24.08.2013 Aufrufe

Projektgruppe Rechtspluralismus (PDF) - Max-Planck-Institut für ...

Projektgruppe Rechtspluralismus (PDF) - Max-Planck-Institut für ...

Projektgruppe Rechtspluralismus (PDF) - Max-Planck-Institut für ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

186<br />

<strong>Max</strong>-<strong>Planck</strong>-<strong>Institut</strong> <strong>für</strong> ethnologische Forschung<br />

rung der indischen Demokratie, d. h. die Pluralisierung des Parteienspektrums<br />

durch die Mobilisierung der Bevölkerungsteile, die lange Zeit<br />

eine eigenständige politische Repräsentation hatten, hat diese Konkurrenz<br />

verschärft. Mit der stärkeren Angewiesenheit von lokalen Autoritäten<br />

auf die Wahlstimmen eines Klientels sind neue Möglichkeiten der<br />

Kontrolle über deren Machtausübung entstanden. So stehen neben den<br />

neuen Informalisierungstendenzen auch neue Mittel der Anbindung<br />

der politischen Akteure an die Belange und Norm- sowie Legitimitätsvorstellungen<br />

ihrer Klienten. Die Konstellation rechtssprechender Instanzen<br />

ist also zugleich pluralisiert als auch stärker politisiert, bzw. in<br />

(partei-)politische Auseinandersetzungen und Netzwerke eingebunden.<br />

<strong>Rechtspluralismus</strong>, kultureller Besitz und soziale Sicherung.<br />

Das Beispiel eines litauischen Tourismuszentrums auf der<br />

kurischen Nehrung<br />

Anja Peleikis<br />

Vor dem Hintergrund wechselnder nationalstaatlicher Zugehörigkeiten<br />

der Forschungsregion im 20. Jahrhundert (Deutschland, Sowjetunion<br />

und Litauen) und dem damit einhergehenden Bevölkerungswandel ist<br />

das Forschungsziel, sich verändernde Konstellationen pluraler Rechtsordnungen<br />

zu beschreiben und zu analysieren.<br />

Am Fallbeispiel des Ortes Nida (dt. Nidden) auf der kurischen Nehrung<br />

in Litauen beschäftigt sich das Projekt vor allem mit der touristischen<br />

(Neu-)gestaltung dieser Region, die von der UNESCO zum Weltkulturerbe<br />

erklärt wurde. Dabei wird der Frage nachgegangen, wie konfligierende<br />

lokale, nationale und transnationale Akteure verschiedene<br />

Rechtsvorstellungen mobilisieren und nutzen, um politische, wirtschaftliche<br />

und soziale Interessen zu verfolgen und durchzusetzen. Besonders<br />

in den Blick genommen werden der Wandel sozialer Sicherungssysteme,<br />

die Wiederbelebung religiöser Identitäten und Praktiken<br />

sowie die Auseinandersetzungen um Besitzverhältnisse und „Erinnerungsorte“.<br />

Kennzeichnend <strong>für</strong> den Ort ist die sich verändernde Bevölkerungszusammensetzung,<br />

ausgelöst durch Flucht, Vertreibung, Migration und<br />

Neuansiedlung. Die deutsch/kurische, protestantische Bevölkerung<br />

flüchtete am Ende des Zweiten Weltkrieges weitgehend nach Deutschland,<br />

während in den 50er Jahren – zur Sowjetzeit – Russen und vor<br />

allem katholische Litauer auf die Nehrung kamen. Nach dem Fall des<br />

„eisernen Vorhangs“ konnten die ehemaligen deutschen Bewohner und<br />

ihre Nachfahren zum ersten Mal nach 50 Jahren ihre „alte Heimat“<br />

wieder besuchen. Manche kommen lediglich einmalig als Touristen,<br />

während andere versuchen, sich aktiv in die postsowjetische Gestaltung<br />

des Ortes einzubringen. Auffällig ist die deutsche Unterstützung <strong>für</strong> die<br />

protestantische Minderheit des Dorfes, <strong>für</strong> die der Kontakt zu den

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!