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Kreuz und Quer 02/2013

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Dass er eine Prominenz auch außerhalb des<br />

Fußballplatzes ist, steht wohl außer Frage <strong>und</strong><br />

bedarf keiner weiteren Klärung. Aber Freizeit?<br />

Hat ein Hans-Joachim Watzke (53), dem<br />

man so ganz ohne Widerworte <strong>und</strong> Nachfrage<br />

abnimmt, dass er mit Leib <strong>und</strong> Seele<br />

<strong>und</strong> somit vermutlich auch r<strong>und</strong> um die Uhr<br />

für „seinen“ BVB da ist, wirklich überhaupt<br />

noch so etwas wie „Freizeit“? Da muss der<br />

Fußball-Manager aus Leidenschaft für einen<br />

Moment wohl selbst überlegen. Wenn überhaupt<br />

sind die Grenzen vermutlich fließend.<br />

Wie eben auch zwischen seiner Leidenschaft<br />

<strong>und</strong> seinem Beruf. Schließlich guckt Hans-<br />

Joachim Watzke nun mal gern Fußballspiele<br />

an. Das tut er in der Freizeit ebenso gern wie<br />

im Dienst. Vermutlich sogar mit der gleichen<br />

Intensität. Denn auch wenn er im Stadion der<br />

Borussia „seiner“ Borussia zusieht, kann er<br />

sich ganz <strong>und</strong> gar auf das Spiel konzentrieren.<br />

„Da würde sich auch keiner trauen, mich<br />

anzusprechen. Denn wer mich kennt weiß,<br />

dass ich einfach nur das Spiel sehen will. Etwas<br />

anderes interessiert mich dann zunächst<br />

einmal nicht.“<br />

Gern mal nach Italien<br />

Vielleicht sind es ja wirklich die Gene. Der<br />

studierte Betriebswirt Watzke erzählt von seinem<br />

Vater, der noch heute mit stolzen über<br />

80 Lebensjahren jeden Tag im Fernseher sich<br />

Fußballspiele aus der ganzen Welt sucht. „Der<br />

guckt auch Senegal gegen Kamerun <strong>und</strong> hat<br />

ordentlich Spaß dabei.“ Wäre mehr Zeit da,<br />

wäre der Sohn an dieser Stelle vermutlich<br />

nicht anders.<br />

Und im Urlaub? Geht’s dann vom Zweitwohnsitz<br />

Dortm<strong>und</strong> ins heimatliche Marsberg zum<br />

PROMINENTE IN DER FREIZEIT<br />

„Mein Vater schaut auch<br />

die Spiele von Kamerun<br />

gegen Senegal!“<br />

Ein unendlich Fußballverrückter<br />

mit noch größerer Bodenhaftung<br />

<strong>und</strong> Hang zur Dorf-Treue:<br />

Hans-Joachim Watzke<br />

Familiensitz? Oder genauer in den dörflichen<br />

Ortsteil Erlinghausen, auf der Hochfläche des<br />

„Roten Landes, an der Grenze zwischen NRW<br />

<strong>und</strong> Hessen? „Das nun eher nicht“, sagt Watzke,<br />

obwohl er auch keinen Hehl daraus macht,<br />

dass er seine Lebenswurzeln liebend gern im<br />

Sauerland hat. Im Urlaub geht es dann schon<br />

eher nach Italien, da fühle er sich hingezogen,<br />

sagt er im Gespräch mit „<strong>Kreuz</strong>&<strong>Quer</strong>“,<br />

„das Licht, die Düfte, das Essen – da unten<br />

schmeckt es einfach viel besser als bei uns<br />

beim Italiener.“<br />

Aber aus seinen Worten spricht auch immer<br />

diese ganz besondere sauerländische Liberalität<br />

<strong>und</strong> Offenheit. „Im Sauerland funktioniert<br />

das noch, dass auch Fans unterschiedlichster<br />

Vereine sorgenfrei <strong>und</strong> friedlich miteinander<br />

leben <strong>und</strong> umgehen. Da gibt es einfach kein<br />

Theater.“ Dass er dafür gleich das beste Beispiel<br />

sein könnte, möge der Umstand beweisen,<br />

„dass sogar einer meiner Trauzeugen ein<br />

überzeugter Schalke-Anhänger ist. Und wir<br />

sind immer noch zusammen.“<br />

In der Fußball-Heimat<br />

Treue zu Erlinghausen <strong>und</strong> eine ganz besondere<br />

Form von Bodenständigkeit beweist<br />

Hans-Joachim Watzke übrigens noch an ganz<br />

anderer Stelle: Seit vielen Jahren führt er auch<br />

vor Ort den traditionsreichen, hoch motivierten,<br />

aber (noch) nicht ganz so hochklassigen<br />

Fußballclub SV Rot-Weiß Erlinghausen als<br />

Vorsitzender <strong>und</strong> sogar auch schon als Ehrenvorstand.<br />

Und an der Art seiner eigenen<br />

Schilderung kann man erkennen, dass er versucht,<br />

diese Freizeit-Truppe mit der gleichen<br />

Begeisterung <strong>und</strong> Intensität zu leiten wie seine<br />

vielleicht doch etwas komplizierter aufgestellte<br />

Profi-Alternative.<br />

Bei allem Management-Geschick sollte man<br />

vielleicht vergessen: Es ist nicht allein der<br />

Wunsch im Fußball-Geschäft in der Theorie<br />

zu führen, der Hans-Joachim Watzke antreibt.<br />

Mit größter Begeisterung hat er früher schließlich<br />

auch selbst gegen den Ball getreten. Wäre<br />

denn auch eine Profi-Karriere drin gewesen?<br />

„Ach wissen Sie, es hat immer Spaß gemacht<br />

<strong>und</strong> vielleicht wäre auch noch eine Liga höher<br />

drin gewesen, aber am Ende muss man<br />

immer Realist sein. Was unsere Jungs heute<br />

leisten müssen <strong>und</strong> können, das wäre wohl<br />

nun wirklich nichts für mich gewesen.“ Alles<br />

ist gut wie es ist.<br />

Text: Thomas Reunert<br />

Fotos: BVB<br />

kreuz&quer 2/13<br />

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