Projektgruppe Rechtspluralismus (PDF) - Max-Planck-Institut für ...
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<strong>Max</strong>-<strong>Planck</strong>-<strong>Institut</strong> <strong>für</strong> ethnologische Forschung<br />
rung der indischen Demokratie, d. h. die Pluralisierung des Parteienspektrums<br />
durch die Mobilisierung der Bevölkerungsteile, die lange Zeit<br />
eine eigenständige politische Repräsentation hatten, hat diese Konkurrenz<br />
verschärft. Mit der stärkeren Angewiesenheit von lokalen Autoritäten<br />
auf die Wahlstimmen eines Klientels sind neue Möglichkeiten der<br />
Kontrolle über deren Machtausübung entstanden. So stehen neben den<br />
neuen Informalisierungstendenzen auch neue Mittel der Anbindung<br />
der politischen Akteure an die Belange und Norm- sowie Legitimitätsvorstellungen<br />
ihrer Klienten. Die Konstellation rechtssprechender Instanzen<br />
ist also zugleich pluralisiert als auch stärker politisiert, bzw. in<br />
(partei-)politische Auseinandersetzungen und Netzwerke eingebunden.<br />
<strong>Rechtspluralismus</strong>, kultureller Besitz und soziale Sicherung.<br />
Das Beispiel eines litauischen Tourismuszentrums auf der<br />
kurischen Nehrung<br />
Anja Peleikis<br />
Vor dem Hintergrund wechselnder nationalstaatlicher Zugehörigkeiten<br />
der Forschungsregion im 20. Jahrhundert (Deutschland, Sowjetunion<br />
und Litauen) und dem damit einhergehenden Bevölkerungswandel ist<br />
das Forschungsziel, sich verändernde Konstellationen pluraler Rechtsordnungen<br />
zu beschreiben und zu analysieren.<br />
Am Fallbeispiel des Ortes Nida (dt. Nidden) auf der kurischen Nehrung<br />
in Litauen beschäftigt sich das Projekt vor allem mit der touristischen<br />
(Neu-)gestaltung dieser Region, die von der UNESCO zum Weltkulturerbe<br />
erklärt wurde. Dabei wird der Frage nachgegangen, wie konfligierende<br />
lokale, nationale und transnationale Akteure verschiedene<br />
Rechtsvorstellungen mobilisieren und nutzen, um politische, wirtschaftliche<br />
und soziale Interessen zu verfolgen und durchzusetzen. Besonders<br />
in den Blick genommen werden der Wandel sozialer Sicherungssysteme,<br />
die Wiederbelebung religiöser Identitäten und Praktiken<br />
sowie die Auseinandersetzungen um Besitzverhältnisse und „Erinnerungsorte“.<br />
Kennzeichnend <strong>für</strong> den Ort ist die sich verändernde Bevölkerungszusammensetzung,<br />
ausgelöst durch Flucht, Vertreibung, Migration und<br />
Neuansiedlung. Die deutsch/kurische, protestantische Bevölkerung<br />
flüchtete am Ende des Zweiten Weltkrieges weitgehend nach Deutschland,<br />
während in den 50er Jahren – zur Sowjetzeit – Russen und vor<br />
allem katholische Litauer auf die Nehrung kamen. Nach dem Fall des<br />
„eisernen Vorhangs“ konnten die ehemaligen deutschen Bewohner und<br />
ihre Nachfahren zum ersten Mal nach 50 Jahren ihre „alte Heimat“<br />
wieder besuchen. Manche kommen lediglich einmalig als Touristen,<br />
während andere versuchen, sich aktiv in die postsowjetische Gestaltung<br />
des Ortes einzubringen. Auffällig ist die deutsche Unterstützung <strong>für</strong> die<br />
protestantische Minderheit des Dorfes, <strong>für</strong> die der Kontakt zu den