSVORSITZENDER<br />

FOTO: AUSLäNDERBEIRAT<br />

grün: konkret. 2 / 2005 15


GRÜNE ANDERSWO<br />

16<br />

<strong>Grüne</strong>r Gastbeitrag aus dem Landtag<br />

Kampf gegen<br />

Studiengebühren<br />

„Die Entscheidung<br />

für oder gegen ein<br />

Studium darf nicht vom<br />

Geldbeutel der Eltern<br />

abhängen.“<br />

CLAUDIA WILLGER-LAMBERT,<br />

LANDTAGSABGEORDNETE<br />

Die Landtagsfraktion der <strong>Grüne</strong>n<br />

hat sich massiv gegen die Einführung<br />

von Studiengebühren<br />

gewandt. Denn Studiengebühren<br />

verschärfen die Selektion <strong>im</strong><br />

Bildungsbereich nach sozialen<br />

Gesichtspunkten. Dies wollen wir<br />

verhindern. Wir sind der Meinung,<br />

dass die Bildungschancen junger<br />

Menschen nicht vom Geldbeutel der<br />

Eltern abhängen dürfen.<br />

In allen Grundsatzdebatten und Sonntagsreden<br />

wird <strong>im</strong>mer wieder - und zwar<br />

unisono - darauf hingewiesen, dass die<br />

Zukunft des Landes in den Köpfen liegt<br />

und damit gerade die Ausbildung und<br />

Sonderabfallentsorgung<br />

Andienungspfl icht erhalten!<br />

Die Landtagsfraktion der <strong>Grüne</strong>n<br />

hat sich massiv dafür eingesetzt,<br />

dass die sogenannte Andienungspflicht<br />

für Sonderabfälle erhalten<br />

bleibt.<br />

Mit der geplanten Abschaff ung der<br />

Andienungspfl icht würde die saarländische<br />

Landesregierung dem Missbrauch<br />

bei der Entsorgung dieser Abfälle Tür<br />

und Tor öff nen. Sie spielt so mit dem<br />

Sondermüll ein gefährliches Spiel. Hier<br />

soll die Wirtschaft zu Lasten der Entsorgungssicherheit<br />

von Sondermüll entlastet<br />

werden. Letztlich werden mit dem<br />

Vorhaben der Landesregierung aber<br />

der Verbleib und die Entsorgung dieser<br />

Abfälle unkalkulierbar. Wir fordern sie<br />

grün: konkret. 2 / 2005<br />

Qualifi kation junger Menschen in unserem<br />

Land ein ganz wesentlicher Bestandteil<br />

der Politik ist. Dennoch agiert die<br />

saarländische Landesregierung mit der<br />

geplanten Einführung von Studiengebühren<br />

absolut kontraproduktiv. Hiervon<br />

ist auch <strong>Saarbrücken</strong> <strong>als</strong> Landeshauptstadt<br />

