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Hilfe für das behinderte Kind Bayreuth gGmbH<br />
Heil<strong>pädagogische</strong>s Zentrum<br />
Geschwister-Scholl-Platz 2, 95445 Bayreuth<br />
Tagesstätte - Fachdienst<br />
Die Tagesstätte<br />
im Heil<strong>pädagogische</strong>n Zentrum<br />
Juni 2011<br />
Bayreuth<br />
Pädagogische <strong>Konzeption</strong>
Hilfe für das behinderte Kind Bayreuth gGmbH<br />
Heil<strong>pädagogische</strong>s Zentrum<br />
Geschwister-Scholl-Platz 2, 95445 Bayreuth<br />
Tagesstätte - Fachdienst<br />
Inhalt<br />
Präambel.............................................................................................................................. 4<br />
1. Teil.................................................................................................................................... 5<br />
Grundlagen .......................................................................................................................... 5<br />
Personzentrierte Pädagogik und Stärkenorientierung ..................................................... 5<br />
1. Zielsetzung....................................................................................................................... 5<br />
2. Theoretische Grundlagen ............................................................................................... 5<br />
2.1 Drei Komponenten für Personzentrierte Haltung nach C. Rogers ................................ 5<br />
2.2 Personzentriert arbeiten nach Marlis Pörtner ............................................................... 6<br />
3. Grundlagen zur Umsetzung in die Praxis der Tagesstätte ........................................... 7<br />
Anlage: Kinder mit herausforderndem Verhalten ............................................................10<br />
Literatur...............................................................................................................................11<br />
2. Teil...................................................................................................................................12<br />
Freie Spiel und Beschäftigungszeit (FSB)........................................................................12<br />
1. Grundlagen und Rahmenbedingungen.........................................................................12<br />
1.1 Zielsetzung .................................................................................................................12<br />
1.2 Methode (<strong>pädagogische</strong>r Leitfaden)............................................................................12<br />
1.3 Zeitrahmen..................................................................................................................14<br />
1.4 Leitung und Kolleginnen des Pädagogischen Fachdienstes........................................14<br />
2. Qualitäts- und Leistungsbeschreibung ........................................................................14<br />
2.1 Struktur .......................................................................................................................14<br />
Die Tagesgestaltung .....................................................................................................14<br />
Die Räume (Würzburger Modell) ...................................................................................14<br />
Spiel- und Lernmaterial .................................................................................................15<br />
Vernetzung....................................................................................................................15<br />
Außenkontakte während der FSB..................................................................................15<br />
Dokumentation und Reflexion........................................................................................16<br />
2.2 Prozess.......................................................................................................................17<br />
Ablauf............................................................................................................................17<br />
Unterstützung und Begleitung .......................................................................................17<br />
2.3 Ergebnis .....................................................................................................................18<br />
3. Perspektiven...................................................................................................................18<br />
3. Teil...................................................................................................................................19<br />
Projekte und Angebote für Berufsschüler........................................................................19<br />
1. Zielsetzung......................................................................................................................19<br />
2. Themenschwerpunkte....................................................................................................19<br />
4. Planung – Durchführung - Reflexion.............................................................................20<br />
Pädagogisches Konzept Tagesstätte 2
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Heil<strong>pädagogische</strong>s Zentrum<br />
Geschwister-Scholl-Platz 2, 95445 Bayreuth<br />
Tagesstätte - Fachdienst<br />
5. Perspektiven...................................................................................................................21<br />
4. Teil...................................................................................................................................22<br />
Vernetzte Förderung ..........................................................................................................22<br />
Grundsätzliches .................................................................................................................22<br />
Gesprächsverlauf...............................................................................................................23<br />
5. Teil...................................................................................................................................24<br />
Gruppen übergreifende Angebote ....................................................................................24<br />
1. Zielsetzung und Methode...............................................................................................24<br />
2. Angebote.........................................................................................................................24<br />
