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Dass er eine Prominenz auch außerhalb des<br />
Fußballplatzes ist, steht wohl außer Frage <strong>und</strong><br />
bedarf keiner weiteren Klärung. Aber Freizeit?<br />
Hat ein Hans-Joachim Watzke (53), dem<br />
man so ganz ohne Widerworte <strong>und</strong> Nachfrage<br />
abnimmt, dass er mit Leib <strong>und</strong> Seele<br />
<strong>und</strong> somit vermutlich auch r<strong>und</strong> um die Uhr<br />
für „seinen“ BVB da ist, wirklich überhaupt<br />
noch so etwas wie „Freizeit“? Da muss der<br />
Fußball-Manager aus Leidenschaft für einen<br />
Moment wohl selbst überlegen. Wenn überhaupt<br />
sind die Grenzen vermutlich fließend.<br />
Wie eben auch zwischen seiner Leidenschaft<br />
<strong>und</strong> seinem Beruf. Schließlich guckt Hans-<br />
Joachim Watzke nun mal gern Fußballspiele<br />
an. Das tut er in der Freizeit ebenso gern wie<br />
im Dienst. Vermutlich sogar mit der gleichen<br />
Intensität. Denn auch wenn er im Stadion der<br />
Borussia „seiner“ Borussia zusieht, kann er<br />
sich ganz <strong>und</strong> gar auf das Spiel konzentrieren.<br />
„Da würde sich auch keiner trauen, mich<br />
anzusprechen. Denn wer mich kennt weiß,<br />
dass ich einfach nur das Spiel sehen will. Etwas<br />
anderes interessiert mich dann zunächst<br />
einmal nicht.“<br />
Gern mal nach Italien<br />
Vielleicht sind es ja wirklich die Gene. Der<br />
studierte Betriebswirt Watzke erzählt von seinem<br />
Vater, der noch heute mit stolzen über<br />
80 Lebensjahren jeden Tag im Fernseher sich<br />
Fußballspiele aus der ganzen Welt sucht. „Der<br />
guckt auch Senegal gegen Kamerun <strong>und</strong> hat<br />
ordentlich Spaß dabei.“ Wäre mehr Zeit da,<br />
wäre der Sohn an dieser Stelle vermutlich<br />
nicht anders.<br />
Und im Urlaub? Geht’s dann vom Zweitwohnsitz<br />
Dortm<strong>und</strong> ins heimatliche Marsberg zum<br />
PROMINENTE IN DER FREIZEIT<br />
„Mein Vater schaut auch<br />
die Spiele von Kamerun<br />
gegen Senegal!“<br />
Ein unendlich Fußballverrückter<br />
mit noch größerer Bodenhaftung<br />
<strong>und</strong> Hang zur Dorf-Treue:<br />
Hans-Joachim Watzke<br />
Familiensitz? Oder genauer in den dörflichen<br />
Ortsteil Erlinghausen, auf der Hochfläche des<br />
„Roten Landes, an der Grenze zwischen NRW<br />
<strong>und</strong> Hessen? „Das nun eher nicht“, sagt Watzke,<br />
obwohl er auch keinen Hehl daraus macht,<br />
dass er seine Lebenswurzeln liebend gern im<br />
Sauerland hat. Im Urlaub geht es dann schon<br />
eher nach Italien, da fühle er sich hingezogen,<br />
sagt er im Gespräch mit „<strong>Kreuz</strong>&<strong>Quer</strong>“,<br />
„das Licht, die Düfte, das Essen – da unten<br />
schmeckt es einfach viel besser als bei uns<br />
beim Italiener.“<br />
Aber aus seinen Worten spricht auch immer<br />
diese ganz besondere sauerländische Liberalität<br />
<strong>und</strong> Offenheit. „Im Sauerland funktioniert<br />
das noch, dass auch Fans unterschiedlichster<br />
Vereine sorgenfrei <strong>und</strong> friedlich miteinander<br />
leben <strong>und</strong> umgehen. Da gibt es einfach kein<br />
Theater.“ Dass er dafür gleich das beste Beispiel<br />
sein könnte, möge der Umstand beweisen,<br />
„dass sogar einer meiner Trauzeugen ein<br />
überzeugter Schalke-Anhänger ist. Und wir<br />
sind immer noch zusammen.“<br />
In der Fußball-Heimat<br />
Treue zu Erlinghausen <strong>und</strong> eine ganz besondere<br />
Form von Bodenständigkeit beweist<br />
Hans-Joachim Watzke übrigens noch an ganz<br />
anderer Stelle: Seit vielen Jahren führt er auch<br />
vor Ort den traditionsreichen, hoch motivierten,<br />
aber (noch) nicht ganz so hochklassigen<br />
Fußballclub SV Rot-Weiß Erlinghausen als<br />
Vorsitzender <strong>und</strong> sogar auch schon als Ehrenvorstand.<br />
Und an der Art seiner eigenen<br />
Schilderung kann man erkennen, dass er versucht,<br />
diese Freizeit-Truppe mit der gleichen<br />
Begeisterung <strong>und</strong> Intensität zu leiten wie seine<br />
vielleicht doch etwas komplizierter aufgestellte<br />
Profi-Alternative.<br />
Bei allem Management-Geschick sollte man<br />
vielleicht vergessen: Es ist nicht allein der<br />
Wunsch im Fußball-Geschäft in der Theorie<br />
zu führen, der Hans-Joachim Watzke antreibt.<br />
Mit größter Begeisterung hat er früher schließlich<br />
auch selbst gegen den Ball getreten. Wäre<br />
denn auch eine Profi-Karriere drin gewesen?<br />
„Ach wissen Sie, es hat immer Spaß gemacht<br />
<strong>und</strong> vielleicht wäre auch noch eine Liga höher<br />
drin gewesen, aber am Ende muss man<br />
immer Realist sein. Was unsere Jungs heute<br />
leisten müssen <strong>und</strong> können, das wäre wohl<br />
nun wirklich nichts für mich gewesen.“ Alles<br />
ist gut wie es ist.<br />
Text: Thomas Reunert<br />
Fotos: BVB<br />
kreuz&quer 2/13<br />
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