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Vorlesung von Juliane Blech am 7.11.2011 in der MLU Halle (pdf ...

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V O R L E S U N G / P O E S I E U N D P O E T I K<br />

<strong>von</strong> <strong>Juliane</strong> <strong>Blech</strong> <strong>am</strong> 07. November 2011, 14.15-15.45 Uhr, Frankesche Stiftungen,<br />

Haus 31, Hörsaal<br />

gerichtet an Studierende des Lehr<strong>am</strong>ts Grundschule und För<strong>der</strong>schule<br />

(Titel: Das Durche<strong>in</strong>an<strong>der</strong> e<strong>in</strong>er Dichter<strong>in</strong>)


Gedicht:<br />

Wildschwe<strong>in</strong>e die Walzer tanzen<br />

s<strong>in</strong>d wie W<strong>in</strong>deln tragende Wanzen<br />

wie Libellen <strong>in</strong> Le<strong>der</strong>hosen<br />

P<strong>in</strong>gu<strong>in</strong>e die <strong>in</strong> Wüsten posen<br />

Rumpelstilzchen versteckt im Ranzen<br />

nur Ausgeburten <strong>der</strong> Phantasie<br />

so wie<br />

laut krakeelende Kraken<br />

Grashüpfer die im Moor herum staken<br />

hustende Häuser zappelnde Zäune<br />

schielende Schnitzel bellende Bäume<br />

e<strong>in</strong> Schneemann <strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Sauna steht<br />

e<strong>in</strong> büffeln<strong>der</strong> Büffel an <strong>der</strong> Universität<br />

wie Seepferdchens<strong>am</strong>ureis scharfer Zucker<br />

und Eidechseneis<br />

so wie<br />

Seilbahnen die bis zum Mond verkehren<br />

Pirouetten drehende Pandabären<br />

Schnabeltassen die Fe<strong>der</strong>n tragen<br />

<strong>der</strong> Rundfunksen<strong>der</strong> rappen<strong>der</strong> Raben<br />

e<strong>in</strong>e alles klärende Philosophie<br />

s<strong>in</strong>d nur Ausgeburten <strong>der</strong> Phantasie<br />

die da glüht o<strong>der</strong> blüht o<strong>der</strong> sprüht<br />

die die Welt verdreht<br />

sich plustert und bläht<br />

doch herrlich herrlich<br />

ich b<strong>in</strong> ehrlich<br />

verzichten möchte ich darauf nie<br />

<strong>Juliane</strong> <strong>Blech</strong><br />

Mit diesem ersten Gedicht <strong>von</strong> mir möchte ich allen die hier s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>en guten Tag<br />

wünschen und zugleich <strong>von</strong> Anbeg<strong>in</strong>n die Phantasie hochhalten, ihr den Raum<br />

geben, da sie zu me<strong>in</strong>em Leben und Schaffen dazu gehört, etwas ist, was meistens<br />

<strong>in</strong> mir rumort. Ich begrüße Sie zu <strong>der</strong> heutigen <strong>Vorlesung</strong> im Rahmen des Poesie und<br />

Poetik Projektes. Die Vorbereitung dieser <strong>Vorlesung</strong>, als auch <strong>der</strong> jetzige Moment<br />

des Verlautens dessen, was ich vorbereitete und nun vorlesen möchte, ist und war<br />

mir e<strong>in</strong>e selts<strong>am</strong>e, unvertraute Mühe. Die Mühe resultiert aus <strong>der</strong> Gegebenheit<br />

heraus, dass ich <strong>von</strong> mir reden soll, <strong>von</strong> me<strong>in</strong>er Sicht auf das Schreiben für K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

und das fühlt sich vollkommen an<strong>der</strong>s an, als wenn ich als Schriftsteller<strong>in</strong> <strong>von</strong> mir<br />

verfasste Texte lese. In diesen steckt zwar auch sehr viel <strong>von</strong> mir, ist me<strong>in</strong>e Sicht<br />

und Phantasie enthalten, doch sche<strong>in</strong>t es verwobener, verwandelter. Ich möchte die<br />

<strong>Vorlesung</strong> als schöne Mühe erachten, hoffend, dass ich ke<strong>in</strong> unzumutbares<br />

Durche<strong>in</strong>an<strong>der</strong> fabriziere und Sie e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong> me<strong>in</strong>e Arbeit und Gedankenwelt<br />

2


erhalten. Vielleicht spüren Sie, wie viel mir das Schreiben bedeutet, gew<strong>in</strong>nen Sie<br />

e<strong>in</strong>e Ahnung, wie ich arbeite und was ich empf<strong>in</strong>de im Nachs<strong>in</strong>nen darüber, ohne<br />

den Anspruch erheben zu wollen, so müsste es se<strong>in</strong> o<strong>der</strong> dass ich umfassend zu<br />

sagen verstünde, wie es ist. Ke<strong>in</strong>e Koketterie, ke<strong>in</strong>e List. Es ist me<strong>in</strong>e Art des<br />

Bezweifelns und e<strong>in</strong> Gefühl, mehr an Fragen zu haben, als an Antworten.<br />

Ich k<strong>am</strong> im W<strong>in</strong>ter 1975, hier <strong>in</strong> <strong>Halle</strong>/Saale auf die Welt. Wir lebten e<strong>in</strong>ige Jahre <strong>in</strong><br />

<strong>Halle</strong>-Neustadt, ehe wir als dann sechsköpfige F<strong>am</strong>ilie nach <strong>Halle</strong> umzogen. Ich war<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> dritten Klasse und fasz<strong>in</strong>iert <strong>von</strong> <strong>der</strong> An<strong>der</strong>sartigkeit des Ortes, unserer<br />

Wohnung, <strong>der</strong> alten Stadt. In diese Zeit fällt auch <strong>der</strong> Beg<strong>in</strong>n me<strong>in</strong>es kont<strong>in</strong>uierlichen<br />

Schreibens. Aufgrund <strong>der</strong> Wende <strong>in</strong> unserem Land ergab sich mir die Möglichkeit<br />

Abitur zu machen und somit 12 Jahre, zuzüglich e<strong>in</strong>er Zusatzrunde, bed<strong>in</strong>gt durch<br />

schlechte Lernergebnisse <strong>in</strong> Mathematik und Physik, zu absolvieren. Nach dem<br />

Abitur g<strong>in</strong>g ich für fast e<strong>in</strong> Jahr nach Paris, wo ich als Au-pair drei Jungen zu hüten<br />

hatte. Nach <strong>der</strong> Rückkehr(1995) begann ich <strong>in</strong> <strong>Halle</strong> zu studieren und wählte me<strong>in</strong>en<br />

Interessen folgend Romanistik und Philosophie. Beides erfüllt mich anfangs sehr,<br />

was im Verlauf des Studiums aber, aus verschiedenen Gründen, nicht so blieb.<br />

Ich entschied mich für den Abbruch (2002) und nahm aus Interesse noch an<br />

Germanistiksem<strong>in</strong>aren teil. Ich war Mutter zweier K<strong>in</strong><strong>der</strong> geworden, was ebenfalls für<br />

Unterbrechungen sorgte und für Verschiebungen im Wollen und Se<strong>in</strong>. Dies alles sei<br />

nur umrissen. Seit 2003 arbeite ich als freischaffende Autor<strong>in</strong>, was jedoch nicht als<br />

Jahresdatum für e<strong>in</strong>en Beg<strong>in</strong>n des Se<strong>in</strong>s als Schriftsteller<strong>in</strong> anzusehen ist, da mich<br />

das Schreiben, seit ich das Schreiben erlernte immer begleitete. Ich übte, wie viele<br />

junge Menschen verschiedene Jobs aus, vorrangig im Cafe- und Kneipenbereich,<br />

aber auch als Putzende <strong>in</strong> Büros und <strong>am</strong> liebsten beim Hubschrauberson<strong>der</strong>dienst <strong>in</strong><br />

Opp<strong>in</strong>. Ich habe seit me<strong>in</strong>em Abitur ke<strong>in</strong>e weiteren Abschlüsse errungen o<strong>der</strong><br />

erhalten, mich ganz <strong>der</strong> Selbstständigkeit als Schriftsteller<strong>in</strong> verordnet.<br />

Für mich ist die Entscheidung, welche ich getroffen habe e<strong>in</strong>e sehr nahe Wahl<br />

gewesen, nämlich die Wahl das zu tun, was ich tun möchte, was mir<br />

Herausfor<strong>der</strong>ung, Freude, <strong>in</strong>nere Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung, Suche, Lust und Leidenschaft<br />

ist. Für mich bedeutet es die Schreibende zu se<strong>in</strong>, die ich b<strong>in</strong>, dass das, was mir so<br />

viel bedeutet me<strong>in</strong> Tun ist, dass es das ist, was ich leben möchte, weil es aus mir<br />

kommt, das Me<strong>in</strong>ige ist… Auch dies nur umrissen, da es viele Wege gibt auf denen<br />

man geht und die man g<strong>in</strong>g und vielerlei Erfahrungen, Ereignisse, Situationen,<br />

welche mit h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>fließen, bestimmend wirken, prägen, Entscheidungen abverlangen<br />

o<strong>der</strong> bee<strong>in</strong>flussen.<br />

Es fällt mir nicht leicht Gründe für me<strong>in</strong> Schreiben zu nennen, zu sagen, warum ich<br />

schreibe, weswegen ich so schreibe, wie ich schreibe, was ich d<strong>am</strong>it verfolge, woher<br />

me<strong>in</strong>e Hang zum Dichten und Reimen kommt. Es fällt nicht so leicht, wenn ich die<br />

ganz e<strong>in</strong>fachen Begründungen, wie Freude, Vergnügen, Notwendigkeit und<br />