2.1 Identität bildende Gruppe für junge Frauen.................................................................24<br />
2.2 Gruppe für junge Mädchen .........................................................................................25<br />
2.3 Singgruppe .................................................................................................................25<br />
2.4 Körpererfahrung mit basaler Stimulation .....................................................................25<br />
2.5 Rhythmisch-musikalische Bewegungsspielstunde ......................................................26<br />
2.6 Entspannungsrunde....................................................................................................26<br />
Schlusswort........................................................................................................................27<br />
Pädagogisches Konzept Tagesstätte 3
Hilfe für das behinderte Kind Bayreuth gGmbH<br />
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Tagesstätte - Fachdienst<br />
Präambel<br />
„Die Aufgabe der Umgebung<br />
ist nicht,<br />
das Kind zu formen,<br />
sondern ihm zu erlauben,<br />
sich zu offenbaren.“<br />
Pädagogisches Konzept Tagesstätte 4<br />
(Maria Montessori)
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1. Teil<br />
Grundlagen<br />
Personzentrierte Pädagogik und Stärkenorientierung<br />
1. Zielsetzung<br />
Die globalen Ziele der <strong>pädagogische</strong>n Arbeit in der Tagesstätte des Heil<strong>pädagogische</strong>n<br />
Zentrums sind:<br />
Integration in die Gesellschaft<br />
Selbstständigkeit in der Lebensführung<br />
Teilhabe am Leben in der Gemeinschaft<br />
Entwicklung der Persönlichkeit<br />
Der gesamten Pädagogik in der Tagesstätte des Heil<strong>pädagogische</strong>n Zentrums Bayreuth liegt<br />
die personzentrierte Haltung und Stärkenorientierung zu Grunde. D.h. das Kind steht im Mittelpunkt<br />
mit seinen Bedürfnissen, Empfindungen, Interessen...<br />
2. Theoretische Grundlagen<br />
2.1 Drei Komponenten für Personzentrierte Haltung nach C. Rogers<br />
Empathie (einfühlendes Verstehen)<br />
Nach Rogers bedeutet Empathie, „die private Wahrnehmungswelt des anderen zu betreten<br />
und darin ganz und gar heimisch zu werden. <strong>Sie</strong> beinhaltet, in jedem Augenblick ein Gespür<br />
zu haben für die sich ändernden, gefühlten Bedeutungen in dieser Person, für Furcht, Wut,<br />
Herzlichkeit, Verwirrung, oder was auch immer sie erlebend empfindet.“ (www.Katherinavon-<strong>Sie</strong>na.de)<br />
Wertschätzung (akzeptieren ohne zu werten)<br />
wird realisiert durch vorbehaltsloses Annehmen der Person, gerade auch mit ihren Besonderheiten<br />
und Schwierigkeiten. <strong>Sie</strong> bedeutet wesentlich, dass die Person so akzeptiert wird,<br />
wie sie sich selber sieht. (Wikipedia)<br />
Kongruenz (Echtheit, Wahrhaftigkeit)<br />
in der Haltung: Offenes Wahrnehmen des eigenen Erlebens; nicht nur <strong>als</strong> Fachpersonen in<br />
Erscheinung treten, sondern sich auch und besonders <strong>als</strong> Person in der Begegnung zu erkennen<br />
geben. Verschiedene grundsätzliche Echtheitsformen: Echtheit im Sinne von Konfrontation,<br />
Echtheit im Sinne von Klärung des Beziehungsgehaltes und Echtheit im Sinne<br />
einer Selbstmitteilung (J. Finke, 2004).<br />
Pädagogisches Konzept Tagesstätte 5
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Tagesstätte - Fachdienst<br />
2.2 Personzentriert arbeiten nach Marlis Pörtner<br />
Marlis Pörtner beschreibt in ihrem Buch „Ernstnehmen, zutrauen, verstehen“ (Klett-Cotta,<br />
sechste Auflage 2008) die personzentrierte Grundhaltung:<br />
Die Achtung vor dem Unbekannten im anderen Menschen<br />
Empathie<br />
ist die Fähigkeit, das Erleben und die Gefühle seines Gegenübers genau und sensibel<br />
zu erfassen und in seine Welt hinein zu versetzen<br />
Erfahrung, verstanden zu werden wirkt entwicklungsfördernd<br />
Wertschätzung<br />
Sein Gegenüber <strong>als</strong> ganze Person, so wie sie im Augenblick ist, mit all ihren Schwierigkeiten<br />
und Möglichkeiten akzeptieren<br />
Mit der betroffenen Person, nicht für sie, Probleme lösen, Projekte entwickeln, Entscheidungen<br />
treffen<br />
Im Rahmen ihrer Möglichkeiten Selbstverantwortung zutrauen<br />
Ressourcen einer Person wahrnehmen und fördern<br />
Kongruenz<br />
Mir ist mein eigenes Erleben bewusst, ich kann es trennen von dem, was ich bei meinem<br />
Gegenüber wahrnehme.<br />
Ich lasse meine Gefühle, Impulse, Eindrücke zu und akzeptiere sie.<br />
Ich schätze ab, wann es im Rahmen meiner Aufgabe sinnvoll ist, meine Gefühle mitzuteilen<br />
und wann nicht.<br />
Die Rahmenbedingungen der jeweiligen Situation klar und für alle Beteiligten durchschaubar<br />
machen<br />
Geeigneten Rahmen erkennen und zur Verfügung stellen; er soll nicht einengen,<br />
sondern Schutz bieten und Freiraum abstecken.<br />
Als Person mit eigenen Gefühlen, Empfindungen… wahrnehmbar sein<br />
ihre ganz eigene Persönlichkeit, ihre spezifischen Ressourcen und Fähigkeiten in die<br />
Arbeit einbringen <strong>können</strong> und auf sie vertrauen lernen.<br />
Pädagogisches Konzept Tagesstätte 6
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Tagesstätte - Fachdienst<br />
Personzentriert arbeiten mit Menschen, die Betreuung und Begleitung brauchen heißt,<br />
nicht von Vorstellungen ausgehen, wie Menschen sein sollten, sondern davon, wie<br />
sie sind, und von den Möglichkeiten, die sie haben,<br />
andere Menschen in ihrer ganz persönlichen Eigenart ernst nehmen, versuchen ihre<br />
Ausdrucksweise zu verstehen und sie dabei unterstützen, eigene Wege zu finden,<br />
um – innerhalb ihrer begrenzten Möglichkeiten – angemessen mit der Realität umzugehen,<br />
ihre unterschiedlichen Fähigkeiten, Bedürfnisse und Ansichten berücksichtigen und<br />
einbeziehen,<br />
ihnen im Rahmen ihrer Möglichkeiten Selbstverantwortung zutrauen und<br />
die Ressourcen einer Person wahrnehmen und fördern.<br />
Personzentriert arbeiten heißt auch,<br />
den Bezugsrahmen klar erkennen,<br />
einerseits den gegebenen Rahmen der Institution berücksichtigen und für alle Beteiligten<br />
transparent machen,<br />
andererseits ist es in gewissen Bereichen und in bestimmten Situationen geradezu<br />
notwendig einen Rahmen zu setzen.<br />
3. Grundlagen zur Umsetzung in die Praxis der Tagesstätte<br />
Stärkenorientiertes / personzentriertes Arbeiten heißt Anknüpfen an die Stärken und Interessen<br />
der Kinder und Jugendlichen bei Förderung, Angebote und Zukunftsplanung, um erfolgreich<br />