und Universitätsstadt betroff en.<br />

Gerade in <strong>Saarbrücken</strong> lebt ein großer<br />

Anteil der saarländischen Studentinnen<br />

und Studenten. Die Zahl der Studierenden<br />

hat durch die Androhung von Studiengebühren<br />

bereits jetzt nach einer<br />

Statistik der Kultusministerkonferenz<br />

<strong>im</strong> Jahr 2004/2005 dramatisch um 5,5 %<br />

abgenommen. Zudem verschärfen Studiengebühren<br />

die Selektion <strong>im</strong> Bildungsbereich<br />

nach sozialen Gesichtspunkten.<br />

Wir können es uns aber nicht leisten, die<br />

Hürden zur Erlangung eines Hochschulabschlusses<br />

so hoch zu legen, dass beispielsweise<br />

ein Studium für Kinder aus<br />

sozial schwächeren Familien nicht mehr<br />

möglich ist. Gerade StudienanfängerInnen<br />

aus wirtschaftlich schwächeren Familien<br />

reagieren besonders sensibel auf die<br />

deshalb auf, ihr Vorhaben zu überdenken<br />

und die bewährten Strukturen zu<br />

erhalten. Zweck der Andienungspfl icht<br />

ist nämlich gerade die organisatorische<br />

Steuerung von Sonderabfallströmen.<br />

Diese gefährlichen und deshalb besonders<br />

überwachungsbedürftigen Abfälle<br />

müssen nach unserer Ansicht auch künftig<br />

in leistungsfähige und dafür zugelassene<br />

Spezialanlagen gelenkt werden. Nur<br />

so kann präventiv eine gesundheits- und<br />

umweltverträgliche Beseitigung sichergestellt<br />

werden.<br />

Die Andienungspfl icht wurde überhaupt<br />

erst <strong>im</strong> Jahre 1997 eingeführt - <strong>als</strong><br />

Folge zahlreicher Skandale mit Sonderabfällen.<br />

Gerade einem Wiederaufl eben<br />

dieser Müllskandale treten wir entschie-<br />

derzeitige Debatte zur Einführung von<br />

Studiengebühren. Wir wollen, dass alle<br />

jungen Menschen auch weiterhin die<br />

Möglichkeit haben, eine fundierte Hochschulausbildung<br />

zu bekommen, ohne<br />

dafür die Verschuldung in Kauf nehmen<br />

zu müssen. Gerade in der Phase des<br />

Strukturwandels <strong>im</strong> Saarland gefährden<br />

Studiengebühren nicht nur den Hochschulstandort<br />

<strong>Saarbrücken</strong>, sondern die<br />

Zukunft des Landes insgesamt.<br />

Hier verweisen wir auch auf das Beispiel<br />

Österreich. Dort haben die Gebührenerhebungen<br />

zu erheblichen sozialen<br />

Auswirkungen geführt: Eine Regierungsstatistik<br />

belegt, dass <strong>im</strong> Wintersemester<br />

2001/2002, in dem Studiengebühren<br />

erstm<strong>als</strong> erhoben wurden, 45.000<br />

von 230.000 Studierenden ihr Studium<br />

abbrechen mussten. Für den Rest verlängerten<br />

sich aufgrund der zusätzlichen<br />

fi nanziellen Belastungen die Studienzeiten.<br />

Genau diese Wirkung wollen wir<br />

nicht. Deshalb darf es <strong>im</strong> Saarland keine<br />

Studiengebühren zu Lasten der Studierenden<br />

geben.<br />

den entgegen. Auch das Bundesverwaltungsgericht<br />

hat festgestellt, dass das<br />

schwächere Nachweisverfahren, das die<br />

Landesregierung nun einführen möchte,<br />

nicht geeignet ist, die ordnungsgemäße<br />

Entsorgung von gefährlichen Abfällen<br />

wirklich zu gewährleisten. Bezüglich der<br />

umweltverträglichen Sonderabfallentsorgung<br />

stellt es <strong>im</strong> Vergleich zur Andienungspfl<br />

icht kein gleichwertiges Mittel<br />

dar. Wir brauchen jedoch dauerhafte<br />

Entsorgungssicherheit und die Transparenz<br />

der Entsorgungswege. Nur auf diese<br />

Weise können Mülltourismus und Abfallkr<strong>im</strong>inalität<br />

mit gravierenden Auswirkungen<br />

auf Mensch und Umwelt wirksam<br />

verhindert werden.<br />

FOTO: GRÜNE SAAR


Konsequenter handeln<br />

Mehr Solardächer!<br />

Trotz der seit Jahrzehnten geführten<br />

Diskussion um Wege weg vom<br />

Öl und des sich <strong>im</strong>mer dramatischer<br />

verschärfenden Kl<strong>im</strong>awandels<br />

n<strong>im</strong>mt die saarländische Landesregierung<br />

ihre Vorbildfunktion bei<br />

der Förderung der Solarenergie<br />

nicht wahr.<br />

Bereits <strong>im</strong> Frühjahr haben wir <strong>im</strong> saarländischen<br />

