Thermodynamische Untersuchung der temperaturabhängigen ...
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<strong>Thermodynamische</strong> <strong>Untersuchung</strong><br />
<strong>der</strong> <strong>temperaturabhängigen</strong><br />
Nervenleitgeschwindigkeit am<br />
Regenwurm<br />
Diplomarbeit<br />
von<br />
Andreas Schönberger<br />
aus Augsburg<br />
Hochschule München<br />
Fachbereich 06<br />
Bioingenieurwesen<br />
Referent: Prof. Dr. H. J. Geisweid<br />
Korreferent: Prof. Dr. S. Diemer<br />
Betreuer: Prof. Dr. M. Schnei<strong>der</strong>, Boston University (diese<br />
Arbeit wurde am Lehrstuhl EP1 <strong>der</strong> Universität<br />
Augsburg durchgeführt)<br />
Tag <strong>der</strong> Einreichung: 12.04.2010<br />
München 2010
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ii
Abstrakt Arbeiten von J. Wilke, K. Kaufmann und T. Heimburg lieferten eine neue<br />
theoretische Grundlage für die Beschreibung <strong>der</strong> Aktionspotential-Propagation in Form<br />
einer Schallwelle. Der Arbeitsgruppe um M. F. Schnei<strong>der</strong> gelang es kürzlich, eine Schall-<br />
welle durch elektrische Anregung in einer zweidimensionalen Lipidmonolage auszulösen<br />
und <strong>der</strong>en Existenz auf makroskopischer Skala, zum ersten Mal nachzuweisen. Auch<br />
die Frage <strong>der</strong> fehlenden Dissipation <strong>der</strong> Welle wurde durch die wellenleiterähnlichen<br />
Eigenschaften <strong>der</strong> Lipidmonolage endgültig beantwortet.<br />
Die Intention <strong>der</strong> vorliegenden Arbeit war es, die Nervenleitung aus thermodynamischer<br />
Sichtweise zu untersuchen und die Ergebnisse mithilfe <strong>der</strong> Schalltheorie zu interpretieren.<br />
Um dieser Fragestellung gerecht zu werden, wurde ein Versuchsaufbau entwickelt, <strong>der</strong><br />
die <strong>Untersuchung</strong> temperaturabhängiger Verän<strong>der</strong>ungen in <strong>der</strong> Nervenleitung des Regen-<br />
wurms ermöglichte. In den Versuchen wurde zum Einen die Temperatur des gesamten<br />
Regenwurms (global) verän<strong>der</strong>t, zum An<strong>der</strong>en aber auch nur ein kurzer Bereich (lokal)<br />
des Regenwurms erwärmt. Desweiteren wurde die Anpassung <strong>der</strong> Nervenleitung an ver-<br />
schiedene Temperaturen untersucht. Dazu wurden Regenwürmer für mehrere Tage, bei<br />
unterschiedlichen Temperaturen, im Kühlschrank gehalten. Sämtliche Ergebnisse sind mit<br />
<strong>der</strong> Interpretation einer sich ausbreitenden Schallwelle im Einklang.<br />
iii
AAAAAA<br />
iv
Thermodynamic Investigation of the<br />
Temperature-Dependent Nerve<br />
Conduction Velocity in the<br />
Earthworm<br />
Diploma Thesis<br />
by<br />
Andreas Schönberger<br />
from Augsburg, Germany<br />
Munich University of Applied Science<br />
Department 06<br />
Bioengineering<br />
Reviewer: Prof. Dr. H. J. Geisweid<br />
Second Reviewer: Prof. Dr. S. Diemer<br />
Academic Advisor: Prof. Dr. M. Schnei<strong>der</strong>, Boston University (this<br />
work was performed at the University of<br />
Augsburg at the chair of EP1)<br />
Filing Date: 2010-04-12<br />
Munich 2010
AAAAAA<br />
vi
Abstract J. Wilke’s, K. Kaufmann’s and T. Heimburg’s work provided a theoretical<br />
foundation for the description of the action potential-propagation as an acustic wave. The<br />
group of M. F. Schnei<strong>der</strong> recently successfully excited an acoustic propagating wave<br />
on a two dimensional lipid monolayer by electrical stimulation giving first experimental<br />
evidence that such waves exist. The pending puzzle of the absence of dissipation is<br />
explained by the waveguide-like behavior of the monolayer. The intention for this work<br />
was to look at nerve pulse propagation from a thermodynamic point of view, testing<br />
the interpretation of an acoustic propagating wave. In or<strong>der</strong> to address this question an<br />
experimental setup was designed, which allowed to study the temperature-dependent<br />
changes in the earthworm’s nerve conduction. Experiments with both global and local<br />
temperature changes have been performed. Furthermore the adaptation process of the<br />
nerve-conduction velocity to different temperatures was examined, where earthworms<br />
were kept in the refrigerator for several days. All results are in agreement with the existence<br />
of a propagating sound wave.<br />
vii
AAAAAA<br />
viii
Inhaltsverzeichnis<br />
1 Einleitung 1<br />
2 Theoretische Vorbetrachtungen 3<br />
2.1 Aufbau und Funktion <strong>der</strong> Neuronen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3<br />
2.1.1 Zellen des Nervengewebes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3<br />
2.1.2 Ruhepotential <strong>der</strong> Zelle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7<br />
2.1.3 Nervenleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8<br />
2.1.3.1 Hodgkin-Huxley-Theorie . . . . . . . . . . . . . . . . 11<br />
2.1.3.2 Schalltheorie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14<br />
2.2 Zellmembranen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16<br />
2.2.1 Membranlipide . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16<br />
2.2.2 <strong>Thermodynamische</strong> Eigenschaften <strong>der</strong> Lipide . . . . . . . . . . . 17<br />
2.2.3 Ersatzmodell für viskoelastische Festkörper . . . . . . . . . . . 19<br />
2.3 Nervensystem des Regenwurms - Lumbricus terrestris L. . . . . . . . . . 24<br />
2.4 Anästhetika . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27<br />
3 Methodischer Teil 30<br />
3.1 Elektrophysiologische Messungen am Regenwurm . . . . . . . . . . . . 30<br />
3.1.1 Versuchsaufbau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30<br />
3.1.1.1 Reizgenerator . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32<br />
3.1.1.2 Regenwurmmesskammer . . . . . . . . . . . . . . . . 35<br />
3.1.1.3 Bioverstärker . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39<br />
3.1.1.4 Computer-Interface . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41<br />
3.1.2 Versuchsdurchführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42<br />
3.1.2.1 Vorbereitung des Regenwurms . . . . . . . . . . . . . 42<br />
3.1.2.2 Bipolare Messung von Aktionspotentialen . . . . . . . 43<br />
3.1.2.3 Globale Temperaturverän<strong>der</strong>ung . . . . . . . . . . . . 44<br />
3.1.2.4 Lokale Temperaturverän<strong>der</strong>ung . . . . . . . . . . . . . 45<br />
3.2 Differential Scanning Calorimetry (DSC) . . . . . . . . . . . . . . . . . 46<br />
ix
Inhaltsverzeichnis<br />
3.2.1 Versuchsaufbau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46<br />
3.2.2 Versuchsdurchführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47<br />
4 Ergebnisse und Diskussion 48<br />
4.1 Messungen am Bauchmark des Regenwurms . . . . . . . . . . . . . . . 48<br />
4.1.1 Globale Temperaturverän<strong>der</strong>ung des Regenwurms . . . . . . . . 48<br />
4.1.2 Temperaturadaption <strong>der</strong> Nervenzelle . . . . . . . . . . . . . . . . 55<br />
4.1.3 Lokale Erwärmung des Regenwurms . . . . . . . . . . . . . . . 57<br />
4.2 DSC-Messungen an Lipid-Vesikeln mit Anästhetika . . . . . . . . . . . . 60<br />
5 Zusammenfassung 63<br />
6 Danksagung 70<br />
x
1 Einleitung<br />
Der Vorgang <strong>der</strong> Nervenleitung ist einer <strong>der</strong> zentralen Vorgänge in <strong>der</strong> Physiologie <strong>der</strong> Tiere<br />
und physikalisch bisher nicht befriedigend verstanden. In den vergangenen Jahrzehnten<br />
wird das Hodgkin-Huxley-Modell, dass 1952 von Alan L. Hodgkin und Andrew F. Huxley<br />
[19] entwickelt wurde, immer wie<strong>der</strong> kritisiert, da lediglich die elektrischen Aspekte <strong>der</strong><br />
Aktionspotentialpropagation in Nervenzellen beachtet werden. Zur Aufklärung <strong>der</strong> Natur<br />
des Aktionspotentials nutzten die beiden das Verfahren <strong>der</strong> Spannungsmessung und prägten<br />
so das Bild, dass es sich hierbei ausschließlich um ein elektrisches Phänomen handelt.<br />
Das bemerkte auch Hodgkin selbst und schrieb 1964 in seinem Buch “The conduction<br />
of the nervous impulse” [18]:<br />
In thinking about the physical basis of the action potential perhaps the most<br />
important thing to do at the present moment is to consi<strong>der</strong> whether there are<br />
any unexplained observations which have been neglected in an attempt to<br />
make the experiments fit into a tidy pattern. Difficulties of various kinds will<br />
no doubt occur to different people but perhaps the most puzzling observation<br />
is one made by A. V. Hill and his collaborators Abbot and Howarth (1958) ...<br />
On reinvestigating the initial heat of crab nerve with better time resolution,<br />
Hill and his colleagues found that it was diphasic and that an initial phase of<br />
heat liberation was followed by one of heat absorption ... but a net cooling<br />
on open-circuit was totally unexpected and has so far received no satisfactory<br />
explanation.<br />
Nach unserem Erfahrungsstand hat sich daran bis heute nichts geän<strong>der</strong>t. Das heißt, <strong>der</strong><br />
begleitende Temperaturpuls, <strong>der</strong> laut Hodgkin selbst, seit über 40 Jahren erklärt werden<br />
muss, bleibt unerklärt.<br />
Mit dem, hier immer wie<strong>der</strong> diskutierten Schallmodell von Konrad Kaufmann [24,<br />
25], kann dieser Puls nicht nur erklärt werden, son<strong>der</strong>n ergibt sich zwingend. Ich sehe<br />
hierin einen ganz entscheidenden Fortschritt in <strong>der</strong> Theorie <strong>der</strong> Nervenreizleitung, möchte<br />
aber trotzdem meine Resultate jeweils aus <strong>der</strong> Sichtweise des Hodgkin-Huxley-Modells,<br />
sowie <strong>der</strong> des Schallwellenmodells diskutieren. Neuere und sehr sorgfältige Arbeiten zur<br />
1
1 Einleitung<br />
Schallausbreitung im Nerv findet man vor allem in den Arbeiten von Heimburg, <strong>der</strong> sich<br />
neben <strong>der</strong> Ausbreitung von Solitonen auch mit <strong>der</strong> Erklärung <strong>der</strong> Anästhesie ausführlich<br />
beschäftigt hat [48, 14, 15, 16, 13, 54].<br />
Neben den elektrischen und thermischen [1, 21, 34, 45, 42] Pulsen, finden auch me-<br />
chanische [22, 23, 41, 43, 44] sowie optische Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Zellmembran, zeitgleich<br />
mit dem Aktionspotential statt. Ein Modell das geeignet ist die gesamten Verän<strong>der</strong>ungen<br />
ausschließlich mithilfe klassischer thermodynamischer und hydrodynamischer Grundlagen<br />
zu erklären, ist das <strong>der</strong> propagierenden Schallwelle. Bereits 1912 erklärte Wilke, dass die<br />
Ausbreitung des Nervenpulses in Form einer Deformationswelle möglich ist [53, 3]. Unter<br />
<strong>der</strong> Annahme, dass es sich bei Zellmembranen um elastisches Gewebe handelt, postulierte<br />
er zudem die Möglichkeit eines adiabatischen Prozesses. Nicht nur die Ausbreitung, auch<br />
das Aktionspotential selbst wurde von ihm beschrieben. Bei seinen <strong>Untersuchung</strong>en stellte<br />
er fest, dass, wenn man Blöcke aus Gelatine o<strong>der</strong> Agar-Agar zusammendrückt, sich <strong>der</strong><br />
gedrückte, gegenüber einem nicht gedrückten Punkt negativ auflädt. Hierbei konnte er<br />
Potentialunterschiede von bis zu 12 mV feststellen.<br />
Die Schalltheorie, wie bereits erwähnt, wurde 1989 von Konrad Kaufmann [24, 25]<br />
erneut aufgegriffen und auf ein theoretisches Fundament gestellt. Sie stellt bislang die<br />
einzige Möglichkeit dar, auch die nichtelektrischen Phänomene, die bei <strong>der</strong> Nervenleitung<br />
gemessen wurden, zu erklären. Zudem stimmt die Größenordnung <strong>der</strong> mit dem Schallm-<br />
odell berechneten Nervenleitgeschwindigkeiten, mit Messungen an Nervenzellen überein.<br />
Bis vor kurzem war jedoch unklar ob die Propagation von Schallwellen in Lipidmembra-<br />
nen, ohne Dissipation <strong>der</strong> Welle überhaupt möglich ist. Diese Fragestellung konnte durch<br />
die Arbeit von Schnei<strong>der</strong> [10] geklärt werden. Mit Hilfe von zweidimensionalen Elek-<br />
trodenchips gelang es seiner Arbeitsgruppe erstmals, Schallwellen in einem künstlichen<br />
Lipidmonolayer anzuregen und <strong>der</strong>en Propagation zu beweisen.<br />
Dieser Sachverhalt veranlasste uns zur <strong>Untersuchung</strong> <strong>der</strong> Nervenleitgeschwindigkeit am<br />
Regenwurm, bei Verän<strong>der</strong>ungen in <strong>der</strong> Temperatur des Nervensystems. Dazu wurde <strong>der</strong><br />
Versuchsaufbau für elektophysiologische Messungen am Regenwurm (Fa. PHYWE) so<br />
modifiziert, dass eine globale und lokale Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Wurmtemperatur möglich ist.<br />
Sollte die Schalltheorie stimmen, müssten die Temperaturverän<strong>der</strong>ungen die Kompressibi-<br />
lität <strong>der</strong> Zellmembranen und somit die Nervenleitgeschwindigkeit verän<strong>der</strong>n. Zumindest<br />
<strong>der</strong> qualitative Verlauf <strong>der</strong> Schallgeschwindigkeit c(T) kann aus Elastizitätsmessungen an<br />
Membranen und dem Cytoskelett vorhergesagt werden und wird durch meine Messungen<br />
bestätigt.<br />
2
2 Theoretische Vorbetrachtungen<br />
Dieses Kapitel dient <strong>der</strong> Beschreibung <strong>der</strong> Nervenzellen und speziell <strong>der</strong>en Membranen.<br />
Zur Erklärung <strong>der</strong> Leitungsvorgänge in Nerven wird auf das Hodgkin-Huxley-Modell,<br />
sowie das Schallmodell eingegangen und im Anschluss die verschiedenen Theorien über<br />
die Wirkungsweise von Anästhetika erläutert.<br />
2.1 Aufbau und Funktion <strong>der</strong> Neuronen 1<br />
Die Koordination komplexer Funktionen, wie die Steuerung verschiedener Muskelgrup-<br />
pen für eine gezielte Körperbewegung, o<strong>der</strong> auch die Aufnahme von äußeren Reizen<br />
wie das Riechen, Schmecken o<strong>der</strong> Sehen, setzen das Vorhandensein eines spezialisierten<br />
Reizleitungs- und Verarbeitungssystems voraus. In tierischen Zellen werden diese Auf-<br />
gaben von spezialisierten Zellen, den Neuronen o<strong>der</strong> Nervenzellen, übernommen. Diese<br />
besitzen die Fähigkeit Signale zu empfangen, über lange Strecken weiterzuleiten, sowie sie<br />
an an<strong>der</strong>e Zellen zu übertragen. Ermöglicht wird dies durch den speziellen Aufbau dieser<br />
Gewebeart.<br />
2.1.1 Zellen des Nervengewebes 2<br />
Wie alle an<strong>der</strong>en tierischen Zellen, wird die Nervenzelle (siehe Abb. 2.1) von einer 6 -<br />
10nm dicken Lipiddoppelschicht, <strong>der</strong> Plasmamembran, umschlossen. Diese ermöglicht<br />
eine Entkopplung <strong>der</strong> inneren Vorgänge, von den äußeren Umgebungsbedingungen. Sie<br />
bildet dabei eine selektive Schranke, die den ausreichenden Transport von Nährstoffen<br />
in, und den Abtransport von Stoffwechselprodukten aus <strong>der</strong> Zelle gewährleistet. Die<br />
Plasmamembran bildet, speziell bei den Nervenzellen lange, vom Zellkörper ausgehende<br />
Fortsätze, die als Dendriten und Axon bezeichnet werden. Durch die Dendriten, die meist<br />
in großer Anzahl von <strong>der</strong> Zelle ausgehen, werden exzitatorische und inhibitorische Reize<br />
1Informationen zu diesem Abschnitt stammen aus dem Buch “Anatomie, Physiologie, Pathophysiologie<br />
des Menschen” (2007) [31]<br />
2Informationen zu diesem Abschnitt stammen aus dem Buch “Molekularbiologie <strong>der</strong> Zelle” (2004) [2]<br />
3
2 Theoretische Vorbetrachtungen<br />
an<strong>der</strong>er Neuronen empfangen. Im Gegensatz dazu ermöglicht das Axon die Weiterleitung<br />
<strong>der</strong> aufgenommenen Signale zu an<strong>der</strong>en Zellen und ist bei je<strong>der</strong> Nervenzelle nur einmal<br />
vorhanden.<br />
Zellen sind mit einer gelartigen Grundsubstanz, dem Cytoplasma gefüllt, welches reich<br />
an Ionen, Nährstoffen, Enzymen und Stoffwechselprodukten ist [32]. Die Strukturierung<br />
des Zellinneren erfolgt durch innere Membranen, was die Komplexität, sowie die Funktio-<br />
nalität <strong>der</strong> Zellen stark erhöht. Die Membranen umschließen dabei unterschiedlich große<br />
Reaktionskompartimente, die Organellen, in denen verschiedenste Stoffwechselvorgänge<br />
ablaufen. Entsprechend <strong>der</strong> jeweiligen Funktion <strong>der</strong> Organellen, besitzen <strong>der</strong>en Mem-<br />
branen einzigartige Lipid- und Proteinzusammensetzungen. Die Bedeutung getrennter<br />
Reaktionskompartimente, wird am Beispiel <strong>der</strong> Lysosomen deutlich. Dies sind kleine<br />
Membranvesikel, die Enzyme für den Abbau von Proteinen, Polysacchariden, Fetten und<br />
Nukleinsäuren enthalten. Aufgenommene Makromoleküle werden enzymatisch in Mono-<br />
mere zerlegt und anschließend zum Recycling in das Cytosol abgegeben. Die Enzyme <strong>der</strong><br />
Lysosomen katalysieren am besten in einem sauren Milieu bei pH 5, wohingegen sie im<br />
neutralen pH Bereich des Cytosols <strong>der</strong> Zelle kaum aktiv sind.<br />
Abbildung 2.1: Schematische Abbildung <strong>der</strong> Nervenzelle im Schnitt<br />
1: Plasmamembran, 2: Mikrotubuli, 3: Zellkern, 4: Golgi-Apparat, 5: Mitochondrium, 6: Glattes<br />
ER, 7: Raues ER, 8: Synapsen (axodendritisch), 9: Synapse (axosomatisch), 10: Dendriten, 11:<br />
Axonhügel, 12: Myelinscheide, 13: Ranviersche Schnürringe, 14: Axonterminale, 15: Synapse<br />
(axonaxonal), 16: Soma; (Vgl.: Wikimedia, Neuron )<br />
4
2 Theoretische Vorbetrachtungen<br />
Weitere funktional wichtige Organellen, die bei Nervenzellen zu finden sind [27], sind<br />
in Abbildung 2.1 dargestellt:<br />
• Der Zellkern enthält fast das gesamte genetische Material <strong>der</strong> Zelle für die Protein-<br />
synthese (Transkription).<br />
• Das Endoplasmatische Retikulum (ER) erfüllt verschiedene Biosyntheseaufgaben<br />
und ist unter an<strong>der</strong>em für die Membranherstellung zuständig.<br />
• Im Golgi-Apparat erfolgt die Abwandlung, Speicherung und <strong>der</strong> Weitertransport <strong>der</strong><br />
Proteine und Membranmoleküle, die im ER produziert werden.<br />
• Die Mitochondrien wandeln die über die Nahrungsaufnahme bezogene Energie,<br />
in eine für die Zelle nutzbare Form, meist Adenosintriphosphat (ATP), um. Sie<br />
enthalten Enzyme des Zitratzyklus, <strong>der</strong> Atmungskette und <strong>der</strong> Fettsäureoxidation.<br />
Beson<strong>der</strong>s auffällig bei Neuronen, ist die große Anzahl an Mitochondrien, die die benötigte<br />
Energie zur Aufrechterhaltung <strong>der</strong> Zellfunktionen liefern.<br />
Aus Gründen <strong>der</strong> strukturellen Organisation, Formgebung und mechanischen Stabilität,<br />
ist das Cytoplasma von mehreren unterschiedlichen Filamenten, den Mikrofilamenten,<br />
Mikrotubuli und Zwischenfilamenten, durchzogen. Sie bilden das Cytoskelett <strong>der</strong> Zelle und<br />
bestimmen so die räumliche Gestalt tierischer Zellen, die im Gegensatz zu Pflanzenzellen<br />
keine festen Zellwände besitzen. Das Cytoskelett bildet dabei keine statischen Strukturen,<br />
son<strong>der</strong>n wird ständig ab- und aufgebaut und wirkt so auch bei <strong>der</strong> Zellbewegung mit.<br />
Die mechanische Stabilität <strong>der</strong> Zelle beruht auf dem Zusammenspiel dreier verschiedener<br />
Filamente, den Mikrofilamenten, Mikrotubuli und Zwischenfilamenten (siehe Abb. 2.2).<br />
Abbildung 2.2: Schematische Darstellung <strong>der</strong> drei Komponenten des Cytoskeletts. (Vgl.:<br />
Zentrale für Unterrichtsmedien im Internet e.V., Cytoskelett)<br />
5
2 Theoretische Vorbetrachtungen<br />
Auf die Zelle wirkende Zugkräfte werden von Mikrofilamenten aufgenommen (siehe<br />
Abb. 2.2 links). Diese entstehen durch die Polymerisation von globulären Aktinmolekü-<br />
len (G-Aktin) zu polaren, filamentösen Aktinmolekülen (F-Aktin), die sich paarweise,<br />