Entwicklung anzuregen.<br />
Die Kinder tun nicht nur, was sie wollen<br />
ich darf Grenzen setzen<br />
ich darf Vorschläge machen<br />
ich darf Unterstützung anbieten<br />
ich darf meine Gefühle benennen und Grenzen aufzeigen<br />
ich darf Gefühle der Kinder „dolmetschen“<br />
ich darf den Rahmen bestimmen<br />
ich darf Einfluss nehmen auf Gruppendynamik<br />
ich darf Alternativen aufzeigen<br />
Ich bin Spielpartner und Begleiter<br />
Dem Bedürfnis von Menschen (mit geistiger Behinderung) nach Schutz und Unterstützung<br />
darf nicht vernachlässigt, sowie deren Fähigkeit zu Selbstständigkeit und Eigenverantwortung<br />
nicht überschätzt werden. So gilt es, immer wieder die Balance zwischen Individualität<br />
und Strukturierung herzustellen.<br />
Pädagogisches Konzept Tagesstätte 7
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Die Erfordernisse der Institution und auch der Gruppe werden nach Möglichkeit auf die Bedürfnisse<br />
der Kinder und Jugendlichen ausgerichtet. Reflektierte und unveränderliche Rahmenbedingungen<br />
werden den Kindern und Jugendlichen von den Gruppenpädagoginnen<br />
begründet, erklärt und auf die Einhaltung geachtet.<br />
Kinder wollen klar beschriebene Aufgaben übertragen bekommen und Verantwortung übernehmen<br />
(Selbstwirksamkeit). Aus der Erfüllung täglicher Aufgaben und Dienste, die sie für<br />
die Gemeinschaft erledigen, erwächst ihnen Anerkennung. Die Kinder und Jugendlichen<br />
werden gelobt, empfinden Wertschätzung und Würdigung. Spielraum soll hier im „Wann“ und<br />
„Wie“ bestehen.<br />
Die Gruppenpädagoginnen sorgen für die Rahmenbedingungen, benennen diese und stehen<br />
<strong>als</strong> Unterstützung zur Verfügung (Spiegeln von Empfindungen und Verhalten der Kinder;<br />
kurze Anregungen; knappe Erklärungen, um besseres Verstehen der Kinder und Jugendlichen<br />
untereinander hervorzurufen ...). <strong>Sie</strong> bieten soviel Frei- und Spielraum wie möglich und<br />
nur so viele Vorgaben wie unbedingt nötig. Dazu sind ständiges Hinterfragen, Offenheit für<br />
Veränderung und Flexibilität erforderlich: „Anbieten statt Fordern“.<br />
Die Eigenaktivität der Kinder und Jugendlichen wird geachtet, ihre Anliegen, Gefühle und<br />
Handlungsformen werden respektiert. Für die Entwicklung von Wertvorstellungen und Einstellungen<br />
haben die Pädagoginnen Vorbildfunktion.<br />
Rückschläge und Enttäuschungen werden sachlich benannt. Hierbei ist eine zugewandte,<br />
mitfühlende Einstellung wichtig, um dem Kind bzw. dem Jugendlichen Lernerfolge zu ermöglichen<br />
(„Was könntest du anders machen, damit du beim nächsten Mal zufrieden bist?“) Gefühle<br />
dürfen zum Ausdruck gebracht werden und werden ernst genommen (auch Wut, Angst,<br />
Ablehnung, Aggression ...). Die Gruppenpädagoginnen nehmen die jeweilige Ausdrucksform<br />
wahr und gehen offen darauf ein. Es spart viel Zeit und Energie nicht sofort dagegen zu wirken:<br />
Benennen des Gefühls, Alternativen anbieten, wie das Gefühl angemessen zum Ausdruck<br />
gebracht werden kann (z.B. „Du bist jetzt richtig wütend, das ist auch ok, aber andere<br />
Kinder schlagen ist nicht ok ..., hau besser hier aufs Kissen.“)<br />
Wichtigste Aufgabe ist die Beobachtung der Kinder und Jugendlichen im Hinblick auf deren<br />
Stärken, Bedürfnisse und Interessen („passiv“ teilnehmend und präsent). Es ist unbedingt<br />
erforderlich, dass die personzentrierte Pädagogik in den einzelnen Gruppen in einer Art und<br />
Weise umgesetzt wird, hinter der die Gruppenpädagoginnen uneingeschränkt stehen. Kongruentes<br />
Verhalten ist unerlässlich, um die „Freie Spiel- und Beschäftigungszeit“ erfolgreich<br />
und sinnvoll gestalten zu <strong>können</strong>.<br />
Pädagogisches Konzept Tagesstätte 8
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Eigene Ansprüche an Planung und Angebote (und auch an deren Ausführung) treten zugunsten<br />
einer personenorientierten Haltung in den Hintergrund. Eingehen auf die Kinder und<br />
Jugendlichen mit ihren aktuellen Bedürfnissen und Befindlichkeiten haben Vorrang vor produkt-<br />
oder ergebnisorientierten Aktionen. Hierbei ist ein voller Tagesplan oder ein mit Inhalten<br />
überfrachtetes Projekt hinderlich. So wird Druck, „Vorzeigbares“ herzustellen, herausgenommen<br />
und es entsteht Freiraum für die Sicht auf das Wesentliche: auf den Menschen.<br />
Da weniger „Produkte“ entstehen, ist die qualifizierte Leistung der Gruppenpädagoginnen<br />
z.B. für Eltern u. U. nicht auf den ersten Blick in vollem Umfang nachvollziehbar. Deshalb<br />
wird Widerständen mit intensiver Unterstützung der Leitung begegnet, indem die Grundhaltung<br />
und das fachlich begründete Vorgehen erläutert und konsequent vertreten wird (Elternbriefe,<br />
Elterngesprächsrunden, Gremienarbeit, Einzelgespräche u.ä.).<br />
Pädagogisches Konzept Tagesstätte 9
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Anlage<br />
Kinder mit herausforderndem Verhalten<br />
Fragestellungen zu Kindern / Jugendlichen mit herausforderndem Verhalten:<br />
Was ist das Thema des Kindes? Um was geht es ihm in dem Beispiel?<br />
Womit habe ich Probleme?<br />
Welche Befürchtungen bzw. Bedenken habe ich für das Kind und die Gruppe?<br />
Was steckt hinter dem Verhalten des Kindes?<br />
Wie kann ich die Rahmenbedingungen verändern bzw. erweitern?<br />
Welche Alternativen biete ich an, damit sich aus dem Thema des Kindes etwas ent-<br />
wickeln kann?<br />
Pädagogisches Konzept Tagesstätte 10
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Literatur<br />
Finke Jobst<br />
Gesprächspsychotherapie –<br />
Grundlagen und spezifische Anwendungen<br />
Thieme 2004<br />
Kaniak-Urban Christine<br />
Jedes Kind hat seine Stärken<br />
Kösel 1999<br />
Pörtner, Marlis<br />
Ernstnehmen, Zutrauen, Verstehen<br />
Klett Kotta 2008<br />
Pörtner, Marlis<br />
Brücken bauen<br />
Klett Kotta 2007<br />
Theunissen Georg<br />
Pädagogik bei geistiger Behinderung und Verhaltensauffälligkeiten<br />
Klinkhardt 2005<br />
Weinberger Sabine<br />
Kindern spielend helfen<br />
Eine personzentrierte Lern- und Praxisanleitung<br />
Juventa 2010<br />
Wikipedia<br />
Pädagogisches Konzept Tagesstätte 11
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2. Teil<br />
Freie Spiel und Beschäftigungszeit (FSB)<br />
in den Unter- und Mittelstufengruppen<br />
1. Grundlagen und Rahmenbedingungen<br />
1.1 Zielsetzung<br />
Globalziel:<br />
Selbstbestimmung und Stärkenaktivierung ist in den Wochen- und Förderplänen fest verankert.<br />
Grobziel:<br />
