11.09.2013 Aufrufe

Schmerzempfindlichkeit Die Einflussfaktoren im Überblick ... - Prophy

Schmerzempfindlichkeit Die Einflussfaktoren im Überblick ... - Prophy

Schmerzempfindlichkeit Die Einflussfaktoren im Überblick ... - Prophy

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

prophy 3 2010<br />

14<br />

magazin für professionelle zahnprophylaxe<br />

dass vorgeschriebene Einnahmehäufigkeiten über 3-mal pro<br />

Tag die Einnahmedisziplin rapide sinken lassen. Der zweite<br />

wesentliche Faktor für die nach wie vor geringe Verwendung<br />

von Xylit hat sich in den letzten Jahren stark relativiert. Waren<br />

vor 6 Jahren noch monatliche Kosten zwischen 20 und 80 Euro<br />

für eine tägliche Dosis von 5 Gramm Xylit zu bezahlen, so<br />

können heute Xylit-Kaugummis, Pastillen oder Bonbons<br />

schon für 10 bis 15 Euro pro Monat erstanden werden. Im<br />

Vergleich zu anderen Zuckeraustauschstoffen ist Xylit aber<br />

<strong>im</strong>mer noch relativ teuer in der Herstellung.<br />

Worauf beruht die Sonderstellung von Xylit bezüglich Karieshemmung<br />

<strong>im</strong> Vergleich zu Rohrzucker und anderen Zuckeraustauschstoffen?<br />

Der kariogene Effekt von Zucker und<br />

Zuckeraustauschstoffen kann relativ leicht durch die Messung<br />

der Stoffwechselaktivität von Mundhöhlenbakterien –<br />

insbesondere auch von Streptococcus mutans – gemessen<br />

werden. Wenn der jeweilige Zucker für die Bakterien ein<br />

gutes Substrat darstellt, dann werden erhebliche Mengen<br />

an Milchsäure, Ameisensäure, Essigsäure und Propionsäure<br />

produziert. Zusammen mit weiteren Stoffwechselprodukten<br />

entsteht die bakterielle Plaque mit niedrigem pH-Wert und<br />

konsekutiver Schmelzdemineralisation. Rohrzucker hat sich<br />

dabei für die Bakterien als sehr gutes Substrat erwiesen –<br />

mit fatalen Folgen für den Zahnschmelz und schl<strong>im</strong>mstenfalls<br />

sogar für den Zahn.<br />

Zuckeraustauschstoffe wie Sorbit oder Mannit stellen schon<br />

ein wesentlich schlechteres Substrat für die Bakterien dar,<br />

aber bis zu einem gewissen Grad werden auch sie zu den<br />

oben erwähnten Säuren verstoffwechselt. Eine Sonderstellung<br />

n<strong>im</strong>mt in diesem Konnex Xylit ein: Es wird von den Mundhöhlenbakterien<br />

nicht als Substrat verwertet; eine Milchsäureproduktion<br />

findet nicht statt. Zudem scheint die regelmäßige<br />

Aufnahme von Xylit eine Streptokokken-Population in der<br />

Mundhöhle zu fördern, die eine wesentlich geringere kariogene<br />

Potenz aufweist als die nicht mit Xylit konfrontierten<br />

Ke<strong>im</strong>e. Als weiterer positiver Effekt wurde ein spezifisch hemmender<br />

Effekt auf Streptococcus mutans nachgewiesen. Xylit<br />

kann als Kaugummi, Pastille oder Bonbon in die Mundhöhle<br />

verbracht werden. <strong>Die</strong>sen Applikationsformen ist ein für die<br />

konkret<br />

Aufrechterhaltung des Biotops Mundhöhle wichtiger Faktor<br />

gemeinsam, sie erhöhen die Speichelfließrate signifikant.<br />

Ein hoher Speichelfluss ist wesentlich für die Anhebung des<br />

pH-Wertes und die schnellere Entfernung von Substraten, die<br />

sonst für den bakteriellen Stoffwechsel relevant sein könnten.<br />

Auch ist auf Grund des Mineralgehaltes vom Speichel eine<br />

bessere Remineralisation zu erwarten.<br />

Zu meinen, dass unter diesen Umständen auch rohrzuckerhaltige<br />

Kaugummis oder Pastillen einen positiven Effekt<br />

auf die Plaque-Entstehung ausüben könnten, ist falsch. In<br />

klinischen Prüfungen wurden Xylit-Kaugummis mit Saccharose-Kaugummis<br />

verglichen. Das Ergebnis sprach ganz<br />

eindeutig für die kariespräventive Wirkung von Xylit, nicht<br />

jedoch für die von Saccharose.<br />

Xylit weist als körpereigene Substanz ein sehr gutes Verträglichkeitsprofil<br />

auf. Wie Sorbit kann auch Xylit in hoher Dosierung<br />

laxierend auf den Darm wirken. Dafür sind aber Einmaldosen<br />

von 20 bis 30 Gramm notwendig, die weit über den für die<br />

Karieshemmung empfohlenen Dosen liegen.<br />

Zusammenfassung<br />

<strong>Die</strong> kariespräventive Wirkung von Xylit ist wissenschaftlich<br />

hinreichend belegt. Voraussetzung ist,<br />

dass Xylit in ausreichender Frequenz über den<br />

Tag verteilt und in einer Tagesdosis von mindestens<br />

5 Gramm konsumiert wird. Sprachen vor<br />

wenigen Jahren noch die erheblichen monatlichen<br />

Kosten bei der notwendigen Langzeiteinnahme<br />

gegen eine verbreitete Anwendung, so ist daraus<br />

inzwischen durch eine Senkung der Produktionskosten<br />

eine attraktive Ergänzung bestehender<br />

kariespräventiver Maßnahmen geworden. Sinnvoll<br />

erscheint diese Zusatzmaßnahme vor allem<br />

dann, wenn ein erhöhtes Kariesrisiko zu erwarten<br />

ist. Klar muss allerdings auch sein, dass eine<br />

Xylit-Zufuhr eine regelmäßige Zahnhygiene mit<br />

fluoridierten Zahnpflegeprodukten nicht ersetzen,<br />

sondern nur sinnvoll ergänzen kann.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!