Landtag die Diskussion über<br />

eine parlamentarische Anfrage erneut<br />

ins Rollen gebracht. Auch in der Plenarsitzung<br />

<strong>im</strong> September haben wir die<br />

Nutzung von erneuerbaren Energien<br />

nochm<strong>als</strong> thematisiert. Die Landesregierung<br />

verfügt über riesige Dachfl ächen<br />

auf Amts- und Betriebsgebäuden. Dennoch<br />

wird derzeit nach eigener Auskunft<br />

nur eine einzige (!) Dachfl äche zur Erzeugung<br />

von Solarstrom genutzt. Dies ist<br />

ein umweltpolitischer Off enbarungseid.<br />

Dort wo die Landesregierung wirklich<br />

Einfl uss auf die Nutzung regenerativer<br />

Energien hat, nämlich auf eigenen<br />

Flächen, ist seit Jahren nichts geschehen.<br />

Andere Bundesländer sind da viel<br />

weiter. Das Land Hessen deckt beispielsweise<br />

nach eigenen Angaben bereits<br />

etwa neun Prozent des Strombedarfes in<br />

landeseigenen Gebäuden durch selbst<br />

erzeugten Solarstrom.<br />

Der saarländische Umweltminister<br />

Stefan Mörsdorf (CDU) schmückt sich,<br />

wenn es um Solarenergie geht, gerne<br />

mit den fremden Federn der Privatwirtschaft.<br />

Dort wo er aber selbst Einfl uss hat,<br />

passiert rein gar nichts. Wir fordern eine<br />

deutliche Steigerung der Solarenergie<br />

auf landeseigenen Immobilien und Flächen.<br />

In den nächsten zehn Jahren muss<br />

der Solarstrom nach unserer Ansicht um<br />

mindestens zwei Prozent jährlich wachsen.<br />

Gleichzeitig fordern wir, dass die<br />

Einsparung von Energie in Amts- und<br />

Betriebsgebäuden weiter vorangetrieben<br />

wird. Hierzu ist bei allen landeseigenen<br />

Liegenschaften ein strenges Energiecontrolling<br />

einzuführen. Neubauten sollten<br />

nur noch <strong>im</strong> Niedrigenergiestandard<br />

verbunden mit der Nutzung regenerativer<br />

Energien realisiert werden.<br />

CLAUDIA WILLGER-LAMBERT<br />

LANDTAGSABGEORDNETE<br />

<strong>Grüne</strong>r Gastbeitrag aus dem Stadtverband<br />

<strong>Grüne</strong> wollen<br />

gentechnikfreien<br />

Stadtverband<br />

„Die meisten Menschen<br />

lehnen Genfood ab. Wir<br />

wollen die ökologische<br />

Landwirtschaft gezielt<br />

fördern.“<br />

STEPHAN KÖRNER<br />

FRAKTIONSVORSITZENDER DER GRÜNEN<br />

IM STADTVERBANDSTAG<br />

Seit Anfang Februar 2005 ist das<br />

Gentechnik-Gesetz in Kraft, dessen<br />

Ziel es ist, die konventionelle und<br />

ökologische Landwirtschaft vor Verunreinigungen<br />

durch gentechnisch<br />

veränderte Organismen zu schützen.<br />

Im Saarland konnten bisher keine<br />

gentechnisch veränderten Nutzpflanzen<br />

nachgewiesen werden.<br />

Zurzeit gilt <strong>als</strong>o auch der Stadtverband<br />

<strong>als</strong> gentechnikfrei. Die <strong>Grüne</strong>n<br />

<strong>im</strong> Stadtverbandstag wollen dafür<br />

sorgen, dass das auch so bleibt.<br />

Gentechnikfreier Stadtverband<br />

Um Landwirtschaft und VerbraucherInnen<br />

<strong>im</strong> Stadtverband dauerhaft vor gentechnisch<br />

veränderten Organismen zu<br />

schützen, haben die <strong>Grüne</strong>n einen entsprechenden<br />

Resolutionsantrag eingebracht.<br />

Darin fordern sie die Landwirte auf,<br />

freiwillig auf den Einsatz von Gentechnik<br />

zu verzichten. Diejenigen Landwirte, die<br />

dennoch gentechnisch verändertes Saatgut<br />

ausbringen, sollen von der fi nanziellen<br />

Förderung durch den Stadtverband<br />

ausgeschlossen werden.<br />

