Die Freie Genertion Dokumente der Weltanschauung des ...

Die Freie Generation
Dokumente zur Weltanschauung des Anarchismus.
Band 2 November 1907 Heft 5
1887 1907.
Zwei Jahrzehnte sind darüber hinweggerollt, dass fünf Vorkämpfer
unserer Gedankenwelt ihr Leben opferten für das Recht,
sich zu dem zu bekennen, das Vernunft und Erfahrung sie lehrte.
Der Justizmord des 11. November 1887, dessen juridische
Vernichtung nicht wir Anarchisten, sondern der uns unvergessliche
Charaktermensch, Gouverneur Altgelt, gab, er war notwendig,
um das bornierte Krämergesindel des amerikanischen Schacherstaates
wieder leichter aufatmen zu lassen — in der grandiosen
historischen Täuschung einer zum Untergang bestimmten Klasse,
die da glaubte, die Anarchie — die Lehre der Herrschaftslosigkeit
— erdrosselt zu haben auf dem Galgen von Chicago
Anarchisten waren es, die ihr Leben Hessen in den Novembertagen
einer Zeit, als das amerikanische Proletariat in stolzer
Zuversicht revolutionären Kampfes um dessen Lorbeeren — um
ökonomische Vorteile — stritt. Für dieses Proletariat gaben
die Novemberhelden ihr Leben hin, für das grosse Werk ihres
Wollens für den Idealbau der Anarchie, ihre Lebens-, Freiheitsund
Glücksziele aus der schaffenden Kraft eines kämpfenden
Proletariates hervorgehen zu lassen.
Vielleicht werden heute auch jene zu Worte kommen, die da
sagen, indem sie stillvergnügt schmunzeln und sich in wonniger
Sicherheit wiegen: „Ja der 11. November! Wahr, sehr wahr,
er ist schauderhaft, entsetzlich — aber heute, und das ist der
Fortschritt, den wir gemacht haben, heute . ist das nicht mehr
möglich. Denken wir nur an den Fall Haywood, wo ebenfalls eine
kapitalistische Schurkenbande Unschuldige in den Tod treiben
wollte, ihr aber dies nicht gelang
Und dann erzählen uns jene etwas von der „friedlichen
Entwicklung", von den „gesteigerten Kulturbegriffen" — und