Normalität außer Acht lasse. Was ist es? Was ist da? Was ist das, was mich dazu<br />

drängt, was mich lockt und seit ich Worte schreiben lernte nicht los lässt? Es ist die<br />

Lust <strong>am</strong> Schreiben, an dem Rückzug <strong>der</strong> d<strong>am</strong>it e<strong>in</strong>hergeht und <strong>der</strong> späteren<br />

Eröffnung und dem Entdecken sowie den verschiedenartigen Strecken dazwischen.<br />

Auch e<strong>in</strong>e Lust <strong>am</strong> Erzählen, Erf<strong>in</strong>den, Mitteilen. Lust auf Behauptungen, D<strong>in</strong>ge <strong>in</strong><br />

Frage zu stellen, nie nur e<strong>in</strong>e Antwort zu f<strong>in</strong>den, Lust sich selbst zu spüren, etwas<br />

aus sich heraus zu holen, etwas an sich heran zu ziehen. Wenn fertige Texte<br />

veröffentlicht o<strong>der</strong> verlesen werden ist auch <strong>der</strong> Wunsch wach d<strong>am</strong>it etwas zu geben,<br />

an<strong>der</strong>en e<strong>in</strong> Erleben zu schenken, K<strong>in</strong><strong>der</strong>n e<strong>in</strong> Lachen zu entlocken, sie zum<br />

Staunen zu verführen, sie vielleicht anzustecken mit <strong>der</strong> eigenen Fasz<strong>in</strong>ation und<br />

3


Tätigkeit, dem Vergnügen, Worte zu jagen, um Ausdruck zu r<strong>in</strong>gen, mit <strong>der</strong> und <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Sprache zu se<strong>in</strong>. Ich f<strong>in</strong>de ke<strong>in</strong>e logische Argumentation. Ich neige im Denken<br />

und vielleicht zuweilen auch im Schreiben dazu, <strong>von</strong> e<strong>in</strong>em zum an<strong>der</strong>en zu<br />

spr<strong>in</strong>gen, <strong>der</strong> Unsortiertheit Raum zu lassen, gleichwohl ich weiß, wie wichtig e<strong>in</strong>e<br />

Ordnung ist. Ich kehre noch e<strong>in</strong>mal <strong>in</strong> me<strong>in</strong>e K<strong>in</strong>dheit zurück. Seit <strong>der</strong> dritten Klasse<br />

führte ich Tagebuch. Es ist erhalten und sehr köstlich zu lesen. Ich habe fortan immer<br />

Tagebücher geschrieben und so wächst <strong>der</strong> Bestand. Ich las sehr viel und fand<br />

Gefallen <strong>am</strong> Schreiben <strong>von</strong> Gedichten und Geschichten. Ich schrieb meist für me<strong>in</strong>e<br />

Eltern, füllte Hefte, Hefter und Bücher. Da die meisten da<strong>von</strong> aufbewahrt wurden und<br />

<strong>in</strong>zwischen wie<strong>der</strong> bei mir gelandet s<strong>in</strong>d, habe ich für mich e<strong>in</strong>en schönen Rückblick,<br />

e<strong>in</strong>e Sicht auf die k<strong>in</strong>dlichen Anfänge und ich habe e<strong>in</strong> Gedicht mitgebracht, wo ich<br />

sagen kann, da steckt schon viel dr<strong>in</strong>, <strong>von</strong> dem, was ich heute noch fabriziere.<br />

Das Gedicht heißt: Die vier Entle<strong>in</strong> und wurde 1983 geschrieben.<br />

Die vier Entle<strong>in</strong><br />

Es wackelten vier Enten<br />

nebene<strong>in</strong>an<strong>der</strong> mit<br />

dem Po. Sie suchten e<strong>in</strong>en<br />

See doch fanden ihn<br />

nirgenswo.<br />

Da k<strong>am</strong>en sie zu e<strong>in</strong>er Pfütze<br />

die 1. rief ich Gritze. So<br />

wackelten sie weiter<br />

und k<strong>am</strong>en zu e<strong>in</strong>er<br />

Leiter.<br />

Die 2.sprach ich kletre<br />

rauf und sehe mal <strong>von</strong><br />

oben drauf.<br />

Dann wackelten sie<br />

so her Die 3. träumte<br />

nur vom Meer.<br />

Die 4. fragte das Schaf<br />

Klee und das zeigte<br />

Ihm den Weg zum See.<br />

E<strong>in</strong> aktuelles Entengedicht kann ich nicht dagegen stellen, es ist glaube ich das<br />

erste und letzte Entengedicht, was ich verfasste, aber ich f<strong>in</strong>de, dass an ihm e<strong>in</strong>iges<br />

ersichtlich wird. Zum e<strong>in</strong>en die Lust auf Form, noch sehr chaotisch gehandhabt, das<br />

Auftauchen <strong>von</strong> Tieren, die Lust zu reimen und die Lust im Kle<strong>in</strong>en etwas zu<br />

erzählen. All diese Lüste s<strong>in</strong>d auch heute noch da wenn ich dichte. Dazu gekommen<br />

ist die Lust mit Sprache zu spielen, e<strong>in</strong>e Lust auf Rhythmus und Klang und <strong>in</strong>folge<br />

jahrelangen Dichtens, e<strong>in</strong>e Art Verflechtung, e<strong>in</strong> tieferes Gefühl für das, was ich<br />

möchte, suche und schaffe.<br />

Ich möchte im Jetzt se<strong>in</strong> und steige <strong>in</strong> dieses Jetzt mit e<strong>in</strong>em Gedicht aus diesem<br />

Jahr e<strong>in</strong>. E<strong>in</strong> Gedicht, welches voller Fragen steckt, mir ähnlich. Es ist e<strong>in</strong><br />

dichterisches Greifen und Häufen.<br />

4


Fragen zu dem, was wir so sagen<br />

Wie geht das- die Zeit tot schlagen?<br />

Welches Blatt nimmt man vor den Mund?<br />

Und wie ist das, wenn er sich umdreht <strong>der</strong> Magen?<br />

Wie platzt e<strong>in</strong>em Menschen <strong>der</strong> Kragen?<br />

Woher die Schnauze, wenn sie voll?<br />

Was soll toll se<strong>in</strong> <strong>am</strong> Verlieren?<br />

Wie ist e<strong>in</strong> Hals gestrichen voll?<br />

Kann man auch ’ne kle<strong>in</strong>e Lippe riskieren?<br />

Wieso nahm die Ilse Bilse <strong>der</strong> Koch?<br />

Sp<strong>in</strong>nt, wer sp<strong>in</strong>nt so richtige Fäden?<br />

Hat <strong>der</strong>, <strong>der</strong> nicht dicht ist, irgendwo e<strong>in</strong> Loch?<br />

Wie bescheuert s<strong>in</strong>d alle Böden?<br />

Was bedeutet: auf Gedeih und Ver<strong>der</strong>ben,<br />

wie redet man um den Brei herum?<br />

Welche Art <strong>von</strong> Glück br<strong>in</strong>gen Scherben?<br />

Stellen Dumme sich extra dumm?<br />

Wie soll man bitte schön se<strong>in</strong>e Zunge zügeln?<br />

Woh<strong>in</strong> soll man denken, wenn man was überdenkt?<br />

Warum sich e<strong>in</strong>e re<strong>in</strong>e Weste bügeln<br />

und wieso kriegt man im Leben nichts geschenkt?<br />

Was tut man, wenn Hopfen und Malz verloren?<br />

Geht Liebe ganz langs<strong>am</strong> o<strong>der</strong> schnell durch den Magen?<br />

Weshalb fühlen sich manche wie frisch geboren,<br />

Lassen sich auch Nächte vertagen?<br />

Kann man wirklich vor Liebe erbl<strong>in</strong>den?<br />

Was sieht <strong>der</strong> Wald vor lauter Bäumen nicht?<br />

Was kann man außer Bären noch aufb<strong>in</strong>den?<br />

Hat wer nicht mehr alle hat noch sich?<br />

Haben nicht alle die Nase vorn?<br />

Wo im Hals steckt manchmal e<strong>in</strong> Kloß?<br />

Wo im Auge e<strong>in</strong> spitzer Dorn<br />

und wie, an welchem Ende, zieht man K<strong>in</strong><strong>der</strong> groß?<br />

Wo soll man e<strong>in</strong>e Kurve kratzen?<br />

Wo nur bloß die Sau raus lassen?<br />

Was wird aus Träumen, die zerplatzen?<br />

Warum heißt es: Hoch die Tassen?<br />

Wie hält man sie steif die Ohren?<br />

Ob <strong>der</strong> schlafende Hund, den man weckt laut bellt?<br />

Muß nicht je<strong>der</strong> <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Safte schmoren,<br />

es sei, man ist wie aus dem Ei gepellt?<br />

5


Weswegen A und dann B sagen?<br />

Warum gibt <strong>der</strong> Klügere nach?<br />

Was schadet es den Salat zu haben?<br />

Wird man wirklich klug aus Schaden?<br />

Wieso haben Lügen kurze Be<strong>in</strong>e?<br />

Wie kann man sich zus<strong>am</strong>men reißen?<br />

Woh<strong>in</strong> br<strong>in</strong>gt man se<strong>in</strong>e Schäfchen <strong>in</strong>s Re<strong>in</strong>e?<br />