spiralförmig umeinan<strong>der</strong> winden.<br />
Über Proteine zu dreidimensionalen Netzwerken<br />
verknüpftes F-Aktin, bildet den 100 - 500nm di-<br />
cken Zellkortex direkt unter <strong>der</strong> Plasmamembran<br />
(siehe Abb. 2.3), weshalb dieser Bereich eine gel-<br />
artige Konsistenz besitzt. Die Aktinfilamente des<br />
Zellkortex sind über verschiedene Proteine mit <strong>der</strong><br />
Membran verbunden und unterstützen so die Stabi-<br />
lität <strong>der</strong> Zelle [29]. Im Inneren <strong>der</strong> Zelle verlaufen<br />
Aktinfilamente in Form von Bündeln und verbinden<br />
die einzelnen Punkte an denen die Zelle adhäriert.<br />
Im Gegensatz zu den Mikrofilamenten, nehmen<br />
Mikrotubuli Druckkräfte auf. Mikrotubuli sind hohle<br />
Stäbe, die durch die Polymerisation von α- und β-<br />
Tubulin gebildet werden (siehe Abb. 2.2 Mitte). Der<br />
Ursprung liegt im “microtubule organizing center”<br />
Abbildung 2.3: Fluoreszenzmarkierte<br />
Endothelzellen unter dem Mikroskop.<br />
blau=Zellkern, grün=Mikrotubuli,<br />
rot=Aktinfilamente (Vgl. Wikimedia,<br />
Fluorescent Cells)<br />
(MTOC), welches in den meisten Zellen das Zentrosom in <strong>der</strong> Nähe des Zellkerns ist. Von<br />
hier aus strecken sich die Filamente sternförmig in alle Richtungen und erreichen dabei<br />
eine Länge von bis zu 25 µm. In <strong>der</strong> Zelle dienen die Mikrotubuli als Führungselemente,<br />
an denen Vesikel beim Transport durch die Zelle entlang gleiten um ihr Ziel zu erreichen<br />
und als Spindelapparat während <strong>der</strong> Zellteilung.<br />
Die chemisch stabilsten Elemente des Cytoskeletts, sind die Intermediärfilamente (sie-<br />
he Abb. 2.2 rechts). Diese, zu dicken Kabeln spiralisierten Faserproteine, weisen eine<br />
extreme Zugresistenz auf. Es gibt verschiedene Typen <strong>der</strong> Intermediärfilamente, die aus<br />
unterschiedlichen Proteinuntereinheiten, hauptsächlich aus <strong>der</strong> Keratingruppe, zusammen-<br />
gesetzt sind. Im Vergleich zu den Mikrofilamenten und den Mikrotubuli, ist die Auf- und<br />
Abbaugeschwindigkeit <strong>der</strong> Intermediärfilamente sehr gering. Diese Stabilität macht die<br />
Intermediärfilamente zur optimalen Befestigung für die Organellen in <strong>der</strong> Zelle.<br />
6
2.1.2 Ruhepotential <strong>der</strong> Zelle 3<br />
2 Theoretische Vorbetrachtungen<br />
Alle tierischen Zellen besitzen ein spezifisches Ruhepotential, was die relative, negative<br />
Ladung des Zellinneren gegenüber dem Extrazellularraum beschreibt und bei Nervenzellen<br />
bei ca. -70mV liegt [31]. Dieser Ladungsunterschied beruht auf <strong>der</strong> ungleichen Verteilung<br />
verschiedener Ionen im inneren und äußeren Zellraum.<br />
Zur Aufrechterhaltung des Gradienten wird ein<br />
aktiver Membrantransport durch das Enzym Na-K-<br />
ATPase vorausgesetzt, <strong>der</strong> im Ruhezustand ca. 1/3<br />
des Energieverbrauchs <strong>der</strong> Zelle ausmacht. Durch<br />
den Verbrauch von ATP pumpt die Na-K-ATPase Io-<br />
nen, entgegen des Konzentrationsgradienten durch<br />
die Membran und transportiert damit bei jedem<br />
Pumpzyklus 3 Na + -Ionen in den äußeren, und 2 K + -<br />
Ionen in den inneren Bereich <strong>der</strong> Zelle (siehe Abb.<br />
2.4). Das bedeutet, die Na-K-ATPase verschiebt po-<br />
sitive Ladung nach außen und ist somit elektrogen<br />
[27]. Dadurch steigt die Kaliumkonzentration in-<br />
trazellular auf einen ca. 30 mal höheren Wert, als<br />
extrazellular.<br />
Spezifische Ionenkanäle sorgen für eine selektive<br />
Abbildung 2.4: Die in <strong>der</strong> Plasmamem-<br />
bran verankerte Na-K-ATPase pumpt<br />
Na + - und K + -Ionen gegen den Konzen-<br />
trationsgradienten und Potentialgradien-<br />
ten durch die Zellmembran. Dabei wird<br />
ATP in ADP und Phosphat (P) gespal-<br />
ten. (Vgl. [4])<br />
Permeabilität <strong>der</strong> Membran. Ionenkanäle sind Proteine, die eine Diffusion von Ionen<br />
zwischen Extra- und Intrazellularraum ermöglichen, da die Membran selbst für Ionen<br />
undurchlässig ist. Sie können geschlossen, inaktiv, o<strong>der</strong> geöffnet sein und lassen nur ein<br />
bestimmtes Ion passieren. Wichtig für diese Aufgabe ist eine unterschiedliche Wirkung<br />
des Membranpotentials auf die Kanäle. Der Na + -Ionenkanal zum Beispiel ist im Ruhezu-<br />
stand bei ca. -70mV geschlossen, wodurch die Plasmamembran für Na + -Ionen praktisch<br />
undurchlässig ist. K + -Ionen nutzen den ionenspezifischen Transportweg durch die Kanäle,<br />
um, dem Konzentrationsgradienten folgend, aus <strong>der</strong> Zelle zu diffundieren. Dieser Vorgang<br />
lässt große Anionen in <strong>der</strong> Zelle zurück, wodurch es, ähnlich wie bei einem Kondensator,<br />
zur Ausbildung eines Ladungsunterschiedes kommt.<br />
Aufgrund dieser Ladungsdifferenz besteht für die K + -Ionen ein nach innen gerichteter,<br />
elektrischer Gradient <strong>der</strong> bewirkt, dass simultan K + -Ionen in das Innere <strong>der</strong> Zelle strömen.<br />
Das Ruhepotential ist nun <strong>der</strong> Zustand, bei dem die konzentrationsabhängige K + -Diffusion<br />
3 Informationen zu diesem Abschnitt stammen aus dem Buch “Anatomie, Physiologie, Pathophysiologie<br />
des Menschen” (2007) [31]<br />
7
2 Theoretische Vorbetrachtungen<br />
und <strong>der</strong> spannungsabhängige K + -Transport im Gleichgewicht sind. Für an<strong>der</strong>e Ionen<br />
stellt die Membran im Ruhezustand eine fast unüberwindliche Barriere dar, wodurch das<br />
Ruhepotential nahezu dem Kaliumgleichgewichtspotential entspricht.<br />
Das Kaliumgleichgewichtspotential lässt sich mithilfe <strong>der</strong> Nernst-Gleichung berechnen.<br />
E = RT<br />
zF ln[Ion] außen<br />
[Ion] innen<br />
(2.1)<br />
mit <strong>der</strong> Gaskonstante R, Temperatur T, Ladungszahl des Ions z, Faradaykonstante F<br />
und dem Verhältnis <strong>der</strong> Ionenkonzentrationen. Bei einer angenommenen Körpertemperatur<br />
von T = 310K und einer 30 mal höheren K + -Ionenkonzentration im Extrazellularraum,<br />
ergibt sich ein Kaliumgleichgewichtspotential von [4]<br />
E = −61mV log30 = −90mV<br />
Ionenart intrazellulare Kon- extrazellulare Kon- Verhältniss zwischen Nernstpotential<br />
zentration [mmol/l] zentration [mmol/l] innen und außen bei 310K [mV]<br />
K + 150 5 30:1 -90<br />
Na + 15 150 1:10 +61<br />
Tabelle 2.1: Typische Ionenkonzentration einer Säugetierzelle in Ruhe für Na + - und K + -Ionen[31].<br />
2.1.3 Nervenleitung<br />
Depolarisation 4 Im Ruhezustand zeigt sich die Zellmembran nur für K + -Ionen per-<br />
meabel, während sie für an<strong>der</strong>e Ionen nahezu undurchlässig ist. Dies än<strong>der</strong>t sich während<br />
<strong>der</strong> Nervenleitung. Werden von an<strong>der</strong>en Zellen Signale auf eine Nervenzelle übertragen<br />
o<strong>der</strong> von außen Spannungen eingebracht, können dadurch Schwankungen des Potentials<br />
entstehen. Überschreiten die Schwankungen am Axon während des Ruhezustands eine<br />
Schwellenspannung zwischen 10 und 20mV, erfolgt die Depolarisation <strong>der</strong> Membran<br />
durch die schlagartige Konformationsän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> spannungsabhängigen Na + -Kanäle.<br />
Daraufhin strömen Na + -Ionen durch die geöffneten Na + -Kanäle entlang des elektrischen<br />
Gradienten in die Zelle. Der Einstrom positiver Ladungen führt zu einer weiteren Aus-<br />
breitung <strong>der</strong> Membrandepolarisation, wodurch sich auch benachbarte Ionenkanäle öff-<br />
nen. Vom Ruhepotential ausgehend, kommt es innerhalb weniger Millisekunden zu einer<br />
Verschiebung des Potentials von ca. -70mV, bis zur vollständigen Ausbildung des Na + -<br />
Gleichgewichtspotentials bei ca. +40mV, bei dem die elektrochemische Kraft für den<br />
4 Informationen zu diesem Abschnitt stammen aus dem Buch “Molekularbiologie <strong>der</strong> Zelle” 2004 [2]<br />
8
2 Theoretische Vorbetrachtungen<br />
Na + -Ionenfluss verbraucht ist (siehe Abb. 2.5).<br />
Abbildung 2.5: Schematische Darstellung des Aktionspotentials und dessen typische<br />
Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Potentialdifferenz, zwischen intrazellulärem und extrazellulärem<br />
Bereich (Vgl.: Wikimedia.org, Action Potential)<br />
Repolarisation 5 Da die Zelle im Zustand des Na + -Gleichgewichtspotentials nicht<br />
in <strong>der</strong> Lage ist weitere Erregungen zu transportieren, ist es erfor<strong>der</strong>lich das Ruhemem-<br />
branpotential wie<strong>der</strong>herzustellen. Verantwortlich für die Repolarisation <strong>der</strong> Zellmembran,<br />
sind wie<strong>der</strong>um Konformationsän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Ionenkanäle. Die Inaktivierung erfolgt auto-<br />
matisch im depolarisierten Zustand und verhin<strong>der</strong>t ein erneutes Öffnen <strong>der</strong> Na + -Kanäle.<br />
Dieser Zustand, <strong>der</strong> auch als Refraktärzeit bekannt ist, hält sich noch einige Millisekunden<br />
nachdem sich das Ruhemembranpotential bereits wie<strong>der</strong> eingestellt hat. Anschließend<br />
bewirken Konformationsän<strong>der</strong>ungen, dass die Kanäle in den geschlossenen Zustand über-<br />
gehen, so dass sie sich bei einer ausreichenden Schwankung des Membranpotentials wie<strong>der</strong><br />
öffnen können.<br />
Ein weiterer Mechanismus, welcher das Wie<strong>der</strong>herstellen des Ruhemembranpotentials<br />
unterstützt, ist <strong>der</strong> K + -Ausstrom durch das Schließen <strong>der</strong> einwärtsgleichrichtenden K + -<br />
Kanäle und die gesteigerte Leitung <strong>der</strong> auswärtsgleichrichtenden K + -Kanäle. Dadurch<br />
wird bereits vor <strong>der</strong> Inaktivierung <strong>der</strong> Na + -Kanäle, das Einströmen <strong>der</strong> Na + -Ionen durch ein<br />
Ausströmen von K + -Ionen überlagert. Der Vorgang treibt somit die Membran in Richtung<br />
des K + -Gleichgewichtspotentials.<br />
5 Informationen zu diesem Abschnitt stammen aus dem Buch “Molekularbiologie <strong>der</strong> Zelle” (2004) [2]<br />
9
2 Theoretische Vorbetrachtungen<br />
Auf diese Art breitet sich das Aktionspotential wie eine laufende Welle vom Ursprungs-<br />
ort, über die ganze Plasmamembran des Axons aus und kann die Informationen, durch<br />
Neurotransmitterausschüttung in den synaptischen Spalt, an an<strong>der</strong>e Zellen weitergeben.<br />
Da das Axon beim Transport des Signals den längsten Weg überbrückt, stellt es den<br />
geschwindigkeitsbestimmenden Teil <strong>der</strong> Leitung dar.<br />
Leitungsgeschwindigkeit 5 Das Über-<br />
leben <strong>der</strong> Tiere ist stark von <strong>der</strong> Geschwin-<br />
digkeit, mit <strong>der</strong> sie auf Gefahren und an<strong>der</strong>e<br />
Umweltreize reagieren können, abhängig.<br />
Um die Nervenleitgeschwindigkeit und da-<br />
mit die Reflexzeit zu steigern, haben sich<br />
in <strong>der</strong> Natur zwei verschiedene Mechanis-<br />
men entwickelt: Die kontinuierliche und<br />
die saltatorische Leitung.<br />
Bei <strong>der</strong> kontinuierlichen Leitung breitet<br />
sich die Depolarisation wie eine Welle vom<br />
Anfang des Axons, bis zu seinem Ende aus<br />
(siehe Abb. 2.6 oben). In diesem Fall kann<br />
eine Steigerung <strong>der</strong> Leitungsgeschwindig-<br />
keit nur durch eine Vergrößerung des Axon-<br />
durchmessers r erfolgen. Dadurch entsteht<br />
ein günstigeres Verhältnis zwischen Mem-<br />
branfläche A = 2πr ∗ d und leitendem Vo-<br />
Abbildung 2.6: Leitungsvorgänge des Axons.<br />
oben: Kontinuierliche Leitung. Das Aktionspoten-<br />
tial breitet sich wie eine Welle vom Ursprungsort<br />
aus. unten: Saltatorische Leitung am myelinisier-<br />
ten Axon. Das Aktinspotential kann sich durch<br />
springen zwischen den Ranvierschen Schnürrin-<br />
gen sehr schnell ausbreiten. (Vgl. www.gym-<br />
nw.org, Reizleitung)<br />
lumen V = πr 2 ∗ d, was zu einer Verringerung des inneren Wi<strong>der</strong>stands führt, aber auch zu<br />
einer Steigerung des Leckstroms und damit zu einem höheren Energieverbrauch. Allgemein<br />
sind dadurch jedoch nur geringe Geschwindigkeiten von wenigen Metern pro Sekunde zu<br />
erreichen. Die Berechnung <strong>der</strong> Geschwindigkeit v, mit <strong>der</strong> das Aktionspotential in einem<br />
nichtmyelinisierten Axon propagiert, folgt aus <strong>der</strong> allgemeinen Kabelgleichung.<br />
v = 1<br />
<br />
d<br />
C 8ρR ∗<br />
(2.2)<br />
mit <strong>der</strong> Kapazität C <strong>der</strong> Membran, dem Durchmesser d des Axons, dem Wi<strong>der</strong>stand ρ des<br />
Mediums im Axon und R ∗ dem Ohmschen Wi<strong>der</strong>stand <strong>der</strong> Membran bei <strong>der</strong> Erregung[30].<br />
Evolutionär entwickelte sich eine noch effektivere Methode, die Myelinisierung des<br />
Axons. Zur Myelinisierung wickeln Gliazellen schichtweise ihre eigene Plasmamembran<br />
10
2 Theoretische Vorbetrachtungen<br />
spiralförmig um das Axon. Diese dichte Packung isoliert die Axonmembran, von dem,<br />
die Zelle umgebenden extrazellularem Raum, wodurch die elektrischen Verluste minimal<br />
werden. In festen Abständen wird die Myelinschicht durch das Auftreten von sogenannten<br />
Ranvierschen Schnürringen unterbrochen (Vgl. Abb. 2.1), an denen die Plasmamembran<br />
des Axons in direktem Kontakt mit dem Extrazellularraum steht. Zur Aufrechterhaltung<br />
des Leitungsvorgangs sind an den Schnürringen annähernd die gesamten Na + -Kanäle<br />
des Axons lokalisiert, weshalb nur hier die Depolarisation <strong>der</strong> Membran und das damit<br />
verbundene Aktionspotential auftreten kann. Diese Art <strong>der</strong> Nervenleitung wird als saltato-<br />
rische Leitung (saltare = springen) bezeichnet (siehe Abb. 2.6 unten). Der Name beruht<br />
auf den sehr hohen Geschwindigkeiten mit denen sich die Erregung aufgrund <strong>der</strong> guten<br />
Isolierung des Axons, zwischen den Schnürringen, sozusagen “springend” ausbreitet. Die<br />
Geschwindigkeit <strong>der</strong> saltatorischen Leitung, ist im Allgemeinen vom Durchmesser, dem<br />
Grad <strong>der</strong> Myelinisierung, und im Beson<strong>der</strong>en, von <strong>der</strong> Temperatur <strong>der</strong> Nervenfaser ab-<br />
hängig. Dadurch bestehen bei den verschiedenen Lebewesen erhebliche Unterschiede in<br />
<strong>der</strong> Nervenleitgeschwindigkeit, welche Werte von bis zu 120 m/s annehmen kann. Bei<br />
myelinisierten Axonen kann die Propagationsgeschwindigkeit nicht durch eine allgemein<br />
gültige Gleichung berechnet werden, da die geschwindigkeitsbeeinflussenden Faktoren<br />
stark variieren.<br />
2.1.3.1 Hodgkin-Huxley-Theorie 6<br />
Die Grundlagen dieser Theorie beruhen auf den, mit einem Nobelpreis ausgezeichneten<br />
Forschungsergebnissen von Hodgkin und Huxley im Jahr 1952 [19]. Sie entwickelten<br />
ein Modell (siehe Abb. 2.7), dessen Gleichung die experimentell gemessenen Werte <strong>der</strong><br />
gesamten Membranstromdichte I wi<strong>der</strong>spiegelt.<br />
dV<br />
I = CM + Ii<br />
(2.3)<br />
dt<br />
mit V, dem Membranpotential, <strong>der</strong> Zeit t und <strong>der</strong> elektrischen Membrankapazität<br />
CM. Die Ionenstromdichte Ii wird durch die Summierung des Na + -Ionenstroms INa, K + -<br />
Ionenstroms IK und an<strong>der</strong>en Ionenströmen Il (Leckströme) gebildet.<br />
Ii = INa + IK + Il<br />
(2.4)<br />
6 Informationen zu diesem Abschnitt stammen aus dem Artikel “A quantitative description of membrane<br />
current and its application to conduction and excitation in nerve” (1952) [19]<br />
11
2 Theoretische Vorbetrachtungen<br />
Abbildung 2.7: Ersatzmodell <strong>der</strong> axonalen Membran nach Hodgkin und Huxley (1952).<br />
Die variablen Wi<strong>der</strong>stände RNa, RK und <strong>der</strong> feste Wi<strong>der</strong>stand Rl des Modells, simulieren<br />
die Membranwi<strong>der</strong>stände für die Ionenströme INa, IK, und Il. Der Kondensator CM bildet<br />
die elektrische Kapazität <strong>der</strong> Membran nach. E symbolisiert das elektrische Membranpotential<br />
und ENa, EK und El die Nernstpotentiale <strong>der</strong> unterschiedlichen Ionen. (Vgl.<br />
[19])<br />
Hodgkin und Huxley fanden heraus, dass die Membranpermeabilität zufriedenstellend<br />
durch die spezifische Leitfähigkeit gi <strong>der</strong> Ionen beschrieben wird.<br />
mit <strong>der</strong> Spannungsdifferenz V −Vi für die einzelnen Ionen.<br />
INA = gNa(V −VNa) (2.5)<br />
IK = gK(V −VK) (2.6)<br />
Il = gl(V −Vl) (2.7)<br />
Bei näherer Betrachtung des Kurvenverlaufs des Aktionspotentials zeigt sich, dass <strong>der</strong><br />
Ionenfluss eine Funktion <strong>der</strong> Zeit darstellt und sich für jedes Ion unterscheidet (siehe Abb.<br />
2.8). Hodgkin und Huxley postulierten hierfür lipidlösliche Carrier (Ionenkanäle), die die<br />
Ionen durch die Plasmamembran leiten.<br />
Um die Dynamik <strong>der</strong> Carrier nachzubilden wurden die Gatingvariablen eingeführt,<br />
die den Anteil <strong>der</strong> gerade geöffneten Kanäle zu jedem Zeitpunkt wi<strong>der</strong>spiegeln. Durch<br />
Versuche schloss man auf drei Variablen die Einfluss auf das Aktionspotential haben und<br />
mit n, m und h bezeichnet werden. Der dynamische Verlauf dieser Größen wird durch die<br />
nachfolgenden Gleichungen beschrieben.<br />
12
2 Theoretische Vorbetrachtungen<br />
Abbildung 2.8: Ionenleitfähigkeiten <strong>der</strong> Na + - und K + -Ionen während des<br />
Aktionspotentials (Vgl. www.tgs-chemie.de, Ionenverschiebungen während des<br />
Aktionspotentials)<br />
dn<br />
dt = αn(V )1 − n − βn(V )n (2.8)<br />
dm<br />
dt = αm(V )1 − m − βm(V )m (2.9)<br />
dh<br />
dt = αh(V )1 − h − βh(V )h (2.10)<br />
Dabei ist jedoch zu beachten, dass die Werte für αi und βi experimentell gewonnen<br />
wurden und nicht auf physikalischen Prinzipien basieren. In Verbindung mit <strong>der</strong> Maxi-<br />
malleitfähigkeit <strong>der</strong> Ionen Gi lassen sich durch die Gatingvariablen die Ströme durch die<br />
Membranen berechnen,<br />
INa = GNam 3 h(V −VNa) (2.11)<br />
IK = GKn 4 (V −VK) (2.12)<br />
wobei die Leckströme Il zu jedem Zeitpunkt konstant sind. Durch Einsetzen in Gleichung<br />
2.3 erhält man die phänomenologische Hodgkin-Huxley-Gleichung in ihrer vollen Form<br />
[19].<br />
dV<br />
I = CM<br />
dt + GKn 4 (V −VK) + GNam 3 h(V −VNa) + Gl(V −Vl) (2.13)<br />
Hodgkin und Huxley haben hiermit eine Gleichung motiviert, die dem Aktionspotential<br />
möglichst gut angepasst ist. Zu keinem Zeitpunkt war ihr Anspruch die Herkunft des<br />
Aktionspotentials zu erklären, son<strong>der</strong>n es zu beschreiben. Sie schreiben dazu selbst in ihrer<br />
13
erühmten Arbeit von 1952(b):<br />
2 Theoretische Vorbetrachtungen<br />
"Our object here is to find equations which describe the conductance with<br />
reasonable accuracy ... but we must emphasize that the interpretation given is<br />
unlikely to provide a correct picture of the membrane."<br />
Ein wichtiger Punkt zum Beispiel, ist die Vernachlässigung <strong>der</strong> dynamischen Kapazität<br />
bereits in Gleichung 2.3. Für den Fall dass dC/dt = 0 ist, ist <strong>der</strong> von Hodgkin und Huxley<br />
gewählte Ausgangspunkt falsch und folglich auch alle daraus abgeleiteten Größen wie<br />
z. B. die Hodgkin-Huxley-Gleichung selbst (Gl. 2.12). In diesem Fall (dC/dt = 0), wäre<br />
<strong>der</strong> zweite Term auf <strong>der</strong> rechten Seite (Ii) durch einen Term <strong>der</strong> Form dC/dt ∗V zu erset-<br />
zen. Das bedeutet, dass in <strong>der</strong> Anwesenheit dynamischer Kapazitätsverän<strong>der</strong>ungen keine<br />
Ionenbewegungen notwendig sind, um die beobachteten Ströme zu erklären. Die Vermu-<br />
tung dass dC/dt = 0 ist, liegt zumindest, in Anbetracht <strong>der</strong> optischen und mechanischen<br />
