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Zeitschrift für Islamische Studien 4. Ausgabe

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Yaşar Sarıkaya: Die Authentizität des al-Ǧāmiʿ aṣ-Ṣaḥīḥ<br />

gibt es keine Diszession. Woran der Mangel liegt, weiß Gott.“ 3<br />

Auch Ibn Ḥaǧar konnte nicht zu einem Ergebnis kommen, warum der Autor den<br />

Ḥadīṯ in gekürzter Form angeführt hat. Die Unklarheit bringt er mit folgenden<br />

Sätzen zum Ausdruck: „Ich weiß nicht, warum der Autor den Teil des Ḥadīṯ<br />

„Wessen Auswanderung also auf Gott und seinen Gesandten gerichtet ist, dessen<br />

Auswanderung gilt als auf Gott und seinen Gesandten gerichtet“ weggelassen<br />

hat, obwohl sein Scheich (Humaydī) und dessen Scheich (Sufyān b. ʿUyayna)<br />

ihn vollständig überliefert haben.“ 4<br />

Die meisten Gelehrten führen diese Kürzung oder Weglassung auf die Eigeninitiative<br />

des Autors zurück. Er habe möglicherweise sein Werk mit diesem Ḥadīṯ<br />

einleiten wollen. Sein Ziel wäre nicht die vollständige Wiedergabe des Textes,<br />

sondern die Betonung der Intention in den religiösen Handlungen. Dass der<br />

Ḥadīṯ an sechs weiteren Stellen des Ṣaḥīḥs vollständig zitiert wird, solle die Annahme<br />

bestätigen, dass der Autor in der ersten Wiedergabe den erwähnten Teil<br />

bewusst weggelassen hat. 5<br />

2. Kritik aufgrund von Einfügungen oder Zusätzen<br />

Ein weiteres Problem stellen die Einfügungen oder Eintragungen (mudraǧ) zum<br />

Text oder zum Inhalt eines Ḥadīṯ dar. Eine Einfügung oder ein Zusatz zum Inhalt<br />

wird gemacht, um einen Begriff oder Ausdruck, einen Ort oder Urteil näher zu<br />

erläutern. In manchen Ḥadīṯen tritt der Zusatz auch im Isnād auf, wobei ein<br />

Überlieferer einen Teil-Isnād einem anderen Isnād hinzufügt oder einen neuen<br />

Isnād anfertigt, indem er mehrere Ketten miteinander mischt. Ein Ḥadīṯgelehrte<br />

fügt aus irgendeinem Grund etwas zum Ḥadīṯ ein, und sein Schüler gibt ihn zusammen<br />

mit der Einfügung weiter, ohne die Einfügung gemerkt zu haben. Dadurch<br />

erhielt der eingefügte Ḥadīṯ eine neue Gestalt, der jedoch der Version widerspricht,<br />

die auf vertrauenswürdigere Tradenten zurückgeht.<br />

Die Einfügung im Isnād kann auf verschiedene Weise erfolgen. Beispielsweise<br />

fügt man zum Isnād etwas hinzu, das dazu dient, etwas zu erklären. In bestimm-<br />

ten Fällen macht auch der Überlieferer einen Fehler bei der Weitergabe des<br />

Ḥadīṯ.<br />

Die Einfügung im Text hingegen geschieht, indem etwa ein Wort oder einen<br />

Ausdruck eines Tradenten in einer der Überlieferergenerationen zum eigentlichen<br />

Worte des Propheten hinzugefügt wird. Manchmal wird etwas am Anfang<br />

oder in der Mitte des Ḥadīṯtextes hinzugefügt. Diese Art der Einfügung passiert<br />

dadurch, dass der Überlieferer sich zu einer bestimmten Frage äußert, wobei er<br />

zur Untermauerung seiner These einen Ḥadīṯ zitiert, ohne dabei eine Unterscheidung<br />

zwischen seiner Äußerung und dem eigentlichen Teil zu machen. Somit<br />

wird der Eindruck vermittelt, als ob die persönliche Äußerung zum Text des<br />

Ḥadīṯ gehört. Die Überlieferung über die Berufung Muhammeds enthält in einer<br />

Version von ʿĀʾiša eine solche Einfügung:<br />

…Danach wurde ihm die Einsamkeit lieb gemacht. Dazu wählte er die<br />

Berghöhle von Hira, in die er sich gewöhnlich <strong>für</strong> mehrere Nächte zurückzog<br />

und religiöse Läuterung suchte (taḥannuṯ) – das ist der Gottesdienst<br />

(taʿabbud) ... 6<br />

Den letzten Satz „Das ist der Gottesdienst (taʿabbud)“ fügte az-Zuhrī, ein der<br />

Überlieferer dieses Ḥadīṯ zum Text ein, um das Wort taḥannuṯ näher zu erklären.<br />

7<br />

Eine Einfügung lässt sich erst durch eine vergleichende Analyse der verschiedenen<br />

Versionen desselben Ḥadīṯ erkennen. Aus einer Gegenüberstellung der<br />

Ḥadīṯe über den Beginn der ersten Offenbarung an Muhammed ergibt sich, dass<br />

sich der Satz „das ist der Gottesdienst (taʿabbud)“ im bereits erwähnten Ḥadīṯtext<br />

in den anderen Versionen nicht wieder findet.<br />

Zudem zeigt sich eine Einfügung dadurch, dass das, was eingefügt wurde, dem<br />

Gesamtbild von Muhammed widerspricht. Die folgende Überlieferung enthält<br />

eine Einfügung dieser Art:<br />

Abū Hurayra berichtet, dass der Gesandte Gottes sagte: „Der Sklave er-<br />

hielt Doppelbelohnung. Ich hätte gewollt, als Sklave zu sterben, wäre ich<br />

nicht verpflichtet gewesen, … meine Mutter zu erfreuen.“ 8<br />

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