Was, wenn Hunde, die bellen doch auch beißen?<br />

Wann ist e<strong>in</strong> Fass <strong>am</strong> überlaufen?<br />

Vielleicht genau gerade jetzt,<br />

wo all das Fragen, nach dem, was wir so sagen,<br />

me<strong>in</strong>em Gefühl nach nicht mehr fetzt!<br />

E<strong>in</strong> weiteres Gedicht möchte ich anschließen, welches sich auch um Fragen dreht.<br />

Diesmal aus e<strong>in</strong>er direkten Sicht zu e<strong>in</strong>em K<strong>in</strong>d. Es ist e<strong>in</strong>es <strong>von</strong> 66 K<strong>in</strong><strong>der</strong>gedichten<br />

des K<strong>in</strong><strong>der</strong>gedichtbandes „Manchmal könnte ich e<strong>in</strong> U-Boot gebrauchen“, welcher<br />

März dieses Jahr beim Hasenverlag <strong>in</strong> <strong>Halle</strong>, als me<strong>in</strong>e erste eigenständige<br />

Buchveröffentlichung erschienen ist. Ich werde darauf noch zurückkommen.<br />

Fragen<br />

Du fragst mich, worüber die Flun<strong>der</strong>n sich wun<strong>der</strong>n.<br />

Ich sage, die Flun<strong>der</strong>n die wun<strong>der</strong>n sich über gar nichts mehr.<br />

Die wun<strong>der</strong>n sich höchstens über wun<strong>der</strong>nde Flun<strong>der</strong>n,<br />

denn dass Flun<strong>der</strong>n sich wun<strong>der</strong>n ist schon lange her.<br />

Du fragst, ob Hechte sich gerne hechten.<br />

Und ich sage, bestimmt tun sie das, bis auf die Schlechten.<br />

Die Schlechten tun nur so, als ob sie sich hechten,<br />

um nicht zu den schlechten Hechten zu zählen.<br />

Du fragst, ob Katzen Glatzen kriegen.<br />

Ich sage, wenn, könnte das <strong>am</strong> Alter liegen,<br />

ich habe noch ke<strong>in</strong>e Katzenglatze gesehen.<br />

Du fragst, warum p<strong>in</strong>keln die Männer im Stehen<br />

Und ich sage, was soll ich dazu sagen?<br />

Du könntest ja mal de<strong>in</strong>en Vater fragen!<br />

Oft werden Autoren die für K<strong>in</strong><strong>der</strong> schreiben gefragt, ob ihre Texte <strong>von</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>n<br />

verstanden werden o<strong>der</strong> genug verständlich s<strong>in</strong>d. Für mich das typische Fragen <strong>von</strong><br />

Erwachsenen und nicht weniger häufig hörte und höre ich, entwe<strong>der</strong> nüchtern<br />

behauptet o<strong>der</strong> noch zweifelnd fragend: Das verstehen die noch nicht, das verstehen<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> nicht u.s.w., immer <strong>in</strong> Abhängigkeit zum Alter und den Texten. Auch im<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>theaterbereich ist das e<strong>in</strong>e Diskussion, welche immer wie<strong>der</strong> entfl<strong>am</strong>mt o<strong>der</strong><br />

gezielt geführt wird. Ich stelle mir diese Frage kaum, was sich vielleicht komisch<br />

anhört, weil ich vorrangig für K<strong>in</strong><strong>der</strong> schreibe und es wohl Unterschiede im Schreiben<br />

für K<strong>in</strong><strong>der</strong> und dem Schreiben für Erwachsene gibt. Ich kann <strong>von</strong> mir nur sagen, dass<br />

ich es mich weniger bis gar nicht frage. Bei ke<strong>in</strong>er Literatur für „Große“ wird nach<br />

dem möglichen o<strong>der</strong> unmöglichen Verständnis gefragt. Wer etwas nicht versteht ist<br />

6


eher selber schuld und oft bleibt es bei e<strong>in</strong>em Schweigen darüber o<strong>der</strong> mündet <strong>in</strong><br />

komplizierte Gespräche, d<strong>am</strong>it <strong>am</strong> Ende auch je<strong>der</strong> versteht. Woher will man wissen,<br />

was K<strong>in</strong><strong>der</strong> verstehen, ab welchem Alter sie für dies und jenes geeignet s<strong>in</strong>d? Ist dies<br />

nicht e<strong>in</strong> vorweggenommenes Wissen? Woher kommt die Zuordnung jedem Alter<br />

gemäß? Gewiss steckt hier auch e<strong>in</strong>e Sorge dah<strong>in</strong>ter und nicht e<strong>in</strong>e Form <strong>der</strong><br />

Ausgrenzung und Bevormundung. Je<strong>der</strong>, denke ich, versteht etwas auf se<strong>in</strong>e Weise,<br />

se<strong>in</strong>er Art gemäß und es ärgert mich, wenn ich nach e<strong>in</strong>er Lesung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

Schulklasse <strong>von</strong> den meist Lehrer<strong>in</strong>nen, entschuldigende Sätze bezüglich auf das<br />

Benehmen und Verhalten <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> während <strong>der</strong> Lesung zu hören bekomme.<br />

Manchmal sogar schon im Vorfeld, wenn da gesagt wird ich solle nichts erwarten, die<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> hätten d<strong>am</strong>it Schwierigkeiten, würden nicht lesen, nicht gut schreiben können,<br />

sie verstehen manches e<strong>in</strong>fach nicht… Ich entgegne, um e<strong>in</strong>en Dialog bemüht, dass<br />

ich es an<strong>der</strong>s empf<strong>in</strong>de, mich zu den K<strong>in</strong><strong>der</strong>n h<strong>in</strong> denke und spüre und ihnen<br />

möglichst offen und unvore<strong>in</strong>genommen begegnen will, dass es doch herrlich ist,<br />

wenn sie lachen, wenn sie kichern, dazwischen rufen, etwas sagen wollen o<strong>der</strong> völlig<br />

überraschend etwas veräußern und ich entgegne, dass es, selbst wenn es nur e<strong>in</strong><br />

Wort ist, e<strong>in</strong> Vers, e<strong>in</strong> Gedicht was sie hörten, was ihnen gefällt, e<strong>in</strong>e Wendung, e<strong>in</strong>e<br />

Absurdität, dass das dann nicht sofort verpufft, son<strong>der</strong>n erlebt ist… Darüber könnte<br />

ich mehr sagen, doch führt das weg <strong>von</strong> dem, worüber ich sprechen mag.<br />

Abschließend dazu möchte ich nur aufwerfen, dass die Fragen, die wir zu K<strong>in</strong><strong>der</strong>n<br />

h<strong>in</strong> denken oft nicht Fragen s<strong>in</strong>d, die K<strong>in</strong><strong>der</strong> sich stellen. Verallgeme<strong>in</strong>ern möchte ich<br />

das auf ke<strong>in</strong>en Fall, je<strong>der</strong> ist eigen und e<strong>in</strong>zigartig und auf K<strong>in</strong><strong>der</strong> bezogen, gibt es<br />

die, die e<strong>in</strong>en löchern mit Fragen, jene, die sich nie trauen etwas zu fragen, jene, die<br />

fraglos annehmen o<strong>der</strong> h<strong>in</strong>nehmen, an<strong>der</strong>e die still ihren Fragen begegnen u.s.w..<br />

Ich schätze an K<strong>in</strong><strong>der</strong>n und bei <strong>der</strong> Arbeit mit K<strong>in</strong><strong>der</strong>n ihre Direktheit, ihre meist<br />

stärkere Verhaftung <strong>in</strong> dem, was ich „Jetzt“ nenne, dass sie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> und<br />

Gegenüber an<strong>der</strong>s zugegen s<strong>in</strong>d als wir Erwachsenen.<br />

Im H<strong>in</strong>blick auf me<strong>in</strong>e Dichtung kann ich sagen, dass ich mit Neugier, offenen Augen<br />

und Ohren häufig beobachtend und aufnehmend unterwegs b<strong>in</strong>. Ich bemühe mich<br />

genau zu beobachten. Mit dabei die Gaben <strong>der</strong> Phantasie. Auf mich bezogen schon<br />

als e<strong>in</strong>e Art Verträumtheit zu bezeichnen, e<strong>in</strong> E<strong>in</strong>bilden, sich Vorstellen, D<strong>in</strong>ge sehr<br />

genau zu sehen, sie mit Staunen o<strong>der</strong> Verwun<strong>der</strong>ung zu sehen. Oft fühle ich mich<br />

selbst entrücken <strong>in</strong> dem Verrücken dessen, was ich wahrnehme. Schreiben sche<strong>in</strong>t<br />

mir auch als e<strong>in</strong>e Form des Rückzuges um etwas zunächst ganz für sich zu erobern,<br />

zu begreifen, zu bewahren.<br />

Me<strong>in</strong> Drang für K<strong>in</strong><strong>der</strong> Gedichte zu schreiben steht <strong>in</strong> engem Zus<strong>am</strong>menhang mit<br />

dem eigenen Erleben K<strong>in</strong><strong>der</strong> zu haben. Wie e<strong>in</strong> Feuerwerk, dass sich mit e<strong>in</strong>em Mal<br />

entzündete, schrieb ich <strong>in</strong> diese Richtung drauf los, dichtete täglich, wollte für sie<br />

schreiben und fand zu Gedichten, geriet stärker h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> <strong>in</strong> die Welt <strong>der</strong> Reime. Ich<br />

schrieb ferner und nebenher an<strong>der</strong>e Sachen, verwendete und verwende den Reim<br />

auch <strong>in</strong> me<strong>in</strong>er Lyrik für Erwachsene, wobei dieses Schreiben immer weiter zurück<br />

fiel, h<strong>in</strong>ter das Schreiben für K<strong>in</strong><strong>der</strong>, welches dann nicht nur den eigenen gelten<br />

sollte und mir wichtig wurde. Wichtig, weil es mich erfüllt, wichtig, weil sich me<strong>in</strong>e<br />