Verän<strong>der</strong>ungen während des Aktionspotentials (siehe 2.1.3.2), nahe.<br />
2.1.3.2 Schalltheorie<br />
Außer den elektrischen Vorgängen kommt es bei Aktionspotentialen noch zu einigen<br />
nichtelektrischen Phänomenen, die alle an echten Nerven gemessen wurden, doch durch<br />
die Hodgkin-Huxley-Theorie nicht erklärt werden können. Beispielsweise wurde an <strong>der</strong><br />
Membran ein Temperaturpuls gemessen [1, 21, 34, 45, 42], <strong>der</strong> exakt dem Verlauf des<br />
Aktionspotentials entspricht. Berechnungen zufolge liegt <strong>der</strong> Wärmeverlust bei 10-20%,<br />
wodurch <strong>der</strong> Vorgang als nahezu adiabatisch bezeichnet werden kann. Weitere Effekte, die<br />
zeitgleich mit dem Spannungs- und Hitzepuls auftreten und nicht mit dem Hodgkin-Huxley-<br />
Modell vereinbar sind, sind das Anschwellen des Axons um ca. 4nm [23], ein Kraftpuls<br />
von 0.1-1N/m² [40, 23], sowie Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Doppelbrechung, Trübung, Fluoreszenz<br />
und die Polarisation <strong>der</strong> Membran [46]. Das bedeutet, dass sich nicht nur die Spannung,<br />
son<strong>der</strong>n auch die mechanischen, optischen und thermischen Eigenschaften <strong>der</strong> Membran<br />
während dem Aktionspotential verän<strong>der</strong>n. Diese Erkenntnisse führten zur Entwicklung<br />
neuer Theorien, um die genannten Verän<strong>der</strong>ungen in einem Modell zu vereinen.<br />
Konrad Kaufmann hat bereits 1989 eine alternative Theorie vorgestellt [24, 25]. In<br />
dieser wird das Aktionspotential als propagierende, zweidimensionale Welle beschrieben.<br />
Alle gemessenen Verän<strong>der</strong>ungen während des Nervenimpulses können hiermit qualitativ<br />
wie<strong>der</strong>gegeben werden. Kaufmann geht implizit davon aus, dass die Membran vom umge-<br />
benen Medium, zumindest für die Zeitskala eines Aktionspotentials (∼1-10ms) entkoppelt<br />
ist und sich daher alle Messungen am Nerv als reversibel, bzw. adiabatisch darstellen. Eine<br />
14
2 Theoretische Vorbetrachtungen<br />
adiabatische Propagation in einem Medium, nennt man in <strong>der</strong> Physik Schall. Größenord-<br />
nungen <strong>der</strong> Ausbreitungsgeschwindigkeit c, konnten hiermit ohne Fitparameter mithilfe<br />
<strong>der</strong> folgenden Gleichung vorhergesagt werden.<br />
<br />
1<br />
c ≈<br />
ρκ<br />
mit <strong>der</strong> Dichte ρ und <strong>der</strong> Membrankompressibilität κ.<br />
(2.14)<br />
Heimburg hat auf dieser Grundlage kürzlich das Solitonen-Modell vorgestellt [14]. Soli-<br />
täre Wellen zeichnen sich dadurch aus, dass sie sich ohne sich abzuschwächen ausbreiten<br />
und dabei ihre Form nicht verän<strong>der</strong>n. Voraussetzung zur Ausbildung von Solitonen ist, dass<br />
das Ausbreitungsmedium eine frequenzabhängige Schallgeschwindigkeit und eine Nicht-<br />
linearität z. B. in <strong>der</strong> Kompressibilität aufweist. Diese Eigenschaft besitzen Membranen<br />
unter physiologischen Bedingungen.<br />
We<strong>der</strong> Heimburg, noch Kaufmann haben jedoch direkte Messungen zu Ausbreitungen<br />
geliefert. Einer <strong>der</strong> zentralsten Kritikpunkte an <strong>der</strong> Schalltheorie blieb daher bis vor Kurzem<br />
offen, nämlich: Warum wird die Welle nicht gedämpft?<br />
Schnei<strong>der</strong> und Griesbauer gelang es kürzlich, unter Verwendung eines planaren Elektro-<br />
denchips, Schallwellen in einer Lipidmembran auszulösen und <strong>der</strong>en Existenz zu belegen<br />
[10]. Die Ausbreitungsgeschwindigkeit c , mit <strong>der</strong> sich die Schallwelle in <strong>der</strong> Membran<br />
ausbreitet, hängt stark von <strong>der</strong> Kompressibilität κ <strong>der</strong> Lipidmembran ab und folgt mit einer<br />
Genauigkeit von mehr als 10%, exakt dem Gesetz <strong>der</strong> akustischen Ausbreitung c ≈<br />
1<br />
ρκ .<br />
Befindet sich das System in <strong>der</strong> Nähe des Phasenübergangs und wird erwärmt, verringert<br />
sich die Kompressibilität. Dadurch wird die Membran härter und die Ausbreitungsge-<br />
schwindigkeit höher. Die bei den Versuchen gemessenen Geschwindigkeiten variieren<br />
zwischen 50m/s und 200m/s. Des weiteren konnten die Autoren die fehlende Dissipation<br />
<strong>der</strong> Schallwelle begründen. Der Grund dafür sind die unterschiedlichen Schallgeschwin-<br />
digkeiten zwischen <strong>der</strong> Lipidschicht und dem umgebenden Wasser. Besitzt die einfallende<br />
Welle einen geringeren Winkel als den kritischen Winkel θC mit θC = c1/c2, kommt es zur<br />
Totalreflexion woraufhin die Lipidschicht wie ein akustischer Wellenleiter wirkt. Nimmt<br />
man eine Schallgeschwindigkeit für c1 = 100m/s und für c2 = 1500m/s an, ergibt sich<br />
für θC ein Winkel von 5°. Damit ist die Transmission akustischer Wellen aus den Lipid-<br />
monolagen in die Umgebung, quasi ausgeschlossen. Dissipation kann nur aufgrund von<br />
Reibungserscheinungen in <strong>der</strong> Membran selbst stattfinden.<br />
15
2.2 Zellmembranen<br />
2 Theoretische Vorbetrachtungen<br />
Die Aufgaben, die Membranen in Zellen erfüllen, sind vielseitig (Vgl. Abschnitt 2.1.1).<br />
Sie dienen <strong>der</strong> Abgrenzung und Isolierung von Zellen und Organellen, <strong>der</strong> Aufnahme<br />
extrazellulärer Signale, <strong>der</strong> Lokalisierung <strong>der</strong> Proteine zur enzymatischen Katalyse, sowie<br />
dem kontrollierten Stofftransport [26].<br />
Abbildung 2.9: Schematische Darstellung <strong>der</strong> Zellmembran. Grüne und rote Strukturen<br />
zeigen Membranlipide in verschiedenen thermodynamischen Zuständen (grün=fluid,<br />
rot=gelförmig). Die größeren Strukturen sind Proteine, die in und an <strong>der</strong> Lipidmembran<br />
verankert sind. (Vgl. [48])<br />
Die Grundbausteine <strong>der</strong> Zellmembranen sind die Lipide, die sich, aufgrund ihrer amphi-<br />
patischen Struktur und des hydrophoben Effekts, in Wasser selbstständig zu Membranen<br />
anordnen. In diesen integriert, ist eine große Anzahl verschiedener membrangebundener<br />
Proteine. Die Erkenntnis, dass aufgrund verschiedenster Funktionen und Umgebungsbe-<br />
dingungen je<strong>der</strong> Zell- und Membrantyp eine spezielle Lipidzusammensetzung aufweist, ist<br />
ein Hinweis auf die extreme Anpassungsfähigkeit, die Membranen besitzen.<br />
Ausgehend vom einem passiven Verhalten <strong>der</strong> Lipide in Singers Flüssig-Mosaik-Modell<br />
[36], zeigen verschiedene <strong>Untersuchung</strong>en auch eine aktive Rolle an zellulären Vorgängen.<br />
Dabei erfüllt <strong>der</strong> Phasenübergang (siehe 2.2.2), welchen sie vollziehen, eine wichtige<br />
Aufgabe.<br />
2.2.1 Membranlipide 7<br />
Die größte Gruppe <strong>der</strong> Lipide in Membranen sind die Phospholipide. Sie werden aus<br />
zwei Fettsäuren und einem Phosphat gebildet, welche kovalent über Estherbindungen mit<br />
einem Glycerolmolekül verbunden sind. Das Phosphat bildet in Kombination mit einer<br />
variablen Molekülgruppe den Kopf des Lipids, welcher sowohl polar, als auch geladen<br />
7 Informationen und Bil<strong>der</strong> zu diesem Abschnitt stammen aus dem Buch “Taschenatlas <strong>der</strong> Biochemie”<br />
(2003) [26]<br />
16
2 Theoretische Vorbetrachtungen<br />
sein kann (siehe Abb.2.10). Die Fettsäurenschwän-<br />
ze hingegen zeigen keine Polarität, wodurch sich<br />
<strong>der</strong> ausgeprägte amphipatische Charakter <strong>der</strong> Phos-<br />
pholipide erklären lässt. Abhängig von <strong>der</strong> Lipid-<br />
konzentration bilden sich in wässrigen Lösungen<br />
kugelförmige o<strong>der</strong> planare Mono-, Bi- und Multi-<br />
layer, um den Kontakt zwischen den Wassermolekü-<br />
len und den Kohlenstoffketten zu verringern (siehe<br />
Abb. 2.11). Der Grund für dieses Verhalten ist die<br />
Störung <strong>der</strong> Wasserstruktur, da die unpolaren Ketten<br />
des Lipids keine Wasserstoffbrückenbindungen mit<br />
dem polaren Wasser eingehen können.<br />
Ein weiteres Lipid, das bis zu 35% <strong>der</strong> Membran<br />
ausmachen kann und großen Einfluss auf <strong>der</strong>en Flui-<br />
Abbildung 2.10: Darstellung des all-<br />
gemeinen Aufbaus <strong>der</strong> Phospholipide<br />
(Vgl. www.bioteach.ubc.ca, Phospholi-<br />
dität, laterale Beweglichkeit und Permeabilität hat, ist das Cholesterol. Cholesterol führt<br />
zu einer Verdichtung <strong>der</strong> Membran und erhöht dadurch die Membransteifigkeit [26].<br />
Abbildung 2.11: Mögliche Formen, die Lipide in wässrigen Lösungen bilden, um den<br />
Kontakt zwischen den polaren Wassermolekülen und den hydrophoben Kohlenwasserstoffketten<br />
zu verringern. (Vgl. Wikimedia.org, Phospholipids Aqueous Solution Structures)<br />
pid)<br />
2.2.2 <strong>Thermodynamische</strong> Eigenschaften <strong>der</strong> Lipide<br />
Lipide besitzen einen spezifischen Phasenübergang, bei dem es zu verschiedenen Konfor-<br />
mationsän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Moleküle kommt. Der Phasenübergang <strong>der</strong> Lipide kann in einer<br />
Analogie zum Wasser beschrieben werden. Wie bei Wasser, dass beim Abkühlen von einer<br />
flüssigen in eine feste Phase übergeht und dadurch zu Eis wird, besteht bei Phospholipiden<br />
ein Übergang von einer fluiden (L α ′) in eine gelförmige Phase (L β ′) (siehe Abb. 2.12a).<br />
Der Temperaturbereich in dem <strong>der</strong> Phasenübergang erfolgt, ist lipidspezifisch und hängt<br />
17
von verschiedenen Faktoren ab:<br />
• molekulare Faktoren<br />
2 Theoretische Vorbetrachtungen<br />
– Länge <strong>der</strong> Kohlenwasserstoffketten<br />
– Anzahl und Ort <strong>der</strong> Doppelbindungen in den Kohlenwasserstoffketten<br />
– Art <strong>der</strong> Kopfgruppe<br />
• thermodynamische Faktoren<br />
– Temperatur<br />
– pH-Wert<br />
– Salzkonzentration<br />
– Druck<br />
– Konzentration membranlöslicher Stoffe<br />
Der Phasenübergang vom fluiden in den gelförmigen Zustand sorgt in Lipidschichten dafür,<br />
dass die Packungsdichte stark ansteigt, wodurch die Fläche <strong>der</strong> Lipidschicht abnimmt<br />
und die Beweglichkeit <strong>der</strong> Lipide verringert wird. Als einfache und gut kontrollierbare<br />
Möglichkeit zur <strong>Untersuchung</strong> des Phasenübergangs eignen sich vor allem Methoden, die<br />
die spezifische Wärmekapazität, temperaturabhängig aufzeichnen. Es zeigen sich relativ<br />
scharfe Än<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Messgröße, da die für die Temperaturerhöhung <strong>der</strong> Lipidlösung im<br />
Bereich des Phasenübergangs vom gelförmigen in den fluiden Zustand benötigte Energie,<br />
sprunghaft zunimmt (siehe Abb. 2.12b).<br />
(a) (b)<br />
Abbildung 2.12: a: Schematische Darstellung <strong>der</strong> verschiedenen Lipidphasen. links:<br />
Lipide in <strong>der</strong> fluiden Phase (Lα ′). rechts: Lipide in <strong>der</strong> gelförmigen Phase (Lβ ′). (Vgl.:<br />
blogspot.com, Phases)<br />
b: Verlauf <strong>der</strong> spezifischen Wärmekapazität in Abhängigkeit von <strong>der</strong> Temperatur, bei<br />
einer Mischung aus zwei Lipiden (DLPC-D15PC).<br />
18
2 Theoretische Vorbetrachtungen<br />
Deutlich komplizierter ist <strong>der</strong> Phasenübergang in natürlichen Zellmembranen, da sie<br />
aus einer Vielzahl verschiedener Lipide und Proteine mit unterschiedlichen Eigenschaf-<br />
ten aufgebaut sind, wodurch die Anzahl thermodynamischer Freiheitsgrade erheblich<br />
ansteigt und die Phasenübergänge <strong>der</strong> Lipide sich überlappen. Infolge des Fluktuations-<br />
Dissipations-Theorems, verän<strong>der</strong>n sich beim Phasenübergang beispielsweise die Wärme-<br />
kapazität, Biegesteifigkeit, Relaxationszeit und Kompressibilität. Aufgrund <strong>der</strong> starken<br />
lateralen Beweglichkeit und den unterschiedlichen Phasenübergangstemperaturen <strong>der</strong> ver-<br />
schiedenen Lipide, kann es beim Abkühlen zur Entmischung und somit zur Ausbildung<br />
von Domänen kommen. Domänen sind Bereiche in einer Membran, in denen sich eine<br />
große Anzahl Lipide gleicher Phase ansammeln. Aus Experimenten an Membranvesikeln<br />
ist bekannt, dass sich zu Beginn <strong>der</strong> Entmischung erst sehr kleine Domänen bilden, die<br />
im Laufe <strong>der</strong> Zeit, durch Verschmelzung, zu großen Strukturen heranwachsen. In diesem<br />
Zustand ist die Membran für Ionen und an<strong>der</strong>e Moleküle durchlässig. So entsteht ein dyna-<br />
misches Modell <strong>der</strong> Zellmembran, <strong>der</strong>en Eigenschaften signifikant von den Grenzflächen<br />
zwischen den Domänen, beeinflusst werden.<br />
2.2.3 Ersatzmodell für viskoelastische Festkörper 8<br />
Für die <strong>Untersuchung</strong> <strong>der</strong> Aktionspotential-Propagation als Schallwelle (Vgl. Abschnitt<br />
2.1.3.2), sind Kenntnisse <strong>der</strong> mechanischen Eigenschaften <strong>der</strong> Zellen nötig. Tierische<br />
Zellen zeigen neben viskosem, auch elastisches Verhalten und zählen somit zur Klasse <strong>der</strong><br />
viskoelastischen Materialien (siehe Abb. 2.13). Verantwortlich für die Viskoelastizität <strong>der</strong><br />
Abbildung 2.13: Versuch zur Bestimmmung des viskoelastischen Verhaltens einer Endothelzelle.<br />
Dargestellt ist eine externe Kraft (graue Fläche) die in x-Richtung auf die Zelle<br />
wirkt. (Vgl. [8])<br />
8 Informationen und Bil<strong>der</strong> zu diesem Abschnitt stammen aus dem Buch “Technische Mechanik 4 (2002)”<br />
[11]<br />
19
2 Theoretische Vorbetrachtungen<br />
Zelle, ist <strong>der</strong> 100 - 500nm dicke Zellkortex aus Aktinfilamenten, <strong>der</strong> mittels verschiede-<br />
ner Proteine in <strong>der</strong> Zellmembran verankert ist [8] (Vgl. Abschnitt 2.1.1). Im folgenden<br />
Abschnitt wird ein Ersatzmodell für viskoelastische Festkörper vorgestellt.<br />
Zwei Versuche, die den für viskoelastische Materialien charakteristischen Kurvenver-<br />
lauf zeigen, sind <strong>der</strong> Kriechversuch und <strong>der</strong> Relaxationsversuch. Beim Kriechversuch<br />
wird zur Zeit t = 0, die Zugkraft F0 auf einen Stab aufgebracht und konstant gehalten.<br />
Voraussetzung ist, dass die Dauer <strong>der</strong> Belastung ∆t sehr viel kleiner als <strong>der</strong> Zeitraum<br />
ist, in dem die Kraft konstant gehalten wird (siehe Abb. 2.14 a). Da die Kraft F0 einen<br />
konstanten Wert beibehält und auch die Fläche des Stabs unverän<strong>der</strong>t bleibt, nimmt auch<br />
die Spannung mit σ0 = <br />
|F0|/A einen konstanten Wert an (siehe Abb. 2.14 b). Graph c stellt<br />
die Kriechfunktion J (t) = ε(t)/σ0 des Stabs mit Dehnung ε (t) bezogen auf die Spannung<br />
dar und beschreibt, wie sich die Dehnung zeitverzögert einstellt. Zur Zeit t = 0 zeigt sich<br />
die momentane Nachgiebigkeit J (0). Für t = ∞ läuft die Kriechfunktion gegen den Wert<br />
J (∞), die Gleichgewichtsnachgiebigkeit.<br />
Abbildung 2.14: Kriechversuch an einem viskoelastischen Festkörper. a: Zugkraft F die<br />
auf den Festkörper wirkt und konstant gehalten wird. b: Spannung σ die zum Zeitpunkt<br />
t = 0 sprunghaft ansteigt und konstant bleibt. c: Kriechfunktion des Körpers, dessen<br />
Dehnung ε sich zeitverzögert einstellt. (Vgl. [11])<br />
Beim Relaxationsversuch wird ein Stab zum Zeitpunkt t = 0 um einen festen Wert<br />
gedehnt und die Dehnung ε = ε0 über längere Zeit konstant gehalten (siehe Abb. 2.15a).<br />
Die Relaxationsfunktion G(t) = σ(t)/ε0 beschreibt das zeitliche Abklingen <strong>der</strong> Spannung,<br />
gegenüber <strong>der</strong> konstanten Dehnung (siehe Abb. 2.15b). G(0) ist das momentane Elastizi-<br />
tätsmodul zum Zeitpunkt t = 0 und G(∞) das Gleichgewichtmodul für t = ∞.<br />
Nun lässt sich dieses Kriech- und Relaxationsverhalten viskoelastischer Materialien auch<br />
in mechanischen Modellen durch die Kombination von Dämpfern und Fe<strong>der</strong>n nachbilden,<br />
was sich insbeson<strong>der</strong>e zur qualitativen Beschreibung und zum besseren Verständnis <strong>der</strong><br />
Phänomene eignet. Die Fe<strong>der</strong> übernimmt im Modell den elastischen Anteil, <strong>der</strong> durch des-<br />
sen Elastizitätsmodul E beschrieben wird, während <strong>der</strong> Dämpfer mit seiner dynamischen<br />
20
2 Theoretische Vorbetrachtungen<br />
Abbildung 2.15: Relaxationsversuch an einem viskoelastischen Körper. a: Die Dehnung<br />
ε wird für die Dauer des Versuchs auf einem konstanten Wert gehalten. b: Relaxationsfunktion<br />
des Körpers, dessen Spannung σ mit <strong>der</strong> Zeit t langsam abnimmt. (Vgl.<br />
[11])<br />
Zähigkeit η, das viskose Verhalten simuliert.<br />
Grundsätzlich lassen sich Dämpfer und Fe<strong>der</strong> durch Reihen- sowie durch Parallel-<br />
schaltung kombinieren. Die Parallelschaltung wurde durch Lord Kelvin (1824–1907) und<br />
Woldemar Voigt (1850–1919), in dem nach ihnen benannten Kelvin-Voigt-Körper realisiert<br />
(siehe Abb. 2.16a). Das Anlegen <strong>der</strong> konstanten Spannung σ (t) am Element führt zur Deh-<br />
nung ε (t), wobei ε für Fe<strong>der</strong> und Dämpfer stets den gleichen Wert annimmt (siehe Abb.<br />
2.16b). Man erkennt, dass <strong>der</strong> Kurvenverlauf <strong>der</strong> Kriechfunktion dem des viskoelastischen<br />
Körpers ähnelt und auf die Gleichgewichtsnachgiebigkeit J (∞) zuläuft, jedoch fehlt die<br />
momentane Nachgiebigkeit J (0). Die Spannung σ, die sich bei diesem Experiment ergibt,<br />
folgt aus <strong>der</strong> Superpostion <strong>der</strong> Fe<strong>der</strong>spannung σH = Eε und <strong>der</strong> Spannung im Dämpfer<br />
σN = η ˙ε, mit ˙ε <strong>der</strong> Dehnungsgeschwindigkeit und <strong>der</strong> Übergangszeit (Retardationszeit)<br />
τ = η/E.<br />
σ = E(1 + τ ˙ε) (2.15)<br />
Abbildung 2.16: a: Kelvin-Voigt-Körper durch Parallelschaltung von Dämpfer und Fe<strong>der</strong>.<br />
b: Kriechfunktion des Kelvin-Voigt-Körpers bei konstanter Spannung. (Vgl. [11])<br />
21
2 Theoretische Vorbetrachtungen<br />
Durch Grenzfallbetrachtungen für die Zeit t, erhält man die Kriechfunktion des Kelvin-<br />
Voigt-Körpers.<br />
J (t) = 1<br />
E (1 − e−t/τ ) (2.16)<br />
Durch, in Reihe schalten von Dämpfer und Fe<strong>der</strong>, erhält man das von J.C. Maxwell<br />
(1831–1879) entwickelte Element, den Maxwell-Körper (siehe Abb. 2.17a). In diesem Fall<br />
hat die Spannung in beiden Bauteilen den gleichen Wert und ε ergibt sich aus <strong>der</strong> Summe<br />
<strong>der</strong> Dehnungen bei<strong>der</strong> Elemente. Der Kurvenverlauf des Maxwell-Körpers wird durch<br />
zwei Verhaltensweisen geprägt. Wie Abbildung 2.17b zeigt, führt die Kraft bei t = 0 zu<br />
einem sprunghaften Anstieg <strong>der</strong> Dehnung durch die Fe<strong>der</strong>, wie man es von Festkörpern<br />
kennt. Der darauf folgende Dehnungsanstieg ab t > 0, rührt nur noch vom Dämpfer her<br />
und zeigt ein flüssigkeitsartiges Verhalten. Auch dieses Modell hat somit seine Nachteile.<br />
Der Kurvenverlauf zeigt das J (0) existiert, jedoch entspricht <strong>der</strong> lineare Dehnungsanstieg,<br />
<strong>der</strong> auf keinen festen Wert zuläuft, nicht dem eines viskoelastischen Körpers. Auch die<br />
Relaxationsfunktion erfüllt die Ansprüche nicht, da <strong>der</strong> Spannungsverlauf kein Gleichge-<br />
wichtmodul G(∞) besitzt. Die sich aus diesem Verhalten ergebende Kriechfunktion J (t)<br />
lautet:<br />
J (t) = 1 t<br />
+<br />
E η<br />
(2.17)<br />
Abbildung 2.17c zeigt den Relaxationsversuch durch Aufbringen einer konstanten<br />
Dehnung und dem sich daraus ergebenden Spannungssprung zur Zeit t = 0. Ab t > 0<br />
nimmt die Dehnung des Dämpfers langsam zu und damit die <strong>der</strong> Fe<strong>der</strong> ab, wobei sich das<br />
System entspannt und die Spannung sinkt. Die Relaxtionsfunktion des Maxwell-Körpers<br />
lautet somit:<br />
G(t) = Ee −t/τ<br />
