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Zeitschrift für Islamische Studien 4. Ausgabe

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M. Fuad Sezgin: Die Quellen al-Buḫārīs<br />

chen seiner inhaltlichen Abweichungen – wie die anderen im selben Jahrhundert<br />

entstandenen berühmten muṣannaf-Werke auch ganz selbstverständlich als ein<br />

Produkt der zeitlich vorher vorhandenen Ḥadīṯsammlungen (mudawwanāt).<br />

Jene Autoren, die den inhaltlichen Stoff <strong>für</strong> ihre Bücher aus den Werken entnahmen,<br />

die ihnen durch verschiedene Formen des taḥammul al-ʿilm übermittelt<br />

wurden, hielten die auch von ihnen selbst verwendeten Ausdrücke ḥaddaṯanā,<br />

aḫbāranā o. ä. in Ḥadīṯwerken, bis in – von der Entstehungszeit des islamischen<br />

Schrifttums heraus betrachtet – ziemlich spätere Epochen hinein nicht <strong>für</strong> mündliche<br />

Überlieferungen. Diese prinzipielle Betrachtung bewahrten sie auch in jenen<br />

ergänzenden Werken, die sie später um die muṣannaf-Werke herum verfassten.<br />

So ist es möglich, in beinahe allen diesen ergänzenden Werken, die uns als<br />

šarḥ und mustaḫraǧ erreicht haben, die gleiche Auffassung gegenüber den<br />

Ḥadīṯquellen zu beobachten.<br />

Nachdem wir bereits die verschiedenen Formen des taḥammul al-ʿilm zusammenfassend<br />

erwähnt haben, werden wir [nun] ein paar Beispiele geben, die in<br />

der Ḥadīṯliteratur indirekt im Bezug auf al-Buḫārī thematisiert werden. Hier wur-<br />

de der Vermerk „indirekt“ mit Absicht verwendet. Denn dass die al-kutub assitta<br />

ein Produkt schriftlicher Quellen war und dass die darin enthaltenen Ausdrucksweisen<br />

in den Überlieferungen nicht auf mündliche Tradierung hinwiesen,<br />

stand [damals] nicht zur Diskussion und war somit kein Thema, welches<br />

näher behandelt wurde. In diesem Sinne ist in der Ḥadīṯliteratur – wie wir im<br />

Folgenden noch sehen werden – anstelle der Bestimmung der schriftlichen Quellen<br />

die Ermittlung der Überlieferer (riǧāl) vorzufinden. So drückte der Name<br />

eines Šayḫs, der Autor eines Werkes war, <strong>für</strong> sie das Werk selbst aus. Wenn sie<br />

auf die Quelle eines Ḥadīṯes in einem Buch, mit dessen Erklärung und Ausführung<br />

sie beschäftigt waren, hinweisen wollten, benutzten sie den Ausdruck aḫraǧahū<br />

ʿan… Auch der Verbalsubstantiv taḫrīǧ wurde an Stelle des erwähnten<br />

Ausdrucks verwendet.<br />

Vor dem Hintergrund dessen, dass er die erwähnten Ausdrucksweisen beinhaltet,<br />

soll an dieser Stelle ein Abschnitt zitiert werden, im dem es um den Vergleich<br />

von al-Buḫārīs und Muslims Werk geht:<br />

ةريثك خسن مهنم دحاول سيلو ،مهثيداحأ جيرخت نم رثكي مل هيف ملكت نمم يراخبلا مهب درفنا نيذلا نا<br />

يبأك خسنلا كلت رثكا جرخا هنإف ،ملسم فلاخب سابع نبا نع ةمركع ةمجرت لاا اهرثكأ وأ اهلك اهجرخأ<br />

. كلذ ريغو تباث نع ةملس نب دامحو هيبأ نع نمحرلا دبع نب ءلاعلاو هيبأ نع ليهسو رباج نع ريبزلا<br />

al-Buḫārī hat, obwohl er im Vergleich zu Muslim alleine mit seinen Šay̮ s,<br />

über die gesprochen wurde, war, von diesen – trotz der insgesamt großen<br />

Menge an Ḥadīṯen – nicht so viele Ḥadīṯe tradiert [taḫrīǧ]. Keiner dieser<br />

Šayḫs besaß so viele Abschriften [nuṣḫa], von denen al-Buḫārī hätte all<br />

ihre oder die Mehrheit ihrer Ḥadīṯe tradieren können. Davon ausgenommen<br />

sind die, die ʿIkrima von Ibn ʿAbbās gesammelt hat. Im Gegensatz<br />

dazu hat Muslim einen Großteil der Abschriften, wie z.B. die Überlieferungen<br />

von Abū z-Zubayr von Ǧābir, Suhayl von seinem Vater, al-Aʿlā ibn<br />

ʿAbdirraḥmān von seinem Vater, Ḥammād ibn Salama von Ṯābit, übernommen.<br />

26<br />

Eines der interessanten Beispiele, die diesen erwähnten Ausdruck beinhalten,<br />

stellt die Aussage wa inna Musliman tilmīḏuhu wa ḫirrīǧuhu 27 dar, womit wiedergegeben<br />

wird, dass „Muslim von al-Buḫārī entnommen hat“. Damit wurde<br />

ausgedrückt, dass Muslim, von dem bekannt war, dass er in seinem al-Ǧāmiʿ aṣṣaḥīḥ<br />

keinen einzigen Ḥadīṯ von al-Buḫārī überliefert hat, in Wahrheit doch<br />

Ḥadīṯe von al-Buḫārīs Buch übernahm, obwohl er <strong>für</strong> diese andere Überlieferer<br />

angab.<br />

Den Überlieferungen zufolge verfasste al-Buḫārī sein Buch, indem er eine Auswahl<br />

aus 600.000 Ḥadīṯen traf. Unter der Aussage wa aḫraǧtu al-ǧāmiʿ aṣṣaḥīḥa<br />

min zahāi sittamiʾata alf ḥadīṯin 28 verstanden die Ḥadīṯgelehrten, wie sie<br />

sie auch untereinander verwendeten, dass Ḥadīṯbücher und Ḥadīṯdokumente gemeint<br />

waren, deren Berichte insgesamt etwa 600.000 betrugen.<br />

Neben dieser Art von Überlieferung, die sie als den natürlichen Charakter der<br />

Ḥadīṯbücher ansahen, nahmen sie ferner an, dass „al-Buḫārī nach seinem eigenen<br />

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