60 Jahre anthroposophisches Sozialwesen - Blick zurück nach vorne
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zulösen und in ein einkommens- und vermögensunabhängiges<br />
Bundesleistungsgesetz zu überführen.<br />
Bund und Länder haben sich nun im Rahmen ihrer<br />
Verhandlungen zur Umsetzung des Europäischen<br />
Fiskalpakts darauf verständigt, in der kommenden<br />
Legislaturperiode ein Bundesleistungsgesetz für<br />
Menschen mit Behinderung schaffen zu wollen,<br />
das die Vorschriften der Eingliederungshilfe ablösen<br />
soll. Der Bund hat seine Bereitschaft erklärt,<br />
sich an den Kosten der Eingliederungshilfe zu beteiligen.<br />
Daraus leiten die Träger der Sozialhilfe<br />
die Erwartung ab, dass ihre Haushalte in nennenswertem<br />
Umfang entlastet werden.<br />
Die bisherigen Reformüberlegungen der Bund-<br />
Länder-Arbeitsgruppe der Arbeits- und Sozialministerkonferenz<br />
haben im Herbst 2012 Eingang in<br />
ein zu Teilen bereits in Gesetzesform abgefasstes<br />
Grundlagenpapier gefunden, das die Arbeitsgruppe<br />
in einem ganztägigen Werkstattgespräch mit den<br />
behindertenpolitischen Verbänden diskutiert hat.<br />
Bereits bei Aufnahme ihrer Arbeit hatte die Arbeitsgruppe<br />
erklärt, das Reformprojekt erfordere<br />
den Konsens der Beteiligten und müsse kostenneutral<br />
umgesetzt werden können. Dem Leitgedanken<br />
der Personenzentrierung folgend sollen die Fachleistungen<br />
der Eingliederungshilfe künftig von den<br />
Leistungen zum Lebensunterhalt getrennt werden;<br />
so würde die Unterscheidung der Sektoren „ambulant,<br />
teilstationär, stationär“ hinfällig. Die Leistungen<br />
vom Aufenthaltsort der berechtigten Person<br />
zu entkoppeln stellt neue Anforderungen insbesondere<br />
an die Ermittlung von Hilfebedarfen. Im<br />
Bereich der Teilhabe am Arbeitsleben sollen „andere<br />
Anbieter“, die allerdings nicht dem allgemeinen<br />
Arbeitsmarkt zugehören, neben die Werkstatt<br />
für behinderte Menschen treten. Dies wirft Fragen<br />
<strong>nach</strong> dem rechtlichen Status der Beschäftigten und<br />
<strong>nach</strong> der Qualität der Fachleistungen auf.<br />
Der neue systematische Ansatz im Leistungsrecht<br />
der Eingliederungshilfe und seine Folgen für die<br />
Lebenswirklichkeit von Menschen mit Behinderung<br />
und für ihre unterhaltspflichtigen Angehörigen<br />
sowie für die Dienste und Einrichtungen der Behindertenhilfe<br />
sollen am 24.06.2013 sowohl im Kreis<br />
der Fachverbände für Menschen mit Behinderung<br />
als auch mit VertreterInnen der Bundespolitik vertieft<br />
diskutiert werden. Grundlage hierfür wird das<br />
von den Fachverbänden kürzlich vorgelegte Positionspapier<br />
„Grundzüge eines Bundesleistungsge-<br />
setzes für Menschen mit Behinderung“ sein, das<br />
Frau Krause-Trapp zur Einführung in den Fachtag<br />
vorstellen wird.<br />
Für den 15.11.2013 planen die Fachverbände für<br />
Menschen mit Behinderung einen Fachtag „Psychische<br />
Störungen bei Menschen mit geistiger Behinderung<br />
(sog. Doppeldiagnose) als praktische,<br />
konzeptionelle und sozialpolitische Herausforderung<br />
für die Behindertenhilfe“, der in Kassel stattfinden<br />
wird. Die Behindertenhilfe ist zunehmend<br />
mit dem Umstand konfrontiert, dass Menschen mit<br />
geistiger Behinderung neben alltagsbegleitender<br />
und ggf. pflegerischer Hilfe auch psychosoziale<br />
Hilfe und Unterstützung brauchen. Der Einsatz von<br />
Psychopharmaka steigt stetig an, stationäre Aufenthalte<br />
in der Psychiatrie nehmen zu. Fachkräfte der<br />
Behindertenhilfe und des Gesundheitswesens sind<br />
häufig gleichermaßen überfordert, es mangelt an<br />
konzeptionellen Lösungen ebenso wie an personellen<br />
Ressourcen und Kenntnis im Umgang mit dem<br />
Phänomen „Doppeldiagnose“. Die Fachtagung will<br />
Hintergründe des Phänomens beleuchten, Begriffe<br />
klären sowie Fachkräften der Behindertenhilfe und<br />
(Fach-)ÄrztInnen eine Plattform zum Erfahrungsaustausch<br />
und zur Entwicklung neuer Ansätze im<br />
Umgang mit Menschen mit hohem psychosozialen<br />
Hilfebedarf bieten.<br />
Konferenz der Fachverbände<br />
Im Berichtszeitraum war der Verband, vertreten<br />
durch Herrn Dietrich, Herrn Berghöfer und Frau<br />
Krause-Trapp, ferner Gastgeber der 66. Konferenz<br />
der Fachverbände für Menschen mit Behinderung,<br />
die am 29./30.11.2012 in der Alanus<br />
Hochschule für Kunst und Gesellschaft in Alfter/<br />
Bonn stattfand. Schwerpunktthemen dieser Konferenz<br />
waren neben der bereits genannten Reform<br />
der Eingliederungshilfe internationale Aspekte der<br />
Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention,<br />
die Problematik der strukturellen Gewalt in Einrichtungen<br />
der Behindertenhilfe sowie Fragen der<br />
Teilhabeforschung.<br />
• Internationale Aspekte:<br />
Inclusion International, Weltverband für die Verwirklichung<br />
der Menschenrechte von Menschen<br />
mit geistiger Behinderung, hat im Oktober 2012<br />
– organisiert in Zusammenarbeit mit der amerika-<br />
Mitgliederversammlung Verband 2013 | 11