Phantasie dort austoben kann, weil ich Gedichte und Reime liebe und es liebe zu<br />

dichten wie zu reimen, weil ich Gedichte las, die mir nicht gefielen und manches<br />

mehr. Es ist mir, wenn ich die unterschiedlichen Gattungen des Schreibens als<br />

Fel<strong>der</strong> bezeichne, das größte und dicht bepflanzteste Feld geworden, e<strong>in</strong> Feld, wo<br />

ich mich aufgehoben und ja, auch e<strong>in</strong> Stück weit wie sicher fühle. Es führte bis h<strong>in</strong> zu<br />

dem Wunsch, dass ich mir e<strong>in</strong>en Platz im Bereich <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>literatur erobern möchte.<br />

7


Ich sage Wunsch, obschon es auch als e<strong>in</strong> Ziel betitelt werden könnte, nur gefällt mir<br />

das Wort Ziel nicht. Ich weiß gar nicht weswegen. Ist es <strong>der</strong> Klang? Die Bedeutung?<br />

Beides? Vier Buchstaben die sich dah<strong>in</strong> zu ziehen sche<strong>in</strong>en. Länge. Der Weg bis<br />

zum Ziel. Das Lange i e<strong>in</strong>e Strecke. So gucke ich mitunter plötzlich auf Worte,<br />

begegne ihnen, schnappe etwas auf und so vor die Augen genommen, wie unter die<br />

Lupe o<strong>der</strong> beim auf <strong>der</strong> Zunge zergehen lassen, stoße ich auf etwas. Da wandelt<br />

sich e<strong>in</strong> Wort, werden mir Worte fremd o<strong>der</strong> teuer, kann es den Moment des<br />

Staunens geben und all solches beg<strong>in</strong>nt sich zu verweben mit <strong>der</strong> Phantasie, die sich<br />

dann plustern will und blüht und bläht… Hier lande ich, me<strong>in</strong> Arbeiten betreffend an<br />

e<strong>in</strong>em wesentlichen Punkt. Ich gehe häufig <strong>von</strong> e<strong>in</strong>zelnen Worten aus und folge ich<br />

e<strong>in</strong>em Wort, gesellen sich im schönsten Fall e<strong>in</strong>e Reihe weiterer Wörter h<strong>in</strong>zu und<br />

ich f<strong>in</strong>de schreibend etwas, wo<strong>von</strong> ich manchmal gar nicht wusste, dass ich es<br />

suchte. Es entstehen viele Gedichte wie aus Launen heraus. Viele aus <strong>der</strong> Lust <strong>von</strong><br />

etwas Bestimmten zu schreiben o<strong>der</strong> dem Gespür für etwas zu folgen. Viele<br />

Gedichte kommen <strong>in</strong> ihrer Gänze wie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Guss zu Papier, an an<strong>der</strong>en<br />

wie<strong>der</strong>um sitze ich lange, lege sie weg, än<strong>der</strong>e ich herum, gebe sie auf o<strong>der</strong> beg<strong>in</strong>ne<br />

an<strong>der</strong>s. Ich arbeite viel im Kopf, trage Verszeilen und Ideen mit mir herum o<strong>der</strong><br />

mache Notizen <strong>in</strong> me<strong>in</strong>e Skizzenhefte. Durch e<strong>in</strong> <strong>von</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>n geprägtes Se<strong>in</strong>,<br />

Umgebense<strong>in</strong>, habe ich mir angewöhnt unterwegs und <strong>in</strong> zeitlich sich ergebenden<br />

Lücken zu schreiben, nebenher o<strong>der</strong> auch mittendr<strong>in</strong>, was für mich geht und g<strong>in</strong>g.<br />

Ruhe brauche ich für längere Arbeiten, wie an Geschichten und Theaterstücken, für<br />

Endfassungen, die getippt und gespeichert werden und für alle formalen, formellen<br />

Sachen. Ich möchte wie<strong>der</strong> e<strong>in</strong> Gedicht e<strong>in</strong>streuen: e<strong>in</strong> Gedicht <strong>von</strong> e<strong>in</strong>em Dackel.<br />

Hier lockte das Wort, das Tier. Dackel- da steckt Bewegung dr<strong>in</strong>, da wackelt etwas.<br />

Was könnte wackeln? Anhand dieses Gedichtes wird me<strong>in</strong>e Freude <strong>am</strong> Spiel mit den<br />

Worten, wie <strong>in</strong> vielen an<strong>der</strong>en Gedichten auch, sehr deutlich. Ich mag es, wenn<br />

Gedichte beim Sprechen zuweilen Mühe bereiten, mag den jeweiligen Klang <strong>der</strong><br />

entsteht, <strong>der</strong> manchmal wie e<strong>in</strong>e Musik tönen kann o<strong>der</strong> als Klang das, worum es<br />

geht hervorhebt o<strong>der</strong> <strong>in</strong> etwas zusätzliches verdreht.<br />

E<strong>in</strong> Dackel<br />

hatte e<strong>in</strong>en Wackelzahn, den Dackelwackelzahn,<br />

<strong>der</strong> wackelte, wenn <strong>der</strong> Dackel dackelte<br />

immer im Maul h<strong>in</strong> und her.<br />

und wenn <strong>der</strong> Dackel wackelte<br />

wackelte während er so dackelte<br />

dann wackelte <strong>der</strong> Dackelwackelzahn noch mehr.<br />

Das nervte den Dackel,<br />

egal ob er nur dackelte o<strong>der</strong><br />

dackelte und dabei wackelte sehr.<br />

Er versuchte den Wackelzahn los zu werden<br />

mit allerlei Versuchen und Tricks,<br />

<strong>der</strong> Dackelwackelzahn aber wackelte weiter<br />

und es half alles nix.<br />

8


So dackelt <strong>der</strong> Dackel, wackelt <strong>der</strong> Dackel,<br />

<strong>der</strong> Dackelwackelzahn wackelt auch,<br />

so ist des dackelnden, wackelnden Dackels<br />

wackelndes Dackelwackelzahngewackel<br />

dieses Dackelwackelzahngewackelgedackel<br />

<strong>in</strong>zwischen se<strong>in</strong> unverkennbarer Brauch.<br />

Seit ungefähr 13 Jahren schreibe ich Gedichte für K<strong>in</strong><strong>der</strong>. Das Manuskript für e<strong>in</strong>en<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>gedichtband war schnell geschaffen, doch dauerte es mehrere Jahre bis <strong>in</strong><br />

dieses Jahr h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>, dass dieser Band veröffentlicht wurde. Die Dauer beschwerte<br />

mich nicht. Ich hatte viele Verlage angefragt, <strong>von</strong> vielen Verlagen freundliche<br />

Antworten zurück erhalten, die aber immer ablehnend waren. Lyrik, weiß und sagt<br />

man, hat es nicht leicht. Der Platz, den man ihr e<strong>in</strong>räumt ist ger<strong>in</strong>g. Das gilt bei <strong>der</strong><br />

Lyrik für Erwachsene, aber verstärkt auch bei <strong>der</strong> Lyrik für K<strong>in</strong><strong>der</strong>. Ausnahmen gibt<br />

es und Versuche diesem Abhilfe zu schaffen ebenso. Wichtig <strong>in</strong> diesem Bereich ist<br />

<strong>der</strong> Verleger Hans-Joachim Gelberg (Verlag Beltz und Gelberg), <strong>der</strong> bereits <strong>in</strong> den<br />

siebziger Jahren (bis heute) Anthologien herauszugeben begann und erheblich zur<br />

Vermittlung neuer Poesie mit Lyrikern <strong>der</strong> Gegenwart beitrug. Zu empfehlen ist das<br />

erste Jahrbuch <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>literatur „Geh und spiel mit dem Riesen“, welches <strong>von</strong> ihm<br />

1971 herausgegeben wurde und weitere Auflagen erfuhr. Aktueller ist „Großer<br />

Ozean, Gedichte für alle“, welches im Jahr 2000 erschien und die S<strong>am</strong>mlung „Überall<br />

und neben dir: Gedichte für K<strong>in</strong><strong>der</strong> und Erwachsene“. Seit e<strong>in</strong>iger Zeit ersche<strong>in</strong>t beim<br />

