Vorlesung von Juliane Blech am 7.11.2011 in der MLU Halle (pdf ...

Ich sage Wunsch, obschon es auch als ein Ziel betitelt werden könnte, nur gefällt mir
das Wort Ziel nicht. Ich weiß gar nicht weswegen. Ist es der Klang? Die Bedeutung?
Beides? Vier Buchstaben die sich dahin zu ziehen scheinen. Länge. Der Weg bis
zum Ziel. Das Lange i eine Strecke. So gucke ich mitunter plötzlich auf Worte,
begegne ihnen, schnappe etwas auf und so vor die Augen genommen, wie unter die
Lupe oder beim auf der Zunge zergehen lassen, stoße ich auf etwas. Da wandelt
sich ein Wort, werden mir Worte fremd oder teuer, kann es den Moment des
Staunens geben und all solches beginnt sich zu verweben mit der Phantasie, die sich
dann plustern will und blüht und bläht… Hier lande ich, mein Arbeiten betreffend an
einem wesentlichen Punkt. Ich gehe häufig von einzelnen Worten aus und folge ich
einem Wort, gesellen sich im schönsten Fall eine Reihe weiterer Wörter hinzu und
ich finde schreibend etwas, wovon ich manchmal gar nicht wusste, dass ich es
suchte. Es entstehen viele Gedichte wie aus Launen heraus. Viele aus der Lust von
etwas Bestimmten zu schreiben oder dem Gespür für etwas zu folgen. Viele
Gedichte kommen in ihrer Gänze wie in einem Guss zu Papier, an anderen
wiederum sitze ich lange, lege sie weg, ändere ich herum, gebe sie auf oder beginne
anders. Ich arbeite viel im Kopf, trage Verszeilen und Ideen mit mir herum oder
mache Notizen in meine Skizzenhefte. Durch ein von Kindern geprägtes Sein,
Umgebensein, habe ich mir angewöhnt unterwegs und in zeitlich sich ergebenden
Lücken zu schreiben, nebenher oder auch mittendrin, was für mich geht und ging.
Ruhe brauche ich für längere Arbeiten, wie an Geschichten und Theaterstücken, für
Endfassungen, die getippt und gespeichert werden und für alle formalen, formellen
Sachen. Ich möchte wieder ein Gedicht einstreuen: ein Gedicht von einem Dackel.
Hier lockte das Wort, das Tier. Dackel- da steckt Bewegung drin, da wackelt etwas.
Was könnte wackeln? Anhand dieses Gedichtes wird meine Freude am Spiel mit den
Worten, wie in vielen anderen Gedichten auch, sehr deutlich. Ich mag es, wenn
Gedichte beim Sprechen zuweilen Mühe bereiten, mag den jeweiligen Klang der
entsteht, der manchmal wie eine Musik tönen kann oder als Klang das, worum es
geht hervorhebt oder in etwas zusätzliches verdreht.
Ein Dackel
hatte einen Wackelzahn, den Dackelwackelzahn,
der wackelte, wenn der Dackel dackelte
immer im Maul hin und her.
und wenn der Dackel wackelte
wackelte während er so dackelte
dann wackelte der Dackelwackelzahn noch mehr.
Das nervte den Dackel,
egal ob er nur dackelte oder
dackelte und dabei wackelte sehr.
Er versuchte den Wackelzahn los zu werden
mit allerlei Versuchen und Tricks,
der Dackelwackelzahn aber wackelte weiter
und es half alles nix.
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