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Bachelorarbeit<br />

Vergleichsuntersuchungen zur<br />

Bestimmung von Cyanid<br />

im Kontext des Vollzugs der<br />

Abwasserverordnung in Bayern<br />

<strong>Hochschule</strong> <strong>München</strong><br />

<strong>Fakultät</strong> für angewandte Naturwissenschaften und Mechatronik<br />

Studiengang Bioingenieurwesen Bachelor<br />

Studienrichtung Umwelttechnik<br />

von<br />

Vincent Paul Maier<br />

Referent: Prof. Dr. rer. nat. Attila Vass, <strong>Hochschule</strong> <strong>München</strong><br />

Korreferentin: Prof. Dr. rer. nat. Katharina Neukirchinger, <strong>Hochschule</strong> <strong>München</strong><br />

Betreuer: Dr. rer. nat. Martin Schmid, Bayerisches Landesamt für Umwelt<br />

Verfasser: Vincent Paul Maier<br />

Adresse: Schenkendorfstr. 16a<br />

86167 Augsburg<br />

Matrikelnummer: 04914509<br />

Studiengruppe: BOB 7<br />

Tag der Einreichung: 13.03.2013


Abstrakt<br />

Abstrakt<br />

Vergleichsuntersuchungen zur Bestimmung von Cyanid im Kontext des Vollzugs der Abwasserverordnung<br />

in Bayern<br />

In der Bekanntmachung des Bayerischen Staatsministeriums für Umwelt und Gesundheit vom 17.<br />

April 2012 wurde neben dem bisher gesetzlich zugelassenen Analyseverfahren (DIN38405-D13) zur<br />

Bestimmung von Cyanid in Abwässern das Verfahren der kontinuierlichen Durchflussanalyse (DIN EN<br />

ISO14403-D6) zugelassen.<br />

Im Rahmen dieser Bachelorarbeit wird die Situation der Cyanid-Überwachung in bayerischen Abwässern<br />

dargestellt. Des Weiteren wird untersucht, ob die beiden anerkannten Analyseverfahren zur<br />

Cyanid Bestimmung in Standards und realen Proben tatsächlich gleiche Ergebnisse liefern. Dabei<br />

werden die Verfahren in Bezug auf die Parameter Gesamtcyanid und leicht freisetzbares, freies Cyanid<br />

verglichen.<br />

2


Abstract<br />

Abstrakt<br />

Comparative analyses to identify cyanide in the context of the implementation of the waste water<br />

regulations in Bavaria<br />

In the bulletin of the Bavarian State Ministry of Environment and Health on April 17, 2012, the procedure<br />

of continuous flow analysis (DIN EN ISO14403-D6) had been approved besides the already<br />

legally permissible procedure of analysis (DIN38405-D13) to identify cyanide in waste waters.<br />

The purpose of this Bachelor paper is to describe and to examine the situation of the cyanide monitoring<br />

in Bavarian waste waters whether the two acknowledged analysis procedures to identify cyanide<br />

in standards and real samples can effectively provide the same results. The comparison of the<br />

procedures is with regard to the parameters total cyanide and easily purgeable, free cyanide.<br />

3


Inhaltsverzeichnis<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

1 Einleitung ......................................................................................................................................... 5<br />

2 Charakterisierung der Cyanide ........................................................................................................ 7<br />

2.1 Allgemeine Angaben ............................................................................................................... 7<br />

2.2 Herstellung und Verwendung ................................................................................................. 7<br />

2.3 Physikochemische Eigenschaften ............................................................................................ 7<br />

2.4 Toxizität ................................................................................................................................. 10<br />

2.5 Cyanid-Parameter ................................................................................................................. 11<br />

3 Situation der Cyanid-Einleiterüberwachung in Bayern ................................................................. 12<br />

4 Material und Methoden ................................................................................................................ 14<br />

4.1 Proben ................................................................................................................................... 14<br />

4.1.1 Probenahme .................................................................................................................. 14<br />

4.1.2 Probenvorbehandlung................................................................................................... 15<br />

4.1.3 Probenverdünnung ....................................................................................................... 15<br />

4.1.4 Probenaufstockung ....................................................................................................... 15<br />

4.2 Analytik .................................................................................................................................. 16<br />

4.2.1 Grundlagen zur Analytik ................................................................................................ 16<br />

4.2.2 Verfahren der Cyanid Bestimmung nach DIN38405-D13 .............................................. 17<br />

4.2.3 Verfahren der Cyanid Bestimmung nach DIN EN ISO14403-D6 .................................... 24<br />

5 Ergebnisse ...................................................................................................................................... 30<br />

5.1 Vergleich der Verfahren ........................................................................................................ 30<br />

5.1.1 Definition der Cyanid-Parameter .................................................................................. 30<br />

5.1.2 Stabilisierung der Proben .............................................................................................. 31<br />

5.1.3 Aufschluss der Cyanid-Verbindungen ........................................................................... 31<br />

5.1.4 Überprüfung der Abtrennung und Wiederfindung ....................................................... 32<br />

5.2 Ergebnisse der Probenuntersuchungen ................................................................................ 33<br />

5.2.1 Vergleich der relativen Streuung .................................................................................. 34<br />

5.2.2 Vergleich der Wiederfindungsraten .............................................................................. 35<br />

5.2.3 Vergleich der Untersuchungsverfahren ........................................................................ 36<br />

6 Diskussion ...................................................................................................................................... 41<br />

7 Zusammenfassung ......................................................................................................................... 43<br />

8 Abkürzungsverzeichnis .................................................................................................................. 44<br />

9 Literaturverzeichnis ....................................................................................................................... 45<br />

10 Anhang ........................................................................................................................................... 46<br />

4


1 Einleitung<br />

Einleitung<br />

Über 71% der Erdoberfläche sind von Wasser bedeckt. Wasser ist mit rund 1,38 Mrd. Kubikkilometer<br />

der häufigste Naturstoff der Erdoberfläche, wovon 97,5% als Salzwasser auf die Weltmeere entfallen.<br />

Weniger als 1% verbleiben für Bodenfeuchte, Grundwasser, Seen und Flüsse, Atmosphäre und Lebewesen!<br />

Umso wichtiger ist es dieses Gut zu schützen.<br />

In der Bundesrepublik Deutschland ist der Schutz des Wassers im Wasserhaushaltsgesetz (WHG)<br />

verankert. Im §1 des WHG steht:<br />

„Zweck dieses Gesetzes ist es, durch eine nachhaltige Gewässerbewirtschaftung die Gewässer als<br />

Bestandteil des Naturhaushalts, als Lebensgrundlage des Menschen, als Lebensraum für Tiere und<br />

Pflanzen sowie als nutzbares Gut zu schützen“ (Bundesministerium der Justiz, 2012, S. 5).<br />

Um diesen Schutz zu gewährleisten ist es in erster Linie wichtig Abwasser zu vermeiden. Da dies jedoch<br />

nicht immer möglich ist, wurde im §57 des WHG festgelegt, dass die Einleitung von Abwasser in<br />

Gewässer gesetzlichen Vorgaben folgen muss. Diese sind in der Abwasserverordnung (AbwV) geregelt.<br />

In den 57 Anhängen der AbwV vom 1. Januar 2005 wird zu den unterschiedlichen Herkunftsbereichen<br />

(Sektoren) der Abwässer konkret festgelegt, auf welche Parameter das Abwasser zu untersuchen<br />

ist, welche Grenzwerte dabei nicht überschritten werden dürfen und wo die Probenentnahme<br />

erfolgen muss (Bundesministerium der Justiz, 2012, S. 21ff). Eine Überschreitung eines Grenzwertes<br />

ist mit erheblichen Bußgeldern für den Abwassereinleiter verbunden. Des Weiteren wird in der Anlage<br />

zu §4 Analysen- und Messverfahren der AbwV bestimmt mit welchem Verfahren jeder Parameter<br />

gemessen werden muss (Bundesministerium der Justiz, 2012, S. 6-20).<br />

In Bayern werden die Abwassereinleitungen von mehr als 2.000 Gewerbe- und Industrieabwasseranlagen<br />

regelmäßig überwacht. Dabei gibt es zwei sich ergänzende Formen der Überwachung. Zum<br />

einen die Überwachung durch die Behörde (staatliche od. amtliche Überwachung), die von den bayerischen<br />

Wasserwirtschaftsämtern (WWA) durchgeführt wird und zum anderen die Überwachung<br />

durch den Einleiter selbst (Eigenüberwachung). Im Rahmen der Verwaltungsreform wird nun geprüft,<br />

wie die Privatisierung der Abwasseranlagenüberwachung umgesetzt werden kann. Dabei übernimmt<br />

das Landesamt für Umwelt (LfU) die fachliche Betreuung und Koordinierung in Bayern und ist somit<br />

die Leitstelle der Überwachung. Im Hinblick auf die Vergabe der Wasseruntersuchungen an externe<br />

Labore ist es wichtig Vergleichsdaten über Verfahren zu haben, die denselben Parameter bestimmen<br />

und als zulässig im Rahmen der Abwasserverordnung gelten.<br />

Der Parameter auf den in dieser Bachelorarbeit speziell eingegangen wird ist das Cyanid.<br />

Derzeit werden die Cyanid-Proben in Bayern von den Wasserwirtschaftsämtern mit dem validierten<br />

Verfahren nach DIN38405-D13 analysiert. Aufgrund der Vielzahl an zu überwachenden Unternehmen<br />

in Bayern und im Hinblick auf Zeit- und Kostenreduzierung sind schnelle oder automatisierte Analyseverfahren<br />

notwendig. Für chemisch-analytische Verfahrensabläufe, wie es bei der Cyanid-<br />

Bestimmung der Fall ist, kann dies durch das Prinzip der continuous flow analysis (CFA) der kontinuierlichen<br />

Durchflussanalyse am besten umgesetzt werden. Bei diesem nach DIN EN ISO 14403-D6<br />

genormten Verfahren wird versucht, die vielen Einzelschritte des herkömmlichen Verfahrens in ein<br />

kontinuierliches (automatisiertes) Verfahren umzusetzen. Jedoch können die einzelnen Teilschritte<br />

der kontinuierlichen Verfahren meist nicht eins zu eins umgesetzt werden und somit ergeben sich<br />

gewisse Unterschiede bezogen auf das Verfahren. Diese Unterschiede könnten bei der Analyse zu<br />

Ungleichmäßigkeiten von Ergebnissen führen. Bei der Einführung von neuen Verfahren oder Modifizierung<br />

von Verfahren aus der Anlage von §4 AbwV, muss jedoch sichergestellt sein, dass diese<br />

gleichwertige Analyseergebnisse liefern.<br />

Im Rahmen dieser Bachelorarbeit soll untersucht werden, ob die beiden anerkannten Analysenverfahren<br />

zur Cyanid-Bestimmung bei realen Proben der bayerischen Abwasserüberwachung gleiche<br />

Ergebnisse liefern.<br />

5


Einleitung<br />

Dazu werden die Unterschiede der Verfahren gegenübergestellt, um Ungleichmäßigkeiten erklären<br />

und bewerten zu können. Mit Hilfe von Standardlösungen wird die Wiederfindungsrate überprüft.<br />

Des Weiteren werden alle vorhandenen realen Proben parallel gemessen. Proben in den kein Cyanid<br />

nachweisbar ist werden vor dem Messen dotiert. Dadurch können die Analyseergebnisse miteinander<br />

verglichen und statistisch ausgewertet werden. Hierbei wird auch die unterschiedliche Probenmatrix<br />

berücksichtigt. Sollten sich Unterschiede in den Ergebnisse ergeben, wird überprüft, ob diese<br />

einer Gesetzmäßigkeit folgen.<br />

Ein weiteres Ziel ist es, die Ergebnisse dieser Arbeit in den Entscheidungsprozess der Privatisierung<br />

der Abwasseranlagenüberwachung in Bayern miteinzubeziehen.<br />

6


2 Charakterisierung der Cyanide<br />

Theortische Grundlagen Charakterisierung der Cyanide<br />

2.1 Allgemeine Angaben<br />

Cyanide kommen in den unterschiedlichsten Formen in wässrigen Lösungen vor. Sie können als Cyanid-Ionen<br />

(CN - ), als Cyanwasserstoff (HCN), als einfache Metallcyanide, als komplex gebundene Cyanide,<br />

als organische Verbindungen, die Cyangruppen enthalten, als Nitrile (R-CN), Cyanate (ROCN),<br />

Thiocyanate (RSCN) und als Chlorcyan (ClCN) vorliegen. In Abhängigkeit vom pH-Wert und der Temperatur<br />

liegen diese im Wasser in gelöster und/oder ungelöster Form vor (Bestimmung von Cyaniden<br />

(D13), 2011, S. 4).<br />

2.2 Herstellung und Verwendung<br />

Um Cyanwasserstoff herzustellen wird Ammoniak mit Methan und Kohlenmonoxid katalytisch im<br />

großtechnischen Maßstab umgesetzt. Die Weltjahresproduktion liegt dabei im Megatonnenmaßstab.<br />

Die Pyrolyse von Zuckerrübenmelasse dient ebenfalls der Blausäuregewinnung.<br />

Eine breite Anwendung findet Cyanwasserstoff bei der Synthese von Kunststoffen und –fasern, sowie<br />

bei der Herstellung von Textilhilfsmitteln, Pharmazeutika und organischen Farbstoffen. Als Begasungsmittel<br />

im Vorratsschutz wird Cyanwasserstoff zum Beispiel in Mühlen, Schiffen und Speichern<br />

verwendet. Cyanide dienen zur Herstellung von Cyanoferraten („Blutlaugensalze“), die als Oxidationsmittel<br />

zum Beispiel in Bleichbädern, in der Umkehrentwicklung von Filmen oder als anorganische<br />

Pigmentgrundstoffe (Herstellung von Berliner Blau) eingesetzt werden.<br />

Alkalicyanide werden durch die Neutralisation der Blausäure mit Natron- oder Kalilauge erzeugt. Für<br />

die Weltjahresproduktion von Alkalicyaniden ist dabei ein Hektotonnenmaßstab anzusetzen.<br />

Alkalicyanide finden Verwendung in der Aufbereitung von Gold- und Silbererzen (Cyanidlaugerei), der<br />

Oberflächenhärtung (Carbonitrierung) von Stahl sowie in der Galvanotechnik (alkalische Cyanidbäder<br />

für Kupfer, Silber, Gold u. a.).<br />

Neben diesen technischen Anwendungen kommt es allerdings auch zur unbeabsichtigten Freisetzung<br />

cyanidhaltiger Verbindungen. Als unerwünschtes Nebenprodukt entstehen Cyanide z.B. bei den Prozessen<br />

der Koks- und Roheisenerzeugung. Auch bei der Gasreinigung treten Cyanide auf, wobei diese<br />

meist als komplex gebundenes Berliner Blau vorliegen (Dipl.-Chem. Karin Oelsner, 2001, S. 10f).<br />

2.3 Physikochemische Eigenschaften<br />

Cyanwasserstoff (HCN) ist eine sehr giftige und hochentzündliche Flüssigkeit mit charakteristischem<br />

Geruch. Die Siedetemperatur liegt bei 25,7 °C und infolge des relativ hohen Dampfdruckes ist reine<br />

Blausäure stark flüchtig. In Wasser und Ethanol ist Cyanwasserstoff vollständig mischbar. Mit einem<br />

KS-Wert von 4,8·10 -10 mol/l ist Cyanwasserstoff eine schwache Säure (siehe Abb. 1). In sauren und<br />

neutralen Wässern ist Cyanwasserstoff zum größten Teil undissoziiert und deshalb leicht flüchtig, im<br />

alkalischen Bereich liegt Cyanid als Anion (CN - ) vor. Bei einem pH-Wert von 9,2 verteilt sich der<br />

Cyanwasserstoff je zur Hälfte auf die undissoziierte und die ionische Form. Bei pH-Werten unter 11,5<br />

geben Cyanid Lösungen Blausäure an die Luft ab, deshalb sollten cyanidhaltige Lösungen diesen Wert<br />

immer überschreiten.<br />

Abb. 1: pH-abhängige Existenzbereiche des Systems HCN/CN- (Hütter, 1994, S. 363)<br />

