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Wir sehen: Anarchisten und Kommunisten sind nicht ›fast dasselbe‹. Beide kommen zwar<br />

aus derselben geschichtlichen Epoche, beide begannen ihr Wirken im Schoß der ›Arbeiterklasse‹,<br />

beide wollten Unrecht und Ungleichheit bekämpfen und beide waren gegen das ›kapitalistische<br />

System‹. Zwischen ihrem Menschenbild, ihrer Vision einer neuen Gesellschaft<br />

und den Methoden, diese <strong>zu</strong> erreichen, lagen jedoch von Anfang an Welten.<br />

In der Tat geht der Marxismus* und später insbesondere der Leninismus* davon aus, die<br />

Macht im Staate <strong>zu</strong> erobern, eine Diktatur des Proletariats mittels der Kommunistischen<br />

Partei <strong>zu</strong> errichten und diesen ›proletarischen Staat‹ <strong>zu</strong> einem starken, zentralen, alles kontrollierenden<br />

Gebilde <strong>zu</strong> machen, der dann – wie durch ein Wunder – irgendwann einmal<br />

›absterben‹ soll. Dieser autoritäre Sozialismus konnte selbstverständlich die Konkurrenz<br />

einer antiautoritären Alternative niemals neben sich dulden.<br />

In der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts, als die Arbeiterbewegung noch in den<br />

Kinderschuhen steckte und all das nichts weiter als vage Ideen und graue Theorie war,<br />

waren Kommunisten und Anarchisten in einer gemeinsamen Organisation <strong>zu</strong>sammengeschlossen,<br />

der ›Ersten Internationale‹. Schon damals haben Anarchisten mit erstaunlicher<br />

Klarheit vorausgesehen, wohin die diktatorischen Vorstellungen der Kommunisten führen<br />

würden, sollten sie je an die Macht gelangen. Unser erfundener Dialog zwischen ›Karl‹ und<br />

›Michail‹ hat in jenen Jahren in zahllosen Varianten zwischen Marxisten und Anarchisten<br />

immer wieder stattgefunden. Wortführer dieses Streits waren Karl Marx und Michail Bakunin.<br />

Während Marx den Anarchisten die ›Wissenschaftlichkeit‹ absprach und sie als ›Kleinbürger‹<br />

brandmarkte, warf Bakunin ihm vor, sich <strong>zu</strong>m »Chefingenieur der Weltrevolution«<br />

auf<strong>zu</strong>spielen. Diese Polemik führte letztlich nicht <strong>zu</strong> besserer Einsicht, sondern <strong>zu</strong>r Spaltung<br />

der Internationale. Seit 1872 gehen Kommunisten und Anarchisten getrennte Wege. Wohin<br />

der erstere geführt hat, ist bekannt. Was die Anarchisten angeht, so haben sie mit ihrer Kritik<br />

recht behalten, ohne indes ihre Alternative durchsetzen <strong>zu</strong> können.<br />

Natürlich stecken auch im Marxismus freiheitliche Elemente, und man hat oft darauf<br />

hingewiesen, daß der Leninismus eigentlich eine Vergewaltigung des Marxismus sei und<br />

der Stalinismus* seine endgültige Pervertierung*. Das stimmt. Genauso richtig ist es aber,<br />

daß schon bei Marx die freiheitlichen Elemente eher kümmerlich und beliebig eingestreut<br />

waren, während das Zentralistische, Diktatorische und Autoritäre seine Lehre schlüssig<br />

durchzog und prägte. Nicht umsonst hat Bakunin ihn als einen »Preußen« charakterisiert.<br />

Wenn der Marxismus also von späteren Generationen pervertiert wurde, so konnte dies nur<br />

all<strong>zu</strong> leicht geschehen, denn die ›Perversion‹ war von vornherein angelegt.<br />

Überhaupt ist es problematisch, ›Kommunismus‹ <strong>zu</strong> sagen, wenn eigentlich ›Marxismus‹<br />

oder ›Leninismus‹ gemeint ist. ›Kommunismus‹ bezeichnet genau genommen eine Gesellschaft<br />

der Gleichheit. Eben das ist auch gemeint, wenn wir später vom »anarchistischen<br />

Kommunismus« etwa bei Peter Kropotkin hören werden. Das alles hat nichts mit der tausendfältigen<br />

Sektenbewegung ›kommunistischer‹ Parteien <strong>zu</strong> tun, die dafür sorgten, daß<br />

dieser Begriff für die meisten Menschen <strong>zu</strong> einer ungenießbaren Abscheulichkeit wurde.<br />

Aber <strong>zu</strong>rück <strong>zu</strong>m Marxismus:<br />

Viele Anarchisten haben durchaus Marxens wirtschaftliche Analysen und seine Kritik<br />

am Kapitalismus begrüßt. Einige seiner Thesen wurden vorbehaltlos geteilt, was nicht verwundert,<br />

wenn man weiß, daß Marx auf wichtigen Vorarbeiten aufbaute, die der Anarchist<br />

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