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Zeitschrift für Islamische Studien 4. Ausgabe

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Yaşar Sarıkaya: Die Authentizität des al-Ǧāmiʿ aṣ-Ṣaḥīḥ<br />

allen Arten von Mängeln, Ungenauigkeiten und Fehlern zu schützen. 25<br />

Nach Süleyman Ateş hat die Herabsendung der erwähnten Koranverse mit dem<br />

erwähnten Vorfall nichts zu tun. ʿAbdullah b. ʿUbay starb schon vor langer Zeit,<br />

als diese Verse offenbart wurden. Daher kann dieser Vorfall keineswegs der Anlass<br />

der Offenbarung sein. 26<br />

In Ṣaḥīḥ gibt es einen weiteren Ḥadīṯ, der in sieben Versionen an verschiedenen<br />

Stellen aufgeführt wird. Sie berichten, dass Muhammed einst unter dem Einfluss<br />

der Magie stand. Die Erstüberlieferin ist ʿĀʾiša. Nach ihrem Bericht erzählt der<br />

Prophet ihr, dass zwei Männer zu ihm kamen:<br />

Der eine setzte sich neben seinem Kopf, der anderer neben seinen Füßen.<br />

Der Mann neben seinem Kopf fragte den anderen. „Was ist mit diesem<br />

Mann?“ Jener erwiderte: „Er ist verhext!“ – „Wer hat ihn verhext?“ –<br />

„Labīd Ibn al-Aʿsam, ein Mann von den Banu Zuraiq, die mit den Juden<br />

verbündet sind. – „Wie hat die Magie Macht über ihn gewonnen?“ – „Er<br />

hat ihm einen Kamm entwendet, in dem einige Haare steckten.“ – „Und<br />

wo sind diese Dinge jetzt?“ – „Sie sind in der Hülle der Blütenscheide einer<br />

männlichen Dattelpalme, die er unter dem oberen Begrenzungsstein<br />

des Brunnens Darwān versteckt hat!“<br />

ʿĀʾiša fährt in ihrem Bericht fort:<br />

Der Prophet ging zu jenem Brunnen, um die genannten Dinge wieder in<br />

seinen Besitz zu bringen. Er erzählte: „Das Wasser des Brunnens sah aus,<br />

als sei es mit Henna vermischt. Und die Palmen dort waren wie die Köpfe<br />

von Teufeln.“<br />

Als ich ihn fragte, ob er diese Dinge aus dem Brunnen herausgenommen<br />

hat, sagte er: Nein! Denn Gott hat mich geheilt. Und ich wollte den Menschen<br />

kein schlechtes Beispiel sein!“ Dann ordnete er die Schließung des<br />

Brunnens. 27<br />

Viele Gelehrten haben diesen Vorfall abgelehnt. Hierzu gehört der muʿtaziliti-<br />

sche Theologe Qāḍī ʿAbdaldǧabbār (g. 415/1024). Dieser hielt den Bericht <strong>für</strong><br />

nichtig. Wie könne man annehmen, dass diese Nachricht wahr ist, wo der Koran<br />

schon versichere: „Gott schützt dich vor den Menschen…“ 28 und „Der Zauberer<br />

erzielt keinen wahren Erfolg.“ 29 Nehme man an, dass dieser Bericht wahr ist, so<br />

bedeute dies, dass die Zauberer die Macht haben, dem Propheten und Gesandten<br />

Gottes Schaden zuzufügen. Sie hätten dann wirklich eine herausragende Autorität<br />

und Macht. Außerdem würde man damit die These der Gegner des Propheten<br />

stützen, sollte man an die Echtheit dieser Überlieferung glauben. Es sei also unzulässig,<br />

dem Propheten so etwas anzumaßen. 30<br />

Auch der ḥanafitische Rechtsgelehrte Abū Bakr Aḥmad b. Alī ar-Rāzī, bekannt<br />

als Ǧaṣṣāṣ (gest. 370/980), lehnt diesen Ḥadīṯ ab und bezeichnet ihn als Erfindung<br />

der Häretiker. Wie könne das wahr sein, dass der Prophet verhext wurde,<br />

wo Gott deutlich mache, dass „der Zauberer keinen wahren Erfolg“ erzielt. Diese<br />

Menschen seien sich nicht bewusst, dass sie durch ihre Argumentation etwas,<br />

was Gott ablehnt, akzeptieren. 31<br />

Nach Süleyman Ateş gibt es Widersprüche zwischen den Varianten des Ḥadīṯ.<br />

Daher gebe es keinen Zweifel daran, dass man diesen Ḥadīṯ entstehen ließ, um<br />

Menschen auf die Wirkung der Magie aufmerksam zu machen, und die Menschen<br />

durch den bösen Blick und die Magie einzuschüchtern. 32<br />

Ein weiterer Ḥadīṯ, dessen Text aufgrund der Widersprüche zwischen seinen<br />

Versionen von Ibn Ḥazm kritisiert wird, ist der, welcher von Ǧābir durch den<br />

Isnād: Maḥmūd – ʿAbdarrazzāq – Maʿmar – Zuhrī – Abī Salama berichtet wird:<br />

„Ein Mann aus dem Stamm Aslam kam zum Propheten und gestand vor<br />

ihm, dass er Unzucht begangen hatte. Der Prophet wandte sich von ihm<br />

ab. Als der Mann aber viermal die Zeugenaussage gegen sich selbst geleistet<br />

hatte, sagte der Prophet: „Bist du geisteskrank?“ Der Mann sagte:<br />

„Nein!“ Der Prophet fragte ihn weiter: „Bist du verheiratet?“ Und der<br />

Mann sagte: „Ja!“ Darauf veranlasste der Prophet seine Bestrafung, und<br />

er wurde daraufhin im Gebetssaal gesteinigt. Als er durch die Steine verletzt<br />

wurde, entfloh er. Er wurde doch eingeholt, wo er weiter gesteinigt<br />

wurde bis er starb. Der Prophet sprach dann Gutes über ihn und verrichtete<br />

<strong>für</strong> ihn das Totengebet.“ 33<br />

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