7


Theortische Grundlagen Charakterisierung der Cyanide<br />

Vom Cyanwasserstoff leiten sich eine Vielzahl von Salzen ab, die in Abhängigkeit von der Art der Verbindung<br />

als einfache oder komplexe Cyanide bezeichnet werden. Zu den einfachen Cyaniden mit der<br />

allgemeinen Formel A(CN)n zählen die Alkali- und Erdalkalicyanide, wobei A für ein Metall oder Ammonium<br />

steht und n die Valenz (Wertigkeit) des Metalls bzw. die Zahl der Cyanid-Gruppen angibt.<br />

Alkali- und Erdalkalicyanide sind farblose in Wasser sehr gut lösliche und hoch toxische Verbindungen.<br />

Die meisten dieser Verbindungen sind wenig stabil und zersetzen sich langsam an feuchter Luft<br />

unter Abspaltung von Cyanwasserstoff. Durch die Hydrolyse zu Cyanwasserstoff und Alkali- bzw.<br />

Erdalkalihydroxiden reagieren wässrige Lösungen alkalisch. Die einfachen Schwermetallcyanide besitzen<br />

dagegen eine sehr unterschiedliche Löslichkeit (siehe Tab. 1). So zeigen beispielsweise die Cyanide<br />

des Cadmiums, Quecksilbers und Bleis eine sehr gute Wasserlöslichkeit, während Silber-, Gold-,<br />

Kobalt- und Platincyanide nahezu unlöslich sind.<br />

Salz Löslichkeit (g/l) Temperatur (°C)<br />

Alkalicyanide<br />

LiCN sehr hoch keine Angabe (k.A.)<br />

NaCN 538 20<br />

KCN 716 25<br />

RbCN sehr hoch k.A.<br />

CsCN sehr hoch k.A.<br />

Erdalkalicyanide<br />

MgCN2 instabil<br />

CaCN2 instabil<br />

Sr(CN)2 · 4H2O sehr hoch k.A.<br />

BaCN2 sehr hoch k.A.<br />

Schwermetallcyanide<br />

Pb(CN)2 hoch k.A.<br />

Hg(CN)2 93 14<br />

Cd(CN)2 17 15<br />

Ni(CN)2 · 4H2O 0,0592 18<br />

CuCN 0,014 20<br />

Zn(CN)2 5,8 · 10 -3 18<br />

AgCN 2,8 · 10 -5 18<br />

AuCN nahezu unlöslich k.A.<br />

Co(CN)2 · 2H2O nahezu unlöslich k.A.<br />

Pt(CN)2 nahezu unlöslich k.A.<br />

Tab. 1: Löslichkeit von einfachen Metallcyaniden in Wasser (Ullmann, 1975)<br />

Das Cyanid-Ion neigt stark zur Komplexbildung. Mit den Übergangsmetallen (Elemente, die eine unvollständige<br />

d-Schale besitzen) bildet es eine Vielzahl von Cyanokomplexen, die zum Teil sehr stabil<br />

sind. Die Übergangsmetalle fungieren als Zentralion im Komplex, der sich durch die allgemeine Formel<br />

[M(CN)n] m-n beschreiben lässt. Dabei steht M für die Übergangsmetalle mit der positiven Ladung<br />

(Ionenwertigkeit) während für die Anzahl der Cyanid Liganden m und n steht.<br />

Die Beständigkeit eines hydratisierten Komplexes wird durch die Stabilitätskonstante KB (auch Bildungs-<br />

oder Assoziationskonstante) zum Ausdruck gebracht. Je größer KB ist desto größer ist auch die<br />

thermodynamische Beständigkeit des jeweiligen Komplexes im Wasser. Unter sonst gleichen Bedingungen<br />

kann somit weniger Cyanid freigesetzt werden. Einen Überblick über die Stabilität einiger<br />

Cyanokomplexe in Wasser gibt die folgende Tabelle (Tab. 2).<br />

8


Theortische Grundlagen Charakterisierung der Cyanide<br />

Metall-Ion<br />

H<br />

Reaktion log KB (25°C)<br />

+ 9,21<br />

Pb 2+<br />

10,3<br />

Cd 2+<br />

6,01<br />

11,12<br />

15,65<br />

17,92<br />

Zn 2+<br />

5,3<br />

11,07<br />

16,05<br />

19,62<br />

-15,5<br />

Ag +<br />

20,48<br />

21,4<br />

20,8<br />

-15,66<br />

Cu +<br />

16,26<br />

21,6<br />

23,1<br />

Ni 2+<br />

30,22<br />

Hg 2+<br />

17,00<br />

32,75<br />

36,31<br />

38,97<br />

2+<br />

Hg2<br />

-39,3<br />

Fe 2+<br />

35,4<br />

Fe 3+<br />

43,6<br />

Pd 2+<br />

42,4<br />

45,2<br />

Co 2+<br />

50<br />

Au 3+<br />

85<br />

Tab. 2: Stabilitätskonstanten KB einiger Cyanokomplexe in Wasser bei 25°C (Holleman & Wiberg, 1995)<br />

Relativ schwache Komplexe werden demnach mit Cadmium, Zink, Silber und Kupfer gebildet. Nickel<br />

sowie Quecksilber nehmen eine Zwischenstellung ein. Eisen und Palladium bilden starke Komplexe,<br />

die nur noch von den extrem starken Kobalt- und Goldcyankomplexen übertroffen werden.<br />

Auch bei den komplexen Cyaniden gibt es leicht- und schwerlösliche Verbindungen. Die Alkalimetallcyanid-Komplexe,<br />

zu denen die Kaliumhexacyanoferrate („Blutlaugensalze“) gehören, sind alle leicht<br />

löslich. So bildet eine Lösung des gelben Blutlaugensalzes mit Eisen(III)-Salz in einem Molverhältnis<br />

von 1:1 ein kolloid gelöstes Berliner Blau (K[FeIIIFeII(CN)6]), das als lösliches Berliner Blau bezeichnet<br />

wird. Gleiches gilt für eine Lösung des roten Blutlaugensalzes, welche mit Eisen(II)-Salz versetzt ist.<br />

Durch weitere Zugabe von überschüssigen Eisen(III)- bzw. Eisen(II)-Ionen entsteht ein als unlösliches<br />

Berliner Blau bezeichneter Niederschlag (FeIII[FeIIIFeII(CN)6]3). Infolge des möglichen Ladungsaustausches<br />

gibt diese Formel allerdings nur ein angenähertes Bild der tatsächlichen Zusammensetzung<br />

wieder. Im Allgemeinen entstehen Eisencyankomplexe mit einer außerordentlich geringen Löslichkeit<br />

wenn das Alkalimetall, zumindest teilweise, durch ein Schwermetall ersetzt wird, wie in Tab. 3 ersichtlich<br />

(Dipl.-Chem. Karin Oelsner, 2001, S. 11-13).<br />

Formel Löslichkeit (mol/l) Löslichkeitskonstante Ksp<br />

Cu2Fe(CN)6 2,00·10 -6 1,0·10 -17<br />

K2Cu3[Fe(CN)6]2 5,22·10 -6 4,5·10 -35<br />

Zn2Fe(CN)6 1,55·10 -6 1,5·10 -17<br />

K2Zn3[Fe(CN)6]2 1,43·10 -6 5,5·10 -39<br />

4,75·10 -5<br />

4,7·10 -20<br />

Ag4Fe(CN)6<br />

Pb2Fe(CN)6 9,10·10 -6 3,3·10 -16<br />

Tab. 3: Löslichkeit von komplexen Metallcyaniden in Wasser (Bellomo, 1970)<br />

9


Theortische Grundlagen Charakterisierung der Cyanide<br />

Im Anhang Nr. 1 sind physikochemische Eigenschaften und charakteristische Daten ausgewählter<br />

Cyanid-Verbindungen, die Rückschlüsse auf umweltrelevante Prozesse und Reaktionen ermöglichen,<br />

zusammengestellt. Die Kenntnis der physikochemischen Eigenschaften der Cyanide ist besonders für<br />

die Beurteilung der Toxizität und damit für das Umweltverhalten von Bedeutung.<br />

2.4 Toxizität<br />

Cyanidverbindungen können z.B. durch das Einleiten von Cyanid belastetem Abwasser in Oberflächen-<br />

oder Grundwasser von Mensch und Tier aufgenommen werden. Durch den geringen pH-Wert<br />

im Magen wird Cyanid aus Salzen und anderen Verbindungen ausgetrieben und zu hoch giftigem<br />

Cyanwasserstoff umgewandelt. Die Giftigkeit beruht dabei auf der irreversiblen Komplexierung des<br />

dreiwertigen Eisens der Cytochromoxidase in den Mitochondrien. Dieser sehr stabile Komplex verhindert<br />

die Reduktion von Fe(III) zu Fe(II) und die anschließende Oxidation des Cytochrom-Eisens.<br />

Somit ist die Sauerstoff-Bindungsstelle in der Atmungskette der Körperzellen blockiert und die Sauerstoffabgabe<br />

des Blutes an das durchströmte Gewebe und die damit verbundene intrazelluläre Atmung<br />

unterbunden. Aufgrund der Inaktivierung des Enzyms kommt die Zellatmung zum Erliegen, was<br />

zu einer sehr raschen Gewebserstickung führt. Bedeutendste Angriffspunkte des Cyanids sind die<br />

Gehirnzellen (Rapoport, 1969). Cyanide hemmen außerdem konzentrationsabhängig eine Reihe von<br />

weiteren wichtigen Metallenzymen der Zelle (Katalase, Peroxidase, Succinat-Dehydrogenase u.a.).<br />

Die Effekte treten bei inhalativer Aufnahme als auch bei dermaler oder oraler Exposition in Abhängigkeit<br />

von der Dosis nach einigen Minuten bis wenigen Stunden auf. Nur ein geringer Anteil des Cyanids<br />

wird unverändert über die Nieren und die Atemwege ausgeschieden. Der mengenmäßig größere<br />

Anteil der Verstoffwechselung des Cyanids besteht in seiner Umsetzung zu Thiocyanat. Diese Art<br />

der Entgiftung bewirkt, dass geringe Mengen an Cyanid auch bei chronischer Exposition zu keinen<br />

gesundheitsabträglichen Wirkungen führen.<br />

Die tödliche Dosis bei Stoßaufnahme durch den Menschen wird mit 0,57 mg CN - /kg Körpergewicht<br />

(Christensen, 1974) bzw. mit 1,0 mg CN - /kg Körpergewicht (Büchel, 1970) angegeben. Bei einem Körpergewicht<br />

von 70 kg würde die Letaldosis demnach zwischen 40 und 70 mg CN - liegen. Bei Fischen<br />

treten in Gewässern mit 0,1 mg/l Cyanwasserstoff Vergiftungserscheinungen auf. Ab einer Konzentration<br />

von 1 mg/l sind diese tödlich (Hütter, 1994, S. 120).<br />

Aus diesem Abschnitt und dem Abschnitt 2.3 geht hervor, dass die Toxizität der verschiedenen Cyanid-Verbindungen<br />

von der Freisetzung von Cyanid aus den Verbindungen und dem vorliegendem pH-<br />

Wert abhängt. Der Gesamtcyanidgehalt lässt deshalb noch keine Aussage über die Toxizität der vorliegenden<br />

Verbindungen zu. Um einzelne Verbindungen beurteilen zu können ist daher eine Differenzierung<br />

zwischen den einzelnen Cyanid Spezies unumgänglich.<br />

Einfache Cyanide (ausgenommen wenige Schwermetallverbindungen) zeichnen sich durch eine gute<br />

Wasserlöslichkeit aus. Das bedeutet, dass unter physiologischen Bedingungen (wässrige Lösungen,<br />

pH-Werte: 7,35-7,45) diese Verbindungen überwiegend als Cyanwasserstoff vorliegen und deshalb<br />

sehr toxisch sind.<br />

Bei den komplexen Cyanid-Verbindungen hängt die Toxizität von der Beständigkeit der Komplexe ab.<br />

Die Stabilitätskonstanten haben für die betreffenden Metalle sehr unterschiedliche Größenordnungen<br />

(siehe Tab. 2). Die Cyanokomplexe von Blei, Cadmium, Zink, Silber, Kupfer und Nickel sind demnach<br />

toxischer als die von Eisen, Palladium, Kobalt und Gold.<br />

Widersprüchlich zu den Ausführungen der chemischen Bindung erscheint die größere Stabilitätskonstante<br />

von [Fe(CN)6] 3- (10 43,6 ) im Vergleich zu [Fe(CN)6] 4- (10 35,4 ). Der Hexacyanoferrat(II)-Komplex<br />

müsste vom thermodynamischen Standpunkt aus betrachtet, auf Grund der kleineren Stabilitätskonstante,<br />

instabiler sein. Tatsächlich jedoch belegen spektroskopische Untersuchungen sowie Bestimmungen<br />

der Bindungsabstände in Übereinstimmung mit den aufgefundenen Komplexbildungsenthalpien<br />

eindeutig die stärkeren Eisencyanid-Bindungen im Eisen(II)-Komplex (Holleman & Wiberg,<br />

1995).<br />

Ursächlich hierfür ist das in der Praxis eine entscheidende Rolle spielende kinetische Verhalten der<br />

Komplexe, das durch die Reaktionsgeschwindigkeit bei der Komplexumwandlung bestimmt wird.<br />

Infolge der beachtlich stärkeren Hydratisierung des höher geladenen Eisen(II)-Komplexes, einhergehend<br />

mit einem Verlust an molekularer Bewegungsfreiheit, ist der Hexacyanoferrat(II)-Komplex kinetisch<br />

stabiler. Im Cyanokomplex des Eisen(III) hingegen ist ein schnellerer Ligandenaustausch mög-<br />

10


Theortische Grundlagen Charakterisierung der Cyanide<br />

lich. Demnach ist der Komplex kinetisch labiler. Er setzt unter sonst gleichen Bedingungen mehr Cyanid<br />

frei und ist deshalb toxischer.<br />

Die geringe Toxizität von komplex gebundenen Eisencyan(II)-Verbindungen zeigt sich in der gemäß<br />

Zusatzstoff-Zulassungsverordnung (1981) erlaubten Verwendung in der Lebensmittelindustrie, zum<br />

Beispiel zur Erhaltung der Rieselfähigkeit bei Speisesalz oder beim Schönen von Wein. Eisen(III)hexacyanoferrat(II)<br />

findet zudem als Antidot (Gegengift) bei Thalliumvergiftungen therapeutische<br />

Verwendung (Althaus & Schössner, 1991).<br />

2.5 Cyanid-Parameter<br />

Mit einer Differenzierung wird versucht der unterschiedlichen Toxizität der Cyanid-Verbindungen<br />

gerecht zu werden. Da leicht lösliche Cyanid-Verbindungen toxischer und somit gefährlicher für die<br />

Umwelt sind, wird in den Bescheiden zur Einleitung von Abwasser bis auf wenige Ausnahmen der<br />

Parameter leicht freisetzbares Cyanid verlangt.<br />

Zur Bestimmung von Cyanid werden dabei die Vorgaben der Deutschen Einheitsverfahren (DEV) verwendet.<br />

Jedoch unterscheiden sich diese in der Definition der Cyanid-Parameter. So wird im Verfahren<br />

nach DIN38405-D13 zwischen Gesamtcyanid und leicht freisetzbarem Cyanid unterschieden, aber<br />

im Verfahren nach DIN EN ISO14403-D6 zwischen Gesamtcyanid und freiem Cyanid. Die genauen<br />

Definitionen werden im Folgenden genannt und im Abschnitt 5.1.1 gegenübergestellt:<br />

Definitionen für die Cyanid-Parameter nach DIN38405-D13:<br />

„Gesamtcyanid ist die Summe der einfachen und der komplexen Cyanide sowie derjenigen, Cyangruppen<br />

enthaltenden organischen Verbindungen, die unter den Bedingungen dieses Verfahrens<br />