Boje Verlag die Reihe „Gedichte für neugierige K<strong>in</strong><strong>der</strong>“, <strong>in</strong> welcher heutige für K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

dichtende Autoren veröffentlicht werden. Mir gefällt die Reihe und ich f<strong>in</strong>de es gut,<br />

dass <strong>der</strong>gleichen <strong>von</strong> e<strong>in</strong>em Verlag gewagt und gedruckt wird, eben nicht nur e<strong>in</strong>e<br />

S<strong>am</strong>mlung o<strong>der</strong> Anthologie, wo man alles h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>wirft was sich unter dem Deckel<br />

Poesie ges<strong>am</strong>melt o<strong>der</strong> bewährt hat. Nicht das dies schlecht sei, aber es ist<br />

auffallend und schade, dass dem Schreiben <strong>von</strong> Lyrik für K<strong>in</strong><strong>der</strong> so wenig Stellenwert<br />

beigemessen wird. Ich habe übrigens auch zum boje Verlag Kontakt aufgenommen,<br />

e<strong>in</strong>ige Gedichte h<strong>in</strong>geschickt. Diese stießen auf Gefallen, aber man sagte, das<br />

Progr<strong>am</strong>m wäre voll, man hätte auf Jahre se<strong>in</strong>e Liste an Autoren, die auch noch …<br />

und so beließ man es. Hier komme ich auf etwas Wesentliches zu sprechen, was<br />

nicht nur die Lyrik betrifft, nämlich die Schwierigkeit e<strong>in</strong>en Verlag zu f<strong>in</strong>den, sofern<br />

man über ke<strong>in</strong>e Beziehungen und Kontakte verfügt o<strong>der</strong> mit e<strong>in</strong>em Werk bereits <strong>in</strong><br />

positive Wahrnehmung gerückt ist. In me<strong>in</strong>em Fall kommt h<strong>in</strong>zu, dass mir das<br />

Schreiben selbst immer vorrangiger ist, als die Sorge darum. Es drängt mich weniger<br />

nach Veröffentlichungen, nach Büchern, obwohl es schön ist, wenn Texte<br />

veröffentlicht werden, wenn e<strong>in</strong> Buch ersche<strong>in</strong>t o<strong>der</strong> e<strong>in</strong> Theaterstück auf die Bühne<br />

gelangt. Ich sehe dar<strong>in</strong> immer eher e<strong>in</strong>en Zugew<strong>in</strong>n, als absolute Notwendigkeit. Die<br />

Texte s<strong>in</strong>d ja da, sie s<strong>in</strong>d bei mir und da ich glücklicherweise viele Lesungen halten<br />

kann (viele da<strong>von</strong> Dank <strong>der</strong> Initiativen des Bödecker-Kreises, dem ich als Mitglied<br />

angehöre), gebe ich diese Texte weiter, verbleiben sie nicht im Stillen o<strong>der</strong> <strong>in</strong> den<br />

Schubladen. Seit e<strong>in</strong> paar Jahren jedoch ist me<strong>in</strong> Wunsch zu veröffentlichen,<br />

veröffentlicht zu werden stark gewachsen. Nach wie vor aber kostet es mich Mühe<br />

diesbezüglich aktiv zu se<strong>in</strong>, mich darum zu kümmern, sozusagen, me<strong>in</strong>e Werke zu<br />

vermarkten. Das kl<strong>in</strong>gt so geschäftlich wie es ist und manchmal wünschte ich, ich<br />

wäre da an<strong>der</strong>s, geschickter und geschulter. Ich trage <strong>in</strong> mir e<strong>in</strong>e selts<strong>am</strong>e<br />

Gelassenheit und e<strong>in</strong> Vertrauen. Ich gehe me<strong>in</strong>en Weg, gehe über und durch me<strong>in</strong>e<br />

Fel<strong>der</strong> und komme langs<strong>am</strong>, aber stetig voran, trete manchmal wie auf <strong>der</strong> Stelle,<br />

aber wenn ich mich umblicke, sehe ich mich bestärkt und kann an me<strong>in</strong>em Vertrauen<br />

9


zu mir h<strong>in</strong> und zum Schreiben festhalten, was nicht bedeutet, dass es e<strong>in</strong>e<br />

Leichtigkeit ist und fern aller Anstrengungen. Ne<strong>in</strong>, es ist oft sehr unwegs<strong>am</strong>, doch<br />

durch das Schreiben habe ich e<strong>in</strong>en Halt.<br />

Bei me<strong>in</strong>en Lesungen lese ich K<strong>in</strong><strong>der</strong>n fast immer Gedichte vor. Auch kle<strong>in</strong>e<br />

Geschichten. Ich habe kostbare Erfahrungen d<strong>am</strong>it ges<strong>am</strong>melt und nie Ablehnung<br />

o<strong>der</strong> Langeweile gespürt. Meist habe ich den Großteil an K<strong>in</strong><strong>der</strong>n wirklich entführt <strong>in</strong><br />

die verschiedenen, vielen kurzen Gedichte und ich f<strong>in</strong>de sowohl für die K<strong>in</strong><strong>der</strong>, als<br />

auch für mich Lesende den Vorteil dar<strong>in</strong>, mit jedem neuen Text, also Gedicht, <strong>von</strong><br />

etwas an<strong>der</strong>em erzählen zu können, e<strong>in</strong>en Kosmos entstehen zu lassen, wo sich<br />

je<strong>der</strong> herausnehmen kann, was ihm gefällt. Die Gedichte ermöglichen e<strong>in</strong>e<br />

Bannbreite an Themen, Stimmungen, Gefühlslagen, Aussagen o<strong>der</strong> Fragen.<br />

Manchmal vergleiche ich die Gedichte mit Happen, die gereicht werden. Sie sollen<br />

den K<strong>in</strong><strong>der</strong>n schmecken, Lust <strong>am</strong> Zuhören wecken, nah se<strong>in</strong>, frisch, verlockend, wie<br />

e<strong>in</strong>e Nascherei. Für mich ist fast jedes Gedicht e<strong>in</strong>e Geschichte im m<strong>in</strong>imalen<br />

Format. Oft wird bedauert o<strong>der</strong> bemängelt, wenn K<strong>in</strong><strong>der</strong> beim Zuhören <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Konzentration nachlassen, wenn sie sche<strong>in</strong>bar nicht zuhören können o<strong>der</strong> wollen,<br />

unruhig werden, womöglich zappeln o<strong>der</strong> mit den Füßen scharren. Ich f<strong>in</strong>de das<br />

völlig normal und es liegt sogar e<strong>in</strong> Reiz dar<strong>in</strong>, denn es liegt auch an mir und an dem,<br />

was/wie ich lese. Ich kann jede Unruhe gut verstehen, weil es mir selber schwer fällt<br />

lange still zu sitzen und etwas anzuhören. Me<strong>in</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>gedichtband „Manchmal<br />

könnte ich e<strong>in</strong> U-Boot gebrauchen“ ist für mich e<strong>in</strong> wichtiges Buch. Zum e<strong>in</strong>en, weil<br />

es so lange dauerte, ehe es zum Buch wurde, weil das viel eher schon hätte<br />

geschehen können und ich weitere Manuskripte habe, die hoffentlich nicht so lange<br />

brauchen werden. Zum an<strong>der</strong>en, weil es mir die Wichtigkeit e<strong>in</strong>es Veröffentlichens<br />

verdeutlicht hat. Der Band erschien mit Hilfe e<strong>in</strong>es Druckkostenzuschusses, welchen<br />

mir das Land gewährte. So schön es ist, diese Unterstützung zu erhalten, wäre es<br />

schön ohne e<strong>in</strong>e solche auszukommen. Dagegen spricht aber die wirtschaftliche<br />

Situation bei e<strong>in</strong>er Großzahl an Verlagen. Im Jahr 2009 erhielt ich als Erste das frisch<br />

ausgerufene dreimonatige Arbeitsstipendium auf Schloß Hundisburg<br />

(Kultusm<strong>in</strong>isterium Magdeburg, Land Sachsen-Anhalt). Dort arbeitete ich an e<strong>in</strong>em<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>buch mit dem Titel „Das Hörvieh“. Seit Fertigstellung des Manuskriptes ist nun<br />

bereits viel Zeit vergangen. Ich habe es zu Preisausschreibungen im<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>buchbereich e<strong>in</strong>gesandt, ohne Erfolg. So lag es und liegt es noch und ich habe<br />

bisher noch nicht die Konzentration auf e<strong>in</strong>e Vermittlung, Verlagssuche aufgebracht.<br />

Es geht zudem leicht unter <strong>in</strong> all den D<strong>in</strong>gen die mich aktuell beschäftigen o<strong>der</strong><br />

for<strong>der</strong>n, Neues, was ich begonnen habe o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>es, was beendet werden will.<br />

Im Sommer unternahm ich e<strong>in</strong>en für mich neuen Versuch und schickte den jeweiligen<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen gemäß drei Literaturagenturen für K<strong>in</strong><strong>der</strong> -u. Jugendliteratur die<br />

Unterlagen und Textauszüge. Von zwei Agenturen erhielt ich Ablehnungen und <strong>von</strong><br />

<strong>der</strong> dritten noch ke<strong>in</strong>e Antwort. Agenturen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>sofern e<strong>in</strong>en Versuch wert gewesen,<br />

weil sie, im Falle des Interesses für das Werk, sich um dieses im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er<br />

Vermarktung sorgen, dem Autor als Partner zur Seite stehen und wie er zu e<strong>in</strong>er<br />

