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Thermodynamische Untersuchung der temperaturabhängigen ...

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<strong>Thermodynamische</strong> <strong>Untersuchung</strong><br />

<strong>der</strong> <strong>temperaturabhängigen</strong><br />

Nervenleitgeschwindigkeit am<br />

Regenwurm<br />

Diplomarbeit<br />

von<br />

Andreas Schönberger<br />

aus Augsburg<br />

Hochschule München<br />

Fachbereich 06<br />

Bioingenieurwesen<br />

Referent: Prof. Dr. H. J. Geisweid<br />

Korreferent: Prof. Dr. S. Diemer<br />

Betreuer: Prof. Dr. M. Schnei<strong>der</strong>, Boston University (diese<br />

Arbeit wurde am Lehrstuhl EP1 <strong>der</strong> Universität<br />

Augsburg durchgeführt)<br />

Tag <strong>der</strong> Einreichung: 12.04.2010<br />

München 2010


AAAAAA<br />

ii


Abstrakt Arbeiten von J. Wilke, K. Kaufmann und T. Heimburg lieferten eine neue<br />

theoretische Grundlage für die Beschreibung <strong>der</strong> Aktionspotential-Propagation in Form<br />

einer Schallwelle. Der Arbeitsgruppe um M. F. Schnei<strong>der</strong> gelang es kürzlich, eine Schall-<br />

welle durch elektrische Anregung in einer zweidimensionalen Lipidmonolage auszulösen<br />

und <strong>der</strong>en Existenz auf makroskopischer Skala, zum ersten Mal nachzuweisen. Auch<br />

die Frage <strong>der</strong> fehlenden Dissipation <strong>der</strong> Welle wurde durch die wellenleiterähnlichen<br />

Eigenschaften <strong>der</strong> Lipidmonolage endgültig beantwortet.<br />

Die Intention <strong>der</strong> vorliegenden Arbeit war es, die Nervenleitung aus thermodynamischer<br />

Sichtweise zu untersuchen und die Ergebnisse mithilfe <strong>der</strong> Schalltheorie zu interpretieren.<br />

Um dieser Fragestellung gerecht zu werden, wurde ein Versuchsaufbau entwickelt, <strong>der</strong><br />

die <strong>Untersuchung</strong> temperaturabhängiger Verän<strong>der</strong>ungen in <strong>der</strong> Nervenleitung des Regen-<br />

wurms ermöglichte. In den Versuchen wurde zum Einen die Temperatur des gesamten<br />

Regenwurms (global) verän<strong>der</strong>t, zum An<strong>der</strong>en aber auch nur ein kurzer Bereich (lokal)<br />

des Regenwurms erwärmt. Desweiteren wurde die Anpassung <strong>der</strong> Nervenleitung an ver-<br />

schiedene Temperaturen untersucht. Dazu wurden Regenwürmer für mehrere Tage, bei<br />

unterschiedlichen Temperaturen, im Kühlschrank gehalten. Sämtliche Ergebnisse sind mit<br />

<strong>der</strong> Interpretation einer sich ausbreitenden Schallwelle im Einklang.<br />

iii


AAAAAA<br />

iv


Thermodynamic Investigation of the<br />

Temperature-Dependent Nerve<br />

Conduction Velocity in the<br />

Earthworm<br />

Diploma Thesis<br />

by<br />

Andreas Schönberger<br />

from Augsburg, Germany<br />

Munich University of Applied Science<br />

Department 06<br />

Bioengineering<br />

Reviewer: Prof. Dr. H. J. Geisweid<br />

Second Reviewer: Prof. Dr. S. Diemer<br />

Academic Advisor: Prof. Dr. M. Schnei<strong>der</strong>, Boston University (this<br />

work was performed at the University of<br />

Augsburg at the chair of EP1)<br />

Filing Date: 2010-04-12<br />

Munich 2010


AAAAAA<br />

vi


Abstract J. Wilke’s, K. Kaufmann’s and T. Heimburg’s work provided a theoretical<br />

foundation for the description of the action potential-propagation as an acustic wave. The<br />

group of M. F. Schnei<strong>der</strong> recently successfully excited an acoustic propagating wave<br />

on a two dimensional lipid monolayer by electrical stimulation giving first experimental<br />

evidence that such waves exist. The pending puzzle of the absence of dissipation is<br />

explained by the waveguide-like behavior of the monolayer. The intention for this work<br />

was to look at nerve pulse propagation from a thermodynamic point of view, testing<br />

the interpretation of an acoustic propagating wave. In or<strong>der</strong> to address this question an<br />

experimental setup was designed, which allowed to study the temperature-dependent<br />

changes in the earthworm’s nerve conduction. Experiments with both global and local<br />

temperature changes have been performed. Furthermore the adaptation process of the<br />

nerve-conduction velocity to different temperatures was examined, where earthworms<br />

were kept in the refrigerator for several days. All results are in agreement with the existence<br />

of a propagating sound wave.<br />

vii


AAAAAA<br />

viii


Inhaltsverzeichnis<br />

1 Einleitung 1<br />

2 Theoretische Vorbetrachtungen 3<br />

2.1 Aufbau und Funktion <strong>der</strong> Neuronen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3<br />

2.1.1 Zellen des Nervengewebes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3<br />

2.1.2 Ruhepotential <strong>der</strong> Zelle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7<br />

2.1.3 Nervenleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8<br />

2.1.3.1 Hodgkin-Huxley-Theorie . . . . . . . . . . . . . . . . 11<br />

2.1.3.2 Schalltheorie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14<br />

2.2 Zellmembranen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16<br />

2.2.1 Membranlipide . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16<br />

2.2.2 <strong>Thermodynamische</strong> Eigenschaften <strong>der</strong> Lipide . . . . . . . . . . . 17<br />

2.2.3 Ersatzmodell für viskoelastische Festkörper . . . . . . . . . . . 19<br />

2.3 Nervensystem des Regenwurms - Lumbricus terrestris L. . . . . . . . . . 24<br />

2.4 Anästhetika . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27<br />

3 Methodischer Teil 30<br />

3.1 Elektrophysiologische Messungen am Regenwurm . . . . . . . . . . . . 30<br />

3.1.1 Versuchsaufbau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30<br />

3.1.1.1 Reizgenerator . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32<br />

3.1.1.2 Regenwurmmesskammer . . . . . . . . . . . . . . . . 35<br />

3.1.1.3 Bioverstärker . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39<br />

3.1.1.4 Computer-Interface . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41<br />

3.1.2 Versuchsdurchführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42<br />

3.1.2.1 Vorbereitung des Regenwurms . . . . . . . . . . . . . 42<br />

3.1.2.2 Bipolare Messung von Aktionspotentialen . . . . . . . 43<br />

3.1.2.3 Globale Temperaturverän<strong>der</strong>ung . . . . . . . . . . . . 44<br />

3.1.2.4 Lokale Temperaturverän<strong>der</strong>ung . . . . . . . . . . . . . 45<br />

3.2 Differential Scanning Calorimetry (DSC) . . . . . . . . . . . . . . . . . 46<br />

ix


Inhaltsverzeichnis<br />

3.2.1 Versuchsaufbau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46<br />

3.2.2 Versuchsdurchführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47<br />

4 Ergebnisse und Diskussion 48<br />

4.1 Messungen am Bauchmark des Regenwurms . . . . . . . . . . . . . . . 48<br />

4.1.1 Globale Temperaturverän<strong>der</strong>ung des Regenwurms . . . . . . . . 48<br />

4.1.2 Temperaturadaption <strong>der</strong> Nervenzelle . . . . . . . . . . . . . . . . 55<br />

4.1.3 Lokale Erwärmung des Regenwurms . . . . . . . . . . . . . . . 57<br />

4.2 DSC-Messungen an Lipid-Vesikeln mit Anästhetika . . . . . . . . . . . . 60<br />

5 Zusammenfassung 63<br />

6 Danksagung 70<br />

x


1 Einleitung<br />

Der Vorgang <strong>der</strong> Nervenleitung ist einer <strong>der</strong> zentralen Vorgänge in <strong>der</strong> Physiologie <strong>der</strong> Tiere<br />

und physikalisch bisher nicht befriedigend verstanden. In den vergangenen Jahrzehnten<br />

wird das Hodgkin-Huxley-Modell, dass 1952 von Alan L. Hodgkin und Andrew F. Huxley<br />

[19] entwickelt wurde, immer wie<strong>der</strong> kritisiert, da lediglich die elektrischen Aspekte <strong>der</strong><br />

Aktionspotentialpropagation in Nervenzellen beachtet werden. Zur Aufklärung <strong>der</strong> Natur<br />

des Aktionspotentials nutzten die beiden das Verfahren <strong>der</strong> Spannungsmessung und prägten<br />

so das Bild, dass es sich hierbei ausschließlich um ein elektrisches Phänomen handelt.<br />

Das bemerkte auch Hodgkin selbst und schrieb 1964 in seinem Buch “The conduction<br />

of the nervous impulse” [18]:<br />

In thinking about the physical basis of the action potential perhaps the most<br />

important thing to do at the present moment is to consi<strong>der</strong> whether there are<br />

any unexplained observations which have been neglected in an attempt to<br />

make the experiments fit into a tidy pattern. Difficulties of various kinds will<br />

no doubt occur to different people but perhaps the most puzzling observation<br />

is one made by A. V. Hill and his collaborators Abbot and Howarth (1958) ...<br />

On reinvestigating the initial heat of crab nerve with better time resolution,<br />

Hill and his colleagues found that it was diphasic and that an initial phase of<br />

heat liberation was followed by one of heat absorption ... but a net cooling<br />

on open-circuit was totally unexpected and has so far received no satisfactory<br />

explanation.<br />

Nach unserem Erfahrungsstand hat sich daran bis heute nichts geän<strong>der</strong>t. Das heißt, <strong>der</strong><br />

begleitende Temperaturpuls, <strong>der</strong> laut Hodgkin selbst, seit über 40 Jahren erklärt werden<br />

muss, bleibt unerklärt.<br />

Mit dem, hier immer wie<strong>der</strong> diskutierten Schallmodell von Konrad Kaufmann [24,<br />

25], kann dieser Puls nicht nur erklärt werden, son<strong>der</strong>n ergibt sich zwingend. Ich sehe<br />

hierin einen ganz entscheidenden Fortschritt in <strong>der</strong> Theorie <strong>der</strong> Nervenreizleitung, möchte<br />

aber trotzdem meine Resultate jeweils aus <strong>der</strong> Sichtweise des Hodgkin-Huxley-Modells,<br />

sowie <strong>der</strong> des Schallwellenmodells diskutieren. Neuere und sehr sorgfältige Arbeiten zur<br />

1


1 Einleitung<br />

Schallausbreitung im Nerv findet man vor allem in den Arbeiten von Heimburg, <strong>der</strong> sich<br />

neben <strong>der</strong> Ausbreitung von Solitonen auch mit <strong>der</strong> Erklärung <strong>der</strong> Anästhesie ausführlich<br />

beschäftigt hat [48, 14, 15, 16, 13, 54].<br />

Neben den elektrischen und thermischen [1, 21, 34, 45, 42] Pulsen, finden auch me-<br />

chanische [22, 23, 41, 43, 44] sowie optische Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Zellmembran, zeitgleich<br />

mit dem Aktionspotential statt. Ein Modell das geeignet ist die gesamten Verän<strong>der</strong>ungen<br />

ausschließlich mithilfe klassischer thermodynamischer und hydrodynamischer Grundlagen<br />

zu erklären, ist das <strong>der</strong> propagierenden Schallwelle. Bereits 1912 erklärte Wilke, dass die<br />

Ausbreitung des Nervenpulses in Form einer Deformationswelle möglich ist [53, 3]. Unter<br />

<strong>der</strong> Annahme, dass es sich bei Zellmembranen um elastisches Gewebe handelt, postulierte<br />

er zudem die Möglichkeit eines adiabatischen Prozesses. Nicht nur die Ausbreitung, auch<br />

das Aktionspotential selbst wurde von ihm beschrieben. Bei seinen <strong>Untersuchung</strong>en stellte<br />

er fest, dass, wenn man Blöcke aus Gelatine o<strong>der</strong> Agar-Agar zusammendrückt, sich <strong>der</strong><br />

gedrückte, gegenüber einem nicht gedrückten Punkt negativ auflädt. Hierbei konnte er<br />

Potentialunterschiede von bis zu 12 mV feststellen.<br />

Die Schalltheorie, wie bereits erwähnt, wurde 1989 von Konrad Kaufmann [24, 25]<br />

erneut aufgegriffen und auf ein theoretisches Fundament gestellt. Sie stellt bislang die<br />

einzige Möglichkeit dar, auch die nichtelektrischen Phänomene, die bei <strong>der</strong> Nervenleitung<br />

gemessen wurden, zu erklären. Zudem stimmt die Größenordnung <strong>der</strong> mit dem Schallm-<br />

odell berechneten Nervenleitgeschwindigkeiten, mit Messungen an Nervenzellen überein.<br />

Bis vor kurzem war jedoch unklar ob die Propagation von Schallwellen in Lipidmembra-<br />

nen, ohne Dissipation <strong>der</strong> Welle überhaupt möglich ist. Diese Fragestellung konnte durch<br />

die Arbeit von Schnei<strong>der</strong> [10] geklärt werden. Mit Hilfe von zweidimensionalen Elek-<br />

trodenchips gelang es seiner Arbeitsgruppe erstmals, Schallwellen in einem künstlichen<br />

Lipidmonolayer anzuregen und <strong>der</strong>en Propagation zu beweisen.<br />

Dieser Sachverhalt veranlasste uns zur <strong>Untersuchung</strong> <strong>der</strong> Nervenleitgeschwindigkeit am<br />

Regenwurm, bei Verän<strong>der</strong>ungen in <strong>der</strong> Temperatur des Nervensystems. Dazu wurde <strong>der</strong><br />

Versuchsaufbau für elektophysiologische Messungen am Regenwurm (Fa. PHYWE) so<br />

modifiziert, dass eine globale und lokale Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Wurmtemperatur möglich ist.<br />

Sollte die Schalltheorie stimmen, müssten die Temperaturverän<strong>der</strong>ungen die Kompressibi-<br />

lität <strong>der</strong> Zellmembranen und somit die Nervenleitgeschwindigkeit verän<strong>der</strong>n. Zumindest<br />

<strong>der</strong> qualitative Verlauf <strong>der</strong> Schallgeschwindigkeit c(T) kann aus Elastizitätsmessungen an<br />

Membranen und dem Cytoskelett vorhergesagt werden und wird durch meine Messungen<br />

bestätigt.<br />

2


2 Theoretische Vorbetrachtungen<br />

Dieses Kapitel dient <strong>der</strong> Beschreibung <strong>der</strong> Nervenzellen und speziell <strong>der</strong>en Membranen.<br />

Zur Erklärung <strong>der</strong> Leitungsvorgänge in Nerven wird auf das Hodgkin-Huxley-Modell,<br />

sowie das Schallmodell eingegangen und im Anschluss die verschiedenen Theorien über<br />

die Wirkungsweise von Anästhetika erläutert.<br />

2.1 Aufbau und Funktion <strong>der</strong> Neuronen 1<br />

Die Koordination komplexer Funktionen, wie die Steuerung verschiedener Muskelgrup-<br />

pen für eine gezielte Körperbewegung, o<strong>der</strong> auch die Aufnahme von äußeren Reizen<br />

wie das Riechen, Schmecken o<strong>der</strong> Sehen, setzen das Vorhandensein eines spezialisierten<br />

Reizleitungs- und Verarbeitungssystems voraus. In tierischen Zellen werden diese Auf-<br />

gaben von spezialisierten Zellen, den Neuronen o<strong>der</strong> Nervenzellen, übernommen. Diese<br />

besitzen die Fähigkeit Signale zu empfangen, über lange Strecken weiterzuleiten, sowie sie<br />

an an<strong>der</strong>e Zellen zu übertragen. Ermöglicht wird dies durch den speziellen Aufbau dieser<br />

Gewebeart.<br />

2.1.1 Zellen des Nervengewebes 2<br />

Wie alle an<strong>der</strong>en tierischen Zellen, wird die Nervenzelle (siehe Abb. 2.1) von einer 6 -<br />

10nm dicken Lipiddoppelschicht, <strong>der</strong> Plasmamembran, umschlossen. Diese ermöglicht<br />

eine Entkopplung <strong>der</strong> inneren Vorgänge, von den äußeren Umgebungsbedingungen. Sie<br />

bildet dabei eine selektive Schranke, die den ausreichenden Transport von Nährstoffen<br />

in, und den Abtransport von Stoffwechselprodukten aus <strong>der</strong> Zelle gewährleistet. Die<br />

Plasmamembran bildet, speziell bei den Nervenzellen lange, vom Zellkörper ausgehende<br />

Fortsätze, die als Dendriten und Axon bezeichnet werden. Durch die Dendriten, die meist<br />

in großer Anzahl von <strong>der</strong> Zelle ausgehen, werden exzitatorische und inhibitorische Reize<br />

1Informationen zu diesem Abschnitt stammen aus dem Buch “Anatomie, Physiologie, Pathophysiologie<br />

des Menschen” (2007) [31]<br />

2Informationen zu diesem Abschnitt stammen aus dem Buch “Molekularbiologie <strong>der</strong> Zelle” (2004) [2]<br />

3


2 Theoretische Vorbetrachtungen<br />

an<strong>der</strong>er Neuronen empfangen. Im Gegensatz dazu ermöglicht das Axon die Weiterleitung<br />

<strong>der</strong> aufgenommenen Signale zu an<strong>der</strong>en Zellen und ist bei je<strong>der</strong> Nervenzelle nur einmal<br />

vorhanden.<br />

Zellen sind mit einer gelartigen Grundsubstanz, dem Cytoplasma gefüllt, welches reich<br />

an Ionen, Nährstoffen, Enzymen und Stoffwechselprodukten ist [32]. Die Strukturierung<br />

des Zellinneren erfolgt durch innere Membranen, was die Komplexität, sowie die Funktio-<br />

nalität <strong>der</strong> Zellen stark erhöht. Die Membranen umschließen dabei unterschiedlich große<br />

Reaktionskompartimente, die Organellen, in denen verschiedenste Stoffwechselvorgänge<br />

ablaufen. Entsprechend <strong>der</strong> jeweiligen Funktion <strong>der</strong> Organellen, besitzen <strong>der</strong>en Mem-<br />

branen einzigartige Lipid- und Proteinzusammensetzungen. Die Bedeutung getrennter<br />

Reaktionskompartimente, wird am Beispiel <strong>der</strong> Lysosomen deutlich. Dies sind kleine<br />

Membranvesikel, die Enzyme für den Abbau von Proteinen, Polysacchariden, Fetten und<br />

Nukleinsäuren enthalten. Aufgenommene Makromoleküle werden enzymatisch in Mono-<br />

mere zerlegt und anschließend zum Recycling in das Cytosol abgegeben. Die Enzyme <strong>der</strong><br />

Lysosomen katalysieren am besten in einem sauren Milieu bei pH 5, wohingegen sie im<br />

neutralen pH Bereich des Cytosols <strong>der</strong> Zelle kaum aktiv sind.<br />

Abbildung 2.1: Schematische Abbildung <strong>der</strong> Nervenzelle im Schnitt<br />

1: Plasmamembran, 2: Mikrotubuli, 3: Zellkern, 4: Golgi-Apparat, 5: Mitochondrium, 6: Glattes<br />

ER, 7: Raues ER, 8: Synapsen (axodendritisch), 9: Synapse (axosomatisch), 10: Dendriten, 11:<br />

Axonhügel, 12: Myelinscheide, 13: Ranviersche Schnürringe, 14: Axonterminale, 15: Synapse<br />

(axonaxonal), 16: Soma; (Vgl.: Wikimedia, Neuron )<br />

4


2 Theoretische Vorbetrachtungen<br />

Weitere funktional wichtige Organellen, die bei Nervenzellen zu finden sind [27], sind<br />

in Abbildung 2.1 dargestellt:<br />

• Der Zellkern enthält fast das gesamte genetische Material <strong>der</strong> Zelle für die Protein-<br />

synthese (Transkription).<br />

• Das Endoplasmatische Retikulum (ER) erfüllt verschiedene Biosyntheseaufgaben<br />

und ist unter an<strong>der</strong>em für die Membranherstellung zuständig.<br />

• Im Golgi-Apparat erfolgt die Abwandlung, Speicherung und <strong>der</strong> Weitertransport <strong>der</strong><br />

Proteine und Membranmoleküle, die im ER produziert werden.<br />

• Die Mitochondrien wandeln die über die Nahrungsaufnahme bezogene Energie,<br />

in eine für die Zelle nutzbare Form, meist Adenosintriphosphat (ATP), um. Sie<br />

enthalten Enzyme des Zitratzyklus, <strong>der</strong> Atmungskette und <strong>der</strong> Fettsäureoxidation.<br />

Beson<strong>der</strong>s auffällig bei Neuronen, ist die große Anzahl an Mitochondrien, die die benötigte<br />

Energie zur Aufrechterhaltung <strong>der</strong> Zellfunktionen liefern.<br />

Aus Gründen <strong>der</strong> strukturellen Organisation, Formgebung und mechanischen Stabilität,<br />

ist das Cytoplasma von mehreren unterschiedlichen Filamenten, den Mikrofilamenten,<br />

Mikrotubuli und Zwischenfilamenten, durchzogen. Sie bilden das Cytoskelett <strong>der</strong> Zelle und<br />

bestimmen so die räumliche Gestalt tierischer Zellen, die im Gegensatz zu Pflanzenzellen<br />

keine festen Zellwände besitzen. Das Cytoskelett bildet dabei keine statischen Strukturen,<br />

son<strong>der</strong>n wird ständig ab- und aufgebaut und wirkt so auch bei <strong>der</strong> Zellbewegung mit.<br />

Die mechanische Stabilität <strong>der</strong> Zelle beruht auf dem Zusammenspiel dreier verschiedener<br />

Filamente, den Mikrofilamenten, Mikrotubuli und Zwischenfilamenten (siehe Abb. 2.2).<br />

Abbildung 2.2: Schematische Darstellung <strong>der</strong> drei Komponenten des Cytoskeletts. (Vgl.:<br />

Zentrale für Unterrichtsmedien im Internet e.V., Cytoskelett)<br />

5


2 Theoretische Vorbetrachtungen<br />

Auf die Zelle wirkende Zugkräfte werden von Mikrofilamenten aufgenommen (siehe<br />

Abb. 2.2 links). Diese entstehen durch die Polymerisation von globulären Aktinmolekü-<br />

len (G-Aktin) zu polaren, filamentösen Aktinmolekülen (F-Aktin), die sich paarweise,<br />

spiralförmig umeinan<strong>der</strong> winden.<br />

Über Proteine zu dreidimensionalen Netzwerken<br />

verknüpftes F-Aktin, bildet den 100 - 500nm di-<br />

cken Zellkortex direkt unter <strong>der</strong> Plasmamembran<br />

(siehe Abb. 2.3), weshalb dieser Bereich eine gel-<br />

artige Konsistenz besitzt. Die Aktinfilamente des<br />

Zellkortex sind über verschiedene Proteine mit <strong>der</strong><br />

Membran verbunden und unterstützen so die Stabi-<br />

lität <strong>der</strong> Zelle [29]. Im Inneren <strong>der</strong> Zelle verlaufen<br />