An die Bundes- und Landesregierung<br />

geht die Auff orderung,<br />

Kontrollen des Saatgutes und<br />

Kennzeichnung der Produkte so zu<br />

gestalten, dass sowohl Landwirte<br />

<strong>als</strong> auch VerbraucherInnen sicher<br />

sein können, gentechnikfreie Ware<br />

zu erhalten.<br />

GrundstückseigentümerInnen<br />

sollen Regelungen, die einen gen-<br />

GRÜNE ANDERSWO<br />

technikfreien Anbau garantieren, in ihre<br />

Pachtverträge aufnehmen.<br />

Resolutionen auch in anderen<br />

Kreistagen<br />

<strong>Fraktion</strong>svorsitzender Stephan Körner<br />

erklärt dazu: „Die meisten Bürgerinnen<br />

und Bürger lehnen durch Gentechnik<br />

manipulierte Lebensmittel ab. Mit<br />

der von uns angestrebten verbindlichen<br />

Erklärung des Stadtverbandes leisten wir<br />

einerseits einen entscheidenden Beitrag<br />

zum Schutz der VerbraucherIinnen und<br />

schützen andererseits die Landwirte, die<br />

ohne Gentechnik produzieren wollen.“<br />

Auf Initiative der <strong>Grüne</strong>n konnten<br />

bereits in den Kreistagen Merzig-Wadern<br />

und Saarlouis ähnlich lautende Resolutionen<br />

einst<strong>im</strong>mig verabschiedet werden.<br />

Die <strong>Grüne</strong>n haben sich bei ihrem<br />

Antrag bewusst auf die Gentechnik in<br />

der Landwirtschaft beschränkt und die<br />

ethisch schwierigen Fragen wie etwa die<br />

nach den Grenzen der Anwendung von<br />

Gentechnik in der Medizin ausgespart.<br />

„Wir legen Wert auf eine möglichst<br />

breite und überparteiliche Zust<strong>im</strong>mung.<br />

Deshalb haben wir uns auch auf die Forderungen<br />

beschränkt, denen <strong>im</strong> Grunde<br />

wie auch in Merzig-Wadern und Saarlouis<br />

alle zust<strong>im</strong>men können sollten“,<br />

erläutert Körner.<br />

Die <strong>Grüne</strong>n <strong>im</strong> Saarbrücker Schloss<br />

sind zuversichtlich, dass es auch <strong>im</strong><br />

Stadtverbandstag zu einer einst<strong>im</strong>migen<br />

Absichtserklärung kommt.<br />

FOTO: GRÜNE SAAR<br />

grün: konkret. 2 / 2005 17


18<br />

GASTKOMMENTAR<br />

Ein völkisches Lehrstück: Vor 50 Jahren schloss sich das Saarland der Bundesrepublik an.<br />

Deutsch ist die Saar!<br />

50 Jahre Saar-Referendum<br />

KOMMENTAR ZUM SAAR-REFERENDUM<br />

VON ERICH SPÄTER, GESCHÄFTSFÜHRER<br />

DER HEINRICH BÖLL-STIFTUNG SAAR<br />

In diesem Herbst jährte sich zum<br />

fünfzigsten Mal der Jahrestag der<br />

Abst<strong>im</strong>mung vom 23. Oktober 1955.<br />

Dabei ging es <strong>im</strong> eigentlichen Sinn<br />

um das so genannte „Saarstatut“.<br />

Also um die Frage der zukünftigen<br />

politischen Verfasstheit des Saarlandes.<br />

Auch ist die 1955er Abst<strong>im</strong>mung<br />

nicht ohne die 20 Jahre zuvor<br />

stattgefundene erste Volksabst<strong>im</strong>mung<br />

<strong>im</strong> Saargebiet zu verstehen.<br />

Einer der Hauptakteure beider Abst<strong>im</strong>mungen<br />

war der Führer der Demokratischen<br />

Partei Saar (DPS), Heinrich Schneider.<br />

Bis in unsere Zeit verband die heutige<br />

FDP ihren Namen mit dem der DPS,<br />

hieß es auf den Wahllisten FDP/DPS.<br />

Damit ehrte die FDP auch den hochrangigen<br />

Nazi-Aktivisten und Gauredner<br />

Schneider (NSDAP Mitgliedsnummer<br />

419405) und viele andere NSDAP-<br />

Aktivisten, die die Partei kontrollierten.<br />

Der FDP-Gener<strong>als</strong>ekretär Dr. Jorgo Chatz<strong>im</strong>arkakis<br />

