33 (1-2009) - des Friedrich-Bödecker-Kreises in Sachsen-Anhalt eV
33 (1-2009) - des Friedrich-Bödecker-Kreises in Sachsen-Anhalt eV
33 (1-2009) - des Friedrich-Bödecker-Kreises in Sachsen-Anhalt eV
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
spr<strong>in</strong>gen zwei kle<strong>in</strong>e braunhäutige Jungs herum und spielen unter<br />
anderem auf e<strong>in</strong>em der auf der Straße herumstehenden Möbelstücke, e<strong>in</strong><br />
durchlöcherter Sessel.<br />
Der nächste Stopp ist e<strong>in</strong>e ganz normale Wohnhütte. Gerade e<strong>in</strong>mal so<br />
groß, dass e<strong>in</strong> Bett und e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>er kniehoher Schrank h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>passt… Und<br />
dies ist noch e<strong>in</strong> gehobenes Township, erzähl man uns, hier habe ja<br />
wenigstens noch jeder halbwegs se<strong>in</strong> eigenes Grundstück… Dann gibt es<br />
eigenartig schmecken<strong>des</strong> Mittagessen, und eigentlich tut es uns Leid, es<br />
nicht aufzuessen, aber es schmeckt irgendwie nicht, und kaum s<strong>in</strong>d wir<br />
aus diesem Essenssaal wieder verschwunden, nehmen sich e<strong>in</strong>ige wenige<br />
E<strong>in</strong>heimischen alles, was sie kriegen können.<br />
Mit literweise gelber oder blauer Farbe ziehen wir wieder durch das<br />
Township, unsere nächste Mission besteht dar<strong>in</strong>, halb zerfallene<br />
Holzbuden zu streichen. Wir werden weder fertig <strong>in</strong> der halben Stunde,<br />
die wir haben, noch sehen wir e<strong>in</strong>en S<strong>in</strong>n <strong>in</strong> dieser Aktion, aber<br />
immerh<strong>in</strong>, wir haben Bretterbuden e<strong>in</strong>en Gelbstich verpasst. Auf dem<br />
Rückweg zu den Bussen erzählt mir die Betreuer<strong>in</strong> Olga, dass dies<br />
e<strong>in</strong>ige der letzten Auswüchse der Apartheid s<strong>in</strong>d. Hierh<strong>in</strong> wurden<br />
damals die Schwarzen ausgesiedelt – und leben zum Teil immer noch<br />
hier. Das Geld <strong>des</strong> Staates sei immer noch <strong>in</strong> den Händen der Weißen,<br />
auch wenn sich <strong>in</strong> den letzten Jahren viel zum positiven geändert hat.<br />
Wie denn die Situation eigentlich heutzutage <strong>in</strong> Deutschland aussähe<br />
nach Hitlers Machtübernahme und der Kapitulation… Es geht wieder<br />
zurück. Abends f<strong>in</strong>det die Abschlussveranstaltung statt, jeder bekommt<br />
e<strong>in</strong>e Urkunde und e<strong>in</strong>e Foto-CD und wir werden offiziell verabschiedet.<br />
05.12.2008 – We<strong>in</strong>- und Straußenfarm<br />
Alle fahren ab, die Äthiopier müssen schon über Nacht abgereist se<strong>in</strong>,<br />
alle anderen verabschieden sich unter Tränen mit letzten<br />
Abschiedsworten und der Versuch ke<strong>in</strong>e Tränen zu vergießen<br />
funktioniert nicht. Aber die Ablenkung kommt sofort, wir fahren weiter<br />
zu e<strong>in</strong>er We<strong>in</strong>farm, <strong>in</strong> der wir e<strong>in</strong>e Führung kriegen, und zu e<strong>in</strong>er<br />
Straußenfarm. Allerd<strong>in</strong>gs hat dort kaum e<strong>in</strong>er Lust, mitzuerleben, wie<br />
auf brutale Art so e<strong>in</strong> Straußenritt für Menschen vorbereitet wird, und<br />
unser letzter Stopp auch für diesen Tag ist McDonalds unter Palmen, <strong>in</strong><br />
dem alles wesentlich preiswerter ist als <strong>in</strong> Deutschland.