Aktinfilamente in Form von Bündeln und verbinden<br />

die einzelnen Punkte an denen die Zelle adhäriert.<br />

Im Gegensatz zu den Mikrofilamenten, nehmen<br />

Mikrotubuli Druckkräfte auf. Mikrotubuli sind hohle<br />

Stäbe, die durch die Polymerisation von α- und β-<br />

Tubulin gebildet werden (siehe Abb. 2.2 Mitte). Der<br />

Ursprung liegt im “microtubule organizing center”<br />

Abbildung 2.3: Fluoreszenzmarkierte<br />

Endothelzellen unter dem Mikroskop.<br />

blau=Zellkern, grün=Mikrotubuli,<br />

rot=Aktinfilamente (Vgl. Wikimedia,<br />

Fluorescent Cells)<br />

(MTOC), welches in den meisten Zellen das Zentrosom in <strong>der</strong> Nähe des Zellkerns ist. Von<br />

hier aus strecken sich die Filamente sternförmig in alle Richtungen und erreichen dabei<br />

eine Länge von bis zu 25 µm. In <strong>der</strong> Zelle dienen die Mikrotubuli als Führungselemente,<br />

an denen Vesikel beim Transport durch die Zelle entlang gleiten um ihr Ziel zu erreichen<br />

und als Spindelapparat während <strong>der</strong> Zellteilung.<br />

Die chemisch stabilsten Elemente des Cytoskeletts, sind die Intermediärfilamente (sie-<br />

he Abb. 2.2 rechts). Diese, zu dicken Kabeln spiralisierten Faserproteine, weisen eine<br />

extreme Zugresistenz auf. Es gibt verschiedene Typen <strong>der</strong> Intermediärfilamente, die aus<br />

unterschiedlichen Proteinuntereinheiten, hauptsächlich aus <strong>der</strong> Keratingruppe, zusammen-<br />

gesetzt sind. Im Vergleich zu den Mikrofilamenten und den Mikrotubuli, ist die Auf- und<br />

Abbaugeschwindigkeit <strong>der</strong> Intermediärfilamente sehr gering. Diese Stabilität macht die<br />

Intermediärfilamente zur optimalen Befestigung für die Organellen in <strong>der</strong> Zelle.<br />

6


2.1.2 Ruhepotential <strong>der</strong> Zelle 3<br />

2 Theoretische Vorbetrachtungen<br />

Alle tierischen Zellen besitzen ein spezifisches Ruhepotential, was die relative, negative<br />

Ladung des Zellinneren gegenüber dem Extrazellularraum beschreibt und bei Nervenzellen<br />

bei ca. -70mV liegt [31]. Dieser Ladungsunterschied beruht auf <strong>der</strong> ungleichen Verteilung<br />

verschiedener Ionen im inneren und äußeren Zellraum.<br />

Zur Aufrechterhaltung des Gradienten wird ein<br />

aktiver Membrantransport durch das Enzym Na-K-<br />

ATPase vorausgesetzt, <strong>der</strong> im Ruhezustand ca. 1/3<br />

des Energieverbrauchs <strong>der</strong> Zelle ausmacht. Durch<br />

den Verbrauch von ATP pumpt die Na-K-ATPase Io-<br />

nen, entgegen des Konzentrationsgradienten durch<br />

die Membran und transportiert damit bei jedem<br />

Pumpzyklus 3 Na + -Ionen in den äußeren, und 2 K + -<br />

Ionen in den inneren Bereich <strong>der</strong> Zelle (siehe Abb.<br />

2.4). Das bedeutet, die Na-K-ATPase verschiebt po-<br />

sitive Ladung nach außen und ist somit elektrogen<br />

[27]. Dadurch steigt die Kaliumkonzentration in-<br />

trazellular auf einen ca. 30 mal höheren Wert, als<br />

extrazellular.<br />

Spezifische Ionenkanäle sorgen für eine selektive<br />

Abbildung 2.4: Die in <strong>der</strong> Plasmamem-<br />

bran verankerte Na-K-ATPase pumpt<br />

Na + - und K + -Ionen gegen den Konzen-<br />

trationsgradienten und Potentialgradien-<br />

ten durch die Zellmembran. Dabei wird<br />

ATP in ADP und Phosphat (P) gespal-<br />

ten. (Vgl. [4])<br />

Permeabilität <strong>der</strong> Membran. Ionenkanäle sind Proteine, die eine Diffusion von Ionen<br />

zwischen Extra- und Intrazellularraum ermöglichen, da die Membran selbst für Ionen<br />

undurchlässig ist. Sie können geschlossen, inaktiv, o<strong>der</strong> geöffnet sein und lassen nur ein<br />

bestimmtes Ion passieren. Wichtig für diese Aufgabe ist eine unterschiedliche Wirkung<br />

des Membranpotentials auf die Kanäle. Der Na + -Ionenkanal zum Beispiel ist im Ruhezu-<br />

stand bei ca. -70mV geschlossen, wodurch die Plasmamembran für Na + -Ionen praktisch<br />

undurchlässig ist. K + -Ionen nutzen den ionenspezifischen Transportweg durch die Kanäle,<br />

um, dem Konzentrationsgradienten folgend, aus <strong>der</strong> Zelle zu diffundieren. Dieser Vorgang<br />

lässt große Anionen in <strong>der</strong> Zelle zurück, wodurch es, ähnlich wie bei einem Kondensator,<br />

zur Ausbildung eines Ladungsunterschiedes kommt.<br />

Aufgrund dieser Ladungsdifferenz besteht für die K + -Ionen ein nach innen gerichteter,<br />

elektrischer Gradient <strong>der</strong> bewirkt, dass simultan K + -Ionen in das Innere <strong>der</strong> Zelle strömen.<br />

Das Ruhepotential ist nun <strong>der</strong> Zustand, bei dem die konzentrationsabhängige K + -Diffusion<br />

3 Informationen zu diesem Abschnitt stammen aus dem Buch “Anatomie, Physiologie, Pathophysiologie<br />

des Menschen” (2007) [31]<br />

7


2 Theoretische Vorbetrachtungen<br />

und <strong>der</strong> spannungsabhängige K + -Transport im Gleichgewicht sind. Für an<strong>der</strong>e Ionen<br />

stellt die Membran im Ruhezustand eine fast unüberwindliche Barriere dar, wodurch das<br />

Ruhepotential nahezu dem Kaliumgleichgewichtspotential entspricht.<br />

Das Kaliumgleichgewichtspotential lässt sich mithilfe <strong>der</strong> Nernst-Gleichung berechnen.<br />

E = RT<br />

zF ln[Ion] außen<br />

[Ion] innen<br />

(2.1)<br />

mit <strong>der</strong> Gaskonstante R, Temperatur T, Ladungszahl des Ions z, Faradaykonstante F<br />

und dem Verhältnis <strong>der</strong> Ionenkonzentrationen. Bei einer angenommenen Körpertemperatur<br />

von T = 310K und einer 30 mal höheren K + -Ionenkonzentration im Extrazellularraum,<br />

ergibt sich ein Kaliumgleichgewichtspotential von [4]<br />

E = −61mV log30 = −90mV<br />

Ionenart intrazellulare Kon- extrazellulare Kon- Verhältniss zwischen Nernstpotential<br />

zentration [mmol/l] zentration [mmol/l] innen und außen bei 310K [mV]<br />

K + 150 5 30:1 -90<br />

Na + 15 150 1:10 +61<br />

Tabelle 2.1: Typische Ionenkonzentration einer Säugetierzelle in Ruhe für Na + - und K + -Ionen[31].<br />

2.1.3 Nervenleitung<br />

Depolarisation 4 Im Ruhezustand zeigt sich die Zellmembran nur für K + -Ionen per-<br />

meabel, während sie für an<strong>der</strong>e Ionen nahezu undurchlässig ist. Dies än<strong>der</strong>t sich während<br />

<strong>der</strong> Nervenleitung. Werden von an<strong>der</strong>en Zellen Signale auf eine Nervenzelle übertragen<br />

o<strong>der</strong> von außen Spannungen eingebracht, können dadurch Schwankungen des Potentials<br />

entstehen. Überschreiten die Schwankungen am Axon während des Ruhezustands eine<br />

Schwellenspannung zwischen 10 und 20mV, erfolgt die Depolarisation <strong>der</strong> Membran<br />

durch die schlagartige Konformationsän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> spannungsabhängigen Na + -Kanäle.<br />

Daraufhin strömen Na + -Ionen durch die geöffneten Na + -Kanäle entlang des elektrischen<br />

Gradienten in die Zelle. Der Einstrom positiver Ladungen führt zu einer weiteren Aus-<br />

breitung <strong>der</strong> Membrandepolarisation, wodurch sich auch benachbarte Ionenkanäle öff-<br />

nen. Vom Ruhepotential ausgehend, kommt es innerhalb weniger Millisekunden zu einer<br />

Verschiebung des Potentials von ca. -70mV, bis zur vollständigen Ausbildung des Na + -<br />

Gleichgewichtspotentials bei ca. +40mV, bei dem die elektrochemische Kraft für den<br />

4 Informationen zu diesem Abschnitt stammen aus dem Buch “Molekularbiologie <strong>der</strong> Zelle” 2004 [2]<br />

8


2 Theoretische Vorbetrachtungen<br />

Na + -Ionenfluss verbraucht ist (siehe Abb. 2.5).<br />

Abbildung 2.5: Schematische Darstellung des Aktionspotentials und dessen typische<br />

Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Potentialdifferenz, zwischen intrazellulärem und extrazellulärem<br />

Bereich (Vgl.: Wikimedia.org, Action Potential)<br />

Repolarisation 5 Da die Zelle im Zustand des Na + -Gleichgewichtspotentials nicht<br />

in <strong>der</strong> Lage ist weitere Erregungen zu transportieren, ist es erfor<strong>der</strong>lich das Ruhemem-<br />

branpotential wie<strong>der</strong>herzustellen. Verantwortlich für die Repolarisation <strong>der</strong> Zellmembran,<br />

sind wie<strong>der</strong>um Konformationsän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Ionenkanäle. Die Inaktivierung erfolgt auto-<br />

matisch im depolarisierten Zustand und verhin<strong>der</strong>t ein erneutes Öffnen <strong>der</strong> Na + -Kanäle.<br />

Dieser Zustand, <strong>der</strong> auch als Refraktärzeit bekannt ist, hält sich noch einige Millisekunden<br />

nachdem sich das Ruhemembranpotential bereits wie<strong>der</strong> eingestellt hat. Anschließend<br />

bewirken Konformationsän<strong>der</strong>ungen, dass die Kanäle in den geschlossenen Zustand über-<br />

gehen, so dass sie sich bei einer ausreichenden Schwankung des Membranpotentials wie<strong>der</strong><br />

öffnen können.<br />

Ein weiterer Mechanismus, welcher das Wie<strong>der</strong>herstellen des Ruhemembranpotentials<br />

unterstützt, ist <strong>der</strong> K + -Ausstrom durch das Schließen <strong>der</strong> einwärtsgleichrichtenden K + -<br />

Kanäle und die gesteigerte Leitung <strong>der</strong> auswärtsgleichrichtenden K + -Kanäle. Dadurch<br />

wird bereits vor <strong>der</strong> Inaktivierung <strong>der</strong> Na + -Kanäle, das Einströmen <strong>der</strong> Na + -Ionen durch ein<br />

Ausströmen von K + -Ionen überlagert. Der Vorgang treibt somit die Membran in Richtung<br />

des K + -Gleichgewichtspotentials.<br />

5 Informationen zu diesem Abschnitt stammen aus dem Buch “Molekularbiologie <strong>der</strong> Zelle” (2004) [2]<br />

9


2 Theoretische Vorbetrachtungen<br />

Auf diese Art breitet sich das Aktionspotential wie eine laufende Welle vom Ursprungs-<br />

ort, über die ganze Plasmamembran des Axons aus und kann die Informationen, durch<br />

Neurotransmitterausschüttung in den synaptischen Spalt, an an<strong>der</strong>e Zellen weitergeben.<br />

Da das Axon beim Transport des Signals den längsten Weg überbrückt, stellt es den<br />

geschwindigkeitsbestimmenden Teil <strong>der</strong> Leitung dar.<br />

Leitungsgeschwindigkeit 5 Das Über-<br />

leben <strong>der</strong> Tiere ist stark von <strong>der</strong> Geschwin-<br />

digkeit, mit <strong>der</strong> sie auf Gefahren und an<strong>der</strong>e<br />

Umweltreize reagieren können, abhängig.<br />

Um die Nervenleitgeschwindigkeit und da-<br />

mit die Reflexzeit zu steigern, haben sich<br />

in <strong>der</strong> Natur zwei verschiedene Mechanis-<br />

men entwickelt: Die kontinuierliche und<br />

die saltatorische Leitung.<br />

Bei <strong>der</strong> kontinuierlichen Leitung breitet<br />

sich die Depolarisation wie eine Welle vom<br />

Anfang des Axons, bis zu seinem Ende aus<br />

(siehe Abb. 2.6 oben). In diesem Fall kann<br />

eine Steigerung <strong>der</strong> Leitungsgeschwindig-<br />

keit nur durch eine Vergrößerung des Axon-<br />

durchmessers r erfolgen. Dadurch entsteht<br />

ein günstigeres Verhältnis zwischen Mem-<br />

branfläche A = 2πr ∗ d und leitendem Vo-<br />

Abbildung 2.6: Leitungsvorgänge des Axons.<br />

oben: Kontinuierliche Leitung. Das Aktionspoten-<br />

tial breitet sich wie eine Welle vom Ursprungsort<br />

aus. unten: Saltatorische Leitung am myelinisier-<br />

ten Axon. Das Aktinspotential kann sich durch<br />

springen zwischen den Ranvierschen Schnürrin-<br />

gen sehr schnell ausbreiten. (Vgl. www.gym-<br />

nw.org, Reizleitung)<br />

lumen V = πr 2 ∗ d, was zu einer Verringerung des inneren Wi<strong>der</strong>stands führt, aber auch zu<br />

einer Steigerung des Leckstroms und damit zu einem höheren Energieverbrauch. Allgemein<br />

sind dadurch jedoch nur geringe Geschwindigkeiten von wenigen Metern pro Sekunde zu<br />

erreichen. Die Berechnung <strong>der</strong> Geschwindigkeit v, mit <strong>der</strong> das Aktionspotential in einem<br />

nichtmyelinisierten Axon propagiert, folgt aus <strong>der</strong> allgemeinen Kabelgleichung.<br />

v = 1<br />

<br />

d<br />

C 8ρR ∗<br />

(2.2)<br />

mit <strong>der</strong> Kapazität C <strong>der</strong> Membran, dem Durchmesser d des Axons, dem Wi<strong>der</strong>stand ρ des<br />

Mediums im Axon und R ∗ dem Ohmschen Wi<strong>der</strong>stand <strong>der</strong> Membran bei <strong>der</strong> Erregung[30].<br />

Evolutionär entwickelte sich eine noch effektivere Methode, die Myelinisierung des<br />

Axons. Zur Myelinisierung wickeln Gliazellen schichtweise ihre eigene Plasmamembran<br />

10


2 Theoretische Vorbetrachtungen<br />

spiralförmig um das Axon. Diese dichte Packung isoliert die Axonmembran, von dem,<br />

die Zelle umgebenden extrazellularem Raum, wodurch die elektrischen Verluste minimal<br />

werden. In festen Abständen wird die Myelinschicht durch das Auftreten von sogenannten<br />

Ranvierschen Schnürringen unterbrochen (Vgl. Abb. 2.1), an denen die Plasmamembran<br />

des Axons in direktem Kontakt mit dem Extrazellularraum steht. Zur Aufrechterhaltung<br />

des Leitungsvorgangs sind an den Schnürringen annähernd die gesamten Na + -Kanäle<br />

des Axons lokalisiert, weshalb nur hier die Depolarisation <strong>der</strong> Membran und das damit<br />

verbundene Aktionspotential auftreten kann. Diese Art <strong>der</strong> Nervenleitung wird als saltato-<br />

rische Leitung (saltare = springen) bezeichnet (siehe Abb. 2.6 unten). Der Name beruht<br />

auf den sehr hohen Geschwindigkeiten mit denen sich die Erregung aufgrund <strong>der</strong> guten<br />

Isolierung des Axons, zwischen den Schnürringen, sozusagen “springend” ausbreitet. Die<br />

Geschwindigkeit <strong>der</strong> saltatorischen Leitung, ist im Allgemeinen vom Durchmesser, dem<br />

Grad <strong>der</strong> Myelinisierung, und im Beson<strong>der</strong>en, von <strong>der</strong> Temperatur <strong>der</strong> Nervenfaser ab-<br />

hängig. Dadurch bestehen bei den verschiedenen Lebewesen erhebliche Unterschiede in<br />

<strong>der</strong> Nervenleitgeschwindigkeit, welche Werte von bis zu 120 m/s annehmen kann. Bei<br />

myelinisierten Axonen kann die Propagationsgeschwindigkeit nicht durch eine allgemein<br />

gültige Gleichung berechnet werden, da die geschwindigkeitsbeeinflussenden Faktoren<br />

stark variieren.<br />

2.1.3.1 Hodgkin-Huxley-Theorie 6<br />

Die Grundlagen dieser Theorie beruhen auf den, mit einem Nobelpreis ausgezeichneten<br />

Forschungsergebnissen von Hodgkin und Huxley im Jahr 1952 [19]. Sie entwickelten<br />

ein Modell (siehe Abb. 2.7), dessen Gleichung die experimentell gemessenen Werte <strong>der</strong><br />

gesamten Membranstromdichte I wi<strong>der</strong>spiegelt.<br />

dV<br />

I = CM + Ii<br />

(2.3)<br />

dt<br />

mit V, dem Membranpotential, <strong>der</strong> Zeit t und <strong>der</strong> elektrischen Membrankapazität<br />

CM. Die Ionenstromdichte Ii wird durch die Summierung des Na + -Ionenstroms INa, K + -<br />

Ionenstroms IK und an<strong>der</strong>en Ionenströmen Il (Leckströme) gebildet.<br />

Ii = INa + IK + Il<br />

(2.4)<br />

6 Informationen zu diesem Abschnitt stammen aus dem Artikel “A quantitative description of membrane<br />

current and its application to conduction and excitation in nerve” (1952) [19]<br />

11


2 Theoretische Vorbetrachtungen<br />

Abbildung 2.7: Ersatzmodell <strong>der</strong> axonalen Membran nach Hodgkin und Huxley (1952).<br />

Die variablen Wi<strong>der</strong>stände RNa, RK und <strong>der</strong> feste Wi<strong>der</strong>stand Rl des Modells, simulieren<br />

die Membranwi<strong>der</strong>stände für die Ionenströme INa, IK, und Il. Der Kondensator CM bildet<br />

die elektrische Kapazität <strong>der</strong> Membran nach. E symbolisiert das elektrische Membranpotential<br />

und ENa, EK und El die Nernstpotentiale <strong>der</strong> unterschiedlichen Ionen. (Vgl.<br />

[19])<br />

Hodgkin und Huxley fanden heraus, dass die Membranpermeabilität zufriedenstellend<br />

durch die spezifische Leitfähigkeit gi <strong>der</strong> Ionen beschrieben wird.<br />

mit <strong>der</strong> Spannungsdifferenz V −Vi für die einzelnen Ionen.<br />

INA = gNa(V −VNa) (2.5)<br />

IK = gK(V −VK) (2.6)<br />

Il = gl(V −Vl) (2.7)<br />

Bei näherer Betrachtung des Kurvenverlaufs des Aktionspotentials zeigt sich, dass <strong>der</strong><br />

Ionenfluss eine Funktion <strong>der</strong> Zeit darstellt und sich für jedes Ion unterscheidet (siehe Abb.<br />

2.8). Hodgkin und Huxley postulierten hierfür lipidlösliche Carrier (Ionenkanäle), die die<br />

Ionen durch die Plasmamembran leiten.<br />

Um die Dynamik <strong>der</strong> Carrier nachzubilden wurden die Gatingvariablen eingeführt,<br />

die den Anteil <strong>der</strong> gerade geöffneten Kanäle zu jedem Zeitpunkt wi<strong>der</strong>spiegeln. Durch<br />

Versuche schloss man auf drei Variablen die Einfluss auf das Aktionspotential haben und<br />

mit n, m und h bezeichnet werden. Der dynamische Verlauf dieser Größen wird durch die<br />

nachfolgenden Gleichungen beschrieben.<br />

12


2 Theoretische Vorbetrachtungen<br />

Abbildung 2.8: Ionenleitfähigkeiten <strong>der</strong> Na + - und K + -Ionen während des<br />

Aktionspotentials (Vgl. www.tgs-chemie.de, Ionenverschiebungen während des<br />

Aktionspotentials)<br />

dn<br />

dt = αn(V )1 − n − βn(V )n (2.8)<br />

dm<br />

dt = αm(V )1 − m − βm(V )m (2.9)<br />

dh<br />

dt = αh(V )1 − h − βh(V )h (2.10)<br />

Dabei ist jedoch zu beachten, dass die Werte für αi und βi experimentell gewonnen<br />

wurden und nicht auf physikalischen Prinzipien basieren. In Verbindung mit <strong>der</strong> Maxi-<br />

malleitfähigkeit <strong>der</strong> Ionen Gi lassen sich durch die Gatingvariablen die Ströme durch die<br />

Membranen berechnen,<br />

INa = GNam 3 h(V −VNa) (2.11)<br />

IK = GKn 4 (V −VK) (2.12)<br />

wobei die Leckströme Il zu jedem Zeitpunkt konstant sind. Durch Einsetzen in Gleichung<br />

2.3 erhält man die phänomenologische Hodgkin-Huxley-Gleichung in ihrer vollen Form<br />

[19].<br />

dV<br />

I = CM<br />

dt + GKn 4 (V −VK) + GNam 3 h(V −VNa) + Gl(V −Vl) (2.13)<br />

Hodgkin und Huxley haben hiermit eine Gleichung motiviert, die dem Aktionspotential<br />

möglichst gut angepasst ist. Zu keinem Zeitpunkt war ihr Anspruch die Herkunft des<br />

Aktionspotentials zu erklären, son<strong>der</strong>n es zu beschreiben. Sie schreiben dazu selbst in ihrer<br />

13


erühmten Arbeit von 1952(b):<br />

2 Theoretische Vorbetrachtungen<br />

"Our object here is to find equations which describe the conductance with<br />

reasonable accuracy ... but we must emphasize that the interpretation given is<br />

unlikely to provide a correct picture of the membrane."<br />

Ein wichtiger Punkt zum Beispiel, ist die Vernachlässigung <strong>der</strong> dynamischen Kapazität<br />

bereits in Gleichung 2.3. Für den Fall dass dC/dt = 0 ist, ist <strong>der</strong> von Hodgkin und Huxley<br />

gewählte Ausgangspunkt falsch und folglich auch alle daraus abgeleiteten Größen wie<br />

z. B. die Hodgkin-Huxley-Gleichung selbst (Gl. 2.12). In diesem Fall (dC/dt = 0), wäre<br />

<strong>der</strong> zweite Term auf <strong>der</strong> rechten Seite (Ii) durch einen Term <strong>der</strong> Form dC/dt ∗V zu erset-<br />

zen. Das bedeutet, dass in <strong>der</strong> Anwesenheit dynamischer Kapazitätsverän<strong>der</strong>ungen keine<br />

Ionenbewegungen notwendig sind, um die beobachteten Ströme zu erklären. Die Vermu-<br />

tung dass dC/dt = 0 ist, liegt zumindest, in Anbetracht <strong>der</strong> optischen und mechanischen<br />

Verän<strong>der</strong>ungen während des Aktionspotentials (siehe 2.1.3.2), nahe.<br />

2.1.3.2 Schalltheorie<br />

Außer den elektrischen Vorgängen kommt es bei Aktionspotentialen noch zu einigen<br />

nichtelektrischen Phänomenen, die alle an echten Nerven gemessen wurden, doch durch<br />

die Hodgkin-Huxley-Theorie nicht erklärt werden können. Beispielsweise wurde an <strong>der</strong><br />

Membran ein Temperaturpuls gemessen [1, 21, 34, 45, 42], <strong>der</strong> exakt dem Verlauf des<br />

Aktionspotentials entspricht. Berechnungen zufolge liegt <strong>der</strong> Wärmeverlust bei 10-20%,<br />

wodurch <strong>der</strong> Vorgang als nahezu adiabatisch bezeichnet werden kann. Weitere Effekte, die<br />

zeitgleich mit dem Spannungs- und Hitzepuls auftreten und nicht mit dem Hodgkin-Huxley-<br />