Cyanwasserstoff abspalten“ (Bestimmung von Cyaniden (D13), 2011, S. 6, Abs. 3.1).<br />

„Cyanwasserstoff sowie alle Verbindungen, die Cyangruppen enthalten und bei Raumtemperatur und<br />

einem pH-Wert von 4 Cyanwasserstoff abspalten bezeichnet man als leicht freisetzbares Cyanid“<br />

(Bestimmung von Cyaniden (D13), 2011, S. 6, Abs. 3.2).<br />

Einfache Nitrile, wie Acetonitril und Benzonitril, sowie Cyanat-Ionen, Thiocyanat-Ionen und Chlorcyan<br />

werden nicht unter dem Begriff „Gesamtcyanid“ oder „leicht freisetzbares Cyanid“ verstanden und<br />

mit den beschriebenen Verfahren auch nicht erfasst (Bestimmung von Cyaniden (D13), 2011, S. 6).<br />

Definitionen für die Cyanid-Parameter nach DIN EN ISO14403-D6:<br />

„Gesamtcyanid ist die Summe des organisch gebundenen Cyanids, der freien Cyanid-Ionen, der Komplexverbindungen<br />

und des in einfachen Metallcyaniden gebundenen Cyanids, mit Ausnahme des in<br />

Kobaltkomplexen gebundenen Cyanids. Thiocyanat wird nicht mit diesem Verfahren bestimmt“<br />

(Bestimmung von Cyaniden mit der kontinuierlichen Fließanalytik (D6), 2002, S. 7, Abs. 3.1).<br />

„Freies Cyanid ist die Summe der Cyanid-Ionen und des in einfachen Metallcyaniden gebundenen<br />

Cyanids, die nach diesem Verfahren bestimmt wird. Organische Cyanide werden nicht mit diesem<br />

Verfahren bestimmt“ (Bestimmung von Cyaniden mit der kontinuierlichen Fließanalytik (D6), 2002, S.<br />

7, Abs 3.2).<br />

Aus den Definitionen geht hervor, dass es sich bei den einzelnen Cyanid-Spezies um verfahrensdefinierte<br />

Parameter handelt, deren Bestimmung nach einer festgelegten Vorschrift zu erfolgen hat.<br />

11


Situation der Cyanid-Einleiterüberwachung in Bayern<br />

3 Situation der Cyanid-Einleiterüberwachung in Bayern<br />

Um einen Überblick über die Situation der Cyanid-Einleiterüberwachung in Bayern zu bekommen,<br />

wurden die Bescheide aller Cyanid-Einleiter ausgewertet.<br />

Alle Sektoren und Bereiche, die in Bayern mit dem Parameter Cyanid vorkommen, werden in der<br />

folgenden Tabelle (Tab. 4) zusammengefasst und erklärt.<br />

AbwV Anhang Sektor Bereich<br />

22 Anlagen zur biologischen Behandlung von Anfällen<br />

27 Behandlung von Abfällen durch chemische und physikalische<br />

Verfahren (CP-Anlagen) sowie Altölaufbereitung<br />

29 Eisen- und Stahlerzeugung 5. Sekundärmetallurgie<br />

36 Herstellung von Kohlenwasserstoffen<br />

38 Textilherstellung, Textilveredlung<br />

39 Nichteisenmetallherstellung<br />

40 Metallbearbeitung, Metallverarbeitung 1. Galvanik<br />

2. Beizerei<br />

3. Anodisierbetrieb<br />

6. Härterei<br />

7. Leiterplattenherstellung<br />

10. Mechanische Werkstätte<br />

11. Gleitschleiferei<br />

45 Erdölverarbeitung<br />

49 Mineralölhaltiges Abwasser<br />

51 Oberirdische Ablagerung von Abfällen<br />

54 Herstellung von Halbleiterbauelementen<br />

Tab. 4: Sektoren und Bereiche in den Anhängen der AbwV in Bayern<br />

Wie viele Betriebe aus welchem Sektor der Abwasserverordnung cyanidhaltige Abwässer in Bayern<br />

einleiten wird in Tab. 5 gezeigt.<br />

AbwV Anhang (Bereich) Anzahl der Betriebe Grenzwerte CNlf (mg/l) Grenzwerte CNges (mg/l)<br />

AbwV 40 (1/2/3/6/7/10/11) 82 0,1; 0,2; 0,3; 1,0<br />

AbwV 51 29 0,1; 0,2 0,05; 0,1; 0,2; 0,5<br />

AbwV 27 9 0,1; 0,2<br />

AbwV 45 3 0,1; 0,04<br />

AbwV 31 3 0,1; Σ0,5<br />

AbwV 22 2 0,1<br />

AbwV 54 1 0,2<br />

AbwV 49 1 0,1<br />

AbwV 39 1 0,1<br />

AbwV 38 1 0,5<br />

AbwV 36 1 Σ0,5<br />

AbwV 29 (5) 1 0,1<br />

Betriebe gesamt 134 132 4<br />

Tab. 5: Überblick über die Herkunft, Häufigkeit und den in den Bescheiden festgelegten Grenzwerten<br />

Bei mehreren Grenzwerten geben die dick markierten Werte den häufigsten beschiedenen Wert an<br />

Σ bedeutet, dass dieser Grenzwert mit anderen Abwässern der AbwV Anhänge geteilt wird<br />

In Bayern müssen 134 Betriebe auf Cyanid im Abwasser überwacht werden. Dabei fällt besonders in<br />

den Sektoren „Metallverarbeitung/-bearbeitung und oberirdische Ablagerung von Abfällen“ der<br />

Schadstoff Cyanid an. Von den 134 Betrieben wird der Großteil (=132 Betriebe) auf den Parameter<br />

leicht freisetzbares Cyanid (CNlf) untersucht. Lediglich vier Betriebe werden auf den Parameter Gesamtcyanid<br />

(CNges) geprüft. Das bedeutet, dass zwei Betriebe auf beide Parameter hin untersucht<br />

werden. Die im Bescheid festgelegten Grenzwerte für Gesamtcyanid liegen wie in Tab. 5 ersichtlich<br />

12


Situation der Cyanid-Einleiterüberwachung in Bayern<br />

zwischen 0,05 mg/l und 0,5 mg/l, für den Parameter leicht freisetzbares Cyanid zwischen 0,04 mg/l<br />

und 1,0 mg/l. Die meisten Grenzwerte liegen jedoch bei 0,1 mg/l und 0,2 mg/l.<br />

Der größte Sektor in dem cyanidhaltige Abwässer anfallen ist die Metallbearbeitung/-verarbeitung. In<br />

Tab. 6 wird dieser noch genauer aufgeschlüsselt.<br />

AbwV Anhang/Bereich Anzahl der Bereiche Grenzwerte CNlf (mg/l)<br />

AbwV 40/1 75 0,1; 0,2; 0,3; 1,0<br />

AbwV 40/2 3 0,2; 0,3<br />

AbwV 40/3 2 Σ0,2<br />

AbwV 40/6 2 1,0<br />

AbwV 40/7 3 Σ0,2<br />

AbwV 40/10 2 Σ0,2<br />

AbwV 40/11 5 1,0<br />

Bereiche gesamt 92<br />

Tab. 6: Verteilung der im Anhang40 der AbwV in Bayern vorkommenden Bereiche<br />

Bei mehreren Grenzwerten geben die dick markierten Werte den häufigsten beschiedenen Wert an<br />

Σ bedeutet, dass dieser Grenzwert mit anderen Abwässern anderer Bereiche geteilt wird<br />

Aus dem Sektor Metallbearbeitung/-verarbeitung kommen wiederum die meisten Proben aus dem<br />

Bereich der Galvanik. Dabei ist der häufigste Grenzwert 0,2 mg/l.<br />

13


4 Material und Methoden<br />

Material und Methoden<br />

4.1 Proben<br />

Die Proben für diese Arbeit wurden von den Bayerischen Wasserwirtschaftsämtern zur Verfügung<br />

gestellt. Dabei handelt es sich um reale Proben, die aufgrund der Bescheide zur Abwasser Einleitung<br />

in die kommunale Kanalisation auf Basis der Abwasserverordnung genommen wurden. Dadurch ist<br />

der Bezug dieser Arbeit auf die Abwasserverordnung gewährleistet.<br />

Ein Überblick über die Auswahl der Proben, die in der Bachelorarbeit verwendet wurden, gibt die<br />

folgende Tabelle (Tab. 7).<br />

Probe AbwV Sektor (Bereich) Art der Cyanid Para-<br />

Anhang<br />

Einleitung meter<br />

Probe1 40(1) Metallbearbeitung/-verarbeitung indirekt leicht freisetz-<br />

(Galvanik)<br />

bar<br />

Probe2 40(1) Metallbearbeitung/-verarbeitung indirekt leicht freisetz-<br />

(Galvanik)<br />

bar<br />

Probe3 40(1) Metallbearbeitung/-verarbeitung indirekt leicht freisetz-<br />

(Galvanik)<br />

bar<br />

Probe4 40(1) Metallbearbeitung/-verarbeitung indirekt leicht freisetz-<br />

(Galvanik)<br />

bar<br />

Probe5 40(1) Metallbearbeitung/-verarbeitung indirekt leicht freisetz-<br />

(Galvanik)<br />

bar<br />

Probe6 40(1) Metallbearbeitung/-verarbeitung indirekt leicht freisetz-<br />

(Galvanik)<br />

bar<br />

Probe7 40(1) Metallbearbeitung/-verarbeitung indirekt leicht freisetz-<br />

(Galvanik)<br />

bar<br />

Probe8 38 Textilherstellung, Textilveredlung indirekt leicht freisetzbar<br />

Probe9 36 Herstellung von Kohlenwasserstof- direkt leicht freisetzfenbar<br />

Probe10 27 Behandlung von Abfällen durch CP- indirekt leicht freisetz-<br />

Anlagen sowie Altölaufbereitung<br />

bar<br />

Probe11 40(1) Metallbearbeitung/-verarbeitung indirekt leicht freisetz-<br />

(Galvanik)<br />

bar<br />

Probe12 40(1) Metallbearbeitung/-verarbeitung indirekt leicht freisetz-<br />

(Galvanik)<br />

bar<br />

Probe13 40(1) Metallbearbeitung/-verarbeitung indirekt leicht freisetz-<br />

(Galvanik)<br />

bar<br />

Probe14 40(1) Metallbearbeitung/-verarbeitung indirekt leicht freisetz-<br />

(Galvanik)<br />

bar<br />

Tab. 7: Probenliste mit Herkunftsübersicht<br />

WWA<br />

Nürnberg<br />

Nürnberg<br />

Nürnberg<br />

Nürnberg<br />

Bad Kissingen<br />

Ingolstadt<br />

Hof<br />

Hof<br />

Ingolstadt<br />

Kempten<br />

Weiden<br />

Hof<br />

Hof<br />

Regensburg<br />

Der Anhang der Abwasserverordnung gibt Auskunft über den Herkunftsbereich des Abwassers. In<br />

diesem ist der für den Bescheid notwendige Grenzwert festgelegt. Bei der Art der Einleitung wird<br />

zwischen indirekter und direkter Einleitung unterschieden:<br />

Indirekt: Einleitung des Abwassers in die kommunale Kanalisation<br />

Direkt: Einleitung des Abwassers in den Vorfluter<br />

In beiden Fällen kann das Abwasser z.B. durch eine Cyanid-Entgiftungsanlage od. Betriebskläranlage<br />

vorbehandelt sein.<br />

4.1.1 Probenahme<br />

Die Proben werden an der im Bescheid festgelegten Stelle entnommen. Dies kann der Ort des Abwasseranfalls,<br />

vor der Vermischung oder die Einleitungsstelle in die Kanalisation selbst sein. Die Proben<br />

wurden alle am Ort vor der Vermischung genommen. Das ist der Ort an dem das Abwasser behandelt<br />

worden ist bevor es mit anderem Abwasser vermischt wurde. Unter Vermischung versteht<br />

man die Zusammenführung von Abwasserströmen unterschiedlicher Herkunft.<br />

14


Material und Methoden<br />

4.1.2 Probenvorbehandlung<br />

Die Proben müssen aufgrund des leicht flüchtigen Cyanids bei sauren bis neutralen Wässern stabilisiert<br />

werden um Verluste zu vermeiden. Dazu werden je Liter Probe 2-3 Natriumhydroxid-Plätzchen<br />

in den Behälter vorgelegt. Zusätzlich wird der so vorbehandelten Probe 1 ml/lProbe Ascorbinsäure-<br />

Lösung und 10 ml/lProbe Zinksulfat-Lösung zugegeben. Dabei stabilisiert die Ascorbinsäure durch ihre<br />

reduzierenden Eigenschaften die Probe, da Oxidationsmittel wie z.B. Chlor im alkalischen die meisten<br />

Cyanide zersetzen. Das Zink bildet mit Cyanokomplexen relativ stabile Verbindungen und verhindert<br />

so eine Verflüchtigung der Cyanide. Der pH-Wert der Probe wird nach Zugabe der Reagenzien kontrolliert<br />

und gegebenenfalls mit Natriumhydroxid auf den in der Norm vorgegebenen Wert eingestellt.<br />

4.1.3 Probenverdünnung<br />

Bei Cyanid-Gehalten in der Probe die den Kalibrierungsbereich der Analyseverfahren überschreiten,<br />

ist eine Verdünnung unumgänglich. Um den Vorschriften der DEV gerecht zu werden, wurden die in<br />

dieser Arbeit zur Analyse verwendeten Proben mit einer auf pH-Wert zwischen 11 und 12 eingestellten<br />

Natriumhydroxid-Lösung verdünnt. Der Nachteil dieser Methode ist die Verdünnung der Matrix,<br />

die evtl. einen nicht ganz unerheblichen Einfluss auf die verschiedenen Cyanid-Verbindungen haben<br />

kann.<br />

4.1.4 Probenaufstockung<br />

Nicht alle Proben, die für den Vergleich der Analyseverfahren in dieser Arbeit bereitgestellt wurden,<br />

enthielten Cyanid-Verbindungen. Für die vergleichenden Untersuchungen wurden diese Proben die<br />

keine Cyanid-Verbindungen beinhalteten aufgestockt. Da in den Bescheiden überwiegend der Parameter<br />

leicht freisetzbares Cyanid gefordert ist (nur vier Ausnahmen), wurde die Aufstockung der<br />

Proben mit Kaliumcyanid (KCN=leicht freisetzbares Cyanid) durchgeführt. Die Proben wurden mit<br />

einer hoch konzentrierten Cyanid-Stammlösung (100 mg/l) aufgestockt. Da die festgelegte Aufstockungskonzentration<br />

über dem Kalibrierbereich beider Verfahren lag, wurden diese Proben mit Natriumhydroxid-Lösung<br />

entsprechend dem jeweiligen Kalibrierbereich verdünnt.<br />

15


4.2 Analytik<br />

Material und Methoden<br />

4.2.1 Grundlagen zur Analytik<br />

Wie im Abschnitt 2.5 bereits erwähnt, handelt es sich bei den Parametern Gesamtcyanid und leicht<br />

freisetzbares Cyanid um verfahrensdefinierte Parameter. In deutschen wie auch in internationalen<br />

Regelwerken wird der genaue Ablauf eines Verfahrens vorgeschrieben. Um eine Vergleichbarkeit von<br />

Analyseergebnissen und die Feststellung von Unter- oder Überschreitung gesetzlicher Grenzwerte zu<br />

ermöglichen, ist die strikte Einhaltung dieser Normvorschriften von entscheidender Bedeutung.<br />

