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Zeitschrift für Islamische Studien 4. Ausgabe

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EDITORIAL<br />

Liebe Leserinnen und Leser,<br />

wir freuen uns, Ihnen die vierte <strong>Ausgabe</strong> unserer <strong>Zeitschrift</strong> <strong>für</strong> <strong>Islamische</strong>n <strong>Studien</strong><br />

– kurz vor Neujahr – präsentieren zu können.<br />

Sie wird eröffnet von Amir Dziri, der sich in seinem Artikel mit den verschiedenen<br />

Versionen der Ḥayy ibn Yaqẓān-Erzählung (Ibn Sīnā, as-Suhrawardī, Ibn<br />

Ṭufail, Ibn Nafīs) auseinandersetzt, welche, wie der Autor aufzeigen kann, trotz<br />

inhaltlicher Differenzen durch das Thema der „spirituellen und mystischen Initiation“<br />

des Menschen verbunden sind. Anhand einer inhaltlichen Analyse der Erzählungen,<br />

bei der der Autor zentrale Figuren, Handlungsstränge und Metaphern<br />

erschließend darstellt und erläutert, werden unterschiedliche muslimische Gelehrsamkeitsideale<br />

und Erkenntniswege des Menschen auf der Suche nach Gott<br />

herausgearbeitet. Dabei kann Dziri aufzeigen, dass sich zwei Typen idealer Gelehrsamkeit<br />

herauskristallisieren: Während z.B. in Ibn Ṭufails Roman der vernunftbegabte<br />

Mensch aus eigener Reflexionsfähigkeit heraus Gott zu erkennen<br />

vermag, wird ihm in Ibn Nafīs‘ Gegenmodell diese autonome Erkenntnisfähigkeit<br />

abgesprochen, da hiernach die Offenbarung und der schriftlich überlieferte<br />

Traditionskorpus absolut notwendig <strong>für</strong> die normative und mystische Initiation<br />

des Menschen sind.<br />

Dass dieses kontrastierende Modell „ebenfalls eine gewaltige konzeptionelle<br />

Bandbreite zwischen beiden Extrempolen aufweist“, und dass sich – nach Gelehrten<br />

wie Ibn Rušd – beide idealtypischen Erkenntniswege nicht ausschließen,<br />

sondern als nebeneinanderstehende, legitime Formen der Religiosität zu werten<br />

sind, wird vom Autor im Besonderen hervorgehoben, der abschließend da<strong>für</strong> plä-<br />

diert, bei diesem Diskurs die Subjektivität religiöser Erkenntnis, die jedwede<br />

Normierung unmöglich macht, nicht aus den Augen zu verlieren, denn: „Der zur<br />

Gottesnähe gelangte Ḥayy ibn Yaqẓān zog sich <strong>für</strong> sich zurück.“<br />

Auch Ben Abdeljelil befasst sich in seinem Aufsatz mit der Frage nach der Möglichkeit<br />

der Erkenntnis Gottes, jedoch aus einer systematisch-theologischen bzw.<br />

theologisch-philosophischen Perspektive. Der Autor gibt uns dabei einen Einblick<br />

darin, welche unterschiedlichen Ansätze die Mutakallimūn diesbezüglich<br />

entwickelt und postuliert haben und zeigt auf, dass die Gottesfrage im Spannungsfeld<br />

zwischen der Unmöglichkeit der umfassenden Erkenntnis Gottes, dem<br />

Absoluten, einerseits und der Notwendigkeit seiner Erkenntnis andererseits thematisiert<br />

wurde.<br />

In diesem Sinne führt uns Ben Abdeljelil in jenen kalām-Diskurs ein, wonach<br />

der Mensch vermittels der Erkenntnis der Namen Gottes und seiner Attribute zur<br />

Erkenntnis Gottes gelangen kann. Dabei erläutert der Autor wichtige theologische<br />

Unterscheidungen und Feinheiten wie z.B. die Unterscheidung zwischen<br />

den Handlungs- und Wesensattributen Gottes. Auch geht Ben Abdeljelil auf Fragen<br />

wie jene nach der Gegensätzlichkeit der Attribute Gottes oder nach dem<br />

Verhältnis der Wesensattribute zur Wesenheit Gottes ein und stellt die Antworten<br />

verschiedener kalām-Schulen dar.<br />

In der letzten <strong>Ausgabe</strong> der <strong>Zeitschrift</strong> <strong>für</strong> <strong>Islamische</strong> <strong>Studien</strong> hatte sich Yaşar<br />

Sarıkaya im ersten Teil seiner Untersuchung den Kritiken gewidmet, die an die<br />

Überlieferketten der Ḥadīṯe des Ṣaḥiḥ von al-Buḫārī herangetragen wurden. In<br />

diesem Aufsatz werden die Kritiken bezüglich des Texts der sich im Ṣaḥīḥ al-<br />

Buḫārī befindlichen Ḥadīṯe untersucht. Sarıkaya stellt dar, dass sich vier Kritikpunkte<br />

ergeben, auf die er detailliert eingeht und die er mit Ḥadīṯbeispielen veranschaulicht:<br />

1. Kürzungen oder Auslassungen, 2. Einfügungen oder Zusätze, 3.<br />

religiöse, historische oder logische Widersprüche und <strong>4.</strong> Aufnahme bereits kriti-<br />

sierter und in Zweifel gezogener Ḥadīṯe.<br />

Editorial<br />

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