Modell vereinbar sind, sind das Anschwellen des Axons um ca. 4nm [23], ein Kraftpuls<br />

von 0.1-1N/m² [40, 23], sowie Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Doppelbrechung, Trübung, Fluoreszenz<br />

und die Polarisation <strong>der</strong> Membran [46]. Das bedeutet, dass sich nicht nur die Spannung,<br />

son<strong>der</strong>n auch die mechanischen, optischen und thermischen Eigenschaften <strong>der</strong> Membran<br />

während dem Aktionspotential verän<strong>der</strong>n. Diese Erkenntnisse führten zur Entwicklung<br />

neuer Theorien, um die genannten Verän<strong>der</strong>ungen in einem Modell zu vereinen.<br />

Konrad Kaufmann hat bereits 1989 eine alternative Theorie vorgestellt [24, 25]. In<br />

dieser wird das Aktionspotential als propagierende, zweidimensionale Welle beschrieben.<br />

Alle gemessenen Verän<strong>der</strong>ungen während des Nervenimpulses können hiermit qualitativ<br />

wie<strong>der</strong>gegeben werden. Kaufmann geht implizit davon aus, dass die Membran vom umge-<br />

benen Medium, zumindest für die Zeitskala eines Aktionspotentials (∼1-10ms) entkoppelt<br />

ist und sich daher alle Messungen am Nerv als reversibel, bzw. adiabatisch darstellen. Eine<br />

14


2 Theoretische Vorbetrachtungen<br />

adiabatische Propagation in einem Medium, nennt man in <strong>der</strong> Physik Schall. Größenord-<br />

nungen <strong>der</strong> Ausbreitungsgeschwindigkeit c, konnten hiermit ohne Fitparameter mithilfe<br />

<strong>der</strong> folgenden Gleichung vorhergesagt werden.<br />

<br />

1<br />

c ≈<br />

ρκ<br />

mit <strong>der</strong> Dichte ρ und <strong>der</strong> Membrankompressibilität κ.<br />

(2.14)<br />

Heimburg hat auf dieser Grundlage kürzlich das Solitonen-Modell vorgestellt [14]. Soli-<br />

täre Wellen zeichnen sich dadurch aus, dass sie sich ohne sich abzuschwächen ausbreiten<br />

und dabei ihre Form nicht verän<strong>der</strong>n. Voraussetzung zur Ausbildung von Solitonen ist, dass<br />

das Ausbreitungsmedium eine frequenzabhängige Schallgeschwindigkeit und eine Nicht-<br />

linearität z. B. in <strong>der</strong> Kompressibilität aufweist. Diese Eigenschaft besitzen Membranen<br />

unter physiologischen Bedingungen.<br />

We<strong>der</strong> Heimburg, noch Kaufmann haben jedoch direkte Messungen zu Ausbreitungen<br />

geliefert. Einer <strong>der</strong> zentralsten Kritikpunkte an <strong>der</strong> Schalltheorie blieb daher bis vor Kurzem<br />

offen, nämlich: Warum wird die Welle nicht gedämpft?<br />

Schnei<strong>der</strong> und Griesbauer gelang es kürzlich, unter Verwendung eines planaren Elektro-<br />

denchips, Schallwellen in einer Lipidmembran auszulösen und <strong>der</strong>en Existenz zu belegen<br />

[10]. Die Ausbreitungsgeschwindigkeit c , mit <strong>der</strong> sich die Schallwelle in <strong>der</strong> Membran<br />

ausbreitet, hängt stark von <strong>der</strong> Kompressibilität κ <strong>der</strong> Lipidmembran ab und folgt mit einer<br />

Genauigkeit von mehr als 10%, exakt dem Gesetz <strong>der</strong> akustischen Ausbreitung c ≈<br />

1<br />

ρκ .<br />

Befindet sich das System in <strong>der</strong> Nähe des Phasenübergangs und wird erwärmt, verringert<br />

sich die Kompressibilität. Dadurch wird die Membran härter und die Ausbreitungsge-<br />

schwindigkeit höher. Die bei den Versuchen gemessenen Geschwindigkeiten variieren<br />

zwischen 50m/s und 200m/s. Des weiteren konnten die Autoren die fehlende Dissipation<br />

<strong>der</strong> Schallwelle begründen. Der Grund dafür sind die unterschiedlichen Schallgeschwin-<br />

digkeiten zwischen <strong>der</strong> Lipidschicht und dem umgebenden Wasser. Besitzt die einfallende<br />

Welle einen geringeren Winkel als den kritischen Winkel θC mit θC = c1/c2, kommt es zur<br />

Totalreflexion woraufhin die Lipidschicht wie ein akustischer Wellenleiter wirkt. Nimmt<br />

man eine Schallgeschwindigkeit für c1 = 100m/s und für c2 = 1500m/s an, ergibt sich<br />

für θC ein Winkel von 5°. Damit ist die Transmission akustischer Wellen aus den Lipid-<br />

monolagen in die Umgebung, quasi ausgeschlossen. Dissipation kann nur aufgrund von<br />

Reibungserscheinungen in <strong>der</strong> Membran selbst stattfinden.<br />

15


2.2 Zellmembranen<br />

2 Theoretische Vorbetrachtungen<br />

Die Aufgaben, die Membranen in Zellen erfüllen, sind vielseitig (Vgl. Abschnitt 2.1.1).<br />

Sie dienen <strong>der</strong> Abgrenzung und Isolierung von Zellen und Organellen, <strong>der</strong> Aufnahme<br />

extrazellulärer Signale, <strong>der</strong> Lokalisierung <strong>der</strong> Proteine zur enzymatischen Katalyse, sowie<br />

dem kontrollierten Stofftransport [26].<br />

Abbildung 2.9: Schematische Darstellung <strong>der</strong> Zellmembran. Grüne und rote Strukturen<br />

zeigen Membranlipide in verschiedenen thermodynamischen Zuständen (grün=fluid,<br />

rot=gelförmig). Die größeren Strukturen sind Proteine, die in und an <strong>der</strong> Lipidmembran<br />

verankert sind. (Vgl. [48])<br />

Die Grundbausteine <strong>der</strong> Zellmembranen sind die Lipide, die sich, aufgrund ihrer amphi-<br />

patischen Struktur und des hydrophoben Effekts, in Wasser selbstständig zu Membranen<br />

anordnen. In diesen integriert, ist eine große Anzahl verschiedener membrangebundener<br />

Proteine. Die Erkenntnis, dass aufgrund verschiedenster Funktionen und Umgebungsbe-<br />

dingungen je<strong>der</strong> Zell- und Membrantyp eine spezielle Lipidzusammensetzung aufweist, ist<br />

ein Hinweis auf die extreme Anpassungsfähigkeit, die Membranen besitzen.<br />

Ausgehend vom einem passiven Verhalten <strong>der</strong> Lipide in Singers Flüssig-Mosaik-Modell<br />

[36], zeigen verschiedene <strong>Untersuchung</strong>en auch eine aktive Rolle an zellulären Vorgängen.<br />

Dabei erfüllt <strong>der</strong> Phasenübergang (siehe 2.2.2), welchen sie vollziehen, eine wichtige<br />

Aufgabe.<br />

2.2.1 Membranlipide 7<br />

Die größte Gruppe <strong>der</strong> Lipide in Membranen sind die Phospholipide. Sie werden aus<br />

zwei Fettsäuren und einem Phosphat gebildet, welche kovalent über Estherbindungen mit<br />

einem Glycerolmolekül verbunden sind. Das Phosphat bildet in Kombination mit einer<br />

variablen Molekülgruppe den Kopf des Lipids, welcher sowohl polar, als auch geladen<br />

7 Informationen und Bil<strong>der</strong> zu diesem Abschnitt stammen aus dem Buch “Taschenatlas <strong>der</strong> Biochemie”<br />

(2003) [26]<br />

16


2 Theoretische Vorbetrachtungen<br />

sein kann (siehe Abb.2.10). Die Fettsäurenschwän-<br />

ze hingegen zeigen keine Polarität, wodurch sich<br />

<strong>der</strong> ausgeprägte amphipatische Charakter <strong>der</strong> Phos-<br />

pholipide erklären lässt. Abhängig von <strong>der</strong> Lipid-<br />

konzentration bilden sich in wässrigen Lösungen<br />

kugelförmige o<strong>der</strong> planare Mono-, Bi- und Multi-<br />

layer, um den Kontakt zwischen den Wassermolekü-<br />

len und den Kohlenstoffketten zu verringern (siehe<br />

Abb. 2.11). Der Grund für dieses Verhalten ist die<br />

Störung <strong>der</strong> Wasserstruktur, da die unpolaren Ketten<br />

des Lipids keine Wasserstoffbrückenbindungen mit<br />

dem polaren Wasser eingehen können.<br />

Ein weiteres Lipid, das bis zu 35% <strong>der</strong> Membran<br />

ausmachen kann und großen Einfluss auf <strong>der</strong>en Flui-<br />

Abbildung 2.10: Darstellung des all-<br />

gemeinen Aufbaus <strong>der</strong> Phospholipide<br />

(Vgl. www.bioteach.ubc.ca, Phospholi-<br />

dität, laterale Beweglichkeit und Permeabilität hat, ist das Cholesterol. Cholesterol führt<br />

zu einer Verdichtung <strong>der</strong> Membran und erhöht dadurch die Membransteifigkeit [26].<br />

Abbildung 2.11: Mögliche Formen, die Lipide in wässrigen Lösungen bilden, um den<br />

Kontakt zwischen den polaren Wassermolekülen und den hydrophoben Kohlenwasserstoffketten<br />

zu verringern. (Vgl. Wikimedia.org, Phospholipids Aqueous Solution Structures)<br />

pid)<br />

2.2.2 <strong>Thermodynamische</strong> Eigenschaften <strong>der</strong> Lipide<br />

Lipide besitzen einen spezifischen Phasenübergang, bei dem es zu verschiedenen Konfor-<br />

mationsän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Moleküle kommt. Der Phasenübergang <strong>der</strong> Lipide kann in einer<br />

Analogie zum Wasser beschrieben werden. Wie bei Wasser, dass beim Abkühlen von einer<br />

flüssigen in eine feste Phase übergeht und dadurch zu Eis wird, besteht bei Phospholipiden<br />

ein Übergang von einer fluiden (L α ′) in eine gelförmige Phase (L β ′) (siehe Abb. 2.12a).<br />

Der Temperaturbereich in dem <strong>der</strong> Phasenübergang erfolgt, ist lipidspezifisch und hängt<br />

17


von verschiedenen Faktoren ab:<br />

• molekulare Faktoren<br />

2 Theoretische Vorbetrachtungen<br />

– Länge <strong>der</strong> Kohlenwasserstoffketten<br />

– Anzahl und Ort <strong>der</strong> Doppelbindungen in den Kohlenwasserstoffketten<br />

– Art <strong>der</strong> Kopfgruppe<br />

• thermodynamische Faktoren<br />

– Temperatur<br />

– pH-Wert<br />

– Salzkonzentration<br />

– Druck<br />

– Konzentration membranlöslicher Stoffe<br />

Der Phasenübergang vom fluiden in den gelförmigen Zustand sorgt in Lipidschichten dafür,<br />

dass die Packungsdichte stark ansteigt, wodurch die Fläche <strong>der</strong> Lipidschicht abnimmt<br />

und die Beweglichkeit <strong>der</strong> Lipide verringert wird. Als einfache und gut kontrollierbare<br />

Möglichkeit zur <strong>Untersuchung</strong> des Phasenübergangs eignen sich vor allem Methoden, die<br />

die spezifische Wärmekapazität, temperaturabhängig aufzeichnen. Es zeigen sich relativ<br />

scharfe Än<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Messgröße, da die für die Temperaturerhöhung <strong>der</strong> Lipidlösung im<br />

Bereich des Phasenübergangs vom gelförmigen in den fluiden Zustand benötigte Energie,<br />

sprunghaft zunimmt (siehe Abb. 2.12b).<br />

(a) (b)<br />

Abbildung 2.12: a: Schematische Darstellung <strong>der</strong> verschiedenen Lipidphasen. links:<br />

Lipide in <strong>der</strong> fluiden Phase (Lα ′). rechts: Lipide in <strong>der</strong> gelförmigen Phase (Lβ ′). (Vgl.:<br />

blogspot.com, Phases)<br />

b: Verlauf <strong>der</strong> spezifischen Wärmekapazität in Abhängigkeit von <strong>der</strong> Temperatur, bei<br />

einer Mischung aus zwei Lipiden (DLPC-D15PC).<br />

18


2 Theoretische Vorbetrachtungen<br />

Deutlich komplizierter ist <strong>der</strong> Phasenübergang in natürlichen Zellmembranen, da sie<br />

aus einer Vielzahl verschiedener Lipide und Proteine mit unterschiedlichen Eigenschaf-<br />

ten aufgebaut sind, wodurch die Anzahl thermodynamischer Freiheitsgrade erheblich<br />

ansteigt und die Phasenübergänge <strong>der</strong> Lipide sich überlappen. Infolge des Fluktuations-<br />

Dissipations-Theorems, verän<strong>der</strong>n sich beim Phasenübergang beispielsweise die Wärme-<br />

kapazität, Biegesteifigkeit, Relaxationszeit und Kompressibilität. Aufgrund <strong>der</strong> starken<br />

lateralen Beweglichkeit und den unterschiedlichen Phasenübergangstemperaturen <strong>der</strong> ver-<br />

schiedenen Lipide, kann es beim Abkühlen zur Entmischung und somit zur Ausbildung<br />

von Domänen kommen. Domänen sind Bereiche in einer Membran, in denen sich eine<br />

große Anzahl Lipide gleicher Phase ansammeln. Aus Experimenten an Membranvesikeln<br />

ist bekannt, dass sich zu Beginn <strong>der</strong> Entmischung erst sehr kleine Domänen bilden, die<br />

im Laufe <strong>der</strong> Zeit, durch Verschmelzung, zu großen Strukturen heranwachsen. In diesem<br />

Zustand ist die Membran für Ionen und an<strong>der</strong>e Moleküle durchlässig. So entsteht ein dyna-<br />

misches Modell <strong>der</strong> Zellmembran, <strong>der</strong>en Eigenschaften signifikant von den Grenzflächen<br />

zwischen den Domänen, beeinflusst werden.<br />

2.2.3 Ersatzmodell für viskoelastische Festkörper 8<br />

Für die <strong>Untersuchung</strong> <strong>der</strong> Aktionspotential-Propagation als Schallwelle (Vgl. Abschnitt<br />

2.1.3.2), sind Kenntnisse <strong>der</strong> mechanischen Eigenschaften <strong>der</strong> Zellen nötig. Tierische<br />

Zellen zeigen neben viskosem, auch elastisches Verhalten und zählen somit zur Klasse <strong>der</strong><br />

viskoelastischen Materialien (siehe Abb. 2.13). Verantwortlich für die Viskoelastizität <strong>der</strong><br />

Abbildung 2.13: Versuch zur Bestimmmung des viskoelastischen Verhaltens einer Endothelzelle.<br />

Dargestellt ist eine externe Kraft (graue Fläche) die in x-Richtung auf die Zelle<br />

wirkt. (Vgl. [8])<br />

8 Informationen und Bil<strong>der</strong> zu diesem Abschnitt stammen aus dem Buch “Technische Mechanik 4 (2002)”<br />

[11]<br />

19


2 Theoretische Vorbetrachtungen<br />

Zelle, ist <strong>der</strong> 100 - 500nm dicke Zellkortex aus Aktinfilamenten, <strong>der</strong> mittels verschiede-<br />

ner Proteine in <strong>der</strong> Zellmembran verankert ist [8] (Vgl. Abschnitt 2.1.1). Im folgenden<br />

Abschnitt wird ein Ersatzmodell für viskoelastische Festkörper vorgestellt.<br />

Zwei Versuche, die den für viskoelastische Materialien charakteristischen Kurvenver-<br />

lauf zeigen, sind <strong>der</strong> Kriechversuch und <strong>der</strong> Relaxationsversuch. Beim Kriechversuch<br />

wird zur Zeit t = 0, die Zugkraft F0 auf einen Stab aufgebracht und konstant gehalten.<br />

Voraussetzung ist, dass die Dauer <strong>der</strong> Belastung ∆t sehr viel kleiner als <strong>der</strong> Zeitraum<br />

ist, in dem die Kraft konstant gehalten wird (siehe Abb. 2.14 a). Da die Kraft F0 einen<br />

konstanten Wert beibehält und auch die Fläche des Stabs unverän<strong>der</strong>t bleibt, nimmt auch<br />

die Spannung mit σ0 = <br />

|F0|/A einen konstanten Wert an (siehe Abb. 2.14 b). Graph c stellt<br />

die Kriechfunktion J (t) = ε(t)/σ0 des Stabs mit Dehnung ε (t) bezogen auf die Spannung<br />

dar und beschreibt, wie sich die Dehnung zeitverzögert einstellt. Zur Zeit t = 0 zeigt sich<br />

die momentane Nachgiebigkeit J (0). Für t = ∞ läuft die Kriechfunktion gegen den Wert<br />

J (∞), die Gleichgewichtsnachgiebigkeit.<br />

Abbildung 2.14: Kriechversuch an einem viskoelastischen Festkörper. a: Zugkraft F die<br />

auf den Festkörper wirkt und konstant gehalten wird. b: Spannung σ die zum Zeitpunkt<br />

t = 0 sprunghaft ansteigt und konstant bleibt. c: Kriechfunktion des Körpers, dessen<br />

Dehnung ε sich zeitverzögert einstellt. (Vgl. [11])<br />

Beim Relaxationsversuch wird ein Stab zum Zeitpunkt t = 0 um einen festen Wert<br />

gedehnt und die Dehnung ε = ε0 über längere Zeit konstant gehalten (siehe Abb. 2.15a).<br />

Die Relaxationsfunktion G(t) = σ(t)/ε0 beschreibt das zeitliche Abklingen <strong>der</strong> Spannung,<br />

gegenüber <strong>der</strong> konstanten Dehnung (siehe Abb. 2.15b). G(0) ist das momentane Elastizi-<br />

tätsmodul zum Zeitpunkt t = 0 und G(∞) das Gleichgewichtmodul für t = ∞.<br />

Nun lässt sich dieses Kriech- und Relaxationsverhalten viskoelastischer Materialien auch<br />

in mechanischen Modellen durch die Kombination von Dämpfern und Fe<strong>der</strong>n nachbilden,<br />

was sich insbeson<strong>der</strong>e zur qualitativen Beschreibung und zum besseren Verständnis <strong>der</strong><br />

Phänomene eignet. Die Fe<strong>der</strong> übernimmt im Modell den elastischen Anteil, <strong>der</strong> durch des-<br />

sen Elastizitätsmodul E beschrieben wird, während <strong>der</strong> Dämpfer mit seiner dynamischen<br />

20


2 Theoretische Vorbetrachtungen<br />

Abbildung 2.15: Relaxationsversuch an einem viskoelastischen Körper. a: Die Dehnung<br />

ε wird für die Dauer des Versuchs auf einem konstanten Wert gehalten. b: Relaxationsfunktion<br />

des Körpers, dessen Spannung σ mit <strong>der</strong> Zeit t langsam abnimmt. (Vgl.<br />

[11])<br />

Zähigkeit η, das viskose Verhalten simuliert.<br />

Grundsätzlich lassen sich Dämpfer und Fe<strong>der</strong> durch Reihen- sowie durch Parallel-<br />

schaltung kombinieren. Die Parallelschaltung wurde durch Lord Kelvin (1824–1907) und<br />

Woldemar Voigt (1850–1919), in dem nach ihnen benannten Kelvin-Voigt-Körper realisiert<br />

(siehe Abb. 2.16a). Das Anlegen <strong>der</strong> konstanten Spannung σ (t) am Element führt zur Deh-<br />

nung ε (t), wobei ε für Fe<strong>der</strong> und Dämpfer stets den gleichen Wert annimmt (siehe Abb.<br />

2.16b). Man erkennt, dass <strong>der</strong> Kurvenverlauf <strong>der</strong> Kriechfunktion dem des viskoelastischen<br />

Körpers ähnelt und auf die Gleichgewichtsnachgiebigkeit J (∞) zuläuft, jedoch fehlt die<br />

momentane Nachgiebigkeit J (0). Die Spannung σ, die sich bei diesem Experiment ergibt,<br />

folgt aus <strong>der</strong> Superpostion <strong>der</strong> Fe<strong>der</strong>spannung σH = Eε und <strong>der</strong> Spannung im Dämpfer<br />

σN = η ˙ε, mit ˙ε <strong>der</strong> Dehnungsgeschwindigkeit und <strong>der</strong> Übergangszeit (Retardationszeit)<br />

τ = η/E.<br />

σ = E(1 + τ ˙ε) (2.15)<br />

Abbildung 2.16: a: Kelvin-Voigt-Körper durch Parallelschaltung von Dämpfer und Fe<strong>der</strong>.<br />

b: Kriechfunktion des Kelvin-Voigt-Körpers bei konstanter Spannung. (Vgl. [11])<br />

21


2 Theoretische Vorbetrachtungen<br />

Durch Grenzfallbetrachtungen für die Zeit t, erhält man die Kriechfunktion des Kelvin-<br />

Voigt-Körpers.<br />

J (t) = 1<br />

E (1 − e−t/τ ) (2.16)<br />

Durch, in Reihe schalten von Dämpfer und Fe<strong>der</strong>, erhält man das von J.C. Maxwell<br />

(1831–1879) entwickelte Element, den Maxwell-Körper (siehe Abb. 2.17a). In diesem Fall<br />

hat die Spannung in beiden Bauteilen den gleichen Wert und ε ergibt sich aus <strong>der</strong> Summe<br />

<strong>der</strong> Dehnungen bei<strong>der</strong> Elemente. Der Kurvenverlauf des Maxwell-Körpers wird durch<br />

zwei Verhaltensweisen geprägt. Wie Abbildung 2.17b zeigt, führt die Kraft bei t = 0 zu<br />

einem sprunghaften Anstieg <strong>der</strong> Dehnung durch die Fe<strong>der</strong>, wie man es von Festkörpern<br />

kennt. Der darauf folgende Dehnungsanstieg ab t > 0, rührt nur noch vom Dämpfer her<br />

und zeigt ein flüssigkeitsartiges Verhalten. Auch dieses Modell hat somit seine Nachteile.<br />

Der Kurvenverlauf zeigt das J (0) existiert, jedoch entspricht <strong>der</strong> lineare Dehnungsanstieg,<br />

<strong>der</strong> auf keinen festen Wert zuläuft, nicht dem eines viskoelastischen Körpers. Auch die<br />

Relaxationsfunktion erfüllt die Ansprüche nicht, da <strong>der</strong> Spannungsverlauf kein Gleichge-<br />

wichtmodul G(∞) besitzt. Die sich aus diesem Verhalten ergebende Kriechfunktion J (t)<br />

lautet:<br />

J (t) = 1 t<br />

+<br />

E η<br />

(2.17)<br />

Abbildung 2.17c zeigt den Relaxationsversuch durch Aufbringen einer konstanten<br />

Dehnung und dem sich daraus ergebenden Spannungssprung zur Zeit t = 0. Ab t > 0<br />

nimmt die Dehnung des Dämpfers langsam zu und damit die <strong>der</strong> Fe<strong>der</strong> ab, wobei sich das<br />

System entspannt und die Spannung sinkt. Die Relaxtionsfunktion des Maxwell-Körpers<br />

lautet somit:<br />

G(t) = Ee −t/τ<br />

(2.18)<br />

Allein die Kombination eines Dämpfers und einer Fe<strong>der</strong> reicht jedoch nicht für die<br />

Beschreibung eines viskoelastischen Körpers. Genauere Ergebnisse erreicht man durch die<br />

Kombination mehrerer Dämpfer und Fe<strong>der</strong>n, zu linearen Standardkörpern. Eine geeignete<br />