Grundsätzlich kann die Cyanid-Analytik in einen präparativen Schritt und einen Nachweisschritt gegliedert<br />

werden.<br />

Präparativer Schritt<br />

Der präparative Schritt beinhaltet die Zersetzung der jeweiligen Cyanid-Verbindungen bis zum Vorliegen<br />

dissoziierter Cyanid-Ionen und deren Abtrennung als Cyanwasserstoff. Die Bedingungen dabei<br />

können je nach Verfahren und zu erfassender Cyanid-Spezies variieren.<br />

Bei dem Parameter Gesamtcyanid wird versucht alle Cyanid-Verbindungen zu zersetzen. Um dies zu<br />

erreichen müssen bestimmte chemische bzw. physikalische Bedingungen herrschen. Eine hohe Temperatur<br />

bzw. ein hoher Energieeintrag sowie ein niedriger pH-Wert wirken der Komplexstabilität<br />

entgegen. Wie in Abschnitt 2.3 erklärt führt ein niedriger pH-Wert auch zur Bildung von Cyanwasserstoff.<br />

Leicht freisetzbare Cyanid-Verbindungen liegen bei Raumtemperatur in dissoziierter Form vor. Daher<br />

genügt bei diesem Parameter eine Einstellung der Probe auf einen pH-Wert von 4 damit sich Cyanwasserstoff<br />

bildet. Um evtl. auftretende Dissoziationen von komplexen Cyanid-Verbindungen zu verhindern<br />

wird zusätzlich eine Zinksulfat-Lösung zugegeben. Das Zink(II) bildet mit den Eisencyaniden<br />

Zinkcyanoferrate, die dadurch ausfallen.<br />

Nachweis-Schritt<br />

Der Nachweis der Cyanidionen kann auf zwei Wegen erfolgen:<br />

1: photometrisch über die Reaktion mit dem aktiven Chlor des Chloramin-T zu Cyanochlor, das<br />

mit Pyridin-4-carbonsäure und 1,3-Dimethylbarbitursäure zu einer Farbreaktion führt<br />

2: titrimetrisch gegen Silbernitrat, wobei im Überschuss vorhandene Silberionen mit 5-(4-<br />

Dimethylaminobenzyliden)-Rhodanin einen roten Silberkomplex bilden<br />

Für die Bachelorarbeit ist nur die erste Nachweismethode von Bedeutung, da diese bei beiden Verfahren<br />

(DIN38405-D13 und DIN EN ISO14403-D6) verwendet wird.<br />

16


4.2.2 Verfahren der Cyanid Bestimmung nach DIN38405-D13<br />

Material und Methoden<br />

4.2.2.1 Allgemeines zum Analyseverfahren<br />

Das Verfahren nach DIN38405-D13 ist ein für die Abwasseruntersuchung validiertes nicht automatisiertes<br />

Verfahren. Das bedeutet, dass mit einer Apparatur pro Verfahrensdurchlauf nur eine Probe<br />

untersucht werden kann. Die notwendigen Chemikalien für den Aufschluss und die Abtrennung der<br />

Cyanid-Verbindungen sowie die Probe werden in die entsprechenden Gefäße gefüllt. Ein durch Über-<br />

oder Unterdruck erzeugter Gasstrom treibt den Cyanwasserstoff aus dem Probensumpf aus. Der im<br />

Trägergasstrom enthaltene Cyanwasserstoff wird in einem Absorptionsgefäß ausgewaschen. Die<br />

Dauer des Austreibevorgangs hängt von dem zu untersuchenden Parameter ab (1 h od. 4 h). Vor<br />

jeder weiteren Probe muss die Apparatur gereinigt werden.<br />

Abb. 2: Apparatur zur Zersetzung und Abtrennung von Gesamtcyanid und leicht freisetzbarem Cyanid (Bestimmung von<br />

Cyaniden (D13), 2011, S. 11)<br />

17


Abb. 3: Cyanidapparatur behrotest CN5 Absorptionsgefäße mit Vakuumanschlüssen<br />

4.2.2.2 Zersetzung und Abtrennung nach DIN38405-D13<br />

Grundlegende apparative Einrichtung<br />

Die Waschflachen(1 u. 2) mit 100 ml Natriumhydroxid-Lösung füllen<br />

Die Saugpumpe am Anschluss(9) einschalten<br />

Die Durchflussmesser am Anschluss(9) auf Funktion prüfen<br />

Material und Methoden<br />

Gesamtcyanid<br />

Die Cyanid-Verbindungen werden eine Stunde mit Salzsäure und in Gegenwart von Kupfer(I)-Ionen<br />

bei Siedetemperatur zersetzt. Die Kupfer(I)-Ionen beschleunigen die Zersetzung von Eisencyankomplexen.<br />

Der Cyanwasserstoff wird mit Hilfe eines Trägergasstromes ausgetrieben bzw. destilliert und<br />

in Natriumhydroxid-Lösung absorbiert.<br />

Vorgehensweise<br />

In das Absorptionsgefäß(7) 10 ml Natriumhydroxid-Lösung (1 mol/l) füllen<br />

In den Dreihalskolben(4) 10 ml Kupfersulfat-Lösung, 2,5 ml Ascorbinsäure-Lösung sowie 4-5<br />

Tropfen Indikator Kongorot vorlegen<br />

Apparatur wie in Abb. 2 gezeigt verschließen<br />

Volumenstrom des Trägergases (Luft) auf 40 ± 20 l/h einstellen<br />

Heizvorrichtung(10) auf 140 °C einstellen und einschalten<br />

Rückfluss des Rückflusskühler(5) auf 1-2 Tropfen/s einstellen<br />

Durch den Tropftrichter(8) 100 ml der vorbehandelten Probe vorlegen<br />

Durch den Tropftrichter(8) 10 ml Salzsäure (25%) geben<br />

Siedevorgang nach 1 h beenden<br />

Inhalt des Absorptionsgefäßes(7) in 25 ml-Messkolben überführen<br />

Absorptionsgefäß(7) 3x mit destilliertem Wasser spülen und der Lösung im Messkolben zuführen<br />

25 ml-Messkolben mit destilliertem Wasser bis zur Marke auffüllen => Absorptionslösung<br />

Leicht freisetzbares Cyanid<br />

Das leicht freisetzbare Cyanid wird vier Stunden bei einem pH-Wert von 3,8 und Raumtemperatur<br />

zersetzt. Der pH-Wert wird durch einen Puffer eingestellt. Mit Hilfe eines Trägergasstromes wird der<br />

Cyanwasserstoff aus der Probe abgetrennt. Dieser wird in Natriumhydroxid-Lösung absorbiert.<br />

18


Material und Methoden<br />

Vorgehensweise<br />

In das Absorptionsgefäß(7) 10 ml Natriumhydroxid-Lösung (1 mol/l) füllen<br />

In den Dreihalskolben(4) 10 ml Zinksulfat-Lösung, 50 ml Puffer-Lösung, 0,5 g Zinkpulver sowie<br />

4-5 Tropfen Indikator Kongorot vorlegen<br />

Apparatur wie in Abb. 2 gezeigt verschließen<br />

Volumenstrom des Trägergases (Luft) auf 70 ± 10 l/h einstellen<br />

Durch den Tropftrichter(8) 100 ml der vorbehandelten Probe geben<br />

Austreibvorgang nach 4 h beenden<br />

Inhalt des Absorptionsgefäßes(7) in 25 ml-Messkolben überführen<br />

Absorptionsgefäß(7) 3x mit destilliertem Wasser spülen und der Lösung im Messkolben zuführen<br />

25 ml-Messkolben mit destilliertem Wasser bis zur Marke auffüllen => Absorptionslösung<br />

Die erhaltenen Absorptionslösungen werden für die photometrische Bestimmung verwendet.<br />

4.2.2.3 Kalibrierung<br />

Um die Werte aus den Proben zuordnen zu können muss eine Bezugsfunktion (Kalibrierfunktion)<br />

erstellt werden. Die Kalibrierfunktion wird durch Messung einer geeigneten Messreihe ermittelt, die<br />

über den Konzentrationsbereich der zu erwartenden Konzentrationen der Proben geht. Da die Probengehalte<br />

an Gesamtcyanid immer höher liegen als bei dem Parameter leicht freisetzbares Cyanid,<br />

wurde die Kalibrierfunktion des Gesamtcyanids um eine Dekade erweitert.<br />

Gesamtcyanid<br />

Für den Messbereich 0,02-2,0 mg/l wurden aus einer Cyanid-Standardlösung (10 mg/l) und einer<br />

Natriumhydroxid-Lösung (0,4 mol/l) Bezugslösungen hergestellt.<br />

Messreihe 1 CNges Konzentration (mg/l)<br />

1 0,02<br />

2 0,04<br />

3 0,<strong>06</strong><br />

4 0,08<br />

5 0,10<br />

6 0,12<br />

7 0,14<br />

8 0,16<br />

9 0,18<br />

10 0,20<br />

Messreihe 2 CNges Konzentration (mg/l)<br />

11 0,2<br />

12 0,4<br />

13 0,6<br />

14 0,8<br />

15 1,0<br />

16 1,2<br />

17 1,4<br />

18 1,6<br />

19 1,8<br />

20 2,0<br />

Tab. 8: Kalibrierlösungen für Gesamtcyanid<br />

Leicht freisetzbares Cyanid<br />

Für die Herstellung der Messlösungen im Bereich 0,02-0,2 mg/l wurde wie im Abschnitt Gesamtcyanid<br />

verfahren. Die Bestimmung des leicht freisetzbaren Cyanids kann nur dann mit einer Kalibrierfunktion,<br />

die mit Cyanid-Standards direkt ermittelt wurde, durchgeführt werden, wenn nachgewiesen<br />

wird, dass durch den präparativen Schritt keine Verluste von mehr als 10% auftreten. Dies gelingt<br />

19


Material und Methoden<br />

in aller Regel nicht. Deshalb muss die Kalibrierung über das Gesamtverfahren d.h. einschließlich des<br />

Destillationsschrittes durchgeführt werden.<br />

Die Kalibrierfunktion wurde somit über das Gesamtverfahren mit fünf Kalibrierpunkten (siehe Tab. 9)<br />

mit der Apparatur behrotest CN5 erstellt.<br />

Messreihe CNlf Konzentration (mg/l)<br />

1 0,02<br />

2 0,<strong>06</strong><br />

3 0,10<br />

4 0,15<br />

5 0,20<br />

Tab. 9: Kalibrierlösungen für leicht freisetzbares Cyanid<br />

4.2.2.4 Ermittlung der Kalibrierfunktion<br />

Die Kalibrierfunktionen wurden durch die Software des Photometers der Firma Varian ermittelt.<br />

Gesamtcyanid<br />

Kalibrierfunktion für den Bereich von 0,02-0,2 mg/l:<br />

Kalibrierfunktion für den Bereich von 0,2-2,0 mg/l:<br />

Leicht freisetzbares Cyanid<br />

Kalibrierfunktion für den Bereich von 0,02-0,2 mg/l:<br />

Im Anhang Nr. 2 dieser Arbeit sind diese genauer ersichtlich.<br />

4.2.2.5 Photometrische Bestimmung<br />

Bei der photometrischen Cyanid-Bestimmung wird die alkalische Absorptionslösung angesäuert. Der<br />

in neutraler bis schwach saurer Lösung vorliegende Cyanwasserstoff wird durch das aktive Chlor des<br />

Chloramin-T zu Chlorcyan umgesetzt. Dieses reagiert mit Pyridin-4-carbonsäure und 1,3-<br />

Dimethylbarbitursäure zu einem rotvioletten Farbstoff, dessen Konzentration ein Maß für die Massenkonzentration<br />

an Cyanid-Ionen in der Probe ist. Die Extinktion des Farbstoffes wird bei 605nm in<br />

einem Photometer bestimmt.<br />

Vorgehensweise<br />

10 ml Absorptionslösung in 25 ml-Messkolben überführen<br />

1 Tropfen p-Nitrophenol-Lösung zugeben (=>Absorptionslösung färbt sich gelb)<br />

Tropfenweise Essigsäure-Lösung (25%) bis zur Entfärbung zugeben (unter Mischen)<br />

1 ml Chloramin-T-Lösung zugeben<br />

Messkolben verschließen<br />

5 ± 1 min stehenlassen<br />

3 ml Färbereagenz zugeben<br />

Messkolben mit destilliertem Wasser bis zur Marke auffüllen<br />

Messung bei 605nm durchführen<br />

(1)<br />

(2)<br />

(3)<br />

20


Material und Methoden<br />

4.2.2.6 Auswertung<br />

Die Massenkonzentration an Cyanid in der Absorptionslösung wurde durch die Software des Photometers<br />

der Firma Varian auf der zugrundeliegenden Kalibrierfunktion ermittelt.<br />

Gesamtcyanid<br />

Bei dem Parameter Gesamtcyanid müssen vorherige Verdünnungschritte und Aufkonzentrierungen<br />

berücksichtigt werden. Die Massenkonzentration an Gesamtcyanid in der Probe errechnet sich<br />

durch:<br />

ρP = Massenkonzentration an Cyanid in der Probe (mg/l)<br />

ρA = Massenkonzentration an Cyanid aus der Bezugsfunktion (mg/l)<br />

Va = Volumen der Absorptionslösung (25 ml)<br />

Vap = Volumen der eingesetzten Probe (100 ml)<br />

FVerd.= Verdünnungsfaktor (1)<br />

(4)<br />

Aufgrund des geringeren Volumens der Absorptionslösung zum eingesetzten Volumen der Probe<br />

ergibt sich eine Aufkonzentrierung. Da das Volumen der Absorptionslösung immer 25 ml und das<br />

Volumen der eingesetzten Probe immer 100 ml betrug, ergibt sich folgende Formel:<br />

Leicht freisetzbares Cyanid<br />

Beim Parameter leicht freisetzbares Cyanid ist die Aufkonzentrierung in der Kalibrierfunktion enthalten,<br />

da diese über das Gesamtverfahren ermittelt wurde. Die Massenkonzentration an leicht freisetzbarem<br />

Cyanid in der Probe errechnet sich durch:<br />

(6)<br />

4.2.2.7 Überprüfung der Abtrennung auf Vollständigkeit<br />

Die Überprüfung der Abtrennung auf Vollständigkeit erfolgt mittels zwei unterschiedlich konzentrierter<br />

Hexacyanoferrat(II)- bzw. Kaliumcyanid-Lösungen, die im oberen und unteren Bereich der Kalibrierkurve<br />

liegen.<br />

Gesamtcyanid<br />

Die Wiederfindungsrate muss bei Hexacyanoferrat(II) > 90% sein.<br />

Leicht freisetzbares Cyanid<br />

Die Wiederfindungsrate muss bei Kaliumcyanid > 90% sein.<br />

4.2.2.8 Geräte und Equipment<br />

Artikel Typ Hersteller<br />

Zersetzungs- und Abtrennapparatur behrotest CN5 behr Labor-Technik<br />

Spektral-Photometer Cary 300 Varian<br />

pH-Messgerät ProfiLine pH 1970i WTW<br />

Vollpipetten 1-50 ml Hirschmann<br />

Kolbenhubpipetten 0,1-5 ml Eppendorf<br />

Bechergläser 50-1000 ml Schott<br />

Messkolben 25-500 ml Hirschmann<br />

(5)<br />

21


4.2.2.9 Chemikalien und Reagenzien<br />

Material und Methoden<br />

Artikel Chem. Formel Firma<br />

1,3-Dimethylbarbitursäure C6H8O3N2 Merck<br />

Ascorbinsäure C6H8O6 Merck<br />

Chloramin-T-trihydrat C7H7ClNNaO2S·3 H2O Merck<br />

Citronensäure C6H8O7· H2O Merck<br />

Essigsäure CH3COOH Merck<br />

Kaliumcyanid KCN Merck<br />

Kaliumhexacyanoferrat(II)-trihydrat K4[Fe(CN)6]·3 H2O Merck<br />

Kongorot C32H22N6Na2O6S2 Merck<br />

Kupfersulfat-pentahydrat CuSO4·5H2O Merck<br />

Natriumhydroxid NaOH Merck<br />

para-Nitrophenol C6H5NO3 Merck<br />

Pyridin-4-Carbonsäure C6H5NO2 Merck<br />

Salzsäure HCl Merck<br />

Wasser H2O LfU Entsalzungsanlage<br />

Zinksulfat-heptahydrat ZnSO4·7 H2O Merck<br />

Zinkpulver (Metall) Zn Merck<br />

4.2.2.10 Puffer und Lösungen<br />

Salzsäure I, ρ(HCl) = 1,12 g/l; 25%<br />

Salzsäure II, c(HCl) = 1 mol/l<br />

Natriumhydroxid-Lösung I, c(NaOH) = 1 mol/l<br />

Natriumhydroxid-Lösung II, c(NaOH) = 0,4 mol/l<br />

Kaliumhexacyanoferrat-Stammlösung, ρ(CN - ) = 100 mg/l<br />

270,6g Kaliumhexacyanoferrat(II)-Trihydrat in Wasser lösen und mit Wasser auf 1000ml auffüllen<br />

