11.10.2013 Aufrufe

Vorlesung von Juliane Blech am 7.11.2011 in der MLU Halle (pdf ...

Vorlesung von Juliane Blech am 7.11.2011 in der MLU Halle (pdf ...

Vorlesung von Juliane Blech am 7.11.2011 in der MLU Halle (pdf ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

eher selber schuld und oft bleibt es bei e<strong>in</strong>em Schweigen darüber o<strong>der</strong> mündet <strong>in</strong><br />

komplizierte Gespräche, d<strong>am</strong>it <strong>am</strong> Ende auch je<strong>der</strong> versteht. Woher will man wissen,<br />

was K<strong>in</strong><strong>der</strong> verstehen, ab welchem Alter sie für dies und jenes geeignet s<strong>in</strong>d? Ist dies<br />

nicht e<strong>in</strong> vorweggenommenes Wissen? Woher kommt die Zuordnung jedem Alter<br />

gemäß? Gewiss steckt hier auch e<strong>in</strong>e Sorge dah<strong>in</strong>ter und nicht e<strong>in</strong>e Form <strong>der</strong><br />

Ausgrenzung und Bevormundung. Je<strong>der</strong>, denke ich, versteht etwas auf se<strong>in</strong>e Weise,<br />

se<strong>in</strong>er Art gemäß und es ärgert mich, wenn ich nach e<strong>in</strong>er Lesung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

Schulklasse <strong>von</strong> den meist Lehrer<strong>in</strong>nen, entschuldigende Sätze bezüglich auf das<br />

Benehmen und Verhalten <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> während <strong>der</strong> Lesung zu hören bekomme.<br />

Manchmal sogar schon im Vorfeld, wenn da gesagt wird ich solle nichts erwarten, die<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> hätten d<strong>am</strong>it Schwierigkeiten, würden nicht lesen, nicht gut schreiben können,<br />

sie verstehen manches e<strong>in</strong>fach nicht… Ich entgegne, um e<strong>in</strong>en Dialog bemüht, dass<br />

ich es an<strong>der</strong>s empf<strong>in</strong>de, mich zu den K<strong>in</strong><strong>der</strong>n h<strong>in</strong> denke und spüre und ihnen<br />

möglichst offen und unvore<strong>in</strong>genommen begegnen will, dass es doch herrlich ist,<br />

wenn sie lachen, wenn sie kichern, dazwischen rufen, etwas sagen wollen o<strong>der</strong> völlig<br />

überraschend etwas veräußern und ich entgegne, dass es, selbst wenn es nur e<strong>in</strong><br />

Wort ist, e<strong>in</strong> Vers, e<strong>in</strong> Gedicht was sie hörten, was ihnen gefällt, e<strong>in</strong>e Wendung, e<strong>in</strong>e<br />

Absurdität, dass das dann nicht sofort verpufft, son<strong>der</strong>n erlebt ist… Darüber könnte<br />

ich mehr sagen, doch führt das weg <strong>von</strong> dem, worüber ich sprechen mag.<br />

Abschließend dazu möchte ich nur aufwerfen, dass die Fragen, die wir zu K<strong>in</strong><strong>der</strong>n<br />

h<strong>in</strong> denken oft nicht Fragen s<strong>in</strong>d, die K<strong>in</strong><strong>der</strong> sich stellen. Verallgeme<strong>in</strong>ern möchte ich<br />

das auf ke<strong>in</strong>en Fall, je<strong>der</strong> ist eigen und e<strong>in</strong>zigartig und auf K<strong>in</strong><strong>der</strong> bezogen, gibt es<br />

die, die e<strong>in</strong>en löchern mit Fragen, jene, die sich nie trauen etwas zu fragen, jene, die<br />

fraglos annehmen o<strong>der</strong> h<strong>in</strong>nehmen, an<strong>der</strong>e die still ihren Fragen begegnen u.s.w..<br />

Ich schätze an K<strong>in</strong><strong>der</strong>n und bei <strong>der</strong> Arbeit mit K<strong>in</strong><strong>der</strong>n ihre Direktheit, ihre meist<br />

stärkere Verhaftung <strong>in</strong> dem, was ich „Jetzt“ nenne, dass sie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> und<br />

Gegenüber an<strong>der</strong>s zugegen s<strong>in</strong>d als wir Erwachsenen.<br />

Im H<strong>in</strong>blick auf me<strong>in</strong>e Dichtung kann ich sagen, dass ich mit Neugier, offenen Augen<br />

und Ohren häufig beobachtend und aufnehmend unterwegs b<strong>in</strong>. Ich bemühe mich<br />

genau zu beobachten. Mit dabei die Gaben <strong>der</strong> Phantasie. Auf mich bezogen schon<br />

als e<strong>in</strong>e Art Verträumtheit zu bezeichnen, e<strong>in</strong> E<strong>in</strong>bilden, sich Vorstellen, D<strong>in</strong>ge sehr<br />

genau zu sehen, sie mit Staunen o<strong>der</strong> Verwun<strong>der</strong>ung zu sehen. Oft fühle ich mich<br />

selbst entrücken <strong>in</strong> dem Verrücken dessen, was ich wahrnehme. Schreiben sche<strong>in</strong>t<br />

mir auch als e<strong>in</strong>e Form des Rückzuges um etwas zunächst ganz für sich zu erobern,<br />

zu begreifen, zu bewahren.<br />

Me<strong>in</strong> Drang für K<strong>in</strong><strong>der</strong> Gedichte zu schreiben steht <strong>in</strong> engem Zus<strong>am</strong>menhang mit<br />

dem eigenen Erleben K<strong>in</strong><strong>der</strong> zu haben. Wie e<strong>in</strong> Feuerwerk, dass sich mit e<strong>in</strong>em Mal<br />

entzündete, schrieb ich <strong>in</strong> diese Richtung drauf los, dichtete täglich, wollte für sie<br />

schreiben und fand zu Gedichten, geriet stärker h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> <strong>in</strong> die Welt <strong>der</strong> Reime. Ich<br />

schrieb ferner und nebenher an<strong>der</strong>e Sachen, verwendete und verwende den Reim<br />

auch <strong>in</strong> me<strong>in</strong>er Lyrik für Erwachsene, wobei dieses Schreiben immer weiter zurück<br />

fiel, h<strong>in</strong>ter das Schreiben für K<strong>in</strong><strong>der</strong>, welches dann nicht nur den eigenen gelten<br />

sollte und mir wichtig wurde. Wichtig, weil es mich erfüllt, wichtig, weil sich me<strong>in</strong>e<br />

Phantasie dort austoben kann, weil ich Gedichte und Reime liebe und es liebe zu<br />

dichten wie zu reimen, weil ich Gedichte las, die mir nicht gefielen und manches<br />

mehr. Es ist mir, wenn ich die unterschiedlichen Gattungen des Schreibens als<br />

Fel<strong>der</strong> bezeichne, das größte und dicht bepflanzteste Feld geworden, e<strong>in</strong> Feld, wo<br />

ich mich aufgehoben und ja, auch e<strong>in</strong> Stück weit wie sicher fühle. Es führte bis h<strong>in</strong> zu<br />

dem Wunsch, dass ich mir e<strong>in</strong>en Platz im Bereich <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>literatur erobern möchte.<br />

7

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!