Lösung zur Beschreibung des viskoelastischen Verhaltens eines Festkörpers, bieten die<br />

Reihenschaltung des Kelvin-Voigt-Körpers mit einer Fe<strong>der</strong> (siehe Abb. 2.18a), sowie die<br />

Parallelschaltung eines Maxwell-Körpers und einer Fe<strong>der</strong> (siehe Abb. 2.18b). Dabei sind<br />

beide Modelle in ihrer Funktion gleichwertig. Der Kriechversuch in Abbildung 2.18c zeigt,<br />

dass <strong>der</strong> lineare Standardkörper sowohl eine momentane Nachgiebigkeit J (0) = 1/E0,<br />

22


2 Theoretische Vorbetrachtungen<br />

Abbildung 2.17: a: Maxwell-Körper durch Reihenschaltung von Dämpfer und Fe<strong>der</strong>. b:<br />

Kriechfunktion des Maxwell-Körpers bei konstanter Spannung. c: Relaxationsfunktion<br />

des Maxwell-Körpers bei konstanter Dehnung. (Vgl. [11])<br />

als auch eine Gleichgewichtsnachgiebigkeit J (∞) = 1/E0 + 1/E1 besitzt. Weiter zeigt<br />

sich in Abbildung 2.18, dass sich im Relaxationsversuch für t = ∞ keine vollständige<br />

Spannungsrelaxation einstellt und die Spannung auf das Gleichgewichtsmodul G(∞) = Ē∞<br />

zustrebt. Durch Vergleichen des linearen Standardkörpers mit den Abbildungen 2.14<br />

und 2.15 des viskoelastischen Elements, erkennt man, dass sich <strong>der</strong>en Verhaltensweisen<br />

sehr ähneln. Die Superpositionierung <strong>der</strong> Spannungen des Kelvin-Voigt-Körpers und des<br />

Hookschen Körpers, führen zur Kriechfunktion des linearen Standardkörpers<br />

J (t) = 1<br />

mit <strong>der</strong> Retardationszeit τ = η1/E1.<br />

E0<br />

+ 1<br />

(1 − e<br />

E1<br />

−t/τ<br />

) (2.19)<br />

Die Bestimmung <strong>der</strong> Relaxationsfunktion erfolgt durch Superpositionierung <strong>der</strong> Span-<br />

nung im Maxwell-Körper und <strong>der</strong> Fe<strong>der</strong> (siehe Abb. 2.18b). Mit <strong>der</strong> Relaxationszeit<br />

¯τ = ¯ η1/ E1 ¯ folgt daraus die Gleichung für die Relaxationsfunktion.<br />

−t/ ¯τ<br />

G(t) = Ē∞Ē1e 23<br />

(2.20)


2 Theoretische Vorbetrachtungen<br />

Abbildung 2.18: a: Linearer Standardkörper durch Reihenschaltung eines Kelvin-Voigt-<br />

Körpers mit einer Fe<strong>der</strong>. b: Linearer Standardkörper durch Parallelschaltung eines<br />

Maxwell-Körpers mit einer Fe<strong>der</strong>. c: Kriechversuch des linearen Standardkörpers mit<br />

Momentan- und Endelastizität. d: Relaxationsversuch des linearen Standardkörpers mit<br />

Gleichgewichtsmodul. (Vgl. [11])<br />

2.3 Nervensystem des Regenwurms - Lumbricus<br />

terrestris L. 9<br />

Das Bauchmark des Regenwurms liegt, wie <strong>der</strong> Name schon sagt, auf <strong>der</strong> Bauchseite<br />

und ist hier mit dem Hautschlauch verbunden, <strong>der</strong> das Wurminnere von <strong>der</strong> Umgebung<br />

trennt. Die Nervenfasern verlaufen überwiegend in den zentralen Bereichen, wobei <strong>der</strong>en<br />

zugehörige Zellkörper in den Randzonen lokalisiert sind. Das Bauchmark entwickelte<br />

sich ursprünglich aus einem Strickleiternervensystem. Dies gilt als Ursprung des Ner-<br />

vensystems aller Glie<strong>der</strong>tiere. Die Bezeichnung Strickleiternervensystem lässt sich von<br />

dessen Aussehen ableiten und beschreibt die paarweise, symmetrische und segmentelle<br />

Verteilung <strong>der</strong> Ganglien. Diese stehen in Längsrichtung durch Konnektive und quer, durch<br />

Kommissuren in Verbindung, jedoch ist davon beim Regenwurm kaum mehr etwas zu<br />

9Informationen zu diesem Abschnitt stammen aus dem Buch “Der Regenwurm-Lumbricus terrestris L.:<br />

Eine Praktikumsanleitung” (1986) [51]<br />

24


erkennen.<br />

2 Theoretische Vorbetrachtungen<br />

Die Bauchmarkhülle besteht aus drei strukturell differenzierten Schichten. Die äußers-<br />

te dieser Schichten besteht überwiegend aus Kollagenfibrillen, wodurch diese auch den<br />

Namen “faserige Hülle” trägt. Darunter findet man eine Schicht, die aus parallel zur<br />

Längsachse des Bauchmarks verlaufenden Muskelfasern gebildet wird. Die dritte Schicht<br />

bildet die Neuroglia, die vor allem eine isolierende und stützende Funktion erfüllt. Au-<br />

ßerdem verlaufen kleine Gefäße und Kapillaren in ihr. Die Aufgabe <strong>der</strong> dreischichtigen<br />

Hülle ist es, die Nerven vor Druck, Stauchung und Dehnung während <strong>der</strong> Bewegungen des<br />

Wurms zu schützen.<br />

Abbildung 2.19: Mikroskopische Aufnahme <strong>der</strong> medianen und lateralen Riesenfasern (RF)<br />

sowie des Muskelgewebes (M) des Regenwurms Lumbricus terrestris L. im Querschnitt.<br />

(Vgl. [37])<br />

Bei <strong>der</strong> Betrachtung eines Schnittbildes <strong>der</strong> inneren Strukturen des Bauchmarks (siehe<br />

Abb. 2.19), lassen sich deutlich voneinan<strong>der</strong> abgegrenzte Nervenzellen erkennen. In <strong>der</strong><br />

Mitte des Bauchmarks verlaufen die zu Strängen zusammengefassten Nervenfasern des<br />

Wurms. Durch ihre ungewöhnliche Größe am auffälligsten, sind die dorsal gelegenen<br />

Riesenfasern. Die mediane Riesenfaser erreicht einen Durchmesser von ca. 65 - 70µm.<br />

Seitlich davon liegen die beiden lateralen Riesenfasern mit Durchmessern von 30 - 50µm.<br />

Die lateralen Riesenfasern sind durch Brücken verbunden und bilden dadurch eine funktio-<br />

nelle Einheit. Die Riesenfasern ermöglichen aufgrund ihres enormen Durchmessers eine<br />

schnelle Signalleitung. Sie vermitteln ausschließlich den Fluchtreflex, <strong>der</strong> durch Berühren<br />

des Wurms ausgelöst wird. Dabei besitzt die mediane Riesenfaser eine geringere Schwelle<br />

für Reizungen am Vor<strong>der</strong>ende und die lateralen Riesenfasern eine geringere Schwelle<br />

für Reizungen am Hinterende. Die Riesennerven werden von ihrer Entstehung ab erst<br />

allmählich von Neurogliazellen umwickelt, welche die lockere Myelinschicht bilden. Die<br />

Riesenfasern sind keine durchgehenden Stränge. Sie werden segmentiell von einzelnen<br />

Zellen gebildet und können durch schrägliegende Septen, die den Zellgrenzen entsprechen,<br />

25


2 Theoretische Vorbetrachtungen<br />

voneinan<strong>der</strong> getrennt sein. Die Septen werden während <strong>der</strong> Entwicklung des Wurms erst<br />

komplett aufgebaut und dann langsam wie<strong>der</strong> aufgelöst, was bei ausgewachsenen Würmern<br />

dazu führt, dass in <strong>der</strong> medianen Riesenfaser 50 - 85% und in den lateralen Riesenfasern<br />

20 - 60% <strong>der</strong> Septen unvollständig sind. Aufgrund <strong>der</strong> unvollständigen Septen wirkt die<br />

mediane Riesenfaser wie ein langes Axon und kann bei den Versuchen als durchgehende<br />

Nervenfaser betrachtet werden (siehe Abb.2.20).<br />

Abbildung 2.20: Schematische Darstellung des Riesenfasern-Systems des Regenwurms<br />

Lumbricus terrestris L. Der Verlauf <strong>der</strong> medianen und lateralen Riesenfasern (MRF, LRF)<br />

ist in Längs- und Querschnittsprojektionen abgebildet. (Vgl. [52])<br />

Eine nur bei <strong>der</strong> medianen Riesenfaser auftretende Erscheinung ist das segmentelle<br />

Vorhandensein von zwei kleinen Öffnungen in <strong>der</strong> Myelinschicht. Die im Abstand von<br />

500 - 700µm voneinan<strong>der</strong> entfernten Löcher, weisen einen Durchmesser von 10 - 15 µm<br />

auf. An diesen Öffnungen ragt die Riesenfaser durch die Gliahülle. Das Erscheinungsbild<br />

ähnelt dem <strong>der</strong> Ranvierschen Schnürringe, wie sie bei den myelinisierten Fasern <strong>der</strong><br />

Wirbeltiere vorkommen. Vermutlich kommt es daher auch bei <strong>der</strong> medianen Riesenfaser<br />

zu einer saltatorischen Erregungsleitung [12]. Dies würde die nicht dem Durchmesser<br />

entsprechende, hohe Leitungsgeschwindigkeit <strong>der</strong> medianen Riesenfaser erklären [51].<br />

26


2.4 Anästhetika<br />

2 Theoretische Vorbetrachtungen<br />

Die wichtigste Aufgabe <strong>der</strong> Anästhesie ist seit jeher, die Schmerzfreiheit des Patienten<br />

während <strong>der</strong> Behandlung sicher zu stellen. So soll eine optimale Situation sowohl für den<br />

Patienten selbst, wie auch für den Operateur gewährleistet werden [39].<br />

Crawford Williamson Long, <strong>der</strong> 1842 als erster Äther als beswusstseins- und schmerz-<br />

betäubendes Mittel während einer Operation verwendete, verhalf damit <strong>der</strong> westlichen<br />

Medizin zu einem nie dagewesenem Durchbruch. Was dieser Fortschritt für die Menschen<br />

jener Zeit bedeutete, wird in den Zeilen des Chirurgen Johann Friedrich Dieffenbach aus<br />

dem Jahre 1846 deutlich [39]:<br />

"Der schöne Traum, dass <strong>der</strong> Schmerz von uns genommen, ist zur Wirklich-<br />

keit geworden. Der Schmerz, dies höchste Bewusstwerden unserer irdischen<br />

Existenz, diese deutliche Empfindung <strong>der</strong> Unvollkommenheit unseres Körpers,<br />

hat sich beugen müssen vor <strong>der</strong> Macht des Ätherdunstes."<br />

(a) (b)<br />

Abbildung 2.21: Molekülmodelle verschiedener Anästhetika mit unterschiedlichen Atomen<br />

und Atomgruppen. a: Inhalationsanästhetika, b: intravenös applizierte Anästhetika.<br />

[50]<br />

Seit den ersten bekannten Versuchen auf dem Gebiet <strong>der</strong> Anästhesie, fanden viele weitere<br />

Stoffe den Weg in die operative Medizin. Betrachtet man verschiedene anästhetische<br />

Substanzen fällt auf, dass sich keine einheitliche chemische Struktur finden lässt (siehe<br />

Abb. 2.21). Man sollte doch denken, dass all diese Stoffe auf ähnliche Weise wirken<br />

und sich demzufolge in ihrem Aufbau ähneln, doch meist sind es verschiedene, kleine,<br />

organische Substanzen. Aber auch Stoffe wie Lachgas o<strong>der</strong> das Edelgas Xenon wirken<br />

anästhesierend. Dabei wird klar, dass diese Substanzen nicht spezifisch und mit nur sehr<br />

wenigen Rezeptoren wechselwirken [50].<br />

27


2 Theoretische Vorbetrachtungen<br />

Der molekulare Wirkmechanismus <strong>der</strong> Anästhetika ist noch unklar. Es haben sich drei<br />

Theorien entwickelt, die die Wirkung auf die Membran beschreiben: die Lipid-Theorie,<br />

die Protein-Theorie und eine Mischung dieser beiden Theorien.<br />

Abbildung 2.22: Die doppellogarithmisch aufgetragene Meyer-Overton Korrelation zeigt<br />

eine lineare Abhängigkeit <strong>der</strong> anästhetischen Wirksamkeit von dem Verteilungskoeffizient<br />

(Partitionskoeffizient) des Anästhetikums. (Vgl. [50])<br />

Die Lipidtheorie geht auf die Forscher Mayer und Overton zurück. Beide entdeckten<br />

fast zeitgleich um 1900 den Zusammenhang zwischen <strong>der</strong> Löslichkeit einer Substanz<br />

in Olivenöl und ihrer anästhetischen Wirkung [50]. Das heißt, je größer die Löslichkeit,<br />

desto stärker ist auch die Wirkung. Die daraus folgende Mayer-Overton-Regel liefert<br />

auf einer logarythmischen Skala, einen lineraren Zusammenhang zwischen dem Öl-/Gas-<br />

Verteilungskoeffizient und <strong>der</strong> Wirksamkeit eines Anästhetikums (siehe Abb. 2.22). Da<br />

Olivenöl den Nachteil besitzt aus verschiedenen Ölen aufgebaut zu sein, wird heute <strong>der</strong><br />

Oktanol-/Wasser-Verteilungskoeffizient verwendet. Dieser Koeffizient weist eine bessere<br />

Korrelation zwischen <strong>der</strong> Löslichkeit eines Anästhetikums und dessen Wirkung auf. Die<br />

auf <strong>der</strong> Mayer-Overton-Regel beruhende Lipidtheorie, beschreibt die Wirkung anästhe-<br />

tischer Substanzen durch das Lösen dieser, in Lipiddoppelschichten <strong>der</strong> Zellen bis zu<br />

einer kritischen Konzentration, was Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> physikalischen Eigenschaften <strong>der</strong><br />

Membran zur Folge hat. NMR-<strong>Untersuchung</strong>en haben ergeben, dass es durch Zugabe von<br />

Anästhetika zu einer Störung <strong>der</strong> Phospholipide in <strong>der</strong> Lipiddoppelschicht von Membranen<br />

28


2 Theoretische Vorbetrachtungen<br />

kommt. Da die Membranen <strong>der</strong> verschiedenen Zellen im Körper auch eine unterschiedliche<br />

Lipidzusammmensetzung aufweisen, kann dies eine Erklärung für die unterschiedliche<br />

Wirkung <strong>der</strong> anästhetischen Substanzen auf die Zellen sein.<br />

Auch an Proteinen wurde die NMR-Methode zur <strong>Untersuchung</strong> des Wirkortes <strong>der</strong><br />

Anästhetika angewandt. Dabei konnten zwei mögliche Wechselwirkungsmechanismen<br />

festgestellt werden. Erstens besetzen anästhetische Substanzen die hydrophoben Bin-<br />

dungstaschen <strong>der</strong> Proteine, was die Funktion stark beeinflusst und zweitens kommt es<br />

an Membranproteinen zu Wechselwirkungen mit <strong>der</strong>en hydrophoben Aminosäuren. Es<br />

wird vermutet, dass dies zu einer Konformationsän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Proteine führt, was <strong>der</strong>en<br />

Inaktivierung zur Folge hat [28]. Diese Mechanismen können aber, im Vergleich zur Lipid-<br />

Theorie, keine Erklärung für die unterschiedliche Wirkung verschiedener Anästhetika<br />

liefern.<br />

29


3 Methodischer Teil<br />

In diesem Teil soll das Verfahren <strong>der</strong> elektrophysiologischen Messungen am Regenwurm<br />

und <strong>der</strong> differenzkalorimetrischen <strong>Untersuchung</strong> von Lipiden beschrieben werden. Dazu<br />

wird zunächst auf die einzelnen Elemente des Versuchsaufbaus eingegangen. Im Anschluss<br />

werden die nötigen Schritte <strong>der</strong> Präparation und <strong>der</strong> Versuchsdurchführung beschrieben.<br />

3.1 Elektrophysiologische Messungen am<br />

Regenwurm<br />

3.1.1 Versuchsaufbau<br />

Die elektrophysiologischen Messgeräte des Versuchsaufbaus zur Erfassung bioelektrischer<br />

Signale des Regenwurms, stammen von <strong>der</strong> Firma PHYWE Systeme GmbH & Co. KG<br />

aus Göttingen (siehe Abb. 3.1) und umfassen die folgenden Komponenten:<br />

• Reizgenerator zum Auslösen des Aktionspotentials (1)<br />

• Regenwurmmesskammer zur Fixierung des Regenwurms (2)<br />

• Bioverstärker zur Ableitung und Verstärkung <strong>der</strong> erzeugten Aktionspotentiale (3)<br />

• Computerinterface zur Aufzeichnung und Digitalisierung <strong>der</strong> Messdaten (4)<br />

• Computersoftware zur Darstellung <strong>der</strong> digitalisierten Messdaten am PC<br />

Der Reizgenerator erzeugt elektrische Impulse, die über Kabel auf die Elektroden in<br />

<strong>der</strong> Regenwurmmesskammer geleitet werden. In <strong>der</strong> Regenwurmmesskammer ist <strong>der</strong><br />

Regenwurm gestreckt auf den Elektroden fixiert. Der Impuls führt zum Auslösen des<br />

Aktionspotentials in <strong>der</strong> medianen Riesenfaser des Wurms, welches sich bis zum an<strong>der</strong>en<br />

Ende ausbreitet und hier von Elektroden des Bioverstärkers abgeleitet wird. Der Bio-<br />

verstärker verbessert das Signal-Rausch-Verhältnis <strong>der</strong> abgeleiteten Potentialdifferenzen<br />

und verstärkt diese, bevor sie im Computerinterface digitalisiert und gespeichert werden.<br />

30


3 Methodischer Teil<br />

Abbildung 3.1: Abbildung des Versuchsaufbaus zur Ableitung elektrophysiologischer<br />

Messwerte vom Bauchmark des Regenwurms. 1: Reizgenerator, 2: Regenwurmmesskammer,<br />

3: Bioverstärker, 4: Computer-Interface<br />

Nach Abschluss <strong>der</strong> Messung werden die Daten auf den PC übertragen und hier durch die<br />

mitgelieferte Software in ein darstellbares Format umgewandelt.<br />

Für die Messung <strong>der</strong> Temperatureinflüsse auf die Nervenleitungsvorgänge wurden weite-<br />

re Komponenten verwendet, die den Heiz- und Kühlvorgang sowie die Temperaturkontrolle<br />

ermöglichen:<br />

• Kupferplatte zur Temperierung <strong>der</strong> Regenwurmmesskammer<br />

• Wärmebä<strong>der</strong> die <strong>der</strong> Kupferplatte Wärmeenergie zuführen o<strong>der</strong> entziehen<br />

• modifiziertes Peltierelement zur lokalen Erwärmung des Regenwurms<br />

• Netzteil zur Stromversorgung des Peltierelements<br />

• Operationsverstärker zur Verstärkung <strong>der</strong> Eingangsspannung am Computer-Interface<br />

• Netzteil zur Stromversorgung des Operationsverstärkers<br />

• elektronisches Thermometer auf Grundlage des Seebeck-Messprinzips zur Tempera-<br />

turkontrolle bei <strong>der</strong> globalen Temperaturverän<strong>der</strong>ung<br />

31


3 Methodischer Teil<br />

• Wärmebildkamera zur Temperaturkontrolle bei <strong>der</strong> lokalen Erwärmung<br />

Für die globale Temperierung <strong>der</strong> Regenwurms werden die beiden Wärmebä<strong>der</strong> mit <strong>der</strong><br />

Kupferplatte verbunden, um die Geschwindigkeit <strong>der</strong> Nervenleitung bei verschiedenen<br />

Temperaturen zu messen. Zur Kontrolle <strong>der</strong> Temperatur des Regenwurms wird unter<br />

dessen Bauchseite und somit in direkter Umgebung <strong>der</strong> Nervenfasern, <strong>der</strong> Messfühler<br />

eines Thermometers platziert.<br />

Die <strong>Untersuchung</strong>en bei lokaler Erwärmung des Regenwurms werden durch Kombi-<br />

nation eines Peltierelements mit einem Kupferbauteil möglich, welches an einer Stelle<br />

auf die Bauchseite des Wurms gedrückt wird. Die Kontrolle <strong>der</strong> Temperaturverteilung auf<br />

<strong>der</strong> Regenwurmoberfläche während dieses Vorgangs, erfolgt durch Aufnahmen mit einer<br />

Wärmebildkamera.<br />

Im weiteren Verlauf dieses Kapitels werden die einzelnen Komponenten ausführlicher<br />

vorgestellt und nötige Modifikationen erklärt.<br />

3.1.1.1 Reizgenerator<br />

TECHNISCHE DATEN<br />

Amplitude: 0...9 V<br />

Impulsbreite: 0...1 ms<br />

Impulsauslösung: manuell<br />

Impulsform: Rechteck<br />

Abbildung 3.2: links: Reizgenerator zum Auslösen des Aktionspotentials am Regenwurm (Vgl.<br />

Phywe). rechts: Technische Daten des Reizgenerators.<br />

Der Reizgenerator (siehe Abb. 3.2) wurde für die elektrische Reizung bioelektrischer<br />

Signale entwickelt und liefert die nötige Spannung zum Auslösen eines Aktionspotentials.<br />

Über ein Elektrodenpaar an <strong>der</strong> Regenwurmmesskammer, wird <strong>der</strong> erzeugte Impuls auf<br />

das vor<strong>der</strong>e Ende des Regenwurms übertragen.<br />

Am Reizgenerator können über Stellknöpfe die Ausgangsamplitude und die Impulsbrei-<br />

te stufenlos geregelt werden. Die Messungen werden mit einer Impulsbreite von 0,5ms<br />

durchgeführt, wobei die benötigte Ausgangsspannung bei verschiedenen Würmern zwi-<br />

schen 1,5V und 3V schwankt. Mit <strong>der</strong> Betätigung des Startknopfes wird <strong>der</strong> eingestellte,<br />

32


3 Methodischer Teil<br />

elektrische Impuls auf die mediane Riesenfaser übertragen und die Aufnahme <strong>der</strong> Messung<br />

am Computer-Interface initialisiert.<br />

Das Problem, das sich nach den ersten Messungen ergab, war das Auslößen <strong>der</strong> Aufnah-<br />

me durch das Starten des Reizgenerators. Am Computerinterface muss die Spannung einen<br />

Grenzwert von 2,5V überschreiten, was auch über die Software nicht zu än<strong>der</strong>n ist. Bei<br />

einer Anregespannung dieser Größenordnung, werden jedoch nicht nur Aktionspotentiale<br />

in <strong>der</strong> medianen, son<strong>der</strong>n auch in <strong>der</strong> lateralen Riesenfaser ausgelöst und folglich auch<br />

vom Computerinterface aufgezeichnet. Das führt zu einer Überlagerung dieser beiden<br />

Signale und macht eine exakte Auswertung unmöglich (siehe Abb. 3.3).<br />

Abbildung 3.3: Potentialschwankungen <strong>der</strong> Aktionspotentiale in den Riesenfasern. Der<br />

erste Peak stammt von <strong>der</strong> medianen Riesenfaser. Die darauf folgenden Schwankungen<br />

entstehen durch die Überlagerung <strong>der</strong> Potentiale aus <strong>der</strong> medianen und den lateralen<br />

Riesenfasern.<br />

Daher wurde ein nichtinvertierten<strong>der</strong> Operationsverstärker (siehe Abb. 3.4) zwischen den<br />