(2.18)<br />
Allein die Kombination eines Dämpfers und einer Fe<strong>der</strong> reicht jedoch nicht für die<br />
Beschreibung eines viskoelastischen Körpers. Genauere Ergebnisse erreicht man durch die<br />
Kombination mehrerer Dämpfer und Fe<strong>der</strong>n, zu linearen Standardkörpern. Eine geeignete<br />
Lösung zur Beschreibung des viskoelastischen Verhaltens eines Festkörpers, bieten die<br />
Reihenschaltung des Kelvin-Voigt-Körpers mit einer Fe<strong>der</strong> (siehe Abb. 2.18a), sowie die<br />
Parallelschaltung eines Maxwell-Körpers und einer Fe<strong>der</strong> (siehe Abb. 2.18b). Dabei sind<br />
beide Modelle in ihrer Funktion gleichwertig. Der Kriechversuch in Abbildung 2.18c zeigt,<br />
dass <strong>der</strong> lineare Standardkörper sowohl eine momentane Nachgiebigkeit J (0) = 1/E0,<br />
22
2 Theoretische Vorbetrachtungen<br />
Abbildung 2.17: a: Maxwell-Körper durch Reihenschaltung von Dämpfer und Fe<strong>der</strong>. b:<br />
Kriechfunktion des Maxwell-Körpers bei konstanter Spannung. c: Relaxationsfunktion<br />
des Maxwell-Körpers bei konstanter Dehnung. (Vgl. [11])<br />
als auch eine Gleichgewichtsnachgiebigkeit J (∞) = 1/E0 + 1/E1 besitzt. Weiter zeigt<br />
sich in Abbildung 2.18, dass sich im Relaxationsversuch für t = ∞ keine vollständige<br />
Spannungsrelaxation einstellt und die Spannung auf das Gleichgewichtsmodul G(∞) = Ē∞<br />
zustrebt. Durch Vergleichen des linearen Standardkörpers mit den Abbildungen 2.14<br />
und 2.15 des viskoelastischen Elements, erkennt man, dass sich <strong>der</strong>en Verhaltensweisen<br />
sehr ähneln. Die Superpositionierung <strong>der</strong> Spannungen des Kelvin-Voigt-Körpers und des<br />
Hookschen Körpers, führen zur Kriechfunktion des linearen Standardkörpers<br />
J (t) = 1<br />
mit <strong>der</strong> Retardationszeit τ = η1/E1.<br />
E0<br />
+ 1<br />
(1 − e<br />
E1<br />
−t/τ<br />
) (2.19)<br />
Die Bestimmung <strong>der</strong> Relaxationsfunktion erfolgt durch Superpositionierung <strong>der</strong> Span-<br />
nung im Maxwell-Körper und <strong>der</strong> Fe<strong>der</strong> (siehe Abb. 2.18b). Mit <strong>der</strong> Relaxationszeit<br />
¯τ = ¯ η1/ E1 ¯ folgt daraus die Gleichung für die Relaxationsfunktion.<br />
−t/ ¯τ<br />
G(t) = Ē∞Ē1e 23<br />
(2.20)
2 Theoretische Vorbetrachtungen<br />
Abbildung 2.18: a: Linearer Standardkörper durch Reihenschaltung eines Kelvin-Voigt-<br />
Körpers mit einer Fe<strong>der</strong>. b: Linearer Standardkörper durch Parallelschaltung eines<br />
Maxwell-Körpers mit einer Fe<strong>der</strong>. c: Kriechversuch des linearen Standardkörpers mit<br />
Momentan- und Endelastizität. d: Relaxationsversuch des linearen Standardkörpers mit<br />
Gleichgewichtsmodul. (Vgl. [11])<br />
2.3 Nervensystem des Regenwurms - Lumbricus<br />
terrestris L. 9<br />
Das Bauchmark des Regenwurms liegt, wie <strong>der</strong> Name schon sagt, auf <strong>der</strong> Bauchseite<br />
und ist hier mit dem Hautschlauch verbunden, <strong>der</strong> das Wurminnere von <strong>der</strong> Umgebung<br />
trennt. Die Nervenfasern verlaufen überwiegend in den zentralen Bereichen, wobei <strong>der</strong>en<br />
zugehörige Zellkörper in den Randzonen lokalisiert sind. Das Bauchmark entwickelte<br />
sich ursprünglich aus einem Strickleiternervensystem. Dies gilt als Ursprung des Ner-<br />
vensystems aller Glie<strong>der</strong>tiere. Die Bezeichnung Strickleiternervensystem lässt sich von<br />
dessen Aussehen ableiten und beschreibt die paarweise, symmetrische und segmentelle<br />
Verteilung <strong>der</strong> Ganglien. Diese stehen in Längsrichtung durch Konnektive und quer, durch<br />
Kommissuren in Verbindung, jedoch ist davon beim Regenwurm kaum mehr etwas zu<br />
9Informationen zu diesem Abschnitt stammen aus dem Buch “Der Regenwurm-Lumbricus terrestris L.:<br />
Eine Praktikumsanleitung” (1986) [51]<br />
24
erkennen.<br />
2 Theoretische Vorbetrachtungen<br />
Die Bauchmarkhülle besteht aus drei strukturell differenzierten Schichten. Die äußers-<br />
te dieser Schichten besteht überwiegend aus Kollagenfibrillen, wodurch diese auch den<br />
Namen “faserige Hülle” trägt. Darunter findet man eine Schicht, die aus parallel zur<br />
Längsachse des Bauchmarks verlaufenden Muskelfasern gebildet wird. Die dritte Schicht<br />
bildet die Neuroglia, die vor allem eine isolierende und stützende Funktion erfüllt. Au-<br />
ßerdem verlaufen kleine Gefäße und Kapillaren in ihr. Die Aufgabe <strong>der</strong> dreischichtigen<br />
Hülle ist es, die Nerven vor Druck, Stauchung und Dehnung während <strong>der</strong> Bewegungen des<br />
Wurms zu schützen.<br />
Abbildung 2.19: Mikroskopische Aufnahme <strong>der</strong> medianen und lateralen Riesenfasern (RF)<br />
sowie des Muskelgewebes (M) des Regenwurms Lumbricus terrestris L. im Querschnitt.<br />
(Vgl. [37])<br />
Bei <strong>der</strong> Betrachtung eines Schnittbildes <strong>der</strong> inneren Strukturen des Bauchmarks (siehe<br />
Abb. 2.19), lassen sich deutlich voneinan<strong>der</strong> abgegrenzte Nervenzellen erkennen. In <strong>der</strong><br />
Mitte des Bauchmarks verlaufen die zu Strängen zusammengefassten Nervenfasern des<br />
Wurms. Durch ihre ungewöhnliche Größe am auffälligsten, sind die dorsal gelegenen<br />
Riesenfasern. Die mediane Riesenfaser erreicht einen Durchmesser von ca. 65 - 70µm.<br />
Seitlich davon liegen die beiden lateralen Riesenfasern mit Durchmessern von 30 - 50µm.<br />
Die lateralen Riesenfasern sind durch Brücken verbunden und bilden dadurch eine funktio-<br />
nelle Einheit. Die Riesenfasern ermöglichen aufgrund ihres enormen Durchmessers eine<br />
schnelle Signalleitung. Sie vermitteln ausschließlich den Fluchtreflex, <strong>der</strong> durch Berühren<br />
des Wurms ausgelöst wird. Dabei besitzt die mediane Riesenfaser eine geringere Schwelle<br />
für Reizungen am Vor<strong>der</strong>ende und die lateralen Riesenfasern eine geringere Schwelle<br />
für Reizungen am Hinterende. Die Riesennerven werden von ihrer Entstehung ab erst<br />
allmählich von Neurogliazellen umwickelt, welche die lockere Myelinschicht bilden. Die<br />
Riesenfasern sind keine durchgehenden Stränge. Sie werden segmentiell von einzelnen<br />
Zellen gebildet und können durch schrägliegende Septen, die den Zellgrenzen entsprechen,<br />
25
2 Theoretische Vorbetrachtungen<br />
voneinan<strong>der</strong> getrennt sein. Die Septen werden während <strong>der</strong> Entwicklung des Wurms erst<br />
komplett aufgebaut und dann langsam wie<strong>der</strong> aufgelöst, was bei ausgewachsenen Würmern<br />
dazu führt, dass in <strong>der</strong> medianen Riesenfaser 50 - 85% und in den lateralen Riesenfasern<br />
20 - 60% <strong>der</strong> Septen unvollständig sind. Aufgrund <strong>der</strong> unvollständigen Septen wirkt die<br />
mediane Riesenfaser wie ein langes Axon und kann bei den Versuchen als durchgehende<br />
Nervenfaser betrachtet werden (siehe Abb.2.20).<br />
Abbildung 2.20: Schematische Darstellung des Riesenfasern-Systems des Regenwurms<br />
Lumbricus terrestris L. Der Verlauf <strong>der</strong> medianen und lateralen Riesenfasern (MRF, LRF)<br />
ist in Längs- und Querschnittsprojektionen abgebildet. (Vgl. [52])<br />
Eine nur bei <strong>der</strong> medianen Riesenfaser auftretende Erscheinung ist das segmentelle<br />
Vorhandensein von zwei kleinen Öffnungen in <strong>der</strong> Myelinschicht. Die im Abstand von<br />
500 - 700µm voneinan<strong>der</strong> entfernten Löcher, weisen einen Durchmesser von 10 - 15 µm<br />
auf. An diesen Öffnungen ragt die Riesenfaser durch die Gliahülle. Das Erscheinungsbild<br />
ähnelt dem <strong>der</strong> Ranvierschen Schnürringe, wie sie bei den myelinisierten Fasern <strong>der</strong><br />
Wirbeltiere vorkommen. Vermutlich kommt es daher auch bei <strong>der</strong> medianen Riesenfaser<br />
zu einer saltatorischen Erregungsleitung [12]. Dies würde die nicht dem Durchmesser<br />
entsprechende, hohe Leitungsgeschwindigkeit <strong>der</strong> medianen Riesenfaser erklären [51].<br />
26
2.4 Anästhetika<br />
2 Theoretische Vorbetrachtungen<br />
Die wichtigste Aufgabe <strong>der</strong> Anästhesie ist seit jeher, die Schmerzfreiheit des Patienten<br />
während <strong>der</strong> Behandlung sicher zu stellen. So soll eine optimale Situation sowohl für den<br />
Patienten selbst, wie auch für den Operateur gewährleistet werden [39].<br />
Crawford Williamson Long, <strong>der</strong> 1842 als erster Äther als beswusstseins- und schmerz-<br />
betäubendes Mittel während einer Operation verwendete, verhalf damit <strong>der</strong> westlichen<br />
Medizin zu einem nie dagewesenem Durchbruch. Was dieser Fortschritt für die Menschen<br />
jener Zeit bedeutete, wird in den Zeilen des Chirurgen Johann Friedrich Dieffenbach aus<br />
dem Jahre 1846 deutlich [39]:<br />
"Der schöne Traum, dass <strong>der</strong> Schmerz von uns genommen, ist zur Wirklich-<br />
keit geworden. Der Schmerz, dies höchste Bewusstwerden unserer irdischen<br />
Existenz, diese deutliche Empfindung <strong>der</strong> Unvollkommenheit unseres Körpers,<br />
hat sich beugen müssen vor <strong>der</strong> Macht des Ätherdunstes."<br />
(a) (b)<br />
Abbildung 2.21: Molekülmodelle verschiedener Anästhetika mit unterschiedlichen Atomen<br />
und Atomgruppen. a: Inhalationsanästhetika, b: intravenös applizierte Anästhetika.<br />
[50]<br />
Seit den ersten bekannten Versuchen auf dem Gebiet <strong>der</strong> Anästhesie, fanden viele weitere<br />
Stoffe den Weg in die operative Medizin. Betrachtet man verschiedene anästhetische<br />
Substanzen fällt auf, dass sich keine einheitliche chemische Struktur finden lässt (siehe<br />
Abb. 2.21). Man sollte doch denken, dass all diese Stoffe auf ähnliche Weise wirken<br />
und sich demzufolge in ihrem Aufbau ähneln, doch meist sind es verschiedene, kleine,<br />
organische Substanzen. Aber auch Stoffe wie Lachgas o<strong>der</strong> das Edelgas Xenon wirken<br />
anästhesierend. Dabei wird klar, dass diese Substanzen nicht spezifisch und mit nur sehr<br />
wenigen Rezeptoren wechselwirken [50].<br />
27
2 Theoretische Vorbetrachtungen<br />
Der molekulare Wirkmechanismus <strong>der</strong> Anästhetika ist noch unklar. Es haben sich drei<br />
Theorien entwickelt, die die Wirkung auf die Membran beschreiben: die Lipid-Theorie,<br />
die Protein-Theorie und eine Mischung dieser beiden Theorien.<br />
Abbildung 2.22: Die doppellogarithmisch aufgetragene Meyer-Overton Korrelation zeigt<br />
eine lineare Abhängigkeit <strong>der</strong> anästhetischen Wirksamkeit von dem Verteilungskoeffizient<br />
(Partitionskoeffizient) des Anästhetikums. (Vgl. [50])<br />
Die Lipidtheorie geht auf die Forscher Mayer und Overton zurück. Beide entdeckten<br />
fast zeitgleich um 1900 den Zusammenhang zwischen <strong>der</strong> Löslichkeit einer Substanz<br />
in Olivenöl und ihrer anästhetischen Wirkung [50]. Das heißt, je größer die Löslichkeit,<br />
desto stärker ist auch die Wirkung. Die daraus folgende Mayer-Overton-Regel liefert<br />
auf einer logarythmischen Skala, einen lineraren Zusammenhang zwischen dem Öl-/Gas-<br />
Verteilungskoeffizient und <strong>der</strong> Wirksamkeit eines Anästhetikums (siehe Abb. 2.22). Da<br />
Olivenöl den Nachteil besitzt aus verschiedenen Ölen aufgebaut zu sein, wird heute <strong>der</strong><br />
Oktanol-/Wasser-Verteilungskoeffizient verwendet. Dieser Koeffizient weist eine bessere<br />
Korrelation zwischen <strong>der</strong> Löslichkeit eines Anästhetikums und dessen Wirkung auf. Die<br />
auf <strong>der</strong> Mayer-Overton-Regel beruhende Lipidtheorie, beschreibt die Wirkung anästhe-<br />
tischer Substanzen durch das Lösen dieser, in Lipiddoppelschichten <strong>der</strong> Zellen bis zu<br />
einer kritischen Konzentration, was Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> physikalischen Eigenschaften <strong>der</strong><br />
Membran zur Folge hat. NMR-<strong>Untersuchung</strong>en haben ergeben, dass es durch Zugabe von<br />
Anästhetika zu einer Störung <strong>der</strong> Phospholipide in <strong>der</strong> Lipiddoppelschicht von Membranen<br />
28
2 Theoretische Vorbetrachtungen<br />
kommt. Da die Membranen <strong>der</strong> verschiedenen Zellen im Körper auch eine unterschiedliche<br />
Lipidzusammmensetzung aufweisen, kann dies eine Erklärung für die unterschiedliche<br />
Wirkung <strong>der</strong> anästhetischen Substanzen auf die Zellen sein.<br />
Auch an Proteinen wurde die NMR-Methode zur <strong>Untersuchung</strong> des Wirkortes <strong>der</strong><br />
Anästhetika angewandt. Dabei konnten zwei mögliche Wechselwirkungsmechanismen<br />
festgestellt werden. Erstens besetzen anästhetische Substanzen die hydrophoben Bin-<br />
dungstaschen <strong>der</strong> Proteine, was die Funktion stark beeinflusst und zweitens kommt es<br />
an Membranproteinen zu Wechselwirkungen mit <strong>der</strong>en hydrophoben Aminosäuren. Es<br />
wird vermutet, dass dies zu einer Konformationsän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Proteine führt, was <strong>der</strong>en<br />
Inaktivierung zur Folge hat [28]. Diese Mechanismen können aber, im Vergleich zur Lipid-<br />
Theorie, keine Erklärung für die unterschiedliche Wirkung verschiedener Anästhetika<br />
liefern.<br />
29
3 Methodischer Teil<br />
In diesem Teil soll das Verfahren <strong>der</strong> elektrophysiologischen Messungen am Regenwurm<br />
und <strong>der</strong> differenzkalorimetrischen <strong>Untersuchung</strong> von Lipiden beschrieben werden. Dazu<br />
wird zunächst auf die einzelnen Elemente des Versuchsaufbaus eingegangen. Im Anschluss<br />
werden die nötigen Schritte <strong>der</strong> Präparation und <strong>der</strong> Versuchsdurchführung beschrieben.<br />
3.1 Elektrophysiologische Messungen am<br />
Regenwurm<br />
3.1.1 Versuchsaufbau<br />
Die elektrophysiologischen Messgeräte des Versuchsaufbaus zur Erfassung bioelektrischer<br />
Signale des Regenwurms, stammen von <strong>der</strong> Firma PHYWE Systeme GmbH & Co. KG<br />
aus Göttingen (siehe Abb. 3.1) und umfassen die folgenden Komponenten:<br />
• Reizgenerator zum Auslösen des Aktionspotentials (1)<br />
• Regenwurmmesskammer zur Fixierung des Regenwurms (2)<br />
• Bioverstärker zur Ableitung und Verstärkung <strong>der</strong> erzeugten Aktionspotentiale (3)<br />
• Computerinterface zur Aufzeichnung und Digitalisierung <strong>der</strong> Messdaten (4)<br />
• Computersoftware zur Darstellung <strong>der</strong> digitalisierten Messdaten am PC<br />
Der Reizgenerator erzeugt elektrische Impulse, die über Kabel auf die Elektroden in<br />
<strong>der</strong> Regenwurmmesskammer geleitet werden. In <strong>der</strong> Regenwurmmesskammer ist <strong>der</strong><br />
Regenwurm gestreckt auf den Elektroden fixiert. Der Impuls führt zum Auslösen des<br />
Aktionspotentials in <strong>der</strong> medianen Riesenfaser des Wurms, welches sich bis zum an<strong>der</strong>en<br />
Ende ausbreitet und hier von Elektroden des Bioverstärkers abgeleitet wird. Der Bio-<br />
verstärker verbessert das Signal-Rausch-Verhältnis <strong>der</strong> abgeleiteten Potentialdifferenzen<br />
und verstärkt diese, bevor sie im Computerinterface digitalisiert und gespeichert werden.<br />
30
3 Methodischer Teil<br />
Abbildung 3.1: Abbildung des Versuchsaufbaus zur Ableitung elektrophysiologischer<br />
Messwerte vom Bauchmark des Regenwurms. 1: Reizgenerator, 2: Regenwurmmesskammer,<br />
3: Bioverstärker, 4: Computer-Interface<br />
Nach Abschluss <strong>der</strong> Messung werden die Daten auf den PC übertragen und hier durch die<br />
mitgelieferte Software in ein darstellbares Format umgewandelt.<br />
Für die Messung <strong>der</strong> Temperatureinflüsse auf die Nervenleitungsvorgänge wurden weite-<br />
re Komponenten verwendet, die den Heiz- und Kühlvorgang sowie die Temperaturkontrolle<br />
ermöglichen:<br />
• Kupferplatte zur Temperierung <strong>der</strong> Regenwurmmesskammer<br />
• Wärmebä<strong>der</strong> die <strong>der</strong> Kupferplatte Wärmeenergie zuführen o<strong>der</strong> entziehen<br />
• modifiziertes Peltierelement zur lokalen Erwärmung des Regenwurms<br />
• Netzteil zur Stromversorgung des Peltierelements<br />
• Operationsverstärker zur Verstärkung <strong>der</strong> Eingangsspannung am Computer-Interface<br />
• Netzteil zur Stromversorgung des Operationsverstärkers<br />
• elektronisches Thermometer auf Grundlage des Seebeck-Messprinzips zur Tempera-<br />
turkontrolle bei <strong>der</strong> globalen Temperaturverän<strong>der</strong>ung<br />
31
3 Methodischer Teil<br />
• Wärmebildkamera zur Temperaturkontrolle bei <strong>der</strong> lokalen Erwärmung<br />
Für die globale Temperierung <strong>der</strong> Regenwurms werden die beiden Wärmebä<strong>der</strong> mit <strong>der</strong><br />
Kupferplatte verbunden, um die Geschwindigkeit <strong>der</strong> Nervenleitung bei verschiedenen<br />
Temperaturen zu messen. Zur Kontrolle <strong>der</strong> Temperatur des Regenwurms wird unter<br />
dessen Bauchseite und somit in direkter Umgebung <strong>der</strong> Nervenfasern, <strong>der</strong> Messfühler<br />
eines Thermometers platziert.<br />
Die <strong>Untersuchung</strong>en bei lokaler Erwärmung des Regenwurms werden durch Kombi-<br />
nation eines Peltierelements mit einem Kupferbauteil möglich, welches an einer Stelle<br />
auf die Bauchseite des Wurms gedrückt wird. Die Kontrolle <strong>der</strong> Temperaturverteilung auf<br />
<strong>der</strong> Regenwurmoberfläche während dieses Vorgangs, erfolgt durch Aufnahmen mit einer<br />
Wärmebildkamera.<br />
Im weiteren Verlauf dieses Kapitels werden die einzelnen Komponenten ausführlicher<br />
vorgestellt und nötige Modifikationen erklärt.<br />
3.1.1.1 Reizgenerator<br />
TECHNISCHE DATEN<br />
Amplitude: 0...9 V<br />
Impulsbreite: 0...1 ms<br />
Impulsauslösung: manuell<br />
Impulsform: Rechteck<br />
Abbildung 3.2: links: Reizgenerator zum Auslösen des Aktionspotentials am Regenwurm (Vgl.<br />
Phywe). rechts: Technische Daten des Reizgenerators.<br />
Der Reizgenerator (siehe Abb. 3.2) wurde für die elektrische Reizung bioelektrischer<br />
Signale entwickelt und liefert die nötige Spannung zum Auslösen eines Aktionspotentials.<br />
Über ein Elektrodenpaar an <strong>der</strong> Regenwurmmesskammer, wird <strong>der</strong> erzeugte Impuls auf<br />
das vor<strong>der</strong>e Ende des Regenwurms übertragen.<br />
Am Reizgenerator können über Stellknöpfe die Ausgangsamplitude und die Impulsbrei-<br />
te stufenlos geregelt werden. Die Messungen werden mit einer Impulsbreite von 0,5ms<br />
durchgeführt, wobei die benötigte Ausgangsspannung bei verschiedenen Würmern zwi-<br />
schen 1,5V und 3V schwankt. Mit <strong>der</strong> Betätigung des Startknopfes wird <strong>der</strong> eingestellte,<br />
32
3 Methodischer Teil<br />
elektrische Impuls auf die mediane Riesenfaser übertragen und die Aufnahme <strong>der</strong> Messung<br />
am Computer-Interface initialisiert.<br />
Das Problem, das sich nach den ersten Messungen ergab, war das Auslößen <strong>der</strong> Aufnah-<br />
me durch das Starten des Reizgenerators. Am Computerinterface muss die Spannung einen<br />
Grenzwert von 2,5V überschreiten, was auch über die Software nicht zu än<strong>der</strong>n ist. Bei<br />
einer Anregespannung dieser Größenordnung, werden jedoch nicht nur Aktionspotentiale<br />
in <strong>der</strong> medianen, son<strong>der</strong>n auch in <strong>der</strong> lateralen Riesenfaser ausgelöst und folglich auch<br />
vom Computerinterface aufgezeichnet. Das führt zu einer Überlagerung dieser beiden<br />
Signale und macht eine exakte Auswertung unmöglich (siehe Abb. 3.3).<br />
Abbildung 3.3: Potentialschwankungen <strong>der</strong> Aktionspotentiale in den Riesenfasern. Der<br />
erste Peak stammt von <strong>der</strong> medianen Riesenfaser. Die darauf folgenden Schwankungen<br />
entstehen durch die Überlagerung <strong>der</strong> Potentiale aus <strong>der</strong> medianen und den lateralen<br />