reklamierte <strong>im</strong> Bundestagswahlkampf<br />

2002 den einstigen Gauredner<br />

der NSDAP und radikalen Antisemiten<br />

Schneider zum Traditionsbestand der<br />

grün: konkret. 2 / 2005<br />

FDP. Obwohl man dem heutigen Europaabgeordneten<br />

nach seiner Begründung<br />

für die Ehrung Schneiders – „Deswegen<br />

buchstabieren wir ab sofort DPS<br />

mit ’Defi nitiv Pro Saar’“ – ein hochgradig<br />

ausdiff erenziertes Geschichtsbewusstsein<br />

bescheinigen muss, kann man doch<br />

vermuten, dass Schneider darüber nicht<br />

besonders glücklich gewesen wäre.<br />

„Das Wort des Führers ist unser<br />

Befehl“: Volksabst<strong>im</strong>mung 1935<br />

Heinrich Schneider war 1931 der NSDAP<br />

beigetreten. Als NS-Aktivist mit juristischer<br />

Ausbildung machte er schnell Karriere.<br />

Er war Leiter der Presse- und Rechtsabteilung<br />

der Gauleitung der NSDAP<br />

Saar und ein geehrter „Gauredner“. Nach<br />

der „Machtübernahme“ wurde er „Saarreferent“<br />

<strong>im</strong> preußischen Innenministerium<br />

und organisierte an zentraler Stelle<br />

die Aktivitäten der von den Nazis gesteuerten<br />

Deutschen Front <strong>im</strong> Abst<strong>im</strong>mungskampf<br />

1934/35. In seiner 1934 für die<br />

reichdeutsche Leserschaft geschriebenen<br />

Propagandaschrift Unsere Saar forderte<br />

er die „Saar Deutschen“ auf, sich<br />

dem Befehl des Führers zu unterstellen:<br />

„Das Wort des Führers ist unser Befehl.“<br />

Die Saarländer müssten, damit dieser<br />

Kampf erfolgreich sei, alle Verräter aus<br />

dem „Volkskörper“ ausmerzen.<br />

Die Vorsitzenden der<br />

He<strong>im</strong>atbund-Parteien<br />

präsentieren sich auf<br />

einer Pressekonferenz<br />

<strong>im</strong> Landtag <strong>als</strong> Sieger<br />

<strong>im</strong> Abst<strong>im</strong>mu<br />

ngskampf. Gerade<br />

wird die Meldung<br />

vom Rücktritt<br />

Johannes Hoffmanns<br />

bekanntgegeben.<br />

V.l.n.r.: Dr. Hubert Ney<br />

(CDU), Kurt Conrad<br />

(SPD), Dr. Heinrich<br />

Schneider (DPS),<br />

Richard Becker (DPS)<br />

Nachdem sich 90 Prozent der SaarländerInnen<br />

1935 für den Anschluss an<br />

Hitler-Deutschland entschieden hatten,<br />

konnte man die Verwirklichung von<br />

Schneiders Traum der „Säuberung des<br />

saarländischen Volkskörpers“ von Linken<br />

und jüdischen Saarländern in Angriff<br />

nehmen. Die saarländische Linke repräsentierte<br />

dabei, jenseits aller politischen<br />

Diff erenzen, die verhassten Ideale universeller<br />

menschlicher Gleichheit: Liberalismus,<br />

Sozialismus, Kommunismus. Dem<br />

jüdischen Teil der Menschheit wurde in<br />

dieser deutschen Konzeption einer revolutionären<br />

Neuordnung der menschlichen<br />

Zivilisation auf der Basis radikaler<br />

anthropologischer Ungleichheit die<br />

biologische Trägerschaft all dieser verhassten<br />

Ideen zugeschrieben. Die staatlich<br />

organisierte Entrechtung, Ausplünderung<br />

und Vertreibung der SaarländerInnen<br />

jüdischen Glaubens begann am<br />

13. Januar 1935 und endete für Hunderte<br />

von Menschen in den deutschen Vernichtungslagern.<br />

Für dieses Verbrechen<br />

ist Heinrich Schneider <strong>als</strong> Propagandist<br />

und hoher Funktionär der NSDAP politisch<br />

und moralisch mitverantwortlich.<br />

Wie viele Verantwortliche für die<br />

Menschheitsverbrechen des deutschen<br />

Nation<strong>als</strong>ozialismus konstruierte Schneider<br />

nach 1945 die Legende seiner Nichtverantwortlichkeit<br />

bzw. Reg<strong>im</strong>egegnerschaft.<br />

Schneider hatte aus der Niederlage<br />

<strong>im</strong> Kampf rivalisierender Nazi-Cliquen<br />

um Macht und Pfründe die persönliche<br />

Legende gestrickt, er sei wegen<br />

politischer Diff erenzen kaltgestellt und<br />

aus der NSDAP ausgeschlossen worden.<br />

Zwar wurde er <strong>im</strong> Zusammenhang des<br />