Reizgenerator und das Computerinterface geschaltet. Die Wi<strong>der</strong>stände in <strong>der</strong> Operationverstärker-<br />

Schaltung wurden so gewählt, dass eine 2,5-fache Verstärkung des Ausgangssignals erfolg-<br />

te. Somit kann eine Messaufnahme bereits bei 1V Ausgangsspannung ausgelöst werden.<br />

Nichtinvertieren<strong>der</strong> Operationsverstärker<br />

Als Grundbaustein für die Schaltung zur Verstärkung des Ausgangssignals des Reizgenera-<br />

tors, dient ein einfacher Operationsverstärker (OP). Die im Handel mit unterschiedlichen<br />

integrierten Schaltungen erhältlichen Operationsverstärker sind analoge, aktive Bauelemen-<br />

te, mit einem invertierenden (U−) und einem nichtinvertierenden (U+) Eingang. Allen OP<br />

gemein ist auch, dass <strong>der</strong>en Eingangsstufe immer ein Differenzverstärker ist. Ursprünglich<br />

33


3 Methodischer Teil<br />

Abbildung 3.4: Nichtinvertieren<strong>der</strong> Operationsverstärker, zur Verstärkung <strong>der</strong> Eingangsspannung<br />

am Computer-Interface zur, Tiggerung <strong>der</strong> Messaufnahme<br />

wurden OP in analogen Rechnern für das Ausführen mathematischer Operationen wie<br />

Logarithmieren, Integrieren, Addieren und Subtrahieren verwendet. Heute werden sie<br />

hauptsächlich zur Spannungs- und Leistungsverstärkung eingesetzt.<br />

Der Differenzverstärker am Eingang des Operationsverstärkers reagiert auf sehr geringe<br />

Spannungsunterschiede zwischen U− und U+ und wandelt diese unter Verwendung einer<br />

Konstantstromquelle, in einen proportionalen Ausgangsstrom um. Im nächsten Schritt<br />

wird <strong>der</strong> kleine proportionale Strom durch die sogenannte Geradeausverstärkung o<strong>der</strong><br />

Leerlaufverstärkung GGV , wie<strong>der</strong>um unter Verwendung <strong>der</strong> Konstantstromquelle, um das<br />

bis zu 10.000-fache verstärkt.<br />

UAusgang = (U+ −U−)GGV<br />

(3.1)<br />

Die Leistungsendstufe bildet das letzte Glied <strong>der</strong> Verstärkung und benötigt als einzige<br />

keine Konstantstromquelle. Sie wirkt als Stromtreiber für den Ausgang und ermöglicht<br />

durch einen kleinen Ausgangswi<strong>der</strong>stand einen hohen Ausgangsstrom. Als Konstant-<br />

stromquelle dient ein Netzteil, dass den Operationsverstärker mit einer symmetrischen<br />

Betriebsspannung +U und -U versorgt.<br />

Die im integrierten Schaltkreis des Operationsverstärkers zusammengefassten Elemen-<br />

te, erfüllen die eigentliche Aufgabe <strong>der</strong> Verstärkung. Die Anpassung <strong>der</strong> gewünschten<br />

Wirkungsweise des Operationsverstärkers, zum nichtinvertierenden Operationsverstärker,<br />

erfolgt durch die äußere Beschaltung (siehe Abb. 3.5). [38]<br />

34


3 Methodischer Teil<br />

Abbildung 3.5: Schaltplan des nichtinvertierenden Operationsverstärkers.<br />

Der Unterschied zwischen dem nichtinvertierenden und dem invertierenden Operations-<br />

verstärker ist <strong>der</strong>, dass beim Nichtinvertierenden die Polarität, bzw. das Vorzeichen <strong>der</strong><br />

Eingangsspannung nicht verän<strong>der</strong>t wird. Mit <strong>der</strong> benötigten Betriebsspannung an Eingang<br />

4 und 7 (siehe Abb. 3.5), wird <strong>der</strong> Operationsverstärker durch ein Netzteil versorgt. Die<br />

Eingänge 1 und 2 und <strong>der</strong> Ausgang 6 werden durch Lötverbindungen auf <strong>der</strong> Platine<br />

mit Kabeln und den daran befestigten Bananensteckern kontaktiert. Für die Beschaltung<br />

als nichtinvertieren<strong>der</strong> Verstärker werden <strong>der</strong> Wi<strong>der</strong>stand R1 und das Potentiometer R2<br />

verwendet. Die beiden Wi<strong>der</strong>stände bilden einen, einseitig auf <strong>der</strong> Masse liegenden Span-<br />

nungsteiler. Durch sie wird ein Teil <strong>der</strong> Ausgangsspannung zur Spannungsgegenkopplung<br />

auf den invertierenden Eingang des OP geleitet. Die Verstärkung des OP berechnete sich<br />

dadurch nach <strong>der</strong> Formel:<br />

UAusgang = UEingang(1 + R2<br />

R1<br />

) (3.2)<br />

Das Ausgangssignal des Reizgenerators U1 wird mit dem nichtinvertierenden Eingang<br />

des Operationsverstärkers verbunden. Als Differenzsignal wird <strong>der</strong> invertierende Eingang<br />

mit einem Nullpotential (GND) beschaltet. Die verstärkte Ausgangsspannung bildet die<br />

Differenz <strong>der</strong> beiden Potentiale U2 und GND. Da R1 in <strong>der</strong> Schaltung ein 10 kΩ Wi<strong>der</strong>-<br />

stand ist, ergab sich für die gewünschte 2,5-fache Verstärkung des Eingangssignals, nach<br />

Gleichung 3.2, einen Wert von 15 kΩ für das Potentiometer R2. [5]<br />

3.1.1.2 Regenwurmmesskammer<br />

Die Regenwurmmesskammer (siehe Abb. 3.6) bildet die Schnittstelle zwischen dem biolo-<br />

gischen Gewebe und dem technischen System. Sie unterstützt bei <strong>der</strong> genauen Platzierung<br />

35


3 Methodischer Teil<br />

und anschließenden Fixierung des Regenwurms. Auch die Elektroden zur Übertragung und<br />

Ableitung elektrischer Potentiale sind in die Messkammer integriert. Zur Temperaturregu-<br />

lierung des Regenwurms wurde zudem eine Vorrichtung installiert, um über Wärmebä<strong>der</strong><br />

die Temperatur <strong>der</strong> Messkammer zu verän<strong>der</strong>n. Die Vorrichtung ermöglicht es, den Wurm<br />

zu erwärmen und zu kühlen, ohne seine Lage in <strong>der</strong> Kammer zu verän<strong>der</strong>n.<br />

Abbildung 3.6: Regenwurmmesskammer zum fixieren des Wurms während <strong>der</strong><br />

Messung.<br />

Die Messkammer besteht hauptsächlich aus einem Aluminium U-Profil. Um den Wurm<br />

in <strong>der</strong> Kammer zu fixieren, sind zwei Moosgummistreifen parallel, in einem Abstand von<br />

10mm aufgeklebt, zwischen die <strong>der</strong> betäubte Regenwurm gelegt wird. Die Elektroden<br />

zur Anregung und Ableitung <strong>der</strong> Nervenaktionspotentiale, sind paarweise angeordnete<br />

Stecknadeln aus Edelstahl. Durch Krokodilklemmen werden die Kabel des Reizgenerators<br />

und des Bioverstärkers mit den Elektroden kontaktiert. Eine dünne, mit Löchern versehene<br />

Plexiglasplatte wird oben auf <strong>der</strong> Messkammer platziert, um den Regenwurm auch in<br />

diese Richtung zu fixieren und dessen Kontakt mit den Elektroden, durch leichten Druck<br />

zu erhöhen. Die Löcher in <strong>der</strong> Platte sichern die ausreichende Sauertoffversorgung des<br />

Wurms während <strong>der</strong> Versuche. Zur Erdung <strong>der</strong> gesamten Kammer dient einerseits, eine<br />

seitlich am U-Profil platzierte Buchse, sowie die Platzierung <strong>der</strong> Kammer auf einer, mit<br />

<strong>der</strong> Erde verbundenen Aluminiumfolie.<br />

36


3 Methodischer Teil<br />

Temperaturregelung <strong>der</strong> Regenwurm-Messkammer<br />

Um die Aktionspotential-Propagation in <strong>der</strong> medianen Riesenfaser bei unterschiedlichen<br />

Temperaturen zu messen, wurde das System um ein Element erweitert, dass die Verände-<br />

rung <strong>der</strong> Temperatur in <strong>der</strong> Regenwurm-Messkammer ermöglicht. Das Element musste die<br />

Bauchseite des Regenwurms kontrolliert und schnell erwärmen und kühlen, während sich<br />

die Lage des Wurms in <strong>der</strong> Kammer durch den Vorgang nicht verän<strong>der</strong>t.<br />

Die Lösung hierfür war eine Metallplatte, die die Temperatur <strong>der</strong> Kammer von unten<br />

verän<strong>der</strong>t. Da die Platte eine gute Wärmeleitfähigkeit benötigt, wurde sie aus Kupfer gefer-<br />

tigt. Ihre äußeren Abmaße wurden so angepasst, dass sie exakt in das U-Profil passt. Um<br />

<strong>der</strong> Kupferplatte Wärmeenergie zuzuführen o<strong>der</strong> zu entziehen, wurden auf einer Seite zwei<br />

parallele Nuten in das Metall gefräßt, die sich am an<strong>der</strong>en Ende in einen Bogen vereinen.<br />

In diese Nut wurde ein Kupferrohr eingepasst und anschließend durch Wärmeleitkleber<br />

fest mit <strong>der</strong> Kupferplatte verbunden. Die Verbindung <strong>der</strong> Regenwurmmesskammer mit <strong>der</strong><br />

Kupferplatte, erfolgt über Gewinde in <strong>der</strong> Platte, die ein Verschrauben <strong>der</strong> beiden Bauteile<br />

ermöglichen (siehe Abb. 3.7).<br />

Abbildung 3.7: Kupferplatte welche zur Temperaturregulierung<br />

mit <strong>der</strong> Messkammer verschraubt wird.<br />

Da die Betäubung des Regenwurms nur für einen begrenzten Zeitraum wirkt, muss <strong>der</strong><br />

Vorgang des Abkühlens und Aufheizens sehr schnell erfolgen. Zu diesem Zweck werden<br />

zwei getrennte Wärmebä<strong>der</strong> genutzt, die unterschiedlich temperiert sind. Die beiden Enden<br />

des Kupferrohres sind durch Teflonschläuche, über 3-Wege-Stellventile, mit den beiden<br />

Wärmebä<strong>der</strong>n gekoppelt. Das einfache Hin- und Herschalten zwischen dem warmen und<br />

dem kalten Wärmebad, ermöglicht einen ausreichend großen Temperaturgradienten. Um<br />

den Einfluss <strong>der</strong> Umgebungstemperatur zu verringern, ist die Regenwurm-Messkammer<br />

37


3 Methodischer Teil<br />

während <strong>der</strong> Versuche in einem isolierenden Styroporbehälter untergebracht.<br />

Peltier-Element<br />

Um Verän<strong>der</strong>ungen in <strong>der</strong> Erregungsleitung näher zu untersuchen, wurde ein Peltierelement<br />

so umkonstruiert, dass die Temperaturverän<strong>der</strong>ung lokal begrenzt stattfinden kann. Das<br />

Peltier-Element ist ein, nach seinem Entwickler Jean Peltier benannter, elektrothermischer<br />

Wandler, durch den Temperaturdifferenzen in einem Halbleiterbauteil erzeugt werden<br />

können.<br />

Um den Peltier-Effekt hervorzurufen werden Halbleiter, <strong>der</strong>en Leitungsbän<strong>der</strong> unter-<br />

schiedliche Energieniveaus aufweisen, abwechselnd in einer Reihe angeordnet (siehe<br />

Abb.3.8). Legt man jetzt eine Spannung an, wird an <strong>der</strong> Kontaktstelle <strong>der</strong> Halbleiter Wär-<br />

meenergie aufgenommen, um Elektronen in das energetisch höher gelegene Leitungsband<br />

zu beför<strong>der</strong>n. An <strong>der</strong> darauf folgenden Kontaktstelle fällt das Elektron vom energetisch<br />

höheren, auf das energetisch niedrigere Leitungsband, wobei Energie in Form von Wärme<br />

frei wird. Die dabei abgegebene Wärme Qw ergibt sich aus <strong>der</strong> Summe <strong>der</strong> zugeführten<br />

elektrischen Energie Pel und <strong>der</strong> auf <strong>der</strong> kalten Seite entzogenen Wärme Qk<br />

Qw = Pel + Qk<br />

Abbildung 3.8: Schematische Darstellung eines Peltierelements,<br />

dass durch abwechselndes Aneinan<strong>der</strong>reihen p- und<br />

n-dotierter Halbleiter gebildet wird.<br />

(3.3)<br />

Auch das für die Versuche verwendete Peltier-Element beruht auf diesem Prinzip.<br />

Nur werden heute würfelförmige, p- und n-dotierte Halbleiter verwendet, die auf einer<br />

quadratischen Fläche angeordnet sind (siehe Abb. 3.9). Verschiedene Würfel werden<br />

immer abwechselnd, oben und unten über Metallbrücken miteinan<strong>der</strong> verbunden, so<br />

dass eine Reihenschaltung gebildet wird. Die Brücken sind zugleich die thermischen<br />

Kontaktflächen zwischen den Halbleitern. Somit wird auf <strong>der</strong> einen Seite Wärme durch<br />

die Metallbrücken aufgenommen und auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite wie<strong>der</strong> abgegeben, was zu<br />

einer Temperaturdifferenz zwischen <strong>der</strong> oberen und <strong>der</strong> unteren Fläche führt. Welche Seite<br />

sich bei Stromfluss erwärmt und welche sich abkühlt, wird durch die Richtung, die <strong>der</strong><br />

38


3 Methodischer Teil<br />

Strom durch die Halbleiter nimmt, bestimmt. Die Leistung des Peltier-Elements wird<br />

über die Stromstärke geregelt, da <strong>der</strong> Wärmestrom Q im Peltierelement, proportional zur<br />

aufgenommenen elektrischen Leistung ist. Zu beachten gilt, dass <strong>der</strong> elektrische Verlust<br />

P = RI 2 durch den Wi<strong>der</strong>stand R, im Peltier-Element proportional zum Strom im Quadrat<br />

wächst und damit <strong>der</strong> elektrische Verlust stark ansteigt. Dadurch nimmt <strong>der</strong> Wärmestrom<br />

ab einer bestimmten Stromstärke nicht weiter zu, son<strong>der</strong>n ab.<br />

Abbildung 3.9: Schematische Darstelung des verwendeten<br />

Peltier-Elements. Die blauen und roten Balken sind p- bzw.<br />

n-dotierte Halbleiterblöcke. Die Kontaktflächen <strong>der</strong> Halbleiter<br />

sind grün dargestellt.<br />

Die wesentlichen Vorteile <strong>der</strong> Peltierelemente sind die geringe Baugröße, die exakte<br />

Einstellung <strong>der</strong> Temperaturdifferenz duch die Spannung, <strong>der</strong> Wechsel zwischen Kühlen<br />

und Heizen durch Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Stromrichtung und <strong>der</strong> Betrieb ohne Kühlmittel.<br />

Für den Zweck <strong>der</strong> lokalen Erwärmung, ist die Auflagefläche des zur Verfügung ste-<br />

henden 10mm x 10mm großen Peltierelements, ungeeignet. Bei diesem Versuch sollte<br />

nur die Temperatur eines möglichst geringen Bereichs verän<strong>der</strong>t werden. Aufgrund dieser<br />

Anfor<strong>der</strong>ung wurde ein Kupferwürfel mit einer Kantenlänge von 10mm ausgewählt und<br />

so zurecht gefräst, dass auf einer 10mm x 10mm Fläche, ein Steg mit einer Höhe von<br />

7mm und einer Breite von 3mm stehen blieb. Mittels Wärmeleitpaste und Sekundenkleber,<br />

wurde die Fläche des Kupferstegs, fest mit dem Peltierelement verbunden.<br />

Durch das Anschließen des Peltier-Elements an eine Gleichspannungsquelle, kann die<br />

Temperatur am Kupferstück geregelt werden.<br />

3.1.1.3 Bioverstärker<br />

Der Bioverstärker (siehe Abb. 3.10) dient <strong>der</strong> Ableitung <strong>der</strong> Potentiale, die sich infolge des<br />

Aktionspotentials in <strong>der</strong> medianen Riesenfaser ergeben. Dafür sind Kabel vom positiven<br />

und vom negativen Verstärkereingang mit zwei Elektroden, die sich unter dem hinteren<br />

Ende des Regenwurms in <strong>der</strong> Regenwurm-Messkammer befinden, verbunden. Da sich<br />

bei physiologischen Biosignalen die Potentialverän<strong>der</strong>ungen im Milli- und Mikrovoltbe-<br />

reich bewegen, ist eine geeignete Verstärkung unerlässlich. Zudem werden mithilfe des<br />

39


3 Methodischer Teil<br />

Bioverstärkers technische Artefakte verringert, die dass zu messende Signal überlagern<br />

und unbrauchbar machen können. Technische Artefakte können von den Messgeräten des<br />

Versuchsaufbaus ausgehen, o<strong>der</strong> von außen eingekoppelt werden.<br />

TECHNISCHE DATEN<br />

Eingangswi<strong>der</strong>stand 10 MΩ<br />

Eingangsspannungen:<br />

-Arbeitsbereich 10 µV-100 mV<br />

-Obere Grenzspannung 1V<br />

Verstärkungsstufen 100-fach<br />

Frequenzbereiche:<br />

1000-fach<br />

-EKG, ERG 0,5 Hz-75 Hz<br />

-EEG, ENG, EOG 1 Hz-25 Hz<br />

-EMG 80 Hz-5 kHz<br />

Ausgangswi<strong>der</strong>stand < 1 kΩ<br />

Abbildung 3.10: links: Bioverstärker zum Filtern und Verstärken <strong>der</strong> abgeleiteten Aktionspotentiale<br />

(Vgl. Phywe). rechts: Technische Daten des Bioverstärkers.<br />

Der Biovertärker ermöglicht die Messung verschiedener Biosignale, wie Hirnströme<br />

(EEG), Herzspannungskurven (EKG) und Muskelaktionspotentiale (EMG), um nur die<br />

Bekanntesten zu nennen. Die Einstellung <strong>der</strong> verschiedenen Messarten ermöglicht es, den<br />

Bioverstärker auf die zu erwartenten Frequenzen zu konfigurieren.<br />

Das nach dem 1931/32 von Jan Friedrich Tönnies entwickelte Differenzverstärkerprinzip,<br />

bildet die Grundlage des Bioverstärkers, mit dessen Hilfe die Potentialdifferenz zweier<br />

Eingangspotentiale verstärkt wird. Bei Verwendung eines einfachen, unipolaren Verstärkers,<br />

würden auch technische Artefakte die aus <strong>der</strong> Umgebung eingekoppelt werden, mit in<br />

die Ableitung einfließen. Die Quelle dieser Störungen sind Stromleitungen, elektrische<br />

Geräte und Leuchtmittel, <strong>der</strong>en Fel<strong>der</strong> kapazitiv o<strong>der</strong> induktiv, von außen in die Kabel<br />

und Elektroden eingekoppelt werden. Da diese Fel<strong>der</strong> meist mit 50Hz schwingen und<br />

gleichmäßig im Raum verteilt sind, verursachen sie an den beiden Messelektroden ein<br />

gleichphasiges und gleichstarkes Signal, weshalb sie auch Gleichtaktsignale genannt<br />

werden. Durch den Einsatz des Differenzverstärkers kommt es nur an einem Eingang,<br />

durch eine Phasenverschiebung des Signals um 180°, zur Invertierung, wodurch sich<br />

phasengleiche Eingangssignale bei <strong>der</strong> Verarbeitung gegenseitig auslöschen. Nur Signale<br />

mit ungleicher Phasenlage, wie sie durch bipolare Ableitung <strong>der</strong> Biosignale induziert<br />

werden, erzeugen eine Differenz und erfahren somit eine Verstärkung.<br />

Um die Potentialquelle nicht mit Strom zu belasten, liegt die Eingangsimpedanz des<br />

Bioverstärkers, bei 10MΩ. Zusätzlich minimiert die hohe Impedanz den Einfluss des<br />

40


3 Methodischer Teil<br />

Elektrodenübergangswi<strong>der</strong>standes. Dies ist wichtig, da <strong>der</strong> Quellwi<strong>der</strong>stand des Objekts<br />

wesentlich kleiner sein muss als <strong>der</strong> Eingangswi<strong>der</strong>stand des Messgeräts, um bei solch<br />

geringen Spannungen ein Signal zu messen.<br />

Um Störungen, die nicht im Frequenzband biologisch erzeugter Signale liegen zu un-<br />

terdrücken, werden Bandpassfilter verwendet. Der Tiefpass lässt Signale unterhalb einer<br />

festgelegten Frequenz problemlos passieren, wohingegen hochfrequente Störungen aus<br />

dem Signal gefiltert werden. Der Hochpass arbeitet im genau entgegengesetzten Fre-<br />

quenzbereich. Er filtert Signalanteile, die einen tieffrequenten Anteil besitzen, aus den<br />

Messwerten. Trotz allen Versuchen ein möglichst störungsfreies Messignal zu erhalten,<br />

bleibt doch immer das Verstärkerrauschen. Dieses kleine Störsignal entsteht durch thermi-<br />

sche Elektronenbewegungen in resistiven Komponenten des Verstärkers und verteilt sich<br />

über einen breiten Frequenzbereich.<br />

Für die Messungen <strong>der</strong> Leitungsgeschwindigkeit am lebenden Regenwurm, erfüllt die<br />

Elektromyographie (EMG) die besten Voraussetzungen. Unter dem Begriff EMG versteht<br />

man das Erfassen von Muskelaktionspotentialen, die durch Erregung von Nervenzellen<br />

verursacht werden. Die Ableitung des Messsignals erfolgt bei Säugetieren an <strong>der</strong> Mus-<br />

kulatur, da durch die Reizung meist sehr viele Nervenzellen gleichzeitig erregt werden.<br />

Die verschiedenen Nervenzellen besitzen keine einheitliche Leitgeschwindigkeit, weshalb<br />

sich ihre Signale überlagern. Eine einzelne Nervenfaser kann jedoch mehrere hun<strong>der</strong>t<br />

Muskelzellen simultan zur Kontraktion anregen. Die sich daraus ergebenden Muskelakti-<br />

onspotentiale bilden in <strong>der</strong> Summe ein messbares Signal.<br />

Beim Regenwurm ist <strong>der</strong> Umweg über die Muskulatur unnötig, da die mediane Riesen-<br />

faser am Vor<strong>der</strong>ende leichter erregbar ist, als an<strong>der</strong>e Nervenzellen in diesem Gebiet (Vgl.<br />

Abschnitt 2.3). Es ist also möglich, nur diese eine Faser zu reizen. Der geringe Abstand<br />

<strong>der</strong> Elektroden zur medianen Riesenfaser ermöglicht es am hinteren Ende des Wurms, ein<br />

ausreichendes Signal <strong>der</strong> medianen Riesenfaser abzuleiten.<br />

3.1.1.4 Computer-Interface<br />

Das Computer-Interface (siehe Abb. 3.11) bildet die Schnittstelle zwischen dem analogen<br />

Messsignal und <strong>der</strong> digitalen Darstellung <strong>der</strong> Messwerte am Computer. Zu seinen Aufgaben<br />

zählen, das Starten <strong>der</strong> Aufnahme durch den elektrischen Puls des Reizgenerators, die<br />

Aufnahme des Messsignals, die Digitalisierung und das Übertragen <strong>der</strong> Werte auf den<br />

Computer. Dazu ist das Computer Interface über Kabel, jeweils mit den Ausgängen des<br />

Reizgenerators und des Bioverstärkers verbunden. Die Übertragung <strong>der</strong> digitalisierten<br />

