Manfred Faßler, Prof. Dr. habil Vortrag (in Auszügen ... - FAMe
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angesprochenen systemischen (synthetisierenden) Anstrengungen erfordern immer wieder den<br />
Schritt <strong>in</strong> die ´der Möglichkeit nach vorhandenen Welt´ (der Interrelationen, verwobenen und<br />
vernetzten Zusammenhänge).<br />
Diese Abstraktions-, Regelungs-, Entwurfs- und Virtualisierungsfähigkeit beschreibe<br />
ich als das Mediale.<br />
Sicher ist dafür wichtig, dass Menschen Medien handhaben können. Techniken, denen taktile,<br />
raumsimulierende, reflexive, spielerische und kooperative Kompetenzen zuzuordnen s<strong>in</strong>d,<br />
garantieren auf der materialen Ebene den wechselseitigen, <strong>in</strong>tegrierenden Umgang. Sie s<strong>in</strong>d<br />
aber zugleich nur e<strong>in</strong>e Dimension e<strong>in</strong>es Zusammenhangsdenkens, das ich als das Mediale<br />
beschreibe.<br />
Dieses Zusammenhangsdenken ist schon seit geraumer Zeit vom Rücken der Pferde,<br />
von denen aus Weltreiche erzwungen wurden, abgestiegen und an die Katheder getreten, <strong>in</strong><br />
die Skriptorien e<strong>in</strong>gezogen, hat sich an die Schreibtische oder <strong>in</strong> die Hörsäle gesetzt. Schon<br />
länger gibt es kulturelle Zusammenhänge, <strong>in</strong> denen nichts mehr ´auf die Be<strong>in</strong>e gestellt´,<br />
sondern <strong>in</strong>formationell und kommunikativ verhandelt wird. Der letzte Großversuch, die<br />
Deutsche Philosophie vom bürgerlichen Kopf auf proletarische Be<strong>in</strong>e zu stellen – so Karl<br />
Marx gegen Georg F. Hegel -, endete nach 150 Jahren 1989.<br />
Es wurden systemische Versprechen als Große Erzählung erfunden. Der Trick, der<br />
immer wieder gelang, bestand und besteht dar<strong>in</strong>, die Erzählung, Darstellung als<br />
Selbstauskunft des materialen Mediums zu behaupten. Und es wurde geglaubt. Nur so<br />
konnten aus materialen Artefakten Heilige Zeichen, Heilige Schriften werden.<br />
Immer wieder hat sich die Imag<strong>in</strong>ation der Zusammenhänge verändert, haben<br />
Menschen die Abstraktionsleistungen für Zeichen und Bedeutung neu gruppieren, neu<br />
hierarchisieren müssen. In diesen Prozessen s<strong>in</strong>d die Fähigkeiten des Menschen, sich über<br />
den existenziellen Moment h<strong>in</strong>aus auf Weitergabe, Kont<strong>in</strong>uität, auf Umbruch, Re-Formation<br />
e<strong>in</strong>zulassen, umfangreicher geworden.<br />
8<br />
Bei allem blieb das Ideal der Selbstbewahrung und des Selbsterhalts menschlichen<br />
Lebens das Ziel. Wie die Reiche und Staaten, die feudalen oder kapitalistischen<br />
Zusammenhänge politisch oder menschenrechtlich bewertet werden, ist für e<strong>in</strong>e<br />
Anthropologie des Medialen weniger entscheidend als die Frage danach, wie wir Menschen<br />
überhaupt dazu kommen, Zusammenhänge so zu idealisieren, zu verdammen, sie<br />
kommunikativ <strong>in</strong> Bewegung zu setzen oder ihnen <strong>in</strong>formationelle Autonomie zuzugestehen.<br />
Wie kommt der Mensch dazu, Zusammenhangsmedien zu erf<strong>in</strong>den und sie wertzuschätzen?<br />
Angesprochen ist damit die unh<strong>in</strong>tergehbare Vernetzung von physiologischen<br />
Bed<strong>in</strong>gungen menschlicher Wahrnehmung und den Mensch-Umwelt-Interaktivitäten,<br />
ganz gleich, wie konkret oder abstrakt, wie natürlich oder künstlich sie e<strong>in</strong>gestuft werden. Mit