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Manfred Faßler, Prof. Dr. habil Vortrag (in Auszügen ... - FAMe

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In dieser bed<strong>in</strong>gten Zusammenarbeit, <strong>in</strong> der Poiesis und Poetik der Interaktivität, die<br />

ich als ko-evolutionäres Geschehen beschreibe, erzeugt der Mensch künstliche<br />

Anwesenheit.<br />

[8] Zum Schluss<br />

Unsere heutigen Lebensumstände, also die Lebensverhältnisse unter den Vorgaben so<br />

genannter Informations- oder Wissensgesellschaften, spitzen die Fragen nach Code,<br />

Bedeutung, Realität und Welt zu.<br />

Es wird uns zunehmend deutlich, dass Digitalität nicht nur die Speicher- und<br />

Transportlogik <strong>in</strong> Kommunikationsmedien darstellt. Alle die heutigen Wissenschaften und<br />

Leitökonomien betreffenden Erkenntnisse beruhen darauf, dass wir Menschen ke<strong>in</strong>en<br />

s<strong>in</strong>nlich-direkten Bezug zu diesen haben.<br />

Nun s<strong>in</strong>d uns<strong>in</strong>nliche Wahrheiten nicht neu. Das Reden vom Geist war nichts<br />

anderes, das Reden von Geisteswissenschaften ist nichts anderes. Auch Natur ist nur das<br />

Modell von ihr. Neu ist allerd<strong>in</strong>gs, dass die Performance digitaler S<strong>in</strong>nlichkeit immer mehr<br />

die Natur- und Technikwissenschaften und die materielle Struktur von Gesellschaft erfassen.<br />

Und neu ist, dass Digitalität nicht nur Speicher- und Transportlogik bereitstellt, sondern<br />

Erzeugungs- und Entwurfslogiken bee<strong>in</strong>flusst.<br />

Menschliche Wahrnehmung verlässt kaum noch diese Welt der digitalen Referenten.<br />

In ke<strong>in</strong>em Moment unseres Lebens kommen wir an Medien vorbei. Wir versuchen,<br />

uns <strong>in</strong> diesen durch diese zu orientieren, zu entspannen, zu belohnen (und bedienen das, was<br />

schon seit e<strong>in</strong>igen Jahrtausenden getan wird).<br />

Mit ihnen regeln wir nicht nur die kulturelle Praxis der Nachrichten, der Berichte<br />

oder die Praxis des Nachlesens, Anzeigens, des typografischen Darstellens und<br />

typografischen Denkens. Bildliche und akustische Medialität gehören mit den Schriftwelten<br />

von Trivialitätsliteratur bis zu wissenschaftlichen Büchern zum komplexen kulturellen<br />

System der Selbst-Belohnung.<br />

Ob Enterta<strong>in</strong>ement, Info- oder Eduta<strong>in</strong>ement, ob Feuilletons oder Games,<br />

Kurznachrichten oder Dauerbeschallung durch Musiksendungen: Medien haben e<strong>in</strong>en<br />

kognitiven, emotionalen, erzieherischen, normativen, <strong>in</strong>stitutionellen, ablenkenden,<br />

konzentrierenden Nutzen. Mit ihnen garantieren wir die Anwesenheit von Welt <strong>in</strong> unseren<br />

Wahrnehmungen und – zu kle<strong>in</strong>eren Teilen – unsere Beteiligung an dieser. Anwesenheit und<br />

Beteiligung stehen <strong>in</strong> enger Verb<strong>in</strong>dung mit der biologisch codierten Fähigkeit des<br />

Menschen, sich <strong>in</strong> das Verhalten se<strong>in</strong>es menschlichen Gegenübers h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>denken zu<br />

können, dessen Gedanken <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Simulation geistiger Prozesse ´vorauszuahnen´ und sich<br />

kommunikativ darauf e<strong>in</strong>zustellen.<br />

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