Cyanid-Stammlösung, ρ(CN - ) = 100 mg/l<br />

250mg Kaliumcyanid in Natriunhydroxid-Lösung II lösen und mit NaOH-Lsg. II auf 1000ml auffüllen<br />

Kupfersulfat-Lösung<br />

200g Kupfersulfat-Pentahydrat in Wasser lösen und mit Wasser auf 1000ml auffüllen<br />

Ascorbinsäure-Lösung<br />

14,5g Ascorbinsäure in Wasser lösen und mit Wasser auf 100ml auffüllen<br />

bei 2-6 °C im dunklen aufbewahren<br />

Pufferlösung, pH-Wert = 3,8<br />

50g Citronensäure in 350ml Wasser lösen, 12g Natriumhydroxid zugeben, lösen und mit Wasser auf<br />

500ml auffüllen<br />

Zinksulfat-Lösung<br />

100g Zinksulfat-Heptahydrat in Wasser lösen und mit Wasser auf 1000ml auffüllen<br />

Indikator Kongorot<br />

50mg Kongorot in 50ml Wasser lösen<br />

Para-Nitrophenol-Lösung<br />

0,1g para-Nitrophenol in 100ml Ethanol lösen<br />

22


Essigsäure, 20% Volumenanteil<br />

200ml Wasser vorlegen, 100ml Eisessig zufügen und mit Wasser auf 500ml auffüllen<br />

Chloramin-T-Lösung<br />

0,5g Chloramin-T in Wasser lösen und mit Wasser auf 50ml auffüllen<br />

Material und Methoden<br />

Färbereagenz<br />

7g Natriumhydroxid in 500ml Wasser lösen, 16,8g 1,3-Dimethylbarbitursäure und 13,6g Pyridin-4carbonsäure<br />

zugeben und mit Wasser auf 1000ml auffüllen<br />

23


4.2.3 Verfahren der Cyanid Bestimmung nach DIN EN ISO14403-D6<br />

Material und Methoden<br />

4.2.3.1 Allgemeines zur kontinuierlichen Durchflussanalyse (CFA)<br />

Bei der CFA werden die Lösungen (Reagenzien) und Proben von einer pulsationsarmen peristaltischen<br />

Pumpe(1) gefördert. Durch Zufuhr von Luft(A) wird der Flüssigkeitsstrom in Form von Luftblasen<br />

segmentiert. Die zu analysierenden Proben sowie die Reagenzien werden ebenfalls mittels eines<br />

Probenschlauches in das Reaktionssystem, ein spiralförmig gewundenes Glasrohr (die Mischspirale),<br />

aufgenommen. Das benötigte Probenvolumen ergibt sich aus der Zeit, in der der Probenschlauch in<br />

das Probengefäß eintaucht und die Probe ansaugt. In der Zwischenzeit nimmt er destilliertes Wasser<br />

oder Pufferlösung auf. Die Cyanid-Bestimmung erfolgt in jedem einzelnen, durch Luftblasen abgetrennten<br />

Segment. Vor jedem Probenlauf werden die Kalibrierstandards gemessen und eine entsprechende<br />

Kalibrierfunktion ermittelt. Danach wird ein Driftpunkt gemessen, dieser stellt den höchsten<br />

Standard dar. Daraufhin werden Driftpunkte in festen Probenabständen gemessen, um evtl. Veränderungen<br />

des Systems während der Analyse festzustellen und zu korrigieren. Am Ende einer Probenserie<br />

wird das Gerät gereinigt.<br />

Abb. 4: kontinuierliches Durchflusssystem zur photometrischen Bestimmung von Gesamtcyanid und freiem Cyanid mit dem<br />

Destillationsverfahren (Bestimmung von Cyaniden mit der kontinuierlichen Fließanalytik (D6), 2002, S. 12)<br />

24


Abb. 5: CFA-Cyanid-Analysator SKALAR SAN ++ Reaktionsschleifen und Abtrenneinheit<br />

Material und Methoden<br />

4.2.3.2 Zersetzung und Abtrennung nach DIN EN ISO 14403-D6:<br />

Gesamtcyanid<br />

Die Cyanid-Verbindungen werden in dem kontinuierlich fließendem Strom bei einem pH-Wert von<br />

3,8 unter Einwirkung von UV-Licht (290nm < λ < 351nm) zersetzt. Der Cyanwasserstoff wird mittels<br />

Inline-Destillation bei 125°C abgetrennt.<br />

Vorgehensweise<br />

Computer einschalten<br />

CFA-Analysegerät einschalten<br />

Pumpenabdeckung verschließen<br />

Schläuche gemäß der Beschriftung in die entsprechenden Lösungen(Reagenzien) eintauchen<br />

(siehe Abb. 4):<br />

Puffer für Destillation (pH = 3,8) (B)<br />

Entmineralisiertes Wasser (D)<br />

Pufferlösung für die photometrische Bestimmung (pH = 5,2) (E)<br />

Chloramin-T-trihydrat-Lösung (G)<br />

Farbstoffreagenz (H)<br />

Vakuumpumpe einschalten<br />

Kühlwasser einschalten<br />

UV-Lampe einschalten<br />

Heizung einschalten<br />

Pumpe einschalten<br />

CFA-Gerät einfahren und saubere Basislinie abwarten (ca. 30-40 min)<br />

Im Analysenprogramm Probenteller auswählen und Reihenfolge der Proben festlegen<br />

Standards, Drifts sowie Washers abfüllen und an den vorgegebenen Plätzen des Probentellers<br />

positionieren<br />

Vorbehandelte Proben abfüllen und an den festgelegten Plätzen des Probentellers positionieren<br />

Wenn saubere Basislinie vorhanden → Analysenlauf starten<br />

Freies Cyanid<br />

Bei der Bestimmung des freien Cyanids ist die UV-Lampe ausgeschalten. Vor der Destillationseinheit<br />

wird eine Zinksulfat-Lösung in den Probenfluss zugegeben damit evtl. vorhandene Eisencyanide als<br />

Zinkcyanoferrate ausgefällt werden.<br />

25


Material und Methoden<br />

Vorgehensweise<br />

Computer einschalten<br />

CFA-Analysegerät einschalten<br />

Pumpenabdeckung verschließen<br />

Schläuche gemäß der Beschriftung in die entsprechenden Lösungen(Reagenzien) eintauchen<br />

(siehe Abb. 4):<br />

Puffer für Destillation (pH = 3,8) (B)<br />

Zinksulfatlösung (D)<br />

Pufferlösung für die photometrische Bestimmung (pH = 5,2) (E)<br />

Chloramin-T-trihydrat-Lösung (G)<br />

Farbstoffreagenz (H)<br />

Vakuumpumpe einschalten<br />

Kühlwasser einschalten<br />

Heizung einschalten<br />

Pumpe einschalten<br />

CFA-Gerät einfahren und saubere Basislinie abwarten (ca. 30-40 min)<br />

Im Analysenprogramm Probenteller auswählen und Reihenfolge der Proben festlegen<br />

Standards, Drifts sowie Washers abfüllen und an den vorgegebenen Plätzen des Probentellers<br />

positionieren<br />

Vorbehandelte Proben abfüllen und an den festgelegten Plätzen des Probentellers positionieren<br />

Wenn saubere Basislinie vorhanden → Analysenlauf starten<br />

4.2.3.3 Kalibrierung<br />

Wie beim Verfahren nach DIN38405-D13 auch, muss eine Kalibrierfunktion erstellt werden. Die Extinktion<br />

in diesem Verfahren verläuft nur in sehr schmalen Bereichen linear. Um Linearität zu erhalten<br />

und Ungenauigkeiten zu vermeiden muss deshalb der Konzentrationsbereich begrenzt werden.<br />

Die Kalibrierfunktion wird durch Messung einer geeigneten Messreihe ermittelt. Für das CFA-<br />

Verfahren nach DIN EN ISO14403-D6 wurde für beide Parameter (Gesamtcyanid, freies Cyanid) derselbe<br />

Konzentrationsbereich festgelegt.<br />

Gesamtcyanid und freies Cyanid<br />

Für den Messbereich 0,02-0,1 mg/l wurden aus einer Cyanid-Standardlösung (10 mg/l)und einer Natriumhydroxid-Lösung<br />

(0,01 mol/l) Kalibrierstandards hergestellt.<br />

Messreihe CNges/f Konzentration (mg/l)<br />

1 0,02<br />

2 0,04<br />

3 0,<strong>06</strong><br />

4 0,08<br />

5 0,10<br />

Tab. 10: Kalibrierlösungen für Gesamtcyanid und freies Cyanid<br />

4.2.3.4 Ermittlung der Kalibrierfunktion<br />

Die Kalibrierfunktionen wurden durch die Software des CFA-Cyanid-Analysators der Firma SKALAR<br />

ermittelt.<br />

Gesamtcyanid<br />

Kalibrierfunktion für den Bereich von 0,02-0,1 mg/l:<br />

(7)<br />

26


freies Cyanid<br />

Kalibrierfunktion für den Bereich von 0,02-0,1 mg/l:<br />

Im Anhang Nr. 3 dieser Arbeit sind diese genauer ersichtlich.<br />

(8)<br />

Material und Methoden<br />

4.2.3.5 Photometrische Bestimmung<br />

Die photometrische Bestimmung basiert auf der gleichen chemischen Reaktion wie im Abschnitt<br />

4.2.2.5 beschrieben jedoch als Inline-Verfahren mit Durchflussküvette. Dadurch entstehen Absorptionspeaks,<br />

deren Höhe ausgewertet wird.<br />

4.2.3.6 Auswertung<br />

Die Massenkonzentration an Cyanid in der Absorptionslösung wurde durch die Software des CFA-<br />

Cyanid-Analysators der Firma SKALAR auf der zugrundeliegenden Kalibrierfunktion ermittelt.<br />

Gesamtcyanid und freies Cyanid<br />

Bei den Parametern Gesamt- bzw. freies Cyanid müssen nur vorherige Verdünnungsschritte berücksichtigt<br />

werden. Eine verfahrensabhängige Aufkonzentrierung ist in der Kalibrierfunktion enthalten,<br />

da diese über das Gesamtverfahren ermittelt wurde. Die Massenkonzentration an Gesamtcyanid<br />

bzw. freiem Cyanid in der Probe errechnet sich durch:<br />

ρP = Massenkonzentration an Cyanid in der Probe (mg/l)<br />

ρA = Massenkonzentration an Cyanid aus der Kalibrierfunktion (mg/l)<br />

FVerd.= Verdünnungsfaktor (1)<br />

(9)<br />

4.2.3.7 Prüfung der Abtrennung auf Vollständigkeit<br />

Die Überprüfung der Abtrennung erfolgt mittels einer Hexacyanoferrat(III)-Lösung mit einer Konzentration<br />

von 0,1 mg/l und einer Thiocyanat-Lösung mit einer Konzentration von 1,0 mg/l.<br />

Gesamtcyanid<br />

Die Wiederfindungsrate muss bei Hexacyanoferrat(III) ≥ 90% sein, bei Thiocyanat < 1%<br />

Freies Cyanid<br />

Die Wiederfindungsrate muss bei Hexacyanoferrat(III) ≤ 5% sein, bei Thiocyanat < 1%<br />

4.2.3.8 Geräte und Equipment<br />

Artikel Typ Hersteller<br />

CFA Cyanid Analysegerät SAN ++<br />

Skalar<br />

Probennehmer SA 1100 Skalar<br />

pH-Messgerät ProfiLine pH 1970i WTW<br />

Vollpipetten 1-50ml Hirschmann<br />

Kolbenhubpipetten 0,1-5ml Eppendorf<br />

Bechergläser 50-1000ml Schott<br />

Messkolben 25-500ml Hirschmann<br />

27


4.2.3.9 Chemikalien und Reagenzien<br />

Material und Methoden<br />

Artikel Chem. Formel Firma<br />

1,3-Diemethylbarbitursäure C6H8O3N2 Merck<br />

Ascorbinsäure C6H8O6 Merck<br />

Chloramin-T-trihydrat C7H7ClNNaO2S·3 H2O Merck<br />

Citronensäure-monohydrat C6H8O7· H2O Merck<br />

Kaliumcyanid KCN Merck<br />

Kaliumhexacyanoferrat(III)-trihydrat K3[Fe(CN)6]·3 H2O Merck<br />

Kaliumhydrogenphtalat KHC8H4O4 Merck<br />

Kaliumthiocyanat KSCN Merck<br />

Natriumhydroxid NaOH Merck<br />

Pyridin-4-carbonsäure C6H5NO2 Merck<br />

Salzsäure HCl Merck<br />

Tensid, Polyoxyethylenlaurylether HO-(CH2CH2-O)n-C18H37 Sigma<br />

Wasser H2O LfU Entsalzungsanlage<br />

Zinksulfat-heptahydrat ZnSO4·7 H2O Merck<br />

4.2.3.10 Puffer und Lösungen<br />

Salzsäure I, c(HCl) = 12mol/l<br />

Salzsäure II, c(HCl) = 1mol/l<br />

Salzsäure III, c(HCl) = 0,1mol/l<br />

Natriumhydroxid-Lösung I, c(NaOH) = 2,5mol/l<br />

Natriumhydroxid-Lösung II, c(NaOH) = 1mol/l<br />

Natriumhydroxid-Lösung III, c(NaOH) = 0,1mol/l<br />

Natriumhydroxid-Lösung IV, c(NaOH) = 0,01mol/l<br />

Cyanid-Stammlösung, ρ(CN - ) = 100mg/l<br />

250mg Kaliumcyanid in Natriunhydroxid-Lösung IV lösen und mit NaOH-Lsg. IV auf 1000ml auffüllen<br />

Thiocyanat-Standardlösung, ρ(CN - ) = 100mg/l<br />

373mg Kaliumthiocyanat in NaOH-Lsg. IV lösen und mit NaOH-Lsg. IV auf 1000ml auffüllen<br />

Hexacyanoferrat(III)-Standardlösung, ρ(CN - ) = 10mg/l<br />

21,1mg Kaliumhexacyanoferrat(III) in NaOH-Lsg. IV lösen und mit NaOH-Lsg. IV auf 1000ml auffüllen<br />

Bei 2-5°C im dunklen aufbewahren<br />

Puffer für die Destillation, pH-Wert = 3,8<br />

50g Citronensäure in 350ml Wasser lösen, 120ml NaOH-Lsg. I zugeben und lösen<br />

pH-Wert auf 3,8 mit Salzsäure II oder NaOH-Lsg. II einstellen<br />

mit Wasser auf 500ml auffüllen<br />

Zinksulfat-Lösung<br />

10g Zinksulfat-Heptahydrat in Wasser lösen und mit Wasser auf 1000ml auffüllen<br />

Pufferlösung für die photometrische Bestimmung, pH-Wert = 5,2<br />

2,3g Natriumhydroxid in 950ml Wasser lösen, 20,5g Kaliumhydrogenphtalat zugeben und lösen<br />

pH-Wert auf 5,2 mit HCl II oder NaOH-Lsg. II einstellen<br />

1ml Tensid (Brij35) zugeben und mit Wasser auf 1000ml auffüllen<br />

28


Chloramin-T-Lösung<br />

2,0g Chloramin-T-trihydrat in Wasser lösen und mit Wasser auf 1000ml auffüllen<br />

