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Vorlesung von Juliane Blech am 7.11.2011 in der MLU Halle (pdf ...

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erhalten. Vielleicht spüren Sie, wie viel mir das Schreiben bedeutet, gew<strong>in</strong>nen Sie<br />

e<strong>in</strong>e Ahnung, wie ich arbeite und was ich empf<strong>in</strong>de im Nachs<strong>in</strong>nen darüber, ohne<br />

den Anspruch erheben zu wollen, so müsste es se<strong>in</strong> o<strong>der</strong> dass ich umfassend zu<br />

sagen verstünde, wie es ist. Ke<strong>in</strong>e Koketterie, ke<strong>in</strong>e List. Es ist me<strong>in</strong>e Art des<br />

Bezweifelns und e<strong>in</strong> Gefühl, mehr an Fragen zu haben, als an Antworten.<br />

Ich k<strong>am</strong> im W<strong>in</strong>ter 1975, hier <strong>in</strong> <strong>Halle</strong>/Saale auf die Welt. Wir lebten e<strong>in</strong>ige Jahre <strong>in</strong><br />

<strong>Halle</strong>-Neustadt, ehe wir als dann sechsköpfige F<strong>am</strong>ilie nach <strong>Halle</strong> umzogen. Ich war<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> dritten Klasse und fasz<strong>in</strong>iert <strong>von</strong> <strong>der</strong> An<strong>der</strong>sartigkeit des Ortes, unserer<br />

Wohnung, <strong>der</strong> alten Stadt. In diese Zeit fällt auch <strong>der</strong> Beg<strong>in</strong>n me<strong>in</strong>es kont<strong>in</strong>uierlichen<br />

Schreibens. Aufgrund <strong>der</strong> Wende <strong>in</strong> unserem Land ergab sich mir die Möglichkeit<br />

Abitur zu machen und somit 12 Jahre, zuzüglich e<strong>in</strong>er Zusatzrunde, bed<strong>in</strong>gt durch<br />

schlechte Lernergebnisse <strong>in</strong> Mathematik und Physik, zu absolvieren. Nach dem<br />

Abitur g<strong>in</strong>g ich für fast e<strong>in</strong> Jahr nach Paris, wo ich als Au-pair drei Jungen zu hüten<br />

hatte. Nach <strong>der</strong> Rückkehr(1995) begann ich <strong>in</strong> <strong>Halle</strong> zu studieren und wählte me<strong>in</strong>en<br />

Interessen folgend Romanistik und Philosophie. Beides erfüllt mich anfangs sehr,<br />

was im Verlauf des Studiums aber, aus verschiedenen Gründen, nicht so blieb.<br />

Ich entschied mich für den Abbruch (2002) und nahm aus Interesse noch an<br />

Germanistiksem<strong>in</strong>aren teil. Ich war Mutter zweier K<strong>in</strong><strong>der</strong> geworden, was ebenfalls für<br />

Unterbrechungen sorgte und für Verschiebungen im Wollen und Se<strong>in</strong>. Dies alles sei<br />

nur umrissen. Seit 2003 arbeite ich als freischaffende Autor<strong>in</strong>, was jedoch nicht als<br />

Jahresdatum für e<strong>in</strong>en Beg<strong>in</strong>n des Se<strong>in</strong>s als Schriftsteller<strong>in</strong> anzusehen ist, da mich<br />

das Schreiben, seit ich das Schreiben erlernte immer begleitete. Ich übte, wie viele<br />

junge Menschen verschiedene Jobs aus, vorrangig im Cafe- und Kneipenbereich,<br />

aber auch als Putzende <strong>in</strong> Büros und <strong>am</strong> liebsten beim Hubschrauberson<strong>der</strong>dienst <strong>in</strong><br />

Opp<strong>in</strong>. Ich habe seit me<strong>in</strong>em Abitur ke<strong>in</strong>e weiteren Abschlüsse errungen o<strong>der</strong><br />

erhalten, mich ganz <strong>der</strong> Selbstständigkeit als Schriftsteller<strong>in</strong> verordnet.<br />

Für mich ist die Entscheidung, welche ich getroffen habe e<strong>in</strong>e sehr nahe Wahl<br />

gewesen, nämlich die Wahl das zu tun, was ich tun möchte, was mir<br />

Herausfor<strong>der</strong>ung, Freude, <strong>in</strong>nere Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung, Suche, Lust und Leidenschaft<br />

ist. Für mich bedeutet es die Schreibende zu se<strong>in</strong>, die ich b<strong>in</strong>, dass das, was mir so<br />

viel bedeutet me<strong>in</strong> Tun ist, dass es das ist, was ich leben möchte, weil es aus mir<br />

kommt, das Me<strong>in</strong>ige ist… Auch dies nur umrissen, da es viele Wege gibt auf denen<br />

man geht und die man g<strong>in</strong>g und vielerlei Erfahrungen, Ereignisse, Situationen,<br />

welche mit h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>fließen, bestimmend wirken, prägen, Entscheidungen abverlangen<br />

o<strong>der</strong> bee<strong>in</strong>flussen.<br />

Es fällt mir nicht leicht Gründe für me<strong>in</strong> Schreiben zu nennen, zu sagen, warum ich<br />

schreibe, weswegen ich so schreibe, wie ich schreibe, was ich d<strong>am</strong>it verfolge, woher<br />

me<strong>in</strong>e Hang zum Dichten und Reimen kommt. Es fällt nicht so leicht, wenn ich die<br />

ganz e<strong>in</strong>fachen Begründungen, wie Freude, Vergnügen, Notwendigkeit und<br />

Normalität außer Acht lasse. Was ist es? Was ist da? Was ist das, was mich dazu<br />

drängt, was mich lockt und seit ich Worte schreiben lernte nicht los lässt? Es ist die<br />

Lust <strong>am</strong> Schreiben, an dem Rückzug <strong>der</strong> d<strong>am</strong>it e<strong>in</strong>hergeht und <strong>der</strong> späteren<br />

Eröffnung und dem Entdecken sowie den verschiedenartigen Strecken dazwischen.<br />

Auch e<strong>in</strong>e Lust <strong>am</strong> Erzählen, Erf<strong>in</strong>den, Mitteilen. Lust auf Behauptungen, D<strong>in</strong>ge <strong>in</strong><br />

Frage zu stellen, nie nur e<strong>in</strong>e Antwort zu f<strong>in</strong>den, Lust sich selbst zu spüren, etwas<br />

aus sich heraus zu holen, etwas an sich heran zu ziehen. Wenn fertige Texte<br />

veröffentlicht o<strong>der</strong> verlesen werden ist auch <strong>der</strong> Wunsch wach d<strong>am</strong>it etwas zu geben,<br />

an<strong>der</strong>en e<strong>in</strong> Erleben zu schenken, K<strong>in</strong><strong>der</strong>n e<strong>in</strong> Lachen zu entlocken, sie zum<br />

Staunen zu verführen, sie vielleicht anzustecken mit <strong>der</strong> eigenen Fasz<strong>in</strong>ation und<br />

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