Daten an den Computer, erfolgt über eine USB-Schnittstelle am Computer-Interface.<br />

41


3 Methodischer Teil<br />

Abbildung 3.11: Computer-Interface zum Aufzeichnen <strong>der</strong> Messungen und anschließen<strong>der</strong><br />

Übertragung <strong>der</strong> Daten auf den Computer (Vgl. Phywe).<br />

Über die Schnittstelle werden auch, die vor je<strong>der</strong> Messung festgelgten Messbereiche und<br />

Triggereinstellungen, vom Computer auf das Computer-Interface übertragen.<br />

3.1.2 Versuchsdurchführung<br />

Seit Galvani um 1780 die elektrische Natur <strong>der</strong> Nervenzellen, durch Stimulation von<br />

Muskelzuckungen am Froschbein nachgewiesen hat [9], wird die Präparation des Ischias-<br />

nervs des Frosches, bis in die heutige Zeit zur <strong>Untersuchung</strong> <strong>der</strong> Nervenleitung verwendet.<br />

Jedoch hat diese Methode den Nachteil, dass die Tiere zu diesem Zweck getötet werden<br />

müssen. Eine sehr viel tierfreundlichere Alternative, stellt hier die Messung am intak-<br />

ten Regenwurm dar. Auch bei diesem Versuchsobjekt galt lange Zeit das Freilegen des<br />

Nervs für die Messungen als unumgänglich, da für die Signalableitung hakenförmige<br />

Elektroden am Bauchmark angebracht werden mussten. Jedoch konnte gezeigt werden,<br />

dass die elektrischen Nervenimpulse problemlos auch am unversehrten Wurm, direkt von<br />

<strong>der</strong> Bauchoberfläche abgenommen werden können [17]. Die für die Versuche verwendete<br />

Regenwurmart Lumbricus terrestris L. (Vgl. Abschnitt 2.3), die umgangssprachlich als Tau-<br />

wurm bezeichnet wird, eignete sich, aufgrund ihrer Länge von bis zu 30cm, ausgezeichent<br />

für die Messungen.<br />

3.1.2.1 Vorbereitung des Regenwurms<br />

Um die Versuche unter optimalen Bedingungen durchzuführen, werden die Regenwürmer<br />

vor den Messungen betäubt. Dadurch wird die Anzahl <strong>der</strong>, das Messergebnis verfälschen-<br />

den, biologischen Artefakte verringert und die Messstrecke, durch Bewegungen des Wurms,<br />

42


3 Methodischer Teil<br />

nicht verän<strong>der</strong>t. Biologische Artefakte werden durch den Wurm selbst generiert und ent-<br />

stehen durch Verspannungen <strong>der</strong> Muskulatur und seinen Bewegungen. Die Betäubung<br />

sorgt durch das Blockieren <strong>der</strong> Aktionspotentiale für ein Erschlaffen <strong>der</strong> Wurmmuskulatur,<br />

wodurch Störspannungen auf ein Minimum reduziert werden.<br />

Wie in <strong>der</strong> Literatur empfohlen [51], wird <strong>der</strong> Regenwurm mit dem leichten Lokalan-<br />

ästhetikum Chloreton betäubt. Dadurch wird die Ausbreitung von Aktionspotentialen in<br />

Nerven und Muskeln vermin<strong>der</strong>t bzw. ganz gestoppt. Für die Behandlung des Regenwurms<br />

wird eine wässrige Lösung <strong>der</strong> Relaxanz mit 0,2Gew.% Chloreton und 0,4Gew.% NaCl<br />

verwendet, in die <strong>der</strong> Wurm gelegt wird. Der Regenwurm kommt gemeinsam mit <strong>der</strong><br />

Lösung in ein Becherglas bis er vollkommen bedeckt ist. Das Betäubungsmittel gelangt<br />

durch Diffusion, über die Wurmhaut in den Wurm. Um lediglich die Bewegung des Wurms<br />

zu unterbinden, darf nur <strong>der</strong> äußere Muskelschlauch betäubt werden. Wirkt das Betäu-<br />

bungsmittel zu lange ein, werden auch die Nerven im Bauchmark des Regenwurms betäubt<br />

was zur Folge hat, dass vorerst keine Aktionspotentiale mehr messbar sind. Die Dauer, bis<br />

<strong>der</strong> Wurm ausreichend betäubt ist und er keine Reflexe bei Berührungen mehr zeigt, ist von<br />

seiner Größe abhängig und liegt im Mittel bei ca. 15 Minuten. Der vollständig erschlaffte<br />

Regenwurm wird, mit <strong>der</strong> Bauchseite auf den Elektroden, in <strong>der</strong> Regenwurmmesskammer<br />

platziert. Für eine erfolgreiche Reizung wird <strong>der</strong> Regenwurm, aufgrund <strong>der</strong> erhöhten<br />

Erregbarkeit am Vor<strong>der</strong>ende <strong>der</strong> medianen Riesenfaser (Vgl. Abschnitt 2.3), mit dieser auf<br />

die reizenden- und mit dem hinteren Ende auf die ableitenden Elektrodenpaare gelegt.<br />

3.1.2.2 Bipolare Messung von Aktionspotentialen<br />

Für die Aktionspotential-Messung am intakten Regenwurm, wird das, aus <strong>der</strong> klinischen<br />

Neurophysiologie bekannte, bipolare Messverfahren, zur messtechnischen Erfassung bio-<br />

elektrischer Potentialdifferenzen verwendet. Die Störung des Ruhepotentials zum Auslößen<br />

eines Aktionspotentials, erfolgte mittels zweier benachbarter Elektroden (Vgl. Abschnitt<br />

2.1.3). Durch einen quadratischen Spannungspuls des Reizgenerators, wird das Membran-<br />

potential zu einem weniger negativen Wert verschoben, wobei die Wirkung grundsätzlich<br />

von <strong>der</strong> Kathode ausgeht. Durch die Überschreitung des Schwellenwerts wird ein Akti-<br />

onspotential ausgelöst, dass sich in beide Richtungen entlang <strong>der</strong> Nervenfaser im Wurm<br />

ausbreitet.<br />

Zur bipolaren Ableitung des Aktionspotentials werden in einem bestimmten Abstand<br />

wie<strong>der</strong>um zwei mit einem Differenzverstärker verbundene Elektroden platziert, welche<br />

über Kabel mit dem positiven und negativen Eingang des Bioverstärkers verbunden sind.<br />

Die aufgezeichneten Potentialverän<strong>der</strong>ungen zeigen aus diesem Grund nicht den bekann-<br />

43


3 Methodischer Teil<br />

ten Spannungsverlauf eines Aktionspotentials, welches durch intra- und extrazellulare<br />

Ableitung zustande kommt, son<strong>der</strong>n einen biphasischen Verlauf wie in Abbildung 3.12.<br />

Abbildung 3.12: Darstellung des Potentialverlaufs wie er durch bipolare<br />

Ableitung am Axon entsteht.<br />

3.1.2.3 Globale Temperaturverän<strong>der</strong>ung<br />

Bei diesen Versuchen wird die Temperatur des gesamten Regenwurms variiert und somit<br />

auch die <strong>der</strong> medianen Riesenfaser. Über die Teflonschläuche kommt es beim Transport <strong>der</strong><br />

Flüssigkeit aus den Wärmebä<strong>der</strong>n, zu hohen Verlusten. Kompensiert wurde dieses Problem<br />

durch die extremen Temperatureinstellungen des kalten Wärmebads auf -20°C und des<br />

Warmen auf +45°C. Die Temperaturverluste werden dadurch nicht beseitigt, aber aufgrund<br />

<strong>der</strong> extremen Einstellungen hat die Flüssigkeit beim Erreichen <strong>der</strong> Regenwurmmesskam-<br />

mer, noch ausreichend Temperatur. Ist <strong>der</strong> betäubte Wurm in <strong>der</strong> Regenwurmmesskammer<br />

fixiert, werden erste Testmessungen zur Konfiguration <strong>der</strong> elektronischen Komponen-<br />

ten vorgenommen. Aufgrund <strong>der</strong> zu erwartenden Werte wird <strong>der</strong> Messbereich über die<br />

Computersoftware, für die Signale des Reizgenerators auf 10V und für die Signale des<br />

Bioverstärkers, auf 1V eingestellt. Der Auslöser wird so programmiert, dass die Aufnahme<br />

startet, wenn das Signal des Reizgenerators 25% des gewählten Messbereichs überschreitet.<br />

Jetzt wird, durch mehrere Durchläufe, die minimale Amplitude für die Reizspannung<br />

festgestellt, die an <strong>der</strong> medianen Riesenfaser ein Aktionspotential auslöst und nicht zur<br />

Erregung <strong>der</strong> lateralen Riesenfasern führt. Die Werte liegen meist zwischen 1,5V und 3V.<br />

Nach Abschluss <strong>der</strong> Vorbereitungen kann mit den Messungen begonnen werden. Der<br />

elektrische Puls des Reizgenerators führt zu Potentialschwankungen im Regenwurm und<br />

44


3 Methodischer Teil<br />

somit auch an <strong>der</strong> medianen Riesenfaser. Ein erzeugtes Aktionspotential propagiert nun,<br />

ausgehend vom Ort <strong>der</strong> Reizung, in beide Richtungen in <strong>der</strong> Plasmamembran <strong>der</strong> medianen<br />

Riesenfaser. Die durch das Aktionspotential verursachten Spannungsän<strong>der</strong>ungen werden<br />

nun von den Elektroden am Hinterende des Wurms abgeleitet, im Bioverstärker verarbeitet<br />

und an das Computer-Interface übermittelt.<br />

Durch Variation <strong>der</strong> Temperatur des Regenwurms, kann die Ausbreitungsgeschwindig-<br />

keit <strong>der</strong> Aktionspotentiale untersucht werden. Zur Temperaturkontrolle wird <strong>der</strong> Regen-<br />

wurm in <strong>der</strong> Messkammer, mit dem Bauch auf die Messspitze eines Thermometers gelegt.<br />

Um die Temperatur zu senken werden die 3-Wege-Stellventile an den Teflonschläuchen<br />

so gedreht, dass die Flüssigkeit aus dem kalten Wärmebad zur Regenwurmmesskammer<br />

strömt. Der Kühlvorgang wird meist bis 8°C durchgeführt. Die steigenden Temperatur-<br />

differenzen zwischen <strong>der</strong> Umgebung und den flüssigkeitführenden Bauteilen, führt bei<br />

tiefen Temperaturen zur stetigen Abnahme <strong>der</strong> Kühlgeschwindigkeit. Unterhalb von 8°C<br />

verlangsamt sich die Kühlrate in einem Maße, dass unter Anbetracht <strong>der</strong> Narkosedauer,<br />

keine tierfreundlichen Versuche mehr möglich sind. Bei Erreichen dieses Wertes wird über<br />

das Stellventil vom kalten, auf das warme Wärmebad umgestellt und mit <strong>der</strong> Erwärmung<br />

des Regenwurms begonnen.<br />

Im Anschluss an die Messungen wird <strong>der</strong> Wurm für 5 - 10 Minuten in kaltes Leitungs-<br />

wasser gelegt, um verlorengegangene Flüssigkeit zurückzuführen und Betäubungsmittel-<br />

rückstände von seiner Oberfläche zu entfernen. Nach einer weiteren Nacht im Kühlschrank<br />

können die Würmer in die Natur entlassen werden.<br />

3.1.2.4 Lokale Temperaturverän<strong>der</strong>ung<br />

Bei <strong>der</strong> lokalen Temperaturverän<strong>der</strong>ung des Regenwurmbauchmarks, wird nur ein kleiner<br />

Bereich auf <strong>der</strong> Bauchseite des Regenwurms durch das modifizierte Peltierelement erwärmt.<br />

Für die Versuche wird <strong>der</strong> betäubte Regenwurm erst komplett mit <strong>der</strong> Bauchseite nach<br />

unten auf den Elektroden in <strong>der</strong> Messkammer platziert und anschließend <strong>der</strong> mittlere<br />

Teil des Regenwurms so gedreht, dass an dieser Stelle die Bauchseite direkt nach oben<br />

zeigt. Dabei war darauf zu achten, dass die äußeren Enden des Wurms weiterhin mit<br />

<strong>der</strong> Bauchseite auf den Elektroden lagen und nicht verrutschten. Nun wurden die ersten<br />

Testmessungen zur Kalibrierung <strong>der</strong> Messgeräte vorgenommen (Vgl. Abschnitt 3.1.2.3).<br />

Für die Versuche wird die Stromversorgung des Peltierelements gestartet, wodurch sich<br />

<strong>der</strong> Kupfersteg am Peltierelement erhitzte. Nachdem er eine Temperatur von ca. 40° -<br />

45°C erreicht hatte, wird <strong>der</strong> Kupfersteg auf den Bauch des Wurms gelegt, wodurch sich<br />

die Stelle erwärmt. Während <strong>der</strong> Erwärmung werden Messungen durchgeführt und die<br />

45


3 Methodischer Teil<br />

Temperaturverän<strong>der</strong>ungen am Regenwurm mit einer Wärmebildkamera verfolgt. Auch bei<br />

diesen Versuchen erleiden die Würmer keine bleibenden Schädigungen.<br />

3.2 Differential Scanning Calorimetry (DSC)<br />

3.2.1 Versuchsaufbau<br />

Bei Lipiden kommt es zu <strong>temperaturabhängigen</strong> Phasenumwandlungen zwischen fluiden<br />

und gelförmigen Zuständen (Vgl. Abschnitt2.2.2). Die Umwandlung entspricht grundsätz-<br />

lich, dem von Wasser bekannten Schmelz- o<strong>der</strong> Kristallisationsvorgang, durch Aufnahme<br />

o<strong>der</strong> Abgabe von Energie.<br />

Abbildung 3.13: VP-DSC (Differential Scanning Calorimeter) <strong>der</strong> Firma MICROCAL das<br />

zur Messung <strong>der</strong> Lipidvesikel verwendet wurde.<br />

Durch das in <strong>der</strong> Analytik verwendete DSC-Messverfahren wird <strong>der</strong> differenzielle Wär-<br />

mefluss in eine, o<strong>der</strong> aus einer Probenlösung aufgezeichnet und mit einer Referenzlösung<br />

verglichen. Die Referenzlösung entspricht in ihrer Zusammensetzung <strong>der</strong> Probe, bis auf die<br />

zu bestimmende Substanz. Das DSC besitzt hierfür zwei baugleiche, voneina<strong>der</strong> getrennte<br />

Messkammern für Probe und Referenz, <strong>der</strong>en Böden mit einer wärmeleitenden Metall-<br />

platte in Kontakt sind. Zur Temperaturregulierung sind beide Messkammern von Öfen<br />

umschlossen. In die wärmeleitende Metallplatte sind Temperatursensoren integriert, die<br />

46


3 Methodischer Teil<br />

kontinuierlich den Temperaturverlauf <strong>der</strong> beiden Kammern, getrennt voneinan<strong>der</strong> aufzeich-<br />

nen. Findet eine Phasenumwandlung nun zeitgleich nur in <strong>der</strong> Probenkammer statt, in <strong>der</strong><br />

Referenzkammer aber nicht, führt dies zu einem Unterschied im Wärmestrom und damit<br />

zu einer Temperaturdifferenz zwischen beiden Kammern. Der Temperaturunterschied wird<br />

vom System erfasst und führt zur Anpassung <strong>der</strong> Heizleistung <strong>der</strong> Kammern, so dass sich<br />

die Temperaturdifferenz verringert. Die dabei aufgezeichneten Leistungsunterschiede △P<br />

<strong>der</strong> beiden Kammern indizieren die Wärmestromän<strong>der</strong>ung △Q .<br />

△Q =<br />

ˆ t+△t<br />

t<br />

△P(t ′ )dt ′ ∼ = △P△t (3.4)<br />

Durch die folgende Formel lässt sich, aus den aufgezeichneten Daten, die spezifische<br />

Wärmekapazität cP <strong>der</strong> Probe ermitteln.<br />

△cp =<br />

3.2.2 Versuchsdurchführung<br />

<br />

δQ ∼=<br />

δT P<br />

△Q<br />

△T<br />

△T<br />

△t<br />

△P<br />

= (3.5)<br />

Zur <strong>Untersuchung</strong> <strong>der</strong> Auswirkung von Anästhetika auf den Phasenübergang von Lipiden,<br />

wurden Vesikel mit <strong>der</strong> DSC-Technik untersucht. Zur Herstellung <strong>der</strong> Lipidvesikel wird<br />

die benötigte Menge in Chloroform gelösten DPPC-Lipids (1,2-Dipalmitoyl-sn-Glycero-3-<br />

Phosphocholine), in ein Glasfläschchen gegeben und das Chloroform unter dem Abzug<br />

verdampft. Anschließend wird das Glasfläschchen für ca. eine Stunde im Excikator belas-<br />

sen, um das Chloroform vollständig aus den Lipiden zu entfernen. Nun wird deionisiertes<br />

Wasser mit zu den Lipiden gegeben, bis eine Konzentration von 3mg/ml erreicht ist. Um<br />

die Vesikel zu erzeugen wird das Fläschchen nun für drei Stunden in ein 45°C warmes<br />

Wärmebad gegeben und in regelmäßigen Abständen geschüttelt. Abschließend wird das<br />

DSC mit <strong>der</strong> Lipidlösung und <strong>der</strong> Referenz aus deionisiertem Wasser befüllt und die<br />

Messung gestartet.<br />

47


4 Ergebnisse und Diskussion<br />

Regenwürmer verfügen im Vergleich zum Menschen über keine Temperaturregulation<br />

des gesamten Körpers. Alle Organe, darunter auch das Nervengewebe, sind daher den<br />

Schwankungen <strong>der</strong> Umgebungstemperatur ausgeliefert und müssen ebenfalls bei eventuell<br />

verän<strong>der</strong>ten Bedingungen funktionieren. Aus diesem Grund wurde die Temperaturab-<br />

hängigkeit <strong>der</strong> Nervenerregung des Bauchmarknervs und die Anpassung an verän<strong>der</strong>te<br />

Umweltbedingungen untersucht.<br />

4.1 Messungen am Bauchmark des Regenwurms<br />

Die Versuche wurden an Regenwürmern durchgeführt, die mehrere Tage bei konstanter<br />

Temperatur im Kühlschrank gehalten wurden. Nachdem ein Regenwurm betäubt ist und<br />

die Einstellungen am Versuchsaufbau vorgenommen wurden (Vgl. Abschnitt 3.1.2.3),<br />

werden die elektrophysiologischen Messungen durchgeführt.<br />

Das Zeitfenster für Experimente an den Regenwürmern beträgt ca. 30 Minuten. Erfolgen<br />

die Versuche über einen längeren Zeitraum, lässt die Betäubung langsam nach. Dies hat<br />

zur Folge, das Muskelkontraktionen die aufgezeichneten Potentialverläufe beeinflussen.<br />

Auch die Durchführung eines tierfreundlichen Experiments ist bei einer Versuchsdauer<br />

von über 30 Minuten, nicht mehr gewährleistet.<br />

.<br />

4.1.1 Globale Temperaturverän<strong>der</strong>ung des Regenwurms<br />

Ausgangspunkt für die im Folgenden beschriebenen Experimente, war die physikalische<br />

Manipulation des Aktionspotentials. Die Versuche sollten Kenntnisse über temperaturbe-<br />

dingte Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Ausbreitung von Aktionspotentialen in <strong>der</strong> medianen Riesenfaser<br />

liefern. Dazu wurden die Regenwürmer in <strong>der</strong> modifizierten Regenwurmmesskammer<br />

(Vgl. Abb. 3.1.1.2) von unten, abwechselnd gekühlt und erwärmt. Zu Beginn <strong>der</strong> elektri-<br />

schen Messungen besaßen die Würmer eine Körpertemperatur von 22°C. Ausgehend von<br />

diesem Wert erfolgt <strong>der</strong> Kühlvorgang, <strong>der</strong> von Messungen mit einer Aufnahmefrequenz<br />

48


4 Ergebnisse und Diskussion<br />

von △T = 0,5°C begleitet wurde. Während des Heizvorgangs wurden die Abstände <strong>der</strong><br />

Aufnahmen auf △T = 1°C erhöht. Hatten die Regenwürmer eine Temperatur von ca. 20°C<br />

erreicht, entstand durch die Verringerung <strong>der</strong> Aufnahmefrequenz ein genaueres Bild <strong>der</strong><br />

Ausbreitungsgeschwindigkeit in diesem Bereich.<br />

In den meisten Fällen wurden die Würmer bis auf eine Temperatur von 8°C abgekühlt.<br />

Eine Ausnahme ist im Diagramm 4.2 dargestellt. Hier führte das Abkühlen des betäubten<br />

Regenwurms auf unter -1°C, zum Gefrieren <strong>der</strong> Flüssigkeit im Wurm und dem Abbrechen<br />

<strong>der</strong> Nervenleitung. Die aus dem Versuch gewonnenen Daten zeigen, dass bei tiefen Tempe-<br />

raturen keine nennenswerten Verän<strong>der</strong>ungen im Kurvenverlauf zu beobachten sind. Aus<br />

diesem Grund wurden keine weiteren Messungen bei Temperaturen um den Gefrierpunkt<br />

durchgeführt.<br />

Die am PC ausgegebenen Daten <strong>der</strong> Messungen, enthalten Informationen über die<br />

Amplitudenverläufe des Reizgenerators und des Bioverstärkers, sowie <strong>der</strong> Zeit t. Der<br />

Zähler für die Zeit startet durch Auslösen des Spannungspulses am Reizgenerator. Für<br />

die Darstellung im Diagramm zeigte sich die Geschwindigkeit c des Aktionspotentials in<br />

Abhängigkeit von <strong>der</strong> Temperatur T als zweckmäßig. Dafür wurde <strong>der</strong> vom Aktionspoten-<br />

tial zurückgelegte Weg △s zwischen dem reizenden und dem ableitenden Elektrodenpaar<br />

notiert. Aus dem Zusammenhang c = △s/t folgt die Ausbreitungsgeschwindigkeit des<br />

Aktionspotentials c(T ). Durch die anschließende Zuordnung <strong>der</strong> Geschwindigkeit, zur<br />

zugehörigen Temperatur in einer Tabelle, wurden die Diagramme erstellt.<br />

Vermutlich aufgrund des Alters und <strong>der</strong> Größenvielfalt, kann im Wesentlichen nur ein<br />

Bereich von c(T ) ± △c(T ) angegeben werden. Allerdings ist die Größenordnung c(T )<br />

stets im Bereich von ca. 20m/s.<br />

Die gemessenen und am Computer ausgegebenen Potentialverläufe (siehe Abb. 4.1), lie-<br />

fern bereits Informationen über den Temperatureinfluss auf die Nervenleitgeschwindigkeit.<br />

So erhält man für Aktionspotentiale, die bei niedrigen Temperaturen aufgenommen wurden,<br />

breite Signale mit anschließenden Überschwingern (siehe Abb. 4.1a). Mit zunehmen<strong>der</strong><br />

Temperatur verringert sich die Signalbreite kontinuierlich und auch die Überschwinger<br />

nehmen ab (siehe Abb. 4.1b, 4.1c). Diese Verän<strong>der</strong>ungen indizieren bereits vor <strong>der</strong> Aus-<br />

wertung <strong>der</strong> Messdaten, dass die Propagationsgeschwindigkeit des Aktionspotentials, mit<br />

steigen<strong>der</strong> Temperatur zunimmt.<br />

Die ausgewerteten Daten jedoch, liefern ein genaues Bild über den tatsächlichen Kur-<br />

venverlauf (siehe Abb. 4.2). Mit steigen<strong>der</strong>, globaler Temperatur des Regenwurms nimmt<br />

die Geschwindigkeit, mit <strong>der</strong> sich die Aktionspotentiale in den Nervenfasern ausbreiten,<br />

über einen großen Temperaturbereich kontinuierlich zu. Ab einer bestimmten Temperatur<br />

verringert sie sich jedoch zunehmend und fällt anschließend abrupt auf Null ab. Dabei<br />