Freie Spiel und Beschäftigungszeit ist fester Bestandteil der Wochenplanung<br />
Feinziele:<br />
Von jedem Kind sind Fähigkeiten, Bedürfnisse und Interessen bekannt und werden<br />
Grundlage der Förderplanung.<br />
Die Rahmenbedingungen der FSB sind den Kindern von den Gruppenpädagoginnen<br />
klar benannt.<br />
Die Haltung der Pädagoginnen ist personzentriert.<br />
Das Kind wird durch personzentrierte Haltung der Pädagoginnen unterstützt und gefördert.<br />
Material, Räume und Erfahrungsfelder stehen den Kindern zur Verfügung.<br />
Die Kinder handeln selbstbestimmt, knüpfen / intensivieren ihrem Bedürfnis entsprechend<br />
Kontakte und steuern selbst den Verlauf ihrer eigenen Entwicklung bzw. die<br />
Schwerpunkte ihrer Beschäftigung.<br />
1.2 Methode (<strong>pädagogische</strong>r Leitfaden)<br />
Den Kindern wird Raum, Umgebung, Material, Zeit oder auch bestimmte Unternehmungen<br />
<strong>als</strong> Rahmen geboten, um sich frei zu entscheiden, was sie innerhalb dieser Rahmenbedingungen<br />
mit sich oder anderen anfangen wollen. Anregendes Lernklima und Erfahrungsräume,<br />
Material für Fantasie-, Rollen-, Gestaltungs- und Konstruktionsspiele stehen zur Verfügung.<br />
Durch das Entdecken und Ausprobieren eigener Ideen und Improvisationen wird die<br />
Möglichkeit zur Wahrnehmung eigener Vorstellungen, Bedürfnisse, Wünsche und Träume<br />
gegeben. Das Gruppengeschehen wird grundsätzlich den individuellen Bedürfnissen untergeordnet.<br />
Die Gruppenpädagoginnen suchen mit den Kindern zusammen nach Möglichkeiten<br />
den Vorstellungen Einzelner Raum zu geben. <strong>Sie</strong> halten sich zurück, stehen aber bei<br />
Bedarf oder zur Anleitung freiwilliger Angebote zur Verfügung. Die Kinder werden an Entscheidungsprozessen<br />
beteiligt, Aktivitäten und Regelungen des Gruppenalltags werden von<br />
den Kindern mitgeplant. <strong>Sie</strong> erleben dadurch Selbstwirksamkeit.<br />
Pädagogisches Konzept Tagesstätte 12
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Tagesstätte - Fachdienst<br />
So machen die Kinder die Erfahrung, in ihrer Persönlichkeit anerkannt zu werden. Selbstwertgefühl,<br />
Eigenverantwortung und ein positives Selbstbild werden entwickelt und gestärkt.<br />
Die Möglichkeit des Scheiterns mancher Aktivitäten und Enttäuschungen gehören zu einer<br />
gesunden Entwicklung, werden bewusst zugelassen und erweitern den Erfahrungsschatz.<br />
Auch Kinder, die von sich aus keine Initiative zeigen, lassen die Gruppenpädagoginnen zunächst<br />
gewähren. Hier ist „Aushalten“ gefragt. Diese Kinder und Jugendlichen erhalten zunächst<br />
mehrere Nachmittage Zeit, selbst die Initiative zu ergreifen. Soweit dies längerfristig<br />
nicht geschieht, wird auf individuelle Unterstützung z. B. durch Beratung zurückgegriffen<br />
(„siehe Unterstützung und Begleitung“).<br />
Die Gruppe <strong>als</strong> wichtiges soziales Lernfeld bleibt bestehen und bietet einen geschützten<br />
Rahmen, sich selbst auszuprobieren und Reaktionen von anderen Kindern zum eigenen<br />
Verhalten zu bekommen. Das Einhalten von reflektierten und begründeten Regelungen gehört<br />
ebenso zur sozialen Entwicklung, wie das Wahrnehmen und Umsetzen eigener Bedürfnisse<br />
und Vorstellungen.<br />
Konkret gibt es drei Varianten, die FSB im Gruppenalltag umzusetzen:<br />
Variante 1: Die Gruppe befindet sich im Gruppenraum und die Kinder entscheiden<br />
selbst, wie sie den Nachmittag gestalten.<br />
Variante 2: Der Gruppe wird zusätzliches Material oder eine andere räumliche Umgebung<br />
(Mehrzweckraum, Freigelände u.ä.) zur Verfügung gestellt. In diesem Rahmen<br />
<strong>können</strong> die Kinder eigenen Interessen nachgehen und ihre Kreativität ausleben.<br />
Variante 3: Von den Gruppenpädagoginnen wird ein vorbereitetes Tagesangebot<br />
eingebracht. Kinder, die sich beteiligen möchten, tun dies. Die anderen gestalten den<br />
Nachmittag eigenständig.<br />
Input durch die Gruppenpädagoginnen (Vorlesen, Singen, Erklären …) kann auf Initiative der<br />
Kinder eingebracht werden. Jüngere bzw. neue Kinder benötigen mehr Anregungen <strong>als</strong> ältere,<br />
die schon auf vielseitige Erfahrungen und Kenntnisse zurückgreifen und dadurch verstärkt<br />
eigene Ideen einbringen <strong>können</strong>.<br />
Für stärker beeinträchtigte Kinder, für die eine eigenständige Gestaltung der Tagesstättenzeit<br />
nicht oder nur sehr eingeschränkt möglich ist, hat die Beobachtung und Wahrnehmung<br />
des Verhaltens der Kinder durch die Gruppenpädagoginnen einen besonders hohen Stellenwert.<br />
Auf Grund der Beobachtungen werden ggf. situativ sensibel Angebote gemacht,<br />
oder im Umgang mit Kindern Anregungen gegeben. („Was tut ihm/ihr gut?“, „Was mag<br />
er/sie?“, aber auch entdecken und vermitteln, was er/sie gut kann). Hier ist auch <strong>als</strong> Anre-<br />
Pädagogisches Konzept Tagesstätte 13
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gung möglich, auf der Suche, „was tut ihm gut?“ Kinder zu fragen, wer Lust hätte, mit dem<br />
Betreffenden etwas zu unternehmen. Durch genaue Beobachtung wird festgestellt, ob und in<br />
welcher Art / Intensität der/die Betroffene die Zuwendung der anderen zulässt und wünscht.<br />
Kinder lernen so besondere Bedürfnisse kennen und Verständnis und Rücksicht aufzubringen.<br />
So bildet „Kinderinitiative“ im erweiterten Sinn (Erkenntnisse aus Beobachtungen, Äußerungen<br />
der Kinder, Entwicklungsstand der Kinder) die Grundlage für die Wochenplanung.<br />
1.3 Zeitrahmen<br />
In der Eingewöhnungsphase vom Beginn des Schuljahres bis zu den Herbstferien findet die<br />
FSB im Gruppenraum in der Regel täglich durchgehend statt, um ausreichend Zeit für Beobachten<br />
zu gewährleisten. Im weiteren Verlauf werden die drei oben aufgeführten Varianten<br />
im Wechsel eingeplant.<br />
1.4 Leitung und Kolleginnen des Pädagogischen Fachdienstes<br />
stehen zur beratenden Kooperation zur Verfügung. Sollten Sonderregelungen oder Ausnahmen<br />
erforderlich sein, werden diese mit der Leitung abgesprochen und entsprechend verfahren.<br />
2. Qualitäts- und Leistungsbeschreibung<br />
2.1 Struktur<br />
Die Tagesgestaltung<br />
in der Tagesstätte beinhaltet einerseits wiederkehrende Elemente (Mahlzeiten, Körperhygiene,<br />
Gruppenkonferenz ...) und fordert andererseits durch aktuelle Geschehnisse Flexibilität<br />
und Spontaneität. Der Zeitrahmen für die FSB wird von den Gruppenpädagoginnen für jeden<br />
Tag festgelegt. Die Kinder sind an den Entscheidungs- und Gestaltungsprozessen beteiligt<br />
und bestimmen den Gruppenablauf entsprechend Ihren Wünschen, Fähigkeiten und Interessen<br />
