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Bisphenol A RZ 09.10.2008 11:48 Uhr Seite 8<br />
Hormone in der Babyflas<strong>ch</strong>e<br />
2. Bisphenol A: ein Portrait<br />
Bereits in den 1930er Jahren wurde erkannt, dass BPA im Körper<br />
ähnli<strong>ch</strong>e Wirkungen wie das Hormon Östrogen verursa<strong>ch</strong>en<br />
kann. Eine seinerzeit geprüft Anwendung als synthetis<strong>ch</strong>es<br />
Östrogen wurde ni<strong>ch</strong>t weiterverfolgt, da es gegenüber anderen<br />
Substanzen Na<strong>ch</strong>teile zeigte. Der industrielle Einsatz von Bisphenol<br />
A zur Kunststoffherstellung begann dann in den 1950er<br />
Jahren. Hierüber gelangte es in die Umwelt und in die Nahrung.<br />
Bisphenol A (BPA) 1 ist heute weltweit eine der am häufigsten<br />
eingesetzten Industrie<strong>ch</strong>emikalien. Die beiden wi<strong>ch</strong>tigsten Einsatzberei<strong>ch</strong>e<br />
sind: Seit 1953 wird BPA als Hauptbestandteil bei<br />
der Herstellung von Polycarbonat eingesetzt. Polycarbonat ist<br />
ein klarer und relativ stabiler und bru<strong>ch</strong>fester Kunststoff, der bis<br />
145°C temperaturbeständig und gegenüber vielen Säuren und<br />
Ölen widerstandsfähig ist. 2001 wurden etwa 65 % der<br />
weltweiten Produktion des BPA für Polycarbonat eingesetzt.<br />
Verbrau<strong>ch</strong>erInnen kennen diesen Kunststoff von vielen (transparenten)<br />
Haushaltsgeräteteilen, S<strong>ch</strong>üsseln für Lebensmittel,<br />
hitzebeständigen Flas<strong>ch</strong>en wie Babyflas<strong>ch</strong>en und mikrowellengeeigneten<br />
Kunststoffprodukten.<br />
Abb. 1: Strukturformel für Bisphenol A (BPA)<br />
Bisphenol A ist außerdem ein Hauptbestandteil bei der Herstellung<br />
von Epoxiden und Epoxidharzen, etwa 30 % gehen in<br />
diesen Berei<strong>ch</strong>. Epoxide werden als Kleber, Oberflä<strong>ch</strong>enbes<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tungen<br />
und Lacke eingesetzt, die si<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong> ihre hohe<br />
Haftung und ihre Beständigkeit gegenüber vielen Chemikalien<br />
auszei<strong>ch</strong>nen. Für Verbrau<strong>ch</strong>erInnen ist wi<strong>ch</strong>tig, dass er zur Innenbes<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tungen<br />
von Konservendosen sowie zur Innenbes<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tung<br />
von Konserven- und Flas<strong>ch</strong>endeckeln verwendet<br />
wird. Darüber hinaus wird ein weiterer, mengenmäßig kleinerer<br />
Teil der BPA-Produktion für Flamms<strong>ch</strong>utzmittel, ungesättigte<br />
Polyesterharze, Polyacrylate, Polyetherimide und Polysulphonharze<br />
sowie andere Anwendungen wie Bremsflüssigkeiten und<br />
als Hilfsmittel für den Pestizideinsatz verwendet (ICIS 2007).<br />
Tabelle 2 zeigt Beispiele von Endprodukten, die BPA enthalten.<br />
8<br />
HO<br />
CH 3<br />
CH 3<br />
OH<br />
1 2,2-Bis-(4-hydroxyphenyl)-propan, CAS-Nummer: 80-05-7<br />
Tabelle 2: Endprodukte, die Bisphenol A enthalten<br />
Polycarbonat-Kunststoffe • Transparente Kunststoffplatten<br />
(65 % der Produktion) (Kunstglas)<br />
• Lampens<strong>ch</strong>alen für Straßenlaternen<br />
• Teile von Haushaltsgeräten<br />
• Mobiltelefone, Teile von<br />
elektris<strong>ch</strong>en/elektronis<strong>ch</strong>en Geräten<br />
• Compact Discs (CDs)<br />
• Autoteile (transparente Kunststoffteile),<br />
Reflektoren<br />
• Flas<strong>ch</strong>en und Behälter für Lebensmittel<br />
und Getränke<br />
• Sonnenbrillen<br />
• Kühls<strong>ch</strong>rankeinsätze<br />
• mikrowellenfestes Ges<strong>ch</strong>irr, Kunststoffbestecke,<br />
Ko<strong>ch</strong>utensilien<br />
• Motorradhelme und -S<strong>ch</strong>utzs<strong>ch</strong>ilde<br />
Epoxydharze • Bes<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tungen, Lacke, Farben<br />
(30 % der Produktion) • Bes<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tung von Getränkedosen und<br />
Konservendosen<br />
• Bes<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tung für gedruckte Platinen<br />
in elektronis<strong>ch</strong>en Artikeln<br />
• Verbundstoffe<br />
• Klebstoffe<br />
• Nagellacke<br />
Andere Anwendungen • Hilfsmittel für Pestizide<br />
(5 %) • Hilfsmittel bei der Kunststoffherstellung<br />
(PVC)<br />
• Flamms<strong>ch</strong>utzmittel<br />
• Bremsflüssigkeit<br />
• Gummi- und PVC-Stabilisator<br />
• Zahnmedizinis<strong>ch</strong>e Versiegelungsmittel<br />
• Zusatzstoff für Thermopapier<br />
(u. a. Faxpapier)<br />
• Wasserfilter<br />
• Elektris<strong>ch</strong>e Isolatoren<br />
Quelle: Bro-Rasmussen 2006, Weise u. Szabo 2008.<br />
Im Jahr 2003 wurden ca. 3 Millionen Tonnen BPA jährli<strong>ch</strong> produziert,<br />
damit ist BPA mengenmäßig eine der weltweit wi<strong>ch</strong>tigsten<br />
Chemikalien. Die Produktion steigt jährli<strong>ch</strong> um ca. 6–<br />
7 % (Market Publishers 2007) und wurde für 2006 auf über vier<br />
Millionen Tonnen ges<strong>ch</strong>ätzt. Sie könnte 2015 einen Wert von<br />
über sieben Millionen Tonnen errei<strong>ch</strong>en (China Chemical Industry<br />
News 2005). Ungefähr ein Drittel der weltweit jährli<strong>ch</strong>en<br />
Produktion von BPA wird in der EU verwendet (Bro-Rasmussen<br />
2006).<br />
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