Riesenfasern.<br />
Daher wurde ein nichtinvertierten<strong>der</strong> Operationsverstärker (siehe Abb. 3.4) zwischen den<br />
Reizgenerator und das Computerinterface geschaltet. Die Wi<strong>der</strong>stände in <strong>der</strong> Operationverstärker-<br />
Schaltung wurden so gewählt, dass eine 2,5-fache Verstärkung des Ausgangssignals erfolg-<br />
te. Somit kann eine Messaufnahme bereits bei 1V Ausgangsspannung ausgelöst werden.<br />
Nichtinvertieren<strong>der</strong> Operationsverstärker<br />
Als Grundbaustein für die Schaltung zur Verstärkung des Ausgangssignals des Reizgenera-<br />
tors, dient ein einfacher Operationsverstärker (OP). Die im Handel mit unterschiedlichen<br />
integrierten Schaltungen erhältlichen Operationsverstärker sind analoge, aktive Bauelemen-<br />
te, mit einem invertierenden (U−) und einem nichtinvertierenden (U+) Eingang. Allen OP<br />
gemein ist auch, dass <strong>der</strong>en Eingangsstufe immer ein Differenzverstärker ist. Ursprünglich<br />
33
3 Methodischer Teil<br />
Abbildung 3.4: Nichtinvertieren<strong>der</strong> Operationsverstärker, zur Verstärkung <strong>der</strong> Eingangsspannung<br />
am Computer-Interface zur, Tiggerung <strong>der</strong> Messaufnahme<br />
wurden OP in analogen Rechnern für das Ausführen mathematischer Operationen wie<br />
Logarithmieren, Integrieren, Addieren und Subtrahieren verwendet. Heute werden sie<br />
hauptsächlich zur Spannungs- und Leistungsverstärkung eingesetzt.<br />
Der Differenzverstärker am Eingang des Operationsverstärkers reagiert auf sehr geringe<br />
Spannungsunterschiede zwischen U− und U+ und wandelt diese unter Verwendung einer<br />
Konstantstromquelle, in einen proportionalen Ausgangsstrom um. Im nächsten Schritt<br />
wird <strong>der</strong> kleine proportionale Strom durch die sogenannte Geradeausverstärkung o<strong>der</strong><br />
Leerlaufverstärkung GGV , wie<strong>der</strong>um unter Verwendung <strong>der</strong> Konstantstromquelle, um das<br />
bis zu 10.000-fache verstärkt.<br />
UAusgang = (U+ −U−)GGV<br />
(3.1)<br />
Die Leistungsendstufe bildet das letzte Glied <strong>der</strong> Verstärkung und benötigt als einzige<br />
keine Konstantstromquelle. Sie wirkt als Stromtreiber für den Ausgang und ermöglicht<br />
durch einen kleinen Ausgangswi<strong>der</strong>stand einen hohen Ausgangsstrom. Als Konstant-<br />
stromquelle dient ein Netzteil, dass den Operationsverstärker mit einer symmetrischen<br />
Betriebsspannung +U und -U versorgt.<br />
Die im integrierten Schaltkreis des Operationsverstärkers zusammengefassten Elemen-<br />
te, erfüllen die eigentliche Aufgabe <strong>der</strong> Verstärkung. Die Anpassung <strong>der</strong> gewünschten<br />
Wirkungsweise des Operationsverstärkers, zum nichtinvertierenden Operationsverstärker,<br />
erfolgt durch die äußere Beschaltung (siehe Abb. 3.5). [38]<br />
34
3 Methodischer Teil<br />
Abbildung 3.5: Schaltplan des nichtinvertierenden Operationsverstärkers.<br />
Der Unterschied zwischen dem nichtinvertierenden und dem invertierenden Operations-<br />
verstärker ist <strong>der</strong>, dass beim Nichtinvertierenden die Polarität, bzw. das Vorzeichen <strong>der</strong><br />
Eingangsspannung nicht verän<strong>der</strong>t wird. Mit <strong>der</strong> benötigten Betriebsspannung an Eingang<br />
4 und 7 (siehe Abb. 3.5), wird <strong>der</strong> Operationsverstärker durch ein Netzteil versorgt. Die<br />
Eingänge 1 und 2 und <strong>der</strong> Ausgang 6 werden durch Lötverbindungen auf <strong>der</strong> Platine<br />
mit Kabeln und den daran befestigten Bananensteckern kontaktiert. Für die Beschaltung<br />
als nichtinvertieren<strong>der</strong> Verstärker werden <strong>der</strong> Wi<strong>der</strong>stand R1 und das Potentiometer R2<br />
verwendet. Die beiden Wi<strong>der</strong>stände bilden einen, einseitig auf <strong>der</strong> Masse liegenden Span-<br />
nungsteiler. Durch sie wird ein Teil <strong>der</strong> Ausgangsspannung zur Spannungsgegenkopplung<br />
auf den invertierenden Eingang des OP geleitet. Die Verstärkung des OP berechnete sich<br />
dadurch nach <strong>der</strong> Formel:<br />
UAusgang = UEingang(1 + R2<br />
R1<br />
) (3.2)<br />
Das Ausgangssignal des Reizgenerators U1 wird mit dem nichtinvertierenden Eingang<br />
des Operationsverstärkers verbunden. Als Differenzsignal wird <strong>der</strong> invertierende Eingang<br />
mit einem Nullpotential (GND) beschaltet. Die verstärkte Ausgangsspannung bildet die<br />
Differenz <strong>der</strong> beiden Potentiale U2 und GND. Da R1 in <strong>der</strong> Schaltung ein 10 kΩ Wi<strong>der</strong>-<br />
stand ist, ergab sich für die gewünschte 2,5-fache Verstärkung des Eingangssignals, nach<br />
Gleichung 3.2, einen Wert von 15 kΩ für das Potentiometer R2. [5]<br />
3.1.1.2 Regenwurmmesskammer<br />
Die Regenwurmmesskammer (siehe Abb. 3.6) bildet die Schnittstelle zwischen dem biolo-<br />
gischen Gewebe und dem technischen System. Sie unterstützt bei <strong>der</strong> genauen Platzierung<br />
35
3 Methodischer Teil<br />
und anschließenden Fixierung des Regenwurms. Auch die Elektroden zur Übertragung und<br />
Ableitung elektrischer Potentiale sind in die Messkammer integriert. Zur Temperaturregu-<br />
lierung des Regenwurms wurde zudem eine Vorrichtung installiert, um über Wärmebä<strong>der</strong><br />
die Temperatur <strong>der</strong> Messkammer zu verän<strong>der</strong>n. Die Vorrichtung ermöglicht es, den Wurm<br />
zu erwärmen und zu kühlen, ohne seine Lage in <strong>der</strong> Kammer zu verän<strong>der</strong>n.<br />
Abbildung 3.6: Regenwurmmesskammer zum fixieren des Wurms während <strong>der</strong><br />
Messung.<br />
Die Messkammer besteht hauptsächlich aus einem Aluminium U-Profil. Um den Wurm<br />
in <strong>der</strong> Kammer zu fixieren, sind zwei Moosgummistreifen parallel, in einem Abstand von<br />
10mm aufgeklebt, zwischen die <strong>der</strong> betäubte Regenwurm gelegt wird. Die Elektroden<br />
zur Anregung und Ableitung <strong>der</strong> Nervenaktionspotentiale, sind paarweise angeordnete<br />
Stecknadeln aus Edelstahl. Durch Krokodilklemmen werden die Kabel des Reizgenerators<br />
und des Bioverstärkers mit den Elektroden kontaktiert. Eine dünne, mit Löchern versehene<br />
Plexiglasplatte wird oben auf <strong>der</strong> Messkammer platziert, um den Regenwurm auch in<br />
diese Richtung zu fixieren und dessen Kontakt mit den Elektroden, durch leichten Druck<br />
zu erhöhen. Die Löcher in <strong>der</strong> Platte sichern die ausreichende Sauertoffversorgung des<br />
Wurms während <strong>der</strong> Versuche. Zur Erdung <strong>der</strong> gesamten Kammer dient einerseits, eine<br />
seitlich am U-Profil platzierte Buchse, sowie die Platzierung <strong>der</strong> Kammer auf einer, mit<br />
<strong>der</strong> Erde verbundenen Aluminiumfolie.<br />
36
3 Methodischer Teil<br />
Temperaturregelung <strong>der</strong> Regenwurm-Messkammer<br />
Um die Aktionspotential-Propagation in <strong>der</strong> medianen Riesenfaser bei unterschiedlichen<br />
Temperaturen zu messen, wurde das System um ein Element erweitert, dass die Verände-<br />
rung <strong>der</strong> Temperatur in <strong>der</strong> Regenwurm-Messkammer ermöglicht. Das Element musste die<br />
Bauchseite des Regenwurms kontrolliert und schnell erwärmen und kühlen, während sich<br />
die Lage des Wurms in <strong>der</strong> Kammer durch den Vorgang nicht verän<strong>der</strong>t.<br />
Die Lösung hierfür war eine Metallplatte, die die Temperatur <strong>der</strong> Kammer von unten<br />
verän<strong>der</strong>t. Da die Platte eine gute Wärmeleitfähigkeit benötigt, wurde sie aus Kupfer gefer-<br />
tigt. Ihre äußeren Abmaße wurden so angepasst, dass sie exakt in das U-Profil passt. Um<br />
<strong>der</strong> Kupferplatte Wärmeenergie zuzuführen o<strong>der</strong> zu entziehen, wurden auf einer Seite zwei<br />
parallele Nuten in das Metall gefräßt, die sich am an<strong>der</strong>en Ende in einen Bogen vereinen.<br />
In diese Nut wurde ein Kupferrohr eingepasst und anschließend durch Wärmeleitkleber<br />
fest mit <strong>der</strong> Kupferplatte verbunden. Die Verbindung <strong>der</strong> Regenwurmmesskammer mit <strong>der</strong><br />
Kupferplatte, erfolgt über Gewinde in <strong>der</strong> Platte, die ein Verschrauben <strong>der</strong> beiden Bauteile<br />
ermöglichen (siehe Abb. 3.7).<br />
Abbildung 3.7: Kupferplatte welche zur Temperaturregulierung<br />
mit <strong>der</strong> Messkammer verschraubt wird.<br />
Da die Betäubung des Regenwurms nur für einen begrenzten Zeitraum wirkt, muss <strong>der</strong><br />
Vorgang des Abkühlens und Aufheizens sehr schnell erfolgen. Zu diesem Zweck werden<br />
zwei getrennte Wärmebä<strong>der</strong> genutzt, die unterschiedlich temperiert sind. Die beiden Enden<br />
des Kupferrohres sind durch Teflonschläuche, über 3-Wege-Stellventile, mit den beiden<br />
Wärmebä<strong>der</strong>n gekoppelt. Das einfache Hin- und Herschalten zwischen dem warmen und<br />
dem kalten Wärmebad, ermöglicht einen ausreichend großen Temperaturgradienten. Um<br />
den Einfluss <strong>der</strong> Umgebungstemperatur zu verringern, ist die Regenwurm-Messkammer<br />
37
3 Methodischer Teil<br />
während <strong>der</strong> Versuche in einem isolierenden Styroporbehälter untergebracht.<br />
Peltier-Element<br />
Um Verän<strong>der</strong>ungen in <strong>der</strong> Erregungsleitung näher zu untersuchen, wurde ein Peltierelement<br />
so umkonstruiert, dass die Temperaturverän<strong>der</strong>ung lokal begrenzt stattfinden kann. Das<br />
Peltier-Element ist ein, nach seinem Entwickler Jean Peltier benannter, elektrothermischer<br />
Wandler, durch den Temperaturdifferenzen in einem Halbleiterbauteil erzeugt werden<br />
können.<br />
Um den Peltier-Effekt hervorzurufen werden Halbleiter, <strong>der</strong>en Leitungsbän<strong>der</strong> unter-<br />
schiedliche Energieniveaus aufweisen, abwechselnd in einer Reihe angeordnet (siehe<br />
Abb.3.8). Legt man jetzt eine Spannung an, wird an <strong>der</strong> Kontaktstelle <strong>der</strong> Halbleiter Wär-<br />
meenergie aufgenommen, um Elektronen in das energetisch höher gelegene Leitungsband<br />
zu beför<strong>der</strong>n. An <strong>der</strong> darauf folgenden Kontaktstelle fällt das Elektron vom energetisch<br />
höheren, auf das energetisch niedrigere Leitungsband, wobei Energie in Form von Wärme<br />
frei wird. Die dabei abgegebene Wärme Qw ergibt sich aus <strong>der</strong> Summe <strong>der</strong> zugeführten<br />
elektrischen Energie Pel und <strong>der</strong> auf <strong>der</strong> kalten Seite entzogenen Wärme Qk<br />
Qw = Pel + Qk<br />
Abbildung 3.8: Schematische Darstellung eines Peltierelements,<br />
dass durch abwechselndes Aneinan<strong>der</strong>reihen p- und<br />
n-dotierter Halbleiter gebildet wird.<br />
(3.3)<br />
Auch das für die Versuche verwendete Peltier-Element beruht auf diesem Prinzip.<br />
Nur werden heute würfelförmige, p- und n-dotierte Halbleiter verwendet, die auf einer<br />
quadratischen Fläche angeordnet sind (siehe Abb. 3.9). Verschiedene Würfel werden<br />
immer abwechselnd, oben und unten über Metallbrücken miteinan<strong>der</strong> verbunden, so<br />
dass eine Reihenschaltung gebildet wird. Die Brücken sind zugleich die thermischen<br />
Kontaktflächen zwischen den Halbleitern. Somit wird auf <strong>der</strong> einen Seite Wärme durch<br />
die Metallbrücken aufgenommen und auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite wie<strong>der</strong> abgegeben, was zu<br />
einer Temperaturdifferenz zwischen <strong>der</strong> oberen und <strong>der</strong> unteren Fläche führt. Welche Seite<br />
sich bei Stromfluss erwärmt und welche sich abkühlt, wird durch die Richtung, die <strong>der</strong><br />
38
3 Methodischer Teil<br />
Strom durch die Halbleiter nimmt, bestimmt. Die Leistung des Peltier-Elements wird<br />
über die Stromstärke geregelt, da <strong>der</strong> Wärmestrom Q im Peltierelement, proportional zur<br />
aufgenommenen elektrischen Leistung ist. Zu beachten gilt, dass <strong>der</strong> elektrische Verlust<br />
P = RI 2 durch den Wi<strong>der</strong>stand R, im Peltier-Element proportional zum Strom im Quadrat<br />
wächst und damit <strong>der</strong> elektrische Verlust stark ansteigt. Dadurch nimmt <strong>der</strong> Wärmestrom<br />
ab einer bestimmten Stromstärke nicht weiter zu, son<strong>der</strong>n ab.<br />
Abbildung 3.9: Schematische Darstelung des verwendeten<br />
Peltier-Elements. Die blauen und roten Balken sind p- bzw.<br />
n-dotierte Halbleiterblöcke. Die Kontaktflächen <strong>der</strong> Halbleiter<br />
sind grün dargestellt.<br />
Die wesentlichen Vorteile <strong>der</strong> Peltierelemente sind die geringe Baugröße, die exakte<br />
Einstellung <strong>der</strong> Temperaturdifferenz duch die Spannung, <strong>der</strong> Wechsel zwischen Kühlen<br />
und Heizen durch Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Stromrichtung und <strong>der</strong> Betrieb ohne Kühlmittel.<br />
Für den Zweck <strong>der</strong> lokalen Erwärmung, ist die Auflagefläche des zur Verfügung ste-<br />
henden 10mm x 10mm großen Peltierelements, ungeeignet. Bei diesem Versuch sollte<br />
nur die Temperatur eines möglichst geringen Bereichs verän<strong>der</strong>t werden. Aufgrund dieser<br />
Anfor<strong>der</strong>ung wurde ein Kupferwürfel mit einer Kantenlänge von 10mm ausgewählt und<br />
so zurecht gefräst, dass auf einer 10mm x 10mm Fläche, ein Steg mit einer Höhe von<br />
7mm und einer Breite von 3mm stehen blieb. Mittels Wärmeleitpaste und Sekundenkleber,<br />
wurde die Fläche des Kupferstegs, fest mit dem Peltierelement verbunden.<br />
Durch das Anschließen des Peltier-Elements an eine Gleichspannungsquelle, kann die<br />
Temperatur am Kupferstück geregelt werden.<br />
3.1.1.3 Bioverstärker<br />
Der Bioverstärker (siehe Abb. 3.10) dient <strong>der</strong> Ableitung <strong>der</strong> Potentiale, die sich infolge des<br />
Aktionspotentials in <strong>der</strong> medianen Riesenfaser ergeben. Dafür sind Kabel vom positiven<br />
und vom negativen Verstärkereingang mit zwei Elektroden, die sich unter dem hinteren<br />
Ende des Regenwurms in <strong>der</strong> Regenwurm-Messkammer befinden, verbunden. Da sich<br />
bei physiologischen Biosignalen die Potentialverän<strong>der</strong>ungen im Milli- und Mikrovoltbe-<br />
reich bewegen, ist eine geeignete Verstärkung unerlässlich. Zudem werden mithilfe des<br />
39
3 Methodischer Teil<br />
Bioverstärkers technische Artefakte verringert, die dass zu messende Signal überlagern<br />
und unbrauchbar machen können. Technische Artefakte können von den Messgeräten des<br />
Versuchsaufbaus ausgehen, o<strong>der</strong> von außen eingekoppelt werden.<br />
TECHNISCHE DATEN<br />
Eingangswi<strong>der</strong>stand 10 MΩ<br />
Eingangsspannungen:<br />
-Arbeitsbereich 10 µV-100 mV<br />
-Obere Grenzspannung 1V<br />
Verstärkungsstufen 100-fach<br />
Frequenzbereiche:<br />
1000-fach<br />
-EKG, ERG 0,5 Hz-75 Hz<br />
-EEG, ENG, EOG 1 Hz-25 Hz<br />
-EMG 80 Hz-5 kHz<br />
Ausgangswi<strong>der</strong>stand < 1 kΩ<br />
Abbildung 3.10: links: Bioverstärker zum Filtern und Verstärken <strong>der</strong> abgeleiteten Aktionspotentiale<br />
(Vgl. Phywe). rechts: Technische Daten des Bioverstärkers.<br />
Der Biovertärker ermöglicht die Messung verschiedener Biosignale, wie Hirnströme<br />
(EEG), Herzspannungskurven (EKG) und Muskelaktionspotentiale (EMG), um nur die<br />
Bekanntesten zu nennen. Die Einstellung <strong>der</strong> verschiedenen Messarten ermöglicht es, den<br />
Bioverstärker auf die zu erwartenten Frequenzen zu konfigurieren.<br />
Das nach dem 1931/32 von Jan Friedrich Tönnies entwickelte Differenzverstärkerprinzip,<br />
bildet die Grundlage des Bioverstärkers, mit dessen Hilfe die Potentialdifferenz zweier<br />
Eingangspotentiale verstärkt wird. Bei Verwendung eines einfachen, unipolaren Verstärkers,<br />
würden auch technische Artefakte die aus <strong>der</strong> Umgebung eingekoppelt werden, mit in<br />
die Ableitung einfließen. Die Quelle dieser Störungen sind Stromleitungen, elektrische<br />
Geräte und Leuchtmittel, <strong>der</strong>en Fel<strong>der</strong> kapazitiv o<strong>der</strong> induktiv, von außen in die Kabel<br />
und Elektroden eingekoppelt werden. Da diese Fel<strong>der</strong> meist mit 50Hz schwingen und<br />
gleichmäßig im Raum verteilt sind, verursachen sie an den beiden Messelektroden ein<br />
gleichphasiges und gleichstarkes Signal, weshalb sie auch Gleichtaktsignale genannt<br />
werden. Durch den Einsatz des Differenzverstärkers kommt es nur an einem Eingang,<br />
durch eine Phasenverschiebung des Signals um 180°, zur Invertierung, wodurch sich<br />
phasengleiche Eingangssignale bei <strong>der</strong> Verarbeitung gegenseitig auslöschen. Nur Signale<br />
mit ungleicher Phasenlage, wie sie durch bipolare Ableitung <strong>der</strong> Biosignale induziert<br />
werden, erzeugen eine Differenz und erfahren somit eine Verstärkung.<br />
Um die Potentialquelle nicht mit Strom zu belasten, liegt die Eingangsimpedanz des<br />
Bioverstärkers, bei 10MΩ. Zusätzlich minimiert die hohe Impedanz den Einfluss des<br />
40
3 Methodischer Teil<br />
Elektrodenübergangswi<strong>der</strong>standes. Dies ist wichtig, da <strong>der</strong> Quellwi<strong>der</strong>stand des Objekts<br />
wesentlich kleiner sein muss als <strong>der</strong> Eingangswi<strong>der</strong>stand des Messgeräts, um bei solch<br />
geringen Spannungen ein Signal zu messen.<br />
Um Störungen, die nicht im Frequenzband biologisch erzeugter Signale liegen zu un-<br />
terdrücken, werden Bandpassfilter verwendet. Der Tiefpass lässt Signale unterhalb einer<br />
festgelegten Frequenz problemlos passieren, wohingegen hochfrequente Störungen aus<br />
dem Signal gefiltert werden. Der Hochpass arbeitet im genau entgegengesetzten Fre-<br />
quenzbereich. Er filtert Signalanteile, die einen tieffrequenten Anteil besitzen, aus den<br />
Messwerten. Trotz allen Versuchen ein möglichst störungsfreies Messignal zu erhalten,<br />
bleibt doch immer das Verstärkerrauschen. Dieses kleine Störsignal entsteht durch thermi-<br />
sche Elektronenbewegungen in resistiven Komponenten des Verstärkers und verteilt sich<br />
über einen breiten Frequenzbereich.<br />
Für die Messungen <strong>der</strong> Leitungsgeschwindigkeit am lebenden Regenwurm, erfüllt die<br />
Elektromyographie (EMG) die besten Voraussetzungen. Unter dem Begriff EMG versteht<br />
man das Erfassen von Muskelaktionspotentialen, die durch Erregung von Nervenzellen<br />
verursacht werden. Die Ableitung des Messsignals erfolgt bei Säugetieren an <strong>der</strong> Mus-<br />
kulatur, da durch die Reizung meist sehr viele Nervenzellen gleichzeitig erregt werden.<br />
Die verschiedenen Nervenzellen besitzen keine einheitliche Leitgeschwindigkeit, weshalb<br />
sich ihre Signale überlagern. Eine einzelne Nervenfaser kann jedoch mehrere hun<strong>der</strong>t<br />
Muskelzellen simultan zur Kontraktion anregen. Die sich daraus ergebenden Muskelakti-<br />
onspotentiale bilden in <strong>der</strong> Summe ein messbares Signal.<br />
Beim Regenwurm ist <strong>der</strong> Umweg über die Muskulatur unnötig, da die mediane Riesen-<br />
faser am Vor<strong>der</strong>ende leichter erregbar ist, als an<strong>der</strong>e Nervenzellen in diesem Gebiet (Vgl.<br />
Abschnitt 2.3). Es ist also möglich, nur diese eine Faser zu reizen. Der geringe Abstand<br />
<strong>der</strong> Elektroden zur medianen Riesenfaser ermöglicht es am hinteren Ende des Wurms, ein<br />
ausreichendes Signal <strong>der</strong> medianen Riesenfaser abzuleiten.<br />
3.1.1.4 Computer-Interface<br />
Das Computer-Interface (siehe Abb. 3.11) bildet die Schnittstelle zwischen dem analogen<br />
Messsignal und <strong>der</strong> digitalen Darstellung <strong>der</strong> Messwerte am Computer. Zu seinen Aufgaben<br />
