Download als PDF - Grüne Fraktion im Stadtrat Saarbrücken
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GRÜNE ANDERSWO<br />
16<br />
<strong>Grüne</strong>r Gastbeitrag aus dem Landtag<br />
Kampf gegen<br />
Studiengebühren<br />
„Die Entscheidung<br />
für oder gegen ein<br />
Studium darf nicht vom<br />
Geldbeutel der Eltern<br />
abhängen.“<br />
CLAUDIA WILLGER-LAMBERT,<br />
LANDTAGSABGEORDNETE<br />
Die Landtagsfraktion der <strong>Grüne</strong>n<br />
hat sich massiv gegen die Einführung<br />
von Studiengebühren<br />
gewandt. Denn Studiengebühren<br />
verschärfen die Selektion <strong>im</strong><br />
Bildungsbereich nach sozialen<br />
Gesichtspunkten. Dies wollen wir<br />
verhindern. Wir sind der Meinung,<br />
dass die Bildungschancen junger<br />
Menschen nicht vom Geldbeutel der<br />
Eltern abhängen dürfen.<br />
In allen Grundsatzdebatten und Sonntagsreden<br />
wird <strong>im</strong>mer wieder - und zwar<br />
unisono - darauf hingewiesen, dass die<br />
Zukunft des Landes in den Köpfen liegt<br />
und damit gerade die Ausbildung und<br />
Sonderabfallentsorgung<br />
Andienungspfl icht erhalten!<br />
Die Landtagsfraktion der <strong>Grüne</strong>n<br />
hat sich massiv dafür eingesetzt,<br />
dass die sogenannte Andienungspflicht<br />
für Sonderabfälle erhalten<br />
bleibt.<br />
Mit der geplanten Abschaff ung der<br />
Andienungspfl icht würde die saarländische<br />
Landesregierung dem Missbrauch<br />
bei der Entsorgung dieser Abfälle Tür<br />
und Tor öff nen. Sie spielt so mit dem<br />
Sondermüll ein gefährliches Spiel. Hier<br />
soll die Wirtschaft zu Lasten der Entsorgungssicherheit<br />
von Sondermüll entlastet<br />
werden. Letztlich werden mit dem<br />
Vorhaben der Landesregierung aber<br />
der Verbleib und die Entsorgung dieser<br />
Abfälle unkalkulierbar. Wir fordern sie<br />
grün: konkret. 2 / 2005<br />
Qualifi kation junger Menschen in unserem<br />
Land ein ganz wesentlicher Bestandteil<br />
der Politik ist. Dennoch agiert die<br />
saarländische Landesregierung mit der<br />
geplanten Einführung von Studiengebühren<br />
absolut kontraproduktiv. Hiervon<br />
ist auch <strong>Saarbrücken</strong> <strong>als</strong> Landeshauptstadt<br />
und Universitätsstadt betroff en.<br />
Gerade in <strong>Saarbrücken</strong> lebt ein großer<br />
Anteil der saarländischen Studentinnen<br />
und Studenten. Die Zahl der Studierenden<br />
hat durch die Androhung von Studiengebühren<br />
bereits jetzt nach einer<br />
Statistik der Kultusministerkonferenz<br />
<strong>im</strong> Jahr 2004/2005 dramatisch um 5,5 %<br />
abgenommen. Zudem verschärfen Studiengebühren<br />
die Selektion <strong>im</strong> Bildungsbereich<br />
nach sozialen Gesichtspunkten.<br />
Wir können es uns aber nicht leisten, die<br />
Hürden zur Erlangung eines Hochschulabschlusses<br />
so hoch zu legen, dass beispielsweise<br />
ein Studium für Kinder aus<br />
sozial schwächeren Familien nicht mehr<br />
möglich ist. Gerade StudienanfängerInnen<br />
aus wirtschaftlich schwächeren Familien<br />
reagieren besonders sensibel auf die<br />
deshalb auf, ihr Vorhaben zu überdenken<br />
und die bewährten Strukturen zu<br />
erhalten. Zweck der Andienungspfl icht<br />
ist nämlich gerade die organisatorische<br />
Steuerung von Sonderabfallströmen.<br />
Diese gefährlichen und deshalb besonders<br />
überwachungsbedürftigen Abfälle<br />
müssen nach unserer Ansicht auch künftig<br />
in leistungsfähige und dafür zugelassene<br />
Spezialanlagen gelenkt werden. Nur<br />
so kann präventiv eine gesundheits- und<br />
umweltverträgliche Beseitigung sichergestellt<br />
werden.<br />
Die Andienungspfl icht wurde überhaupt<br />
erst <strong>im</strong> Jahre 1997 eingeführt - <strong>als</strong><br />
Folge zahlreicher Skandale mit Sonderabfällen.<br />
Gerade einem Wiederaufl eben<br />
dieser Müllskandale treten wir entschie-<br />
derzeitige Debatte zur Einführung von<br />
Studiengebühren. Wir wollen, dass alle<br />
jungen Menschen auch weiterhin die<br />
Möglichkeit haben, eine fundierte Hochschulausbildung<br />
zu bekommen, ohne<br />
dafür die Verschuldung in Kauf nehmen<br />
zu müssen. Gerade in der Phase des<br />
Strukturwandels <strong>im</strong> Saarland gefährden<br />
Studiengebühren nicht nur den Hochschulstandort<br />
<strong>Saarbrücken</strong>, sondern die<br />
Zukunft des Landes insgesamt.<br />
Hier verweisen wir auch auf das Beispiel<br />
Österreich. Dort haben die Gebührenerhebungen<br />
zu erheblichen sozialen<br />
Auswirkungen geführt: Eine Regierungsstatistik<br />
belegt, dass <strong>im</strong> Wintersemester<br />
2001/2002, in dem Studiengebühren<br />
erstm<strong>als</strong> erhoben wurden, 45.000<br />
von 230.000 Studierenden ihr Studium<br />
abbrechen mussten. Für den Rest verlängerten<br />
sich aufgrund der zusätzlichen<br />
fi nanziellen Belastungen die Studienzeiten.<br />
Genau diese Wirkung wollen wir<br />
nicht. Deshalb darf es <strong>im</strong> Saarland keine<br />
Studiengebühren zu Lasten der Studierenden<br />
geben.<br />
den entgegen. Auch das Bundesverwaltungsgericht<br />
hat festgestellt, dass das<br />
schwächere Nachweisverfahren, das die<br />
Landesregierung nun einführen möchte,<br />
nicht geeignet ist, die ordnungsgemäße<br />
Entsorgung von gefährlichen Abfällen<br />
wirklich zu gewährleisten. Bezüglich der<br />
umweltverträglichen Sonderabfallentsorgung<br />
stellt es <strong>im</strong> Vergleich zur Andienungspfl<br />
icht kein gleichwertiges Mittel<br />
dar. Wir brauchen jedoch dauerhafte<br />
Entsorgungssicherheit und die Transparenz<br />
der Entsorgungswege. Nur auf diese<br />
Weise können Mülltourismus und Abfallkr<strong>im</strong>inalität<br />
mit gravierenden Auswirkungen<br />
auf Mensch und Umwelt wirksam<br />
verhindert werden.<br />
FOTO: GRÜNE SAAR