wesentlich mit.<br />
Die Räume (Würzburger Modell)<br />
bieten individuelle Aktions- und Ruhemöglichkeiten, sowie Flächen und Nischen für (Klein-)<br />
Gruppenaktivitäten. Zudem stehen Spiel- und Bewegungsflächen im Freien, im Flur- und<br />
Mehrzweckraum zur Verfügung. Der Differenzierungsraum im Therapiebereich kann den<br />
Nutzungsregelungen und den Fähigkeiten der Kinder entsprechend in Anspruch genommen<br />
werden. Insgesamt wird geschützter Raum angeboten, in dem Impulse erprobt und Entscheidungen<br />
selber getroffen werden <strong>können</strong> (nach Marlis Pörtner, Ernstnehmen, Zutrauen,<br />
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Verstehen, Klett-Cotta, 2008). Räume der Schule (z.B. PC-Raum) <strong>können</strong> nach vorheriger<br />
Genehmigung der Schulleitung (über TS-Leitung) einbezogen werden.<br />
Spiel- und Lernmaterial<br />
steht in den Gruppen zur Verfügung und liegt für die Kinder gut sichtbar und erreichbar in<br />
Regalen oder Schränken. Neuanschaffungen <strong>können</strong> im Rahmen des Tagesstättenetats<br />
nach Abstimmung im Gesamtteam und mit der Leitung getätigt werden. Sinnvoll ist ein Austausch<br />
von Material der Gruppen untereinander, bzw. gemeinsames Nutzen bestimmter Materialien.<br />
Schäden, die beim Spielen entstehen, werden behoben. Der sachgemäße Umgang<br />
mit Material und Räumen gehört selbstverständlich zu den Rahmenbedingungen. Auch hierbei<br />
wird darauf geachtet, dass unangemessenes Verhalten sachlich benannt und gemeinsam<br />
mit dem Kind überlegt wird, was beim nächsten Mal anders sein muss. Das Hervorrufen<br />
von Schulgefühlen und Entzug von emotionaler Zuwendung haben dabei keinen Platz.<br />
Vernetzung<br />
Die Vereinbarkeit der FSB, des Gruppenverlaufs und der Gruppen übergreifenden Angebote,<br />
sowie der Therapiestunden sind für das gesamte Tagesstättengeschehen und die umfassende<br />
Förderung der Kinder von großer Bedeutung. Die Entscheidung der Kinder, an welchen<br />
zusätzlichen Angeboten sie teilnehmen möchten, ob diese für eine bestimmte Zeit verpflichtend<br />
sind, oder sie sich immer wieder neu entscheiden <strong>können</strong>, wird mit ihnen besprochen<br />
und vereinbart. Kinder übernehmen auch gerne selbst die Initiative / Organisation, um<br />
in anderen Gruppen Interesse an bestimmten Angeboten zu wecken oder dazu einzuladen.<br />
Die Gruppenpädagoginnen weisen die betreffenden Kinder rechtzeitig auf Therapiestunden<br />
hin und stellen nach Möglichkeit einen fließenden Übergang beim Abholen oder Bringen sicher.<br />
Dies ist besonders wichtig für Kinder, für die der Wechsel zu einer anderen Aktivität<br />
oder in einen anderen Raum eine besondere Herausforderung darstellt. So werden die Therapiestunden<br />
<strong>als</strong> fester Bestandteil des Tagesablaufs gesehen und konstruktiv in die FSB<br />
einbezogen (Therapeut verweilt kurz in der Gruppe, lässt sich zeigen, womit sich das betreffende<br />
Kind gerade beschäftigt hat ... Entsprechend geht die Gruppenpädagogin vor, wenn<br />
sie ein Kind zur Therapiestunde bringt bzw. von dort abholt.) Kontakte zwischen den Kolleginnen<br />
von Gruppe und Fachdienst geben wechselseitig Einblick in die verschiedenen Lebens-<br />
und Lernbereiche des Kindes und bereichern die Zusammenarbeit.<br />
Außenkontakte während der FSB<br />
Unangemeldete Elternbesuche, Kontaktaufnahme von Kolleginnen aus anderen Gruppen,<br />
Telefonate u.ä. werden mit den bekannten und bereits gebräuchlichen Mitteln vermieden.<br />
Hier ist Konsequenz und Durchsetzungskraft der Gruppenpädagoginnen gefragt. Kernzeiten,<br />
die störungsfrei bleiben, <strong>können</strong> in jeder Gruppe festgelegt werden.<br />
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Tagesstätte - Fachdienst<br />
Dokumentation und Reflexion<br />
In den Wochenplänen werden auf dem vorgegebenen Formular Themen und Aktivitäten, die<br />
sich aus den Kinderinitiativen ergeben, entsprechend aufgeführt. Zu Beginn des Schuljahres<br />
bis zu den Herbstferien ist diese Dokumentation den Mitarbeitenden frei gestellt, da in diesem<br />
Zeitraum intensive Beobachtungen stattfinden. Die Eltern werden darüber von der Leitung<br />
schriftlich informiert.<br />
Im Wochenplan werden die jeweiligen Rahmenbedingungen für die Nachmittage festgehalten:<br />
Kinderinitiativen werden <strong>als</strong> Grundlage für die Planungen benannt<br />
Freie Spiel- und Beschäftigungszeit im Gruppenraum,<br />
Freie Spiel- und Beschäftigungszeit in bestimmten vorgeschlagenen Räumen, ggf.<br />
mit zusätzlichem Material, oder/ und<br />
Tagesangebote / geplante Projekte<br />
bilden den Planungsrahmen<br />
Konkret und für die Eltern inhaltlich nachvollziehbar werden dazu aufgeführt:<br />
bereitgestellte Materialien<br />
Räumlichkeit / Umgebung / Erfahrungsfeld<br />
ggf. Aktivität / Unternehmung<br />
intensive, fachkundige Beobachtung der Kinder im Wechsel; mit Dokumentation<br />
Kinderkonferenz (fester Bestandteil des Wochenplanes)<br />
Die Wochenpläne <strong>können</strong> auch <strong>als</strong> Rückblick erstellt werden. In diesem Fall werden die Eltern<br />
im Voraus durch Kurzinformationen auf besondere Aktivitäten hingewiesen.<br />
Die wöchentliche Kinderkonferenz bietet den geeigneten Rahmen, um die FSB in der Gruppe<br />
zu reflektieren und neue Ideen und Impulse aufzunehmen. Da viele Kinder nicht umfassend<br />
in der Lage sind, ihre Anliegen, Interessen und Änderungswünsche verbal auszudrücken<br />
oder sich ihre Anregungen über einen längeren Zeitraum bis zur nächsten Kinderkonferenz<br />
zu merken, ist hier die Unterstützung der Gruppenpädagoginnen sehr bedeutsam: Die<br />
während der Woche bei einzelnen Kindern oder im Gruppengeschehen gesammelten Beobachtungen<br />
werden auf geeignete Weise (anschauliches Erinnern der Kinder z.B. durch Fotos;<br />
Verbalisieren von Beobachtungen: z.B. „Kevin, ich hatte am Dienstag den Eindruck, du<br />
würdest dich gerne mit … beschäftigen/ mehr über … erfahren“) von den Mitarbeitenden in<br />
Konferenz und Wochenplanung eingebracht. Tagesangebote werden auf dieser Grundlage<br />
zusammen mit den Kindern geplant. Dieses Hervorheben von gemeinsamen Aktionen stärkt<br />
das Gruppenbewusstsein und die Zusammengehörigkeit.<br />
Jede Beobachtungsphase der Kinder wird auf dem entsprechenden Formular in kurzen<br />
Stichworten dokumentiert (evtl. auch Fotos). Die Beobachtungen werden im Gruppenteam<br />
und/oder Stufenteam reflektiert. Auch den Eltern teilen die Gruppenpädagoginnen das Er-<br />