Parteigerichtsverfahrens des neuen Gauleiters<br />

Bürckel gegen den ehemaligen<br />

NSDAP-Leiter Spaniol am 21. Oktober<br />

1937 wegen „dauernden parteischädigenden<br />

Verhaltens“ von einem Parteigericht<br />

in <strong>Saarbrücken</strong> aus der NSDAP ausgeschlossen.<br />

Doch wurde der Ausschluss<br />

von der Reichsführung nie bestätigt, so<br />

dass Schneider bis 1945 ordentliches Parte<strong>im</strong>itglied<br />

blieb. Schneiders Gegendar-


stellungen bezüglich seiner<br />

NS-Vergangenheit beziehen<br />

sich fast <strong>im</strong>mer auf seine Berliner<br />

Tätigkeit von 1933-35. Für<br />

seine Behauptung, er habe<br />

<strong>als</strong> Rechtsanwalt Reg<strong>im</strong>egegner<br />

und auch Juden verteidigt,<br />

fanden sich keine Belege in<br />

seinem Nachlass. Für die politische<br />

Bewertung seiner Person<br />

spielt dies auch keine Rolle. Im<br />

Wesentlichen bleiben seine<br />

politischen und berufl ichen<br />

Tätigkeiten nach 1935 <strong>im</strong> Dunkeln.<br />

Im Amtshandbuch für den<br />

Gau Saarpfalz 1937/38 wurde<br />

er <strong>als</strong> „arischer Rechtsanwalt“<br />

geführt. In der Zeit von 1942 -<br />

45 arbeitete er <strong>als</strong> Jurist in Ribbentrops<br />

Auswärtigem Amt.<br />

Neuer Aufstieg<br />

<strong>im</strong> alten Geist:<br />

Volksabst<strong>im</strong>mung 1955<br />

Die Volksabst<strong>im</strong>mung vom<br />

23. Oktober 1955 über das Europäische<br />

Saarstatut wurde von den Saarländischen<br />

He<strong>im</strong>atbundparteien (DPS, CDU,<br />

deutsche Sozialdemokraten) zur Generalabrechnung<br />

mit der saarländischen<br />

Nachkriegspolitik und den sie prägenden<br />

antifaschistischen Widerstandskämpfern<br />

umfunktioniert. Die Kampagne<br />

gegen den militanten katholischen<br />

Hitler-Gegner Johannes Hoff mann, der<br />

<strong>als</strong> „Ulbricht“ des Saarlandes bezeichnet<br />

wurde, entbehrt angesichts des politischen<br />

Werdegangs der meisten Repräsentanten<br />

von DPS und CDU nicht einer<br />

gewissen Komik. „Eine Art Rütlischwur<br />

bindet fortan die Führer der deutschen<br />

Parteien: sie wollen und werden solange<br />

gemeinsam handeln, bis die letzten Reste<br />

des Separatismus in unserer He<strong>im</strong>at ausgemerzt<br />

sind“, schrieb die deutsche Saar-<br />

Zeitung auf dem Höhepunkt der Auseinandersetzungen<br />

<strong>im</strong> Sommer 1955. Aber<br />

nicht nur bei der DPS hörte man solche<br />

Sprüche und agierten alte Nazis. Auch<br />

führende Köpfe der CDU sind zu nennen.<br />

Zwei seien stellvertretend genannt:<br />

Erwin Albrecht, <strong>Fraktion</strong>svorsitzender<br />

<strong>im</strong> Landtag, wurde am 1. Juni 1936<br />

Mitglied der NSDAP. Als Richter am Sondergericht<br />

Prag war er für zahlreiche<br />

Todesurteile gegen Widerstandskämp-<br />

ferverantwortlich. Ein weiterer<br />

war Franz Josef<br />

Röder (eigentlich<br />

Josef Röder),<br />

Ministerpräsident<br />

des Saarlandes<br />

bis 1979. Er war<br />

bereits am 1. April<br />

1933 in die NSDAP<br />

eingetreten (Mitgliedsnummer<br />

2697692). Den<br />

Philologenverband<br />

verließ er<br />

am 1. Februar<br />

1934 und trat<br />

dem NS-Lehrerbund<br />

bei. Röder<br />

war Angehöriger<br />

des Nation<strong>als</strong>ozialistischenKraftfahrerkorps<br />

„NSKK<br />

Sturm 21/7 Saar“.<br />

Er wechselte 1937<br />

nach Den Haag, wo er Mitglied der illegalen<br />

NSDAP-Organisation in den Niederlanden<br />

wurde. Während der deutschen<br />

Besatzung Hollands fungierte er<br />

<strong>als</strong> Leiter des Deutschen Akademischen<br />

Austauschdienstes in Den Haag, wo er<br />

unter anderem für die „weltanschauliche“<br />

Beurteilung holländischer Studenten<br />

zuständig war, die <strong>als</strong> Nazi-Sympathisanten<br />

einen Studienaufenthalt in Deutschland<br />

