RSZ Juli 2007.indb - Regensburger Stadtzeitung
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Das zentrale Sinkbecken<br />
Marmorbänke und Tisch als<br />
Inszenierung für Besucher<br />
Inschriftentafeln zur Geschichte<br />
und Bedeutung der Brunnstube<br />
Stichwort<br />
platz, am Rathausplatz, am Krauterermarkt<br />
und am Neupfarrplatz. Alle<br />
diese Brunnen wurden als „Röhrkästen“<br />
errichtet. Bis zur Verlegung<br />
des Brunnens am Neupfarrplatz nach<br />
1995 im Zuge der Ausgrabung der<br />
Reste der jüdischen Synagoge hat der<br />
Brunnkasten von 1551 als technischer<br />
Unterbau Bestand gehabt. Erst dann<br />
wurde er aufgegeben und zerstört,<br />
um die Synagogenreste, welche der<br />
Brunnen bis dahin zum Teil überdeckt<br />
hatte, gänzlich freizulegen.<br />
Um die Haltbarkeit der Wasserleitung<br />
von der Brunnstube zu den Brunnen<br />
in der Stadt zu verbessern, wurden<br />
die Holzrohre 1592/93 durch Bleirohre<br />
ersetzt.<br />
Die heutige Brunnstube<br />
Einhundert Jahre nach der ersten Anlage<br />
der reichsstädtischen Wasserversorgung<br />
wurde das erste Brunnenhaus<br />
durch den bis heute bestehenden<br />
Neubau aus barocker Zeit ersetzt.<br />
Der eigentliche Baukörper liegt unter<br />
einer Erddecke und zeigt sich nur<br />
nach Süden mit der abschließenden<br />
Wand und Eingangstür im Gelände.<br />
Dahinter liegt die rechteckige Brunnstube<br />
mit Vorraum. Die bauzeitliche<br />
eisenbeschlagene Türe vom Vorraum<br />
in die eigentliche Brunnstube hat sich<br />
bis heute erhalten. In der Brunnstube<br />
liegt zentral das Sinkbecken<br />
für das Quellwasser. Um die Quellfassung<br />
auch Gästen vorführen zu<br />
können, ließ der Rat der Stadt damals<br />
dieses Wasserbecken mit steinernen<br />
Sitzbänken und einem Marmortisch<br />
ergänzen. Eine Reihe von Inschriftentafeln<br />
zeugt bis heute davon, welch<br />
hohen Stellenwert das „öffentliche<br />
Wasser“ damals hatte. Von der ei-<br />
Die einst idyllische Ecke Regensburgs, weit südlich vor den Toren der<br />
ummauerten Stadt, hat in den letzten Jahren ihr Antlitz durch neue<br />
Wohnbauten so einschneidend verändert, dass die in Europa einzigartigen<br />
Denkmäler zur Wasserversorgung wie die Reichsstädtische oder die St.<br />
Emmeramer Brunnstube kaum noch auffindbar, ja geradezu „vergessen“<br />
sind. Jetzt rauben der Klimawandel oder – was wahrscheinlicher ist - die<br />
unkontrollierte Bautätigkeit ihnen auch noch ihre Funktion- das Wasser!<br />
gentlichen Brunnstube zweigt nach<br />
Westen der Gang der so genannten<br />
Wassergalerie ab, wo die aus dem<br />
Berg austretenden Quellen gefasst<br />
und gesammelt wurden. Der Gang<br />
ist 71 Meter lang. Erst im Jahre 1849<br />
wurden die Bleirohre durch vierkantige<br />
Kalksteinrohre ersetzt. 1875 verlor<br />
die Brunnstube mit dem Bau des<br />
„modernen“ Wasserwerks in Sallern<br />
ihre Funktion und erzählt seither ihre<br />
gut vierhundertjährige Geschichte zu<br />
einem der zentralen Themen jeder<br />
menschlichen Ansiedlung: der Versorgung<br />
mit sauberem Trinkwasser.<br />
Zeittafel<br />
<strong>Juli</strong> 2007<br />
Wassergalerie zur Fassung der<br />
Quellen<br />
5.000 v. Chr. . . . Die ältesten Bauern der Jungsteinzeit siedeln in Dechbetten.<br />
Um 1500 v. Chr. Friedhof der mittleren Bronzezeit auf der „Platte“ in<br />
Dechbetten.<br />
500 v. Chr. . . . . Auf dem Dechbettener Berg siedeln Kelten.<br />
2./3. Jh. n. Chr. . Dichte römische Besiedlung im Umland des Legionslagers,<br />
geprägt durch landwirtschaftliche Gutshöfe.<br />
242/43 n. Chr. . . Zerstörung des Kastells Großrpüfening mit seinem<br />
Vicus und der 2001 entdeckten Villa rustica bei Germaneneinfällen.<br />
794 . . . . . . . . . . schenkt Karl der Große das Gelände um Dechbetten<br />
dem Kloster St. Emmeram.<br />
871 . . . . . . . . . . Erstmalige Nennung von Dechbetten in Zusammenhang<br />
mit einer Einsiedlerzelle.<br />
1184 . . . . . . . . . In Dechbetten eine „Villa“ genannt, vielleicht ein bischöflicher<br />
Amthof oder adliger Gutshof.<br />
1199 . . . . . . . . . Errichtung des romanischen Brunnenhaus des Klosters<br />
St. Emmeram mit einer Wasserleitung in Bleiröhren.<br />
14. Jh. . . . . . . . . erster überlieferter Kirchenbau in Dechbetten.<br />
1550/51. . . . . . . Errichtung der reichsstädtischen Brunnstube und der<br />
ersten öffentlichen Wasserleitung der Stadt Regensburg.<br />
1575 . . . . . . . . . Erneuerung der hölzernen Leitungen, teils wieder<br />
durch „Deicheln“, innerstädtisch durch Bleirohre.<br />
1592/93. . . . . . . Alle Holzleitungen durch Bleirohre ersetzt.<br />
1650 . . . . . . . . . Die Quellen werden in einen gemauerten 71 m langen<br />
Stollen gefasst. Die heutige Brunnstube wird errichtet.<br />
1849 . . . . . . . . . Bleirohre durch vierkantige Kalksteinrohre ersetzt.<br />
1875 . . . . . . . . . Durch den Neubau des Sallerner Wasserwerks verliert<br />
die Brunnstube ihre Funktion.<br />
Die <strong>Regensburger</strong> <strong>Stadtzeitung</strong> 35