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Die an sich positive Entwicklung der Frauenbewegung im anarchistischen Lager darf<br />

nämlich nicht darüber hinwegtäuschen, dass emanzipierte Frauen schon damals ihre<br />

Forderungen nicht nur gegenüber der reaktionär-patriarchalen Gesellschaft durch<strong>zu</strong>setzen<br />

hatten, sondern <strong>zu</strong>nehmend gezwungen waren, sich in ihrem eigenen politischen<br />

Milieu Gehör, Verständnis und Respekt <strong>zu</strong> verschaffen. Denn zwischen theoretischer<br />

Erkenntnis und praktischer Veränderung klaffte – und klafft – bei vielen anarchistisch<br />

bewegten Männern ein tiefer, dunkler und angstbesetzter Abgrund. Und so mancher mutige,<br />

militante und freiheitsliebende spanische Anarchist der dreißiger Jahre dürfte es als<br />

selbstverständlich angesehen haben, dass er Abend für Abend auf anarchistische Meetings,<br />

Streikversammlungen oder in libertäre Debattierclubs gehen konnte, während seine compañera<br />

daheim Küche und Kinder <strong>zu</strong> hüten hatte. Um so angefressener dürfte er reagiert<br />

haben, als ihm ebendiese Lebensgefährtin eines schönen Abends einfach das Baby und den<br />

Wischlappen in die Hand drückte, um ihrerseits kommentarlos auf das Treffen der Mujeres<br />

Libres <strong>zu</strong> entschwinden…<br />

Ob sich in dieser Hinsicht die Zeiten wirklich so sehr geändert haben, wie manche<br />

behaupten, möchte ich dem Urteil meiner anarchistischen Leserinnen und Leser anheimstellen.<br />

Auf der Suche nach den weiblichen Werten<br />

Der Kritik an typisch männlichen Werten folgte natürlich die spannende Frage nach der<br />

Qualität typisch weiblicher Werte, was wiederum zahllose weitere Fragen aufwarf, die sich<br />

daraus ableiten. Etwa, ob solche Werte unabänderlich und angeboren oder gesellschaftlich<br />

bedingt und somit veränderbar seien. Sind Frauen die besseren Menschen? Sollen Frauen<br />

gegen die Männer ihren eigenen Weg gehen und Männer ignorieren? Sollen sie statt des<br />

Patriarchats ein Matriarchat anstreben – und was wäre das genau? Oder wäre es womöglich<br />

gescheiter, mit den Männern einen anderen, einen neuen und vielleicht gemeinsamen Weg<br />

<strong>zu</strong> suchen?<br />

Auch bei Frauen gibt es auf viele Fragen viele Antworten, und so gehen Meinungen und<br />

Überzeugungen in diesen Punkten auseinander. Und zweifellos gibt es auch dogmatische<br />

Fraktionen in der Frauenbewegung, ebenso wie es in ihr phantastische und erschreckende,<br />

kluge und dumme Ansätze gibt, aufgesetzte Attitüden und vergängliche Moden. Gerade<br />

diejenigen Männer, die sich von selbstbewussten Frauen verunsichert fühlen, weisen gerne<br />

und mit Häme auf solche ›Schwachpunkte‹ hin, wobei sie natürlich verschweigen, dass dies<br />

ausnahmslos auf alle Bewegungen <strong>zu</strong>trifft, einschließlich der anarchistischen. Worte wie<br />

dumm, erschreckend, aufgesetzt und modisch passen ebensogut oder sogar besser auf<br />

Vieles, was die Männergesellschaft an Typischem hervorgebracht hat.<br />

In Wirklichkeit sind die »Feministinnen«, jene Frauen, die sich auf die Suche nach ihrer<br />

Identität begeben und diese mit der Frage der Menschheit verknüpft haben, erst am Beginn<br />

eines langen Weges. Das ist nicht erstaunlich.<br />

Vor allem deshalb, weil all das, was einst an weiblichen Traditionen existiert haben mag,<br />

heute weitestgehend verschüttet ist, um es milde aus<strong>zu</strong>drücken. Auch Geschichtsschreibung<br />

und Archäologie, Philosophie und Moral, Anthropologie und Kirche sind bis auf<br />

wenige Ausnahmen männliche Domänen, und Männer haben alles nur Erdenkliche getan,<br />

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