beantragten.<br />

Doch zurück zu 1955. Die SaarländerInnen<br />

votierten mit großer Mehrheit gegen<br />

das Europäische Saarstatut. Bereits während<br />

des Abst<strong>im</strong>mungskampfes hatten<br />

sich die neuen Führungsgruppen in<br />

Gesellschaft, Politik, Bürokratie und auch<br />

in den Massenmedien formiert. Lebensgeschichtlich<br />

hatten sie ihre Erfahrungen<br />

auf Seiten der Mehrheit der SaarländerInnen<br />

gemacht: <strong>als</strong> Mitglieder der Deutschen<br />

Front, <strong>als</strong> Angehörige der NS Funktions-<br />

und Vernichtungselite, <strong>als</strong> Organisatoren<br />

der deutschen Besatzungsherrschaft<br />

in Europa. Die erneute Emigration<br />

hochrangiger Politiker nach Frankreich<br />

wurde mit Genugtuung zur Kenntnis<br />

genommen. Detaillierte Arbeiten über<br />

den Austausch der gesellschaftlichen<br />

und politischen Eliten liegen bis heute<br />

nicht vor. Unter Führung des Landtags-<br />

GASTKOMMENTAR<br />

Heinrich Böll Stiftung Saar<br />

Die Heinrich Böll Stiftung Saar ist die Bündnis<br />

90/Die <strong>Grüne</strong>n nahestehende Landesstiftung.<br />

Aufgabe der Stiftung ist die Förderung<br />

der politischen Bildungsarbeit <strong>im</strong> Saarland.<br />

Die Stiftung dient dem gesellschaftlichen<br />

Wandel und fördert die politische Bildung,<br />

um individuelle Urteilskraft und ökologisches<br />

und demokratisches Handeln zu stärken.<br />

Auf dieser Grundlage ist die Stiftung ein Ort<br />

der Ermutigung und Unterstützung für Gruppen<br />

und Einzelpersonen, die ihre Verantwortung<br />

wahrnehmen, die Welt friedlicher zu<br />

gestalten und den Menschenrechten weltweit<br />

zur Geltung zu verhelfen. Das Erinnern<br />

und Begreifen der Ursachen, Wirklichkeit und<br />

Folgen der NS-Zeit in Deutschland ist ihr ein<br />

besonderes Anliegen.<br />

Die jeweiligen öff entlichen Veranstaltungen<br />

sind für alle interessierten Bürgerinnen und<br />

Bürger zugänglich.<br />

E-Mail: boell.stiftung@t-online.de<br />

präsidenten Heinrich Schneider, des späteren<br />

Vorsitzenden der saarländischen<br />

FDP, wurde der Kampf für die „Ausmerzung<br />

der unter der Regierung obwaltenden<br />

antideutschen Instinkte <strong>im</strong> öff entlichen<br />

Raum“ geführt. Man begann unverzüglich<br />

mit der Umbenennung fast sämtlicher<br />

Straßen und Plätze, die nach antifaschistischen<br />

Widerstandskämpfern<br />

und berühmten Franzosen benannt<br />

waren. Im gesamten Saarland wurden<br />

mit erheblichen fi nanziellen Mitteln zerstörte<br />

Denkmale des deutschen Militarismus<br />

wieder aufgebaut.<br />

Es war mehr <strong>als</strong> ein symbolischer<br />

Akt, <strong>als</strong> <strong>im</strong> Herbst 1956 auf Veranlassung<br />

Schneiders der regionale Feudalherr<br />

Großherzog Friedrich wieder zum<br />

Namensgeber der zentralen Max-Braun-<br />

Straße in <strong>Saarbrücken</strong> wurde – eine verspätete<br />

politische Hinrichtung, die man<br />

an dem 1945 <strong>im</strong> britischen Exil gestorbenen<br />

Führer der saarländischen Antifaschisten<br />

<strong>im</strong> Abst<strong>im</strong>mungskampf 1935<br />

vollzog. Brauns Angehörige verstanden<br />

die symbolische Bedeutung der Auslöschung<br />

dieses Namens und ließen die<br />

sterblichen Überreste des Sozialisten von<br />

<strong>Saarbrücken</strong> nach Neuss überführen.<br />

Abdruck der Bilder mit freundlicher<br />

Genehmigung des „Historischen<br />

Museums Saar“ aus dem Katalog<br />

„Von der Stunde 0 zum Tag X“.<br />

grün: konkret. 2 / 2005 19


MARCUS BITTERLICH<br />

FINANZPOLITISCHER SPRECHER<br />

Seit Joan K. Rowling ankündigte,<br />

nach Band Nummer sieben<br />

sei nun endgültig Schluss mit<br />

den Geschichten über das Leben des<br />

Magier-Azubis mit der niedlichen Brille<br />

und dem Stirnmal <strong>als</strong> Markenzeichen,<br />