Material und Methoden<br />

Färbereagenz<br />

7g Natriumhydroxid in 950ml Wasser lösen, 16,8g 1,3-Dimethylbarbitursäure und 13,6g Pyridin-4carbonsäure<br />

zugeben<br />

pH-Wert auf 5,2 mit HCl II oder NaOH-Lsg. II einstellen<br />

und mit Wasser auf 1000ml auffüllen<br />

Spüllösung<br />

2ml Tensid (Brij35) in 1000ml Wasser lösen<br />

29


5 Ergebnisse<br />

5.1 Vergleich der Verfahren<br />

Ergebnisse<br />

5.1.1 Definition der Cyanid-Parameter<br />

Die Unterschiede der Parameter-Definitionen werden in den folgenden Tabellen gegenüber gestellt.<br />

Erfassung DIN38405-D13 CNges DIN EN ISO14403-D6 CNges<br />

einfache Cyanide<br />

Cyanid-Ionen<br />

voll<br />

komplexe Cyanide<br />

<br />

<br />

einfache Metallcyanide<br />

komplexe Cyanide<br />

organische Cyanide<br />

organische Cyanide<br />

teilweise starke komplexe Cyanide (mit Co, Au, Pt) Kobaltkomplexe<br />

Thiocyanat-Ionen<br />

Thiocyanat-Ionen<br />

nicht<br />

<br />

<br />

einfache Nitrile<br />

Cyanat-Ionen<br />

Chlorcyan<br />

Tab. 11: Gegenüberstellung der Parameter-Definitionen CNges gemäß den normativen Hinweisen<br />

Die voll erfassten Cyanid-Spezies unterscheiden sich in den Normdefinitionen nicht nennenswert.<br />

Unterschiede gibt es bei den Cyanid-Ionen, die nur teilweise bzw. nicht erfasst werden. Dort macht<br />

die Norm D13 im Gegensatz zur Norm D6 sehr genaue Angaben und unterscheidet sogar die organischen<br />

Cyanide von einfachen organischen Verbindungen (einfache Nitrile).<br />

Erfassung DIN38405-D13 CNlf DIN EN ISO14403-D6 CNf<br />

voll<br />

Cyanwasserstoff<br />

einfache Metallcyanide<br />

schwache komplexe Cyanide (mit Cu, Zn, Ag, Cd)<br />

Cyanid-Ionen<br />

einfache Metallcyanide<br />

teilweise komplexe Cyanide (mit Ni, Hg) keine Angaben<br />

Nitrile<br />

organische Cyanide<br />

Hexacyanoferrate(II)<br />

nicht Thiocyanat-Ionen<br />

Cyanat-Ionen<br />

Chlorcyan<br />

Tab. 12: Gegenüberstellung der Parameter-Definitionen CNlf/f gemäß den normativen Hinweisen<br />

Bei dem Parameter leicht freisetzbares Cyanid bzw. freies Cyanid zeichnet sich ein ähnliches Bild wie<br />

beim Gesamtcyanid ab. Die Norm D13 definiert wesentlich umfangreicher und detaillierter als die<br />

Norm D6. Setzt man Cyanwasserstoff mit den Cyanid-Ionen gleich, werden bei der vollständigen Erfassung<br />

von leicht freisetzbarem Cyanid zusätzlich auch noch schwache komplexe Cyanid-<br />

Verbindungen mit erfasst, was beim freien Cyanid nicht der Fall ist. Bei der Definition welche Cyanide<br />

nur teilweise bzw. nicht erfasst werden gibt es ebenfalls Unterschiede. So macht die Norm D6 keine<br />

Angaben zu Verbindungen, die teilweise erfasst werden und bei den nicht erfassbaren Verbindungen<br />

stimmen nur die Nitrile mit den organischen Cyaniden überein.<br />

30


Ergebnisse<br />

5.1.2 Stabilisierung der Proben<br />

In der folgenden Tabelle wird die bei beiden Verfahren unterschiedliche Stabilisierung der Proben<br />

dargestellt.<br />

DIN38405-D13 DIN EN ISO14403-D6<br />

pH-Wert >9 =12<br />

Tab. 13: Normative Unterschiede der Probenstabilisierung<br />

Eine Stabilisierung auf einen pH-Wert


Ergebnisse<br />

5.1.4 Überprüfung der Abtrennung und Wiederfindung<br />

Bei beiden Verfahren ist zu überprüfen, ob die gewünschten Cyanid-Spezies wiedergefunden oder<br />

die unerwünschten Spezies sicher abgetrennt bzw. nicht erfasst werden. Die Unterschiede bei der<br />

Überprüfung der Abtrennung und Wiederfindung sind in den folgenden Tabellen dargestellt.<br />

DIN38405-D13 CNges DIN EN ISO14403-D6 CNges<br />

Standardlösung K4[Fe(CN)6] K3[Fe(CN)6] KSCN<br />

Konzentration (mg/l) 0,02 – 0,2 ; 0,2 – 2,0 0,1 1,0<br />

Wiederfindungsrate (%) >90 ≥90 90 ≤5 90% gleich. Beim freien Cyanid wird nach DIN EN ISO14403-D6 die<br />

gleiche Standardlösung wie beim Gesamtcyanid verwendet, jedoch ändert sich die Wiederfindungsrate<br />

auf ≤ 5%.<br />

Im Rahmen dieser Arbeit wurde die Überprüfung ausschließlich nach dem Verfahren DIN EN<br />

ISO14403-D6 durchgeführt. Der Vorteil ist, dass in diesem Verfahren zusätzlich die Abtrennung des<br />

Thiocyanats überprüft wird.<br />

32


Ergebnisse<br />

5.2 Ergebnisse der Probenuntersuchungen<br />

Standardlösungen und reale Proben werden mit beiden Cyanid-Analyseverfahren in Parallelmessungen<br />

untersucht. Die Einzelmessungen wurden je Parameter und Verfahren in Doppelbestimmung<br />

durchgeführt. So ist es möglich Fehler, die durch den Anwender, das Verfahren oder die Apparatur<br />

bzw. die Geräte entstehen, auszuschließen.<br />

In der folgenden Tabelle sind die Messergebnisse der jeweiligen Verfahren im Überblick dargestellt.<br />

DIN38405-D13 DIN EN ISO14403-D6<br />

Proben AbwV Anhang Cyanid ges (mg/l) Cyanid lf (mg/l)<br />

Cyanid ges (mg/l) Cyanid f (mg/l)<br />

(Bereich) Messung FVerd./4 Ergebnis Messung FVerd. Ergebnis Messung FVerd. Ergebnis Messung FVerd. Ergebnis<br />

K3[Fe(CN)6]0,1/1 0,375 0,25 0,094 0,0048 1 0,005 0,086 1 0,086 0 1 0<br />

K3[Fe(CN)6]0,1/2 0,328 0,25 0,082 0,0050 1 0,005 0,087 1 0,087 0,002 1 0,002<br />

K3[Fe(CN)6]0,1 0,088 0,005 0,0865 0,001<br />

KSCN1,0/1 0,010 0,25 0,002 0,005 1 0,005 0,004 1 0,004 0,002 1 0,002<br />

KSCN1,0/2 0,023 0,25 0,0<strong>06</strong> 0,005 1 0,005 0,0<strong>06</strong> 1 0,0<strong>06</strong> 0,002 1 0,002<br />

KSCN1,0 0,004 0,005 0,005 0,002<br />

Probe1/1 0,937 2 1,873 0,1399 1 0,1399 0,04 10 0,4 0,031 1 0,031<br />

Probe1/2 40(1) 0,835 2 1,670 0,1555 1 0,1555 0,042 10 0,42 0,001 1 0,001<br />

Probe1 1,772 0,1477 0,41 0,016<br />

Probe2/1 1,750 2 3,501 starke Schaumbildung 0,086 10 0,86 0,015 1 0,015<br />

Probe2/2 40(1) 1,494 2 2,989 siehe Abb. 6<br />

0,083 10 0,83 0,022 1 0,022<br />

Probe2 3,245 0,845 0,0185<br />

Probe3/1 0,960 12,5 12,005 0,0760 5 0,380 0,029 200 5,8 0,111 1 0,111<br />

Probe3/2 40(1) 0,937 12,5 11,718 0,0779 5 0,389 0,057 100 5,7 0,123 1 0,123<br />

Probe3 11,861 0,385 5,75 0,117<br />

Probe4/1 0,958 12,5 11,975 0,0910 4 0,364 0,052 100 5,2 0,077 1 0,077<br />

Probe4/2 40(1) 0,905 12,5 11,314 0,0873 4 0,349 0,053 100 5,3 0,<strong>06</strong>7 1 0,<strong>06</strong>7<br />

Probe4 11,644 0,357 5,25 0,072<br />

Probe5/1 0,380 25 9,503 0,0782 10 0,782 0,043 200 8,6 0,079 10 0,79<br />

Probe5/2 40(1) 0,387 25 9,685 0,0793 10 0,793 0,086 100 8,6 0,095 10 0,95<br />

Probe5 9,594 0,787 8,6 0,87<br />

Probe6/1 1,987 0,5 0,994 0,211 1 0,211 0,104 2 0,208 0 1 0<br />

Probe6/2 40(1) 2,051 0,5 1,026 0,220 1 0,220 0,017 5 0,085 0,002 1 0,002<br />

Probe6 1,010 0,215 0,1465 0,001<br />

Pr.7+0,5/1 0,378 1,25 0,473 0,0905 5 0,453 0,053 10 0,53 0,047 10 0,470<br />

Pr.7+0,5/2 40(1) 0,320 1,25 0,401 0,0859 5 0,430 0,058 10 0,58 0,049 10 0,490<br />

Pr.7+0,5 0,437 0,441 0,555 0,480<br />

Pr.8+0,5/1 0,442 1,25 0,552 0,0974 5 0,487 0,049 10 0,49 0,049 10 0,49<br />

Pr.8+0,5/2 38 0,494 1,25 0,618 0,1023 5 0,511 0,05 10 0,5 0,042 10 0,42<br />

Pr.8+0,5 0,585 0,499 0,495 0,455<br />

Pr.9+0,5/1 0,614 1,25 0,767 0,0936 5 0,468 0,05 10 0,5 0,048 10 0,48<br />

Pr.9+0,5/2 36 0,572 1,25 0,715 0,0981 5 0,491 0,051 10 0,51 0,047 10 0,47<br />

Pr.9+0,5 0,741 0,479 0,505 0,475<br />

Pr.10+0,5/1 0,383 1,25 0,479 0,<strong>06</strong>12 5 0,3<strong>06</strong> 0,012 10 0,12 0,007 10 0,07<br />

Pr.10+0,5/2 27 0,315 1,25 0,394 0,0504 5 0,252 0,01 10 0,1 0,007 10 0,07<br />

Pr.10+0,5 0,436 0,279 0,110 0,07<br />

Pr.11+0,5/1 0,651 1,25 0,814 0,0736 5 0,368 0,049 10 0,49 0,047 10 0,47<br />

Pr.11+0,5/2 40(1) 0,604 1,25 0,755 0,0780 5 0,390 0,044 10 0,44 0,048 10 0,48<br />

Pr.11+0,5 0,784 0,379 0,465 0,475<br />

Pr.12+0,5/1 0,0<strong>06</strong> 1,25 0,008 0,0994 5 0,497 0,05 10 0,5 0,049 10 0,49<br />

Pr.12+0,5/2 40(1) 0,0<strong>06</strong> 1,25 0,008 0,0955 5 0,477 0,051 10 0,51 0,048 10 0,48<br />

Pr.12+0,5 0,008 0,487 0,505 0,485<br />

Pr.13+0,5/1 0,005 1,25 0,0<strong>06</strong> 0,1071 5 0,536 0,052 10 0,52 0,049 10 0,49<br />

Pr.13+0,5/2 40(1) 0,007 1,25 0,009 0,1186 5 0,593 0,051 10 0,51 0,048 10 0,48<br />

Pr.13+0,5 0,007 0,564 0,515 0,485<br />

Pr.14+0,5/1 0,041 1,25 0,051 0,1135 5 0,567 0,051 10 0,51 0,048 10 0,48<br />

Pr.14+0,5/2 40(1) 0,034 1,25 0,043 0,1216 5 0,608 0,051 10 0,51 0,047 10 0,47<br />

Pr.14+0,5 0,047 0,588 0,510 0,475<br />

AbwV Anhang 27 Behandlung von Abfällen durch CP-Anlagen sowie Altölaufbereitung<br />

AbwV Anhang 36 Herstellung von Kohlenwasserstoffen<br />

AbwV Anhang 38 Textilherstellung, Textilveredlung<br />

AbwV Anhang 40/1 Metallbearbeitung/-verarbeitung (Galvanik)<br />

Wert kann nicht verwendet werden Wert außerhalb Kalibrierung Streuung der Einzelwerte zu groß<br />

Tab. 18: Werte der Parallel-Bestimmungen von Standards, Proben und aufgestockten Proben<br />

Wert gut<br />

Bei allen grünmarkierten Ergebnissen war die Doppelbestimmung der Proben erfolgreich und der<br />

Wert innerhalb des Kalibrierbereichs.<br />

Bei den Proben 1 und 2 beim Verfahren nach DIN EN ISO14403-D6 für freies Cyanid liegt jeweils ein<br />

Wert der Doppelbestimmung außerhalb des Kalibrierbereichs. Des Weiteren ist die Streuung bei der<br />

Probe 1 zu groß. Beim Verfahren DIN 38405-D13 liegen bei den Proben 12 und 13 für Gesamtcyanid<br />

33


Ergebnisse<br />

beide Werte der Doppelbestimmung außerhalb des Kalibrierbereichs. Deshalb sind die Mittelwerte<br />

dieser Ergebnisse nicht valide und können nicht berücksichtigt werden.<br />

Für die Probe 2 konnte beim leicht freisetzbaren Cyanid kein Wert ermittelt werden, da sich während<br />

des Abtrennvorgangs Schaum bildete (siehe Abb. 6).<br />

Abb. 6: Starke Schaumbildung im Reaktions- und Absorptionsgefäß<br />

Bei der Probe 6 konnte für das Verfahren nach DIN EN ISO14403-D6 für keinen der beiden Parameter<br />

ein zuverlässiger Wert ermittelt werden. Grund dafür war, dass die Probe vom Probenehmer nur für<br />

das Verfahren DIN38405-D13 ausreichend stabilisiert wurde und deshalb nur einen pH-Wert von 9,5<br />

hatte. Für die Messung nach DIN EN ISO14403-D6 ist jedoch eine Stabilisierung auf einen pH-Wert<br />

von 12 notwendig.<br />

Um die dargestellten Doppelbestimmungswerte mit dem Verfahren nach DIN38405-D13 zu ermitteln<br />

waren bei den Proben 1, 2, 7 und 10 bis zu drei Analysenversuche erforderlich bis zwei plausible<br />

Werte ermittelt werden konnten. Für die folgenden Berechnungen wurden nur die zwei validen Doppelbestimmungswerte<br />

herangezogen.<br />

Insgesamt konnte bei fünf Proben kein durchgängiger Vergleich der Verfahren durchgeführt werden.<br />

5.2.1 Vergleich der relativen Streuung<br />

Um die Präzision der Analyseverfahren beurteilen und die Streuung vergleichen zu können wird der<br />