zählen, das Starten <strong>der</strong> Aufnahme durch den elektrischen Puls des Reizgenerators, die<br />
Aufnahme des Messsignals, die Digitalisierung und das Übertragen <strong>der</strong> Werte auf den<br />
Computer. Dazu ist das Computer Interface über Kabel, jeweils mit den Ausgängen des<br />
Reizgenerators und des Bioverstärkers verbunden. Die Übertragung <strong>der</strong> digitalisierten<br />
Daten an den Computer, erfolgt über eine USB-Schnittstelle am Computer-Interface.<br />
41
3 Methodischer Teil<br />
Abbildung 3.11: Computer-Interface zum Aufzeichnen <strong>der</strong> Messungen und anschließen<strong>der</strong><br />
Übertragung <strong>der</strong> Daten auf den Computer (Vgl. Phywe).<br />
Über die Schnittstelle werden auch, die vor je<strong>der</strong> Messung festgelgten Messbereiche und<br />
Triggereinstellungen, vom Computer auf das Computer-Interface übertragen.<br />
3.1.2 Versuchsdurchführung<br />
Seit Galvani um 1780 die elektrische Natur <strong>der</strong> Nervenzellen, durch Stimulation von<br />
Muskelzuckungen am Froschbein nachgewiesen hat [9], wird die Präparation des Ischias-<br />
nervs des Frosches, bis in die heutige Zeit zur <strong>Untersuchung</strong> <strong>der</strong> Nervenleitung verwendet.<br />
Jedoch hat diese Methode den Nachteil, dass die Tiere zu diesem Zweck getötet werden<br />
müssen. Eine sehr viel tierfreundlichere Alternative, stellt hier die Messung am intak-<br />
ten Regenwurm dar. Auch bei diesem Versuchsobjekt galt lange Zeit das Freilegen des<br />
Nervs für die Messungen als unumgänglich, da für die Signalableitung hakenförmige<br />
Elektroden am Bauchmark angebracht werden mussten. Jedoch konnte gezeigt werden,<br />
dass die elektrischen Nervenimpulse problemlos auch am unversehrten Wurm, direkt von<br />
<strong>der</strong> Bauchoberfläche abgenommen werden können [17]. Die für die Versuche verwendete<br />
Regenwurmart Lumbricus terrestris L. (Vgl. Abschnitt 2.3), die umgangssprachlich als Tau-<br />
wurm bezeichnet wird, eignete sich, aufgrund ihrer Länge von bis zu 30cm, ausgezeichent<br />
für die Messungen.<br />
3.1.2.1 Vorbereitung des Regenwurms<br />
Um die Versuche unter optimalen Bedingungen durchzuführen, werden die Regenwürmer<br />
vor den Messungen betäubt. Dadurch wird die Anzahl <strong>der</strong>, das Messergebnis verfälschen-<br />
den, biologischen Artefakte verringert und die Messstrecke, durch Bewegungen des Wurms,<br />
42
3 Methodischer Teil<br />
nicht verän<strong>der</strong>t. Biologische Artefakte werden durch den Wurm selbst generiert und ent-<br />
stehen durch Verspannungen <strong>der</strong> Muskulatur und seinen Bewegungen. Die Betäubung<br />
sorgt durch das Blockieren <strong>der</strong> Aktionspotentiale für ein Erschlaffen <strong>der</strong> Wurmmuskulatur,<br />
wodurch Störspannungen auf ein Minimum reduziert werden.<br />
Wie in <strong>der</strong> Literatur empfohlen [51], wird <strong>der</strong> Regenwurm mit dem leichten Lokalan-<br />
ästhetikum Chloreton betäubt. Dadurch wird die Ausbreitung von Aktionspotentialen in<br />
Nerven und Muskeln vermin<strong>der</strong>t bzw. ganz gestoppt. Für die Behandlung des Regenwurms<br />
wird eine wässrige Lösung <strong>der</strong> Relaxanz mit 0,2Gew.% Chloreton und 0,4Gew.% NaCl<br />
verwendet, in die <strong>der</strong> Wurm gelegt wird. Der Regenwurm kommt gemeinsam mit <strong>der</strong><br />
Lösung in ein Becherglas bis er vollkommen bedeckt ist. Das Betäubungsmittel gelangt<br />
durch Diffusion, über die Wurmhaut in den Wurm. Um lediglich die Bewegung des Wurms<br />
zu unterbinden, darf nur <strong>der</strong> äußere Muskelschlauch betäubt werden. Wirkt das Betäu-<br />
bungsmittel zu lange ein, werden auch die Nerven im Bauchmark des Regenwurms betäubt<br />
was zur Folge hat, dass vorerst keine Aktionspotentiale mehr messbar sind. Die Dauer, bis<br />
<strong>der</strong> Wurm ausreichend betäubt ist und er keine Reflexe bei Berührungen mehr zeigt, ist von<br />
seiner Größe abhängig und liegt im Mittel bei ca. 15 Minuten. Der vollständig erschlaffte<br />
Regenwurm wird, mit <strong>der</strong> Bauchseite auf den Elektroden, in <strong>der</strong> Regenwurmmesskammer<br />
platziert. Für eine erfolgreiche Reizung wird <strong>der</strong> Regenwurm, aufgrund <strong>der</strong> erhöhten<br />
Erregbarkeit am Vor<strong>der</strong>ende <strong>der</strong> medianen Riesenfaser (Vgl. Abschnitt 2.3), mit dieser auf<br />
die reizenden- und mit dem hinteren Ende auf die ableitenden Elektrodenpaare gelegt.<br />
3.1.2.2 Bipolare Messung von Aktionspotentialen<br />
Für die Aktionspotential-Messung am intakten Regenwurm, wird das, aus <strong>der</strong> klinischen<br />
Neurophysiologie bekannte, bipolare Messverfahren, zur messtechnischen Erfassung bio-<br />
elektrischer Potentialdifferenzen verwendet. Die Störung des Ruhepotentials zum Auslößen<br />
eines Aktionspotentials, erfolgte mittels zweier benachbarter Elektroden (Vgl. Abschnitt<br />
2.1.3). Durch einen quadratischen Spannungspuls des Reizgenerators, wird das Membran-<br />
potential zu einem weniger negativen Wert verschoben, wobei die Wirkung grundsätzlich<br />
von <strong>der</strong> Kathode ausgeht. Durch die Überschreitung des Schwellenwerts wird ein Akti-<br />
onspotential ausgelöst, dass sich in beide Richtungen entlang <strong>der</strong> Nervenfaser im Wurm<br />
ausbreitet.<br />
Zur bipolaren Ableitung des Aktionspotentials werden in einem bestimmten Abstand<br />
wie<strong>der</strong>um zwei mit einem Differenzverstärker verbundene Elektroden platziert, welche<br />
über Kabel mit dem positiven und negativen Eingang des Bioverstärkers verbunden sind.<br />
Die aufgezeichneten Potentialverän<strong>der</strong>ungen zeigen aus diesem Grund nicht den bekann-<br />
43
3 Methodischer Teil<br />
ten Spannungsverlauf eines Aktionspotentials, welches durch intra- und extrazellulare<br />
Ableitung zustande kommt, son<strong>der</strong>n einen biphasischen Verlauf wie in Abbildung 3.12.<br />
Abbildung 3.12: Darstellung des Potentialverlaufs wie er durch bipolare<br />
Ableitung am Axon entsteht.<br />
3.1.2.3 Globale Temperaturverän<strong>der</strong>ung<br />
Bei diesen Versuchen wird die Temperatur des gesamten Regenwurms variiert und somit<br />
auch die <strong>der</strong> medianen Riesenfaser. Über die Teflonschläuche kommt es beim Transport <strong>der</strong><br />
Flüssigkeit aus den Wärmebä<strong>der</strong>n, zu hohen Verlusten. Kompensiert wurde dieses Problem<br />
durch die extremen Temperatureinstellungen des kalten Wärmebads auf -20°C und des<br />
Warmen auf +45°C. Die Temperaturverluste werden dadurch nicht beseitigt, aber aufgrund<br />
<strong>der</strong> extremen Einstellungen hat die Flüssigkeit beim Erreichen <strong>der</strong> Regenwurmmesskam-<br />
mer, noch ausreichend Temperatur. Ist <strong>der</strong> betäubte Wurm in <strong>der</strong> Regenwurmmesskammer<br />
fixiert, werden erste Testmessungen zur Konfiguration <strong>der</strong> elektronischen Komponen-<br />
ten vorgenommen. Aufgrund <strong>der</strong> zu erwartenden Werte wird <strong>der</strong> Messbereich über die<br />
Computersoftware, für die Signale des Reizgenerators auf 10V und für die Signale des<br />
Bioverstärkers, auf 1V eingestellt. Der Auslöser wird so programmiert, dass die Aufnahme<br />
startet, wenn das Signal des Reizgenerators 25% des gewählten Messbereichs überschreitet.<br />
Jetzt wird, durch mehrere Durchläufe, die minimale Amplitude für die Reizspannung<br />
festgestellt, die an <strong>der</strong> medianen Riesenfaser ein Aktionspotential auslöst und nicht zur<br />
Erregung <strong>der</strong> lateralen Riesenfasern führt. Die Werte liegen meist zwischen 1,5V und 3V.<br />
Nach Abschluss <strong>der</strong> Vorbereitungen kann mit den Messungen begonnen werden. Der<br />
elektrische Puls des Reizgenerators führt zu Potentialschwankungen im Regenwurm und<br />
44
3 Methodischer Teil<br />
somit auch an <strong>der</strong> medianen Riesenfaser. Ein erzeugtes Aktionspotential propagiert nun,<br />
ausgehend vom Ort <strong>der</strong> Reizung, in beide Richtungen in <strong>der</strong> Plasmamembran <strong>der</strong> medianen<br />
Riesenfaser. Die durch das Aktionspotential verursachten Spannungsän<strong>der</strong>ungen werden<br />
nun von den Elektroden am Hinterende des Wurms abgeleitet, im Bioverstärker verarbeitet<br />
und an das Computer-Interface übermittelt.<br />
Durch Variation <strong>der</strong> Temperatur des Regenwurms, kann die Ausbreitungsgeschwindig-<br />
keit <strong>der</strong> Aktionspotentiale untersucht werden. Zur Temperaturkontrolle wird <strong>der</strong> Regen-<br />
wurm in <strong>der</strong> Messkammer, mit dem Bauch auf die Messspitze eines Thermometers gelegt.<br />
Um die Temperatur zu senken werden die 3-Wege-Stellventile an den Teflonschläuchen<br />
so gedreht, dass die Flüssigkeit aus dem kalten Wärmebad zur Regenwurmmesskammer<br />
strömt. Der Kühlvorgang wird meist bis 8°C durchgeführt. Die steigenden Temperatur-<br />
differenzen zwischen <strong>der</strong> Umgebung und den flüssigkeitführenden Bauteilen, führt bei<br />
tiefen Temperaturen zur stetigen Abnahme <strong>der</strong> Kühlgeschwindigkeit. Unterhalb von 8°C<br />
verlangsamt sich die Kühlrate in einem Maße, dass unter Anbetracht <strong>der</strong> Narkosedauer,<br />
keine tierfreundlichen Versuche mehr möglich sind. Bei Erreichen dieses Wertes wird über<br />
das Stellventil vom kalten, auf das warme Wärmebad umgestellt und mit <strong>der</strong> Erwärmung<br />
des Regenwurms begonnen.<br />
Im Anschluss an die Messungen wird <strong>der</strong> Wurm für 5 - 10 Minuten in kaltes Leitungs-<br />
wasser gelegt, um verlorengegangene Flüssigkeit zurückzuführen und Betäubungsmittel-<br />
rückstände von seiner Oberfläche zu entfernen. Nach einer weiteren Nacht im Kühlschrank<br />
können die Würmer in die Natur entlassen werden.<br />
3.1.2.4 Lokale Temperaturverän<strong>der</strong>ung<br />
Bei <strong>der</strong> lokalen Temperaturverän<strong>der</strong>ung des Regenwurmbauchmarks, wird nur ein kleiner<br />
Bereich auf <strong>der</strong> Bauchseite des Regenwurms durch das modifizierte Peltierelement erwärmt.<br />
Für die Versuche wird <strong>der</strong> betäubte Regenwurm erst komplett mit <strong>der</strong> Bauchseite nach<br />
unten auf den Elektroden in <strong>der</strong> Messkammer platziert und anschließend <strong>der</strong> mittlere<br />
Teil des Regenwurms so gedreht, dass an dieser Stelle die Bauchseite direkt nach oben<br />
zeigt. Dabei war darauf zu achten, dass die äußeren Enden des Wurms weiterhin mit<br />
<strong>der</strong> Bauchseite auf den Elektroden lagen und nicht verrutschten. Nun wurden die ersten<br />
Testmessungen zur Kalibrierung <strong>der</strong> Messgeräte vorgenommen (Vgl. Abschnitt 3.1.2.3).<br />
Für die Versuche wird die Stromversorgung des Peltierelements gestartet, wodurch sich<br />
<strong>der</strong> Kupfersteg am Peltierelement erhitzte. Nachdem er eine Temperatur von ca. 40° -<br />
45°C erreicht hatte, wird <strong>der</strong> Kupfersteg auf den Bauch des Wurms gelegt, wodurch sich<br />
die Stelle erwärmt. Während <strong>der</strong> Erwärmung werden Messungen durchgeführt und die<br />
45
3 Methodischer Teil<br />
Temperaturverän<strong>der</strong>ungen am Regenwurm mit einer Wärmebildkamera verfolgt. Auch bei<br />
diesen Versuchen erleiden die Würmer keine bleibenden Schädigungen.<br />
3.2 Differential Scanning Calorimetry (DSC)<br />
3.2.1 Versuchsaufbau<br />
Bei Lipiden kommt es zu <strong>temperaturabhängigen</strong> Phasenumwandlungen zwischen fluiden<br />
und gelförmigen Zuständen (Vgl. Abschnitt2.2.2). Die Umwandlung entspricht grundsätz-<br />
lich, dem von Wasser bekannten Schmelz- o<strong>der</strong> Kristallisationsvorgang, durch Aufnahme<br />
o<strong>der</strong> Abgabe von Energie.<br />
Abbildung 3.13: VP-DSC (Differential Scanning Calorimeter) <strong>der</strong> Firma MICROCAL das<br />
zur Messung <strong>der</strong> Lipidvesikel verwendet wurde.<br />
Durch das in <strong>der</strong> Analytik verwendete DSC-Messverfahren wird <strong>der</strong> differenzielle Wär-<br />
mefluss in eine, o<strong>der</strong> aus einer Probenlösung aufgezeichnet und mit einer Referenzlösung<br />
verglichen. Die Referenzlösung entspricht in ihrer Zusammensetzung <strong>der</strong> Probe, bis auf die<br />
zu bestimmende Substanz. Das DSC besitzt hierfür zwei baugleiche, voneina<strong>der</strong> getrennte<br />
Messkammern für Probe und Referenz, <strong>der</strong>en Böden mit einer wärmeleitenden Metall-<br />
platte in Kontakt sind. Zur Temperaturregulierung sind beide Messkammern von Öfen<br />
umschlossen. In die wärmeleitende Metallplatte sind Temperatursensoren integriert, die<br />
46
3 Methodischer Teil<br />
kontinuierlich den Temperaturverlauf <strong>der</strong> beiden Kammern, getrennt voneinan<strong>der</strong> aufzeich-<br />
nen. Findet eine Phasenumwandlung nun zeitgleich nur in <strong>der</strong> Probenkammer statt, in <strong>der</strong><br />
Referenzkammer aber nicht, führt dies zu einem Unterschied im Wärmestrom und damit<br />
zu einer Temperaturdifferenz zwischen beiden Kammern. Der Temperaturunterschied wird<br />
vom System erfasst und führt zur Anpassung <strong>der</strong> Heizleistung <strong>der</strong> Kammern, so dass sich<br />
die Temperaturdifferenz verringert. Die dabei aufgezeichneten Leistungsunterschiede △P<br />
<strong>der</strong> beiden Kammern indizieren die Wärmestromän<strong>der</strong>ung △Q .<br />
△Q =<br />
ˆ t+△t<br />
t<br />
△P(t ′ )dt ′ ∼ = △P△t (3.4)<br />
Durch die folgende Formel lässt sich, aus den aufgezeichneten Daten, die spezifische<br />
Wärmekapazität cP <strong>der</strong> Probe ermitteln.<br />
△cp =<br />
3.2.2 Versuchsdurchführung<br />
<br />
δQ ∼=<br />
δT P<br />
△Q<br />
△T<br />
△T<br />
△t<br />
△P<br />
= (3.5)<br />
Zur <strong>Untersuchung</strong> <strong>der</strong> Auswirkung von Anästhetika auf den Phasenübergang von Lipiden,<br />
wurden Vesikel mit <strong>der</strong> DSC-Technik untersucht. Zur Herstellung <strong>der</strong> Lipidvesikel wird<br />
die benötigte Menge in Chloroform gelösten DPPC-Lipids (1,2-Dipalmitoyl-sn-Glycero-3-<br />
Phosphocholine), in ein Glasfläschchen gegeben und das Chloroform unter dem Abzug<br />
verdampft. Anschließend wird das Glasfläschchen für ca. eine Stunde im Excikator belas-<br />
sen, um das Chloroform vollständig aus den Lipiden zu entfernen. Nun wird deionisiertes<br />
Wasser mit zu den Lipiden gegeben, bis eine Konzentration von 3mg/ml erreicht ist. Um<br />
die Vesikel zu erzeugen wird das Fläschchen nun für drei Stunden in ein 45°C warmes<br />
Wärmebad gegeben und in regelmäßigen Abständen geschüttelt. Abschließend wird das<br />
DSC mit <strong>der</strong> Lipidlösung und <strong>der</strong> Referenz aus deionisiertem Wasser befüllt und die<br />
Messung gestartet.<br />
47
4 Ergebnisse und Diskussion<br />
Regenwürmer verfügen im Vergleich zum Menschen über keine Temperaturregulation<br />
des gesamten Körpers. Alle Organe, darunter auch das Nervengewebe, sind daher den<br />
Schwankungen <strong>der</strong> Umgebungstemperatur ausgeliefert und müssen ebenfalls bei eventuell<br />
verän<strong>der</strong>ten Bedingungen funktionieren. Aus diesem Grund wurde die Temperaturab-<br />
hängigkeit <strong>der</strong> Nervenerregung des Bauchmarknervs und die Anpassung an verän<strong>der</strong>te<br />
Umweltbedingungen untersucht.<br />
4.1 Messungen am Bauchmark des Regenwurms<br />
Die Versuche wurden an Regenwürmern durchgeführt, die mehrere Tage bei konstanter<br />
Temperatur im Kühlschrank gehalten wurden. Nachdem ein Regenwurm betäubt ist und<br />
die Einstellungen am Versuchsaufbau vorgenommen wurden (Vgl. Abschnitt 3.1.2.3),<br />
werden die elektrophysiologischen Messungen durchgeführt.<br />
Das Zeitfenster für Experimente an den Regenwürmern beträgt ca. 30 Minuten. Erfolgen<br />
die Versuche über einen längeren Zeitraum, lässt die Betäubung langsam nach. Dies hat<br />
zur Folge, das Muskelkontraktionen die aufgezeichneten Potentialverläufe beeinflussen.<br />
Auch die Durchführung eines tierfreundlichen Experiments ist bei einer Versuchsdauer<br />
von über 30 Minuten, nicht mehr gewährleistet.<br />
.<br />
4.1.1 Globale Temperaturverän<strong>der</strong>ung des Regenwurms<br />
Ausgangspunkt für die im Folgenden beschriebenen Experimente, war die physikalische<br />
Manipulation des Aktionspotentials. Die Versuche sollten Kenntnisse über temperaturbe-<br />
dingte Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Ausbreitung von Aktionspotentialen in <strong>der</strong> medianen Riesenfaser<br />
liefern. Dazu wurden die Regenwürmer in <strong>der</strong> modifizierten Regenwurmmesskammer<br />
(Vgl. Abb. 3.1.1.2) von unten, abwechselnd gekühlt und erwärmt. Zu Beginn <strong>der</strong> elektri-<br />
schen Messungen besaßen die Würmer eine Körpertemperatur von 22°C. Ausgehend von<br />
diesem Wert erfolgt <strong>der</strong> Kühlvorgang, <strong>der</strong> von Messungen mit einer Aufnahmefrequenz<br />
48
4 Ergebnisse und Diskussion<br />
von △T = 0,5°C begleitet wurde. Während des Heizvorgangs wurden die Abstände <strong>der</strong><br />
Aufnahmen auf △T = 1°C erhöht. Hatten die Regenwürmer eine Temperatur von ca. 20°C<br />
erreicht, entstand durch die Verringerung <strong>der</strong> Aufnahmefrequenz ein genaueres Bild <strong>der</strong><br />
Ausbreitungsgeschwindigkeit in diesem Bereich.<br />
In den meisten Fällen wurden die Würmer bis auf eine Temperatur von 8°C abgekühlt.<br />
Eine Ausnahme ist im Diagramm 4.2 dargestellt. Hier führte das Abkühlen des betäubten<br />
Regenwurms auf unter -1°C, zum Gefrieren <strong>der</strong> Flüssigkeit im Wurm und dem Abbrechen<br />
<strong>der</strong> Nervenleitung. Die aus dem Versuch gewonnenen Daten zeigen, dass bei tiefen Tempe-<br />
raturen keine nennenswerten Verän<strong>der</strong>ungen im Kurvenverlauf zu beobachten sind. Aus<br />
diesem Grund wurden keine weiteren Messungen bei Temperaturen um den Gefrierpunkt<br />
durchgeführt.<br />
Die am PC ausgegebenen Daten <strong>der</strong> Messungen, enthalten Informationen über die<br />
Amplitudenverläufe des Reizgenerators und des Bioverstärkers, sowie <strong>der</strong> Zeit t. Der<br />
Zähler für die Zeit startet durch Auslösen des Spannungspulses am Reizgenerator. Für<br />
die Darstellung im Diagramm zeigte sich die Geschwindigkeit c des Aktionspotentials in<br />
Abhängigkeit von <strong>der</strong> Temperatur T als zweckmäßig. Dafür wurde <strong>der</strong> vom Aktionspoten-<br />
tial zurückgelegte Weg △s zwischen dem reizenden und dem ableitenden Elektrodenpaar<br />
notiert. Aus dem Zusammenhang c = △s/t folgt die Ausbreitungsgeschwindigkeit des<br />
Aktionspotentials c(T ). Durch die anschließende Zuordnung <strong>der</strong> Geschwindigkeit, zur<br />
zugehörigen Temperatur in einer Tabelle, wurden die Diagramme erstellt.<br />
Vermutlich aufgrund des Alters und <strong>der</strong> Größenvielfalt, kann im Wesentlichen nur ein<br />
Bereich von c(T ) ± △c(T ) angegeben werden. Allerdings ist die Größenordnung c(T )<br />
stets im Bereich von ca. 20m/s.<br />
Die gemessenen und am Computer ausgegebenen Potentialverläufe (siehe Abb. 4.1), lie-<br />
fern bereits Informationen über den Temperatureinfluss auf die Nervenleitgeschwindigkeit.<br />
So erhält man für Aktionspotentiale, die bei niedrigen Temperaturen aufgenommen wurden,<br />
breite Signale mit anschließenden Überschwingern (siehe Abb. 4.1a). Mit zunehmen<strong>der</strong><br />
Temperatur verringert sich die Signalbreite kontinuierlich und auch die Überschwinger<br />
nehmen ab (siehe Abb. 4.1b, 4.1c). Diese Verän<strong>der</strong>ungen indizieren bereits vor <strong>der</strong> Aus-<br />
wertung <strong>der</strong> Messdaten, dass die Propagationsgeschwindigkeit des Aktionspotentials, mit<br />