herrschte Trübsal unter der Leserschar.<br />

Völlig unverhoff t hat sich nun ein hoff -<br />

nungsvoller Nachwuchsautor dem<br />

trüben Licht des Kulturbetriebs ausgesetzt<br />

und angekündigt, die Tradition<br />

der so erfolgreichen Reihe stilsicher<br />

und verantwortungsvoll fortzuführen.<br />

Noch ist der Name des Adepten unbekannt,<br />

jedoch: es mehren sich die<br />

Gerüchte, es handele sich - originellerweise<br />

- ebenfalls um einen jugendlichen,<br />

unverheirateten, hochgebildeten,<br />

unglaublich attraktiven Brillenträger.<br />

Dieser, obschon nicht mehr ganz so<br />

kindlich-minderjährig wie die Hauptfi -<br />

gur Rowlings, ist gar seinem erlernten<br />

Brotberufe nach ein wahrer Ritter des<br />

Rechts. Es heißt, für seinen He<strong>im</strong>atort am<br />

Rande des Molochs <strong>Saarbrücken</strong> kämpfe<br />

er mit der wilden Entschlossenheit und<br />

Die letzte Seite<br />

Glosse: Harry Potter und der grüne Daumen<br />

„Harry Potter wird<br />

das vom Unkraut<br />

beherrschte Babylon<br />

<strong>Saarbrücken</strong> ins geistigmoralisch<br />

proper<br />

entgrünte Ensbrück verwandeln.“<br />

dem scharfen Auge, das den mythologischen<br />

Clarence aus der Fabel Daktari<br />

so auszeichnete, gegen alles Unrecht.<br />

Im ersten seiner Nachfolgewerke - der<br />

Reihenromancier hat sich auf „drei Fortsetzungen,<br />

mindestens aber eine Trilogie!“<br />

festgelegt - werden -innovativ, innovativ!-<br />

Handlung und Ort ins düstere Land<br />

an der Saar um die zweite Jahrtausendwende<br />

verlegt. Hier, so kann man dem<br />

Buschfunk auf den spärlich beleuchteten<br />

Fluren des bröckeligen Rathauses entnehmen,<br />

wird die Geschichte erzählt werden,<br />

wie sich unter Aufbietung großer Zauberkraft,<br />

professioneller Magie und angewandter<br />

Kommunalpolitik ein ganzes<br />

Amt in heiße Luft aufl öst. Doch der Plot,<br />

soviel gilt <strong>als</strong> sicher, hat weit Brisanteres<br />

zu bieten. Das von Harry Potter dematerialisierte<br />

Amt - mit dem krypto-sozialistischen<br />

Code „67“ versehen (6. Buchstabe<br />

des Alphabets ist bekanntermaßen das<br />

„F“, ein Hinweis auf Friedrich Engels, der 7.<br />

Buchstabe das „G“, was wohl für „Gemeinwohlfetischismus“<br />

steht) - erfährt eine<br />

Wiedergeburt. Zwar verschwinden sämtliche<br />

Angestellte <strong>im</strong> wohlverdienten Höllenschlund.<br />

Jedoch wird Harry Potter<br />

unter Zuhilfenahme seines grünen Daumens<br />

nunmehr allein und unter Verzicht<br />

auf jegliche bare wie unbare Vergütung<br />

das vom Unkraut beherrschte Babylon<br />

<strong>Saarbrücken</strong> ins geistig-moralisch proper<br />

entgrünte Ensbrück verwandeln. Dem<br />

Autor, so viel sei zum Schluss verraten, ist<br />

grün: konkret. 2 / 2005<br />

dabei zu Ohren gekommen, der Inhalt<br />

des Buches sei über weite Strecken autobiografi<br />

sch geprägt. Was wiederum auf<br />

ein tragikomisches Ende hoff en lässt.<br />

Neu <strong>im</strong> <strong>Fraktion</strong>sbüro<br />

Claudia Schöpsdau<br />

Seit Anfang Juni 2005 arbeite ich<br />

<strong>im</strong> Sekretariat der grünen <strong>Stadtrat</strong>sfraktion.<br />

Mit 26<br />

Jahren bin ich<br />

die Jüngste <strong>im</strong><br />

Team und überwiegendnachmittags<br />

<strong>im</strong> <strong>Fraktion</strong>sbüroanzutreff<br />

en. Ich erledige<br />

alle anfallendenSekretariatsaufgaben,<br />

verwalte<br />

das Pressearchiv und bin für Internet-<br />

Recherchen zuständig.<br />

Als ausgebildete Kauff rau für Bürokommunikation<br />

macht mir die interessante<br />

Arbeit hier sehr viel Spaß.<br />

Ich bin eine leidenschaftliche Leseratte,<br />

treibe Sport und höre zur Entspannung<br />

gern gute Musik.<br />

Ich freue mich über meine neue Aufgabe<br />

und viele Kontakte zu vielen<br />

interessanten Menschen.

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