Variationskoeffizient nach folgender Formel berechnet:<br />

√<br />

(10)<br />

V = Variationskoeffizient (=relative Streuung) in %<br />

x1/2 = Messwert 1 bzw. 2 in mg/l<br />

xMittel = Mittelwert der Doppelbestimmungswerte in mg/l<br />

34


V D13 CNges (%) V D6 CNges (%) V D13 CNlf (%) V D6 CNf (%)<br />

K3[Fe(CN)6] 9,4 0,8 - -<br />

KSCN - - - -<br />

Probe1 8,1 3,4 7,4 -<br />

Probe2 11,2 2,5 -* -*<br />

Probe3 1,7 1,2 1,8 7,3<br />

Probe4 4,0 1,3 3,0 9,8<br />

Probe5 1,3 0,0 0,9 13,0<br />

Probe6 2,2 - 3,0 -<br />

Probe7 11,7 6,4 3,7 2,9<br />

Probe8 7,9 1,4 3,4 10,9<br />

Probe9 5,0 1,4 3,3 1,5<br />

Probe10 13,8 12,9 13,7 0,0<br />

Probe11 5,3 7,6 4,1 1,5<br />

Probe12 - 1,4 2,8 1,5<br />

Probe13 - 1,4 7,2 1,5<br />

Probe14 13,0 0,0 4,9 1,5<br />

Mittelwerte 7,3 3,0 4,6 4,7<br />

Tab. 19: Werte der Variationskoeffizienten beider Verfahren<br />

* Probe hat geschäumt, Werte nicht vergleichbar<br />

Ergebnisse<br />

Alle nicht angegebenen Ergebnisse, lagen außerhalb des Kalibrierbereichs oder konnten aus den im<br />

Abschnitt 5.2 genannten Gründen nicht gewertet werden. Aus den anderen Ergebnissen wurde der<br />

jeweilige Mittelwert berechnet. Beim Gesamtcyanid ist die relative Streuung nach dem Verfahren<br />

nach DIN38405-D13 mit 7,3% deutlich höher als beim Verfahren nach DIN EN ISO14403-D6 mit 3%.<br />

Beim leicht freisetzbaren Cyanid hingegen liegen die Mittelwerte der Variationskoeffizienten gleich<br />

und sind mit einem Wert von 4,6 bzw. 4,7% sehr gut.<br />

5.2.2 Vergleich der Wiederfindungsraten<br />

Um überprüfen zu können, ob die Abtrennung des Cyanids vollständig erfolgt, werden die Wiederfindungsraten<br />

nach dem Verfahren DIN EN ISO14403-D6 bestimmt. Diese berechnen sich wie folgt:<br />

(11)<br />

(12)<br />

η1 = Wiederfindungsrate für K3[Fe(CN)6] in %<br />

η2 = Wiederfindungsrate für KSCN in %<br />

ρA = gemessene Massenkonzentration an Cyanid in KCN-Standardlösung in mg/l<br />

ρB = gemessene Massenkonzentration an Cyanid in K3[Fe(CN)6-Standardlösung in mg/l<br />

ρC = gemessene Massenkonzentration an Cyanid in KSCN-Standardlösung in mg/l<br />

Gesamtcyanid<br />

Standard cLösung (mg/l) DIN38405-D13 CNges (mg/l) DIN EN ISO14403-D6 CNges (mg/l)<br />

KCN 0,1 0,098 0,097<br />

K3[Fe(CN)6] 0,1 0,088 0,087<br />

KSCN 1,0 0,004 0,001<br />

Tab. 20: Werte der gemessenen Standardlösungen für den Parameter CNges<br />

Standard soll (%) DIN38405-D13 CNges (%) DIN EN ISO14403-D6 CNges (%)<br />

K3[Fe(CN)6] ≥90 90 90<br />

KSCN


Ergebnisse<br />

Die Wiederfindungsrate von Hexacyanoferrat (III) wurde beim Parameter Gesamtcyanid bei beiden<br />

Verfahren erreicht und ist bei beiden Verfahren identisch.<br />

Da die gemessenen Werte der Thiocyanat-Lösung (rot markiert) weit unter dem Kalibrierbereich des<br />

jeweiligen Verfahrens liegen (siehe Tab. 20), können diese für die Berechnung der Wiederfindungsrate<br />

nicht verwendet werden.<br />

Leicht freisetzbares/freies Cyanid<br />

Standard cLösung (mg/l) DIN38405-D13 CNlf (mg/l) DIN EN ISO14403-D6 CNf (mg/l)<br />

KCN 0,1 0,1 0,096<br />

K3[Fe(CN)6] 0,1 0,005 0,001<br />

KSCN 1,0 0,005 0,002<br />

Tab. 22: Werte der gemessenen Standardlösungen für den Parameter CNlf/f<br />

Standard soll (%) DIN38405-D13 CNlf (%) DIN EN ISO14403-D6 CNf (%)<br />

K3[Fe(CN)6] ≤5 5,0 1,0<br />

KSCN


Ergebnisse<br />

Die Unterschiede sind dabei nicht systematisch, sondern variieren mit der einzelnen Probe. Lediglich<br />

bei der Probe 5 sind die Ergebnisse annähernd identisch. Anzumerken ist hierzu, dass der pH-Wert<br />

der Proben nicht hoch genug lag. So wurden die Proben von den Probenehmern zwar vorschriftsmäßig<br />

stabilisiert, der pH-Wert von 12 wurde dennoch nicht erreicht.<br />

Leicht freisetzbares/freies Cyanid<br />

Die Untersuchungsergebnisse für leicht freisetzbares und freies Cyanid sind in Tab. 25 aufgeführt und<br />

in Abb. 8 graphisch dargestellt.<br />

Probe1 Probe2 Probe3 Probe4 Probe5 Probe6<br />

DIN38405-D13 (mg/l) 0,15 - 0,79 0,39 0,36 0,22<br />

DIN EN ISO14403-D6 (mg/l) - - 0,87 0,12 0,07 -<br />

Tab. 25: Probenwerte für leicht freisetzbares bzw. freies Cyanid von nicht aufgestockten Proben<br />

Konzentration CNlf/f (mg/l)<br />

1,00<br />

0,90<br />

0,80<br />

0,70<br />

0,60<br />

0,50<br />

0,40<br />

0,30<br />

0,20<br />

0,10<br />

0,00<br />

Proben CNlf/f<br />

DIN38405-D13 DIN EN ISO14403-D6<br />

Probe 1 Probe 2 Probe 3 Probe 4 Probe 5 Probe 6<br />

Abb. 8: Probenwerte für leicht freisetzbares bzw. freies Cyanid von nicht aufgestockten Proben<br />

Bei Probe 1 können die Probenergebnisse beider Verfahren nicht miteinander verglichen werden, da<br />

jeweils ein Wert der Doppelbestimmung des Verfahrens nach DIN EN ISO14403-D6, wie im Abschnitt<br />

5.2 beschrieben, außerhalb des Kalibrierbereichs liegt. Außerdem liefert die Probe 2 beim Verfahren<br />

nach DIN38405-D13, wie ebenfalls im Abschnitt 5.2 beschrieben, kein Ergebnis.<br />

Die übrigen Messergebnisse beider Verfahren sind wiederum nicht identisch, es lassen sich auch<br />

keinerlei Gesetzmäßigkeiten in der Abweichung feststellen.<br />

Aus den Werten beider Parameter (CNges und CNlf/f) geht hervor, dass der Wert des Gesamtcyanids<br />

immer höher ist, als der des leicht freisetzbaren/freien Cyanids. Deshalb kann davon ausgegangen<br />

werden, dass die Messung mit beiden Verfahren erfolgreich war.<br />

5.2.3.2 Dotierte reale Proben<br />

Für den Methodenvergleich wurden unbelastete Realproben wie in Abschnitt 4.1.4 beschrieben mit<br />

0,5mg/l Cyanid-Ionen aufgestockt.<br />

Gesamtcyanid<br />

Die Untersuchungsergebnisse für Gesamtcyanid sind in Tab. 26 aufgeführt und in Abb. 9 graphisch<br />

dargestellt.<br />

Pr.7+0,5 Pr.8+0,5 Pr.9+0,5 Pr.10+0,5 Pr.11+0,5 Pr.12+0,5 Pr.13+0,5 Pr.14+0,5<br />

D13 (mg/l) 0,44 0,59 0,74 0,44 0,78 - - 0,05<br />

D6 (mg/l) 0,56 0,49 0,51 0,11 0,47 0,51 0,52 0,51<br />

Tab. 26: Probenwerte für Gesamtcyanid von aufgestockten Proben<br />

37


Konzentration CNges (mg/l)<br />

Abb. 9: Probenwerte für Gesamtcyanid von aufgestockten Proben<br />

Ergebnisse<br />

Abweichung Pr.7+0,5 Pr.8+0,5 Pr.9+0,5 Pr.10+0,5 Pr.11+0,5 Pr.12+0,5 Pr.13+0,5 Pr.14+0,5<br />

D13<br />

mg/l<br />

%<br />

-0,<strong>06</strong><br />

-12<br />

0,09<br />

18<br />

0,24<br />

48<br />

-0,<strong>06</strong><br />

-12<br />

0,28<br />

56<br />

-0,49<br />

-98<br />

-0,49<br />

-98<br />

-0,45<br />

-90<br />

D6<br />

mg/l<br />

%<br />

0,<strong>06</strong><br />

12<br />

-0,01<br />

-1<br />

0,01<br />

1<br />

-0,39<br />

-78<br />

-0,03<br />

-6<br />

0,01<br />

2<br />

0,02<br />

4<br />

0,01<br />

2<br />

Tab. 27: absolute (mg/l) und relative (%) Abweichungen von 0,5 mg/l für Gesamtcyanid<br />

Konzentration CNges (mg/l)<br />

0,90<br />

0,80<br />

0,70<br />

0,60<br />

0,50<br />

0,40<br />

0,30<br />

0,20<br />

0,10<br />

0,00<br />

0,40<br />

0,30<br />

0,20<br />

0,10<br />

0,00<br />

-0,10<br />

-0,20<br />

-0,30<br />

-0,40<br />

-0,50<br />

-0,60<br />

Aufgestockte Proben CNges (0,5 mg/l)<br />

Pr.7+0,5 Pr.8+0,5 Pr.9+0,5 Pr.10+0,5 Pr.11+0,5 Pr.12+0,5 Pr.13+0,5 Pr.14+0,5<br />

Abb. 10: absolute Abweichungen von 0,5mg/l für Gesamtcyanid<br />

DIN38405-D13 DIN EN ISO14403-D6<br />

Abweichung von Aufstockung CNges<br />

DIN38405-D13 DIN EN ISO14403-D6<br />

Pr.7+0,5 Pr.8+0,5 Pr.9+0,5 Pr.10+0,5 Pr.11+0,5 Pr.12+0,5 Pr.13+0,5 Pr.14+0,5<br />

Die mit 0,5mg/l dotierten Proben wurden eindeutig mit dem Verfahren nach DIN EN ISO14403-D6<br />

besser wiedergefunden. Die Abweichung der Ergebnisse vom aufgestockten Gehalt beträgt wie in<br />

Tab. 27 ersichtlich nur wenige Prozent. Lediglich bei der Probe 10 wird ein schlechtes Messergebnis<br />

erzielt.<br />

Mit dem Verfahren nach DIN38405-D13 ist die Wiederfindungsrate in den meisten Fällen deutlich zu<br />

hoch oder aber viel zu niedrig. Es lässt sich keinerlei Gesetzmäßigkeit in der Abweichung feststellen.<br />

In der Abb. 10 wird dies noch einmal verdeutlicht.<br />

38


Ergebnisse<br />

Leicht freisetzbares/freies Cyanid<br />

Die Aufstockung erfolgte mit KCN-Lösung, so dass die gesamte aufgestockte Menge an Cyanid bei der<br />

Bestimmung von leicht freisetzbarem Cyanid nach DIN38405-D13 und dem freien Cyanid nach DIN<br />

EN ISO14403-D6 wiedergefunden werden sollte. Die Untersuchungsergebnisse hierzu sind in Tab. 28<br />

aufgeführt und Abb. 11 graphisch dargestellt.<br />

Pr.7+0,5 Pr.8+0,5 Pr.9+0,5 Pr.10+0,5 Pr.11+0,5 Pr.12+0,5 Pr.13+0,5 Pr.14+0,5<br />

D13 (mg/l) 0,44 0,50 0,48 0,28 0,38 0,49 0,56 0,59<br />

D6 (mg/l) 0,48 0,46 0,48 0,07 0,48 0,49 0,49 0,48<br />

Tab. 28: Probenwerte für leicht freisetzbares bzw. freies Cyanid von aufgestockten Proben<br />

Abb. 11: Probenwerte für leicht freisetzbares bzw. freies Cyanid von aufgestockten Proben<br />

Abweichung Pr.6+0,5 Pr.7+0,5 Pr.8+0,5 Pr.9+0,5 Pr.10+0,5 Pr.11+0,5 Pr.12+0,5 Pr.13+0,5<br />

D13<br />

mg/l<br />

%<br />

-0,<strong>06</strong><br />

-12<br />

0,00<br />

0<br />

-0,02<br />

-4<br />

-0,22<br />

-44<br />

-0,12<br />

-24<br />

-0,01<br />

-2<br />

0,<strong>06</strong><br />

12<br />

0,09<br />

18<br />

D6<br />

mg/l<br />

%<br />

-0,02<br />

-4<br />

-0,04<br />

-8<br />

-0,02<br />

-4<br />

-0,43<br />

-86<br />

-0,02<br />

-4<br />

-0,01<br />

-2<br />

-0,01<br />

-2<br />

-0,02<br />

-4<br />

Tab. 29: absolute (mg/l) und relative (%) Abweichungen von 0,5 mg/l für leicht freisetzbares bzw. freies Cyanid<br />

Konzentration CNlf/f (mg/l)<br />

Konzentration CNlf (mg/l)<br />

0,70<br />

0,60<br />

0,50<br />

0,40<br />

0,30<br />

0,20<br />

0,10<br />

0,00<br />

0,20<br />

0,10<br />

0,00<br />

-0,10<br />

-0,20<br />

-0,30<br />

-0,40<br />

Aufgestockte Proben CNlf/f (0,5 mg/l)<br />

DIN38405-D13 DIN EN ISO14403-D6<br />

Pr.7+0,5 Pr.8+0,5 Pr.9+0,5 Pr.10+0,5 Pr.11+0,5 Pr.12+0,5 Pr.13+0,5 Pr.14+0,5<br />

Abweichung von Aufstockung CNlf/f<br />

DIN38405-D13 DIN EN ISO14403-D6<br />

Pr.7+0,5 Pr.8+0,5 Pr.9+0,5 Pr.10+0,5 Pr.11+0,5 Pr.12+0,5 Pr.13+0,5 Pr.14+0,5<br />

-0,50<br />

Abb. 12: absolute Abweichungen von 0,5 mg/l für leicht freisetzbares bzw. freies Cyanid<br />

39


Ergebnisse<br />

Beim Parameter leicht freisetzbares/freies Cyanid erzielten beide Verfahren gute Wiederfindungsraten,<br />

das Verfahren nach DIN EN ISO14403-D6 lieferte dabei insgesamt konstantere Ergebnisse (siehe<br />

Tab. 29). Auffällig ist, dass mit dem Verfahren nach DIN38405-D13 bei Probe 13 und 14 zu hohe Werte<br />

gemessen wurden (siehe Abb. 11).<br />

Wie schon beim Parameter Gesamtcyanid sind die Messergebnisse bei der Probe 10 am schlechtesten,<br />

was sowohl in Abb.11 als auch in Abb.12 deutlich zu sehen ist.<br />

40


6 Diskussion<br />

Diskussion<br />

Das Ziel dieser Arbeit war, festzustellen, ob die beiden anerkannten Analyseverfahren DIN38405-D13<br />

und DIN EN ISO14403-D6 zur Cyanid-Bestimmung bei realen Proben der bayerischen Abwasserüberwachung<br />

gleiche Ergebnisse liefern.<br />

Hierzu wurden zunächst die beiden Verfahren in Bezug auf Definitionsunterschiede und Unterschiede<br />

im Ablauf des Verfahrens gegenübergestellt, danach die Analyseergebnisse miteinander verglichen<br />

und statistisch ausgewertet. Im Folgenden wird nun diskutiert, inwieweit die Unterschiede in<br />

den Verfahren, die Messergebnisse beeinflussen.<br />

Das Verfahren nach DIN38405-D13 gibt für die jeweiligen Cyanid-Parameter wesentlich genauer an,<br />

welche Cyanid-Spezies erfasst bzw. nicht erfasst werden. Zudem unterscheiden sich die Verfahren<br />

hinsichtlich der Aufschlusskriterien und den Vorgaben zur Probenstabilisierung. Dies könnte zu der<br />