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gebnis der Beobachtungen nach Möglichkeit mit und kommen mit ihnen darüber ins Gespräch.<br />
Die Vorgaben für Dokumentation sind so vereinbart, so dass die für die Arbeit mit den Kindern,<br />
wichtigen Beobachtungen, Initiativen und Aktivitäten festgehalten werden, aber der<br />
zeitliche Aufwand der Bearbeitung auf ein Minimum beschränkt ist.<br />
2.2 Prozess<br />
Ablauf<br />
Nach dem Eintreffen in der Tagesstätte ist das Mittagessen fester Bestandteil des Tagesablaufs.<br />
Die Kinder essen in ruhiger und kommunikativer Atmosphäre grundsätzlich gemeinsam.<br />
Anschließend findet der Gruppennachmittag gemäß Wochenplan statt. Innerhalb der<br />
bekannten und klar benannten Rahmenbedingungen finden die Kinder Material, Anregungen<br />
und räumliche Bedingungen zur freien Entfaltung und Gestaltung vor. Zwischenmahlzeiten<br />
und Getränke werden den individuellen Bedürfnissen entsprechend eingenommen - der Zeitpunkt<br />
<strong>als</strong>o i. d. R. nicht von außen bestimmt.<br />
An festgelegten Terminen beobachtet jeweils eine Gruppenpädagogin ein bestimmtes Kind.<br />
Inwieweit sich die Pädagoginnen dabei passiv im Hintergrund halten oder sich einbeziehen<br />
lassen in das Spiel des Kindes muss situativ entschieden werden. Es sollte eine möglichst<br />
alltägliche Atmosphäre herrschen, die es dem Kind erlaubt, sich natürlich zu verhalten. Ziel<br />
der Beobachtung ist das Feststellen der Interessenschwerpunkte, Fähigkeiten und Stärken<br />
des Kindes gemäß seinem Entwicklungsstadium.<br />
Da das Herstellen von Bastelarbeiten oder das vorgeplante durchstrukturierte Einbringen von<br />
Inhalten durch die Pädagogen (Vorlesen, Musizieren, Spiele ...) nur in sehr eingeschränktem<br />
Rahmen stattfindet, entsteht zeitlicher Spielraum für intensives Begleiten der Kinder, zum<br />
Mitspielen, für (teilnehmende) Beobachtung und Dokumentation.<br />
Besuch einzelner Kinder in anderen Gruppen ist im Rahmen der FSB ohne weiteres, nach<br />
Absprache möglich.<br />
Unterstützung und Begleitung<br />
Für herausfordernde Situationen und Kinder mit besonderem Unterstützungsbedarf erhalten<br />
die Gruppenpädagoginnen Beratung durch Kolleginnen (Teamsitzungen, Rollenspiel, kollegiale<br />
Beratung u. ä.), Pädagogischen Fachdienst (Hospitationen, Fallbesprechungen, Erstellen<br />
von Handlungsplänen u.ä.), Leitung (Rahmenbedingungen, Struktur, Hilfestellung zur<br />
Umsetzung des Konzepts) oder durch Coaching und Fortbildungsveranstaltungen mit externer<br />
Unterstützung. Entsprechende (Auszüge aus der) Literatur und Fachartikel stehen im<br />
Mitarbeiterzimmer zur Verfügung.<br />
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2.3 Ergebnis<br />
prozessorientierte Betrachtungsweise <strong>als</strong> Grundlage für die Förderplanung<br />
„Der Weg ist das Ziel“<br />
Die aktuellen Impulse, die von den Kindern ausgehen, stehen im Vordergrund. Ihre Wahrnehmung<br />
und Umsetzung gibt die Richtung der Förderung an. Fixierung auf Zielformulierungen<br />
vor genauer Beobachtung ist dabei hinderlich.<br />
Die Ergebnisse der Beobachtungen bilden die Grundlage für die vernetzte Förderung. Die<br />
Förderziele werden stärken- und interessenorientiert – soweit möglich unter Einbeziehung<br />
der Kinder und der Eltern – festgelegt. Fördermaßnahmen, die von den Kindern selbst abgelehnt<br />
werden, bzw. nicht ihren Stärken und Interessen entsprechen und dadurch kaum erfolgreich<br />
sind, entfallen. Tempo und Inhalte der Förderung entsprechen dem Befinden und<br />
dem Entwicklungsstand der Betroffenen und sind damit äußerst Erfolg versprechend. „Nicht<br />
was fehlt ist entscheidend, sondern, was da ist!“ (Pörtner S. 41) Das Augenmerk ist darauf<br />
gerichtet, kleine Schritte, kleinste Erfolge wahrzunehmen, zu benennen und zu „feiern“.<br />
Statt Förderziele, die nicht erreicht werden <strong>können</strong>, hartnäckig weiter zu verfolgen, werden<br />
Erfolg versprechendere Alternativen für die Förder- und Lebensplanung angeboten. So bleibt<br />
die Freude der Kinder bzw. Jugendlichen am sich Ausprobieren und Lernen erhalten. Der<br />
Einzelne kann auf diese Weise vielfältige Erfahrungen machen, um zu einer realistischen<br />
Selbsteinschätzung zu gelangen und für sich passende Perspektiven zu entwickeln.<br />
3. Perspektiven<br />
Vernetzung der Gruppen, übergreifende Projekte / Anlässe / Interessensschwerpunkte<br />
bieten Möglichkeiten, die FSB in Zukunft zu erweitern, zu differenzieren und zu vernetzen.<br />
So könnten beispielsweise in verschiedenen Gruppenräumen verschiedene Tagesangebote<br />
stattfinden, Anregungen gegeben, oder Ruhe- und Aktionsräume geschaffen werden, bzw.<br />
verschiedene Materialien zu bestimmten Themenschwerpunkten angeboten werden. Hier<br />
sind den Ideen von Mitarbeitenden und Kindern kaum Grenzen gesetzt.<br />
Die gemeinsame Nutzung von Material und Räumlichkeiten soll erweitert werden, um<br />
vielfältige Möglichkeiten zu eröffnen.<br />
In Reflexionsrunden (Gesamtteam U- / M-Stufe) werden die Ergebnisse und Erfahrungen<br />
mit der FSB zusammengetragen und die erforderlichen Änderungen und Festlegungen für<br />
das weitere Vorgehen getroffen. Die Überarbeitung der <strong>Konzeption</strong> FSB ist jährlich vorgesehen.<br />
Januar 2011<br />
E. Bruderhofer, H. Gatzka, S. Lindner, A. Heuberger<br />
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1. Zielsetzung<br />
3. Teil<br />
Projekte und Angebote für Berufsschüler<br />
Die jungen Erwachsenen führen ihren Fähigkeiten, Wünschen und Interessen entsprechend<br />
ein möglichst selbstständiges, selbstbestimmtes Leben <strong>als</strong> Mitglieder der Gesellschaft.<br />
Gruppenübergreifende Kontakte knüpfen<br />
Soziale Kompetenzen und Selbstbewusstsein stärken<br />
Selbstbestimmung und Selbstständigkeit unterstützen<br />
Interessen entwickeln und umsetzen<br />
Bedürfnisse wahrnehmen und befriedigen<br />
eigene Stärken und Schwächen wertschätzen<br />
Freiräume und Aktionsräume erschließen<br />
2. Themenschwerpunkte<br />
der Projekte und Angebote<br />
Erwachsen werden – Erwachsen sein<br />
- Entwicklung der Persönlichkeit; Selbstwahrnehmung (Identität)<br />
- Freundschaften und Beziehungen<br />
- Liebe – Partnerschaft – Gefühle<br />
- Sexualität – Familienplanung (Lust, Fruchtbarkeit, Verhütung)<br />
- Grundrechte kennen (Recht auf freie Entfaltung, Unverletzlichkeit der Person,<br />
freie Wahl der Wohnung, Recht auf Bildung, Ausbildung, Arbeit, Recht auf<br />
freie Meinungsäußerung usw.)<br />
- bestimmte Dienstleistungen in Anspruch nehmen (Ärzte, Banken, Handwerker,<br />