49


4 Ergebnisse und Diskussion<br />

(a) (b)<br />

(c)<br />

Abbildung 4.1: Gemessener Potentialverlauf <strong>der</strong> Aktionspotentiale bei globaler Temperaturverän<strong>der</strong>ung<br />

des Regenwurms. Die Nervenleitgeschwindigkeit steigt mit <strong>der</strong> Temperatur<br />

T (a: 11,5°C, b: 19,5°C, c: 26,5°C ). Dabei nehmen die Dauer des Aktionspotentials<br />

und die Überschwinger ab.<br />

zeigen sich bei allen gemessenen Würmern charakteristische Bereiche in den Temperatur-<br />

Geschwindigkeits-Kurven, die in Abbildung 4.2 durch gestrichelte Linien markiert sind:<br />

I: linearer Verlauf <strong>der</strong> Ausbreitungsgeschwindigkeit im unteren Temperaturbe-<br />

reich<br />

II: nichtlineare Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Ausbreitungsgeschwindigkeit im oberen Tem-<br />

peraturbereich<br />

III: plötzlicher Abbruch <strong>der</strong> Ausbreitung bei Überschreitung einer kritischen<br />

Temperatur Tkrit<br />

Der Bereich I <strong>der</strong> Temperatur-Geschwindigkeit-Kurve stellt den weitaus größten Be-<br />

reich (ca. 88%) <strong>der</strong> Kurve dar, <strong>der</strong> sich bei den meisten untersuchten Würmern über einen<br />

Bereich von △T < 20°C erstreckt (siehe Abb. 4.2). In diesem Bereich besteht eine lineare<br />

Abhängigkeit zwischen <strong>der</strong> Temperatur des Regenwurms und seiner Nervenleitgeschwin-<br />

digkeit. Dieses Verhalten zeigt sich beim Abkühlen sowie beim Erwärmen. Das heißt, dass<br />

es sich um einen reversiblen Vorgang handelt.<br />

Im oberen Temperaturbereich geht <strong>der</strong> lineare Kurvenverlauf aus Bereich I in den nicht-<br />

linearen Bereich II über. Hier verringert sich <strong>der</strong> Geschwindigkeitsanstieg mit steigen<strong>der</strong><br />

50


4 Ergebnisse und Diskussion<br />

Abbildung 4.2: Geschwindigkeits-Temperaturverlauf <strong>der</strong> Propagationsgeschwindigkeit<br />

des Aktionspotentials, in <strong>der</strong> medianen Riesenfaser des Regenwurms Lumbricus terrestris<br />

L., beim Abkühlen. Die gestrichelten Linien trennen charakteristische Bereiche. I: linearer<br />

Bereich, II: nichtlinearer Bereich, III: Hitzeblock<br />

Temperatur zunehmens und nimmt nach Überschreiten <strong>der</strong> maximalen Nervenleitgeschwin-<br />

digkeit wie<strong>der</strong> ab. Auch hier ist zu erwähnen, dass man zwar große Unterschiede zwischen<br />

den einzelnen Würmern findet, <strong>der</strong> generelle Trend jedoch konstant ist. Die am Maxi-<br />

mum gemessene Geschwindigkeit vMax(T ) beträgt maximal 25,2m/s und minimal 11,2m/s.<br />

Auch die Temperaturen für den Übergang vom linearen in den nichtlinearen Kurvenverlauf<br />

variieren stark, bleiben aber in <strong>der</strong> gleichen Größenordnung.<br />

Wird die Temperatur <strong>der</strong> Regenwurmmesskammer weiter erhöht, stoppt die Ausbreitung<br />

des Aktionspotentials im Bereich III erstaunlicherweise. Diese Eigenschaft <strong>der</strong> Nerven-<br />

leitung wird auch als Hitzeblock bezeichnet. Dabei verlangsamte sich das Signal mit <strong>der</strong><br />

steigenden Temperatur nicht weiter, son<strong>der</strong>n kommt sehr abrupt zum Erliegen. In diesem<br />

Zustand sind keine Aktionspotentiale an <strong>der</strong> medianen Riesenfaser messbar. Durch Ver-<br />

ringerung <strong>der</strong> Temperatur des Regenwurms setzte die Propagation des Aktionspotentials<br />

wie<strong>der</strong> ein und das biphasische Signal zeigte in seiner Form keinerlei Verän<strong>der</strong>ung im<br />

Vergleich zu Messungen vor dem Hitzeblock. Das heißt, <strong>der</strong> Vorgang ist reversibel und<br />

daher nicht durch das Denaturieren von Proteinen zu erklären.<br />

Dieses reversible, schalterähnliche Verhalten findet man auch bei abwechselndem Er-<br />

wärmen und Abkühlen des Regenwurms, wobei es zu einer zunehmenden Verschiebung<br />

des Hitzeblocks zu höheren Temperaturen kommt (siehe Abb. 4.3).<br />

Die gemessenen Kurvenverläufe bei globaler Erwärmung findet man auch bei Unter-<br />

suchungen, die am Riesenaxon des Tintenfischs [20] und den Nervenzellen von Katzen<br />

und Fröschen [7] durchgeführt wurden. Hinweise in <strong>der</strong> Literatur auf die Ursachen für die<br />

temperaturbedingten Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Nervenleitgeschwindigkeit, sind rar. Vor allem<br />

51


4 Ergebnisse und Diskussion<br />

Abbildung 4.3: Ergebnisse <strong>der</strong> Messungen, bei wie<strong>der</strong>holtem Erwärmen und Abkühlen<br />

des Regenwurms, bei Temperaturen um den Hitzeblock. Die Hitzeblocktemperatur<br />

verschiebt sich dabei zu höheren Temperaturen.<br />

ist zu bemerken, dass <strong>der</strong> reversible Charakter des Phänomens, nie im Zusammenhang<br />

physikalischer Ursachen diskutiert wurde. Hier liegt einer <strong>der</strong> zentralen Unterschiede<br />

<strong>der</strong> vorliegenden Arbeit, zu früheren. Die Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Nervenleitgeschwindigkeit<br />

sollten aus physikalischer Sicht, mit Hilfe einer neuen Theorie interpretiert werden.<br />

Im Rahmen <strong>der</strong> Hodgkin-Huxley-Theorie wird versucht, die Temperaturabhängigkeit <strong>der</strong><br />

Nervenleitgeschwindigkeit durch die Aktivität <strong>der</strong> Na + -Ionenkanäle zu erklären. Demnach<br />

öffnen und schließen sich die Kanäle durch Erhöhung <strong>der</strong> Temperatur immer schneller,<br />

wodurch sich angeblich auch das Aktionspotential immer schneller im Axon ausbreiten<br />

kann. Wird dieser Vorgang nun so schnell, dass <strong>der</strong> mit den Öffnungsvorgängen verbundene<br />

Ionenstrom nicht ausreicht um angrenzende Kanäle anzuregen, kommt es zum Hitzeblock<br />

[35]. Die Details dieser Vermutung werden hier nicht näher diskutiert. Es sei nur erwähnt,<br />

dass es sich bei <strong>der</strong> genannten Erklärung um eine Vermutung handelt, die an Einzelkanälen<br />

nie gesehen wurde.<br />

Mit dem Hodgkin-Huxley-Modell ist es zwar möglich die gemessenen Potentialver-<br />

än<strong>der</strong>ungen des Aktionspotentials zu erklären, jedoch versagt sie bei nichtelektrischen<br />

Phänomenen wie dem Kraftpuls, <strong>der</strong> Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Membrandicke, Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong><br />

optischen Membraneigenschaften und <strong>der</strong> Temperaturwelle, die simultan mit dem Aktions-<br />

potential auftreten (Vgl. Abschnitt 2.1.3.2). Die Problematik die Temperaturwelle mithilfe<br />

<strong>der</strong> Hodgkin-Huxley-Theorie zu erklären, wurde bereits in den 50er bis 80er Jahren wie<strong>der</strong>-<br />

holt, sogar von Hodgkin selbst, formuliert und konnte seitdem nicht erklärt werden. Eine<br />

an<strong>der</strong>e Erklärung findet man in <strong>der</strong> Theorie von Kaufmann, in <strong>der</strong> das Aktionspotential<br />

52


4 Ergebnisse und Diskussion<br />

als Schallwelle beschrieben wird. In diesem Zusammenhang ist es wichtig zu erwähnen,<br />

dass die akustische Interpretation des Aktionspotentials, die beobachtete Temperaturwelle<br />

ebenfalls erklärt. Die mit <strong>der</strong> Schallwelle verbundenen Druckän<strong>der</strong>ungen in <strong>der</strong> Membran,<br />

führen zur Phasenumwandlung <strong>der</strong> Lipide von <strong>der</strong> fluiden, in die gelförmige Phase. Bei<br />

diesem Vorgang wird Wärme frei. Zusätzlich führen die durch die Phasenumwandlung<br />

bedingten Konformationsän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Lipide, zur Zunahme <strong>der</strong> Membrandicke und<br />

somit zu Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> optischen Membraneigenschaften. Entspannt sich die Mem-<br />

bran im Anschluss wie<strong>der</strong>, wird die für die Phasenumwandlung benötigte Wärme aus <strong>der</strong><br />

Umgebung wie<strong>der</strong> aufgenommen und die Membrandicke verringert sich. Somit liefert<br />

die Schalltheorie, durch das Einbeziehen aller mit dem Aktionspotential einhergehenden<br />

Phänomene, eine deutlich bessere Darstellung <strong>der</strong> Nervenleitung. Heimburg, <strong>der</strong> die Theo-<br />

rie von Kaufmann aufgegriffen hat, erklärt die Ausbreitung des Aktionspotentials in <strong>der</strong><br />

Membran durch die Propagation einer solitären Welle.<br />

Die Schallgeschwindigkeit in <strong>der</strong> Membran, errechnet sich aus<br />

<br />

1<br />

c ≈<br />

ρκ<br />

(4.1)<br />

mit <strong>der</strong> Dichte ρ und κ, <strong>der</strong> Kompressibilität des Systems. Die Temperatur T in kom-<br />

pressiblen Systemen wie Membranen, skaliert dabei in etwa wie κ ∼ T −2 . Aus dieser<br />

Proportionalität folgt, dass durch eine Erhöhung <strong>der</strong> Temperatur auch die Schallgeschwin-<br />

digkeit in <strong>der</strong> Membran steigt. Im Gegensatz zur Erklärung von Hodgkin und Huxley, ist<br />

hier jedoch die zunehmend härter werdende Membran die Ursache.<br />

Diskutiert man die Ausbreitung akustischer Wellen in Zellmembranen, sollte man<br />

nicht die Lipidmembran allein betrachten, son<strong>der</strong>n auch das mechanische Verhalten des<br />

membranassoziierten Zellkortex berücksichtigen (Vgl. Abschnitt 2.2.3). Kurven, die bei<br />

Zugversuchen an Aktinnetzwerken entstanden sind [47] (siehe Abb. 4.4), besitzen ei-<br />

ne gewisse Ähnlichkeit zu den Temperatur-Geschwindigkeits-Kurven des Regenwurms.<br />

Dabei steigt durch zunehmende Dehnung, <strong>der</strong> Kompressionsmodul K zunächst an. Bei<br />

Nervenzellen kommt es durch Temperaturerhöhung zur Deformation <strong>der</strong> Zellmembran [6],<br />

wodurch K im Aktinnetzwerk ebenfalls wachsen könnte. Da K ∼ 1/κ zu erwarten ist, ist<br />

c ∼ √ K, dass heißt, ein erhöhter K führt zu einem Anstieg <strong>der</strong> Ausbreitungsgeschwindig-<br />

keit c. Überschreitet die Ausdehnung <strong>der</strong> Nervenzelle einen bestimmten Wert, verlieren die<br />

Aktinnetzwerke ihre elastischen Eigenschaften, woraufhin die Ausbreitung zum Erliegen<br />

kommt.<br />

Durch Einbeziehen <strong>der</strong> Aktinnetzwerke in die Wellenausbreitung in <strong>der</strong> Membran, ließe<br />

53


4 Ergebnisse und Diskussion<br />

Abbildung 4.4: Zugversuche an Aktinnetzwerken. Die Graphen zeigen den Einfluss<br />

unterschiedlicher Grade <strong>der</strong> Quervenetzung. Der Grad <strong>der</strong> Quervernetzung nimmt von<br />

unten nach oben zu. (Vgl. [47])<br />

sich nicht nur das temperaturabhängige Verhalten <strong>der</strong> Nervenleitgeschwindigkeit, son<strong>der</strong>n<br />

unter Zuhilfenahme des viskoelastischen Ersatzmodells, auch <strong>der</strong> Aktionspotentialverlauf<br />

selbst erklären (Vgl. Abschnitt 2.2.3). Folgt die Dehnung eines viskoelastischen Stabs <strong>der</strong><br />

Gleichung ε (t) = ε0(t/ ¯τ)e t/ ¯τ (siehe Abb. 4.5a), wie man es zumindest bei einer eindimen-<br />

sionalen Welle erwarten würde, folgt daraus unter Verwendung <strong>der</strong> Relaxationsfunktion<br />

des linearen Standartkörpers 2.20, <strong>der</strong> zugehörige Spannungsverlauf (siehe Abb. 4.5b).<br />

Abbildung 4.5: Spannungsverlauf (b) eines viskoelastischen Stabs durch Dehnung (a). (Vgl. [11])<br />

Die qualitative Übereinstimmung zwischen Abbildung 4.4, 4.5 und dem von mir gefun-<br />

denen Verhalten (siehe Abb. 4.2), ist erstaunlich. Sowohl <strong>der</strong> beobachtete Anstieg in c(T ),<br />

<strong>der</strong> reversible Abbruch bei Tkrit, als auch die Form des Aktionspotentials, kann wie<strong>der</strong>ge-<br />

funden werden. Trotz <strong>der</strong> qualitativ großen Ähnlichkeit, muss hier jedoch ein quantitativer<br />

Vergleich ausbleiben. Dieser gestaltet sich vor allem deshalb schwierig, da zur Berechnung<br />

von c, die Dicke des Aktinkortex von entscheiden<strong>der</strong> Bedeutung ist, die tatsächlich fest mit<br />

<strong>der</strong> zweidimensionalen Membran verankert ist. Hierzu werden eine Vielzahl zusätzlicher<br />

Experimente erfor<strong>der</strong>lich sein, wie z. B. die Bestimmung <strong>der</strong> Druckflächendiagramme von<br />

54


4 Ergebnisse und Diskussion<br />

Lipidmonolagen mit unterschiedlichen Aktinkonzentrationen in <strong>der</strong> Subphase. Hieraus<br />

könnte man den Einfluss des Aktins auf die zweidimensionale Kompressibilität bestimmen<br />

und mithilfe von 4.1, quantitative Aussagen über c erstellen.<br />

4.1.2 Temperaturadaption <strong>der</strong> Nervenzelle<br />

Schon lange ist bekannt, dass Bakterien und Zellen, in Abhängigkeit von <strong>der</strong> Umge-<br />

bungstemperatur, ihre Membranzusammensetzung verän<strong>der</strong>n. Um den Einfluss unter-<br />

schiedlicher Aufwuchstemperaturen auf die mediane Riesenfaser des Regenwurms zu<br />

untersuchen, wurden die Tiere in zwei Gruppen aufgeteilt. Über eine Adaptionsdauer von<br />

8 - 14 Tagen wurden die beiden Gruppen, in voneinan<strong>der</strong> getrennten Kühlschränken bei<br />

TAdaption = 4 ± 1°C und TAdaption = 12 ± 1°C aufbewahrt. Die Anpassung <strong>der</strong> Regenwür-<br />

mer auf eine einheitliche Temperatur kurz vor Versuchsbeginn, erfolgte mit <strong>der</strong> ca. 15<br />

minütigen Betäubung, bei welcher die Betäubungsmittellösung eine Temperatur von 22°C<br />

aufwies. Dadurch entstanden gleiche Anfangsbedingungen für die Messungen bei globaler<br />

Temperaturverän<strong>der</strong>ung.<br />

Zur Darstellung <strong>der</strong> Unterschiede im linearen Bereich des Geschwindigkeitsverlaufs,<br />

wird zusätzlich zu den bereits erwähnten Werten, <strong>der</strong> Van ’t Hoffsche Quotient heran-<br />

gezogen. Die Regel wurde erstmals 1884 von dem Nie<strong>der</strong>län<strong>der</strong> van‘t Hoff aufgestellt<br />

und galt ursprünglich für chemische Reaktionsgeschwindigkeiten. Sie besagt, dass eine<br />

Temperaturerhöhung von 10 Grad, die Geschwindigkeit, mit <strong>der</strong> eine chemische Reaktion<br />

abläuft, um das 2 - 4 fache steigert. Heute ist die Van ’t Hoffsche Regel auch in <strong>der</strong> Biologie<br />

und Physik eine anerkannte Größe zur Beschreibung temperaturabhängiger Vorgänge in<br />

<strong>der</strong> Natur. Der Van’t Hoffsche Quotient für die Nervenleitgeschwindigkeit wird durch<br />

die Geschwindigkeit cT bei <strong>der</strong> Temperatur T und <strong>der</strong> Geschwindigkeit cT +10°, bei einer<br />

Temperatursteigerung von T + 10°C gebildet.<br />

Q10 = cT +10°<br />

cT<br />

(4.2)<br />

Da die am Regenwurm gemessenen Werte (siehe Tab. 4.1 und Abb. 4.6) eine hohe Varianz<br />

aufweisen, kann im Umfang dieser Arbeit nicht auf jede einzelne Messung eingegan-<br />

gen werden. Daher sind die im folgenden Abschnitt präsentierten Werte, lediglich die<br />

arithmetischen Mittelwerte <strong>der</strong> Ergebnisse.<br />

Die Übergangstemperaturen vom linearen in den nichtlinearen Kurvenverlauf (siehe Abb.<br />

4.2 Bereich I → Bereich II) sind sich, mit Werten von 23,3 °C bei TAdaption = 12±1°C und<br />

23,2 °C bei TAdaption = 4 ± 1°C, sehr ähnlich. Auch für die Temperaturen bei denen <strong>der</strong><br />

Hitzeblock (siehe Abb. 4.2 Bereich II → Bereich III) eintritt, unterscheiden sich die Werte,<br />

55


4 Ergebnisse und Diskussion<br />

Abbildung 4.6: Darstellung <strong>der</strong> unterschiedlichen Kurvenverläufe <strong>der</strong> Würmer (:<br />

TAdaption = 12 ± 1°C, : TAdaption = 4 ± 1°C). Bei <strong>der</strong> Adaption unter 4 ± 1°C, nimmt<br />

die Steigung dc/dT im Vergleich zur Adaption bei 12 ± 1°C ab.<br />

mit 27,5 °C bei TAdaption = 12 ± 1°C und 26,7 °C bei TAdaption = 4 ± 1°C, nur gering.<br />

Im Gegensatz dazu bestehen große Unterschiede bei den gemittelten Höchstgeschwin-<br />

digkeiten und Q10-Werten. Für die Geschwindigkeiten (vmax) ergeben sich durch die<br />

Temperatur-Adaption <strong>der</strong> Würmer, Mittelwerte von 23,9 m/s für TAdaption = 12 ± 1°C<br />

und 15,2 m/s für TAdaption = 4 ± 1°C. Grund dafür ist mitunter die unterschiedliche Stei-<br />

gung im linearen Bereich <strong>der</strong> Kurvenverläufe. Dies äußert sich bei Würmern, welche bei<br />

TAdaption = 12 ±1°C gehalten wurden, in einem mittleren Q10-Wert von 1,54. Für Würmer<br />

die bei TAdaption = 4 ± 1°C gelagert wurden, ist <strong>der</strong> Q10-Wert mit 1,37 deutlich geringer.<br />

Demnach verringert sich mit sinken<strong>der</strong> Adaptionstemperatur die Steigung im linearen<br />

Bereich.<br />

Für die Temperaturadaption liefert die Hodgkin-Huxley-Theorie keine eindeutige Lö-<br />

sung. Bis heute wird diskutiert, ob Wi<strong>der</strong>standsverän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Ionenkanäle dafür<br />

verantwortlich sind. Denkbar wäre auch, dass sich die Temperaturen auf den Stoffwechsel<br />

auswirken und die Anzahl <strong>der</strong> Ionenkanäle sich verringert.<br />

Auch die Theorie von Kaufmann lässt erwarten, dass Verän<strong>der</strong>ungen im Stoffwechsel, so-<br />

bald sie die Nervenmembran beeinflussen, zu einer Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Nervenleitung führen.<br />

Lebewesen passen die Zusammensetzung ihrer Membranen an die Umgebungsbedingun-<br />

gen, wie z. B. die Temperatur an, wodurch sich auch <strong>der</strong>en mechanische Eigenschaften<br />

än<strong>der</strong>n. Dies führt, zu den am Regenwurm gemessenen Verän<strong>der</strong>ungen bei <strong>der</strong> Ausbreitung<br />

von Wellen in <strong>der</strong> Membran. Diese stehen keineswegs im Wi<strong>der</strong>spruch zu den gefunde-<br />

56


4 Ergebnisse und Diskussion<br />

Adaptionstemperatur Bereich I ⇒ Bereich II Bereich II ⇒ Bereich III vmax Q10<br />

[°C] [°C] [°C] [m/s]<br />

12±1 22,2 24,3 24,5 1,53<br />

12±1 19,5 27,7 25,2 1,55<br />

12±1 23,7 28,5 21,0 1,57<br />

12±1 27,5 29,4 24,7 1,49<br />

12±1 23,6 28,1 24,1 1,57<br />

arrithmetisches Mittel<br />

(12±1)<br />

23,3 27,5 23,9 1,54<br />

4±1 16,0 19,1 11,7 1,33<br />

4±1 20,5 24,2 11,2 1,41<br />

4±1 23,0 26,1 15,6 1,34<br />

4±1 27,7 30,9 19,5 1,33<br />

4±1 26,7 30,4 17,1 1,42<br />

4±1 25,5 29,4 16,1 1,36<br />

arrithmetisches Mittel<br />

(4±1)<br />

23,2 26,7 15,2 1,37<br />

Tabelle 4.1: Ergebnisse <strong>der</strong> temperaturadaptierten Regenwürmer. Dargestellt sind die Werte,<br />

bei denen <strong>der</strong> Übergang zwischen den Bereichen I, II und III stattfindet, die maximale<br />

Geschwindigkeit im Peak des nichtlinearen Bereichs, sowie die Q10-Werte des linearen<br />

Kurvenanstiegs. Zudem wurden die Mittelwerte <strong>der</strong> jeweiligen Adaptionstemperatur<br />

berechnet.<br />

nen Ergebnissen, im Gegenteil, eine Adaption bei niedrigeren Temperaturen führt zur<br />

Produktion ungesättigter Lipide und damit zu einer Aufweichung <strong>der</strong> Membran, d. h.<br />

einer Zunahme in κ von Gleichung 4.1 und damit letztendlich zu einer Abnahme in c.<br />

Das bedeutet, das gefundene Verhalten war von Kaufmanns Theorie in diesem Sinne zu<br />

erwarten. Die Theorie <strong>der</strong> Adaption selbst, die hier notwendig wäre, wird in dieser Arbeit<br />

jedoch nicht behandelt, nicht zuletzt aufgrund <strong>der</strong> Tatsache, dass es keine abgeschlossene<br />

Erklärung <strong>der</strong> Adaption gibt.<br />

4.1.3 Lokale Erwärmung des Regenwurms<br />

Die Frage, die sich nach den Messungen bei globaler Temperaturverän<strong>der</strong>ung stellt ist,<br />

ob durch die Temperatur die Anregung, und/o<strong>der</strong> die Leitung des Aktionspotentials un-<br />

terdrückt werden. Um <strong>der</strong> Frage nachzugehen, wurde in den folgenden Versuchen nur<br />

ein sehr kurzer Abschnitt in <strong>der</strong> Mitte des Regenwurms erwärmt. Die Aktionspotentiale<br />

wurden dabei vor und hinter <strong>der</strong> erwärmten Position abgeleitet. Für die Erwärmung <strong>der</strong><br />

