Schmerzempfindlichkeit Die Einflussfaktoren im Überblick ... - Prophy
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prophy 3 2010<br />
von<br />
10<br />
magazin für professionelle zahnprophylaxe<br />
Befunde und Indizes <strong>im</strong> Recall: Wozu?<br />
Benita<br />
Bush Gissler<br />
RDH, BS<br />
Klinik für Parodontologie<br />
Zahnmedizinische<br />
Kliniken der Universität<br />
Bern<br />
Der „10 Punkte Recall“ <strong>im</strong> Detail<br />
B<br />
Systemische Erkrankungen können die Progression der oralen Krankheiten beschleunigen, den Heilungsprozess<br />
beeinträchtigen sowie auch Einfluss auf die Gestaltung der Recallsitzung nehmen. Deshalb<br />
ist es wichtig, den Allgemeinzustand am Anfang zu erfragen.<br />
e<strong>im</strong> intra- und extraoralen Befund, den Sondierungstiefen,<br />
dem Blutungs- und Plaqueindex zeigt es sich,<br />
worauf bei der anschließenden Behandlung besonderes<br />
Augenmerk gerichtet werden muss und welche Massnahmen<br />
der Patient zu Hause ergreifen soll. Durch die Befundaufnahme<br />
gewinnen wir wertvolle Informationen, die es<br />
uns erlauben, die zur Verfügung stehende Zeit während der<br />
Recallsitzung opt<strong>im</strong>al zu nutzen.<br />
Der Recall sogenannte „Betreuungsphase“ ist lebenslänglich<br />
zu betrachten. Recall Sitzungen ermöglichen eine<br />
kontinuierliche Risiko-Erfassung gezielt auf das Erkennen<br />
des Vorkommens oraler Erkrankungen und auch des Früherkennens<br />
beginnender und fortschreitender parodontaler<br />
Läsionen. Man spricht von dem „10 Punkte Recall“ (Wolf<br />
2006), der unbedingt befolgt werden soll. Während den<br />
ersten ca. 15 Minuten (Punkt 1-6) wird der Befund aufgenommen.<br />
Anhand des Befundes werden anschließend die<br />
notwendigen Behandlungsschritte durchgeführt.<br />
10 Punkte des Recalls<br />
1. Aktualisieren des Gesundheitsfragebogens<br />
2. Schle<strong>im</strong>haut Untersuchung<br />
3. Blutungs-Index (PBI oder BOP)<br />
4. Aufnahme der Sondierungstiefen<br />
5. Plaque-Index<br />
6. Mundhygiene-Instruktion<br />
7. Zahnsteinentfernung<br />
8. Entfernung des Biofilms<br />
9. Politur<br />
10. Fluoridierung<br />
Abb. 1: Recall-Stunde (Wolf HF)<br />
15 Min. werden Punkt 1-6 des Recalls durchgeführt (hellblau)<br />
30 Min. dauern Punkt 7-8, Zahnstein und Biofilm-Entfernung (rosa)<br />
5 Min. zusätzliche Behandlung: aktive oder Problem-Stellen (rot)<br />
5 Min. werden Punkt 9-10 Politur und Fluoridieren durchgeführt (gelb)<br />
Punkt 1<br />
Zur Aktualisierung des<br />
Gesundheitsfragebogens<br />
werden gezielte Fragen an<br />
den Patienten gerichtet. Beispielsweise<br />
wird gefragt, ob<br />
in der Zwischenzeit Veränderungen<br />
in dem allgemeinen<br />
Gesundheitszustand zu<br />
bemerken sind. Ebenfalls<br />
wichtig zu wissen ist, ob<br />
und welche Medikamente<br />
regelmäßig eingenommen<br />
Abb. 2:<br />
Gingivale Überwucherung<br />
werden. Gewisse Medikamente verursachen Mundtrockenheit<br />
(Xerostomie), beeinflussen die Speichelmenge<br />
und Qualität. Orale Manifestationen – verursacht durch<br />
Medikamenteneinnahme zusätzlich zu Xerostomie – sind<br />
Zahnkaries, Stomatitis, brennende Schle<strong>im</strong>häute, opportunistische<br />
Infektionen wie Candidiasis, spontane blutende<br />
gingivale Überwucherungen und erhöhte Tendenz zu<br />
progredienten Parodontitien. (Abb. 2)<br />
Durch die Befragung des Patienten können andere wichtige<br />
Informationen zum Vorschein kommen, welche eine<br />
Änderung des Behandlungsplans, Terminverschiebung<br />
oder sogar einen Behandlungsabbruch bedeuten.<br />
Punkt 2<br />
<strong>Die</strong> Durchführung einer intraoralen Schle<strong>im</strong>haut-Untersuchung<br />
dient zum Früherkennen von Schle<strong>im</strong>haut-Veränderungen<br />
und zum rechtzeitigen Einsatz der gebotenen<br />
Maßnahmen. Häufig werden vor allem Tabakassoziierte<br />
gut- und bösartige Veränderungen der Mundschle<strong>im</strong>häute<br />
entdeckt. Aber auch Veränderungen, die durch zahnärztliche<br />
Restaurationen, Medikamente, Verbrennungen<br />
und Allergien vorkommen. 1995 wurde geschätzt, dass<br />
die tabakassoziierte Mortalität von jährlich drei Millionen<br />
auf zehn Millionen bis 2030 ansteigen wird, wobei sich<br />
70% der Todesfälle in den Entwicklungsländern ereignen<br />
(Fagerstrom 2002, Bornstein 2009). Natürlich sind nicht<br />
alle Todesfälle auf Grund von oralen Karzinomen; aber