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Bisphenol A RZ 09.10.2008 11:48 Uhr Seite 16<br />
Hormone in der Babyflas<strong>ch</strong>e<br />
16<br />
Föten erzeugte neoplastis<strong>ch</strong>e (krebsartige) und präneoplastis<strong>ch</strong>e<br />
(Vorstufen neoplastis<strong>ch</strong>er Zellen) Veränderungen in der<br />
Brustdrüse (Murraya et al. 2007)<br />
• Prostata-Krankheiten und Krebs<br />
Niedrig-Dosis-Exposition von Mäusen (Gupta and Chhanda<br />
2000, Timms et al. 2005) und deren Föten (Nagel et al. 1997)<br />
mit BPA bewirkte eine Vergrößerung der Prostata bei den<br />
Na<strong>ch</strong>kommen. Die Exposition neugeborener Ratten mit niedrigen<br />
Dosen BPA erhöhte die Empfängli<strong>ch</strong>keit der Prostata gegenüber<br />
der krebserzeugenden Wirkung anderer Stoffe (Verstärkung<br />
der induzierten Kanzerogenese; Shuk-Mei et al.<br />
2006). Niedrige Dosen BPA bewirkten eine Aktivierung von<br />
Prostatakrebszellen (Wetherill et al. 2002).<br />
• Diabetes und Fettsu<strong>ch</strong>t<br />
Chronis<strong>ch</strong>e Niedrig-Dosis-Exposition löste bei ausgewa<strong>ch</strong>senen<br />
Mäusen eine Resistenz gegen Insulin aus (Alonso-Magdalena<br />
et al. 2006, Ropero et al. 2008). Insulinresistenz wird<br />
mit Typ 2- Diabetes, Blutho<strong>ch</strong>druck und Herzkrankheiten in<br />
Verbindung gebra<strong>ch</strong>t. Eine andauernde Exposition von Mäusen<br />
vor und kurz na<strong>ch</strong> der Geburt bewirkte Übergewi<strong>ch</strong>t und<br />
erhöhte Blutfettwerte (Miyawaki et al. 2007).<br />
• Gestörte Funktion des Immunsystems<br />
Niedrige BPA-Dosen bewirken Störungen des Immunsystems<br />
(Sawai et al. 2003, Yoshino et al. 2003, Yoshino et al. 2004).<br />
• Hemmung der Synapsenbildung im Gehirn<br />
BPA bewirkt eine signifikante Hemmung der neuronalen<br />
Synapsenbildung in bestimmten Gehirnregionen bereits bei<br />
Dosiswerten von 40 µg pro Kilogramm Körpergewi<strong>ch</strong>t (Mac-<br />
Lusky 2005). Dieser Wert liegt unterhalb des europäis<strong>ch</strong>en<br />
TDI-Wertes.<br />
Diese Zusammenstellung und die Literaturangaben wurden einer Studie<br />
der US-amerikanis<strong>ch</strong>en Umwelt- und Gesundheitsorganisation Environment<br />
& Human Health Inc. (EHHI 2008) entnommen und vom Autor ergänzt<br />
Aktuelle Ergebnisse: Eine im September 2008 veröffentli<strong>ch</strong>te<br />
Studie bestätigt nun die Annahmen, die Toxikologen<br />
bereits seit Jahren aus den vorliegenden Daten gezogen<br />
haben und ma<strong>ch</strong>t deutli<strong>ch</strong>, dass dringender Handlungsbedarf<br />
besteht. Bei BPA-Dosiswerten, die dur<strong>ch</strong><br />
zuständige Behörden (EFSA) als si<strong>ch</strong>er angesehen werden,<br />
und die im Berei<strong>ch</strong> der tägli<strong>ch</strong>en Aufnahmemenge liegen,<br />
wurden in Untersu<strong>ch</strong>ungen an Affen S<strong>ch</strong>äden bei der<br />
Gehirnentwicklung na<strong>ch</strong>gewiesen (Leranth 2008). Dies<br />
könnte das Gedä<strong>ch</strong>tnis, das Lernen und das Verhalten<br />
verändern. Die Ergebnisse an Affen sind auf den Mens<strong>ch</strong>en<br />
übertragbar.<br />
No<strong>ch</strong> weitergehende Konsequenzen ergeben si<strong>ch</strong> aus<br />
einer umfangrei<strong>ch</strong>en epidemiologis<strong>ch</strong>en Untersu<strong>ch</strong>ung an<br />
1455 Erwa<strong>ch</strong>senen (Lang et al. 2008): BPA-Konzentrationen<br />
im mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en Körper (gemessen mit Hilfe der<br />
Uringehalte) zeigten einen signifikanten Zusammenhang<br />
mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes, Fettleibigkeit<br />
und Veränderungen der Leberenzyme. BPA erhöht dana<strong>ch</strong><br />
die Wahrs<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong>keit, an Diabetes oder an Herz-Kreislaufproblemen<br />
zu erkranken und könnte somit zum Auftreten<br />
der wi<strong>ch</strong>tigsten Zivilisationskrankheiten beitragen.<br />
Die Ergebnisse legen au<strong>ch</strong> die Frage nahe, ob das gehäufte<br />
Auftreten von Diabetes Typ 2 bei Kindern mit dem verstärkten<br />
Einsatz von BPA zusammenhängt.<br />
Insbesondere für Säuglinge, Embryos und Kleinkinder, die<br />
in einer besonders empfindli<strong>ch</strong>en Entwicklungsphase sind,<br />
ers<strong>ch</strong>eint eine gesundheitli<strong>ch</strong>e Gefährdung mögli<strong>ch</strong>.<br />
Bisphenol A kann von der Mutter an den Embryo weitergegeben<br />
werden. Säuglinge nehmen zusätzli<strong>ch</strong>e Mengen<br />
BPA auf, wenn sie Nahrung aus Polycarbonatflas<strong>ch</strong>en<br />
erhalten.<br />
Auswirkungen auf na<strong>ch</strong>folgende Generationen<br />
In Tierversu<strong>ch</strong>en führte die Niedrig-Dosis-Belastung trä<strong>ch</strong>tiger<br />
Mäuse mit Bisphenol A (BPA) zur S<strong>ch</strong>ädigung reifender Eizellen<br />
und beeinträ<strong>ch</strong>tigte au<strong>ch</strong> die daraus entstehenden Na<strong>ch</strong>kommen<br />
(Susiarjo et al. 2007).<br />
Offenbar manifestieren si<strong>ch</strong> östrogene Effekte s<strong>ch</strong>on sehr früh<br />
in der Entwicklung der Eizelle und führen zu Chromosomen-An-<br />
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