Ämter, usw.)<br />
- Außenbegegnung; Orientierung in der näheren und erweiterten Umgebung<br />
Zukunftsperspektiven entwickeln<br />
- Wohnen<br />
- Lebensplanung und Lebensführung<br />
- Arbeiten und Beruf: berufliche Interessen erproben (Praktika)<br />
- Bildung (lebenslanges Lernen)<br />
- Familie und Herkunft (Zugehörigkeit und Autonomie)<br />
- Wünsche, Träume, Visionen wahrnehmen, entwickeln, verwirklichen<br />
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Selbstversorgung<br />
- Körperpflege; gesunde Lebensführung<br />
- Gestaltung des persönlichen Lebensbereiches und Entfaltung der Persönlichkeit<br />
(Kleidung, persönliche Gegenstände, Kosmetik etc.)<br />
- hauswirtschaftliche Tätigkeiten (Umgang mit elektrischen Geräten beim Kochen,<br />
Waschen, Putzen, Bügeln)<br />
- Öffentliche Verkehrsmittel nutzen (Bus, Taxi, Haltestellen kennen, Fahrpläne<br />
lesen, Fahrkarte kaufen, entwerten, Anträge und Ermäßigungen, Gefahren bei<br />
der Nutzung, usw.)<br />
- Umgang mit Geld, Zeit etc.<br />
- adäquat Unterstützung einfordern: „Ich brauche Hilfe bei …“, „Ich kann das<br />
nicht verstehen!“, „Ich will das lernen!“, „Ich kann das selbst!“<br />
Prävention<br />
- Deeskalation von Gewalt / adäquater Umgang mit Aggressionen<br />
- Selbstbehauptung, Rollenspiele usw.<br />
Freizeit gestalten<br />
- eigene Fähigkeiten und Interessen erkennen und ausprobieren<br />
- eigenen Geschmack entwickeln<br />
- öffentliche (kulturelle) Angebote nutzen (Musik, Kunst, Sport …)<br />
- Pflege von Kulturgut – Rituale - Jahreskreis<br />
- Körperwahrnehmung; sportliche Aktivitäten; Bewegungsangebote, basale<br />
Stimulation<br />
4. Planung – Durchführung - Reflexion<br />
Zielgerichtet und auf die Bedürfnisse und Interessen der Jugendlichen abgestimmt werden o.<br />
gen. Themenvorschläge durch Kurse, Projekte, Trainingsmaßnahmen, in Einzel- und Kleingruppenförderarbeit<br />
angeboten. Die konkreten Projektinhalte und Angebote werden jedes<br />
Halbjahr dem Bedarf entsprechend festgelegt. Zur Abstimmung der Projekte im Hinblick auf<br />
die Zielsetzung wird zu jedem Angebot die Frage überprüft: Wie nutzt das im Projekt Erfahrene,<br />
Erlebte, Gelernte für selbstbestimmtes, selbstständiges, inklusives Leben?<br />
Zu Beginn jedes Schulhalbjahres findet im Stufenteam Reflexion und Planung (Themen, Inhalte,<br />
personelle Besetzung etc.) statt. Für jedes Projekt übernehmen bestimmte Mitarbeitende<br />
die Verantwortung und erstellen ein kurzes schriftliches Konzept. Als Vorbereitung<br />
erarbeiten die Gruppenmitarbeitenden den Bedarf und die Wünsche mit den Jugendlichen<br />
und jungen Erwachsenen.<br />
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Die Fachkräfte bieten Projekte und gruppenübergreifende Angebote jeweils montags und<br />
mittwochs an. Die Themen sind auf Bildung, Schulung und persönliche Zukunftsplanung<br />
ausgerichtet. Die Jugendlichen <strong>können</strong> sich nach Interessensschwerpunkt anmelden (spontane<br />
Teilnahme an bestimmten Aktivitäten ist auch möglich). Gegebenenfalls erhalten sie bei<br />
der Teilnahme angemessene Assistenz.<br />
Zur gemeinsamen Freizeitgestaltung der einzelnen Gruppen, zur Entwicklung der Gruppenzugehörigkeit<br />
und zur Beziehungsgestaltung innerhalb der Gruppe ist jeweils der Donnerstag<br />
vorgesehen.<br />
Vierzehntägig findet für Jugendliche mit schwerer Behinderung das Gruppen übergreifende<br />
Angebot „Körpererfahrung mit basaler Stimulation“ statt. Parallel dazu werden Aktivitäten<br />
angeboten, die Mobilität erfordern.<br />
An den „Projekttagen“ öffnen sich die Gruppen nach dem Mittagessen. Die Jugendlichen<br />
finden sich in anderer Konstellation zu Projektgruppen zusammen. Diese Angebote sind inhaltlich<br />
und zeitlich so aufeinander abgestimmt, dass für jeden die Teilnahme an einem Projekt<br />
interessant und möglich ist.<br />
5. Perspektiven<br />
Bestimmte entwicklungsrelevante Interessen und Aktivitäten <strong>können</strong> nur außerhalb der Tagesstättenöffnungszeiten<br />
wahrgenommen und durchgeführt werden, da öffentliche Veranstaltungen<br />
oder bestimmte Unternehmungen termingebunden sind bzw. manche Kontakte<br />
nur zu festgelegten Zeiten hergestellt werden <strong>können</strong>. Deshalb wären für die Berufsschulgruppen<br />
flexible Zeiten zur Teilnahme an externen Aktionen zur Vorbereitung auf das Erwachsenenleben<br />
wichtig. Gerade außerhalb der regulären Tagesstättenzeit (=künftige Arbeitszeit)<br />
benötigen die jungen Erwachsenen alters- und entwicklungsgemäße Anregungen,<br />
Anleitung und Möglichkeiten, um sich auszuprobieren und Sicherheit zu gewinnen. In Zusammenarbeit<br />
mit dem Ambulanten Beratungs- und Servicedienst der <strong>Diakonie</strong> Bayreuth<br />
könnten hier Möglichkeiten eröffnet werden.<br />
Januar 2011<br />
H. Gatzka<br />
E. Bruderhofer<br />
A. Heuberger<br />
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4. Teil<br />
Vernetzte Förderung<br />
in Schule, Tagesstätte, Wohnheim und Fachdienst<br />
Grundsätzliches<br />
- Planungsgespräch –<br />
Auszüge<br />
Für jedes Kind finden jährlich ein bis zwei Förderplanungsgespräche statt; beginnend<br />
Mitte Oktober mit den Entlassschülerinnen und -schüler. Das zweite Gespräch hat<br />
ggf. die Zielüberprüfung zum Inhalt.<br />
Am Förderplangespräch nehmen i.d.R. teil<br />
- die Gruppenleiterin und die Bezugserzieherin im Wohnheim,<br />
bzw. die Tagesstätten-Gruppenleiterin und Gruppenmitarbeiterin,<br />
- die zuständigen Therapeutinnen,<br />
- die betreffende Lehrkraft.<br />
Sollte keine Therapeutin und keine Lehrkraft teilnehmen, so führen das Gespräch die<br />
Gruppenleiterin …, bzw. die Fachkräfte der Tagesstätten-Gruppe. Die Förderplanung<br />
muss in diesem Fall durch die Dokumentation der nicht beteiligten Bereiche ergänzt<br />
werden.<br />
Die Eltern und das Kind/ der Jugendliche werden über die Förderziele so weit wie<br />
möglich informiert oder ggf. in das Förderplangespräch mit einbezogen.<br />
…<br />
Jedes Gespräch wird … protokolliert.<br />
…<br />
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Gesprächsverlauf<br />
Erstes Förderplangespräch:<br />
Die Anamnese wird von den Gesprächsteilnehmern<br />
aus der jeweiligen<br />
Sicht kurz dargestellt, soweit Kenntnisse<br />
vorliegen.<br />
Pädagogisches Konzept Tagesstätte 23<br />
Weitere Förderplangespräche:<br />
Der Ist-Stand der Förderung wird aus<br />
den einzelnen Bereichen dargestellt.<br />
(kindbezogene Beobachtungen; an<br />
Stärken orientiert)<br />
Zielvorstellungen der einzelnen Bereiche werden benannt.<br />