57


4 Ergebnisse und Diskussion<br />

Würmer wurde das mit dem Kupferbauteil modifizierte Peltierelement verwendet. Um die<br />

Verteilung <strong>der</strong> Wärme in den Würmern zu verringern, wurden sie vor <strong>der</strong> Messung, an <strong>der</strong><br />

zu erwärmenden Körperstelle so gedreht, dass die Bauchseite nach oben zeigte und die<br />

Wärme direkt auf das Bauchmark wirkte.<br />

Zu Beginn <strong>der</strong> Versuche wurden die Messungen ohne das Peltierelement durchgeführt.<br />

Dieses Vorgehen sollte sicherstellen, dass vor <strong>der</strong> Erwärmung ein einwandfreies Signal von<br />

<strong>der</strong> medianen Riesenfaser abgeleitet werden kann und die Vorbereitungen ordnungsgemäß<br />

durchgeführt wurden. Der Abstand zwischen den ableitenden und reizenden Elektroden-<br />

paaren betrug bei diesen Messungen 17cm (siehe Abb. 4.7a).<br />

Durch das Einschalten <strong>der</strong> Stromversorgung des Peltierelements, erwärmt sich des-<br />

sen Kupferbauteil auf 42 °C. Der Steg des warmen Kupferelements wurde nun in einer<br />

Entfernung von 9,5cm vom reizenden Elektrodenpaar, leicht auf den Regenwurm in <strong>der</strong><br />

Messkammer gedrückt (siehe Abb. 4.7b). Die Temperaturverän<strong>der</strong>ungen am Wurm wur-<br />

den mit einer Wärmebildkamera dokumentiert. Nach wenigen Sekunden war durch die<br />

Wärmeeinwirkung auf den Regenwurm, kein Aktionspotential hinter <strong>der</strong> erwärmten Stelle<br />

mehr messbar.<br />

Nun wurden die Kabel, die zum Eingang des Bioverstärkers führen, auf Elektroden<br />

umgesteckt die sich 6,5cm von dem reizenden Elektrodenpaar entfernt befanden und somit<br />

vor <strong>der</strong> erwärmten Stelle lagen. Es zeigt sich, dass das Aktionspotential sich bis zu dieser<br />

Position ausbreitet.<br />

Anschließend wurde das Peltierelement vom Regenwurm genommen, woraufhin die<br />

Ableitung wie<strong>der</strong> durch die, hinter dem noch bestehenden Hitzeblock angebrachten Elek-<br />

troden (siehe Abb. 4.7c) erfolgte. Die Messungen mit <strong>der</strong> Wärmebildkamera zeigen, dass<br />

die Temperatur an <strong>der</strong> vorher erwärmten Stelle zu diesem Zeitpunkt ca. 37°C betrug,<br />

wodurch eine Erregungsleitung auch weiterhin nicht möglich war.<br />

Nach nur wenigen Sekunden hat sich <strong>der</strong> Wurm auf ca. 30°C abgekühlt. Von dieser<br />

Temperatur ab breiteten sich die Aktionspotentiale wie<strong>der</strong> in <strong>der</strong> gesamten medianen<br />

Riesenfaser aus (siehe Abb. 4.7d). Die gemessenen Signale weisen keinen Unterschied zu<br />

denen auf, die vor dem Hitzeblock aufgezeichnet wurden. Das lässt darauf schließen, dass<br />

die Versuche keine bleibenden Schäden an <strong>der</strong> medianen Riesenfaser verursachen.<br />

Um auszuschließen, dass <strong>der</strong> Effekt durch Wechselwirkungen des Regenwurmgewebes<br />

mit dem Kupferbauteil des Peltierelements hervorgerufen wird, wurden zusätzlich Messun-<br />

gen durchgeführt, wobei das auf den Regenwurm gedrückte Peltierelement nicht an die<br />

Stromversorgung angeschlossen war. Dies zeigte keinen Einfluss auf die Ausbreitung des<br />

Aktionspotentials in <strong>der</strong> medianen Riesenfaser.<br />

58


4 Ergebnisse und Diskussion<br />

(a)<br />

(b)<br />

(c)<br />

(d)<br />

Abbildung 4.7: Darstellung des Versuchsverlaufs bei lokaler Erwärmung und <strong>der</strong> Ableitung des Aktionspotentials<br />

an verschiedenen Positionen des Regenwurms. a: Messungen des Aktionspotentials<br />

ohne Peltierelement. b: Durch Aufsetzen des 42°C warmen Peltierelements auf den Regenwurm,<br />

erfolgt nach kurzer Zeit <strong>der</strong> Hitzeblock. Das Aktionspotential breitet sich nur noch bis zu <strong>der</strong><br />

erwärmten Stelle aus. c: Sofort nach dem Entfernen des Peltierelements besitzt die erwärmte Stelle<br />

eine Temperatur von 37,3°C. Die Propagation des Aktionspotentials wird auch weiterhin durch<br />

die warme Stelle gestoppt. d: Nachdem die Temperatur auf 30,4°C abgesunken ist breitet sich das<br />

Aktionspotential wie<strong>der</strong> wie gewohnt in <strong>der</strong> gesamten medianen Riesenfaser aus.<br />

59


4 Ergebnisse und Diskussion<br />

Somit ist <strong>der</strong> Leitungsblock des Aktionspotentials ausschließlich auf die Temperaturver-<br />

än<strong>der</strong>ung zurück zu führen. Mit den Versuchen kann allerdings keine Aussage über die<br />

Erregbarkeit während des Hitzeblocks getroffen werden. Es ist durchaus denkbar, dass es<br />

durch den elektrischen Spannungspuls zu einer örtlich begrenzten Depolarisation kommt,<br />

die sich jedoch nicht in <strong>der</strong> Membran ausbreitet.<br />

4.2 DSC-Messungen an Lipid-Vesikeln mit<br />

Anästhetika<br />

Um den Einfluss, des zur Betäubung des Regenwurms verwendeten Anästhetikums Chlore-<br />

ton, auf den Phasenübergang von Lipidmembranen zu untersuchen, wurden kalorimetrische<br />

Messungen vorgenommen. Mit <strong>der</strong> DSC-Methode (Vgl. Abschnitt 3.2) wurden reine Li-<br />

pidvesikel, sowie Lipidvesikel in denen Chloreton, o<strong>der</strong> Lidocain in unterschiedlichen<br />

Konzentrationen gelöst wurde, untersucht. Die Messungen erfolgten in drei Durchläufen<br />

zwischen 30°C und 50°C. Die erste Heizphase und die anschließende Kühlphase wur-<br />

de mit 20°C/h durchlaufen. Die genaueste Darstellung <strong>der</strong> spezifischen Wärmekapazität<br />

lieferte die dritte Heizphase, bei einer Heizrate von 5°C/h. Eine mögliche Fehlerquelle<br />

bei Messungen ist, dass nicht genau bestimmt werden kann wie viel vom verwendeten<br />

Betäubungsmittel sich in <strong>der</strong> Membran gelöst hat.<br />

Um Vergleichswerte für den Einfluss von Anästhetika, auf den Phasenübergang von<br />

Lipiden zu erhalten, wurden Vesikel aus DPPC-Lipiden hergestellt und anschließend<br />

als Probe, zusammen mit deionisiertem Wasser, als Referenz im DSC eingebaut. Die<br />

Ergebnisse dieser Messungen liefern für DPPC-Vesikel eine Phasenumwandlung bei<br />

41,3°C. Der Übergang zwischen <strong>der</strong> fluiden- und <strong>der</strong> gelförmigen Phase, zeigt sich im<br />

abrupten Anstieg <strong>der</strong> Wärmekapazität in Abbildung4.8a.<br />

Für die anschließenden <strong>Untersuchung</strong>en wurden DPPC-Lipidvesikel, mit 10- und 20<br />

Mol-% des Anästhetikums Chloreton präpariert und im DSC gemessen. Die Ergebnisse<br />

zeigen deutliche Unterschiede zwischen den Messkurven <strong>der</strong> reinen Lipidvesikel und<br />

denen, die Chloreton enthalten. Mit steigen<strong>der</strong> Konzentration des Betäubungsmittels<br />

sinkt die spezifische Wärmekapazität. Das bedeutet, dass die benötigte Energie für die<br />

Phasenumwandlung durch Chloreton verringert wird. Zudem kommt es zu einer, mit<br />

<strong>der</strong> Konzentration zunehmenden, Verschiebung <strong>der</strong> Phasenübergangstemperaturen zu<br />

niedrigeren Werten.<br />

Um zu untersuchen, ob an<strong>der</strong>e Betäubungsmittel den selben Einfluss auf die Phasenum-<br />

wandlung haben, wie Chloreton, wurden für die abschließenden Messungen DPPC-Vesikel<br />

60


4 Ergebnisse und Diskussion<br />

(a) (b)<br />

Abbildung 4.8: Differenzkalorimetrische Messungen von DPPC-Lipidvesikeln mit und<br />

ohne Betäubungsmittel. a: Die Schmelztemperatur verschiebt sich mit steigen<strong>der</strong> Chloretonkonzentration<br />

zu niedrigeren Temperaturen und die Wärmekapazität beim Phasenübergang<br />

wird verringert. b: Mit steigen<strong>der</strong> Lidocainkonzentration verringert sich die<br />

Wärmekapazität beim Phasenübergang.<br />

mit 1 Mol% und 2,5 Mol% Lidocain präpariert. Lidocain ist wie Chloreton ein Lokalan-<br />

ästhetikum. Auch bei diesen Versuchen verringert sich die Energie für eine Phasenum-<br />

wandlung <strong>der</strong> Lipidvesikel, jedoch deutlich stärker als bei Chloreton (siehe Abb. 4.8b).<br />

Gegenüber den Messungen mit Chloreton, kam es hier nur zu einer geringen Verschiebung<br />

<strong>der</strong> Phasenübergangstemperatur.<br />

Anästhestetische Substanzen wirken in vielerlei Hinsicht auf die Leitungseigenschaften<br />

<strong>der</strong> Zellen. Elektrophysiologische Verän<strong>der</strong>ungen äußern sich durch die Verringerung des<br />

Aktionspotentials, die Abnahme <strong>der</strong> Anstiegsgeschwindigkeit des Aktionspotentials, eine<br />

Erhöhung <strong>der</strong> Depolarisationsschwelle, eine Verringerung <strong>der</strong> Leitungsgeschwindigkeit<br />

und eine Verlängerung <strong>der</strong> Refraktärzeit [28].<br />

In Modellen, die auf <strong>der</strong> Hodgkin-Huxley-Theorie beruhen, steht die Interaktion <strong>der</strong><br />

Betäubungsmittel mit den Na + -Ionenkanälen im Vor<strong>der</strong>grund. Die lipidlösliche, ungelade-<br />

ne Form des Anästhetikums, wird durch die Membran in die Zelle transportiert. Dieser<br />

Vorgang bestimmt die Potenz des Betäubungsmittels. Im Inneren <strong>der</strong> Zelle erhält das<br />

Anästhetikum durch Protonisierung eine positive Ladung, wodurch es mit hydrophoben<br />

Bindungsstellen <strong>der</strong> Ionenkanäle interagiert [33]. Dies verringert nicht die Leitfähigkeit <strong>der</strong><br />

Kanäle, son<strong>der</strong>n verhin<strong>der</strong>t das spannungsabhängige Öffnen. Ein Einfluss <strong>der</strong> Anästhetika<br />

auf die Lipidmembran spielt bei diesem Modell keine Rolle.<br />

An<strong>der</strong>s ist dies bei Heimburg [13]. Hier haben die Verän<strong>der</strong>ungen im Phasenübergang<br />

einen direkten Einfluss auf die Permeabilität <strong>der</strong> Membran. In Heimburgs Theorie kommt es<br />

in <strong>der</strong> Nähe des Phasenübergangs zu starken Fluktuationen in <strong>der</strong> Membranfläche. Dadurch<br />

kommt es zur Porenbildung in <strong>der</strong> Membran, wodurch die Ionenleitfähigkeit ansteigt. Dies<br />

61


4 Ergebnisse und Diskussion<br />

Abbildung 4.9: Ergebnisse einer <strong>temperaturabhängigen</strong> BLM-<strong>Untersuchung</strong> an Lipidbilayern.<br />

Die Phasenlage <strong>der</strong> Membran, reguliert <strong>der</strong>en Leitfähigkeit. Im Vergleich zur<br />

Wärmekapazität (kleine Abbildung), zeigt sich deutlich ein Maximum bei<strong>der</strong> Kurven,<br />

zwischen 25°C und 35°C. (Vgl. [55])<br />

wurde durch Messungen von Schnei<strong>der</strong> und Heimburg an Lipidbilayern gezeigt (siehe<br />

Abb. 4.9). Dabei korrelierte die Ionenleitfähigkeit <strong>der</strong> verwendeten Lipidmembran, mit<br />

dem Verlauf <strong>der</strong> Wärmekapazität im Phasenübergang [55].<br />

Heimburg fand bei seinen Messungen heraus, dass zu Lipidvesikeln gegebene, mem-<br />

branlösliche Stoffe wie Anästhetika, eine Verringerung <strong>der</strong> Wärmekapazität während des<br />

Phasenübergangs und eine Gefrierpunktserniedrigung um △Tm ergeben [13] [49].<br />

△Tm = ( RT 2 m<br />

△H )xA<br />

mit <strong>der</strong> Enthalpie△H, <strong>der</strong> Schmelztemperatur <strong>der</strong> Membran Tm und xA <strong>der</strong> Konzentration<br />

des Anästhetikums.<br />

Es zeigte sich, dass die Gefrierpunktserniedrigung eine lineare Funktion <strong>der</strong> Anästhe-<br />

tikakonzentration ist [48]. Die Verabreichung einer typischen Anästhetikadosis, führt zu<br />

einer Gefrierpunktserniedrigung △Tm von ca. -0,6°C. Unter Einfluss von Anästhetika<br />

kommt es zudem zu einer Verringerung <strong>der</strong> Porengröße in <strong>der</strong> Membran, wodurch die<br />

Ionenleitfähigkeit abnimmt.<br />

62


5 Zusammenfassung<br />

Die Ergebnisse verschiedener Arbeiten [53, 3, 24, 25] zeigen die Möglichkeit, dass die<br />

Ausbreitung von Schallwellen in <strong>der</strong> Plasmamembran, Ursache für die Propagation von<br />

Aktionspotentialen in Nervenzellen ist. Ausgangspunkt dieser Vermutung ist die Tatsache,<br />

dass es neben dem Aktionspotential, zu reversiblen Verän<strong>der</strong>ungen in <strong>der</strong> Temperatur<br />

[1, 34], dem Druck [40, 23] sowie den optischen Eigenschaften [46] <strong>der</strong> Nervenmembran<br />

kommt. Die theoretische Beschreibung, auf Grundlage eines reversiblen Prozesses, wurde<br />

zuerst von Konrad Kaufmann [24, 25] präsentiert und kürzlich von Thomas Heimburg<br />

wie<strong>der</strong> aufgegriffen [14]. Gestützt wird diese Theorie durch die Forschungsergebnisse <strong>der</strong><br />

Biophysiker Schnei<strong>der</strong> und Griesbauer [10]. Diese zeigten 2009 erstmals, dass eine elektri-<br />

sche Anregung propagieren<strong>der</strong> Schallwellen, in einfachen Lipidmonoschichten möglich<br />

ist. Die gemessenen Propagationsgeschwindigkeiten liegen im Bereich von 100m/s und<br />

daher im Bereich des vielfach gemessenen Squid Axons. Motiviert durch die Ergebnisse,<br />

verfolgt diese Arbeit das Ziel einer thermodynamischen Betrachtung <strong>der</strong> Nervenleitung<br />

am lebenden Tier.<br />

Um <strong>der</strong> Fragestellung gerecht zu werden, wurde das verwendete System zur elekto-<br />

physiologischen Messung <strong>der</strong> Nervenleitgeschwindigkeit so modifiziert, dass temperatur-<br />

abhängige <strong>Untersuchung</strong>en am Regenwurm möglich sind. Das neue Messsystem kann<br />

die Temperatur des Regenwurmbauchmarks entwe<strong>der</strong> global o<strong>der</strong> auch lokal verän<strong>der</strong>n.<br />

Im Fall <strong>der</strong> globalen Temperierung, zeigen die Messergebnisse einen linearen Anstieg<br />

<strong>der</strong> Leitungsgeschwindigkeit mit steigen<strong>der</strong> Temperatur. Dieses Ergebnis wird direkt<br />

vom Schallmodell vorhergesagt und bedarf keinen zusätzlichen Systemannahmen, da<br />

die Kompressibilität<br />

<br />

in biologischen Membranen bei Abkühlung zunimmt, was durch<br />

1 c ≈ ρκ , einer Abnahme <strong>der</strong> Geschwindigkeit c bedingt. Bei einer weiteren Temperaturerhöhung<br />

zeigt die Ausbreitungsgeschwindigkeit ein erstaunliches Verhalten. Nähert<br />

man sich einer kritischen Temperatur (Tkrit), verringert sich die Steigung (dc/dt) <strong>der</strong><br />

Ausbreitungsgeschwindigkeit kontinuierlich, wird negativ und es kommt zum abrupten<br />

Erliegen <strong>der</strong> Ausbreitung, dem Hitzeblock. Durch Abkühlen des Regenwurms kann <strong>der</strong><br />

Leitungsblock wie<strong>der</strong> rückgängig gemacht werden, d. h., es handelt sich um ein völlig<br />

reversibles Phänomen.<br />

63


5 Zusammenfassung<br />

Auch bei Versuchen mit lokal begrenzter Wärmeeinwirkung auf das Bauchmark des Re-<br />

genwurms, zeigt sich <strong>der</strong> Hitzeblock. Das propagierende Aktionspotential kann in diesem<br />

Fall die erwärmte Stelle nicht überwinden und endet dort. We<strong>der</strong> das Hodgkin-Huxley-<br />

Modell noch eine rein elastische Theorie <strong>der</strong> Membran liefern eine Erklärung für ein<br />

solches Verhalten. Unter Einbezug <strong>der</strong> Tatsache, dass die Lipidmembran an den darunter<br />

liegenden Aktinkortex gekoppelt ist, kann das abrupte Verschwinden des Aktionspotentials,<br />

zumindest qualitativ erklärt werden. Bei Streckversuchen an Aktinnetzwerken [47] fand<br />

man ein ähnliches Verhalten wie den <strong>temperaturabhängigen</strong> Verlauf <strong>der</strong> Leitungsgeschwin-<br />

digkeit beim Regenwurm. So nimmt mit zunehmen<strong>der</strong> Dehnung <strong>der</strong> Kompressionsmodul<br />

K, im Netzwerk zu und fällt anschließend auf Null ab. Es scheint plausibel anzunehmen,<br />

dass ein ähnlicher Übergang unter dem Einfluss <strong>der</strong> Temperatur zu finden sein wird. Für<br />

genauere Aussagen über den Einfluss <strong>der</strong> Aktinnetzwerke wären jedoch weitere Unter-<br />

suchungen nötig. Denkbar wären Messungen über die Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> mechanischen<br />

Eigenschaften des Membranaktinkomplexes, mit Hilfe von Filmwaageexperimenten.<br />

Weitere Hinweise auf einen möglichen Einfluss des Aktin-Membran-Verbundes auf die<br />

Nervenleitung brachten <strong>Untersuchung</strong>en, bei denen die Würmer über mehrere Tage bei<br />

verschiedenen Temperaturen gehalten wurden. Die Ergebnisse zeigen, dass die Steigung <strong>der</strong><br />

Nervenleitgeschwindigkeit im linearen Bereich <strong>der</strong> Temperatur-Geschwingikeits-Kurven,<br />

bei tieferen Adaptionstemperaturen geringer ist als bei Höheren.<br />

Insgesamt zeigen die hier aufgeführten Experimente, die völlige Kompatibilität mit <strong>der</strong><br />

Interpretation des Nervenimpulses als Schallwelle. Sowohl <strong>der</strong> Anstieg <strong>der</strong> Ausbreitungs-<br />

geschwindigkeit mit <strong>der</strong> Temperatur, als auch das plötzliche Erliegen <strong>der</strong> Ausbreitung bei<br />

einer höheren Temperatur, können gänzlich mit Hilfe des Verhaltens von Lipidmembran<br />

und Cytoskelett erklärt werden und benötigen keiner zusätzlichen Modellannahme. Im<br />

Gegensatz hierzu steht die Tatsache, dass die Hodgkin-Huxley-Theorie [19] nur unter Zu-<br />

hilfenahme von mindestens 15 Fitparametern, die Form des Aktionspotentials befriedigend<br />

wie<strong>der</strong>gibt und aufgrund ihres elektrischen Charakters prinzipiell we<strong>der</strong> den Kraft- noch<br />

den gemessenen Temperaturpuls am Nerv erklären kann, was bereits Huxley selbst 1964<br />

erkannte.<br />

64


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4592–4597<br />

69


6 Danksagung<br />

Ich möchte mich abschließend noch bei allen bedanken, die mich während <strong>der</strong> Entstehung<br />

dieser Arbeit begleitet und unterstützt haben:<br />

An erster Stelle bedanke ich mich bei Prof. Dr. Achim Wixforth, <strong>der</strong> mir die Möglichkeit<br />

gab, meine Diplomarbeit an seinem Lehrstuhl durchzuführen.<br />

Ganz beson<strong>der</strong>er Dank gilt natürlich auch Matthias Schnei<strong>der</strong> für sein Vertrauen und<br />

dafür dass er mich mit dieser Arbeit betraut hat und ich ein vollwertiger Teil seiner<br />

Arbeitsgruppe sein durfte. Unsere Diskussionen und seine Unterstützung und För<strong>der</strong>ung<br />

haben mich stets motiviert und bei meiner Arbeit inspiriert.<br />

Außerdem möchte ich meiner Verlobten Rafaela Förg danken, für die Tage und Nächte,<br />

in denen sie mich bei meiner Arbeit unterstützte.<br />

Für ihre Unterstützung und die zeitintensiven Korrekturarbeiten, bedanke ich mich auch<br />

bei Susanne Braunmüller.<br />

Alexan<strong>der</strong> Hupfer, Sidonie Lieber und Olga Ustinov danke ich für die Hilfe bei techni-<br />

schen Fragen und für die Unterstützung bei <strong>der</strong> Umsetzung meiner Ideen.<br />

Desweiteren bedanke ich mich bei allen an<strong>der</strong>en Mitarbeitern des Lehrstuls für Experi-<br />

mentalphysik 1. Einerseits für die Unterstützung bei verschiedensten Fragestellungen und<br />

an<strong>der</strong>erseits dafür, dass ich so nett in das Team aufgenommen wurde.<br />

Der größte Dank gilt jedoch Stefan Bössinger, dafür, dass er immer ein offenes Ohr<br />

für meine Anliegen hatte und die vielen Stunden in denen er mich bei den Messungen<br />

unterstützt hat und, wie Matthias Schnei<strong>der</strong>, nie müde wurde, mit mir an meiner Arbeit zu<br />

feilen.<br />

70


Name: Andreas Schönberger<br />

geb.: 05.12.1976<br />

Matr.Nr.: 10850305<br />

FK06 im SS 2010<br />

Erklärung<br />

gemäß § 13 Abs. 5 RaPO<br />

Hiermit erkläre ich, dass ich die Diplomarbeit selbstständig verfasst, noch nicht<br />

an<strong>der</strong>weitig für Prüfungszwecke vorgelegt, keine an<strong>der</strong>en als die angegebenen Quellen<br />

o<strong>der</strong> Hilfsmittel benutzt, sowie wörtliche und sinngemäße Zitate als solche<br />

gekennzeichnet habe.<br />

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Ort, Datum Unterschrift

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