Veröffentlichung vordr<strong>in</strong>gen wollen. Hier gibt es für mich noch viele Versuche zu<br />

tätigen und vieles, was ich mir, im eigenen Interesse abr<strong>in</strong>gen sollte. Ich möchte auf<br />

Gedichte zurückkommen. Ich möchte zwei weitere vorlesen, um im Kle<strong>in</strong>en<br />

aufweisen, wie ich zu den Gedichten f<strong>in</strong>de.<br />

Zungenwiegen<br />

Die Zunge des Blauwals<br />

wiegt so viel wie e<strong>in</strong> Elefant<br />

10


Allerhand – Allerhand<br />

Was aber wiegt die Zunge<br />

vom Elefant<br />

Vielleicht soviel wie e<strong>in</strong> Bär<br />

o<strong>der</strong> mehr<br />

Und die Zunge vom Bär<br />

was wird die wohl wiegen<br />

Wie viel wiegen die Zungen<br />

<strong>der</strong> Ziegen<br />

Wie viel die Zunge vom Ch<strong>am</strong>äleon<br />

vielleicht soviel wie e<strong>in</strong> Bonbon<br />

Und me<strong>in</strong>e Zunge<br />

wie viel wiegt die<br />

13 Gr<strong>am</strong>m wie e<strong>in</strong> Kolibri<br />

ke<strong>in</strong>e Ahnung ob das richtig<br />

Das Gewicht <strong>der</strong> Zunge<br />

ist auch nicht so wichtig<br />

Wichtiger ist das sie im Munde steckt<br />

und froh an allen Worten schleckt<br />

Dieses Gedicht entstand aufgrund me<strong>in</strong>er Verwun<strong>der</strong>ung darüber, dass die Zunge<br />

e<strong>in</strong>es Blauwals so viel wiegt wie die <strong>von</strong> e<strong>in</strong>em Elefant. Ich versuchte mir weitere<br />

Zungen vorzustellen und wie schwer sie se<strong>in</strong> könnten, bis ich schließlich bei me<strong>in</strong>er<br />

eigenen Zunge lande und weg <strong>von</strong> <strong>der</strong> Frage <strong>in</strong> die Behauptung führe, dass es viel<br />

wichtiger ist, e<strong>in</strong>e Zunge zu haben und auf ihr die Worte. K<strong>in</strong><strong>der</strong> lasse ich vor dem<br />

Lesen dieses Gedichtes raten, was die Zunge des Blauwales wiegen könnte und so<br />

ergibt sich e<strong>in</strong> Raten und e<strong>in</strong> Wissen, die Möglichkeit geme<strong>in</strong>s<strong>am</strong>en Redens. Ich<br />

schreibe gerne K<strong>in</strong><strong>der</strong>gedichte, die e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>es Wissen vermitteln können, etwas<br />

erfahrbar machen, häufig aus <strong>der</strong> Tierwelt, aber auch aus an<strong>der</strong>en Bereichen. Dichte<br />

<strong>von</strong> D<strong>in</strong>gen, die meist son<strong>der</strong>bar sche<strong>in</strong>en und doch passiert o<strong>der</strong> gegeben s<strong>in</strong>d.<br />

Solcherlei kle<strong>in</strong>e „Fakten“ <strong>in</strong> Versform mit <strong>der</strong> Rhythmik <strong>von</strong> Reimen zu verdichten,<br />

möglichst ohne sachlich o<strong>der</strong> trocken da<strong>von</strong> zu berichten, macht mir Spaß und ich<br />

denke, dass sich auf solche Art, auf vergnüglichere Weise etwas verlauten lässt,<br />

Informationen strömen, Entdeckungen erfolgen können. Die Welt steckt voller<br />

phantastischer Begebenheiten. Das nächste Gedicht gibt E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong> das, was ich<br />

eben zu beschreiben versuchte.<br />

Ganz hoch oben<br />

E<strong>in</strong> wil<strong>der</strong> Yak <strong>der</strong> könnte,<br />

wenn er wollte mit se<strong>in</strong>en Hörnern<br />

zack zack zack<br />

die Sterne vom Himmel holen.<br />

11


Doch tut er es nicht, dieser wilde Yak,<br />

dessen wolliges Fell, dick und lang,<br />

struppig, verfitzt, so schwarz ist wie Kohlen.<br />

Er lebt ganz hoch, hoch oben <strong>in</strong> den Bergen,<br />

läuft auf Wegen die über den Wolken liegen,<br />

umgeben <strong>von</strong> scharfen Felsen, Schnee und Eis,<br />

unbekannt bleiben ihm grüne Wiesen.<br />

Er kennt nur trockenes Moos <strong>von</strong> Ste<strong>in</strong>en,<br />

se<strong>in</strong>e Hufe, die im Schnee vers<strong>in</strong>ken,<br />

stürmische W<strong>in</strong>de, e<strong>in</strong>s<strong>am</strong>e Stille<br />

und <strong>der</strong> Sterne vertrautes Bl<strong>in</strong>ken.<br />

Kennt Hagelkörner, Regenschauer,<br />

Eiswasser, das auf <strong>der</strong> Zunge taut,<br />

doch wer weiß, ob er sich vielleicht<br />

doch mal traut,<br />

zack zack zack<br />

die Sterne auf se<strong>in</strong>e Hörner zu laden,<br />

dann könnten wir, wenn er sich noch wild schüttelt,<br />

e<strong>in</strong>e ganze Fuhre Sternschnuppen haben.<br />

Aus dieser Höhe möchte ich wie<strong>der</strong> <strong>in</strong> den Hörsaal führen. Ich könnte noch etliche<br />

Gedichte lesen, was mir näher liegen würde, als das Reden über sie, weil ich glaube,<br />

dass die Texte im Grunde erkennbar machen, worum es mir geht, dass sie spürbar<br />

machen, worüber und wie ich schreibe. Ich merke, wie schwerlich ich knapp<br />

formulieren kann, was mir das Schreiben gibt, wie viel es mir bedeutet und was ich<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>n d<strong>am</strong>it geben will, zu geben vermag. Es geht mir um die eigene Fasz<strong>in</strong>ation<br />

die Worte und Wörter auslösen können, um das Vergnügen sie zu verdichten, zu<br />

ballen, sie zu greifen, zu verdrehen, sie laufen zu lassen, sie fest zu halten, um den<br />

spielerischen Umgang mit ihnen und <strong>der</strong> Sprache. Auch darum, Geschichten zu<br />

erzählen, Uns<strong>in</strong>n zu zulassen, ke<strong>in</strong>en Bogen um etwas zu machen, K<strong>in</strong><strong>der</strong>n<br />

gegenüber offen zu se<strong>in</strong>, zu ihnen Vertrauen und Zutrauen zu haben, sie etwas<br />

erleben zu lassen, ihnen Appetit zu machen, sie zu erheitern, sie zu berühren. Nicht<br />

<strong>von</strong> oben herab, son<strong>der</strong>n möglichst nah dran, besser nicht vor, son<strong>der</strong>n zwischen<br />

ihnen. Ich möchte K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>in</strong> ihrem eigenen, <strong>in</strong>dividuellen Se<strong>in</strong> bestärken, ihnen Mut<br />

machen, dass sie kostbar s<strong>in</strong>d, dass sie dem, was <strong>in</strong> ihnen steckt vertrauen, dass sie<br />

mit offenen Augen schauen, zu dem stehen, was sie denken und fühlen. In <strong>der</strong> Arbeit<br />

mit K<strong>in</strong><strong>der</strong>n, wo es um das Schreiben <strong>von</strong> Texten geht, hoffe ich <strong>in</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>n etwas<br />

hervorlocken zu können, möchte ich ihre Phantasie erleben, b<strong>in</strong> ich neugierig auf<br />

das, was sie veräußern, was sie beschäftigt und <strong>in</strong>teressiert. Die Texte werden <strong>von</strong><br />

mir nur <strong>in</strong> leichter Form kritisiert, denn für mich zählt zunächst jedes Wort, das<br />

Zulassen dessen, was entsteht. Derzeit arbeite ich als Schulschreiber<strong>in</strong> an <strong>der</strong><br />

Bödeckerschule <strong>in</strong> Laucha mit 15 zu Schulschreiberk<strong>in</strong><strong>der</strong>n berufenen Viertklässlern<br />

zus<strong>am</strong>men. Die K<strong>in</strong><strong>der</strong> dort begeistern mich und ich bedaure, dass dieses vom<br />

Bödecker Kreis zum Leben erweckte Projekt, dessen sechste Schulschreiber<strong>in</strong> ich<br />

b<strong>in</strong>, im Dezember schon zu Ende gehen wird. Die geschriebenen Texte <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

werden <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Buch ersche<strong>in</strong>en, was das Projekt beson<strong>der</strong>s macht und den<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>n e<strong>in</strong> Anreiz ist.<br />

