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Die Freie Genertion Dokumente der Weltanschauung des ...

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ich mit ihnen umgehen. Ich werde somit Namen nur dorten nennen,<br />

wo es ganz ungefährlich.<br />

Einer <strong>der</strong> schönsten Zusammenkunftsorte <strong>der</strong> belgischen Genossen<br />

ist das Kunst- und Gypsfigurenatelier <strong>des</strong> Genossen<br />

Schonteten. Nicht nur durch die angenehme, künstlerisch ungeordnete<br />

und nicht platt aufgeputzte Umgebung, die hier vielleicht als<br />

Millieu wirkt, son<strong>der</strong>n auch durch den Eigentümer selbst. Schonteten<br />

kennen zu lernen und ihn zu lieben, ist eine Selbstverständlichkeit.<br />

Eines jener seltsam träumerischen Wesen, denen<br />

die Kunst Leitmotiv ihres Lebens geworden, hat er sich vom<br />

sehr untergeordneten, später etwas gebildeteren Handarbeiter zum<br />

Künstler emporgearbeitet. Also ein Autodidakt; jawohl und als<br />

Autodidakt ein Künstler, <strong>des</strong>sen Kunst durchwebt und verschönert<br />

wird von seiner anarchistischen Idealanschauung. Man wird dieses<br />

feine, innige Gemüt begreifen, wenn ich einen seiner Aussprüche<br />

zitiere. An jenem Abend, als einige Genossen in einem<br />

Hörzimmer <strong>der</strong> dortigen freien Universität — <strong>der</strong>, nach dem Ableben<br />

Elisee Reclus, <strong>der</strong> bekannte Sozialphilosoph De Greef vorsteht<br />

und die nicht untergegangen ist, wie fälschlicherweise die<br />

„Wiener Arbeiterzeitung" meldete — einen Vortrag für mich<br />

anberaumt hatten, und ich auf Verlangen über „Kunst, Literatur<br />

und Anarchie" sprach, entspann sich, angeregt von dem Genossen<br />

Friedeberg, eine sehr interessante Diskussion im Gefolge <strong>des</strong><br />

Vortrages. Wir stritten uns über die verschiedenen Auffassugen<br />

<strong>des</strong> Begriffes „Kunst". Ein je<strong>der</strong> von uns kramte seine Weisheit<br />

aus, nur Schoteten sass still, in sich gekehrt da. Als ich ihn auf<br />

dem Heimweg fragte, was er über die Frage dächte, da antwortete<br />

er, fein lächelnd: „Wer kann es sagen, was Kunst ist? Sie ist<br />

alles dies zusammen was Ihr einzeln darlegtet. Aber die Kunst<br />

ist nicht zu erklären, die Kunst lässt sich nur<br />

fühlen. . ."<br />

Ich darf unsere beiden kolportierenden Literaturpropagandisten,,<br />

die Genossen B. und K, diese zwei braven Propagandisten für<br />

unsere Zeitschriften in dortigen deutschen Kreisen, Arbeiter, die<br />

tagsüber schwer arbeiten und am Abend unsere Gedanken verbreiten,<br />

ich darf sie nicht namentlich anführen. Aber wenn sie<br />

dies lesen, dann fühlen sie wohl noch den Handruck <strong>der</strong> Brü<strong>der</strong>lichkeit,<br />

den wir mit einan<strong>der</strong> austauschten. —<br />

Ich logierte im Junggesellenheim <strong>des</strong> Genossen Reichmann,<br />

<strong>der</strong> zur Stunde Brüssel schon verlassen hat. Ein junger, sehr<br />

intelligenter Student, <strong>der</strong> viel für die Zukunft verspricht, wenn er<br />

die Ausdauer besitzen wird, dieser Zukunft zu trotzen. Idealist,<br />

fähig im abstrakten Denken, also auch Wirken, liegt in ihm <strong>der</strong><br />

Keim für geistig sehr Bedeuten<strong>des</strong> zugunsten unserer Idee —<br />

wenn er nicht vom Pfade abirrt. Er leidet daran, dass er die<br />

skeptische Metaphysik, die wir Deutsche durch Fritz Mauthner

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