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HBB-NR. 89.pdf - Der Bote

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weihte. 726 ist eine Kirche in Mühlberg (Araride<br />

in Mulnaim) urkundlich belegt. Diese Kirche, die<br />

wahrscheinlich zwischen 704 und 726 durch Willibrord<br />

erbaut wurde, stand bereits in Mühlberg<br />

als Bonifatius 724 die erste Kirche in Thüringen<br />

errichtete. Da die spätere Geschichtsschreibung<br />

auf Bonifatius ausgerichtet ist, wird das Wirken<br />

Willibrords in diesen Quellen nur unzulänglich<br />

beschrieben. Somit gehört die erste Kirche in<br />

Mühlberg zu den ältesten Thüringens. Und wenn<br />

man davon ausgehen kann, dass unser „castello<br />

mulenberge“ bereits nach 531 von fränkischen<br />

Herrschern besetzt war, könnte auch unter ihrem<br />

Schutz ein noch wesentlich älterer kirchlicher<br />

Vorgängerbau existiert haben.<br />

<strong>Der</strong> zweitmächtigste Mann im ostfränkischen<br />

Reich, der in Würzburg residierende Heden II. hat<br />

sicherlich das „castello mulenberge“ nicht nur besessen,<br />

sondern wenn er in Thüringen war, es auch<br />

zu seiner Machtausübung in seinem Herrschaftsbereich<br />

genutzt. Dann kann man annehmen, dass<br />

es groß und repräsentativ war und einen hohen<br />

Verteidigungswert besaß. So war besagtes castello<br />

einst möglicherweise eine größere Verteidigungsanlage,<br />

zu der neben der heutigen Mühlburg als<br />

Hauptburg auch die Neue Burg (Numenburg) auf<br />

dem höchsten Punkt im Südosten der Schlossleite<br />

sowie die Vorläufer der heutigen Wachsenburg<br />

und der Burg Gleichen gehört haben könnten.<br />

Das hieße, die heutigen Drei­Gleichen könnten<br />

vor etwa 1500 Jahren eine große und bedeutende<br />

Befestigungsanlage von Radegundes Vater, König<br />

Berthachar, gewesen sein.<br />

Hörselberg-<strong>Bote</strong> Nr. 89 / 2012<br />

Weiteres Teilstück - Lutherweg in Thüringen<br />

mit Ehrung Radegundes verknüpft<br />

23<br />

Aus dem Wortstamm „mul“ könnte man neben<br />

„Mühle“ auch auf „Pferde oder „Maultiere“<br />

schließen (gemäß „Mulomedicina“ von Renatus)?<br />

Vielleicht hatten die Thüringer hier vor 531 eine<br />

große Pferdezucht für wirtschaftliche und vorrangig<br />

militärische Zwecke? Und sicher mussten<br />

die erfahrenen thüringischen Berufskrieger neben<br />

den Bauernkriegern eine umfassende Ausbildung<br />

im Umgang mit den Waffen und vornehmlich im<br />

Bogenschießen und Reiten erhalten. So könnten<br />

hier gutausgebildete Krieger stationiert gewesen<br />

sein, die im Bedarfsfall sofort einsatzbereit waren.<br />

Thüringer Krieger werden u.a. als Verbündete<br />

der Goten, Hunnen und später sogar der Franken<br />

sowie in eigenen Feldzügen als kampferprobt erwähnt.<br />

Wieso aber stand das „castello“ ausgerechtet bei<br />

Mühlberg? Die Antwort liegt gewiss in der exponierten<br />

topografischen und geostrategischen Lage<br />

sowie den guten Siedlungsbedingungen. Deshalb<br />

haben sicher auch die Thüringer das spätere „castello<br />

mulenberge“ früher bereits als Höhenburg<br />

genutzt. Zumal die Franken im Regelfall keine<br />

neuen Verteidigungsanlagen errichteten, sondern<br />

die vorhandenen der 531 besiegten Thüringer<br />

nutzten und ausbauten. So könnte das 704 belegte<br />

„castello mulenberge“ bereits im 5. und 6. Jahrhundert<br />

den Bewohnern des Hofes der Thüringer<br />

im Raum Erfurt im Kriegsfall als eine Zufluchtsstätte<br />

gedient haben. Auch hierdurch wäre ein Bezug<br />

zu Radegundis denkbar.<br />

(Fortsetzung mit Quellenverzeichnis in der<br />

Herbstausgabe Nr. 90)<br />

Veranstaltungstipp<br />

Alljährlich findet im Gedenken an den Todestag der einigsten Thüringer Königstochter<br />

und großen Heiligen am ersten Sonntag nach ihrem Todestag, dem 13. August 587, ein<br />

ökumenischer Gottesdienst in der St. Lukaskirche in Mühlberg statt. In diesem Jahr beginnt<br />

der Radegundetag am 12. August 2012 um 14 Uhr in der St. Lukaskirche. Anschließend<br />

wird das ca. 18 km lange Teilstück des Lutherweges zwischen Gotha/Seeberg und Holzhausen<br />

durch das Drei­Gleichen­Gebiet eröffnet. <strong>Der</strong> Tag klingt gesellig auf der Mühlburg aus.

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