steigen<strong>der</strong> Temperatur zunimmt.<br />
Die ausgewerteten Daten jedoch, liefern ein genaues Bild über den tatsächlichen Kur-<br />
venverlauf (siehe Abb. 4.2). Mit steigen<strong>der</strong>, globaler Temperatur des Regenwurms nimmt<br />
die Geschwindigkeit, mit <strong>der</strong> sich die Aktionspotentiale in den Nervenfasern ausbreiten,<br />
über einen großen Temperaturbereich kontinuierlich zu. Ab einer bestimmten Temperatur<br />
verringert sie sich jedoch zunehmend und fällt anschließend abrupt auf Null ab. Dabei<br />
49
4 Ergebnisse und Diskussion<br />
(a) (b)<br />
(c)<br />
Abbildung 4.1: Gemessener Potentialverlauf <strong>der</strong> Aktionspotentiale bei globaler Temperaturverän<strong>der</strong>ung<br />
des Regenwurms. Die Nervenleitgeschwindigkeit steigt mit <strong>der</strong> Temperatur<br />
T (a: 11,5°C, b: 19,5°C, c: 26,5°C ). Dabei nehmen die Dauer des Aktionspotentials<br />
und die Überschwinger ab.<br />
zeigen sich bei allen gemessenen Würmern charakteristische Bereiche in den Temperatur-<br />
Geschwindigkeits-Kurven, die in Abbildung 4.2 durch gestrichelte Linien markiert sind:<br />
I: linearer Verlauf <strong>der</strong> Ausbreitungsgeschwindigkeit im unteren Temperaturbe-<br />
reich<br />
II: nichtlineare Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Ausbreitungsgeschwindigkeit im oberen Tem-<br />
peraturbereich<br />
III: plötzlicher Abbruch <strong>der</strong> Ausbreitung bei Überschreitung einer kritischen<br />
Temperatur Tkrit<br />
Der Bereich I <strong>der</strong> Temperatur-Geschwindigkeit-Kurve stellt den weitaus größten Be-<br />
reich (ca. 88%) <strong>der</strong> Kurve dar, <strong>der</strong> sich bei den meisten untersuchten Würmern über einen<br />
Bereich von △T < 20°C erstreckt (siehe Abb. 4.2). In diesem Bereich besteht eine lineare<br />
Abhängigkeit zwischen <strong>der</strong> Temperatur des Regenwurms und seiner Nervenleitgeschwin-<br />
digkeit. Dieses Verhalten zeigt sich beim Abkühlen sowie beim Erwärmen. Das heißt, dass<br />
es sich um einen reversiblen Vorgang handelt.<br />
Im oberen Temperaturbereich geht <strong>der</strong> lineare Kurvenverlauf aus Bereich I in den nicht-<br />
linearen Bereich II über. Hier verringert sich <strong>der</strong> Geschwindigkeitsanstieg mit steigen<strong>der</strong><br />
50
4 Ergebnisse und Diskussion<br />
Abbildung 4.2: Geschwindigkeits-Temperaturverlauf <strong>der</strong> Propagationsgeschwindigkeit<br />
des Aktionspotentials, in <strong>der</strong> medianen Riesenfaser des Regenwurms Lumbricus terrestris<br />
L., beim Abkühlen. Die gestrichelten Linien trennen charakteristische Bereiche. I: linearer<br />
Bereich, II: nichtlinearer Bereich, III: Hitzeblock<br />
Temperatur zunehmens und nimmt nach Überschreiten <strong>der</strong> maximalen Nervenleitgeschwin-<br />
digkeit wie<strong>der</strong> ab. Auch hier ist zu erwähnen, dass man zwar große Unterschiede zwischen<br />
den einzelnen Würmern findet, <strong>der</strong> generelle Trend jedoch konstant ist. Die am Maxi-<br />
mum gemessene Geschwindigkeit vMax(T ) beträgt maximal 25,2m/s und minimal 11,2m/s.<br />
Auch die Temperaturen für den Übergang vom linearen in den nichtlinearen Kurvenverlauf<br />
variieren stark, bleiben aber in <strong>der</strong> gleichen Größenordnung.<br />
Wird die Temperatur <strong>der</strong> Regenwurmmesskammer weiter erhöht, stoppt die Ausbreitung<br />
des Aktionspotentials im Bereich III erstaunlicherweise. Diese Eigenschaft <strong>der</strong> Nerven-<br />
leitung wird auch als Hitzeblock bezeichnet. Dabei verlangsamte sich das Signal mit <strong>der</strong><br />
steigenden Temperatur nicht weiter, son<strong>der</strong>n kommt sehr abrupt zum Erliegen. In diesem<br />
Zustand sind keine Aktionspotentiale an <strong>der</strong> medianen Riesenfaser messbar. Durch Ver-<br />
ringerung <strong>der</strong> Temperatur des Regenwurms setzte die Propagation des Aktionspotentials<br />
wie<strong>der</strong> ein und das biphasische Signal zeigte in seiner Form keinerlei Verän<strong>der</strong>ung im<br />
Vergleich zu Messungen vor dem Hitzeblock. Das heißt, <strong>der</strong> Vorgang ist reversibel und<br />
daher nicht durch das Denaturieren von Proteinen zu erklären.<br />
Dieses reversible, schalterähnliche Verhalten findet man auch bei abwechselndem Er-<br />
wärmen und Abkühlen des Regenwurms, wobei es zu einer zunehmenden Verschiebung<br />
des Hitzeblocks zu höheren Temperaturen kommt (siehe Abb. 4.3).<br />
Die gemessenen Kurvenverläufe bei globaler Erwärmung findet man auch bei Unter-<br />
suchungen, die am Riesenaxon des Tintenfischs [20] und den Nervenzellen von Katzen<br />
und Fröschen [7] durchgeführt wurden. Hinweise in <strong>der</strong> Literatur auf die Ursachen für die<br />
temperaturbedingten Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Nervenleitgeschwindigkeit, sind rar. Vor allem<br />
51
4 Ergebnisse und Diskussion<br />
Abbildung 4.3: Ergebnisse <strong>der</strong> Messungen, bei wie<strong>der</strong>holtem Erwärmen und Abkühlen<br />
des Regenwurms, bei Temperaturen um den Hitzeblock. Die Hitzeblocktemperatur<br />
verschiebt sich dabei zu höheren Temperaturen.<br />
ist zu bemerken, dass <strong>der</strong> reversible Charakter des Phänomens, nie im Zusammenhang<br />
physikalischer Ursachen diskutiert wurde. Hier liegt einer <strong>der</strong> zentralen Unterschiede<br />
<strong>der</strong> vorliegenden Arbeit, zu früheren. Die Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Nervenleitgeschwindigkeit<br />
sollten aus physikalischer Sicht, mit Hilfe einer neuen Theorie interpretiert werden.<br />
Im Rahmen <strong>der</strong> Hodgkin-Huxley-Theorie wird versucht, die Temperaturabhängigkeit <strong>der</strong><br />
Nervenleitgeschwindigkeit durch die Aktivität <strong>der</strong> Na + -Ionenkanäle zu erklären. Demnach<br />
öffnen und schließen sich die Kanäle durch Erhöhung <strong>der</strong> Temperatur immer schneller,<br />
wodurch sich angeblich auch das Aktionspotential immer schneller im Axon ausbreiten<br />
kann. Wird dieser Vorgang nun so schnell, dass <strong>der</strong> mit den Öffnungsvorgängen verbundene<br />
Ionenstrom nicht ausreicht um angrenzende Kanäle anzuregen, kommt es zum Hitzeblock<br />
[35]. Die Details dieser Vermutung werden hier nicht näher diskutiert. Es sei nur erwähnt,<br />
dass es sich bei <strong>der</strong> genannten Erklärung um eine Vermutung handelt, die an Einzelkanälen<br />
nie gesehen wurde.<br />
Mit dem Hodgkin-Huxley-Modell ist es zwar möglich die gemessenen Potentialver-<br />
än<strong>der</strong>ungen des Aktionspotentials zu erklären, jedoch versagt sie bei nichtelektrischen<br />
Phänomenen wie dem Kraftpuls, <strong>der</strong> Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Membrandicke, Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong><br />
optischen Membraneigenschaften und <strong>der</strong> Temperaturwelle, die simultan mit dem Aktions-<br />
potential auftreten (Vgl. Abschnitt 2.1.3.2). Die Problematik die Temperaturwelle mithilfe<br />
<strong>der</strong> Hodgkin-Huxley-Theorie zu erklären, wurde bereits in den 50er bis 80er Jahren wie<strong>der</strong>-<br />
holt, sogar von Hodgkin selbst, formuliert und konnte seitdem nicht erklärt werden. Eine<br />
an<strong>der</strong>e Erklärung findet man in <strong>der</strong> Theorie von Kaufmann, in <strong>der</strong> das Aktionspotential<br />
52
4 Ergebnisse und Diskussion<br />
als Schallwelle beschrieben wird. In diesem Zusammenhang ist es wichtig zu erwähnen,<br />
dass die akustische Interpretation des Aktionspotentials, die beobachtete Temperaturwelle<br />
ebenfalls erklärt. Die mit <strong>der</strong> Schallwelle verbundenen Druckän<strong>der</strong>ungen in <strong>der</strong> Membran,<br />
führen zur Phasenumwandlung <strong>der</strong> Lipide von <strong>der</strong> fluiden, in die gelförmige Phase. Bei<br />
diesem Vorgang wird Wärme frei. Zusätzlich führen die durch die Phasenumwandlung<br />
bedingten Konformationsän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Lipide, zur Zunahme <strong>der</strong> Membrandicke und<br />
somit zu Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> optischen Membraneigenschaften. Entspannt sich die Mem-<br />
bran im Anschluss wie<strong>der</strong>, wird die für die Phasenumwandlung benötigte Wärme aus <strong>der</strong><br />
Umgebung wie<strong>der</strong> aufgenommen und die Membrandicke verringert sich. Somit liefert<br />
die Schalltheorie, durch das Einbeziehen aller mit dem Aktionspotential einhergehenden<br />
Phänomene, eine deutlich bessere Darstellung <strong>der</strong> Nervenleitung. Heimburg, <strong>der</strong> die Theo-<br />
rie von Kaufmann aufgegriffen hat, erklärt die Ausbreitung des Aktionspotentials in <strong>der</strong><br />
Membran durch die Propagation einer solitären Welle.<br />
Die Schallgeschwindigkeit in <strong>der</strong> Membran, errechnet sich aus<br />
<br />
1<br />
c ≈<br />
ρκ<br />
(4.1)<br />
mit <strong>der</strong> Dichte ρ und κ, <strong>der</strong> Kompressibilität des Systems. Die Temperatur T in kom-<br />
pressiblen Systemen wie Membranen, skaliert dabei in etwa wie κ ∼ T −2 . Aus dieser<br />
Proportionalität folgt, dass durch eine Erhöhung <strong>der</strong> Temperatur auch die Schallgeschwin-<br />
digkeit in <strong>der</strong> Membran steigt. Im Gegensatz zur Erklärung von Hodgkin und Huxley, ist<br />
hier jedoch die zunehmend härter werdende Membran die Ursache.<br />
Diskutiert man die Ausbreitung akustischer Wellen in Zellmembranen, sollte man<br />
nicht die Lipidmembran allein betrachten, son<strong>der</strong>n auch das mechanische Verhalten des<br />
membranassoziierten Zellkortex berücksichtigen (Vgl. Abschnitt 2.2.3). Kurven, die bei<br />
Zugversuchen an Aktinnetzwerken entstanden sind [47] (siehe Abb. 4.4), besitzen ei-<br />
ne gewisse Ähnlichkeit zu den Temperatur-Geschwindigkeits-Kurven des Regenwurms.<br />
Dabei steigt durch zunehmende Dehnung, <strong>der</strong> Kompressionsmodul K zunächst an. Bei<br />
Nervenzellen kommt es durch Temperaturerhöhung zur Deformation <strong>der</strong> Zellmembran [6],<br />
wodurch K im Aktinnetzwerk ebenfalls wachsen könnte. Da K ∼ 1/κ zu erwarten ist, ist<br />
c ∼ √ K, dass heißt, ein erhöhter K führt zu einem Anstieg <strong>der</strong> Ausbreitungsgeschwindig-<br />
keit c. Überschreitet die Ausdehnung <strong>der</strong> Nervenzelle einen bestimmten Wert, verlieren die<br />
Aktinnetzwerke ihre elastischen Eigenschaften, woraufhin die Ausbreitung zum Erliegen<br />
kommt.<br />
Durch Einbeziehen <strong>der</strong> Aktinnetzwerke in die Wellenausbreitung in <strong>der</strong> Membran, ließe<br />
53
4 Ergebnisse und Diskussion<br />
Abbildung 4.4: Zugversuche an Aktinnetzwerken. Die Graphen zeigen den Einfluss<br />
unterschiedlicher Grade <strong>der</strong> Quervenetzung. Der Grad <strong>der</strong> Quervernetzung nimmt von<br />
unten nach oben zu. (Vgl. [47])<br />
sich nicht nur das temperaturabhängige Verhalten <strong>der</strong> Nervenleitgeschwindigkeit, son<strong>der</strong>n<br />
unter Zuhilfenahme des viskoelastischen Ersatzmodells, auch <strong>der</strong> Aktionspotentialverlauf<br />
selbst erklären (Vgl. Abschnitt 2.2.3). Folgt die Dehnung eines viskoelastischen Stabs <strong>der</strong><br />
Gleichung ε (t) = ε0(t/ ¯τ)e t/ ¯τ (siehe Abb. 4.5a), wie man es zumindest bei einer eindimen-<br />
sionalen Welle erwarten würde, folgt daraus unter Verwendung <strong>der</strong> Relaxationsfunktion<br />
des linearen Standartkörpers 2.20, <strong>der</strong> zugehörige Spannungsverlauf (siehe Abb. 4.5b).<br />
Abbildung 4.5: Spannungsverlauf (b) eines viskoelastischen Stabs durch Dehnung (a). (Vgl. [11])<br />
Die qualitative Übereinstimmung zwischen Abbildung 4.4, 4.5 und dem von mir gefun-<br />
denen Verhalten (siehe Abb. 4.2), ist erstaunlich. Sowohl <strong>der</strong> beobachtete Anstieg in c(T ),<br />
<strong>der</strong> reversible Abbruch bei Tkrit, als auch die Form des Aktionspotentials, kann wie<strong>der</strong>ge-<br />
funden werden. Trotz <strong>der</strong> qualitativ großen Ähnlichkeit, muss hier jedoch ein quantitativer<br />
Vergleich ausbleiben. Dieser gestaltet sich vor allem deshalb schwierig, da zur Berechnung<br />
von c, die Dicke des Aktinkortex von entscheiden<strong>der</strong> Bedeutung ist, die tatsächlich fest mit<br />
<strong>der</strong> zweidimensionalen Membran verankert ist. Hierzu werden eine Vielzahl zusätzlicher<br />
Experimente erfor<strong>der</strong>lich sein, wie z. B. die Bestimmung <strong>der</strong> Druckflächendiagramme von<br />
54
4 Ergebnisse und Diskussion<br />
Lipidmonolagen mit unterschiedlichen Aktinkonzentrationen in <strong>der</strong> Subphase. Hieraus<br />
könnte man den Einfluss des Aktins auf die zweidimensionale Kompressibilität bestimmen<br />
und mithilfe von 4.1, quantitative Aussagen über c erstellen.<br />
4.1.2 Temperaturadaption <strong>der</strong> Nervenzelle<br />
Schon lange ist bekannt, dass Bakterien und Zellen, in Abhängigkeit von <strong>der</strong> Umge-<br />
bungstemperatur, ihre Membranzusammensetzung verän<strong>der</strong>n. Um den Einfluss unter-<br />
schiedlicher Aufwuchstemperaturen auf die mediane Riesenfaser des Regenwurms zu<br />
untersuchen, wurden die Tiere in zwei Gruppen aufgeteilt. Über eine Adaptionsdauer von<br />
8 - 14 Tagen wurden die beiden Gruppen, in voneinan<strong>der</strong> getrennten Kühlschränken bei<br />
TAdaption = 4 ± 1°C und TAdaption = 12 ± 1°C aufbewahrt. Die Anpassung <strong>der</strong> Regenwür-<br />
mer auf eine einheitliche Temperatur kurz vor Versuchsbeginn, erfolgte mit <strong>der</strong> ca. 15<br />
minütigen Betäubung, bei welcher die Betäubungsmittellösung eine Temperatur von 22°C<br />
aufwies. Dadurch entstanden gleiche Anfangsbedingungen für die Messungen bei globaler<br />
Temperaturverän<strong>der</strong>ung.<br />
Zur Darstellung <strong>der</strong> Unterschiede im linearen Bereich des Geschwindigkeitsverlaufs,<br />
wird zusätzlich zu den bereits erwähnten Werten, <strong>der</strong> Van ’t Hoffsche Quotient heran-<br />
gezogen. Die Regel wurde erstmals 1884 von dem Nie<strong>der</strong>län<strong>der</strong> van‘t Hoff aufgestellt<br />
und galt ursprünglich für chemische Reaktionsgeschwindigkeiten. Sie besagt, dass eine<br />
Temperaturerhöhung von 10 Grad, die Geschwindigkeit, mit <strong>der</strong> eine chemische Reaktion<br />
abläuft, um das 2 - 4 fache steigert. Heute ist die Van ’t Hoffsche Regel auch in <strong>der</strong> Biologie<br />
und Physik eine anerkannte Größe zur Beschreibung temperaturabhängiger Vorgänge in<br />
<strong>der</strong> Natur. Der Van’t Hoffsche Quotient für die Nervenleitgeschwindigkeit wird durch<br />
die Geschwindigkeit cT bei <strong>der</strong> Temperatur T und <strong>der</strong> Geschwindigkeit cT +10°, bei einer<br />
Temperatursteigerung von T + 10°C gebildet.<br />
Q10 = cT +10°<br />
cT<br />
(4.2)<br />
Da die am Regenwurm gemessenen Werte (siehe Tab. 4.1 und Abb. 4.6) eine hohe Varianz<br />
aufweisen, kann im Umfang dieser Arbeit nicht auf jede einzelne Messung eingegan-<br />
gen werden. Daher sind die im folgenden Abschnitt präsentierten Werte, lediglich die<br />
arithmetischen Mittelwerte <strong>der</strong> Ergebnisse.<br />
Die Übergangstemperaturen vom linearen in den nichtlinearen Kurvenverlauf (siehe Abb.<br />
4.2 Bereich I → Bereich II) sind sich, mit Werten von 23,3 °C bei TAdaption = 12±1°C und<br />
23,2 °C bei TAdaption = 4 ± 1°C, sehr ähnlich. Auch für die Temperaturen bei denen <strong>der</strong><br />
Hitzeblock (siehe Abb. 4.2 Bereich II → Bereich III) eintritt, unterscheiden sich die Werte,<br />
55
4 Ergebnisse und Diskussion<br />
Abbildung 4.6: Darstellung <strong>der</strong> unterschiedlichen Kurvenverläufe <strong>der</strong> Würmer (:<br />
TAdaption = 12 ± 1°C, : TAdaption = 4 ± 1°C). Bei <strong>der</strong> Adaption unter 4 ± 1°C, nimmt<br />
die Steigung dc/dT im Vergleich zur Adaption bei 12 ± 1°C ab.<br />
mit 27,5 °C bei TAdaption = 12 ± 1°C und 26,7 °C bei TAdaption = 4 ± 1°C, nur gering.<br />
Im Gegensatz dazu bestehen große Unterschiede bei den gemittelten Höchstgeschwin-<br />
digkeiten und Q10-Werten. Für die Geschwindigkeiten (vmax) ergeben sich durch die<br />
Temperatur-Adaption <strong>der</strong> Würmer, Mittelwerte von 23,9 m/s für TAdaption = 12 ± 1°C<br />
und 15,2 m/s für TAdaption = 4 ± 1°C. Grund dafür ist mitunter die unterschiedliche Stei-<br />
gung im linearen Bereich <strong>der</strong> Kurvenverläufe. Dies äußert sich bei Würmern, welche bei<br />
TAdaption = 12 ±1°C gehalten wurden, in einem mittleren Q10-Wert von 1,54. Für Würmer<br />
die bei TAdaption = 4 ± 1°C gelagert wurden, ist <strong>der</strong> Q10-Wert mit 1,37 deutlich geringer.<br />
Demnach verringert sich mit sinken<strong>der</strong> Adaptionstemperatur die Steigung im linearen<br />
Bereich.<br />
Für die Temperaturadaption liefert die Hodgkin-Huxley-Theorie keine eindeutige Lö-<br />
sung. Bis heute wird diskutiert, ob Wi<strong>der</strong>standsverän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Ionenkanäle dafür<br />
verantwortlich sind. Denkbar wäre auch, dass sich die Temperaturen auf den Stoffwechsel<br />
auswirken und die Anzahl <strong>der</strong> Ionenkanäle sich verringert.<br />
Auch die Theorie von Kaufmann lässt erwarten, dass Verän<strong>der</strong>ungen im Stoffwechsel, so-<br />
bald sie die Nervenmembran beeinflussen, zu einer Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Nervenleitung führen.<br />
Lebewesen passen die Zusammensetzung ihrer Membranen an die Umgebungsbedingun-<br />
gen, wie z. B. die Temperatur an, wodurch sich auch <strong>der</strong>en mechanische Eigenschaften<br />
än<strong>der</strong>n. Dies führt, zu den am Regenwurm gemessenen Verän<strong>der</strong>ungen bei <strong>der</strong> Ausbreitung<br />
von Wellen in <strong>der</strong> Membran. Diese stehen keineswegs im Wi<strong>der</strong>spruch zu den gefunde-<br />
56
4 Ergebnisse und Diskussion<br />
Adaptionstemperatur Bereich I ⇒ Bereich II Bereich II ⇒ Bereich III vmax Q10<br />
[°C] [°C] [°C] [m/s]<br />
12±1 22,2 24,3 24,5 1,53<br />
12±1 19,5 27,7 25,2 1,55<br />
12±1 23,7 28,5 21,0 1,57<br />
12±1 27,5 29,4 24,7 1,49<br />
12±1 23,6 28,1 24,1 1,57<br />
arrithmetisches Mittel<br />
(12±1)<br />
23,3 27,5 23,9 1,54<br />
4±1 16,0 19,1 11,7 1,33<br />
4±1 20,5 24,2 11,2 1,41<br />
4±1 23,0 26,1 15,6 1,34<br />
4±1 27,7 30,9 19,5 1,33<br />
4±1 26,7 30,4 17,1 1,42<br />
4±1 25,5 29,4 16,1 1,36<br />
arrithmetisches Mittel<br />
(4±1)<br />
23,2 26,7 15,2 1,37<br />
Tabelle 4.1: Ergebnisse <strong>der</strong> temperaturadaptierten Regenwürmer. Dargestellt sind die Werte,<br />
bei denen <strong>der</strong> Übergang zwischen den Bereichen I, II und III stattfindet, die maximale<br />
Geschwindigkeit im Peak des nichtlinearen Bereichs, sowie die Q10-Werte des linearen<br />
Kurvenanstiegs. Zudem wurden die Mittelwerte <strong>der</strong> jeweiligen Adaptionstemperatur<br />
berechnet.<br />
nen Ergebnissen, im Gegenteil, eine Adaption bei niedrigeren Temperaturen führt zur<br />
Produktion ungesättigter Lipide und damit zu einer Aufweichung <strong>der</strong> Membran, d. h.<br />
einer Zunahme in κ von Gleichung 4.1 und damit letztendlich zu einer Abnahme in c.<br />
Das bedeutet, das gefundene Verhalten war von Kaufmanns Theorie in diesem Sinne zu<br />
erwarten. Die Theorie <strong>der</strong> Adaption selbst, die hier notwendig wäre, wird in dieser Arbeit<br />
jedoch nicht behandelt, nicht zuletzt aufgrund <strong>der</strong> Tatsache, dass es keine abgeschlossene<br />
Erklärung <strong>der</strong> Adaption gibt.<br />
4.1.3 Lokale Erwärmung des Regenwurms<br />
Die Frage, die sich nach den Messungen bei globaler Temperaturverän<strong>der</strong>ung stellt ist,<br />
ob durch die Temperatur die Anregung, und/o<strong>der</strong> die Leitung des Aktionspotentials un-<br />
terdrückt werden. Um <strong>der</strong> Frage nachzugehen, wurde in den folgenden Versuchen nur<br />