12


Es s<strong>in</strong>d K<strong>in</strong><strong>der</strong>, welche gern schreiben und <strong>von</strong> daher ist es e<strong>in</strong> sehr lebendiges und<br />

schreib<strong>in</strong>tensives Mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong>. Mit dem Verfassen <strong>von</strong> Theaterstücken ergab sich für<br />

mich etwas Neues. Ich b<strong>in</strong> über me<strong>in</strong>e Gedichte dort h<strong>in</strong>gelangt. Von alle<strong>in</strong>e ist mir<br />

diese Idee nicht <strong>in</strong> den S<strong>in</strong>n gekommen, schien mir diese Art des Schreibens fern<br />

und es gab auch ke<strong>in</strong> Interesse, welches mich dorth<strong>in</strong> gehend etwas versuchen, ließ<br />

o<strong>der</strong> zur Dr<strong>am</strong>atik schob. Dank Frauke Jakobi, die 2003 und 04 noch <strong>in</strong> <strong>Halle</strong> lebte<br />

und jetzt seit Jahren schon <strong>in</strong> Zürich als Puppenspieler<strong>in</strong> und Regisseur<strong>in</strong> lebt und<br />

arbeitet, habe ich me<strong>in</strong> erstes Stück geschrieben. Sie hatte me<strong>in</strong> Manuskript mit<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>gedichten gelesen und fragte, ob ich e<strong>in</strong> Stück, basierend auf e<strong>in</strong>er Idee <strong>von</strong><br />

ihr und den Texten, <strong>in</strong> welchem <strong>der</strong> Reim und das Reimen e<strong>in</strong>e tragende Rolle<br />

spielen sollte, schreiben würde. Das Stück wie<strong>der</strong>um war e<strong>in</strong> Auftragswerk des<br />

Theaters <strong>der</strong> Jungen Generation <strong>in</strong> Dresden. Die Erarbeitung des Stückes „Eene<br />

Meene Miste“ und das Erleben <strong>der</strong> Premiere eröffneten mir e<strong>in</strong>e beson<strong>der</strong>e<br />

Erfahrung und weckten die Lust und das Interesse auf weitere Stücke. E<strong>in</strong> Sog war<br />

es für mich und ich hätte vorher nie vermutet, dass es das se<strong>in</strong> könnte, mich so<br />

e<strong>in</strong>nimmt. „Eene Meene Miste“, e<strong>in</strong> Stück für K<strong>in</strong><strong>der</strong> ab vier Jahren wurde seit <strong>der</strong><br />

Uraufführung im Januar 2004 fortlaufend bis <strong>in</strong> dieses Jahr <strong>in</strong> je<strong>der</strong> Spielzeit gespielt.<br />

Mit diesem Stück bewarb ich mich für das d<strong>am</strong>als noch existierende Paul Maar<br />

Stipendium, dessen Erhalt mich dann an die Bundesakademie für kulturelle Bildung<br />

nach Wolfenbüttel führte, wo ich für me<strong>in</strong>e Arbeit im Theaterbereich wesentliche<br />

Kontakte schloss und mich direkter noch diesem Schreiben zuwandte.<br />

Beim Schreiben <strong>von</strong> Stücken ist me<strong>in</strong> Wunsch, dass diese auf die Bühne gelangen,<br />

größer, als <strong>der</strong> Wunsch, dass e<strong>in</strong> Buch ersche<strong>in</strong>t. Ich mag die Verwandlung, die<br />

Weiterführung dessen, was ich verfasste, dass das, was ich vorlege ergriffen wird,<br />

auch angegriffen werden kann, dass losgelöst <strong>von</strong> mir d<strong>am</strong>it etwas geschieht, dass<br />

es <strong>in</strong> lebendigerer und <strong>in</strong>tensiverer Form als auf dem Papier auf e<strong>in</strong>er Bühne gespielt<br />

wird, zu e<strong>in</strong>em Publikum h<strong>in</strong>, zu K<strong>in</strong><strong>der</strong>n. Die Vermengung <strong>von</strong> Sprache und Spiel.<br />

Die Anb<strong>in</strong>dung an den Drei Masken Verlag <strong>in</strong> München ergab sich für mich auch<br />

eher zufällig, aber ich b<strong>in</strong> sehr froh darüber. Die Hälfte me<strong>in</strong>er Stücke bef<strong>in</strong>den sich<br />

im Progr<strong>am</strong>m dieses Verlages. So waren es die Theaterstücke die zuerst e<strong>in</strong>e<br />

Veröffentlichung erfuhren, als me<strong>in</strong>e Verse für K<strong>in</strong><strong>der</strong>. Die Arbeit an Stücken für<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> ist mir e<strong>in</strong>e Herausfor<strong>der</strong>ung und beim Schreiben dr<strong>in</strong>ge ich immer wie<strong>der</strong> und<br />

weiter zu an<strong>der</strong>en Themen vor. Ich habe e<strong>in</strong>en sehr eigenen Zugang und sehr<br />

eigene Vorstellungen vom Erstellen e<strong>in</strong>er Textvorlage. Ich gehe stark über die<br />

Sprache, gelange meist erst schreibend zu dem, was ich fassen will und werde dabei<br />

überrascht. Natürlich ist es bei jedem Stück an<strong>der</strong>s. Bei „Eene Meene Miste“ war es<br />

klar, dass es um die drei farblichen Figuren Rot, Gelb und Blau gehen sollte, die aus<br />

Kisten kommen, dass die Farbe ihren Charakter mit ausdrückt, dass diese drei<br />

unterschiedlich s<strong>in</strong>d und im Spiel mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong>, im Spiel auch mit Abzählreimen<br />

untere<strong>in</strong>an<strong>der</strong> wie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Wettstreit geraten, je<strong>der</strong> mit etwas auftrumpfen möchte,<br />

je<strong>der</strong> etwas zu berichten hat… E<strong>in</strong> Stück, wo me<strong>in</strong>e Gedichte E<strong>in</strong>lass fanden. Beim<br />

Erarbeiten an<strong>der</strong>er Stücke ist mir aufgefallen, dass ich oft Gedichte mit h<strong>in</strong>e<strong>in</strong><br />

nehme, sie e<strong>in</strong>schleuse, verwebe, seien es nur Bruchteile. So auch bei dem Stück<br />

„Mumm Mut Macke“,(UA 2006 im piccolo Theater <strong>in</strong> Cottbus), welches ich für e<strong>in</strong>en<br />

Wettbewerb <strong>der</strong> <strong>von</strong> e<strong>in</strong>em Theater ausgeschrieben war, welches Stücke zum<br />

Thema Angst suchte, geschrieben habe. Dieses Stück übrigens, ist das Stück, durch<br />

welches <strong>der</strong> Drei Masken Verlag auf mich aufmerks<strong>am</strong> wurde, woraufh<strong>in</strong> sich dann<br />

<strong>der</strong> Kontakt herstellte. Für das Stück „Die Zehnm<strong>in</strong>utengeschichte“ war, wie auch bei<br />

dem Stück „Der Eisverkäufer und <strong>der</strong> Schlittschuhläufer“, e<strong>in</strong>e zuvor geschriebene<br />

Geschichte gleichen N<strong>am</strong>ens <strong>der</strong> Ursprung. In <strong>der</strong> Zehnm<strong>in</strong>utengeschichte geht es<br />

um Zeit, um M<strong>in</strong>uten, um Dauer und um das Warten. Um die verschiedenen<br />

13


Zeitauffassungen e<strong>in</strong>er s<strong>in</strong>genden Mutter, die immer <strong>in</strong> Eile ist, um die e<strong>in</strong>es<br />

Matrosen, die e<strong>in</strong>es Jungen, die e<strong>in</strong>es Gärtners und vor allem um die des wartenden<br />

Mannes, dem all diese Menschen begegnen. Der Mann wartet auf das Kommen <strong>von</strong><br />

Fräule<strong>in</strong> Karotta und er liest die Zehnm<strong>in</strong>utengeschichte. Das Stück „Der<br />

Eisverkäufer und <strong>der</strong> Schlittschuhläufer“ wurde 2009 <strong>in</strong> <strong>Halle</strong> im Objekt 5<br />

uraufgeführt und wird ab Ende November wie<strong>der</strong> zu sehen se<strong>in</strong>, diesmal im Lichthof,<br />

im Luxk<strong>in</strong>o <strong>am</strong> Zoo. Es ist für mich bedeutend, da ich erstmals mit me<strong>in</strong>em Mann die<br />

Zus<strong>am</strong>menarbeit nach außen gerichtet erlebte. Tom Wolter <strong>in</strong>szenierte me<strong>in</strong> Stück<br />

und das ist e<strong>in</strong> Glück, womit e<strong>in</strong> Reim ausdrückt, was ich fühle. Er spielt zudem den<br />

Eisverkäufer und <strong>der</strong> Schauspieler Ralf Bockholdt gibt den dicken Schlittschuhläufer.<br />

Diese Zus<strong>am</strong>menarbeit, die Anwesenheit bei den Proben, die Arbeit <strong>am</strong> Text, das<br />

Mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> auf e<strong>in</strong>e Aufführung zu, die Nähe haben mir viele neue Erfahrungen<br />

geschenkt, me<strong>in</strong>en Blick auch auf das Spiel gelenkt, geschärft, mich zu<br />

Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzungen geführt, die ich alle<strong>in</strong>e o<strong>der</strong> schreibend nicht geführt hätte.<br />

Im vergangenem Jahr erhielt ich auf me<strong>in</strong>e Bewerbung h<strong>in</strong> das Stipendium zum<br />

Deutschen K<strong>in</strong><strong>der</strong>theaterpreis (geför<strong>der</strong>t vom K<strong>in</strong><strong>der</strong>- und Jugendtheaterzentrum <strong>der</strong><br />

BRD Frankfurt <strong>am</strong> Ma<strong>in</strong> und Mitteln des Bundesm<strong>in</strong>isteriums für Bildung, F<strong>am</strong>ilie,<br />