Annahme führen, dass es zu Abweichungen beim Vergleich der Verfahrensparameter untereinander<br />

kommt.<br />

Zunächst wurden bei den Messergebnissen der realen Proben tatsächlich große Unterschiede beobachtet.<br />

Da beim Verfahren nach DIN EN ISO14403-D6 die Ergebnisse fast immer niedriger sind, könnte man<br />

vermuten, dass der Aufschluss der Cyanid-Verbindungen bei den gemessenen realen Proben schlechter<br />

funktioniert. Diese Vermutung wird allerdings bei der realen Probe 5 und den dotierten Proben 7<br />

und 8, bei denen beim Parameter Gesamtcyanid mit beiden Verfahren ein ähnlicher Wert gemessen<br />

wurde, nicht bestätigt. Des Weiteren ist die Wiederfindungsrate für diesen Parameter mit 90% bei<br />

beiden Verfahren identisch.<br />

Der Unterschied beim Aufschluss des leicht freisetzbaren/freien Cyanids liegt nur in der Temperatur,<br />

dieser kann ebenso vernachlässigt werden, was die Ergebnisse der realen Probe 5 und fast alle dotierten<br />

Proben belegen.<br />

Die Ursache für die niedrigen Messergebnisse beim Verfahren nach DIN EN ISO14403-D6 bei den<br />

realen Proben könnte in einer unzureichenden Probenstabilisierung liegen. Während die Norm<br />

DIN38405-D13 eine Stabilisierung auf einen pH-Wert von größer 9 vorschreibt, verlangt die Norm<br />

DIN EN ISO14403-D6 eine Stabilisierung auf einen pH-Wert von 12.<br />

Die Proben wurden wie im Abschnitt 4.1 beschrieben von den Wasserwirtschaftsämtern zur Verfügung<br />

gestellt. Diese arbeiten bisher alle nach dem Verfahren DIN38405-D13. Nach Überprüfung<br />

ergaben sich für die Proben pH-Werte zwischen 10 und 11, bei Probe 6 sogar nur ein pH-Wert von<br />

9,5. Dass diese pH-Werte für Messungen nach dem Verfahren DIN EN ISO14403-D6 unzureichend<br />

sind, wird am deutlichsten bei der Probe 6, wo nach mehrmaligem Messen immer ein anderes Ergebnis<br />

erzielt wurde. Aber auch die Proben 1, 2, 3 und 4 bestätigen die Vermutung.<br />

Die Ergebnisse der dotierten Proben unterstützen die These, dass der Unterschied in den Ergebnissen<br />

mit der Stabilisierung der Proben zusammenhängt. Diese Proben wurden alle mit einem pH-Wert von<br />

12 stabilisiert, was beim Verfahren nach DIN EN ISO14403-D6 zu ähnlicheren und auch konstanteren<br />

Ergebnissen führte. Dass dies beim Verfahren nach DIN38405-D13 nur für den Parameter leicht freisetzbares<br />

Cyanid zutrifft, widerspricht dieser These nicht, sondern könnte ein Hinweis auf eine<br />

grundsätzliche Problematik des Verfahrens nach DIN38405-D13 sein. Die extrem niedrigen Werte für<br />

den Parameter Gesamtcyanid bei Probe 12, 13 und 14 sind höchstwahrscheinlich auf einen Verfahrensfehler<br />

zurückzuführen, ebenso die zu hohen Werte bei Probe 9 und 11. Dieses Verfahren ist anfälliger<br />

für derartige Fehler, da es wie im Abschnitt 4.2.2.1 beschrieben sehr komplex aufgebaut ist<br />

und die Durchführung viel Erfahrung und Routine benötigt.<br />

In Bezug auf die Unterschiede der Verfahren lässt sich zusammenfassend sagen, dass weder die Definition<br />

der Cyanid-Parameter, noch der Aufschluss der Cyanid-Verbindungen maßgeblich das Messergebnis<br />

beeinflussen. Der einzige Unterschied, der sich in den Ergebnissen deutlich wiederspiegelt ist<br />

41


Diskussion<br />

die Stabilisierung der Proben. Da sich ein pH-Wert von 12 nicht negativ auf die Ergebnisse auswirkte,<br />

die nach dem Verfahren DIN38405-D13 gemessen wurden, sollten die Probenehmer bei der bayerischen<br />

Anlagenüberwachung angewiesen werden, die Proben grundsätzlich auf diesen Wert zu stabilisieren.<br />

Die Pufferlösung und die Salzsäure lassen einen höheren pH-Wert beim Verfahren nach<br />

DIN38405-D13 durchaus zu.<br />

Die Verfahren wurden ebenfalls bezüglich ihrer relativen Streuung verglichen.<br />

Die relativen Streuungen waren bei beiden Verfahren gering. Sie lagen zwischen 3,0 und 7,3 %. Die<br />

erwartete größere Streuung des Verfahrens nach DIN38405-D13 gegenüber dem automatisierten<br />

Verfahren nach DIN EN ISO14403-D6 zeigte sich nur bei den aufgestockten Proben und bei der Bestimmung<br />

von Gesamtcyanid. Für das Erreichen der geringen relativen Streuung bei dem Verfahren<br />

nach DIN38405-D13 waren jedoch mehre Analyseversuche erforderlich.<br />

Ein weiteres Ziel der Arbeit war es, die Ergebnisse in den Prozess der Privatisierung der Abwasseranlagenüberwachung<br />

miteinzubeziehen.<br />

Bisher wurden die Einhaltung der Grenzwerte nach dem Verfahren DIN38405-D13 überprüft. Im<br />

Falle einer Privatisierung der Abwasserüberwachung ist wie in der Einleitung beschrieben davon auszugehen,<br />

dass die Überprüfung mit Hilfe des Verfahrens nach DIN EN ISO14403-D6 erfolgt. Deshalb<br />

ist es bezogen auf die festgelegten Grenzwerte wichtig, dass beide Verfahren zu ähnlichen Ergebnissen<br />

kommen. Ansonsten könnte dies bei zu hohen Ergebnissen zu einer Verschärfung der Anforderungen<br />

für den Einleiter oder im Fall von zu niedrigen Ergebnissen zu einer Verschlechterung des<br />

Gewässerschutzes führen.<br />

Wie in der obigen Diskussion deutlich wird, bleibt als wesentlicher im Sinne von Ergebnis beeinflussenden<br />

Unterschied die Stabilisierung. Um ganz sicher zu gehen, dass die Unterschiede in den Messergebnissen<br />

eindeutig auf die unterschiedliche Stabilisierung zurückzuführen ist, müsste man erneut<br />

Parallelmessungen durchführen, mit Proben die jeweils auf den Wert der beiden Verfahren stabilisiert<br />

wurden. Im Rahmen dieser Arbeit war dies nicht möglich, da die zur Verfügung gestellten Proben,<br />

wie oben beschrieben, alle nach dem Verfahren DIN38405-D13 stabilisiert waren.<br />

42


7 Zusammenfassung<br />

Zusammenfassung<br />

Im Rahmen dieser Arbeit wurden die beiden Verfahren nach DIN38405-D13 und DIN EN ISO14403-<br />

D6, die im Vollzug der Abwasserverordnung in Bayern zur Bestimmung von Cyanid–Spezies zugelassen<br />

sind, untersucht.<br />

Hierzu wurden die Gemeinsamkeiten und Unterschiede in der praktischen Anwendung der beiden<br />

Verfahren zur Bestimmung von Gesamtcyanid, leicht freisetzbaren Cyanid und freien Cyanid herausgearbeitet.<br />

Dabei wurden Unterschiede in den Parameterdefinitionen, der Überprüfung der Abtrennung<br />

auf Vollständigkeit, der Stabilisierung sowie des Aufschlusses in Temperatur, Zeit und Art aufgezeigt.<br />

Des Weiteren wurden die Anwendungserfordernisse insbesondere der Kalibrierung des Verfahrens<br />

nach DIN38405-D13 ermittelt und die Verfahren zur Anwendungsreife etabliert.<br />

Die Daten aus den Bescheiden zur Einleitung cyanidhaltiger Abwässer in Bayern wurden ausgewertet<br />

und die Grenzwerte nach den Anhängen der Abwasserverordnung sortiert.<br />

Um zu ermitteln, ob beide Verfahren gleiche Ergebnisse im Vollzug der Abwasserverordnung in Bayern<br />

liefern, wurden praktische Untersuchungen an Standards und 14 realen Proben, die zum Teil<br />

aufgestockt wurden, durchgeführt. Bei fünf Proben war wegen probenspezifischer Besonderheiten<br />

der Verfahrensvergleich nicht durchgängig möglich. Für die Ermittlung zweier valider Werte nach<br />

dem Verfahren DIN38405-D13 mussten mitunter bis zu drei Analyseversuche gemacht werden.<br />

Die beiden Verfahren erreichten eine geringe relative Streuung von 3-7%. Die Untersuchungen der<br />

Standards ergaben, dass die erforderliche Speziestrennung bzw. die Wiederfindungsanforderung für<br />

Hexacyanoferrat(III) bei beiden Verfahren mit 90% erreicht wurde. Des Weiteren wurde gezeigt dass<br />

keine Störung durch Thiocyanat auftritt.<br />

Als mögliche Ursache für die unterschiedlichen Ergebnisse der 14 realen Proben wurde die unzureichende<br />

Stabilisierung der Proben für das Verfahren nach DIN EN ISO14403-D6 herausgearbeitet.<br />

Deshalb wurde der Vorschlag gemacht, die Proben im Vollzug der Abwasserverordnung in Bayern<br />

grundsätzlich auf einen pH-Wert von 12 zu stabilisieren.<br />

43


8 Abkürzungsverzeichnis<br />

Abkürzungsverzeichnis<br />

AbwV Abwasserverordnung<br />

Ag Silber<br />

Au Gold<br />

BB Berliner Blau<br />

BLS Blutlaugensalz<br />

C Kohlenstoff<br />

ClCN Chlorcyan<br />

CN - Cyanid<br />

CNf freies Cyanid<br />

CNges Gesamtcyanid<br />

CNlf leicht freisetzbares Cyanid<br />

Co Cobalt<br />

CO2 Kohlendioxid<br />

Cu Kupfer<br />

D6 Verfahren nach DIN EN ISO14403-D6<br />

D13 Verfahren nach DIN38405-D13<br />

DEV Deutsche Einheitsverfahren<br />

Fe Eisen<br />

H2O Wasser<br />

HCl Salzsäure<br />

HCN Cyanwasserstoff (Blausäure)<br />

K Kalium<br />

KCN Kaliumcyanid<br />

KSCN Kaliumthiocyanat<br />

KB Stabilitätskonstante<br />

Ksp Löslichkeitskonstante<br />

LfU Landesamt für Umwelt<br />

LF-Theorie Ligandenfeld-Theorie<br />

M Metall<br />

Mo Molybdän<br />

MO-Theorie Molekülorbital-Theorie<br />

N Stickstoff<br />

Na Natrium<br />

NaCN Natriumcyanid<br />

NaOH Natriumhydroxid<br />

O Sauerstoff<br />

OCN - Cyanat-Ion<br />

Pd Palladium<br />

Pt Platin<br />

R-CN Nitrile<br />

SCN - Thiocyanat-Ion<br />

SM Schwermetalle (Blei, Cadmium, Chrom, Kupfer, Nickel, Quecksilber, Thallium, Zink)<br />

SO4 2- Sulfat<br />

UV ultraviolett<br />

VB-Theorie Valence-bond-Theorie<br />

WFR Wiederfindungsrate<br />

WHG Wasserhaushaltsgesetz<br />

WWA Wasserwirtschaftsamt<br />

x Mittelwert<br />

Zn Zink<br />

44


9 Literaturverzeichnis<br />

Literaturverzeichnis<br />

Althaus, H., & Schössner, H. (1991). Vorkommen, Bedeutung und Nachweis von Cyaniden. Berlin:<br />

Erich Schmidt Verlag.<br />

Bayerisches Staatsministerium des Innern. (30. 05 2012). Allgemeines Ministerialblatt Nr.5, 25.<br />

Jahrgang. Vollzug des Wasserrechts; Analysen- und Messverfahren für Abwasser, 348-352.<br />

<strong>München</strong>, Bayern.<br />

Bellomo, A. (1970). Formation of copper(II), zinc(II), silver(I) and lead(II) ferrocyanides. Talanta 17.<br />

Büchel, K. H. (1970). Chemie der Pflanzenschutz- und Schädlingsbekämpfungsmittel. Berlin: Springer<br />

Verlag.<br />

Bundesministerium der Justiz. (30. 10 2012). juris BMJ - Aktuelle Texte (Gesetze/Verordnungen) -<br />

Teilliste (A) - AbwV. Abgerufen am 30. 10 2012 von juris BMJ: http://www.gesetze-iminternet.de/Teilliste_A.html<br />

Bundesministerium der Justiz. (30. 10 2012). juris BMJ - Aktuelle Texte (Gesetze/Verordnungen) -<br />

Teilliste (W) - WHG. Abgerufen am 30. 10 2012 von juris BMJ: http://www.gesetze-iminternet.de/Teilliste_W.html<br />

Christensen, H. E. (1974). The Toxic Substances List 1974 Editions. Rockville, Maryland: Natl. Inst.<br />

Occupat. Safety and Health.<br />

Deutsches Institut für Normung. (03 2002). Bestimmung von Cyaniden mit der kontinuierlichen<br />

Fließanalytik (D6). DIN EN ISO 14403-D6:2002-03, 26. Wiley-VCH, 69469 Weinheim.<br />

Deutsches Institut für Normung. (04 2011). Bestimmung von Cyaniden (D13). DIN 38405-D13:2011-<br />

04, 22. Wiley-VCH, 69469 Weinheim.<br />

Dipl.-Chem. Karin Oelsner, u. a. (2001). Abbauverhalten von komplexen Cyanidverbindungen.<br />

Abschlussbericht, Sächsische Landesamt für Umwelt und Geologie, Altlasten.<br />

Holleman, A. F., & Wiberg, E. (1995). Lehrbuch der anorganischen Chemie. Berlin: Walter de-Gruyter.<br />

Hütter, L. A. (1994). Wasser und Wasseruntersuchung. Frankfurt am Main: Salle u. Sauerländer.<br />

Rapoport, S. M. (1969). Medizinische Biochemie. Berlin: Volk und Gesundheit.<br />

Tausch, C. (29. 10 2012). Wir über Uns - InternetangebotBayerisches Landesamt für Umwelt.<br />

Abgerufen am 29. 10 2012 von InternetangebotBayerisches Landesamt für Umwelt:<br />

http://www.lfu.bayern.de/wir/index.htm<br />

Ullmann. (1975). Ullmanns Enzyklopädie der technischen Chemie. 4. Auflage. Weinheim: Chemie.<br />

45


10 Anhang<br />

Anhang<br />

Nr. 1<br />

Physikochemische Eigenschaften und charakteristische Daten ausgewählter Cyanid-Verbindungen<br />

46


Erklärung<br />

Erklärung<br />

Hiermit erkläre ich gemäß § 35 Abs. 7 der Rahmenprüfungsordnung für Fachhochschulen in Bayern,<br />

dass ich die vorliegende Bachelor-Arbeit mit dem Titel<br />

Vergleichsmessungen photometrischer Verfahren im Kontext des Vollzugs der<br />

Abwasserverordnung in Bayern<br />

selbständig verfasst, noch nicht anderweitig für Prüfungszwecke vorgelegt, keine anderen als die<br />

angegebenen Quellen oder Hilfsmittel benutzt sowie wörtliche und sinngemäße Zitate als solche<br />

gekennzeichnet habe.<br />

Vincent Paul Maier<br />

Schenkendorfstr. 16a<br />

86167 Augsburg<br />

…………………………………………… …………………………………………..<br />

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