ein sehr kurzer Abschnitt in <strong>der</strong> Mitte des Regenwurms erwärmt. Die Aktionspotentiale<br />
wurden dabei vor und hinter <strong>der</strong> erwärmten Position abgeleitet. Für die Erwärmung <strong>der</strong><br />
57
4 Ergebnisse und Diskussion<br />
Würmer wurde das mit dem Kupferbauteil modifizierte Peltierelement verwendet. Um die<br />
Verteilung <strong>der</strong> Wärme in den Würmern zu verringern, wurden sie vor <strong>der</strong> Messung, an <strong>der</strong><br />
zu erwärmenden Körperstelle so gedreht, dass die Bauchseite nach oben zeigte und die<br />
Wärme direkt auf das Bauchmark wirkte.<br />
Zu Beginn <strong>der</strong> Versuche wurden die Messungen ohne das Peltierelement durchgeführt.<br />
Dieses Vorgehen sollte sicherstellen, dass vor <strong>der</strong> Erwärmung ein einwandfreies Signal von<br />
<strong>der</strong> medianen Riesenfaser abgeleitet werden kann und die Vorbereitungen ordnungsgemäß<br />
durchgeführt wurden. Der Abstand zwischen den ableitenden und reizenden Elektroden-<br />
paaren betrug bei diesen Messungen 17cm (siehe Abb. 4.7a).<br />
Durch das Einschalten <strong>der</strong> Stromversorgung des Peltierelements, erwärmt sich des-<br />
sen Kupferbauteil auf 42 °C. Der Steg des warmen Kupferelements wurde nun in einer<br />
Entfernung von 9,5cm vom reizenden Elektrodenpaar, leicht auf den Regenwurm in <strong>der</strong><br />
Messkammer gedrückt (siehe Abb. 4.7b). Die Temperaturverän<strong>der</strong>ungen am Wurm wur-<br />
den mit einer Wärmebildkamera dokumentiert. Nach wenigen Sekunden war durch die<br />
Wärmeeinwirkung auf den Regenwurm, kein Aktionspotential hinter <strong>der</strong> erwärmten Stelle<br />
mehr messbar.<br />
Nun wurden die Kabel, die zum Eingang des Bioverstärkers führen, auf Elektroden<br />
umgesteckt die sich 6,5cm von dem reizenden Elektrodenpaar entfernt befanden und somit<br />
vor <strong>der</strong> erwärmten Stelle lagen. Es zeigt sich, dass das Aktionspotential sich bis zu dieser<br />
Position ausbreitet.<br />
Anschließend wurde das Peltierelement vom Regenwurm genommen, woraufhin die<br />
Ableitung wie<strong>der</strong> durch die, hinter dem noch bestehenden Hitzeblock angebrachten Elek-<br />
troden (siehe Abb. 4.7c) erfolgte. Die Messungen mit <strong>der</strong> Wärmebildkamera zeigen, dass<br />
die Temperatur an <strong>der</strong> vorher erwärmten Stelle zu diesem Zeitpunkt ca. 37°C betrug,<br />
wodurch eine Erregungsleitung auch weiterhin nicht möglich war.<br />
Nach nur wenigen Sekunden hat sich <strong>der</strong> Wurm auf ca. 30°C abgekühlt. Von dieser<br />
Temperatur ab breiteten sich die Aktionspotentiale wie<strong>der</strong> in <strong>der</strong> gesamten medianen<br />
Riesenfaser aus (siehe Abb. 4.7d). Die gemessenen Signale weisen keinen Unterschied zu<br />
denen auf, die vor dem Hitzeblock aufgezeichnet wurden. Das lässt darauf schließen, dass<br />
die Versuche keine bleibenden Schäden an <strong>der</strong> medianen Riesenfaser verursachen.<br />
Um auszuschließen, dass <strong>der</strong> Effekt durch Wechselwirkungen des Regenwurmgewebes<br />
mit dem Kupferbauteil des Peltierelements hervorgerufen wird, wurden zusätzlich Messun-<br />
gen durchgeführt, wobei das auf den Regenwurm gedrückte Peltierelement nicht an die<br />
Stromversorgung angeschlossen war. Dies zeigte keinen Einfluss auf die Ausbreitung des<br />
Aktionspotentials in <strong>der</strong> medianen Riesenfaser.<br />
58
4 Ergebnisse und Diskussion<br />
(a)<br />
(b)<br />
(c)<br />
(d)<br />
Abbildung 4.7: Darstellung des Versuchsverlaufs bei lokaler Erwärmung und <strong>der</strong> Ableitung des Aktionspotentials<br />
an verschiedenen Positionen des Regenwurms. a: Messungen des Aktionspotentials<br />
ohne Peltierelement. b: Durch Aufsetzen des 42°C warmen Peltierelements auf den Regenwurm,<br />
erfolgt nach kurzer Zeit <strong>der</strong> Hitzeblock. Das Aktionspotential breitet sich nur noch bis zu <strong>der</strong><br />
erwärmten Stelle aus. c: Sofort nach dem Entfernen des Peltierelements besitzt die erwärmte Stelle<br />
eine Temperatur von 37,3°C. Die Propagation des Aktionspotentials wird auch weiterhin durch<br />
die warme Stelle gestoppt. d: Nachdem die Temperatur auf 30,4°C abgesunken ist breitet sich das<br />
Aktionspotential wie<strong>der</strong> wie gewohnt in <strong>der</strong> gesamten medianen Riesenfaser aus.<br />
59
4 Ergebnisse und Diskussion<br />
Somit ist <strong>der</strong> Leitungsblock des Aktionspotentials ausschließlich auf die Temperaturver-<br />
än<strong>der</strong>ung zurück zu führen. Mit den Versuchen kann allerdings keine Aussage über die<br />
Erregbarkeit während des Hitzeblocks getroffen werden. Es ist durchaus denkbar, dass es<br />
durch den elektrischen Spannungspuls zu einer örtlich begrenzten Depolarisation kommt,<br />
die sich jedoch nicht in <strong>der</strong> Membran ausbreitet.<br />
4.2 DSC-Messungen an Lipid-Vesikeln mit<br />
Anästhetika<br />
Um den Einfluss, des zur Betäubung des Regenwurms verwendeten Anästhetikums Chlore-<br />
ton, auf den Phasenübergang von Lipidmembranen zu untersuchen, wurden kalorimetrische<br />
Messungen vorgenommen. Mit <strong>der</strong> DSC-Methode (Vgl. Abschnitt 3.2) wurden reine Li-<br />
pidvesikel, sowie Lipidvesikel in denen Chloreton, o<strong>der</strong> Lidocain in unterschiedlichen<br />
Konzentrationen gelöst wurde, untersucht. Die Messungen erfolgten in drei Durchläufen<br />
zwischen 30°C und 50°C. Die erste Heizphase und die anschließende Kühlphase wur-<br />
de mit 20°C/h durchlaufen. Die genaueste Darstellung <strong>der</strong> spezifischen Wärmekapazität<br />
lieferte die dritte Heizphase, bei einer Heizrate von 5°C/h. Eine mögliche Fehlerquelle<br />
bei Messungen ist, dass nicht genau bestimmt werden kann wie viel vom verwendeten<br />
Betäubungsmittel sich in <strong>der</strong> Membran gelöst hat.<br />
Um Vergleichswerte für den Einfluss von Anästhetika, auf den Phasenübergang von<br />
Lipiden zu erhalten, wurden Vesikel aus DPPC-Lipiden hergestellt und anschließend<br />
als Probe, zusammen mit deionisiertem Wasser, als Referenz im DSC eingebaut. Die<br />
Ergebnisse dieser Messungen liefern für DPPC-Vesikel eine Phasenumwandlung bei<br />
41,3°C. Der Übergang zwischen <strong>der</strong> fluiden- und <strong>der</strong> gelförmigen Phase, zeigt sich im<br />
abrupten Anstieg <strong>der</strong> Wärmekapazität in Abbildung4.8a.<br />
Für die anschließenden <strong>Untersuchung</strong>en wurden DPPC-Lipidvesikel, mit 10- und 20<br />
Mol-% des Anästhetikums Chloreton präpariert und im DSC gemessen. Die Ergebnisse<br />
zeigen deutliche Unterschiede zwischen den Messkurven <strong>der</strong> reinen Lipidvesikel und<br />
denen, die Chloreton enthalten. Mit steigen<strong>der</strong> Konzentration des Betäubungsmittels<br />
sinkt die spezifische Wärmekapazität. Das bedeutet, dass die benötigte Energie für die<br />
Phasenumwandlung durch Chloreton verringert wird. Zudem kommt es zu einer, mit<br />
<strong>der</strong> Konzentration zunehmenden, Verschiebung <strong>der</strong> Phasenübergangstemperaturen zu<br />
niedrigeren Werten.<br />
Um zu untersuchen, ob an<strong>der</strong>e Betäubungsmittel den selben Einfluss auf die Phasenum-<br />
wandlung haben, wie Chloreton, wurden für die abschließenden Messungen DPPC-Vesikel<br />
60
4 Ergebnisse und Diskussion<br />
(a) (b)<br />
Abbildung 4.8: Differenzkalorimetrische Messungen von DPPC-Lipidvesikeln mit und<br />
ohne Betäubungsmittel. a: Die Schmelztemperatur verschiebt sich mit steigen<strong>der</strong> Chloretonkonzentration<br />
zu niedrigeren Temperaturen und die Wärmekapazität beim Phasenübergang<br />
wird verringert. b: Mit steigen<strong>der</strong> Lidocainkonzentration verringert sich die<br />
Wärmekapazität beim Phasenübergang.<br />
mit 1 Mol% und 2,5 Mol% Lidocain präpariert. Lidocain ist wie Chloreton ein Lokalan-<br />
ästhetikum. Auch bei diesen Versuchen verringert sich die Energie für eine Phasenum-<br />
wandlung <strong>der</strong> Lipidvesikel, jedoch deutlich stärker als bei Chloreton (siehe Abb. 4.8b).<br />
Gegenüber den Messungen mit Chloreton, kam es hier nur zu einer geringen Verschiebung<br />
<strong>der</strong> Phasenübergangstemperatur.<br />
Anästhestetische Substanzen wirken in vielerlei Hinsicht auf die Leitungseigenschaften<br />
<strong>der</strong> Zellen. Elektrophysiologische Verän<strong>der</strong>ungen äußern sich durch die Verringerung des<br />
Aktionspotentials, die Abnahme <strong>der</strong> Anstiegsgeschwindigkeit des Aktionspotentials, eine<br />
Erhöhung <strong>der</strong> Depolarisationsschwelle, eine Verringerung <strong>der</strong> Leitungsgeschwindigkeit<br />
und eine Verlängerung <strong>der</strong> Refraktärzeit [28].<br />
In Modellen, die auf <strong>der</strong> Hodgkin-Huxley-Theorie beruhen, steht die Interaktion <strong>der</strong><br />
Betäubungsmittel mit den Na + -Ionenkanälen im Vor<strong>der</strong>grund. Die lipidlösliche, ungelade-<br />
ne Form des Anästhetikums, wird durch die Membran in die Zelle transportiert. Dieser<br />
Vorgang bestimmt die Potenz des Betäubungsmittels. Im Inneren <strong>der</strong> Zelle erhält das<br />
Anästhetikum durch Protonisierung eine positive Ladung, wodurch es mit hydrophoben<br />
Bindungsstellen <strong>der</strong> Ionenkanäle interagiert [33]. Dies verringert nicht die Leitfähigkeit <strong>der</strong><br />
Kanäle, son<strong>der</strong>n verhin<strong>der</strong>t das spannungsabhängige Öffnen. Ein Einfluss <strong>der</strong> Anästhetika<br />
auf die Lipidmembran spielt bei diesem Modell keine Rolle.<br />
An<strong>der</strong>s ist dies bei Heimburg [13]. Hier haben die Verän<strong>der</strong>ungen im Phasenübergang<br />
einen direkten Einfluss auf die Permeabilität <strong>der</strong> Membran. In Heimburgs Theorie kommt es<br />
in <strong>der</strong> Nähe des Phasenübergangs zu starken Fluktuationen in <strong>der</strong> Membranfläche. Dadurch<br />
kommt es zur Porenbildung in <strong>der</strong> Membran, wodurch die Ionenleitfähigkeit ansteigt. Dies<br />
61
4 Ergebnisse und Diskussion<br />
Abbildung 4.9: Ergebnisse einer <strong>temperaturabhängigen</strong> BLM-<strong>Untersuchung</strong> an Lipidbilayern.<br />
Die Phasenlage <strong>der</strong> Membran, reguliert <strong>der</strong>en Leitfähigkeit. Im Vergleich zur<br />
Wärmekapazität (kleine Abbildung), zeigt sich deutlich ein Maximum bei<strong>der</strong> Kurven,<br />
zwischen 25°C und 35°C. (Vgl. [55])<br />
wurde durch Messungen von Schnei<strong>der</strong> und Heimburg an Lipidbilayern gezeigt (siehe<br />
Abb. 4.9). Dabei korrelierte die Ionenleitfähigkeit <strong>der</strong> verwendeten Lipidmembran, mit<br />
dem Verlauf <strong>der</strong> Wärmekapazität im Phasenübergang [55].<br />
Heimburg fand bei seinen Messungen heraus, dass zu Lipidvesikeln gegebene, mem-<br />
branlösliche Stoffe wie Anästhetika, eine Verringerung <strong>der</strong> Wärmekapazität während des<br />
Phasenübergangs und eine Gefrierpunktserniedrigung um △Tm ergeben [13] [49].<br />
△Tm = ( RT 2 m<br />
△H )xA<br />
mit <strong>der</strong> Enthalpie△H, <strong>der</strong> Schmelztemperatur <strong>der</strong> Membran Tm und xA <strong>der</strong> Konzentration<br />
des Anästhetikums.<br />
Es zeigte sich, dass die Gefrierpunktserniedrigung eine lineare Funktion <strong>der</strong> Anästhe-<br />
tikakonzentration ist [48]. Die Verabreichung einer typischen Anästhetikadosis, führt zu<br />
einer Gefrierpunktserniedrigung △Tm von ca. -0,6°C. Unter Einfluss von Anästhetika<br />
kommt es zudem zu einer Verringerung <strong>der</strong> Porengröße in <strong>der</strong> Membran, wodurch die<br />
Ionenleitfähigkeit abnimmt.<br />
62
5 Zusammenfassung<br />
Die Ergebnisse verschiedener Arbeiten [53, 3, 24, 25] zeigen die Möglichkeit, dass die<br />
Ausbreitung von Schallwellen in <strong>der</strong> Plasmamembran, Ursache für die Propagation von<br />
Aktionspotentialen in Nervenzellen ist. Ausgangspunkt dieser Vermutung ist die Tatsache,<br />
dass es neben dem Aktionspotential, zu reversiblen Verän<strong>der</strong>ungen in <strong>der</strong> Temperatur<br />
[1, 34], dem Druck [40, 23] sowie den optischen Eigenschaften [46] <strong>der</strong> Nervenmembran<br />
kommt. Die theoretische Beschreibung, auf Grundlage eines reversiblen Prozesses, wurde<br />
zuerst von Konrad Kaufmann [24, 25] präsentiert und kürzlich von Thomas Heimburg<br />
wie<strong>der</strong> aufgegriffen [14]. Gestützt wird diese Theorie durch die Forschungsergebnisse <strong>der</strong><br />
Biophysiker Schnei<strong>der</strong> und Griesbauer [10]. Diese zeigten 2009 erstmals, dass eine elektri-<br />
sche Anregung propagieren<strong>der</strong> Schallwellen, in einfachen Lipidmonoschichten möglich<br />
ist. Die gemessenen Propagationsgeschwindigkeiten liegen im Bereich von 100m/s und<br />
daher im Bereich des vielfach gemessenen Squid Axons. Motiviert durch die Ergebnisse,<br />
verfolgt diese Arbeit das Ziel einer thermodynamischen Betrachtung <strong>der</strong> Nervenleitung<br />
am lebenden Tier.<br />
Um <strong>der</strong> Fragestellung gerecht zu werden, wurde das verwendete System zur elekto-<br />
physiologischen Messung <strong>der</strong> Nervenleitgeschwindigkeit so modifiziert, dass temperatur-<br />
abhängige <strong>Untersuchung</strong>en am Regenwurm möglich sind. Das neue Messsystem kann<br />
die Temperatur des Regenwurmbauchmarks entwe<strong>der</strong> global o<strong>der</strong> auch lokal verän<strong>der</strong>n.<br />
Im Fall <strong>der</strong> globalen Temperierung, zeigen die Messergebnisse einen linearen Anstieg<br />
<strong>der</strong> Leitungsgeschwindigkeit mit steigen<strong>der</strong> Temperatur. Dieses Ergebnis wird direkt<br />
vom Schallmodell vorhergesagt und bedarf keinen zusätzlichen Systemannahmen, da<br />
die Kompressibilität<br />
<br />
in biologischen Membranen bei Abkühlung zunimmt, was durch<br />
1 c ≈ ρκ , einer Abnahme <strong>der</strong> Geschwindigkeit c bedingt. Bei einer weiteren Temperaturerhöhung<br />
zeigt die Ausbreitungsgeschwindigkeit ein erstaunliches Verhalten. Nähert<br />
man sich einer kritischen Temperatur (Tkrit), verringert sich die Steigung (dc/dt) <strong>der</strong><br />
Ausbreitungsgeschwindigkeit kontinuierlich, wird negativ und es kommt zum abrupten<br />
Erliegen <strong>der</strong> Ausbreitung, dem Hitzeblock. Durch Abkühlen des Regenwurms kann <strong>der</strong><br />
Leitungsblock wie<strong>der</strong> rückgängig gemacht werden, d. h., es handelt sich um ein völlig<br />
reversibles Phänomen.<br />
63
5 Zusammenfassung<br />
Auch bei Versuchen mit lokal begrenzter Wärmeeinwirkung auf das Bauchmark des Re-<br />
genwurms, zeigt sich <strong>der</strong> Hitzeblock. Das propagierende Aktionspotential kann in diesem<br />
Fall die erwärmte Stelle nicht überwinden und endet dort. We<strong>der</strong> das Hodgkin-Huxley-<br />
Modell noch eine rein elastische Theorie <strong>der</strong> Membran liefern eine Erklärung für ein<br />
solches Verhalten. Unter Einbezug <strong>der</strong> Tatsache, dass die Lipidmembran an den darunter<br />
liegenden Aktinkortex gekoppelt ist, kann das abrupte Verschwinden des Aktionspotentials,<br />
zumindest qualitativ erklärt werden. Bei Streckversuchen an Aktinnetzwerken [47] fand<br />
man ein ähnliches Verhalten wie den <strong>temperaturabhängigen</strong> Verlauf <strong>der</strong> Leitungsgeschwin-<br />
digkeit beim Regenwurm. So nimmt mit zunehmen<strong>der</strong> Dehnung <strong>der</strong> Kompressionsmodul<br />
K, im Netzwerk zu und fällt anschließend auf Null ab. Es scheint plausibel anzunehmen,<br />
dass ein ähnlicher Übergang unter dem Einfluss <strong>der</strong> Temperatur zu finden sein wird. Für<br />
genauere Aussagen über den Einfluss <strong>der</strong> Aktinnetzwerke wären jedoch weitere Unter-<br />
suchungen nötig. Denkbar wären Messungen über die Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> mechanischen<br />
Eigenschaften des Membranaktinkomplexes, mit Hilfe von Filmwaageexperimenten.<br />
Weitere Hinweise auf einen möglichen Einfluss des Aktin-Membran-Verbundes auf die<br />
Nervenleitung brachten <strong>Untersuchung</strong>en, bei denen die Würmer über mehrere Tage bei<br />
verschiedenen Temperaturen gehalten wurden. Die Ergebnisse zeigen, dass die Steigung <strong>der</strong><br />
Nervenleitgeschwindigkeit im linearen Bereich <strong>der</strong> Temperatur-Geschwingikeits-Kurven,<br />
bei tieferen Adaptionstemperaturen geringer ist als bei Höheren.<br />
Insgesamt zeigen die hier aufgeführten Experimente, die völlige Kompatibilität mit <strong>der</strong><br />
Interpretation des Nervenimpulses als Schallwelle. Sowohl <strong>der</strong> Anstieg <strong>der</strong> Ausbreitungs-<br />
geschwindigkeit mit <strong>der</strong> Temperatur, als auch das plötzliche Erliegen <strong>der</strong> Ausbreitung bei<br />
einer höheren Temperatur, können gänzlich mit Hilfe des Verhaltens von Lipidmembran<br />
und Cytoskelett erklärt werden und benötigen keiner zusätzlichen Modellannahme. Im<br />
Gegensatz hierzu steht die Tatsache, dass die Hodgkin-Huxley-Theorie [19] nur unter Zu-<br />
hilfenahme von mindestens 15 Fitparametern, die Form des Aktionspotentials befriedigend<br />
wie<strong>der</strong>gibt und aufgrund ihres elektrischen Charakters prinzipiell we<strong>der</strong> den Kraft- noch<br />
den gemessenen Temperaturpuls am Nerv erklären kann, was bereits Huxley selbst 1964<br />
erkannte.<br />
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4592–4597<br />
69
6 Danksagung<br />
Ich möchte mich abschließend noch bei allen bedanken, die mich während <strong>der</strong> Entstehung<br />
dieser Arbeit begleitet und unterstützt haben:<br />
An erster Stelle bedanke ich mich bei Prof. Dr. Achim Wixforth, <strong>der</strong> mir die Möglichkeit<br />
gab, meine Diplomarbeit an seinem Lehrstuhl durchzuführen.<br />
Ganz beson<strong>der</strong>er Dank gilt natürlich auch Matthias Schnei<strong>der</strong> für sein Vertrauen und<br />
dafür dass er mich mit dieser Arbeit betraut hat und ich ein vollwertiger Teil seiner<br />
Arbeitsgruppe sein durfte. Unsere Diskussionen und seine Unterstützung und För<strong>der</strong>ung<br />
haben mich stets motiviert und bei meiner Arbeit inspiriert.<br />
Außerdem möchte ich meiner Verlobten Rafaela Förg danken, für die Tage und Nächte,<br />
in denen sie mich bei meiner Arbeit unterstützte.<br />
Für ihre Unterstützung und die zeitintensiven Korrekturarbeiten, bedanke ich mich auch<br />
bei Susanne Braunmüller.<br />
Alexan<strong>der</strong> Hupfer, Sidonie Lieber und Olga Ustinov danke ich für die Hilfe bei techni-<br />
schen Fragen und für die Unterstützung bei <strong>der</strong> Umsetzung meiner Ideen.<br />
Desweiteren bedanke ich mich bei allen an<strong>der</strong>en Mitarbeitern des Lehrstuls für Experi-<br />
mentalphysik 1. Einerseits für die Unterstützung bei verschiedensten Fragestellungen und<br />
an<strong>der</strong>erseits dafür, dass ich so nett in das Team aufgenommen wurde.<br />
Der größte Dank gilt jedoch Stefan Bössinger, dafür, dass er immer ein offenes Ohr<br />
für meine Anliegen hatte und die vielen Stunden in denen er mich bei den Messungen<br />
unterstützt hat und, wie Matthias Schnei<strong>der</strong>, nie müde wurde, mit mir an meiner Arbeit zu<br />
feilen.<br />
70
Name: Andreas Schönberger<br />
geb.: 05.12.1976<br />
Matr.Nr.: 10850305<br />
FK06 im SS 2010<br />
Erklärung<br />
gemäß § 13 Abs. 5 RaPO<br />
Hiermit erkläre ich, dass ich die Diplomarbeit selbstständig verfasst, noch nicht<br />
an<strong>der</strong>weitig für Prüfungszwecke vorgelegt, keine an<strong>der</strong>en als die angegebenen Quellen<br />
o<strong>der</strong> Hilfsmittel benutzt, sowie wörtliche und sinngemäße Zitate als solche<br />
gekennzeichnet habe.<br />
_______________ ______________________________<br />
Ort, Datum Unterschrift