Ziel des Gesprächs ist ein gemeinsamer Förderplan und die Koordination<br />
und Abstimmung der Maßnahmen der verschiedenen Bereiche.<br />
• Schwerpunkte der Förder-Zielsetzung werden gemeinsam festgelegt,<br />
• Maßnahmen und Methoden werden differenziert und detailliert beschrieben<br />
und den einzelnen Bereichen zugeordnet,<br />
• gemeinsames Vorgehen wird konkret geplant (Wer? – was? – wann?)<br />
09.10.2007<br />
Herta Rudolph, Schulleitung<br />
Anne Heuberger, Tagesstättenleitung<br />
Elke Bruderhofer, Fachdienstleitung<br />
Dieter Feldbaum, Wohnheimleitung
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1. Zielsetzung und Methode<br />
5. Teil<br />
Gruppen übergreifende Angebote<br />
Tagesstätte, Wohnheim und Fachdienst<br />
Soziale Kompetenzen, Stärken und Selbstwahrnehmung fördern und unterstützen<br />
Interessens- und Bedürfnisbefriedigung<br />
Gruppenübergreifende Kontakte knüpfen und pflegen<br />
Selbstständigkeit und Selbstbestimmung fördern<br />
Freiräume, Aktionsräume, Spielräume schaffen<br />
Gruppenangebote in Form von Interessen orientierten / freiwilligen Angeboten in offenen und<br />
festen Gruppenkonstellationen<br />
2. Angebote<br />
2.1 Identität bildende Gruppe für junge Frauen<br />
feste Gruppenkonstellation<br />
Frauen spezifische Themen<br />
Sexualität, Aufklärung, Körperpflege, Körperhygiene, Schwangerschaft, Verhütung,<br />
Liebe, Freundschaft, Intimsphäre, Privatsphäre etc.<br />
Im Rahmen einer vertrauensvollen Atmosphäre und einem geschützten Ort wird ein<br />
Gefühl der Zusammengehörigkeit und Vertrautheit geschaffen, um über persönliche<br />
Themen zu diskutieren und einander zu unterstützen<br />
Als Mädchen oder Frau Selbstbewusstsein entwickeln und sich gegenseitig darin bestärken<br />
Ein Gefühl für den weiblichen Körper und das Bewusstsein für Intimsphäre, Persönlichkeitsrechte,<br />
Privatsphäre, Grenzen etc. entwickeln<br />
Lernen auf eigene Gefühle zu achten und die Signale des eigenen Körpers zu spüren<br />
Das eigene Selbstbewusstsein im Umgang mit anderen Menschen stärken<br />
offener Umgang mit der Tatsache behindert zu sein (Wobei brauche ich Unterstützung?<br />
– Was kann ich alleine (gut)? – Was möchte ich lernen?); Erfahrungen machen<br />
und sich darüber austauschen<br />
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2.2 Gruppe für junge Mädchen<br />
orientiert an Bewegungs-, Kontakt- und Körpererfahrungen<br />
feste Gruppenkonstellation<br />
Mädchen spezifische Themen<br />
Körper- und Grundbewegungserfahrungen z. B. Aerobic, Bewegungsspiele, Tanzstunden,<br />
Entspannung etc. erleben<br />
Erfahrungen im Kontakt sammeln<br />
Wohlfühlen, Geborgenheit, Sicherheit, Zuwendung, Akzeptanz erleben<br />
Sich gegenseitig wahrnehmen und akzeptieren, solidarisieren<br />
Mehr über Sexualität, Aufklärung, Körperpflege, Körperhygiene, Schwangerschaft,<br />
Verhütung, Liebe, Freundschaft, Intimsphäre, Privatsphäre etc. erfahren und sich<br />
darüber austauschen, sich in Rollenspielen ausprobieren etc.<br />
Schwerpunkt: Personalisation und Sozialisation<br />
Reifung der persönlichen Identität.<br />
Die Gruppenmitglieder im Hinblick auf gegenseitige Unterstützung, Anleitung und Hilfe<br />
empfänglich machen, um so im Sinne funktionaler Erziehung sozialisiert zu werden.<br />
2.3 Singgruppe<br />
Offenes Angebot für Kinder und Jugendliche aus der Tagesstätte und dem Wohnheim; nach<br />
Möglichkeit mit Bewohnern der Matthias-Claudius-Hauses (Senioren in der Nachbarschaft)<br />
Freude und Spaß am gemeinsamen Singen fördern<br />
Bewahrung und Pflege von Kulturgut<br />
2.4 Körpererfahrung mit basaler Stimulation<br />
für Jugendliche und junge Erwachsene aus dem Berufsschulbereich der Tagesstätte mit<br />
Schwer- und Mehrfachbehinderung, feste Gruppenkonstellation<br />
Selbstwahrnehmung, Kommunikation und Bewegungserfahrungen<br />
Sinnesreize nach Art und Intensität wahrnehmen und darauf reagieren (visueller, auditiver,<br />
taktiler, olfaktorischer und kinästhetischer Bereich)<br />
Körpererfahrung, Bedürfnisbefriedigung, Nähe und Kontakt zu anderen Personen erleben<br />
Innerhalb der eigenen Möglichkeiten selbst agieren, Grenzen akzeptieren<br />
Bewegungsübergänge und individuelle Möglichkeiten ausprobieren<br />
gemeinsam ausprobieren, sich erleben und entdecken im Kontakt, im Umgang mit<br />
Materialien, im Raum<br />
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Geschwister-Scholl-Platz 2, 95445 Bayreuth<br />
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2.5 Rhythmisch-musikalische Bewegungsspielstunde<br />
Interessenorientiertes, freiwilliges Angebot<br />
für Kinder aus dem Unterstufenbereich der Tagesstätte<br />
Förderung der Kreativität und Sprache<br />
Körperliche und sinnliche Erfahrung sammeln<br />
Verbesserung der grobmotorischen Bewegungsabläufe und der Koordination<br />
Aufbau der kinästhetischen Wahrnehmung - Bewegungssinn/Muskelsinn<br />
Erfahrungen im Sozialverhalten sammeln, positive Musterabläufe (z. B. gegenseitige<br />
Wahrnehmung, Rituale, Umgangsformen, Rücksichtnahme) erlernen<br />
Durch rhythmisch-musikalische Erlebnisse eigenständige Ausdruckmöglichkeiten finden,<br />
ermöglichen, anbieten und vermitteln<br />
2.6 Entspannungsrunde<br />
Interessenorientiertes, freiwilliges Angebot<br />
für Kinder aus dem Unter- und Mittelstufenbereich der Tagesstätte<br />
Einführung in die Welt der Meditation<br />
Freude, Spaß, Wohlbehagen, Angenommensein empfinden<br />
Erleben von Entspannung und Ruhe <strong>als</strong> Ausgleich zu den Anstrengungen des Tages<br />
Abbau von Nervosität, (Auto-) Aggression und Anspannungen<br />
Förderung der akustischen Wahrnehmung, Konzentration und Aufmerksamkeit<br />
Erlernen von Fähigkeiten auf eigene Gefühle zu achten und den eigenen Körper besser<br />
zu spüren<br />
Januar 2011<br />
E. Bruderhofer<br />
H. Gatzka<br />
A. Heuberger<br />
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Tagesstätte - Fachdienst<br />
Schlusswort<br />
Unser Anliegen ist es,<br />
die Kinder und jungen Menschen<br />
durch <strong>unsere</strong> Begleitung<br />
dabei zu unterstützen, ihren eigenen Weg zu finden.<br />
Wir wünschen ihnen,<br />
dass sie ihre Fähigkeiten und Interessen wahrnehmen, einbringen und weiter entwickeln,<br />
dass sich ihnen Möglichkeiten eröffnen, sie diese erkennen, ausschöpfen und erweitern,<br />
dass sie ihre Bedürfnisse zeigen, damit sie Beachtung finden<br />
und dass sie ihren Unterstützungsbedarf selbstbewusst einfordern.<br />
Juni 2011<br />
Zusammenstellung und Bearbeitung<br />
Anne Heuberger<br />
Pädagogisches Konzept Tagesstätte 27