Senioren, Frauen und Jugend) Drei dieser Stipendien wurden vergeben. In<br />

Verb<strong>in</strong>dung mit e<strong>in</strong>er f<strong>in</strong>anziellen För<strong>der</strong>ung konnte ich e<strong>in</strong> Stück zu e<strong>in</strong>em <strong>von</strong> mir<br />

gewählten Thema schreiben, welches dann <strong>in</strong> Werkstattaufführungen <strong>in</strong> Leipzig<br />

(Theater <strong>der</strong> jungen Welt) und <strong>in</strong> Basel (Vorstadttheater Basel) zu sehen war.<br />

Zur Erarbeitung des Stückes war <strong>der</strong> E<strong>in</strong>bezug <strong>von</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>n gewünscht. Ich wollte e<strong>in</strong><br />

Stück zur Thematik Glauben schreiben. Anhand zahlreicher <strong>von</strong> mir verfasster<br />

Fragebögen, die ich <strong>von</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>n und Jugendlichen ausfüllen ließ vermittelte sich mir,<br />

was die K<strong>in</strong><strong>der</strong> mit diesem Thema verbanden, wo Schwerpunkte lagen, wie wenig<br />

dieses Wort mit Religion <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung gebracht wurde und wie es eher zu dem Verb<br />

glauben zog, zum Gebrauch des Wortes, zu den vielen Möglichkeiten des<br />

Verwendens. Das Stück trägt den Titel „Wer glaubst du was“. In diesem Jahr erhielt<br />

ich <strong>in</strong> Zus<strong>am</strong>menarbeit mit dem Schauspiel Essen die Projektzuerkennung des<br />

Autorenprojektes vom K<strong>in</strong><strong>der</strong>- und Jugendtheaterzentrums „Nah dran!“ für e<strong>in</strong>e<br />

geme<strong>in</strong>s<strong>am</strong>e Stückentwicklung. Der Arbeitstitel lautet „Wunschk<strong>in</strong><strong>der</strong>“.<br />

Das Projekt „Nah dran!“ soll Autoren mit den Theatern zus<strong>am</strong>menbr<strong>in</strong>gen und<br />

Stückentwicklungen för<strong>der</strong>n und zugleich als Verbesserung <strong>der</strong> literarischen Qualität<br />

<strong>der</strong> Stücke für das K<strong>in</strong><strong>der</strong>theater dienen. Das fertige Stück wird zur Uraufführung<br />

gebracht werden. Ich habe mich sehr gefreut, als ich erfuhr, dass ich zu den vier<br />

Autoren gehöre, denen diese Projektför<strong>der</strong>ung zuerkannt wurde. Für mich bietet es<br />

den direkten Kontakt zu e<strong>in</strong>em Theater und die Zus<strong>am</strong>menarbeit mit<br />

Theaterpädagogen und den K<strong>in</strong><strong>der</strong>n. Momentan bef<strong>in</strong>den wir uns noch <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Recherchephase. Zur Premiere wird das Stück voraussichtlich gegen Ende 2012<br />

o<strong>der</strong> erst 2013 gelangen. Ich b<strong>in</strong> gespannt, auf das, was entsteht und die Aussicht<br />

auf e<strong>in</strong>e Uraufführung ist e<strong>in</strong>e sehr schöne und for<strong>der</strong>nde Aussicht. Um e<strong>in</strong>en<br />

E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong> me<strong>in</strong> dr<strong>am</strong>atisches Schreiben zu geben, möchte ich e<strong>in</strong>en kle<strong>in</strong>en Auszug<br />

aus dem Stück „Wer glaubst du was“ vorlesen. Es ist <strong>der</strong> Beg<strong>in</strong>n, nach e<strong>in</strong>em<br />

Vorspiel.<br />

2. Was glaubst du wer du bist?<br />

e<strong>in</strong> Küchenraum zur Abendbrotzeit, Mutter <strong>in</strong> heftiger, aber wortloser Streitsituation<br />

mit dem Sohn, drängt ihn an den Tisch, Sohn kriecht drunter, sie zerrt ihn vor, er<br />

reißt sich los, Vater kommt und setzt sich an den Tisch, Mutter will Julius schnappen,<br />

er spr<strong>in</strong>gt auf den gedeckten Tisch<br />

14


Sohn<br />

Ich hatte Mist gebaut, richtig, so richtigen Mist. Me<strong>in</strong>e Mutter war dah<strong>in</strong>ter<br />

gekommen, hatte alles berichtet gekriegt. Es gab riesen Ärger, dabei war ich gar<br />

nicht alle<strong>in</strong>e dran Schuld… Die verdrehten alles, völlig ungerecht und fies… Me<strong>in</strong>e<br />

Mutter wurde ganz still und ich musste alles erzählen, was nicht g<strong>in</strong>g, ich konnte<br />

nicht, konnte nur lügen o<strong>der</strong> die Klappe halten… und wie die weg waren, da f<strong>in</strong>g sie<br />

an, schimpfte, schrie los, war nah dran mir e<strong>in</strong>e runterzuhauen, das sah ich, sie, sie<br />

zuckte so komisch und schrie dann<br />

Mutter<br />

Was glaubst du, wer du bist?<br />

Sohn<br />

Ich sagte nichts. Fand es schrecklich, dass sie so schrie. Und die Frage! Wer ich<br />

b<strong>in</strong>!? Der, <strong>der</strong> Mist gebaut hatte, <strong>der</strong>, <strong>der</strong> das gar nicht gewollt hatte? Was glaubte<br />

sie denn, wer ich b<strong>in</strong>? Sah sie nicht richtig h<strong>in</strong>? Warum schrie sie so? Schrie sie<br />

weiter?<br />

Mutter<br />

Ich will dich heute nicht mehr sehen!<br />

Sohn<br />

Und ich will dich nie wie<strong>der</strong> sehen, nie wie<strong>der</strong>!<br />

Mutter<br />

Pass bloß auf, Julius! So redest du nicht mit de<strong>in</strong>er Mutter!<br />

Sohn<br />

Ich rede sowieso nicht mehr mit dir, nie mehr, nie!<br />

Ich me<strong>in</strong>te das echt. Wie die rum schrie… Papa machte nichts, <strong>der</strong> saß <strong>am</strong> Tisch und<br />

mischte sich nicht e<strong>in</strong>, doof, alles war doof, alles war schief gegangen, doof,<br />

doof und M<strong>am</strong>a oberdoof, schrie herum und ich mit, ich schrie auch, d<strong>am</strong>it die mich<br />

hörten, mich sehen: IHR SEID DOCH DOOF!<br />

Half nicht, Papa h<strong>in</strong>g weiter ab, M<strong>am</strong>a flippte noch mehr aus.<br />

Mutter<br />

Jetzt langt ’s! Sag mal, sp<strong>in</strong>nst du? Hältst dich für den Größten, was? Mach das du<br />

hier raus kommst, so nicht, Julius! Verstanden!? Verschw<strong>in</strong>de! Ab <strong>in</strong> de<strong>in</strong> Zimmer,<br />

sofort! Raus hier! ICH will DICH nicht mehr sehen! Hau ab!<br />

Julius verlässt den Raum<br />

15


Ich möchte mit me<strong>in</strong>em Vortrag zum Ende gelangen.<br />

Das Schreiben ist mir Glück. Für K<strong>in</strong><strong>der</strong> zu Schreiben e<strong>in</strong> beson<strong>der</strong>es Glück.<br />

Es erfüllt mich. Ich möchte zum Abschluss noch e<strong>in</strong> Gedicht lesen, wo es um das<br />

Schreiben geht und mich bedanken für Ihre Aufmerks<strong>am</strong>keit und Sie ermuntern mir<br />

nach dem Gedicht, sofern Sie Fragen haben, mir diese Fragen zu stellen.<br />

schreiben (<strong>in</strong> Anlehnung an Norbert Hummelts „Vorfrühl<strong>in</strong>g“)<br />

und wenn ich schreibe nur des schreibens wegen<br />

worte sehe wo gar ke<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>d. welten sichte<br />

die sich fort bewegen danach lange wie e<strong>in</strong> k<strong>in</strong>d<br />

noch maßlos staunen sich verfragen…<strong>der</strong> glaube das<br />

die d<strong>in</strong>ge glücken, frag das k<strong>in</strong>d. es nistet viel<br />

<strong>in</strong> lücken und geheimes trägt <strong>der</strong> w<strong>in</strong>d. ich habe lust<br />

und lese augen. die katze auf dem baum. das herz bestimmt.<br />

ich sollte leicht se<strong>in</strong>, denn me<strong>in</strong> herz hat verse. ich will ke<strong>in</strong><br />

andrer se<strong>in</strong> und weiß es geht. nicht immer trägt die zeit mich auf<br />

dem rücken. dann flüstre ich bis spät und frage mich wie oft<br />

was alle zeichen taugen. da war e<strong>in</strong> berg, es lag dort schnee. Die<br />

e<strong>in</strong>e spalte hatte mich genommen…dann schweigen weil <strong>der</strong> kopf<br />

sich dreht. ich schiele nach den wolkenspielen und kommen<br />

erst die schwalben und bauen nester sich aus lehm und ist mir dann<br />

was war verirrt versponnen, dann schreibe ich, dann schreibe ich.<br />

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